Umweltmedizin: Der Erlanger Fake
Wie im letzten Blog gezeigt, hätte die Psychodebatte gar nicht stattfinden dürfen, wenn es nach dem anerkannten Stand der Wissenschaft (auf WHO-Level) gegangen wäre.
Wie ist sie nun eingeführt worden? Grundlage für den „Ökochonder“ (erfunden in der Ärztezeitung, vom Spiegel verbreitet) war die sog. Erlanger Studie (1995). Es wurden 90 Patienten untersucht und verlautbart, man habe keinen Umweltbezug finden können, aber psychische Auffälligkeiten. Wissenschaftlich ist seit 1985 bekannt, dass neurotoxische Stoffe psychische Funktionsstörungen hervorrufen und Singer stellte 1990 heraus, dass dies Frühsymptome sind. Die psychischen Auffälligkeiten waren demnach der Umweltbezug. Dass man solche finden würde, war im Voraus zu erwarten. Man hat einfach die Ursache uminterpretiert. Das praktische am Erlanger Fake ist, dass er in anderen Studien wiederholt werden kann. Das Ergebnis ist garantiert.
Es sei noch angemerkt, dass die Struktur der psychischen Störungen anders ist als bei psychiatrischen Erkrankungen. Dies ist in der RKI-Studie nachlesbar (S. 170 ff) und auch die gängige Erfahrung von Patienten, die sich einer psychiatrischen Untersuchung gestellt haben. Vielen wurde gesagt: „Sie haben psychische Probleme, die aber nicht psychiatrisch therapierbar sind“. Dies zeigt, dass eine gründliche psychiatrische Untersuchung stets zutage bringt, was seit über 20 Jahren wissenschaftlich bekannt ist.
Es sei schließlich darauf hingewiesen, das der Arbeitskreis MCS der DEGAUM (Deut. Ges. f. Arbeits- und Umweltmedizin) 2002 publiziert hat, dass MCS eine schwere organische Erkrankung ist und Psychotherapie allenfalls stützenden Charakter haben kann (weiteres: Strategiepapier). Leider werden solche Eingeständnisse von der Patientenszene nicht genutzt und so der Weg geebnet, dass derartige Fortschritte auch wieder zurückgenommen werden, was 2005 erfolgte.
Wären die wissenschaftlich entscheidenden Tatsachen bei den Betroffenen bekannt, wären solche Revisionen nicht möglich.
Im nächsten Blog: die wissenschaftlichen Beweise dafür, dass MCS durch Lösemittel, Organophosphate, Carbamate, Pyrethroide, einige chlororganische Pestizide, Kohlenmonoxid, Schwefelwasserstoff und Quecksilber erzeugt wird.
Autor: Dr. Tino Merz, Sachverständiger für Umweltfragen für CSN – Chemical Sensitivity Network, 8. September 2009
Teil 1: Gezielte Propaganda gegen MCS zur Täuschung der Rechtspflege über den Stand der Wissenschaft
Weiterführende Informationen:
Na, da hoffen wir, dass greise Professoren Nachricht erhalten, dass ihre Großtaten im Internet ausgestellt werden.
Erlanger Schule? Erlanger Schule!
Zitat aus einer Pressemitteilung:
„Prof. Dr. Gerhard Lehnert, ehemaliger Direktor des Institutes und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg, feiert am 3. April 2005 seinen 75. Geburtstag.
Gerhard Lehnert, in Breslau geboren, wurde 1955 an der Medizinischen Fakultät in Köln promoviert und habilitierte sich 1968 am Erlanger Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, dem ersten Lehrstuhl für Arbeitsmedizin der Bundesrepublik Deutschland. Mit dieser Habilitationsschrift über den „Blutbleispiegel und seine Bedeutung für die Pathogenese und Prävention der beruflich bedingten Bleivergiftung“ begründete er das heute in der Arbeits- und Umweltmedizin unverzichtbare Biomonitoring. Damit verbunden führte Gerhard Lehnert das arbeitsmedizinische Grenzwertkonzept ein. Auch an der Etablierung der externen Qualitätssicherungsprogramme für toxikologische Analysen im biologischen Material, die heute internationalen Ruf genießen, wirkte er federführend mit.
Von 1971 bis 1989 war Gerhard Lehnert ordentlicher Professor für Arbeitsmedizin an der Universität Hamburg und von 1989 bis zu seiner Emeritierung im Oktober 1998 Direktor des Instituts für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin der Universität Erlangen-Nürnberg. Von 1998 bis April 2000 leitet Prof. Lehnert das Institut kommisarisch. Von 1991 bis 1997 war er Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg.
Auch nach seiner Emeritierung ist Prof. Lehnert in der Bundesärztekammer, sowie im Medizinischen Fakultätentag und in dem von ihm initiierten allgemeinen Fakultätentag tätig. Darüber hinaus ist er in der Beratung der DFG aktiv, sowohl als Gutachter für die Entscheidung über die Gewährung von Sachbeihilfen zur Realisierung von Forschungsvorhaben als auch bei Sachfragen der DFG-Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe. Unverändert ist sein Rat von Bundes- und Landesministerien und Unfallversicherungsträgern gefragt. Viel Engagement bringt er auch für das Amt als Vorsitzender der Baader-Stiftung zur Förderung der Arbeitsmedizin auf.“
http://www.presse.uni-erlangen.de/infocenter/presse/pressemitteilungen/nachrichten_2005/03_05/4072lehnert75.shtml
Ein Film aus dem Jahr 1998 zum Thema „Erlanger Schule“
Unbedingt anschauen. Der Film ist ein Lehrfilm.
Lehnert und Triebig inklusive
http://video.google.de/videoplay?docid=-2592868530809721426&ei=MRtTSve1ApfK2wKFwMzKCQ&q=toxcenter&so=1#
Erlanger Schule? Erlanger Schule!
Besten Dank Dr. Merz für Ihre aufklärenden Ausführungen. Gut dass sie aufdecken, was MCS Kranken bewusst Schaden zufügt. Denn Ökochonder sind wir keinesfalls, wie der anerkannte Stand der Wissenschaft (auf WHO-Level) belegt.
In Deutschland muss man akzeptieren, dass man diesen Stand der Dinge nicht einfach ignorieren kann, sondern dieser hat Bestand.
„Wessen Geld ich krieg, dessen Lied ich sing“. Der Beitrag macht einmal mehr deutlich, dass leider auch einflußreiche Akademiker jegliches ethische oder moralische Verantwortungsbewusstsein in ihrer Brieftasche abgelegt haben. MCS-Betroffene und gefährdete Menschen werden mit Absicht unwissend gehalten und mit Halbwahrheiten und sogar Lügen so manipuliert, dass sie sich wie Selbstmörder auf Raten verhalten.
Offenbar gibt es keine umweltschädliche und Menschen krankmachende Schweinerei, für die nicht ein Akademiker einen positiven Bericht oder Gutachten anfertigt, damit diese Geldmaschine für die Industrie weiter funktionieren kann. Dr. Tino Merz gehört zu den Ausnahmen, die den Leser dankenswerter Weise die Augen öffnen.
Vielen Dank!
Gerhard
Liebe Kommentatoren,
es geht weder um Moral, noch um „Brieftasche“. Es geht um Korrumption des Rechtsstaates.
Dieser Rechtsstaat schützt Euch, aber nur in der Weise, wie ihr ihm auch nutzt!
Der englischen Historiker Lord John Acton (1834 – 1902) ist bekannt vor allem durch sein berühmtes Zitat:
“MACHT neigt dazu, zu „korrumpieren“ und absolute Macht korrumpiert absolut.“
Hallo Herr Dr. Merz,
zunächst auch von mir recht herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft, uns Chemikaliengeschädigten Ihre Informationen als kompetenter Sachverständiger für Umweltfragen zur Verfügung zu stellen.
Bezüglich Ihres Hinweises :
„Der Rechtsstaat schützt Euch, aber nur in der Weise, wie ihr ihm auch nutzt“
hätte ich gerne noch detailliertere Hinweise, da ich diesen Satz in dieser Kurzform nicht so ganz verstanden habe.
Ich habe bisher keinen Schutz von diesem „Rechtsstaat“ erfahren. Inwiefern können wir Chemikaliengeschädigten diesem Staate „nutzen“?
Da ist ein böser Druckteufel drin, es muss heißen, „wie ihr ihn auch nutzt“.
Ich will das nutzten, den Sachverhalt vertieft zu erklären.
Wenn Sie „bisher keinen Schutz“ verspürt haben, so liegt das daran, dass vielfach in Deutschland ganz allgemein der „allgemein anerkannte Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis“ nicht bekannt ist. MCS ist anerkannt und zwar als schwere organische Erkrankung, aber gewisse Experten verbreiten den Eindruck, es müsse erst noch erforscht werden (die Psychothese ist nur eine Hilfs- oder Stützthese). Rechtlich verheerend ist vor allem die Demontage des „Standes der Wissenschaft“. Die hat so hervoragend geklappt (ein Geniestreich war der Erlanger Fake), dass die Umweltmediziner dies glauben und die Mehrheit der SHG’s auch. Damit haben sie schon verloren.
Der Stand der Wissenschaft ist ein Rechtsbegriff. Man kann nichts Falscheres machen, als in Gutachten mit neuester Literatur auffahren. Denn das erweckt den Eindruck, als sei der wissenschaftliche Diskurs noch nicht abgeschlossen. Das machen die umweltmedizinischen Gutachten durch die Bank. Ihnen fehlt die rechtliche Grundlage.
Da von der Klägerseite von vorn herein – Mandantschaft, Anwalt und Gutachter – die Sache falsch angefasst wird, müssen sie sich nicht wundern.
Der Rechtsstaat ist in Ordung, mit der Verdrehung des Standes der Wissenschaft haben die „Experten“ aber Verfassung und Gesetz unterlaufen. Das wird solange weitergehen, solange dieser Missstand von den Betroffenen und ihrer Helfer nicht benannt wird. Da hilft keine Moral.
Der Rechtsstaat funktioniert nur, wenn jeder seinen Teil tut. Für Gerechtigkeit ist er nicht zuständig (vgl. „Recht bekommen“ auf meiner website).
Auch bei mir waren Medikamente 2002 Auslöser der Unverträglichkeiten von Chemikalien. Aber die Ärzte stritten ab,dass mein immer unerträglich werdender Zustand an den Medikamenten liegt. Ich habe mich sehr quälen müssen, konnte 2 Jahre vor Schmerzen nicht schlafen, weil es nicht so einfach wieder zurückging. Gehe seitdem zu keinem Arzt mehr.
Mir wurde sogar gesagt, ich würde sterben ohne Medikamente. Dabei lebe ich warscheinlich nur noch, weil ich es selbst beendet habe.
D a n k e , Herr Dr. Merz.
Sie geben mir Hoffnung und Zuversicht, sowohl gesundheitlich als auch rechtlich doch noch weiterzukommen. Ich bin von einem Medikament schwer nervengeschädigt und habe schon dreimal den Nahtod er- und überlebt. Aber fast alle Ärzte (je höher sie in der Hirarchie der „Elitemedizin“ stehen, desto ausgeprägter !) tun das als ‚Träumerei‘ und mit der so oft in diesem Forum zitierten Psychiatrisierung ab. Zum Glück hatte ich kurz vor meinem krankheitsbedingten Ausstieg aus dem Berufsleben noch eine USA-Reise, wo ich wegen eines weiteren Schwächanfalls Leute traf, die mir ‚die Augen geöffnet’habe. Genau dieses Medikament war dort wegen erwiesener Todesfälle und millionenschwerer Entschädigungszahlungen vom Markt genommen worden. Das ist jetzt 10 Jahre her, und bei uns wird es noch immer verschrieben! Und weil im Beipackzettel nichts von Nervenschädigung steht, kann es diese halt bei mir auch nicht geben.
Aber ich kämpfe weiter, weil ich weiß, dass ich mit Unterstützung von Ihnen und einigen wenigen anderen rechnen kann.
Weiter viel Erfolg in Ihrem Kampf gegen einen (noch) übermächtigen Gegner!
Josef
he dieses Medikament als Auslöser