Mindestens 84% der Limonaden und Cola in Dosen mit Bisphenol A belastet

Bisphenol A in Limonaden

Limonaden und Cola in Dosen mit Bisphenol A belastet

Die kanadische Gesundheitsbehörde Health Canada hat gängige Limonaden, Cola’s und Energiedrinks analysieren lassen und stellte fest, dass mindestens 84% der Getränke in Dosen mit der im Körper Östrogen imitierenden Chemikalie Bisphenol A belastet sind. In 69 von 72 Getränkedosen wurde der Nachweis erbracht.

Bisphenol A – in einigen Bereichen bereits verboten
Bisphenol A (BPA) wurde bereits in Babyflaschen, Wasserflaschen und Getränkebecher aus Polycarbonat gefunden und führte in Kanada und Kalifornien zu deren Verbot. Jetzt untersuchte ein Labor für die kanadische Gesundheitsbehörde Getränkedosen und fand die stark in Verruf stehende Chemikalie BPA in signifikanter Dosis in den beliebten Dosengetränken. Bisher hatte noch niemand nach dieser Chemikalie in Limonaden gesucht. Die Innenbeschichtung der Getränkedosen ist mit der Chemikalie BPA beschichtet, um den Kontakt des Getränks mit dem Metall der Dose zu verhindern, weil vor allem säurehaltige Getränke das Metall angreifen können.

Limonaden in Dosen fast alle belastet
Health Canada ließ von einem Speziallabor 72 verschiedene Getränke in Dosen analysieren. Außer vier Getränken, Ice Tea’s, waren alle anderen Getränke kohlensäurehaltig. Die ausgewählten Limonaden, Cola, Energiedrinks, Fruchtsaftgetränke deckten etwa 84% der Vielfalt des kanadischen Marktes ab, um einen objektiven Überblick zu erlangen. Außer in zwei Tonic Water und einem Energiedrink war in allen Getränke in Dosen Bisphenol A nachweisbar.

Am höchsten waren Energiedrinks mit Bisphenol A belastet. Sie werden vor allem von Jugendlichen gerne getrunken. Auch viele Erwachsene lieben den munter machenden Kick der Energiedrinks.

Viele Faktoren haben einen ausschlaggebenden Einfluss
Health Canada prangerte bewusst keine Marken an, weil die Konzentrationen in einem Getränk durch verschiedene Faktoren stark variieren können. Sie ist u.a. starken Schwankungen durch die Art der Sterilisation der Getränkedosen und die dabei entstehende Temperatur abhängig und natürlich auch durch den Transport und die Lagerung. Wenn hierbei bestimmte Temperaturen überschritten werden, ist eine höhere Freisetzung von BPA in das Getränk zu erwarten. Eine Getränkedose, die in einem Kiosk in heißer Sonne stand, wird höhere Werte aufweisen, als eine Dose, die gekühlt in einem Laden stand.

Gesundheitsgefahr durch Getränke in Dosen?
Health Canada und die Getränkeindustrie spielen die Untersuchungsergebnisse bisher herunter. Die BPA Konzentrationen in den Getränken seien relativ gering und lägen unter Grenzwert. Ein Vertreter der Getränkeindustrie interpretierte das Untersuchungsergebnis sogar als Bestätigung für die Sicherheit der Verpackungen für Getränke.

Geringe Dosis BPA bereits bedenklich
Unabhängige Wissenschaftler und Umweltorganisationen hingegen warnen schon lange vor den Auswirkungen von Bisphenol A auf die Gesundheit. Für sie gibt es keine „sichere“ Dosis bei dieser Chemikalie, die in das Hormonsystem eingreift.

Natürliches Östrogen zirkuliert in sehr geringer Konzentration im menschlichen Körper, die sich im Bereich Parts per Trillion bewegt. Die Konzentration der Östrogen imitierenden Chemikalie BPA, die in einer einzigen Getränkedose enthalten sein kann, liegt ungefähr bei der Hälfte eines Parts per Billion. Dieser Wert ist somit ungefähr fünfhundertmal höher als die Konzentration des natürlichen Östrogens, das sich im menschlichen Körper befindet.

BPA kann in fast allen Nahrungsmitteln, die in Dosen oder Plastikfolie verpackt sind, nachgewiesen werden. Zu bedenken gilt, dass durch deren regelmäßigen Konsum sich die Konzentration der Chemikalie im Körper aufaddiert.

Konsument muss sich vorerst selbst schützen
Der Verbraucher ist vorerst auf sich alleine gestellt. Alternativ zu Getränken aus Dosen ist es sicherer, Limonaden, Cola und Energiedrinks nur aus Glasflaschen zu konsumieren, bis unschädliche Beschichtungen als Alternative zu Bisphenol A gefunden worden sind. Auch auf die Benutzung von Getränkebechern aus Polycarbonat, in denen die Chemikalie ebenfalls enthalten ist, sollten gesundheitsbewusste Personen gänzlich verzichten. Vor allem, wenn heiße Getränke eingefüllt werden, oder wenn der Becher durch Sonneneinstrahlung warm wird, tritt BPA aus und geht in das Getränk über. Alternativ für Polycarbonatbecher können Edelstahlbecher für den Getränkekonsum unterwegs verwendet werden.

Autor:
Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. März 2009

Literatur:
Health Canada, Survey of Bisphenol A in Canned Drink Products, A WHO Collaborating Centre for Food Contamination Monitoring, March, 2009

7 Kommentare zu “Mindestens 84% der Limonaden und Cola in Dosen mit Bisphenol A belastet”

  1. Energiefox 6. März 2009 um 13:01

    Also solche Dosen kommen mir nicht ins Haus. Bei bestimmten Getränken ist die Herstellung der Aluminiumdose teurer als das Getränk. Auch bei Orangensaft, welchen ich gerne kaufe, warum nicht Konzentrat, den könnte man dann selber verdünnen. Ist nicht meine Idee, kommt von Jean Pütz. Ich werde es mal vorschlagen, danke für den Bericht Silvia und bitte an
    Deinen Geburtstag denken und die Arbeit mal Arbeit sein lassen.

    Gruß Energiefox

  2. T-Rex 7. März 2009 um 07:56

    Kürzlich habe ich weil es schnell gehen musste eine Dose Ravioli geessen, Bio Ravioli wohlgemerkt. Beim Essen dachte ich, irgendwie ist da ein chemischer Nachgeschmack. Noch keine halbe Stunde später bekam ich extreme Bauchkrämpfe, Durchfall und Kopfschmerzen. Die Dose hatte innen eine weiße Beschichtung. Ich gehe davon aus, dass Bisphenol A grüßen läßt.

  3. Wanderfalke 8. März 2009 um 22:57

    Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stuft Bisphenol A als eine Substanz mit geringer aktuer Giftigkeit ein:

    Zitat: „Was weiß man über Bisphenol A?

    Die Substanz hat eine geringe akute Giftigkeit. Es gibt keine Hinweise auf eine Krebs auslösende Wirkung. Bisphenol A gehört aber zu einer Gruppe von Substanzen, die hormonähnlich (östrogen) wirken können. Diese Substanzen werden wissenschaftlich als „endocrine disruptors“ bezeichnet. Im menschlichen Körper wird Bisphenol A aber schnell in ein Stoffwechselprodukt umgewandelt, das keine östrogene Wirkung mehr hat und über die Nieren ausgeschieden wird. Hierin besteht nach neueren Erkenntnissen ein wesentlicher Unterschied zu Nagetieren, die in experimentellen Studien eine langsamere Ausscheidung von Bisphenol A aufweisen.“

    http://www.bfr.bund.de/cd/7198

    Aufgrund der Tatsache, dass in punkto Schädlichkeit von Chemikalien generell eher verharmlost wird, betrachte ich den Beitrag vom BfR aus einem kritischen Blickwinkel, denn „gering akut giftig“ ist ja schon schädlich genug, oder? Gesund ist Bisphenol A auf alle Fälle schon mal nicht.

    Getränkedosen kaufe ich sowieso nicht, ab und zu mal geschälte Bio-Tomaten aus der Dose. Aber ich denke, darauf werde ich zukünftig auch besser verzichten. Schließlich sind diese Dosen ebenfalls beschichtet und somit besteht die Gefahr, dass man seinen Körper beim Verzehr der Tomaten ebenfalls unnötig mit der in Verruf geratenen Chemikalie Bisphenol A belastet und Gesundheitsschäden riskiert.

    An meiner MCS Erkrankung habe ich genug zu knabbern, da möchte ich mir nicht noch weitere Gesundheitsrisiken aufbürden.

    Danke Silvia für diesen aufschlussreichen Beitrag, ich werde ihn an meinen Kumpel weiterleiten. Er ernährt sich seitdem seine Freundin von ihm getrennt hat, fast nur noch von Dosennahrung und klagt aber seither über gesundheitliche Probleme.

  4. Energiefox 9. März 2009 um 08:20

    Wer in Lebensmittel giftige Produkte einbringt gehört in den Knast. Es ist doch wohl unglaulich da von geringer Giftigkeit zu sprechen. Wir reden hier nicht umsonst von LEBENSmitteln.

    Würde man schlechten Sprit für Autos anbieten, ich nehme an, dann gäbe es große Schlagzeilen in Bild und Co.

    Wutgruß auch an unsere Presse, die wohl schläft oder lieber vom niveaulosen Dschungelcamp große Berichte bringt.

    Energiefox

  5. Lucie 12. März 2009 um 04:01

    Hallo Energiefox,

    da stimme ich Dir zu, nachweislich toxische Chemikalien wie Bisphenol A (BPA) haben in Lebensmittelverpackungen etc. nichts verloren, die Verantwortlichen, die dies weiterhin dulden, sollte man zur Verantwortung ziehen.

    Dass man bei schlechtem Sprit Schlagzeilen darüber in Bild & Co. lesen könnte, denke ich auch, da wäre die Schreierei und das Medieninteresse großflächig angelegt. Über Bisphenol A gab und gibt es zwar immer wieder Schlagzeilen, doch anstatt angemessen zu reagieren, setzt man lieber die zulässigen Grenzwerte um das fünffache nach oben und so ist für die Verantwortlichen alles im grünen Bereich.

    http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/193/379997/text/

    Dieser Skandal, dass u. a. Getränke in Dosen zu 84 % mit BPA belastet sind und man diesen unhaltbaren Zustand bei den Politikern scheinbar stillschweigend hinnimmt, scheint am Medieninteresse vorbeizugehen. Der Gipfel der Misere ist, die Grenzwerte massiv zu erhöhen und zu tun, als sei das Negative um BPA nicht so gravierend.

    Meldungen wie diese „Bispehnol A weißt nur eine geringe akute Giftigkeit auf…“, sind doch pervers, oder? Mit uns Verbrauchern kann man´s ja machen.

    Ebenfalls Wutgrüsse,
    Lucie

  6. Martin Geisler 23. Juli 2009 um 13:36

    Informieren Sie sich bitte zu der Alternative für alle Getränke und deren Verpackungen auf meiner Homepage http://www.revolutionaere-getraenkeverpackung.com
    mfg
    MG

  7. Florian Mayr 27. April 2010 um 11:54

    Vielen Dank für den Artikel, bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen – man war ja durch plastic planet bereits vorgewarnt … – und gleich mal auf facebook reposten

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