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120 Jahre notorischer Bisphenol-A Skandal

Chronik: BPA von der Erfindung bis zur schrittweisen Einstellung der Produktion

Die ersten 100 Jahre – weitverbreitete Belastungen, unbekannte Risiken

1891: BPA wird erfunden Chemiker synthetisieren die Chemikalie Bisphenol A (BPA) im Labor.

1930’er Jahre: Erste Hinweise auf die Giftigkeit von BPA. Wissenschaftler entdecken, dass es sich bei BPA um ein künstliches Östrogen handelt. Seiner Anwendung als pharmazeutisches Hormon kommt die Erfindung einer anderen Chemikalie, DES (PDF, S. 100 ff), mit einer noch stärkeren östrogenen Wirkung zuvor. (DES wurde später vom Markt genommen, als man einen Zusammenhang mit genitalen Krebserkrankungen von Mädchen feststellte, deren Mütter während der Schwangerschaft DES eingenommen hatten. Zurückblickend ist dies ein Warnsignal, für ähnlich toxische Eigenschaften, die man viele Jahre später für BPA fand). 1*) [Publikation von Dodds and Lawson, 1930] 1)

1940’er und 1950’er Jahre: Neue Anwendung von BPA für Plastik. Die chemische Industrie beginnt, ein hartes Plastikmaterial namens Polycarbonat und Epoxidharze herzustellen, mit denen man Konservendosen sowie diverse andere Produkte innen beschichtet. Obwohl dieses Plastik noch lange nach seiner Herstellung BPA abgibt, wird das Material für Gebrauchsgegenstände verwendet, ohne dass die Firmen dessen Unbedenklichkeit nachweisen müssen. In den 70 Jahren nach der Produktions-Einführung von BPA kommt es zu einer explosionsartigen Verbreitung von BPA-basierten Kunststoffen, was derart unterschiedliche Produkte umfasst wie Fahrradhelme, Trinkwasserkühler und Babyfläschchen.

1976: Das erste Gesetz zur Regulierung von Industrie-Chemikalien versagt, was die Schutz vor BPA angeht. Der Kongress verabschiedet den Toxic Substances Control Act [TSCA/Gesetz zur Überwachung toxischer Substanzen], das erste Gesetz in den USA, welches Industrie-Chemikalien Regeln unterwerfen soll. BPA ist eine von 62.000 Chemikalien, die von der Umweltschutzbehörde [EPA/Environmental Protection Agency] ungeprüft als sicher übernommen und damit zugelassen wird [Rechtsgrundsatz Bestandsschutz, im Original „grandfathered in“].

Dem Regierungsgutachten zur Toxizität von BPA kommt keine regulatorische Bedeutung zu. Das staatliche Toxikologie-Programm legt den niedrigsten Wert für eine schädliche Wirkung [lowest adverse effect level(LOAEL)] für BPA im Labortieren auf 1.000 ppm (parts per million) fest, das entspricht 50 mg BPA pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (50 mg/Kg/d) (NTP 1982/National Toxicology Program s.o.). Diese Studie wird Grundlage für die Sicherheitsnorm der EPA von 1988, die für Jahrzehnte galt und den niedrigsten Toxizitäts-Werten für BPA aus zwischenzeitlich veröffentlichten Studien erbärmlich hinterher hinkte. [NTP Studie zur Toxizität von BPA, 1982 (PDF)]. 2)

 

Die späten 1980’er bis 1990’er Jahre – Der erste Grenzwert für BPA ist mit den ersten Studien zur Wirkung niedriger BPA-Belastung nicht vereinbar

1988: Der Grenzwert der EPA für BPA ist bis zu 25 mal höher, als [die geringsten] schädlichen Werte. Die US-EPA legt einen Grenzwert (Referenz Dosis) für BPA fest, welcher auf groben, hochdosigen BPA-Studien beruht, die ein verringertes Körper-[Wachstums]-Gewicht der BPA ausgesetzten Versuchstiere ergeben, diesen Grenzwert 1988 etablieren und 1993 bestätigen. Der „sichere“ von der EPA festgelegte Grenzwert von 50 Mikrogramm BPA pro Kilogramm Körpergewicht und Tag (50 µg/kg/d) ist 1.000 mal niedriger als die Werte, welche das Wachstum der Tiere in den hochdosigen Industrie-Studien beeinträchtigt haben. Doch während etliche Studien über die nächsten 20 Jahre zeigen, dass BPA in Dosen weit unterhalb des EPA-Grenzwertes toxisch wirkt (bereits bei 2 µg/kg/d), ist die EPA unfähig den Grenzwert anzupassen und den neuen Informationen gerecht zu werden. [Zusammenfassung der EPA’s zu ihrem (derzeitigen) BPA-Grenzwert von 1993] 3)

März 1996: Erste FDA-Einschätzungen der BPA-Belastung der Amerikaner. Eine Stellungnahme der technischen Abteilung der FDA schätzt, dass Erwachsene durch kontaminierte Lebensmittel in Konserven mit 11 Mikrogramm BPA pro Tag belastet werden, während Kinder 7 Mikrogramm pro Tag ausgesetzt sind. Diese Einschätzung wird als offizielle Position der FDA für viele Jahre Bestand haben, obwohl die Forschung zur BPA-Toxizität exponentiell zunimmt und für Belastungswerte, die nach dieser FDA-Einschätzung als sicher gelten, Risiken belegen.

März 1997: Studien zeigen, daß BPA bei den in Menschen vorgefundenen Konzentrationen toxisch ist. Nur vier Jahre nachdem die EPA ihre BPA-Grenzwerte erneut für gültig erklärt, stellt Fred vom Saal an der Universität von Missouri-Columbia fest, daß eine niedrige Bisphenol A Belastung die Prostata schädigt. Dies ist die erste von vielen Studien aus Universitätslaboren, die eine schädliche Wirkung von BPA bei Belastungswerten feststellen werden, welche weit unter den Sicherheits-Grenzwerten der Regierung für BPA liegen, bei Werten, die man in Menschen findet. In den nächsten 11 Jahren wird der Bestand an Literatur über die niedrigdosige Toxizität von BPA zunehmen und darunter werden mehr als 100 Veröffentlichungen sein, die BPA mit Brust- und Prostata-Krebs, frühe Pubertät, Verhaltensstörungen und anderen Wirkungen in Zusammenhang bringen, bei Belastungswerten, die bis zu 25 mal niedriger als die „sichere“ Dosis der EPA sind. [Vom Saals bedeutende Prostata-Studie, 1997] 4)

November 1997: Untersuchungen der Regierung decken BPA-Kontamination von Säuglingsnahrung auf. Die FDA findet in 12 von 14 Proben von Säuglingsnahrung in Dosen Kontaminationen durch BPA, das sich aus der Beschichtung der Konserven löst. Aufgrund der festgestellten Werte zwischen 1 und 13 Parts per Milliarde (angloam. ppb/1:10^9) werden viele mit Säuglingsnahrung gefütterte Babys mit BPA-Werten belastet werden, die sich als für die Entwicklung schädlich heraus gestellt haben (Prostata, Brust, frühe Pubertät, Verhalten), doch die FDA versagt bei der Einschätzung der Risiken und der Verschärfung der Grenzwerte. [FDA-Studie über BPA in Lebensmittelkonserven, 1997] 5)

Mai 1999: Es wurde festgestellt, daß Babyfläschchen BPA abgeben. Consumer Reports [US-Verbraucherschutz-Organisation] stellt fest, dass aus Babyfläschchen BPA abgegeben wird, wenn diese erhitzt werden. Dies führt zu einer erneuten Debatte über die Sicherheit von Stoffen, denen Babys ausgesetzt sind. [Consumer Reports über BPA in Babyfläschchen] 6)

Mai 1999: Die FDA beteuert öffentlich, dass BPA für mit der Flasche gefütterte Babys sicher ist und ignoriert, dass immer mehr auf eine niedrigdosige BPA-Toxizität hindeutet. Der FDA-Direktor für Produkt-Richtlinien bemerkt, „Wir bleiben dabei, dass wir uns an das halten sollten, was wir festgestellt haben. Wir haben gründliche Untersuchungen durchgeführt und kamen zu dem Schluss, dass der Gebrauch sicher ist. Wir haben nichts gesehen, das uns dazu bewegen könnte, dies zu ändern“. Die FDA veröffentlicht keinerlei Informationen oder zusätzliche Untersuchungen, die sie neben jenen durchgeführt haben könnte, welche die Belastung von Babys anhand von 14 Sorten Babynahrung abgeschätzt haben. [Memo der FDA von 1999 (PDF)] 7)

Oktober 1999: Wissenschaftler der Universität Missouri berichten im Journal Nature, dass BPA bei weiblichen Mäusen die Pubertät beschleunigt. Die Autoren folgern, wenn man weibliche Maus-Föten endokrin wirksamen Substanzen aussetzt, „innerhalb eines Bereiches der für Menschen typischen umweltbedingten Belastungen, ändert sich bei diesen Mäusen die postnatale Wachstumsrate und es kommt zu einer verfrühten Pubertät“. Diese Studie gibt Anlass, sich über einen möglichen Zusammenhang zwischen früher Pubertät und der BPA-Belastung von Mädchen große Sorgen zum machen.  [Studie zu Frühpubertät im Nature Journal] 8)

2002: Eine Studie stellt fest, dass sich eine Belastung mit BPA auf Gehirn und Verhalten auswirkt. Italienische Wissenschaftler setzten Mäuse während der Schwangerschaft und Laktation einer BPA-Belastung aus. Die Nachkommen zeigen ein weniger mütterliches Verhalten. Die Autoren bringen Veränderungen im Gehirn und im Verhalten mit der BPA-Belastung in Zusammenhang. Die schädlichen Dosen bei 200 µg/Kg/d sind 40 mal niedriger als in jener Studie, welche die EPA zur Festlegung ihrer Sicherheits-Grenzwerte von 1993 heran zog. [Palanza Studie – BPA wirkt sich auf Gehirn und Verhalten schädlich aus] 9)

 

2003 bis 2006: Erste größere Untersuchung der Regierung zur niedrigdosigen Toxizität von BPA, geleitet von einem Industrieberater

2003: BPA wird auf Risiken für die Bevölkerung untersucht. Das National Institute of Health (NIH) wählt BPA als Fortpflanzungs- und Entwicklungs-Toxin für eine Untersuchung durch das CERHR (Center for the Evaluation of Risk to Human Reproduction [Zentrum zur Risikoabschätzung für die menschliche Fortpflanzung]) im Rahmen des National Toxicology Program (NTP) aus. Das NHI stellt einen Industrie-Agenten von Sciences International (SI) ein, um die Untersuchung zu leiten.

2003 bis 2006: Industrie-Berater leitet erste Bewertung von BPA, stellt ein handverlesenes Beratungsgremium zusammen. Sciences International führt die Bestandsaufnahme der Literatur zur Toxizität von BPA durch, wählt Studien aus, fasst diese zusammen und liefert zur Relevanz jeder Studie eine Einschätzung. SI und CERHR Bedienstete wählen 15 handverlesene Wissenschaftler für das Experten-Beratungsgremium der Regierung aus, welche die Einschätzungen von SI begutachten und zur Toxizität von BPA Empfehlungen aussprechen sollen, doch sie schließen mit Absicht alle Wissenschaftler vom Gremium aus, die nennenswertes Fachwissen über BPA besitzen, da sie befürchten, Fachwissen könnte das Ergebnis der Bewertung verfälschen.

Dezember 2006: Der Bericht des Industrie-Beraters und des Beratungsgremiums folgt der Linie der Industrie – „BPA ist sicher!“ Das CERHR publiziert den BPA-Bericht seines Beratungsgremiums, der weitgehend von Sciences International geschrieben wurde. Öffentliche Kommentare zum Bericht von Dr. vom Saal und anderen weisen auf Fehler bei der Interpretation von Studien hin und listen ausserdem Studien auf, die eine niedrigdosige Toxizität von BPA belegen und von Sciences International nicht in den Entwurf aufgenommen wurden. [Bericht des Beratungsgremiums, Dezember 2006 (PDF)] 10) [Kritik von Dr. vom Saal(PDF)] 11) [Alle öffentlichen Kommentare] 12)

 

Erste Hälfte von 2007: Der Industrie-Einfluss auf die BPA-Wissenschaft ist enttarnt, die Behörde feuert den Industrievertreter

28. Februar 2007: Die Environmental Working Group findet heraus, dass der BPA-Berater der Regierung für BPA-Hersteller arbeitet. Die EWG erfährt, dass Sciences International, die Firma welche die Toxizität von BPA für die Regierung abschätzt, Firmenkunden wie Dow Chemical und BASF hat, bei diesen handelt es sich um die Haupthersteller von BPA. [Die Verbindungen von SI zur BPA-Industrie] 13)

28. Februar 2007: Der US-Kongreß leitet eine Untersuchung über Interessenkonflikte der Regierung beim Umgang mit BPA ein. Das mächtige Komitee für Aufsicht und Regierungsreform [House Oversight and Government Reform Committee] startet eine Untersuchung zu Interessenkonflikten bei der NIEHS [National Institute of Environmental Health Sciences / Nationales Institut für Umweltgesundheit], jene Behörde des NIH, die dafür verantwortlich ist, den industrienahen Partner SI für die BPA-Evaluation angeheuert zu haben. Die Kongress-Abgeordneten Waxman und Senator Boxer verlangen, dass der NIEHS-Direktor Dr. David Schwartz Informationen über mögliche Interessenkonflikte bei der Beteiligung von Sciences International liefert. [Das Kongreß-Komitee verlangt Informationen zum BPA-Bewertungsverfahren (PDF)] 14)

4. März 2007: Die LA Times berichtet über Interessenkonflikte der Regierung bei der Wahl von BPA-Beratern. Marla Cone von der LA Times berichtet, dass chemische Firmen die BPA herstellen zu den Kunden von Sciences International gehören und weist auf Bedenken hin, dass diese Geschäftsverbindungen die Fähigkeit von SI beeinträchtigen könnten, ein neutrales Einschätzungsverfahren der Toxizität von BPA für die Regierung durchzuführen. [Der LA Times Artikel über Interessenkonflikte bei SI] 15)

5. – 7. März 2007: Die Regierung hebt den Vertrag mit dem Industrieberater auf, ist aber nicht in der Lage, dessen Arbeit zu verwerfen. Auf der ersten öffentlichen Sitzung des CERHR Beratungs-Ausschusses kündigt das CERHR an, dass die Mitarbeit von Sciences International aufgrund möglicher Interessenkonflikte gekündigt wurde. Das CERHR versagt jedoch darin, die Arbeit von SI zu verwerfen, stattdessen bearbeitet der Beratungs-Ausschuss die ursprünglich von SI bereitgestellte BPA-Einschätzung.

5. März 2007: Die erste größere Studie über konservierte Nahrung weist eine ausgedehnte BPA-Kontamination nach. Eine Studie der EWG untersucht 97 verschiedene Nahrungsmittel in Konservendosen und weist weit verbreitete, hohe Belastungen mit BPA nach, sobald die Chemikalie von den Beschichtungen der Konservendosen abgegeben wird. Die EWG-Studie präsentiert Daten, welche die höchste Belastung in Suppenkonserven, Nudelgerichten und Babynahrung nachweisen und enthält Informationen zu möglichen Gesundheitsgefahren für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Amerikaner mit BPA-Werten belastet werden, die höher sind als jene, die sich in Laborversuchen als schädlich erwiesen haben. [Untersuchung der EWG zu konservierter Nahrung] 16)

13. April 2007: Die Regierung feuert den Partner aus der Industrie. Das NIEHS entlässt den Industrie-Vertragspartner Sciences International aufgrund von Bedenken wegen einem Interessenkonflikt. Das BPA Beratungs-Gremium arbeitet jedoch mit dem von SI erstellten Entwurf des Berichtes der Expertengruppe weiter, trotz der besorgten Hinweise von Aktivisten und unabhängige Wissenschaftlern, dass der Bericht extrem einseitig und mängelbehaftet ist. [Government news release on contractor firing (PDF)] 17)

20. April bis 20. Juni 2007: Die Bewertung der Regierung enthält ungefähr 300 Fehler. Das CERHR veröffentlicht einen weiteren Entwurf der BPA-Einschätzung des Beratungs-Gremiums und bittet um öffentliche Stellungsnahmen. Die EWG findet in den Bericht viele Beispiele willkürlicher und unschlüssiger Anwendung von wissenschaftlichen Kriterien auf die BPA-Studien. Die EWG weist darauf hin, dass das Experten-Gremium 70% Industrie finanzierte und nur 30% nicht Industrie finanzierte Studien zur Bewertung der Toxizität von BPA als geeignet erachtet hat; das Gremium lehnt drei mal so viele unabhängige Studien wie Industrie finanzierte Studien ab. Sechs unabhängige Wissenschaftler schickten dem CERHR Kommentare, um die Interpretation ihrer Studien durch das Gremium zu korrigieren. Namentlich schickte Dr. Ana Soto’s Labor an der Tufts University einen ausführlichen Bericht, der die Fehler im Bericht Seite für Seite heraus arbeitete. Insgesamt finden die BPA-Experten 297 sachliche Fehler und Misinterpretationen in dem Regierungs-Entwurf zur BPA-Bewertung, wie aus einer Analyse der Kommentare der EWG hervorgeht. [Der Der Beratungs-Gremium (Experten-) Bericht zu BPA vom Juni 2007] 18) [Die EWG kommentiert den BPA-Bewertungsentwurf (PDF)] 19) [Alle öffentlichen Kommentare] 20) [Die Ermittlung von 297 Fehlern im Dokument durch die EWG]24 21

 

Die zweite Hälfte von 2007: Das Regierungs-Gremium ignoriert die niedrigdosige Toxizität von BPA, gibt Industrie-Studien den Vorzug, BPA-Experten warnen vor Gesundheitsrisiken

24. Juli 2007: Das NTP nimmst seinen Vertragspartner aus der Pflicht, versagt jedoch, die fehlende Ausgewogenheit und Unzulänglichkeit von dessen Arbeit festzustellen. Das NIEHS-NTP veröffentlicht die Ergebnisse seiner Selbstprüfung bezüglich eines möglichen Interessenkonfliktes des beauftragten Vertragspartners Sciences International; man kommt zu dem Schluss, dass es an der Arbeit von SI zu BPA nichts zu bemängeln gibt. Zu dieser Prüfung gehörte keine Evaluation der Richtigkeit und Vollständigkeit der BPA Literatur-Analyse, die Sciences International zu Verfügung gestellt hatte. Viele BPA-Fachleute sind der Ansicht, die Prüfung hätte der Frage nachgehen sollen, ob Sciences International mit Hilfe von peer-reviewter Literatur seine Analyse von BPA-Studien in die gewünschte Richtung drehte; Experten-Analysen der Arbeit von SI legen dies nahe. [results of NTP’s self-audit (pdf)] 22)

2. August 2007: Unabhängige BPA-Experten stellen eine Bewertung fertig, die vor BPA-Risiken für die Bevölkerung warnt.Ein vom NIH finanziertes Gremium von 38 unabhängigen Wissenschaftlern die zu BPA forschen beenden einen ausführlichen Überblick zu den Gesundheitsrisiken durch BPA und dem Ausmaß der Belastungen. Diese Gruppe, die als Chapel Hill Panel bekannt ist, kommt zu den Schluss, dass eine BPA-Belastung mit den derzeitigen Werten ein eindeutiges Gesundheitsrisiko darstellt. Sie veröffentlichen eine Konsenserklärung zu den Risiken von BPA für die Gesundheit und Reproduktion und fünf Artikel diskutieren ihre Ergebnisse im peer-reviewten Journal „Reproductive Toxicology“. [Zusammenfassung der Chapel Hill Panel Ergebnisse] 23)

6. – 8. August 2007: Ein zweites Treffen zum Beratungs-Gremium beleuchtet die Fehler des Bewertungsverfahrens. Die EWG veröffentlicht eine Analyse von Kritiken unabhängigen Wissenschaftler an der BPA-Bewertung des Beratungs-Gremiums, welche dem CERHR im Juni 2006 übermittelt wurden und präsentiert Ergebnisse die zeigen, dass der Zwischenentwurf des Experten-Gremiums hunderte mögliche Fehler und Ungereimtheiten enthält. [Die EWG-Evaluation von 297 Fehlern im Dokument]> 24)

8. August 2007: Eine EWG-Studie zeigt, dass viele Babys durch kontaminierte Babynahrung mit BPA belastet werden. Die EWG veröffentlicht eine Analyse von auf BPA getesteter Kindernahrung die ergab, dass jedes 16. mit Babynahrung gefütterte Baby einem BPA-Wert ausgesetzt ist, der sich in Tierversuchen als toxisch erwiesen hat. Die EWG-Studie zeigt, dass die Einschätzung der FDA von 1997 (Biles 1997) die Belastung von Babys mit BPA signifikant unterschätzt hat. [Die Belastung von Babys mit BPA durch kontaminierte Babynahrung] 25)

26. November 2007: Das BPA Beratungs-Gremium veröffentlicht die Endfassung seines Berichtes, spielt BPA-Risiken herunter, ignoriert viele bedenkliche Risiken des Chapel Hill Panels. In seinem endgültigen Bericht bringt das Beratung-Gremium eine „gewisse Besorgnis“ über neurale und verhaltensbestimmende Wirkungen einer fötalen Belastung mit niedrigen BPA-Dosen zum Ausdruck, weist aber unabhängige Studien zurück, die BPA mit Brust- und Prostata-Krebs, Übergewicht und Problemen der Reproduktion in Zusammenhang bringen. Die Ergebnisse widersprechen den Resultaten des mit BPA-Experten besetzten Chapel Hill Panels. Der Bericht korrigiert nicht viele der 297 Sach- und Interpretations-Fehler, die zu einem früheren Zeitpunkt des selben Jahres von BPA-Fachleuten bekanntgegeben wurden. [Der Beratungs-Gremium (Experten-) Bericht zu BPA von November 2007 (PDF)] 26)

 

Spätes 2007, frühes 2008 – Die Standpunkte von FDA und Herstellern von Babynahrung zur Sicherheit von BPA für Babies geraten unter Beschuss, der US-Kongress ermittelt

5. Dezember 2007: BPA kommt bei jedem Hersteller von Babynahrung vor. Die EWG berichtet, dass jeder größere US-Hersteller von Babynahrung BPA zum Beschichten des Metalles seiner Babynahrungs-Dosen einsetzt. In Anbetracht zahlreicher Studien die mittlerweile zeigen, dass Babys mit Besorgnis erregenden BPA-Werten belastet werden, führt die EWG eine Befragung von Babynahrungs-Herstellern zum Einsatz von BPA durch und veröffentlicht einen Ratgeber für Babynahrung, der Eltern Informationen liefert, wie man die Belastung durch Babynahrung aus Dosen verringern kann. Die Befragung der Hersteller ergibt, dass jeder größere Babynahrungs-Hersteller Beschichtungen auf BPA-Grundlage einsetzt, aus denen BPA in die Babynahrung gelangen kann. [EWG Eltern-Ratgeber für Babynahrung] 27)

17. Januar bis 5. Februar 2008: Wichtige Untersuchung des US-Kongresses zur FDA, zu Babynahrung und Industrie-Berater. Aufgrund der wachsenden Besorgnis über die Belastung von Kindern mit BPA, leitete das Komitee des Repräsentantenhauses für Energie und Handel eine Untersuchung über den Einsatz von BPA in der Beschichtung von Konservendosen ein, die Babynahrung enthalten. Die Abgeordneten John D. Dingell und Bart Stupak verlangen, dass die Hersteller von Babynahrung Informationen über ihren Einsatz von BPA in ihren Erzeugnissen liefern und darüber, ob sie ihre Babynahrung auf BPA testen. Sie fordern ausserdem, dass die FDA ihren Standpunkt zur Sicherheit von BPA erläutert und Belege liefert, die ihre Behauptung untermauern, dass es „für die aktuellen BPA-Belastungswerte keine Sicherheitsbedenken gäbe“. Schliesslich bittet das Komitee eine private Beraterfirma, die Weinberg Group, ihre Arbeit für BPA-Hersteller zu dokumentieren, es bitte diese zu klären, „ob Wissenschaft käuflich ist“. [Kongress-Untersuchung zu Babynahrungs-Herstellern] 28) [Der Kongress fordert von der FDA einen Begründung für die Behauptung der Sicherheit von BPA (PDF)] 29) [Anfrage des Kongresses an die Weinberg Group (PDF)] 30)

29. Januar bis 8. Februar 2008: Die Hersteller von Babynahrung geben zu, dass sie nicht wissen, wieviel BPA ihre Babynahrung enthält. Die Hersteller von Babynahrung antworten auf die Anfrage des Kongresses. Die meisten geben zu, dass sie ihre Produkte nicht auf BPA getestet haben. Zwei, Hain-Celestial und Abbott, haben zwar Test durchgeführt, jedoch mit einer Nachweisgrenze die so hoch lag, dass sie nicht jene [niedrigeren] BPA-Werte erfassen konnten, die sich in Studien als potentiell toxisch erwiesen haben und die sowohl von EWG wie von FDA Untersuchungen nachgewiesen wurden. [Quelle nicht mehr auffindbar] 31)

7. Februar 2008: Babyfläschchen geben BPA ab. Ein Zusammenschluss von Umwelt- und Gesundheitsgruppen aus den USA und Kanada veröffentlichen eine Studie die zeigt, dass Babyfläschchen BPA in erwärmte Flüssigkeiten abgeben, dies schürt erneut Bedenken über die Sicherheit von Plastikflaschen. [BPA in Babyfläschchen] 32)

25. Februar 2008: Die FDA antwortet der Untersuchungs-Kommission des Kongresses, gibt zu, dass nur zwei Industriestudien die Basis für ihre Sicherheits-Beurteilung sind. Die Antwort der FDA auf eine Anfrage des Kongresses zu ihren BPA-Evaluationen deckt auf, dass sich die Behauptung der der Behörde, die derzeitigen BPA-Belastungswerte würden keine Gesundheitsgefahr darstellen, auf zwei Studien stützt, die vom American Plastics Council [Kunststoff-Handelsverband] finanziert wurden. Dazu muss man wissen, dass die eine dieser Studien von BPA-Experten wegen ihren grundlegenden Design-Mängeln vielfach kritisiert worden ist. Die andere Studie wurde der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht und wurde bis heute in keinem peer-reviewten Journal veröffentlicht. Dutzende Studien, die in der peer-reviewten Literatur veröffentlicht wurden, bringen extrem niedrige BPA-Belastungen mit einer Anzahl von gesundheitlichen Nebenwirkungen in Zusammenhang, dazu gehören Brust- und Prostata-Krebs, frühe Pubertät, Unfruchtbarkeit, Übergewicht und Verhaltensstörungen. Die FDA hat keine dieser Studien zu seine Evaluation der Sicherheit von BPA herangezogen. [Quelle nicht mehr auffindbar] 33)

4. April 2008: Der Kongress verlangt erneut, dass die FDA die Grundlage ihrer Behauptung, BPA wäre sicher, offenlegt.Nachdem die FDA zugegeben hatte, dass seine Sicherheitsbewertung von BPA sich auf zwei Industrie-Studien stützt, von denen eine nicht veröffentlicht wurde, fordert das Komitee für Energie und Handel, dass die FDA die zuvor geforderten Details für ihre Sicherheitsbewertung von Babynahrung preis gibt oder mit einer Vorladung durch den Kongress rechnen muß. [Der Kongress verlangt von der FDA Daten über die Belastung von Babys (PDF)] 34) [Antwort der FDA (PDF)] 34*)

 

Frühjahr 2008 – Die Regierung stellt fest, dass BPA mit Risiken für den Menschen verbunden ist, Wal-Mart und andere Handelsketten nehmen BPA-Produkte aus den Regalen

16. April 2008: Das NTP veröffentlicht eine eigene Einschätzung der Toxizität von BPA, und äussert zum ersten Mal grundsätzliche Bedenken wegen den mit BPA verbundenen Risiken für die menschliche Entwicklung. Das NTP veröffentlicht seine eigene Bewertung der Risiken, welche für die menschliche Reproduktion und Entwicklung mit BPA verbunden sind, indem es den Bericht des Beratungs-Gremiums, die Ergebnisse des Chapel Hill Panels und andere neuere wissenschaftliche Publikationen einer eigenen Prüfung unterzieht. Der Entwurf bedeutet eine dramatische Abkehr von den Resultaten des Beratungs-Gremiums und äussert Bedenken, weil BPA mit früher Pubertät, Brustkrebs, Prostata-Veränderungen und Verhaltensproblemen in Zusammenhang gebracht wird. Die NTP betont, dass Schwangerschaft und frühe Kindheit besonders heikle Perioden sind, wenn man von höheren Belastungen und einer begrenzten Fähigkeit die Chemikalie zu verstoffwechseln ausgeht. [NTP-Entwurf zur Bewertung von BPA (PDF)] 35)

16. April 2008: Der Kongress fordert die FDA auf, seine Sicherheits-Grenzwerte für BPA unter Berücksichtigung neuer Bedenken wegen Gesundheitsgefahren neu festzulegen. Die Abgeordneten John Dingell und Bart Stupak, Vorsitzende des Komitees für Energie und Handel und des Komitees für Aufsicht und Untersuchungen, knüpfen an die dramatischen Erkenntnisse des NTPs zu den Problemen mit BPA an und fordern die FDA dazu auf, die Sicherheit von BPA in Produkten für Babys und Kinder umgehend neu zu überprüfen. [Der Kongress verlangt von der FDA, die BPA-Risiken neu zu bewerten] 36)

18. April 2008: Die kanadische Gesundheitsbehörde [Health Canada] kündigt an, dass BPA als „gefährliche Substanz“ eingestuft wird. Kanada ist das erste Land, das eine vollständige Bestandsaufnahme der Belastung des Menschen mit BPA erstellt und Massnahmen einleitet, die Belastung landesweit zu verringern. Aufgrund der Ergebnisse ihrer Bestandsaufnahme kündigen kanadische Beamte an, dass „die kanadische Regierung vorsorglich beabsichtigt, die Bisphenol-A Belastung von Kleinkindern und Neugeborenen zu reduzieren, indem sie eine Anzahl von Massnahmen plant: das Verbot von Polycarbonat-Babyfläschchen; die Entwicklung eines Zeitplans für den Ersatz von Bisphenol-A in Babynahrungskonserven; Zusammenarbeit mit der Industrie, um alternative Lebensmittelverpackungen und einen [Sicherheits-] Codex zu entwickeln; und Bisphenol-A soll unter Priorität 1 des kanadischen Umweltschutz-Gesetzes gestellt werden“. [Kanadische Massnahmen zur Reduzierung der BPA-Belastung] 37)

18. – 21. April 2008: Größere Hersteller und Händler wenden sich von BPA in Kunststoffprodukten ab. Innerhalb von Tagen nach den Bewertungen durch das NTP und die kanadischen Behörden kündigen wichtige BPA-Verarbeiter wie Playtex (Hersteller von Flaschen und Becher) und Nalgene an, auf BPA freie Produkte umzustellen. Große Handelsketten wie Wal-Mart und Toys R Us kündigen an, dass sie Babyfläschchen die BPA enthalten schnell aus dem Programm nehmen werden. [Wal-Mart nimmt BPA-Fläschchen aus den Regalen] 38) [Toys-R-Us verabschiedet sich von BPA] 39) [Nalgene wird BPA frei] 40)

6. Mail 2008: Das Komitee des Repräsentantenhauses für Energie und Handel schreibt an Hersteller von Babynahrung und fordert, dass sie BPA aus den Nahrungsverpackungen verbannen. Die Vorsitzenden Dingell und Stupak schreiben an wichtige Babynahrungs-Hersteller und erklären: „Wir sind der Ansicht, dass die Gesundheitsrisiken durch BPA für Babys in der Wachstumsphase und für Kleinkinder gravierend genug sind, um unmittelbares Handeln notwendig zu machen und wir sorgen uns, dass BPA weiterhin in den Verpackungen der Babynahrungs-Produkte bleibt.“ [Der Kongress bittet Hersteller von Babynahrung, die BPA-Beschichtung der Konservenprodukte zu ersetzen (PDF)] 41)

Vier Firmen die Babynahrung herstellen beantworten die Anfrage des Komitees. Abbott (Similac), Nestlé, Mead-Johnson (Enfamil) und PBM (Hersteller von Ladenketten-Eigenmarken) deuten an, dass sie derzeit nach alternativen Verpackungen für ihre Produkte suchen. Insbesondere PBM, Hersteller von Ladenketten-Eigenmarken Babynahrung, antwortet: „Dass BPA unter Umständen mit Gesundheitsrisiken für jene Babys und Kleinkinder verbunden ist, die mit unserer Kindernahrung gefüttert werden, war für uns mehr als Grund genug damit anzufangen, Bisphenol A aus unseren Kindernahrungs-Verpackungen zu verbannen.“ [Die Antwort von PBM an den Kongress, BPA aus Babynahrungs-Verpackungen zu entfernen (PDF)] 42)

 

Sommer und Herbst 2008 – Die Industrie bekämpft die Bemühungen von Kalifornien, BPA für Kinderprodukte zu verbieten und die FDA ignoriert beharrlich zahlreiche Laborstudien und erklärt die BPA-Belastung von Babys als „sicher“

Juni bis September 2008: Ein Kalifornischer Gesetzentwurf (Senate Bill 1713) sieht das Verbot von BPA in Produkten für Kinder vor. Die Kalifornische Senatorin Carole Migden bringt einen Gesetzentwurf ein, um BPA für Fläschchen, Schnabeltassen und Babynahrungs-Dosen zu verbieten. Die BPA-Hersteller unternahmen alles, um eine profitable Chemikalie zu schützen, indem sie irreführende Werbung schalteten in der nicht wahrheitsgemäß behauptet wurde, diese Maßnahme würde alle konservierten Nahrungsmittel betreffen, tatsächlich ging es aber nur um in Dosen verpackte Babynahrung. Das Gesetz kommt aufgrund von 10 fehlenden Stimmen in den letzten Tagen der kalifornischen Legislaturperiode nicht zustande. [Enviroblog zu den Anstrengungen der Industrie, das kalifornische Gesetzt zu verhindern] 43)

18. August 2008: Die FDA veröffentlicht ihren Entwurf zur Risiko-Bewertung der BPA-Belastung durch Lebensmittelverpackungen. Die Bewertung der FDA kommt zu den Schluss, dass die BPA-Belastungen von Erwachsenen und Kindern weit unter den toxischen Werten liegen. Die Bewertung der FDA ignoriert die Erkenntnisse des NTP und die Resultate dutzender akademischer Studien, die eine niedrigdosige Toxizität von Belastungswerten festgestellt haben, die mit denen der Babys vergleichbar sind, welche mit flüssiger Babynahrung aus Dosen gefüttert werden. [Materialien einer FDA-Veranstaltung] 44)

3. September 2008: Der endgültige Bericht des NTP. Das National Toxicology Program veröffentlicht einen endgültigen Bericht, der „einige Bedenken“ zu den Auswirkungen von BPA zum Ausdruck bringt, was „die Entwicklung von Prostata-Drüse, Gehirn und Verhaltenstörungen bei Föten, Babys und Kinder“ angeht.

16. September 2008: Das Subkomitee des Wissenschaftsrates der FDA diskutiert den FDA-Entwurf. Zur Überprüfung des FDA-Entwurfs wird eine öffentliche Sitzung abgehalten. Die EWG gibt zu den Unzulänglichkeiten der FDA Risikoabschätzung seine Stellungnahme ab und beteiligt sich an einem Beratungs-Gremium des wissenschaftlichen Subkomitees. [EWG-Kommentar zur fehlerhaften FDA-Bewertung] 45)

Am selben Tag veröffentlicht die American Medical Association (JAMA) eine Studie, welche die Alltagsbelastung von Erwachsenen mit Herzerkrankungen, Diabetes und Anzeichen von Lebervergiftung in Zusammenhang bringt. Diese Studie stellt die Behauptung der FDA in Frage, dass die Belastung von Erwachsenen 27.000 mal niedriger wäre als jene, die sich im Tierversuch als toxisch erwiesen habe.

11. Oktober 2008: Ein schwerwiegender Interessenkonflikt wird aufgedeckt. Das Milwaukee Journal Sentinel berichtet, dass Martin Philbert, Mitglied des FDA-Wissenschaftsrates, in dem Monat eine 5 Millionen Dollar Spende von einem Hersteller für medizinische Geräte bekam, als er zum Vorsitzenden des BPA-Subkomitees berufen wurde. Philbert hat diese Spende der FDA nicht bekannt gegeben. [Der Journal Sentinel Artikel] 46)

Die Abgeordneten DeLauro, Dingell, Stupak und Markey erheben gegen die Beteiligung von Philbert am Subkomitee Einwände. Die EWG fordert, dass das bevorstehende Treffen des Wissenschaftsrates verschoben wird. [EWG Pressemitteilung] 47)

15. Oktober 2008: Drei Bundesstaaten verlangen die Abschaffung von BPA.Drei Staatsanwälte aus Connecticut, New Jersey und Delaware drängen 11 Hersteller von Babynahrung und Babyflaschen, die Verwendung von BPA einzustellen. Es wurde nachgewiesen, dass die Chemikalie aus den Flaschen und Dosen in die Nahrung der Babys gelangt und sie damit, in einer Periode der größte Gefährdung durch die schädliche Wirkung von BPA, mindestens zwölf mal so hohen BPA-Werten aussetzt wie Erwachsene. [Presseerklärung eines Staatsanwaltes] 48)

18. Oktober 2008: Kanada schränkt BPA für Fläschchen und Babynahrung ein. Health Canada legt fest, dass die Belastung von Babys mit BPA angesichts von Laborstudien riskant ist, welche dauerhafte Veränderungen im Gehirn und Verhalten bei niedrigen Dosen ergaben. Die Regierung ordnet unmittelbare Schritte an, um die Belastung durch Fläschchen und Babynahrung in Dosen zu reduzieren. Ausserdem unterrichten sie Eltern über Methoden, Baby-Mahlzeiten fertig zu machen, bei denen weniger BPA freigesetzt wird. [Quelle nicht mehr auffindbar] 49)

28. Oktober 2008: Das BPA-Subkomitee der FDA fordert die FDA auf, seine Hausaufgaben zu machen. Das Subkomitee entscheidet, dass die Risikobewertung der FDA ernsthafte Mängel aufweist und äusserte „schwere Bedenken“ zum Entwurf. Sie greifen die Forderungen der EWG auf, die FDA sollte ihre Einschätzung der Belastung von Kleinkindern verbessern, neue Publikationen berücksichtigen, wie auch dutzende von Studien, die auf eine niedrigdosige Toxizität hinweisen. [Quelle nicht mehr auffindbar] 50)

31. Oktober 2008: Der Wissenschaftsrat der FDA nimmt die Empfehlungen seines Subkomitees ohne Gegenstimmen an. Der Wissenschaftsrat der FDA entschied per einstimmig, die vernichtende Beurteilung der mangelhaften Sicherheitsbewertung durch das Subkomitee zu übernehmen. Der Wissenschaftsrat hält die FDA an, eine von Grund auf neue Risikoabschätzung zu erstellen, welche die Belastung von Kleinkindern und die Studien zur Toxizität niedriger Belastungen voll berücksichtigt. Die EWG wie auch ein Mitglied des Wissenschaftsrates weisen darauf hin, dass es notwendig ist, über sofortige Maßnahmen nachzudenken, welche die Gesundheit von Kindern und möglicherweise auch Erwachsenen schützt, während die FDA das Gesundheitsrisiko neu bewertet. [Zum Treffen des FDA-Wissenschaftsrates] 51) und [EWG-Kommentar zum Wissenschaftsrat] 52)

 

2009 – Über 20 Bundesstaaten führen Gesetze ein, um die Belastung von Kindern mit BPA zu verringern

2. März 2009: Kalifornisches Gesetz eingeführt. Staats-Senatorin Fran Pavley (D-Agoura Hills) brachte einen Gesetzentwurf ein, der es verbietet, jegliche Flaschen, Tassen, Flüssignahrung oder Getränke herzustellen oder zu verkaufen, die mehr als 1 ppb BPA enthalten. [Gesetzentwurf CA SB797] 53)

4. März 2009: Suffolk County, NY beschliesst, auf BPA-Basis hergestellte Plastikflaschen und Tassen zu verbieten

5. März 2009: Connecticut Staatsanwalt kündigt an, Firmen werden die Produktion von BPA-Flaschen einstellen. 6 Firmen Avent, Disney First Years, Gerber, Dr. Brown, Playtex und Evenflow einigen sich mit Staatsanwalt Richard Blumenthal und werden die Verwendung von BPA basierten Kunststoffen zur Herstellung von Babyfläschchen für den US-Markt einstellen.

Blumenthal, der mit seinen Kollegen in Delaware und New Jersey die Vereinbarung mit den Flaschenherstellern ausgehandelt hatte sagte, er würde als nächstes Druck auf die Gesetzgebung ausüben, um BPA für Babynahrungs-Dosen, Babynahrungs-Behälter und andere Verpackungen für Produkte welche für Säugling und Kleinkinder auf dem Markt sind zu verbieten.

23. April 2009: Suffolk County NY verbietet BPA. Der Rechtsakt verbietet den Verkauf von Polycarbonat-Trinkbehälter für Kinder von 3 Jahren oder jünger. [Suffolk, Bekanntgabe des Gesetzes (PDF)] 54)

8. Mai 2009: In Minnesota wird ein BPA-Gesetz verabschiedet. Das Gesetz in Minnesota verbannt die Chemikalie aus Getränkebehältern für Kinder und wird 2010 in Kraft treten.

12. Mai 2009: BPA-Flaschen erhöhen die die Belastung von Erwachsenen um 70%. Wissenschaftler der Harvard University veröffentlichen eine Arbeit die zeigt, dass Studenten die Wasser aus Polycarbonat Sportflaschen tranken, 70% mehr von dieser Chemikalie in ihrem Körper hatten, sofern sie alle Getränke aus BPA-Trinkbehältern tranken, als wenn sie Edelstahl-Trinkflaschen benutzten. Die Studie gibt Anlass, sich über die Intensität der Belastung von Flaschen gefütterten Babys Sorgen zu machen, die unter Umständen ihre gesamte Nahrung aus BPA haltigen Flaschen aufnehmen. [Harvard BPA-Studie] 55)

14. Mai 2009: Der Chicago City Council beschließt ein BPA-Verbot. Chicagos Rechtsakt verbietet Nahrungs- oder Trinkbehälter die BPA enthalten für Kinder unter 3 Jahren.

29. Mai 2009: Der verzweifelte Versuch von BPA-Herstellern wird aufgedeckt, die öffentliche Meinung zu ihrem Produkt umzukehren.The Milwaukee Journal-Sentinel berichtet von einem Treffen der größten BPA-Produzenten und Lebensmittelhersteller (Coca-Cola, Del Monte) und Handelsverbänden, um Strategien zu entwickeln, wie sie die staatlichen Anstrengungen zum Verbot der Chemikalie umlenken könnten. Sie besannen sich auf Latino- und Afro-Amerikaner als Zielgruppe, die davon überzeugt werden sollten, dass die BPA-Regulierung ihnen schaden würde. Nach dem Journal-Sentinel „schlugen Teilnehmer den Gebrauch von Angst-Strategien vor, etwa die Konsumenten zu fragen, ‚Wollen Sie, dass es keine Babynahrung mehr gibt?'“. [Milwaukee Journal-Sentinel Artikel zu den Industrie-Possen] 56)

3. Juni 2009: Connecticut verbietet BPA. Das Gesetzt, das von Gouverneur Jodi Rell unterzeichnet wurde richtet sich gegen die Kontamination von Babynahrung, Babynahrungs-Dosen und Becher, aber auch sämtliche wiederverwendbare Lebensmittel- und Getränkebehälter. Das Gesetz wird 2011 in Kraft treten. [Norwalk News über das Connecticut-Gesetz] 57)

Juni 2009: Die Endocrine Society gibt eine Warnung zu endokrinen Disruptoren einschließlich BPA heraus. Die Endocrine Society fordert eine „Gesetzgebung mit dem Ziel, die Belastung des Menschen durch zahlreiche das Hormonsystem störende Substanzen zu verringern“ und zählt insbesondere BPA zu den Besorgnis erregenden Chemikalien. [Das Statement der Endocrine Society(PDF)] 58)

Juni 2009: Der Kongress setzt für die FDA eine Frist zum handeln. Der Abgeordnete Edward Markey (D-MA) [District of Massachusetts] verleiht der Endfassung des Gesetzes zur Nahrungssicherheit und Verbesserung Nachdruck und verlangt von der FDA, gegen BPA bis zum 31. Dezember 2009 etwas zu unternehmen. [Pressemeldung der EWG zu Vorstoß von Markey] 59)

9. Juli 2009: Ein großer Babynahrungs-Hersteller verzichtet auf BPA. Abott kündet an, dass seine Babynahrung der Marke Similac zu 91% BPA-frei ist, das bedeutet, dass alle Pulver- und gebrauchsfertige Babynahrung ohne BPA umgepackt wurden. Die Babynahrungs-Konzentrate werden noch in BPA-beschichteten Metalldosen verkauft. [Quelle nicht mehr auffindbar] 60)

3. August 2009: Der Staat Massachusetts warnt Eltern, sie sollen BPA in Flaschen und Babynahrung meiden. Im Merkblatt des staatlichen Büros für Umweltgesundheit sind praktische Regeln enthalten, um BPA zu vermeiden. Dazu gehört, statt flüssiger Babynahrung wenn möglich Pulver zu kaufen und Plastikflaschen nicht zu benutzen. [Quelle nicht mehr auffindbar] 61

September 2009: Sigg gibt eine über zwei Jahre alte Lüge zu. 2007 hat die EWG Verbraucher davor gewarnt, daß Epoxid beschichteten Wasserflaschen von Sigg BPA abgeben könnten. Sigg hat die Behauptungen der EWG vehement bestritten und gedroht, die EWG „wegen Rufschädigung ihrer Marke“ zu verklagen. Ganze zweieinhalb Jahre später kündigt Sigg an, dass sie (bereits vor einem Jahr) still und heimlich auf eine BPA freie Beschichtung umgestellt hätten und bieten an, alte Flaschen auszutauschen. Die Reaktion der EWG: [Artikel von Elaine Shannon über Sigg in der Huffington Post] 62) und [Schreiben von EWG an Sigg] 63)

24. November 2009: Consumer Reports berichtet über BPA in Lebensmitteln. Die Verbraucherschutz-Organisation stellt in nahezu jeden Produkt BPA fest, dazu gehören Bio-Marken und Marktführer wie Campbell’s, Chef Boyardee, Del Monte, Nestlé, und Progresso. Diese Ergebnisse bestätigen die EWG-Untersuchungen aus dem Jahre 2007 und deuten darauf hin, dass Lebensmittel und Babynahrung in Dosen für gefährdete Bevölkerungsgruppen nicht sicher sein könnten. [Die Tests konservierter Lebensmittel von Consumer Reports] 64) und [Die EWG-Tests konservierter Lebensmittel von 2007] 65)

2. Dezember 2009: Die EWG weist BPA in 9 von 10 Neugeborenen nach. Die ersten, jemals mit amerikanischen Babys durchgeführte Untersuchung der EWG stellt in 9 der 10 Proben aus dem Nabelschnurblut Neugeborener BPA fest. [EWG-Studie, Schadstoffe in Minderheiten-Neugeborenen] 66)

 

2010 – Mehr Fortschritte mit BPA auf der bundesstaatlichen und staatlichen Ebene

14. Januar 2010: Die FDA schliesst sich anderen Behörden an und bringt „gewisse Bedenken“ wegen BPA zum Ausdruck. In einer gemeinsamen Pressekonferenz verkündet die FDA Massnahmen, welche Eltern ergreifen können, um die BPA-Belastung ihrer Kinder zu verringern und erwähnt BPA freie Babynahrung in Pulverform oder in [Glas-] Flaschen als erhältliche Optionen. [Erneute Warnung der Regierung an Eltern] 67)

Die FDA berichtet, dass sie Bemühungen der Industrie unterstützt, BPA aus Babyflaschen, Schnabeltassen und der Beschichtung von Babynahrungs-Konserven zu verbannen, doch sie gibt keine Details oder einen Zeitrahmen für diese freiwilligen Maßnahmen bekannt. [Das Neuste der FDA über BPA in Lebensmitteln] 68)

Später Januar 2010: Die Senatoren von Washington und Wisconsin beschließen ein BPA-Verbot für Kinderprodukte. In Wisconsin wird das Senats-Gesetz BPA in Babyfläschchen und Schnabeltassen verbieten. In Washington haben sowohl der Senat als auch das Repräsentantenhaus Gesetze verabschiedet, welche den Verkauf von BPA haltigen Babyfläschchen, Schnabeltassen und anderen Lebensmittelbehältern mit Ausnahme von Blechkonserven nicht mehr erlauben werden. Der Senat gab das Gesetz an Gouverneurin Christine Gregoire zur Unterzeichnung weiter. [Artikel über das Gesetz in Washington] 69) und [Artikel über das Gesetz in Wisconsin] 70)

11. Februar 2010: Kalifornien bereitet die Einstufung von BPA als Reproduktionsgift vor. Das kalifornische Amt für die Bewertung von Umwelt-Gefahrenstoffen (California’s (Office of Environmental Health Hazard Assessment / OEHHA)) beschliesst, dass die vorausgegangene Entscheidung des Nationalen Toxikologie-Programmes (NTP) genügt, die Chemikalie als gefährlich zu listen. Das OEHHA lässt bis Mitte April Kommentare zu. [Ankündigung der OEHHA BPA nach dem Gesetzentwurf Prop 65 zu listen] 71)

Frühjahr 2010: BPA-Gesetze gibt es in 10 US-Staaten und im Distrikt Columbia. Zu diesen Staaten gehören Kalifornien, Maryland, Missouri, New Jersey, New Mexico, New York, Pennsylvania, Vermont, Washington State, und Wisconsin.

11. März 2010: In Kanada tritt das Verbot in Kraft. Kanada ist der Ansicht, dass diese Massnahme nicht viel kosten und die Industrie wenig beeinträchtigen wird und dass Kinder ein großen Nutzen davon haben werden. [Die kanadische Ankündigung] 72)

29. März 2010: Die EPA erlässt einen Plan, Umweltrisiken zu verringern. Die EPA veröffentlicht ihren Aktionsplan, der von Herstellern verlangt, Schadstoff-Emissionen zu erfassen und ökologische Risiken abzuschätzen. Die EPA wird nach Alternativen für BPA in Thermopapier suchen, was eine große Umweltbelastung darstellt und Risiken für Kinder bewerten, die nicht von BPA-Quellen in Lebensmitteln ausgehen. [EPAs Aktionsplan für BPA] 73)

April 2010: General Mills will BPA freie Konserven für Muir Glen Tomatoes einführen.
Der Corporate Social Report [Mitteilungen zur Betriebsethik] von General Mills kündigt an, dass seine Bio-Tomaten der Marke Muir Glen ab der nächsten Herbsternte in BPA freien Konserven verkauft werden. [General Mills 2010 Corporate Sustainability report (PDF S. 96)] 74)

13. April 2010: Maryland verbietet BPA. Maryland wird der 5. US-Bundesstaat, der BPA für Babyfläschchen verbietet. [Enviroblog zum Verbot in Maryland] 75)

12. Mai 2010: Vermont erlässt ein BPA-Verbot für Babynahrung, Babyfertignahrung und Trinkflaschen. Diese Einschränkungen werden ab 1. Juli 2014 auch für Metalldosen gelten. [Gesetz: VT law 89 (PDF)] 76)

19. Mai 2010: Senator Feinstein will BPA in die Reform des Nahrungsmittel-Sicherheits-Gesetzes aufnehmen. Diane Feinstein (Distrikt Kalifornien) bringt einen Entwurf zu BPA ein um sicherzustellen, daß das Gesetz zur Modernisierung der Lebensmittelsicherheit, das gerade im Kongress beraten wird, Kinder und andere gefährdete Gruppen schützt. [Feinstein zu BPA (PDF)] 77)

9. Juni 2010: Die deutsche Regierung empfiehlt, BPA reglementieren. Deutschland kündet an, es wird der EU besondere Maßnahmen zur Reduzierung des Risikos vorschlagen. [Deutscher BPA-Report] 78)

1. Juli 2010: Dänemark schränkt BPA temporär ein. Die Dänen verbieten Babyfläschchen, Schnabeltassen, sowie Verpackungen für Babynahrung und „Muttermilch-Ersatz“. Die Maßnahme gilt „temporär“, solange bis bewiesen ist, dass BPA für die Entwicklung des Nervensystemes und des Verhaltens sicher ist. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit prüft die Sicherheit von BPA für Lebensmittel und wird bis September 2010 entscheiden. [Artikel zum dänischen Verbot] 79) und [BPA-Sicherheitsprüfung der EU] 80)

8. Juli 2010: Der Lebensmittelhersteller Heinz entfernt BPA aus Konserven die in Australien, Großbritannien und Irland verkauft werden. Food Production Daily beruft sich auf einen Sprecher von Heinz Australien, der gesagt haben soll, BPA freie Konserven für Babys werden innerhalb von 12 Monaten erhältlich sein, Gläser mit Metalldeckel später. [Pressemeldung von Heinz] 81)

27. – 28. Juli 2010: Zwei Berichte dokumentieren eine hohe Belastung von Thermopapier-Kassenbons. Die Environmental Working Group und das John Warner Institute for Green Chemistry stellen auf Thermopapier, das sie von den wichtigsten Händlern gesammelt haben, hohe Konzentrationen von fest. Die Test der EWG ergeben, dass 60% der Proben aus dem Geschäften nicht hoch mit BPA belastet sind, das deutet darauf hin, dass es BPA freies Papier für Registrierkassen gibt. [Bericht der EWG] 82) und [Bericht vom Institute for Green Chemistry] 83)

30. Juli 2010: Der New Yorker Gouverneur David A. Paterson unterzeichnet ein Gesetz, das BPA in Flaschen, Schnabeltassen, Schnullern und Trinkhalmen ab Dezember 2010 verbietet. Das Gesetz wurde einstimmig angenommen. Die Regierung des Bundesstaates folgt damit Albany, Schenectady, Suffolk und Rockland Counties, die zuvor die Chemikalie für Schnabeltassen und Babyfläschchen verboten hatten. [New York verbietet BPA] 84)

15. Dezember 2010: Massachusetts verbietet BPA für Babyfläschchen. Das Gesetz gilt für alle Flaschen die nach den ersten Januar 2011 hergestellt und nach dem 1. Juli 2011 verkauft werden, womit der 8. US-Bundesstaat wegen Babyfläschchen in Aktion tritt. [Pressemeldung zum BPA-Verbot in Massachusetts] 85)

 

Frühjahr 2011 – Internationale Bewegung gegen BPA in Babyfläschchen

28. Januar 2011: Die Europäische Union verbietet BPA in Babyfläschchen. Die EU-Staaten werden ab März 2011 die Herstellung von Babyfläschchen aus Polykarbonat nicht mehr erlauben und den Import und Verkauf ab Juni 2011 verbieten. [Richtlinie der EU-Kommission, engl. (PDF)] 86) [Richtlinie der EU-Kommission, deutsch (PDF)]

5. März 2011: China will BPA verbieten. Das chinesische Gesundheitsministerium veröffentlicht einen Entwurf, der laut chinesischer Presse BPA in allem verbietet, was für Kindernahrung oder Getränke verwendet wird. [Die Shanghai Daily zu Chinas BPA-Verbot] 87)

Originalartikel, © Environmental Working Group, www.ewg.org
Translated and published with permission.

Übersetzung: BrunO für CSN-Chemical Sensitivity Network, November 2011

 

Alle in dieser Chronik verwendeten Quellen als Textreferenzen, Stand November 2011:

1) Molecular Structure in Relation to Oestrogenic Activity. Compounds without a Phenanthrene Nucleus, E. C. Dodds and W. Lawson, The Royal Society 1938
www.jstor.org/pss/82191

2) Carcinogenesis Bioassay of Bisphenole A, (CAS No. 80-05-7), National Toxicology Program, 1982
ntp.niehs.nih.gov/ntp/htdocs/LT_rpts/tr215.pdf

3) EPA’s summary of its 1993 (current) BPA safety standard
www.epa.gov/iris/subst/0356.htm
Alte URL: cfpub.epa.gov/ncea/iris/index.cfm?fuseaction=iris.showQuickView&substance_nmbr=0356

4) Prostate enlargement in mice due to fetal exposure to low doses of estradiol or diethylstilbestrol and opposite effects at high doses, vom Saal et al, 1997
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC20042/
Alte URL: www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=9050904

5) Determination of Bisphenol A Migrating from Epoxy Can Coatings to Infant Formula Liquid Concentrates, J. E. Biles et al, FDA 1997
pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/jf970518v

6) Consumer Reports on BPA in bottles, May 1999
www.greenerchoices.org/pdf/Baby%20alert%20-%20New%20findings%20about%20plastics%20
May%2099.pdf

7) FDA memo, May 1999
www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/08/briefing/2008-0038b1_01_19_FDA%20Reference%20Material-FDA%20Memo%20Cumulative.pdf

8) Environmental toxins: Exposure to bisphenol A advances puberty, Nature 1999, doi:10.1038/44517
www.nature.com/nature/journal/v401/n6755/abs/401763a0.html

9) Palanza P, Howdeshell KL, Parmigiani S, vom Saal FS, 2002 Exposure to a Low Dose of Bisphenol A during Fetal Life or in Adulthood Alters Maternal Behavior in Mice. Environ Health Perspect 110(s3): doi:10.1289/ehp.02110s3415
www.ehponline.org/docs/2002/suppl-3/415-422palanza/abstract.html

10) Draft: NTP-CERHR REPORT ON THE REPRODUCTIVE AND DEVELOPMENTAL TOXICITY OF BISPHENOL A, 2006
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/Bispehnol_A_Draft_Report.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/bisphenol-eval.html

11) COMMENTS ON THE REPORT OF THE EXPERT PANEL ON BISPHENOL A, 2006
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/pubcomm/vomsaal_response_BPA_Report.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm/vomsaal_response_BPA_report.pdf

12) Public Comments for NTP Draft Brief on Bisphenol A (April 15, 2008)
ntp.niehs.nih.gov/?objectid=49CA5DD4-0E4B-D606-25EBD012514FE928
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm-bisphenol.html

13) Chemical Industry Consultant Runs Federal Reproductive Health Agency, February 2007
www.ewg.org/node/21975

14) Congressional committee request for information on BPA assessment, February 2007
oversight-archive.waxman.house.gov/documents/20070228174926-82628.pdf
Alte URL: oversight.house.gov/story.asp?ID=1191

15) Public health agency linked to chemical industry, LA Times, March 2007
www.ewg.org/node/21415

16) Bisphenol A: Toxic Plastics Chemical in Canned Food, EWG, March 2007
www.ewg.org/reports/bisphenola

17) NTP Statement on CENTER FOR THE EVALUATION OF RISKS TO HUMAN REPRODUCTION AND SCIENCES INTERNATIONAL, March 2007
ntp-server.niehs.nih.gov/ntp/PressCtr/PressRel/SI_Stop_Stmt.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/news/press/SI_Stop_Stmt200704.pdf

18) Interim draft: NTP-CERHR REPORT on the REPRODUCTIVE and DEVELOPMENTAL TOXICITY of BISPHENOL A, April 2007
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/BPA_Interim_DraftRpt.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/bisphenol-eval.html

19) EWG comment on BPA assessment draft
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/pubcomm/EWG_Comments_BPA_Interim.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm/EWG_Comments_BPA_Interim.pdf

20) Public Comments for NTP Draft Brief on Bisphenol A (April 15, 2008)
ntp.niehs.nih.gov/?objectid=49CA5DD4-0E4B-D606-25EBD012514FE928
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm-bisphenol.html

21) EWG assessment of 297 errors in the BPA assessment draft, August 2007
www.ewg.org/node/22696

22) NTP: AUDIT OF LITERATURE CITED AND FIDELITY OF REQUESTED CHANGES TO DRAFT BISPHENOL A EXPERT PANEL REPORTS, July 2007
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/SIauditreviewreportv12072407.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/SIauditreviewreportv12072407.pdf

23) Chapel Hill Bisphenol A Expert Panel Consensus Statement, August 2007
www.environmentalhealthnews.org/newscience/2007/2007-0803chapelhillconsensus.html

24) EWG assessment of 297 errors in the BPA assessment draft, August 2007
www.ewg.org/node/22696

25) Toxic Plastics Chemical in Infant Formula, EWG, August 2007
www.ewg.org/reports/bpaformula

26) Final Report: NTP-CERHR EXPERT PANEL REPORT on the REPRODUCTIVE and DEVELOPMENTAL TOXICITY of BISPHENOL A, November 2007
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/BPAFinalEPVF112607.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/bisphenol-eval.html

27) EWG’s Guide to Infant Formula and Baby Bottles, Decenber 2007
www.ewg.org/babysafe

28) Committee to Investigate Chemical in Infant Formula Liners, Committee on Energy and Commerce Rep. John D. Dingell, Chairman, news release, January 2008
democrats.energycommerce.house.gov/index.php?q=archive/110th-congress/committee-to-investigate-chemical-in-infant-formula-liners
Alte URL: energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.shtml

29) Congress demands FDA provide rationale for BPA safety assertions, October 2008
democrats.energycommerce.house.gov/images/stories/Documents/PDF/Newsroom/110-ltr.101508.FDA.BPA.pdf
Alte URL: archives.energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.011708.FDA.ltr.pdf

30) Congress action regarding the Weinberg Group, March 2008
democrats.energycommerce.house.gov/images/stories/Documents/investigations/public_health/Bisphenol.030608.Weinberg.pdf
democrats.energycommerce.house.gov/index.php?q=archive/110th-congress/congressional-bisphenol-a-probe-widens-to-examine-consulting-group
Alte URL: archives.energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.030608.Weinberg.pdf

31) Formula makers‘ responses to Congress, January 2008
Unauffindbar: energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.shtml

32) BPA in baby bottles, February 2008
www.njpirg.org/home/reports/report-archives/njpirgs-toxics-free-future-reports/njpirgs-toxics-free-future-reports/babys-toxic-bottle-bisphenol-a-leaching-from-popular-baby-bottles
Alte URL: www.chej.org/BPA_Website.htm
original source: cdn.publicinterestnetwork.org/assets/PIqmRyC8fVH4aECtLCcHrw/BabysToxicBottle.pdf

33) FDA’s response to a congressional inquiry on its BPA evaluations, February 2008
Unauffindbar: energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.022508.respto011708.HHS.ltr.pdf

34) Congress requests data on infant exposures from FDA, April 2008
democrats.energycommerce.house.gov/Press_110/110-ltr.040408.FDA.ltrvonEschenbach.BPA.pdf
Alte URL: energycommerce.house.gov/Press_110/110-ltr.040408.FDA.ltrvonEschenbach.BPA.pdf

35) Draft: NTP BRIEF ON BISPHENOL A, April 2008
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/BPADraftBriefVF_04_14_08.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/BPADraftBriefVF_04_14_08.pdf

36) Committee Urges FDA to Reconsider Safety of Bisphenol A, April 2008
democrats.energycommerce.house.gov/Press_110/110nr249.shtml
Alte URL: energycommerce.house.gov/Press_110/110nr249.shtml

37) Canadian actions to reduce BPA exposures, April 2008
www.ec.gc.ca/substances/ese/eng/challenge/batch2/batch2_80-05-7_rm.cfm

38) Wal-Mart to Pull Bottles Made With Chemical BPA, Washington Post, April 2008
www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2008/04/17/AR2008041704205.html

39) Update: Toys ‚R‘ Us to Phase Out BPA Baby Bottles, Blog Washington Post, April 2008
blog.washingtonpost.com/thecheckout/2008/04/update_toys_r_us_to_pull_bottl.html

40) Bottle Maker to Stop Using Plastic Linked to Health Concerns, New York Times, April 2008
www.nytimes.com/2008/04/18/business/18plastic.html

41) Congress calls in a letter on Formula Manufacturers to replace BPA lining in canned products, May 2008
democrats.energycommerce.house.gov/Press_110/110-ltr.050608.4companies.BPA.pdf
Alte URL: energycommerce.house.gov/investigations/Bisphenol.shtml

42) Answer of PBN to the Committee on Energy and Ciommerce, May 2008
democrats.energycommerce.house.gov/images/stories/Documents/investigations/public_health/Bisphenol.050708.respto050608.PBM.ltr.pdf
Alte URL: energycommerce.house.gov/investigations/Bisphenol.050708.respto050608.PBM.ltr.pdf

43) Shady industry campaign kills CA ban on BPA in baby bottles, Enviroblog, September 2008
www.enviroblog.org/2008/09/shady-industry-campaign-kills-ca-ban-on-bpa-in-baby-bottles.html
Alte URL: www.enviroblog.org/2008/09/shady-industry-campaign-kills.htm

44) FDA meeting materials, August 2008
www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/08/briefing/2008-0038b1_01_00_index.htm

45) EWG Comments on the FDA’s Draft Assessment of Bisphenol A (BPA), September 2008
www.ewg.org/node/27144

46) Donation raises questions for head of FDA’s bisphenol A panel, Milwaukee Journal Sentinel, October 2008
www.jsonline.com/story/index.aspx?id=805074

47) Conflict of Interest Cloud Hangs Over FDA, EWG, October 2008
www.ewg.org/node/27239

48) Attorney General Calls On Manufacturers To Stop Using Toxic Chemical In Baby Bottles, Formula Containers, press release, October 2008
www.ct.gov/ag/cwp/view.asp?A=2795&Q=424832
Alte URL: www.ct.gov/ag/cwp/view.asp?A=2795&Q=424832

49) Canada restricts BPA in bottles and formula, October 2008
no more available: www.hc-sc.gc.ca/ahc-asc/media/nr-cp/_2008/2008_167-eng.php

50) FDA BPA subcommittee recommendations, October 2008
Unauffindbar: www.fda.gov/oc/advisory/scienceboard/2008-0038b1-05.pdf

51) Meeting of the Science Board to the Food and Drug Administration, October 2008
www.fda.gov/oc/advisory/accalendar/2008/acmtgscibrdfda_103108.html

52) EWG testimony to the FDA’s Science Board, October 2008
www.ewg.org/node/27324

53) Proposed Californian Bill, February 2009
www.leginfo.ca.gov/pub/09-10/bill/sen/sb_0751-0800/sb_797_bill_20090227_introduced.html

54) Suffolk County NY bans BPA, April 2009
legis.suffolkcountyny.gov/clerk/legal_notices/2009/ln051409.pdf

55) Carwile JL, Luu HT, Bassett LS, Driscoll DA, Yuan C, et al. 2009 Polycarbonate Bottle Use and Urinary Bisphenol A Concentrations. Environ Health Perspect 117(9): doi:10.1289/ehp.0900604
ehp.niehs.nih.gov/docs/2009/0900604/abstract.html

56) BPA industry seeks to polish image, Milwaukee Journal-Sentinel, May 2009
www.jsonline.com/watchdog/watchdogreports/46510647.html

57) Connecticut first state to ban BPA, The Hour, June 2009
www.thehour.com/story/470418

58) Endocrine-Disrupting Chemicals, The Endocrine Society, June 2009
www.endo-society.org/journals/ScientificStatements/upload/EDC_Scientific_Statement.pdf

59) House Committee Sets Deadline for BPA Decision, EWG, June 2009
www.ewg.org/node/28042

60) Abbott’s Similac announcement, June 2009
Unauffindbar: abbottnutrition.com/News/pressreleasedetail.aspx?ContentTitle=Abbott-Leads-by-Achieving-BPA-Free-Status-for-its-Infant-Formulas&year=2009

61) Massachusetts factsheet for parents, August 2009
Unauffindbar: www.mass.gov/Eeohhs2/docs/dph/environmental/exposure/bisphenol_a_brochure.pdf

62) Can SIGG Salvage Its Brand After BPA?, The Huffington Post, August 2009
www.huffingtonpost.com/elaine-shannon/can-sigg-salvage-its-bran_b_270935.html

63) SIGG Should Apologize, Offer Refunds to Consumers, The Huffington Post, September 2009
www.huffingtonpost.com/don-carr/sigg-should-apologize-off_b_276835.html

64) Concern over canned foods, Consumer Reports, November 2009
www.consumerreports.org/cro/magazine-archive/december-2009/food/bpa/overview/bisphenol-a-ov.htm?loginMethod=auto

65) Bisphenol A: Toxic Plastics Chemical in Canned Food, EWG, March 2007
www.ewg.org/reports/bisphenola

66) 232 Toxic Chemicals in 10 Minority Babies, EWG, December 2009
www.ewg.org/minoritycordblood/home

67), 68) New government warning for parents: Bisphenol A (BPA) Information for Parents, U.S. Department of Health & Human Services
www.hhs.gov/safety/bpa/

69) Washington State likely to ban BPA following FDA acknowledgement of its risks, Examiner, February 2010
www.examiner.com/x-30270-Seattle-Pharmaceuticals-Examiner%7Ey2010m2d3-Washington-State-likely-to-ban-BPA-following-FDA-acknowledgement-of-its-risks

70) UPDATE: Wisconsin Bans BPA in Children’s Cups, NBC15, March 2010
www.nbc15.com/newsyoucanuse/headlines/82676837.html
Alte URL: www.businessweek.com/ap/financialnews/D9DFK7IO4.htm

71) Request for Relevant Information on a Chemical Being Considered for Listing by the Authoritative Bodies Mechanism: Bisphenol-A, OEHHA / (Cal/EPA). February 2010
www.oehha.ca.gov/prop65/CRNR_notices/admin_listing/requests_info/callinBPA021210.html

72) Order Amending Schedule I to the Hazardous Products Act (bisphenol A), Canada Gazette, March 2010
canadagazette.gc.ca/rp-pr/p2/2010/2010-03-31/html/sor-dors53-eng.html

73) EPA to Scrutinize Environmental Impact of Bisphenol A, press release, March 2010
yosemite.epa.gov/opa/admpress.nsf/d0cf6618525a9efb85257359003fb69d/
78110048d7f696d1852576f50054241a%21OpenDocument

74) General Mills 2010 Corporate Sustainability report, April 2010
www.generalmills.com/csr/2010_CSR.pdf
Unvollständiger Link: www.generalmills.com/

75) Maryland is 5th state to ban BPA, Enviroblog, April 2010
www.enviroblog.org/2010/04/maryland-bans-bpa-in-some-childrens-products.html

76) Vermont enacts BPA ban for baby food, formula and drink bottles, May 2010
www.leg.state.vt.us/docs/2010/Acts/ACT112.pdf

77) Sen. Feinstein on BPA, May 2010
www.feinstein.senate.gov/public/_named_files/109171_bpa_booklet.pdf
Alte URL: feinstein.senate.gov/public/index.cfm?FuseAction=NewsRoom.OpEds&ContentRecord_id=FA30F523-5056-8059-7662-DBE55E89AA13

78) Bisphenol A – a chemical with adverse effects produced in large quantities, UBA, German Environmetal Agency, June 2010
www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse-e/2010/pe10-033_bisphenol_a_a_chemical_with_adverse_effects_produced_
in_large_quantities.htm

79) Denmark bans bisphenol A in food packaging for young children (at July 2010), FoodProduction Daily, March 2010
www.foodproductiondaily.com/Quality-Safety/Denmark-bans-bisphenol-A-in-food-packaging-for-young-children

80) EFSA delays bisphenol A verdict until September, maintains TDI, FoodProduction Daily, July 2010
www.foodproductiondaily.com/Quality-Safety/EFSA-delays-bisphenol-A-verdict-until-September-maintains-TDI

81) Heinz to phase out BPA in baby food packaging, July 2010
www.heinz.com.au/Corporate/CompanyNews.aspx?releaseID=40
Alte URL: www.ap-foodtechnology.com/Packaging/Heinz-Australia-vows-bisphenol-A-phase-out-in-baby-food-packaging

82) Synthetic estrogen BPA coats cash register receipts, EWG, July 2010
ewg.org/bpa-in-store-receipts

83) Concentration of bisphenol A in thermal paper, Ted Mendum et al, July 2010, doi: 10.1080/17518253.2010.502908
www.informaworld.com/smpp/section?content=a924832861&fulltext=713240928

84) New York State bans bisphenol A, FoodProduction Daily, August 2010
www.foodproductiondaily.com/Packaging/New-York-State-bans-bisphenol-A
Alte URL: wnyt.com/article/stories/S1677869.shtml?cat=300

85) Public Health Council Approves Limited Ban on Plastic Products Containing BPA Sold in Massachusetts, December 2010
www.mass.gov/eohhs/gov/newsroom/press-releases/eohhs/limited-ban-bpa-products.html
Alte URL: www.mass.gov/Eeohhs2/docs/dph/legal/bpa_regulations.doc

86) European Union bans BPA in baby bottles, January 2011
eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:026:0011:0014:EN:PDF
eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:026:0011:0014:DE:PDF

87) China to ban plastic bottles to feed babies, Shanghai Daily, March 2011
www.shanghaidaily.com/nsp/National/2011/03/05/China%2Bto%2Bban%2Bplastic%2Bbottles%2Bto%2Bfeed%2Bbabies/

 

Hinzugefügt:

1*) Späte Lehren aus frühen Warnungen: Das Vorsorgeprinzip 1896-2000
www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2697.pdf
Engl. version: Late lessons from early warnings: the precautionary principle 1896-2000
www.eea.europa.eu/publications/environmental_issue_report_2001_22/Issue_Report_No_22.pdf

34*) FDA’s answer to Sen. Dingell, Juni 2008
www.ucsusa.org/assets/documents/scientific_integrity/Letter-HHS-to-Dingell-060508.pdf

Wunderheilung hält Einzug in die deutsche Umweltmedizin


Kirchenvertreter senden Notfallseelsorger zu umstrittenen „Geistheilungstagen und Gesundheitskongress“ in Alsfeld

Seit Monaten werden die „Geistheilungstage“ in Alsfeld vom Veranstalter Earth Oasis intensiv beworben. 5.000 Kranke, die sich Heilung erhoffen, werden erwartet. Mittelpunkt der „Geistheilungstage“ ist der brasilianische Wunderheiler Joao de Deus. Ein „Gesundheitskongress“ ist ein weiterer Teil des Programms. Einige deutsche Umweltmediziner sind als Referenten geladen und laut Ankündigung wollten sie bereits im Vorfeld der „Geistheilungstage“ für ein neues Verständnis von Gesundheit eintreten. Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche schlagen Alarm. Die Kirchen arrangierten vorab einen Infoabend und, wie das HR Fernsehen berichtet, entsenden sie auch Notfallseelsorger für den Zeitraum der Veranstaltung.

21. Jhr.: 5.000 Kranke pilgern in weißen Gewändern zum Wunderheiler

Zu den „Geistheilungstagen“ und dem „Gesundheitskongress“ in Alsfeld werden Tausende von Menschen erwartet. Die Veranstaltung ist ausgebucht, es gäbe nur noch 80 Reservetickets, verkündete der Reise- und Seminarveranstalter Earth Oasis auf seiner Webseite. Für die Veranstaltung gibt es Regeln, an die sich die Besucher halten sollen. Eine der Regeln fordert, in weißer Kleidung zu erscheinen. Es stimme auf die „Heilungsarbeit“ ein und signalisiere innere Bereitschaft, dass man sich auf den tiefen inneren Prozess einlasse, daher die Bitte der „Wesenheiten“ für weiße Kleidung während der“Geistheilungstage“.

Es geht um Geld, viel Geld

In der Tageszeitung „Alsfelder Allgemeine“ äußerte sich Ralf Müller, Bildungsreferent des evangelischen Dekanats. Er bekundete gegenüber der Tageszeitung, dass er sich intensiv in die Literatur des Veranstalters Earth Oasis eingelesen habe und wissenschaftliche Untersuchungen zu den behaupteten Heilungen vermisse und fügte an:

„Da geschieht eine typische Legendenbildung. Es gehe vor allem ums Geschäft, bei 5.000 erwarteten Besuchern geht es um über 500.000 Euro Einnahmen.“

Weitere Kritiker geben zu erkennen, dass sich um den Wunderheiler herum eine regelrechte Infrastruktur aufgebaut hat, die mitverdient.

Auffällig ist, dass der Veranstalter Earth Oasis  bei dem vorherigen 4. Geistheilungskongress Joao de Deus wieder ausgeladen hatte. Dem brasilanischen Wunderheiler waren sexuelle Übergriffe auf Patientinnen vorgeworfen worden. Später versöhnte man sich wieder, und beim 5. Geistheilungskongress ist das Zugpferd Joao de Deus wieder dabei.

Umweltmediziner unterstützen Wunderheiler

Joao de Deus gibt vor, gemeinsam mit 30 „Geistdoktor-Entitäten“ schwere Erkrankungen heilen zu können, sogar Krebs und AIDS. Die Heilung besteht aus sogenannten sichtbaren und unsichtbaren Psycho-Operationen und Gebeten, bei denen der Wunderheiler in Trancezustände fällt.

Rund fünfzehn an der Veranstaltung referierende Ärzte und Umweltärzte unterzeichneten gemeinsam den „Alsfelder Appell“, eine Petition für ein neues Gesundheitssystem. Sie haben sich mit anderen in einer sogenannten „Open Mind Academy“ zusammengeschlossen. Wofür die „Open Mind Academy“ einsteht, kann man folgender Erklärung auf der Veranstaltungswebseite entnehmen:

ZITAT:

„Die Open Mind Academy versteht, dass jede Erkrankung ihre Ursachen und Heilungschancen in der Triade aus Körper, Psyche und Seele zu suchen hat. Solange z.B. der einzige Ausweg aus einer „ausweglosen Situation“ wie z.B. Trennung oder finanzielle Probleme im Tod zu finden ist oder z.B. ein Patient Vorteile durch seine Erkrankung genießt (sog. „Sekundärer Krankheitsgewinn“), wird die alleinige physische Therapie keinen vollständigen Erfolg bringen.

Geistheilung inklusive

Die in Alsfeld sprechenden Therapeuten binden den wohl bekanntesten und erfolgreichsten Heiler dieser Zeit, Joao de Deus, in ihr Therapiekonzept ein und wurden anlässlich eines Studienaufenthaltes in Brasilien von Joao de Deus zwei Tage besucht und über unterstützende Möglichkeiten auf der geistigen Ebene informiert. Wie schon in Wien im April 2011 hat Joao de Deus diese Gruppe nach Alsfeld eingeladen, um dort zu sprechen.“

„Geistheilung“ ist kein akzeptabler Ersatz für adäquate medizinische Behandlung

CSN hat zu Wunderheilern eine klare, eindeutige Position und lehnt jeglichen Versuch oder Maßnahmen, Umweltkranke in den Bann von Wunderheilern, Sekten oder Esoterikgruppen zu ziehen, kategorisch ab.

Umwelterkrankte haben wie andere Kranke ein Recht auf seriöse, adäquate medizinische Behandlung. Wundersame Versprechungen, Geistheilungen, esoterische Gerätschaften, Energiearbeit, etc. sind kein geeigneter Ersatz. Sie können, je nachdem an wen der Kranke gerät, eine Vielzahl von Problemen, Abhängigkeiten sowie schwere physische und psychische Schäden verursachen und enden allzu oft in einem finanziellen Desaster und sogar mit dem Tod: Heilung in den Tropen kostete das Leben

Folgender Flyer: VORSICHT SEKTEN (pdf, Druckqualität) umfasst eine Checkliste, mit der jeder in der Lage ist, Angebote und Versprechungen besser zu beurteilen. Ein einziger Punkt mit „Ja“ beantwortet, bedeutet, dass man sehr wachsam sein muss. Mehrere Punkte mit „Ja“ beantwortet, sollten zu grösster Vorsicht bewegen und dazu, auf jeden Fall Abstand von der Gruppierung zu nehmen. Der Flyer unterliegt keinem Copyright und die Druckvorlage darf zum Vervielfältigen genutzt werden.

CSN will niemandem davon abhalten, Heilung zu finden, wirkliche Heilung. Aufgrund der negativen Erfahrungen zahlreicher Umwelterkrankter und vieler anderer Menschen bittet CSN jeden, sich umfangreich zu informieren, bevor er sich auf Wunderheiler, Gruppierungen, Kulte, Esoterikgruppen und ähnliches einlässt, sowie deren die Angebote und Versprechungen sehr, sehr kritisch zu hinterfragen.

Autor: CSN – Chemical Sensitivity Network, 11.11.2011

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Web Tipps:

Buchtipps:

(Laut Sektenexperte sind dies die besten Bücher für Betroffene, leider nur noch antiquarisch erhältlich)

Kinder auf dem Land bekommen doppelte Ladung Pestizide ab

Kinder in ländlichen Regionen erhalten eine „doppelten Dosis“ des Pestizids Chlorpyrifos aus der Nahrung und durch die Drift von benachbarten Feldern

Während Schüler im ganzen Land beginnen, sich im neuen Schuljahr zurechtzufinden, fordern Mediziner und Angehörige aus Gesundheitsberufen von der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA das Verbot des neurotoxischen Pestizids Chlorpyrifos. Das Pestizid wird in den USA und auch in Deutschland flächendeckend im Agrarbereich eingesetzt. Im häuslichen Bereich ist das Pestizid in den USA seit rund zehn Jahren verboten. (Anm. d. Übersetzers: In Deutschland gibt es keine Reglementierung.)

Über zwei Dutzend Angehörige aus Gesundheitsberufen schickten am 6. Oktober 2011 der EPA einen Brief mit den neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, in denen die gesundheitlichen Auswirkungen von Chlorpyrifos, darunter Verringerung des IQs und erhöhtes Risiko für ADHS und Lernstörungen bei Kindern, aufgeführt werden.

„Die EPA sollte die Wissenschaft zur Kenntnis nehmen und dieses Gehirngift vollständig vom Markt nehmen“, sagte Dr. David Carpenter, MD, Direktor des Instituts für Gesundheit & Umwelt, University Albany. „Chlorpyrifos ist eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit von Kindern und gehört nicht in unsere Häuser, auf unsere Bauernhöfe, oder auf unsere Cafeteria-Tabletts.“

Die jüngsten Studien zeigen, dass Exposition gegenüber Chlorpyrifos im Mutterleib und in der frühen Kindheit, sowie während der kritischen Entwicklungs- „Fenster“, sich dauerhaft auf das Gehirn auswirken kann. Die Forscher sagen aktuell, dass rund 25% aller US-Kinder einige IQs Punkte niedriger liegen als normal, wegen des Verzehrs von Lebensmitteln, das mit Chlorpyrifos und ähnlichen Pestiziden behandelt wurde.

„Obst und Gemüse sind wichtig für die Gesundheit von Kindern, aber es sollte nicht mit Chlorpyrifos angebaut werden“, sagte Ted Schettler, MD, MPH, wissenschaftlicher Direktor des Science and Environmental Health Network, einer der Unterzeichner des Briefes an die EPA. „Kinder in ländlichen Gemeinden bekommen eine doppelte Dosis des Gehirngiftes ab. Sie sind Chlorpyrifos durch benachbarte Feldern ausgesetzt, und wieder, wenn das Pestizid auf ihrem Essen ist. “

In den USA wurde der Einsatz von Chlorpyrifos in Häusern vor über zehn Jahren wegen seiner möglichen Schädlichkeit für Kinder verboten. Aber über zehn Millionen Pound Chlorpyrifos werden immer noch auf landwirtschaftlichen Feldern jedes Jahr benutzt. Air Monitoring, Human Biomonitoring und Vergiftungsdaten bestätigen die umfangreiche Exposition der Menschen gegenüber Chlorpyrifos aufgrund der weiteren Verwendung in der Landwirtschaft. Nach Angaben der Centers for Disease Control trägt die überwiegende Mehrheit von uns Abbauprodukte des chemischen Stoffs in unserem Körper – darunter auch Kinder.

Kinder, die in landwirtschaftlichen Regionen leben, sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt. Neben der Exposition aus der Nahrung, atmen sie auch Partikel ein, die durch Abdrift von nahe gelegenen Bauernhöfen in ihre Klassenzimmern und Häuser gelangen. Bauernkinder sind Chlorpyrifos in noch größerem Umfang ausgesetzt, weil ihre Eltern manchmal Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln am Ende des Tages nach Hause bringen, die an ihrer Kleidung und ihren Schuhen haften.

„Chlorpyrifos-Drift ist eine ernsthafte Bedrohungen für Gemeinden wie meine“, sagte Luis Medellin von der lokalen Organisation „El Quinto Sol de America“. Luis wuchs im kalifornischen San Joaquin Valley auf, in Häusern die direkt neben Bauernhöfen lagen, die Chlorpyrifos benutzten. „Die zugrundeliegende Realität zeigen, dass dieses Gehirngift nicht risikolos genutzt werden kann und deshalb auf den Feldern nicht verwendet werden sollte.“

Im Alter von 17 Jahren begann Luis mittels des „Drift-Catchers“ von PAN, dem Pestizid Aktions-Netzwerks, die chemische Drift aus den benachbarten Zitrus-Plantagen zu erfassen. Es wurde festgestellt, dass die Mehrzahl der Proben Chlorpyrifos enthielt. Anwohner sammelten ebenfalls ihren Urin, um ihn auf Chlorpyrifos zu testen und alle, außer einem, hatten Werte, die über dem lagen, was EPA für „akzeptabel“ hält.

In ihrem Brief an EPA fordern die Gesundheitsexperten, dass die EPA alle Verwendungen von Chlorpyrifos verbietet. In ihrem Schreiben steht:

„Wir fordern die EPA auf jetzt zu handeln aufgrund der Evidenz der wissenschaftlichen Beweise, dass Chlorpyrifos der Gesundheit von Kindern und Föten schadet. Es ist an der Zeit, dass die EPA Maßnahmen ergreift, um die öffentliche Gesundheit zu schützen und für ein gesundes Erbe für unsere Kinder und für zukünftige Generationen sorgt. Wir appellieren an die EPA, um alle Anwendungen des Pestizids Chlorpyrifos zu stoppen.

Andere Briefe mit einer ähnlichen Betreff wurden der EPA von Gesundheits- und Umweltorganisationen aus ganz Amerika übersandt, darunter eine Petition, die von mehr als 6.000 besorgten Bürgern aus dem ganzen Land unterzeichnet war.

Autor: PAN, Toxic Brain Chemical Must Be Banned: Health Professionals Demand EPA Take Action, October 5, 2011

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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Familie krank, Tochter tot, durch Schimmel?

Neues Haus wurde zum Alptraum durch Schimmelbelastung

Ein kleiner Ort am Rande des Hochwaldes. Der Ort ist hoch gelegen und für saubere Luft bekannt. Eine fünfköpfige Familie hatte 2005 ein neues Haus dort bezogen und sich wohlgefühlt. Nach und nach wurden alle krank. Die Tochter starb mit 18 Jahren Anfang 2011. Es stellte sich heraus, dass das Wohnhaus hoch mit Schimmelpilzen belastet ist. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob sie die Ursache für den Tod der jungen Frau sind.

Das Haus der Familie aus Herborn bei Idar-Oberstein muss noch über Jahre abbezahlt werden. Wohnen kann die Familie nicht mehr darin. Es besteht Lebensgefahr. Gutachten hatten sofortigen Auszug und Sanierung empfohlen.

Ein Ort hält zu erkrankter Familie

Der Gemeinderat, der Bürgermeister, Nachbarn und Familien aus dem kleinen Ort gründeten einen „Freundeskreis“ und starteten zusammen mit dem Förderverein Lützelsoon „Hilfe für Kinder in Not“ einen Spendenaufruf, um der in Not geratenen Familie zu helfen. In das Haus kann die Familie nicht mehr zurück, was ein vorgerichtliches Gutachten bestätigte. Sofortiger Auszug sei angeraten. Durch die Mithilfe des Fördervereins kam die Familie in einer Ferienwohnung unter. Die Kosten dafür kann die Familie laut Bericht aus der Nahezeitung nicht aufbringen, weil sie das Schimmelpilz-belastete Haus weiter abzahlen muss.

Hilferuf:

Wer die Not befindliche Herborner Familie unterstützen möchte, kann eine Spende an den Förderverein Lützelsoon – Kinder in Not und deren Familien e.V., KSK Birkenfeld, Kennwort „Julia“, Kontonummer 420 700, Bankleitzahl 562 500 30 richten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28.10.2011

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Fukushima: Freisetzung von radioaktivem Xenon und Cäsium

Studie schätzt Freisetzung von radioaktivem Xenon-133 und Cäsium-137 im Fukushima ab

Das Open Access Journal „Atmospheric Chemistry and Physics“ veröffentlichte Oktober 2011 eine Studie welche versucht, die beim SuperGAU in Fukushima freigesetzte Menge an Radioaktivität für zwei Radionuklide rechnerisch zu bestimmen. Sie wurde als Diskussionspapier veröffentlicht, harrt also noch einer Prüfung (review) durch andere Wissenschaftler (peers), die nicht an ihr beteiligt waren.

Wir veröffentlichen das übersetzte Abstract dieser Studie und haben es zur besseren Lesbarkeit umformatiert. Das Diskussionspapier kann frei (open access) von Atmospheric Chemistry and Physics herunter geladen werden.

Freisetzung von Xenon-133 und Cäsium-137 aus der atomaren Energieerzeugungsanlage Fukushima Dai-ichi: Bestimmung von Quellterm [Menge und Art], atmosphärische Verteilung und Ablagerung

von A. Stohl et al.

Am 11. März 2011 ereignete sich etwa 130 Kilometer vor der pazifischen Küste von Japans Hauptinsel Honshu ein Erdbeben, dem ein heftiger Tsunami folgte. Der dadurch verursachte Stromausfall in der Atomkraftanlage Fukushima Dai-ichi (FD-NPP) führte zu einer Katastrophe, welche die Freisetzung von großen Mengen Radioaktivität in die Atmosphäre zur Folge hatte. In dieser Studie bestimmen wir die Emission von zwei Isotopen, dem Edelgas Xenon-133 (133Xe) und dem aerosolgebundenen Cäsium-137 (137Cs), die sehr verschiedene Charakteristiken bei der Freisetzung, aber auch in ihrem Verhalten in der Atmosphäre, aufweisen.

Um die Emissionen von Radionukliden als eine Funktion von Wert und Zeit bis zum 20. April zu bestimmen, stellten wir eine erste Schätzung an, die auf Brennstoff-Inventarien und dokumentierten Unfall-Ereignissen vor Ort beruhte. Diese erste Abschätzung wurde danach durch inversive Modellierung [Rückschlüsse aus bekannten korrelierenden Daten] verbessert, welche diese erste Schätzung mit den Ergebnissen eines atmosphärischen Transport-Modells, FLEXPART und den Messdaten mehrerer Dutzend Stationen in Japan, Nordamerika und anderen Regionen kombinierte. Wir verwendeten sowohl gemessene atmosphärische Aktivitäts-Konzentrationen, als auch für 137Cs Messungen des gesamten Fallouts.

Was 133Xe angeht, stellen wir eine gesamte Freisetzung von 16,7 (Ungenauigkeitsbereich 13,4–20,0) EBq [Exa/Trillion = 10^18 Becquerel] fest, was historisch gesehen die größte Freisetzung von radioaktivem Edelgas bedeutet, die nicht in Zusammenhang mit Atombombentests steht. Es spricht sehr vieles dafür, dass die erste große Freisetzung von 133Xe sehr früh stattfand, möglicherweise unmittelbar nach dem Erdbeben und der Notabschaltung am 11. März um 06:00 Uhr UTC [Weltzeit]. Das gesamte Edelgas-Inventar der Reaktoreinheiten 1-3 wurde zwischen dem 11. und 15. März 2011 in die Atmosphäre frei gesetzt.

Für 137Cs ergaben die Ergebnisse der Modellierung eine Gesamtemission von 35,5 (23,3–50,1) PBq [Peta/Billiarde = 10^15 Becquerel] oder etwa 42% der geschätzten Freisetzung von Chernobyl. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die 137Cs-Emissionen am 14.-15. März ihren Höchstwert hatten, dass sie aber insgesamt von 12. bis zum 19 März hoch waren, bis sie plötzlich um Größenordnungen abnahmen, genau als man damit anfing, das Lagerbecken für Brennelemente von Einheit 4 mit Wasser zu besprengen. Dies zeigt, dass die Emissionen nicht nur aus den beschädigten Reaktorkernen, sondern auch aus dem Lagerbecken von Einheit 4 kamen und bestätigt, dass das Besprengen eine wirksame Gegenmaßnahme war.

Wir untersuchen auch die wichtigsten Verteilungs- und Niederschlagsmuster der radioaktiven Wolke, sowohl regional für Japan, aber auch für die gesamte nördliche Hemisphäre. Während es auf dem ersten Blick günstig aussah, dass die meiste Zeit westliche Winde vorherrschten, als sich der Unfall ereignete, ergibt sich aus unserer detaillierten Analyse ein anderes Bild. Genau während und nach der Periode der stärksten 137Cs Emissionen am 14. und 15. März und auch wie nach einer anderen Periode mit starken Emission am 19. März, advehierte die radioaktive Wolke zur östlichen Honshu Insel, wo der Fallout eine große Fraktion von 137Cs auf der Oberfläche des Landes ablegte.

Die Wolke verteilte sich auch sehr schnell über der gesamten nördlichen Hemisphäre, wo sie als erstes am 15. März Nordamerika und am 22. März Europa erreichte. Allgemein passten simulierte und beobachtete Konzentrationen von 133Xe und 137Cs sowohl in Japan als auch an entfernten Orten gut zusammen. Insgesamt schätzen wir, dass 6,4 TBq [Tera/Billion = 10^12 Becquerel] 137Cs oder 19% des gesamten Fallouts bis zum 20. April über dem japanischen Festland nieder gingen, währen der Rest größtenteils über dem nordpazifischen Ozean herunter kam. Lediglich 0,7 TBq oder 2% des gesamten Fallouts gingen über anderem Festland als Japan nieder. 1)

Was bedeutet diese Studie?

Als erstes sollte man nicht viel auf die veröffentlichten Zahlen dieser Studie geben, solange sie noch nicht peer reviewed ist. Ein wenig erstaunt hat mich, dass im Zeitalter von Internet und sozialen Medien die Autoren das Projekt Safecast nicht kennen, dem man z.B. auf Twitter bequem folgen kann und das nicht mal das einzige seiner Art ist.

Auf Seite 41 des Papieres beklagen Sie:

„Obgleich wir Messdaten aus einer Vielzahl von Quellen gesammelt haben, ist fast keine von ihnen öffentlich zugänglich und es gibt wahrscheinlich mehr brauchbare Datensätze, die uns nicht zugänglich waren. Institutionen, die relevante Messdaten produziert haben, sollten diese frei zugänglich machen. Es sollte eine zentrale Datenablage eingerichtet werden, wo diese Daten vorgehalten, überprüft, in ein gängiges Datenformat konvertiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten. Dies würde beachtliche Verbesserungen der zukünftigen Quellterme erlauben.“

Safecast wurde als crowd sourced (massengestützte) Initiative gegründet, um nicht auf die nur spärlich geflossen Informationen von TEPCO und den japanischen Behörden angewiesen zu sein. Selbst wenn die Wissenschaftler dieser Mob-Initiative misstrauen, die derzeit auf über eine Million „Mess-Stationen“ zurückgreifen kann und zu diesen Zweck Strahlenmessgeräte unters Volk gebracht hat, hätten die doch deren Daten auf Plausibilität prüfen können, sofern die angewendete Methodik wirklich was taugt. (2)

Dass nur zwei Radionukleide untersucht worden sind, verleiht dieser Studie keine große Aussagekraft und die insgesamt freigesetzte Radioaktivitätsmenge und über das Ausmaß des Schadens. Sie kann aber als Modell oder Impuls für andere ausführlichere Studien dienen. Vielleicht wurde gezeigt, daß solche Studien machbar und dass Computermodelle brauchbar sind.

Bei den untersuchten Radionukliden handelt es sich nicht einmal um die langlebigsten. Xenon-133, das vom Körper kaum aufgenommen wird, hat eine Halbwertszeit von 5,25 Tagen und für Cäsium-137 beträgt diese immerhin über 30 Jahre, was aber abgesehen von der biologischen Schädlichkeit noch das kleinere Übel wäre, wenn man z.B. an Plutonium-239 mit einer Halbwertszeit von über 24 Tausend Jahren und an dessen Giftigkeit denkt.

Die allein durch diese beiden Nuklide frei gesetzte Strahlungsmenge ist jedoch erschreckend, wobei sich mir bei Cäsium-137 ein Verständnisproblem auftut. Es wurden insgesamt s.o. 35,5 PBq freigesetzt. Doch am Ende des Abstracts (und auch in den Conclusions, S. 41) wird gesagt, daß über Japan bis zum 20. April 19% bzw. 6,4 TBq und über anderen Gebieten 2% bzw. 0.7 TBq niedergingen. Rechne ich diese 21% bzw. 7.1 TBq auf 100% hoch, sind dies ca. 33,8 TBq oder nicht ganz 10% der insgesamt freigesetzten Menge von 35,5 PBq.

Heißt dies, dass 90% des Cäsium-137 über dem nordpazifischen  Ozean verteilt wurde? – Dann hätte man besser die Meeresbelastung durch diesen Unfall untersuchen sollen. Durch das zur Kühlung eingesetzte Meerwasser ist in den ersten Tagen sicher einiges in die Ozean entsorgt worden. War diese „Notkühlung“ womöglich nicht nur ein Notbehelf, sondern bewusstes Kalkül bei der Planung der Anlage?

Besonders danken muss man den Autoren für die Darstellung des Unglücksverlaufs anhand ihrer Erkenntnisse (Anhang S. 42 ff).

Diese Passage haben wir wieder übersetzt:

A1 Block 1

Am 11. März, um 14:00 Uhr UTC (kaum 8 Stunden nach dem Stromausfall in der Anlage) wurde in der Turbinenhalle erhöhte Strahlung beobachtet, was darauf hindeutet, dass zumindest Edelgase anfingen, in die Umwelt zu entweichen. Gleichzeitig baute sich im Reaktorgebäude Druck auf und die Druckausgleichsventile sollen am 12. März zwischen 00:15 und 01:17 Uhr geöffnet gewesen sein, wahrscheinlich um große Mengen abzulassen. Nach den Berichten war die Entgasungsaktion am 12. März um 05:30 Uhr abgeschlossen. Wir nehmen an, dass bis dahin ein großer Teil der Freisetzungen stattgefunden hat. Um 06:36 ereignete sich in Block 1 die Wasserstoffexplosion (welche die erste war), offenbar weil während der Entgasung Wasserstoff in zahlreiche Gebäudeteile eindrang oder aufgrund von Lecks. Der Druck im Reaktorgebäude sank um 09:00 Uhr ab, deshalb wir vermuten, dass die Freisetzung zu dieser Zeit größtenteils vorüber war. Es ist davon auszugehen, dass die Emissionen in geringerem Umfang aufgrund zahlreicher Lecks weiter gehen werden und ab einem gewissen Zeitpunkt dürften sie wahrscheinlich auch von den abgebrannten Brennstäben herrühren, die nach der Explosion direkt der Umwelt ausgesetzt waren. Am 14. März wurde von einem zweiten Maximum des Drucks berichtet, was möglicherweise auf einen zweiten, niedrigeren Höchstwert der Emissionen hindeutet.

A2 Block 2

Block 2 ist von neuerer Bauart als Block 1 und konnte den Stromausfall ein wenig länger überstehen. Die erste Entgasung fand laut Berichten für diesen Block am 13. März um 02:00 Uhr UTC mit ungewissem Erfolg statt, und die erste bestätigte Zeit, zu der die Ausgleichsventile geöffnet wurden, ist 09:00 Uhr UTC am 14. März. Strahlungsmessungen in Nass- und Trockenbrunnen (Reaktorsegmente unter dem Druckkessel, innerhalb des Reaktorgebäudes) schossen eine Stunde später in die Höhe, was wohl eine Kernschmelze bedeutet, und auch MELCOR-Berechnungen [Computersimulation für Unfälle von Atomkraftwerken] ergeben für diesen Zeitpunkt das Schmelzen der Brennstäbe und auch die Freisetzung von Edelgasen spricht dafür. Demnach denken wir, dass zu dieser Zeit die Edelgase mehr oder weniger vollständig abgelassen worden waren. Um 15:00 Uhr UTC wurde eine weitere Entgasung des Trockenbereiches durchgeführt und eine Wasserstoffexplosion hat wahrscheinlich den wasserführenden Bereich um 21:14 Uhr beschädigt. Man kann von großen Freisetzungen ausgehen. Am 15. März um 21:00 Uhr UTC, herrschte in Trocken- und Nassbrunnen Außendruck, was auf das Fehlen jeglicher wirksamer Barrieren hinweist. Zu dieser Zeit dürfte die gesamte Freisetzung stattgefunden haben, doch ähnlich wie bei Block 1 kann die Freisetzung mit niedrigeren Werten weiter gehen. Zwischen dem 26. März und dem 19. April wurde von einem sekundären Temperaturanstieg im RPV [reactor pressure vessel/Reaktor-Druckbehälter] berichtet, der möglicherweise mit etwas erhöhten Freisetzungen verbunden war.

A3 Block 3

Die erste Entgasungsaktion im Nassbrunnen von Block 3 wurde entsprechend den Berichten am 11. März um 23:41 Uhr UTC durchgeführt. Dabei wurden sicher Edelgase abgelassen. Etwa 24 Stunden später, nachdem von einer Erhöhung des Drucks in der Kondensationskammer [ringförmiger Wasserbehälter unter dem Druckkessel] berichtet wurde, gab es laut Bericht eine zweite Entgasung von ca. 20 Minuten. Schließlich wurde am 13. März um 20:20 berichtet, dass die Ausgleichsventile offen wären und MELCOR [s.o.] ergab ungefähr für diese Zeit das Versagen des Reaktordruckbehälters. Sechs Stunden später, am 14. März um 02:00 Uhr UTC, ereignete sich eine sehr heftige Wasserstoffexplosion, welche den oberen Teil des Reaktorgebäudes schwer beschädigte und Trümmer verstreute. Der Report gibt das Ende der Entgasung mit 03:00 Uhr UTC an. Damit fand sicher eine große Freisetzung ihren Abschluss. Jedoch werden bis zum 20. März zahlreiche Öffnungs- und Schließarbeiten der Ventile berichtet, was sporadische Erhöhungen über den verringerten Freisetzwerten verursacht haben könnte, die ähnlich wie bei Block 1 verlaufen sollten. Schließlich wurde zwischen dem 1. und 24. April eine weitere Zunahme der Druckkessel-Temperaturen berichtet.

A4 Block 4

Wenige Informationen wurden über das Lagerbecken für abgebrannte Brennstäbe von Block 4 veröffentlicht (das aufgrund seines großen Inventars das gefährlichste war). Dessen Wassertemperatur wurde am 13. März um 19:00 Uhr UTC mit 84° C angegeben. Bei solchen Temperaturen ist eine gewisse Freisetzung von Radionukliden bereits wahrscheinlich. Am 14. März kam es um 21:00 Uhr UTC in Block 4 zu einer größren Wasserstoffexplosion. Diese könnte oder könnte auch nicht von den abgebrannten Brennstäben verursacht worden sein. Laut Berichten wurde am 19. März um 23:21 Uhr UTC damit begonnen, über dem Becken Wasser zu versprühen. Ohne weitere Informationen zu besitzen können wir für die Freisetzung lediglich einen Anteil der gleichen Größenordnung wie für die Reaktorkerne annehmen, weniger als 1% des Cäsium-Inventars, von dem man annimmt, dass es hauptsächlich zwischen der Wasserstoffexplosion und dem Besprengen mit Wasser freigesetzt worden ist.

Nach den Wasserstoffexplosionen war ich nicht der einzige, der sich fragte, ob die Lagerbecken für abgebrannte Brennstäbe in den oberen Stockwerken der Reaktorgebäude und die Druckbehälter selber, diese intakt überstanden haben. Solche Fragen wurden zu diesem Zeitpunkt in den Leistungsschutz-bewehrten Profimedien nicht gestellt und wir alle hofften, dass eine oder mehrere Kernschmelzen, die nach den obigen Schilderungen längst stattgefunden hatten und von denen die Behörden und Betreiber wissen mussten, noch zu verhindern sind. Bezeichnend ist auch, dass es zu Block 4 mit dem größten Gefahrenpotential die wenigsten Informationen gibt.

Wie perfekt TEPCO und die japanischen Behörden alles verschleiert und verharmlost haben und wie die Medien, die aus Chernobyl wohl etwas gelernt hatten, mitgespielt haben, weiß man nun also, selbst wenn die Studie von den Peers verworfen werden sollte.

Betont werden muss auch, dass es nicht der Tsunami war, sondern dass bereits das vorausgegangene Erdbeben zu Kernschmelzen geführt hat, weil der Strom für die Kühlung ausfiel. Und sind teilweise baugleiche AKWs bei uns erdbebensicher? (3)

Der Größenwahn nicht des Menschen an sich, sondern jener, die ohne Rücksicht auf Mensch und Natur ihre Geschäfte machen, glaubt, absolut alles managen zu können und jedes Risiko eingehen zu dürfen. Inzwischen gibt es darauf eine Antwort: #OWS!

Autor: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, 26.10.2011

Ressourcen:

  1. Stohl, A., Seibert, P., Wotawa, G., Arnold, D., Burkhart, J. F., Eckhardt, S., Tapia, C., Vargas, A., and Yasunari, T. J.: Xenon-133 and caesium-137 releases into the atmosphere from the Fukushima Dai-ichi nuclear power plant: determination of the source term, atmospheric dispersion, and deposition, Atmos. Chem. Phys. Discuss., 11, 28319-28394, doi:10.5194/acpd-11-28319-2011, 2011. Freigegeben unter CC: by
  2. Crowdsourcing Japan’s radiation levels
  3. Fukushima-Reaktoren in unserer Nachbarschaft: Baugleiche AKWs laufen weiter

Weitere CSN Artikel zum Thema Radioaktivität:

Die Umweltkrankheit MCS lässt sich nicht ewig vertuschen

Chemikaliensensible existieren, Tendenz steigend

Sie sollen nicht existent sein, die Umwelterkrankten mit MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Menschen, die auf minimale Konzentrationen von Chemikalien im Alltag reagieren in einem Land, das Chemikalien in die ganze Welt exportiert und damit fette Gewinne erwirtschaftet, das passt nicht. Also wird dafür gesorgt, dass Chemikaliensensible nicht existieren. Zumindest nicht auf dem Papier.

Wer MCS hat und seine Erkrankung als Schwerbehinderung anerkannt bekommen möchte, erfährt schnell, dass MCS unerwünscht ist. Das Versorgungsamt dreht und windet sich wie ein Aal, nur damit MCS nicht als Behinderung akzeptiert wird. Denn, wenn MCS häufiger als Behinderung auftaucht, könnten die Erkrankten Forderungen durchsetzen und zwar auch solche, die ihre Krankheit in der Öffentlichkeit sichtbar macht. Ergo, dass MCS als Behinderung anerkannt wird, muss meist erst rechtlich erstritten werden.

In der Bevölkerung ist MCS – Multiple Chemical Sensitivity nicht mehr ganz unbekannt, aber die Konsequenzen, die diese Erkrankung für die Menschen hat, die darunter leiden, kennt kaum jemand. Es wird versucht, MCS als Bagatelle darzustellen oder als Marotte, als psychische Störung, usw. Eben alles Mögliche, außer einer ernstzunehmenden Erkrankung, die rund 15% der Bevölkerung betrifft und sie einschränkt in allen Lebenslagen.

Thommy’s Blogfrage der Woche:

  • Lässt sich MCS auf Ewig vertuschen?
  • Was können MCS Kranke unternehmen, damit die Allgemeinheit von ihnen erfährt?
  • Wie lässt sich Druck aufbauen, damit MCS als Behinderung im Einzelfall anerkannt wird und das ohne Rechtsstreit?
  • Wie kann dem Klischee „MCS – Multiple Chemical Sensitivity sei psychisch“ die Existenz entzogen werden?
  • Habt Ihr Ideen, wie MCS der Öffentlichkeit als das vermittelt werden kann, was es ist, nämlich eine einschränkende Behinderung?
  • Wie kann die Allgemeinheit effektiver und zeitnah über MCS informiert werden?

Fibromyalgie durch Gifte in Textilien?

Fibromyalgie unter Arbeiterinnen in der Textilindustrie stärker verbreitet

Fibromyalgie (FM) ist eine durch chronische Schmerzen, Müdigkeit, verringerte Schlafqualität und multiple Tender-Points charakterisierte Erkrankung. Ein Wissenschaftlerteam aus der Türkei führte eine umfangreiche Studie durch, um festzustellen, wie häufig Fibromyalgie bei Arbeiterinnen in der Textilindustrie vorkommt. In der Allgemeinbevölkerung stellte eine im Vorfeld durchgeführte Erhebung fest, dass rund 3,6% der türkischen Bevölkerung unter Fibromyalgie leiden.

Bei den Arbeiter/innen in der Textilindustrie lag die Häufigkeit fast doppelt so hoch. Als Ursache könnte der hohe Einsatz von toxischen Chemikalien in der Textilindustrie verantwortlich sein.

Fibromyalgie – Schmerzen über Schmerzen

Schmerzen und Symptome, die durch Fibromyalgie eintreten, können so stark sein, dass sie zu Arbeitsunfähigkeit führen und den Aktionsradius des Erkrankten auf seine eigenen vier Wände schrumpfen lassen.

Die Studienteilnehmer der türkischen Studie, die unter Fibromyalgie litten, hatten allesamt Schmerzen am ganzen Körper. 12,5% von ihnen klagten über Gelenkschmerzen. 14,6% wiesen Raynaud-Syndrom auf, was zu schlecht durchbluteten, weiß/blau verfärbten, ständig kalten Händen und Füssen führt. Insgesamt wiesen 41,6% des Studienkollektivs Schlafstörungen auf, 87,5% hatten Kopfschmerzen und 52% litten unter Reizdarm.

Frauen leiden häufiger unter Fibromyalgie als Männer

Die Teilnehmer der in zwei Stufen durchgeführten Feldstudie, waren zum größten Teil weiblich. Wie aus anderen internationalen Studien bekannt, leiden vor allem Frauen unter Fibromyalgie. Unter Männern ist die Erkrankung weniger verbreitet.

Die Textilarbeiterinnen (523) und Textilarbeiter (132) aus vier Fabriken wurden im Rahmen der Studie, an der drei verschiedene Universitätskliniken beteiligt waren, gebeten, einen umfangreichen Fragebogen auszufüllen. Stellte sich heraus, dass ein Proband unter starken Schmerzen litt und weitere für Fibromyalgie kennzeichnende Symptome aufwies, wurde er von einem erfahrenen Rheumatologen gründlich untersucht. Bei den Patienten, die 11 von 18 Tenderpoints nach den ACR 1990 FM Einstufungskriterien aufwiesen, wurde Fibromyalgie diagnostiziert. Anschließend wurden weitere detaillierte klinische und Laboruntersuchungen durchgeführt.

Fibromyalgie bei Arbeitern in der Textilindustrie verbreitet

Die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind hart. Erst in letzter Zeit wird dieser Industriezweig durch Reportagen in den Medien gründlicher durchleuchtet. Die Arbeiter im Textilbereich sind vielen Chemikalien ausgesetzt, von denen man weiß, dass sie der Gesundheit erheblich schaden können. Es wäre eine interessante Aufgabe für künftige Wissenschaftler, eine internationale Erhebung im Bereich der Textilindustrie durchzuführen, um zu ermitteln, ob Arbeiter in anderen Ländern wie Indien, Bangladesch, Vietnam, ebenfalls vermehrt unter Fibromyalgie leiden und welche weiteren Erkrankungen besonders oft und über dem Bevölkerungsdurchschnitt vorkommen. Laboranalytische Untersuchungen auf Chemikalien im Körper der Textilarbeiter/innen wären sicherlich geeignet, manchen Umkehrschluss zu ziehen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. Oktober 2011

Literatur:

Cobankara V, Unal UO, Kaya A, Bozkurt AI, Ozturk MA., The prevalence of fibromyalgia among textile workers in the city of Denizli in Turkey, Int J Rheum Dis. 2011 Oct;14(4).

Weiterführende Informationen:

Interessante CSN-Artikel über das Thema Fibromyalgie:

Tag beim Kieferchirurgen und der Mund-Kiefer-Gesichtsklinik der Charité

Patientin mit MCS – Multiple Chemical Sensitivity berichtet:

Nach monatelangen Schriftwechseln und Telefonaten habe ich endlich einen Kieferchirurgen gefunden, der sich bereit erklärt hat, sich meine schmerzenden Zähne (müssen gezogen werden) anzusehen.

Morgens für 7 Uhr ein Taxi bestellt, Nichtraucher und ohne Duft, ich komme raus und sehe, wie der Taxifahrer sich im Auto eine Zigarette anzündet, er selber hatte jede Menge Duft an sich, aber ich musst ja zu dem Termin hin. Also Sauerstoffflasche aufgedreht und das Fenster aufgemacht, nach einer dreiviertel Stunde endlich am Ziel.

In der Praxis echt nette Menschen und viel Verständnis. Nach einer Röntgenaufnahme und Beratung mit Kollegen wurde entschieden, dass das Risiko selbst einer Lokalbetäubung zu hoch ist.

Ich wurde an die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie der Charité überwiesen.

Wieder ein Taxi bestellt, Glück gehabt, das roch nach nichts, außer nach einem Becher frischem Kaffee. Danke, lieber Taxifahrer, du warst mein erster Lichtblick an diesem Tag.

In der Charité in Haus 2 zur Anmeldung, Nummer ziehen und warten, Aufruf, Termin zu einer Vorbesprechung frühestens am 31.10. 2011 heute war ja schon der 13.10.2011. Sind ja nur 18 Tage.

Also wurde ich an die Rettungsstelle im Nachbarhaus verwiesen. Mit Sauerstoff, Handtasche, Jacke, Fußmarsch zur Rettungsstelle. Dort anmelden, 10€ zahlen und warten, endlich kommt ein Zahnarzt, der liest sich erst einmal den MCS-Ausweis durch und die MCS Arztinfo, danach werde ich herein gebeten, er will mehr über meine Probleme (Zähne) und MCS erfahren. Kein Problem, er versteht sehr schnell, wie problematisch alles ist, und obwohl es in erster Linie um die Zähne geht, darf man auf keinen Fall die MCS außen vor lassen. Alles dreht sich erst einmal um die Multiple Chemical Sensitivity und dann um die eigentliche Diagnose.

Er ruft noch einen Kollegen an, er hätte einen sehr interessanten Fall, der Kollege wollte zuerst nicht, aber er kam dann doch. Er hat Augen gemacht, eine Patientin mit MCS (WHO ICD-10 T78.4) hatte er noch nie, aber auch er verstand sehr schnell, dass MCS vorhanden ist und fast alles einschränkt.

Man macht gleich noch EKG und Blutabnahme, danach interne Überweisung in die MKG-Klinik, wieder zur Anmeldung, Nummer ziehen, Papiere abgeben. Nach viel Murren und Maulen, (oh nein, die Sprechstunde ist brechend voll und dann auch noch so etwas). Ich soll mich ab 13.00 Uhr vor Sprechzimmer 4 einfinden.

Wieder einmal eine Wartezone, ca. 40 Minuten und man ruft mich herein, der Zahnarzt spricht mit mir und verweist mich an die Anästhesisten weiter. Dicke Akte greifen und wieder in ein anderes Haus traben, Nummer ziehen, nach Aufruf in die Anmeldung, Fragebogen und Datenerfassung, mit der Bitte den Fragebogen auszufüllen wieder in die Wartezone entlassen. Ca. 20 Minuten später kommt der Anästhesist und holt mich zum Gespräch ab. Bestimmt eine halbe Stunde redet er mit mir, dann kommt er aufgrund meiner Allergien und der MCS zu dem Entschluss, dass er mich so nicht behandeln kann. Er will erst mit den Allergologen abklären, was geht, was evtl. noch geht und was gar nicht geht. Er verweist mich zurück an die MKG Klinik.

Wieder zur Anmeldung, Akte abgeben und darum bitten, dass ich noch einmal beim Zahnarzt vorgestellt werde.

Ich bin mittlerweile trotz MCS Maske und guten 500L Sauerstoff völlig am Ende, ich kann mir nichts mehr merken, bin völlig Matsch im Kopf.

Der Zahnarzt versteht nicht, dass ich als schwerkranker Mensch nicht permanent in ärztlicher Betreuung bin, er versteht es einfach nicht, dass jeder Arztbesuch ein gesundheitliches Risiko darstellt und man mir da auch nicht helfen kann.

Er ist auch der Meinung, dass es ja wohl Fachärzte dafür geben müsste. Als ich ihn bat, mir nur einen einzigen zu benennen, das übliche ratlose Gesicht.

Er erzählte mir, dass ich Allergietests machen soll. Ich kann mir nichts mehr merken und bitte ihn, mir alles aufzuschreiben und mir innerhalb der Charité etwas zu benennen.

Das war es für heute, nach ca. 6 Stunden in der Charité bin ich fix und fertig und stehe wieder ganz am Anfang. Jetzt noch ein Taxi (Nichtraucher und ohne Duft besorgen) es ist innerhalb von 2 Minuten da.

Toll, es ist ein alter Daimler, der ist schon so alt, da riecht nichts mehr, der Fahrer selber auch ohne, toll, der 2. Lichtblick an diesem Tag.

Es ist ca. 16.00 Uhr, ich bin endlich wieder zuhause. Ich habe Durst und Hunger. 2 Stunden später gegen 18.00 Uhr setzen Krämpfe ein, die Beine, die Brust, der Rücken, das Herz tut weh, EKG ist aber okay, der Kopf dröhnt, alles stinkt nach den ganzen Duftstoffen aus der Klinik.

Ich nehme 3 gr Magnesium, die Krämpfe werden immer stärker, jetzt kommt Chinin ran, es reicht immer noch nicht! Jetzt kommen 5 gr Magnesiumcitrat in einem Glas Wasser aufgelöst und in kleinen Schlucken über 2 Stunden getrunken, mittlerweile waren einige so heftige Kämpfe, das wieder einmal einige Muskelfasern gerissen sind, um 1.00 Uhr lassen endlich die Krämpfe nach und ich kann versuchen zu schlafen.

Um 3.30 Uhr werde ich wieder unsanft geweckt, ich laufe aus, die Schließmuskel spielen nicht mit, das recht Bein tut weh, die Bandscheiben der LWS haben keinen Halt mehr.

Jetzt gegen 13.00 Uhr am14.10.2011 tut zwar noch alles weh, aber das Gehirn funktioniert wieder halbwegs, die Krämpfe sind weg, nur noch Schmerzen in den Beinen und im gesamten Rücken.

Einen Termin bei meinen Hausarzt erst am 27.10. die Allergologen sind permanent besetzt, muss ich am Montag wieder probieren.

Wenn ich dann alle Untersuchungen zusammen habe, geht das ganze Theater wieder von vorne los.

So, das war ein Tag im Leben und Leiden einer MCS Kranken, der Zähne gezogen werden müssen.

Update: 15.10.2011. Es geht noch immer schlecht. Ich habe Krämpfe in den Beinen und kann kaum laufen.

Autor: Clarissa von Maus, Berlin, 14.10.2011

Weitere interessante CSN Artikel zum Thema MCS im Krankenhaus:

Die besten Blogs

Am häufigsten gelesene Blogs im September

In den USA nennt man Prof. Doris Rapp die Mutter der Umweltmedizin. In Deutschland haben viele Umwelterkrankte durch das von ihr geschriebene Buch „Ist das Ihr Kind“ die Möglichkeit erhalten, mit ihrer Umweltkrankheit besser umgehen zu können und den Gesundheitszustand wieder zu verbessern. Auf dem ersten Platz in der CSN Blog Top 10 landete der Artikel über den Besuch der renommierten Umweltmedizinerin in Deutschland.

Platz Zwei belegte ein trauriges Ereignis. Eine junge Frau verstarb bei Zahnarzt, weil sie hochallergisch auf die dargereichte Mundspülung reagierte und man die dadurch eingetretene Schockreaktion unterschätzte. Im Artikel werden MCS-Kranken präventive Tipps übermittelt, mit denen sie eine solche schwere Reaktion vermeiden können.

In Australien kümmert man sich seit einigen Jahren intensiv darum, dass MCS-Kranke im Gesundheitssystem besser versorgt werden und dass sie als Behinderte nicht benachteiligt werden, so wie es in den meisten anderen Ländern trotz UN-Behindertenkonvention geschieht. Platz Drei, der am häufigsten gelesenen Artikel im CSN Blog, erzielte ein Bericht über Leitlinien, die in Australien für Krankenhäuser geschaffen wurden, um für MCS-Kranke bestmögliche Behandlung zu gewährleisten. Ein wichtiger Meilenstein.

Zum Lesen der CSN Top 10, Artikel anklicken >>>

  1. Eine Ikone der Umweltmedizin zu Besuch in Deutschland
  2. Frau starb beim Zahnarzt durch Mundspülung
  3. MCS Leitlinie für Krankenhäuser
  4. Quecksilber in jedem Haushalt zu finden
  5. Werbung: Bunt, lustig & gesundheitsgefährdend
  6. Waschmittel mit Duft setzen gefährliche Chemikalien frei
  7. Airline zahlt Passagier 50.000€ Schadensersatz wegen Pestiziden an Bord
  8. Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity
  9. Strahlungsfreie Zone für Elektrosensible
  10. Blei, ein giftiges Schwermetall, das in vielen Bereichen präsent ist

Strahlungsfreie Zone für Elektrosensible

Weltraumteleskop schafft “Quiet Zone” für Elektrosensible

Ein 13000 Quadratmeilen großes Gebiet gilt als sicherer Zufluchtsort für Elektrosensible (EHS). Diese „National Radio Quiet Zone“ liegt in West Virginia, USA. Dort gibt es keine Handytürme, keine Radiosignale.

Mitten in dieser Zone liegen die Städte Lexington und Buena Vista. Der Grund für diese „Stille Zone“ ist ein gigantisches Radioteleskop, das den Weltraum observiert. Das Teleskop empfängt Radiowellen aus dem Weltraum.

Durch elektromagnetische Strahlung würde das Teleskop bei seiner Arbeit gestört. In einer zehn Meilen großen Zone rings um das riesige Radioteleskop würde jede elektromag- netische Strahlung die hochsensible Arbeit der Weltraumwissenschaftler zerstören. Die Signale, die sie aus dem Weltall empfangen, sind oft so leise wie das Fallen einer Schneeflocke auf den Boden.

Extreme Schmerzen, kein Schlaf

Elektrosensibilität – EHS (ICD-10 Z58) ist eine Umweltkrankheit, die stark zunimmt. Die daran Erkrankten klagen u.a. über brennende Schmerzen im Gesicht und am ganzen Körper, Schlaflosigkeit, extreme Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und Schwindel. Ruhe findet ihr Körper nur dort, wo keine elektromagnetische Strahlung präsent ist. Darin besteht die Schwierigkeit für die Elektrosensiblen, denn es gibt kaum noch einen Ort für Umwelterkrankte, der „strahlungsfrei“ ist. Manche der sehr stark Betroffenen ziehen sich in die Natur zurück und leben in Wäldern mit Schluchten, in die keine Strahlung durchdringt. Bislang werden diese Elektrosensiblen von ihren Mitmenschen als Freaks angesehen, was dem Elend und den Schmerzen der Umwelterkrankten mitnichten gerecht wird.

Strahlungsfreie Zone

Keine Hotspots, kein WIFI, keine Handys oder Radiowellen sind in Green Bank erlaubt, berichtet WDBJ7. Der TV-Sender sprach mit einem der Mitarbeiter des Weltraumteleskops, das zu den Größten der Welt gehört. Mike Holstine erläuterte, dass er ständig damit beschäftigt ist, jede Art von elektromagnetischer Strahlung zu messen, weil sie die Arbeit in Green Bank stören würde. Jedes elektromagnetische Signal im 10-Meilen Radius um das Teleskop, das höher als die amerikanische Freiheitsstatue ist, hat das Potential, die Arbeit der Wissenschaftler des National Radio Astronomy Observatory zu ruinieren. Ohne dieses Weltraumteleskop hätten Elektrosensible auch hier kein Refugium. Aus Berichten geht hervor, dass ca. 2-5% der Allgemeinbevölkerung elektrosensibel ist. Noch leben erst wenige Elektrosensible in der „Quiet Zone“ von Green Bank, um Linderung zu finden, berichten die Anwohner dem TV-Sender WDBJ7, aber sie rechnen damit, dass es bald mehr Umwelterkrankte werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 27. September 2011

Literatur: WDBJ7, „Wi-Fi Refugees“ moving to Green Bank, West Virginia to escape electromagnetic radiation, 22.09.2011

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