Übergewicht – Warum wir fett werden – Fakten, Hintergründe, Prävention

Übergewicht hat Hintergründe - Chemikalien

 

MEINE MUTTER HAT MICH FETT GEMACHT

 

Wenn Joannie nicht etwa dreimal die Woche Big Macs gegessen hätte, wäre sie nicht fett geworden. Wenn sie, während sie noch im Bauch ihrer Mutter war, nicht den Chemikalien x, y und z ausgesetzt gewesen wäre, hätte Joannie nicht die Neigung gehabt fett zu werden. Und wenn Joannie’s Mutter etwas vernünftiger gegessen hätte, wäre beider Hüften schlanker. 

Fette Menschen sind meistens schon programmiert dafür, fett zu werden, bevor sie auch nur den ersten Schluck Milch getrunken haben. 

Die Nachricht des Tages ist, dass Pestizide zu den Chemikalien gehören, die für diese Programmierung verantwortlich sind. 

Zwei von drei erwachsenen Amerikanern sind jetzt als übergewichtig eingestuft. Typ II Diabetes hat über die letzten Jahrzehnte wie eine Maßeinheit zugenommen, Herzerkrankungen ebenfalls. Das ist kein Zufall. Diese Krankheiten teilen sich gemeinsame Charakteristika: Sie werden im Mutterleib durch Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien ausgelöst, und das Ergebnis zeigt sich im Erwachsenenleben. Wissenschaftler nennen dieses Gebilde „den fetalen Ursprung von Erwachsenenkrankheiten.“ 

Die wahrscheinlichsten Missetäter sind Chemikalien, die jetzt zusammen in der Rubrik „endokrine Disruptoren“ gruppiert werden. (Anm.: Damit werden Stoffe bezeichnet, die wie Hormone wirken und so das empfindliche Gleichgewicht des Hormonsystems stören können). 

Es ist seit etwa zwei Jahrzehnten bekannt, wenn auch von den Herstellern bestritten, dass diese Chemikalien die normalen Signalübertragungswege für Hormone verändern. Man denke an Bisphenol A (BPA), zur Zeit der meist gefeierte endokrine Disruptor der Nation. 

Pestizide, wenn auch nicht speziell als endokrine Disruptoren gedacht, noch als solche geregelt, können ebenso die normale Entwicklung aus der Spur bringen. Die Wissenschaft hat gerade eben festgestellt, dass eine Gruppe von Pestiziden, die zudem weltweit am Häufigsten Verwendung findet, in Zusammenhang mit diesen drei Erwachsenenkrankheiten steht. Es ist die Gruppe der Organophosphate, zusammengebraut aus Mineralöl mit einer Beigabe von Phosphorsäure.  

Wenn Ratten diesen Pestiziden durch die Nahrung der Mutter in der Entwicklungsphase ausgesetzt sind, die equivalent dem zweiten Trimester eines menschlichen Babys im Mutterleib ist, verändert sich deren Metabolismus auf zwei Arten: Ihr Cholesterol und die Triglyzeride steigen an. Diese abnormen und bleibenden Veränderungen ähneln denen, die im späteren Leben Übergewicht, Diabetes und Herzkrankheiten vorausbestimmen und lenken (Speziell Arteriosklerose, ein Zustand, bei dem sich fettes Material entlang der Arterien ansammelt und die Arterienwände verhärten lässt). 

Diese Veränderungen des Metabolismus geschehen auf niedrigem Niveau, innerhalb der Werte, denen wir einheitlich ausgesetzt sind, Werte, von denen die Umweltschutzbehörde angibt, dass sie „sicher“ sind, was sie aber augenscheinlich nicht sind. Die Veränderungen sind am Stärksten, wenn die Rattenmütter mit einer fettreichen Diät gefüttert werden. Menschliche Babys, selbst wenn sie bei Geburt untergewichtig sind (und es gibt eine Flut von untergewichtigen Babys) werden schnell übergewichtig. 

Menschen sind diesen Pestiziden durch unsere Nahrung und unser Wasser ausgesetzt. Natürlich sind unsere Kinder ihnen, wenn sie geboren sind, weiterhin ausgesetzt, und in Wahrheit sind sie ihnen als Erwachsene noch stärker ausgesetzt, weil sie in Relation mit ihrem Körpergewicht mehr essen und trinken und eine vergleichbar größere Hautoberfläche haben.

Die weiteren Bevölkerungsgruppen, die am häufigsten Organophosphaten und anderen Pestiziden ausgesetzt sind, sind die gleichen Bevölkerungsgruppen mit den höchsten Übergewichtsanteilen – Menschen, die in heruntergekommenen innerstädtischen Gegenden wohnen, die Armen, und die Landarbeiter. Nochmals, das ist kein Zufall, aber ein Zusammenhang, ein Auslöser.

Dr. Ted Slotkin von der Duke University, der Forscher, der verantwortlich ist für diese Erkenntnisse, hat einen anderen zwingenden Anhaltspunkt gefunden: Exposition verursachte Schädigungen im Gehirn von Nagetieren, als auch in dessen Metabolismus. Wenn das exponierte Labortier dann geboren ist und angefangen hat, selbstständig zu fressen, reduzierte der Verzehr fettreicher Nahrung die widrigen Symptome bei deren Hirnfunktion. Wie Dr. Slotkin sinnierend sagte, „Wenn man neurofunktionale Defizite entwickelt hat, und diese durch pausenloses Essen von Big Macs ausgeglichen werden können, dann wird man natürlich (aber unbewusst) diese Art von Essen auswählen, weil man sich dadurch besser fühlt.“ Bedauerlicherweise, verstärkt jedoch vermehrtes Fett die Schädigung des Metabolismus bei Tieren oder bei Menschen.  

Was diese Erkenntnisse für Sie bedeuten:  

Speziell wenn man schwanger werden will, während der Schwangerschaft, während des Stillens und für Ihre Kinder, sollten Sie Pestizide vermeiden; Sie sollten biologisch essen.

Als Information über Hormonsystem beeinträchtigende Substanzen sollte man die Broschüren, die von einer gemeinnützigen Initiative herausgegeben wurde, lesen: BUND INFO-BROSCHÜREN

Autor: Alice Shabecoff für CSN – Chemical Sensitivity Network, 8. November 2009

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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Alice Shabecoff war in ihrem Berufsleben als Journalistin für die New York Times, die Washington Post und die International Herald Tribune tätig. Sie schrieb zusammen mit ihrem Mann Philip Shabecoff das Buch Poisoned Profits.

CSN Artikel zum Buch von Philip und Alice Shabecoff: Vergiftete Profite

9 Kommentare zu “Übergewicht – Warum wir fett werden – Fakten, Hintergründe, Prävention”

  1. irgendeiner 8. November 2009 um 19:57

    Ohne exakte Angabe von Zitaten, welche das Behauptete beweisen sind solche Texte rein gar nichts wert.

  2. Lucca 8. November 2009 um 20:03

    Hi „Irgendeiner“,

    der Text ist keine wissenschaftliche Abhandlung sondern ein Text für Laien.

    Für wissenschaftliche Nachweise lies Dich doch bei Prof. Slotkin von Duke University ein und wenn es mit dem Englisch nicht klappt, die BUND Broschüren die im Anhang angeklickt werden können sind auch sehr informativ.

    Gruß, Lucca

  3. Domiseda 9. November 2009 um 06:56

    Ich finde den Hinweis auf derlei potentielle Zusammenhänge sehr verdienstvoll- da einseitige psychologische Deutungen samtTherapiekonsequenzen von Gewichtsproblemen Hochkonjunktur haben(ob es sich um die Definition Fett-,oder Magersucht,Bulemie oder andere Eßstörungen handelt, sehe ich als gleichwertig an).Nachweise für die beschriebenen Thesen wären im Einzelfall nur dann möglich, wenn umfangreiche Schadstoffmessungen in Blut,Urin, Gewebe gemacht würden mit Überprüfung nach Eliminierung der Toxine und Kontrolle unterschiedlichster Hormonwerte.Da auch das Problem besteht, wie man diese Toxine (z.B.auch Organophosphate) wieder loswird, möchte ich einen Hinweis geben- wenngleich ich selbst die Methode nicht ausprobiert habe (allein schon deswegen nicht, weil ich keinen Therapeuten fand, der kontrollierte Analysen gemacht hätte):
    Martin Frischknecht/ Prof. Parlar TU München/Studie/Organophosphate

  4. Domiseda 9. November 2009 um 09:14

    Sorry: bei dieser Studie ging es um Chlorphenole

  5. Janik 9. November 2009 um 09:38

    Das Thema war am Samstag auch in der New York Times:

    Chemicals in Our Food, and Bodies

    By NICHOLAS D. KRISTOF
    Published: November 7, 2009

    Your body is probably home to a chemical called bisphenol A, or BPA. It’s a synthetic estrogen that United States factories now use in everything from plastics to epoxies — to the tune of six pounds per American per year. That’s a lot of estrogen…

    http://www.nytimes.com/2009/11/08/opinion/08kristof.html?hp

  6. Janik 9. November 2009 um 15:47

    Hallo Domiseda,

    Organophosphate verlassen den Körper realtiv schnell, was bleibt ist eine Hemmung der Acetylcholinesterase, ein Entgiftungsenzym. Die Nervenschäden und Sensibilisierung bleiben ebenfalls.

    Was Alice Shabecoff anspricht ist ganz primär die Exposition des Fötus in einem bestimmten Zeitfenster der Schwangerschaft. Ist die Mutter dann Organophosphaten ausgesetzt, wird dadurch bildlich gesehen „ein Schalter umgelegt“ und das war’s dann.

    Grüße, Janik

  7. Nikolaus Langer 22. November 2009 um 13:21

    Es gibt eine himmelschreiend einfache Logik:Wer mehr Kalorien aufnimmt, als er verbraucht, wird zu fett.Alle Tiere, die in freier Natur leben,ernähren sich artgerecht und werden niemals zu fett.Nur der Mensch denaturiert seine Nahrung, indem er sie über 42 Grad erhitzt, vsrsalzt, vergiftet(mit Pstizide usw.) und somit tötet. Jeder Mensch,der sich artgerecht ernährt,d.h. seine Nahrung unverfälscht,so wie die Natur bzw.Gott sie erschaffen hat,zu sich nimmt, wird nich zu fett!
    Literatur:“Der grosse gesundheits-Konz“
    ISBN:3-8004-1414-7
    Schönen Gruß,N.Langer

  8. Dorothee Krien 27. November 2009 um 21:39

    Ganz wichtig ist auch die Wirkung von Aspartam zu beachten, es führt zu Veränderungen im neuro-endokrinen System und zu ständigem Heißhunger auf Kohlehydrate.
    Direct and indirect cellular effects of aspartame on the Brain … European Journal of Clinical Nutrition Effects of aspartame on the brain P Humphries et al http://www.scribd.com/doc/3168296/Direct-and-indirect-cellular-effects-of-aspartame-on-the-Brain-European-Journal-of-Clinical-Nutrition-2008

  9. Thilo Münsterländer 17. Februar 2011 um 08:15

    Ich finde den Artikel sehr interessant und auch den Link zum Zusammenhang mit Aspartam, danke dafür.

    Es wird zu oft übersehen, dass selbst kleinste Nahrungsbestandteile eine immense Auswirkung auf den Körper – und den Geist – haben können. Dabei gibt es dazu schon lange ein hochinteressantes Werk von Patrick Holford:

    http://www.amazon.de/Optimale-Ern%C3%A4hrung-Patrick-Holford/dp/3442141745/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1296974376&sr=8-1

    und auch wissenschaftliche Untersuchungen

    http://www.grin.com/e-book/135559/sieben-gruende-warum-unsere-ernaehrung-krank-macht

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