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Trier sehen…und sterben

 

Oder: Behörden, Patrick und der ganz große Coup

Die Lebensuhr des 20-jährigen Patrick läuft unaufhörlich weiter ab (auch die seines ebenfalls schwer toxisch erkrankten Vaters) – eine tickende Zeitbombe.

Ich schweige nicht mehr, ich habe keine Angst mehr

Fortsetzung von: Verflucht, ich akzeptiere nicht dass mein Leben gelaufen ist!

Alles hat die Krankheit „MCS“ meinem Sohn genommen, die Macht über seinen Körper, seine Selbständigkeit, seine Gesundheit, sein gesamtes bisheriges Leben ……..

Jeder Tag ist eine Expedition ins Ungewisse, jeder Tag ein Kampf zurück ins Leben, jeder Tag die Hoffnung irgendwie geht es weiter, jeder Tag „Ich schaffe das schon!“

Es ist eine Grenzerfahrung, mit der Patrick (und auch wir Eltern) umgehen müssen. Aber ich weiß definitiv, Patrick ist daran nur gewachsen, er lässt sich nicht zerstören.

Wie früher wird es nie wieder sein, jetzt geht es darum, das noch zu erhalten, was noch übrig ist: seine Würde, sein Stolz und seine Restgesundheit.

Unser Kampf um unseren schwer toxisch erkrankten Sohn und dessen Rechte dauert nun schon mehrere Jahre, genau 11 Jahre Odyssee durch die deutsche Schulmedizin, das deutsche Gesundheitswesen und die deutsche Sozialpolitik.

Von zu Hause aus kämpfe ich über das Internet für seine/unsere Rechte, versuche MCS sichtbar zu machen und Informationen untereinander auszutauschen, da unsere Regierung uns nicht hilft. Ich spreche bewusst in der Mehrzahl, weil in unserem Falle inzwischen die ganze Familie ernsthaft erkrankt ist.

Unglücklicherweise ist es sehr einfach, uns schwer toxisch Erkrankten zu ignorieren, da die meisten von uns unter Hausarrest leben und wir nicht die Kraft haben, uns selber zu organisieren.

Die ewige Hängepartie geht weiter, wie lange noch?

Das hiesige Sozialgericht hat im August 2011 Patricks Klage wegen mangelnder Mitwirkungspflicht zurückgewiesen. Zwischenzeitlich haben wir Berufung beim Landessozialgericht eingelegt, hier soll jetzt per Aktenlage ein Gutachten erfolgen…

Wie aus einem Vergiftungsopfer ein Täter wird

In diesem laufenden Verfahren vor dem Landessozialgericht habe ich nun Strafanzeige gegen die Ärztin der Gegenseite/Beklagte wegen ihres versorgungsärztlichen Gutachtens gestellt:

  • Missachtung und Verstoß gegen die Menschenwürde
  • Prozessbetrug
  • Psychiatrisierung ist schwere vorsätzliche Körperverletzung (und jegliche Behandlung gegen den Willen ist Körperverletzung. Es spielt dabei keine Rolle, ob ein Schaden entstanden ist, oder nicht. Es genügt, dass der Patient nicht gefragt wurde. Das Einverständnis des Patienten ist Voraussetzung. Liegt es nicht vor, ist es Körperverletzung.)
  • Fehldiagnosen und bewusste Fehlinterpretationen medizinischer Diagnosen
  • Unterstellung einer Straftat (hier Missbrauch eines Betäubungsmittels und Medikamentenabhängigkeit), Vortäuschen einer Straftat nach § 145 STGB
  • institutioneller Amts- und Machtmissbrauch
  • unterlassene Hilfeleistung und psychische Verletzung (eine solche Art Medizin zu betreiben, schädigt den Patienten, der Hippokratische Eid verbietet das)

um nur einiges zu nennen!

Es bleibt abzuwarten, ob öffentliches Interesse besteht oder nicht.

Unerwartete Unterstützung: „Thank you very, very much Dr. Doris Rapp“

In der USA nennt man Doris J. Rapp, M.D., „die Mutter der Umweltmedizin“. Im September 2011 weilte die aktive Wissenschaftlerin zwei Wochen in Deutschland, u.a. war sie auch zu Besuch bei Dr. Peter Binz in Trier.

Dank des Einsatzes von Dr. Peter Binz und unserer CSN-Präsidentin Silvia Müller erklärte sich Doris J. Rapp, M.D. sofort bereit, unserem Sohn Patrick zu helfen. Sie untersuchte ihn kostenlos und bestätigte die gesamte Diagnostik von Dr. Binz. Durch ihre selbstlose und menschliche Hilfe haben wir wieder Kraft und Hoffnung schöpfen können – wir bleiben mit Doris Rapp, M.D. weiterhin über Email zwecks Betreuung ihrer vorgeschlagenen Therapiekonzepte bzgl. strikte Expositionsvermeidung in Kontakt.

Diagnosen:

  • MCS
  • Schwere chemische Überempfindlichkeiten
  • Schlafstörungen
  • Schwere toxische Schädigung

Der große Wehmutstropfen

Fakt ist, dass wir hier nach wie vor komplett auf uns alleine angewiesen sind, nicht zu vergessen, dass auch mein Mann schwer toxisch erkrankt ist. Bisher haben wir keinerlei Unterstützung / Umsetzung seitens des Gesundheits- und Sozialsystems, keine finanzielle und materiellen Hilfen durch die Öffentlichkeit erhalten, da die Probleme (noch) nicht anerkannt sind bzw. schlichtweg ignoriert werden.

Die Behandlung beruht auf einem wesentlichen Grundsatz: Expositionsstopp bzw. Expositionsvermeidung. Dies ist jedoch mit hohem finanziellem Aufwand verbunden, für den wir keine Unterstützung bekommen und der allerwichtigste Punkt (in einem geeigneten Schadstoff- und schimmelfreien Haus zu leben), ist nicht zu verwirklichen.

“Wer nichts tut macht mit” (Werbung für Zivilcourage der Kriminalpolizei)

Noch nicht einmal Hilfe/Unterstützung in Form eines Spendenaufrufs/Spendenkontos ist uns gewährt (zweckgebunden für Anwaltskosten, medizinische und alternative Hilfsmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Luftfilter, Wasserfilter u.dgl., evtl. für ein neues Zuhause). Sei es die Kirche, Wohlfahrtsverbände, soziale Einrichtungen, Vereine, Notare, Parteien, VIP’s, Privatleute, Medien etc., keiner will sich die Finger hier schmutzig machen.

Jeder weiß, um was es hier geht, aber keiner tut was. Warum wohl ?

Es geht hier nicht um die Inklusion und Integration meines Sohnes Patrick, sondern um MCS als „politische“ Krankheit, deren Anerkennung von starken „Lobbygruppen“ verhindert wird.

Ich werde die Hoffnung und den Kampf für meine Familie trotzdem nicht aufgeben. Es kann und darf nicht sein, dass man hier einfach wegschaut, man wartet oder arbeitet daraufhin, dass sich das Problem sozialverträglich, sprich auf biologische Weise löst.

Die toxische Vergiftung verläuft progressiv, das weiß inzwischen jeder Laie. Der Betroffene ist ernsthaft behindert, teilweise oder ganz arbeitsunfähig und im Endstadium nicht mehr ohne fremde Hilfe lebensfähig. Die gesundheitliche Situation meines Sohnes, als auch meines Mannes, ist sehr, sehr ernst. Ich weiß nicht, wie lange das Immunsystem und die körperlichen Organe noch mitmachen.

Schwer krank zu sein ist kein Verbrechen

Fakt ist, dass die persönlichen Daten und Rechte jedes Straftäters besser geschützt sind, als die meines Sohnes.

Patricks schwere toxische Erkrankung ist eine unbequeme Wahrheit – vieles haben wir bereits verloren und die Zukunft wird verdammt schwierig. Die Augen zu verschließen nützt nichts, gar nichts! Ein Schicksal, das viele Betroffene mit ihm teilen!

MCS-Kranke zu psychiatrisieren widerspricht jeglicher Wahrnehmung und Objektivität.

Die Täter werden geschützt, die Opfer alleingelassen und das Vertrauen verspielt. Deshalb ist das, was jetzt passiert, ein Schlag ins Gesicht der Opfer.

Wenn es in der Medizin, Politik etc. für die Aufklärung möglich ist, dass Taten über Jahre verharmlost und verschwiegen werden, Opfer nicht ernst genommen – was ist dann noch möglich?

Wenn nur durch den Mut der Opfer diese Fehler aufzudecken sind – wie glaubwürdig ist dann die Medizin und Politik?

Hier ist Schweigen nicht mehr möglich, Viele Mediziner verspielen ihr Vertrauen und nehmen letztendlich selbst Schaden, wenn sie weiterhin Täter schützt.

„Es gehört meist mehr Mut dazu, einfach menschlich, statt heldenhaft heroisch zu sein.“ (Hermann Hesse)

“Zivilcourage setzt auf der individuellen Ebene viel voraus: einen kritischen Verstand, Charakterstärke, Mut, Offenheit, Konfliktbereitschaft und vor allem einen kultivierten Umgang mit der eigenen Angst” (Dieter Deisenroth, Richter am BVG)

Aus dem Nichtstun herausgehen, Kommunikation, Handeln auch aus der Distanz, überwinden der Gleichgültigkeit und helfen in Notsituationen erfordert Mut.

Zeigt Zivilcourage, zeigt Solidarität mit Patrick, helft ihm zu überleben, gebt ihm eine Chance!

Dokumentiert, unterschreibt, verbreitet diesen Blogbeitrag … werdet laut und schweigt nicht mehr.

Eventuell ernstgemeinte Hilfe, bitte Kontakt über CSN.

Autor: Kira, CSN- Chemical Sensitivity Network, 30. Januar 2012

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Neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern: Ursache Pestizide

Pyrethroide während der Schwangerschaft wirken sich nachteilig auf die neurologische Entwicklung von Kindern aus

Pyrethroide gehören einer neueren Gruppe von Pestiziden an, die in der Landwirtschaft, zum Vorratsschutz und zur Schädlingsbekämpfung in sehr vielen Alltagsbereichen eingesetzt werden. Konventionelle Nahrungsmittel, insbesondere Obst und Gemüse, weisen häufig noch Spuren dieser Pestizide auf, wenn sie verspeist werden. Chinesische Wissenschaftler von der Fudan University untersuchten Schwangere auf diese neurotoxischen Pestizide und deren gesundheitliche Folgen bei den Babys. Sie stellten fest, dass die Kinder von Müttern, die Pyrethroiden während der Schwangerschaft ausgesetzt waren, Einbußen in ihrer neurologischen Entwicklung aufwiesen.(1)

Pyrethroide, Ursache für Gesundheitsschäden

Pyrethroide werden seit einigen Jahrzehnten in vielen Bereichen vermehrt eingesetzt. Sie sollten Organophosphat-Pestizide ersetzen, weil diese eine hohe Toxizität für den Menschen besitzen. Anfangs als harmlos dargestellt, ist zwischenzeitlich durch internationale, wissenschaftliche Forschung bekannt, dass diese Gruppe von Pestiziden ebenfalls Gesundheitsschäden verursachen. Pyrethoide wirken immunsuppressiv, sie lösen Allergien und Chemikaliensensitivität (MCS) aus und schädigen das Nervensystem. Sie sind auch für Tiere nicht ungefährlich. Katzen, können diese Art von Pestiziden, die u.a. in Flohhalsbändern und Flohsprays als Wirkstoff enthalten sind, wegen ihrer verminderter Glucuronyltransferaseaktivität nicht verstoffwechseln. Für sie besteht akute Lebensgefahr.

Beeinträchtigung der neurologischen Entwicklung durch Pestizide?

Die Wissenschaftler der Fudan University hatten sich für ihre Studie das Ziel gesetzt, die Auswirkungen der pränatalen Exposition (vor der Geburt) gegenüber Pyrethroid-Pestiziden, hinsichtlich der Entwicklung des Nervensystems und des Verhaltens von einjährigen Kindern zu untersuchen. Eine amerikanische Studie von 2011 hatte im Vorfeld einen reduzierten IQ und psychomotorische Entwicklungsstörungen bei 36 Monate alten Kindern festgestellt, deren Mütter während der Schwangerschaft dem Pyrethroid – Wirkverstärker Piperonylbutoxid ausgesetzt waren.(2)

Schwangere wurden auf Pyrethroide hin untersucht

Um festzustellen, ob Pyrethroide in unserer Nahrung und Umwelt einen Einfluss auf die Entwicklung von Kleinkindern haben, wurde das Urin eines Kollektivs von 301 schwangeren Frauen aus der chinesischen Provinz Jiangsu auf drei Pyrethriod-Metaboliten (cis-Cl2CA, trans-Cl2CA und 3-PBA) hin untersucht. Ihre Babys unterzogen die Wissenschaftler im Alter von einem Jahr einer körperlichen und neurologischen Untersuchung.

Wissenschaftler stellten bei fast allen Schwangeren Pyrethroide fest

Das Ergebnis dürfte die Mediziner nachdenklich gestimmt haben. Die drei untersuchten Pyrethriod-Metaboliten wurden in 95% der Urinproben nachgewiesen. Die Wissenschaftler teilten die Kinder in drei Gruppen auf, einer hoch, mittel oder niedrig exponierten Gruppe, die sich aus der Höhe der Pyrethroide ergab, die bei ihren Mütter während der Schwangerschaft im Urin nachgewiesen wurde. Der Unterschied der neurophysiologischen Index (DQ) zwischen den drei Gruppen von einjährigen Kindern war signifikant (P <0,05). Die chinesischen Wissenschaftler schlossen aus ihren eindeutigen Ergebnissen, dass ein Kontakt mit Pyrethroiden im Mutterleib anschließend zu einer verminderten neurologischen Entwicklung bei den Säuglingen führt.

Deutsche Bundesbehörden warnen vor Pyrethroiden

In Deutschland ist man sich der Gefahren durch Pyrethroide für die Gesundheit durchaus bewusst. Das RKI – Robert Koch Institut und die BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung warnen Schwangere, Stillende und Personen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) seit Jahren davor, Läusebekämpfungsmittel mit Pyrethrum oder Pyrethroiden zu verwenden. Die beiden Bundesbehörden und weitere verantwortliche Institutionen erstellten eigens Informationsseiten und Aufklärungsbroschüren, die sich an Behörden, Gesundheitsämter, Schulen und Mediziner richteten. (3-12)

“…Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit, bei MCS-Syndrom (multiple Überempfindlichkeit gegen chemische Substanzen) und Chrysanthemenallergie wird empfohlen, Kopfläuse rein mechanisch durch nasses Auskämmen mit dem Läusekamm zu entfernen.”

Umfassender Schutz vor Pyrethroiden ist nicht durchführbar

Schwangere vor dem Kontakt mit Pyrethroiden weitgehend zu schützen, ist weder in Deutschland, noch in den meisten anderen Ländern praktikabel, weil diese neurotoxischen Pestizide in zu vielen Bereichen des Alltags und unserer Nahrung anzutreffen sind. Nur ein generelles Verbot von Pyrethroiden könnte eine umfassende Sicherheit für Schwangere und ihre Kinder gewährleisten. Ein solches umfangreiches Verbot wird jedoch noch lange auf sich warten lassen, denn erfahrungsgemäß wird die Herstellerindustrie ein derartiges Ansinnen so lange wie nur irgend möglich hinauszuzögern oder versuchen, es im Keim zu ersticken.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 29.01.2012

Literatur:

  1. Qi X, Zheng M, Wu C, Chang X, Wang G, Lu D, Zhou Z.Wei Sheng Yan Jiu., Impact of prenatal pyrethroid exposure on neurodevelopment of one-year old infants, 2011 Nov;40(6):693-7.
  2. Megan K. Horton, PhD, Andrew Rundle, DrPH, David E. Camann, MS, Dana Boyd Barr, PhD, Virginia A. Rauh, ScD, Robin M. Whyatt, DrPH, Impact of Prenatal Exposure to Piperonyl Butoxide and Permethrin on 36-Month Neurodevelopment, 7. Februar 2011, Pediatrics (doi: 10.1542/peds.2010-0133)
  3. RKI – Ratgeber Infektionskrankheiten – Ratgeber für Ärzte, Kopflausbefall (Pediculosis capitis), Aktualisierte Fassung vom Mai 2007 Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 47/2003, Aktualisiert 17.11.2008
  4. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Das Aus für die Laus: So werden Sie die Blutsauger schnell wieder los, 2011
  5. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung, Broschüre Kopfläuse was tun? Mai 2004
  6. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Kindergesundheit – Schaden Läusemittel meinem Kind, Download 2011
  7. Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Der Magistrat, Sind Läusemittel giftig oder schädlich? Downloads 2009
  8. Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Der Magistrat, Umgang mit Kopfläusen, 2005
  9. Gesundheitsamt des Schwarzwald-Baar Kreises, Merkblatt Kopfläuse, Downloads 2009
  10. Medical Tribune, Zweimal Chemie plus Kamm – So haben Kopfläuse keine Chance, Epidemiologisches Bulletin 2007; 20: 169- 173
  11. Verwaltung Berlin Wilmersdorf, Merkblatt und zu unterschreibende Erklärung für Eltern, Download 2009
  12. Gesundheitsamt Freising, Infektionsschutz, März 2009

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In Deutschland unvorstellbar: Ärzte verklagen großen Konzern und rufen Occupy!

Ärzte in Utah schließen sich der Occupy-Bewegung an

Von der Occupy-Bewegung inspiriert, kündigte Ende Dezember 2011 eine Gruppe aus Ärzten und Umweltinitiativen in Salt Lake City in Utah eine Klage wegen Verletzung des Luftreinhaltungsgesetzes gegen Rio Tinto an, dem drittgrößten Bergbauunternehmen der Welt. Dies ist wahrscheinlich das erste Mal überhaupt, dass Ärzte die Industrie wegen Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung angeklagt haben.

Luftverschmutzung verursacht in Utah zwischen 1.000 und 2.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr. (1)

Außerdem hat die medizinische Forschung der vergangenen zehn Jahre eindeutig bewiesen, dass Luftverschmutzung das gleiche umfangreiche Spektrum an Krankheiten verursacht wie jene, die als Folge von Aktiv- und Passivrauchen bekannt sind – Schlaganfälle, Herzattacken, Bluthochdruck, nahezu jede Art von Lungenerkrankung, neurologische Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Intelligenzverlust, Erbgutschädigungen, erhöhtes Vorkommen von Diabetes und Adipositas, Miss- oder Fehlgeburten und verschiedene Krebserkrankungen wie z.B. Lungenkrebs, Brustkrebs und Leukämie. (2-12)

In den meisten Städten Utahs werden viele der bundesweit gültigen Standards der amerikanischen Umweltschutzbehörde (EPA) für Luftqualität nicht eingehalten und in einem typischen Winter leidet Utah über Tage hinweg unter der schlimmsten Luftverschmutzung Amerikas. Die American Lung Assoziation (Lungenärzte-Organisation) benotet die Luftqualität der größten Städte in Utah regelmäßig mit einem „F“ [A = beste, F = schlechteste Note]. Im Februar 2011 bewertete die Zeitschrift „Forbes“ Salt Lake City als die 9t giftigste Stadt des Landes, wobei man Forbes kaum großes Engagement für umfassenden Umweltschutz unterstellen kann. Ausschlaggebend für diese Bewertung war die Bergbau- und Verhüttungstätigkeit in der Bingham Canyon Mine, welche vom Londoner Bergbau-Konsortium Rio Tinto/Kennecott (RTK) betrieben wird. (13)

Dies ist der größte Tagebau der Welt und dieser hat für das weltgrößte, durch Bergbau verursachte Gewässerbelastungsproblem gesorgt. Die Mine befindet sich am westlichen Ortseingang von Salt Lake City, wo 1,8 Millionen Menschen leben. Es gibt kein anderes vergleichbares Beispiel für den Betrieb einer derart gigantischen Grube, so nah an einer so großen Stadtmetropole. RTKs Bergbau- und Hüttenbetrieb ist für 30 Prozent aller Feinstaubpartikel verantwortlich, welche in die Atmosphäre des Landkreises Salt Lake abgegeben werden (14) und diese Mine zur mit Abstand größten Quelle industrieller Umweltbelastung in den städtischen Gebieten Utahs machen.

Die Verhüttung und der Staub, welcher von den 1.100 Fuß (ca. 235 Meter) hohen Abraumhalden und von den Bergteichen aufgewirbelt wird, führen zu einer anhaltenden Kontamination von Luft, Wasser und Boden der größten Stadt Utahs – mit giftigen Schwermetallen wie Blei, Quecksilber, Arsen und Kadmium. Nach Auskunft von Earthworks, einer bergbaukritischen Organisation, gab RTK vor der erst kürzlich genehmigten Erweiterung jährlich 695 Millionen Pounds (ca. 383.000 Tonnen) toxisches Material in die Umwelt von Salt Lake City ab. (15) Da Schwermetalle nicht abbauen, nicht verbrannt oder zerstört werden können, erhöht sich die toxische Belastung über die Jahre, was in mehr als hundert Betriebsjahren der Mine geschehen ist. Trotz dieser extremen Belastung für die öffentliche Gesundheit, hat die für Luftqualität zuständige Behörde von Utah, wie vorauszusehen war, kürzlich RTK eine Genehmigung erteilt, ihren Tagebau um 32 Prozent zu erweitern, was die Umweltbelastung noch viel schlimmer machen wird.

RTK macht Rekord-Profite – 15 Milliarden Dollar 2011. Im August prahlte der Vorstandsvorsitzende Jan du Plessis, „Rio Tinto hat erneut eine Reihe von bahnbrechenden Ergebnissen erzielt“. Du Plessis ist offenbar auf die Lieferung von Schadstoffen spezialisiert: Es ist auch Vorstandsvorsitzender von British American Tobacco. Tom Albanese, Geschäftsführer von Rio Tinto, der im letzte Jahr annähernd 8,5 Millionen Dollar „verdient“ hat, jammerte neulich, „[Rio Tinto muß] den Fluch des Ressourcen-Nationalismus… und den Aktivismus politischer Aktionäre noch besser bewältigen“. (16) Lassen Sie mich das für Sie übersetzen: Die Menschen vor Ort überall auf der Welt haben es satt, für den Profit ausgebeutet zu werden, sie beginnen für ihre eigenen Interessen einzutreten und Rio Tinto mag das nicht. Bürger von Utah, die der Umweltbelastung durch Rio Tinto überdrüssig sind, gehören demnach zu jenem „Fluch“ von dem Rio Tinto Manager sprechen.

Es ist ganz einfach: RTK könnte sich Sanierungsmaßnahmen leisten, doch sie werden nichts dafür ausgeben und niemand kann sie dazu zwingen. Ihr Beitrag zur Umweltbelastung fügt allen Bewohnern von Salt Lake City Schaden zu und trägt zu den vorzeitigen, oben erwähnten Todesfällen bei. Für Umweltschützer und jene die sich für die allgemeine Gesundheit engagieren, lief das Fass über, als RTK um eine Erweiterungsgenehmigung ersuchte und diese bekam.

Wenn die Grunderkenntnis der Occupy-Bewegung darin besteht, dass Konzerne und die 1 Prozent die Regierung auf allen Ebenen manipulieren, damit sie nur ihren Profit-Zielen dient und zugleich die Interessen der 99 Prozent außer Acht lässt, wenn nicht sogar offen untergräbt, dann gibt es kein besseres Beispiel dafür, als den Betrieb der Bingham Canyon Mine in Utah durch RTK.

Die „Utah Physicians for Healthy Environment“ (Ärzte für eine gesunde Umwelt) schätzen, dass die Verschmutzung durch RTK die Gemeinde mit Kosten für Gesundheit und Umwelt zwischen 2 und 4 Milliarden Dollar belastet, das ist mehr als das, was RTK an Löhnen und Steuern zahlt. Doch dank eines enormen Werbe-Etats kann sich RTK ausgiebigst als „Arbeitgeber“ verkaufen und muss nahezu keine Verantwortung für die umfangreichen Folgen seiner Geschäftstätigkeit für Umwelt und Gesundheit übernehmen.

Frederick Douglass einer der führenden Köpfe der Bürgerrechtsbewegung des 19ten Jahrhunderts sagte: „Wenn man heraus bekommt, was die Leute still zu ertragen bereit sind, weiß man ganz genau, welches Maß an Ungerechtigkeit und Verbrechen sie aushalten werden müssen.“ Alle sollen wissen, dass die Menschen in Utah nicht weiter „still“ mehr Umweltverschmutzung, mehr Tote, verkürzte Lebensspannen und eine schlechtere Gesundheit hinnehmen werden, um die Brieftaschen im Londoner Vorstand von Rio Tinto fetter zu machen. Wir werden uns die Luft zum Atmen „zurück“ holen. [Occupy: Die Demokratie zurück holen!]

Autor: Dr. Brian Moench für Truthout, 22. Januar 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Text „Utah Doctors Join the Occupy Movement“ wurde unter der Creative Commons Lizenz: by-nc veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: by-nc-sa
Das Foto ist von arbyreed und steht unter CC: by-nc-sa

Weitere CSN Artikel zum Thema Umweltzerstörung und um Occupy:

Referenzen:

1. Calculation by the Utah Physicians for Healthy Environment using the formula published by the American Heart Association. Brook R, Rajagopalan S, Pope CA, Brook J, Bhatnagar A, et al. AHA Scientific Statement: Particulate Matter Air Pollution and Cardiovascular Disease; An Update to the Scientific Statement From the American Heart Association. Circulation. 2010;121:2331-2378.

2. Peters, A. Air Quality and Cardiovascular Health: Smoke and Pollution Matter. Circulation. 2009: 120:924-927

3. Eugenia E. Calle and Michael J. Thun C. Arden Pope, III, Richard T. Burnett, Daniel Krewski, Michael Jerrett, Yuanli Shi. Circulation. 2009;120:941-948. Cardiovascular Mortality and Exposure to Airbourne Fine Particulate Matter and Cigarette Smoke.

4. Bocskay K, Tang D, Orjuela M, et al. Chromosomal Aberrations in Cord Blood Are Associated with Prenatal Exposure to Carcinogenic Polycyclic Aromatic Hydrocarbons. Cancer Epidem Biomarkers and Prev. Vol. 14, 506-511, Feb 2005

5. Perera F, Tang D, Tu Y, Biomarkers in Maternal and Newborn Blood Indicate Heightened Fetal Susceptibility to Procarcinogenic DNA Damage. Environ Health Persp Vol 112 Number 10 July 2004

6. Gauderman WJ, Gilliland GF, Vora H, et al. Association between Air Pollution and Lung Function Growth in Southern California Children: results from a second cohort. Am J Respir Crit Care Med 2002;166:76-84.

7. Gauderman WJ, Gilliland GF, Vora H, et al. The effect of air pollution on lung development from 10 to 18 years of age. NEJM 2004;351:1057-67.

8. van den Hooven EH, de Kluizenaar Y, Pierik FH, Hofman A, van Ratingen SW, Zandveld PY, Mackenbach JP, Steegers EA, Miedema HM, Jaddoe VW. Air Pollution, Blood Pressure, and the Risk of Hypertensive Complications During Pregnancy: The Generation R Study. Hypertension. 2011 Jan 10. [Epub ahead of print]

9. Raaschou-Nielsen O, Andersen Z, Hvidberg M, Jensen SS, Ketzel M, Sørensen M, Loft S, Overvad K, Tjønneland A. Lung Cancer Incidence and Long-Term Exposure to Air Pollution from Traffic. Environ Health Perspect. 2011 Jan 12. [Epub ahead of print]

10. Pearson J, Bachireddy C, Shyamprasad S, Goldfine A, Brownstein J. Association Between Fine Particulate Matter and Diabetes Prevalence in the U.S.Diabetes Care October 2010 33:2196-2201; published ahead of print July 13, 2010, doi:10.2337/dc10-0698

11. Crouse DL, Goldberg MS, Ross NA, Chen H, Labrèche F 2010. Postmenopausal Breast Cancer Is Associated with Exposure to Traffic-Related Air Pollution in Montreal, Canada: A Case–Control Study. Environ Health Perspect 118:1578-1583. doi:10.1289/ehp.1002221

12. Pearson RL, Wachtel H, Ebi KL. Distance-weighted traffic density in proximity to a home is a risk factor for leukemia and other childhood cancers. J Air Waste Manag Assoc 50(2):175-180.

13. http://www.forbes.com/2011/02/28/most-toxic-cities-personal-finance.html

14. Calculations by the Utah Physicians for a Healthy Environment based on inventory data at the Utah Division of Air Quality.

15. http://www.earthworksaction.org/issues/detail/toxics_release_inventory_what_is_it

16. http://www.thisislondon.co.uk/standard-business/article-23934614-rio-tinto-boss-attacks-governments-for-interfering-in-mining.do

Über 10 Prozent aller Amerikaner tragen Autoantikörper in sich

32 Millionen Amerikaner weisen Autoantikörper auf, welche ihr eigenes Gewebe angreifen

Newswise, 13.01.2012 – Wie eine Studie zeigt, tragen mehr als 32 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten Autoantikörper in sich, das sind vom Immunsystem hergestellte Eiweiße, welche das Körpergewebe angreifen und was als Definition für eine Krankheit gilt, die man als Autoimmun-Erkrankung bezeichnet. Die erste für die USA repräsentative Erhebung untersuchte das Vorkommen des geläufigsten Antikörper-Typs, den man als antinukleäre Antikörper (ANA) kennt und stellte fest, dass ANA bei Frauen, älteren Personen und Afro-Amerikanern am häufigsten vorkommt. Die Studie wurde vom National Institute of Environmental Health Sciences (NIEHS) durchgeführt, einer Abteilung des National Institutes of Health, der obersten amerikanischen Gesundheitsbehörde. Forscher in Gainesville an der University of Florida waren ebenfalls beteiligt.

Frühere Studien haben gezeigt, dass ANA tatsächlich sehr viele Jahre vor dem klinischen Auftreten von Autoimmun-Erkrankungen entstehen können, etwa bei Diabetes Typ 1, Lupus und rheumatischer Arthritis. ANA werden häufig als Biomarker gemessen, um Autoimmun-Erkrankungen festzustellen, aber das Vorhandensein von Autoantikörpern muss nicht unbedingt heißen, dass diese Person eine Autoimmun-Erkrankung entwickeln wird. Andere Faktoren wie Drogen, Krebs und Infektionen sind ebenfalls dafür bekannt, bei manchen Menschen Autoantikörper hervor zu rufen.

„Ältere Schätzungen über das Vorkommen von ANA hatten sehr unterschiedliche Ergebnisse und wurden nur im Rahmen kleiner, für die Gesamtbevölkerung nicht repräsentativer Studien angestellt“, sagte Frederick Miller, M.D, Ph.D, (Arzt und med. Lehrberechtigter), einer der Autoren der Studie und geschäftsführender Direktor am NIEHS. „Indem wir über diesen großen Datensatz verfügen, der für die gesamte amerikanische Bevölkerung repräsentativ ist und fast 5.000 Personen umfasst, ist es uns möglich, ANA realistisch abzuschätzen und das könnte neue Einblicke in die Entstehung von Autoimmun-Erkrankungen zulassen.“ Die Ergebnisse sind in der Ausgabe des Journals „Arthritis und Rheumatismus“ vom 11. Januar online erschienen.

Miller, der die Ursachen von Autoimmun-Erkrankungen erforscht erklärt, dass das Immunsystem des Körpers zahlreiche Proteine, sogenannte Antikörper erzeugt, die dem Körper helfen, Infektionen abzuwehren. In manchen Fällen werden jedoch Antikörper hergestellt, die sich gegen das eigene Gewebe richten. Diese bezeichnet man als Autoantikörper.

Ein interdisziplinäres Forschungsteam untersuchte Blutserum-Proben mit einer Technik namens Immunofloureszenz, um 4.754 Personen auf ANA zu testen, welche am National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES / Erhebung zu Gesundheit und Ernährung) von 1994 bis 2004 teilgenommen hatten. Das Gesamtvorkommen von ANA in der Bevölkerung lag bei 13,8 Prozent und war bei Afro-Amerikanern im Vergleich zu Weißen geringfügig höher. ANA nahm generell mit dem Alter zu und war bei Frauen höher als bei Männern, wobei der Unterschied zwischen Männern und Frauen im Alter von 40 bis 49 Jahren am größten war und in älteren Altersgruppen wieder abnahm.

„Für die größte Differenz an Autoimmunität zwischen Frauen und Männern aus der Altersgruppe von 40 bis 49 Jahren ist der Einfluss naheliegend, den die Hormone Östrogen und Progesteron auf das Immunsystem haben könnten“, sagte Linda Birnbaum, Ph.D., Direktorin von NIEHS und Mitautorin der Studie.

Die Studie fand zusätzlich heraus, dass das Vorkommen von ANA bei übergewichtigen und fettsüchtigen Personen geringer als bei Normalgewichtigen war. „Dieses Ergebnis ist interessant und irgendwie unerwartet“, sagte Edward Chan, Ph.D., ebenfalls Autor und Professor an der Abteilung für Oralbiologie an der University of Florida.

„Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Fettgewebe Proteine abgeben kann, die Teile des Immunsystems lahmlegen und die Entwicklung von Autoantikörpern hemmen, aber dazu müssen wir noch weiter forschen, um zu verstehen, welche Rolle Adipositas bei der Entwicklung von Autoimmun-Erkrankungen spielt“, sagt Minoru Satoh, M.D., Ph.D., weiterer Autor der Studie und außerordentlicher Professor für Rheumatologie und Immunologie an der University of Florida.

Die Forscher sagen, diese Arbeit sollte als nützliches Fundament für zukünftige Studien dienen, die sich mit Veränderungen des Vorkommens von ANA im zeitlichen Verlauf und mit den Faktoren befassen, die für die Produktion von ANA verantwortlich sind. Diese Arbeit ist die erste in einer Serie, welche Daten aus dem NHANES-Bestand auswertet und mögliche Umweltzusammenhänge zu ANA untersucht.

Referenz:
Prevalence and sociodemographic correlates of antinuclear antibodies in the United States
Satoh M, Chan EKL, Ho LA, Rose KM, Parks CG, Cohn RD, Jusko TA, Walker NJ, Germolec DR, Whitt IZ, Crockett PW, Pauley BA, Chan JYF, Ross SJ, Birnbaum LS, Zeldin DC, Miller, FW. 2012.
doi: 10.1002/art.34380
Am 11.01.2012 online erschienen in Arthritis and Rheumatism

Quelle:
Pressemeldung von Newswise 32 Million Americans Have Autoantibodies That Target Their Own Tissues, eingereicht vom National Institute of Environmental Health Sciences (NIEHS)

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network


Anmerkung: Schade, dass nicht verraten wird, welche Stoffe oder welche gesundheitlichen Auswirkungen den Anlass gaben, einen eventuellen Zusammenhang zwischen Umwelt (Lebensbedingungen) und ANA zu erkunden.

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Luftverschmutzung kann Depressionen auslösen

Schadstoffe verursachen Schäden im Gehirn

Luftverschmutzung kann bei länger andauernder Belastung zu physischen Veränderungen im Gehirn, sowie Lern-und Gedächtnisproblemen und sogar zu Depressionen führen, das erbrachten Forschungsergebnisse bei Mäusen.

Während andere Studien die schädlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung auf das Herz und die Lungen gezeigt haben, ist diese eine der ersten Langzeitstudien, um die negativen Auswirkungen auf das Gehirn aufzuzeigen, sagte Laura Fonken, Hauptautor der Studie und Doktorand für Neurowissenschaften an der Ohio State University.

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass längerer Kontakt mit schadstoffbelasteter Luft zu sichtbaren, negativen Auswirkungen auf das Gehirn führt, was zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen kann“, sagte Fonken.

„Dies könnte wichtige und beunruhigende Konsequenzen für Menschen auf der ganzen Welt haben, die in belasteten städtischen Gebieten wohnen und arbeiten.“

Die Studie erschien Mitte 2011 in der medizinischen Fachzeitschrift „Molecular Psychiatry“. Für die Studie arbeiteten Fonken und Kollegen vom Ohio State Department für Neurowissenschaften mit Forschern der Universität Davis, vom Herz- und Lungen-Institut zusammen.

Bei früheren Studien an Mäusen stellte die Davis Research Group, der Qinghua Sun, assistierender Professor für Umweltmedizin und Krankenhaushygiene, sowie Sanjay Rajagopalan, Professor für Herz-Kreislauf-Medizin angehörten, fest, dass Feinstaub Entzündungen im ganzen Körper verursacht und zu Bluthochdruck, Diabetes und Fettleibigkeit führen kann. Diese neue Studie zielte darauf ab, ihre Forschung hinsichtlich der Auswirkungen von Luftverschmutzung auf das Gehirn auszudehnen.

„Je mehr wir über die gesundheitlichen Auswirkungen von lang anhaltenden Luftverschmutzung herausfinden, desto mehr Gründe zur Sorge gibt es“, sagte Randy Nelson, Co-Autor der Studie und Professor für Neurowissenschaften und Psychologie an der Ohio State.

In der neuen Studie wurden Mäuse entweder gefilterter Luft oder schadstoffbelasteter Luft für sechs Stunden am Tag ausgesetzt, und das an fünf Tagen in der Woche für 10 Monate – somit fast die Hälfte der Lebensspanne der Mäuse.

Die verschmutzte Luft enthielt Feinstaub, die Art von Verschmutzung, die durch Autos, Fabriken und natürlichen Staub verursacht wird. Die feinen Partikel sind winzig – etwa 2,5 Mikrometer im Durchmesser, oder etwa ein Dreißigstel des durchschnittlichen Durchmessers eines menschlichen Haares. Diese Partikel können bis in tiefe Bereiche der Lunge und anderer Organe des Körpers vordringen.

„Je mehr wir über die gesundheitlichen Auswirkungen von anhaltender Luftverschmutzung herausfinden, desto mehr Gründe zur Sorge gibt es. Diese Studie ist ein weiterer Beweis für die negativen Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die Gesundheit.“

Die Feinstaubkonzentration, der die Mäuse ausgesetzt waren, war gleichbedeutend mit dem, was die Menschen in einigen belasteten städtischen Gebieten ausgesetzt werden, so die Forscher.

Nach 10 Monaten Exposition gegenüber der schadstoffbelasteten oder gefilterten Luft führten die Wissenschaftler eine Reihe von Verhaltenstests bei den Versuchstieren durch.

Bei einem Lern- und Gedächtnis-Test wurden die Mäuse in der Mitte einer hell erleuchteten Bühne platziert und bekamen eine Frist von zwei Minuten, um ein Fluchtloch zu finden, das in einen dunklen Kasten führte, wo sie sich wohler fühlen. Dann erhielten sie fünf Tage Training, um das Fluchtloch zu finden. Die Mäuse, die verschmutzte Luft geatmet hatten, brauchten jedoch länger, um zu erlernen, wo sich das Fluchtloch befand. Die Mäuse, die schadstoffbelasteter Luft ausgesetzt waren, erinnerten sich auch bei späteren Prüfungen schlechter daran, wo sich das Fluchtloch befand.

In einem weiteren Experiment wiesen die Mäuse, die schadstoffbelasteter Luft ausgesetzt waren, depressivere Verhaltensweisen auf als die Mäuse, die gefilterte Luft geatmet hatten. Die Mäuse, die schadstoffhaltige Luft eingeatmet hatten, wiesen zusätzlich Anzeichen von verstärkten angstähnlichen Verhaltensweisen in einem der Tests auf, in einem anderen Test jedoch nicht.

Aber wie führt die Luftverschmutzung zu Veränderungen in Lernen, Gedächtnisleistung und Stimmung?

Die Forscher führten Tests durch, die auf den Hippocampus im Gehirn der Mäuse abzielten, um die Antworten zu finden.

„Wir wollten deshalb so genau auf den Hippocampus achten, weil dieses Gehirnareal mit Lernen, Gedächtnis und Depression assoziiert ist“, sagte Fonken, der gemeinsam mit Nelson, Mitglied des Ohio State Institute für Verhaltensmedizin ist.

Die Ergebnisse zeigten deutliche, körperliche Unterschiede im Hippocampus jener Mäuse, die schadstoffbelasteter Luft ausgesetzt waren, im Vergleich zu denen, die ihr nicht ausgesetzt waren.

Die Wissenschaftler untersuchten speziell die Verästelungen, die aus Nervenzellen (oder Neuronen) wachsen und als Dendriten bezeichnet werden. Die Dendriten haben kleine Ansätze, sogenannte Stacheln, die aus ihnen herauswachsen und die Signale von einem Neuron zum anderen übermitteln.

Die Mäuse, die verschmutzter Luft ausgesetzt waren, hatten weniger Stacheln in Teilen des Hippocampus, kürzere Dendriten und eine insgesamt reduziertere Zellekomplexität.

„Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Arten von Veränderungen mit einer verminderten Lern-und Gedächtnisleistung verbunden sind“, sagte Nelson.

In anderen Studien fanden einige der Co-Autoren dieser Studie aus dem Davis-Forschungszentrum, dass chronische Exposition gegenüber Luftverschmutzung ausgedehnte Entzündungen im Körper hervorruft, was mit einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen beim Menschen verbunden ist, einschließlich Depression. Diese neue Studie gab Hinweise darauf, dass diese Low-grade-Entzündung offensichtlich im Hippocampus vorhanden ist.

Bei Mäusen, die schadstoffbelastete Luft geatmet hatten, waren chemische Botenstoffe, die Entzündungen verursachen – sogenannte pro-inflammatorische Zytokine – im Hippocampus aktiver, als bei Mäusen, die gefilterte Luft atmeten.

„Der Hippokampus ist besonders empfindlich gegenüber Schäden, die durch Entzündungen verursacht werden“, sagte Fonken.

„Wir vermuten, dass die systemische Entzündung, die durch das Einatmen von verschmutzter Luft verursacht wird, an das zentrale Nervensystem übermittelt wird.“

Die Studie wurde von den National Institutes of Health unterstützt.

Autor:

Jeff Grabmeier, Ohio State University, Air Pollution linked to Learning and Memory Problems, Depression, Columbus, Ohio, 5. Juli 2011

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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Bisphenol-A, Übergewicht und Diabetes

Das allgegenwärtige Bisphenol-A wurde mit Übergewicht bei Erwachsenen und Insulin-Resistenz in Zusammenhang gebracht.

Erhöhte Bisphenol-A Werte im Urin von älteren Erwachsenen stehen mit einer Zunahme von Gewicht und des Taillenumfang in Zusammenhang, beides sind Indikatoren für Adipositas und können zu ernsthaften Erkrankungen und Leiden führen.

Chinesische Forscher fanden heraus, dass Erwachsene über 40 Jahre mit erhöhten Bisphenol-A (BPA) Werten in ihrem Urin zu Adipositas, mehr Bauchfett und zu Insulin-Resistenz neigen. Diese Stoffwechselstörungen können zu weiteren, gefährlicheren Gesundheitsproblemen führen, u.a. zu Bluthochdruck, Diabetes und Herzerkrankungen.

Da BPA-Belastungen weit verbreitet sind – die meisten Menschen in den Vereinigten Staaten haben BPA in ihrem Körper – weist diese Studie auf ein möglicherweise nicht unerhebliches Gesundheitsrisiko hin, dass von diesem Schadstoff ausgeht.

BPA ist eine in großen Mengen produzierte Chemikalie, die zur Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen, Epoxidharz-Beschichtungen von Konservendosen und für manche Thermodrucker-Papiersorten verwendet wird [z.B. Kassenzettel]. Die Chemikalie kann Lebensmittel und Getränke kontaminieren und über die Nahrung in den Körper gelangen. BPA kann auch über die Haut aufgenommen oder eingeatmet werden.

Frühere epidemiologische Studien, die im Journal of the American Medical Association und von der Zeitschrift PLoS One veröffentlicht wurden, haben Zusammenhänge zwischen BPA und Stoffwechselstörungen aufgedeckt, welche mit dieser Studie übereinstimmen.

Vorausgegangene Laboruntersuchungen bringen BPA mit einer Zunahme von Fettzellen und höheren Insulin-Werten in Zusammenhang. Diese wiederum können zu Hyperinsulinämie und Insulin-Resistenz und – vielleicht – Fettsucht führen. Pränatale Belastungen von Nagern mit dieser Chemikalie können auch die Entwicklung von Hirnregionen verändern, die für Nahrungsaufnahme und Stoffwechsel zuständig sind. Deshalb erhöhen diese Tierstudien die Plausibilität der neuen Ergebnisse aus China.

In dieser Studie wurden die BPA-Werte von 3.390 Erwachsenen über 40 aus der Songnan Gemeinde in Shanghai gemessen. Für jede Person wurden soziodemographische und medizinische Daten sowie Angaben zum Lebensstil erhoben. Blutzucker und Insulin wurden ebenfalls gemessen.

Für jede Person wurde der Body Mass Index (BMI, Körpergewicht durch Größe) errechnet. Als „Übergewicht“ wurde ein BMI von 24 bis 28 angesehen, über 28 galt als fettsüchtig. Ein dicker Bauch wurde bei Männern mit einem Taillenumfang von über 35 Inch (88.9 cm) und bei Frauen mit 33,5 Inch (85.09 cm) definiert.

BPA wurde in einer morgendlichen Urinprobe gemessen. Die Werte wurden in Gruppen unterschiedlicher Konzentration (von niedrig bis hoch) unterteilt und [anhand des BMI] miteinander verglichen. Sie bewegten sich in einem Bereich, den man typischerweise in den Vereinigten Staaten findet.

Bei den höchsten Werten ergab sich sowohl zu adipösem BMI und Taillenumfang als auch zu erhöhter Insulin-Konzentration im Blut ein Zusammenhang. Insgesamt tendierten die jüngeren Männer (Durchschnittsalter 59) in dieser Studie zu den höchsten Werten dieser Chemikalie in ihrem Urin.

Bei Teilnehmern mit einem BMI von unter 24, aus den Gruppen mit den höchsten BPA-Werten, war das Vorkommen von Insulin-Resistenz um 94 Prozent erhöht – eine auffälligere Zunahme als in den entsprechenden Adipositas-Gruppen.

Die Aussagekraft dieser Studie ist dadurch begrenzt, dass der Zusammenhang nur an einem einzigen BPA-Erhebungsort festgestellt wurde und dass das Design dieser Studie diesen nicht beweisen kann – die Forscher benutzen die Methode der Querschnittstudie.

Diese Studie legt nahe, dass die BPA-Werte bei Erwachsenen ein erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellen, da sie mit Adipositas und verwandten Gesundheitsprobleme im Zusammenhang stehen.

Autor dieser Studienzusammenfassung: Steven Neese, 4. Januar 2012 für EHN

Übersetzung: Brun0 für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle der Studie:

Wang, T, M Li, B Chen, M Xu, Y Xu, Y Huang, J Lu, Y Chen, W Wang, X Li, Y Liu, Y Bi, S Lai and G Ning. 2011. Urinary Bisphenol A (BPA) concentration associates with obesity and insulin resistance. The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism http://dx.doi.org/10.1210/jc.2011-1989

Der Original-Artikel „Ubiquitous bisphenol A linked to adult obesity, insulin resistance“ steht unter der Creative Commons Lizenz: by-nc-nd. Diese Übersetzung wurde abweichend von dieser Lizenz von Environmental Health News genehmigt. Sie steht unter keiner CC-Lizenz.

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Einige vermeintliche genetische MCS-Faktoren spielen bei Japanern mit MCS keine Rolle

Genotypen von geringer Bedeutung

Genetisch bedingte Beeinträchtigung des Fremdstoffmetabolismus ist ein postulierter Mechanismus bei Umwelterkrankungen wie Multiple Chemical Sensitivity (MCS). Während Wissenschaftler aus Deutschland, Kanada und den USA feststellten, dass bestimmte genetische Varianten das Risiko erhöhen, an MCS zu erkranken, stellten japanische Forscher nun das Gegenteil fest. Sie konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen Probanden mit MCS und Kontrollpersonen feststellen.

QEESI als Tool zur Diagnostik von MCS

Die japanische Wissenschaftlergruppe definierte Personen, die eine starke Reaktion auf chemische Substanzen aufweisen, mittels des von Claudia Miller entwickelten Fragebogens „Quick Environmental Exposure und Sensitivität Inventory“ (QEESI), als „auf Chemikalien empfindlich reagierende Bevölkerungsgruppe“.

Sind bestimmte Gentypen anfälliger für MCS?

Das Ziel der im Dezember in der medizinischen Fachzeitschrift „Environmental Health Prevention Medicine“ Studie war, den Zustand der Patienten, die empfindlich auf Chemikalien reagieren, zu ermitteln und deren Genotypen zu analysieren. Die Wissenschaftler wollten so die Faktoren für eine Anfälligkeit für MCS in der japanischen Bevölkerung herausfinden.

Untersuchung gemeinsamer Genotypen

Die Mediziner befragten insgesamt 1.084 Mitarbeiter aus japanischen Unternehmen mittels des QEESI Diagnosetools, um so bei diesen Personen MCS und Sick Building Syndrom festzustellen. Als gemeinsame Genotypen wurde bei den Teilnehmern die Glutathion-S-Transferase (GST) M1, GSTT1, Aldehyddehydrogenase2 (ALDH2) und Paraoxonase1 (PON1) analysiert, um Faktoren für die Anfälligkeit einer Sensitivität gegenüber Chemikalien zu identifizieren.

Doppelte Absicherung der Diagnose

Vier der Probanden hatten die Diagnose MCS im Vorfeld, keiner der Probanden hatte die Diagnose Sick Building Syndrom. Die Probanden wurden in vier Stufen nach Punktzahlen von 0, 1-19, 20-39 und 40 oder mehr, auf jeweils drei der QEESI Subskalen eingeteilt. Darüber hinaus nutzten die Wissenschaftler die MCS Diagnosekriterien von Hojo, um sicherzugehen und die MCS Fälle von Kontrollpersonen zu unterscheiden. Es wurden keine signifikanten Unterschiede in der Allelverteilung der genetischen Polymorphismen der GSTM1, GSTT1, ALDH2 oder PON1 Gene in den vier Ebenen der einzelnen Subskalen, oder zwischen MCS-Fällen und Kontrollpersonen gefunden.

Gemeinsame Genotypen von geringer Bedeutung

Die Wissenschaftler der Kumamoto University schlossen aus ihren Forschungsergebnissen, dass die häufig verbreiteten Genotypen GSTM1, GSTT1, ALDH2 und PON1 in der japanischen Bevölkerung von geringer Bedeutung für MCS sind.

Ob es daran liegt, dass die Japaner einem anderen Genpool entspringen, oder ob genetische Faktoren generell als Mechanismus bei der Entstehung von MCS letztendlich eine untergeordnete Rolle spielen, werden zukünftige Studien zeigen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 02. Januar, 2012

Literatur:

Fujimori S, Hiura M, Yi CX, Xi L, Katoh T., Department of Public Health, Faculty of Life Sciences, Kumamoto University, Factors in genetic susceptibility in a chemical sensitive population using QEESI, Environ Health Prev Med. 2011 Dec 29.

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Alzheimer und Diabetes: Ein tödliche Duo

Neuere Forschung zeigt, dass die beiden tödlichsten Krankheiten in Amerika etwas miteinander zu tun haben könnten

„Wir wissen, dass es einen Zusammenhang gibt“, sagt Heather Snyder, zweite Chefin für medizinische und wissenschaftliche Zusammenarbeit der Alzheimer’s Association.
„Was wir herauszubekommen versuchen, ist warum das so ist.“

Snyder spricht von zwei der schlimmsten Plagen: Alzheimer und Diabetes. Beide gehören zu den tödlichsten Erkrankungen. Nach Auskunft von Centers for Disease Control and Prevention [Zentren für Hygiene und Vorsorge] sind sie jeweils die sechst- und siebt-häufigste Todesursache in den Vereinigten Staaten.

Neuerdings legt die Forschung nahe, dass sie neben ihrer Tödlichkeit noch etwas anderes sind – nämlich eine allgegenwärtige biologische Gefahr. Aus diesem Grunde könnte die Forschung zu einer der beiden Erkrankungen auch zu erfolgreichen Behandlungsmöglichkeiten der anderen führen.

Als erstes muss erwähnt werden, dass in den USA 26 Millionen Menschen Diabetes haben, davon wissen 7 Millionen nicht einmal, dass sie erkrankt sind, wie das National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Disease [staatliche Institut für Diabetes, Verdauungs- und Nierenerkrankungen] bekannt gibt. Trotz aller Aufklärungs-Kampagnen bleibt Diabetes eine Erkrankung, bei welcher der Blutzuckerspiegel zu hoch ansteigt, weil der Körper Insulin nicht wirksam genug nutzen kann. Das heißt, der Körper hört auf, genug Insulin zu produzieren, das den Zellen dazu dient, Zucker zu absorbieren und in Energie umzuwandeln.

Bestimmte Teile der Bevölkerung haben eine unverhältnismäßig hohe Diabetes-Rate, dazu gehören Latinos, Afrikaner, Asiaten und amerikanische Ureinwohner. Nach dem National Institutes of Health [oberste amerikanische Gesundheitsbehörde] haben 8,3 Prozent der US-Bevölkerung Diabetes, doch mehr als 16,1 Prozent der erwachsenen Bevölkerung amerikanischer Indianer und der Urbevölkerung Alaskas wurden damit diagnostiziert. Die Diabetes-Raten sind je nach Region unterschiedlich, wobei amerikanische Indianer im südlichen Arizona mit 33,5 Prozent von den höchsten Leidensraten betroffen sind.

Zwischen Diabetes und Alzheimer bestehen mehrere Zusammenhänge. Zum Beispiel die Insulin-Resistenz, und Diabetes 2 erhöht das Risiko für Herzerkrankungen als auch für Schlaganfälle. Beides kann eine Schädigung der Blutgefäße zur Folge haben und Forscher glauben, dass geschädigte Blutgefäße im Gehirn gut zu Alzheimer beitragen könnten.

Außerdem benötigen unsere Hirnzellen sehr viel Energie, was durch Diabetes beeinträchtigt werden kann, da die Erkrankung die Fähigkeit des Körpers bremst, Zucker aufzunehmen, um die nötige Energie zu erzeugen. Die Gesundheit des Gehirns ist darüber hinaus vom harmonischen Zusammenspiel vieler verschiedener Chemikalien abhängig. Zu viel Insulin kann das Gleichgewicht dieser Chemikalien durcheinander bringen und unter Umständen Alzheimer auslösen. [Anmerkung: Bei Diabetes 2 reagiert der Körper anfänglich mit überhöhter Insulinproduktion auf die zunehmende Insulin-Resistenz.] Und zuletzt kann hoher Blutzucker Entzündungen hervorrufen, welche Hirnzellen zerstören und zum Entstehen von Alzheimer beitragen können.

Den Verbindungen zwischen Diabetes und Alzheimer nachzugehen, könnte letztendlich auch ein besseres Verständnis der vaskulären Demenz mit sich bringen, eine Erkrankung mit den gleichen Symptomen wie Alzheimer. Doch wie Snyder es sagt, „ist Alzheimer als eine der zehn häufigsten Todesursachen in den USA die einzige, der man nicht vorbeugen kann, die sich weder heilen noch verzögern lässt“. Im Gegensatz dazu kann man vaskulärer Demenz vorbeugen oder mit Hilfe derselben Gesundheitsregeln in den Griff bekommen, die auch das Risiko für Diabetes reduzieren können.

„Ursachen [Vaskulärer Demenz] sind Bluthochdruck, eine Diät mit hohem Fettanteil, Rauchen und nicht behandelte Diabetes“, sagt Carson Henderson, stellvertretender Leider des Two Hawk Institute, einer Gesellschaft, die Indianern gehört und von diesen betrieben wird, zu deren Aufgaben Gesundheitserziehung, Schulung und Forschung in Indian Country gehören. „Wer Sport treibt, sich richtig ernährt, nicht raucht, kann vaskulärer Demenz im Alter vorbeugen.

Vaskuläre Demenz wird von einer schlechten Durchblutung des Gehirns verursacht, oft in Folge eines oder mehrere Infarkte. „Wenn Sie vaskuläre Demenz haben, sterben ihre Hirnzellen ab, weil kleine, sehr feine Blutgefäße im Gehirn blockiert werden und die Zellen darunter weder Blut noch Sauerstoff bekommen“, erklärt Carsons Ehemann Neil Henderson aus Choctaw in Oklahoma, der das American Indian Diabetes Prevention Center [Vorsorgezentrum] am Health Sciences Center’s College of Public Health [Schule für öffentliche Gesundheit am Zentrum für Gesundheitswissenschaften] an der University of Oklahoma leitet. „Vaskuläre Demenz ähnelt Alzheimer sehr stark, doch die Ursachen sind andere. Man leidet trotzdem an Gedächtnisverlust und Verwirrung.“

Der neuste Zusammenhang zwischen Diabetes und Demenz ergab eine aktuelle Studie, die an der Kyushu University in Japan durchgeführt wurde. Forscher untersuchten über 15 Jahre lang „1.017 in der gleichen Gemeinde lebende demenzfreie Personen“ und stellten fest, dass Alzheimer und vaskuläre Demenz „bei Menschen mit Diabetes signifikant höher waren als bei jenen mit einer normalen Glukose-Toleranz“.

Snyder erklärt die Bedeutung dieser Entdeckung folgendermaßen: „Diabetes schädigt Ihr Herz und es bestehen Zusammenhänge zwischen der kardiovaskularen Gesundheit und der Gesundheit des Gehirnes. Das Gehirn verbraucht 25 Prozent des Sauerstoffs im Blut, um zu funktionieren, wenn das Herz nicht gesund ist, wird es das Gehirn genau so wenig sein.“

Nach und nach werden nun die Verbindungen zwischen Diabetes, Herzerkrankungen und Schlaganfall aufgedeckt. Nachdem nun nicht auszuschließen ist, dass Diabetes zu den Ursachen einer der lethalsten Erkrankungen in Amerika gehört, unternehmen Organisationen wie die Alzheimer’s Association alles, was sie können, um für flächendeckende Aufklärung und Vorsorge zu sorgen.

Autor: ICTMN Team, 14. Dezember 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Wir danken Indian Country Today Media Network für die Genehmigung, den Artikel übersetzen zu dürfen.
Original-Artikel: „A Deadly Duo: New Research Shows Two of the Leading Killers in America Might be Linked“
Twitter: Indian Country

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Durst und Brände mit Limonade löschen?

Brominierte Schlacht: Eine Limonaden-Chemikalie mit zweifelhafter Unbedenklichkeit

Eine als Flammschutzmittel für Kunststoffe patentierte und in Lebensmitteln in ganz Europa und Japan verbotene brominierte Chemikalie namens BVO [brominated vegetable oil] wird in Nordamerika seit Jahrzehnten Limonaden zugefügt. Nun interessieren sich manche Wissenschaftler erneut für diese wenig bekannte Zutat, die man in den USA in 10 Prozent aller Limonaden findet. Untersuchungen über ihre Toxizität gab es zuletzt in den 70’er Jahren und manche Fachleute drängen nun auf eine Neubewertung. Nach ein paar extremen Limonade-Trinkgelagen – nicht weit von dem entfernt, was viele Computer-Spieler regelmäßig konsumieren – mussten ein paar Patienten wegen Hautschädigungen, Gedächtnisverlust und Nervenerkrankungen medizinisch behandelt werden, alles Symptome einer Brom-Überdosis. Andere Studien legen nahe, dass BVO in menschlichem Gewebe akkumuliert. In Versuchen mit Mäusen haben hohe Dosen Fortpflanzungs- und Verhaltensprobleme verursacht.

Marietta, Georgia, 12.12.2011 – Es ist Montagabend im „Battle & Brew“, einem Gamertreff in diesem Vorort von Atlanta. Die Leute machen es sich in Sesseln gemütlich, ihre Ohren verschwinden unter Kopfhörern, ihre Augen sind starr auf Flachmonitore fixiert und ihr Bewusstsein hat sich im Spiel des Tages aufgelöst: „The Elder Scrolls V: Skyrim“.

Um die ganze Nacht voll wach zu bleiben, hat jeder eine offene Dose „Spieler-Sprit“ in nächster Nähe der Tastatur stehen. „Ich habe manche dieser Typen gesehen, wie sie sechs Limonaden in sechs Stunden verarbeitet haben“, sagt Brian Smawley, ein regelmäßiger Gast der Spieler-Bar.

Die Gamer sagen, sie saufen ihren Treibstoff wegen dem Zucker und dem Koffein, doch die Trinker von Mountain Dew und einigen anderen Getränken mit Zitronengeschmack bekommen eine Portion sogenanntes brominiertes Pflanzenöl, oder BVO [s.o.].

BVO, von Chemiefirmen als Flammschutzmittel patentiert und in ganz Europa und in Japan für Lebensmittel verboten, wird seit Jahrzehnten in Nordamerika Limonaden zugesetzt. Nun interessieren sich manche Wissenschaftler erneut für diese wenig bekannte Zutat, die man in den USA in 10 Prozent aller Limonaden findet.

Nach ein paar extremen Limonade-Trinkgelagen – nicht weit von dem entfernt, was viele Computer-Spieler regelmäßig konsumieren – mussten ein paar Patienten wegen Hautschädigungen, Gedächtnisverlust und Nervenerkrankungen medizinisch behandelt werden, alles Symptome einer Brom-Überdosis. Andere Studien legen nahe, dass BVO in menschlichem Gewebe akkumuliert, so wie es weitere brominierte Verbindungen wie z.B. Flammschutzmittel tun. In Versuchen mit Mäusen haben hohe Dosen Fortpflanzungs- und Verhaltensprobleme verursacht.

Gutachten eines Industrieverbandes waren 1977 für die US-Behörde für Lebens- und Arzneimittel [FDA] die Grundlage, um den nach ihrer Auffassung sicheren Höchstwert für BVO in Limonaden festzulegen. Doch manche Wissenschaftler sagen, dass sich dieser Grenzwert auf unzulängliche, veraltete Daten stützt, darum bestehen sie darauf, dass man diese Chemikalie einer neuen Prüfung unterziehen muss.

„Von diesem Gutachten abgesehen ist die wissenschaftliche Datenlage spärlich“, sagte Walter Vetter, Lebensmittelchemiker an der Universität Hohenheim in Stuttgart und Autor einer neueren, aber unveröffentlichten Studie über BVO in europäischen Limonaden-Importen.

Flammschutzmittel in Limonade?

Wenn Sie das nächste Mal nach Mountain Dew, Squirt, Fanta Orange, Sunkist Pineapple, Gatorade Thirst Quencher Orange, Powerade Strawberry Lemonade oder Fresca Original Citrus greifen, sehen Sie sich die Inhaltsstoffe an. Mountain Dew führt brominiertes Pflanzenöl an vorletzter Stelle auf, neben Disodium EDTA [Ethylendiamintetraessigsäure-Natriumsalz (PDF)] und Yellow 5 [Tartrazin oder E102]. Bei diesen Getränken handelt es sich um eine Stichprobe jener, die BVO als Inhaltsstoff entsprechend den Anforderungen der FDA angeben. Die aller beliebtesten Limonaden – Coca-Cola und Pepsi – enthalten kein BVO.

Niemand muss ein Gamer sein, um diese Limonaden mit Fruchtgeschmack zu trinken. In den USA trinken 85 Prozent der Kinder mindestens einmal pro Woche ein Getränk, das Zucker oder künstliche Süßstoffe enthält, wie aus einer Studie vom November hervorgeht. Limonaden sind nach einer Studie des nationalen Krebs-Institutes (PDF) die größte Kalorienquelle für Teenager zwischen 14 und 18 Jahren. Für Erwachsene sind Limonaden, Energy- und Sport-Drinks die viert größte Quelle (PDF) für Kalorien, wie eine staatliche Studie heraus fand.

Halten Sie eine Flasche Mountain Dew gegen das Licht. Es sieht trüb aus. Brominiertes Pflanzenöl ist für das trübe Aussehen verantwortlich, weil es die fruchtigen Geschmacksstoffe in ihrer Mischung im Getränk fixiert. Ohne einen solchen Emulgator wie BVO würden die Geschmacksstoffe an die Oberfläche steigen. Die FDA begrenzt den Einsatz von BVO auf 15 ppm [15 mg pro kg] in Getränken mit Fruchtgeschmack.

Brominiertes Pflanzenöl, das aus Sojabohnen oder Mais gewonnen wird, enthält Brom-Atome, welche den Zitrus-Geschmacksstoff schwerer machen (PDF), so dass er sich mit Wasser mischt oder als Flammschutzmittel chemische Reaktionen verlangsamt, die zu einem Feuer führen.

Brominierte Flammschutzmittel werden neuerdings besonders genau unter die Lupe genommen, da Untersuchungen gezeigt haben, dass sie sich im Körper der Menschen ansammeln und weltweit auch in der Muttermilch. Um die Ausbreitung von Flammen zu verlangsamen, werden sie der Polystyrolschaum-Füllung für Polstermöbel und Kinderprodukte, wie auch den Kunststoffen für Elektronik-Artikel beigemischt. Tierstudien wie auch ein paar Humanstudien stellten einen Zusammenhang mit eingeschränkter neurologischer Entwicklung, verminderter Fruchtbarkeit, dem frühen Eintritt der Pubertät und veränderten Schilddrüsen-Hormonen her.

BVO müsste heutzutage nicht als Flammschutzmittel in Möbelpolsterungen verwendet werden, doch Patente in Europa, die Anfang 2011 Dow Global Technologies und in den Vereinigten Staaten Koppers Inc. erteilt wurden, sorgen dafür, dass dem so ist.

„Es gibt einige Bedenken [wegen BVO], da die Leute befürchten, es könnte sich ähnlich wie Flammschutzmittel verhalten und mit ähnlichen Gesundheitsrisiken verbunden sein“, sagte Heather Stapleton, eine Umwelt-Chemikerin an der Duke University, die sich auf die Erforschung von brominierte Verbindungen spezialisiert hat.

Die Limonaden-Hersteller und Branchenverbände sagen, sie machen sich wegen der Sicherheit von brominiertem Pflanzenöl keine Sorgen, sie sagen, ihre Produkte entsprechen den Richtlinien der Regierung.

„Es handelt sich um eine sichere, von der FDA zugelassene Zutat, die für manche Citrus-basierten Getränke verwendet wird“, sagte Christopher Gindlesperger vom amerikanischen Getränkeverband, der PepsiCo, den Hersteller von Mountain Dew vertritt. „Es ist wichtig, dass die Verbraucher darauf vertrauen können, dass unsere Produkte sicher sind und dass sich unsere Industrie an alle Vorgaben der Regierung hält“.

Chris Barnes von der Dr. Pepper Snapple Group, die Hersteller von Squirt und anderen Getränken die BVO enthalten, wiederholte diese Antwort.

„Alle Inhaltsstoffe in Produkten der Dr. Pepper Snapple Group entsprechen den Anforderungen der FDA und anderen Regulierungen“, sagte Barnes. Alte Daten

Einige Fachleute sind überzeugt, dass sich die Richtlinien der FDA auf Jahrzehnte alte Daten stützen.

„Solche Verbindungen, die derart verbreitet sind, sollten regelmäßig und mit neuerer Technik neu untersucht werden, um sicher zu stellen, dass es keine Wirkungen gibt, die von den früheren Untersuchungsmethoden nicht erfasst wurden“, sagte Charles Vorhees, ein Toxikologe am Cincinnati Children’s Hospital Medical Center, der die neurologische Wirkung von BVO in den frühen 80’er Jahren untersucht hat. „Nach meiner Ansicht gehört BVO zu jenen Verbindungen, die eine Neuuntersuchung rechtfertigen.“

Das Testen der Toxizität hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch verändert. Inzwischen können Versuchstiere über mehrere Generationen auf Veränderungen in ihrer neurologischen Entwicklung, in ihrem Hormonhaushalt und in ihrer Reproduktion untersucht werden, was man sich in den 70’er und 80’er Jahren nicht vorstellen konnte.

„Ich bin kein Toxikologe, doch nach meiner Ansicht hat sich die toxikologische Untersuchung von Chemikalien seit damals verbessert“, fügte Vetter hinzu.

1970 stellten Wissenschaftler in England fest, dass Ratten nach einer sechswöchigen Diät die 0,8 Prozent brominiertes Maisöl enthielt, beachtliche Mengen an Brom in ihrem Fettgewebe hatten. Die Brom-Werte veränderten sich nicht, selbst nachdem die Ratten zwei Wochen lang eine Kontroll-Diät bekamen.

Etwa zur selben Zeit bestätigte eine Studie, dass sich Brom in Menschen ansammelt. Forscher untersuchten die Serum-Werte von Menschen in Großbritannien – wo BVO verwendet wurde – und von Kontrollgruppen in den Niederlanden und in Deutschland, wo BVO nicht verwendet wurde.

„Damals hatten britische Bürger im Vergleich zu den Bewohnern von Deutschland und den Niederlanden höhere Brom-Werte“, sagte Vetter. Nach diesen Studien wurden die höchsten Fett gebundenen Brom-Werte im Gewebe von britischen Kindern gefunden.

Die Autoren der Studie schrieben: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Brom-Rückstände in den Kindern auf die Aufnahme von brominiertem Pflanzenöl zurückzuführen ist.“

Daten aus Versuchen mit Ratten zeigen, dass BVO toxisch sein kann. Eine Studie aus dem Jahre 1971 von kanadischen Forschern stellte fest, dass Ratten die mit einer Diät gefüttert wurden, welche 0,5 Prozent brominiertes Öl enthielt, Schädigungen des Herzmuskels entwickelten. In einer späteren Studie von 1983 bekamen mit denselben Ölen gefütterte Ratten Verhaltensstörungen und solche, die mit 1 Prozent BVO gefüttert wurden, hatten Wahrnehmungsprobleme. Bei 2 Prozent waren sie nicht mehr fortpflanzungsfähig.

Die Diäten in jener Studie enthielten „kolossale Dosen“ BVO, ungefähr hundert mal mehr als die heutigen zulässigen Höchstwerte, sagte Vorhees, Hauptautor der Studie von 1983.

Doch zwei Fallstudien aus den letzten 15 Jahren zeigen, dass kolossale Dosen auch bei Menschen vorkommen können – mit gesundheitlichen Folgen.

Epische Gelage

In MMO-Nächten [s.u.] im Battle & Brew spielen manche Gamer 12 Stunden am Stück. in diesen Multiplayer Online games spielen tausende weltweit gegeneinander. Während diesen epischen Schlachten ist eine Limonade pro Stunde nicht ungewöhnlich. Ein Gamer, der jede Stunde eine 20 Flüssigunzen Flasche Limonade trinkt, bringt es in sechs Stunden auf 3,5 Liter.

„Sie sitzen 12 Stunden da und hauen sich nur Limonade rein“, sagte Smawley.

Nahezu jeder amerikanische Teen spielt Computerspiele, berichtet das Pew Research Center. Die 110 Milliarden Dollar Softdrink Industrie und die 74 Milliarden Computerspiele Industrie wissen das. Activision, der Hersteller von „Call of Duty: Modern Warfare 3“, der neusten Ausgabe dieses populären Computerspieles, hat sich mit Mountain Dew für eine Werbekampagne zusammen geschlossen und belohnt Spieler mit Bonuspunkten, wenn sie mehr Mountain Dew trinken.

1997 berichteten Ärzte aus der Notaufnahme an der University of California in Davis von einem Patienten mit einer schweren Brom-Vergiftung durch den täglichen Genuss von vier Litern Orangenlimonade. Er litt unter Kopfschmerzen, Müdigkeit, Ataxie (Verlust der Muskel-Koordination) und Gedächtnisverlust.

In einem Fall, der 2003 aus Ohio berichtet wurde, bekam ein 63-jährigen Mann an seinen geschwollenen Händen Geschwüre, nachdem er mehrere Monate täglich 8 Liter Red Rudy Squirt getrunken hatte. Bei dem Mann wurde Bromoderma diagnostiziert, eine seltene Überempfindlichkeit der Haut gegenüber Brombelastungen. Der Patient hörte mit dem Trinken des brominierten Softdrinks auf und erholte sich nach Monaten.

Reaktionen dieser Schwere stellen für die normale Bevölkerung kein Problem dar, sagte einer der an der Studie beteiligten Ärzte.

„Ein Konsum von BVO in normalem Umfang hat keine Gesundheitsprobleme zur Folge – außer dem Risiko, durch das Trinken von derart viel Zuckerwasser Diabetes zu entwickeln“. sagte Zane Horowitz, medizinischer Leiter des Oregon Poison Centers und Autor der Fallstudie von 1997.

Doch in der Spielerszene ist ein normaler Verbrauch nicht normal. Es sieht so aus, als ob jeder jemanden kennt, der oder die gewohnheitsmäßig diese „Brennstoff-Hilfe“ benötigt und genug konsumiert, um sich zu gefährden.

„Ich habe Hardcore-Typen gesehen, die sich nach jedem Spiel eine neue Ladung genehmigen“, Sean Hyatt, zweiter Chef im Battle & Brew.

„Und es sind nicht nur die „Stinker“ – Smawleys abschätze Bezeichnung für den stereotypisch verwahrlosten Spieler – die sich Gamer-Sprit rein donnern. Vorhees vom Cincinnati Children’s Hospital berichtet, dass sein Sohn die ganze Nacht auf bleibt, wenn er mit seinen Freunden ein neues Spiel antestet.

„Sie benutzen Mountain Dew nicht zufällig als Getränk, das sie wach hält – und sie essen so gut wie gar nichts“, sagte Vorhees.

Wenn jemand während solchen Gelagen nichts isst, nimmt dessen Körper das Getränk vollständig auf. Das ist für Kinder umso schlimmer, sagt Vorhees, weil sie weniger Körpermasse haben.

„Bei Kindern ist die Wirkung der Dosis meistens größer“, sagte Vorhees, „Ich glaube in der Tat, dass es Menschen gibt, welche diese hohen Dosen erreichen“.

Das verbotene Brom kommt zurück

Auf Daten aus früheren Studien gestützt, entfernte die FDA 1970 brominiertes Pflanzenöl aus seiner Positivliste GRAS (Generally Recognized as Safe/allgemein als sicher anerkannt) für Geschmacksstoff-Zusätze, sagte Douglas Karas, ein Sprecher der FDA. BVO kam wieder dazu, nachdem Studien eines Industrieverbandes von 1971 bis 1974 einen sicheren Grenzwert nachwiesen.

Der Verband der Hersteller von Geschmacksstoff-Extrakten bat die FDA, BVO wieder in Getränken mit Fruchtgeschmack zu erlauben, diesmal als Stabilisator, wozu es bis heute eingesetzt wird. Nach Prüfung der Eingabe und anderer Daten erlaubte die FDA den vorübergehenden Einsatz von BVO mit 15 ppm in Getränken mit Fruchtgeschmack, bis die Ergebnisse weiterer Studien vorliegen.

„Diese Entscheidung stützte sich auf die höchsten Werte aus vorliegenden Sicherheits-Studien, bei denen man keine schädliche Wirkung festgestellt hatte und auf die geschätzte tägliche Aufnahmemenge“, schrieb Karas in einer Email. „Obwohl es Dosen gab, die im Tierversuch Nebenwirkungen zur Folge hatten, gab es auch niedrigere [Höchst-]Dosen, bei denen man keine Nebenwirkungen beobachtete.“

Als Bedingung für die vorläufige Zulassung, lieferte der Herstellerverband zusätzliche Sicherheits-Studien an die FDA.

Die FDA legte fest, dass eine zweijährige Fütterungs-Studie mit Schweinen 1200 ppm als Wert, bei dem keine schädliche Wirkung auftritt, rechtfertigt. Eine zweijährige Fütterungs-Studie mit Beagle Hunden wurde ebenfalls durchgeführt. Obwohl es gerade zu dieser Studie qualitative Bedenken gab, sagte Karas, wurden bei den zwei Jahre lang mit bis zu 3600 ppm gefütterten Hunden keine Herzkreislauf-Erkrankungen festgestellt. Nach einer öffentlichen Prüfung der Daten, bei der es um die Qualitätsbedenken ging, beschloss die FDA, BVO in Getränken mit Fruchtgeschmack zu erlauben.

„Die Ergebnisse dieser Studien unterstützen einen sicheren BVO-Wert für Getränke von 15 ppm in Getränken mit Fruchtgeschmack“ sagte Karas. „Sein Gebrauch als Flammschutzmittel schließt seinen Gebrauch als Lebensmittel-Bestandteil nicht aus, solange der Gebrauch des Lebensmittels sicher ist.“

Über 30 Jahre später ist der Genehmigungs-Status von brominiertem Pflanzenöl immer noch vorläufig. Diesen Status zu ändern wäre kostenaufwendig und „stellt aktuell keine Priorität für die öffentliche Gesundheit dar“, sagte Karas.

Michael Jacobson, Geschäftsführer des Center for Science in the Public Interest [Zentrum für Wissenschaft im öffentlichen Interesse] war 1970 der der Petition beteiligt, BVO aus der Positivliste zu entfernen. Er sagte, es wäre für die FDA an der Zeit, eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung zu treffen.

„Ist es in den aufgenommenen Mengen schädlich? Vermutlich nicht“, sagte Jacobson. „Doch es wäre nicht schlecht, wenn sich die FDA gründlich mit der Literatur befassen würde, um zu einer Zulassung oder zu einem Verbot zu kommen“.

Auf mehr Sicherheit umstellen?

Wie aus einer auf einem Symposium über halogenisierte beständige organische Schadstoffe präsentierten Analyse (PDF) von importierten Limonaden hervorgeht, ist BVO nach Europa gesickert, ein Gebiet, in dem dieser Zusatzstoff überwiegend verboten ist.

„Wir fanden Produkte ohne Angabe der Inhaltsstoffe, obwohl BVO in den Limonaden vorhanden war“, sagte Vetter, Hauptautor der Studie.

Er sagte, Limonaden-Hersteller in Nordamerika könnten BVO problemlos durch Alternativen wie etwa Hydrokolloide ersetzen – Chemikalien, die in vielen Limonaden in Europa eingesetzt werden. Natürliche Hydrokolloide bilden auf dem Wasser kleine Tröpfchen, in denen Wasser unlösliche Verbindungen so lange, wie dies erforderlich ist, gelagert und stabilisiert werden können. Es handelt sich überwiegend um reine Naturprodukte, sagte Vetter.

Barnes von der Dr. Pepper Snapple Group sagte, dass BVO und Hydrokolloide „nicht die gleiche Funktionalität bieten und nicht untereinander ausgetauscht werden könnten“.

Vetter widersprach, wies darauf hin, dass Länder in Europa und anderswo seit Jahrzehnten natürliche Hydrokolloide für jene Limonaden-Marken verwendet haben, die in Nord-Amerika nicht ohne BVO auskommen.

Es gibt etliche Optionen, BVO durch sichere Chemikalien zu ersetzen“, sagte Vetter. „Ich kenne keine entscheidenden Nachteile von BVO gegenüber Hydrokolloiden oder umgekehrt.“

Warum wird in Amerika nicht auch umgestellt, wenn natürlich Alternativen in anderen Ländern längst in Gebrauch sind?

Wim Thielemans, ein Chemie-Ingenieur an der University of Nottingham in Großbritannien sagte, wenn die Alternativen in Europa längst in Gebrauch sind, „müsste ihre Leistung akzeptabel, wenn nicht sogar mit in den USA verwendeten brominierten Systemen vergleichbar sein“. Das bedeutet, „das Hauptmotiv, sie nicht zu verwenden, könnten die Kosten sein“, sagte er.

„Es ist ein nordamerikanisches Problem“, fügte Vetter hinzu. „In der EU würde BVO niemals erlaubt werden.“

Autor: Brett Israel für Environmental Health News, 12. Dezember 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Bitte beachten: Der Original-Artikel „Brominated battle: Soda chemical has cloudy health history“ steht unter der Creative Commons Lizenz: by-nc-nd. Diese Übersetzung wurde abweichend von dieser Lizenz von Environmental Health News genehmigt. Sie steht unter keiner CC-Lizenz.

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Ministerium für Gesundheit veröffentlicht Konsens über Multiple Chemical Sensitivity

Experten wollen die Zukunft von MCS Kranken in Spanien verbessern

In Spanien hat das Ministerium für Gesundheit ein Konsensdokument zu MCS herausgegeben. Der Konsens soll dazu beitragen, dass sich die bislang schwierige Situation der Chemikaliensensiblen verbessert. Medizinisches Personal und Angestellte in Gesundheitseinrichtungen sollen Kenntnis über die besonderen Bedürfnisse der MCS Kranken erhalten. Das 128-seitige Dokument (pdf), an dem mehrere Institutionen und medizinische Fachgesellschaften beteiligt waren, enthält unter anderem auch Empfehlungen, in welche Richtung zu dieser Umweltkrankheit zukünftig geforscht werden soll. Die spanische Bloggerin Eva Caballé, No Fun Blog, berichtet nachfolgend, was der Impuls für das Zustandekommen des MCS-Konsenses war. Ein ausführlicher Bericht über den Inhalt des MCS Konsensdokuments folgt in Kürze.

Eva Caballé:

Am 30. November hat das Ministerium für Gesundheit in Spanien endlich das erwartete Konsensdokument über Multiple Chemical Sensitivity (MCS) offiziell präsentiert.

Vor zwei Jahren wurden José Luís Aparicio, eine MCS Erkrankte, und ich vom spanischen Radioprogramm Carne Cruda interviewt. Sie waren so sehr schockiert über MCS und die Auswirkungen der Krankheit, dass sie sich entschlossen, das Ministerium für Gesundheit zu kontaktieren und jemanden vom Ministerium für ein Interview in ihre Show zu bitten, um der Behörde die schreckliche Situation der MCS-Kranken darzulegen. Nach einer ganzen Reihe erfolgloser Anrufe beim Ministerium für Gesundheit, riefen sie dort während einer live Radio-Show an, und das Ministerium musste schlussendlich akzeptieren.

Im Januar 2010 wurde der Generalsekretär des Ministeriums für Gesundheit auf „Carne Cruda“ befragt. Es war Sondersendung, die Multiple Chemical Sensitivity gewidmet war und an der Miguel Jara, Dr. Pablo Arnold, José Luís Aparicio und David Palma in meinem Namen teilnahmen.

Der Generalsekretär versprach öffentlich, sich mit Selbsthilfegruppen zu treffen, um MCS gerecht zu werden.

Im Februar 2010 fand das Treffen mit dem Ministerium für Gesundheit statt, um die Situation der Multiple Chemical Sensitivity Erkrankten in Spanien darzulegen. Das Ministerium verpflichtete sich, einen wissenschaftlichen Ausschuss zu schaffen, um jenes MCS Konsensdokument, das nun endlich freigegeben wurde, zu erarbeiten. Das Dokument umfasst 128 Seiten und wird durch das Ministerium für Gesundheit ins Englische übersetzt werden. Innerhalb von zwei Jahren wird es überprüft werden, um die jeweils neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse darin zu integrieren.

David und ich möchten an dieser Stelle allen danken, die Teil dieses langen Prozesses gewesen sind. Den Ärzten des Wissenschaftlichen Ausschusses, den 13 Vereinen, die das „Comité para el Reconocimiento de la Sensibilidad Química Multiple“ (Nationaler Ausschuss für die Anerkennung von MCS in Spanien) bildeten und dass sie für diesen Prozess einstimmig waren. Besonderer Dank auch an Jaume Cortés, Rechtsanwalt des Colectivo Ronda, weil seine uneigennützige Teilnahme so entscheidend war für diesen Erfolg. Und wir wollen uns ganz speziell bei Javier Gallego, dem Direktor des Carne Cruda, und seinem Team bedanken, denn ohne ihre mutige Haltung hätte dieser Tag niemals zustande kommen können.

David war während des Prozesses als Beobachter dabei, was wir dem Ausschuss hoch anrechnen. Nun verlässt er den Ausschuss, weil wir keinem MCS Verein angehören und weil wir glauben, dass unsere Arbeit abgeschlossen ist.

Der 30. November 2011 ist ein großer Tag für alle MCS-Kranken in Spanien gewesen. Das MCS Konsensdokument, wenn auch unvollkommen, legt den Grundstein für die zukünftige Anerkennung dieser Krankheit, und letztendlich erkennt es an, dass die MCS-Patienten existieren.

Autor: Eva Caballé, No Fun Blog, The Ministry of Health in Spain presents the Consensus Document on Multiple Chemical Sensitivity (MCS) – November 30, 2011

Übersetzung und Antext: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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