Professor appelliert zur Rücksichtnahme auf „Kanarienvögel“

 

Professor appelliert zur Rücksichtnahme auf Chemikalien-Sensible

Ein amerikanischer Professor appellierte gestern in der unabhängigen Studentenzeitung der University of New Hampshire zur Rücksichtnahme auf „Canaries“ (Kanarienvögel) in Bezug auf die Benutzung von Chemikalien und insbesondere Duftstoffe. Der Professor meint damit jene Menschen, die unter Chemikalien-Sensitivität leiden und wie einst die Kanarienvögel in den Bergwerken als Indikatoren für giftige Chemikalien anzusehen sind.

Einige amerikanische und kanadische Universitäten verfügen über eine “Scent Free Policy”, d.h. an diesen Universitäten ist die Verwendung von Parfums und duftstoffhaltigen Produkten verboten. Auch Besucher müssen sich danach richten. Durch diese Regelung wird allergischen und chemikaliensensiblen Studenten und Universitätsangestellten ermöglicht, studieren zu können.

Prof. Ihab Farag’s Appell in der Studentenzeitung:

Viele von uns sind vertraut mit Kanarienvögeln, diesen schönen, farbenfrohen Vögeln, die fast die ganze Zeit über singen. Kanarienvögel retteten auch viele Menschenleben in Kohlenminen. Das kommt daher, weil Kanarienvögel wesentlich sensibler auf toxische Gase reagieren als Menschen. Die Bergleute nahmen deshalb die Kanarienvögel mit in die Kohlengruben. Wenn der Kanarienvogel aufhörte zu singen und von der Stange fiel (oder starb), wussten die Bergleute, dass es notwendig sei, die Kohlenmine aus Sicherheitsgründen schnellstens zu verlassen.

Es gibt Personen, die eine sehr starke Empfindlichkeit für viele gängige Chemikalien entwickelt haben. Diese Menschen können durch Rauch, chemische Reinigungsmittel, Desinfektionsmittel, Rauch von Zigaretten/Zigarren, Abgase von Motoren, Lösungsmittel, etc. sehr negativ beeinträchtigt werden. Diese Personen werden oft als „Kanarienvögel“ unserer modernen Welt bezeichnet, weil ihre Chemikalien-Sensitivität ähnlich der von Kanarienvögeln ist. Die „Kanarienvögel des 21. Jahrhunderts in Menschengestalt“ werden in der Regel durch Parfums, Haarpflegeprodukte, Shampoos, Duschgels, After Shave Lotion’s, Antiperspirants, Deodorants, Hand-Desinfektionsmittel, Lippenpflegestifte, Nagellack, etc. stark in Mitleidenschaft. „Canaries in Menschengestalt“ sehen genauso aus wie andere Menschen und wenn Sie einen sehen, werden Sie es wahrscheinlich nicht merken, dass Er oder Sie ein „Kanarienvogel in Menschengestalt“ ist, bis eine offensiv giftige Chemikalie die Sensitivität der Person auslöst.

Bitte nehmen Sie Rücksicht auf die „Kanarienvögel in Menschengestalt“ und helfen Sie ihnen, dass sie ihr Leben in vollen Zügen genießen können. Eine Möglichkeit, wie Sie den „Canaries in Menschengestalt“ helfen können und gleichzeitig Ihre eigene Exposition gegenüber unerwünschten Chemikalien senken können, ist, duftfrei zu sein: Vermeidung von Parfüms und parfümierten Körperpflegeprodukten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN-Chemical Sensitivity Network, 3. Februar 2010

Literatur:

Chemical consideration to the Human Canaries, Ihab Farag, Professor, Chemical Engineering Department, Letter to the editor 02-02-10, The New Hampshire, Independent Student Newspaper at the University of New Hampshire since 1911, 2. Februar 2010

5 Kommentare zu “Professor appelliert zur Rücksichtnahme auf „Kanarienvögel“”

  1. Henriette 3. Februar 2010 um 16:40

    Es ist notwendig, dass sich auch in Deutschland Behörden und Verbände um Rücksichtnahme auf MCS Patienten, sog. Kanarienvögel, bemühen und intensiv dafür einsetzen. Doch in Deutschland ist der Tenor leider bzgl. MCS in Richtung Verharmlosen und auf psychische Ursachen gelenkt. Man müsste ja etwas ändern, wo anscheinend niemandem so recht gelegen ist.

    Lieber steckt man den Kopf in den Sand und verschließt sich vor schadstoffarmen Produkten usw. Schließlich muss die Wirtschaft wieder angekurbelt werden und insofern bleibt bspw. der Verbraucherschutz zunehmend auf der Strecke.

    Duftstofffreie öffentliche Gebäude und Krankenhäuser würden nicht nur MCS Kranken das Leben erheblich erleichtern, sondern auch Atemwegserkrankten und sogar jedem einzelnen von uns, ein gesünderes Dasein ermöglichen. Man darf nicht vergessen, Duftstoffe sind nichts anderes als Chemikalien, die größtenteils als Sondermüll gelten. Aber das scheint nebensächlich, die Hauptsache die Steuereinnahmen sind gesichert.

    MCS Kranke bleiben in Deutschland auf der Strecke, die Politik muss einen grundlegenden Kurswechsel einschlagen, schließlich haben auch Umweltkranke das Recht auf Unversehrtheit der Gesundheit, ohne krank machende Chemikalien in ihrem Umfeld.

  2. Eric 3. Februar 2010 um 22:53

    In Deutschland ist es umgekehrt – so mancher universitäre Professor oder Mediziner appelliert an MCS Kranke, die Duftschwaden ihrer Mitmenschen und andere Chemikalien / Schadstoffe, auszuhalten.

    Das traut sich bei Allergie-Patienten kein Professor.

  3. PappaJo 4. Februar 2010 um 11:24

    Da kann man mal sehen wie dämlich diese Leute sind! Eine Steigerung davon wäre ja, wenn ein Arzt einer Frau sagen würde sie wäre ja nicht vergewaltigt worden, sondern sie hatte ja nur Sex. Und das könnte man ja „aushalten“, ist doch nicht schlimm. Das normalste der Welt eben, wie Duftstoffe!

    Ich finde den Vergleich passend denn durch diese „Zwangsbeduftung“ fühle ich mich nunmal und jedesmal vergewaltigt!

  4. Seelchen 4. Februar 2010 um 12:04

    Es tut wirklich gut, liebe Silvia, zu lesen, dass es auch noch mitfühlende Professoren gibt und der Satz…den Kanarienvögeln das Leben zu erleichtern…hat mir so gut getan.
    Derweil wird uns das Leben hier in diesem Land schwergemacht…wir werden verlacht, verspottet und mit Reden wie…das wirst du schon aushalten…oder…das ist alles nur die Psyche…fertiggemacht und zermürbt.

    Auf der Suche nach Menschen wie diesen Professor geben wir nicht auf!!!!!!

  5. Adele 6. Februar 2010 um 11:19

    Es ist sehr ermutigend, dass es auch sachlich kompetente Professoren gibt, die MCS Kranke als das sehen, was sie sind.

    Viele Professoren und Ärzte, gerade die an Universitäten tätig sind, haben heutzutage leider ihren einst geschworenen Eid vergessen und hauen uns MCS Kranke in die Pfanne, wo immer sie können.

    Rücksichtnahme auf MCS Kranke käme auch den Gesunden zu Gute, weil sie weniger krankmachenden Chemikalien ausgesetzt wären. Aber scheinbar ist das überhaupt nicht gewünscht. Denn je mehr toxische Stoffe, umso mehr Patienten!

    Danke Silvia für diesen Blog.

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