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Führender Umweltmediziner: Elektrosensibilität nimmt drastisch zu

EMF bislang völlig unterschätzt

Elektrosensibilität war bis vor ein paar Jahren eine relativ selten anzutreffende Erkrankung. Durch die zunehmende Belastung durch elektromagnetische Strahlung, WLAN, Mobilfunk, etc. hat die Zahl der Elektrosensiblen drastisch zugenommen. Dies führte dazu, dass einige amerikanische Gouverneure in ihrer Proklamation für den MCS-Aufklärungsmonat auch Elektrosensibilität (EHS) aufführen. Die Politiker wollen damit erreichen, dass Erkrankten durch umfassende Information mehr Verständnis entgegen gebracht wird und dass sie angemessene Unterstützung von ihren Mitmenschen und Behörden erhalten. Während des Informations- und Aktionsmonats Mai widmen sich auch die Medien, im Rahmen ihrer Berichterstattung über Umweltkrankheiten, vermehrt dem Thema Elektrosensibilität.

Der amerikanische TV Sender, Fox 26, zitierte in der ersten Woche des Aktions- und Informationsmonats Prof. William J. Rea zum Thema Elektrosensibilität (EHS). Der Experte gilt einer der Pioniere der Umweltmedizin und erhielt weltweit als erster Mediziner eine Professur in Umweltmedizin. Rea realisierte bereits vor Jahrzehnten, dass es Menschen gibt, deren Körper auf geringe Konzentrationen von Chemikalien im Alltag oder auf elektromagnetische Strahlung mit Symptomen reagiert, weil ihr Körper durch äußere Umstände hypersensibilisiert wurde. Die Symptome, die Chemikaliensensible berichten, sind individuell variierend. Häufig treten auf: Kopfschmerzen, Schwindel, brennende Schmerzen am ganzen Körper, Schlafstörungen, Herzbeschwerden, Konzentrationsstörungen und Krämpfe.

Umweltmediziner zu Umweltverschmutzung durch elektromagnetische Strahlung

Der Beitrag mit dem Titel „EMF‘s: Elektrische Verschmutzung: Werden wir vergiftet?“ wurde am 2. Mai bei Fox 26 ausgestrahlt. Der TV Sender berichtete, dass die Zahl der elektrosensiblen Patienten, die in der Klinik des Umweltmediziners Hilfe suchen, regelrecht explodiert sei.

„Ich denke, es wird eines der größten gesundheitlichen Risiken, die wir je gesehen haben“, sagte William Rea, Umweltmediziner, Herz-Chirurg und Gründer des Environmental Health Center in Dallas.

Rea erläuterte bei Fox 26: „Ich denke, für einige Menschen gibt es keine sicheren Werte und ich denke, wir fangen gerade erst an, dass zu realisieren“.

Im Interview teilt Rea mit, dass er völlig davon überzeugt ist, dass zukünftige Studien auch Verbindungen zu Asthma, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen und EMF’s finden werden. Man müsse das ganze Spektrum von Krankheiten betrachten und dann würde man feststellen, dass die Gesundheitsbeschwerden von einigen Menschen durch elektromagnetische Strahlung getriggert werden.

Elektrosensibilität zunehmend als Krankheit beachtet

Jüngere wissenschaftliche Studien richten die Aufmerksamkeit auf den zunehmenden Anstieg von Elektrosensibilität, abgekürzt EHS genannt. Die WHO hat die Umwelterkrankung 2006 in die Internationale Klassifikation für Krankheiten, ICD-10, aufgenommen. Der ICD-10 Code für EHS lautet Z58 und ist im Kapitel 21 zu finden. (ICD-10, Z-Register: Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen)

An EHS Erkrankte haben es schwer, sie werden noch weniger akzeptiert als Chemikaliensensible. Daran hat nicht zuletzt eine übermächtige Mobilfunk-Lobby erheblichen Anteil. Rückzugsrefugien für Elektrosensible gibt es weltweit erst sehr wenige, und sie sind für diejenigen, die hypersensibilisiert sind, nicht mehr oder kaum noch zu erreichen.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, MCS- Aufklärungsmonat, 03.05. 2012

Literatur:

Fox26, Electrical Pollution: Are We Being Poisoned?, 02.05.2012

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Studie findet eine Ursache für Asperger-Syndrom

Eltern von Kindern mit Asperger-Syndrom sind im Beruf häufig toxischen Chemikalien ausgesetzt

In einer Pilotstudie ermittelten amerikanische Wissenschaftler, ob bei den Ursachen für das Asperger-Syndrom Genetik und Umwelt als Risikofaktoren in Betracht kommen. Es wurden Familien mit Kindern, die unter Asperger-Syndrom leiden einbezogen und Familien, deren Kinder keine Auffälligkeiten zeigten. Die neuen Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Schadstoffbelastungen am Arbeitsplatz der Eltern beim Asperger-Syndrom eine Rolle spielen. Gleichzeitig wurden genetische Faktoren untersucht.

Asperger, eine frühkindliche Entwicklungsstörung

Beim Asperger-Syndrom handelt es sich um eine milde Form eines frühkindlichen Autismus, bei der die Intelligenz in den meisten Fällen nicht beeinträchtigt ist. Vielfach sind die Betroffenen sogar sehr intelligent, was sich auch in ihrer Ausdrucksweise bemerkbar macht. Im Gegensatz zum Autismus, der in den ersten Lebensmonaten zu Tage tritt, setzt das Asperger-Syndrom etwa ab dem dritten Lebensjahr ein.

Die Symptome, die für das Asperger Syndrom kennzeichnend angesehen werden, sind vielschichtig und betreffen laut Diagnoseleitlinien u.a. das Sozialverhalten, die Sprache, die Motorik, Emotionen, Intelligenz, besondere Interessen, spezifische HandlungsweisenKonzentrationsstörungen und Lernprobleme. Sie variieren im Einzelfall in Ausprägung und Intensität.

Über die stark ansteigende Anzahl von Asperger Fällen äußern sich allerdings einige Wissenschaftler kritisch, so Dr. Volkmar in einem Artikel, der in der New York Times erschien. Er vertrat die Auffassung, dass es schiene, als sei eine regelrechte Hausindustrie entstanden, die meine, jeder habe Asperger, der etwas anders sei.

Ursache noch immer unklar

Bislang hatte man keine genaue Vorstellung von den Ursachen für das Asperger-Syndrom. Genetische Faktoren wurden vermutet, sie konnten aber noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Ebenfalls vermutet wurden Hirnschädigungen und Funktionsstörungen des Gehirns. Früher vermutete Ursachen, wie z.B. mangelnde Erziehung, Traumata oder Vernachlässigung, schließt man mittlerweile aus.

Kontrollierte Studie sucht nach Ursachen für Asperger

Um herauszufinden ob bei der Ätiologie von Asperger der Beruf der Eltern ein Risikofaktor darstellt, nahmen 174 Familien an einer kontrollierten Studie teil. Die eine Studiengruppe bestand aus 93 Kindern, die unter Asperger-Syndrom leiden, die zweite Gruppe aus Familien mit Kindern, die keine Asperger Symptomatik aufwiesen.

Kontakt mit gefährlichen Lösungsmitteln

Die Eltern der Kinder, die unter Asperger-Syndrom litten, arbeiteten durch die Bank in Berufen, bei denen sie mit Lacken, Versiegelungen und Xylol in Kontakt kamen. Diese Lösungsmittel gelten als neurotoxisch und wirken sich auf das Nervensystem und bei Ungeborenen auf deren neurologische Entwicklung aus.

Die Wissenschaftler des National Institute for Occupational Safety and Health in West Virginia machten während ihrer Studie die Erfahrung, dass Eltern von Kinder mit Asperger- Syndrom wesentlich öfter über Kontakt zu Asphalt und Lösungsmittel berichteten, als Eltern mit völlig unauffälligen Kindern.

Toxische Chemikalien am Arbeitsplatz

Es gibt eine Vielzahl von Arbeitsplätzen, an denen man Lösungsmitteln ausgesetzt ist. Sie betreffen keineswegs nur Fabrikarbeiter oder Handwerker wie bspw. Maler und Lackierer. Es gibt eine ganze Reihe von spezialisierten, akademischen Berufen, in denen hoch qualifizierte Menschen mit toxischen Lösungsmitteln in Kontakt kommen: Chemiker, Ingenieure im Flugzeugbau, Laboranten, Wissenschaftler in bestimmten Forschungsbereichen, Mediziner (Desinfektionsmittel, Krankenhauschemikalien), etc.

Da die Pilotstudie bereits wichtige Anhaltspunkte gab, dass Lösungsmittel-Expositionen am Arbeitsplatz mit Asperger-Syndrom in Zusammenhang stehen, wollen die amerikanischen Wissenschaftler eine weitere größere Forschungsstudie durchführen. Bislang deutet vieles darauf hin, dass einige Chemikalien am Arbeitsplatz bei der Ätiologie von Asperger eine wichtige und entscheidende Rolle spielen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. April 2012

Literatur:

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Diagnostik: einfach, schnell und präzise

Wissenschaftler und Ärzte diagnostizieren Chemikaliensensitivität

Mit der Diagnostik von Chemikaliensensitivität, meist kurz MCS genannt, haben viele Ärzte ihre Schwierigkeiten. Es fehlt an konkretem Wissen über die Erkrankung, die Betroffene auf geringste Spuren von Alltagschemikalien reagieren lässt. Eine amerikanische Professorin entwickelte vor über 10 Jahren ein spezielles Diagnoseinstrument, das sich bewährt hat und in der Wissenschaft Anklang fand. (1) Es handelt sich um eine Art Fragebogen mit vier Skalen, der wie eine Drehscheibe aufgebaut ist und mit dem der Arzt den Patienten mittels Befragung nach Umwelteinflüssen und Symptomatik einordnen kann. Dieser spezielle Fragebogen ist durch wissenschaftliche Studien validiert, die in verschiedenen Ländern an Universitäten durchgeführt wurden. Das Besondere am QEESI ist die sehr einfache Handhabung und dass die Auswertung zuverlässig ist. Gleichzeitig ist das Diagnoseinstrument bei 5€ für 10 Stück äußerst preisgünstig. Auf Englisch kann man der Original QEESI auf der Webseite von Prof. Miller sogar kostenlos downloaden. Ein deutscher Arzt bietet eine modifizierte QEESI Version zum downloaden (pdf) an. Aktuell wurde die Zuverlässigkeit durch eine dänische Studie erneut bestätigt. (2)

QEESI, ein geeignetes Diagnoseinstrument

Wissenschaftler aus verschiedenen Kliniken und Forschungseinrichtungen führten eine Studie durch um festzustellen, ob der QEESI Fragebogen auch ein für die dänische Bevölkerung geeignetes Diagnoseinstrument ist, um Chemikaliensensitivität (MCS) zu diagnostizieren. Das Ergebnis der Studie war positiv, der QEESI bewies hohe Zuverlässigkeit und Genauigkeit, um chemikaliensensible Menschen zu identifizieren.

MCS Diagnostik mittels QEESI

Der QEESI Fragebogen (Quick Environmental Exposure and Sensitivity Inventory) wurde von der amerikanischen Wissenschaftlerin Prof. Claudia Miller entwickelt. Das Diagnoseinstrument wird seit Jahren weltweit von Wissenschaftlern und niedergelassenen Ärzten benutzt, um festzustellen, ob umweltbedingte Faktoren Symptome bei einem Patienten auslösen. (1-10)

Japanische, schwedische, spanische, kanadische und amerikanische Wissenschaftler setzten den Fragebogen wegen seiner hohen Zuverlässigkeit und Genauigkeit immer wieder bei ihren Studien ein, um chemikaliensensible Patienten in Studienkollektiven zu identifizieren. Um den QEESI zur Befragung der dänischen Bevölkerung nutzen zu können, wurde er ins Dänische übersetzt.

Fast zehn Prozent der dänischen Bevölkerung ist chemikaliensensibel

Die dänische Studie bestand aus zwei Gruppen von Probanden. Die eine Gruppe umfasste 2000 Personen aus der Allgemeinbevölkerung, die stichprobenartig über das Einwohnermeldewesen ausgewählt wurden. Die zweite Probandengruppe bestand aus 315 Patienten mit bereits diagnostizierter Chemikaliensensitivität.

Die Wissenschaftler aus verschiedenen dänischen Kliniken und Forschungseinrichtungen waren zufrieden über das endgültige Resultat. Die dänische Übersetzung des QEESI zeigte insgesamt gute Zuverlässigkeit und Gültigkeit beim Endergebnis. Sie stellten bei einer Sensitivität der Skalen von 92,1% und einer Spezifität von 91,8% fest, dass 8,2% der Personen, die aus der Allgemeinbevölkerung stammten, eine Chemikaliensensitivität fest. Aufgrund der Zuverlässigkeit des QEESI empfehlen die dänischen Wissenschaftler das durch eine repräsentative Anzahl von Studien aus verschiedenen anderen Ländern validierte Diagnoseinstrument für weitere zukünftige Studien.

Informationen für niedergelassene Ärzte

Der QEESI Fragebogen ist ein einfaches, von jedem Arzt leicht zu handhabendes Diagnoseinstrument. In den vergangenen Jahren wurde der QEESI in verschiedene Sprachen übersetzt und ist auch in deutscher Sprache verfügbar.

Durch eine flächendeckende Vorstellung des QEESI in medizinischen Fachzeitschriften und bei Fortbildungsmaßnahmen könnte niedergelassenen Ärzten ein kostengünstiges und zuverlässiges Diagnoseinstrument zur Feststellung von Chemikaliensensitivität in die Hand gegeben werden. Zusammen mit den ebenfalls durch zahlreiche internationale Studien validierten Fallkriterien für MCS würde es niedergelassenen Medizinern ermöglicht, sich bei einem Patienten mit Verdacht auf Chemikaliensensitivität eine erste Bestätigung zu verschaffen, um gegebenenfalls umfassendere Diagnostik und patientenspezifische Behandlung zu veranlassen. 

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. April 2012

Literatur:

  1. Miller, C.S., Prihoda, T.J.,The Environmental Exposure and Sensitivity Inventory (EESI): a standardized approach for measuring chemical intolerances for research and clinical applications. Toxicol. Ind. Health 15,370–385, 1999.
  2. Skovbjerg S, Berg ND, Elberling J, Christensen KB., Evaluation of the quick environmental exposure and sensitivity inventory in a danish population, J Environ Public Health. 2012;2012:304314. Epub 2012 Jan 12.
  3. Fujimori S, Hiura M, Yi CX, Xi L, Katoh T., Department of Public Health, Faculty of Life Sciences, Kumamoto University, Factors in genetic susceptibility in a chemical sensitive population using QEESI, Environ Health Prev Med. 2011 Dec 29.
  4. Hojo S, Ishikawa S, Kumano H, Miyata M, Sakabe K., Clinical characteristics of physician-diagnosed patients with multiple chemical sensitivity in Japan, Int J Hyg Environ Health. 2007 Dec 20.
  5. Fernandez-Sola J, Liuis Padierna M, Nogue Xarau S, Munne Mas P., Chronic Fatigue Syndrome and Multiple Chemical Hypersensitivity after Insecticide Exposure, Medicina Clinica, 124(12):451-3, April, 2005.
  6. Nogué S, Fernández-Solá J, Rovira E, Montori E, Fernández-Huerta JM, Munné P., Multiple Chemical Sensitivity: study of 52 cases, Med Clin (Barc). 2007 Jun 16; 129(3):96-8.
  7. Nordin S, Andersson L., Evaluation of a Swedish version of the Quick Environmental Exposure and Sensitivity Inventory, Int Arch Occup Environ Health. 2010 Jan;83(1):95-104. Epub 2009 May 26.
  8. Hasegawa M, Ohtomo M, Mizuki M, Akiyama K., Diagnosis of multiple chemical sensitivity by chemical compounds exposure tests, Arerugi. 2009 Feb;58(2):112-8.
  9. Manabe R, Kunugita N, Katoh T, Kuroda Y, Akiyama Y, Yamano Y, Uchiyama I, Arashidani K., Questionnaire survey of workers in specific buildings regarding multiple chemical sensitivity,Nihon Eiseigaku Zasshi. 2008 Jul;63(4):717-23.
  10. Hojo S, Kumano H, Yoshino H, Kakuta K, Ishikawa S., Application of Quick Environment Exposure Sensitivity Inventory (QEESI) for Japanese population: study of reliability and validity of the questionnaire, Toxicol Ind Health. 2003 Jul;19(2-6):41-9.

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Ministerium informiert über MCS – Multiple Chemikalien Sensitivität

Informationen über MCS für Ärzte, Familie und soziales Umfeld

Durch den zunehmenden Einsatz von Chemikalien in unserem Alltag, steigt auch die Anzahl der Menschen in der Allgemeinbevölkerung an, die Chemikaliensensitivität (MCS) entwickeln. Das Negieren der Existenz der Menschen, die an MCS leiden, hatte bislang nur weiteres Elend zur Folge. Das Ministerium für Gesundheit in Massachusetts beschreitet einen konstruktiveren Weg und hat zur Aufklärung über Multiple Chemikalien Sensitivität eine Broschüre verfasst. Auf sachliche Weise erhalten Interessierte und Mediziner Basisinformationen über MCS.

Übersetzung der Broschüre: What you should know about Multiple Chemical Sensitivity

Was Sie über Multiple Chemikalien Sensitivität wissen sollten

Büro für Umwelt und Gesundheit

des Ministeriums für öffentliche Gesundheit Massachusetts

Was ist Multiple Chemical Sensitivity?

Multiple Chemical Sensitivity (MCS) wird als Begriff verwendet, um eine Gruppe von Erkrankungen zu beschreiben, die manche Menschen entwickeln, nachdem sie bestimmten Chemikalien ausgesetzt waren. Die Vielzahl der Symptome, die ein Erkrankter erfährt, hängt von der Art und Intensität der Exposition gegenüber Chemikalien ab.

Die Symptome können von leichten Beschwerden, wie z. B. Kopfschmerzen, bis zu schwerwiegenderen Reaktionen wie eine Asthmaattacke reichen.

Obwohl einige Lebensmittel, Schimmelpilz und natürliche Allergene mit der Entwicklung von MCS in der Verbindung gebracht werden, steht Chemikalienexposition in Verdacht, die häufigste Ursache für die Erkrankung zu sein.

Eine der bemerkenswerten Eigenschaften von MCS ist, dass die Empfindlichkeit gegenüber Chemikalien sogar bei einer Chemikalienkonzentration eintritt, die im Allgemeinen für die Durchschnittsperson als sicher befunden wird.

Woher weiß ich, ob ich MCS habe?

Kontakt gegenüber einer Vielzahl von Substanzen kann bei einer Anzahl von Menschen in der Allgemeinbevölkerung Symptome auslösen. Solche Reaktionen bedeuten jedoch nicht zwangsläufig, dass man MCS hat. Menschen, die an MCS leiden, erfahren eine Vielzahl von schweren, gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Häufig auftretende Symptome umfassen, sind aber nicht beschränkt auf:

  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit oder allgemeines Unwohlsein
  • Benebelt oder desorientiert
  • Konzentrationsprobleme
  • Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
  • Schwindel
  • Ohnmachtsanfälle
  • Grippe-ähnliche Symptome
  • Asthma oder andere Probleme mit der Atmung
  • Muskel-und Gelenkschmerzen, Körperschwäche
  • Herzrhythmusstörungen oder zu schneller Herzschlag
  • erhöhte Geruchsempfindlichkeit
  • Hautausschläge
  • Magen-Darm- Probleme
  • Depression / Gereiztheit
  • Atembeschwerden

Es ist nicht normal, diese Art Symptome regelmäßig zu erleben. Wenn Sie regelmäßig unter diesen gesundheitlichen Problemen leiden, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen; vielleicht möchten Sie um eine Überweisung an einen Arzt bitten, der spezialisiert ist auf Arbeits- und / oder Umweltmedizin.

Wer bekommt MCS?

Obwohl Menschen aus allen Altersgruppen, Rassen und ökonomischen Hintergrund MCS entwickeln können, gehören Personengruppen in nachfolgenden Situationen zu denen, die als am stärksten gefährdet sind, MCS zu entwickeln:

  • Arbeit in Berufen, in denen man Industriechemikalien ausgesetzt sind
  • Arbeit in Gebäuden mit schwerwiegenden Raumluftproblemen
  • Kontakt mit gefährlichen Abfällen, Pestiziden und anderen Umweltgiften
  • Kontakt mit Chemikalien bei einem Umbau, Zuhause oder im Büro

Was sind die Ursachen für MCS?

Obwohl die Beteiligung vieler Chemikalien, sowie bestimmte Nahrungsmittel, Schimmelpilze und natürliche Allergene mit der Entstehung von MCS in Verbindung gebracht wurden, konnte bislang kein allgemein anerkannter Mechanismus gefunden werden, der die Ursache für das Entstehen erklärt. Eine Person kann MCS nach einer erheblichen Chemikalienexposition entwickeln oder nach mehreren Expositionen im Niedrigdosisbereich gegenüber Stoffen wie Pestizide, Lösungsmittel oder Reinigungslösungen. Als Erklärung wurde vorgeschlagen, dass dieses Initialisierungs- oder „Induktionsstadium“ von einer Triggerung von Symptomen gefolgt wird, die durch im Alltag vorkommende Konzentrationen von Chemikalien und bestimmten Nahrungsmittel ausgelöst wird, die vorher toleriert wurden.

Es gibt viele Diagnosemöglichkeiten, die ein Arzt verwenden kann, um festzustellen, ob eine Person an MCS leidet.

Wie wird MCS diagnostiziert?

Ärzte diagnostizieren MCS normalerweise, indem sie eine Anamnese erstellen, eine körperliche Untersuchung durchführen und nachforschen, ob Symptome einer Person in Reaktion auf Chemikalienexposition kommen und gehen. Um festzustellen, ob die Symptome einer betroffenen Person das Resultat von Chemikalieneinwirkung auf der Arbeit oder zu Hause sind, wird ein Spezialist für Umwelt- oder Arbeitsmedizin gezielte Fragen stellen, um festzustellen, ob die Symptome auf der Arbeit häufiger als Zuhause auftreten.

Kann jeder Arzt MCS diagnostizieren und behandeln?

Während viele Gesundheitsdienstleister Patienten mit dieser Art von MCS Symptomen zu Gesicht bekommen, sind im Allgemeinen Ärzte aus dem Bereich Arbeitsschutz / Umweltmedizin, am Besten in der Lage Personen, mit MCS zu erkennen und zu behandeln.

Wenn Sie vermuten, dass Sie an MCS leiden, Sie können diese Broschüre oder andere damit in Zusammenhang stehende Informationen mitnehmen, wenn Sie Ihren Arzt aufsuchen.

Was kann jemand mit MCS tun, um symptomatische Reaktionen zu verringern?

Menschen mit MCS berichten, dass die Vermeidung von Expositionen gegenüber Chemikalien, Lebensmitteln und Medikamenten, die Symptome auslösen, ein wichtiger erster Schritt ist. Weil von Schadstoffen in geschlossenen Räumen (z.B. Haus) angenommen wird, dass sie eine Hauptursachenquelle sind für die Initiierung und das Auslösen von Expositionen, ist es wichtig, eine optimale Raumluftqualität aufrecht zu erhalten. Darüber hinaus wird über eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten einschließlich Nahrungsergänzung und andere Therapien berichtet, dass sie hilfreich sein können. Behandlungsoptionen sollten mit einem Arzt besprochen werden, der über MCS gut informiert ist, um zu entscheiden, welche geeignet ist.

Vielleicht möchten Sie diese Broschüre mitnehmen, wenn Sie einen Dienstleister aus dem Gesundheitswesen konsultieren.

Für weitere Informationen über MCS kontaktieren Sie bitte:

Massachusetts Department of Public Health

Bureau of Environmental Health

Environmental Health Education Program

250 Washington Street

Boston, MA 02108

oder die

Massachusetts Association for the Chemically Injured

Post Office Box 754

Andover, MA 01810

Autor/Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 18. April 2012

Literatur:

Massachusetts Department of Public Health, Bureau of Environmental Health, MCS brochure – What is Multiple Chemical Sensitivity? April, 2012

Weitere Informationen zum Thema:

Überempfindlichkeitsreaktionen erschweren Krebstherapie

Chemotherapeutika auch für Klinik- und Pflegepersonal problematisch

Für Krebspatienten können Überempfindlichkeitsreaktionen auf Chemotherapeutika ab einem gewissen Schweregrad der Symptomatik den Abbruch der Therapie bedeuten. Nicht nur für den Patienten, sondern auch für alle anderen Personen, die mit Chemotherapeutika in Kontakt kommen, besteht die Gefahr von Überempfindlichkeitsreaktionen auf diese Chemikalien. Besonders, wenn sie wiederholt damit in Kontakt kommen. Diese Chemikaliensensitivität und die toxische Wirkung der Chemotherapeutika verursachen Arbeitszeit- und Personalausfall, sowie erhebliche Kosten im Gesundheitssystem, als auch in medizinischen Versorgungseinrichtungen.

Überempfindlichkeitsreaktionen bei Patienten und Kontaktpersonen

Fast alle Chemotherapeutika haben das Potenzial, Überempfindlichkeitsreaktionen zu verursachen. Von dieser Problematik sind Patienten betroffen, aber auch Klinikpersonal und Personen, die im Bereich der Herstellung oder Verabreichung von Chemotherapeutika arbeiten. Reaktionen bei Familienangehörigen, Pflegepersonal und Kontaktpersonen werden berichtet.

Der Kontakt kann durch Einatmen und/oder über die Haut zustande kommen:

Hautkontakt

  • Kontakt mit den Ampullenoberflächen, Packmaterialien
  • Umgang mit Körperflüssigkeiten von Patienten
  • Verschüttungen
  • Priming von Infusionssets

Aerosolkontakt

  • bei der Zubereitung, Verabreichung von Arzneimitteln

Chemotherapeutika unterschiedlich problematisch

Nicht alle Chemotherapeutika sind gleichermaßen problematisch. Einige Gruppen von Chemotherapeutika sind mit einem erhöhten Risiko verbunden, Überempfindlichkeitsreaktionen darauf zu entwickeln.

Dazu gehören:

  • Platin-Verbindungen
  • Taxanen
  • Asparaginase
  • monoklonale Antikörper
  • Epipodophyllotoxine

Unterschiedliche Reaktionen

Reaktionen auf die Medikamente sind nicht vorhersehbar und unterschiedlich in der Ausprägung. Die sich entwickelnden Symptome betreffen u.a. die Haut, die Lunge, das Herz und Magen-Darm-Trakt. Bekannte Nebenwirkungen sind u. a. Übelkeit, Erbrechen, Erschöpfung, Müdigkeit, Durchfall, Verstopfung, Hautausschläge, Atembeschwerden, Fieber, Entzündungen in Mund und Hals, Haarausfall und Kopfschmerzen.

Der Mechanismus, mit der die Entwicklung der unterschiedlichen Symptome auf Chemotherapeutika verknüpft ist, wird noch nicht vollständig verstanden. Die Diagnose dieser Chemikaliensensitivität bei den Patienten basiert auf Anzeichen, Symptome und Hauttests. Manche Patienten berichten über eine Ausweitung der Problematik und dass sie plötzlich auch auf Alltagschemikalien reagieren, sie bekommen Symptome durch Parfüm und Duftstoffe, Putzmittel, Zigarettenrauch, Geruch von Farben und Lacken, etc. Im Normalfall verschwinden die Beschwerden nach Beendigung der Therapie, bzw. nach Absetzung des Medikaments, völlig. Bei manchen Patienten bleibt eine Hypersensitivität auf Chemikalien jedoch bestehen.

Beschwerden in Kauf nehmen oder Behandlung absetzen?

Das Management von Krebspatienten, die an einer Überempfindlichkeit auf ein Chemotherapeutikum leiden, variiert mit der Schwere der Reaktion, der Notwendigkeit die Behandlung fortzusetzen und der Verfügbarkeit von alternativen Therapien. Angehörige, die Krebspatienten pflegen oder mit ihnen in einem Haushalt leben, stehen vor einem Dilemma.

Gitta C. berichtet:

Mein Mann wurde von den Ärzten als lebendes Chemiewunder bezeichnet. Er hatte Non Hodgkin und bekam Chemotherapie. Sein Arzt in der Klinik meinte scherzhaft, er bestünde nahezu nur noch aus Chemie.

Mein Mann vertrug die Medikamente recht gut und hat nur sehr geringe Begleitsymptomatik, ich dafür umso mehr. Wenn ich ihn ins Krankenhaus besuchen ging, wurde es mir schlecht, und ich bekam rasende Kopfschmerzen. Noch schlimmer wurde es, wenn er zwischen Krankenhausaufenthalten daheim war. Er dünstete die Chemikalien aus, sie standen richtig im Raum. Ich hatte Schwindel, erbrach mich, hatte Durchfall und wusste oft nicht ein noch aus vor Kopfschmerzen.

Statt im gemeinsamen Schlafzimmer schlief ich im Wohnzimmer auf der Couch. Als ich ihn später intensiv pflegen und dabei anfassen musste, bekam ich Ausschlag an den Händen und Atembeschwerden. Nachdem mein Mann seinem Leiden erlag, musste ich das Schlafzimmer renovieren lassen. Die Betten, das Bettzeug und die Matratzen wurden entsorgt. Alles hatte den intensiven Geruch angenommen und verströmte weiterhin diese Chemikalien, auf die ich reagierte.

Zunehmendes Problem, Suche nach Lösungen

Wissenschaftler aus Spanien haben die medizinische Fachliteratur der letzten 10 Jahre durchsucht, um Informationen und eine Übersicht zu Überempfindlichkeitsreaktionen auf Chemotherapeutika zu gewinnen. Sie kamen nach Auswertung der Daten zu dem Schluss, dass durch die progressive Zunahme der Verwendung von Chemotherapeutika ein häufigeres Auftreten von Überempfindlichkeitsreaktionen zu erwarten ist. Desensibilisierungstherapien sind ihrer Auffassung nach eine ernstzunehmende Alternative, die es ermöglicht, dass Patienten ihre Therapie fortführen können. Die Wissenschaftler geben jedoch zu bedenken, dass Vorteile und Risiken abgewogen werden müssen.

Für betroffenes Klinik- und Pflegepersonal, Angehörige von Chemotherapie-Patienten, die an Überempfindlichkeitsreaktionen leiden, ist Desensibilisierung keine Alternative. Hersteller von Chemotherapeutika und speziellem Infusionsbestecken arbeiten daran, sicherere Systeme zu entwickeln. Für medizinisches Personal wird jedoch auch zukünftig ab einem gewissen Schweregrad der Sensibilisierung und Reaktionen nur Wechsel des Arbeitsbereiches, Aufgabe des Arbeitsplatzes, bzw. Abstand zu Personen, die in Behandlung sind, übrig bleiben.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. April 2012

Literatur:

Cortijo-Cascajares S, Jiménez-Cerezo MJ, Herreros de Tejada, A. Review of hypersensitivity reactions to antineoplastic agents, Farm Hosp. 2012 Apr 4.

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Flammschutzmittel: Mit Giftgas Leben retten?

Brennende Ironie: Flammschutzmittel können tödlichere Feuer zur Folge haben

Bei einem der tödlichsten Brände der amerikanischen Geschichte in einem Musikclub starben vor fast zehn Jahren 100 Menschen während eines Rock-Konzertes in Rode Island. Doch nicht die Flammen brachten die meisten um; es waren tödliche Gase, die von brennenden Schallschutzmatten und anderen Kunststoffen abgegeben wurden.

Als fatale Ironie des Schicksals können Versuche, katastrophale Feuer wie dieses zu verhindern, manche Brande sogar noch tödlicher machen.

Neue Untersuchungen legen nahe, daß Chemikalien – bromierte und chlorierte Flammschutzmittel – mit denen Polstermöbel oder andere Haushaltsgegenstände versetzt werden, um die Ausbreitung von Flammen aufzuhalten, die Abgabe von zwei giftigen Gasen erhöhen.

„Wir kamen zum Ergebnis, daß Flammschutzmittel die unerwünschte Nebenwirkung haben, die bei der Verbrennung freigesetztem Mengen an Kohlenmonoxid und Hydrogencyanid (Blausäure) zu erhöhen“, sagte die Mitautorin der Studie Anna Stec, eine Brandexpertin der University of Central Lancashire im Vereinigten Königreich in einem Statement.

Diese beiden Gase sind mit Abstand die größten Killer bei Bränden. Sie sind nach Auskunft der nationalen Feuerschutzvereinigung für 60 bis 80 Prozent der Feuertoten verantwortlich. Beim Brand von Rhode Island (PDF), waren die Konzentrationen von Hydrogencyanid und Kohlenmonoxid hoch genug, um in weniger als 90 Sekunden zu töten.

Aus bromierten oder chlorierten Chemikalien hergestellte Flammschutzmittel werden in Möbelpolster, Teppichunterlagen, Kindersitzen, Kunststoffgehäusen von elektronischen Geräten und anderen Gebrauchsgegenständen eingearbeitet. Nach den kalifornischen Vorschriften, die in den 1970er Jahren angepasst wurden, muss Schaumstoff in Möbeln einer kleinen offenen Flamme 12 Sekunden lang widerstehen und die meisten Möbel werden mit Flammschutzmitteln hergestellt, um diese Vorschriften zu erfüllen.

Während die Chemikalien das Ausbreiten der Flammen verlangsamen können, wenn es zu Bränden kommt, können diese jedoch tödlicher sein. Über die neue Untersuchung aus Großbritannien sind nur wenig Einzelheiten bekannt, da die Ergebnisse noch nicht veröffentlicht worden sind. Doch die Forscher erzählten, dass in einem Versuch Nylon, welches bromiertes Polystyrol als Flammhemmer enthielt, unter Feuereinwirkung die sechsfache Menge an Hydrogencyanid abgab, wie das gleiche Material mit einem halogenfreien [Brom] Flammschutzmittel.

Hydrogencyanid ist 35 mal tödlicher als Kohlenmonoxid, und bei einem Brand kann es in so kurzer Zeit wie eine Minute töten, erklärte Todd Shoebridge, ein ehemaliger Feuerwehrmann mit dreißigjähriger Berufserfahrung, der Hauptmann des Feuerwehrbezirks von Hickory in North Carolina ist. „Es ist extrem gefährlich“, wie Shoebridge sagte.

Sowohl Kohlenmonoxid als auch Hydrogencyanid sind Produkte unvollständiger Verbrennung. In einem Raum, in dem es brennt, nimmt der Sauerstoff ab, die Verbrennung wird schlechter, Gase und Rauch nehmen schnell zu. Von einem Feuer eingeschlossene Menschen können das Einatmen der giftigen Luft nicht umgehen.

Die Wirkung bromierter und chlorierter Flammschutzmittel beruht darauf, die Verbrennung zu beeinträchtigen, was zur Entstehung von mehr Gasen führen kann.

Nach dem was vorliegt „drängt sich die Vermutung auf, daß diese Chemikalien die Gefährlichkeit von Bränden eher erhöhen als verringern“, erklärte Heather Stapleton, eine Umweltchemikerin an der Duke University, zu deren Fachgebiet brominierte Substanzen gehören.

Die neue Studie befaßte sich mit brominiertem Polystyrol, einem neueren Flammschutzmittel, das von Albemarle Corp. und anderen Firmen hergestellt wird. Es wird Nylon beigemischt, um in Textilien, Polsterungen und in elektrischen Steckverbindungen zum Einsatz zu kommen.

Diese neueren Substanzen wurden entwickelt, um ältere Flammschutzmittel zu ersetzen, überwiegend polybrominierte Diphenylether bzw. PBDE, die seit 2004 verboten wurden, weil sie im menschlichen Körper und auch in der Muttermilch akkumulieren. BPDEs findet man immer noch in Möbeln, die vor dem Verbot hergestellt wurden.

PBDEs und andere halogenisierte Flammhemmer sind längst dafür bekannt, beim Verbrennen andere giftige Chemikalien frei zu setzen, dazu gehören hochgiftige Dioxine und Furane.

Ein anderer Ersatz für PBDEs heißt Tris oder TDCPP, (1,3-dichlorisopropyl)phosphat. Für Schaumstoff der diese Chemikalie enthält, hat man das Freisetzen großer Mengen Kohlenmonoxid und Rauch in der Entzündungsphase nachgewiesen, wie aus einer Studie von 2000 hervorgeht.

Mit oder ohne Feuer, so legen Untersuchungen nahe, könnten Flammschutzmittel mit Risiken verbunden sein. PBDEs und andere halogenisierte Flammschutzmittel sind in den letzten Jahren sehr intensiv untersucht worden. Einige Human- und Tierstudien brachten PBDEs mit einer Beeinträchtigung der neurologischen Entwicklung, verminderter Fruchtbarkeit, verfrühter Pubertät und mit Veränderungen der Schilddrüsenhormone in Zusammenhang. Tris könnte für ein sich entwickelndes Nervensystem (PDF) ebenfalls giftig sein.

Albemarle Corp. aus Baton Rouge, La, Hersteller von Saytex 3010G, einem bromierten Polystyrol-Flammschutzmittel, das den in der neuen Studie untersuchten Verbindungen ähnelt, reagierte nicht auf Anfragen zu einer Stellungsnahme. Chemtura Corp., ein anderer Hersteller von Flammschutzmitteln aus Philadelphia, Pennsylvania, reagiert ebenfalls nicht auf Anfragen.

Diese Firmen haben bisher die Auffassung vertreten, daß Flammschutzmitteln eine große Bedeutung zukommt, da sie im Brandfall die Fluchtzeiten und die Zeitspannen zum Eingreifen verlängern und auf diese Weise Leben und Eigentum retten.

„Die Zeit zum Fliehen ist schätzungsweise bis zu 15 mal länger, wenn Flammschutzmittel vorhanden sind, was mit erhöhten Überlebenschancen verbunden ist“, lautet die Erklärung des European Brominated Flame Retardant Industry Panels [europäischer Herstellerverband brominierter Flammschutzmittel], dem auch Albemarle und Chemtura angehören.

Doch ein von über 200 Wissenschaftlern aus 30 Ländern unterzeichnetes Dokument stellt in Frage, daß sich Flammschutzmittel als wirksam erwiesen haben. „Bromierte und chlorierte Flammschutzmittel können die Toxizität von Bränden erhöhen, während ihr letztendlicher Nutzen für den Brandschutz nicht bewiesen wurde“, heißt ist dem der Erklärung von 2010.

Die Gesundheitsgefahren, die von halogenisierten Flammschutzmitteln ausgehen, und ihre Persistenz in der Umwelt haben zur Suche nach umweltfreundlicheren Alternativen geführt.

„Eine Verringerung des Einsatzes toxischer, nicht getesteter Feuer hemmender Chemikalien in Konsumgütern kann die Gesundheit von Mensch, Tier und globaler Umwelt schützen, ohne den Brandschutz zu gefährden, heißt es in einem Bericht einer Gruppe von 10 Wissenschaftlern, zu denen Linda Birnbaum gehört, Chefin des National Institute of Environmental Health Sciences [nationales Institut für Umweltmedizinforschung].

In der neuen Studie aus dem Vereinigten Königreich wurden ein paar Alternativen gefunden, um weniger giftige Gase als mit halogenisierten Flammschutzmitteln entstehen zu lassen. Anorganische oder mineralienbasierte Flammschutzmittel haben auf die bei einem Brand freigesetzten giftigen Gase nur geringen Einfluß.

Jedes Jahr sterben in den industrialisierten Ländern etwa 10.000 Menschen bei Bränden. Im Durchschnitt starb 2010 in den Vereinigten Staaten nach Angaben der nationalen Feuerschutzvereinigung alle 169 Minuten jemand in einem Feuer.

Frühere Untersuchungen haben sich auf Kohlenmonoxid und Ruß durch halogenisierte Flammschutzmittel konzentriert. Doch in letzter Zeit befaßt man sich eingehender mit Hydrogencyanid und anderen Gasen, erklärt Richard Hull, ein Chemiker an der University of Central Lancashire, welcher die neue Untersuchung zu Flammschutzmitteln letzte Woche [13. KW 2012] auf einer Konferenz der Chemical Society in San Diego vorgestellt hat.

„Kohlenmonoxid ist ein bedeutender Giftstoff in den Abgasen von Bränden. Wir haben jedoch gesehen, deß es weniger bedeutend ist als Hydrogencyanid, das beim Verbrennen von PVC entsteht oder Hydrogencyanid aus der Verbrennung von stickstoffhaltigen Polymeren wie Nylon, Polyurethan oder Acryl, wenn Brände voll im Gange sind“, sagte Hull.

Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, daß Hydrogencyanid – derart tödlich, daß es in den Nazi-Gaskammern eingesetzt wurde – eine größere Todesursache bei Bränden darstellt, als bisher angenommen wurde.

Beispielsweise verwüstete 1990 ein Brand in Buenos Aires in Argentinien ein Gefängnis. 35 Insassen starben, als sich ein Matratzenfeuer im Gefängnis ausbreitete. Doch nicht die Flammen töten die Strafgefangenen, wie eine postmortale Blutuntersuchung ergab. Hydrogencyanid war dafür verantwortlich.

„Die Ergebnisse wiesen darauf hin, daß der Tod der 35 Feueropfer wahrscheinlich durch HCN [Hydrogencyanid] verursacht wurde, das während der extensiven Zersetzung von Polyurethan aufgrund eines schnellen Temperaturanstieges entstand“, heißt es in der Analyse der Opfer des argentinischen Brandes.

Hydrogencyanid und Kohlenmonoxid sind geruchlose, farblose Chemikalien, was sie zu unbemerkten Killern macht.

„Wenn es brennt, ist es egal wie groß oder klein das Feuer ist“, sagte Shoebridge, einer der Hauptverfechter des Brandschutz-Sicherheitsprogrammes „Jeder geht nach Hause“ von North Carolina. „Solche Gase sind nie auszuschließen.“

Autor: Brett Israel für Environmental Health News (EHN), 4. April 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „Burning irony: Flame retardants might create deadlier fires „ wurde unter der Creative Commons Lizenz: By-NC-ND (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine abgeleiteten Werke)veröffentlicht. Abweichend von dieser Lizenz hat uns EHN die Übersetzung (derived work) dieses Artikels gestattet. Diese Übersetzung steht unter keiner Creative Commons Lizenz.

Photo: Ella Patenall, Flickr

Möglicherweise chemische und bakteriologische Waffen in Syrien eingesetzt

Dokumentation von Verletzungen, die möglicherweise auf chemische Waffen zurückzuführen sind, die beim Angriff und der Belagerung von Baba Amr in Homs gegen Zivilisten eingesetzt wurden.

Tripoli, Libanon, 29.03.2012 – Während den vergangenen zwei Wochen haben die Krankenhäuser im Norden des Libanons mehrere Verletzte aufgenommen und untersucht, welche aus der Nachbarschaft von „Baba Amr“ im Zentrum von Homs geflohen sind. Die Verletzungen sind Folge des brutalen Vorgehens und der Belagerung durch das Assad Regime, bevor Regierungstruppen das Land stürmten. Die Verletzungen und Erkrankungen haben sich ausschliesslich verschlechtert. Hier sind ein paar Beschreibungen:

  • Die Symptome begannen meistens mit Müdigkeit und Fatique, zusammen mit Muskelschmerzen am ganzen Körper. Die Patienten fühlten sich insbesondere im unteren Körperbereich schwach, auch traten Gelenkschmerzen, Schmerzen um die Gelenke und im unteren Rücken auf.
  • Die Symptome waren mit erhöhter Körpertemperatur und nächtlichen Schweißausbrüchen verbunden. Die Anzeichen der Verletzungen traten an Hautbereichen auf, die einer Exposition ausgesetzt waren. Flecken in Gesicht zusammen mit Furunkeln und Mundgeschwüren. Die Patienten litten von Kopf bis Fuß an Haarausfall.
  • Neben diesen Symptomen litten die Patienten an Verstopfung und die männlichen Patienten hatten Probleme beim Wasserlassen.

Auf Anraten der Ärzte wurden medizinische Tests, aber auch Röntgenuntersuchungen mit folgenden Resultaten durchgeführt:

  • Infektionen, Bluterkrankungen, neoplastische und neurologische Erkrankungen und Hauterkrankungen.

Es wurden keine erkrankungsspezifischen Untersuchungen vorgenommen.

Die Patienten beschrieben das Vorkommen der gleichem Symptome auch bei jenen Verletzten in Baba Amr, die nicht fliehen konnten und bis heute in Syrien festsitzen.

Was alle diese Verletzten gemeinsam haben ist, dass sie alle aus dem gleichen geographischen Gebiet stammen, aus Baba Amr in Zentrum von Homs. Auch der Zeitpunkt des Auftreten der Symptome ist eine weitere Übereinstimmung. Sie traten alle zu jener Zeit auf, als das Assad Regime die besagte Nachbarschaft Baba Amr angriff.

 

Tel.: 668131316900
Email: syrianrefugeeslebanon[at]hotmail[Punkt]com

—————

DIES IST EIN DRINGENDER APPELL AN ALLE MEDIZINISCHEN KOORDINATIONSGRUPPEN UND ORGANISATIONEN UND AN ALLE INTERNATIONALEN MENSCHENRECHTSGRUPPEN, MIT DER BITTE UM UNTERSTÜTZUNG UND AUSREICHENDE FINANZIELLE HILFE.

Das medizinische Komitee für syrische Flüchtlinge im Libanon vermutet, daß die Verletzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Einsatz international geächteter chemischer und bakteriologischer Waffen durch das syrische Assad Regime zurückzuführen sind.

Die geschilderten medizinischen Sachverhalte erfordern erfahrende Experten aus den Fachgebieten Chemikalien, Gifte und Forensik.

Wir appellieren an alle internationalen medizinischen Gruppen, welche Erfahrung oder Kenntnisse auf diesem Gebiet besitzen, uns bei der Diagnose dieser Symptome und mit sachgerechten Ratschlägen zu helfen. Wir appellieren an alle internationalen Menschenrechtsgruppen, diese Umstände und diese Verletzungen in die Ermittlungsakten gegen das syrische Assad Regime aufzunehmen und alles einzuleiten, was nötig ist.

 

The Medical committee for Syrian refugees in Lebanon
Tripoli – Lebanon – 07/05/1433 – 29/03/2012

 

Original-Quelle: „Documentation of injuries possibly caused by the use of chemical weapons on civilians during the attack and siege of Baba Amr, Homs.“ vom 29.03.2012

Englische Übersetzung: Rose Alhomsi
Deutsche Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Wir danken Rose für die Erlaubnis den Artikel übersetzen zu dürfen. Thank you Rose!

Copyright Fotos: The Medical committee for Syrian refugees in Lebanon

UPDATE:

Mehrere von CSN konsultierte Mediziner und Toxikologen teilten mit, dass sie anhand der geschilderten Symptomatik und Photos, davon ausgehen, dass diese Menschen eher durch freigesetzte Chemikalien durch Explosion von Fabrikgebäuden oder Brände (z.B. Pipelinebrand), krank wurden. Ein explizit mit der Wirkungsweise von Giftgas versierter Toxikologe teilte mit, die Symptomatik passe nicht zu ihm bekannten Giftgasen, vor allem die Anfangssymptomatik sei anders und auch der Haarausfall passe nicht dazu. Um genauer beurteilen zu können, wodurch die Leute krank wurden und wie man ihnen medizinisch helfen könne, seien weitere detaillierte Informationen erforderlich.

Chemikalien: Selbst niedrige Konzentrationen können sehr gesundheitsschädlich sein

Niedrige Dosis, große Wirkung: Wissenschaftler verlangen ‚fundamentale Veränderungen‘ für die Prüfung und Regulierung hormonähnlicher Chemikalien

Dies ist das wichtigste Ergebnis eines Forschungsberichtes (PDF), der nach drei Jahren Arbeit am Mittwoch [14.03.2012] von einem Team aus zwölf Wissenschaftlern veröffentlicht wurde, das sich mit den Hormonhaushalt verändernden Chemikalien befasste.

Dutzende von Substanzen die Östrogen, Testosteron und andere Hormone vortäuschen oder blockieren können, sind in Umwelt, Nahrung und Alltagsprodukten zu finden. Dazu gehören Kunststoffe, Pestizide und Kosmetika. Eine der größten und langlebigsten Debatten über diese Chemikalien dreht sich darum, ob die niedrigen Dosen, denen die meisten Menschen ausgesetzt sind, Schaden anrichten.

In einer neuen Untersuchung kamen Forscher zu dem Schluss, nachdem sie unter der Leitung von Laura Vandenberg von der Tufts University hunderte von Studien evaluiert hatten, dass gesundheitliche Auswirkungen „bemerkenswert weit verbreitet sind“, wenn Menschen oder Tiere mit niedrigdosigen, das Hormonsystem störende Substanzen belastet werden. Als Beispiele liefern sie Belege zu mehreren kontroversen Chemikalien wie Bisphenol A, das in Polycarbonat-Kunststoffen, in konservierten Lebensmitteln und in Kassenbons vorkommt und das Pestizid Atrazin, das in großen Menge hauptsächlich auf Mais angewendet wird.

Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass die Indizien der Forschung „eindeutig darauf hindeuten, dass man niedrige Dosen nicht ignorieren kann“. Sie zitierten Nachweise für einen weiten Bereich an Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen – vom Fötus bis zum Erwachsenen – welche z.B. mit Unfruchtbarkeit, Herzkreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Krebs und anderen Erkrankungen in Zusammenhang stehen.

„Ob niedrige Dosen von Substanzen, die den Hormonhaushalt stören, auch Humanerkrankungen beeinflussen, ist längst keine Mutmaßung mehr, da epidemiologische Studien belegen, dass zwischen Umweltbelastungen auf der einen und humanen Erkrankungen und Behinderungen auf der anderen Seite ein Zusammenhang besteht“, schrieben sie.

Zusätzlich befassten sich die Wissenschaftler mit der Frage, ob das Jahrzehnte alte Verfahren zur Prüfung der meisten Chemikalien – Nagetiere hohen Dosen auszusetzen und dann auf die tatsächliche Belastung des Menschen herunter zu extrapolieren – dem Schutz des Menschen angemessen ist.

Sie folgerten, dass dies nicht der Fall ist und drängen deshalb auf Reformen. Manche hormonähnliche Chemikalien haben bei niedrigen Dosen gesundheitliche Folgen, die bei hohen Dosen nicht auftreten.

„Den derzeitigen Prüfungs-Paradigmen fehlen wichtige, sensitive Endpunkte“ für die menschliche Gesundheit, sagten sie. „Die Wirkung niedriger Dosen kann nicht anhand der Wirkungen vorhergesagt werden, die man bei hohen Dosen beobachtet. Deshalb sind fundamentale Veränderungen bei den chemischen Untersuchungen und Sicherheitsprüfung notwendig, um die Gesundheit des Menschen zu schützen.

Der Bericht wurde am Mittwoch [14.03.2012] vom Wissenschaftsjournal Endocrine Reviews online veröffentlicht. Zu den Autoren gehören Wissenschaftler wie Frederick vom Saal von der University of Missouri, der niedrige Bisphenol A Dosen mit einer Vielfalt von Wirkungen in Verbindung gebracht hat, Theo Colborn, der als erster gilt, welcher in den späten 1980er Jahren von Chemikalien gesprochen hat, die den Hormonhaushalt stören und Tyrone Hayes von der University of California in Berkeley, der die Wirkung von Atrazin auf Frösche dokumentiert hat.

Hauptautor ist Pete Myers, der Gründer von Environmental Health News und leitender Wissenschaftler von Environmental Health Sciences.

Linda Birnbaum, Chefin des National Institute of Environmental Health Sciences [staatliches Institut für Umweltgesundheits-Wissenschaft (NIEHS)] vertrat die Ansicht, der neue Bericht wäre wertvoll, „da er eine sehr große Menge an Informationen“ über in den Hormonhaushalt eingreifende Substanzen erschließt. Ihre Behörde ist die wichtigste, welche gesundheitliche Auswirkungen von Umweltschadstoffen untersucht.

Birnbaum erklärte, sie stimmt dem Hauptergebnis zu: „Alle Chemikalien, die den Hormonhaushalt stören können, sollten in ultra-niedrigen Dosen getestet werden, die der tatsächlichen Exposition des Menschen entsprechen“, sagte sie.

In vielen Fällen stellen die Produzenten der chemischen Industrie immer noch „alte Fragen“, wenn sie die Sicherheit von Chemikalien testen, obwohl „sich die Wissenschaft weiterentwickelt hat“, meinte sie. „Einige der Test-Paradigmen sind nicht dem Stand der Wissenschaft gefolgt“, schrieb Birnbaum am Mittwoch in einem Leitartikel, in dem es um neuen Bericht ging.

Für die meisten Toxikologen, sagte Birnbaum, bedeutet der Bericht trotzdem keine große Änderung ihrer Tätigkeit. Das NIEHS führt bereits Untersuchungen von Chemikalien im Niedrigdosisbereich durch, wozu die Untersuchung von Wirkungen über mehrere Generationen gehört, wie etwa Erkrankungen im Erwachsenenalter, die durch fötale Expositionen ausgelöst wurden.

„Manche reden die Toxikologen immer nur schlecht. Doch man kann nicht alle über einen Kamm scheren“, sagte Birnbaum.

Die Wissenschaftler jedoch, die den Bericht verfassten erklärten, dass Forschung mit niedrigen Dosen „von vielen nicht beachtet oder für bedeutungslos gehalten wurde“. Offenbar zielen sie mit ihren Ergebnissen auf das National Toxicology Program und die U.S. Food and Drug Administration. Die FDA hat 2008 Studien zu niedrigen Dosen ignoriert, als sie zu dem Schluss kam, Bisphenol A (BPA) in Alltagsprodukten wäre sicher. Zwei Jahre später änderte die Behörde ihre Ansicht und gab bekannt, dass sie sich nun Studien genauer ansehen würde, die Auswirkungen niedriger Dosen aufzeigen. Das National Toxicology Program stellte 2008 fest, dass BPA „ein gewisses Risiko“ für die Gesundheit des Menschen darstellen würde, wies aber andere Risiken zurück, weil sich die Studien widersprächen.

Mehrere Autoren des Berichtes wurden von ein paar anderen Wissenschaftlern und Industrievertretern kritisiert, weil sie zu ausgesprochenen Befürwortern von Prüfungen, Regulierungen und dem Ersatz von das Hormonsystem störenden Substanzen geworden wären. Die Wissenschaftler erklärten jedoch, sie sähen sich zu ihren Äußerungen gezwungen, da die regulierenden Behörden zu langsam handeln und sie sich über die Gesundheit der Menschen, insbesondere der Kinder, und der Tierwelt Sorgen machen.

Industrievertreter erklärten, nur weil Menschen Spuren von Chemikalien ausgesetzt wären, die in der Lage sind, den Hormonhaushalt zu beeinflussen, bedeutet das lange noch nicht, dass es irgendwelche schädlichen Wirkungen gäbe. Sie sagen, dass die Studien oft widersprüchlich und nicht beweiskräftig wären.

In einer Stellungnahme verkündete am Mittwoch der American Chemistry Council, der die Chemie-Konzerne vertritt, dass die Industrie „substantielle Ressourcen bereitgestellt habe, um die Forschung zum besseren Verständnis jeder potentiellen Wirkungen von chemischen Substanzen auf das Hormonsystem voran zu treiben. Während wir noch nicht die Möglichkeit hatten, das Papier in seiner Gänze zu prüfen, gelangte Michael Kamrin Professor Emeritus der Michigan State University zu der Feststellung, dass die Wirkung ’niedriger Dosen‘ nicht bewiesen wurde und deshalb nicht auf die wirklichen Lebensbedingungen und die humane Exposition angewendet werden sollten“.

„Aus dem was vorliegt muss geschlossen werden, dass diese „niedrig dosigen“ Wirkungen erst noch bewiesen werden müssen [und] dass die Studien, welche sie angeblich belegen, nicht wissenschaftlich korrekt auf Menschen übertragen werden können“, schrieb Kamrin, ein Toxikologe 2007 im International Journal of Toxicology.

Doch vom Saal und andere Forscher haben geäußert, dass Untersuchungen, die keine niedrigdosigen Wirkungen solcher Chemikalien wie BPA feststellen, oft industriefinanziert sind, und oft haben sie die falschen Tiere mit den falschen Dosen getestet oder sie haben die Tiere nicht zum Zeitpunkt der größten Gefährdung während des fötalen Wachstums einer Exposition ausgesetzt.

Endokrinologen haben schon lange gewusst, dass unendlich kleine Mengen von Östrogen, Testosteron, Schilddrüsenhormonen und anderen natürlichen Hormonen heftige gesundheitliche Folgen, insbesondere für Föten, haben können. Sie sind nicht davon überrascht, dass menschengemachte Substanzen mit hormonellen Eigenschaften ebenfalls große Auswirkungen haben könnten.

„Es gibt für Chemikalien, die wie Hormone agieren, wirklich keine sichere Dosis, da das Hormonsystem so eingerichtet ist, mit ganz niedrigen Konzentrationen zu arbeiten“, erklärt Vanderberg gegenüber Environmental Health News, eine Post-Doktorandin am Levin Lab Center für regenerative Biologie und Entwicklungbiologie an der Tufts University.

Doch viele Toxikologen stimmen der gängigen Meinung zu, „die Dosis mache das Gift“. In anderen Worten, es ist eine bestimmte Dosis erforderlich, damit etwas giftig ist. Sie sind es auch gewöhnt, einen Effekt zu sehen, den man „monoton“ nennt, dies bedeutet, dass die Reaktion eines Tieres oder eines Menschen mit der Dosis zu oder ab nimmt.

Die Forscher sagen in der neuen Untersuchung, dass nichts davon auf hormonähnliche Chemikalien zutrifft.

„Die Anerkennung dieser Phänomene sollte zu einem Paradigmenwechsel für toxikologische Studien führen und wird wahrscheinlich auch die wissenschaftlichen Methoden der Regulierungsbehörden dauerhaft beeinflussen“, schreiben sie.

In dem Bericht machen sich die Wissenschaftler Sorgen, dass die Regierung „sichere“ Expositionswerte für „eine erhebliche Anzahl von Substanzen die das Hormonsystem stören“ festgelegt hat, die niemals in niedrigen Dosen getestet wurden. Sie legten dringend nahe „die üblichen Sicherheitstests in großem Umfang auszuweiten“.

„Wir empfehlen, in den Untersuchungen die niedrigsten Dosis niedriger als die Belastung anzusetzen, denen Menschen ausgesetzt sind, sofern eine solche Dosis bekannt ist“, schrieben sie.

Vandenberg sagte, bei einer hohen Dosis einer hormonwirksamen Substanz kann gar keine Wirkung oder eine völlig andere auftreten, während eine niedrige Dosis Erkrankungen auslösen kann.

Das Brustkrebs-Medikament Tamoxifen „liefert ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Tests mit hohen Dosen ungeeignet sind, die Wirkung niedriger Dosen vorherzusagen“, so heißt es in dem Bericht. In niedrigen Dosen regt es das Wachstum von Brustkrebs an. In höheren Dosen hemmt es dieses.

„Stellen Sie sich vor, man würde 100 repräsentative Personen aus der amerikanische Bevölkerung heraus greifen und nach den Expositionswerten eines EDC [endocrine-disrupting compound – hormonell wirksamer Stoff] in einer Linie so aufstellen, dass die Person ganz links den niedrigsten Belastungswert hätte und die ganz rechts den höchsten. Für viele toxische Chemikalien würden die Personen mit den höchsten Belastungswerten am rechten Ende der Linie das höchste Vorkommen von Erkrankungen aufweisen. Doch für manche EDCs legen Studien nahe, dass die Personen in der Mitte der Linie dem größten Risiko ausgesetzt sind“, sagte Vandenberg.

Sie verglich Hormone, welche an Rezeptoren im Körper andocken und Funktionen wie Wachstum des Gehirnes oder der Reproduktivorgane auslösen, mit Schlüsseln in einem Schloss.

„Je mehr Schlüssel in den Schlössern sind, desto mehr Wirkungen sind zu beobachten. Doch ab einem gewissen Punkt sind die Schlösser überfordert und reagieren nicht mehr auf die Schlüssel. Deshalb ergeben im Niedrigdosisbereich viele Schlüssel eine höhere Wirkung, während im Hochdosisbereich viele Schlüssel mit einer geringeren Wirkung verbunden sind“, sagte sie.

Vandenberg sagte voraus, der Bericht „wird unter Akademikern, Wissenschaftlern in Behörden und Industrie Diskussionen darüber auslösen, wie man die Risikoabschätzung für EDCs verbessern kann“.

„Die Frage lautet nicht mehr, ob diese Phänomene existieren, sondern wie wir weiterkommen und mit ihnen umgehen.“

Autor: Marla Cone, 15. März 2012 für Environmental Health News

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „Low doses, big effects: Scientists seek ‚fundamental changes‘ in testing, regulation of hormone-like chemicals“ wurde unter der Creative Commons Linzenz: By veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: BY-NC-SA

Artikelfoto: Copyright Big Fat Rat, CC: BY-NC-ND

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Verantwortliche aus Politik und Wissenschaft erfüllen längst überfällige Forderung

Chemikaliensensitivität soll besser erforscht werden

Wissenschaftler, Fachleute aus dem Gesundheitswesens und vor allem Menschen mit Chemikalien-Sensitivität haben einen Sieg erzielt, der Jahre brauchte, um ihn zu gewinnen.

In wenigen Worten: hochrangige Politiker sagen jetzt, dass Chemikalienintoleranz / Chemikalien-Sensitivität ernsthafte Untersuchung braucht.

Die kürzlich abgeschlossene „National Conversation (Nationales Gespräch) über öffentliche Gesundheit und Chemikalienbelastung“, das von mehreren Regierungs- behörden gesponsert wurde, gab im Oktober 2011 ein detailliertes Statement ab, das die zweijährige Beratung unter Hunderten von Experten zusammenfasste. Das Statement, in Kürze gesagt, fordert intensivierte Arbeit, um Chemikalien und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit zu verstehen.

Ich denke, dieses Statement wird die Gesundheitspolitik beeinflussen, neue Forschungen und klinische Untersuchungen voranzutreiben. Fortschritte in der Wissenschaft, Diagnostik und Behandlung von chemikalieninduzierten Krankheiten waren quälend langsam. Ich freue mich deshalb, diese neue Entwicklung zu sehen.

Die „National Conversation“, in ihrer abschließenden Erklärung, forderte verstärkte Untersuchung von:

  • Gesundheitlichen Auswirkungen von Chemikalien, einschließlich Niedrigdosis-, Mehrfach-und kumulierten Expositionen
  • Individuelle Suszeptibilität (Empfindlichkeit), darunter das Zusammenspiel zwischen Genen und Umwelt
  • Vulnerabilität der Gesellschaft und unverhältnismäßige Auswirkungen vergangener Expositionen
  • Effektivität von Interventionen zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung

Für mich war eine der wichtigsten Empfehlungen in diesem Statement diejenige, die sich für Humanstudien in Forschungseinheiten aussprach, die kontrollierte Umwelt- bedingungen aufweisen. Sie besagte: „Studien zu Variationen der Suszeptibilität, wie sie sich durch Chemikalien-Sensitivität / Intoleranz äußert, einschließlich klinischer Studien in für diesen Zweck geeigneten Einrichtungen werden benötigt.“

Diese Empfehlung für Forschungseinrichtungen tauchte erstmalig in einem Bericht des Bundesstaates New Jersey auf, für den ich im Jahr 1989 als Co-Autorin zusammen mit Nicholas A. Ashford, Ph.D., JD, Professor am Massachusetts Institute of Technology, beauftragt worden war, sowie in den nachfolgenden Auflagen unseres Buches Chemical Exposures: Low Levels und High Stakes.

Hier ist ein Auszug aus den Empfehlungen des Statements der „National Conversation“, Kapitel 3: Erreichen eines umfassenderes wissenschaftliches Verständnis über Chemikalien und deren Auswirkungen auf die Gesundheit“:

„Empfehlung 3.5: Verbesserung des Verständnisses individueller Suszeptibilität gegenüber Chemikalienexpositionen.“

„Diejenigen, die anstreben, die Öffentlichkeit vor schädlichen Auswirkungen von Chemikalien zu schützen, brauchen ein besseres Verständnis hinsichtlich der Unterschiede in der individuellen Empfindlichkeit, um in der Prävention und bei Bemühungen um medizinische Behandlung helfen zu können, Prioritäten zu setzen. Einige Personen in bestimmten Bevölkerungsgruppen (z.B. sich entwickelnde Föten, Kinder, Schwangere, ältere Menschen, Behinderte, Personen mit chronischen Krankheiten, Personen mit früherer, erhöhter Empfindlichkeit gegenüber Chemikalien) weisen eine einzigartige Suszeptibilität gegenüber Chemikalienexpositionen auf. Ein Teil dieser Variabilität in der Empfindlichkeit kann im Zusammenhang mit genetischen Abweichungen stehen, erworbenen epigenetischen Veränderungen, Auswirkungen auf die Gesundheit aus früheren Expositionen oder durch Stressoren, die nicht mit Chemikalien in Zusammenhang stehen. Um das Verständnis hinsichtlich dieser Abweichungen zu verbessern, sollten fördernde Behörden weiterhin die Erforschung hinsichtlich der Mechanismen von Abweichungen und der jeweiligen individuellen Empfindlichkeit unterstützen und sich mit der Rolle solcher Schwankungen bei der beobachteten Belastung bei umweltbedingten Krankheiten beschäftigen. Studien von Suszeptibilitätsvarianten, wie sie durch Chemikalien-Sensitivität / Chemikalienintoleranz manifestiert sind, einschließlich klinischer Studien, die in für diesen Zweck geeigneten Einrichtungen durchgeführt werden, sind erforderlich. Bevölkerungsbasierte Studien von exponierten Gruppen können zusätzliche Erkenntnisse liefern.“

„Ferner sollte die Bundesregierung eine bestehende Arbeitsgruppe unterstützen oder eine interdisziplinäre Gruppe berufen, die aus Wissenschaftlern und Klinikern aus Bundesbehörden, NGOs / öffentliche Interessengruppen, Industrie, akademischen Institutionen und Vertretern betroffener Patientengruppen besteht, um eine Forschungsagenda zu Chemical Sensitivity / Chemikalienintoleranz zu erstellen.“

Das „Nationale Gespräch“ war ein zwei Jahre lang dauernder gemeinschaftlicher Prozess, der im Juni 2011 eine Aktionsagenda mit neuen Wegen hervorbrachte, um die Öffentlichkeit vor schädlichen Chemikalienexpositionen zu schützen. Im Oktober 2011 gab die Leitung ihre abschließenden Empfehlungen bei einer Sitzung zur Umsetzungsstrategie in Washington DC, die von der American Public Health Association (APHA) veranstaltet wurde.

Ich hatte den Vorsitz in der Untergruppe für individuelle Suszeptibilität bei dieser „National Conversation“ und arbeitete als Mitglied in der größeren Arbeitsgruppe für wissenschaftliches Verständnis, eine von sechs Arbeitsgruppen, die gebildet worden waren, um die verschiedenen Aspekte der Exposition gegenüber den zahlreichen chemischen Stoffen zu erfassen. Die Arbeitsgruppe gab einen Volltext des Aktionsprogramms heraus.

Die Centers for Disease Control and Prevention und die Agentur für Toxic Substances and Disease Registry unterstützen die „National Conversation“ als Teil ihrer Aufgabe, die öffentliche Gesundheit zu fördern. Dutzende von staatlichen Behörden, Non-Profit- und Industrie-Experten und Tausende von Mitgliedern aus der Öffentlichkeit wurden an der Erarbeitung der Empfehlungen beteiligt.

Autor:

Prof. Dr. Claudia S. Miller, M.D., of the University of Texas School of Medicine

Der Artikel wurde im Original erstmalig am 17. Februar 2012 auf der Webseite von Prof. C.S. Miller publiziert: Leaders Issue a Long Overdue Call for Research into Chemical Intolerance

Herzlichen Dank an Prof. Miller für die freundliche Genehmigung diesen Artikel übersetzen und auf CSN veröffentlichen zu dürfen.

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivty Network

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WHO: Umweltbedingte Krankheiten nehmen zu

Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn eröffnet

Rund 20% der Krankheiten in der europäischen Region sind auf vermeidbare Umweltgefahren und Expositionen zurückzuführen. In manchen EU Ländern liegt der Prozentsatz umweltbedingter Erkrankungen sogar bei 54%. Bei Kindern unter 15 Jahren liegt der Anteil der durch die Umwelt verursachten Krankheiten bei 34%, und jeder fünfte Einwohner in der EU Region stirbt an den Folgen einer durch Umwelteinflüsse verursachten Krankheit, teilte die Regionaldirektorin der Weltgesundheitsbehörde im Februar 2012 bei der Eröffnungsansprache des von der WHO erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit in Bonn mit. (1,2,3)

Erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit (ECEH)

Das ECEH nahm seine Arbeit 1991 mit finanzieller Unterstützung Italiens, Frankreichs und der Niederlande auf. Nach der Schließung der Büros in Frankreich und den Niederlanden wurde im Jahr 2001 mit finanzieller Unterstützung durch die Regierung der Bundesrepublik Deutschland als Ergänzung zum Büro in Rom das Bonner Büro eröffnet. Nach der Schließung des Büros in Rom im Jahr 2011 erweitert das Büro in Bonn nun seinen Aktionsradius im Themenbereich Umwelt und Gesundheit.

In den zurückliegenden Jahren hat das Zentrum in Bonn die Sammlung und Analyse wissenschaftlicher Erkenntnisse über Umweltbelastungen und ihre Gesundheitsfolgen koordiniert, politische Entscheidungsprozesse unterstützt, und kam zu folgenden Feststellungen:

  • Bürger in der Europäischen Region der WHO büßen infolge einer über den von der WHO empfohlenen Werten liegenden Luftbelastung im Durchschnitt 8,6 Monate an Lebenserwartung ein
  • Verkehrslärm führt im Westeuropa Jahr für Jahr zum Verlust von mehr als einer Million gesunder Lebensjahre
  • Unangemessene Wohnbedingungen kosten in der Europäischen Region jedes Jahr mehr als 100 000 Menschen das Leben

Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen Umweltgefahren stärker ausgesetzt

WHO hat 14 Indikatoren für umweltbedingte Ungleichheiten im Gesundheitsbereich entwickelt, die sich auf drei Bereiche erstrecken: Wohnungswesen, Verletzungen und Umwelt.

Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen sind bis zu fünfmal höheren Umweltrisiken ausgesetzt als wohlhabendere Mitbürger, wie aus einem neuen Bericht der WHO hervorgeht. Allein in der EU leben rund 80 Mio. Menschen in relativer Armut, d. h. mit einem Einkommen unterhalb von 60% des mittleren Einkommens in ihrem Land. Viele dieser Menschen leben in feuchten, unzureichend beheizten Wohnungen ohne angemessene Sanitäreinrichtungen.

Die WHO Regionaldirektorin und deutsche Politiker verdeutlichten bei der Eröffnung diese schwierige Problematik, für die man gezielt Lösungen erarbeiten will:

Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa:

„Ich sehe das Zentrum nun nach seiner Erweiterung als die künftige Kompetenz-Schaltstelle der Europäischen Region, die die Mitgliedstaaten dabei unterstützen wird, für ihre gesamte Bevölkerung – und ich betone: die gesamte Bevölkerung – in gleicher Weise gesunde Umweltbedingungen zu schaffen.“

Daniel Bahr, Bundesgesundheitsminister:

„Im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes müssen wir heute handeln, damit die nächsten Generationen gesunde Lebenswelten vorfinden. Hierzu müssen wir alle Akteure einbinden, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln und die Gesundheitssysteme zu stärken. Das erweiterte WHO-Zentrum in Bonn ist hierzu ein wichtiger Schritt“.

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:

„Wir erhöhen unseren Anteil an der Finanzierung des Europäischen Zentrums, weil Umweltfaktoren maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit haben. Die WHO wird hier mit dem erweiterten Zentrum zukünftig noch aktiver sein können und die Umweltpolitik mit ihren Analysen und Empfehlungen unterstützen“.

Länderübergreifende Kooperation

Dank des zusätzlichen Finanzierungsbeitrags Deutschlands kann das ECEH seinen Aktionsradius nun um vier Hauptbereiche erweitern:

  • Klimawandel und nachhaltige Entwicklung
  • Belastung durch zentrale Umweltrisiken (Luftverschmutzung, Lärm, Chemikalien, Strahlung, ungünstige Arbeits- und Wohnbedingungen)
  • gesundheitsrelevante Umwelterkenntnisse und Prognosen
  • Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, einschließlich Wasserver- und Abwasserentsorgung

Die mit diesen Themen befassten Programme werden sich stärker mit Art und Ausmaßen aktueller und künftiger umweltbedingter Gesundheitsgefahren befassen, um so die Länder der Region bei der Ausarbeitung und Durchführung von Gegenstrategien zu unterstützen, auch im Falle von Umweltkatastrophen.

Weitere Informationen über das Europäische WHO Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23. Februar 2012

Literatur:

  1. Zsuzsanna Jakab, WHO Regionaldirektorin, Rede zur Eröffnung des erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, 14 Februar 2012, Bonn, Germany.
  2. WHO – Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, WHO eröffnet erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn und stellt neuen Bericht über gesundheitsrelevante Umweltungleichheit vor, Kopenhagen und Bonn, 14. Februar 2012
  3. ECEH, Report Environmental health inequalities in Europe, 2012

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