Orientteppiche zu Schleuderpreisen – ACHTUNG: Mottengift inklusive!


Auf dem Weg in die City kam ich am exklusiven Teppichladen vorbei. Eigentlich schau ich da schon nicht mehr hin, doch heute lenkte ein riesengroßes, rotes Prozentzeichen für Ausverkauf meinen Blick in die Richtung. Es waren sogar mal Leute drin, was bei diesem Orientteppichladen äußerst selten ist, obwohl die Teppiche vom Aussehen her sehr attraktiv sind – Orientteppiche sind eben out. Wer legt sich solche Staubfänger auch noch in die Wohnung? Und die Zeiten, dass jemand tatsächlich glaubt, das seien Wertanlagen, na ja, die ist längst vorbei. Das kann kein Teppichhändler mehr als Verkaufsargument vorbringen. Doch zurück zum Teppichladen auf dem Weg in die City. Was sehn meine Augen mitten auf einem Stapel Perserteppiche, das Stück für ein paar Tausend Euro?

Eine Flasche Mottengift! Mitten im Verkaufsraum, Käufer und zwei Teppichhändler am reden, eine Sprühflasche Mottengift mit Nervengiften. Mahlzeit, dachte ich, zückte die Kamera, um ein Bild für Euch zu machen und für meine Oma, die immer noch einige dieser Mottenpfiffis herum liegen hat und mir bisher nie glauben wollte, dass die teuren Dinger wegen Mottenfraßgefahr mit gesundheitsgefährlichen Nervengiften ausgerüstet sind. Meistens mit Pyrethroiden wie z.B. Permethrin. Doch ich wollte genau wissen, was im aktuellen Fall in der Sprühflasche, die ich gesehen hatte, an Gift drin ist. Im Internet wurde ich nach weniger als einer Minute in einem Profishop für Kammerjäger fündig.

Inhaltsstoffe: Esbiothrin und Permethrin.

Sicherheitshinweise: „Nicht einatmen. Nur in gut gelüfteten Bereichen verwenden. Berührung mit der Haut vermeiden.

Erste Hilfe Maßnahmen: Bei Unwohlsein Arzt aufsuchen. Symptomatische Behandlung“

Ich bin dann gleich bei meiner Großmutter vorbei,  hab Ihr mein Erlebnis auf dem Weg in die City erzählt und ihr das Bild gezeigt. Die hat die Farbe gewechselt, sag ich Euch, meine Omi, und meinte nur noch: „Oh Thommy!“.

16 Kommentare zu “Orientteppiche zu Schleuderpreisen – ACHTUNG: Mottengift inklusive!”

  1. Clarissa 24. Januar 2010 um 10:12

    Das Mottengift ist bestimmt nicht der einzige kritische Stoff, ich denke an die schönen Farben, Mittel gegen Schimmel und Fäule, evtl. noch ein paar Pestizide, der Stramin besteht ja auch pflanzlichen Fasern. Ihr seht bei etwas genauerer Betrachtung findet man noch viel mehr als „nur“ das Mottengift.
    Nicht nur schön an zu schauen, nein auch ganz schön giftig so ein Schmuckstück.

  2. PappaJo 24. Januar 2010 um 10:31

    Das war ja klar! Wie sonst sollten so Dinger nicht auf der Speisekarte der Motten stehen!

    Ich hatte leider auch mal einen Einblick wie Farben (Pulver) hergestellt werden. Die Bayerwerke mischen recht viel Stoffe auf denen ein Totenkopf einzeln oder mit einem „+“ oder auch zwei „++“ deklariert ist zusammen und nach dem Prozess kommt dann ein „angeblich“ ungefährlicher Stoff raus, mit dem dann u.a. unsere Kleidung und Spielsachen für die Kinder gefärbt werden.

    Schöne bunte Welt.

  3. Energiefox 24. Januar 2010 um 16:26

    Ein Totenkopf sollte auf die Spraydose. Ich sehe es ja auch bei meinen Verwandten, Spray für Lederschuhe wo auch ein Hinweis drauf ist nur im Freien zu benutzen, steht recht unbekümmert rum, so das Kinder auch Zugriff haben. Sind ja schon Leute sterbenskrank von so einem Zeug geworden.

    Man schaue aber mal im Internet zum Thema Teppichpflege oder Hozschutzmittel, da werden diese angeblichen Wunderdinge angepriesen. Nur wie gefärhlich die sind, danach sucht man lange.
    Wie immer wir haben eine verdammt verkommene Werbung. Dabei ist seriöse Werbung eigentlich sinnvoll.
    Prima der Bericht Thommy,

    hoffentlich lesen es viele.

    Gruß Energiefox

  4. Eike 24. Januar 2010 um 23:26

    Danke für diesen wichtigen Hinweis.
    Toll, dass dieses „Beweisfoto“ gelungen ist.

    Als MCS Erkrankter sollte man wohl solch einen Orientteppichladen besser nicht betreten.

  5. yolande 25. Januar 2010 um 00:55

    Perserteppiche haben meist noch mehr als Permethrin.

    Die Laboranalysen, die mein UWA beantragte haben ergeben:

    Alte Perser und Kelim’s:

    PCP und oder DDT, Flammschutzmittel. Nur ein Perser hatte Permethrin (neu).

    Der schönste alte Kelim – ein Kunstwerk – (Marokko vor Ort gekauft) DDT in hoher Konzentration – ich habe zugeschaut dass der Spermüllwagen ihn auch zermalmt hat damit er endgültig entsorgt ist.

    Teppiche oder Möbel aus Indien – alle DDT.
    Asien idem.

    Oeko-Teppiche können leider auch belastet sein und der Käufer hat vorab keine Möglichkeit das zu prüfen.

    Wer ein Schadstoffunbedenklichkeits-Zertifikat beim Kauf fragt, der merkt sehr schnell, dass es fast nichts mehr zu kaufen gibt, denn solche Zertifikate stellen nur ganz wenige aus.

  6. Domiseda 25. Januar 2010 um 22:14

    Vor Permethrin war der Mottenschutz bei Teppichen oft Lindan; und vor Lindan war Naphthalin üblich- bei westlichen Teppichen ebenso wie bei Orientteppichen.
    Der Blog vermittelt aber den Eindruck, als wären nur und alle Orientteppiche toxisch belastet. Sind nicht westliche textile Bodenbeläge- mit wenigen Ausnahmen- abgesehen von Insektiziden um ein Vielfaches mehr kontaminiert? Ausgerüstet zudem mit Flammschutzmitteln,weichmacherhaltigen und latexhaltigen Rücken? Teppichbodenklebern? Kunststofffanteilen der Wolle auf kunstharzbeschichtetem Stramin. So kenne ich auch unter den einheimischen- auch nicht der losen Ware- inklusive den sog. ökologischen Wohntextilien auch nicht ein Fabrikat, das für mich als MCS-Kranke tragbar wäre. Im Übrigen wird oft von allergologischer Seite gerade der Staubfängeraspekt von Teppichen und Teppichböden propagiert- leider unter Außerachtlassen der toxischen Zusammensetzung dieser Bodenbeläge und dass sich gerade an Textilien Toxine der Umgebung besonders binden(es sei denn, es handelt sich um kochechte z.B. Fleckerlteppiche).
    Was der Exporthandel aus dem Orientteppich gemacht hat, hat letztlich mit dem originären Orientteppich nichts mehr zu tun.Ein ursprünglicher Orientteppich war immer viel mehr als bloß ein dekoratives „Prunkstück“; er war im Orient zentraler und oft einziger Einrichtungsgegenstand, auf dem gelebt wurde: geboren, gegessen,gestorben;der Orientteppich war Bild und Möbel in einem: zusamengenähte Orienttextilien ersetzten Schränke, Babywiegen,und sie waren Transportmittel.Das „Design“ dieser Teppiche besteht eben nicht bloß aus schönen Mustern, sondern geradezu wie in zeichenhafter Form ist ein jahrhundertelanges kulturelles Gedächtnis wie eingegraben. Ich persönlich finde es äußerst spannend, sich mit dessen Entschlüsselung und Geheimnissen zu befassen.Und: Der frühere Orientteppich war Knoten für Knoten aus reinen Woll- oder Seidenfäden geknüpft auf Kette und Schuß aus reiner Baumwolle (nicht auf Stramin).Wie das Studium von einschlägiger Fachliteratur zu Färbetechniken mich lehrte, wurden die Wolle und Seide gefärbt mit Pflanzenfarben.Diese Färbetechniken sind vergleichbar denen der heutigen ökologischen Betriebe hier bei uns ( deren uneingeschränkte Verträglichkeit bei MCS ich in Zweifel ziehe).Im Übrigen sind in den letzten Jahrzehnten in den orientalischen Ländern an mehrfacher Stelle unter dem Einfluß westlicher Textilforscher Zentren entstanden, die die alten Färbetechniken wiederbeleben nach den alten Rezepturen.Also: nicht jeder Orientteppich besteht aus Anilinfarben von Bayer.
    Wie der Blick in aktuelle Auktionskataloge zeigt, hat der echte Orientteppich keineswegs an Wert verloren – allerdings die billige Exportware .
    Wenn ich so vergleiche: die toxische Summierung aus westlichen Einrichtungsgegenständen plus Wandanstrichen,Fußböden,Wohntextilien im Vergleich zu einer Einrichtung mit Lehmwänden und Orientteppich, erscheint dessen Toxizität (ohne dass ich irgendetwas beschönigen will! –allein die von Thommy beschriebene Insektizidbelastung, das von Yolande genannte DDT,PCP usw sind indiskutabel und untragbar) dennoch vergleichsweise marginal, wenn man auch berücksichtigt: Orientteppiche können von darauf spezialisierten Betrieben chemisch gereinigt werden und (im Gegensatz zu den meisten heutigen westlichen Teppichgebilden):so oft man will, können sie dann mit verträglichen Wollwaschmitteln, Shampoos oder auch mit Waschnußschalen gewaschen werden ; traditionell werden sie dann in Essigwasser gespült, was ihnen einen unvergleichlichen Glanz verleiht
    Lieber Thommy, vielleicht – wenn Deine Oma nicht zufällig MCS hat- kann sie ihre geliebten Teppiche doch behalten ?

  7. Maria 25. Januar 2010 um 23:40

    Hallo Thommy,

    gut dass Du alles bildlich festgehalten hast.

    Chemikalien in Alltagsprodukten holt man sich leider allzu oft ungewollt und zu anfangs meist unbemerkt in die Wohnung. Die meisten Teppiche werden bereits am Produktionsort mit derartigen Giften ausgestattet. Dass man im Teppichgeschäft noch „nachwürzt“, hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht.

    Leider bringt man gesundheitliche Beschwerden dann nicht mit dem neuen Teppich in Zusammenhang und auch die Ärzte werden den wahren Übeltäter nicht dingfest machen. Es sei denn, man gerät als Patient an einen kompetenten Umweltmediziner.

    Dieser Vorfall bestätigt, dass Aufklärung im umweltmedizischen Bereich, wie auch in punkto Alltagsprodukten und mögliche Schadstoffbelastungen, gar nicht intensiv genug betrieben werden kann. Die Teppichverkäufer werden diese Schadstoffbelastung am Arbeitsplatz vermutlich auch nicht unbeschadet überstehen.

    Derartige mit Chemikalien belastete Waren dürften überhaupt nicht in den Verkauf gelangen. Angemessener Verbraucherschutz ist leider schon lange auf der Strecke geblieben.

    Vielmehr herrscht bei uns Schutz der Wirtschaft! Und zwar auf Kosten unser aller Gesundheit.

  8. Holger 26. Januar 2010 um 07:58

    Teppiche zu Schleuderpreisen, mit denen man sich die Gesundheit ruinieren kann – das ist unglaublich.

    Ich denke ebenso wie Clarissa, Teppiche bergen sicher so manche Chemikalie, die auf die Gesundheit der ahnungslosen Käufer und auch auf die der Verkäufer, einwirken. Der Verbraucher ist mal wieder der Dumme!

    Gut dass Du ein Beweisphoto geschossen hast, Thommy. CSN betreibt wertvolle Aufklärung, wo andere industriegesteuert die Augen schließen…

  9. Doris 31. Januar 2010 um 18:10

    Ich habe den Fehler begangen, einen reinen Schurwollteppichboden mit Wollsiegelqualität zu kaufen. Wollsiegelqualität bedeutet Mottenschutz! Bin von dem Teppichboden richtig krank geworden und habe nach der Verlegung MCS entwickelt.

    Kann nur davor warnen, Produkte mit Wollsiegelqualität zu kaufen. Es gibt sogar Matratzen mit Schurwollauflage in Wollsiegelqualität!

  10. Lucie 7. Februar 2010 um 05:55

    Hallo Doris,

    Bekleidung ist auch oft mit dem Wollsiegel versehen und in Folge dessen mit Mottengift ausgestattet. Es ist also kaum zu glauben, dass man beim Tragen solcher Textilien die Nervengifte direkt auf der Haut trägt, aber leider Realität. Hier liegt einiges im argen, daher ist umfassende Aufklärung äußerst wichtig.

    Gruß Lucie

  11. Andy 7. Februar 2010 um 14:43

    Thommy, das hast du gut gemacht, ganz prima auch die Fotos. Habe früher selbst Teppich gekettelt u. hatte immer sehr starke gesundheitliche Probleme die bis heute anhalten wie Asthma, Bronchitis, Schwindel, Übelkeit usw. Wusste damals leider nichts über die Schädlichkeit von hiesigen Teppichböden, hatte dies gewerblich betrieben u. am Anfang sogar in der Privatwohnung. Das war nur eine Art der vielen Gifte deren man ausgesetzt ist. Mein Ex hat auch gerne noch Möbel abgebeitzt u. Wände lackiert, da kam einiges zusammen. Und leider habe ich mich auch noch einer Vergiftung aus einem Gemisch aus Wäscheentfärber, Essig, Salz, Backpulver u. das I-Tüpfelchen – Danchlorix, ausgesetzt, das gab eine Verpuffung, die mir sprichwörtlich den Atem verschlug und mir Speiseröhre, Atemwege, Magen verätzte u. schwere Hirnstörungen nachsich zogen, die leider immer schlimmer werden.
    Das wollte ich noch zu dem Thema sagen, dass man zu unvorsichtig, von der Werbung als harmlos hingestellte Putz-u. Reinigungsmittel, umgeht. Ich habe auch Teppiche gemocht, dem Barfuss laufen wegen u. der Geschichten die die schönen Orientteppich erzählen, aber es gibt Wichtigeres – GESUNDHEIT – die wohl keiner mehr von uns hat.
    Mit Deko u. Möbelstoffen ist es dasselbe, hier ist auch besonders Vorsicht geboten.
    Alles LIEBE u. GUTE
    ANDY

  12. Georg 31. Dezember 2012 um 13:20

    Vielen Dank für die Info.

    Kenne mich damit gut aus und verstehe nicht warum solche Sachen nicht verboten sind. 210 mg Permethrin sind bei neuen Wollteppichen erlaubt. Eine Berliner Familie erkrankte bereits bei 64 mg. Ihre Wohnung war hochbelastet mit Permethrin.

    Leider hat das Fraunhofer Institut bei einer Studie mit 38 Personen festgestellt, dass durch belastete Wohnungen nur Befindlichkeitsstörungen auftreten. Man lasse sich die Zahl auf dem Munde zergehen „38“ zu 80 000 Millionen Menschen. Ich kenne einige Personen die durch Permethrin krank wurden und frage mich, ob die Regierung im Tiefschlaf liegt.
    Auch dürfen solche Gifte in Flaschen verkauft werden, die aussehen wie das reinste Ökoparadies, ohne Kennzeichnung ohne alles. Auf Schäden reagiert kein Hersteller. Die Betroffenen stehen alleine im Regen.

  13. Silvia 31. Dezember 2012 um 13:27

    Deinen Bericht kann ioch nur bestätigen Georg. Das ist die Sitution.

  14. Silvia 31. Dezember 2012 um 13:28

    Deinen Bericht kann ich nur bestätigen Georg. Das ist die Sitution.

  15. Ellen 24. September 2022 um 11:25

    Hallo, ich möchte gerne wissen wie man Permethrin erkennen kann.
    Habe ein (teureres) Perserteppich gekauft in Hamburg und es bilden sich immer wieder weisse Flecken unter das Teppich auf den Boden. Kann das Mottengift sein?
    Danke für die Antwort!
    Mein Deutsch ist nicht so gut, komme als Holland.

  16. Silvia 24. September 2022 um 15:47

    Hallo Ellen,
    um Gewissheit zu erhalten, dass der Perserteppich keine Insektizide enthält, muss etwas Material in ein Labor geschickt werden. Die weißen Flecken sind eher nicht von einem Pestizid, sondern von Feuchtigkeit die Schimmel bildet. Viele Grüße, Silvia

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