Archiv der Kategorie ‘Gefahren durch Alltagschemikalien‘

WHO: Umweltbedingte Krankheiten nehmen zu

Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn eröffnet

Rund 20% der Krankheiten in der europäischen Region sind auf vermeidbare Umweltgefahren und Expositionen zurückzuführen. In manchen EU Ländern liegt der Prozentsatz umweltbedingter Erkrankungen sogar bei 54%. Bei Kindern unter 15 Jahren liegt der Anteil der durch die Umwelt verursachten Krankheiten bei 34%, und jeder fünfte Einwohner in der EU Region stirbt an den Folgen einer durch Umwelteinflüsse verursachten Krankheit, teilte die Regionaldirektorin der Weltgesundheitsbehörde im Februar 2012 bei der Eröffnungsansprache des von der WHO erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit in Bonn mit. (1,2,3)

Erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit (ECEH)

Das ECEH nahm seine Arbeit 1991 mit finanzieller Unterstützung Italiens, Frankreichs und der Niederlande auf. Nach der Schließung der Büros in Frankreich und den Niederlanden wurde im Jahr 2001 mit finanzieller Unterstützung durch die Regierung der Bundesrepublik Deutschland als Ergänzung zum Büro in Rom das Bonner Büro eröffnet. Nach der Schließung des Büros in Rom im Jahr 2011 erweitert das Büro in Bonn nun seinen Aktionsradius im Themenbereich Umwelt und Gesundheit.

In den zurückliegenden Jahren hat das Zentrum in Bonn die Sammlung und Analyse wissenschaftlicher Erkenntnisse über Umweltbelastungen und ihre Gesundheitsfolgen koordiniert, politische Entscheidungsprozesse unterstützt, und kam zu folgenden Feststellungen:

  • Bürger in der Europäischen Region der WHO büßen infolge einer über den von der WHO empfohlenen Werten liegenden Luftbelastung im Durchschnitt 8,6 Monate an Lebenserwartung ein
  • Verkehrslärm führt im Westeuropa Jahr für Jahr zum Verlust von mehr als einer Million gesunder Lebensjahre
  • Unangemessene Wohnbedingungen kosten in der Europäischen Region jedes Jahr mehr als 100 000 Menschen das Leben

Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen Umweltgefahren stärker ausgesetzt

WHO hat 14 Indikatoren für umweltbedingte Ungleichheiten im Gesundheitsbereich entwickelt, die sich auf drei Bereiche erstrecken: Wohnungswesen, Verletzungen und Umwelt.

Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen sind bis zu fünfmal höheren Umweltrisiken ausgesetzt als wohlhabendere Mitbürger, wie aus einem neuen Bericht der WHO hervorgeht. Allein in der EU leben rund 80 Mio. Menschen in relativer Armut, d. h. mit einem Einkommen unterhalb von 60% des mittleren Einkommens in ihrem Land. Viele dieser Menschen leben in feuchten, unzureichend beheizten Wohnungen ohne angemessene Sanitäreinrichtungen.

Die WHO Regionaldirektorin und deutsche Politiker verdeutlichten bei der Eröffnung diese schwierige Problematik, für die man gezielt Lösungen erarbeiten will:

Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa:

„Ich sehe das Zentrum nun nach seiner Erweiterung als die künftige Kompetenz-Schaltstelle der Europäischen Region, die die Mitgliedstaaten dabei unterstützen wird, für ihre gesamte Bevölkerung – und ich betone: die gesamte Bevölkerung – in gleicher Weise gesunde Umweltbedingungen zu schaffen.“

Daniel Bahr, Bundesgesundheitsminister:

„Im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes müssen wir heute handeln, damit die nächsten Generationen gesunde Lebenswelten vorfinden. Hierzu müssen wir alle Akteure einbinden, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln und die Gesundheitssysteme zu stärken. Das erweiterte WHO-Zentrum in Bonn ist hierzu ein wichtiger Schritt“.

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:

„Wir erhöhen unseren Anteil an der Finanzierung des Europäischen Zentrums, weil Umweltfaktoren maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit haben. Die WHO wird hier mit dem erweiterten Zentrum zukünftig noch aktiver sein können und die Umweltpolitik mit ihren Analysen und Empfehlungen unterstützen“.

Länderübergreifende Kooperation

Dank des zusätzlichen Finanzierungsbeitrags Deutschlands kann das ECEH seinen Aktionsradius nun um vier Hauptbereiche erweitern:

  • Klimawandel und nachhaltige Entwicklung
  • Belastung durch zentrale Umweltrisiken (Luftverschmutzung, Lärm, Chemikalien, Strahlung, ungünstige Arbeits- und Wohnbedingungen)
  • gesundheitsrelevante Umwelterkenntnisse und Prognosen
  • Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, einschließlich Wasserver- und Abwasserentsorgung

Die mit diesen Themen befassten Programme werden sich stärker mit Art und Ausmaßen aktueller und künftiger umweltbedingter Gesundheitsgefahren befassen, um so die Länder der Region bei der Ausarbeitung und Durchführung von Gegenstrategien zu unterstützen, auch im Falle von Umweltkatastrophen.

Weitere Informationen über das Europäische WHO Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23. Februar 2012

Literatur:

  1. Zsuzsanna Jakab, WHO Regionaldirektorin, Rede zur Eröffnung des erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, 14 Februar 2012, Bonn, Germany.
  2. WHO – Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, WHO eröffnet erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn und stellt neuen Bericht über gesundheitsrelevante Umweltungleichheit vor, Kopenhagen und Bonn, 14. Februar 2012
  3. ECEH, Report Environmental health inequalities in Europe, 2012

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Umweltmediziner auf Kreuzfahrt

Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien

Heute wird in Kiel die MS Color Magic ablegen. Mit an Bord werden Mediziner sein, die sich von Frau Dr. rer.nat. Anke Bauer von den Fachkliniken Nordfriesland gGmbH die neuen Praxisleitlinien für die  kurative Umweltmedizin vorstellen lassen wollen.

Es ist nicht der erste Auftritt der Referentin in Sachen neue Leitlinien:

Vor zwei Jahren im Februar 2010 versammelte sich im noch winterlichen Fulda eine kleine Gruppe von Medizinern im Hotel Wiesenmühle. Gekommen war auch Frau Dr. rer.nat. Anke Bauer von den Fachkliniken Nordfriesland gGmbH gerüstet mit einem Stapel von Papieren. Papiere mit vorbereiteten Passagen für neue, sogenannte handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien.

Die Diskussion verlief zügig. Und schon im Sommer 2010 nach dem man im email-Austauschverfahren Übereinstimmung erzielt hatte mit den Medizinern Volker v. Baehr, Frank Bartram, Claus-Hermann Bückendorf, Hans-Peter Donate, Volker Engelhardt, Wolfgang Huber, Martin Klehmet, Kurt Müller, Peter Ohnsorge, konnte Frau Dr. Anke Bauer die Erstellung eines neuen Leitlinienpapiers vermelden.

Im Oktober 2011 wurde eine letzte Überarbeitung vorgenommen und am 7.11.2011 stellte der DBU das Papier online:

Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien

Herausgegeben von dem Deutschen Berufsverband der Umweltmediziner e.V

Wenn heute aktive Leitlinienautoren und interessierte Mediziner auf der MS Color Magic Richtung Oslo schippern, so vermutlich, um sich gegenseitig zu versichern, dass man auf dem richtigen Kurs ist. Denn mit den neuen Leitlinien geht auch vieles über Bord, was schon mal zum Allgemeinwissen in Sachen Umweltmedizin gehörte. Wer das nicht für möglich hält, dem sei die Lektüre der Langfassung angeraten.

Nun, lassen wir einen Kaufmann sprechen, was mit den neuen Leitlinien angedacht ist. Ingo Tüchsen, Geschäftsführer der Firma Fachkliniken Nordfriesland gGmbH, kommt in der Hauspostille ganz ohne verschleierndes Gebrabbel zur Sache:

„Meilensteine in der Umsetzung…

Wechsel in der umweltmedizinischen Versorgung von einem somatischen in ein psychologisches Behandlungsangebot

Näheres kann man auch einem zeitgleich mit den neuen Leitlinien veröffentlichtes Papier mit dem Titel:

Therapeutisches Konzept für die Krankenhausbehandlung von Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen Schwerpunkt Umweltmedizin

entnehmen, für das auch – neben einer zwei weiteren Autoren aus der Klinik- die Leitlinienautoren Bauer und Mai als verantwortlich zeichnen.

Ein Blick in dieses Papier lässt tief blicken:

Zitat auf Seite 9

“Das Schließen eines therapeutischen Bündnisses ist besonders zeitaufwendig aufgrund von

  • Hohem Chronifizierungsgrad
  • Dysfunktionalen, aber stark verfestigten Krankheitsmodellen
  • Schwierigkeiten, die Patienten für psychotherapeutische Maßnahmen zu gewinnen
  • (die Patienten haben oft bereits negative Erfahrungen mit “rein”
  • Psychotherapeutischen Einrichtungen gemacht), eine Vertrauensbasis muss erst erarbeitet werden.
  • feindseligem Weltbild der Betroffenen bei gleichzeitigen Wiedergutmachungswünschen an die Gesellschaft
  • dadurch Schwierigkeiten, die Patienten für die unterstützenden psychotherapeutischen Maßnahmen zu gewinnen”

Was die Leitlinienmacher vorhaben, hat der Kaufmann Ingo Tüchsen auf den Punkt gebracht. Auffällig auch, dass das neue Leitlinienpapier Passagen enthält, die man auch in einem Papier für eine geplante AWMF Leitlinie Fibromyalgie Syndrom findet.

Na so was…

Auffällig auch, dass in Kürze noch eine Leitlinie angedacht ist, die inhaltlich jener der DBU Leitlinien doch sehr nahe steht:

S 3 Leitlinie

Umgang mit Patienten mit nichtspezifischen, funktionellen und somatoformen Körperbeschwerden

Beide Leitlinien, sowohl die des DBU, als auch die von Henningsen von der TU München an der auch GHUP und DGAUM beteiligt sind, haben vor allen Dingen ein Ziel:

Über das Instrument Ausschlussdiagnostik sollen MCS Patienten in die Psychoecke gestellt und dort auch behandelt werden. Das hat für den Arzt den Vorteil, dass man sich gar nicht erst mit dem ICD-10 Code T78.4 auseinandersetzen muss. Man findet halt, wie uns das die GHUP-Chefin, Caroline Herr, schon mal so blumig im Forum der Apotheken-Umschau berichtet hat, immer etwas Anderes.

Autor: Juliane für CSN – Chemical Sensitivity Network, 24. Februar 2012

CSN Artikel zum wissenschaftlichen Sachstand:

Unfruchtbare Paare sind stärker mit Phthalaten belastet

Forscher, die in Italien unfruchtbare Paare untersucht haben berichten, dass diese Paare mit Phthalaten, die sehr häufig in Kunststoffen und Kosmetika eingesetzt werden, stärker belastet sind, als fruchtbare Paare.

Unfruchtbare Paare sind drei- bis fünfmal höher mit Phthalaten belastet als fruchtbare Paare, die auf natürlichem Weg ein Kind gezeugt haben, stellt eine Studie aus Italien fest. Die [unfruchtbaren] Paare wiesen bei vier verschiedenen Phthalat-Klassen höhere Werte in ihrem Urin auf, dazu gehörte eine Phthalat-Verbindung, die sehr häufig in Kunststoffen eingesetzt wird und eine, die in Kosmetika zur Anwendung kommt.

Phthalate können als endokrin disruptive Chemikalien agieren, indem sie die Wirkung von natürlichen Hormonen wie Östrogen nachahmen oder diese beeinflussen. Frühere Arbeiten haben gezeigt, dass Phthalate Probleme wie vorzeitiges Ende der Schwangerschaft und reduzierte Wurfgröße bei Nagern verursachen können, allerdings wurden die Tiere in diesen Studien einer Belastung ausgesetzt, die hundert Mal höher als die der Bevölkerung war.

Phthalate kommen zum Einsatz um Vinyl-Kunststoffe weicher und flexibler zu machen. Bis(2-ethylhexyl)phthalat [Diethylhexylphthalat] (DEHP) ist der am allerhäufigsten verwendete Weichmacher. Die Verbindung kann aus Kunststoff-Lebensmittelverpackungen auf die Lebensmittel übergehen. Erwachsene werden hauptsächlich über die Nahrung mit Phthalaten belastet.

Andere Phthalate findet man außerdem in bestimmten Körperpflege-Produkten wie z.B. Nagellack, Parfüm und Kosmetika. Diethylphthalat (DEP) – das am häufigsten in Kosmetika eingesetzte Phthalat – findet man in Hygieneartikel wie Seife, Shampoo und Haarspülungen. Sie können über die Haut aufgenommen werden.

Aufgrund des allgegenwärtigen Einsatzes ist eine Belastung mit Phthalaten in der gesamten Bevölkerung überall vorzufinden.

Verringerte Spermienzahl und reduziertere Spermienbeweglichkeit im männlichen Samen stehen in Zusammenhang mit Belastung durch Phthalate, aber auch verringerte Blutwerte wichtiger männlicher Hormone. Eine andere Studie ergab, dass eine Phthalat-Belastung von Frauen während des Empfängnismonates mit dem erhöhten Risiko einer vorzeitigen Fehlgeburt verbunden war.

In dieser Studie haben 56 Paare, welche die Hilfe einer Familienberatung gesucht hatten um eine Schwangerschaft zu erreichen und 56 Paare, die wenigstens ein Kind auf natürlichem Wege bekamen, Urinproben abgegeben, die auf Phthalat-Konzentrationen untersucht wurden. Paare die aufgrund körperlicher Anomalien oder infolge von Operationen unfruchtbar waren, wurden in dieser Studie nicht berücksichtigt.

Die Wissenschaftler bestimmten die Konzentrationen von vier verschiedenen Phthalaten und deren Abbauprodukte im Urin aller teilnehmenden Paare. Die Phthalatwerte der unfruchtbaren Paare wurden mit den Werten der fruchtbaren Paare verglichen.

Die Werte aller vier Phthalate und ihrer Abbauprodukte waren im Vergleich zu den fruchtbaren Männern und Frauen sowohl bei den unfruchtbaren Männern als auch bei den Frauen deutlich höher. Im Fall der Abbauprodukte von DEP waren die Werte bei unfruchtbaren Frauen ungefähr fünf Mal und bei unfruchtbaren Männern ungefähr drei Mal höher als im Vergleich zu ihrem fruchtbaren Gegenpart. Die Werte der Abbauprodukte von DEHP waren bei unfruchtbaren Paaren ein Drittel höher im Vergleich zu fruchtbaren Paaren.

Es sind weitere Forschungsarbeiten nötig um zu bestimmen, welche Phthalat-Belastung mit bestimmten Ursachen von Unfruchtbarkeit in Zusammenhang gebracht werden können. Der nächste Schritt der Autoren wird darin bestehen, diese Ergebnisse mit den Lebensgewohnheiten und Arbeitsbedingungen der Paare zu vergleichen, die über einen speziell dafür entworfenen Fragebogen erhoben werden sollen.

Autor dieser Synopse: Renee Gardner für Environmental Health News, 22. Februar 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „Infertile couples have higher exposure to phthalates.“ wurde unter der Creative Commons Lizenz BY-NC-ND (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung und keine abgewandelten Werke) veröffentlicht. Abweichend von dieser Lizenz hat uns Environmental Health News diese Übersetzung gestattet, welche unter keiner Creative Commons Lizenz steht.

Literatur:

Tranfo, G, L Caporossi, E Paci, C Aragona, D Romanzi, C De Carolis, M De Rosa, S Capanna, B Papaleo and A Pera. 2012. Urinary phthalate monoesters concentration in couples with infertility problems. Toxicology Letters http://dx.doi.org/10.1016/j.toxlet.2011.11.033.

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Medizinstudenten krank durch Formaldehyd

Anatomie-Labors

Formaldehyd dient seit langem als Konservierungsmittel für Leichen in Anatomie-Labors. Die Chemikalie hat einen signifikanten Geruch, den viele Studenten unangenehm empfinden und sich noch nach Jahrzehnten daran erinnern. Dozenten und Studenten im Anatomiebereich, Einbalsamierer in Bestattungsunternehmen, Histopathologie- Laboranten und andere Forscher im Bereich Biologie sind ständig den giftigen Dämpfe von Formaldehyd in mehr oder weniger hoher Konzentration ausgesetzt. Formaldehyd ist krebserregend, neurotoxisch, genschädigend und darüber hinaus dafür bekannt, Chemikaliensensitivität / MCS auszulösen. Schutzmaßnahmen in den Anatomie-Labors sind oftmals nicht optimal und verbesserungswürdig. Studien aus verschiedenen Ländern belegten, dass die Problematik, dass Studenten und Dozenten im Anatomiebereich Formaldehyd ausgesetzt sind und dadurch gesundheitlich beeinträchtigt werden, weltweit besteht.

Formaldehyd, gesundheitsschädlich, krebserregend

Unmittelbare gesundheitliche Auswirkungen durch Formaldehyddämpfe sind u.a. Übelkeit, Atembeschwerden, Schwindel, Kopfschmerzen und Augenreizungen, Schleimhautreizungen, Tränenfluss und ein brennendes Gefühl im Hals. Bei Formaldehydexpositionen im Niedrigdosisbereich scheinen Personen mit bereits bestehenden Allergien besonders anfällig zu sein. Eine Studie aus Thailand berichtete, dass ein Großteil der Studenten (82.7-87.8%) über extreme Erschöpfung klagte.

Langfristige Exposition gegenüber Formaldehyd kann zu Kontaktdermatitis, angeborenen Missbildungen und Krebs führen. Seit Jahren ist unstrittig, dass insbesondere die inhalative Aufnahme von Formaldehyd krebserregend ist. Wenn Studenten an Leichen arbeiten, die zuvor 12 Monate in Formalin eingelegt waren, ist das Gesicht ca. 20-30 cm dicht darüber. Eine japanische Studie bestätigte demzufolge, dass Medizinstudenten und Dozenten, wenn sie an Leichen arbeiten, in Anatomie-Labors häufig Formaldehydkonzentrationen ausgesetzt sind, die über den Grenzwerten für Innenräume liegen.

Wissenschaftler fanden zwar heraus, dass die Symptome bei den Studenten teils reversibel waren und verschwanden, nachdem sie ihre Anatomiestudien abgeschlossen hatten. Einzelfälle berichten jedoch, dass ein Teil der Beschwerden jahrelang anhielt, bzw. dass eine Sensitivität auf Formaldehyd bleibend war.

Ein Arzt über seine Erfahrungen während des Medizinstudiums:

Schon nach der ersten Stunde des Präparationskurses war mein Geruchs- und Geschmackssinn deutlich reduziert, nach der zweiten konnte ich definitiv gar nichts mehr riechen, und zwar anhaltend. Während des Kurses wurde einmal die Formaldehydkonzentration im Anatomiesaal gemessen. Die Messgeräte waren an langen Stangen befestigt, und mehrere Meter über den zu sezierenden Leichen wurden die Messungen vorgenommen. Mein Einwand, man solle doch bitte in Höhe unserer Gesichter messen, wurde so kommentiert, dass ich mich ja nicht so weit drüber beugen müsse, und außerdem könne ich den Kurs (also das Studium) ja abbrechen, wenn mir etwas nicht passen würde.

Nach Abschluss der Anatomiekurse regenerierte sich meine Geruchs- wahrnehmung erst Jahre später, allerdings habe ich nie wieder die feine Nase zurückerlangt, die ich vorher hatte. Außerdem habe ich seitdem chronische Probleme mit den Nasennebenhöhlen und MCS.

Mir ging’s allerdings auch nicht anders als allen meinen Kommilitonen.

Prävention als Maßnahme zur Qualitätssicherung in der Medizin

Medizin ist einer der anstrengendsten und kostspieligsten Studienbereiche. Vom fachlichen Können und der Leistungsfähigkeit hängen nach dem Studium Menschenleben ab. Die Formaldehyd-Exposition in Anatomie-Labors hat vermeidbare negative Auswirkungen auf die Gesundheit der angehenden Mediziner und teilweise auf deren gesamten beruflichen Werdegang. Konsequente Präventionsmaßnahmen, veranlasst durch Verantwortlichen in den Universitäten und Ministerien, könnten entscheidende Verbesserung der Situation erwirken. Schutzkleidung, adäquate Masken, Belüftung und gezielte Absaugung der Formaldehyddämpfe wären geeignet, die Gefahr für Studenten und Dozenten in makroskopischen Anatomie-Labors wesentlich zu mindern.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Februar 2012

Literatur:

  • Raja DS, Sultana B., Potential health hazards for students exposed to formaldehyde in the gross anatomy laboratory., J Environ Health. 2012 Jan-Feb;74(6):36-40.
  • Hisamitsu M, Okamoto Y, Chazono H, Yonekura S, Sakurai D, Horiguchi S, Hanazawa T, Terada N, Konno A, Matsuno Y, Todaka E, Mori C., The Influence of Environmental Exposure to Formaldehyde in Nasal Mucosa of Medical Students during Cadaver Dissection, Allergol Int. 2011 May 25.
  • Lakchayapakorn K, Watchalayarn P., Formaldehyde exposure of medical students and instructors and clinical symptoms during gross anatomy laboratory in Thammasat University, J Med Assoc Thai. 2010 Dec;93 Suppl 7:S92-8.
  • Takayanagi M, Sakai M, Ishikawa Y, Murakami K, Kimura A, Kakuta S, Sato F., Formaldehyde concentrations in the breathing zone of medical students during gross anatomy laboratory in Toho University, Kaibogaku Zasshi. 2007 Jun;82(2):45-51.
  • BfR, Krebserregende Wirkung von eingeatmetem Formaldehyd hinreichend belegt, 14/2006, 29.05.2006

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Was uns noch bevor steht: Fracking

Nehmt dieses Frack-Zeug hier wieder raus!

John Fentons Wasser wurde vor ungefähr sechs Jahren unbrauchbar. „Unser Brunnen ist nur 12 Jahre alt“, sagt er. „Wir haben ihn gebohrt, als wir das Haus gebaut haben… dann fing es an sich zu verändern und war voller Gasbläschen.“ Ungefähr zur selben Zeit begannen andere Bewohner der benachbarten Stadt Pavillon sich über Veränderungen ihres Wassers zu beklagen, und wenig später hatten sie es mit Gesundheitsproblemen zu tun. Viele in der Stadt fragten sich, ob die Erschließung von Öl und Gas, aber auch der Einsatz des hydraulischen Frackens in der Umgebung, etwas damit zu tun haben könnte.

Pavillion liegt innerhalb der Grenzen des Wind River Reservates und ist überwiegend eine Bauern- und Viehzüchtergemeinde. „Südlich von wo wir wohnen gibt es einen großen Sandstein Bergzug – wirklich hübsche Spitzen und Bögen“, sagt Fenton. „Und nördlich von hier liegen die Owl Creek Mountains, hier ist es wirklich schön.“

In den Gebiet gibt es auch viel Öl und Gas, was bedeutet, dass mitten in dieses bäuerlichen Idyll eine massive Ansammlung von Öl- und Gasquellen rein geklotzt wurde, die von einem kanadischen Energie-Unternehmen namens EnCana betrieben werden. „Egal aus welchen Fenster oder welcher Tür oder von welcher Veranda Sie blicken, Sie sehen einen großen Lagertank, der 20 Fuß (6 Meter) hoch ist“, sagt Fenton. „Hier ist eine Quelle und dort sind große Anlagen und da ist alles mit Öl und Ölpfützen verdreckt.“

Ungefähr zur selben Zeit, als das Wasser in Pavillon anfing seltsam zu werden, begann EnCana seine Öl- und Gasproduktion zu steigern und die Anwohner sahen sich ab da mit Phänomenen wie Kopfschmerzen, Verlust des Riech- und Geschmackssinnes, Gedächtnisstörungen und Atemwegerkrankungen konfrontiert.

Sie baten das Amt für Umweltqualität in Wyoming und andere staatliche Behörden um Hilfe. Ihre Bitten wurden ignoriert. „Offenbar dachten sie, dass hier bei uns nichts wirklich verkehrtes passierte“, sagt Fenton. „Sehr oft, wenn sie Untersuchungsergebnisse zitierten, waren dies Untersuchungsergebnisse von EnCana. Sie waren nicht Willens, ihre Arbeit zu machen; sie steckten mit der Industrie ziemlich unter einer Decke.

Die Anwohner beschlossen, in der Angelegenheit selber etwas zu unternehmen: sie organisierten sich. Vertreter des Powder River Basin Resource Council (Umweltverband) halfen Fenton und seinen Nachbarn, auf die amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA) Druck auszuüben, das Grundwasser in der Gegend zu untersuchen, und ab 2009 fing die EPA an, das Wasser zu untersuchen und Messbrunnen zu bauen. „Wir fanden tatsächlich Methan, dessen chemischen Signatur darauf hindeutete, dass es aus den erschlossenen Gasvorräten stammt“, sagt Ayn Schmit, Abteilungsleiterin der EPA für Wassereinzugsgebiete und Grundwasserschutz. „Wir stellten so ziemlich überall das Vorhandensein von organischen mit Diesel oder Benzin verwandten Verbindungen in niedrigen Konzentrationen fest.“

Schmit sagt, sie hätten auch Verbindungen wie Natrium und Sulfate in sehr hohen Konzentrationen gefunden, fügte aber hinzu, dass diese Verbindungen in dem Gebiet von Natur aus vorkommen. Schmit sagte jedoch, dass andere Schadstoffe wie Benzol – eine Chemikalie die in Rohöl und anderen Petrochemikalien vorkommt – über den Höchstwerten der EPA lagen. Das Amt für toxische Substanzen und Krankenstatistik, das auch an den Untersuchungen beteiligt war, empfahl 2010 einigen Anwohnern das Wasser nicht zu trinken, dafür gab es mehrere Gründe, z.B. „die im Brunnenwasser festgestellten Chemikalien, die Möglichkeit weiterer Kontamination durch Grundwasser aus der Umgebung und fehlendes Wissen über die gesundheitlichen Auswirkungen mancher der gefundenen Verbindungen“.

Im Herbst 2010 wurde eine zweite Serie von EPA-Brunnenuntersuchungen veröffentlicht; es wurden mehrere organische Verbindungen nachgewiesen, synthetische organische Verbindungen, hohe PH-Werte, die nicht zu den im Übrigen Grundwasser festgestellten Werten passten und eine Menge Methan. In der Tat so viel Methan, dass das Wasser wie Sekt perlte. Schmit sagt, das Methan weist eine ähnliche chemische Signatur wie jenes Methan auf, das in den Gasvorkommen der Gegend zu finden ist – anders als das auf natürliche Weise entstandene Methan in Torfmooren oder jenes die Bakterien herstellen. Jedoch lieferten die Analysen keinen eindeutigen Grund dafür, weshalb diese Chemikalien im Wasser sind. „Ich habe eine Menge dieser Chemikalien in meinem Brunnen“, sagt Pavillon Einwohner Jeff Locker. „Nichts wirklich viel außer sehr viel Methan und sie haben ein paar Glykole gefunden, eine Klasse organischer Verbindungen, mehrwertige Alkohole, in sehr vielen Brunnen… deshalb mache ich mir große Sorgen.“

Locker gehört zu den vielen Ansässigen, die sich in den letzten Jahren über Veränderungen des Wassers und über Gesundheitsprobleme beklagt haben und seine Frau leidet an einer schweren Neuropathie – eine Erkrankung die auftritt, wenn Nerven außerhalb des Gehirns und im Rückenmark geschädigt sind und die für Locker mit der Kontamination des Wassers und insbesondere mit den Glykolen zusammenhängen könnte.

EnCana und der Staat Wyoming zahlen nun entsprechend einer Empfehlung des Amtes für toxische Substanzen und Krankenstatistik dafür, dass alle Einwohner von Pavillon Trinkwasser in Flaschen geliefert bekommen, bis eine dauerhafte Lösung für ihre Wasserversorgung gefunden werden kann. Das Amt empfahl außerdem, dass die Bewohner welche das Wasser für Badezwecke benutzen während dem Duschen das Fenster öffnen sollen.

2010 beauftragte Pavillion Wilma Subra, MacArthur „Geniepreis“ Stipendiatin, eine Gesundheitsstudie durchzuführen. Für ihre Untersuchung sah sich Subra zuerst die Liste der Chemikalien an, welche von der EPA in dem von den Anwohnern benutztem Wasser festgestellt wurden und danach überprüfte sie deren Korrelation mit den Erkrankungen dieser Menschen. Sie stellte fest, dass 46 Prozent der von den Anwohnern berichteten Erkrankungen mit den gesundheitlichen Auswirkungen dieser Chemikalien zusammen hingen. Jedoch blieb die Frage: was genau ist die Ursache dieser Wasserkontamination? Nur mit den Daten der EPA und mit ungenauen Informationen darüber, was EnCana in die Erde pumpt, stocherte man im Nebel herum: staatliche und bundesstaatliche Offizielle behaupteten, dass die Chemikalien im Trinkwasser nicht auf bestimmte Öl- oder Gasförderungs-Aktivitäten oder auf das Fracken zurückgeführt werden könnten, ein Verfahren, bei dem man Sand, Wasser und Chemikalien in den Untergrund presst, um Ansammlungen von Erdgas und Erdöl freizusetzen. Und ohne Messungen vor Aufnahme der Energieträger-Gewinnung, auf die man sich beziehen könnte, wäre es nahezu unmöglich zu sagen, was sich in dem Wasser befand, bevor die Leute Veränderungen feststellten.

„Sie behaupten, sie könnten nicht feststellen, ob diese Chemikalien im Trink- und Grundwasser auf bestimmte Frack-Vorfälle oder Tätigkeiten zurückführen sind, weil die Firmen dies nicht berichtet haben“, sagt Subra. Subra erzählt, dass sie nun versucht, mehr Informationen darüber zu bekommen, welche Chemikalien EnCana genau in ihrem „Frack-Cocktail“ verwendet um herauszubekommen, ob es die gleichen Chemikalien sind wie jene, die man im Grundwasser von Pavillon findet.

Anfang Dezember [2011] veröffentlichte die EPA eine Datenanalyse, die darauf hinwies, dass das Grundwasser in den wasserführenden Schichten Verbindungen enthält „die wahrscheinlich mit den Gasgewinnungs-Methoden, wie z.B. dem hydraulischen Fracken in Zusammenhang stehen“. Dies war der erste EPA-Bericht, der jemals hydraulisches Aufbrechen von Gesteinsschichten [Fracking] als mögliche Quelle von Wasserkontaminationen ins Spiel brachte.

Innerhalb weniger Stunden nach der Veröffentlichung dieser Ergebnisse, behauptete der Gouverneur von Wyoming, Matt Mead, die Studie der EPA wäre wissenschaftlich fraglich und es sollten weitere Untersuchungen vorgenommen werden. Zur selben Zeit meinte EnCana, „die EPA hatte schwerwiegende Fehler und Fehldeutungen gemacht“ als sie den Entwurf ihres Berichtes veröffentlichte, der Wasserkontaminationen mit hydraulischen Fracken in Zusammenhang bringt. Der Umweltchef des Unternehmens, David Stewart sagte, die Ergebnisse sollten „von unabhängigen der EPA fern stehenden Parteien überprüft werden“ und vertrat die Ansicht, die EPA könnte für die Kontaminationen selber verantwortlich sein, als sie ihre Messbrunnen baute. Auch Beamte der Wasserbaubehörde von Wyoming verdammten den Bericht, beschuldigten die EPA, dass die Proben unsachgemäß untersucht worden wären – eine Behauptung die interne Quellen der EPA eine „Falschdarstellung“ nannten.

Am ersten Februar [2012] wurde ein Vertreter des EPA Bereiches 8 vor das Subkommitee des Repräsentantenhauses für Energie und Umwelt bestellt und über die Vorgehensweise der EPA bei den Grundwasseruntersuchungen in Pavillon befragt.

Die Anhörung fing etwas später an, nachdem der Filmemacher Josh Fox, Produzent des Dokumentarfilmes „Gasland“, welcher sich mit vom Fracken betroffenen Gemeinden befasste, festgenommen wurde, weil er versucht hatte, die Sitzung zu filmen (YouTube). Minuten nachdem die Versammlung wieder zur Ruhe gerufen worden war, drosch der Vorsitzende Andy Harris von den Republikanern auf die EPA für etwas ein, das er „einen bemerkenswerten Ausdruck von Arroganz und Missachtung der reinen Fakten“ nannte, weil sie Fracking mit etwas angreift, das er „wissenschaftliche Unterstellung und behördliche Verordnung einer Zwangsjacke…“ nannte, „Die Untersuchung der Grundwasserkontamination in Pavillon durch die EPA scheint nun ein weiteres Beispiel dafür zu sein, wie Politik die Bestimmungen und wie Interessen die Wissenschaft dominieren“.

Bei der Anhörung zugegen waren Tom Doll, Supervisor der der Öl- und Gas-Umweltkommission von Wyoming, Kathleen Sgamma, eine Lobbyistin der Western Energy Alliance, Dr. Bernard Goldstein, ein Professor der University of Pittsburgh und James Martin, der regionale Chef der EPA für den Bereich 8.

Doll sagte aus, dass der EPA-Bericht keinen Beleg für einen Zusammenhang zwischen den Petroleum-Chemikalien und den Wasserproblemen liefern würde. „Was wir den Daten tatsächlich entnehmen können ist, dass sich das Gas und Wasser in diesen zwei Messbrunnen von jenem Gas und Wasser unterscheidet, das man in den oberflächennahen für Trinkwasser genutzten wasserführenden Schichten findet“, sagte er.

Er postulierte, dass alle Substanzen in Pavillons Trinkwasser natürlicher Herkunft seien.

Während der Anhörung brachte der Repräsentant Harris die Theorie von EnCana weiter in Position, nach welcher die EPA ihre Messbrunnen selber kontaminiert hätte. Doll stimmte dieser Theorie zu: „Die Experten der Öl- und Gas-Umweltkommission, die Behörde für Umweltqualität und das Büro für Wasserqualität glauben, dass diese Kontamination vom Bohren und von der Fertigstellung dieser beiden Brunnen herrührt.“

Nach Harris sind die aktuellen Untersuchungen der EPA nichts anderes als ein Versuch, die Öl- und Gasgewinnung im ganzen Land still zu legen. Ihm ging es eindeutig darum, so etwas zu verhindern, als er Martin fragte: „Ist die EPA der Auffassung, dass die Ergebnisse dieser Untersuchungen allen Ernstes auf die gängigen modernen hydraulischen Fracking übertragen werden können, zum Beispiel in der Marcellus Shale Formation, die natürlich durch meinen Staat verläuft?“

„Herr Vorsitzender, die Rahmenbedingungen, die geologischen Verhältnisse, die bzgl. Marcellus Shale vorherrschen sind ganz andere“, sagte Martin.

„Sie glauben also, dass man diese Ergebnisse wirklich nicht guten Gewissens auf die Marcellus Shale übertragen kann?“, fragte Harris.

„Wir hatten nie die Absicht, derartiges zu tun, Herr Vorsitzender“, sagte Martin.

„Gut!“, sagte Harris.

Weder Bewohner aus Pavillon waren eingeladen worden, um bei der Anhörung auszusagen, noch offizielle Vertreter des Reservates. „Das Ganze findet mitten in unserem Reservat statt“, sagt Martel, zweiter Vorsitzender des Eastern Shoshone Business Council [Gewerbeaufsicht der Selbstverwaltung]. „Bis heute hat man mit uns sehr wenig direkt gesprochen, dies taten weder die Bewohner von Pavillon, noch der Staat Wyoming und bis Anfang Februar tat dies die Umweltbehörde ebenfalls nicht.“

Martel sagt, es ist von höchster Bedeutung, dass sowohl die Shoshones als auch die Arapaho in diese Diskussion eingebunden werden um sicherzustellen, dass die Souveränität und die Rechtsprechung der Stämme beachtet wird. Letzte Woche trafen sich Behördenvertreter der Stämme mit Chefs der EPA um deren Aktivitäten im Reservat besser verstehen zu können und Martel sagt er hoffe, dass EnCana sich bald mit dem Stamm treffen wird.

„Nach dem Wasser-Codex unseres Stamme und in Übereinstimmung mit einigen Umweltgesetzen, die vom Supreme Court (oberstes Gericht) der Vereinigten Staaten bestätigt worden sind, üben wir für diese treuhänderischen Ressourcen die Zivilgerichtsbarkeit aus“, sagt Martel, „aus diesem Grunde versuchen wir sicher zu stellen, dass wir alle technischen Informationen erhalten, damit wir in der Lage sind zu entscheiden, wie wir auf unsere rechtlichen und administrativen Möglichkeiten gestützt weiter vorgehen können“.

Mit einem etwas weitergehenden Blick meint Martel, der Aufruhr in Pavillon ist vielleicht der Anfang von vielen ähnlichen Konfrontationen in Indian Country [das Amerika der First Nations]. „In Nord-Dakota gibt es Fort Berthold, wo viel Fracking und wirtschaftliche Entwicklung stattfindet, oder Fort Peck und viele Reservate im nördlichen Teil des Great Plains Gebietes,“ sagt er. „[In den Staaten] New York und Pennsylvania werden ein paar Stämme [von den Arbeiten] in der Macellus Shale und anderen Entwicklungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich denke, dies ist ein echter Lernprozeß für die Stämme, dafür zu sorgen, dass wir alle Auswirkungen dieser Entwicklung voll verstehen und zusammenarbeiten, damit wir sicherstellen, dass unsere Verwaltung über die technische Kompetenz verfügt, diese Probleme anzusprechen“.

Martel sagt, die Wind River Stämme sind für Entwicklung, aber sie sind auch für Umwelt. Seine Sorge gilt gleichermaßen dem Schutz von Land und Wasser, genauso wie das Reservat Erträge, Jobs und Steuergelder benötigt. „Wasser ist ein sehr heiliges Geschenk unseres Schöpfers“, sagt er „und was hat man noch, wenn man das Wasser zerstört hat?“

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Tom Doll von der der Öl- und Gas-Umweltkommission in Wyoming meint, das größte Problem in Pavillon besteht darin, dass keine grundlegenden Messungen vor den Bohrarbeiten vorgenommen wurden; er vermutet, es würde nie einen schlüssigen Beweis für die Herkunft der Wasserkontamination geben. „Wir arbeiten zusammen und diese Probleme zu lösen, wir versuchen von der Schuldzuweisung weg zu kommen um damit fertig zu werden, wir versuchen Lösungen und einen Abschluss zu finden“, sagt er. „Ich denke wichtig ist, dass die Menschen die Dinge hinter sich lassen und weiter machen können.“

Das ist jedoch eine Einstellung, die vielen Bewohner von Pavillon nicht gefällt. „Meine Frau und meine Schwiegermutter haben beide ihren Geruchs- und Geschmackssinn verloren, genauso wie einige Frauen der Nachbarschaft“, sagt Fenton. „Und dies geschah nach oder während den Bohrungen“.

Autor: Tristan Ahtone, für Indian Country Today Media Network, 8. Februar 2012

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Titel des Original-Artikels: „Get the Frack Out Of Here!“

Copyright: Indian Country Today Media Network

We thank Mr. DeMazza for the permission to translate this article.

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Valentinstag: Rosen sind kein gutes Geschenk

Vergiftete Liebesgrüße: BUND warnt vor Pestiziden in Valentinsrosen

Rosen sind zu Valentinstag ein traditionelles Geschenk. Mit einem Strauß rote Rosen erhält die Liebste fast immer eine Portion giftiger Pestizide, das konnte die Umweltorganisation BUND auch für 2012 durch Laborttests bestätigen. Wer erst in letzter Minute nach einem Geschenk für den Valentinstag sucht, ist mit einer Einladung zu einem romantischen Candlelight-Dinner in ein nettes Restaurant besser beraten, anstatt Rosen zu kaufen oder Parfüm. Insbesondere Rosen aus Supermärkten sind so hoch belastet, wie BUND in einer Pressemitteilung offenbart:

BUND: Acht von zehn in Berliner Geschäften gekaufte Rosensträuße, die ein vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beauftragtes Labor in der Woche vor dem 14. Februar – dem Valentinstag – untersucht hat, enthielten Pestizidrückstände. Dabei handelt es sich um elf verschiedene, teils stark krebserregende und hormonell wirksame Pestizide. Die Blumen stammen vor allem aus Supermärkten und Blumenketten, die ihre Produkte auch bundesweit verkaufen. Analysiert wurden Rosen von REWE, Penny, Netto, Real, Kaisers, Blume 2000, Green Queen Flower sowie von drei kleineren Blumengeschäften.

Am schlechtesten schnitten die Rosen der Supermarktkette Real ab. In ihnen wurde ein Giftcocktail aus acht verschiedenen Pestiziden gefunden. Das zweitschlechteste Ergebnis hatte der Discounter Penny, dessen Rosen mit fünf Pestiziden belastet waren. Besonders bedenklich sei, dass in beiden Fällen besonders hohe Konzentrationen der stark krebserregenden und hormonell wirksamen Pilzbekämpfungsmittel Carbendazim und Chlorthalonil gefunden worden seien, sagte der BUND-Pestizidexperte Tomas Brückmann. Pestizidfrei seien lediglich die Rosen von zwei kleinen Blumenläden gewesen.

Brückmann: „Giftige Chemikalien haben in Blumensträußen nichts zu suchen. Einige der von uns gefundenen Pestizide können der Gesundheit der Kundinnen und Kunden erheblich schaden. Wir rufen die Supermärkte und den Blumenhandel auf, den Verkauf von pestizidbelasteten Blumen umgehend zu stoppen und solche Ware nicht mehr von ihren Lieferanten zu beziehen.“

Vom Einsatz der Pestizide seien auch die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Herkunftsländern der Blumen stark gefährdet. Der größte Teil der in Deutschland verkauften Blumen werde in Afrika unter teils unsozialen und umweltschädlichen Produktionsbedingungen herangezüchtet, so der BUND-Experte.

Autor:

Antext: Silvia K: Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

BUND, Vergiftete Liebesgrüße: BUND warnt vor Pestiziden in Valentinsrosen, Berlin, 12. Februar 2012

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Umweltzerstörung durch Teersand-Öl

Ölkonzerne pushen Abbau von Teersand

Die Diskussion, ob es sinnvoll ist, aus Teersand Kraftstoffe zu gewinnen, ist in vielfacher Hinsicht von internationaler Bedeutung. Die großen Öl-Konzerne haben ihre Lobby darauf angesetzt, den Weg für den Abbau von Teersand und die Gewinnung von Kraftstoff daraus frei zu machen. Ganze Gegenden würden dadurch zu toxischen Arealen, die für Mensch und Tier nicht mehr bewohnbar sind und die Umwelt völlig zerstören. Umweltorganisationen sagten „Nein“ zum Abbau von Teersand. Die Umweltzerstörung ist so immens hoch ist, dass keine Rechtfertigung besteht, einer kleinen Anzahl von Öl-Konzernen die Genehmigung zu erteilen, damit diese auf solche zerstörerische Weise Profite erwirtschaften können.

Der WWF hat eine Stellungnahme zu Abstimmung zur Teersand-Thematik im deutschen Bundestag veröffentlicht:

Stellungnahme zur Entscheidung des Umweltausschuss zu „Kraftstoffen aus Teersand“

Berlin – Zur heutigen Abstimmung im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages über die deutsche Positionierung zum Vorschlag der EU-Kommission, Kraftstoffe aus Teersand einen höheren CO2-Ausgangwert in Bezug auf Treibhausgasemissionen zuzurechnen, erklärt Viviane Raddatz, Referentin Mobilität beim WWF Deutschland:

„Mit dieser Entscheidung haben sich die Abgeordneten zu Botschaftern Kanadas gemacht und sich widerstandslos vor den Karren der Öl-Industrie spannen lassen. Erst hat die Regierung eine beispiellose Hängepartie veranstaltet und die Entscheidung über die deutsche Positionierung immer wieder hinausgezögert, nur um dann nach der Pfeife der internationalen Öl-Konzerne zu tanzen und Kyoto-Aussteiger Kanada auf seinem Weg abseits der internationalen Staatengemeinschaft zu bestärken. Die Bundesregierung muss endlich wieder zur deutschen Vorreiter-Rolle beim internationalen Klimaschutz zurückkehren.“

Hintergrund

Einer WWF-Studie zufolge schlägt der Abbau von Teersanden mit drei bis vierfach höheren CO2-Emissionen zu Buche als die konventionelle Ölförderung. Um Teersand in großem Stil zu gewinnen, müsste demnach in Kanada ein Areal von der Fläche Englands entwaldet werden. Gigantische Tagebauten seien notwendig, hinzu kämen toxische Abwasser-Seen, die noch aus dem Weltall zu erkennen seien. Deshalb hält der WWF strengere Klimaauflagen für Benzin und Diesel aus Teersanden für unablässlich. Nach einem entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission sollen Kraftstoffe aus Teersand einen höheren CO2-Ausgangwert in Bezug auf Treibhausgasemissionen erhalten. Das würde sie für den europäischen Markt unrentabel machen.

Autor:

Antext: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

WWF, Stellungnahme zur Entscheidung des Umweltausschuss zu „Kraftstoffen aus Teersand“, 8. Februar 2012

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Seit 14 Jahren gezielte Aufklärung über MCS durch Politiker

Multiple Chemical Sensitivity – Erkrankte sind auf  Hilfe durch Mitmenschen angewiesen

Schon im vergangenen Jahr war Christine O. Gregoire, die Gouverneurin des US-Bundesstaates Washington, die erste Unterzeichnerin einer Proklamation zur Verkündung des MCS – Multiple Chemical Sensitivity Aufklärungsmonats. Jedes Jahr im Mai finden in vielen US Bundesstaaten Aufklärungsveranstaltungen vielfältiger Art statt. Die Gouverneure der teilnehmenden Bundesstaaten setzen ihr Staatssiegel unter eine Urkunde, die dazu dient, die Bevölkerung auf die Krankheit MCS hinzuweisen und auf die Konsequenzen, mit denen an MCS erkrankte Menschen leben müssen.

Akzeptanz für MCS Kranke durch gezielte Aufklärung

Die amerikanischen Politiker haben durch die von ihnen ausgerufenen Aufklärungskampagnen viel Akzeptanz für die MCS Kranken in der Bevölkerung erzielt. Öffentliche Institutionen und zahlreiche Organisationen klinken sich im Monat Mai ein und helfen durch Aufklärungsveranstaltungen, Flyer, Video und Aktionen, dass die Situation der Chemikaliensensiblen weiter verbessert wird. Eines der Ziele ist, zu vermitteln, dass jeder an MCS erkranken kann, ganz gleich welche Hautfarbe er hat, welchen Bildungsgrad, ob er arm oder reich ist. Eine weitere Priorität bei der Aufklärung ist auf Prävention gerichtet. Mitmenschen erhalten Informationen, die ihnen verdeutlichen, durch welche Chemikalien und welche Umstände MCS ausgelöst werden kann und wie vielfältig die Reaktionen sind, die durch Chemikalien, selbst im Niedrigdosisbereich, ausgelöst werden können.

MCS Aufklärungsmonat Mai, eine weltweiter Aktionsmonat

Als vor vierzehn Jahren die erste Proklamation zur Ausrufung einer MCS Aufklärungswoche unterzeichnet wurde, hätte niemand gedacht, dass daraus eine weltweite Kampagne erwachsen würde. MCS Organisationen aus vielen Ländern weltweit nehmen mittlerweile am MCS Aufklärungsmonat teil. MCS Aktivisten lassen sich kreative Aktionen einfallen und Tausende von Menschen mit MCS unterstützen, jeder auf seine Weise, diesen Aktionsmonat.

Verkündung von Gouverneurin Christine O. Gregoire, Washington State:

4. Januar 2012

WEIL, Menschen aller Altersgruppen im Bundesstaat Washington eine Erkrankung entwickelten, die als Multiple Chemical Sensitivity (MCS) bekannt ist, als Resultat einer massiven Chemikalienexposition oder wiederholten Expositionen gegenüber Chemikalien im Niedrigdosisbereich und gegenüber anderen Reizstoffen in ihrer Umwelt; und

WEIL, MCS von zahlreichen Organisationen dahingehend anerkannt ist, so dass diese die Gesundheit und das Wohlergehen von Chemikaliengeschädigten unterstützen, einschließlich der WHO – Weltgesundheitsorganisation, dem Americans with Disabilities Act, der Social Security Administration, dem US Department of Housing and Urban Development und der Umweltschutzbehörde EPA; und

WEIL, MCS eine chronische Erkrankung ist, für die keine Heilung bekannt ist; zu den Symptomen chronische Erschöpfung, Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautausschläge, Asthma, Kopfschmerzen und andere Atemwegs- und neurologische Probleme gehören; und

WEIL, MCS zu erheblichen Konsequenzen führen kann im finanziellen Bereich, bei der Arbeit, beim Wohnen, für die Gesundheit und soziale Folgen für die Menschen haben kann, die unter dieser Behinderung leiden; und

WEIL, angemessene Unterkünfte und das Wecken von Aufmerksamkeit für MCS, Chancen für Menschen mit dieser Behinderung schaffen kann, damit diese Zugang zu Arbeit, Schulen, öffentlichen und anderen Einrichtungen erhalten, wo sie weiterhin dazu beitragen können, ihre beruflichen Fähigkeiten, Ideen, Kreativität, Fähigkeiten einzubringen; und

WEIL, Menschen mit MCS Unterstützung brauchen und Kooperation durch Familie, Freunde, Mitarbeiter und der Gesellschaft, um ihre Krankheit zu bewältigen und sich an neue Lebensweisen anzupassen;

DESWEGEN und JETZT, verkünde ich, O. Gregoire, Gouverneurin des Bundesstaates Washington, hiermit den Mai 2012 als

Multiple Chemical Sensitivity Aufklärungsmonat (pdf)

im Staat Washington, und fordere alle Bürger auf, diesen speziellen Monat mit mir einzuhalten.

Unterzeichnet am 4. Januar, 2012

Gouverneur Christine Gregoire O.

 

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 04. Feb. 2012

Literatur:

Gouverneur Christine Gregoire O., Proclamation 2012 MCS Awareness Month, 4. Januar 2012

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Trier sehen…und sterben

 

Oder: Behörden, Patrick und der ganz große Coup

Die Lebensuhr des 20-jährigen Patrick läuft unaufhörlich weiter ab (auch die seines ebenfalls schwer toxisch erkrankten Vaters) – eine tickende Zeitbombe.

Ich schweige nicht mehr, ich habe keine Angst mehr

Fortsetzung von: Verflucht, ich akzeptiere nicht dass mein Leben gelaufen ist!

Alles hat die Krankheit „MCS“ meinem Sohn genommen, die Macht über seinen Körper, seine Selbständigkeit, seine Gesundheit, sein gesamtes bisheriges Leben ……..

Jeder Tag ist eine Expedition ins Ungewisse, jeder Tag ein Kampf zurück ins Leben, jeder Tag die Hoffnung irgendwie geht es weiter, jeder Tag „Ich schaffe das schon!“

Es ist eine Grenzerfahrung, mit der Patrick (und auch wir Eltern) umgehen müssen. Aber ich weiß definitiv, Patrick ist daran nur gewachsen, er lässt sich nicht zerstören.

Wie früher wird es nie wieder sein, jetzt geht es darum, das noch zu erhalten, was noch übrig ist: seine Würde, sein Stolz und seine Restgesundheit.

Unser Kampf um unseren schwer toxisch erkrankten Sohn und dessen Rechte dauert nun schon mehrere Jahre, genau 11 Jahre Odyssee durch die deutsche Schulmedizin, das deutsche Gesundheitswesen und die deutsche Sozialpolitik.

Von zu Hause aus kämpfe ich über das Internet für seine/unsere Rechte, versuche MCS sichtbar zu machen und Informationen untereinander auszutauschen, da unsere Regierung uns nicht hilft. Ich spreche bewusst in der Mehrzahl, weil in unserem Falle inzwischen die ganze Familie ernsthaft erkrankt ist.

Unglücklicherweise ist es sehr einfach, uns schwer toxisch Erkrankten zu ignorieren, da die meisten von uns unter Hausarrest leben und wir nicht die Kraft haben, uns selber zu organisieren.

Die ewige Hängepartie geht weiter, wie lange noch?

Das hiesige Sozialgericht hat im August 2011 Patricks Klage wegen mangelnder Mitwirkungspflicht zurückgewiesen. Zwischenzeitlich haben wir Berufung beim Landessozialgericht eingelegt, hier soll jetzt per Aktenlage ein Gutachten erfolgen…

Wie aus einem Vergiftungsopfer ein Täter wird

In diesem laufenden Verfahren vor dem Landessozialgericht habe ich nun Strafanzeige gegen die Ärztin der Gegenseite/Beklagte wegen ihres versorgungsärztlichen Gutachtens gestellt:

  • Missachtung und Verstoß gegen die Menschenwürde
  • Prozessbetrug
  • Psychiatrisierung ist schwere vorsätzliche Körperverletzung (und jegliche Behandlung gegen den Willen ist Körperverletzung. Es spielt dabei keine Rolle, ob ein Schaden entstanden ist, oder nicht. Es genügt, dass der Patient nicht gefragt wurde. Das Einverständnis des Patienten ist Voraussetzung. Liegt es nicht vor, ist es Körperverletzung.)
  • Fehldiagnosen und bewusste Fehlinterpretationen medizinischer Diagnosen
  • Unterstellung einer Straftat (hier Missbrauch eines Betäubungsmittels und Medikamentenabhängigkeit), Vortäuschen einer Straftat nach § 145 STGB
  • institutioneller Amts- und Machtmissbrauch
  • unterlassene Hilfeleistung und psychische Verletzung (eine solche Art Medizin zu betreiben, schädigt den Patienten, der Hippokratische Eid verbietet das)

um nur einiges zu nennen!

Es bleibt abzuwarten, ob öffentliches Interesse besteht oder nicht.

Unerwartete Unterstützung: „Thank you very, very much Dr. Doris Rapp“

In der USA nennt man Doris J. Rapp, M.D., „die Mutter der Umweltmedizin“. Im September 2011 weilte die aktive Wissenschaftlerin zwei Wochen in Deutschland, u.a. war sie auch zu Besuch bei Dr. Peter Binz in Trier.

Dank des Einsatzes von Dr. Peter Binz und unserer CSN-Präsidentin Silvia Müller erklärte sich Doris J. Rapp, M.D. sofort bereit, unserem Sohn Patrick zu helfen. Sie untersuchte ihn kostenlos und bestätigte die gesamte Diagnostik von Dr. Binz. Durch ihre selbstlose und menschliche Hilfe haben wir wieder Kraft und Hoffnung schöpfen können – wir bleiben mit Doris Rapp, M.D. weiterhin über Email zwecks Betreuung ihrer vorgeschlagenen Therapiekonzepte bzgl. strikte Expositionsvermeidung in Kontakt.

Diagnosen:

  • MCS
  • Schwere chemische Überempfindlichkeiten
  • Schlafstörungen
  • Schwere toxische Schädigung

Der große Wehmutstropfen

Fakt ist, dass wir hier nach wie vor komplett auf uns alleine angewiesen sind, nicht zu vergessen, dass auch mein Mann schwer toxisch erkrankt ist. Bisher haben wir keinerlei Unterstützung / Umsetzung seitens des Gesundheits- und Sozialsystems, keine finanzielle und materiellen Hilfen durch die Öffentlichkeit erhalten, da die Probleme (noch) nicht anerkannt sind bzw. schlichtweg ignoriert werden.

Die Behandlung beruht auf einem wesentlichen Grundsatz: Expositionsstopp bzw. Expositionsvermeidung. Dies ist jedoch mit hohem finanziellem Aufwand verbunden, für den wir keine Unterstützung bekommen und der allerwichtigste Punkt (in einem geeigneten Schadstoff- und schimmelfreien Haus zu leben), ist nicht zu verwirklichen.

“Wer nichts tut macht mit” (Werbung für Zivilcourage der Kriminalpolizei)

Noch nicht einmal Hilfe/Unterstützung in Form eines Spendenaufrufs/Spendenkontos ist uns gewährt (zweckgebunden für Anwaltskosten, medizinische und alternative Hilfsmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Luftfilter, Wasserfilter u.dgl., evtl. für ein neues Zuhause). Sei es die Kirche, Wohlfahrtsverbände, soziale Einrichtungen, Vereine, Notare, Parteien, VIP’s, Privatleute, Medien etc., keiner will sich die Finger hier schmutzig machen.

Jeder weiß, um was es hier geht, aber keiner tut was. Warum wohl ?

Es geht hier nicht um die Inklusion und Integration meines Sohnes Patrick, sondern um MCS als „politische“ Krankheit, deren Anerkennung von starken „Lobbygruppen“ verhindert wird.

Ich werde die Hoffnung und den Kampf für meine Familie trotzdem nicht aufgeben. Es kann und darf nicht sein, dass man hier einfach wegschaut, man wartet oder arbeitet daraufhin, dass sich das Problem sozialverträglich, sprich auf biologische Weise löst.

Die toxische Vergiftung verläuft progressiv, das weiß inzwischen jeder Laie. Der Betroffene ist ernsthaft behindert, teilweise oder ganz arbeitsunfähig und im Endstadium nicht mehr ohne fremde Hilfe lebensfähig. Die gesundheitliche Situation meines Sohnes, als auch meines Mannes, ist sehr, sehr ernst. Ich weiß nicht, wie lange das Immunsystem und die körperlichen Organe noch mitmachen.

Schwer krank zu sein ist kein Verbrechen

Fakt ist, dass die persönlichen Daten und Rechte jedes Straftäters besser geschützt sind, als die meines Sohnes.

Patricks schwere toxische Erkrankung ist eine unbequeme Wahrheit – vieles haben wir bereits verloren und die Zukunft wird verdammt schwierig. Die Augen zu verschließen nützt nichts, gar nichts! Ein Schicksal, das viele Betroffene mit ihm teilen!

MCS-Kranke zu psychiatrisieren widerspricht jeglicher Wahrnehmung und Objektivität.

Die Täter werden geschützt, die Opfer alleingelassen und das Vertrauen verspielt. Deshalb ist das, was jetzt passiert, ein Schlag ins Gesicht der Opfer.

Wenn es in der Medizin, Politik etc. für die Aufklärung möglich ist, dass Taten über Jahre verharmlost und verschwiegen werden, Opfer nicht ernst genommen – was ist dann noch möglich?

Wenn nur durch den Mut der Opfer diese Fehler aufzudecken sind – wie glaubwürdig ist dann die Medizin und Politik?

Hier ist Schweigen nicht mehr möglich, Viele Mediziner verspielen ihr Vertrauen und nehmen letztendlich selbst Schaden, wenn sie weiterhin Täter schützt.

„Es gehört meist mehr Mut dazu, einfach menschlich, statt heldenhaft heroisch zu sein.“ (Hermann Hesse)

“Zivilcourage setzt auf der individuellen Ebene viel voraus: einen kritischen Verstand, Charakterstärke, Mut, Offenheit, Konfliktbereitschaft und vor allem einen kultivierten Umgang mit der eigenen Angst” (Dieter Deisenroth, Richter am BVG)

Aus dem Nichtstun herausgehen, Kommunikation, Handeln auch aus der Distanz, überwinden der Gleichgültigkeit und helfen in Notsituationen erfordert Mut.

Zeigt Zivilcourage, zeigt Solidarität mit Patrick, helft ihm zu überleben, gebt ihm eine Chance!

Dokumentiert, unterschreibt, verbreitet diesen Blogbeitrag … werdet laut und schweigt nicht mehr.

Eventuell ernstgemeinte Hilfe, bitte Kontakt über CSN.

Autor: Kira, CSN- Chemical Sensitivity Network, 30. Januar 2012

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Neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern: Ursache Pestizide

Pyrethroide während der Schwangerschaft wirken sich nachteilig auf die neurologische Entwicklung von Kindern aus

Pyrethroide gehören einer neueren Gruppe von Pestiziden an, die in der Landwirtschaft, zum Vorratsschutz und zur Schädlingsbekämpfung in sehr vielen Alltagsbereichen eingesetzt werden. Konventionelle Nahrungsmittel, insbesondere Obst und Gemüse, weisen häufig noch Spuren dieser Pestizide auf, wenn sie verspeist werden. Chinesische Wissenschaftler von der Fudan University untersuchten Schwangere auf diese neurotoxischen Pestizide und deren gesundheitliche Folgen bei den Babys. Sie stellten fest, dass die Kinder von Müttern, die Pyrethroiden während der Schwangerschaft ausgesetzt waren, Einbußen in ihrer neurologischen Entwicklung aufwiesen.(1)

Pyrethroide, Ursache für Gesundheitsschäden

Pyrethroide werden seit einigen Jahrzehnten in vielen Bereichen vermehrt eingesetzt. Sie sollten Organophosphat-Pestizide ersetzen, weil diese eine hohe Toxizität für den Menschen besitzen. Anfangs als harmlos dargestellt, ist zwischenzeitlich durch internationale, wissenschaftliche Forschung bekannt, dass diese Gruppe von Pestiziden ebenfalls Gesundheitsschäden verursachen. Pyrethoide wirken immunsuppressiv, sie lösen Allergien und Chemikaliensensitivität (MCS) aus und schädigen das Nervensystem. Sie sind auch für Tiere nicht ungefährlich. Katzen, können diese Art von Pestiziden, die u.a. in Flohhalsbändern und Flohsprays als Wirkstoff enthalten sind, wegen ihrer verminderter Glucuronyltransferaseaktivität nicht verstoffwechseln. Für sie besteht akute Lebensgefahr.

Beeinträchtigung der neurologischen Entwicklung durch Pestizide?

Die Wissenschaftler der Fudan University hatten sich für ihre Studie das Ziel gesetzt, die Auswirkungen der pränatalen Exposition (vor der Geburt) gegenüber Pyrethroid-Pestiziden, hinsichtlich der Entwicklung des Nervensystems und des Verhaltens von einjährigen Kindern zu untersuchen. Eine amerikanische Studie von 2011 hatte im Vorfeld einen reduzierten IQ und psychomotorische Entwicklungsstörungen bei 36 Monate alten Kindern festgestellt, deren Mütter während der Schwangerschaft dem Pyrethroid – Wirkverstärker Piperonylbutoxid ausgesetzt waren.(2)

Schwangere wurden auf Pyrethroide hin untersucht

Um festzustellen, ob Pyrethroide in unserer Nahrung und Umwelt einen Einfluss auf die Entwicklung von Kleinkindern haben, wurde das Urin eines Kollektivs von 301 schwangeren Frauen aus der chinesischen Provinz Jiangsu auf drei Pyrethriod-Metaboliten (cis-Cl2CA, trans-Cl2CA und 3-PBA) hin untersucht. Ihre Babys unterzogen die Wissenschaftler im Alter von einem Jahr einer körperlichen und neurologischen Untersuchung.

Wissenschaftler stellten bei fast allen Schwangeren Pyrethroide fest

Das Ergebnis dürfte die Mediziner nachdenklich gestimmt haben. Die drei untersuchten Pyrethriod-Metaboliten wurden in 95% der Urinproben nachgewiesen. Die Wissenschaftler teilten die Kinder in drei Gruppen auf, einer hoch, mittel oder niedrig exponierten Gruppe, die sich aus der Höhe der Pyrethroide ergab, die bei ihren Mütter während der Schwangerschaft im Urin nachgewiesen wurde. Der Unterschied der neurophysiologischen Index (DQ) zwischen den drei Gruppen von einjährigen Kindern war signifikant (P <0,05). Die chinesischen Wissenschaftler schlossen aus ihren eindeutigen Ergebnissen, dass ein Kontakt mit Pyrethroiden im Mutterleib anschließend zu einer verminderten neurologischen Entwicklung bei den Säuglingen führt.

Deutsche Bundesbehörden warnen vor Pyrethroiden

In Deutschland ist man sich der Gefahren durch Pyrethroide für die Gesundheit durchaus bewusst. Das RKI – Robert Koch Institut und die BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung warnen Schwangere, Stillende und Personen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) seit Jahren davor, Läusebekämpfungsmittel mit Pyrethrum oder Pyrethroiden zu verwenden. Die beiden Bundesbehörden und weitere verantwortliche Institutionen erstellten eigens Informationsseiten und Aufklärungsbroschüren, die sich an Behörden, Gesundheitsämter, Schulen und Mediziner richteten. (3-12)

“…Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit, bei MCS-Syndrom (multiple Überempfindlichkeit gegen chemische Substanzen) und Chrysanthemenallergie wird empfohlen, Kopfläuse rein mechanisch durch nasses Auskämmen mit dem Läusekamm zu entfernen.”

Umfassender Schutz vor Pyrethroiden ist nicht durchführbar

Schwangere vor dem Kontakt mit Pyrethroiden weitgehend zu schützen, ist weder in Deutschland, noch in den meisten anderen Ländern praktikabel, weil diese neurotoxischen Pestizide in zu vielen Bereichen des Alltags und unserer Nahrung anzutreffen sind. Nur ein generelles Verbot von Pyrethroiden könnte eine umfassende Sicherheit für Schwangere und ihre Kinder gewährleisten. Ein solches umfangreiches Verbot wird jedoch noch lange auf sich warten lassen, denn erfahrungsgemäß wird die Herstellerindustrie ein derartiges Ansinnen so lange wie nur irgend möglich hinauszuzögern oder versuchen, es im Keim zu ersticken.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 29.01.2012

Literatur:

  1. Qi X, Zheng M, Wu C, Chang X, Wang G, Lu D, Zhou Z.Wei Sheng Yan Jiu., Impact of prenatal pyrethroid exposure on neurodevelopment of one-year old infants, 2011 Nov;40(6):693-7.
  2. Megan K. Horton, PhD, Andrew Rundle, DrPH, David E. Camann, MS, Dana Boyd Barr, PhD, Virginia A. Rauh, ScD, Robin M. Whyatt, DrPH, Impact of Prenatal Exposure to Piperonyl Butoxide and Permethrin on 36-Month Neurodevelopment, 7. Februar 2011, Pediatrics (doi: 10.1542/peds.2010-0133)
  3. RKI – Ratgeber Infektionskrankheiten – Ratgeber für Ärzte, Kopflausbefall (Pediculosis capitis), Aktualisierte Fassung vom Mai 2007 Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 47/2003, Aktualisiert 17.11.2008
  4. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Das Aus für die Laus: So werden Sie die Blutsauger schnell wieder los, 2011
  5. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung, Broschüre Kopfläuse was tun? Mai 2004
  6. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Kindergesundheit – Schaden Läusemittel meinem Kind, Download 2011
  7. Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Der Magistrat, Sind Läusemittel giftig oder schädlich? Downloads 2009
  8. Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Der Magistrat, Umgang mit Kopfläusen, 2005
  9. Gesundheitsamt des Schwarzwald-Baar Kreises, Merkblatt Kopfläuse, Downloads 2009
  10. Medical Tribune, Zweimal Chemie plus Kamm – So haben Kopfläuse keine Chance, Epidemiologisches Bulletin 2007; 20: 169- 173
  11. Verwaltung Berlin Wilmersdorf, Merkblatt und zu unterschreibende Erklärung für Eltern, Download 2009
  12. Gesundheitsamt Freising, Infektionsschutz, März 2009

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