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Flammschutzmittel: Mit Giftgas Leben retten?

Brennende Ironie: Flammschutzmittel können tödlichere Feuer zur Folge haben

Bei einem der tödlichsten Brände der amerikanischen Geschichte in einem Musikclub starben vor fast zehn Jahren 100 Menschen während eines Rock-Konzertes in Rode Island. Doch nicht die Flammen brachten die meisten um; es waren tödliche Gase, die von brennenden Schallschutzmatten und anderen Kunststoffen abgegeben wurden.

Als fatale Ironie des Schicksals können Versuche, katastrophale Feuer wie dieses zu verhindern, manche Brande sogar noch tödlicher machen.

Neue Untersuchungen legen nahe, daß Chemikalien – bromierte und chlorierte Flammschutzmittel – mit denen Polstermöbel oder andere Haushaltsgegenstände versetzt werden, um die Ausbreitung von Flammen aufzuhalten, die Abgabe von zwei giftigen Gasen erhöhen.

„Wir kamen zum Ergebnis, daß Flammschutzmittel die unerwünschte Nebenwirkung haben, die bei der Verbrennung freigesetztem Mengen an Kohlenmonoxid und Hydrogencyanid (Blausäure) zu erhöhen“, sagte die Mitautorin der Studie Anna Stec, eine Brandexpertin der University of Central Lancashire im Vereinigten Königreich in einem Statement.

Diese beiden Gase sind mit Abstand die größten Killer bei Bränden. Sie sind nach Auskunft der nationalen Feuerschutzvereinigung für 60 bis 80 Prozent der Feuertoten verantwortlich. Beim Brand von Rhode Island (PDF), waren die Konzentrationen von Hydrogencyanid und Kohlenmonoxid hoch genug, um in weniger als 90 Sekunden zu töten.

Aus bromierten oder chlorierten Chemikalien hergestellte Flammschutzmittel werden in Möbelpolster, Teppichunterlagen, Kindersitzen, Kunststoffgehäusen von elektronischen Geräten und anderen Gebrauchsgegenständen eingearbeitet. Nach den kalifornischen Vorschriften, die in den 1970er Jahren angepasst wurden, muss Schaumstoff in Möbeln einer kleinen offenen Flamme 12 Sekunden lang widerstehen und die meisten Möbel werden mit Flammschutzmitteln hergestellt, um diese Vorschriften zu erfüllen.

Während die Chemikalien das Ausbreiten der Flammen verlangsamen können, wenn es zu Bränden kommt, können diese jedoch tödlicher sein. Über die neue Untersuchung aus Großbritannien sind nur wenig Einzelheiten bekannt, da die Ergebnisse noch nicht veröffentlicht worden sind. Doch die Forscher erzählten, dass in einem Versuch Nylon, welches bromiertes Polystyrol als Flammhemmer enthielt, unter Feuereinwirkung die sechsfache Menge an Hydrogencyanid abgab, wie das gleiche Material mit einem halogenfreien [Brom] Flammschutzmittel.

Hydrogencyanid ist 35 mal tödlicher als Kohlenmonoxid, und bei einem Brand kann es in so kurzer Zeit wie eine Minute töten, erklärte Todd Shoebridge, ein ehemaliger Feuerwehrmann mit dreißigjähriger Berufserfahrung, der Hauptmann des Feuerwehrbezirks von Hickory in North Carolina ist. „Es ist extrem gefährlich“, wie Shoebridge sagte.

Sowohl Kohlenmonoxid als auch Hydrogencyanid sind Produkte unvollständiger Verbrennung. In einem Raum, in dem es brennt, nimmt der Sauerstoff ab, die Verbrennung wird schlechter, Gase und Rauch nehmen schnell zu. Von einem Feuer eingeschlossene Menschen können das Einatmen der giftigen Luft nicht umgehen.

Die Wirkung bromierter und chlorierter Flammschutzmittel beruht darauf, die Verbrennung zu beeinträchtigen, was zur Entstehung von mehr Gasen führen kann.

Nach dem was vorliegt „drängt sich die Vermutung auf, daß diese Chemikalien die Gefährlichkeit von Bränden eher erhöhen als verringern“, erklärte Heather Stapleton, eine Umweltchemikerin an der Duke University, zu deren Fachgebiet brominierte Substanzen gehören.

Die neue Studie befaßte sich mit brominiertem Polystyrol, einem neueren Flammschutzmittel, das von Albemarle Corp. und anderen Firmen hergestellt wird. Es wird Nylon beigemischt, um in Textilien, Polsterungen und in elektrischen Steckverbindungen zum Einsatz zu kommen.

Diese neueren Substanzen wurden entwickelt, um ältere Flammschutzmittel zu ersetzen, überwiegend polybrominierte Diphenylether bzw. PBDE, die seit 2004 verboten wurden, weil sie im menschlichen Körper und auch in der Muttermilch akkumulieren. BPDEs findet man immer noch in Möbeln, die vor dem Verbot hergestellt wurden.

PBDEs und andere halogenisierte Flammhemmer sind längst dafür bekannt, beim Verbrennen andere giftige Chemikalien frei zu setzen, dazu gehören hochgiftige Dioxine und Furane.

Ein anderer Ersatz für PBDEs heißt Tris oder TDCPP, (1,3-dichlorisopropyl)phosphat. Für Schaumstoff der diese Chemikalie enthält, hat man das Freisetzen großer Mengen Kohlenmonoxid und Rauch in der Entzündungsphase nachgewiesen, wie aus einer Studie von 2000 hervorgeht.

Mit oder ohne Feuer, so legen Untersuchungen nahe, könnten Flammschutzmittel mit Risiken verbunden sein. PBDEs und andere halogenisierte Flammschutzmittel sind in den letzten Jahren sehr intensiv untersucht worden. Einige Human- und Tierstudien brachten PBDEs mit einer Beeinträchtigung der neurologischen Entwicklung, verminderter Fruchtbarkeit, verfrühter Pubertät und mit Veränderungen der Schilddrüsenhormone in Zusammenhang. Tris könnte für ein sich entwickelndes Nervensystem (PDF) ebenfalls giftig sein.

Albemarle Corp. aus Baton Rouge, La, Hersteller von Saytex 3010G, einem bromierten Polystyrol-Flammschutzmittel, das den in der neuen Studie untersuchten Verbindungen ähnelt, reagierte nicht auf Anfragen zu einer Stellungsnahme. Chemtura Corp., ein anderer Hersteller von Flammschutzmitteln aus Philadelphia, Pennsylvania, reagiert ebenfalls nicht auf Anfragen.

Diese Firmen haben bisher die Auffassung vertreten, daß Flammschutzmitteln eine große Bedeutung zukommt, da sie im Brandfall die Fluchtzeiten und die Zeitspannen zum Eingreifen verlängern und auf diese Weise Leben und Eigentum retten.

„Die Zeit zum Fliehen ist schätzungsweise bis zu 15 mal länger, wenn Flammschutzmittel vorhanden sind, was mit erhöhten Überlebenschancen verbunden ist“, lautet die Erklärung des European Brominated Flame Retardant Industry Panels [europäischer Herstellerverband brominierter Flammschutzmittel], dem auch Albemarle und Chemtura angehören.

Doch ein von über 200 Wissenschaftlern aus 30 Ländern unterzeichnetes Dokument stellt in Frage, daß sich Flammschutzmittel als wirksam erwiesen haben. „Bromierte und chlorierte Flammschutzmittel können die Toxizität von Bränden erhöhen, während ihr letztendlicher Nutzen für den Brandschutz nicht bewiesen wurde“, heißt ist dem der Erklärung von 2010.

Die Gesundheitsgefahren, die von halogenisierten Flammschutzmitteln ausgehen, und ihre Persistenz in der Umwelt haben zur Suche nach umweltfreundlicheren Alternativen geführt.

„Eine Verringerung des Einsatzes toxischer, nicht getesteter Feuer hemmender Chemikalien in Konsumgütern kann die Gesundheit von Mensch, Tier und globaler Umwelt schützen, ohne den Brandschutz zu gefährden, heißt es in einem Bericht einer Gruppe von 10 Wissenschaftlern, zu denen Linda Birnbaum gehört, Chefin des National Institute of Environmental Health Sciences [nationales Institut für Umweltmedizinforschung].

In der neuen Studie aus dem Vereinigten Königreich wurden ein paar Alternativen gefunden, um weniger giftige Gase als mit halogenisierten Flammschutzmitteln entstehen zu lassen. Anorganische oder mineralienbasierte Flammschutzmittel haben auf die bei einem Brand freigesetzten giftigen Gase nur geringen Einfluß.

Jedes Jahr sterben in den industrialisierten Ländern etwa 10.000 Menschen bei Bränden. Im Durchschnitt starb 2010 in den Vereinigten Staaten nach Angaben der nationalen Feuerschutzvereinigung alle 169 Minuten jemand in einem Feuer.

Frühere Untersuchungen haben sich auf Kohlenmonoxid und Ruß durch halogenisierte Flammschutzmittel konzentriert. Doch in letzter Zeit befaßt man sich eingehender mit Hydrogencyanid und anderen Gasen, erklärt Richard Hull, ein Chemiker an der University of Central Lancashire, welcher die neue Untersuchung zu Flammschutzmitteln letzte Woche [13. KW 2012] auf einer Konferenz der Chemical Society in San Diego vorgestellt hat.

„Kohlenmonoxid ist ein bedeutender Giftstoff in den Abgasen von Bränden. Wir haben jedoch gesehen, deß es weniger bedeutend ist als Hydrogencyanid, das beim Verbrennen von PVC entsteht oder Hydrogencyanid aus der Verbrennung von stickstoffhaltigen Polymeren wie Nylon, Polyurethan oder Acryl, wenn Brände voll im Gange sind“, sagte Hull.

Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, daß Hydrogencyanid – derart tödlich, daß es in den Nazi-Gaskammern eingesetzt wurde – eine größere Todesursache bei Bränden darstellt, als bisher angenommen wurde.

Beispielsweise verwüstete 1990 ein Brand in Buenos Aires in Argentinien ein Gefängnis. 35 Insassen starben, als sich ein Matratzenfeuer im Gefängnis ausbreitete. Doch nicht die Flammen töten die Strafgefangenen, wie eine postmortale Blutuntersuchung ergab. Hydrogencyanid war dafür verantwortlich.

„Die Ergebnisse wiesen darauf hin, daß der Tod der 35 Feueropfer wahrscheinlich durch HCN [Hydrogencyanid] verursacht wurde, das während der extensiven Zersetzung von Polyurethan aufgrund eines schnellen Temperaturanstieges entstand“, heißt es in der Analyse der Opfer des argentinischen Brandes.

Hydrogencyanid und Kohlenmonoxid sind geruchlose, farblose Chemikalien, was sie zu unbemerkten Killern macht.

„Wenn es brennt, ist es egal wie groß oder klein das Feuer ist“, sagte Shoebridge, einer der Hauptverfechter des Brandschutz-Sicherheitsprogrammes „Jeder geht nach Hause“ von North Carolina. „Solche Gase sind nie auszuschließen.“

Autor: Brett Israel für Environmental Health News (EHN), 4. April 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „Burning irony: Flame retardants might create deadlier fires „ wurde unter der Creative Commons Lizenz: By-NC-ND (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung, keine abgeleiteten Werke)veröffentlicht. Abweichend von dieser Lizenz hat uns EHN die Übersetzung (derived work) dieses Artikels gestattet. Diese Übersetzung steht unter keiner Creative Commons Lizenz.

Photo: Ella Patenall, Flickr

Dioxin in Bio-Eiern ist nicht unbedenklich

Mediziner zur Gefährlichkeit von Dioxin und wie es in Eier gelangen kann

Die Meldung „Dioxin in Eiern“ ging bereits vor etwas mehr als einem Jahr durch die Medien und besorgte die Verbraucher. Damals waren Bio-Eier frei von Dioxinen gewesen. Aktuell ist es ausgerechnet ein Biohof in Nordrhein-Westfalen, dessen Eier mit PCB’s belastet sind. PCB’s sind Dioxinen sehr ähnlich und ebenfalls hochtoxisch. Kaum war die Nachricht über die Dioxine in Bio-Eiern in den Medien, wurde bereits bagatellisiert. Etwas Dioxin sei nicht schlimm, man würde schließlich nicht viele Eier auf einmal essen. Mancher isst aber jeden Tag ein oder zwei Frühstückseier. Die Verharmlosung, etwas Dioxin sei nicht schlimm, ist ohnehin nicht angemessen, das verdeutlicht der nachfolgende Artikel, den der HNO-und Umweltmediziner Dr. Michael Jaumann im vergangenen Jahr an die Zeitung „Stuttgarter Nachrichten“ schrieb, um den Sachverhalt für die Leser aufzuklären. Der Umweltmediziner beschäftigt sich seit über zwei Jahrzehnten intensiv mit Umweltmedizin und ist u.a. Mitglied des Ausschusses „Umwelt und Prävention“ in der Ärztekammer Baden-Württemberg.

Dr. Jaumann schrieb zum Artikel in den Stuttgarter Nachrichten:

Sehr geehrte Frau Volz,

vielen Dank für Ihren Artikel zum Thema der möglichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Dioxine und verwandte Stoffe. Als Arzt und Umweltmediziner – der sich seit über zwanzig Jahren mit dem Thema Dioxin aus umweltmedizinischer Sicht befasst – kann ich dieser, die Situation “verharmlosenden” Stellungnahme seitens des Herrn Jürgen Thier-Kundke vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nicht zustimmen. Richtig und wichtig ist nur, dass wir unnötige und vermeidbare zusätzliche Belastungen vermeiden sollten (dies besonders deshalb, da wir in Deutschland weltweit die mit am höchsten belastete Bevölkerung haben). Diese äußerst wichtige Zusatzinformation seitens des BfR fehlt, warum auch immer.

Heutzutage werden von unseren Bauern die meisten Pflanzen mit Düngern und auch Pflanzenschutzmitteln (chlororganische Verbindungen) während dem Wachstum behandelt. Diese sind eine mögliche Quelle die in der weiteren Verarbeitung zu Dioxin etc. führen könnte. Ein weiterer Aspekt ist, dass unser gesamtes Ackerland in Deutschland mit Dioxinen belastet ist und diese Stoffe aus dem Boden aufsteigen und sich auf den dort wachsenden Pflanzen niederschlagen. Dies in einer Höhe von zehn bis fünfzehn Zentimetern über dem Boden. Dies wäre die zweite mögliche Quelle für entsprechende Vorläufermoleküle die dann zu Dioxinen führen. Diese Pflanzen werden von den Tieren gefressen und diese Stoffe reichern sich im Fettgewebe der Tiere (und später der Menschen) an und werden quasi nie mehr abgebaut. Eine sich lebenslang anhäufende Belastung im körpereigenen Fett ist die Folge. Aus diesen Gründen sind Vegetarier, die sich aus konventionell angebauten Pflanzen ernähren oftmals sogar höher belastet.

In Göppingen hatten wir vor Jahren heftige Diskussionen über die Auswirkungen der Müllverbrennungsanlage (MVA). Deren Abgase haben in der Umgebung zu einer erhöhten Belastung der Böden mit Dioxinen und verwandten Stoffen geführt. Es drohte eine Einschränkung für die Bauern seitens des Umweltministeriums. Untersuchungen bei dort aufgewachsenen Lämmern ergaben eine Belastung des Muskelfleisches mit 24,7 pg/gramm Gesamt-TEQ an Dioxinen und Verwandten. Eine einmalige Fleischportion von 200 Gramm würde fast der Gesamtjahresdosis für diese Stoffe entsprechen die man seitens der Behörden für “ungefährlich” hält.

Für mich als Arzt, der für die Menschen in seinem Umfeld Verantwortung trägt, ist dies nicht akzeptabel. Niemand kennt die langfristigen Auswirkungen (z.B. rasant steigende Allergiker-Raten in Deutschland u.ä.?).

Deshalb halte ich die nachfolgende Einschätzung für enorm wichtig:

Zum Thema gesundheitlicher Auswirkungen und Risiken durch Dioxine wurde im Jahr 1994 eine Neu-Bewertung der Dioxine seitens der US-amerikanischen Umweltbehörde (US-EPA) veröffentlicht die auch heute noch im vollen Umfang gültig ist: der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die vorhandene Evidenz ausreicht, Dioxine und verwandte Verbindungen als höchstwahrscheinlich krebserregend für den Menschen einzustufen, und dass auch andere negative Auswirkungen schon bei sehr niedrigen Konzentrationen eine womöglich nach wichtigere Rolle spielen.

Von größerer Bedeutung könnten Entwicklungsstörungen, Effekte auf das Immunsystem und auf die Reproduktion sein. Speziell aufgeführt sind eine reduzierte Fähigkeit des Immunsystems auf Infektionen zu reagieren, eine Verminderung der Fortpflanzungsfähigkeit und ein Anstieg an Endometriose, einer zunehmenden Ursache für Unfruchtbarkeit junger Frauen.

Wichtig ist, dass die US-EPA in der Zusammenfassung darauf hinweist, dass solche Effekte im Tierversuch bei außerordentlich niedriger Belastung festgestellt wurden und zwar bei Konzentrationen die der durchschnittlichen Belastung der Bevölkerung entsprächen (hier ist auch zu bedenken, dass die Belastung der deutschen Bevölkerung mit Dioxinen und verwandten Stoffen deutlich höher liegt wie die der USA-Bevölkerung).

Sehr geehrte Frau Volz,

es würde mich freuen, wenn Sie Ihren Lesern diese ergänzenden Informationen zukommen lassen könnten.

Gerne stehe ich Ihnen für weitere Informationen zur Verfügung

mit freundlichen Grüssen und bestem Dank

Dr.med. Michael P. Jaumann

Marktstr.16

73033 GOEPPINGEN

Arzt für HNO, Stimm- und Sprachstörungen und Umweltmedizin

Mitglied im Ausschuss Umwelt und Prävention der Ärztekammer Baden-Württemberg

Landesvorsitzender Württemberg Berufsverband deutscher HNO-Ärzte

p.s.

TEQ sind Toxizitäts-Äquivalente. Mit diesen wird die Giftigkeit der einzelnen Stoffe (Dioxine, Furane und polychlorierte Biphenyle (PCBs) bewertet und es kann dann die Belastung von z.B. Muskelfleisch in einem zusammenfassenden Wert gemessen werden.

Einen weiteren Artikel zur Dioxin Belastung in Eiern schrieb der Toxikologe Dr. Hans-Ulrich Hill:

Toxikologe zu Dioxin Belastung in Eiern

Hill legt dar, wie oft wir in Deutschland bereits Dioxin-Skandale bei Eiern hatten und woher die Dioxine stammen.

Händler nimmt Energiesparlampen mit zu viel Quecksilber aus dem Sortiment

Erfolg für Deutsche Umwelthilfe

Onlinehändler Methline GmbH unterzeichnet Unterlassungserklärung und beendet Verkauf von stark quecksilberhaltigen Energiesparlampen – DUH- Bundesgeschäftsführer Resch fordert bessere staatliche Überwachung des Schadstoffgehalts in Lampen und kündigt weitere Kontrollen an

Berlin, 29. März 2012: Der Onlinehändler Methline GmbH wird in Zukunft keine Energiesparlampen mit zu hohen Quecksilberanteilen mehr verkaufen. Dazu verpflichtete sich das Unternehmen gegenüber der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation hatte im September 2011 bei Untersuchungen der von Methline angebotenen Energiesparlampen in zwei von drei Fällen Grenzwertüberschreitungen des giftigen Metalls festgestellt. Weil sich der Händler zunächst weigerte, die Angelegenheit außergerichtlich zu klären, reichte die DUH Klage beim Landgericht Berlin ein. Am 7. März 2012 einigte man sich auf einen Vergleich.

Energiesparlampen beinhalten technisch bedingt kleine Mengen Quecksilber. Zum 1. Januar 2012 wurde europaweit der Grenzwert von fünf auf 3,5 Milligramm gesenkt. Doch nicht alle Hersteller halten sich an die gesetzlichen Vorgaben, wie mehrere von der DUH aufgedeckte Fälle im vergangenen Jahr beweisen. „Das Problem taucht vor allem bei Aktionswaren und Billigangeboten auf. Nach dem Motto ‚wo kein Kläger, da kein Richter‘ werden so Ramschlampen mit zu viel Quecksilber verkauft. Das muss ein Ende haben“, erklärt Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer. Er fordert zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher die zuständigen Behörden auf, die Schadstoffgehalte in Energiesparlampen zu prüfen und Überschreitungen konsequent zu sanktionieren. Solange der Staat seiner gesetzlichen Überwachungspflicht nicht nachkomme, werde die DUH weiter Kontrollen durchführen, um die Verbraucher vor Gasentladungslampen mit zu viel Quecksilber zu schützen. Seit September 2010 müssen Hersteller auf der Verpackung angeben, wie viel Quecksilber in den Energiesparlampen enthalten ist. Die DUH rät, beim Energiesparlampenkauf gezielt auf einen geringen Quecksilbergehalt (weniger als zwei Milligramm) und eine hohe Lebensdauer (über 10.000 Stunden) zu achten.

Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen DUH und Methline GmbH waren überhöhte Quecksilberwerte in Energiesparlampen der Serie Methlux ESL E27 28W 230V. Bei Laboranalysen der Energiesparlampen wurden in zwei von drei geprüften Lampen Grenzwertüberschreitungen der giftigen Substanz festgestellt (jeweils 5,6 und 5,9 Milligramm Quecksilber). Während der Verhandlung vor dem Berliner Landgericht gab der Onlinehändler eine Unterlassungserklärung ab und verpflichtete sich, nur noch Energiesparlampen zu verkaufen, die den gesetzlichen Grenzwert für Quecksilber einhalten. Im Falle eines Verstoßes muss Methline mit hohen Ordnungsgeldern rechnen. „Es ist zu hoffen, dass die Firma durch die drohenden Strafen die Verantwortung für ihre Produkte zukünftig besser wahrnimmt als in der Vergangenheit“, erklärt Rechtsanwalt Dr. Remo Klinger, der die DUH in dem Verfahren vertritt.

Autor:

Deutsche Umwelthilfe, Erfolg für Deutsche Umwelthilfe: Händler nimmt Energiesparlampen mit zu viel Quecksilber aus dem Sortiment, 29.03.2012

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Chemikalien: Selbst niedrige Konzentrationen können sehr gesundheitsschädlich sein

Niedrige Dosis, große Wirkung: Wissenschaftler verlangen ‚fundamentale Veränderungen‘ für die Prüfung und Regulierung hormonähnlicher Chemikalien

Dies ist das wichtigste Ergebnis eines Forschungsberichtes (PDF), der nach drei Jahren Arbeit am Mittwoch [14.03.2012] von einem Team aus zwölf Wissenschaftlern veröffentlicht wurde, das sich mit den Hormonhaushalt verändernden Chemikalien befasste.

Dutzende von Substanzen die Östrogen, Testosteron und andere Hormone vortäuschen oder blockieren können, sind in Umwelt, Nahrung und Alltagsprodukten zu finden. Dazu gehören Kunststoffe, Pestizide und Kosmetika. Eine der größten und langlebigsten Debatten über diese Chemikalien dreht sich darum, ob die niedrigen Dosen, denen die meisten Menschen ausgesetzt sind, Schaden anrichten.

In einer neuen Untersuchung kamen Forscher zu dem Schluss, nachdem sie unter der Leitung von Laura Vandenberg von der Tufts University hunderte von Studien evaluiert hatten, dass gesundheitliche Auswirkungen „bemerkenswert weit verbreitet sind“, wenn Menschen oder Tiere mit niedrigdosigen, das Hormonsystem störende Substanzen belastet werden. Als Beispiele liefern sie Belege zu mehreren kontroversen Chemikalien wie Bisphenol A, das in Polycarbonat-Kunststoffen, in konservierten Lebensmitteln und in Kassenbons vorkommt und das Pestizid Atrazin, das in großen Menge hauptsächlich auf Mais angewendet wird.

Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass die Indizien der Forschung „eindeutig darauf hindeuten, dass man niedrige Dosen nicht ignorieren kann“. Sie zitierten Nachweise für einen weiten Bereich an Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen – vom Fötus bis zum Erwachsenen – welche z.B. mit Unfruchtbarkeit, Herzkreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Krebs und anderen Erkrankungen in Zusammenhang stehen.

„Ob niedrige Dosen von Substanzen, die den Hormonhaushalt stören, auch Humanerkrankungen beeinflussen, ist längst keine Mutmaßung mehr, da epidemiologische Studien belegen, dass zwischen Umweltbelastungen auf der einen und humanen Erkrankungen und Behinderungen auf der anderen Seite ein Zusammenhang besteht“, schrieben sie.

Zusätzlich befassten sich die Wissenschaftler mit der Frage, ob das Jahrzehnte alte Verfahren zur Prüfung der meisten Chemikalien – Nagetiere hohen Dosen auszusetzen und dann auf die tatsächliche Belastung des Menschen herunter zu extrapolieren – dem Schutz des Menschen angemessen ist.

Sie folgerten, dass dies nicht der Fall ist und drängen deshalb auf Reformen. Manche hormonähnliche Chemikalien haben bei niedrigen Dosen gesundheitliche Folgen, die bei hohen Dosen nicht auftreten.

„Den derzeitigen Prüfungs-Paradigmen fehlen wichtige, sensitive Endpunkte“ für die menschliche Gesundheit, sagten sie. „Die Wirkung niedriger Dosen kann nicht anhand der Wirkungen vorhergesagt werden, die man bei hohen Dosen beobachtet. Deshalb sind fundamentale Veränderungen bei den chemischen Untersuchungen und Sicherheitsprüfung notwendig, um die Gesundheit des Menschen zu schützen.

Der Bericht wurde am Mittwoch [14.03.2012] vom Wissenschaftsjournal Endocrine Reviews online veröffentlicht. Zu den Autoren gehören Wissenschaftler wie Frederick vom Saal von der University of Missouri, der niedrige Bisphenol A Dosen mit einer Vielfalt von Wirkungen in Verbindung gebracht hat, Theo Colborn, der als erster gilt, welcher in den späten 1980er Jahren von Chemikalien gesprochen hat, die den Hormonhaushalt stören und Tyrone Hayes von der University of California in Berkeley, der die Wirkung von Atrazin auf Frösche dokumentiert hat.

Hauptautor ist Pete Myers, der Gründer von Environmental Health News und leitender Wissenschaftler von Environmental Health Sciences.

Linda Birnbaum, Chefin des National Institute of Environmental Health Sciences [staatliches Institut für Umweltgesundheits-Wissenschaft (NIEHS)] vertrat die Ansicht, der neue Bericht wäre wertvoll, „da er eine sehr große Menge an Informationen“ über in den Hormonhaushalt eingreifende Substanzen erschließt. Ihre Behörde ist die wichtigste, welche gesundheitliche Auswirkungen von Umweltschadstoffen untersucht.

Birnbaum erklärte, sie stimmt dem Hauptergebnis zu: „Alle Chemikalien, die den Hormonhaushalt stören können, sollten in ultra-niedrigen Dosen getestet werden, die der tatsächlichen Exposition des Menschen entsprechen“, sagte sie.

In vielen Fällen stellen die Produzenten der chemischen Industrie immer noch „alte Fragen“, wenn sie die Sicherheit von Chemikalien testen, obwohl „sich die Wissenschaft weiterentwickelt hat“, meinte sie. „Einige der Test-Paradigmen sind nicht dem Stand der Wissenschaft gefolgt“, schrieb Birnbaum am Mittwoch in einem Leitartikel, in dem es um neuen Bericht ging.

Für die meisten Toxikologen, sagte Birnbaum, bedeutet der Bericht trotzdem keine große Änderung ihrer Tätigkeit. Das NIEHS führt bereits Untersuchungen von Chemikalien im Niedrigdosisbereich durch, wozu die Untersuchung von Wirkungen über mehrere Generationen gehört, wie etwa Erkrankungen im Erwachsenenalter, die durch fötale Expositionen ausgelöst wurden.

„Manche reden die Toxikologen immer nur schlecht. Doch man kann nicht alle über einen Kamm scheren“, sagte Birnbaum.

Die Wissenschaftler jedoch, die den Bericht verfassten erklärten, dass Forschung mit niedrigen Dosen „von vielen nicht beachtet oder für bedeutungslos gehalten wurde“. Offenbar zielen sie mit ihren Ergebnissen auf das National Toxicology Program und die U.S. Food and Drug Administration. Die FDA hat 2008 Studien zu niedrigen Dosen ignoriert, als sie zu dem Schluss kam, Bisphenol A (BPA) in Alltagsprodukten wäre sicher. Zwei Jahre später änderte die Behörde ihre Ansicht und gab bekannt, dass sie sich nun Studien genauer ansehen würde, die Auswirkungen niedriger Dosen aufzeigen. Das National Toxicology Program stellte 2008 fest, dass BPA „ein gewisses Risiko“ für die Gesundheit des Menschen darstellen würde, wies aber andere Risiken zurück, weil sich die Studien widersprächen.

Mehrere Autoren des Berichtes wurden von ein paar anderen Wissenschaftlern und Industrievertretern kritisiert, weil sie zu ausgesprochenen Befürwortern von Prüfungen, Regulierungen und dem Ersatz von das Hormonsystem störenden Substanzen geworden wären. Die Wissenschaftler erklärten jedoch, sie sähen sich zu ihren Äußerungen gezwungen, da die regulierenden Behörden zu langsam handeln und sie sich über die Gesundheit der Menschen, insbesondere der Kinder, und der Tierwelt Sorgen machen.

Industrievertreter erklärten, nur weil Menschen Spuren von Chemikalien ausgesetzt wären, die in der Lage sind, den Hormonhaushalt zu beeinflussen, bedeutet das lange noch nicht, dass es irgendwelche schädlichen Wirkungen gäbe. Sie sagen, dass die Studien oft widersprüchlich und nicht beweiskräftig wären.

In einer Stellungnahme verkündete am Mittwoch der American Chemistry Council, der die Chemie-Konzerne vertritt, dass die Industrie „substantielle Ressourcen bereitgestellt habe, um die Forschung zum besseren Verständnis jeder potentiellen Wirkungen von chemischen Substanzen auf das Hormonsystem voran zu treiben. Während wir noch nicht die Möglichkeit hatten, das Papier in seiner Gänze zu prüfen, gelangte Michael Kamrin Professor Emeritus der Michigan State University zu der Feststellung, dass die Wirkung ’niedriger Dosen‘ nicht bewiesen wurde und deshalb nicht auf die wirklichen Lebensbedingungen und die humane Exposition angewendet werden sollten“.

„Aus dem was vorliegt muss geschlossen werden, dass diese „niedrig dosigen“ Wirkungen erst noch bewiesen werden müssen [und] dass die Studien, welche sie angeblich belegen, nicht wissenschaftlich korrekt auf Menschen übertragen werden können“, schrieb Kamrin, ein Toxikologe 2007 im International Journal of Toxicology.

Doch vom Saal und andere Forscher haben geäußert, dass Untersuchungen, die keine niedrigdosigen Wirkungen solcher Chemikalien wie BPA feststellen, oft industriefinanziert sind, und oft haben sie die falschen Tiere mit den falschen Dosen getestet oder sie haben die Tiere nicht zum Zeitpunkt der größten Gefährdung während des fötalen Wachstums einer Exposition ausgesetzt.

Endokrinologen haben schon lange gewusst, dass unendlich kleine Mengen von Östrogen, Testosteron, Schilddrüsenhormonen und anderen natürlichen Hormonen heftige gesundheitliche Folgen, insbesondere für Föten, haben können. Sie sind nicht davon überrascht, dass menschengemachte Substanzen mit hormonellen Eigenschaften ebenfalls große Auswirkungen haben könnten.

„Es gibt für Chemikalien, die wie Hormone agieren, wirklich keine sichere Dosis, da das Hormonsystem so eingerichtet ist, mit ganz niedrigen Konzentrationen zu arbeiten“, erklärt Vanderberg gegenüber Environmental Health News, eine Post-Doktorandin am Levin Lab Center für regenerative Biologie und Entwicklungbiologie an der Tufts University.

Doch viele Toxikologen stimmen der gängigen Meinung zu, „die Dosis mache das Gift“. In anderen Worten, es ist eine bestimmte Dosis erforderlich, damit etwas giftig ist. Sie sind es auch gewöhnt, einen Effekt zu sehen, den man „monoton“ nennt, dies bedeutet, dass die Reaktion eines Tieres oder eines Menschen mit der Dosis zu oder ab nimmt.

Die Forscher sagen in der neuen Untersuchung, dass nichts davon auf hormonähnliche Chemikalien zutrifft.

„Die Anerkennung dieser Phänomene sollte zu einem Paradigmenwechsel für toxikologische Studien führen und wird wahrscheinlich auch die wissenschaftlichen Methoden der Regulierungsbehörden dauerhaft beeinflussen“, schreiben sie.

In dem Bericht machen sich die Wissenschaftler Sorgen, dass die Regierung „sichere“ Expositionswerte für „eine erhebliche Anzahl von Substanzen die das Hormonsystem stören“ festgelegt hat, die niemals in niedrigen Dosen getestet wurden. Sie legten dringend nahe „die üblichen Sicherheitstests in großem Umfang auszuweiten“.

„Wir empfehlen, in den Untersuchungen die niedrigsten Dosis niedriger als die Belastung anzusetzen, denen Menschen ausgesetzt sind, sofern eine solche Dosis bekannt ist“, schrieben sie.

Vandenberg sagte, bei einer hohen Dosis einer hormonwirksamen Substanz kann gar keine Wirkung oder eine völlig andere auftreten, während eine niedrige Dosis Erkrankungen auslösen kann.

Das Brustkrebs-Medikament Tamoxifen „liefert ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Tests mit hohen Dosen ungeeignet sind, die Wirkung niedriger Dosen vorherzusagen“, so heißt es in dem Bericht. In niedrigen Dosen regt es das Wachstum von Brustkrebs an. In höheren Dosen hemmt es dieses.

„Stellen Sie sich vor, man würde 100 repräsentative Personen aus der amerikanische Bevölkerung heraus greifen und nach den Expositionswerten eines EDC [endocrine-disrupting compound – hormonell wirksamer Stoff] in einer Linie so aufstellen, dass die Person ganz links den niedrigsten Belastungswert hätte und die ganz rechts den höchsten. Für viele toxische Chemikalien würden die Personen mit den höchsten Belastungswerten am rechten Ende der Linie das höchste Vorkommen von Erkrankungen aufweisen. Doch für manche EDCs legen Studien nahe, dass die Personen in der Mitte der Linie dem größten Risiko ausgesetzt sind“, sagte Vandenberg.

Sie verglich Hormone, welche an Rezeptoren im Körper andocken und Funktionen wie Wachstum des Gehirnes oder der Reproduktivorgane auslösen, mit Schlüsseln in einem Schloss.

„Je mehr Schlüssel in den Schlössern sind, desto mehr Wirkungen sind zu beobachten. Doch ab einem gewissen Punkt sind die Schlösser überfordert und reagieren nicht mehr auf die Schlüssel. Deshalb ergeben im Niedrigdosisbereich viele Schlüssel eine höhere Wirkung, während im Hochdosisbereich viele Schlüssel mit einer geringeren Wirkung verbunden sind“, sagte sie.

Vandenberg sagte voraus, der Bericht „wird unter Akademikern, Wissenschaftlern in Behörden und Industrie Diskussionen darüber auslösen, wie man die Risikoabschätzung für EDCs verbessern kann“.

„Die Frage lautet nicht mehr, ob diese Phänomene existieren, sondern wie wir weiterkommen und mit ihnen umgehen.“

Autor: Marla Cone, 15. März 2012 für Environmental Health News

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „Low doses, big effects: Scientists seek ‚fundamental changes‘ in testing, regulation of hormone-like chemicals“ wurde unter der Creative Commons Linzenz: By veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: BY-NC-SA

Artikelfoto: Copyright Big Fat Rat, CC: BY-NC-ND

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Giftige Textmarker sollen von der Universität verschwinden

Professor wurde chemikaliensensibel durch Filzstifte

Monatelang versuchte ein Professor der University of Arizona in Tucson herauszufinden, warum es ihm in den Lehrräumen des Campus so schlecht ging. Ihm wurde schwindlig, er bekam rasende Kopfschmerzen, Übelkeit und Atembeschwerden. Wenn er den Lehrräumen fern war, ging es ihm besser. Nach intensiver Recherche im Internet diagnostizierte er sich selbst mit MCS, Multiple Chemikalien-Sensitivität. Der Professor fand auch den Grund für seine Gesundheitsbeschwerden heraus, die er nur in den Lehrräumen hatte. Es waren die Whiteboard-Marker, mit denen auf die weißbeschichte Kunststoff-Tafel geschrieben wird und die trocken abwischbar sind. Jetzt werden die giftigen Marker vom Campus der University of Arizona gegen ungiftige ausgetauscht.

Ein Professor findet Ursache für seine mysteriösen Schmerzen

In der Studentenzeitung „Arizona Daily WildCat“ wird das Leiden von Marv Waterstone, einem Professor für Geographie und Entwicklung, genau beschrieben. Monatelang litt der Professor unter ständigen Schmerzen und war auf der Suche nach der Ursache. Letztendlich war er kaum noch in der Lage, seine Studenten zu unterrichten. Er gab nicht auf und fand heraus, was ihn krank machte. Seine Beschwerden wurden stärker, wenn er an der weißen Kunststoff-Tafel stand und diese mit abwischbaren Whiteboard-Markern beschriftete. Es musste etwas damit zu tun haben. Als der Professor die Inhaltsstoffe der Stifte ermittelte, stellte sich heraus, dass es sich um toxische Chemikalien handelte. Die dicken Filzstifte zum Beschriften der Tafel enthielten neurotoxische Lösungsmittel, u.a. Toluol und Xylol.

Campus zeigt sich kooperativ

Anfang Februar fragte Professor Waterstone die Universitätsleitung, ob ein Erlass möglich sei, dass nur noch ungiftige Marker in Lehrräumen verwendet werden dürfen. Der Präsident der Studentenvereinigung sagte, dass es keine Probleme bei der Umsetzung gegeben habe und sagte, wenn es ein Problem gibt, handeln wir direkt. Die Mitarbeiter der Buchhandlung der Universität hätten Prof. Waterstone’s Wunsch gerne entsprochen und sich sofort daran gemacht, ungiftige Marker zu finden, um sie im Laden anbieten zu können. Außerdem habe man alle Regale durchgeschaut und die Produkte, die giftige Chemikalien enthielten, aus dem Sortiment genommen. Auch Produkte, die keine aussagekräftige Inhaltstoffliste aufwiesen, habe man direkt entfernt. Die Leiterin des Buchladens sagte gegenüber der Unizeitung, dass der Aufwand sehr gering gewesen sei, und es gäbe wirklich schon so viele Alternativen.

Ziehen alle Studenten mit?

Prof. Waterstone hat jetzt noch eine Sorge, die er der Zeitung mitteilte. Es wird noch eine Weile dauern, bis die Universität eine Campus-weite Anordnung verabschiedet und in die Universitätsordnung aufgenommen hat. Der Professor hofft, dass alle Studenten bis dahin freiwillig mitziehen und auf toxische Filzstifte, Marker, Whiteboard-Marker und sonstige chemikalienhaltigen Produkte verzichten. Als Grund für seine umfangreichen Bemühungen gab der Professor an: „Alles was ich hier versuche, mache ich wirklich nur, damit ich wieder zurück in meinen Lehrraum kann“.

Giftige Marker, ein internationales Problem

Auch in Deutschland gibt es an Universitäten, Schulen, Kindergärten und in Büros Probleme mit der Raumluftbelastung durch Chemikalien in Marker und Filzstiften.

Das Thüringer Ministerium für Gesundheit schreibt in seiner Broschüre „Gefahrstoffe im Büro“, welche sichere Alternativen es gibt:

„Für sogenannte Whiteboard-Marker, die auf speziellen, weiß beschichteten Tafeln oder Folien, von denen die getrocknete Tinte mit einem trockenen Tuch wieder abgewischt werden kann, zum Einsatz kommen, werden neben Tinten auf Alkoholbasis auch intensiver riechende Tinten mit Estern wie Butylacetat und Ketonen eingesetzt. Besser für die Raumluft sind auch hier wässrige pigmentierte Tinten, die ebenfalls wasserfest auftrocknende Kunstharze enthalten.“

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. März 2012

Photo: Kip Voytek, CC

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Erwerbungsunfähigkeit durch Duftstoffe

Die neuen Gefahren am Arbeitsplatz

Wenn Parfüm zur Ohnmacht führt, haben die Betroffenen schnell ein großes Problem. Das musste auch, wie man in der Märzausgabe von Ökotest nachlesen kann, der Münchener Altenpfleger Peter Häusler schmerzvoll erfahren. Seine Leidensgeschichte beginnt Anfang der neunziger Jahre mit einer Operationswunde, die mit einer duftstoffhaltigen Salbe gepflegt wurde.

Peter Häusler reagierte auf den natürlichen Duftstoff Perubalsam, der in vielen Kosmetikprodukten verarbeitet wird. Nun gut, denkt man, eine Kontaktallergie, den Duftstoff kann man meiden.

Bei Häusler aber verstärkten sich seine gesundheitlichen Beschwerden. Er reagierte bei seiner Tätigkeit im Heim mit Niesanfällen, Augenbrennen juckenden Ausschlägen. Der Dermatologe stellt ein Jahrzehnt später eine lange Liste weiterer Stoffe fest, auf die Peter Häusler mittlerweile auch allergisch ist. Unter anderem auch Konservierungsstoffe und PTBP-Formaldehydharz, einem Stoff, der in Klebern und Farben vorkommt. 2002 erleidet Peter Häusler einen Zusammenbruch, als er an einem frisch gereinigten Stationsbad vorbeigeht. Eine Kollegin schleppt Peter Häusler an die frische Luft. Und jetzt geht’s erst richtig los. Der Arbeitgeber legt Häusler nahe, Erwerbsunfähigkeitsrente zu beantragen. Die Berufsgenossenschaft sieht das anderes. Peter Häusler wird erst mal auf Allergieseminare geschickt.

Die Empfehlungen an den Arbeitgeber, duftstofffreie Reinigungs- und Desinfektionsmittel einzusetzen, werden an seiner Arbeitsstelle jedoch ignoriert. Peter Häusler muss sich jetzt drauf verlassen, dass die Hauswirtschaftsleitung den Großputz auf Tage verlegt, an denen er frei hat. 2004 dann erleidet der Altenpfleger einen schweren Allergieanfall, direkt nach einem Reinigungseinsatz der Hauswirtschaft an seinem Arbeitsplatz. Häusler wird in die Abteilung für Arbeits- und Umweltmedizin an der Uniklinik München eingewiesen.

Erst nach einem Schreiben der LUM lenken die verantwortlichen Mitarbeiter am Arbeitsplatz ein, um die drohende Berufskrankheit abzuwenden.

Peter Häusler ist seit 2008 in Altersrente. Aber mit Duftstoffen hat er noch immer Probleme. Die Kaufhäuser zum Beispiel machen dem aktiven Bergsteiger Probleme. Dort kommen Duftstoffe zum Einsatz, um Kunden zu locken. Deshalb hat er in der Vorweihnachtszeit einen Leserbrief an eine Münchener Boulevardzeitung geschrieben.

Peter Häusler hatte noch Glück im Unglück. Immerhin konnte er dank der Unterstützung der Uniklinik noch bis zur Rente arbeiten. Nicht wenige Menschen entwickeln durch dauerhafte Belastung mit Duftstoffen, Chemikalien und/oder Schimmel eine Chemikaliensensitivität, die zur Berufsunfähigkeit führen kann, mithin auch das gesamte Leben einschränken kann. Chemikaliensensitive Patienten leiden ebenso wie Peter Häusler an der Beduftung in öffentlichen Räumen. Ein körperbehinderter Mensch kann über barrierefreie Eingänge öffentliche Räume betreten.

Was aber, wenn der Duft zur Krankheit führt. Für Menschen, die auf Duftstoffe reagieren, gibt es bis heute noch keine barrierefreien, sprich duftfreien Zonen. Überall sind Menschen mit Duftstoffen konfrontiert. Bei einer Studie der Fachhochschule Wiesbaden über die Belastung von Schulräumen mit Allergenen fand man sage und schreibe 113 Substanzen. Quelle dieser Allergene waren vor allem Kosmetika und Putzmittel.

Duftstoffe können über die Atmung in den Organismus gelangen und sich über die Blutbahn im gesamten Körper verteilen. Bei bestimmten Duftstoffen ist – wegen ihrer chemischen Struktur – auch von einer Resorption über die Haut auszugehen. Werden Duftstoffe über die Riechsinneszellen resorbiert, so ist es wahrscheinlich, dass sie wegen der physiologischen Besonderheiten der Geruchsbahn (Reizweiterleitungssystem des Geruchsinns) über die Nervenfaserbündel direkt als Substanz in den Bulbus olfactorius (einen Teil des Gehirns) gelangen” heißt es in einem Schreiben des UBA. Deshalb kann man auch in der Empfehlung des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2006 lesen:

“Aus Gründen der Vorsorge empfiehlt das UBA, Duftstoffe in öffentlichen Gebäuden …nicht einzusetzen.”

Nur leider setzt die Gesetzgebung die Erkenntnisse des Umweltbundesamtes nicht in die Tat um, obwohl es höchste Zeit wäre. Immerhin haben schwedische Wissenschaftler 2008 festgestellt, dass über 15 Prozent der Jugendlichen in Schweden schon chemikaliensensitiv sind und unter anderem auch auf Duftstoffe reagieren.

Peter Häusler, berichtet das Magazin Ökotest aktuell, möchte in München eine Selbsthilfegruppe aufbauen.

Wir hier von CSN wünschen gutes Gelingen.

Autor: Juliane für CSN – Chemical Sensitivity Network, 16. März 2012

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WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke


© Foto JBrazito, Creative Commons: BY

Film: Der WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke, um öffentliches Land zu stehlen und genmanipulierte Nutzpflanzen zu propagieren

„Wir müssen damit anfangen, uns auf die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren. Die Markteinführung eines gentechnischen Produktes dauert 15 Jahre. Die Zeit läuft. Wir müssen voran kommen.“ – Dr. Jason Clay Senior Vize Präsident, World Wildlife Fund, 2010.

Ein Film aus dem Jahre 2011 von Wilfried Huismann „Das Schweigen der Pandas“ [Original-Titel s.u.] beschäftigt sich mit dem World Wildlife Fund, der größten, höchst angesehensten und am besten finanzierten „Umweltschutz“-Organisation der Welt. Ihr Handeln wird ihrem Ruf jedoch nicht gerecht, wenn ein Industriezweig grün gewaschen wird, der sowohl die Umwelt als auch indigene Kulturen zerstört.

Von der Entstehung des WWF am 11. September 1961 (einem sehr symbolträchtigen Geburtsdatum [9/11]), verfolgt der Film die Spur des Geldes – weist auf Spenden von Regierungsvertretern und der Ölindustrie hin, welche seine Geburt ermöglicht haben. Weiter deckt der Film auf, wie der WWF seitdem mit der gentechnischen Agrarindustrie zusammen gearbeitet hat, um den Planeten für die Produktion von Energie und gentechnisch veränderten Lebensmitteln neu aufzuteilen.

Zum ersten Mal im deutschen Fernsehen unter dem Titel „Pakt mit dem Panda“ gesendet, provozierte der Film eine unumwundene Ablehnung durch den WWF, in welcher eine Zusammenarbeit mit der Industrie zugegeben wurde, denn:

„Die Herausforderungen zu Umweltschutz und Erhalt der Erde können nicht ohne Hilfe und Unterstützung großer Firmen gelöst werden.“

Als WWF „sind wir auf unseren Ansatz stolz, denn er führt zu Resultaten“. Ja, wir wissen alle, dass sich die Umwelt seit 1961 dramatisch verbessert hat. Wohl deshalb hat der Harvard Entomologe und Pulitzer-Preisträger Edward O. Wilson seine Arten-Aussterberate von 1972 im Jahr 2002 von 75 auf 200 Arten pro Tag erhöht.

Sogar die UN anerkennt das holozäne Artensterben, das sich einzig in den vergangenen fünfzig Jahren während es den WWF gab verschlimmert hat. Dies veranlasste den Generalsekretär der UN-Konvention für Artenvielfalt neulich zu erklären dass die Umwelt „ein totales Desaster“ wäre.

Vielleicht beziehen sich die „stolzen Resultate“ des WWF auf die Spenden welche er bekommt. Sein Geschäftsbericht von 2010 (PDF) verzeichnet nahezu 500 Millionen Dollar an Einnahmen in den vorausgegangenen zwei Jahren. Genauso haben die großen Firmen in den vergangenen fünfzig Jahren von der Ressourcen-Ausbeutung profitiert. Der WWF leugnet jedoch, dass Spenden von Firmen wie Monsanto irgendeinen Einfluss auf sein Handeln und seine Grundsätze hätten.

Andere stellen dies in Frage. „Der WWF hat sich in die wichtigsten Lobbygruppierungen der Welthandelsorganisation integriert, um die Privatisierung der verbliebenen großen Waldgebiete der Erde voran zu treiben und wertlosen Umwelt-Zertifizierungen besonderes Gewicht zu verleihen“, schrieb 2010 der argentinische Biologe Javiera Rulli.

Nicht nur er, der sechzigjährige Autor, Filmemacher und dreimalige Gewinner des Adolf Grimme Preises (angesehener deutscher Fernsehpreis) Wilfried Huismann ist es gewöhnt, zu recherchieren. Er hat die letzten 24 Jahre für das Fernsehen gearbeitet und hat über ein Dutzend Dokumentarfilme produziert. „Lieber Fidel“ – eine genaue Analyse der CIA und des kalten Krieges – ist eine andere seiner Produktionen, die in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Der Film „Pakt mit dem Panda“ [engl. Titel: Das Schweigen der Pandas] macht in verschiedenen Erdteilen Halt, wo der WWF mit der Agrarindustrie angebandelt hat, auch in Argentinien. Der Film beschreibt den WWF und Monsanto als die „heimlichen Herrscher“, welche traditionelle Landwirtschaft und Stämme zerstören – die einzigen Menschen die wissen, wie man außerhalb der industriellen Zivilisation lebt.

Der Film enthüllt, auf welche Weise globale Ölgiganten wie BP und Shell zusammen mit der Autoindustrie auch von Gentechnik-Biodiesel zum Nachteil von Umwelt und Stämmen profitieren.

Gentechnisch verändertes Soja erfordert den Einsatz von Monsantos Roundup, ein Herbizid das die menschliche DNA schädigt, Missbildungen, Fehlgeburten und Krebs verursacht. Selbst jene welche die Feldfrüchte besprühen werden von den Dämpfen der toxischen Sprühungen krank, wie der Film zeigt.

Die Vereinigte Soja-Republik von Südamerika ist ein Werbespruch, der seinen Namen alle Ehre macht, indem genveränderte Feldfrüchte eingesetzt werden, um jene in Brasilien und Paraguay zu kontaminieren, die sie zuvor verboten haben. 2003 war der Chef von WWF Argentinien Dr. Hector Laurence auch Präsident der Landwirtschafts-Vereinigung AIMA [International Association of Agricultural Museums], Direktor der Gentechnik-Firma Morgan Seeds und Vertreter der Gentechnik-Firma Pioneer.

Die „argentinische Sojawüste“ hat bereits die Größe von Deutschland, sagt Huismann und man hat vor, die Größe zu verdoppeln. Der WWF gibt diesem Vorgang grünes Licht, indem man die Gran Chaco Region als „durch die menschliche Ausbeutung entwertet“ einstuft. Sie meinen, durch indigene Völker und ignorieren, dass große Abschnitte von Chaco für Sojaplantagen abgeholzt wurden, welche das Klima verändert haben.

Die industrielle Zivilisation versucht seine Energieprobleme auf Kosten der Lebensmittelproduktion durch Biotreibstoffe zu lösen. Argentinien sieht dies als Diebstahl der nördlichen Hemisphäre an der südlichen.

Am runden Tisch für verantwortungsvolles Soja [RTRS] von 2010, den der WWF 2004 gegründet hat, unterstützte er Monsantos Diebstahl von öffentlichem Land, indem er eine auf toxischen Agrochemikalien basierte Sojaproduktion als „nachhaltig“ einschätzte. Über 230 Gruppen haben diesen Befund umgehende verdammt.

Der WWF rechtfertigt dies indem er erklärt, dass der RTRS unabhängig vom WWF arbeitet, vermag seine Abstimmung jedoch nicht zu erklären.

Der WWF weigerte sich außerdem, seine Position zu gentechnisch veränderten Feldfrüchten gegenüber Huismann offen zu legen. Durch etwas Nachgraben entdeckte er, dass Dr. Jason Clay, der den WWF-Deal mit Monsanto ausgehandelt hatte, Mitglied der Global Harvest Initiative* ist.

*Siehe Logos und: „Unsere Mission: Die globale Produktivitätslücke durch nachhaltige Verdoppelung der landwirtschaftlichen Produktion zu eliminieren, um dem Bedarf einer wachsenden Welt gerecht zu werden.“

In einer Rede von 2010, die im Film enthalten ist, sagt Dr. Clay, „Wir müssen den ökologischen Footprint der Landwirtschaft einfrieren“. Er veranschaulichte acht Wege, dies zu erreichen, „Einer ist die Gentechnik. Wir müssen es schaffen, mehr mit weniger zu produzieren.“ Er drängte die Versammelten dazu, sich auf alle und nicht nur auf ein paar wenige Feldfrüchte zu konzentrieren.

„Wir müssen damit anfangen, uns auf die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren. Die Markteinführung eines gentechnischen Produktes dauert 15 Jahre. Die Zeit läuft. Wir müssen voran kommen“, sagte er.

Trotzdem leugnet der WWF „gentechnisch verändertem Soja oder jeglichem anderen gentechnisch modifiziertem Organismus [#GMO] seinen Segen erteilt zu haben. Deshalb muss man sich wundern, warum sein Senior Vize Präsident zum Gegenteil drängt. Jemand lügt hier.

Mittlerweile hat die indonesische Regierung in Zusammenarbeit mit dem WWF 9 Millionen Hektar Wald für die Palmöl-Produktion in Papua frei gegeben, wie der Film berichtet. Der WWF leugnet dazu genauso jegliche Absprachen, doch sein eigener Bericht (PDF) stellt diese Lüge bloß.

Genmodifizierte Palm-Monokulturen haben zusammen mit anderen Entwicklungsprojekten von denen die industrielle Zivilisation auf Kosten indigener Völker und der Umwelt profitiert, eine Sezessionsbewegung in Papua aufkeimen lassen. Das an Ressourcen reiche Papua fordert von Indonesien seine Unabhängigkeit, um seine auskömmliche und trotzdem nachhaltige Lebensweise zu schützen.

Staatlich sanktionierte Folter (YouTube) zusammen mit militärisch erzwungenem Landraub und Zerstörung von Ökosystemen haben das OK von Präsident Obama. Trotz bekannter Menschenrechtsverletzungen (wie z.B. diese oder diese (PDF)), fing er 2010 damit an, die indonesische Regierung vor aller Augen mit militärischer Ausrüstung zu beliefern, um den Widerstand der Stämme niederzuschlagen.

Autor: Rady Ananda, 14. September 2011 für Food Freedom

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle des Original-Artikels: „New film: WWF beds with Monsanto to steal public lands, promote GM crops“

© 2011 Rady Ananda – Wir danken Rady für die Genehmigung, den Text übersetzen zu dürfen.

Hinweis:

Wilfried Huismanns Film „Pakt mit dem Panda“, eine Co-Produktion von WDR und SWR, hatte Mitte 2011 Premiere. Die nächsten Sendetermine im Fernsehen sind:

  • WDR am 27. März 2012 um 22:00 Uhr
  • WDR am 02. April 2012 um 14:40 Uhr
  • SWR am 04. April 2012 um 20:15 Uhr
  • SWR am 16. April 2012 um 01:05 Uhr

Besuchen Sie bitte auch die Homepage des Filmemachers mit weiteren aktualisierten Informationen zum Film.

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Umweltschäden zu vermeiden kostet weniger, als sie zu beseitigen

Umweltpolitik: Weniger Kosten und mehr Umweltschutz durch bessere Rechtsanwendung

Die Nichtanwendung des Umweltrechts kostet die Wirtschaft in der EU jedes Jahr vermutlich etwa 50 Mrd. EUR in Form von Gesundheits- und direkten Umweltkosten. Die Kommission hat heute eine Mitteilung über die bessere Anwendung des EU-Umweltrechts veröffentlicht; Ziel ist es, diesen Betrag zu verringern und für Menschen und Unternehmen bessere Umweltbedingungen zu schaffen.

Umweltkommissar Janez Potocnik erklärte:

„Das EU-Recht wurde nicht einfach in Brüssel ersonnen; es wird vielmehr von allen Mitgliedstaaten und Parlamenten zum Nutzen der Bürger auf demokratische Weise verabschiedet. Unsere Umwelt wird durch rund 200 Rechtsakte geschützt, die bereits seit längerem gelten, aber viel zu häufig nicht richtig angewendet werden. Dies schadet nicht nur der Umwelt, sondern schädigt auch die Gesundheit des Menschen, schafft Unsicherheit für die Industrie und untergräbt den Binnenmarkt. In Krisenzeiten wie heute sind dies Kosten, die wir uns nicht leisten können.“

In der am 7. März 2012 veröffentlichten Mitteilung werden die positiven Auswirkungen des Umweltrechts hervorgehoben und dargelegt, dass es deutlich weniger kostet, Umweltschäden zu vermeiden, als langfristige Abhilfemaßnahmen zu treffen. Das Umweltrecht kann der Industrie Vorteile bringen: Mit der vollständigen Anwendung des EU-Abfallrechts dürften 400 000 Arbeitsplätze geschaffen werden, und die Nettokosten werden um 72 Mrd. EUR niedriger sein als beim alternativen Szenarium einer Nichtanwendung.

Diese Mitteilung soll zu einem intensiveren Dialog mit den Regierungen und anderen Entscheidungsträgern darüber führen, wie die Zusammenarbeit verbessert werden kann, um Wissen gezielter zu bündeln und gemeinsam zu nutzen und dafür zu sorgen, dass jeder einzelne mehr Eigenverantwortung für Umweltziele übernimmt. Konkret enthält die Mitteilung Maßnahmen, die den Mitgliedstaaten helfen sollen, ein systematisches Vorgehen bei der Sammlung und Verbreitung von Informationen zu erreichen und besser auf Umweltprobleme zu reagieren.

Die Anwendung und Durchsetzung des EU-Umweltrechts ist eine Aufgabe, die die nationalen, regionalen und kommunalen Behörden gemeinsam wahrnehmen. Die schlechte Anwendung wird häufig durch einen Mangel an genauen Informationen über Umweltfragen verstärkt. Die Überwachung erfolgt in Europa nicht überall in gleicher Weise, und die generierten Informationen sind lückenhaft und häufig veraltet. Außerdem sind nicht genügend hilfreiche Informationen online abrufbar. Dank besserer und besser zugänglicher Informationen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene könnten die größten Umweltprobleme früher ermittelt und so langfristig Kosten gespart werden.

Eine ordnungsgemäße Anwendung bedeutet auch, wirksam auf tatsächliche oder potenzielle Umweltprobleme zu reagieren. Vorschläge für Verbesserungen umfassen bessere Kontrollen und Überwachung, Kriterien dafür, wie die Mitgliedstaaten Bürgerbeschwerden behandeln sollten, besseren Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten und die Unterstützung von europäischen Netzwerken für Umweltspezialisten. Die für die Rechtsanwendung Verantwortlichen sollten sich eindeutiger verpflichten, im Falle von Problemen Abhilfe zu schaffen, und hierfür konkrete Fristen und Eckwerte vorgeben, die öffentlich bewertet werden können.

Nächste Schritte

Die Mitteilung richtet sich an das Europäische Parlament, die Mitgliedstaaten und deren Bürger sowie alle Akteure in den Bereichen Rechtsanwendung und -durchsetzung. Die Ergebnisse der Erörterungen zwischen den drei EU-Organen werden die Grundlage für das siebte Umweltaktionsprogramm schaffen.

Hintergrund

Es ist Aufgabe der Mitgliedstaaten, dafür zu sorgen, dass das EU-Umweltrecht auf ihrem Hoheitsgebiet angewendet wird. Die Kommission prüft, ob die Mitgliedstaaten ihren Verpflichtungen nachkommen, und trifft Maßnahmen, wenn dies nicht der Fall ist.

Die Rechtsanwendung ist multidimensional. Die Mitgliedstaaten müssen einzelstaatliche Gesetze erlassen, mit denen die auf EU-Ebene vereinbarten Rechtsvorschriften detailliert umgesetzt werden. Sie müssen ihre Verwaltungen in einer Weise organisieren, die gewährleistet, dass diese Gesetze in der Praxis beachtet werden. Sie müssen für die erforderlichen Investitionen beispielsweise in die ordnungsgemäße Abfallbehandlung sorgen. Außerdem sollten sie die Möglichkeit haben zu reagieren, wenn verlangte Aufgaben nicht wahrgenommen werden oder sich andere Probleme ergeben, wie die illegale Abfallentsorgung oder die illegale Jagd auf geschützte Wildtiere.

Autor:

Europäische Kommission, Umweltpolitik: Weniger Kosten und mehr Umweltschutz durch bessere Rechtsanwendung, Brüssel, 7. März 2012

Weitere Informationen:

Mitteilung über die Anwendung des Umweltrechts

Weitere Artikel zum Thema:

Die beliebtesten Blogs im Februar 2012

Umwelt, Umweltmedizin, Umweltskandale

Seit einem Jahr berichtet der CSN Blog von Patrick. Er reagiert hypersensibel auf Chemikalien und kann das Haus nicht verlassen. Unterstützung durch die Behörden könnte die medizinische Prognose und Zukunftsperspektive des Zwanzigjährigen verbessern, wenn dort etwas Wille herrschen würde. Im Februar berichtete Patrick‘s Mutter über die aktuelle Situation, der Artikel landete auf dem ersten Platz in der CSN Blog Top 10.

Auf Platz Zwei landete ein Thema, das auf vielen MCS Kranken schwer lastet. Der Berufsverband der Deutschen Umweltmediziner – dbu gab Ende Dezember 2011 „Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien“ heraus. Im Februar gingen Umweltmediziner und Leitlinienautoren auf Kreuzfahrt nach Norwegen und hielten an Bord der Color Magic ein Kompaktseminar zu diesen „Handlungsorientierten umweltmedizinischen Praxisleitlinien“ ab. Im Artikel, der auf großes Interesse traf, erfährt der Leser, warum Umweltkranke sich sorgen.

Umweltkrankheiten nehmen drastisch zu, das ist unbestritten. Die WHO veröffentlichte, dass Krankheiten, die in der EU-Region auftreten, zwischen 20 und 54% durch Umwelteinflüsse und Expositionen ausgelöst werden. Um Lösungen, die aus dieser Misere herausführen, effektiver und schneller umsetzen zu können, wurde in Bonn ein neues WHO-Zentralbüro eröffnet. Der Artikel, der im CSN Blog darüber veröffentlicht wurde, belegte Platz Drei.

Zum Lesen der CSN Blog Top 10, Artikel anklicken >>

  1. Trier sehen…und sterben
  2. Umweltmediziner auf Kreuzfahrt
  3. WHO: Umweltbedingte Krankheiten nehmen zu
  4. Seit 14 Jahren gezielte Aufklärung über MCS durch Politiker
  5. Was ins noch bevorsteht: Fracking
  6. Medizinstudenten krank durch Formaldehyd
  7. Unfruchtbare Paare stärker mit Phythalaten belastet
  8. Klimaschutz durch Hanf auf dem Bau
  9. Jugendlicher unternahm Suizidversuch nachdem Therapie fehlschlug
  10. Beduftete Läden, gefährlich für die Gesundheit von Mitarbeitern und Angestellten

16 Jahre Knast für Chefs von Asbest-Firma

Italien: Historischer Schuldspruch im Eternit Asbest Prozess

In Italien wurde im Eternit-Prozess um die tödlichen Folgen von Asbest ein historisches Urteil gefällt.

Die Chefs des multinationalen Konzernes Eternit haben das Leben ihrer Arbeiter in Gefahr gebracht und Umweltverbrechen begangen. Dennoch bezweifelten viele Menschen, dass sie für ihre Verbrechen verurteilt würden. Doch genau das geschah am 13. Februar 2012 in Turin, in Norditalien. Die beiden Top-Führungskräfte von Eternit wurden zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem das Verfahren 2009 eröffnet worden war. Die Richter sprachen Stephan Schmidheiny, den früheren Eigentümer von Eternit und Louis de Cartier de Marchienne, früherer Chef des italienischen Firmenzweiges schuldig [fr], für ungefähr 3.000 asbestbedingte Todesfälle verantwortlich zu sein, insbesondere in Casale Monferrato und Umgebung. Sie wurden außerdem dazu verurteilt die Opfer, deren Familien und Verbände mit mehreren Zehn-Millionen Euro zu entschädigen, welche an etwa 6.000 Kläger gehen. Das Urteil wurde von vielen hundert Angehörigen und Asbestopfern und auch von Vertretern ausländischer Opferverbände begrüßt.

Das Online-Portal Swissinfo liefert ein paar zusätzliche Details [fr] zum Urteil:

Ils devront notamment verser 25 millions d’euros à la commune de Casale Monferrato, 20 millions à la région Piémont et 15 millions à l’Inail, la caisse nationale italienne d’assurance en cas d’accidents. M. de Cartier devra également verser 4 millions d’euros à la commune de Cavagnolo.

Messieurs Schmidheiny et de Cartier devront en outre verser entre 70.000 et 100.000 euros à huit associations, dont des syndicats et l’association écologiste, WWF. Les victimes de l’amiante et leurs familles recevront quant à elles des indemnités s’élevant pour la plupart entre 30.000 et 35.000 euros, selon la liste lue par le président du tribunal.

Sie müssen 25 Millionen Euro an die Gemeinde von Casale Monferrato zahlen, 20 Millionen Euro an die Region Piedmont und 15 Millionen Euro an INAIL, der staatlichen italienischen Unfallversicherung. Herr de Cartier wird außerdem 4 Millionen Euro an die Stadtverwaltung von Cavagnolo zahlen müssen.

Herr Schmidheiny und Herr de Cartier müssen des Weiteren zwischen 70.000 und 100.000 Euro an acht Verbände zahlen, dazu gehören Handels-Gewerkschaften, Umweltorganisationen und der WWF. Die Asbestopfer und ihre Familien erhalten Entschädigungen, die für die meisten zwischen 30.000 und 35.000 Euro betragen werden, wie aus der vom Präsident des Gerichtshofes vorgelesenen Liste hervorgeht.

Die Webseite Sanità in Cifre erklärt [it], warum dieses Verfahren als „Prozess des Jahrhunderts“ angesehen wurde:

La sentenza di Torino su Eternit interviene su quello che qualcuno ha definito „il processo del secolo”, per l’impressionante quantità di vittime coinvolte: oltre 2.200 decessi dovuti all’amianto, 700 malati di asbestosi, oltre 6.000 costituzioni di parte civile e una platea di legali composta da 150 avvocati.

Bei dem Urteil gegen das Unternehmen Eternit handelt es sich aufgrund der erschreckend großen Zahl der Opfer tatsächlich um etwas, das manche den „Prozess des Jahrhunderts“ genannt haben: mehr als 2.200 asbestbedingte Tote, 700 Patienten mit Asbestose, mehr als 6.000 Kläger und eine juristische Armada von 150 Rechtsanwälten.

Die Familien der Asbestopfer haben einen Blog Asbestos in the Dock (Asbest auf der Anklagebank) und eine Facebook-Seite eingerichtet. Nach ihrer Ansicht beschränken sich Bedeutung und internationale Folgen dieses Gerichtsverfahrens nicht auf Italien:

Auch Staatsanwälte anderer Länder könnten das turiner Verfahren als Präzedenzfall studieren, um eigene Strafverfahren gegen die Chefs von nationalen Eternit-Tochterunternehmen einzuleiten.

Nach Ansicht von Fachleuten wird dieses Produkt noch für lange Zeit Todesopfer kosten. Die Webseite Sanità in Cifre zeigt, wie groß dieses Risiko [it] in Europe aber auch in der übrigen Welt ist.

La triste contabilità delle vittime in Italia raggiungerà un picco tra il 2015 e il 2018, mentre in Europa occidentale le proiezioni si attestano su 500.000 morti nei primi 30 anni del 2000. E, secondo l’Organizzazione mondiale della Sanità, nel mondo muiono ogni anno 107.000 persone per cancro al polmone, mesotelioma o asbetosi dovuti a esposizione ad amianto, mentre sono oltre 125 milioni gli esposti ai rischi sui luoghi di lavoro.

Die traurigen Opferzahlen werden in Italien zwischen 2015 und 2018 ihren Höhepunkt erreichen, während in Westeuropa die voraussichtliche Todesrate in den ersten 30 Jahren nach 2000 eine halbe Million erreichen wird. Und, nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben weltweit jedes Jahr 107.000 Menschen wegen Asbest an Lungenkrebs, Mesotheliom oder Asbestose, während über 125 Millionen weitere Menschen an ihrem Arbeitsplatz gefährdet sind.

In einem Interview [it] mit Christian Elia, beschreiben Niccolò Bruna und Andrea Prandstraller, Mitautoren der Dokumentation „Polvere – Il grande processo all’amianto“ (Staub: Der große Asbestprozeß) für das vom italienischen Kriegsarzt Gino Strada gegründete monatliche Online-Magazin der NGO Emergency das Ausmaß der Asbestbelastung, die Wut und Not der Bewohner von Casale Monferrato [it]:

L’amianto, bandito in Europa, è estratto e lavorato in molti grandissimi paesi del mondo: Russia, Cina, Brasile, India, Thailandia…Mentre i Paesi Europei sono alle prese con costosissimi e quasi impossibili sforzi di decontaminazione il 75 percento della popolazione mondiale usa l’amianto-cemento ed è esposta ai suoi rischi. Perciò il problema amianto è oggi più attuale che mai.

Obwohl Asbest in ganz Europa verboten ist, wird es in vielen großen Ländern abgebaut und verarbeitet: Russland, China, Brasilien, Indien, Thailand… Während sich die Europäer mit teureren und nahezu unmöglichen Dekontaminations-Bemühungen herumschlagen, benutzt 75 Prozent der Weltbevölkerung immer noch Asbest-Zement und ist dessen Risiken ausgesetzt. Deshalb ist das Asbest-Problem jetzt wichtiger als je zuvor.

Dies erklärt die Anwesenheit zahlreicher Delegationen von ausländischen Opferverbänden bei der Urteilsverkündung in Turin. In einer am selben Tag herausgegebenen Stellungsnahme [fr] von ANDEVA [fr] (nationaler Schutzverband für Asbestopfer) heißt es:

Ce jugement était très attendu. Par les victimes italiennes d’abord qui n’ont pu toutes pénétrer dans la salle d’audience dont beaucoup ont suivi la lecture intégrale du jugement à la télévision et à la radio. Mais aussi pour les victimes et les veuves venues apporter leur solidarité du Brésil, des Etats Unis, de Belgique, d’Angleterre, de Suisse, de France, qui ont pu l’entendre en direct en traduction simultanée. Avec l’Andeva, une délégation de 160 victimes et veuves était venue à Turin de toutes les régions de France (Bourgogne, Rhône Alpes, Martigues, Dunkerque, Paris). Parmi eux des anciens d’usines françaises d’Eternit.

Das Urteil stieß auf großes Interesse. Zu aller erst bei den italienischen Opfern, die nicht im Gerichtssaal sein konnten und von denen viele die komplette Urteilsverkündung in Radio und Fernsehen verfolgt hatten. Aber auch bei den Opfern und Witwen, die aus Brasilien, den USA, Belgien, England, der Schweiz und Frankreich gekommen waren, um ihre Solidarität zu Ausdruck zu bringen und die es als Simultanübersetzung selber hören konnten. Zur ANDEVA-Delegation gehörten 160 Opfer und Witwen, die aus allen Regionen Frankreichs (Burgund, Rhône-Alpes, Martigues, Dunkirk und Paris) nach Turin gereist waren. Ebenfalls anwesend waren ein paar ehemalige französische Eternit-Arbeiter.

Unglücklicherweise kann es selbst bei den schlimmsten Tragödien den Opfern sehr unterschiedlich ergehen. Im Falle dieser tödlichen Stäube werden die Opfer [it] in den Städten Rubiera [it] (Reggio Emilia) und Bagnoli [YouTube] (Neapel) überhaupt keine Entschädigung erhalten, weil die Verbrechen verjährt waren. Obwohl genauso kontaminiert wie andere die Geld bekommen, sind die noch lebenden Opfer auf sich selber angewiesen, um ihre Familien zu ernähren und die Natur für zukünftige Generationen zu erhalten.

Um einen Eindruck zu vermitteln, wie viele Menschen nicht berücksichtigt wurden, schrieb Valerie Wilson im Blog Suite 101:

Der Präsident der Provinz Neapel, Luigi Cesaro, zählte die Todesbilanz der Fabrik in Bagnoli auf:

  • 134 Tote durch Lungenkrebs
  • 9 Tote durch Kehlkopfkrebs
  • 258 Tote durch Asbestose
  • 65 Tote durch Mesotheliom

außerdem leiden immer noch 100 Arbeiter an den obigen Erkrankungen.

Antonio Iaccarino, der Sohn von zwei in Bagnoli kontaminierten Patienten schrieb auf der Facebook-Seite Sentenza Processo Eternit [it]:

I miei genitori sono entrambi malati, sono stati lavoratori di Bagnoli e hanno lavorato dal 1960 al 1984…i loro amici del lavoro con i quali condividevano 3 turni si contano sulle dita di una solo mano, io forse sono un pò più fortunato di altri che hanno avuto i propri cari all’Eternit ma la vita dei miei genitori di sicuro non è stata, per motivi di salute, tutta rosa e fiori…

Meine Eltern sind beide krank, sie arbeiteten von 1960 bis 1984 in Bagnoli… die [noch lebenden] Arbeitskollegen aus ihrer Schicht kann man an einer Hand abzählen, vielleicht war ich besser dran als andere, deren nächste Angehörige bei Eternit arbeiteten, doch das Leben meiner Eltern war in gesundheitlicher Hinsicht sicher alles andere als ein Honigschlecken…

Autor: Abdoulaye Bah
Englische Übersetzung: Jenny Sin
Deutsche Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der französische Original-Artikel „Italie : condamnation historique dans le procès Eternit sur l’amiante“ wurde am 17. Februar 2012 von GlobalVoices veröffentlicht, die englische Übersetzung „Italy: Historic ‘Guilty‘ Verdict in the Eternit Asbestos Trial“ am 25. Februar 2012 und steht unter der Creative Commons Lizenz: By (Namensnennung). Für diese Übersetzung gilt Creative Commons: By-NC-SA (Namensnennung, nicht kommerzielle Verwendung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen).

Copyright Artikelfoto: LHOON, Creative Commons: By-SA (Namensnennung und Weitergabe unter gleichen Bedingungen)

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