Umweltmedizin: Internationaler Appell von Würzburg
Auf Einladung der „European Academy for Environmental Medicine – EUROPAEM“ trafen sich vom 23.04. – 25.04.2010 in Würzburg namhafte nationale und internationale Wissenschaftler der Gebiete Umweltmedizin, Toxikologie, Immunologie, Neurologie und Humangenetik, praktizierende Ärzte und Zahnärzte, Angehörige anderer Heilberufe sowie Vertreter von Patienteninitiativen unter dem Motto „Wissenschaft trifft Praxis“ zu einem internationalen Ärztekongress. Dieser beschäftigte sich speziell mit dem Thema der Neuro-Endokrino-Immunologie und ihrer Bedeutung für die Umweltmedizin.
Die Teilnehmer stellten mit großer Sorge die Zunahme chronischer Multi-System-Erkrankungen (CMI) fest, zu denen neben den Krankheitsbildern Multiple Chemikalien Sensitivität (MCS), Chronisches Erschöpfungssyndrom (CFS) und Fibromyalgie-syndrom (FMS) auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, metabolisches Syndrom, neurodegenerative Krankheiten, die Gruppe der Autoimmunopathien und Krebs, zählen.
Auf dem Kongress konnte in eindrucksvoller Weise unter Beweis gestellt werden, dass diesen chronischen Krankheiten ähnliche Pathomechanismen zu Grunde liegen. Ihnen gemeinsam sind chronische Entzündungsprozesse, die von Umwelteinflüssen chemischer (Schadstoffe), biologischer (z.B. Infektionserreger) und physikalischer (z.B. elektromagnetische Felder EMF) Art ausgelöst werden.
Chronische Erkrankungen bedingen Langzeitpatienten, deren medizinische Betreuung immer höhere Kosten verursacht. Dies führt häufig dazu, dass Betroffene sozial ausgegrenzt werden.
Vor dem erschreckenden Hintergrund der aus allen Ländern Europas gemeldeten wachsenden finanziellen Engpässe, insbesondere im öffentlichen Gesundheits-wesen, muss eine weitere Zunahme der chronischen Erkrankungen den bereits im Gang befindlichen Kollaps der nationalen Gesundheitsdienste und der Krankenversicherungen in Europa beschleunigen. Abhilfe verspricht hier nur ein Wechsel der Prioritäten von einer heute zu einseitig symptomatisch ausgerichteten Medizin hin zur kausal ausgerichteten kostensparenden Primärprävention.
Die Kongressteilnehmer richten einen dringlichen Appell an die Europäischen Umwelt- und Gesundheitsminister, an die Europäische Kommission, an die Europäischen Parlamentarier, an die nationalen Regierungen sowie an die Vorstände der Sozial- und Privatversicherungen, diesen Erkenntnissen und Entwicklungen die unverzichtbare Beachtung zu schenken. Dies bedeutet mehr Gewichtung und finanzielle Investitionen in Primärprävention, Vorsorge und möglichst frühzeitige Erkennung und Diagnostik dieser chronischen, letztlich Umwelt assoziierten Krankheiten zu tätigen.
Dies bedeutet generell auch auf europäischer Ebene eine uneingeschränkte Wahrnehmung der Forschungsergebnisse der praktizierenden Umweltmedizin und ihre Integration in die universitäre Forschung und Lehre. Die Europäischen Regierungen werden aufgefordert, die ratifizierten Beschlüsse der 4. Ministeriellen Konferenz der Umwelt- und Gesundheitsminister in Budapest, 2004, endlich in die Tat umzusetzen.
Dieser Appell wurde einstimmig vom Plenum des Kongresses angenommen.
Würzburg, den 25.April 2010
Für den Vorstand von EUROPAEM
Jean Huss, Vice-Chairman
Dr. Kurt E. Müller, Chairman
Dr. Peter Ohnsorge, Managing Chairman
Dr. Hans-Peter Donate, Pressesprecher, ViSdP
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Diese erfreuliche Nachricht habe ich gerne gelesen. Hoffentlich werden die Beschlüsse in Europa recht bald umgesetzt, so dass sich positive Entwicklungen einstellen.
Die beste Prävention wäre allerdings, wenn angemessener Arbeitsschutz betrieben und nur noch schadstoffarme Produkte in Umlauf kämen. Denn schließlich sind das doch genau die Auslöser für Umwelterkrankungen wie MCS.