Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity

An manche Ursache von MCS haben Sie noch nie gedacht

Es wird geschätzt, dass bis zu 15 Prozent der Bevölkerung in den USA und in anderen industrialisierten Nationen an Multiple Chemical Sensitivity (MCS) leiden (1), trotzdem mangelt es an Untersuchungen, warum Menschen diese Hypersensitivität gegenüber Chemikalien entwickeln. Derzeit gibt es hauptsächlich Tierversuche und Studien mit wenigen Probanden, bei denen MCS diagnostiziert wurde.

Nach der führenden Theorie entwickelt sich eine Hypersensitivität für chemische Stimuli in einem Bereich des Gehirns, der als das limbische System bekannt ist und eine Vielzahl von Funktionen steuert, dazu gehören Gefühle, Verhalten, Langzeitgedächtnis und das olfaktorische System (unser Geruchssinn). Tierversuche haben gezeigt, dass sowohl hohe, akute Expositionen als auch niedrige Dauerbelastungen mit bestimmten organischen Chemikalien zu einer Hypersensitivität des limbischen Systems gegenüber späteren geringfügigen Expositionen mit der gleichen oder einer ähnlichen Chemikalie führen können. (2) Die bisher vielleicht umfassendste Theorie zur Pathophysiologie von MCS wurde von Martin Pall entwickelt, emeritierter Professor für Biochemie und medizinische Grundlagenforschung an der Washington State University. Nach Ansicht von Pall sind die Symptome Folge eines Triggers (chemische Erstexposition), der bewirkt, dass sich der Körper in einem Kreislauf verfängt, welcher mit erhöhten Stickoxid Werten, einer erhöhten Produktion von freien Radikalen (oxidativer Stress) und chronischen Entzündungen verbunden ist, und wiederum mit einer ausgeprägten Sensitivität von Gehirn und zentralem Nervensystem gegenüber „normalen“ Stimuli (mittels NMDA-Rezeptor). (3)

Die gesamte aktuelle biomedizinische Forschung deutet darauf hin, daß exzessive chemische Belastungen, die das Entgiftungsvermögen des Körpers überfordern, bei dafür anfälligen Individuen zur Erkrankung an MCS führen können. Das trifft ungeachtet dessen zu, ob die Belastung akut und offensichtlich oder eher schleichend ist und als Niedrig-Exposition über einen verlängerten Zeitraum stattfindet.

Manche, die an MCS erkrankt sind, wissen ziemlich genau, wodurch ihre Erkrankung ausgelöst wurde. Akute Expositionen mit solchen Sachen wie Organophosphat- und Organochlor-Pestiziden, Formaldehyd oder verschiedenste stark wirksame industrielle Lösungsmittel sind eindeutige Beispiele.

MCS und das Golfkriegssyndrom haben vieles gemeinsam und dies überrascht kaum, weil das militärische Personal während der Operation „Desert Storm“ im Jahre 1991 einer hochgradig toxischen Umgebung ausgesetzt war.

In vielen Fällen beleibt der initiale Auslöser einer MCS-Erkrankung jedoch ein Geheimnis. Aus diesem Grunde habe ich beschlossen, nun auf ein paar Quellen chemischer Belastungen hinweisen, von denen Sie vielleicht nicht gedacht hätten, dass sie das Potential haben MCS auszulösen:

  1. Schimmelpilz – Wenn Menschen in Gebäuden mit Wasserschäden leben oder arbeiten und anschließend an MCS erkranken, kann Schimmel der erste Verdächtige sein. Dr. med. Lisa Nagy, eine führende Umweltärztin, hat ihre eigene Erkrankung auf Schimmel als Folge eines Wasserschadens in ihrer Wohnung zurück geführt. Schimmel und Mykotoxine (Schimmel- und Pilzgifte) in wassergeschädigten Gebäuden und deren biologische Wirkung sind gut erforscht. Es wurde festgestellt, dass sie die Produktion von Autoantikörpern auslösen, welche das Gehirn und das zentrale Nervensystem angreifen, periphere Neuropathien verursachen und zahlreiche neuropathologische Folgen haben, einschließlich veränderter Durchblutung und elektrischer Aktivität des Gehirns. (4)
  2. Kohlenmonoxid – Da es sich um ein farb- und geruchloses Gas handelt, kann eine Belastung mit Kohlenmonoxid (CO) über längere Zeit unentdeckt bleiben. Darum ist es wichtig, zu Hause CO-Detektoren einzubauen und Installationen wie gasbefeuerte Boiler regelmäßig warten zu lassen. Nach Pall ist CO-Belastung ein sehr wahrscheinlicher Auslöser für jene Abfolge pathophysiologischer Veränderungen, die zu MCS führen können und er hebt hervor, dass die Symptome einer CO-Vergiftung denen von MCS sehr sehr ähneln. (5)
  3. Candida Hefepilz Überwucherung – Oberflächlich betrachtet könnte ein übermäßiges intestinales Wachstum des Candida Hefepilzes die am wenigsten augenfällige Quelle einer toxisch chemischen Belastung sein, welche zu MCS führen kann. Doch bei vielen MCS-Kranken spricht einiges dafür, dass sie gleichzeitig an einer Störung ihrer Mikroflora im Darmtrakt leiden, die es der Hefe ermöglicht hat, sich weit auszubreiten. In Anbetracht der chemischen Gifte, die solche Hefen wie Candida sp. produzieren, da sie die Kohlenhydrate der Nahrung, die wir zu uns nehmen, fermentieren, leuchtet es in der Tat ein, dass sie in der Lage sind, wenn diese Toxine aus dem Darm in den Kreislauf absorbiert werden, das Gehirn zu vergiften und dass sie letztendlich zur Entstehung vom MCS beitragen könnten. Diese Mikroorganismen erzeugen Ethanol (Trinkalkohol), Acetaldehyd (ein chemisch Verwandter von Formaldehyd) und eine Menge andere Mykotoxine, die längst als neurotoxisch anerkannt sind.
  4. Zahnbehandlung – Viele MCS-Kranke erwähnen zahnärztliche Behandlungen als Auslöser ihrer Erkrankung. Amalgamfüllungen enthalten Quecksilber, ein bekanntes Neurotoxin und immer mehr Menschen beklagen, dass sie an chemischen Sensitivitäten erkrankt sind, nachdem sie sich neueren Methoden der Zahnkorrektur, wie Invisalign unterzogen haben. (siehe Teil 2)

Sicherlich gibt es noch viele andere versteckte Quellen toxischer Chemikalien, die eine MCS-Erkrankung bei jenen auslösen können, die auf Grund genetischer Eigenschaften und andere Faktoren dafür anfällig sind. Schließlich ist unsere Umwelt im 21. Jahrhundert mit solchen Chemikalien gut gesättigt.

Wenn Sie weitere Vorschläge haben, teilen Sie uns diese bitte unten im Kommentarformular mit. Sehr interessant wäre auch zu erfahren, was Ihrer Ansicht nach Ihre eigene MCS-Erkrankung ausgelöst hat.

Autor:

Matthew Hogg BSc (Hons) (Bachelor of Science mit Ehrenauszeichnung) für EiR The Environmental Illness Resource Blog, 08. August 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle des Originalartikels: Causes of Multiple Chemical Sensitivity: Some You May Not Have Thought About

Copyright: The Environmental Illness Resource 2011

Referenzen:

  1. Caress SM and Steinemann AC (2004), Prevalence of Multiple Chemical Sensitivities: A Population-Based Study in the Southeastern United States, American Journal of Public Health 94(5): 746–7
  2. Gilbert ME (2001), Does the kindling model of epilepsy contribute to our understanding of multiple chemical sensitivity? Annals of the New York Academy of Sciences 933:68-9
  3. Pall ML, The NO! OH NOO! Theory and Suggestions For Treatment, EIR
  4. Lisa Nagy, Neurological and Immunological Problems associated with Mold and Mycotoxin Exposure, EIR
  5. Pall ML (2002), NMDA sensitization and stimulation by peroxynitrite, nitric oxide, and organic solvents as the mechanism of chemical sensitivity in multiple chemical sensitivity, FASEB Journal 16(11):1407-17

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11 Kommentare zu “Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity”

  1. Kira 13. August 2011 um 10:18

    @BrunO – danke fürs Übersetzen:0)

    DANKE an Herrn Matthew Hogg für diese wissenschaftliche Abhandlung.
    In dieser Hinsicht befindet sich Deutschland im Dornröschenschlaf – wohlbemerkt man weiß es, will es aber nicht wissen!!!
    Genau so ist es bei unserem Sohn, nur keiner hilft und alle die was ändern könnten schauen weg („Vogelstraußsyndrom“) – man wartet lieber das die sogenannte biologische Lösung eintritt, anstatt zu helfen. Armes Deutschland!!!

  2. Clarissa 13. August 2011 um 12:49

    Meine ersten Probleme traten auf wie jemand in meiner Kindheit mit einem Glasreiniger mit Salmiak gearbeitet hat.

    Der zweite grosse Einschnitt war in meiner Ausbildung zur Elekrtikerin, durch haben mich die Weichmnacher aus den PVC Kabeln umgeworfen.

    Der dritte Einschnitt war meine Arbeit in Kliniken und Arztpraxen, dort musste ich selber Desinfektionsmittel verwenden und war natürlich jeder Menge davon ausgesetzt.

    Der endgültige Zusammenbruch geschah in einem Ferienhaus wo es „muffig“ roch, da war wohl überall Schimmel. Von diesem Zeitpunkt an reagierte ich auch massiv auf Duftstoffe in Shampoo und meine MCS hatte sich manifestiert.

  3. Monique van den Broek 13. August 2011 um 12:54

    I do think these are all factors that trigger MCS. What I do miss is the fact that all MCS people, who did a DNA test, had damage on the P450, the chromosome that takes care of the detox in the liver.
    In the beginning of 2010 I collapsed from MCS after years of a „medium“ perfume allergy. I found a natural health doctor who workes similar to the dr Pall protocol. Now, after 1 1/2 year, I am back to 80%, I am out of isolation and can go to most places without a mask. Many regards and keep going with the good work!
    Monique

  4. PappaJo 13. August 2011 um 14:03

    So richtig los ging es mit entfernen einer Amalgamplombe, ohne Schutz in einer normalen Praxis. Dadrauf kam sofort Kunststoff, den ich damals noch zuzahlte, weil als Besonders beworben. Keine Ahnung mehr was das war, aber nach ünber 10 Jahren ist die immer noch drin.

    Im Anschluß dann alle restlichen Amalgampomben raus und entgiften. Das war aber zu spät. Ob es nun durch die HG Exposition kam oder das bloße Legen von Kunststoffplomben, die ja Formaldehyd enthalten? Keine Ahnung. Aber die Dinger kommen alle raus, sobald was besseres am Markt ist.

    Ich hoffe nur auf eine baldige Markteinführung von künstlich erzeugtem Zahnschmelz. Das Patent ist bereits erteilt und es hört sich gut an.
    http://tutech.de/root/tutech.tutech.net/pdfs/Hydroxylapatit-Werkstoff/object?language=de

    Das wird wohl der verträglichste Stoff, den der Mensch jemals hervorgebracht hat.

    Wäre auch was für einen eigenen Blog-Beitrag.

  5. Kira 13. August 2011 um 16:35

    Nachtrag für Matthew Hogg als Antwort auf seine Frage :
    http://www.csn-deutschland.de/blog/en/damn-i-do-not-accept-that-my-life-is-over/
    http://www.csn-deutschland.de/blog/2010/07/24/krank-in-deutschland-konsequenzen-fur-eine-familie/

    Zitat Thommy:“Matthew war in seiner Jugend so krank, dass er die meiste Zeit nicht aufstehen kommen.
    Er hat es gepackt und im letzten Jahr hat Matt, wie er unter den MCS Aktivisten heißt, sein Studium mit Auszeichnung beendet.“

    Frage an Matthew Hogg: Wie und wodurch haben sie es geschafft? Es wären wichtige Anhaltspunkte und Info’s für meinen Sohn Patrick – vielleicht schafft er es auch!

    Lieber Gruß und weiterhin alles Gute
    Kira

  6. domiseda 13. August 2011 um 18:45

    Ich mache in erster Linie für meine MCS eine molekulargenetisch gesicherte umfassende und massive Störung des Fremd-und auch Arzneistoffwechsels in der Phase I und Phase II der Entgiftung, sowie eine angeborene Lactacidose verantwortlich.
    MCS-Auslöser:unfreiwillige Expositionen durch Lösungsmittel, Zahn“sanierungen“ mit Amalgam, dann Goldlegierungen und methacrylathaltigen Kunststoffen (Zemente und Kronen),ubiquitäre Substanzen wie Methacrylat (z.B. in Wandfarben , Böden,Klebern …),Lindan (das nicht nur in Holzschutzmitteln, sondern vielen weiteren Alltagsprodukten bis zu seinem Verbot enthalten war und nachwievor in der Atmosphäre vorhanden ist)… die Liste läßt sich ins Unbegrenzte fortsetzen…

  7. Mia 14. August 2011 um 13:06

    Vorgeschichte: Im Krankenhaus wurde ich Ende der 70er Jahre wegen einer schweren beidseitigem Lungenentzündung mit hohen Dosen Penicellin als Infusion behandelt. Ich wurde gesund, bekam aber unter der Behandlung eine Penicellinallergie in Form von rotem Ausschlag am Körper. Das war die erste Allergie überhaupt für mich.
    Ende der 80er Jahre wurde unser Wohnhaus auf Vorschlag des örtl. Gesundheitsamtes von einem Schädlingsbekämpfer gegen Katzenflöhe behandelt. Von seinem „Geheimcocktail“ hat der ostfriesiche Schädlingsbekämpfer später nur das Pyrethroid Deltanmethrin genannt und das nur auf unseren Druck hin. Schon wenige Wochen nach der Behandlung entwickelte sich u.a. die Sensibilisierung auf Chemikalien, Düften, Gerüchen usw., die man anfangs noch nicht deuten konnte, weil es dafür keine Fachärzte am Ort gab.
    Zahlreiche Falschdiagnosen, Krankenhausaufenthalte, gegensätzlich wirkende Medikamente usw. später stellte sich nach Jahren heraus, dass wir im Wohnhaus hochtoxische Stoffe in Staub und Möbeln hatten, die sich nicht abgebaut hatten. 4 Jahre Odyssee von Arzt zu Arzt waren vergeblich gewesen. Erst jetzt konnte ich richtig behandelt werden und die toxische Wohnraumbelastung meiden.

  8. Galaxie 15. August 2011 um 02:06

    Bei einer Auswertung umweltmedizinischer Dokumentations- und Verlaufsbögen in Schleswig Holstein von 1995 bis 1999 – im Auftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig Holstein, der AOK, sowie der Schleswigholsteinischen Regionalverbände der VDAK/AEV durchgeführt:

    Anke Bauer, Carsten Alsen-Hinrichs, Otmar Wassermann – zu 508 (55%) dieser 916 Fälle lagen auch Informationen über den Verlauf einer Umwelterkrankung vor. – Schadstoffe waren immer mit im Spiel, darunter auch Schimmelpilze und es wird auch viel über MCS berichtet http://www.facharzt.de/content/red.otx/527,11033,0.html zu lesen.

    LG
    Galaxie

  9. Elisabeth Klinger 11. Oktober 2011 um 14:14

    Es gibt eine sehr interessantes Buch einer schwer Betroffenen, die den US Treibstoff JP8 mit dem Zustatz von 1,2 Dibromethan (Flammschutzmittel) als MCS Auslöser erlebte und recherchierte. Der Treibstoff wird auch ziviel in der Luftfahrt verwendet und vergiftet Luft und Wasser. Eine interessante Magisterarbeit an der Uni Aachen. MCS – Multiple chemische Sensibilisierung am Beispiel. 1, 2 – Dibromethan. Dr. Mirjam Sommerhoff. Betreuer: Prof. Dr.-Ing. P. Doetsch. Prof. Dr.-Ing. L. Kettern …

  10. Elisabeth Klinger 11. Oktober 2011 um 14:19

    Die Nachricht wurde abgeschickt, bevor ich sie korrigieren konnte. Das Buch stammt von Marion Hahn:Umweltkrank durch JP 8
    Die umfassenste Darstellung von MCS stammt von Mirjam Sommerhoff: Chem sensibilisierung durch 1,2 Dibromethan. Es wird mit 270.000 Tonnen pro Jahr weltweit hergestellt. Uni Aachen 2003, kann bei google downgeloaded werden.

  11. lilly 27. Juni 2016 um 08:52

    Ich muss zur Behandlung meiner Myasthenie seit Jahren Pyridostigmin einnehmen, seither ist die MCS plötzlich aufgetreten. Der Wirkstoff wurde auch den Soldaten im 1.Golfkrieg zur Giftgasprophylaxe verabreicht. Etliche haben daraufhin das Golfkriegssyndrom entwickelt, ein Zusammenhang wird wohl stark vermutet. Bin leider auf das Medikament angewiesen, habe aber durch Reduzierung der Dosis schon leichte Verbesserung der MCS bemerkt.

    LG lilly

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