Spanischer Richter steckt 12-jähriges Mädchen mit CFS/ME und MCS in Psychiatrie
Ein Richter verfügt, dass ein 12-jährigens Mädchen mit Chronic Fatigue Syndrom / Myalgische Enzephalitis (CFS/ME) und Multiple Chemical Sensitivity (MCS) in die Psychiatrieabteilung eines Krankenhauses kommt und untersagt der Mutter, sie zu besuchen. Wir rufen jeden dazu auf, diese Familie zu unterstützen und für Anwaltskosten zu spenden.
DIE FAKTEN
Am Samstag den 5. August 2011, begaben sich zwei Polizisten in Zivil zur Wohnung von V.R., einer 46 Jahre alten Frau mit schwerer CFS/ME und MCS und Fibromyalgie und nahmen ihre Tochter mit (die ebenfalls an CFS/ME und MCS erkrankt ist) um sie in der psychiatrischen Abteilung des örtlichen Krankenhauses in Zentral-Spanien stationär unterzubringen und dem Zugriff der Mutter zu entziehen.
DER HINTERGRUND
Die Mutter, V.R., die selber sehr krank ist, hat jahrelang gegen das Sozialamt gekämpft. Sie wurde von der Schulleitung angezeigt, weil ihre Tochter in der Schule oft fehlte, obwohl ein Richterspruch zu Gunsten der Mutter ergangen war, der die Schulleitung zwang, einen Lehrer zu dem Mädchen zu schicken und sie aufgrund ihrer schweren CFS/ME und MCS zu Hause zu unterrichten.
Die Mutter und die Tochter wurden beide vom Sozialamt gezwungen, einen Psychologen aufzusuchen, obwohl sie die körperliche Anstrengung, zu den Terminen zu erscheinen, noch kränker machte. Auch die Pflege zu Hause, die man ihnen bewilligt hatte, machte sie kränker, da das Pflegepersonal den Erfordernissen einer Umwelt- bzw. Schadstoffkontrolle nicht nachkamen und ihre Wohnung parfümiert und nach Tabakrauch stinkend betraten.
Als sich die Mutter darüber beschwerte, brachte dies für die Sozialdienste das Fass endgültig zum überlaufen, anstatt dass sie auf die besonderen Erfordernisse Rücksicht genommen hätten. Und so beschlossen sie die heimische Pflege einzustellen und machten damit weiter, gegen die Mutter wegen „Isolation“ ihrer Tochter zu klagen, was die Wegnahme der Tochter zur Folge hatte.
DIE MEDIZINIESCHE AKTENLAGE
Der Sozialdienst in dieser Region von Spanien ignoriert die Tatsache, dass drei führende spanische Fachärzten für CFS/ME (von denen einer auch Experte für MCS ist), Dr. Jose Alegre, Dr. Joaquín Fernandez-Sola und Dr. Ana Garcia Quintana bei V.R. und ihrer Tochter CFS/ME und MCS diagnostiziert haben (dazu gehörten z.B. Änderungen ihrer immunologischen Werte, hohe RNase L und virale Reaktivierungen). Man sagt, die medizinische Evaluation wird nun von den örtlichen Psychiatern vorgenommen.
DIE AKTUELLE SITUATION
Gestern ordnete der Richter eine „unbefristete Unterbringung des Mädchens in der psychiatrischen Abteilung des örtlichen Krankenhauses an und untersagte der Mutter, sie zu besuchen. Er behauptete dass jeglicher Kontakt der Mutter für die Gesundheit des Mädchens schädlich wäre“.
Nun ist das Mädchen in den Händen der Psychiater die versuchen zu beweisen, dass Mutter und Tochter eine gemeinsame wahnhafte Wirklichkeitswahrnehmung teilen und am Münchhausen Syndrom leiden, was es der Mutter nicht ermöglicht, für ihre Tochter zu sorgen.
WIE MAN HELFEN KANN
In Anbetracht dieser Situation haben wir, drei Spanische CFS/ME und MCS Initiativen, uns von Anfang an zusammengeschlossen um dieses Mädchen und ihre Mutter auf allen Ebenen zu unterstützen, rechtlich, logistisch, medizinisch usw. Doch wir brauchen dazu finanzielle Unterstützung. Die Mutter bekommt eine monatliche 400 Euro Rente von der sie und ihre Tochter versuchen zu leben. Sie haben nicht die Mittel um die Anwälte zu bezahlen, die nun ihren Fall übernommen haben und versuchen, das Mädchen aus dem Krankenhaus heraus zu bekommen, wieder zur Mutter zu bringen und zu gewährleisten, dass sie ihr Sorgerecht nicht im Kampf mit dem Sozialamt verliert. Wir haben bis jetzt die Rechnungen beglichen, doch unsere Initiativen beziehen keine Fördermittel.
Im Augenblick, während die Anwälte die schwierige Arbeit erledigen, möchten wir selber keinen direkten Druck auf das Sozialamt ausüben und die Anwälte sagen, dass jeglicher Druck durch Öffentlichkeit oder Presse auf diesen Fall negative Gegenreaktionen auslösen würde. Doch sobald uns die Anwälte Bescheid geben, werden wird eine große Öffentlichkeitskampagne starten und wir werden darüber und wie man diese Aktion unterstützen kann unterrichten.
Fürs Erste wollen wir Sie nur über diese sich entwickelnde Situation informieren und bitten um jede erdenkliche finanzielle Unterstützung, die Ihnen möglich ist.
Wir fangen mit diesen Kampf gerade erst an
und
WIR WERDEN ES NICHT ZULASSEN, DASS SIE UNSERE KINDER MIT CFS/ME ODER MCS WEGNEHMEN UND BEHAUPTEN KÖNNEN, SIE HÄTTEN MENTALE PROBELME.
Ich danke Ihnen im Namen von uns allen.
Clara Valverde
Vorsitzende der Liga SFC, Spanien, 12. August 2011
formacionsalud@hotmail.com (an dies Adresse können sie auf Englisch an die Mutter und die Tochter schreiben, es wird auf Spanisch übersetzt)
Ich möchte die Geschichte meiner beinahe tödlichen Erfahrung mit dem Tragen von Invisalign Zahnspangen erzählen. Damals war ich 54 Jahre alt und war immer aktiv und fit. Außer Östrogen nahm ich keinerlei Medikamente ein. Ich bin gegenüber Chemikalien und Medikamenten überempfindlich. Ich mag nur eine aus einer Million sein, bei der es zu solchen heftigen Reaktionen kommt, aber selbst wenn ich nur einer einzigen anderen Person helfe, fühle ich mich besser.
Mein Zahnarzt sagte mir, die Behandlung mit Invisalign würde bei mir zwei Jahre dauern, da meine Zähne dermaßen schief stünden. Ich fing damit im November 2007 an. Mein Zahnarzt war stolz auf mich, denn er wusste, dass ich mich sehr diszipliniert verhielt und die Teile in der erforderlichen Zeit trug. Er sagt, die meisten Leute schummeln und tragen sie nicht so viele Stunden wie ihnen gesagt wurde.
Anfang 2008 begann ich mich schlecht und müde zu fühlen und mir tat alles weh. Ich ging zum Rheumatologen, weil ich dachte, ich hätte Fibromyalgie. Ich wusste, meine Mutter hatte dies. Es wurden Blutuntersuchungen gemacht und festgestellt, dass ich eine leicht verminderte Schilddrüsenfunktion hätte. Dieser Arzt schickte mich zu einem Endokrinologen. Ich vertrug keines der Medikamente, die er mir gab. Er erzählte mir, ich wäre eine sehr interessante Patientin, da meine Schilddrüsenwerte rauf und runter gehen.
Er schickte mich zum Rheumatologen zurück um abzuklären, ob ich vielleicht ein Autoimmunproblem hätte.
Inzwischen ging es mir noch schlechter. Ich schaffte kaum etwas. Ich war schwach und sau empfindlich und alles tat weh. Ich musste vom Sitzen ganz langsam aufstehen. Meine Haare fielen in beängstigendem Maße aus und waren stumpf und schlapp. Auch meine Augenbrauen fielen aus. Ich sah schlechter, meine Fingernägel bekamen Riefen und rollten sich ein. Ich konnte Hitze nicht ertragen. Ich hatte mehrere akute Anfälle, bei denen ich im wahrsten Sinne des Wortes dachte, ich würde sterben. Ich fühlte mich so, als ob meine Lebenskraft vollständig zur Neige gehen würde.
Im April 2009 habe ich die Ärzte völlig verblüfft. Anfang Oktober 2009 war ich noch völlig verängstigt. Ich hatte auch noch Probleme mit meiner Verdauung, musste ständig aufstossen, hatte Gase und schlimme Schmerzen in meinem Magen. Außerdem fühlte sich mein Hals ständig so an, als ob er sich zuziehen würde und ich hatte keinen Appetit mehr.
Ich entschied mich, einen Gastrointestinal-Spezialisten aufzusuchen. Er ordnete eine endoskopische und kolonoskopische Untersuchung an, deren ersten Teil ich im November 2009 hinter mich brachte. Die Befunde waren negativ.
Schließlich war ich mit meiner Zahnspangen-Behandlung in der letzten Oktoberwoche 2009 fertig.
Nur zwei Wochen nachdem ich mit den Spangen fertig war, fing ich an, mich besser zu fühlen. In der dritten Novemberwoche glänzten meine Haare wieder und waren so wie immer. Ich hatte Kraft, meine Magengeschichten verschwanden. Meine Fingernägel wuchsen schneller und sahen normal aus. Ich meldete mich bei einem Gymnastikstudio an und nach ein paar Wochen fühlte ich mich 10 Jahre jünger. Plötzlich fühlte ich mich besser als vor der Invisalign-Behandlung.
Ich war enttäuscht, dass niemand darauf gekommen ist, was mit mir los war. Ich fing an, darüber nachzudenken, was in den letzten zwei Jahren mein Leben verändert hat. INVISALIGN !!!! Ich begann zu recherchieren und bekam heraus, dass manche Leute leicht toxische Reaktionen hatten. Ich wusste, dass ich auf der richtigen Spur war. Ich fand heraus, dass manche Polyurethansorten Zyanide enthalten und dass sich beim Abbau die chemische Zusammensetzung ändert.
Es gab Empfehlungen, nach denen alle Zahnärzte eine Blutuntersuchung vornehmen sollten um festzustellen, ob der Patient ein Problem mit der zahnärztlichen Anwendung von Kunststoffen hat. Alle Leute, denen ich nicht egal bin, sagen mir, ich solle den Hersteller des Produktes verklagen, doch alles was ich wirklich erreichen möchte ist, die Leute aufzuwecken, damit alle Patienten versuchen, für all die verschiedenen Zahnbehandlungsmethoden eine Art Verträglichkeitstest zu bekommen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Erzählen Sie diese Geschichte bitte allen Ihren Bekannten.
Jollie Place
Sehr interessant wäre auch zu erfahren, was Ihrer Ansicht nach Ihre eigene MCS-Erkrankung ausgelöst hat.Lassen Sie es uns durch einem Kommentar im Anschluss des Blogartikels wissen.
An manche Ursache von MCS haben Sie noch nie gedacht
Es wird geschätzt, dass bis zu 15 Prozent der Bevölkerung in den USA und in anderen industrialisierten Nationen an Multiple Chemical Sensitivity (MCS) leiden (1), trotzdem mangelt es an Untersuchungen, warum Menschen diese Hypersensitivität gegenüber Chemikalien entwickeln. Derzeit gibt es hauptsächlich Tierversuche und Studien mit wenigen Probanden, bei denen MCS diagnostiziert wurde.
Nach der führenden Theorie entwickelt sich eine Hypersensitivität für chemische Stimuli in einem Bereich des Gehirns, der als das limbische System bekannt ist und eine Vielzahl von Funktionen steuert, dazu gehören Gefühle, Verhalten, Langzeitgedächtnis und das olfaktorische System (unser Geruchssinn). Tierversuche haben gezeigt, dass sowohl hohe, akute Expositionen als auch niedrige Dauerbelastungen mit bestimmten organischen Chemikalien zu einer Hypersensitivität des limbischen Systems gegenüber späteren geringfügigen Expositionen mit der gleichen oder einer ähnlichen Chemikalie führen können. (2) Die bisher vielleicht umfassendste Theorie zur Pathophysiologie von MCS wurde von Martin Pall entwickelt, emeritierter Professor für Biochemie und medizinische Grundlagenforschung an der Washington State University. Nach Ansicht von Pall sind die Symptome Folge eines Triggers (chemische Erstexposition), der bewirkt, dass sich der Körper in einem Kreislauf verfängt, welcher mit erhöhten Stickoxid Werten, einer erhöhten Produktion von freien Radikalen (oxidativer Stress) und chronischen Entzündungen verbunden ist, und wiederum mit einer ausgeprägten Sensitivität von Gehirn und zentralem Nervensystem gegenüber „normalen“ Stimuli (mittels NMDA-Rezeptor). (3)
Die gesamte aktuelle biomedizinische Forschung deutet darauf hin, daß exzessive chemische Belastungen, die das Entgiftungsvermögen des Körpers überfordern, bei dafür anfälligen Individuen zur Erkrankung an MCS führen können. Das trifft ungeachtet dessen zu, ob die Belastung akut und offensichtlich oder eher schleichend ist und als Niedrig-Exposition über einen verlängerten Zeitraum stattfindet.
Manche, die an MCS erkrankt sind, wissen ziemlich genau, wodurch ihre Erkrankung ausgelöst wurde. Akute Expositionen mit solchen Sachen wie Organophosphat- und Organochlor-Pestiziden, Formaldehyd oder verschiedenste stark wirksame industrielle Lösungsmittel sind eindeutige Beispiele.
MCS und das Golfkriegssyndrom haben vieles gemeinsam und dies überrascht kaum, weil das militärische Personal während der Operation „Desert Storm“ im Jahre 1991 einer hochgradig toxischen Umgebung ausgesetzt war.
In vielen Fällen beleibt der initiale Auslöser einer MCS-Erkrankung jedoch ein Geheimnis. Aus diesem Grunde habe ich beschlossen, nun auf ein paar Quellen chemischer Belastungen hinweisen, von denen Sie vielleicht nicht gedacht hätten, dass sie das Potential haben MCS auszulösen:
Schimmelpilz – Wenn Menschen in Gebäuden mit Wasserschäden leben oder arbeiten und anschließend an MCS erkranken, kann Schimmel der erste Verdächtige sein. Dr. med. Lisa Nagy, eine führende Umweltärztin, hat ihre eigene Erkrankung auf Schimmel als Folge eines Wasserschadens in ihrer Wohnung zurück geführt. Schimmel und Mykotoxine (Schimmel- und Pilzgifte) in wassergeschädigten Gebäuden und deren biologische Wirkung sind gut erforscht. Es wurde festgestellt, dass sie die Produktion von Autoantikörpern auslösen, welche das Gehirn und das zentrale Nervensystem angreifen, periphere Neuropathien verursachen und zahlreiche neuropathologische Folgen haben, einschließlich veränderter Durchblutung und elektrischer Aktivität des Gehirns. (4)
Kohlenmonoxid – Da es sich um ein farb- und geruchloses Gas handelt, kann eine Belastung mit Kohlenmonoxid (CO) über längere Zeit unentdeckt bleiben. Darum ist es wichtig, zu Hause CO-Detektoren einzubauen und Installationen wie gasbefeuerte Boiler regelmäßig warten zu lassen. Nach Pall ist CO-Belastung ein sehr wahrscheinlicher Auslöser für jene Abfolge pathophysiologischer Veränderungen, die zu MCS führen können und er hebt hervor, dass die Symptome einer CO-Vergiftung denen von MCS sehr sehr ähneln. (5)
Candida Hefepilz Überwucherung – Oberflächlich betrachtet könnte ein übermäßiges intestinales Wachstum des Candida Hefepilzes die am wenigsten augenfällige Quelle einer toxisch chemischen Belastung sein, welche zu MCS führen kann. Doch bei vielen MCS-Kranken spricht einiges dafür, dass sie gleichzeitig an einer Störung ihrer Mikroflora im Darmtrakt leiden, die es der Hefe ermöglicht hat, sich weit auszubreiten. In Anbetracht der chemischen Gifte, die solche Hefen wie Candida sp. produzieren, da sie die Kohlenhydrate der Nahrung, die wir zu uns nehmen, fermentieren, leuchtet es in der Tat ein, dass sie in der Lage sind, wenn diese Toxine aus dem Darm in den Kreislauf absorbiert werden, das Gehirn zu vergiften und dass sie letztendlich zur Entstehung vom MCS beitragen könnten. Diese Mikroorganismen erzeugen Ethanol (Trinkalkohol), Acetaldehyd (ein chemisch Verwandter von Formaldehyd) und eine Menge andere Mykotoxine, die längst als neurotoxisch anerkannt sind.
Zahnbehandlung – Viele MCS-Kranke erwähnen zahnärztliche Behandlungen als Auslöser ihrer Erkrankung. Amalgamfüllungen enthalten Quecksilber, ein bekanntes Neurotoxin und immer mehr Menschen beklagen, dass sie an chemischen Sensitivitäten erkrankt sind, nachdem sie sich neueren Methoden der Zahnkorrektur, wie Invisalign unterzogen haben. (siehe Teil 2)
Sicherlich gibt es noch viele andere versteckte Quellen toxischer Chemikalien, die eine MCS-Erkrankung bei jenen auslösen können, die auf Grund genetischer Eigenschaften und andere Faktoren dafür anfällig sind. Schließlich ist unsere Umwelt im 21. Jahrhundert mit solchen Chemikalien gut gesättigt.
Wenn Sie weitere Vorschläge haben, teilen Sie uns diese bitte unten im Kommentarformular mit. Sehr interessant wäre auch zu erfahren, was Ihrer Ansicht nach Ihre eigene MCS-Erkrankung ausgelöst hat.
Gilbert ME (2001), Does the kindling model of epilepsy contribute to our understanding of multiple chemical sensitivity? Annals of the New York Academy of Sciences 933:68-9
Pall ML (2002), NMDA sensitization and stimulation by peroxynitrite, nitric oxide, and organic solvents as the mechanism of chemical sensitivity in multiple chemical sensitivity, FASEB Journal 16(11):1407-17
Energiesparlampen der Hornbach-Eigenmarke „Flair Energy“ überschreiten Grenzwerte für Quecksilber
Baumarktkette lehnt Unterlassungserklärung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zur künftigen Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen ab – DUH erhebt Klage gegen Hornbach wegen Nichteinhaltung von Umweltgesetzen
Von der Baumarktkette Hornbach verkaufte Energiesparlampen der Eigenmarke „Flair Energy“ enthalten regelmäßig zu viel giftiges Quecksilber. Dies ergaben Produkttests der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). Die Untersuchungen weisen bei den geprüften „Flair Energy“ Kompaktleuchtstofflampen durchgehend mehr als die gesetzlich erlaubten 5 Milligramm (mg) Quecksilber auf. Der gemessene Höchstwert lag mit 13 mg um mehr als das Doppelte über dem gesetzlich erlaubten Grenzwert.
Zwar nahm Hornbach inzwischen die Energiesparlampen seiner Eigenmarke „Flair Energy“ vom Markt, doch schließt dies nach Überzeugung der DUH eine Wiederholung nicht aus. Deshalb fordert die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation von Hornbach die Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung, mit der sich das Unternehmen verpflichtet, nur noch Energiesparlampen in Verkehr zu bringen, die weniger als 5 mg Quecksilber enthalten. Dies lehnt Hornbach jedoch ab und verweigert somit jede Garantie, dass künftig alle angebotenen Energiesparlampen tatsächlich die gesetzlichen Quecksilbergrenzwerte einhalten. „Hornbachs Weigerung, verbindlich zu versprechen, zukünftig nur noch Energiesparlampen zu verkaufen, die die gesetzlichen Höchstwerte für Quecksilber erfüllen, ist nicht hinnehmbar“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Die modernen Energiesparlampen (Gasentladungslampen) sparen gegenüber Glühlampen 80 Prozent des Stroms ein, enthalten aber technisch bedingt geringe Mengen des giftigen Schwermetalls Quecksilber. Qualitätshersteller schaffen es heute, den Quecksilbergehalt auf ca. 2 mg zu reduzieren. Um mögliche schädliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit zu minimieren, ist die zugelassene Quecksilbermenge in Gasentladungslampen auf maximal fünf Milligramm je Lampe begrenzt. „Mit so genannten Quecksilber-Dosierpillen bei der Herstellung von Gasentladungslampen stellt die präzise Einhaltung der Grenzwerte heute kein technisches Problem mehr dar. Die Händler müssen nicht fürchten, unbeabsichtigt zu viel Quecksilber in ihren Energiesparlampen zu haben“, erklärt Thomas Fischer, aus dem DUH-Bereich Kreislaufwirtschaft. Lediglich bei Ramschware sei Vorsicht geboten, denn bei dieser werde das Quecksilber gelegentlich noch mit der veralteten und ungenauen Flüssigdosierung eingebracht. Dies sei jedoch nicht mehr zeitgemäß und ein Zeichen minderer Qualität.
Weil Hornbach seinen Kundinnen und Kunden trotz technischer Machbarkeit keinen Schutz vor zu hohen Mengen des Schwermetalls Quecksilber in Energiesparlampen garantieren will, erhebt die DUH nunmehr Klage gegen Hornbach vor dem Landgericht Landau. „Mit unserem Gang vor Gericht wollen wir erreichen, dass Hornbach die geltenden Quecksilber-Grenzwerte für alle angebotenen Energiesparlampen einhält und sicherstellen, dass zukünftig Hornbach-Kunden unbedenkliche Lampen kaufen können“, so Resch.
Literatur:
Deutsche Umwelthilfe e.V., Deutsche Umwelthilfe verklagt Baumarktkette Hornbach wegen zu viel Quecksilber in Energiesparlampen, Berlin, 9. August 2011
Der Bericht über Patrick, einen 19-jährigen jungen Mann, erschütterte viele CSN Blogleser. Schon an den ersten beiden Tagen nach Erscheinen brach der Artikel Rekorde, weil viele der Leser den Link weiterreichten, um auf den tragischen Fall aufmerksam zu machen. Auch die englischsprachige Version „Damn, I do not accept that my life is over!“ fand eine große Leserschaft.
Auf dem zweiten Platz landete die CSN-Blogfrage „Driftet die deutsche Umweltmedizin in die Esoterik ab?“. Die Resonanz war groß und die Blogfrage erregte manche Gemüter. Ein Verein zur Hilfe Umwelterkrankter (VHUE) forderte sogar per Einschreiben/ Rückschein, dass CSN eine Gegendarstellung zu dieser Blogfrage veröffentlichen müsse (wie kann man auf eine Frage eine Gegendarstellung verlangen?), die von deren Präsident Dr. John Ionescu, Geschäftsführerin Monika Frielinghaus und Vorstandsvorsitzenden Dr. Walter Wortberg gezeichnet war. CSN befand, dass diese Forderung und auch die Stellungnahme absurd sind und stellte das Statement nicht ein.
Den dritten Platz in der CSN Blog Top 10 erzielte ein Artikel, in dem Prof. Aas, ein norwegischer Wissenschaftler, auf leicht verständliche Art erläuterte, was MCS ist. Auch dieser Artikel wurde von den Lesern weiterverbreitet und auf vielfachen Wunsch in englische Sprache „Environmental Diseases are not unexplained mysteries“ übersetzt.
Zum Lesen der CSN-Top 10 Artikel, einfach anklicken >>>
“Ich bebe vor Wut!” – Prof. Kodama zur Kontamination nach Fukushima
Im Ausschuss für Arbeit, Soziales und Gesundheit, Japanisches Unterhaus, 27. Juli 2011, morgens/Transkript.
Der Nächste bitte, Zeuge Kodama:
Mein Name ist Kodama, ich bin der Chef des Radioisotopen-Zentrums der Universität von Tokyo. Am 15. März war ich sehr bestürzt. Wir von der Universität Tokyo haben 27 Radioisotopen-Zentren und sind verantwortlich für Strahlenschutz und Dekontamination. Ich selbst bin Mediziner und war über einige Jahrzehnte hinweg an Dekontaminationsarbeiten bei Einrichtungen der Universitätskliniken in Tokyo beteiligt.
Gegen 9:00 morgens am 15. März maßen wir eine Strahlung von 5 microsievert/h in Tokai-mura in der Präfektur Ibaraki und unterrichteten das Ministerium für Erziehung und Wissenschaft gemäß des Artikel 10 der Maßnahmen bezüglich Nuklear- notfallmaßnahmen. [japanisches Gesetz zum Strahlenschutz] Später wurden Strahlungen in Tokyo gemessen, die 0,5 microsievert/h überschritten. Dieser Stand ging bald zurück. Und dann, am 21. März regnete es in Tokyo, und mit dem Regen kam eine Strahlenbelastung von 0,2 microsievert/h. Meiner Meinung nach ist dies der Grund für die bis heute erhöhte Strahlenbelastung.
Zu dieser Zeit sagte Generalstaatssekretär Edano: „Es gibt keine direkten Auswirkungen auf die Gesundheit.“ Ich dachte eigentlich, das werde ein großes, großes Problem werden. Warum war ich so besorgt? Weil das gegenwärtige Strahlenschutzgesetz darauf basiert, kleine Mengen radioaktiven Materials zu behandeln, die sehr hohe Strahlendosen emittieren. In diesem Fall ist die Gesamtmenge des radioaktiven Materials von geringer Bedeutung. Wichtig ist die Höhe der Strahlendosis. Im Fall des Nuklearunfalles im AKW Fukushima I jedoch haben wir 5microsievert/h innerhalb eines 100km-Radius [er bezieht sich auf Tokai-mura], 0,5 microsievert/h innerhalb eines 200km-Radius [bezüglich der Tokyo-Gegend] und Strahlung weit darüber hinaus, sogar in Tee aus Ashigara und Shizuoka [über 300km], wie jetzt jedermann weiß.
Wenn wir Strahlungsverletzung und -Krankheit untersuchen, achten wir auf die Gesamtmenge des radioaktiven Materials. Aber es gibt keinen definitiven Bericht von TEPCO oder der japanischen Regierung über die genaue Menge des radioaktiven Materials, das in Fukushima freigesetzt wurde. Also haben wir auf Grundlage unserer Wissensdatenbank am Radioisotopen-Zentrum unsere Berechnungen angestellt. Bezüglich des thermischen Ausstoßes ist er 29,6-mal höher als die Menge, die beim Atombombenabwurf in Hiroshima freigesetzt wurde. Das Uran-Äquivalent beträgt 20 Hiroshima-Bomben. Beängstigender ist, dass die Strahlung von einer Atombombe innerhalb eines Jahres auf ein Tausendstel abnimmt, während die Strahlung von einem Kernkraftwerk nur auf ein Zehntel abnimmt. In anderen Worten: wir sollten von Anfang an erkennen, dass – genau wie Tschernobyl – das Atomkraftwerk Fukushima I radioaktives Material freigesetzt hat, das der Menge von 10 Atombomben entspricht und dass die resultierende Kontamination viel schlimmer ist als die Kontamination von einer Atombombe.
Von Standpunkt eines Systembiologen muss man, wenn die Gesamtmenge klein ist, nur die jeweilige Menge für jede einzelne Person berücksichtigen. Wenn jedoch große Mengen radioaktiven Materials freigesetzt werden, bestehen sie aus Partikeln. Die Verbreitung von Partikeln ist nicht-linear, und ihre Berechnung ist eine der schwierigsten Aufgaben der Fluiddynamik [Teilgebiet der Strömungslehre]. Kernbrennstoff ist wie in Kunstharz eingeschlossener Sand, aber wenn die Brennstäbe schmelzen, wird eine große Menge kleinster Partikel freigesetzt.
Was passiert dann? Probleme wie das kontaminierte Reisstroh passieren.
Zum Beispiel wurde in Fujiwara-cho in der Präfektur Iwate Reisstroh mit 57.000 Bq/kg gefunden. In Osaki in der Präfektur Miyagi 17.000 Bq/kg, in Minami-Soma City in der Präfektur Fukushima 106.000 Bq/kg und in Shirakawa City in der Präfektur Fukushima 97.000 Bq/kg und in Iwate 64.000 Bq/kg. Das Kontaminationsmuster folgt keinen konzentrischen Kreisen. Es hängt vom Wetter ab. Die Kontamination hängt auch davon ab, wo die Partikel landen – zum Beispiel auf Material, das Wasser absorbiert.
Wir vom Radioisotopen-Zentrum haben der Stadt Minami Soma City bei Dekontaminations-Maßnahmen geholfen. Bisher haben wir sieben Dekontaminationen durchgeführt. Als wir das erste mal nach Minami Soma kamen, gab es nur einen Geigerzähler. Am 19. März, als das Ministerium für Agrikultur, Waldwirtschaft und Fischerei vermutlich die Anweisungen [bezüglich der Viehfütterung] ausgab, gingen in der Stadt gerade Lebensmittel, Wasser und Benzin zur Neige. Der Bürgermeister von Minami Soma veröffentlichte ein Hilfsgesuch im Internet, das weltweit gesehen wurde.
In solch einer Situation hätte niemand auf ein Papier des Ministeriums geachtet, niemand hätte etwas gewusst. Die Bauern wussten nicht, dass Reisstroh im Begriff war, kontaminiert zu werden. Trotzdem kauften sie Futter von außerhalb, gaben hunderttausende Yen aus, fütterten ihr Vieh damit und gaben ihm Trinkwasser. Was sollten wir also jetzt tun? Wir müssen garantieren, dass in dem kontaminierten Gebiet vollständige Strahlenmessungen durchgeführt werden.
Wie ich bereits erwähnte, gab es einen Geigerzähler in Minami Soma City, als wir im Mai dorthin kamen. Tatsächlich gab es 20 Strahlenmessgeräte, die von den US-Truppen zur Verfügung gestellt worden waren. Aber niemand im örtlichen Bildungsausschuss konnte die englische Bedienungsanleitung verstehen, bis wir kamen und ihnen erklärten, wie die Geräte zu bedienen sind. So war das dort.
Zur Lebensmittelkontrolle: es gibt fortschrittlichere Geräte als Germanium-Detektoren, bildgebende Halbleiter-Detektoren. Warum gibt die japanische Regierung kein Geld aus, um sie zu benutzen? Nach 3 Monaten hat die Regierung nichts dergleichen getan, und ich bebe vor Wut. Zweitens: Seit Herr Obuchi Premierminister war [1998], bin ich zuständig für Therapeutische Antikörper im Auftrag des Kanzleramtes. Wir benützen Radioisotope in Antikörper-Therapien, um Krebs zu behandeln.
Mit anderen Worten: meine Arbeit besteht darin, Radioisotope in menschliche Körper zu injizieren. Deshalb habe ich höchstes Interesse an der internen Strahlenbelastung und das ist es, was ich intensiv untersucht habe. Also möchte ich den Mechanismus erklären, wie es zu interner Strahlenbelastung kommt.
Das größte Problem bei interner Strahlung ist Krebs. Wie entsteht Krebs? Weil Strahlung DNA-Stränge zerschneidet. Wie Sie wissen, hat die DNA die Form einer Doppelhelix. In dieser Spiralform ist sie äußerst stabil. Wenn sich jedoch eine Zelle teilt, wird die Doppelhelix zu Einzelsträngen, doppelt sich und wird zu 4 Strängen. Das ist das höchst gefährdete Stadium. Deshalb sind Föten und kleine Kinder, deren Zellen sich rasch teilen, am empfänglichsten für Strahlengefährdung. Selbst bei Erwachsenen gibt es Zellen, die sich rasch teilen wie Haar, Blutzellen und Darmepithel [Bestandteil der Darmschleimhaut], die von Strahlung beschädigt werden können.
Lassen Sie mich Ihnen ein Beispiel dafür geben, was wir über interne Strahlungsbelastung wissen. Eine genetische Mutation verursacht keinen Krebs. Nach der anfänglichen Bestrahlung braucht es einen zweiten Auslöser, damit eine Zelle zu einer Krebszelle mutiert, der „driver mutation“ oder „passenger mutation“ genannt wird. [keine deutsche Bezeichnung verfügbar] Für Details sehen Sie sich bitte das beigefügte Dokument über die Fälle in Tschernobyl und Cäsium an.
Anmerkung CSN: driver mutations (Haupt oder Zellwuchs-Mutationen) sind jene, die den Krebs produzieren, während passenger mutations (Neben oder Gastmutationen) keinen Krebs machen. Vgl. Cancerfocus
Alpha-Strahlung ist sehr berühmt[berüchtigt]. Ich bin erschrocken, als ich von einem Professor der Tokyo Universität erfuhr, der sagte, es sei sicher, Plutonium zu trinken. Alpha-Strahlung ist die gefährlichste Strahlung. Sie verursacht Thorotrast-Leberschäden [später erklärt], wie wir Leberspezialisten sehr genau wissen. Bei interner Strahlung wird häufig auf so und so viele Millisievert verwiesen, aber das ist absolut bedeutungslos. Jod-131 geht in die Schilddrüse, Thorotrast geht in die Leber und Cäsium geht ins Urothel [Gewebe der Harnwege] und in die Harnblase. Ein Ganzkörperscan ist völlig bedeutungslos, ohne sich diese Stellen im Körper anzuschauen, wo Strahlung akkumuliert.
Thorotrast war ein Kontrastmittel, das in Deutschland seit 1890, in Japan seit 1930 benützt wurde, aber man fand heraus, dass 25 bis 30% Prozent der Menschen 20 bis 30 Jahre später Leberkrebs bekamen.
Warum dauert es so lange, bevor sich Krebs entwickelt?
Thorotrast ist ein alpha-strahlendes Nuklid. Alphastrahlung verletzt nahegelegene Zellen, und die DNA, die am meisten betroffen ist, ist ein Gen namens „P53“. Mittlerweile kennen wir Dank der Gentechnik die gesamte Sequenz der menschlichen DNA. Allerdings gibt es 3 Millionen Positionen auf der DNA, die von Person zu Person unterschiedlich sind. Daher macht es heute überhaupt keinen Sinn, so zu handeln als ob alle Menschen gleich wären. Das Grundprinzip sollte die „personalisierte Medizin“ sein, wenn wir interne Strahlung untersuchen,- welche DNA ist beschädigt und welche Art Wandel findet statt. Im Fall von Thorotrast ist es erwiesen, dass im ersten Stadium P53 geschädigt wird und es dann 20 bis 30 Jahre dauert, bis die Zweit- und Drittmutationen auftreten, die Leberkrebs und Leukämie verursachen.
Über Jod-131.
Wie Sie wissen, akkumuliert Jod in der Schilddrüse, und das ist besonders während der Entwicklungsphase der Schilddrüse festzustellen, d.h. bei kleinen Kindern. Aber dennoch: als die ersten Forscher in der Ukraine 1991 sagten: „Es gibt eine ansteigende Zahl von Schilddrüsenkrebs-Fällen“, veröffentlichten Forscher in Japan und den USA Artikel in „Nature“, die besagten: „Es gibt keinen kausalen Zusammenhang zwischen der Strahlung und Schilddrüsenkrebs.“
Warum sagten sie das? Weil es keine Daten gab für die Zeit vor 1986, gab es keine statistische Signifikanz. Die statistische Signifikanz wurde schließlich 20 Jahre später festgestellt.
Warum? Weil der Kurvenausschlag, der 1986 begann, wieder verschwand. Selbst ohne Daten von vor 1986 gab es also den kausalen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Schilddrüsenkrebs-Fälle und der Strahlenbelastung aus Tschernobyl.
Epidemiologische Beweisführung ist sehr schwierig. Es ist unmöglich, Beweise zu liefern, bevor alle Fälle abgeschlossen sind. Daher wird aus dem Blickwinkel des „beschützt unsere Kinder“ eine völlig andere Herangehensweise benötigt. Dr. Shoji Fukushima von der staatlichen Institution „Japan Bioassay Research Center“, die die gesundheitlichen Auswirkungen von chemischen Verbindungen erforscht, hat seit dem Tschernobyl-Unfall Krankheiten im Bereich des Urinaltraktes untersucht. Dr. Fukushima und Doktoren aus der Ukraine untersuchten Teile von Blasen, die bei über 500 Operationen von Prostatahypertrophie [Vergrößerung der Prostata] entnommen wurden.
Sie fanden heraus, dass es in den hoch kontaminierten Gegenden, wo 6Bq/Liter im Urin entdeckt wurde, eine hohe Frequenz von P53-Mutationen gab, obwohl 6Bq/l unbedeutend klingen mag. Sie stellten auch viele Fälle von proliferativen präkazerosen Konditionen fest [entartete Zellen, die Krebs entwickeln können], von denen wir annehmen, dass sie durch Aktivierung von P38 MAP Kinase und dem sogenannten „NF-kappa-B“ Signal bedingt sind, was zwangsläufig zu einer proliferativen Zystitis führt, mit in beachtlicher Frequenz auftretendem Carcinoma in Situ.
Mit diesem Wissen war ich bestürzt, den Bericht zu hören, dass 2 bis 13 Bq/Liter [radioaktives Cäsium] in der Muttermilch von sieben Müttern in Fukushima gemessen wurde. Wir vom Radioisotopen-Zentrum der Universität Tokyo haben geholfen, Minami-Soma City zu dekontaminieren. Wir haben jeweils 4 Leute gleichzeitig geschickt und Dekontaminationen auf der Länge von 700km pro Woche durchgeführt.
Nochmals: das, was in Minami-Soma geschieht, zeigt deutlich, dass ein 20 oder 30 km Radius [vom AKW] überhaupt keinen Sinn macht. Sie müssen mehr ins Detail gehen, wie z.B. in jedem Kindergarten messen. Im Moment werden aus dem 20-30 km Radius 1.700 Schulkinder mit Bussen zur Schule gefahren. Tatsächlich liegt aber das Stadtzentrum von Minami-Soma nahe am Ozean und 70% der Schulen haben eine relativ niedrige Strahlenbelastung. Trotzdem werden Kinder dazu gezwungen, in die Busse zu steigen und den ganzen Weg zu Schulen in der Nähe von Iitate-mura [wo die Strahlung viel stärker ist] zurückzulegen. Die Busfahrten kosten jeden Tag 1 Millionen Yen.
Ich verlange nachdrücklich, dass diese Situation so schnell wie möglich beendet wird. Das Problematischste an der Richtlinie der Regierung ist, dass sie die Bewohner nur für ihre Umzugskosten entschädigen, wenn deren Gebiete als offizielle Evakuierungs-Zonen ausgewiesen sind. In einem kürzlich im Sangiin [Oberhaus der japan. Regierung] tagenden Ausschuss sprachen der damalige TEPCO-Präsident Shimizu und Herr Kaieda, Minister für Wirtschaft, Handel und Industrie darüber. Ich fordere Sie dazu auf, diese zwei Dinge sofort zu trennen – Kompensationskriterien-Belange und das Thema Schutz von Kindern.
Ich ersuche Sie nachdrücklich, alles zu tun, was Sie können, um Kinder zu beschützen. Eine andere Sache, von der ich mich überzeugt habe, während ich die Dekontamination in Fukushima durchführe, ist die Tatsache, dass Notfalldekontamination und permanente Dekontamination unterschiedlich behandelt werden sollten.
Wir haben eine Menge Notfalldekontamination durchgeführt. wenn Sie z.B. dieses Diagramm anschauen, werden Sie feststellen, dass das untere Ende dieser Rutsche die Stelle ist, worauf kleine Kinder ihre Hände legen. Jedes Mal, wenn der Regen die Rutsche herunter strömt, akkumuliert mehr radioaktives Material. Gibt es eine Schräglage, kann die Strahlungsdosis zwischen rechts und links unterschiedlich sein. Bei einer solchen Neigung kann die durchschnittliche Strahlung zwar bei 1 Mikrosievert liegen, aber an einer Seite trotzdem 10 Mikrosievert betragen. Benützen Sie einen Hochdruckreiniger, können Sie die Strahlungsdosis von 2 Mikrosievert auf 0,5 Mikrosievert verringern. Wir müssen mehr Notfalldekontaminationen an solchen Stellen durchführen.
Der Boden unter der Dachrinne ist auch eine Stelle, wo Kinder oft mit ihren Händen hinkommen. Benützen Sie einen Hochdruckreiniger, können Sie die Strahlungsdosis von 2 Mikrosievert auf 0,5 Mikrosievert verringern. Trotzdem ist es extrem schwierig, den Wert unter 0,5 Mikrosievert zu bringen, weil alles kontaminiert ist. Gebäude, Bäume, ganze Gegenden. Sie können die Strahlungsdosis einer Stelle verringern, aber es ist sehr schwer, das für eine ganze Gegend zu tun. Außerdem, welche Probleme müssen wir lösen und was wird das kosten, wenn wir ernsthaft dekontaminieren wollen?
Im Fall der „Itai-Itai-Krankheit“, hervorgerufen durch Cadmiumvergiftung [von einer Mine] hat die Regierung bisher 800 Billionen Yen ausgegeben, um die Hälfte der Cadmium-kontaminierten Gegend, die insgesamt etwa 3.000 Hektar groß ist, zu dekontaminieren.
Wie viel Geld wird es kosten, wenn wir eine tausendmal größere Fläche dekontaminieren müssen? Daher möchte ich drei dringende Anträge stellen.
Erstens: Ich beantrage, dass die japanische Regierung als nationale Strategie die Messung der Strahlung von Lebensmitteln, Erdreich und Wasser mittels Japans fortschrittlichster Technologie wie bildgebenden Semikonduktor-Detektoren betreibt. Das liegt absolut im Bereich von Japans derzeitigen technischen Fähigkeiten.
Zweitens: Ich beantrage, dass die Regierung so schnell wie möglich ein neues Gesetz in Kraft setzt, um die Strahlenbelastung von Kindern zu reduzieren. Im Moment ist alles, was ich tue, illegal.
Das jetzige Strahlenschutzgesetz spezifiziert die Menge der Strahlung und die Arten von Radionukleiden, die die einzelnen Institutionen bearbeiten dürfen. Die Universität Tokyo mobilisiert all die Arbeitskraft ihrer 27 Radioisotopen-Zentren, um Minami-Soma City bei der Dekontamination zu helfen. Aber viele der Zentren haben keine Erlaubnis, mit Cäsium zu arbeiten. Es ist illegal, es in Autos zu transportieren. Aber wir können nicht hoch radioaktives Material bei den Müttern und Lehrern dort lassen, also stecken wir alles in Fässer und bringen die mit nach Tokyo zurück. Sie dort in Empfang zu nehmen, ist illegal. Alles ist illegal. Es ist die Schuld des Parlamentes, solche Situationen so zu belassen, wie sie sind. Es gibt viele Institutionen in Japan, z.B. Radioisotopen-Zentren an nationalen Universitäten, die Germanium-Detektoren und andere hochentwickelte Detektoren besitzen. Aber wie können wir als Nation mit aller Kraft unsere Kinder beschützen, wenn die Hände dieser Institutionen gebunden sind? Dies ist das Ergebnis der groben Fahrlässigkeit des Parlamentes.
Drittens: Ich beantrage, dass die Regierung als nationale Strategie die Fähigkeiten des privaten Sektors mobilisiert, um Techniken zur Dekontamination des Erdreiches zu entwickeln.
Es gibt viele Firmen mit Expertise in radiologischer Dekontamination; Chemie- unternehmen wie Toray und Kurita, Dekontaminationsunternehmen wie Chiyoda Technol und Atox, und Baufirmen wie Takenaka Corporation. Bitte mobilisieren Sie deren Kräfte sobald wie möglich, um ein Dekontamination-Forschungszentrum aufzubauen. Es wird zehntrillionfach Yen kosten, die Dekontaminationsarbeiten durchzuführen. Ich bin tief besorgt, dass es hier zu Öffentlichen Arbeiten mit Ausschreibungen, Konzessionen etc. kommt. Wir können uns den Luxus nicht erlauben, eine Sekunde zu verschwenden, wenn wir den finanziellen Zustand der japanischen Regierung bedenken. Wir müssen herausfinden, wie wir tatsächlich dekontaminieren können.
Was in aller Welt treibt das Parlament, während 70.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben wurden und herum irren?
Prof. Tatsuhiko Kodama ist der Leiter des Radioisotopen-Zentrums der Universität Tokyo. Am 27.7.2011 hielt er als Zeuge im Unterhaus der japanischen Regierung diese Rede zur Lage in den von den havarierten Reaktoren in Fukushima betroffenen Gebieten.
Diese Rede gibt es auf dem Blog EX-FSK auf Japanisch, Englisch, Französisch und Deutsch.
Endlich gibt es in Deutschland ein Krankenhaus, das über speziell eingerichtete schadstoff- und allergenkontrollierte Krankenzimmer verfügt. Jahrelang haben vor allem an MCS Erkrankte um Krankenzimmer gebeten, die den besonderen Bedürfnissen dieser Patientengruppe wenigstens annähernd gerecht werden. Jetzt gibt es drei „Umweltbetten“, für ganz Deutschland. Wenngleich dies zu wenig ist und die Klinik im Norden von Deutschland nicht für jeden der Erkrankten erreichbar, ist es ein großer Fortschritt.
Umweltkontrollierte Krankenzimmer in Hamburger Klinikum
Im März 2011 hatte ein Hamburger Klinikum angekündigt, dass man im fertiggestellten Klinikneubau zwei Krankenzimmer einrichte, die für die besonderen Bedürfnissen von Umweltkranken und Multiallergikern geeignet wären. Bis die Klinik signalisieren konnte, dass die mit viel Sorgfalt ausgebauten Zimmer Patienten aufnehmen können, vergingen weitere vier Monate. Die beiden Umweltkrankenzimmer sind ein Hoffnungsschimmer für Chemikaliensensible aus ganz Deutschland. Leichte bis mittelschwere Fälle können sich in der Hamburger Klinik Operationen, medizinischen Eingriffen und spezieller Diagnostik unterziehen.
Umweltkranke können nun ins Krankenhaus
Seit Mitte Juli 2011 ist das Agaplesion Diakonieklinikum Hamburg (DKH) in der Lage die drei Betten der beiden „Umweltzimmer“ mit MCS-, Umweltpatienten und Multiallergikern belegen zu können. Der Umweltzimmerbereich gehört zur Abteilung der Inneren Medizin in dem seit Februar geöffneten herkömmlich erbauten Regelklinikum mit 360 Betten.
Das DKH ist ein Klinikum, das viele verschiedene Fachbereiche abdeckt und an dem auch Operationen durchgeführt werden. Es handelt sich nicht um eine Umweltklinik und es werden keine umweltmedizinischen Therapien oder Behandlungen durchgeführt, sondern schulmedizinische Interventionen, die auf die jeweilige medizinische Indikation hin ausgerichtet werden. Das Klinikpersonal, mit dem die Umweltpatienten in Kontakt kommen, ist speziell geschult, vermeidet es Duftstoffe zu benutzen und ist bestrebt, den umweltkranken Patienten im Rahmen des Machbaren zu helfen.
Ärztliche Krankenhauseinweisung erforderlich
Zur Aufnahme in den „Umweltzimmern“ benötigt der Patient eine hausärztliche Krankenhauseinweisung. Der Patient oder der einweisende Arzt ruft in der Zentrale des DKH unter Tel: 040-79020-0 an und lässt sich zum Bettenmangement durchstellen. Dort wird der Einweisungsgrund genannt und erklärt, dass ein MCS-, Umweltpatient oder Multiallergiker eine Unterbringung in den „Umweltzimmern“ wünscht. Für die Aufnahme muss der Patient einen ärztlichen Nachweis vorlegen, der ihn als MCS- und Umweltpatient/Multiallergiker ausweist, z. B. ein MCS-Pass oder ärztlicher Befund. In den „Umweltzimmern“ sollen nur Patienten mit umweltbezogenen Erkrankungen als Nebendiagnose aufgenommen werden.
Belegung der Umwelt-Krankenzimmer
Da das DKH mit der Versorgung von MCS-, Umweltpatienten und Multiallergikern Neuland betritt, sollten gerade die Patienten der ersten Wochen dies bedenken, falls am Anfang nicht gleich alles reibungslos funktioniert. Um diese Anfangsphase so unproblematisch wie möglich zu gestalten, ist höchste Kooperation von allen Beteiligten gefragt. Die Hamburger SHG MCS & CFS hält es von daher auch in der Anfangsphase für sinnvoll, wenn nicht die empfindlichsten MCS-Patienten als erstes aufgenommen werden, so lange bis Erfahrungsberichte vorliegen. Diese Vorgehensweise ermöglicht, dass unvorhersehbare Probleme beseitigt werden können. Die Mitarbeiter des DKH sind motiviert, den Umweltpatienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und bitten ausdrücklich um Anregungen und Verbesserungsvorschläge.
Umweltbetten müssen ausgelastet sein
Der Erfolg des Projektes hängt u.a. von der Belegung der Betten ab. Die Hamburger SHG für MCS & CFS teilt deshalb mit, dass für ein dauerhaftes Belegen der Betten mit Umweltpatienten eine ausreichende Nachfrage notwendig ist. Selbsthilfegruppen für MCS und CFS Kranke, Organisationen für Allergiker und Ärzteverbände sind daher aufgerufen ihre Mitgliedern über die Hamburger Umweltzimmer im Agaplesion Diakonieklinikum und die medizinischen Möglichkeiten des Klinikums zu informieren.
Selbsthilfegruppe unterstützt bei Fragen
Die Hamburger SHG Umweltkrankheiten MCS & CFS bietet an, Fragen zu den „Umweltzimmern“ von akut krankenhausbedürftigen MCS- und Umweltpatienten/ Multiallergikern oder bereits aufgenommener Patienten zu beantworten. Es sei darauf hingewiesen, dass die Organisatoren der Selbsthilfegruppe ebenfalls erkrankt sind und aufgrund der eigenen begrenzten Leistungsfähigkeit Anfragen vornehmlich unter der Faxnummer 040-63975226 oder per E-Mail unter shg-umweltkrankheiten-hh@gmx.de entgegennehmen. In sehr dringenden Fällen kann die Selbsthilfegruppe auch telefonisch unter 040-6300936 erreicht werden.
Kooperativ dem Pilotprojekt zum Erfolg verhelfen
Die Hamburger Umwelt-Krankenzimmer sind die Ersten ihrer Art in Deutschland, das bedeutet, in der Anlaufphase ist höchste Kooperation eines der wichtigsten Kriterien um dem Pilotprojekt zum Erfolg zu verhelfen. Die SHG Umweltkrankheiten MCS & CFS – Hamburg ist sehr auf die Erfahrungen von Patienten der „Umweltzimmer“ angewiesen, um deren Verbesserungsvorschläge und Eindrücke mit dem DKH zu besprechen und bittet nach dem Aufenthalt in den „Umweltzimmern“ um Rückmeldung. Konstruktives Feedback von Patientenseite wird mithelfen, dass dieses Projekt für Umweltkranken aus ganz Deutschland im Falle der Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthaltes eine Perspektive wird.
Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23.07.2011
Literatur:
SHG Umweltkrankheiten MCS & CFS – Hamburg, Infobrief “DKH belegt ab sofort die Betten in den „Umweltzimmern“ mit MCS- und Umweltpatienten/Multiallergiker“, Hamburg, 22.07.2011
Volle Rentenleistungen aus der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung (BUZ) und der gesetzlichen Rentenversicherung bei MCS?
Regelmäßig ist es für an MCS erkrankte Patienten schwierig, gegenüber der Deutschen Rentenversicherung Bund erfolgreich Ansprüche auf Rentenleistungen wegen voller Erwerbsminderung durchzusetzen. Dasselbe gilt für Rentenleistungen aus einer privaten Berufsunfähig- keitsversicherung. Oft ist es erforderlich, zur Durchsetzung dieser Ansprüche den Rechtsweg zu beschreiten und dauert es Jahre, bis die Rente endlich fließt, eine von vielen Betroffenen gemachte leidvolle Erfahrung.
RA Dr. Burkhard Tamm: Ich möchte deshalb heute über einen Fall berichten, in dem es mir vor kurzem gelungen ist, Rentenansprüche meines an MCS erkrankten, noch sehr jungen Mandanten sowohl gegen die Deutsche Rentenversicherung Bund als auch gegen die private Berufsunfähig- keitsversicherung mit Erfolg durchzusetzen, ohne dass es dafür eines Widerspruchs oder gar einer Klage bedurft hätte.
Alles begann damit, dass mein Mandant auf Veranlassung seiner Krankenkasse bei der Deutschen Rentenversicherung Bund einen Antrag auf Rehabilitationsleistungen gestellt hatte. Aufgrund der Besonderheiten der bei ihm vorliegenden Erkrankung MCS war mein Mandant dabei von vornherein der Ansicht, dass eine Rehabilitation wenig sinnvoll, weil letztlich nicht möglich sei, weil es in ganz Deutschland keine auf MCS spezialisierte Klinik gebe.
Auch der von der Deutschen Rentenversicherung beauftragte Gutachter kam zu dem Ergebnis, dass im Falle meines Mandanten eine stationäre medizinische Rehabilitationsmaßnahme weder sinnvoll noch Erfolg versprechend sei, woraufhin die Deutsche Rentenversicherung den Reha-Antrag meines Mandanten ablehnte. Von diesem wurde das Gutachten zunächst recht negativ aufgenommen, letztlich jedoch nicht wegen des Ergebnisses, das letztlich zur Ablehnung einer Reha-Maßnahme führte, sondern aufgrund des Ablaufs der Begutachtung und einiger inhaltlicher Feststellungen.
Ich teilte meinem Mandanten dann mit, dass meine Einschätzung in Bezug auf das Gutachten eine andere sei, denn zum einen hatte der Gutachter festgestellt, dass bei meinem Mandanten zweifellos ein Krankheitsbild vorlag, das erheblichen Krankheitswert hatte, auch wenn „keinerlei objektivierbarer Krankheitsbefund vorliege“ (!). Zudem stellte der Gutachter fest, dass bei meinem Mandanten nur noch ein Leistungsvermögen von unter 3 Stunden täglich auf dem gesamten Arbeitsmarkt vorliegt und es äußerst fraglich ist, ob noch jemals eine Besserung eintreten könne, wenngleich mein Mandant erst 28 Jahre alt ist.
Diese Feststellungen des Gutachters nahm ich zum Anlass, meinem Mandanten dringend anzuraten, einen Rentenantrag zu stellen und Leistungen wegen voller Erwerbsminderung zu beantragen. Gestützt auf das im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung erstellte Gutachten gelang es mir in der Folge dann, innerhalb von nur rund vier Monaten die Bewilligung einer Rente wegen voller Erwerbsminderung zu erreichen.
Mein Mandant hatte mich jedoch von Anfang an nicht nur im Zusammenhang mit seinem Reha-Antrag beauftragt, sondern gleichzeitig auch damit, seinen Rentenantrag gegenüber seiner privaten Berufsunfähigkeitsversicherung vorab zu prüfen und vorzubereiten und erst dann bei der Versicherung einzureichen wenn er aus meiner Sicht ausreichend gut vorbereitet ist. Da sich mein Mandant bereits zu diesem frühen Zeitpunkt – d.h. vor Antragstellung – an mich gewandt hatte, war es mir möglich, seinen Antrag sorgfältig vorzubereiten und insbesondere das im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung erstellte Gutachten, dessen Fertigstellung ich zunächst abgewartet hatte, zur Stützung seiner Ansprüche bei der Versicherung mit einzureichen.
Auf diese Weise gelang es mir auch gegenüber der privaten Berufsunfähig- keitsversicherung meines Mandanten, erfolgreich und rückwirkend ab Januar 2009 Rentenleistungen durchzusetzen. Auch hier lag zwischen der Einreichung des vollständigen Antrags (26.01.2011) und dem Anerkenntnis des Bestehens eines Anspruchs durch die Versicherung (1.6.2011) nur ein sehr kurzer Zeitraum.
Fazit:
Die Darstellung sollte zunächst zeigen, dass es durchaus auch Fälle gibt, in denen Rentenansprüche wegen MCS ohne ein langwieriges Widerspruchsverfahren oder gar eine Klage durchgesetzt werden können, wenngleich solche Fälle sicherlich selten sind.
Liegt ein ablehnender Bescheid der Rentenversicherung vor, dann sollte ein auf den Bereich der Erwerbsminderungsrenten spezialisierter Rechtsanwalt aufgesucht werden, der nach Gewährung von Akteneinsicht überprüft, ob es Ansatzpunkte für die Durchsetzung von Ansprüchen gibt und ggf. welche. Der von mir geschilderte Fall soll zeigen, dass ein im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung erstelltes Sachverständigengutachten und der darauf beruhende ablehnende Bescheid nicht unbedingt so negativ zu bewerten sein müssen, wie dies dem Mandanten zunächst scheint.
Vor allem dann, wenn es um die Durchsetzung von Ansprüchen aus einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung geht, ist es ratsam, bereits möglichst frühzeitig den Rat eines auf diesen Bereich spezialisierten Rechtsanwalts in Anspruch zu nehmen, damit dieser den auf die Gewährung von Rentenleistungen gerichteten Antrag sorgfältig vorbereiten und erst dann bei der Versicherung einreichen kann.
Autor und Ansprechpartner:
RA Dr. jur. Burkhard Tamm, Fachanwalt für Medizinrecht, Würzburg, 01.07.2011
Kontakt:
RA Dr. jur. Burkhard Tamm
Weitere Schwerpunkte: VersicherungsR – LebensmittelR
Dr. Tamm & Degelmann, Fachanwälte in Bürogemeinschaft.
Patrick ist 19, auf dem Kleiderschrank liegt seine American Football-Ausrüstung, in der Ecke seines Zimmers steht seine E-Gitarre und auf dem Regal liegen die genialen Texte, die er schrieb. Seine Songs haben Aussage, keine abgewandelten, banalen Coverversionen von irgendwelchen abgedroschenen Songs, die irgendwann in den Charts oben waren. Nix da, Patricks Musik geht zur Sache und lässt unmissverständlich durchblicken, dass der Songschreiber kein Weichei ist, sondern selbstbewusst und dass er etwas auf dem Kasten hat. Als Patrick die Songs und die Musik dazu niederschrieb, ging er aufs Gymnasium, was kein Problem darstellte, weil ihm die Lehrinhalte eher zufielen. Ein Klacks und schließlich gibt es auch noch ein Leben neben der Schule. Seine Kumpels waren genauso drauf. Das Leben ist da, um gelebt zu werden! War da um gelebt zu werden, denn die American Football-Ausrüstung, die Gitarre, die angefangenen CD-Aufnahmen und die Songbücher im Regal sind unübersehbar angestaubt.
Das war mal
Wenn Patrick in seinem Zimmer auf dem Bett liegt, kommt es ihm vor, als sei es vor Jahrzehnten gewesen, als er das letzte Mal mit den Kumpels aus seiner Band auf der Bühne stand. Manchmal hat er noch diese Flashes, er sieht die Gesichter der Mädels vor der Bühne, glühend, ehrfürchtig hochschauend und von ihrer verdammt guten Musik ergriffen. Wenn diese Flashes kommen, dreht Patrick sich um, er will sich nicht mehr an das, was war, an das Leben erinnern, ohne augenblicklich wieder so leben zu können. Am liebsten würde Patrick dann schreien, richtig laut schreien, damit alle es hören können:
„Mein Körper und meine Schmerzen halten mich gefangen, lassen nicht zu, das ich so leben kann wie die anderen. Ein kaputter Körper macht mich zum Krüppel. Er zwingt mich, immer wieder Dinge nicht zu tun, die ich gerne tun möchte. Aber ich will leben.“
Ursachen und Auswirkungen
Patrick ist durch Chemikalien erkrankt und sein Körper hat eine extreme Form von Chemikalien-Sensitivität (MCS) entwickelt. Manche Chemikalien sind dazu imstande, den Körper zu sensibilisieren. In der Medizin ist dies von einigen Chemikalien gut bekannt, Formaldehyd, Isocyanate und auch einige Pestizide sind dazu in der Lage. Was bei Patrick alles eine Rolle spielte, dass er jetzt so da hängt, weiß man nicht, aber man kann es erahnen. Sein Vater war Chemiker und hatte 30 Jahre mit Chemikalien Kontakt, die in der Lage sind, Gene zu schädigen. Was bei jahrelanger Arbeit aufsummiert und welchen Effekt die zahllosen, oft nicht gerade harmlosen Chemiecocktails hatten, denen Patricks Vater ausgesetzt war, das vermag niemand präzise zu definieren. Fakt ist, dass der Vater von Patrick wegen toxisch bedingter Gesundheitsschäden nicht mehr arbeiten kann und schwer krank ist. Dann ist da das Haus, in dem sie leben. Siebenmal hatten sie Hochwasser. Der Schimmel an den Wänden wurde großflächig mit Chlor abgewaschen. Eine hochgiftige Chemikalie. Von den Holzschutzmitteln im Haus ganz abgesehen, auch sie hatten mit Gewissheit Part am Zustand, in dem Patrick sich jetzt befindet.
Andere haben wenigstens gelebt
Das Durchschnittsalter bei Menschen, die chemikaliensensibel sind, liegt bei 35-45 Jahren gemäß Studien. Es gibt auch Erkrankte, die wesentlich älter sind und welche, die noch Kleinkind sind, aber die Mehrzahl der Erkrankten hatte ein Leben vor MCS. Bei Patrick ist es anders:
„Entschuldigt, ich will keinem weh tun, aber die anderen MCS-Kranken durften ihr Leben vorher leben (Jugend, Schule, Ausbildung, Reisen, Freunde, Partnerschaft etc.) und erleben, aber mir ist alles von Anfang an verwehrt. Die schönste Zeit des Lebens, meine Jugend ist mir nicht vergönnt, im Gegenteil, ich gehe durch die Hölle, aber das interessiert niemanden, weil man mir nicht glaubt.“
Ciao Buddy
Nachdem Patrick völlig zusammenbrach, war das Mitgefühl der Kumpels und Mitschüler erst groß. Sie kamen ihn auch besuchen und versorgten ihn mit Infos aus der Schule. Das gab ihm die Möglichkeit, seine Schule eine Zeitlang weiterzumachen. Als das nicht mehr ging, versuchte er es über die Fernschule per Internet. War, denn auch das ist vorbei. Es kommt keiner mehr, es ruft auch keiner mehr an. Wenn Patrick ganz kurz keine dieser unerträglichen Schmerzen hat, dann realisiert er, dass er für die anderen, bis auf zwei, so eingestaubt ist wie seine Gitarre ist. Auch für seine damalige Freundin, mit der er ein Leben aufbauen wollte. Sie lebt ihr Leben ohne ihn, mit wem auch immer. Dieses Realisieren schmerzt auf einer anderen Ebene als die unerträglichen körperlichen Schmerzen und Patrick ist wütend deswegen:
„Ich lasse nicht zu, es kann und darf nicht sein, dass ich da draußen vergessen werde, nicht existiere. Es darf nicht sein, das mein Kampf umsonst ist.“
„All das, was ich erreicht habe, lasse ich mir nicht zerstören.“
„Ich habe mich damit abgefunden, dass ich wohl immer allein bleiben und leben werde. Für diese Art Erkrankung zeigt niemand Verständnis, im Gegenteil, man wird umgehend ausgegrenzt. Wie bitteschön soll ich da jemanden kennenlernen, die es wirklich ernst meint? Welches Mädchen, welche junge Frau ist bereit solch ein Opfer zu bringen und wie soll ich sie finden, wenn ich ein Leben in der Isolation leben muss? Vergiss es. Dies gilt auch für andere Freundschaften.“
„Obwohl ich immer wieder bei verschiedenen Personen, die mir früher hinsichtlich Freundschaft was bedeutet haben, nachhakte. Bis auf zwei Freunde ist keiner mehr übrig – ich habe immer alles gegeben und nun… einfach fallengelassen, da man ja nicht mithalten kann und all das andere denen zu nervig und zu kompliziert erscheint.“
Wenigstens mal raus gehen
Bei allem Unglück verloren Patrick und seine Eltern auch noch ihre treueste Weggefährtin. Patricks Mutter hat einen neuen Hund angeschafft, damit ihr Sohn etwas Leben im Haus hat und Trost durch das liebe Tier findet. Die Entscheidung war gut, denn der Hund liebt Patrick sehr und er ihn:
„So gerne würde ich mal für ein paar Stunden einfach nur in die Natur, mit unserem Hund zum Training oder einfach nur mit ihm richtig spielen, noch nicht einmal das ist mir vergönnt.“
Oder einfach in die Saiten hauen und den Frust raus lassen
Wenn Patrick früher einmal Frust hatte, dann war das nicht zu überhören. Er griff seine Gitarre und ließ bildlich gesehen die Fetzen fliegen und sang, dass die Wände bebten. Das kam nicht oft vor, aber wenn, dann wusste jeder im Haus nach zwei Minuten Bescheid. Musik ist eben Leben und sich ausdrücken, raus lassen was auf der Seele drückt. Aber selbst dass, den Frust, die Wut und die Enttäuschung raus lassen, ist für Patrick nicht möglich:
„Gitarre spielen und Singen bedeutet mir so viel, aber auch das lässt mein verfluchter Körper nicht zu. Die Muskelschwäche und Schmerzen bremsen mich immer wieder aus. Vom Sport ganz zu schweigen – Mein Traum vom American Football ist vorbei.“
MCS bedeutet im schwersten Stadium ein „Leben“ in völlige Isolation
Patrick gehört zu den MCS Kranken, denen ein Leben außerhalb der eigenen vier Wände nicht möglich ist. Nicht zu verwechseln, dass diese Menschen nicht unter anderen sein wollen, im Gegenteil der Wunsch und Drang mit anderen etwas zu unternehmen besteht jeden Tag rund um die Uhr. Es ist kein psychisches Problem oder Menschenscheu, der Körper geht auf die Barrikaden, wenn er Chemikalien ausgesetzt ist und das ist man, wenn man seine vier Wände verlässt, zwangsläufig. Autoabgase, Heizungsabgase, parfümierte Mitmenschen, Häuser, aus denen der Weichspülermief wabert. Alles Chemiecocktails, die einem schwer chemikaliensensiblen Menschen kaum eine Chance lassen, sich länger darin zu bewegen.
Extreme Schmerzen, Krampfanfälle, Atembeschwerden, Kollaps, Bewusstlosigkeit, dass kann ein kurzer Kontakt mit der Außenwelt zur Folge haben. Gleiches gilt für Besuch. Kommt jemand zu Besuch, kann die Freude darüber bei jemandem, der so schwer wie Patrick betroffen ist, schnell in ein Desaster münden. Das Deo nicht weggelassen oder Rückstände aus der chemischen Reinigung in der Jacke, Weichspüler, der nicht raus zu waschen war und Dinge die der Besuch selbst nicht wahrnahm. Völliger Schwachsinn? Mitnichten, wer sich die Mühe macht und die Inhaltsstoffe solcher „Alltagsprodukte“ anschaut, ist im Stande, den Umkehrschluss zu ziehen und erkennt, dass die Reaktionen eine nachvollziehbare Konsequenz darstellen bei einem Menschen, dessen Körper hypersensibilisiert ist. Aber wer macht sich diese Mühe? Nicht einmal die meisten Ärzte. Teils aus Unkenntnis, weil sie nie etwas von der Erkrankung gehört haben, teils aus Ignoranz und schlichtem Zeitmangel. Und wenn Ärzte sich nicht schlaumachen und die Krankheit aus Bequemlichkeit als Marotte deklarieren, wie sollen ganz normale Mitmenschen sie dann verstehen?
Patricks Meinung über MCS:
„MCS ist die schlimmste Krankheit, die es gibt, manchmal wünsche ich mir, ich wäre querschnittsgelähmt. Ich weiß das klingt hart, aber da wäre ich nicht so isoliert, alleingelassen, unglaubwürdig und hätte keine Schmerzen. Ich könnte trotz diesem Handikap fast überall hin, reisen, Konzerte besuchen, Freunde treffen, meine Ausbildung evtl. machen und, und, und.“
Die ganze Familie ruiniert
Patricks Eltern sind bereit, alles für ihren Sohn zu tun, damit er sein Leben zurückbekommt. Aber MCS ist zu komplex, dass man die Krankheit mit Schulmedizin und ein paar Naturheilmitteln, etc. bekämpfen kann. Es muss als Erstes ein cleanes Wohnumfeld her. Patrick, als auch sein Vater, bräuchten Wohnraum, der so weitgehend wie möglich chemie- und schimmelfrei ist. Aber wie realisiert man das? Das Haus, in dem sie ihre Wohnung haben, gehört den Großeltern, wegen der Erkrankung von Patricks Vater ist finanziell kein Sprung mehr zu machen.
Hilfe durch Behörden? Nein
Eigentlich wäre Patrick ein Fall für die Behörden, um Hilfe zu erhalten. Aber weil er keinen Schulabschluss hat, gibt es auch keine finanzielle Unterstützung, keine Grundsicherung; das ist für den jungen Mann entwürdigend. Seine Mutter sagt:
„Wir kriegen von nirgendwoher Hilfe, ganz im Gegenteil. Wir werden schikaniert von den Behörden und man stellt Forderungen an Patrick, die er nicht erfüllen kann. Jeder, der bis drei zählen kann, muss das einsehen. Aber niemand macht sich die Mühe, das Elend anzuschauen, stattdessen bekommt man Beschlüsse, die jeglicher Menschlichkeit entbehren. Ja, und quasi existiert Patrick nur auf dem Ausweis. Die Krankheit meiner beiden Männer hat uns ruiniert und die, die es wissen und ändern könnten, schauen einfach zu!“
„Viele fragen mich, wie kann das gehen, diese totale Isolation seit über 2 Jahren. Sie sagen zu mir: „da würde ich verrückt,…. also ich würde durchdrehen,…das stelle ich mir schlimm vor, und, und…“ Sie fragen auch: „Woher nimmt Patrick, woher nehmt ihr die Kraft?“
Die Antwort von Patricks Mutter: „Man kann so leben, Ihr seht es ja an Patrick und an uns. Irgendwie sind wir wohl Kämpfernaturen und was wollen wir tun außer tapfer und mutig zu sein und einen starken Willen zum überleben hochzuhalten? Der Kampf um die Gerechtigkeit macht einen zusätzlich stark.“ Das ist, was Patricks Mutter nach außen sagt, aber in ihrem Inneren denkt sie oft, wie lange spielt der Körper, sprich, der Herzmuskel da noch mit? Jeden Tag steht sie rund um die Uhr ihren „Mann“. Jeder Tag ist eigentlich ein Überlebenskampf. Für Patrick, als auch für seinen Vater.
Wunsch: Eine menschliche Entscheidung
Das, was Patrick und seine Eltern seit März 2009 zuteilwurde, ist erschütternd. Seine Eltern hatten mit ihm zusammen einen Antrag zur Feststellung seines Behinderungsgrades gestellt. Jetzt soll ein Gerichtsbeschluss dazu führen, dass der 19 -jährige Mann, der den ganzen Tag unter unerträglichen Schmerzen und Reaktionen leidet, in ein chemikaliengeschwängertes Krankenhaus soll. Man sei dort auf Notfälle eingerichtet.
Wer zahlt den Aufenthalt in einer Umweltklinik im Ausland, weil es in Deutschland keine gibt?
Kann man ihn mit Reanimierung und dem normalen Notfallprocedere wieder auf die Beine stellen?
Was, wenn nicht?
In Deutschland gibt es bekanntermaßen keine einzige Klinik, die Umweltbedingungen vorweisen kann, die einem schwer Chemikaliensensiblen auch nur annähernd entgegenkämen.
Bisher statt Hilfe nur Kosten verursacht
Der Verwaltungsaufwand, der bislang betrieben wurde, um Patrick, einem 19-Jahrigen mit ungebrochenem Lebenswillen, jegliche Hilfe zu verweigern, hat jetzt schon Unsummen gekostet. Rechtmäßig besteht die Möglichkeit Schwerkranke, die das Haus nicht verlassen können, in den eigenen vier Wänden zu begutachten. Für Patrick wäre es ein Akt von Menschlichkeit, dies zuzulassen. Damit wäre das untragbare Risiko für den jungen Mann, der nichts weiter möchte als dass seine Behinderung festgestellt wird, genommen. Seine Behinderung und seine Erkrankung ist feststellbar und nirgendwo besser als in seinem eigenen Zuhause, wo jeder sich mit eigenen Augen überzeugen kann, was die Krankheit vom Erkrankten und seiner Familie abfordert.
Autoren: Silvia K. Müller und Kira, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. Juli 2011
Anm.: Patricks Unterlagen liegen CSN vollständig vor.
Viele Geschirrspülmaschinen beherbergen einen gefährlichen Pilz
Ein gefährlicher Pilz leistet uns ausgerechnet in jenen Haushaltsgeräten Gesellschaft, die dazu da sind, Geschirr zu reinigen und von Keimen zu befreien. Das schlimmste ist, dieser zählebige Pilz ist nahezu unzerstörbar. Die Mikrobiologin Nina Cimerman gibt dem Gastgeber Bruce Gellerman über den schwarzen Pilzbefall Auskunft, welcher die Gummierungen der meisten Geschirrspüler weltweit befallen hat.
Transkript eines Radio-Features:
GELLERMAN:Geschirrspüler sind dazu, da unser Geschirr zu säubern, aber es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass von dem, den wir besitzen, eine Gefahr für unsere Gesundheit ausgeht. Nach einer neuen Untersuchung waren die meisten Geschirrspüler aus 101 Ländern mit einem schwarzen Pilz oder anderen Fungien infiziert, die Menschen krank machen können. Nicht nur das, wie die Mikrobiologin Prof. Nina Cimerman von der Universität in Ljubljana berichtet, sind diese Mikroorganismen nahezu unzerstörbar.
CIMERMAN: Das fing alles mit meinem Geschirrspüler zu Hause an. Als ich einmal hinein sah, entdeckte ich darin etwas ziemlich schwarzes und schleimiges und beschloss, eine Probe davon zu nehmen, da ich mich für diese speziellen Mikroorganismen besonders interessiere. Ich untersuche sie normalerweise in hochsalinaren Umgebungen und in Gletschern der Arktis und das, was ich in meinem Geschirrspüler sah, kam mir bekannt vor. Darum entnahm ich eine Probe und nahm sie mit ins Labor, und dann untersuchten wir sie und stellten fest, dass wir diesen wirklich pathogenen schwarzen Pilz vor uns haben, bzw. dass ich den in meinem Geschirrspüler habe.
GELLERMAN:Fungien dieser Art kommen in Gletschern vor?
CIMERMAN: Ja, in Gletschern und wie ich bereits sagte, in der Arktis und in hypersalinen Umgebungen. Sie alle leben unter extremen Bedingungen. Ich sollte sagen, unter all den extremen Bedingungen ist der Geschirrspüler die aller extremste. Und als wir unsere Geschirrspüler-Studie durchführten, fanden wir heraus, dass es sich in Geschirrspülern überwiegend um den gefährlichsten Genotyp handelt, nämlich um Genotyp A.
GELLERMAN:Dieser Pilz – was kann der bei uns anrichten?
CIMERMAN: Nun, das hängt davon ab, wie er in unseren Körper gelangt. Wenn er z.B. über eine Schnittwunde herein kommt, also wenn Sie sich an einem kaputten Glas schneiden, das Sie aus dem Geschirrspüler heraus nehmen – würde er auf diese Art in Ihre Nervenbahn gelangen und sich über das Nervensystem verteilen, um schließlich im Hirn anzukommen, wo er Hirntumore verursacht. Der andere Weg in den Körper zu gelangen geht über die Nahrungsaufnahme, das ist möglich, weil er am gespülten Geschirr und Besteck haftet – die Magensäure kann ihm nichts anhaben. Der dritte Weg, in den Körper zu kommen, ist die Atemluft. So kann er in die Lunge gelangen. Das ist für Leute, die Mukoviszidose haben, besonders problematisch. Wir wissen, dass zwei von drei slowenischen Geschirrspülern, die wir mit Hilfe unserer studentischen Bevölkerung untersucht haben, infiziert sind. Was Geschirrspüler weltweit angeht, – wir haben Proben aus allen Kontinenten – ist es mehr als die Hälfte.
GELLERMAN:So besteht also aufgrund Ihrer Untersuchungen eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, daß mein Geschirrspüler tödlich ist – er versucht mich umzubringen.
CIMERMAN: (Lacht) Nun ja, ich neige dazu, dies zu bejahen, ja. Wenn Sie sehr gesund sind, haben sie sehr gute Aussichten, dass nichts passieren wird. Wenn Sie jedoch zu einer entsprechenden Gruppe gehören, z.B. ältere Menschen, Menschen mit geschwächtem Immunsystem, oder Säuglinge, oder kleine Kinder, die kein sehr leistungsfähiges Immunsystem haben, ja dann sind sie besonders gefährdet.
GELLERMAN:Wie kommen diese Pilze nun aber in meinen Geschirrspüler?
CIMERMAN: Wie dem auch sei, wir haben mit diesen Studien in der Tat heraus gefunden, dass sie über die Wasserleitung in den Geschirrspüler kommen. Und mit jedem Spülvorgang führen wir etwa 70 Liter Wasser zu. So ist dies ein guter Anreicherungsprozess. So kommen sie da hin, haben die richtige Temperatur, welche die Konkurrenz abtötet, haben die richtige Nahrung, und natürlich kommen sie sehr zahlreich, da es hier um 70 Liter Wasser geht.
GELLERMAN:Wenn diese Pilze also derart zäh sind und unter solchen extremen Bedingungen leben können, wie kann ich sie los werden?
CIMERMAN: Nun, das ist eine gute Frage und ich wünschte, ich wüsste, wie ich sie beantworten soll. Und nun wäre es natürlich sehr gut, irgend eine Stellungnahme von den Herstellern dieser Geräte zu haben – bisher hat mich niemand kontaktiert – ich meine jemand, der versuchen könnte, das Problem zu lösen. Ich vermute, eine Möglichkeit sie loszuwerden, – falls wir sie wirklich loswerden können – bestünde darin, wenn es z.B. Geschirrspüler mit einer regelmäßigen Prozedur gäbe, in welcher der Geschirrspüler gründlich aufgeheizt wird. Nämlich sehr heiß – sagen wir 100 Grad.
GELLERMAN:Sie meinen 100 Grad Celsius!
CIMERMAN: Ja. Und es müsste auch möglich sein, die Dichtungen abzumachen oder zu ersetzen, denn die schwarzen Gummidichtungen sind gute Nahrung für sie – sie mögen sie wirklich.
GELLERMAN:Sie fressen die Gummidichtungen in meinem Geschirrspüler.
CIMERMAN: Ja, und sie verstecken sich in den Gummidichtungen, sie nutzen sie als Schutz, sie machen solche kleinen Löcher und bevölkern diese Gummidichtungen – und so können sie sich auch dem Hitzeschock entziehen, dem wir sie ausgesetzt haben.
GELLERMAN:Wie wäre es z.B. mit Bleichmittel? [MMS?] Das soll alles abtöten, nicht?
CIMERMAN: Nun, wir haben leider keine Bleichmittel direkt auf diese Pilze oder die Gummidichtungen angewendet. Sie wissen doch, Bleichmittel und Nahrung – das ist keine so gute Kombination.
GELLERMAN: Sagen Sie, benutzen Sie ihren Geschirrspüler immer noch?
CIMERMAN: Nun ja, gewissermaßen… die letzte Zeit mache ich das öfter von Hand, zugegebenermaßen. Aber manchmal, wenn ich keine Lust habe, benutze ich ihn. Und bis jetzt haben wir überlebt.
GELLERMAN:Aus Ljubljana in Slowenien sprach Professor Nina Cimerman mit uns, nochmals herzlichen Dank.