Weltumwelttag: UND SIE TATEN SO…

UND SIE TATEN SO…

und sie taten so,

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

fischten die ozeane leer,

als wären sie

kleine badewannen.

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

mähten die urwälder nieder,

als wären sie

liegewiesen

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

höhlten die berge nach bodenschätzen aus

als wären sie schweizer käse

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

bliesen gift, asche und rauch,

als wär die welt ein raucherzimmer

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

kippten alpenberge von plastikmüll

in landschaften und meere

als wär’s futter für delphine und bären

und sie taten so

als täte es weder natur

noch menschen weh,

lachten die kranken menschen aus,

die nicht mehr wissen wie leben

die erde einst ein paradies,

nun stöhnt gequält

tier und mensch

auf diesem fremden

halbtoten planeten

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 5. Juni 2010 – weltweiter Tag der Umwelt.

Weitere umweltkritische Beiträge von Gerhard:

Tag der Umwelt: Leben ist Vielfalt – Vielfalt ist Leben

Welchen Stellenwert hat die Umwelt?

Was gibt es Schöneres als bei einem Spaziergang dem Zwitschern der Vögel und Summen von Insekten zu lauschen oder Tiere zu beobachten? Dies ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Geschenk der Natur, das in unserer hektischen und leistungsorientierten Zeit viel zu wenig Beachtung findet. So sind wir uns kaum dessen bewusst, welchen Einfluss die Umwelt auf unser Dasein ausübt, denn ob wir in einer lebensfeindlichen Umgebung aufwachsen oder ob wir sauberes Trinkwasser, saubere Luft zum Atmen und gesunde Böden für unsere Ernährung zur Verfügung haben, wird von dem Schicksal geprägt, wo wir auf dem Globus leben. Die umweltbedingten und klimatischen Begebenheiten üben entscheidenden Einfluss darauf aus, wie wir leben.

Der 5. Juni ist dem Tag der Umwelt gewidmet, der in diesem Jahr unter dem Motto „Leben ist Vielfalt“ steht. Eigentlich müsste jeder Tag im Jahr ein Tag der Umwelt sein, denn sie ist Ursprung und Grundlage allen Lebens. Wenn man sich allerdings veranschaulicht, wie es um unsere Lebensgrundlage bestellt ist, kommt die berechtigte Frage auf, welchen Stellenwert hat die Umwelt?

Biodiversität – wie ist es um sie bestellt?

Biologische Vielfalt ist für eine intakte Natur unabdingbar, denn jedes Lebewesen ist ein Teil vom Ganzen. Das weltweite Artensterben schreitet mit großen Schritten voran, so auch in Deutschland. Auch wir Menschen sind ein Teil dieses komplexen Puzzles, doch auf viele unserer „Taten“ im globalen Ökosystem brauchen wir wirklich nicht stolz zu sein. Kein anderes Lebewesen auf unserer Erde richtet in Umwelt und Natur vergleichbaren Schaden an. Wir sägen am eigenen Ast, zerstören erfolgreich unsere eigene Existenzgrundlage und hinterlassen vielerorts ein Feld der Verwüstung. Am Beispiel der Haie lässt sich die dramatische Auswirkung menschlichen Einflusses auf die Biodiversität besonders gut veranschaulichen. Haie bevölkern unsere Erde bereits seit über 400 Millionen Jahren und sind erfolgreiche Jäger, die immensen Einfluss auf das ökologische Gleichgewicht in unseren Meeren nehmen. Haie, die sich im Laufe der Evolutionsgeschichte kaum verändert haben, bezeichnet man in der Wissenschaft auch als „Urfische“. Leider führen schier unaufhaltsame Profitgier, international intensiv betriebener und völlig unzureichend kontrollierter Hai-Handel und die steigende Nachfrage in den Restaurants rund um den Globus dazu, dass die zu den Knorpelfischen zählenden Meeresbewohner in ihrer Existenz massiv gefährdet sind. Bedauerlicherweise haben sehr viele Hai-Arten Einzug in die  Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten gefunden.

Renaturierung und Nachhaltigkeit bringen Leben zurück

Naturschutzverbände führen verstärkt Renaturierungsprojekte durch, um den vom Menschen verursachten Umweltschäden Einhalt zu bieten und wieder funktionierende Ökosysteme zu schaffen. Vielerorts können sich die Resultate ökologisch ausgerichteter Maßnahmen durchaus sehen lassen, so auch der Rückbau des einst begradigten und unattraktiven Isar-Ufers in München. Das Zurückfinden zur Natürlichkeit bietet zahlreichen Pflanzen und Tieren neuen Lebensraum, verschönert das Landschaftsbild erheblich, bereichert zudem den Erholungs- und Freizeitwert und verbessert ganz nebenbei auch den Hochwasserschutz. Die Errichtung von Fischtreppen ermöglicht zahlreichen Fischarten, problemlos zu ihren Laichplätzen zu gelangen.

Die durch intensive Landbewirtschaftung in Deutschland entwässerten Moore und die damit verbundene Zersetzung des Torfs leisten einen beachtlichen Negativbeitrag zur Klimaerwärmung. Die Renaturierung von Deutschlands Mooren könnte lt. BUND für Umwelt und Naturschutz, einen äußerst positiven Effekt auf den Treibhausgasausstoß ausüben und die biologische Artenvielfalt nachhaltig verbessern. Der Erhalt der Feuchtgebiete sichert seltenen Tier- und Pflanzenarten, die speziell in Moorgebieten angesiedelt sind, ihre Lebensgrundlage und schafft zudem Hochwasserschutz, da intakte Moorgebiete natürliche Wasserspeicher sind.

Auch das Rettungsnetz Wildkatze, das durch den BUND in Zusammenarbeit mit Politik, Behörden und Bürgern entstand, verbessert bzw. schafft neuen Lebensraum für die bedrohte Wildkatze. Durch die kontinuierliche Zersiedlung zusammenhängender Waldflächen reduziert sich der Lebensraum vieler Waldtiere und führt dazu, dass auch im Wald ein rasanter Artenschwund zu verzeichnen ist. Um dem Wanderverhalten der scheuen Wildkatzen gerecht zu werden, wurden 2007 über 20.000 Büsche und Bäume zwischen dem Nationalpark Hainich und dem Thüringer Wald gepflanzt. Diese Verbesserung natürlichen Lebensraums kommt nicht nur der Waldkatze, wie die scheue Wildkatze ebenfalls genannt wird, sondern ebenso weiteren bedrohten Tierarten, wie Dachsen und Füchsen zu Gute.

Intakte Umwelt – gesundes Umfeld

Unsere Umwelt ist ein fragiles Ökosystem, von dessen Zustand alles Leben auf unserem Planeten abhängt – sie ist praktisch DAS LEBEN schlechthin! Die weltweit massiv zurückgehende Biodiversität, wie auch die rasant steigende Zahl von Krankheiten, die durch Schadstoffe und die Umwelt verursacht werden, wie z. B. Krebs, Asthma, Unfruchtbarkeit, MCS, MS, ALS, Diabetes, Allergien etc., sind Indikatoren dafür, dass es so mit unserer Umwelt nicht weitergehen kann und darf. In einer schadstoffbelasteten Umwelt mit vorherrschend Monokultur-betriebener Landwirtschaft, die nur mit steigendem Einsatz von Pestiziden aufrechtzuhalten ist, der wiederum enorme Bodenbelastungen nach sich zieht, kann es kein gesundes Leben geben. Die resultierenden Folgen dieser und anderer Missetaten werden uns u. a. durch den globalen Rückgang der Artenvielfalt quittiert. Diese Mahnmale verdeutlichen mit Nachdruck, dass die negativen Auswirkungen unserer Umweltsünden gestoppt und nachhaltige Veränderungen realisiert werden müssen. Um das Artensterben aufzuhalten, bedarf es der weltweiten Umsetzung von weitreichenden Artenschutzprojekten, um umweltfreundlichere Lebensbedingungen zu schaffen, die auch uns Menschen zu Gute kämen. Die weiterhin stattfindende Zunahme an Umweltkrankheiten könnte somit auch positiv beeinflusst werden.

Wir sollten uns immer vor Augen halten, nur eine intakte Umwelt ermöglicht ein gesundes Umfeld, denn unsere Umwelt ist ALLES, was wir zum Leben / Überleben brauchen.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity, 5. Juni – Tag der Umwelt 2010

Weitere CSN Artikel zum Thema Umwelt

CSN Blog Top 10 – Die beliebtesten Artikel im Mai 2010

Der am Häufigsten gelesene Artikel im CSN Blog im Monat Mai wurde von Dr. Merz geschrieben. Er ist Teil einer Serie, die MCS-Kranken eine Strategie vermitteln soll, mit der sie zu ihrem Recht kommen. Umso erfreulicher ist es, dass gerade dieser Artikel auf Platz Eins landete. Die Serie kann in einer eigens angelegten Rubrik gelesen werden: Dr. Merz zu MCS & Umweltkrankheiten

Den zweiten Platz in der Blog Top 10 erzielte der Bericht eines Mannes, der seit 25 Jahren durch Holzschutzmittel erkrankt ist. Michael H. legte dar, wie es ihm erging. Der Artikel ist schon deshalb von höchster Brisanz, weil der geschilderte Fall kein Einzelfall ist. Durch Holzschutzmittelvergiftungen haben Millionen von Menschen in Deutschland Gesundheitsschäden davongetragen und es ist kein Ende abzusehen, weil nur ein verschwindend geringer Teil der belasteten Häuser fachgerecht saniert wurde.

Auf Platz Drei landete ein Artikel, der sich seit Monaten nicht aus der CSN Blog Top 10 verdrängen lässt. Der Beitrag stellt natürliche Hilfe bei Gallensteinen und Gallenkolik vor.

Zum Lesen der CSN Top 10 Artikel einfach anklicken:

  1. Umweltmedizin in Deutschland, ganz nach Al Gore: Ihr habt es in der Hand
  2. Seit 25 Jahren krank durch Holzschutzmittel
  3. Wenn die Galle überläuft – Natürliche Hilfe bei Gallensteinen und Gallenkolik
  4. Ein Jahr Behindertenkonvention – Nullrunde für Behinderte mit MCS – Multiple Chemical Sensitivity
  5. Laminat belastet Umwelt und Gesundheit
  6. Studie findet Zusammenhang zwischen Pestiziden und Hyperaktivität
  7. Gefahr Weichmacher – Unfruchtbarkeit durch die Umwelt
  8. Die Kehrseite der Medaille oder mit welchen Mitteln in Deutschland Umweltkrankheiten vertuscht werden sollen
  9. Das Geheimnis von Parfüms – Studie findet Chemikalien
  10. US Gouverneure setzen sich für Menschen ein, die durch Chemikalien krank wurden

Ölpest: Die Kinder am Golf von Mexiko

Der folgende Artikel von Alice Shabecoff beschreibt nicht nur, welcher bedrückenden Gefahr nun die Allerschwächsten in der Golfregion ausgesetzt sind. Er zeigt auch, was wir anderen Völkern angetan haben, in denen solche Unfälle zur Tagesordnung gehören, während wir gedankenlos ihr Öl verbraucht haben, das auch uns enorme Umweltbelastungen beschert hat. Und letztlich wird alles, was giftig ist und MCS hervorruft, überwiegend aus Erdöl hergestellt.

Ölpest: Die Kinder am Golf von Mexiko

Während sich der gigantische Ölteppich der BP-Ölkatastrophe den Küsten und Gemeinden nähert, ist jeder über die Folgen für die Tiere und die natürliche Umwelt besorgt, schweigt seltsamerweise jedoch zu einer anderen unausweichlichen Gefahr. Eine massive Schädigung der Kinder am Golf von Mexiko ist nun nicht mehr zu vermeiden.

Wenn man das Öl in der Luft riechen kann, wie jetzt berichtet wird, bedeutet dies, dass die Chemikalien in der Luft sind und eingeatmet werden können. Eltern, die helfen, das Öl zu beseitigen, (die oft dazu nicht mal Handschuhe bekommen, wie wir gehört haben), werden diese Chemikalien auf ihrer Haut und mit der Kleidung in ihre Wohnungen tragen. Wenn das Öl an der Küste angekommen ist, gelangt es in die Wasserversorgung.

Rohöl ist eine komplexe Mischung aus hunderten hochgiftiger Chemikalien, einschließlich Benzol und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, die sowohl dafür berüchtigt sind, Krebs zu verursachen, als auch das Nervensystem zu schädigen. Genaugenommen können die Bestandteile des Rohöls jedes der Körpersysteme schädigen, vom Fortpflanzungs- und Atemsystem bis zum Immunsystem, Nieren, Leber und das Magen-Darm-System. Sie stören die Organe des Hormonsystems, welches das geistige und körperliche Wachstum genau so regelt, wie die Fruchtbarkeit. Sie durchdringen mühelos Zellwände, zerstören Zellstrukturen, mitsamt der DNA.

Allerdings ist die Gefahr für Kinder wegen ihrem noch nicht voll entwickelten Körper am größten. Mit einen noch nicht voll ausgebildeten Immun- und Entgiftungssystem sind sie grundsätzlich stärker gefährdet als Erwachsene. Das Kind im Mutterleib ist am meisten gefährdet. Der erst kürzlich erschienene Bericht des „Cancer Panel“ (pdf), der Krebskommission des Amerikanischen Präsidenten, warnt vor Chemikalienbelastung während der Schwangerschaft. Längst sind Schäden eingetreten: Krebs bei Kindern, einst eine Seltenheit, ist während er letzten 20 Jahre, als die chemische Produktion rasant zunahm, auf 67% emporgeschnellt. Wir werden in den noch kommenden Jahren einen Gipfelwert in ähnlich entsetzlichen Statistiken aus der Golfregion zu Gesicht bekommen.

Wieso sprechen die Bundesbehörden nicht von diesem drohenden Unheil? Sie sollten die lokalen Behörden auf Möglichkeiten hinweisen, die Belastungen zu minimieren. Leuten die mit Rohöl arbeiten, sollten eine Schutzausrüstung bekommen. Es müssen besondere Maßnahmen ergriffen werden, um kleine Kinder und schwangere Frauen zu schützen.

Die Körper unserer Kinder sind längst mit toxischen Substanzen in gefährlichem Maße überbelastet und viel zu viele, eins von dreien, leiden in Folge dessen an chronischen, manchmal tödlichen Krankheiten.

Was werden wir aus der Katastrophe lernen? Werden die Kosten für Krebs bei Kindern, Geburtsfehler, Asthma, und das Zurückgehen männlicher Geburten in die zukünftigen Energie-Pläne unserer Nation eingerechnet? Diese neuste Attacke aus dem Meer ist ein weiterer Grund, weshalb wir aktiv werden müssen, um das Öl allmählich aus unserer Ökonomie und unserer Umwelt heraus zu bekommen.

Autor: Alice Shabecoff für CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. Mai 2010

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Zur weiteren Information:

Crude Oil Health Hazards Fact Sheet, von Dr. Michael Harbut (Kamanos Cancer Institute) und Dr. Kathleen Burns von Sciencecorps

Informationsseite von Riki Ott, Aktivist und Überlebender der Exxon Valdez Katastrophe

Alice Shabecoff war in ihrem Berufsleben als Journalistin für die New York Times, die Washington Post und die International Herald Tribune tätig. Zusammen mit ihrem Mann Philip, hat sie das Buch „Poisoned for Profit: How Toxins Are Making Our Children Chronically Ill“ (Für den Profit vergiftet: Wie Giftstoffe unsere Kinder chronisch krank machen) geschrieben.

Weitere Artikel von Alice Shabecoff:

Pestizid Chlorpyrifos: Verbot in Südafrika

Das PAN – Pesticide Action Network berichtet, dass der Südafrikanische Minister für Landwirtschaft, Forst und Fischerei am 14. Mai 2010 angekündigt hat, dass das Land die Verwendung des Organophosphat-Pestizids Chlorpyrifos für Haus und im Garten verbieten will.

Während es in den USA bereits seit langem Anwendungsbeschränkungen gibt, ist Chlorpyrifos in Deutschland noch in vielen leicht erhältlichen Schädlings-bekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln, auch für den häuslichen Bedarf, enthalten.

Chlorpyrifos ist als sensibilisierende Chemikalie bekannt. Das Pestizid war die erste Chemikalie, die in einem EPA Memorandum als Auslöser für MCS-Multiple Chemical Sensitivity benannt wurde.

Auslöser für schwere Gesundheitsschäden

Das von PAN als “Bad Actor Pestizid” eingestufte Chlorpyrifos ist ein akuttoxisches Nervengift, es wird vermutet, dass es sich auf das Hormonsystem störend auswirkt und steht mit zahlreichen anderen Gesundheitsschäden in Verbindung.

In jüngster Zeit wurden Organophosphat-Pestizide durch eine in den USA vielbeachtete Studie mit einem erhöhten Risiko für das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) bei Kindern in Verbindung gebracht.

Die Ankündigung eines Verbots ist ein bedeutender Schlag gegen Dow Chemical, der wichtigste Hersteller von Chlorpyrifos weltweit.

Kinder besonders stark gefährdet

Chlorpyrifos wurde bei Kindern in besonders hoher Konzentration nachgewiesen. Daten des „Center for Disease Control and Prevention“ (CDC) zeigten, dass 93% der Einwohner der USA in den Jahren zwischen 1999 und 2000 bei einer Stichprobe Chlorpyrifos in ihren Körpern aufwiesen. Bei Kindern im Alter von 6-11 Jahren wurden dabei fast doppelt so hohe Werte nachgewiesen wie bei den Erwachsenen.

In den Jahren von 2001-2005 stellte die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA die Nutzung von Chlorpyrifos in den USA in Wohnräumen ein. Hierzu führte die Behörde insbesondere Bedenken für die Gesundheit von Kindern an.

Die in den USA unter dem Namen Dursban oder Lorsban verkaufte Chemikalie wird jedoch in der Landwirtschaft noch weitflächig verwendet. Das bedeutet, dass die Gefährdung durch erhöhte Exposition bei Kindern in ländlichen Gebieten und für Landarbeiterkinder weiterhin auftritt.

Situation USA

PAN Nordamerika arbeitet derzeit mit Partnern, darunter das „Farm Worker Pesticide Project“, daran, die EPA zu drängen, ein Verbot für Chlorpyrifos zu beschließen. „Es ist einfach unerhört, weiterhin die Exposition gegenüber Chlorpyrifos bei Kindern in landwirtschaftlichen Gebieten zu erlauben, nachdem festgelegt wurde, dass es zu gefährlich für Kinder im städtischen Umfeld ist“, sagte die wissenschaftliche Leiterin des Pestizid Aktions-Networks, Dr. Margaret Reeves, „es ist Zeit, es loszuwerden, ein für allemal.“

Situation Deutschland

In Deutschland ist das Pestizid Chlorpyrifos in zahlreichen Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln für Haus und Garten enthalten. Sie sind in Form von Sprays, Köderdosen, Mottenstrips, Flohhalsbändern, etc. im Handel. Sowohl in der Land- und Forstwirtschaft, als auch im Weinbau wird das Organophosphat-Pestizid verwendet.

Situation Österreich

Es gab eine Anfrage (1632/AB (XXII. GP) ) der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend der Gesundheitsbedrohung durch Organophosphat-Pestizide und deren Einsatz in Österreich. Anfrage an Parlament Österreich

In der Anfragebeantwortung durch den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Josef Pröll zu der schriftlichen Anfrage (1648/J) wurden wichtige Fragen, auch zur rechtlichen Situation in Österreich, weitgehend erläutert. Antwort Parlament Österreich

Autor: Silva K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 1. Juni 2010.

Literatur: PAN, May 2010

Weiterführende Literatur:

CSN Artikel zum Thema Pestzide:

Obst „klauen“ für mehr Nachhaltigkeit und Artenschutz

Mundraub ausdrücklich erlaubt und sogar gefördert

Die Idee für das Projekt entstand auf einer Kanufahrt. Obstbäume, von deren Zweigen verlockend leckeres Obst hing, brachten einige junge Leute zum Nachdenken. Sie hatten nicht im Sinn, es unentdeckt zu klauen, denn, auch wenn es „nur“ Obst vom fremden Baum ist – das ist Diebstahl und strafbar. Obst ungenutzt hängenlassen bis es verfault, ist aber auch keine akzeptable Alternative und eigentlich müsste auch das strafbar sein, also schritten die jungen Leute zur Tat. Ihre Idee: Sie wollten MUNDRAUB salonfähig machen und dafür sorgen, dass er legal wird. Sie haben es geschafft: Mundraub ist in Deutschland seit November 2009 ausdrücklich und offiziell erwünscht. Die Plattform www.mundraub.org wurde am 23.11.2009 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung als aussichtsreich und zukunftsfähig eingeschätzt und wurde sogar mit dem Nachhaltigkeitspreis prämiert.

Mundraub wird legal

Die hunderttausende vergessenen und herrenlosen Obstbäume in Deutschland werden nach und nach von der Mundraub-Community getaggt und jedem Bürger für eine freie Nutzung überlassen. Das köstliche Obst muss nicht mehr länger nutzlos verfaulen und ganz nebenbei werden alte Obstsorten, die in vielen Regionen nur noch selten anzutreffen sind, erhalten. Um des den „Obst-Räubern“ leicht zu machen, wurde eine interaktiven MundraubMap erstellt, dort kann man nachschauen, wo in nächster Nähe „Beute“ auf freigegebenen Bäumen wartet. Die Initiative kümmert sich außerdem um Freigaberegelungen mit öffentlichen und privaten Eigentümern und sie erarbeitet Geschäftsmodelle für regionale Akteure.

Mundraub wird salonfähig und trägt zu Nachhaltigkeit bei

Mundraub ist ein wichtiges Projekt, das der Sicherheit dient, wie sich im letzten Jahr zeigte, als im Nordosten der Republik der Obstnotstand ausgerufen wurde. Es gab einfach zu viele Äpfel, Birnen und Pflaumen an den Alleen und in den verlassenen Gärten der landflüchtigen Bevölkerung. Eine Fahrt über eine Mecklenburger Obstbaumallee wurde nicht selten zu einer Rutschpartie durch Mus und Kompott. Die meisten dieser Früchte verrotteten, mit ihnen Potenzial für Sprösslinge alter und wertvoller Sorten. Zur gleichen Zeit wurde auf der anderen Seite über die Nicht-Finanzierbarkeit des EU-Schulobstprogramms gestritten und Bioläden boten Früchte aus Neuseeland und Südafrika an.

Genau hieraus entstand letztendlich die Idee, Mundraub wieder salonfähig zum machen. Entwickelt und umgesetzt wird das Projekt von einem kleinen Team aus Deutschland, Dänemark und Kanada. Die fünf Protagonisten wollen nicht nur eine rein technische Lösung anbieten, sondern eine Reihe von positiven Effekten auf Gesellschaft und Landschaft initiieren.

Regional Werte schaffen

Mundraub hat das Potenzial, viele kreative Akteure zusammen zu bringen, die für sich und ihre Regionen Werte schaffen und Werte bewahren. So soll beispielsweise Mundraubsaft in ortsansässigen Lohnmostereien produziert werden und der ländliche Tourismus durch Mundraub-Aktionen während der Erntesaison eine Aufwertung erfahren. Von Betriebsausflügen und Schulwandertagen zur nächsten Obstbaumallee wird das Raubgut in Form von gepresstem Saft mitgebracht, welcher dann monatelang in Büros und Klassenzimmern fließt. Ein rundum gelungenes Projekt also, das volle Unterstützung von jedem Obstbaumbesitzer verdient.

Raubzüge zulassen – Obstbäume melden

Wer Obstbäume im Garten oder auf Grundstücken der Familie hat, die selbst nicht leeressen kann, der kann sie bei www.mundraub.org melden. Oder wenn Ihre Gemeinde Alleen oder Streuobstwiesen besitzt,die niemand nutzt, dann sprechen Sie doch den Bürgermeister an und tragen Sie das Projekt „Mundraub“ vor. Die freigegebenen Bäume werden dann getaggt und auf der mit Googlemaps verbunden Karte auf der Webseite der Initiative vermerkt. Wichtig ist, dass die Bäume nicht mit Pestiziden gespritzt werden, um die Nachhaltigkeitseffekt in vollem Umfang zu garantieren und besser für die Umwelt und die Gesundheit aller „Obst-Diebe“ ist es natürlich auch.

Was es Neues über das Projekt gibt und ausgefallene Rezepte für das Verarbeiten von allem, was in der Natur wächst, kann man auf dem Blog der Initiative MUNDRAUB erfahren. Wer Freude daran findet, kann sich mit der Initiative in Verbindung setzen und auf seine Weise mitmachen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 31. Mai 2010.

Weitere CSN-Blogs über tolle Umweltprojekte:

Gedicht: PSYCHO

Psycho


Kennst du

den Slogan

von den

Psychologen

die eingebildete

MCS

sei sofort vorbei

wenn man von

seinen Problemen schrei —

Einmal nur zum

Psychologen

und dann hörst du

seinen Slogan

ja, dann kannst du

alles riechen

und musst

nicht mehr

länger kriechen —

Du wirfst

deine Maske weg

herzlich willkommen

ist der Dreck

den es in der

Umwelt gibt

vielerorts

ja so beliebt

spritzen, sprühen

kein Problem mehr —

Auch die Wäsche

darf nun duften

keiner braucht mehr

für uns schuften

alles ist geheilt

und klar

nun ist es doch

endlich wahr

und es wird dir

nicht mehr schlecht —

Alles kannst du

essen

und kannst auch

vermessen

durch die Abgasqualme

ziehn

Gesundheit ist dir

nun verliehn —

Kennst du

den Slogan

vom Psychologen

einmal hin und

schon geheilt

stiehlst den

Andern

ihre Zeit

mit dem

MCS-Geschwür

setz man dich

nur vor

die Tür —

Schicken dich

zum Psychologen

der erzählt dir

seinen Slogan

machen sie sich

frei

von der Tyrannei –

MCS ist nicht

vorhanden

und sie machen

sich zuschanden —

Denken einfach

nur umpolen

dann kann man

sich

Gesundheit holen.

Kennst du

den Slogan

von dem

Psychologen

der dich durch

seine Sprüche heilt

und seine Düfte

bei dir verteilt —

fällst du dann

um

dann bist du

dumm —

Die Umwelt

ist so klar und rein

da kann das nicht

mit Ihnen sein

ich fall doch

auch nicht um

und dufte

auch ein

Abgas

grad verpuffte —

Bohnerwachs und

Sagrotan

machen mich

doch auch

nicht an

ich weiß nicht

was Sie haben

das sind doch

alles Gaben

von unsrem guten

Staat —

Man kann es

nicht

mehr hören –

diesen

Psycho-Bandsalat –

Kennst du

den Slogan

von dem

Psychologen

Arbeit macht frei

weg von

Hartz 4

dann sind

Sie dabei

Sie werden uns

wieder

Leistung bringen

um

M C S

davon

zu springen.

– –

Dieses Gedicht wurde von Mona, der “Glasprinzessin”  geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Autor: Mona die Glasprinzessin für CSN – Chemical Sensitivity Network, 30. Mai 2010

Mona’s Geschichte: Mona die “Glasprinzessin” ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und Geschichten zu den Themen: MCS, Umweltkrankheiten, Umwelt

EU-Rente bewilligt

Über 25 Jahre hatte die Lohn- und Finanzbuchhalterin in einer Spedition gearbeitet. Im Rahmen einer Büroerweiterung kam es zu einem Wassereinbruch. Um den Boden zu trocknen, wurde die Fußbodenheizung angestellt. Es entstanden giftige Gase und die drei Angestellten des Büros wurden krank. Im Oktober 2009 wurde der ganze Hergang von der Buchhalterin hier im Blog berichtet:

Arbeit und Renovierung im Büro – Resultat: Diagnose MCS

Jetzt gibt es Neues:

Aufgrund meines Rentenantrages im August 2009 wurde ich von der Rentenversicherung zu verschiedenen Gutachtern geschickt: u.a. zu einem Umweltmediziner und zu einem Arzt für Neurologie und Psychiatrie. Sie begegneten mir mit mehr oder weniger Verständnis für MCS.

Eine gute Nachricht – Rente bewilligt

Aber: Anfang Mai bekam ich meinen Rentenbescheid. Rückwirkend ab 01.03.2010 erhalte ich volle EU-Rente, befristet bis 31.07.2012. Für mich persönlich ist das ein großer (Teil-) Erfolg.

Bis zur Bekanntgabe des Rentenbescheides war ich arbeitslos gemeldet. Die Sachbearbeiterin vom Arbeitsamt zeigte sich übrigens sehr verständnisvoll für meine gesundheitlichen Probleme. Ich musste monatlich lediglich zwei Bewerbungen abgeben und wurde nicht zur Teilnahme an irgendwelchen „Fortbildungen“ oder „Maßnahmen“ verpflichtet. Auch das sehe ich als positive Erfahrung.

Begutachtung Uni-Klinik für Arbeits- u. Umweltmedizin in München

Das Sozialgericht vereinbarte wegen der Klage gegen die Berufsgenossenschaft für mich auch noch einen Termin an der Uni-Klinik für Arbeits- u. Umweltmedizin in München, den ich im April wahrgenommen habe.

Die Untersuchung wurde geleitet von Prof. Dr. med. Nowak, der Studien zu MCS betrieben hat. Seine Mitarbeiterin, Frau Dr. med. Lux, begann um 8.30 Uhr mit der Aufnahme meiner Krankengeschichte und einer Blutentnahme. Wegen meiner erhöhten Leberwerte durfte ich 15 Ampullen füllen.

Für die sehr umfassende Ultraschalluntersuchung wurde eine weitere Fachärztin hinzugezogen. Bei der nächsten Kollegin verbrachte ich fast drei Stunden. Sie erklärte mir zunächst, dass ich die folgenden Tests jederzeit abbrechen könnte. Für den Provokationstest saß ich in einer Prüfkammer (Glaskasten mit Inhaliergeräten), und bei jeder neuen Einatmung bekam ich etwas mehr „Straßenstaub“ verabreicht. Die Kurvenparameter sollten zeigen, ob Lunge und Atemwege generell empfindlich auf Reize reagieren. Ständig wurden dabei das Lungenvolumen und der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen. Die Blutentnahme erfolgte aus dem Ohrläppchen, das vorher mit Bienengift eingerieben worden war. Während des Untersuchungstages hatte ich einen Blutdruck von 190/90.

Erst kurz vor Schluss war deutlich ein unangenehmes Kratzen im Hals zu spüren. Um die Lunge wieder schneller zu entkrampfen, konnte ich nach eigenem Ermessen ein Aerosol inhalieren, das auch bei Kleinkindern angewendet wird. Es folgten ein Belastungs-EKG und ein Allergietest. Anschließend wurde ich noch geröntgt.

Als ich gegen 15.00 Uhr entlassen wurde, hatte ich zwar noch immer MCS, aber keinerlei nachweisbare Allergien und keine Schäden an den untersuchten Organen. Von den Ärzten/innen dort habe ich den Eindruck, dass sie „uns“ gerne helfen würden, wenn sie könnten.

Untersuchungsergebnis

Ergebnis der Untersuchungen: es kann dennoch nicht bewiesen werden, dass meine MCS und die erhöhten Leberwerte von der Schadstoff-Exposition in den Büroräumen kommen. Auch steht MCS nicht auf der Liste der Berufskrankheiten, erklärte mir Prof. Nowak.

Hoffen wir das Beste

Einen Verhandlungstermin in Sachen Berufsgenossenschaft gibt es zwar noch nicht, aber vielleicht treffen mein Kollege und ich auf verständnisvolle Richter.

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ (Vaclav Havel)

Autor: B. G. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. Mai 2010

Teil 1: Arbeit und Renovierung im Büro – Resultat: Diagnose MCS

Weitere interessante CSN Artikel zum Thema:

Klimaanlagen im Auto – demnächst nur noch mit toxischen Chemikalien erhältlich

Deutsche Autohersteller vollziehen bei Autoklimaanlagen 180-Grad-Kehrtwende

Deutsche Automobilindustrie bricht erneut ihr Wort beim Klimaschutz – Fahrzeugklimaanlagen in neuen Pkw-Modellen sollen ab 2011 nicht mit einem natürlichen Kältemittel, sondern mit dem gefährlichen Chemikaliencocktail 1234yf befüllt werden – Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) fordert Rücktritt von VDA-Präsident Wissmann

Berlin, 27. Mai 2010: Die deutsche Autoindustrie bestätigt beim Umweltschutz einmal mehr ihr „taktisches Verhältnis zur Wahrheit“. Nun ist es amtlich, dass die im Verband der Automobilindustrie (VDA) zusammengeschlossenen Hersteller erneut die Öffentlichkeit und Politik getäuscht haben. So lautet der Kernvorwurf der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH), nachdem der Verband der Automobilindustrie (VDA) Ende vergangener Woche erklärt hat, in Zukunft flächendeckend die giftige und brennbare Chemikalie 1234yf der Chemieriesen Honeywell und Dupont in Fahrzeugklimaanlagen einsetzen zu wollen. Im Jahr 2007 hatte sich VDA-Präsident Matthias Wissmann unmittelbar vor der so genannten „grünen IAA“ in Frankfurt/M. damit gebrüstet, dass die deutsche Autoindustrie als Reaktion auf eine entsprechende EU-Richtlinie zeitnah auf das natürliche und umweltfreundliche Kältemittel R744 (CO2) umsteigen und die Arbeit an chemischen Alternativen einstellen werde.

Die deutschen Fahrzeughersteller hätten seit ihrem damals als wegweisend bewerteten Beschluss jedoch nicht das Geringste unternommen, um ihn umzusetzen, erklärte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Obwohl CO2-Klimaanlagen von Zulieferbetrieben seit Jahren zur Serienreife entwickelt sind und beispielsweise zukünftig Berliner Stadtbusse kühlen sollen, haben die deutschen Autobauer seit dem Beschluss von 2007 nie einen entsprechenden Auftrag für Klimaanlagen auf CO2-Basis erteilt. Seit zwei Jahren weist die DUH auf das Fehlen jeglicher Aufträge für CO2-Klimaanlagen hin und warf dem VDA als Propagandaorganisation der deutschen Autobauer Wortbruch vor. Jedes Mal wies der VDA die Enthüllungen der DUH mit dem Gestus der Empörung zurück und versprach, sein durch den VDA-Präsidenten gegebenes Wort einzuhalten.

„Entweder hat sich Matthias Wissmann als Verbandspräsident von seinen Mitgliedsunternehmen vorführen lassen oder aber er war von Anfang an Teil dieses Komplotts zur Täuschung der Öffentlichkeit. Beides ist ein unabweisbarer Grund zum Rücktritt“, erklärte Resch. Der DUH-Geschäftsführer erinnerte daran, dass die Autoindustrie die exakt gleiche Taktik zuvor schon einmal angewandt habe. Ende der 1990er Jahre hatte sie sich verpflichtet bis 2008 beim Klimaschutz einen Flotten-Emissionswert von 140 Gramm CO2 pro Kilometer einzuhalten. Obwohl bereits seit 2005 absehbar war, dass dieses Ziel verfehlt werde, brachten die Autobauer immer neue Spritfresser auf den Markt und erklärten gleichzeitig, dennoch die EU-weit verbindlichen Klimazielwerte für 2008 zu erreichen. Tatsächlich wurden sie grandios verfehlt, seitdem kämpft der VDA mit seinem Mitgliedsunternehmen in Brüssel für eine Aufweichung auch der nächsten Klimaschutzziele.

Die nun verkündete, offizielle 180-Grad-Kehrtwende und damit Aufhebung des VDA-Vorstandsbeschlusses aus dem Jahr 2007 für die zukünftige Verwendung natürlicher Kältemittel in Fahrzeugklimaanlagen wurde nach Informationen der DUH mit Absicht erst nach dem Kanzler-Gipfel zur Elektromobilität veröffentlicht. Nun soll also der von Honeywell und DuPont entwickelte Chemiecocktail 1234yf in Autoklimaanlagen zum Einsatz kommen. Die DUH hatte die brennbare Chemikalie in zwei simulierten Fahrzeugbränden untersucht und dabei festgestellt, dass dabei hochgiftige Flusssäure entweicht.

Als Grund für 1234yf verweist der VDA darauf, dass Hersteller in anderen Ländern sich ebenfalls so entschieden hätten. „Der Hinweis auf das Ausland ist durchsichtig. Gerade die deutschen Autobauer haben bisher stolz neue Innovationen eingeführt. Nur wenn es um den Klimaschutz geht, versteckt man sich hinter der Masse. Daraus wird deutlich, wie wenig glaubwürdig die Bekenntnisse der deutschen Autobauer zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind“, sagte Resch.

„Nach Informationen der DUH ist die Entscheidung für 1234yf und gegen das umweltverträgliche Kältemittel CO2 auch in deutschen Autokonzernen selbst hoch umstritten“, sagte Eva Lauer, die Projektleiterin der DUH. „Wir wissen von Technikern, die diese Entscheidung für unverantwortlich halten“, erklärte Lauer auch unter Hinweis auf das Umweltbundesamt und das Bundesumweltministerium, die sich beide seit Jahren für das natürliche Kältemittel stark gemacht hätten und vor den Gefahren von 1234yf warnen.

Vermutlich sei es kein Zufall, dass die Chemiegiganten Honeywell und DuPont exakt zum Zeitpunkt der deutschen Entscheidung die Bildung eines Joint Venture zur Konstruktion, zum Bau und zum Betrieb einer „Produktionsstätte von Weltmaßstab“ für das neue Kältemittel ankündigten. Es gehe um ein gigantisches Geschäft, weil auf der Welt nach Angaben der Unternehmen 400 Millionen Fahrzeuge mit Klimaanlagen auf den Straßen seien. Wegen der Monopolstellung der beiden US-Firmen werden die deutschen Autohersteller die Preisvorgaben von Honeywell und DuPont für das Kältemittel 1234yf akzeptieren müssen.

Resch: „Wir werden diesen erneuten Wortbruch der deutschen Automobilindustrie nicht tatenlos hinnehmen. Wir werden die Öffentlichkeit über die mit dem brennbaren Chemiecocktail verbundenen Gefahren in geeigneter Weise aufklären. Außerdem halten wir eine Neubewertung der für viele Aktienfonds wichtigen Nachhaltigkeitsrankings nun zwingend erforderlich. Es kann nicht sein, dass Unternehmen als vermeintlich nachhaltig gelten, die beim Klimaschutz konsequent gegen Recht und Gesetz verstoßen und seit drei Jahren die Öffentlichkeit beim Thema Autoklimaanlagen belogen haben.“

In Europa ist ab Januar 2011 die Verwendung des bisherigen Kältemittels R134a in Autoklimaanlagen neuer Fahrzeugtypen verboten. Das Kältemittel R134a zählt zu den im Kyoto-Potokoll aufgeführten Treibhausgasen, die reduziert werden müssen. Das Europäische Parlament hat einen Ausstiegsplan dafür festgelegt, wörtlich heißt es: „Nach dem 01. Januar 2011 dürfen keine neuen EG-Typgenehmigungen für Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge erteilt werden, wenn die im Fahrzeug enthaltene Klimaanlage darauf ausgelegt ist, fluorierte Treibhausgase mit einem GWP-Wert über 150 zu enthalten.“

Unter DHU Film Klimaanlagen dokumentieren zwei Brandtests, dass das chemische Kältemittel 1234yf eine leicht entzündliche und im Brandfall toxisch wirkende Chemikalie ist. Untersuchungen der DUH und der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) sowie des Umweltbundesamtes hatten die negativen Folgen bei einem Autounfall für Fahrer und Rettungspersonal aufgezeigt.

Literatur: Pressemitteilung, DUH, Berlin, 27. Mai 2010

Photo: DHU

Zusätzliche Informationen finden Sie auf der DHU Webseite: Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)

CSN Artikel zum Thema Schadstoffe im Auto:

Seit 25 Jahren krank durch Holzschutzmittel

Der Marathon fand statt, aber anders als geplant

1977 (16 Jahre alt) begann ich eine Lehre in einer Holzgroßhandlung. Ich war bis zu dem Zeitpunkt gesund, keinerlei Problem. Ich war sehr sportlich und habe immer Fußball gespielt. Etwa ein Jahr später bekam ich in unregelmäßigen Abständen immer wieder einseitige Taubheitsgefühle, vom Fuß beginnend, über die Hand, den Rücken ins Gesicht, Mund und den Rest vom Kopf. Dabei konnte ich nicht mehr sprechen. Die Sprachfähigkeit stellte sich erst wieder ein, wenn dieses taube Gefühl im Kopf weg war. Naja, in dem Alter denkt man sich bei manchen Dingen nicht viel, zumal dann wieder alles in Ordnung war wie immer.

Krankenhaus statt Marathon

Dies ging bis 1985. Ich hatte geplant, meinen ersten Marathon zu laufen. Stattdessen lag ich dann acht Wochen im Krankenhaus. Was war passiert? Ich hatte wieder mal so eine Taubheitsattacke. Ich lies mich nach Hause fahren und war dermaßen müde, dass ich mich nicht mehr wach halten konnte. Als ich aufwachte, war mir nur schlecht. Ich dachte, das geht wieder weg. Am nächsten Tag ging ich wieder arbeiten, irgendwie ging es mir nicht besser und ich bin nach zwei Stunden wieder nach Hause. Am nächsten Tag ging ich zum Arzt und wurde für den Rest der Woche krankgeschrieben.

Eine Abwärtsspirale begann

Montags war mir immer noch schlecht. Wieder zum Arzt, noch eine Woche krankgeschrieben. Sonntagabend, ich hatte schon zwei Kilo abgenommen, mir ging es immer schlechter und ich fing an zu zittern. Ich hielt es nicht mehr aus und sagte meiner Mutter, sie sollte den Notarzt rufen. Ich lag inzwischen im Bett und zitterte wie Espenlaub. Der Arzt kam und mein Blutzuckerwert war auf 25 abgesackt. Er hängte mich an einen Tropf und mir ging es schlagartig wieder gut. Dann traf der Krankenwagen ein und ich kam ins Krankenhaus, acht Wochen. Mir ging es schon am anderen Morgen nach der Einlieferung wieder schlecht. Mir wird schwindlig in Fahrstühlen und ich bekam nach dem Frühstück immer Herzrasen. Ohne einen Befund wurde ich wieder entlassen. 3 Tage war ich dann noch in der Mayo – Klinik in Wiesbaden, am letzten Tag beim Psychologen. Psychosomatische Ursache die Diagnose! Ich war stinksauer und konnte es nicht fassen. Mir geht es nur schlecht und alle sagen, ich bin gesund.

Oberstes Ziel: Funktionieren

Zwei Wochen war ich noch krankgeschrieben, dann ging ich wieder arbeiten, obwohl es mir noch immer schlecht ging. Inzwischen fühlte ich mich jeden Tag wie unter Strom, hatte jeden Tag Kopfschmerzen, Probleme mit dem Neonlicht in der Firma, und das alles über Jahre hinweg. Das war der Horror. Laufen konnte ich nicht mal mehr 6 Kilometer, egal was ich versuchte. Bis 1989 habe ich in dem Holzgroßhandel noch ausgehalten, dann habe ich gekündigt und war für sechs Monate bei einem Lieferanten. Weniger Stress, mehr Gehalt, aber mir ging es nicht besser. Dann habe ich dort aufgegeben. Ich hatte kurz vorher ein sehr gutes Angebot bei Beiersdorf im Außendienst abgelehnt, weil es mir schlecht ging, was aber niemand wusste. Ich habe immer versucht, irgendwie normal zu funktionieren.

Kranke unerwünscht

1990 habe ich noch einen Versuch bei Portas gestartet, wo ich dann in der Probezeit entlassen wurde, weil ich mich hatte krankschreiben lassen – ich konnte nicht mehr. Die haben gesehen, was los war und haben mich natürlich gleich entlassen. Ich hatte mich dann selbständig gemacht mit einem Schreiner, den ich vom Großhandel kannte. Wir haben zusammen gearbeitet, vier Monate. Da hatte ich noch eine private Krankenversicherung. Mein Hausarzt wollte eine Behandlung auf Verdacht durchführen und ich sollte eine Kostenbeteiligung bei der Versicherung beantragen. Die warfen mir vor, ich hätte eine Krankheit nicht angegeben und habe mir den Vertrag gekündigt. Es wurde ja nie etwas diagnostiziert!

Der Amtsarzt sagt: Sie sind gesund!

Ich meldete mich beim Arbeitsamt. Damals war das noch nicht so ein Stress und Druck wie heute. Sechs Jahre war ich bei denen. Ich hatte meine Ruhe, aber mir ging es nicht besser. Inzwischen hatte ich noch Magen – Darmprobleme und sehr oft Sodbrennen. Mir wurde bei einer Untersuchung die Wirbelsäule punktiert, ohne Ergebnis. Inzwischen nervte mich das Arbeitsamt. Ich sagte, dass ich schon seit Jahren krank wäre. Ich musste zum Amtsarzt, der sagte, ich sei gesund. Die wollten mich zum Spargelstechen schicken und ich sagte, ich kann nicht. Ich musste einen Schrieb unterschreiben, dass ich krank wäre und dann haben sie mich rausgeworfen! Zum Sozialamt wollte ich nicht gehen, da ich ja auch keine Krankheit nachweisen konnte. Voll arbeiten ging auch nicht, also, wieder selbständig, um irgendwie über die Runden zu kommen.

Wieviel kann/muss man aushalten?

Zum Glück hatte ich mir den Dachboden bei meinen Eltern ausgebaut und musste zu der Zeit noch keine Miete bezahlen. Keine Krankenversicherung und keine Rentenversicherung, dafür reichte es nicht. Das habe ich bis 2008 so gemacht. Niemand wusste die ganzen Jahre, wie es mir wirklich geht. Einem Arzt sagte ich mal, dass ich es nicht mehr aushalten würde. Der gab mir Psychopharmaka, abends eine Tablette, sagte er. In der Nacht flog ich wie ein Vogel durch Hochhausschluchten. Ich wachte morgens auf, hatte die verschiedensten Töne in den Ohren, ich war total zugedröhnt. Ich musste auf Toiletten, wurde beim Aufstehen ohnmächtig und knallte mit dem Kopf auf den Nachttisch. Als ich wieder aufwachte, schleppte ich mich auf die Toilette, wo ich wieder ohnmächtig wurde und auf den Boden fiel. Ich weiß nicht, wie lange ich da gelegen hatte. Ich schleppte mich wieder ins Bett, hatte Tränen in den Augen und fragte mich, wie lange das noch so weiter gehen soll. Dem Arzt sagte ich, dass ich die Tabletten nicht mehr nehmen würde. Ich hatte später irgendwann doch die Anleitung gelesen, da stand: man sollte morgens die Tablette nehmen!!

Das Vertrauen in Ärzte schwand dahin

Bei fünf Ärzten war ich in der Zeit bis 2009. 2001 habe ich selbst festgestellt, dass ich keinen Kaffee, keinen Tee (von beidem stand ich immer unter Strom), keine Farbstoffe und Konservierungsstoffe vertrage. Den Arzt hat das wenig interessiert. Ein gebrochenes Schultergelenk wurde bei mir nach einem Sturz auch nicht erkannt, erst nach drei Monaten. Seit 1980 hatte ich erhöhten Blutdruck, erst seit einem halben Jahr bekomme ich dafür Tabletten, wie auch für meine Magenprobleme Säureblocker. Oft habe ich mir gewünscht, morgens einfach nicht mehr aufzuwachen, weil ich nicht wusste, wie ich den nächsten Tag überstehen sollte.

Die Taubheitsattacken kommen von Nahrungsmittel die ich anscheinend nicht vertrage. Allen Ärzten hatte ich meinen Verdacht auf eine Schadstoffbelastung geschildert, niemand ist dem nachgegangen! Alle Ärzte habe ich der Ärztekammer gemeldet, niemand ist sich einer Schuld bewusst, alles wurde abgewiegelt.

Heilpraktikerin kam Vergiftung auf die Spur

2007 bin ich durch Zufall durch meine Freundin zu einer Heilpraktikerin gekommen, die sich seit über 30 Jahren mit Schadstoffen und Allergien befasst. Die stellte mir sofort ganz gezielte Fragen, sodass ich fragen musste, woher sie weiß, wie es mir geht und welche Probleme ich habe. Der erste Mensch, der mich verstanden hatte, aber zu spät, sie konnte nichts mehr tun. Das war ein Schock für mich. Ich hatte immer gehofft, dass mir irgendwann irgendjemand helfen könnte. Sie erklärte mir jedoch diese negativen Dinge nicht. Die Diagnosen habe ich mir selbst im Internet übersetzt und es dauerte über ein Jahr, bis ich das alles verstanden hatte.

Krank? Dann ist man nichts mehr wert

Dass es zu spät sei, das hatte ich meiner damaligen Freundin, die ich schon über 20 Jahre kannte samt Familie, aber nur 9 Monate mit ihr zusammen war, nicht gesagt. Ich wollte sie damit nicht belasten. Sie hatte damals den Ausbruch der Krankheit noch miterlebt und mich im Krankenhaus besucht. Damals ging ich wegen der Krankheit keine Beziehung mit ihr ein und ich hatte sie dann über 20 Jahre nicht mehr gesehen. Man könnte sage, dass sie die Liebe meines Lebens war, bis zu diesem Zeitpunkt. Als sie erfuhr, dass ich nicht regelmäßig arbeitete, was ja für mich schon seit Jahren normal war, sagte sie, ihr würde das gar nicht gefallen und ihr Ex wäre ja bald mit seiner Ausbildung fertig. Außerdem musste ich mir vor einer Feier sagen lassen, ich solle mich mit dem Essen zurück halten, sie hätte keine Lust wegen mir früher nach Hause zu fahren. Das war ein starkes Stück!

Schnödes „Good bye“ per E-Mail

Drei Wochen später wurde ich per Email vor die Tür gesetzt, sie ist wieder mit meinem Vorgänger zusammen, den sie abserviert hatte, weil er arbeitslos wurde. So viel zu Toleranz und Beistand bei Krankheit (wie mies kann man denn sein, sie war nur wegen meiner Visitenkarte mit mir zusammen war). Ich hatte vorher noch ihre komplette Küche umgebaut und eine neue zu meinem Einkaufspreis eingebaut, Rasen gemäht, Hecken geschnitten, Wurzeln ausgegraben, ohne Rücksicht auf mich. Alles ohne ein Danke. Diesen miesen Abschuss habe ich bis heute nicht verkraftet. Ich kann so viel Hinterhältigkeit immer noch nicht fassen. Noch nie habe ich mich im Leben so gedemütigt und wie Dreck behandelt gefühlt.

Rundum fertig

Inzwischen legte ich meinem Hausarzt die Diagnosen der Heilpraktikerin vor und drohte ihm mit den Medien. Diagnose der Heilpraktikerin: Reduzierter Allgemeinzustand als Folge von Schadstoffbelastung, periphere Durchblutungsstörungen, MCS, multiple Nahrungsmittelempfindlichkeiten – und Allergien, vegetative Dystonie infolge endogener – und exogener Stressbelastung, lymphatische – allergische Diathese, Vitamin B12 Mangel.

Ich habe bei einigen Lebensmitteln wahre „Erdbeben“ in mir, bis zu Durchfällen über den ganzen Tag, habe mit Licht vor allem beim Einkaufen Probleme, meine Kopfhaut fühlt sich irgendwie wie Leder an und ist durch anfassen mit kalten Fingern nicht richtig kälteempfindlich. Ich fühle mich leer vor allem im Kopf und habe das Gefühl, dass in meinem Kopf ein Stein ist statt ein Gehirn. Sehstörungen, ich vergesse manchmal Worte beim Sprechen oder Dinge die ich tun wollte, kann mich nicht mehr von richtig von Anstrengungen erholen, bin schnell gereizt oder genervt, schaffe es immer noch nicht mehr als 7 Kilometer zu laufen, was ich auch ganz aufgegeben habe.

Bei den Taubheitsattacken sehe manchmal auf einem Auge gar nichts mehr und habe bis zu drei Tagen Migräne. Öfters habe ich Kopfschmerzen, ich habe oft Ohrensausen, häufig ist mir so hundeelend, dass ich glaube ich sterbe. Ich weiß seit 25 Jahren nicht mehr wie es ist, wenn man sich gut und normal fühlt. Ich fühle es gibt in meinem Gehirn keine Endorphine mehr oder nur noch sehr wenige, fühle mich antriebslos, Schilddrüsenunterfunktion (auch nicht erkannt, oder nichts dagegen unternommen). Drei Seiten mit Lebensmitteln hatte die Heilpraktikerin mir ausgedruckt, die ich mehr oder weniger vertrage. Manchmal reagiert mein Körper auch schon auf Dinge die ich immer vertragen habe.

ARGE – Das Grauen nimmt seinen Lauf

Juli 2008 habe ich ganz aufgegeben und mich bei einer ARGE angemeldet, ALGII. Das wollte ich so lange wie möglich vermeiden. Wer dort schon mal war, weiß warum – das ist das Grauen. Menschenunwürdig und man ist rechtlos. Mein Antrag wurde über vier Monate bearbeitet und dann mit dem Hinweis abgelehnt, wenn ich einen Verwertungsausschluss für meine Lebensversicherung beigefügt hätte, wäre er genehmigt worden! Woher sollte ich das wissen? Bis heute klage ich dagegen, schon mit dem zweiten Anwalt. Mein aktueller Rentenbescheid beläuft sich auf 359€. Erst Anfang Dezember 2008 bekam ich Leistungen, aber nur einen Teil, weil mir ein durchschnittlicher Umsatz vom Vorjahr abgerechnet wurde, den ich gar nicht mehr hatte. Außerdem ging es wieder zum Amtsarzt.

Gehen Sie mal zum Umweltarzt

Ich legte dem Amtsarzt ein Schreiben von mir und die Diagnose der Heilpraktikerin vor. Er sagte mir, er würde mir ja alles glauben, aber Heilpraktiker seien nicht anerkannt, ich solle zu einem Facharzt für Umweltmedizin gehen. Mein Hausarzt wollte noch mal mit dem Amtsarzt telefonieren, was er vergas. Ich hakte nach und er besprach mit ihm, dass ich für drei Stunden täglich arbeitsfähig sei, damit mich das Kreisamt (ARGE) nicht mehr „piesacken“ würde. Ich könnte noch zu einem Umweltarzt gehen, aber für mich würde sich sowieso nichts mehr ändern. Auf Deutsch: Sieh zu wie du klar kommst.

Also suchte ich so einen Umweltarzt und bei mir im Ort war so eine Ärztin. Bei meinem Termin war ich gerade mal zehn Minuten bei der guten Frau. Sie fragte, was sie da jetzt noch tun sollte. Ich habe mich dann einfach verabschiedet und bin gegangen. Wollen Ärzte Patienten eigentlich noch helfen oder kassieren die nur die Krankenkassen und die Privatpatienten ab???

Und wieder ausgetrickst

Meinen Hausarzt sagte ich, dass ich eine Arbeitsunfähigkeitsversicherung hätte. Dafür würde es nicht reichen, sagte er mir. Acht Monate später meldete sich meine Versicherung, der Neue, der die Vertretung übernommen hatte. Er kam vorbei und ich schilderte ihm mein Fall. Da ich mehr als 50% arbeitsunfähig sei, hätte ich die Versicherung in Anspruch nehmen können, jetzt war es zu spät, da ich sie gekündigt hatte, weil ich sie nicht mehr bezahlen konnte. Toll!!

Na, dann werden Sie doch Heilpraktiker

Ich suchte mir einen neuen Hausarzt, legte dem alles vor. Der fragte was ich arbeite. Ich: „seit 1990 bin ich nicht mehr angestellt, ich beziehe ALG II“. Er meinte, ich hätte sicher einiges drauf um arbeiten zu können. Ich sagte ihm, er hätte keine Ahnung was ich die Jahre mitgemacht hätte. Er dann, ich könnte ja einen dreimonatigen Lehrgang machen, um Heilpraktiker zu werden. Was für ein Schwachsinn. So etwas muss man sich noch zu alledem anhören. Man kommt vom Regen in die Traufe.

ARGE Sachbearbeiter war MCS kein Fremdwort

Vor Wochen musste ich zu meinem Fallmanager bei der ARGE, der mich vermitteln wollte. Dem legte ich auch wieder alles vor. Wie ich das langsam leid bin, jedem alles wieder neu zu erklären. Aber der verstand mich sogar und kannte MCS. Ich erklärte ihm, es wäre wohl sinnlos irgendwo zu arbeiten, wenn man sich nicht gut fühlt und die Hälfte der Zeit deshalb nicht arbeiten kann, bzw. das Haus nicht verlassen kann. Jetzt muss ich wieder zum Amtsarzt, weil die Einstufung nur für ein Jahr gilt. Ich muss also bis zur Rente jedes Jahr dort hin und von 359€ leben. Wer macht solche Gesetze??? Ist ein Mensch der krank ist gar nichts mehr wert??? Er würde mich nicht vermitteln und ich solle jeden Monat drei Proforma-Bewerbungen schreiben. Ich dachte, ich spinne!

Ausgemustert wie ein kaputter Roboter – Ist das OK?

Noch nie im Leben hatte ich Schulden. Durch die ARGE ist das jetzt der Fall. Mir wurde von meinem Sachbearbeiter der ARGE gesagt, dass meine Eltern ja meine Vermieter seien, die würden mir sicher Mietaufschub gewähren!! Wo anders wäre mir schon die Wohnung gekündigt worden und ich würde auf der Straße stehen.

Ich war mein Leben lang im Verein und war im Motorradclub. Das kann ich mir alles nicht mehr leisten. Ich überlege schon, ob ich mich nicht wieder bei der ARGE abmelde und mein Gewerbe wieder anmelde, ohne Kranken- und Rentenversicherung. Es ist nur noch demütigend und menschenverachtend. Ich gebe zu, man denkt, wenn man so etwas erlebt, darüber nach, ob man so weiter leben möchte. Ich weiß nicht, wie ich das Ganze alles bis heute ausgehalten habe.

Ich wünsche mir Toleranz und Anerkennung meiner Krankheit. Ich war Formaldehyd, Lösungsmitteln, Kunststoffen, Farben, Lacken, Holzschutzmitteln (auch Xyladecor) und Leimen fast 13 Jahre lang ausgesetzt. Zusätzlich hatte ich das Ganze noch in meiner Wohnung, die ich zusätzlich nach Ausbruch der Krankheit auch noch ausgebaut habe. Aber ein Mensch ist in Deutschland nur noch etwas wert, wenn er gesund ist und Arbeit hat. Ich verweigere jede Wahl, da ein Politiker nicht mehr für mich wählbar ist und es niemanden mehr um die Menschen geht, sondern nur noch um Geld und Macht!

Autor: Michael Hundsdorf für CSN-Chemical Sensitivity Network, Mai 2010

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