Fibromyalgie durch Gifte in Textilien?

Fibromyalgie unter Arbeiterinnen in der Textilindustrie stärker verbreitet

Fibromyalgie (FM) ist eine durch chronische Schmerzen, Müdigkeit, verringerte Schlafqualität und multiple Tender-Points charakterisierte Erkrankung. Ein Wissenschaftlerteam aus der Türkei führte eine umfangreiche Studie durch, um festzustellen, wie häufig Fibromyalgie bei Arbeiterinnen in der Textilindustrie vorkommt. In der Allgemeinbevölkerung stellte eine im Vorfeld durchgeführte Erhebung fest, dass rund 3,6% der türkischen Bevölkerung unter Fibromyalgie leiden.

Bei den Arbeiter/innen in der Textilindustrie lag die Häufigkeit fast doppelt so hoch. Als Ursache könnte der hohe Einsatz von toxischen Chemikalien in der Textilindustrie verantwortlich sein.

Fibromyalgie – Schmerzen über Schmerzen

Schmerzen und Symptome, die durch Fibromyalgie eintreten, können so stark sein, dass sie zu Arbeitsunfähigkeit führen und den Aktionsradius des Erkrankten auf seine eigenen vier Wände schrumpfen lassen.

Die Studienteilnehmer der türkischen Studie, die unter Fibromyalgie litten, hatten allesamt Schmerzen am ganzen Körper. 12,5% von ihnen klagten über Gelenkschmerzen. 14,6% wiesen Raynaud-Syndrom auf, was zu schlecht durchbluteten, weiß/blau verfärbten, ständig kalten Händen und Füssen führt. Insgesamt wiesen 41,6% des Studienkollektivs Schlafstörungen auf, 87,5% hatten Kopfschmerzen und 52% litten unter Reizdarm.

Frauen leiden häufiger unter Fibromyalgie als Männer

Die Teilnehmer der in zwei Stufen durchgeführten Feldstudie, waren zum größten Teil weiblich. Wie aus anderen internationalen Studien bekannt, leiden vor allem Frauen unter Fibromyalgie. Unter Männern ist die Erkrankung weniger verbreitet.

Die Textilarbeiterinnen (523) und Textilarbeiter (132) aus vier Fabriken wurden im Rahmen der Studie, an der drei verschiedene Universitätskliniken beteiligt waren, gebeten, einen umfangreichen Fragebogen auszufüllen. Stellte sich heraus, dass ein Proband unter starken Schmerzen litt und weitere für Fibromyalgie kennzeichnende Symptome aufwies, wurde er von einem erfahrenen Rheumatologen gründlich untersucht. Bei den Patienten, die 11 von 18 Tenderpoints nach den ACR 1990 FM Einstufungskriterien aufwiesen, wurde Fibromyalgie diagnostiziert. Anschließend wurden weitere detaillierte klinische und Laboruntersuchungen durchgeführt.

Fibromyalgie bei Arbeitern in der Textilindustrie verbreitet

Die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind hart. Erst in letzter Zeit wird dieser Industriezweig durch Reportagen in den Medien gründlicher durchleuchtet. Die Arbeiter im Textilbereich sind vielen Chemikalien ausgesetzt, von denen man weiß, dass sie der Gesundheit erheblich schaden können. Es wäre eine interessante Aufgabe für künftige Wissenschaftler, eine internationale Erhebung im Bereich der Textilindustrie durchzuführen, um zu ermitteln, ob Arbeiter in anderen Ländern wie Indien, Bangladesch, Vietnam, ebenfalls vermehrt unter Fibromyalgie leiden und welche weiteren Erkrankungen besonders oft und über dem Bevölkerungsdurchschnitt vorkommen. Laboranalytische Untersuchungen auf Chemikalien im Körper der Textilarbeiter/innen wären sicherlich geeignet, manchen Umkehrschluss zu ziehen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. Oktober 2011

Literatur:

Cobankara V, Unal UO, Kaya A, Bozkurt AI, Ozturk MA., The prevalence of fibromyalgia among textile workers in the city of Denizli in Turkey, Int J Rheum Dis. 2011 Oct;14(4).

Weiterführende Informationen:

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Ein Kommentar zu “Fibromyalgie durch Gifte in Textilien?”

  1. Clarissa 23. Oktober 2011 um 18:54

    Ein sehr interessanter Beitrag über die Gefährlichkeit von schwarzen Dessous (Krebs) uvam, könnt ihr hier nachlesen.

    http://www.welt.de/gesundheit/article13673320/Gefaehrlicher-Chemikalien-Cocktail-in-Textilien.html

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