Parfüms und Duftöle, ein Gesundheitsproblem für Allergiker und Asthmatiker

Unsichtbare Barrieren für Behinderte im Drogeriemarkt

Bei uns in der Nähe gibt es Drogeriemärkte, die glutenfreie Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel führen, worüber ich sehr froh bin. Bis kürzlich jedenfalls, denn ein neuer Trend bereitet mir im Laden, in dem ich für gewöhnlich einkaufe, erhebliche Probleme.

Was ist passiert? Wenn ich in den letzten Monaten zur Kasse ging, wurde ich regelmäßig gefragt, ob ich das neueste Parfüm des Tages ausprobieren wolle und das Personal hatte die Parfümflasche schon in der Hand, um mich damit zu besprühen. Für jemanden mit MCS ist eine solche Situation total alarmierend. Ich erklärte dann jedes Mal ganz ruhig: „ Ich habe schwere Reaktionen auf die Chemikalien, die sich in solchen Parfüms befinden.“ Daraufhin entschuldigt man sich dann bei mir und ist jedoch mit der Parfümflasche in Anschlag, bereits bereit für den nächsten Kunden. Bislang machen sie weiter damit, die Menschen mit Lungenproblemen und Atemwegsbeschwerden den geöffneten Flaschen mit Raumduftölen aus nächster Nähe auszusetzen.

Mittlerweile stehen die offenen Flaschen auch rings um die Kassentheke, so dass dort nur noch so wenig Platz übrig bleibt, dass es einem schwerfällt, seine Sachen dort zum Bezahlen abzustellen. Ich habe Probleme, Luft zu bekommen, wenn ich dort stehe und bete jedes Mal innerlich, dass ich bitte nicht noch länger warten muss, weil die Kassiererin ausgerechnet dann ein Telefongespräch beantworten muss. Warum muss ich leiden, während sie von meinem Einkauf profitieren?

Ehrlich gesagt, passt für mich das Führen eines Drogeriemarkts mit Nahrungsmitteln und hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln und Parfüms nicht zusammen. Es ist tatsächlich auch so, dass einige der natürlichen Heilmittel in Pappschachteln verpackt sind und manchmal, wenn ich eine Tablette entnehme, haben sie einen chemischen, nach Parfüm schmeckenden Geschmack. Wahrscheinlich rührt er vom Parfüm her, das regelmäßig im Laden an die Kunden zum Testen versprüht wird und vielleicht breiten sich die Parfümöle mit ihren chemischen Bestandteilen im Laden aus.

Ich kann dort gesundheitsmäßig wirklich nicht mehr einkaufen, bis man meiner Behinderung gebührend Beachtung geschenkt und eine Regelung gefunden hat, wegen dieser Duftstoffe, die der Laden gleichzeitig verkauft. Ich habe deshalb einen Brief an den Laden geschickt und ich hoffe, er wird vom Management ernstgenommen. Ich bin sicher, dass wir für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) und wegen der vielen Asthmatiker dringend eine Änderung der Regelungen in solchen Läden benötigen, weil diese tagtäglich damit fortfahren, die Kunden Parfüms und Produkte mit Duftölen auszusetzen und damit deren Gesundheit nachhaltig schädigen.

Brief  an den Drogeriemarkt. Jeder, der in einer ähnlichen Situation ist, darf ihn gerne verwenden.

Duftstoffe im Kassenbereich

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit fast zwei Jahren bin ich eine Ihrer treuesten Kundinnen. Ich liebe das vielfältige Angebot Ihrer glutenfreien Nahrungssmittel für meine Familie. Allerdings waren die letzten Einkaufsbesuche in Ihrem Laden problematisch für mich, weil es schwierig war, meine Nahrungsmittel an der Kasse zu bezahlen, weil rings um die Kasse Parfüms aufgebaut waren.

Meine Familie gehört zu den 15-30% der Allgemeinbevölkerung, die unter Chemikalien-Sensitivität (Multiple Chemical Sensitivity, MCS) oder wie manche es auch nennen, unter reaktiver Atemwegerkrankung leiden. Damit wir, genauso wie andere Behinderte, Zutritt zu öffentlichen Gebäuden zu haben können, müssen für uns chemische Produkte, bspw. Parfüms aus den Bereichen entfernt werden, die wir zwangsläufig nicht meiden können – wie beispielsweise den Kassenbereich in einem Geschäft.

Für die Lungen sind Duftstoffe ebenfalls sehr problematisch, deshalb befürchte ich, dass es auch für Asthmatiker in der Bevölkerung sehr schwierig ist, wenn sie in Ihrem Laden mit Raumdüften/offenen Aromaölen während des Einkaufs in Kontakt geraten.

In Anbetracht unserer Behinderung möchten wir Sie freundlichst bitten, Ihre Parfums in einen anderen Bereich Ihres Ladens zu verlagern und davon Abstand zu nehmen, Raumduftöle offen im Laden aufzustellen, damit unsere Familie und andere Mitmenschen mit Lungen- und Atemwegproblemen weiterhin mit Freude bei Ihnen einkaufen und Ihre nährstoffreichen Spezialprodukte und ihre Nahrungsergänzungsmittel erwerben können.

Mit freundlichen Grüßen,

Ihre Kundin

Autor: Christi Howarth für CSN – Chemical Sensitivty Network, 4. Mai 2011

Weitere Informationen zum Thema:

4 Kommentare zu “Parfüms und Duftöle, ein Gesundheitsproblem für Allergiker und Asthmatiker”

  1. PappaJo 6. Mai 2011 um 08:26

    Das ist echt schlimm!
    Gerade auch in Bio-Läden machen sich die Duftöle breit. Die meinen wohl weil diese „natürlicher Herkunft“ sind, sind diese gesund. Aber so kann man einen Geschäftsführer entlarven. Denn wer und gerade in den kleinen Bio-Läden gleichzeitig ein großes Sortiment „Duftöle – alle mit einem schwaren X gekennzeichnet“ verkauft und insbesondere diese zum testen bereitstellt, nur weil es einige „PSEUDO-ÖKÖs“ es so wünschen, macht sich doch unglaubwürdig. Wie kann man nur in Lebensmittelgeschäften, in denen „offene“ und „unverpackte“ Lebensmittel liegen, sowas anbieten???

    Es ist schon eine Zumutung wenn die normale „PSEUDO-ÖKO-KUNDSCHAFT“ stark parfümiert dort einkauft, und man als MCS-Kranker seinen Einkauf quasi abbrechen muß, nur um schnell wieder raus zu sein.

    Aber die Schöpfung der Absurdität ist wenn das Verkaufspersonal selbst stark pärfümiert ist! So wie bei uns in allen „PSEUDO-ÖKO-LÄDEN“ – werde mir wohl wieder einen neuen suchen müssen.

    Ein Gesetz könnte da aber eine Hilfe sein. Für jeden Mist gibt es eine Regelung, warum denn nicht auch für „Lösungsmittel“ – hier Parfüm! Sollen die doch per Gesetz festlegen, das der Mist nur noch bei Douglas und Konsorten verkauft werden darf! Benzin kann man ja auch nicht bei Aldi kaufen.

  2. Mia 8. Mai 2011 um 14:43

    Ich bin mir nicht sicher, dass es bei Aldi demnächst keine Tankstellen gibt! Will sagen, die Grenze zu vielen Absurditäten ist leider nach oben hin offen. Es geht ausschließlich ums Geld, machen wir uns da nichts vor.
    Schlimm wird es, wenn die Düfte der Öle und Parfüme auch noch in die Umkartones und Verpackungen geraten, wie mir bei einem Reisanbieter im Supermarkt passiert ist.
    Was bleibt, ist dann der Kauf im Internet oder der Bringservice eines Bioladens. Dabei macht Einkaufen uns doch ebenso Spaß wie den Gesunden und ist wichtig für das Sozialleben.

    Mia

  3. yolande 18. Mai 2011 um 14:09

    Es geht auch anders. Die Apotheke wo ich alle meine bei MCS lebensnmotwendigen Ergänzungsmittel, Vitamine, Mineralien usw. kaufe hatte sich den gleichen Gag geleistet – bei der Kasse standen die Parfüms und parfümierten Handcrèmes und ähnliches griffbereit. Ich weigerte mich an die Kasse zu kommen, da eine Dame grade im Begriff war, sich die Hände mit einer Probe einzucremen, was für mich unerträglich war. Ich bat darum, die Kasse noch zugänglich zu lassen, für Kunden die eigentlich zahlen wollten – auch noch kaufen wollten – oder aber mich auf der Strasse zu bedienen! Ich führte die Liste derer auf, für die es mit starken gesundheitlichen Reaktionen einhergeht – schädlich ist auch für Gesunde – gesund ist es nur für’s Geschäft. Aus meiner Sicht gibt es noch andere Aspekte – hygienische! Die vorhandenen „Düfte“ werden von allem angenommen und man kann tatsächlich nichts mehr kaufen – weil alles danach riecht verseucht man sich das Auto, die Kleider, die Haare und letzendlich das Haus, falls man das Eingekaufte sofort ins Haus nimmt (was ich aus Prinzip niiiiiie mehr tue-zuerst längere Lüftung und bei neutral Geruch erst ins Haus). Der riesige Aufwand, den Menschen betreiben müssen, die diese Düfte nicht vertragen, um den Mist aus allem wieder raus zu bekommen steht in keinem Verhältnis zum eigentlichen Wert des ganzen – und der Aufwand ist leider nicht umweltschonend zu bewerkstelligen – es handelt sich ja um sinnloses zusätzliche Waschen, putzen usw. usw.
    Komisch wie man Regeln 2deutig einsetzen kann: wer in der Lebensmittelbranche arbeitet darf z.B. keine gelackten Nägel haben – als ob das nun das allerschlimnmste wäre – alles andere, was wirklich schlimm ist wird ignoriert. Auch dass sämtliche Lebensmittel oder Verpackungen, bezw. ALLES WAS MAN in „bedufteten“ Läden kaufen muss nach diesem Zeug sehr sehr lange bestialisch stinkt!!! Jedenfalls hat die Apotheke sofort reagiert und das Zeug steht jetzt in der hintersten Ecke nah an der Tür.

  4. Kate 9. September 2015 um 14:37

    Interessanter Beitrag.

Kommentar abgeben: