WHO veröffentlicht im Rahmen der Leitlinien zur Raumluftqualität erste Leitlinien zu Feuchtigkeit und Schimmel

WHO veröffentlicht Leitlinie Schimmel

Die WHO veröffentlicht heute ihre ersten Leitlinien zur Raumluftqualität, die sich konkret mit dem Thema Feuchtigkeit und Schimmel befassen. (1) Diese Leitlinien sind das Ergebnis einer eingehenden zweijährigen Prüfung des aktuellen Wissensstands durch 36 führende Sachverständige aus aller Welt unter der Federführung des WHO-Regionalbüros für Europa. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass Menschen, die sich in feuchten oder von Schimmel befallenen öffentlichen wie privaten Gebäuden aufhalten, ein um bis zu 75% höheres Risiko tragen, an Atemwegsbeschwerden und Asthma zu leiden. In den Leitlinien wird die Verhütung oder Behebung von Feuchtigkeits- und Schimmelproblemen empfohlen, um Schäden an der Gesundheit wesentlich zu reduzieren.

„Da die Menschen einen Großteil ihres Alltags zu Hause, in Büros, Schulen, Gesundheitseinrichtungen oder anderen Gebäuden verbringen, ist die Luftqualität in diesen Räumen für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung“, sagt Dr. Srdan Matic, Leiter des Referats Nichtübertragbare Krankheiten und Umwelt beim WHO-Regionalbüro für Europa. „Mit diesen Leitlinien werden den Gesundheitsbehörden und anderen Behörden zum ersten Mal Wege aufgezeigt, wie ein sicheres und gesundes Raumklima erreicht werden kann. Wir sind der Ansicht, dass diese Arbeiten dazu beitragen werden, die Gesundheit der Menschen überall auf der Welt zu verbessern.“

Diese Publikation steht am Beginn einer Reihe von WHO-Leitlinien zur Raumluftqualität. Diese sollen weltweit anwendbar sein, um den Schutz der Gesundheit unter verschiedenen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen zu ermöglichen. Weitere Veröffentlichungen zu bestimmten Chemikalien und Verbrennungsprodukten befinden sich in Arbeit. In ihrer Gesamtheit enthalten die Leitlinien die ersten umfassenden evidenzbasierten Empfehlungen zur Bekämpfung von Verunreinigungen der Innenraumluft, einer der weltweit häufigsten Ursachen von Tod und Krankheit.

Weltweit stehen jährlich etwa 1,5 Millionen Todesfälle, hauptsächlich bei Frauen und Kindern in Entwicklungsländern, mit der Verbrennung fester Brennstoffe in Innenräumen in Verbindung. Allein in der Europäischen Union (EU) sind Verbrennungsprozesse, Chemikalien in Baustoffen und Feuchtigkeit für den Verlust von mehr als 2 Millionen gesunden Lebensjahren aufgrund vorzeitiger Mortalität oder chronischer Krankheiten wie Asthma und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich.

In vielen EU-Ländern haben 20-30% der Haushalte mit Feuchtigkeitsproblemen zu kämpfen. Alles deutet darauf hin, dass dies eine Gefährdung für die Gesundheit darstellt. In feuchten Innenräumen wachsen Hunderte Arten von Bakterien und Pilzen, die Sporen, Zellfragmente und Chemikalien freisetzen. Eine Belastung durch diese Schadstoffe wird mit dem Auftreten bzw. der Verschlimmerung von Atemwegsbeschwerden, Allergien, Asthma und Immunreaktionen in Verbindung gebracht. Kinder sind in besonderem Maße gefährdet. Neuesten Daten zufolge könnten 13% aller Fälle von Asthma im Kindesalter in den entwickelten Ländern der Europäischen Region der WHO auf feuchte Wohnräume zurückzuführen sein.

Das Wissen um die Luftschadstoffe in geschlossenen Räumen ist der Schlüssel zu Maßnahmen zur Verhütung gesundheitlicher Beeinträchtigungen und zur Reinhaltung der Luft. Viele dieser Maßnahmen entziehen sich dem einzelnen Nutzer oder Bewohner von Gebäuden und müssen daher von den Behörden initiiert werden. Die in den Leitlinien empfohlenen Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass bei Konzeption, Bau und Instandhaltung von Gebäuden sachgerecht vorgegangen wird und geeignete Regelungen für Wohnen und Gebäudebelegung aufgestellt werden. Es ist Aufgabe der Gebäudeeigentümer, ein gesundes, von Feuchtigkeit und Schimmel freies Arbeits- bzw. Wohnumfeld bereitzustellen, indem sie für ausreichende Isolierung sorgen. Dagegen ist es Aufgabe der Gebäudenutzer, durch angemessene Nutzung von Wasser, Heizung und Lüftung übermäßige Feuchtigkeit zu vermeiden.

„Da bisher keine klaren Erkenntnisse vorlagen, waren Baunormen und -vorschriften nicht ausreichend auf die Verhütung und Eindämmung von überhöhter Feuchtigkeit ausgerichtet. Die neuen Leitlinien sind deswegen so wichtig, weil sie Bezugskriterien dafür liefern, was gesunde Raumluft bedeutet.“ Zu diesem Schluss kommt Dr. Michal Krzyzanowski, Regionalbeauftragter für Nichtübertragbare Krankheiten und Umwelt beim WHO-Regionalbüro für Europa und Leiter des WHO-Projekts zur Erstellung der Leitlinien. „Bei der Ausarbeitung der Leitlinien wurden mehr als 100 Studien zu den Auswirkungen einer feuchten Umgebung auf die Gesundheit herangezogen. Dieses Indizienmaterial bildet das Gerüst der Leitlinien und liefert eine solide Handlungsgrundlage.“

Weitere Informationen über Luftqualität und Gesundheit finden sich auf der Website des Regionalbüros.

Literatur:

WHO guidelines on indoor air quality: dampness and mould. Copenhagen, WHO Regional Office for Europe, Kopenhagen und Bonn, 16. Juli 2009.

Anm: Bisher gibt es die Leitlinie nur in englischer Sprache:  Indoor Air Quality Guidelines on Dampness and Mould

7 Kommentare zu “WHO veröffentlicht im Rahmen der Leitlinien zur Raumluftqualität erste Leitlinien zu Feuchtigkeit und Schimmel”

  1. Henriette 17. Juli 2009 um 15:56

    Mit den Leitlinien zur Raumluftqualität setzt die WHO sicherlich ein weitreichendes Signal, so dass die Innenraumluft allgemein mehr Aufmerksamkeit finden wird. Dies ist auch dringend notwendig, denn schließlich halten wir uns alle überwiegend in Innenräumen auf, die neben Schimmel sehr häufig mit Schadstoffen belastet sind. Vielfältige Krankheiten, wie hier bereits im Bericht erwähnt, aber auch MCS – Multiple Chemical Sensitivity, sind die weitreichenden Folgen, deren Zunahme nicht zu unterschätzen ist.

    Es bleibt zu hoffen, dass weitere Leitlinien der WHO zur Raumluftqualität in Bezug auf Chemikalien folgen und Konsequenzen daraus gezogen werden.

    Herzliche Grüsse
    Henriette

  2. Energiefox 17. Juli 2009 um 16:41

    Für mich ist es schlicht weg eine Schande , dass
    wir im Bauwesen noch so ich würde sagen primitiv
    arbeiten. Feuchtigkeit und schlechtes Baumaterial sollte schon längst verbannt sein . Hier im Forum wurde es ja schob berichtet, es gibt Firmen die sogar während der Bauphase darauf achten, das die Arebeiter nicht unnötig durch krankmachende chemische Gase und Staub eingenebelt werden.
    Bei meinem Umbau vor Jahren, fast Null wurde auf
    Schutz der Arbeiter geachtet bzw. Sie haben selber
    nicht daruf geachtet . Es waren aber alles Fachleute. Da gibt es noch viel zu tun . Also prima so ein Bericht , nur wir sollten so was
    auch endlich umsetzen.
    Gruß Energiefox

  3. Holger 18. Juli 2009 um 10:21

    Der Raumluftqualität in öffentlichen Gebäuden, Schulen und Privathaushalten wird viel zu wenig Beachtung geschenkt. Daher erachte ich es als sehr begrüssenswert, dass sich die WHO dieser nun verstärkt annehmen möchte. Gerade durch Schimmel- und Schadstoff-belastete Atemluft in Gebäuden, resultieren nicht selten schwerwiegende Gesundheitsstörungen wie z. B. SBS / Suick-Building-Syndome und MCS / Multiple Chemical Sensitivity. Viele Erwerbsunfähige unter uns, könnten noch ihrem Job nachgehen, wäre man bei der Raumluftqualtität, einem äußerst wichtigen Thema unserer Zeit, nicht so achtlos und fahrlässig.

    Es müsste verstärkt auf ökologische Baumaterialien geachtet werden, aber tatsächlich ökologische, nicht nur auf Holz, wo man nicht weiß, wie es behandelt wurde und somit, welche weitreichenden negativen Gesundheitsbeschwerden dadurch wiederum entstehen können. Es ist unser aller Zukunft, die nicht minder von gesunder Raumluftqualität abhängt.

    Besten Dank CSN-Team für die Info,
    Holger

  4. Realityshow 19. Juli 2009 um 12:15

    Besten Dank an CSN, gut zu wissen, dass sich die WHO mit dem Thema Raumluftqualität beschäftigt. Viele Umweltkrankheiten müssten erst gar nicht entstehen, wäre die Innenraumluft nicht unnötig mit Schadstoffausdünstungen, toxischen Chemikalien und Schimmelsporen belastet.

    Das lässt Hoffnung bei mir Aufkommen, dass Multiple Chemikaliensensitivität in der Zunahme etwas eingedämmt werden könnte. Ich denke immer, wo ein Wille, ist auch ein Weg. Doch genau daran scheitert es oft. Es bleibt zu hoffen, dass die deutschen Politiker auch etwas genauer hinsehen bei der Raumluftqualität. Gerade in Schulen und anderen öffentlichen Gebäuden, wie auch im privaten Bereich, ist eine gesunde Innenraumluft eine unabdingbare Voraussetztung für Gesundheit schlechthin.

    Gruß Reality

  5. Thommy 20. Juli 2009 um 15:57

    Die WHO hat uns gerade die Auskunft erteilt, dass eine deutsche Übersetzung der Leitlinien in etwa einem Monat zu erwarten ist.

  6. Bongo Wongo 20. Juli 2009 um 17:56

    Thommy, das ist eine gute Nachricht. Ich bin gespannt, was die WHO zum Thema veröffentlicht. Hierzulande wäre man sicher auch gut beraten, sich dieses überaus wichtigen Bereichs unseres Lebens anzunehmen.

  7. Lucie 22. Juli 2009 um 01:29

    Hallo Thommy,

    gut dass Du bei der WHO angefragt hast und weiter am Ball bleibst. Die Leitlinien zur Raumluftqualität in Bezug auf Feuchtigkeit und Schimmel sind auch für Deutschland wichtig, denn man hört immer wieder, dass viele Häuser und Wohnungen feucht und von Schimmel befallen sind, deren toxischen Gifte die Menschen schwer krankmachen können. Daher finde ich dieses Thema überaus wichtig, damit durch Prävention Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit in Angriff genommen werden können.

    Gruss Lucie

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