Interview: MCS aus heiterem Himmel

WERNER SALLMAIER, FILMAUTOR DER ALPENKLINIK, IM GESPÄCH MIT SILVIA K. MÜLLER, CHEMICAL SENSITIVITY NETWORK.

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Am 4.April 2008 sahen die Fernsehzuschauer der beliebten ARD Serie Alpenklinik, was passiert, wenn eine Rose zur Ohnmacht führt:

„Kurz vor der Hochzeit bricht Miriam scheinbar ohne Grund ohnmächtig zusammen. Sie zeigt lebensgefährliche Vergiftungssymptome und ringt mit dem Tod. Daniel befindet sich am Rande der Verzweiflung, denn er kann ihr nicht helfen…“ Nach erneutem Zusammenbruch durch Pestizid behandelte Rosen, die ihr diesmal der Bürgermeister persönlich in die Klinik bringt, ist die Diagnose klar: Manchmal kommt eine MCS Erkrankung „Aus heiterem Himmel.“

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SILVIA K. MÜLLER: Herr Sallmaier, Chemikaliensensible in Deutschland haben sich unglaublich über Ihren Film gefreut, sie fühlten sich besser verstanden als beim Arzt. Der Film hat für viele MCS Kranke und ihre Angehörigen eine große Bedeutung, und er hat diese Menschen in ihrer Verzweifelung sehr aufgebaut, weil in der Alpenklinik so sachlich über die Krankheit und mögliche Ursache gesprochen wurde.

WERNER SALLMAIER: Das Interesse MCS- Betroffener war eine Überraschung. Das hätte ich nicht erwartet. Mich freuen die Reaktionen ganz besonders. Es kommt sehr selten vor, dass mit einem Unterhaltungsformat“ und das ist die „Alpenklinik“ ein ernstes Thema doch so nachhaltig von einem breiten Publikum erlebt wird.

Wenn gerade Betroffene so positiv reagieren, dann tut das dem Autor gut. Es zeigt ihm: Du hast deinen Job gut gemacht. Gut und sorgfältig recherchiert. Eine Umsetzung gefunden, die ein heikles Thema glaubwürdig darstellt.Ich muss dazu sagen, dass ich in keiner Weise medizinisch „vorbelastet“ bin. Ich versuche nur, meine Arbeit ernst zu nehmen. Das heißt, sich mit Figuren und den Situationen, in die man sie als Autor schickt, sehr intensiv auseinanderzusetzen.

Natürlich hat sich jeder der MCS Kranken gefragt: Wo kam bloß die Idee her. Auch in unserem Forum für Chemikaliensensible wurde gerätselt. Möchten Sie es uns verraten?

Wir wollten in dieser Folge eine dramatische, lebensbedrohliche Situation für Miriam. Es musste aber ein gutes Ende möglich sein. Ein Unfall, wo und wie auch immer, schied aus. Ebenso Krebsleiden und ähnliche Erkrankungen. Das wird ja oft genug erzählt.

Bei meinen Recherchen stieß ich durch Zufall (ja, so war’s) auf diese Chemikalien-Sensitivität. Je mehr ich darüber las, desto interessanter wurde das Thema. MCS passte perfekt zu dem dramaturgischen Bogen, den ich spannen wollte. Ein „Krankheitsbild“ wurde für Miriam geschaffen. Mögliche Diagnosen entwickelt etc.

Kennen Sie persönlich jemanden der unter MCS leidet?

MCS war mir bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt. Durch die Beschäftigung damit beginnt man aber die Welt (vor allem unsere Umwelt) mit anderen Augen zu sehen. Für chemikaliensensible Menschen kann der Alltag zum Spießrutenlauf werden. Glücklich, wer damit kein Problem hat.

Ist es Ihnen selbst schon einmal schlecht geworden von Parfüm oder sogar von einer pestizidbehandelten Rose?

Persönlich versuche ich, mit so wenig Chemie wie möglich durch mein Leben zu kommen. Das kommt aber eher aus allgemeinem Umweltbewusstsein. Lieber den Apfel mit einem Wurm teilen, als mit der chemischen Keule zuschlagen.

Die MCS Kranken waren, wie gesagt, begeistert über die Sachlichkeit bei der Diagnosestellung. Wie haben Sie diese fachlichen korrekten Details gefunden? Gab es einen Arzt, der sie beraten hat?

Neben diverser Fachliteratur konnte ich während des ganzen Arbeitsprozesses auf ärztliche Beratung zurückgreifen. Es war immer das Bestreben, diese Erkrankung so dramatisch wie nur möglich, jedoch auch in allen Bereich plausibel zu erzählen. Ein Arzt hier aus Österreich hat mich beraten über MCS.

Hat Ihnen die Redaktion völlig freie Hand gelassen bei der Ausarbeitung der MCS Szene?

Von Seiten der Redaktion (der Sender) hatte ich völlig freie Hand. Es gab da keine Vorbehalte, Einschränkungen etc. Die Geschichte musste stimmen. Hier liegt die Verantwortung beim Autor und der Produktion.

Möchten Sie uns verraten, ob Miriam weiter an MCS leiden wird in den Folgesendungen?

Ob MCS für die Figur der Miriam weiter eine Rolle spielt? Diese Erkrankung wird Teil ihrer „Biografie“. Das heißt, es kann nicht vergessen werden. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass MCS in einer weiteren Folge so dominant angesprochen wird. Aber: Nichts ist fix. Und ich bin nur einer von mehreren Autoren, die an dieses Reihe schreiben.

Ganz herzlichen Dank für das nette Interview, Herr Sallmaier. Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg mit der Alpenklinik und werden sicher bei der nächsten Folge wieder dabei sein, denn für uns Chemikaliensensible wird es auf jeden Fall spannend anzuschauen, was nun weiter passiert.

Manchmal sind es eben wirklich Zufall und Glück, die beim Schreiben „Regie“ führen. Wenn es mit dieser Geschichte aus der „Alpenklinik“ gelungen ist, Betroffenen „aus der Seele“ zu sprechen, ihr Anliegen zu unterstützen, dann freut mich das ganz besonders.

Copyright: CSN-Chemical Sensitvity Network

Photos: Copyright Mona/Lisa Film

15 Kommentare zu “Interview: MCS aus heiterem Himmel”

  1. schlumpf 11. Mai 2008 um 19:41

    Ein großes Lob an Herrn Sallmaier, daß er bei dem Film mal aus dem üblichen Diagnosenkatalog zwischen Krebs, Herzinfarkt und Pollenallergie ausgebrochen ist und mal was neues bringt was nicht schon jeder 150 mal gehört hat. Positiv ist auch für MCS-Kranke, daß dadurch die Krankheit in der Öffentlichkeit bekannter wird und das das Verständnis für die Krankheit wächst. Das Schlimme an MCS ist häufig nicht die Krankheit selber sondern die Tatsache das die meisten Menschen das Problem nicht verstehen können und daher auch nicht bereit sind auf die Patienten etwas Rücksicht zu nehmen. Vielleicht leidet Miriam in Zukunft auch an einer Parfümunverträglichkeit (wie die meisten MCS-Kranken) und kann nicht mehr mit Menschen reden die zuviel davon genommen haben?

  2. Franz 11. Mai 2008 um 21:57

    Ich habe den Film erst gesehen als er im Vormittagsprogramm wiederholt wurde.

    Eine Verwandte hat mich informiert, dass der Film zur besten Sendezeit ausgestrahlt wurde.
    Und ich muss sagen, es ist dem Herrn Sallmaier wirklich gelungen
    zu vermitteln, was MCS ist und was passiert, wenn man an MCS erkrankt ist.
    Verwandte und Bekannte, mit denen ich über den Film gesprochen habe, haben alle
    bestätigt, dass die Szene mit der Hautdarstellerin und auch das Gespräch im Labor
    auf den Punkt verständlich gemacht haben, worum es bei MCS geht.

    Herzlichen Dank an Sie, lieber Herr Sallmaier für die Idee und die passenden Szenen und Dialoge.Ich habe mich sehr gefreut, dass ein Drehbuch-Autor Menschen mit MCS
    ernst genommen hat.

    Das ist heutzutage keine Selbstverständlichkeit.

    Danke auch liebe Frau Müller, dass Sie mit Herrn Sallmaier Kontakt aufgenommen
    und uns hier mit diesem Interview überrascht haben.

  3. Sonora 11. Mai 2008 um 22:08

    Eine tolle Überraschung zu Pfingsten!!!

    Super, dass Herr Sallmaier MCS so gut präsentiert hat in der Alpenklinik
    und dann noch ein Interview für uns MCS Kranke gegeben hat.

    Einfach Klasse, ich habe mich riesig gefreut.

  4. Juliane 11. Mai 2008 um 23:31

    Für diesen Film, lieber Herr Sallmaier, haben Sie 5 Sterne oder besser noch 5 Edelweiß verdient. Prima Idee, ausgezeichnete Dialoge.

    Was wünscht man einem Drehbuchautor? Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg und noch
    viele ebenso gute Ideen, wie jene „Aus heiterm Himmel“ !

    Danke für das Interview. Besser als Rosen zum Muttertag.

  5. Mary-Lou 12. Mai 2008 um 02:11

    Auch mein Dank geht an Herrn Sallmaier, für die sachliche Objektivität, mit der das Thema MCS im Spielfilm „Die Alpenklinik“ behandelt wurde. Meine Familie und ich haben uns sehr darüber gefreut, dass Chemikaliensensibiliät so gelungen in einen Spielfilm integriert wurde, und dass wir MCS-Betroffene ernst genommen wurden.

    Der Spielfilm war eine große Überraschung für uns Chemikaliensensiblen, ebenso wie dieses interessante Interview.

    Lieber Herr Sallmaier, Ihr gut recherchierter Filmbeitrag hat und MCS-Betroffenen viel Mut gemacht. Sie haben damit sicherlich einen beachtlichen Beitrag geleistet, dass man uns zukünftig in der Öffentlichkeit besseres Verständnis und mehr Rücksichtnahme entgegenbringt und die Nicht-Betroffenen MCS-Kranke mit anderen Augen sehen.

    Ebenfalls möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken, die dieses Interview ermöglicht haben.

    Liebe Grüsse
    Mary-Lou

  6. Maria Magdalena 12. Mai 2008 um 16:13

    Sehr geehrter Herr Sallmaier,

    ich teile voll und ganz die Meinung der obigen Kommentare.

    Ihr künstlerische Arbeit kann man mit einer humanistischen Tat gleichsetzen, da Sie mit dem ausgewählten Thema MCS die breite Öffentlichkeit auf die Problematik zahlreicher von dieser Krankheit betroffener Menschen auf überzeugende Art und Weise aumerksam machen.

    Meinen herzlichen Dank und weiterhin viel Erfolg!

  7. no doubt 13. Mai 2008 um 14:05

    Dieser Blog ist wirklich eine außerordentliche Überraschung für mich, wie auch schon der Spielfilm „Die Alpenklinik“, in der das Thema MCS (Mulitpe Chemical Sensitivity) überaus gelungen und auch für Außenstehende wunderbar anschaulich dargestellt wurde. Dass MCS in einen Spielfilm integriert wurde, finde ich eine kleine Sensation.

    Ich denke, mit dieser Umweltkrankheit wird der Fernsehzuschauer zukünftig noch öfter Bekanntschaft machen, da man dieses überaus wichtige Thema MCS nicht ignorieren kann.

    Wer es dennoch tut, vor der Wahrheit die Augen verschließt oder gar vertuscht, macht sich in ungeahntem Maße schuldig.

    Besten Dank Herr Sallmaier, sie haben Können bewiesen! Ich wünsche Ihnen alles Gute und nochmals besten Dank für Ihre tolle Arbeit!

  8. Marcel 14. Mai 2008 um 10:32

    Sehr geehrter Herr Sallmaier,

    besten Dank dafür, dass Sie MCS so überzeugend und objektiv in der Alpenklinik verarbeitet haben. Das war eine sensationelle Überraschung für mich. Damit haben auch Sie einen beachtlichen Beitrag zur allgemeinen Aufklärung über Chemikaliensensibilität geleistet. Davon müsste es zukünftig mehr zu sehen geben. Vielleicht ziehen andere Sender nun nach, weil auch sie erkennen, dass Miriam in der Alpenklinik kein Ausnahmefall ist, sondern eine von vielen Tragödien, die sich täglich abspielen.

    Meine Familie fand Ihren gelungenen Beitrag ebenfalls klasse.

    Mit diesem Interview haben Sie noch eins drauf gesetzt!

  9. Janik 14. Mai 2008 um 13:20

    Vielen Dank Herr Sallmaier,
    dass Sie die Krankheit MCS so sensibel in der Alpenklinik integriert haben.
    Sehr gelungen!

    Beste Grüße,
    Janik Lahr

  10. Marina 15. Mai 2008 um 22:01

    Sehr geehrter Herr Sallmaier,

    ich bedauere es sehr, Ihren Film die Alpenklinik, verpasst zu haben. Wenn der Film einmal wieder im TV gesendet wird, werde ich ihn auf alle Fälle anschauen und auf Video aufnehmen, denn alles was ich bis jetzt darüber gelesen habe, hat mich doch schon sehr neugierig gemacht. Ich finde es klasse, dass das Thema MCS jetzt auch in einem Spielfilm behandelt wurde. So können die Zuschauer evtl. einen kleinen Einblick in unser tägliches Leben mit dieser schrecklichen Krankheit bekommen und uns besser verstehen. Vielen herzlichen Dank, dass Sie dazu beigetragen haben, die Bevölkerung einmal mehr über die Existenz dieser Krankheit aufmerksam zu machen. Vielleicht hilft Ihr Film auch, Diskriminierungen MCS-Kranker gegenüber abzubauen. Ich würde es mir jedenfalls wünschen.
    Bleiben Sie gesund und machen Sie weiter so.

    Liebe Grüße
    Marina, die nun mit Vorfreude auf die nächste Ausstrahlung wartet

  11. Joana 17. Mai 2008 um 13:49

    Sehr geehrte Herr Sallmaier,

    das war eine gelungene Überraschung, dass Sie MCS in der Alpenklinik äußerst sensibilisiert und objektiv integriert haben. Den Filmbeitrag am Freitag Abend habe ich leider verpasst, konnte glücklicherweise die Wiederholung im Vormittagsprogramm genießen. Sie haben mir als MCS-Patientin eine riesige Freude bereitet. Die Art, wie Sie MCS im Spielfilm präsentiert haben, ist äußerst gelungen.

    Herzlichen Dank dafür, auch für das Interview, mit dem Sie mich erneut überrascht haben!
    Joana

  12. Eric 3. Juni 2008 um 15:33

    Auch ich freute mich riesig über den Überraschungseffekt, dass MCS in die Alpenklinik integriert wurde.

    Danke Herr Sallmaier für ihre gute Recherche und für Ihr anschließendes Interview.

    Eric

  13. Marcel 30. Juli 2008 um 19:01

    Ich habe einem Freund erzählt, dass die Alpenklinik wiederholt wird (mittlerweile wurde) und heute mit Ihm telefoniert.

    Er hat mir begeistert erzählt, dass er sich den Spielfilm angeschaut hätte und war bestürzt. Er meinte, so was hast Du. So schlimm habe er sich meine Krankheit nicht vorgestellt. Es würden sicherlich noch andere Auslöser enttarnt werden, die Pestizide seien bestimmt nicht das Einzige, was man bei MCS meiden sollte.

    Er hat MCS nun richtig verstanden, wie mir scheint. Alleine schon, dass er nun selbst darüber nachdenkt, lässt erkennen, wie gut Herr Sallmaier den Filmbeitrag recherchiert hat.

    Super, nochmals meinen herzlichen Dank, ich hoffe, MCS wird in nachfolgenden Filmen der Alpenklinik erneut integriert.

  14. K. Fux 8. August 2008 um 20:11

    Neulich habe ich die Alpenklinik im HR-Fernsehen gesehen und konnte es kaum glauben, dass man MCS in einen Spielfilm eingebaut hat. Aber die Krönung von allem ist dieses tolle Interview.

    Besten Dank dafür Herr Sallmaier, es hat meiner ganzen Familien unheimlich viel bedeutet.

    Man merkt, es tut sich was in den Medien um MCS, ist auch kein Wunder, das Ausmaß, das Chemikaliensensitivität annimmt, ist enorm.

  15. Juliane 15. April 2009 um 21:32

    Teil 4 ist abgedreht . Im Mai 2009 ist Premiere. Wir können gespannt sein:

    „4. Teil: Die Alpenklinik, riskante Entscheidung – Erstausstrahlung 2009

    Endlich ist es so weit. Miriam und Daniel geben sich das Ja Wort. Zu den Überraschungsgästen bei der Hochzeit zählen Daniels alter Freund Stefan und dessen Familie. Beim Tanz bricht Stefan plötzlich zusammen. Herzversagen. Die Probleme sind akut. Ein Kunstherz muss her, doch Stefan hat schwere finanzielle Probleme. Daniel und Miriam verzichten auf ihre Flitterwochen und setzen alles daran Stefan zu operieren. Linda, Miriams Halbschwester, gibt sich sympathisch, arbeitet aber an einer Intrige um Chefärztin zu werden, indem sie die Millionenerbin Rosi für sich gewinnt. Sie schenkt Frederik, den sie in ihr Herz geschlossen hat, eines Tages ein Kindermotorrad. Frederik ist begeistert. Er verunglückt jedoch schwer damit, als er in einen Gebirgsbach stürzt. Scheinbar tot wird er von Daniel und Max geborgen. Doch Daniel gibt nicht auf. Er weiß, dass Fredrik eine geringe Chance hat und diese will er nützen. Zeitgleich darf aber auch die Operation an Stefans Herzen nicht aufgeschoben werden. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.“

    http://www.salzburger-saalachtal.info/de-alpenklinik.htm

    Deutschland 1. Mai 2009
    http://www.imdb.de/title/tt1314694/releaseinfo

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