Helmholtz: Asthma und Allergien beruhen vermutlich auf unterschiedlichen Entstehungsmechanismen

Unter Beteiligung von Wissenschaftlern der LMU und des Helmholtz Zentrums München hat ein internationales Forscherteam in einer Metastudie sechs Genorte auf unterschiedlichen Chromosomen identifiziert, die zur Entwicklung von Asthma bronchiale beitragen können. Die Studie zeigt, dass – anders als bislang vermutet – nur ein geringer Zusammenhang zwischen Asthma und Genvarianten besteht, die zu einer erhöhten Konzentration von Immunglobulin E (IgE) führen. Dies legt die Vermutung nahe, dass Asthma bronchiale und Allergien auf unterschiedlichen Mechanismen beruhen. (New England Journal of Medicine online, 23.09.2010)

In der vorliegenden Studie haben Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München sowie der LMU München in Zusammenarbeit mit Kollegen aus zahlreichen Ländern den Zusammenhang von Asthma und genetischen Anlagen untersucht. In diese Metastudie sind auch Daten des deutschen Studienzentrums Erfurt des Europäischen Surveys zu Atemwegserkrankungen bei Erwachsenen (ECRHS), des Helmholtz Zentrums Münchens sowie der Asthma-Studien an Kindern der LMU und weiterer Forschungsinstitute eingeflossen. Insgesamt wurden die genetischen Anlagen auf verschiedenen Chromosomen von über 26.000 Menschen untersucht. „Wir haben sechs Risikofaktoren für Asthma bronchiale gefunden“, sagt Dr. Joachim Heinrich vom Helmholtz Zentrum München. Diese Risikofaktoren sind Genvarianten, auch SNPs bzw. „Single Nucleotide Polymorphisms“ genannt.

Auffällig war der geringe Zusammenhang zwischen Asthma und Genvarianten nachweisen, die zu einer erhöhten Konzentration von Immunglobulin E (IgE) im Blut führen. Diese Daten weisen darauf hin, dass dem Asthma bronchiale und der allergischen Sensibilisierung unterschiedliche Mechanismen zugrunde liegen. „Diese Studie konnte aber auch zeigen, dass nur etwa 38 Prozent des bei Kindern auftretenden Asthmas mit diesen genetischen Varianten erklärt werden kann, was die zusätzliche Bedeutung der Umweltfaktoren indirekt hervorhebt“, sagt Prof. Dr. med. Erika von Mutius vom Dr. von Haunerschen Kinderspital der LMU München.

Weltweit leiden bis zu 100 Millionen Menschen an Asthma bronchiale, das durch genetische und umweltbedingte Faktoren verursacht wird. In den letzten beiden Dekaden ist die Zahl der Asthma-Patienten stark angestiegen: In manchen Regionen sind bis zu 35 Prozent der Bevölkerung betroffen, während nur etwa fünf bis zehn Prozent der Deutschen an Asthma erkrankt sind.

Lungenkrankheiten und damit auch Asthma sowie ihre genetischen und umweltbedingten Auslöser gehören zu den Forschungsschwerpunkten des Helmholtz Zentrums München. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das EU-Projekt GABRIEL, dessen Co-Koordinatorin die LMU-Forscherin Professor Erika von Mutius ist: Ziel der internationalen Zusammenarbeit ist die Identifizierung und Charakterisierung von genetischen und umweltbedingten Faktoren, die zur Entstehung eines Asthma bronchiale beitragen.

Literatur:

  • Helmholtz, Asthma und Allergien beruhen vermutlich auf unterschiedlichen Entstehungsmechanismen, München, 23.09.2010
  • Miriam F. Moffatt et.al, A GABRIEL consortium Large-Scale Genome-Wide Association Study of Asthma, New England Journal of Medicine online, September 23, 2010

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2 Kommentare zu “Helmholtz: Asthma und Allergien beruhen vermutlich auf unterschiedlichen Entstehungsmechanismen”

  1. Denny 24. September 2010 um 18:27

    Na da sind die schlauen Universitäts-Wissenschaftler aber wiedermal sehr früh am Werke ;-)

    Denn, dass es einen Zusammenhang zwischen Asthma Bronchiale und bestimmten Genvarianten und Umwelteinflüssen gibt ist schon lange bekannt. Menschen die an den beiden Genen GSTT1 und GSTM1 gleichzeitig ein Defekt aufweisen, also auf beiden Null Genotyp sind, weisen ein erhöhtes Risiko auf.

    Bereits in den 90er Jahren hatte Dr. Michael Kabesch dazu erste Hinweise gefunden. Er wurde anlässlich der 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie in Hamburg mit dem „Klosterfrau Forschungspreis 2004“ ausgezeichnet. Ich hatte mich einmal kürzlich mit dem Thema etwas näher befasst, da ich seit einer starken Exposition zu Metallstaub, Lösemittel, PCB und Permethrin ebenfalls an Asthma Bonchiale erkrankt bin. Die damaligen Ärzte, darunter auch ganz besonders schlaue Universitäts Doktoren, stitten vehement einen Zusammenhang dieser Expositionen ab. Erst Jahre später stellte sich heraus, dass ich ebenfalls auf beiden Genen Nulltyp besitze.

    Allgemein heißt es in der Pharmakogenetik, dass ca. 50% der Gesamtbevölkerung der Erwachsenen in Mitteleuropa einen GSTM1 Null Genotyp aufweisen und ca. 20% der Gesamtbevölkerung einen GSTT1 Null Genotyp. Es ist also davon auszugehen, dass jeder Mensch in gewisser Weise irgend einen Null Genotyp aufweist, was jedoch dann nicht weiter tragisch ist, denn was das eine Gen nicht mehr kann übernimmt dann ebend das andere. Wenn allerdings beide Genotypen Null sind, sieht es für die Gesundheit also eher ungünstig aus, denn dann gibt es eine Stoffwechselstörung, die zu Erkrankungen führen kann. Genau dies stellte die Forschergruppe des Herrn Dr. Kabesch auch schon fest.

    Zitat: “Menschen, die auf beiden GSTM1 bzw. GSTT1-Allelen eine Gendeletion aufweisen (GSTM1 bzw. GSTT1 Null Genotyp), können das GSTM1 bzw. GSTT1-Enzym nicht bilden. Die Folge: toxische Substanzen, die in die Atemwege gelangen, können nicht mehr entgiftet werden und rufen so Atemwegsentzündungen bzw. atopische Erkrankungen hervor.“

    Quelle: http://www.journalmed.de/newsview.php?id=3993

    Viele Grüße.

  2. Richard Friedel 30. September 2010 um 17:17

    Medikamente für Asthma. Jetzt die Notbremse ziehen!
    In der Asthmafachwelt ist man der Meinung, dass keine Atemtechnik die Krankheit so entscheidend und markant beeinflussen kann wie Medikamente. Die empfohlenen Medikamente wirken jedoch nur symptomunterdrückend und ein heilendes Medikament ist noch nicht in Sicht. Der Einsatz der modernen Medikamente wird von einem bedeutenden Zuwachs der Erkrankungen ohne Erklärung aufgrund Umweltfaktoren begleitet.

    Dass die Wechselwirkung zwischen Atmung und einer Beschädigung der Atemwege nur einseitig wirkt, dass also eine verquere Belastung der Atmung etwa im Sport Asthma verursacht ohne dass also Atemtechniken mit Wirkbeweis Asthma lindern oder heilen, ist der Glaubensatz der Lungenfachärzte. Die dramatische Wirkung der symptomunterdrückenden Mittel und geschickte Werbegrafik mit Asthmaspray als Ikone macht unkritisch und die Frage nach dem Wirkbeweis im Sinne einer Langzeitverbesserung- oder Heilung mit Rückgang der Erkrankungen d. h. nicht nur einer vorübergehenden Linderung der Symptome lässt auf sich warten.

    Die fernöstlichen Atemtechniken haben ihre Wirksamkeit durch die Entwicklung der Kampfkünste bewiesen. Allzu nahe liegend ist auch die Frage, wieso sie nicht zur Behandlung der Atemwegserkrankungen eingesetzt werden.
    Offenbar wäre der einzige Einwand hier, dass die Ertüchtigung bei den Kampfkünsten nur mental wäre, oder dass sich um ein Phänomen wie die Akupunktur handelt, wo die Wissenschaftlichkeit fehlt und die Begründung zirkelhaft ist.

    Aus dem Diagramm bei http://www.lrz.de/~s3e0101/webserver/webdata/Wechselwirkung.pdf erfahren wir aber von dem Anstieg des Druckes im Bauchraum bei der Einatmung als Naturgesetz. Dass von der den Druck im Bauchraum steuernden Anspannung des Bauches eine besondere Wirkung auf die Atmung ausgeht kann man aber leicht beweisen, indem man mit der Hand das An- und Entspannen der Bauchmuskeln bei der Atmung abtastet. Wenn man jetzt das Anspannen bei der Einatmung bewusst verhindert, so wird die Atmung seichter und schwächer und letztendlich asthmatypisch. Warum, muss man weiter fragen, sehen die Fachdoktoren hier keinen Hinweis auf die Tauglichkeit einer Atemtherapie, die auf eine Verbesserung der Bauchmuskelspannung als physiotherapeutische Methode und nicht auf „Bauchatmung“ ohne Druckwirkung abzielt

    Japanische Quellen sind bei http://www.lrz.de/~s3e0101/webserver/webdata/NNAU.pdf,
    http://www.lrz.de/~s3e0101/webserver/webdata/T3.pdf
    http://www.lrz.de/~s3e0101/webserver/webdata/Otabe_Tiefatmen.pdf (Seite 68-71)

    Daraus lässt sich ganz offensichtlich schließen, dass bei einer Asthmadiagnose der eine wissenschaftliche Behandlung suchende Betroffene in erster Linie und womöglich nur einen erfolgreichen Therapeuten mit Erfahrung in japanischen oder chinesischen Methoden finden soll. Kann man sich wirklich mit der Behauptung des Arztes „Sie haben leider Asthma bronchiale, aber heutzutage werden die lebensrettenden Medikamente ständig verbessert.“ zufrieden geben?

    Summa summarum: Die Irrationalität der orthodoxen Behandlung mit (1) „Verfeinern“ der Symptomatika, so dass sie Kausal wirken, (2) falsche Physiologie und (3) keine „Evidence“, dass die Behandlung langfristig einen Sinn hat, muss ernsthafte Überlegungen anstoßen. Richard Friedel.

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