Bisphenol A – Eine Chemikalie verseucht unsere Nahrungsmittel und Getränke

Verzweifelung auf Seiten der Nahrungsmittelindustrie und der Konsumenten

Das Thema ist brisant – Bisphenol A (BPA) ist eine Chemikalie, die für eine ganze Reihe von Gesundheitsproblemen einschließlich Krebs ursächlich ist. Der Washington Post war BPA gestern die Titelseite und die erste Innenseite wert. Die Zeitung berichtete über die verzweifelte Suche von verantwortungsbewussten Lebensmittelherstellern nach Verpackungen für ihre Produkte, die frei von Bisphenol A sind. Ein Unterfangen, das sich schwieriger gestaltet, als man vermutet.

Einige US Nahrungsmittelhersteller gaben große Summen aus, um ihre Produkte ohne die allgegenwärtige BPA – Kontaminierung anbieten zu können. Die Washington Post beschreibt in ihrem Leitartikel, wie schwer sich für Nahrungsmittelhersteller die Suche nach BPA-freier Verpackung gestaltet.

Die Frustration unter Herstellern, die auf BPA-frei umgestellt haben, sei oft groß, berichtet die Zeitung und führt zur Illustration den Fall eines Fischkonservenherstellers an. Die Firma hatte im vergangenen Jahr mit großem Aufwand zu Bisphenol A freien Dosen gewechselt und musste erschüttert zur Kenntnis nehmen, dass eine Verbraucherorganisation dennoch BPA in ihrem Thunfisch fand. 10 000$ wurden für Laboranalysen ausgegeben um herauszufinden, an welcher Stelle der Schadstoff sich einschlich. Die Suche nach der Kontaminierungsquelle gestaltete sich als Katastrophe. Ob es die Handschuhe waren, mit denen der Fisch angefasst wurde, oder ein Schneidbrett, oder schon der Thunfisch selbst, man wisse es nicht, so der verzweifelte Fischkonservenhersteller, denn die Chemikalie sei omnipräsent – sie einfach überall. Es bliebe nur eins übrig, weiterzusuchen und Lösungen finden.

Der BUND gab heute eine Pressemitteilung zur Bisphenol A Situation im Nahrungsmittel- und Getränkesektor in Deutschland heraus, denn Bier-, Softdrink- und Energydrink-Dosen in deutschen Regalen enthalten auch Bisphenol A.

Hormone aus der Dose

Berlin: In Getränkedosen von Sprite, Red Bull, Schöfferhofer, Faxe-Bier, Nescafé und weiteren Abfüllern hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die riskante Chemikalie Bisphenol A nachgewiesen. In den Epoxidlacken der Innenbeschichtungen der Dosen habe ein vom BUND beauftragtes Labor je Dose zwischen 0,3 und 8,3 Mikrogramm Bisphenol A gefunden. Akute Gesundheitsschäden seien beim Trinken aus Dosen zwar nicht zu befürchten, jedoch trage der Schadstoffgehalt zur Gesamtbelastung des Menschen mit Bisphenol A bei. Bisphenol A wirke ähnlich wie das weibliche Hormon Östrogen und habe bei Versuchen an Muttertieren schon in geringer Konzentration bei Föten zu Organmissbildungen, Beeinträchtigungen der Gehirnentwicklung und späteren Fruchtbarkeitsschäden geführt, so der BUND. Beim Menschen seien Zusammenhänge zwischen einer Bisphenol-A-Belastung mit Herz- und Kreislauferkrankungen, Sexualstörungen sowie Diabetes festgestellt worden. Der Umweltverband forderte die Hersteller von Dosen und anderen Lebensmittelverpackungen auf, auf Bisphenol-A-haltige Materialien zu verzichten.

Patricia Cameron, BUND-Chemieexpertin: „Bisphenol A findet man nicht nur in Schnullern, Babyflaschen und jetzt auch in Getränkedosen. Es kommt auch in Konservendosen, Zahnfüllungen und Thermopapier vor. Und es gibt noch viele weitere Quellen, die zur Belastung des Menschen mit hormonellen Schadstoffen beitragen.“ Die BUND-Expertin nannte als Beispiel Weichmacher in PVC-Produkten.

Cameron: „Hochwirksame hormonelle Stoffe haben in Erzeugnissen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen, nichts zu suchen. Unsere Analyse der Dosengetränke hat auch gezeigt, dass Bisphenol A aus dem Epoxidlack in die Flüssigkeiten übertritt. Der höchste gemessene Wert betrug beim Faxe-Bier 3,9 Mikrogramm pro Liter. Während in allen Dosenbeschichtungen Bisphenol A nachgewiesen werden konnte, waren die Getränke selber nicht in jedem Fall belastet. Vermutlich hängt das auch von den Lagerbedingungen und dem Doseninhalt selbst ab. Dazu benötigen wir weitere Analysen.“

Der BUND forderte die Bundesregierung auf, den Einsatz Bisphenol-A-haltiger Kunststoffe wie Polycarbonat, Epoxidlacke und -harze bei Gegenständen, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen oder direkten Hautkontakt haben, zu verbieten. Zudem müsse die Bundesregierung bei der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA für eine verschärfte Risikobeurteilung von Bisphenol A eintreten.

Der Bisphenol-A-haltige Kunststoff Polycarbonat sei in Ländern wie Kanada und einigen Staaten der USA für die Herstellung von Babyflaschen bereits verboten. Erst kürzlich habe die amerikanische Gesundheitsbehörde ihre Warnungen vor Bisphenol A verschärft.

Die Analyseergebnisse zu Bisphenol A in Getränkedosen finden Sie im Internet unter: BUND Bisphenol A

Autor Antext: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network 24. 02. 2010

Literatur: BUND, Pressemeldung, 24. Februar 2010

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5 Kommentare zu “Bisphenol A – Eine Chemikalie verseucht unsere Nahrungsmittel und Getränke”

  1. Spider 24. Februar 2010 um 16:52

    Im Zusammenhang mit Bisphenol A möchte ich auf den Dokumentarfilm von Plastic Planet hinweisen, der am 25. Februar in unseren Kinos startet.

    http://plastic-planet.de/

    Die in Kunststoff enthaltenen Chemikalien können unserer Gesundheit schwer zusetzen, was aber kaum jemand in der Bevölkerung weiß.

    http://plastic-planet.de/home_gesundheit.html

    Leider kann ich als MCS Patient nicht ins Kino gehen, um mir den Film anzusehen. Aber ich möchte diesen Film wenigstens anderen ans Herz legen. Die Doku ist sicherlich sehenswert und wird hoffentlich viele Menschen wachrütteln.

  2. Maria 25. Februar 2010 um 13:06

    Viele Verbraucher sind sich der Tragweite von Chemikalien im Alltag, wie hier Bisphenol A, überhaupt nicht bewusst. Will man sie darüber informieren, schalten viele auf Abwehr. Deshalb finde ich es gut, dass der Film Plastic Planet in die Kinos kommt. Dieser Dokumentarfilm wird sicher dazu beitragen, dass sich die Leute gegenüber solchen wichtigen Themen nicht sperren, sondern ihnen offen gegenübertreten und in ihrem persönlichen Umfeld, Veränderungen vornehmen.

    Die Politik ist in der Pflicht Maßnahmen zum Schutz unserer Gesundheit zu treffen und derartige gesundheitsgefährdende Chemikalien zu verbieten.

  3. X-Faktor 25. Februar 2010 um 17:11

    Hiermit erteile ich unserer Politik ein Armutszeugnis! Kaum zu glauben, wie mit uns geschieht und auf politischer Ebene schaut man tatenlos zu.

    Chemikalien haben in unseren Nahrungsmittel nichts zu suchen. Dies sollten auch alle verantwortlichen Politiker endlich zur Kenntnis nehmen und angemessen handeln.

  4. Claudia 27. Februar 2010 um 20:11

    Sind Mixbecher aus Polycarbonat auch bedenklich, wenn das Mixgut nicht darin aufbewahrt wird?

  5. tayfun 16. Dezember 2013 um 20:01

    guten abend,
    wir suchen hersteller von bps freien Lacken und Farben
    danke für ihre unterstützung und freunl grüsse
    tayfun tuncer

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