Orientteppiche zu Schleuderpreisen – ACHTUNG: Mottengift inklusive!


Auf dem Weg in die City kam ich am exklusiven Teppichladen vorbei. Eigentlich schau ich da schon nicht mehr hin, doch heute lenkte ein riesengroßes, rotes Prozentzeichen für Ausverkauf meinen Blick in die Richtung. Es waren sogar mal Leute drin, was bei diesem Orientteppichladen äußerst selten ist, obwohl die Teppiche vom Aussehen her sehr attraktiv sind – Orientteppiche sind eben out. Wer legt sich solche Staubfänger auch noch in die Wohnung? Und die Zeiten, dass jemand tatsächlich glaubt, das seien Wertanlagen, na ja, die ist längst vorbei. Das kann kein Teppichhändler mehr als Verkaufsargument vorbringen. Doch zurück zum Teppichladen auf dem Weg in die City. Was sehn meine Augen mitten auf einem Stapel Perserteppiche, das Stück für ein paar Tausend Euro?

Eine Flasche Mottengift! Mitten im Verkaufsraum, Käufer und zwei Teppichhändler am reden, eine Sprühflasche Mottengift mit Nervengiften. Mahlzeit, dachte ich, zückte die Kamera, um ein Bild für Euch zu machen und für meine Oma, die immer noch einige dieser Mottenpfiffis herum liegen hat und mir bisher nie glauben wollte, dass die teuren Dinger wegen Mottenfraßgefahr mit gesundheitsgefährlichen Nervengiften ausgerüstet sind. Meistens mit Pyrethroiden wie z.B. Permethrin. Doch ich wollte genau wissen, was im aktuellen Fall in der Sprühflasche, die ich gesehen hatte, an Gift drin ist. Im Internet wurde ich nach weniger als einer Minute in einem Profishop für Kammerjäger fündig.

Inhaltsstoffe: Esbiothrin und Permethrin.

Sicherheitshinweise: „Nicht einatmen. Nur in gut gelüfteten Bereichen verwenden. Berührung mit der Haut vermeiden.

Erste Hilfe Maßnahmen: Bei Unwohlsein Arzt aufsuchen. Symptomatische Behandlung“

Ich bin dann gleich bei meiner Großmutter vorbei,  hab Ihr mein Erlebnis auf dem Weg in die City erzählt und ihr das Bild gezeigt. Die hat die Farbe gewechselt, sag ich Euch, meine Omi, und meinte nur noch: „Oh Thommy!“.

Leben mit Chemikalien-Sensitivität – ein Alltag mit vielen Einschränkungen

Alltag, Normalität - nicht für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität

Der Alltag besteht aus vielem, das wir als selbstverständlich hinnehmen. Wir – als gesunde Normalbürger. In unserer Gesellschaft gibt es einen etwa 15%-igen Anteil von Menschen die unter MCS, Chemikalien-Sensitivität leiden. Was von Gesunden als selbstverständlich im Leben erachtet wird, ist für diese Mitmenschen alles andere als selbstverständlich. MCS-Kranke müssen ihren ganzen Tagesablauf vorausplanen, um nicht mit Chemikalien in Kontakt zu geraten. Doch selbst eine gute Vorausplanung ist keine Versicherung, dass ein Tag zu Ende geht ohne doch Reaktionen auf Alltagschemikalien erlitten zu haben. Nachfolgend ein Auszug, was im Leben von Chemikaliensensiblen anders ist, worauf diese Mitmenschen verzichten müssen.

Chemikaliensensible müssen verzichten:

  • Sich mit 99% aller Körperpflegemittel und Kosmetika, die es im Handel gibt, zu waschen, cremen, schminken oder parfümieren, Haare zu färben, tönen, spülen usw. Das gilt auch für die Familienmitglieder, die mit in der Wohnung sind und alle Besucher der betreffenden Familie, wenn sie die Betreffenden besuchen wollen.
  • Die Verwendung von 99% aller Hauhaltsprodukte für das Waschen und Pflegen der Wäsche, Möbel, Einrichtungsgegenstände, Fußbodenbeläge, Fenster, des Bades usw.
  • Die Einrichtung der Wohnung mit neuen Möbeln, sofern sie nicht aus Glas, Metall oder unbehandelten Bambus bestehen.
  • Das Auslegen der Fußböden der Wohnung mit textilen Fußbodenbelägen aus Kunstfasern oder behandelten Naturfasern, Kork oder Linoleum. Des Weiteren, wenn sie einen Kunststoffrücken oder gummiert bzw, mit Latex versehen sind. Tabu sind auch Laminat und PVC-Beläge.
  • Der Aufenthalt in Räumen, die direkt mit Gas, Öl, Holz oder Kohle beheizt werden oder in denen Rauchgase, Verkehrsabgase, Zigarettenrauch, Industrieabgase sowie Lösungsmitteldämpfe u.a. flüchtige Substanzen aus Möbeln, Fußbodenbeläge, Farben, Duftstoffe eindringen oder innerhalb des Raumes ausgasen. Dazu gehören auch natürliche Terpene oder Formaldehyde aus Nadelhölzern und einigen Laubholzarten. Daraus folgt, dass der Aufenthalt in fast allen öffentlichen Gebäuden (Ämtern, Behörden, Kaufhäuser, Museen und anderen Kulturstätten, Krankenhäuser oder Arztpraxen) nicht möglich ist.
  • Der Verzehr von konventionell angebauten Lebensmitteln, von Fertignahrungsmitteln und mit Zusatzstoffen versehenen Lebensmittel. Sehr oft wird nur Bionahrung aus Bioläden vertragen, weil diese auch nicht sekundär mit Insektizide oder Pestizide in Berührung kommen.
  • Einfach essen, wozu man Lust hat, weil man viele Lebensmittel nicht verträgt und/oder sich nach einem strengen Rotationsplan richten muss.
  • Einen Arzt aufsuchen, einen Notarzt alarmieren oder eine Klinik aufsuchen, wenn es einen nicht gut geht, weil das Personal sich kaum mit dieser Krankheit auskennt oder die Einrichtung auf die besonderen Bedürfnisse dieser chronisch kranken Menschen nicht eingestellt ist.
  • Wird ein Angehöriger in ein Krankenhaus eingeliefert, kann der/die MCS-Kranke ihn nicht besuchen. Wird er zu Hause krank, wird es ebenfalls sehr kritisch.
  • Selbst wenn der Betreffende durch jahrelanges konsequentes Einhalten der besonderen Maßnahmen, die seinen Gesamtzustand deutlich verbessern, wieder so weit hergestellt ist, dass er einer Erwerbstätigkeit teilweise oder in Vollzeit nachgehen könnte, ist dies kaum möglich, weil kaum ein Arbeitgeber diesen Anforderungen gerecht werden kann oder will und es zu wenig Heimarbeitsmöglichkeiten gibt.
  • Der Aufenthalt in der Nähe von konventionell bewirtschafteten Feldern oder Plantagen, weil diese mit Pestizide, Insektizide und Fungizide belastet sind.
  • Einfach einen Handwerker zu rufen, wenn etwas im Haus defekt ist. Man muss damit rechnen, dass der Handwerker Duftstoffe benutzt hat oder mit Chemikalien in Kontakt war.

Das ist nur ein kleiner Auszug der Restriktionen, die das Leben eines Chemikaliensensiblen tagtäglich erschweren.

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 14. Januar 2010

Weitere Beiträge zum Thema:

Offener Brief: Duft-Briefmarken schränken Behinderte ein

Briefmarken mit Duft könnenm empfindlichen Personen gesundheitlich zusetzen

CSN nimmt Duft-Briefmarken unter die Lupe


Am 7. Januar übergab Finanzminister Schäuble die neuen Wohlfahrtsbriefmarken an Bundespräsidenten Horst Köhler und an Frau Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, Präsidentin der  Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. Das Besondere an den Briefmarken für dieses Jahr: Sie duften nach Obst: Heidelbeere, Erdbeere, Zitrone und Apfel. Die Duftstoffe wurden mikroverkapselt und sollen laut Beschreibung erst durch Reibung freigesetzt werden.

Die duftenden Briefmarken riechen auch ohne Reiben

CSN wollte wissen, ob die Briefmarken tatsächlich erst beim Darüberreiben duften und ließ die Duft-Marken besorgen. Auf die Bitte, die neuen Wohlfahrtsmarken kaufen zu wollen, zog die Dame am Postschalter einen Extra-Ordner hervor und bemerkte fast ehrfürchtig: „Oh ja, das sind die neuen duftenden Briefmarken“. Sie nahm einen Bogen mit Briefmarken hervor, die Heidelbeeren abbildeten, und vermeldete erfreut: „Das kann man ja wirklich riechen, auch ohne reiben.“

Es wurden zwei Wohlfahrtsmarken von CSN erworben und unter die Lupe genommen. Beide Briefmarken riechen auch ohne dass man mit dem Finger darüber reibt. Die Erdbeer-Briefmarke verströmt genau genommen einen Geruch wie eine billige Zahncreme mit Erdbeergeschmack und der Geruch der Zitronen-Briefmarken erinnert an Toilettenreiniger mit künstlichem Zitronenduft. Von natürlichem Obstgeruch keine Spur. Insbesondere der Zitronenduft intensivierte sich schon beim kurzfristigen Liegenlassen der Briefmarke bei Raumtemperatur. CSN verzichtete darauf den Geruch durch Rubbeln richtig zu aktivieren. Es ist damit zu rechnen, dass sich der Duft der Marken durch unvermeidbares Aneinanderreiben von Briefen auf dem Postweg und beim Durchlaufen der Sortieranlagen in den Postzentren intensiviert. Daher ist es durchaus möglich, dass die Duft-Briefmarken auch andere Post kontaminieren.

Falls die verwendeten Duftstoffe auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft wurden, würde es der so oft beschworenen Transparenz dienen, wenn bekannt wäre, nach welchen Kriterien von gesundheitlicher Unbedenklichkeit und mit welchen Methoden getestet wurde. Wurde ein gesunder Durchschnittsbürger oder ein Embryo als Modell zugrunde gelegt? Hat man die Duftstoffe an sich, oder die mit ihnen ausgerüstete Druckfarbe getestet? Hat das Material der Briefmarke einen Einfluss auf die Verträglichkeit? Die Infos der Bundesdruckerei legen nahe, dass bereits beim Drucken erste Spuren der Duftstoffe freigesetzt werden.

Duftstoffallergiker, Chemikaliensensible und Personen, die empfindlich auf Duftstoffe reagieren, kann dieser Werbegag gesundheitlich beeinträchtigen.

Als Resonanz schrieb CSN am 11. Januar den nachfolgenden Offenen Brief:


Offener Brief (vorab per E-Mail)

Duft-Briefmarken schränken Behinderte ein


Sehr geehrter Herr Bundespräsident Dr.Horst Köhler,

sehr geehrte Frau Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg,

sehr geehrter Herr Dr. Wolfgang Schäuble,

Sie haben am 7. Januar im Berliner Schloß Bellevue gemeinsam die neuen vom Bundesministerium der Finanzen herausgegebenen Wohlfahrtsmarken vorgestellt, welche beim Reiben Duftstoffe mit Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer- oder Zitronenaroma freisetzen. Wir möchten Sie dazu auffordern, diese auf den ersten Blick sympathische Idee noch einmal zu überdenken und bitten Sie, Herr Dr. Schäuble, als Bundesfinanzminister höflichst, diese Postwertzeichen wieder aus dem Verkehr zu ziehen, da sie für Personengruppen mit bestimmten Behinderungen und Gesundheitsbeschwerden eine unterschätzte und nicht akzeptable Gefahr darstellen.

Wäre es nicht makaber, wenn einem Teil jener Menschen, denen mit diesen Wohlfahrtsmarken geholfen werden soll, durch deren in Umlauf bringen gesundheitliches Leid zugefügt würde? Ist Ihnen die kritische Haltung des Umweltbundesamtes zu Duftstoffen nicht bekannt? Das UBA weist seit Jahren darauf hin, dass Duftstoffe im öffentlichen Bereich vermieden werden sollten. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) geht davon aus, dass (nach Meggs et al. 1996) rund 11 Prozent der Bevölkerung, das wären heute gut 9 Millionen Menschen, von einer olfaktorischen Hypersensitivität gegenüber Duftstoffen betroffen sind und fordert Warnschilder für beduftete Räume.

Kann man bei Menschen, die auf Duftstoffe mit gesundheitlichen Beschwerden reagieren, von einer Behinderung sprechen?

Nach dem Americans with Disabilities Act (ADA) gilt eine Person als behindert, die durch eine körperliche oder seelische Behinderung in einer oder mehreren Lebensaktivitäten substantiell eingeschränkt ist, die eine Krankengeschichte oder einen Befund zu einer solchen Behinderung besitzt oder die von anderen als derartig behindert wahrgenommen wird.

Das von der Bundesregierung am 30. März 2007 unterzeichnete Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-Behindertenkonvention) definiert behinderte Menschen als Personen, die unter langfristigen, körperlichen, seelischen, geistigen oder sensorischen Einschränkungen leiden, welche sie aufgrund diverser Barrieren an einer gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hindern können.

Parfümierte Postwertzeichen schränken Allergiker, Asthmatiker, Chemikalienkranke und andere empfindliche Menschen in ihrer Lebensführung auf unzumutbare Weise ein, was gegen die UN-Behindertenkonvention verstößt und auch dem im ADA formulierten Schutz behinderter Menschen nicht gerecht wird. Sehr empfindliche Kranke und solche, die unter Kontaktallergien auf Duftstoffe leiden, brauchen die Spuren dieser Stoffe nicht einmal zu riechen und werden nichts ahnend den ihnen verbliebenen, meist in prekärer finanzieller Situation schadstofffrei hergerichteten Lebensraum verseuchen.

Bisher konnten Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen durch Duftstoffe wenigstens ihre Postsendungen ohne fremde Hilfe in Empfang nehmen und öffnen. Diese Autonomie und Lebensnormalität wird ihnen genommen. Wer mit körperlichen Reaktionen rechnen muss, wenn er mit Duftstoffen in Kontakt kommt, wird selber keine Postsendungen mehr in Empfang nehmen können und auf andere Menschen angewiesen sein, die ihm diese ‚Briefbomben‘ aussortieren. Möglicherweise geht eine komplette Zustellung verloren, weil ein einziger Brief mit einem parfümierten Postwertzeichen alle andere Post kontaminiert hat.

Zu Weihnachten 2004 gab es eine ähnliche Aktion mit Duftaufklebern zum Rubbeln. Anders als damals von einem Mitarbeiter der Deutschen Post AG behauptet, sind die Duftstoffe nicht unter sicherem Verschluss. Niemand kann sich sicher sein, dass nicht schon auf dem Versandweg jemand an den Briefmarken rubbelt oder dass diese Substanzen aufgrund mechanischer Einwirkungen freigesetzt werden. Postsendungen kamen damals von selber duftend an und werden dies heute wieder tun.

Durch solche Sendungen können u.U. Menschen, die bisher an keiner Allergie gelitten haben, sensibilisiert werden. Wurden die verwendeten Duftstoffe ausreichend daraufhin getestet? Würden Sie für deren Unbedenklichkeit ihre Hand ins Feuer legen? Ist Ihnen bekannt, dass die wenigsten in Deutschland verwendeten Duftstoffe auf ihre Verträglichkeit geprüft sind. Nach dem „Spezialbericht Allergien, 2000“ des Bundes sind etwa 15 bis 25 Prozent der Bevölkerung von atopischen Krankheiten betroffen und ein Drittel ist allergisch sensibilisiert. Sollte nicht alles getan werden, diese Zahlen nicht weiter ansteigen zu lassen?

Duftstoffe lösen bei Menschen mit entsprechender Sensitivität eine Vielzahl von körperlichen Reaktionen aus. Je nach Erkrankung und Gesundheitszustand reichen diese von harmlosen Irritationen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen. Folgende Beschwerden können einzeln oder in Kombination auftreten:

Müdigkeit, Niesen, Augenbrennen, gerötete Haut, Juckreiz, Bläschen, Entzündungen, Anschwellen und Brennen der Lippen, Brennen der Nasenschleimhäute, Brennen auf der Zunge, Zahnschmerzen, Husten, Stimmversagen, Atemnot, Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, Migräne, Sprachstörungen, Gedächtnisstörungen, anhaltendes schmerzhaftes Übergeben, Herzschmerzen, Herzrasen, Schockzustand, Bewusstlosigkeit, Koma.

Häufig erhöht ein Vorfall mit Duftstoffen die Sensibilität für andere Substanzen oder macht eine über einen längeren Zeitraum durch Vermeidungsstrategien und gesunde Lebensweise mühselig erreichte Verbesserung des Gesundheitszustandes zunichte.

Nicht zuletzt können künstliche Düfte auch gesunde Menschen in ihrem ästhetischen Empfinden belästigen und erreichen nie die Sinnlichkeit ihrer Vorbilder. Legen Sie ein paar Äpfel vom Biobauer in Ihr Schlafzimmer und vergleichen sie das mit dem Duft dieser Briefmarken.

In Anbetracht all dessen fordern wir von Ihnen, dass die zu erwartenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen des auf Duftstoffe sensibilisierten Anteils der Bevölkerung zur Kenntnis genommen wird und das in Umlauf bringen der Duft-Briefmarken gemäß des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderung umgehend gestoppt wird.

Mit freundlichen Grüßen

Silvia K. Müller        Bruno Zacke

CSN – Chemical Sensitivity Network

Eine Sekundengeschichte: „…nur eingecremt“

Eingecremt reicht aus um Gesundheitsbeschwerden bei anderen auszulösen„Mutti – ich habe dir doch schon hundertmal gesagt – wenn du zu uns kommst, dann bitte ohne jegliche Duftstoffe, Parfüms und Weichmachergeruch“, ärgerte Susi sich über das leichtfertige Verhalten ihrer Mutter.

“ Ach Susi, ich komme doch ohne Geruch, bin rein wie ein Eiskristall aus den Alpen.“

„Eben nicht! Du riecht nach irgendwelchen Duftstoffen.“

„Ich habe mich heute früh doch nur etwas eingecremt“, versuchte die Mutter zu beschwichtigen.

„Aha – mit duftfreier Vaseline?“

“ Das nun nicht gerade…“

„Das nun nicht gerade – wie schön. Mein Leben ist dir egal. Ich habe Herzrasen, mir ist schwindlig und ich breche fast zusammen. Vielen Dank!“, erregte sich Susi mit schwacher Stimme, wütend über die Ignoranz der Mutter.

„Dann komme ich eben überhaupt nicht mehr“, erwiderte gereizt Susi’s Mutter.

„Tut mir leid – aber wenn du kein Einsehen hast, muss ich sogar darum bitten!“ stöhnte Susi, der es zusehend schlechter ging. Sie hörte nur noch das Zukrachen der Tür.

Wenige Tage später meldete die Schlagzeile einer Zeitung: „Frau mit psychosomatischer Störung verstößt ihre Mutter!“

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. Januar 2010

Informationen über Gesundheitgefahren durch Duftstoffe:

Gedicht am Sonntag: Grauer Mond

Vollmond

Grauer Mond

Grauer Mond am schneegrauen Himmel

du siehst so verändert daher

und doch so beständig

Jahr um Jahr bescheinst

du die Nacht.

Nur heute wirkst du so farblos –

irgendwie traurig und versteinert

wie altes Gemäuer.

Grauer Mond lässt die Schneeschauer

an sich vorüberziehen –

man muss schon genau hinsehen

dich suchen

hinter dem Nebel

aber du bist da.

—–

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“  geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Autor: Mona die Glasprinzessin für CSN – Chemical Sensitivity Network, 10. Januar 2010

Mona’s Geschichte: Mona die „Glasprinzessin“ ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und Geschichten der Glasprinzessin:

Naturchaos * Heilung * Rotkehlia, das Rotkehlchen erzählt aus seinem Leben * Dazwischen * Sonntagsgeschichte: Papo Mio’s Oase für Umweltkranke * Isolation –  Sonntagsgedicht der Glasprinzessin * Vertigo * Wohlig * Am Bug * Ich nehm Dich mit* KinderlachenEinsicht – Aussicht Im Walde * Tausendschönchen * Karrusell * Der Piano-Player * Von Mara zu Joy * Finden * Geborgenheit * Hereinspaziert * Funktion * Ausweg * Erdverbunden Himmelsverwoben

PMS – Prämenstruelles Syndrom – Natürliche Hilfe für die Tage vor den Tagen

PMS SchmerzenDie Tage vor den Tagen –  Ein Thema, dass viele Frauen besonders „lieben“. Etwa die Hälfte aller Frauen zeigt Anzeichen von PMS (Prämenstruelles Syndrom). Nervige und belastende Symptome wie Kopfschmerzen, Migräne, schmerzende Brüste, Bauchweh, Unwohlsein, depressive Verstimmung oder Gereiztheit treten jeden Monat bei Millionen von Frauen auf. Und „Ich krieg bald meine Tage“ kann man auch schlecht als Entschuldigung sagen, wenn es einem schlecht geht. Schließlich ist PMS vielen Frauen immer noch peinlich.

Das Wichtigste wäre den Betroffenen wohl eine wirksame und schonende Behandlung. Medikamente sind nur Notfallhilfen, weil sie Nebenwirkungen haben und nicht über längere Zeit jeden Monat eingenommen werden sollten. Und langfristig wird man die Beschwerden damit auch nicht los.

Schonende und natürliche Behandlungsmethoden, die in den Alltag passen, sind also gefragt. Die gute Nachricht: In vielen Fällen ist das möglich. Eine Behandlung aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), die u.a. mit Akupressur arbeitet, kann Linderung bringen. Langfristig gibt es keine Nebenwirkungen, allerdings können sich die Beschwerden mit der Zeit sogar dauerhaft bessern.

Hier finden Sie erst mal eine kleine Reihenfolge von Akupressurpunkten. Damit können Sie die Symptome lindern. Setzen Sie diese Punkte nach Bedarf ein, um Ihre Symptome zu lindern, z.B. morgens und/oder abends in der angegebenen Reihenfolge. Sie können auch einzelne Punkte zwischendurch drücken. Akupressieren Sie jeden der Punkte (auf beiden Körperseiten) für 1-2 Minuten.

Akupressur Fuss1. Am inneren Fußrand. Dort ist ein Knochen zu tasten, in Richtung Knöchel eine Erhebung. Direkt vor dieser Erhebung liegt der Punkt. Mit Daumen oder Zeigefinger mittelfest drücken.

Akupressur Fuss, Akupressurpunkt 22. Vier Finger breit oberhalb der Spitze des Innenknöchels, hinterm Schienbein. Mit den Daumen mittelfest drücken.

Akupressur Hand, Akupressurpunkt3. Dieser Punkt liegt zwei Finger breit entfernt von Ansatz des Handgelenks. Sie finden ihn mittig zwischen den zwei dort tastbaren Sehnen.

Akupressur, Akupressurpunkt Bauch4. Eine Handbreit unterm Nabel. Leicht bis mittelfest mit dem Mittelfinger drücken.

Akupressur, Akupressurpunkt über Nabel5. Vier Finger breit überm Nabel. Mit dem Mittelfinger mittelfest drücken, dabei in den Oberbauch atmen.

6. Man denkt sich eine Gerade vom tiefsten Punkt des Ohrläppchens zur Ohrmuschelspitze und diese bis zum Scheitelpunkt verlängert. Der Punkt liegt auf dieser Geraden und auf der Mittellinie des Kopfes (gerader Mittelscheitel).

Frauen, die unter starken Beschwerden leiden, können von einer Therapie nach der TCM viel profitieren. Regelmäßige Akupunktur oder Akupressur können die Beschwerden deutlich verbessern. Sie können z.B. den als zweites genannten Punkt den ganzen Monat hindurch jeden Abend akupressieren. Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, könnte Ihnen auch eine Akupunkturbehandlung oder das Erlernen von Qi Gong helfen, die Beschwerden in den Griff zu bekommen.

Autor: Amalie, CSN – Chemical Sensitivity Network, 8. Januar 2010

Weitere Artikel von Amalie zum Thema Akupressur:

Umweltmedizinische Leistungen durch die Krankenkasse erstattet

Arzt und Patient oft hilflos weil Krankenkassen nicht zahlen

Patienten, die an einer Umweltkrankheit leiden, benötigen oft spezifische Diagnostik und ganz spezielle Therapien. Erstattung umweltmedizinischer Diagnostik, fallspezifischer Behandlungen und Hilfsmittel können den Gesundheitszustand des Erkrankten oft stabilisieren und Chronifizierung verhindern.

Thommy’s Blogfrage der Woche

  • Hat Eure Krankenkasse umweltmedizinische Diagnostik übernommen?
  • Wie steht es mit umweltmedizinischen Behandlungen beim Umweltarzt oder einer Therapie in einer Umweltklinik, half Euch die Krankenkasse?
  • Oder bekamt Ihr nur Steine in den Weg gelegt?
  • Musstet Ihr kämpfen um eine Therapie? Vielleicht sogar vor Gericht gehen?
  • Mit welcher Begründung wurden Eure Anträge abgelehnt?
  • Wurden Euch Hilfsmittel wie z.B. Sauerstoffgerät, Luftfilter, Aktivkohlemaske, Spezialbett genehmigt?
  • Wurden Euch in den letzten 12 Monaten Hilfsmittel, umweltmedizinische Diagnostik oder Therapien zugebilligt?

Berichtet uns über Eure Erfahrungen mit der Erstattung umweltmedizinischer Leistungen durch die Krankenkasse.

Warum Antidepressiva bei so vielen Menschen nicht wirken

Neue Studie zeigt Mängel an der Wirkung von Antidepressiva

Mehr als die Hälfte der Menschen, die Antidepressiva nehmen, erfahren niemals eine Besserung.

Eine neue Studie von Eva Redei von der Northwestern University Feinberg School of Medicine belegt, dass die Ursachen von Depressionen zu stark vereinfacht wurden und Medikamente an den falschen Punkten ansetzen.

Es sieht so aus, als wären zwei lange favorisierte Glaubenssätze über Depressionen nicht mehr haltbar: Zum einen, dass stressreiche Ereignisse eine Hauptursache für Depressionen sind, und zum anderen, dass eine Störung in der Balance der Neurotransmitter im Gehirn depressive Symptome auslöst.

Beide Ergebnisse sind bedeutsam, da diese Glaubenssätze gegenwärtig die Grundlage für die Entwicklung von Medikamenten gegen Depressionen darstellen.

Eva Redei fand auf molekularer Ebene starke Belege gegen das alte Dogma, dass Stress allgemein eine Hauptursache für Depressionen ist. Sie fand, dass es fast keine Überlappung zwischen Genen, die mit Stress in Zusammenhang stehen, und solchen, die mit Depressionen in Zusammenhang stehen, gibt.

In ihrer Präsentation auf der Neuroscience 2009 Konferenz in Chicago sagte Redei: „Dies ist eine sehr große Studie und statistisch aussagekräftig. Diese Forschungsergebnisse eröffnen neue Wege, um Antidepressiva zu entwickeln, die evtl. effektiver sind. Seit 20 Jahren gibt es kein Antidepressivum, das auf einem neuen Konzept basiert.“

Ihre Ergebnisse basieren auf umfangreichen Studien mit einem stark depressiven Rattenmodell, dass viele der Verhaltensauffälligkeiten aufweist, die sich auch bei Patienten mit Depressionen finden.

Geringe Überlappung zwischen Stressgenen und Depressionsgenen

Redei isolierte die spezifischen Gene, die in diesen Tieren mit Depressionen in Zusammenhang stehen. Sie untersuchte die Hirnregionen “Hippokampus und Amygdala“ , die gewöhnlich in Ratten und Menschen mit Depressionen assoziiert werden.

Dann setzte sie vier verschiedene genetische Varianten von Ratten für zwei Wochen chronischem Stress aus. Danach identifizierte sie die Gene, die reproduzierbar die Stressreaktion in allen vier genetischen Varianten in den gleichen Hirnregionen verstärkten oder verminderten.

Redei erhielt so einen Satz von depressionsbezogenen Genen, die aus dem Rattenmodell für Depression stammten, und einen, der aus der Studie über chronischen Stress stammte.

Als nächstes verglich sie die beiden Sätze und suchte nach Überlappungen. „Wenn der Stress die Depressionen verursacht, sollte es eine signifikante Überlappung zwischen diesen beiden Sätzen von Genen geben. Aber es gab keinen.“

Sie fand in den untersuchten 30.000 Genen ungefähr 254 stressbezogene Gene und 1275 depressionsbezogene Gene. Eine Überschneidung gab es nur bei 5 Genen.

Redei schließt daraus, dass es zumindest im Tiermodell keinen belastbaren Hinweis darauf gibt, dass chronischer Stress zu den gleichen molekularen Veränderungen führt wie eine Depression.

Antidepressiva behandeln Stress und nicht Depressionen

Die meisten Tiermodelle, die zum Testen von Antidepressiva verwendet werden, basieren auf der Hypothese, dass Stress Depressionen verursacht. „Man stresst die Tiere und sieht auf ihr Verhalten. Dann manipuliert man das Verhalten der Tiere mit Medikamenten und sagt `OK, dass werden mal gute Antidepressiva“. Aber in Wirklichkeit behandelt man nicht Depressionen, sondern Stress.“

Das ist eine der Hauptursachen, warum aktuelle Antidepressiva so schlecht wirken. Redei sucht nun nach den Genen, die bei den depressiven Ratten anders sind, um Ziele für die Medikamentenentwicklung zu identifizieren.

Redei sagte, ein anderer Grund dafür, dass heutige Antidepressiva oft ineffektiv sind, rühre daher, dass sie darauf abzielen, Neurotransmitterkonzentrationen zu erhöhen, dies basierend auf der populären molekularen Erklärung von Depressionen als Resultat verminderter Konzentrationen der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Aber das sei falsch. Die Medikamente haben die falschen Ziele.

Medikamente haben das falsche Ziel

„Die Medikamente haben sich auf die Effekte konzentriert, nicht auf die Ursachen. Darum dauert es so lange, bis sie wirken, und deshalb sind sie bei so vielen Menschen ineffektiv.“

Ihre Tiermodelle zeigten keine dramatischen Unterschiede in der Anzahl der Gene, die die Neurotransmitterfunktionen kontrollieren. Wenn Depressionen mit Neurotransmitterfunktionen im Zusammenhang stünden, hätte man es sehen müssen.

Ähnlichkeiten zwischen menschlichen und Nagetiergehirnen

Redei sagte, ihre Ergebnisse mit den depressiven Ratten seien sehr wahrscheinlich auf Menschen übertragbar. „Die Ähnlichkeiten zwischen diesen Hirnregionen bei Menschen und Nagetieren sind bemerkenswert. Der Hippokampus und die Amygdala sind Teile des entwicklungsgeschichtlich alten sogenannten Eidechsenhirns, dass das Überleben kontrolliert und auch bei primitiven Organismen das gleiche ist.“

Literatur: Feinberg, Northwestern University, Northwestern Research Finds Antidepressant Drugs Aim at Wrong Target, October 2009

Übersetzung: Karlheinz, CSN – Chemical Sensitivity Network, 4. Jan. 2010

Paradigmenwechsel in der Medizin zu Gunsten der Umweltmedizin notwendig

Zeitung berichtet über Man mit Chemikalien-Sensitivität

Acht Jahre, bis ein Arzt in der Lage war, die richtige Diagnose zu stellen

In der Rheinischen Post (RP), eine der größten Zeitungen am Niederrhein, erschien Mitte Dezember ein Artikel über einen Mann, der acht Jahre von Arzt zu Arzt ging, bis er endlich die richtige Diagnose erhielt. Er reagiert auf nahezu alle Chemikalien, schon in geringster Konzentration, wie sie nahezu überall im Alltag auftreten. Das wurde jahrelang als psychisches Problem abgetan. Dann erhielt der Rheinländer durch einen Arzt aus Süddeutschland endlich die korrekte Diagnose: MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Würde in Deutschland der Umweltmedizin mehr Stellenwert eingeräumt, wären Fälle wie der aktuell in der Rheinischen Post beschriebene vermeidbar.

Körperliche Beschwerden, Psyche sollte schuld sein

Ralf Tollkien war sportlich sehr aktiv, bis er immer mehr Allergien entwickelte. Zu den Allergien kamen immer weitere Gesundheitsbeschwerden, doch kein Arzt war in der Lage, eine korrekte Diagnose zu stellen und festzustellen, was die Ursache ist. Die RP zählt die Symptome auf: „Atembeklemmungen, chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Übelkeit, Kopfschmerz und vieles mehr.“

Die Ursache der Erkrankung: Giftiger Kleber

Der studierte Sportwissenschaftler war Trainer in einem Fitnessstudio. Ein Kleber, mit dem der Fußbodenbelag in seiner Wohnung verklebt war, ruinierte seine Gesundheit. Er gaste über Jahre giftige Chemikalien aus, die, wie die Rheinische Post berichtet, zu einem Immunknacks führten.

Keine Hilfe durch die Krankenkasse

Jetzt muss Ralf Tollkien zurückgezogen leben und sich mit dem Geringsten behelfen, auch finanziell. Sein Wohnumfeld möchte er sich schadstoffkontrolliert herrichten, um seine Gesundheit zu verbessern. Doch dem steht das Verhalten der Krankenkasse entgegen. Die Rheinische Post teilt mit, dass dem 52-Jährigen nicht einmal notwendige Dinge wie ein spezielles Bett gewährt werden. Die Krankenkasse würde sich einfach hinter Vorschriften verschanzen, was lebensnotwendig für den umweltkranken Mann ist, stünde nicht zur Debatte. Um sich zu wehren, fehlt ihm jede Kraft.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. Januar 2010

Literatur: Rheinische Post: Artikel „Allergie raubt jede Energie“ vom 16. 12. 2009

Gedicht: du bist nicht allein

Du bist nicht alleine - Wir sind für einander da

du bist nicht allein

du bist nicht allein

der so leidet.

du bist nicht allein,

den es so schlecht ergeht.

es mag dich nicht trösten,

dass es auch and’re trifft-

doch du bist nicht allein,

weil einer dem and’ren hilft.

du bist nicht allein,

denn es sind ihrer viele.

du bist nicht allein,

tausendmal die gleiche pein.

du bist nicht allein,

weil wir EINE seele sind.

du bist nicht allein,

weil wir zusammenstehn.

du bist nicht allein,

du bist niemals allein…

—–

Autor: Gerhard Becker, CSN  – Chemical Sensitivity Network, 3. Januar 2010

Weitere Gedichte und Geschichten von Gerhard:

Zeitkritisches Gedicht: Verfluchtes Pack * Gedicht: Was bleibt von mir? * Gedicht: Selbstdiagnose * Gedicht: Nur weil ich hinabsteige * Gedicht: …und dann endlich * Ein Lächeln * Gedicht: Deine Atemzüge * Gedicht zum Blog Action Day: Habe Durst * Gedicht zum Blog Action Day: Immer noch nicht verstehen wollend * Lass uns über Realitäten reden * Maske auf – Eine Sekundengeschichte