Monatsarchiv für Mai 2011

Bisphenol A: EU-Verbot von Säuglingsflaschen tritt in Kraft

Entgültiges Ende für Babyflaschen mit BPA

Brüssel, 31. Mai 2011 – Säuglingsflaschen, die Bisphenol A (BPA) enthalten, müssen morgen in der gesamten Europäischen Union aus den Regalen der Geschäfte entfernt werden, weil in der EU das Verbot in Kraft tritt, solche Produkte auf den Markt zu bringen oder zu importieren. Dieses Verbot ist in einer EU-Richtlinie (2011/8/EU) vorgesehen, die Ende Januar angenommen wurde. Die Industrie hat Säuglingsflaschen, die BPA enthalten, bereits freiwillig vom Markt genommen. Am 1. März hat die EU die Herstellung von Säuglingsflaschen, die BPA enthalten, untersagt.

John Dalli, Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik, erklärte: „Der 1. Juni bildet einen Meilenstein bei unseren Anstrengungen, die Gesundheit der EU?Bürgerinnen und -Bürger, insbesondere unserer Kinder, besser zu schützen. Da Ungewissheiten darüber bestehen, welche Auswirkungen es hat, wenn Säuglinge mit Bisphenol A in Berührung kommen, hält die Kommission es für notwendig und angemessen, Maßnahmen zu treffen. Ziel ist es, die Exposition der am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppe, nämlich unserer Kinder, weiter zu senken.“

Was ist BPA?

Bei Bisphenol A handelt es sich um ein organisches Molekül, das für Polykarbonat-Kunststoffe verwendet wird, die dann bei der Herstellung von Säuglingsflaschen aus Kunststoff eingesetzt werden.

Spuren von BPA können aus Kunststoffbehältern in die darin enthaltenen Lebensmittel – bei Säuglingsflaschen Säuglingsnahrung – übergehen, wenn diese Behälter auf hohe Temperaturen erhitzt werden.

In den ersten sechs Lebensmonaten sind Säuglinge diesem Stoff am stärksten ausgesetzt, vor allem, wenn sie nur Säuglingsnahrung erhalten. In dieser Zeit befindet sich auch das Immunsystem der Säuglinge im Aufbau und kann BPA noch nicht abbauen.

Hintergrund

2010 trafen Frankreich und Dänemark einzelstaatliche Maßnahmen zur Begrenzung von Bisphenol A. Frankreich konzentrierte sich dabei nur auf Säuglingsflaschen, während Dänemark auch andere Materialien ins Visier nahm, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, welche für Kinder bestimmt sind.

Die Kommission beauftragte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu bewerten, und die EFSA gab im September 2010 ihre Stellungnahme ab. Sie kam zu dem Schluss, dass Bisphenol A bis zu einer täglichen Aufnahme von 0,05 mg je Kilogramm Körpergewicht unbedenklich ist. Die Belastung liegt bei allen Bevölkerungsgruppen unterhalb dieses Wertes. Allerdings prüfte die EFSA auch einige Fragen zu den möglichen Auswirkungen von BPA auf Säuglinge und kam zu dem Schluss, dass in den Bereichen, in denen noch Ungewissheit besteht, aussagekräftigere Daten benötigt werden.

Im Januar 2011 nahm die Kommission die Richtlinie 2011/8/EU an, die in der EU ab 1. März ein Verbot der Herstellung von Säuglingsflaschen, welche BPA enthalten, und ab 1. Juni ein Verbot, solche Produkte in Verkehr zu bringen und in die EU einzuführen, vorsah.

Die Vorschriften für BPA sind nun in die Verordnung (EU) Nr. 10/2011 über Materialien und Gegenstände aus Kunststoff, die dazu bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen, geändert durch die Verordnung (EU) Nr. 321/2011, aufgenommen worden.

Weitere Informationen:

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Rettet den deutschen Salat!

Rettet den deutschen Salat vor dem Unterpflügen!

Das tut doch weh, den Salat unterzupflügen.

Warum schickt denn das RKI nicht mal ein paar Fernsehköche ins Rennen?

Salat muss nicht als Rohkost auf den Tisch kommen.

Salat garantiert keimfrei nach einem Rezept, das meiner Großmutter diente, der Salatschwemme aus dem eigenen Garten Herr zu werden:

Geschmorter Salat

  • 6 feste, 15cm große Salatköpfe
  • 7 l Wasser
  • Salz
  • schwarzer Pfeffer
  • 10 Speckscheiben, 1/2 cm dick geschnitten
  • 2 EL Butter
  • 1/2 Tasse in dünne Scheiben geschnittene Zwiebeln
  • 1/2 Tasse in dünne Scheiben geschnittene Karotten
  • 1 Tasse Gemüsebrühe, Fleischbrühe oder Hühnerbrühe
  • 1 Lorbeerblatt
  • 2 EL weiche Butter
  • 2 EL feingeschnittene frische Petersilie

Zubereitung:

Die äußeren Salatblätter entfernen, die Blätter vorsichtig auseinander breiten und gründlich in kaltem Wasser spülen.

6-7 Liter Wasser mit 3 EL Salz aufkochen, die Salatköpfe hineingeben und 5 Minuten blanchieren.

Die blanchierten Köpfe herausheben und 2 Minuten in kaltem Wasser abkühlen.

Danach jeden Kopf leicht ausdrücken und der Länge nach aufschneiden.

Die Salatkopfhälften mit Salz und Pfeffer würzen. Den Backofen auf 160°C heizen.

In einer Kasserolle Butter schmelzen, Zwiebeln und Karotten darin andünsten, Brühe und Lorbeer, Petersilie zugeben und 5 Minuten weiter dünsten.. Die Salathälften auf das Gemüse legen und mit Speck abdecken. Die Kasserolle auf dem Herd erhitzen und 80-90 Minuten im unteren Drittel des Herdes bei 160°C schmoren lassen.

Die Schmorflüssigkeit kann nach Belieben vor dem Servieren noch reduziert werden und/oder mit Butter angereichert werden.

Schmeckt ausgezeichnet zu Baguette.

Und jetzt der Phantasie freien Lauf lassen. Was könnte man noch alles machen mit blanchiertem Salat?

Brainstorming

  • mit Knoblauch und Tomatenwürfel schmoren
  • mit Weißwein und Kräutern schmoren
  • mit Sahne oder Crème fraîche schmoren
  • mit Käse überbacken

Und übrigens:

Auch die Gurke ist ein wunderbares Schmorgemüse. Fast noch leckerer als frisch.

Noch ein leckeres Rezept, das auch für Veganer geeignet ist:

Mousse aus Salat

Blanchierte Salatköpfe sanft ausdrücken, im Mixer kurz pürieren.

3 Schalotten in Olivenöl andünsten.

Mit 400 Gramm Seidentofu, Salz und Gewürzen nach Verträglichkeit schmoren.

Mit Zitronensaft abschmecken.

Das Salatpüree unterheben und unter Rühren einkochen.

Brotscheiben würfeln, kurz in Öl anbraten.

Mousse mit den Croutons bestreuen.

Autor: Juliane für CSN – Chemical Sensitivity Network, 28.05.2011

Weiterer CSN Artikel:

Salatgurken aus Spanien Ursache für EHEC

Wissenschaftler haben Typ des EHEC Erregers gefunden, EU- Kommission ruft Alarmstufe 1 aus

Endlich hatten unermüdlich arbeitende Wissenschaftler Erfolg, sie haben eine Ursachenquelle für die derzeit in Deutschland grassierende, durch einen EHEC-Erreger verursachte Krankheitswelle gefunden. Der EHEC-Keim, der eine blutige Durchfall- erkrankung verursacht und aus Rinderkot stammt, wurde durch das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt an drei Salatgurken aus Spanien festgestellt. Als Konsequenz werden spanische Salatgurken aus dem Verkauf genommen und Verbraucher sollen vollständig auf den Verzehr verzichten. Forscher der Uni-Klinik Münster teilten mit, dass sie den genauen Erregertyp gefunden haben, es handelt sich um „einen Vertreter des Typs „HUSEC 41″ des Sequenztyps ST678“. Die EU Kommission ist dabei, europaweit Alarmstufe 1 wegen der EHEC–Epidemie in Deutschland auszurufen.

EHEC bedingte Duurchfallerkrankung forderte bislang 4 Todesopfer

Laut RKI Chef Reinhard Burger erlebt Deutschland gerade den stärksten je registrierten EHEC (enterohämorrhagischen Escherichia coli) Ausbruch. Die blutige Durchfallerkrankung hat bislang mindestens vier Todesopfer gefordert. Der Körper setzt ein Toxin frei, durch das rote Blutkörperchen abgebaut werden. Zahlreiche EHEC Patienten haben Nierenschäden davongetragen. Bislang berichten 15 von 16 Bundesländern von EHEC Opfern, einzige Ausnahme bildet bislang Rheinland-Pfalz.

Wissenschaftler suchen pausenlos

Experten suchten seit Tagen auf Hochtouren nach dem Ursprung und dem genauen Typ des EHEC Erregers. Die heißeste Spur führte zuerst nach Norddeutschland. Tomaten, Gurken, Blattsalat standen unter dringendem Tatverdacht. Das RKI warnte vor dem Verzehr dieser Gemüsesorten, wenn sie aus Norddeutschland stammen. Dort bangten die Gemüsehändler sofort um ihre Existenz wegen des sich abzeichnenden Umsatzeinbruchs. Jetzt hat das Hamburger Hygieneinstitut das Bakterium an vier Salatgurken festgestellt. Drei davon stammen nicht aus Norddeutschland, sondern zweifelsfrei aus Spanien. Bei einer der EHEC – kontaminierten Gurke ist die Herkunft noch ungewiss.

Fast zur gleichen Zeit wie die Hamburger Forscher, konnten auch Wissenschaftler aus Münster Erfolg vermelden. Sie stellten am späten Abend des 25. Mai fest, dass es sich bei dem EHEC Erreger um einen Vertreter des Typs „HUSEC 41″ des Sequenztyps ST678“ handelt. Bisher hatte dieser EHEC-Erreger weltweit noch keine dokumentierten Erkrankungsausbrüche verursacht. Das Problematische an diesem speziellen, äußerst resistenten EHEC-Erregertyp ist, dass er nicht auf Penicillin anspricht.

RKI warnt weiterhin vor Tomaten, Gurken und Blattsalaten aus Norddeutschland

Das RKI hatte basierend auf erste Ergebnisse zuerst drei mögliche Urheber eingrenzen können und warnte vorsorglich davor, Tomaten, Gurken und Blattsalate zu essen. Sie könnten mit EHEC – Keimen belastet sein, was laut Institut insbesondere dann gefährlich wird, wenn das Gemüse roh verzehrt wird.

Auf die heiße Spur, was die Darmerkrankung auslöst, kamen Wissenschaftler durch regelrechte Detektivarbeit. Mittels Fragebogen ermittelten sie, was die Erkrankten zuvor gegessen hatten und wurden dann immer gewisser, dass Tomaten, Gurken und Blattsalate die mögliche Ursachenquelle darstellen könnten. Trotz dass man jetzt bei spanischen Salatgurken fündig wurde, suchen Wissenschaftler aus ganz Deutschland unermüdlich weiter nach Quellen der EHEC- Keime, die immer mehr Opfer fordern.

Das Bundesministerium für Verbrauchersicherheit, das RKI und das BfR halten die Warnung, keine Gurken, Tomaten oder Blattsalate aus Norddeutschland zu essen, trotz heftiger Kritik weiterhin für gerechtfertigt, weil dies die vorerst beste Möglichkeit darstellt, das Risiko für weitere Erkrankungsfälle einzudämmen. Trotz, dass nun herausgefunden wurde, dass der Erreger von Salatgurken aus Spanien stammt, warnen sie weiterhin vor dem Verzehr, weil die meisten Erkrankungsfälle bisher in Norddeutschland auftraten.

Labors kommen kaum nach mit Untersuchen

Die Untersuchungen in den Labors werden auch noch länger andauern, denn selbst jetzt, wo kontaminierte Salatgurken aus Spanien gefunden wurden, muss weitergesucht werden. Erzeuger, Lieferketten, alles muss genauestens zurückverfolgt werden, um sicher zu sein, was genau die bislang größte EHEC -Erkrankungswelle in Deutschland ausgelöst hat und wo der Ursprungsort ist.

EHEC – Epidemie: Ärzte bangen um Überleben von Patienten, Gemüsehändler um ihre Existenz

Für Gemüseanbauer und Gemüsehändler aus Norddeutschland sind die derzeitige Situation und die Warnungen der Bundesbehörden dramatisch. Sie halten die Warnungen größtenteils für überzogen und bangen um ihre Existenzen. RKI Mitarbeiter können darauf keine Rücksicht nehmen, denn es geht um Menschenleben und ernsthafte Gesundheitsschäden, wie u.a. bleibende Nierenschäden, die Opfer der EHEC-Epidemie davontragen.

Die Warnung vor dem Gemüse wurde von den Bundesbehörden nicht unüberlegt ausgesprochen. Mehrere Wissenschaftlerteams und die Behörden arbeiten eng zusammen um die Ursache lückenlos herauszufinden.

Die bislang aussagekräftigste Studie aus Hamburg, wurde zusätzlich unter Einbeziehung einer Kontrollgruppe aufgebaut. Die Wissenschaftler sicherten ihre Daten ab und das RKI sprach seine Warnung erst aus, nachdem die Auskünfte über die Essgewohnheiten der Erkrankten mit den Daten der Kontrollgruppe abgeglichen und ausgewertet waren.

Menschenleben haben Vorrang vor monetären Interessen von Erzeugern

Die EU-Kommission ist dabei wegen der EHEC – Epidemie in Deutschland Alarmstufe 1 auszurufen. Diese Alarmstufe verlangt von allen EU Mitgliedsländern Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Zu diesen sollte im weiteren Verlauf auch das Einleiten eines Umdenkprozesses bei der Agrarindustrie auf diesen neuen Lebensmittelskandal folgen. Hygienisch saubere Erzeugnisse, ohne Schadstoff- und Pestizidrückstände müssen ein mittelfristig forciertes Ziel für die Branche werden, die in der Regel auf schnelles Verstummen der Medien hofft, um weiterzumachen wie bisher.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. Mai 2011

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Who schafft virtuelle Plattform für transparente Überarbeitung des ICD

Treffen mit Vertretern der WHO: In ein paar Jahren könnten MCS und EHS einheitlich in die internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) aufgenommen werden

Madrid, 18. Mai 2011. Das nationale Komitee für die Anerkennung von Multipler Chemikalien Sensitivität (MCS) und Elektrohypersensitivität (EHS) hat am 13. Mai 2011 Dr. Maria Neira, Direktorin Öffentliches Gesundheitswesen und Umwelt der WHO, und weitere Vertreter der WHO getroffen. Während des Treffens bestätigten die für den ICD Verantwortlichen, dass es eine kontroverse Anschauungsweise für den Erweiterungsprozess der Klassifikation gibt. Dr. Neira und ihr Team erklärten dies am Beispiel des ICD 10. Die nationale Delegation vom Gesundheitsministerium sei die einzige gewesen, welche sich für die Revision der Klassifikation eingesetzt hätte.

Aber jetzt kann sich auch die Öffentlichkeit dazu äußern und jedermann kann sich aktiv beteiligen und wissenschaftlich belegte Studien einreichen um die neuen Klassifizierungen für die Krankheiten des ICD11 voranzubringen, welche im 2015 erscheinen werden. Die Verantwortlichen der WHO kündigten ebenfalls an, dass der erste Entwurf des ICD 11 am Montag, 17. Mai erscheinen wird.

Die WHO erstellte eine virtuelle Plattform um Wissenschaftler und NGOs (nichtstaatliche Organisationen) in die Revision des ICD11 mit einzubeziehen und man geht davon aus, dass dies eine durchweg transparente Überarbeitung des Prozesses garantieren wird.

Dieses neue Entgegenkommen der WHO wurde durch das nationale Komitee für die Anerkennung von MCS und EHS begrüsst.

Um diese beiden Umweltkrankheiten in die neue Klassifikation aufzunehmen, haben die Verantwortlichen der WHO darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, klare Beweise über diese Krankheiten vorzulegen: Krankheitsursache, Pathophysiologie, Diagnosetests, etc.

Jaume Cortés, Jurist der Organisation Colectivo Ronda, legte dem Komitee Beweise von über 200 MCS und EHS Patienten vor, welche durch ein gerichtliches Urteil eine Entschädigung erhalten haben.

Dr. Julian Marquez, Neurophysiologe mit umfangreicher Erfahrung auf diesem Gebiet, präsentierte wissenschaftliche Studien über MCS und EHS, welche in den letzten Jahren veröffentlicht wurden.

Das Komitee bestätigte zum Schluss, dass es aktiv auf dieser von der WHO erstellten Plattform teilnehmen will, um die Aufnahme von EHS und MCS in den ICD Code durchzubringen, und sie wiesen darauf hin, dass MCS in Deutschland, Österreich, Luxemburg und Japan bereits unter dem ICD 10 anerkannt ist.

Kontakt für weitere Informationen:

Sonia Ortiga,  e-mail: environmentalhealthcampaign @ gmail.com und Telefon 0034 645803417.

Englischer Text von Sonia Ortiga

Übersetzung: Heidi Streminger für MCS-SOS, www.mcs-sos.ch

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Bonbon gleichzeitig Parfum, gesundheitliches Risiko inklusive

Erstes essbares Parfum verbreitet Rosenduft

Als Sensation und „Innovation der Woche“ preisen international Zeitungen ein Bonbon an, das ein Parfum überflüssig macht. Das Bonbon einer bulgarischen Firma enthält unverdauliche Duftstoffe, die nach dem Verzehr über die Haut freigesetzt werden. Die Werbung für das Bonbon verspricht, dass man nach dem Lutschen des Bonbons nach Rosenduft riecht. Der Hersteller hat noch ein weiteres Verkaufsargument parat, der „Rosenduft“ den das Bonbon verströmt, wehrt gleichzeitig Mücken ab. Erzeugt wird dieser „Rosenduft“ durch Geraniol, ein natürlicher Duftstoff der als Allergen bekannt ist.

Werbegag mit Allergieeffekt?

Das zuckerfreie Alpi „Deo Perfume Candy“ mag für die Medien ein netter Gag sein, für Bonbonliebhaber kann die als „Wunderwerk“ der Bonbonindustrie angepriesene Süßigkeit jedoch unangenehme Folgen haben. Warum? Der zugesetzte Duftstoff, der dafür sorgen soll, dass der Körper „Rosenduft“ verströmt und ein Deo unnötig macht, ist als reizende Chemikalie gelistet und als Kontaktallergen bekannt. In der Liste der Duftstoffallergene ist Geraniol ganz oben zu finden. Bei Personen, die unter einer Duftstoffallergie auf Geraniol leiden, kann der Genuss eines solchen „Deo Perfume Candy“ gesundheitliche Folgen haben.

Nicht jeder weiß dass er Allergien hat und auf was

Allergien auf Duftstoffe sind in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet. Duftstoffe gehören gleich nach Nickel zu den Allergenen, auf die Allergiker am Häufigsten reagieren. Mancher mag sich auf der sicheren Seite wägen, wenn er eine natürliche Duftstoffe verwendet, dass ist ein Irrglaube, denn ätherische Öle gehören auch und insbesondere zu den Allergieauslösern. Bis eine solche Allergie auf einen bestimmten Duftstoff vom Arzt diagnostiziert wird, vergehen jedoch bei den meisten Allergikern Jahre und bei so Manchem bleibt der Auslöser gänzlich unerkannt. Ein weiteres Problem: Zumeist werden nur Reaktionen der Haut auf eine bestimmte Substanz, wie beispielsweise Geraniol, getestet. Doch nicht jeder reagiert nur über die Haut. Vielfältige weitere Reaktionen sind möglich und differieren von Person zu Person.

Ein Bonbon das gleichzeitig Insekten abwehrt?

Durch Lutschen eines Bonbons gleichzeitig lästige Stechmücken abwehren? Kein leeres Werbeversprechen, denn durch den Inhaltsstoff „Geraniol“ ist dies durchaus möglich. In der Gefahrstoffdatenbank ist diese Chemikalie gemäß Europäischer Regelung folgendermaßen aufgeführt:

Auszug:

02.012 / 106-24-1 / Geraniol

Stoffeigenschaften: Gefahrsymbol Xi Reizend

R36/37/38

Reizt die Augen, Atmungsorgane und die Haut

S-Sätze 24/25

S24/25 Berührung mit den Augen und der Haut vermeiden

Produktart 18: Insektizide, Akarizide und Produkte gegen andere Arthropoden (Bekämpfungsmittel gegen Arthropoden (z. B. Insekten, Spinnentiere und Schalentiere))

3. Flüssige Stoffe, die als gefährlich gelten.

In wieweit ein Bonbon, das insektenabwehrende Eigenschaften verspricht, als Medikament zugelassen sein müsste, wäre von den zuständigen Zulassungs- behörden zu prüfen.

Beipackzettel über Risiken und Nebenwirkungen für Bonbons?

Auf Kosmetikverpackungen muss der Duftstoff „Geraniol“ seit einiger Zeit aufgeführt werden. Ob Gleiches für Bonbons gilt, die durch Geraniol erzeugten, gefakten „Rosen- duft“ verströmen? Über die Mundschleimhaut wird der Wirkstoff Geraniol sehr gut aufgenommen und gleichzeitig verschluckt. Ein Warnhinweis über mögliche Neben- wirkungen bei Verzehr, Warnhinweise für Allergiker wären daher angemessen, wenn das Produkt auf den deutschen Markt kommt und für Kinder sollte wegen des Gesundheitsrisikos vom Verzehr besser ganz abgeraten werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. Mai 2011

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Strafverfahren wegen Abrechnungsbetrug gegen Dr. Binz eingestellt

Trierer Nervenarzt willigt in Vergleich ein

Das Trierer Landgericht hat das Verfahren gegen Dr. Peter Binz eingestellt. Einzige Auflage, der Nervenarzt muss 10 000€ an die Staatskasse zahlen. Der von der Kassenärztliche Vereinigung Trier vorgebrachte Verdacht des Abrechnungsbetruges konnte nicht erhärtet werden. Es habe kein Vorsatz oder grob fahrlässiges Handeln vorgelegen, diese Erkenntnis teilte das Gericht in einer mündlichen Verhandlung am 6. April mit. Die Zahlung von 10 000€ sei als anteilige Bearbeitungsgebühr zu verstehen, ließ die Frau des Angeschuldigten wissen, nicht als Schuldeingeständnis. Mit der Annahme des vom Gericht vorgeschlagenen Vergleichs, konnte für den 70-jährigen Nervenarzt nicht zuletzt ein weiteres jahrelanges Gerichtsverfahren, mit über 60 veranschlagten Prozesstagen, abgewendet werden.

Grabenkrieg gegen mutigen Arzt beendet

Das Ermittlungsverfahren gegen den Trierer Arzt zog sich über sechs Jahre hin. Dr. Binz, der immer wieder seine Unschuld beteuerte, gab nicht auf und ließ von Abrechnungsexperten alle angeschuldigten Vorgänge überprüfen. Für ihn war die Anschuldigung der KV Trier, er habe in 2800 Fällen betrogen, nicht nur gegenstandslos, er sah sie vielmehr als Fortführung eines seit vielen Jahren andauernden Grabenkriegs gegen ihn. Der KV Trier und der Trierer Ärztekammer war Dr.Binz vor allem wegen seines unermüdlichen und furchtlosen Einsatzes für Arbeiter, die durch Chemikalien an ihrem Arbeitsplatz erkrankten, ein heftiger Dorn im Auge. Immer wieder hatten KV und Ärztekammer Angriffe gestartet, was nicht zuletzt zum Leid der Erkrankten mit beitrug. Dr.Binz ließ sich nicht beirren und stellte sich weiter vor seine Patienten, die meist so krank waren, dass sie sich nicht selbst verteidigen konnten. Über 600 seiner Patienten wurden für sie teils strapaziöser Verhören unterzogen, um Beweise gegen den Arzt zu sammeln.

Rechtsanwalt überzeugt von der Unschuld seines Mandanten

Gegenüber der Trierer Zeitung 16vor erklärte Rechtsanwalt Hülsmann, dass man das Verfahren hätte durchziehen können und dass er überzeugt sei, dass Dr. Binz freigesprochen worden wäre. Der Rechtsanwalt von Dr. Binz teilte mit, dass der nun geschlossene Vergleich die beste Lösung gewesen sei, da sich das Verfahren noch über viele Jahre hingezogen hätte und darunter auch die Praxis von Dr. Binz gelitten hätte, weil die Prozesstage während der Praxiszeit gewesen wären. Auch das Alter von Dr. Binz und dessen angeschlagener Gesundheitszustand habe bei der letztendlichen Entscheidung eine Rolle gespielt. Keinesfalls sei der Vergleich jedoch als Schuldeingeständnis zu sehen, das wurde auch vom Gericht bestätigt. Die Staatsanwaltschaft hatte im Juni 2010 bereits auf Einstellung des Verfahrens plädiert. Dr.Binz war im vergangenen Jahr zu einem Vergleich noch nicht bereit gewesen, weil er die Annahme vertrat, dass dies als Schuldeingeständnis seinerseits angesehen würde.

Verfahren beendet, finale Niederlage für die KV

Die 234-seitige Anklageschrift gegen Dr. Binz wegen Abrechnungsbetrugs ist nun geschlossen. Der Arzt hat von den 184 000 €, die er bereits vorab zahlen musste, bereits 100 000 € von der KV Trier zurückerhalten. Ein weiterer Bescheid, durch den Dr. Binz hätte 67 000€ zahlen müssen, wurde durch die Einstellung ebenfalls hinfällig.

Für die KV Trier ist der Prozessausgang als finale Niederlange in ihrem erbitterten Kampf gegen den ihr unliebsamen Arzt zu werten. Selbst als sich schon abgezeichnet hatte, dass Dr.Binz kein grob vorsätzliches oder grob fahrlässiges Handeln beim Abrechnen von Leistungen nachzuweisen war, hat man weiter auf Vernichtung des Standeskollegen gesetzt.

Ein Arzt mit Rückgrat

Den Nervenkrieg, den Dr. Binz und seine Frau in den vergangenen Jahrzehnten und insbesondere in den letzten sechs Jahren durchlebten, kann kaum jemand nachempfinden. Es zeugt von großer menschlicher Stärke, dass Dr. Binz und seine Frau nie an Aufgeben dachten. Beide waren vielmehr in erster Linie stets in Sorge um die Patienten, zu deren Nachteil Patientenakten über Jahre beschlagnahmt blieben und die man belastenden Verhören unterzog.

Beim Verhör der CSN-Präsidentin im Rahmen der Ermittlungen gegen Dr. Binz, meinte ein hinzukommender Kommissar: „Ach nein, gegen den Binz wird wegen Abrechnungsbetrug ermittelt, ausgerechnet gegen diesen Arzt?! Versuchen die es jetzt auf diese Tour? Ich habe Dr. Binz im Rahmen einer Strafanzeige vor Jahren aufgesucht. Ich wollte damals einfach wissen, was ist das für ein Mensch, der sich nicht duckt vor einem mächtigen Großkonzern, dem seine Mitarbeiter egal sind. Dr. Binz ist ein ehrlicher Mann, ich bin froh, ihn kennengelernt zu haben. Von seiner Sorte bräuchten wir mehr Ärzte, dann würde manches anders aussehen. Wenn der betrogen hat, fress ich einen Besen“.

Der „Besen“ muss nicht „gefressen“ werden und wer die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf Gesundheitsschäden durch Gifte am Arbeitsplatz in den letzten Jahren verfolgte, sieht das bestätigt, wofür der Trierer Arzt seit Jahrzehnten mit vollem Einsatz eintrat.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. Mai 2011

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Feuerlöscher – Bitte löschen – aber ohne Gift

Aufbrauchfrist für umweltschädliche Feuerlöschschäume endet im Juni 2011

Am 27. Juni 2011 endet die Aufbrauchfrist für PFOS-haltige Feuerlöschschäume. PFOS – Perfluoroktansulfonsäure – ist eine extrem langlebige Chemikalie. Diese Säure reichert sich in Lebewesen an und ist giftig. Jahrelang wurde PFOS in Feuerlöschschäumen eingesetzt und so direkt in die Umwelt eingetragen. Die Chemikalie lässt sich in allen Lebensräumen nachweisen, sogar in entlegenen Gebieten wie der Arktis und in den dort lebenden Tieren. „Besonders besorgniserregend ist die Langlebigkeit der PFOS in menschlichem Blut und der Muttermilch“, sagt UBA-Präsident Jochen Flasbarth. Feuerwehren, Chemieunternehmen und Flughäfen sollten die Lagerbestände jetzt fachgerecht entsorgen, am besten in Abstimmung mit den zuständigen Umweltbehörden. Auch die neuen PFOS-freien Löschschäume sind umweltverträglich einzusetzen.

Ab dem 28.Juni 2011 verbietet die EU die Verwendung von PFOS in Feuerlöschmitteln. Damit endet die Übergangsfrist des seit 2006 in der EU geltenden Verbotes. Zwischenzeitlich haben die Vertragsstaaten des Stockholmer Übereinkommens zu besonders langlebigen Stoffen PFOS auf die Liste der POPs – Persistent Organic Pollutants – aufgenommen und damit den weltweiten Ausstieg eingeläutet.

Chemisch gehört PFOS zur Gruppe der per- und polyfluorierten Chemikalien, kurz PFC. Wegen ihrer hohen Stabilität und ihren einzigartigen Eigenschaften – zugleich wasser- und fettabweisend – werden PFC vielfältig eingesetzt, zum Beispiel in der Papier-, Leder- und Textilindustrie, und eben auch in Feuerlöschschäumen. PFC können auch das Grund- und Trinkwasser verunreinigen. Sie verbreiten sich durch den Boden, die Gewässer und die Luft und können von Pflanzen und Tieren aufgenommen werden. Besonders besorgniserregend ist, dass PFC inzwischen weltweit zu finden sind. Die höchsten Werte lassen sich in Lebewesen der Arktis messen, vor allem in Eisbären.

Infolge des Verbotes von PFOS sind nun eine Reihe neuer Löschschäume am Markt. Schäume, die kein PFOS enthalten, können stattdessen andere PFC enthalten. Auch diese Austauschstoffe sind entweder nicht abbaubar oder werden zu stabilen PFC abgebaut. Deshalb sind sie aus UBA-Sicht ähnlich besorgniserregend. Das UBA rät, PFC-haltige Feuerlöschschäume nur zum Löschen brennender Flüssigkeiten in Tankanlagen zu verwenden und diese mit Einrichtungen auszustatten, die das Löschwasser auffangen. Nur dann lassen sich die Löschmittel möglichst umweltschonend entsorgen. Bei Übungen rät das UBA, auf PFC-haltige Löschmittel zu verzichten.

Weitere wichtige Informationen zu PFC-haltigen Löschmittel

Den Ratgeber „Fluorhaltige Schaumlöschmittel umweltschonend verwenden“ können Sie herunterladen oder kostenlos bestellen.

Autor: UBA, Bitte löschen – aber ohne Gift, Dessau-Roßlau, 05.05.2011

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Integration mit MCS an der Schule möglich

„Es läuft alles rund“ (Ausspruch einer Mutter)

Im Juni 2010 berichtete Tohwanga über ihren erfolgreichen Versuch, für ihren an MCS und CFS-erkrankten Sohn eine Integration an der Grundschule zu ermöglichen. Nach fast einem Jahr kann sie sagen, es ist tatsächlich geglückt, und Tohwanga möchte anderen Eltern mit chemikaliensensiblen Kindern Mut machen, bei der Schule und den Eltern der Mitschüler um Unterstützung zur Integration ihres eigenen Kindes zu bitten.

Integration eines Schülers mit MCS und CFS

Tohwanga berichtet:

Im Mai 2010 hatte ich dazu einen Elternabend initiiert und um eine schadstoffarme 1. Klasse gebeten. Ich erhielt 100%tige Unterstützung von der Schulleitung und möchte an dieser Stelle nochmals meinen Dank dem Schulleiter aussprechen. Lehrer, Eltern, Klassenkameraden, ja sogar Großeltern haben sich zur Aufnahme meines Kindes entschlossen und wirken tatkräftig mit, die Klasse schadstoffarm, Weichspüler- und Parfümfrei zu gestalten.

Mein Sohn besucht nun seit August 2010 diese Schule mit großem Erfolg. Er hat Schulfreunde gefunden und kann am Unterrichtsgeschehen teilnehmen. Natürlich ist der neue Lebensabschnitt Schulpflicht für uns sehr, sehr anstrengend, trotz häufiger Fehlzeiten und Zuspätkommen, extremer Müdigkeit und eigentlich nur Leben für die Schule ist mein Sohn ein guter Schüler und das Lernen fällt ihm leicht. Schwierig und sehr Kräfte zehrend ist die tägliche Präsenz, das morgendliche Aufstehen, trotz schmerzender Glieder, trotz nächtlichem Asthmaanfall und/oder heftigste Nasenbluten und das Kräfteeinteilen für den ganzen Tag. Es muss ja noch Motivation für die Hausaufgaben und für die wenigen sozialen Kontakte am Nachmittag verbleiben. Mein kleiner Sohn meistert diese Aufgabe schon recht gut. Während ich, schon sehr beeinträchtigt durch meine Umwelterkrankungen, oft nicht weiß, woher ich noch die Kraft für den nächsten Schultag nehme.

So leben wir von Tag zu Tag, Wochenende zu Wochenende und von Ferien zu Ferien. Ganz besonders freuen wir uns auf die Sommerferien, denn die kurzen 2-Wochen-Ferien reichten nicht aus, um aus der tiefen Erschöpfung heraus zu kommen.

Es ist ein Geschenk, welches uns Eltern und Lehrer geben. Noch ein seltenes, aber ich bin mir sicher, dass auch andere Schulen in Zukunft eine Integration von MCS-erkrankten Kindern ermöglichen werden. Schadstoffarme Schulen sind für alle Kinder wichtig. Dies kann die Politik nicht mehr verdrängen.

Bei dem allgemeinen Elternabend im laufenden Schuljahr, im September 2010, habe ich etwas Redezeit bekommen, um mich für die einmalige Integration und Toleranz der Eltern und Angehörigen bedanken zu können.

Liebe Eltern,

ich möchte Ihnen auf diesem Wege meinen Dank aussprechen. Sie ermöglichen meinem Kind Integration und die Chance möglichst unbeschadet eine Schule aufsuchen zu können.

Für Ihr Verständnis, Ihr Entgegenkommen und Ihre gewonnene Besonnenheit im Umgang mit den gesundheitsschädigenden Duftstoffen, danke ich Ihnen sehr.

Zwei Fragen interessierten mich. Und so hatte ich einen kleinen Zettel vorbereitet, den ich verteilen durfte. Die Resonanz war positiv und postwendend haben sich alle 11 anwesenden Elternteile zum sofortigen Ausfüllen bereit erklärt. Insgesamt sind es 14 Kinder in der Klasse.

Wie war für Sie die Umstellung auf einen duftstofffreien Schulalltag?

Schwer: 2

  • mein Kind reagiert auf Polycarboxylate, wir können kein „Dalli med“ nehmen und mussten wieder auf „Weißer Riese“ zurückgreifen

Kein Problem, wir lebten schon duftstofffrei: 8

  • wir lebten schon weitestgehend duftstofffrei
  • wir lebten schon duftstoffarm
  • wir lebten schon ohne Weichspüler
  • kein Problem
  • wir lebten schon zum Teil duftstofffrei

Wollten wir schon immer und hatten jetzt Anlass dazu: 1

Wir machen da nicht mit: 0

Und als zweite Frage würde mich sehr interessieren, ob Sie einen intensiveren Geruchssinn zurück gewinnen konnten. Im Allgemeinen werden Gerüche nach einiger Zeit schwächer, weil die Rezeptoren, die sie aufgenommen haben, vorübergehend unempfindlich werden. Gerade Parfüms legen ganze Riechzellareale lahm.

Stellen Sie und Ihre Familie fest, dass Sie Umgebungsgerüche und auch Parfüms (wieder) besser wahrnehmen?

Ja: 2

Nein: 9

  • ich war schon vorher sehr sensibel
  • ich habe schon immer gut gerochen

99% der Eltern machen mit, wobei für 81% die Umstellung auf eine Weichspüler- und Parfümfreie Schulform kein Problem darstellte.

Der Wille und die Bereitschaft zum umweltbewussten Handeln sind da, die Menschen müssen nur das richtige Werkzeug in die Hand bekommen um Handeln zu können. Der Markt an duftstofffreien Produkten existiert und wird täglich größer. Die Werbung für den duftstofffreien Markt bringt Erfolg.

Mein Fazit kann ich mit dem wundervollen Ausspruch einer Mutter beschließen: „Es läuft alles rund“

Mit Aufklärung kommen wir weiter – Schweigen ist kontraproduktiv

Die Bevölkerung ist sensibilisiert, Dank der vielen Umweltkatastrophen, Nahrungs- mittelskandale, Impfschäden, etc. und dem schrecklichen Atomkraftunfall in Japan. Der Aufklärungsmonat Mai ist für uns ein ganz wichtiges Instrument. Macht alle mit. Die Erfolge sind da.

Autor:

Tohwanga für CSN – Chemical Sensitivity Network, MCS Aufklärungsmonat Mai 2011

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Umweltkrankheiten: MANIFEST DER VERLETZBAREN

Ein Jahr später. Ein weiteres Jahr ist vergangen und nichts hat sich geändert. Am 12. Mai, wache ich auf, immer noch am selben Ort eingesperrt und immer noch muss ich dasselbe beobachten:

Die Gesellschaft vergiftet mich weiterhin mit ihren Toxinen, diese grausame, ungerechte Gesellschaft, die sich in ihrer Habgier so sehr gefällt, während sie mich abweist, weil ich nicht so wie gesunde Körper arbeite und konsumiere, während die Eigentümer der Giftindustrie mich auslachen und reicher werden.

Sie lassen mich in Stich und behaupten, es läge an mir, dass ich mit dieser Krankheit lebe, als ob es eine Laune wäre, als ob ich mir keine Mühe geben wollte, als ob es ein Vorwand wäre, um nicht zur Arbeit gehen zu müssen.

Mein Körper, mein Bett und meine Wände sind zu einem Gefängnis geworden, in welchem mir nur mein Fenster und meine Gedanken Gesellschaft leisten, ohne dass Aussicht auf Hafturlaub besteht.

Ich bin dazu verdammt, im Verborgenen zu leben, da ich etwas bin, was die Gesellschaft verbergen möchte. Ich gehöre zu jenem Teil der Geschichte, der niemals in den Geschichtsbüchern auftauchen wird.

Nach Jahren, in denen ich viel gearbeitet und Steuern gezahlt habe, steht mir rechtlich nichts zu und ich bin vom Sozialstaat ausgeschlossen. Sie betrachten mich als unnütz, dabei bin ich in Wirklichkeit behindert.

Mein Exil wurde von Verwaltungen, Politikern und Ärzten über mich verhängt, dieselben die versprochen haben, da zu sein, wenn ich Hilfe brauche. Sie haben mich betrogen, als ich sie am dringendsten benötigte. Nun behaupten sie, mich gäbe es nicht. Sie tun so, als ob alles nur Spaß und künstliche Aufregung wäre, während sie die Tatsache, dass es täglich mehr von uns gibt, nicht an die Öffentlichkeit kommen lassen.

Obwohl ich hier so gut wie gar nicht weg komme, habe ich einmal mehr beschlossen, zielstrebig und tapfer zu sein. Ich bin öffentlich sichtbar, obwohl ich nicht aus dem Haus kann. Ich bin schwach und verletzbar, doch niemals ein Feigling.

Ich habe beschlossen, trotz meiner Verletzbarkeit weiter zu leben und zu kämpfen. Ich werde nicht verstummen, obwohl sie mich zum Schweigen bringen wollen.

Genau das habe ich für dieses Jahr erneut beschlossen. Erneut, weil sich nichts geändert hat.

Ich hoffe, Sie werden das gleiche tun. Ja Sie, einer der Verletzbaren, obwohl Sie sich dessen nicht bewusst sind. Wir müssen weiter kämpfen ohne aufzugeben, wir müssen das bequeme Denken der Gesellschaft, zu allem ja zu sagen, erschüttern und die Art, wie wir als Gesellschaft leben, überdenken. Wir müssen diese „Entwicklung“, die uns langsam umbringt, in Frage stellen. Bis die Verletzbaren unter uns nicht mehr wehrlos sind. Bis es Gerechtigkeit, Respekt und menschliches Mitgefühl für alle gibt.

Autoren: No Fun und Liga SFC (CFS/ME Liga), Spanien, 12. Mai 2011

* 12. Mai, Internationaler Tag der häufigsten Umweltkrankheiten (Chronic Fatigue Syndrom/ Myalgische Enzephalomyelitis, Fibromyalgie und Multiple Chemical Sensitivity)

Weitere Artikel zum weltweiten Aufklärungsmonat über Umweltkrankheiten:

Parfüms und Duftöle, ein Gesundheitsproblem für Allergiker und Asthmatiker

Unsichtbare Barrieren für Behinderte im Drogeriemarkt

Bei uns in der Nähe gibt es Drogeriemärkte, die glutenfreie Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel führen, worüber ich sehr froh bin. Bis kürzlich jedenfalls, denn ein neuer Trend bereitet mir im Laden, in dem ich für gewöhnlich einkaufe, erhebliche Probleme.

Was ist passiert? Wenn ich in den letzten Monaten zur Kasse ging, wurde ich regelmäßig gefragt, ob ich das neueste Parfüm des Tages ausprobieren wolle und das Personal hatte die Parfümflasche schon in der Hand, um mich damit zu besprühen. Für jemanden mit MCS ist eine solche Situation total alarmierend. Ich erklärte dann jedes Mal ganz ruhig: „ Ich habe schwere Reaktionen auf die Chemikalien, die sich in solchen Parfüms befinden.“ Daraufhin entschuldigt man sich dann bei mir und ist jedoch mit der Parfümflasche in Anschlag, bereits bereit für den nächsten Kunden. Bislang machen sie weiter damit, die Menschen mit Lungenproblemen und Atemwegsbeschwerden den geöffneten Flaschen mit Raumduftölen aus nächster Nähe auszusetzen.

Mittlerweile stehen die offenen Flaschen auch rings um die Kassentheke, so dass dort nur noch so wenig Platz übrig bleibt, dass es einem schwerfällt, seine Sachen dort zum Bezahlen abzustellen. Ich habe Probleme, Luft zu bekommen, wenn ich dort stehe und bete jedes Mal innerlich, dass ich bitte nicht noch länger warten muss, weil die Kassiererin ausgerechnet dann ein Telefongespräch beantworten muss. Warum muss ich leiden, während sie von meinem Einkauf profitieren?

Ehrlich gesagt, passt für mich das Führen eines Drogeriemarkts mit Nahrungsmitteln und hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln und Parfüms nicht zusammen. Es ist tatsächlich auch so, dass einige der natürlichen Heilmittel in Pappschachteln verpackt sind und manchmal, wenn ich eine Tablette entnehme, haben sie einen chemischen, nach Parfüm schmeckenden Geschmack. Wahrscheinlich rührt er vom Parfüm her, das regelmäßig im Laden an die Kunden zum Testen versprüht wird und vielleicht breiten sich die Parfümöle mit ihren chemischen Bestandteilen im Laden aus.

Ich kann dort gesundheitsmäßig wirklich nicht mehr einkaufen, bis man meiner Behinderung gebührend Beachtung geschenkt und eine Regelung gefunden hat, wegen dieser Duftstoffe, die der Laden gleichzeitig verkauft. Ich habe deshalb einen Brief an den Laden geschickt und ich hoffe, er wird vom Management ernstgenommen. Ich bin sicher, dass wir für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) und wegen der vielen Asthmatiker dringend eine Änderung der Regelungen in solchen Läden benötigen, weil diese tagtäglich damit fortfahren, die Kunden Parfüms und Produkte mit Duftölen auszusetzen und damit deren Gesundheit nachhaltig schädigen.

Brief  an den Drogeriemarkt. Jeder, der in einer ähnlichen Situation ist, darf ihn gerne verwenden.

Duftstoffe im Kassenbereich

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit fast zwei Jahren bin ich eine Ihrer treuesten Kundinnen. Ich liebe das vielfältige Angebot Ihrer glutenfreien Nahrungssmittel für meine Familie. Allerdings waren die letzten Einkaufsbesuche in Ihrem Laden problematisch für mich, weil es schwierig war, meine Nahrungsmittel an der Kasse zu bezahlen, weil rings um die Kasse Parfüms aufgebaut waren.

Meine Familie gehört zu den 15-30% der Allgemeinbevölkerung, die unter Chemikalien-Sensitivität (Multiple Chemical Sensitivity, MCS) oder wie manche es auch nennen, unter reaktiver Atemwegerkrankung leiden. Damit wir, genauso wie andere Behinderte, Zutritt zu öffentlichen Gebäuden zu haben können, müssen für uns chemische Produkte, bspw. Parfüms aus den Bereichen entfernt werden, die wir zwangsläufig nicht meiden können – wie beispielsweise den Kassenbereich in einem Geschäft.

Für die Lungen sind Duftstoffe ebenfalls sehr problematisch, deshalb befürchte ich, dass es auch für Asthmatiker in der Bevölkerung sehr schwierig ist, wenn sie in Ihrem Laden mit Raumdüften/offenen Aromaölen während des Einkaufs in Kontakt geraten.

In Anbetracht unserer Behinderung möchten wir Sie freundlichst bitten, Ihre Parfums in einen anderen Bereich Ihres Ladens zu verlagern und davon Abstand zu nehmen, Raumduftöle offen im Laden aufzustellen, damit unsere Familie und andere Mitmenschen mit Lungen- und Atemwegproblemen weiterhin mit Freude bei Ihnen einkaufen und Ihre nährstoffreichen Spezialprodukte und ihre Nahrungsergänzungsmittel erwerben können.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihre Kundin

Autor: Christi Howarth für CSN – Chemical Sensitivty Network, 4. Mai 2011

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