Pestizid Chlorpyrifos: Verbot in Südafrika
Das PAN – Pesticide Action Network berichtet, dass der Südafrikanische Minister für Landwirtschaft, Forst und Fischerei am 14. Mai 2010 angekündigt hat, dass das Land die Verwendung des Organophosphat-Pestizids Chlorpyrifos für Haus und im Garten verbieten will.
Während es in den USA bereits seit langem Anwendungsbeschränkungen gibt, ist Chlorpyrifos in Deutschland noch in vielen leicht erhältlichen Schädlings-bekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln, auch für den häuslichen Bedarf, enthalten.
Chlorpyrifos ist als sensibilisierende Chemikalie bekannt. Das Pestizid war die erste Chemikalie, die in einem EPA Memorandum als Auslöser für MCS-Multiple Chemical Sensitivity benannt wurde.
Auslöser für schwere Gesundheitsschäden
Das von PAN als “Bad Actor Pestizid” eingestufte Chlorpyrifos ist ein akuttoxisches Nervengift, es wird vermutet, dass es sich auf das Hormonsystem störend auswirkt und steht mit zahlreichen anderen Gesundheitsschäden in Verbindung.
In jüngster Zeit wurden Organophosphat-Pestizide durch eine in den USA vielbeachtete Studie mit einem erhöhten Risiko für das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) bei Kindern in Verbindung gebracht.
Die Ankündigung eines Verbots ist ein bedeutender Schlag gegen Dow Chemical, der wichtigste Hersteller von Chlorpyrifos weltweit.
Kinder besonders stark gefährdet
Chlorpyrifos wurde bei Kindern in besonders hoher Konzentration nachgewiesen. Daten des „Center for Disease Control and Prevention“ (CDC) zeigten, dass 93% der Einwohner der USA in den Jahren zwischen 1999 und 2000 bei einer Stichprobe Chlorpyrifos in ihren Körpern aufwiesen. Bei Kindern im Alter von 6-11 Jahren wurden dabei fast doppelt so hohe Werte nachgewiesen wie bei den Erwachsenen.
In den Jahren von 2001-2005 stellte die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA die Nutzung von Chlorpyrifos in den USA in Wohnräumen ein. Hierzu führte die Behörde insbesondere Bedenken für die Gesundheit von Kindern an.
Die in den USA unter dem Namen Dursban oder Lorsban verkaufte Chemikalie wird jedoch in der Landwirtschaft noch weitflächig verwendet. Das bedeutet, dass die Gefährdung durch erhöhte Exposition bei Kindern in ländlichen Gebieten und für Landarbeiterkinder weiterhin auftritt.
Situation USA
PAN Nordamerika arbeitet derzeit mit Partnern, darunter das „Farm Worker Pesticide Project“, daran, die EPA zu drängen, ein Verbot für Chlorpyrifos zu beschließen. „Es ist einfach unerhört, weiterhin die Exposition gegenüber Chlorpyrifos bei Kindern in landwirtschaftlichen Gebieten zu erlauben, nachdem festgelegt wurde, dass es zu gefährlich für Kinder im städtischen Umfeld ist“, sagte die wissenschaftliche Leiterin des Pestizid Aktions-Networks, Dr. Margaret Reeves, „es ist Zeit, es loszuwerden, ein für allemal.“
Situation Deutschland
In Deutschland ist das Pestizid Chlorpyrifos in zahlreichen Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln für Haus und Garten enthalten. Sie sind in Form von Sprays, Köderdosen, Mottenstrips, Flohhalsbändern, etc. im Handel. Sowohl in der Land- und Forstwirtschaft, als auch im Weinbau wird das Organophosphat-Pestizid verwendet.
Situation Österreich
Es gab eine Anfrage (1632/AB (XXII. GP) ) der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend der Gesundheitsbedrohung durch Organophosphat-Pestizide und deren Einsatz in Österreich. Anfrage an Parlament Österreich
In der Anfragebeantwortung durch den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Josef Pröll zu der schriftlichen Anfrage (1648/J) wurden wichtige Fragen, auch zur rechtlichen Situation in Österreich, weitgehend erläutert. Antwort Parlament Österreich
Autor: Silva K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 1. Juni 2010.
Literatur: PAN, May 2010
Weiterführende Literatur:
- Pestizide: Entwicklungsstörungen von Kleinkindern nach pränataler Exposition mit Chlorpyrifos
- Landtag Rheinland-Pfalz: Pestizide, Chlorpyrifos auch in Zigarettenrauch zu erwarten
- PAN Deutschland
CSN Artikel zum Thema Pestzide:
- Hörschäden durch Pestizide bei Kindern und Erwachsenen festgestellt
- Bauern bereit 28% mehr zu zahlen für weniger giftige Pestizide
- Studie findet Zusammenhang zwischen Pestiziden und Hyperaktivität
- Pestizide: Pyrethroide bereiten neue Sorgen
- Afrika: Menschen mit MCS leiden besonders unter Pestiziden
- Pestizide verursachen Abneigung gegen Alkohol
Silvia,
also der Bericht kommt genau richtig.
Hatte hier im Forum ja schon einige Male berichtet, am Speichersee Geeste Lingen (Ems) wird mit Gift das Gras auf den Gehwegen, an Infotafeln, sowie an Bänken tot gespritzt. Jetzt heute morgen dies Foto. Vermutlich wieder Gift, der kam von einer Wiese die direkt am Eingang auf der Südseite des Speichersees ist. Die Wiese gehört mit zum Speichersee. In direkter Nähe ist neuerdings ein Fußballplatz für Jugend- Kinder Mannschaften. Etwa 100 m entfernt ist der Fußballplatz. Jedenfalls hab vor kurzem dort Jugendliche spielen gesehen. Ich kann es jetzt nicht beweisen, ob diesmal Gift auf der Wiese gespritzt wurde, es sieht aber so aus. Man sehe sich die Spritze mal genau an, oben noch ein Karton. Der Trecker kam auch definitiv von der Wiese, hab gesehen, wie der von der Wiese auf die Straße fuhr. Auch Treckerspuren auf der Wiese.
Übrigens NABU Emsland ist sofort mit diesem und einem anderen Foto verständigt worden. Die sagten mir vor kurzem (hab die schon mehrfach über Gift am Speichersee Geeste und viel Grün abmähen unterrichtet) die RWE vergibt Umweltpreise und NABU berät die dann, es würde aber doch wohl nicht passen so eine Handlungsweise.
Hier wird dann recht unbekümmert mit Gift hantiert, an Orten, wo dann auch noch ein Schild ist, auf dem Naturschutzrevier drauf steht. Ich kann es sowieso nicht nachvollziehen – Gift an einem Speichersee.
http://tinyurl.com/375gro6
Gruß Fox
Deutschland müsste generell viel kritischer mit Chemikalien umgehen. Die Belastung in der Bevölkerung mit Chemikalien ist nicht von der Hand zu weisen, wie Meldungen von Greenpeace verdeutlichen:
http://www.greenpeace.de/themen/chemie/nachrichten/artikel/basf_macht_mit_gesundheitsschaeden_ihr_geld/
http://www.greenpeace.de/themen/chemie/pestizide_lebensmittel/
Aber die Chemie-Konzerne haben andere Interessen:
http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/umweltgifte/greenpeace_chemielobby_und_reach.pdf
Eine österreicher Umweltgruppe GLOBAL 2000 fordert aktuell ein Verbot von Chlorpyrifos und bezieht sich auf die in der vergangenen Woche publizierten Studie, die besagte, das Pestizide, insbesondere Organophospate ADHS auslösen.
http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20100601_OTS0054/global-2000-warnt-pestizide-verursachen-verhaltensstoerungen-bei-jugendlichen
Völlig unverständlich ist es, dass bei uns Chlorpyrifos weiterhin in vielen Produkten enthalten ist und man keine Ansätze erkennt, dass sich bei uns etwas in Richtung Verkaufsverbot bewegt.
Das Pestizid Chlorpyrifos ist viel zu gefährlich, dass man es in die Hände von Laien gibt. Zumindest für den häuslichen Bereich gehört es verboten und ein Verbot für Flohhalsbänder für Hunde und Katzen, weil die Besitzer und Kinder mit den Haustieren kuscheln und in direkten Kontakt damit geraten.
Mich würde interessieren, welche Untersuchungen an den Menschen vorgenommen worden sind, denn im Blut ist die Halbwertzeit von Schadstoffen in der Regel so gering, dass nichts nachgewiesen werden kann.
In diesem Fall ging es expilzit um das Organophosphat-Pestizid Chlorpyrifoos. Es lässt sich im Gegensatz zu Dichlorvos, eine Weile im Urin und Fettgewebe nachweise. Man hat die Metabolite im Urin gemessen.
Es gibt eine Reihe von Schadstoffen die man noch lange im Körper nachweisen kann, man denke nur an die Altinsektizide DDT, deren Abbauprodukte DDE oder Endosulfan, Hexachlorbenzol,…
Die modernen Labors haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und die Messungen sind günstiger geworden. Wer MCS hat, für den lohnt es je nach Anamnese schon in eine Schadstoffbestimmung zu investieren. Mit dem Ergebnis läßt sich der Gesundheitszustand wesentlich besser beurteilen und ggf. eine Entgiftungstherapie einleiten.