Neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern: Ursache Pestizide

Pyrethroide während der Schwangerschaft wirken sich nachteilig auf die neurologische Entwicklung von Kindern aus

Pyrethroide gehören einer neueren Gruppe von Pestiziden an, die in der Landwirtschaft, zum Vorratsschutz und zur Schädlingsbekämpfung in sehr vielen Alltagsbereichen eingesetzt werden. Konventionelle Nahrungsmittel, insbesondere Obst und Gemüse, weisen häufig noch Spuren dieser Pestizide auf, wenn sie verspeist werden. Chinesische Wissenschaftler von der Fudan University untersuchten Schwangere auf diese neurotoxischen Pestizide und deren gesundheitliche Folgen bei den Babys. Sie stellten fest, dass die Kinder von Müttern, die Pyrethroiden während der Schwangerschaft ausgesetzt waren, Einbußen in ihrer neurologischen Entwicklung aufwiesen.(1)

Pyrethroide, Ursache für Gesundheitsschäden

Pyrethroide werden seit einigen Jahrzehnten in vielen Bereichen vermehrt eingesetzt. Sie sollten Organophosphat-Pestizide ersetzen, weil diese eine hohe Toxizität für den Menschen besitzen. Anfangs als harmlos dargestellt, ist zwischenzeitlich durch internationale, wissenschaftliche Forschung bekannt, dass diese Gruppe von Pestiziden ebenfalls Gesundheitsschäden verursachen. Pyrethoide wirken immunsuppressiv, sie lösen Allergien und Chemikaliensensitivität (MCS) aus und schädigen das Nervensystem. Sie sind auch für Tiere nicht ungefährlich. Katzen, können diese Art von Pestiziden, die u.a. in Flohhalsbändern und Flohsprays als Wirkstoff enthalten sind, wegen ihrer verminderter Glucuronyltransferaseaktivität nicht verstoffwechseln. Für sie besteht akute Lebensgefahr.

Beeinträchtigung der neurologischen Entwicklung durch Pestizide?

Die Wissenschaftler der Fudan University hatten sich für ihre Studie das Ziel gesetzt, die Auswirkungen der pränatalen Exposition (vor der Geburt) gegenüber Pyrethroid-Pestiziden, hinsichtlich der Entwicklung des Nervensystems und des Verhaltens von einjährigen Kindern zu untersuchen. Eine amerikanische Studie von 2011 hatte im Vorfeld einen reduzierten IQ und psychomotorische Entwicklungsstörungen bei 36 Monate alten Kindern festgestellt, deren Mütter während der Schwangerschaft dem Pyrethroid – Wirkverstärker Piperonylbutoxid ausgesetzt waren.(2)

Schwangere wurden auf Pyrethroide hin untersucht

Um festzustellen, ob Pyrethroide in unserer Nahrung und Umwelt einen Einfluss auf die Entwicklung von Kleinkindern haben, wurde das Urin eines Kollektivs von 301 schwangeren Frauen aus der chinesischen Provinz Jiangsu auf drei Pyrethriod-Metaboliten (cis-Cl2CA, trans-Cl2CA und 3-PBA) hin untersucht. Ihre Babys unterzogen die Wissenschaftler im Alter von einem Jahr einer körperlichen und neurologischen Untersuchung.

Wissenschaftler stellten bei fast allen Schwangeren Pyrethroide fest

Das Ergebnis dürfte die Mediziner nachdenklich gestimmt haben. Die drei untersuchten Pyrethriod-Metaboliten wurden in 95% der Urinproben nachgewiesen. Die Wissenschaftler teilten die Kinder in drei Gruppen auf, einer hoch, mittel oder niedrig exponierten Gruppe, die sich aus der Höhe der Pyrethroide ergab, die bei ihren Mütter während der Schwangerschaft im Urin nachgewiesen wurde. Der Unterschied der neurophysiologischen Index (DQ) zwischen den drei Gruppen von einjährigen Kindern war signifikant (P <0,05). Die chinesischen Wissenschaftler schlossen aus ihren eindeutigen Ergebnissen, dass ein Kontakt mit Pyrethroiden im Mutterleib anschließend zu einer verminderten neurologischen Entwicklung bei den Säuglingen führt.

Deutsche Bundesbehörden warnen vor Pyrethroiden

In Deutschland ist man sich der Gefahren durch Pyrethroide für die Gesundheit durchaus bewusst. Das RKI – Robert Koch Institut und die BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung warnen Schwangere, Stillende und Personen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) seit Jahren davor, Läusebekämpfungsmittel mit Pyrethrum oder Pyrethroiden zu verwenden. Die beiden Bundesbehörden und weitere verantwortliche Institutionen erstellten eigens Informationsseiten und Aufklärungsbroschüren, die sich an Behörden, Gesundheitsämter, Schulen und Mediziner richteten. (3-12)

“…Während der Schwangerschaft und in der Stillzeit, bei MCS-Syndrom (multiple Überempfindlichkeit gegen chemische Substanzen) und Chrysanthemenallergie wird empfohlen, Kopfläuse rein mechanisch durch nasses Auskämmen mit dem Läusekamm zu entfernen.”

Umfassender Schutz vor Pyrethroiden ist nicht durchführbar

Schwangere vor dem Kontakt mit Pyrethroiden weitgehend zu schützen, ist weder in Deutschland, noch in den meisten anderen Ländern praktikabel, weil diese neurotoxischen Pestizide in zu vielen Bereichen des Alltags und unserer Nahrung anzutreffen sind. Nur ein generelles Verbot von Pyrethroiden könnte eine umfassende Sicherheit für Schwangere und ihre Kinder gewährleisten. Ein solches umfangreiches Verbot wird jedoch noch lange auf sich warten lassen, denn erfahrungsgemäß wird die Herstellerindustrie ein derartiges Ansinnen so lange wie nur irgend möglich hinauszuzögern oder versuchen, es im Keim zu ersticken.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 29.01.2012

Literatur:

  1. Qi X, Zheng M, Wu C, Chang X, Wang G, Lu D, Zhou Z.Wei Sheng Yan Jiu., Impact of prenatal pyrethroid exposure on neurodevelopment of one-year old infants, 2011 Nov;40(6):693-7.
  2. Megan K. Horton, PhD, Andrew Rundle, DrPH, David E. Camann, MS, Dana Boyd Barr, PhD, Virginia A. Rauh, ScD, Robin M. Whyatt, DrPH, Impact of Prenatal Exposure to Piperonyl Butoxide and Permethrin on 36-Month Neurodevelopment, 7. Februar 2011, Pediatrics (doi: 10.1542/peds.2010-0133)
  3. RKI – Ratgeber Infektionskrankheiten – Ratgeber für Ärzte, Kopflausbefall (Pediculosis capitis), Aktualisierte Fassung vom Mai 2007 Erstveröffentlichung im Epidemiologischen Bulletin 47/2003, Aktualisiert 17.11.2008
  4. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Das Aus für die Laus: So werden Sie die Blutsauger schnell wieder los, 2011
  5. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Köln, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziale Sicherung, Broschüre Kopfläuse was tun? Mai 2004
  6. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Kindergesundheit – Schaden Läusemittel meinem Kind, Download 2011
  7. Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Der Magistrat, Sind Läusemittel giftig oder schädlich? Downloads 2009
  8. Stadtgesundheitsamt Frankfurt, Der Magistrat, Umgang mit Kopfläusen, 2005
  9. Gesundheitsamt des Schwarzwald-Baar Kreises, Merkblatt Kopfläuse, Downloads 2009
  10. Medical Tribune, Zweimal Chemie plus Kamm – So haben Kopfläuse keine Chance, Epidemiologisches Bulletin 2007; 20: 169- 173
  11. Verwaltung Berlin Wilmersdorf, Merkblatt und zu unterschreibende Erklärung für Eltern, Download 2009
  12. Gesundheitsamt Freising, Infektionsschutz, März 2009

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4 Kommentare zu “Neurologische Entwicklungsstörungen bei Kindern: Ursache Pestizide”

  1. Twei 30. Januar 2012 um 20:36

    Wenn schon uns Erwachsenen die Umweltchemikalien auf Dauer umhauen, wieso tun wir dieses Ungeborenen, Säuglingen, Kindern und jungen Menschen das an?

    Wenn allein die Studie über die Pestizid-Gruppe der Pyrethroide so verheerende Auswirkungen auf das Nervensystem organischer Wesen aufzeigt, – was erwartet den Menschen bei Hinzunahme aller anderen chemischen Giftstoffe, die in Parfüm, Konservierungs- und Farbstoffen, Geschmacksverstärkern, Reinigungsmitteln, Holzleimmöbeln, Beizen usw. enthalten sind?

    Wir haben es heute mit so vielfältigen neuartigen Krankheitsformen zu tun, dass die Wissenschaft mit deren Erforschungen gar nicht mehr nach kommt. Zudem versuchen die Hersteller dieser chemischen Giftgruppen, die Gefahren und Auswirkungen zu verharmlosen. – Ja – es werden sogar Forschungsberichte gefälscht oder verschwinden in Schubladen. Zu gerne wird behauptet, dass nur der falsche Umgang mit den Chemikalien gefährlich sei und sogenannte Umwelterkrankungen rein psychischer Natur wären.

    Wenn wir aber bei unseren Kindern schon erhebliche Giftbelastungen oder sogar Erkrankungen feststellen können, dann kann man diese auch nicht einfach als psychisch krank abhandeln, da diese jungen Geschöpfe von psychischen Einflüssen unbelastet waren.

    Wieviel Beweise, möchten die verantwortlichen Stellen, wie z.B. Gesundheitsamt, Umweltamt, Ordnungsamt und gewählte Politiker, für ein zwingendes Handeln – also Verbotsmaßnahmen – noch sammeln?

  2. Franzi 31. Januar 2012 um 10:53

    Die möchten gar keine Beweise sammeln, Twei, die gibt es seit Jahrzehnten. Und ich bin bin überzeugt, die haben sie auch. Was sie wollen ist – ihr System der Verharmlosung, Vertuschung, Psychiatrisierung etc. am Laufen halten, denn sie wollen Geld, Geld, Geld.

    Denn wenn sie postulieren sollten, die Neugeborenen haben ihre neurologischen Schäden aufgrund irgendwelcher angeblicher psychischer Traumata erlitten, dann müssen die Psychofritzen konsequenterweise gleich die Haustiere, die Zimmerpflanzen etc. mitbehandeln, die Schäden durch Pyrethroide davongetragen haben. Aber bitte schnell, bevor sie sterben, und dass sie endlich auch einmal Erfolge vorweisen mit einer wissenschaftlich nachvollziehbaren Methode, die jedem offensteht!
    Das dürfte nach Jahrzehnten doch wohl möglich sein.

  3. PappaJo 31. Januar 2012 um 14:27

    Die Kaste der Psychologen ist nicht nur überflüssig, sondern wäre längst ausgestorben, wenn man nicht unsinniger Weise immer behaupten würde, alles ausserhalb der Norm ist krank.

    Die Ärzte wissen genau, dass sie überflüssig sind und die Versuchskanninchen in den Psychatrien mit den bunten Pillen nur behandelt werden, da man sonst ja zugeben müßte: „Ja, wir habe den falschen Beruf studiert, all die Jahre für umsonst, nur um zu merken, dass wir selbst verarscht wurden, in dem man uns einredete, dass es psychisch Kranke gibt. Und keiner auch nur eine Silbe verschwendete, dass es sie eigentlich nicht gibt, sondern fast 99% derer „nur“ einen toxischen Schaden haben!“

    Natürlich gibt es auch Traumatas, aber das ist eine andere Schublade. – Wie blöd, dass die meisten dann diese Lüge weiter leben. Aber wenn es um die Existenz geht, würde der Mensch auch noch schlimmere Sachen machen, z.B. morden! Wir sind nunmal hoch entwickelte Tiere und solange Power in einem ist, wird gekämpft – um die Existenz.

    Es ist wirklich an der Zeit, dass die oben beschriebene Kaste sich mit Toxikologen zusammen setzt und die Ursachen da sucht, wo diese entstanden sind. Meist reicht schon eine einzige Amalgamplombe um die Psyche zu verändern. Und wer hat nur eine einzige drin oder mal drin gehabt?

    Die Gesunden und nicht Kranken kann man leicht finden, indem man den Zahnstatus betrachtet. Keine Plombe = gesund! Zumindest in den meisten Fällen.

    Von der Politik können wir hier nicht viel erwarten, denn die sind fast alle selbst schwer (vorsichtig ausgedrückt) geschädigt. Gestern noch den Präsidenten vom Europa-Parlament? im TV gesehen, mit dunklen, dicken, fast schwarzen Augenringen. Na, wenn der keine toxische Schädigung hat, fresse ich einen Besen.

    So Augen bekomme ich unter Voll-Belastung, kurz bevor sich das Weiße ins tiefe dunkle Rot verwandelt und nur noch brennt. Und das kommt dann von der Psyche? Ich glaub jetz geht es los…

  4. domiseda 1. Februar 2012 um 07:49

    gut, dass das Robert-Koch-Institut seit 2003 vor Pyrethroiden warnt, nachdem Prof. Müller- Mohnssen bereits seit 1983 deren Schädlichkeit nachgewiesen hat. Er wurde damals deswegen belächelt; er bemängelte viele Jahre, dass im Fall der Pyrethroide die Forschung als Frühwarnsystem ausgeblendet wurde.

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