„Mir steht nichts zu“ – Kein Geld für kranke Menschen Teil 1

Akte geschlossen - Keine Hilfe für Kranke

Kranke Menschen brauchen mehr Geld als gesunde, um überleben zu können. Das ist klar. Eine verschimmelte Wohnung kann lebensbedrohlich für jemanden mit schweren Allergien werden. In diesem Fall leidet eine Frau, Marion, an Allergien und MCS (Multiple Chemikalien-Sensitivität, die Betroffenen reagieren wie allergisch auf Chemikalien). Dazu kommen bei ihr noch Gelenkerkrankungen.

Benötigt wird also ein schadstoffarmes Umfeld und verschiedene Hilfsmittel. Nicht zu bezahlen, wenn man von Sozialgeldern leben muss. Hier wird der minimale Grundbedarf definitiv nicht gedeckt. Marion lebt in einer Wohnung und einer Umgebung, die sie jeden Tag kränker machen. Selbst ihre Hunde und ihr Mann werden von dem Schimmel krank.

Was hier in diesem Blog geschildert wird, ist kein Einzelfall. So geht man mit den meisten kranken Menschen, die dringend mehr Geld benötigen, um.

Den folgenden Brief hat Marion an die Berliner Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Soziales geschickt.

sehr geehrte damen und herren,

ich möchte ihnen heute mal meine problematik darlegen, ich leide unter multiplen allergien, mcs (Multiple Chemical Sensitivity) und diversen gelenkerkrankungen, die u.a. verhindern, das ich überhaupt am öffentlichen leben teilnehmen kann. leider, aufgrund unserer finanziellen situtaion, ich bekomme eine kleine em-rente, mein mann alg 2, waren wir gezwungen billigen wohnraum in berlin neukölln, nähe flughafen tempelhof anzumieten.

seitdem ich in dieser wohnung lebe hat sich mein gesundheitszustand rapide verschlechtert. es handelt sich um eine erdgeschosswohnung, wobei anzumerken ist, das in 1,5 m entfernung die autos lustig rückwärts in parkhäfen einparken und so ihre abgase in die zwei haupträume der wohnung pusten. die wohnung ist ungünstig geschnitten, egal wo man das fenster öffnet, frische luft ist mangelware und das für jemanden der mit massiven gesundheitsproblemen auf abgase, zigarttenrauch, renovierungsgerüche, duftstoffe, etc., etc. reagiert ist das der reinste horror.

in den wintermonaten ist die luft hier noch extrem von den heizern mit den allesbrennern belastet, die das wort allesverbrenner wörtlich nehmen.

hinzu kommt, das wir in der wohnung vor 2 jahren einen wasserschaden hatten, die damalige mieterin lies 2 stunden die badewanne mit lauge überlaufen und überschwemmte damit unsere wohnung. die hausverwaltung stellte uns 14 tage ein trockengerät (von dem horror den das für mich bedeutete, in dieser feuchten, riechenden wohnung leben zu müssen, möchte ich erst garnicht berichten) und lies dann die wände neu streichen, das wars. seitdem kann ich 1 zimmer garnicht mehr bewohnen, d.h. mein mann und ich leben seitdem wie in einer wg, jeder hat ein wohn/schlafzimmer.

die hausverwaltung ist natürlich für nichts zuständig, man sieht ja nichts und gelte mit meiner mcs eh als unnormal, nur mittlerweile reagiert mein mann mit allergien auf sein wohn/schlafzimmer, die sich in ständig verstopfter nase, tränenden augen, usw. äussern, selbst der hund ist seitdem an allergien erkrankt, was vom tierarzt zu belegen ist.

egal wo wir uns hingewandt haben, sagte man uns, ziehen sie aus. nur finden sie einmal eine wohnung für den preis von 444 Euro warm, worin ein erkrankter leben kann. mittlerweile ist es in berlin so, das schon abgewunken wird, wenn die wohnungsbesitzer das wort alg 2 hören, sie haben ja alle so schlechte erfahrungen mit diesen menschen gemacht…

selbst hier in der gegend liegen die preise für eine kleine 2-zimmer-wohnung über dem zugebilligtem satz.

und wenn eine wohnung noch für diesen preis zu haben ist, dann müssen sie die nicht renovieren sondern sanieren, so runtergekommen sind diese wohnungen.

während ich dies hier schreibe, zittere ich wie espenlaub, mein mund brennt, ich kämpfe nach luft und meine hände sind eiskalt, ich hatte versucht zu lüften, nur ein vorbeifahrendes auto und ein fussgänger mit zigarette haben gereicht, um diese symtome auszulösen und damit kämpfe ich tag für tag.

bitte entschuldigen sie die kleinschreibung, aber aufgrund von gelenkerkrankungen bin ich nicht in der lage, meine finger normal zu benutzen.

mit freundlichen grüssen

marion

p.s. ich werde dieses schreiben als offener brief im csn-forum für mcs erkrankte veröffentlichen

Die Antwort der Senatsverwaltung lautet wie folgt:

Sehr geehrte Frau ,

zum einen haben Sie Dank, dass Sie sich vertrauensvoll an meine Behörde gewandt haben.

Ich habe Ihr Schreiben aufmerksam gelesen und möchte Ihnen wie folgt antworten.

Gestatten Sie mir aber zunächst eine Vorbemerkung:

Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales ist nicht die vorgesetzte Dienstbehörde der Berliner JobCenter. Nach der Berliner Verfassung und dem Bezirksverwaltungsgesetz sind wir weder befugt noch in der Lage in Verwaltungsabläufe der JobCenter einzugreifen, Bescheide der JobCenter zu ändern oder bestimmte Entscheidungen zu erzwingen. Sie Senatsverwaltung hat stattdessen ein einheitliches, rechtskonformes handeln der JobCenter z.B. im Bereich der Kosten der Unterkunft und Heizung zu gewährleisten.

Ihr Umzugswunsch ist auf jeden Fall nachvollziehbar und ich denke, er würde von Ihrem zuständigen JobCenter entsprechend unterstützt werden.

Es ist aber in Tat so, dass bei Neuanmietung einer Wohnung gem. Ziff. 3.2.2 Ausführungsvorschriften zur Gewährung von Leistungen gem. § 22 SGB II und §§ 29 und 34 SGB XII (AV-Wohnen), der Richtwert für 2 Personen, hier 444€, einzuhalten ist.

Ausnahmeregelungen gibt es dem Grunde nach nur bei Wohnungslosigkeit oder bei akut drohender Wohnungslosigkeit.

Allerdings möchte ich Ihnen gerne raten, sich hierzu mit dem Sozialdienst Ihres Bezirkes in Verbindung zu setzen.

Denn sollte dieser oder der Fachdienst des Gesundheitsamtes feststellen, dass eine Neuanmietung für Sie, tatsächlich nicht bis zur Höhe des Richtwertes möglich ist, so sollte dies im Rahmen einer Einzelfallentscheidung Berücksichtigung finden.

Dies vermag ich von hier aber nicht zu entscheiden.

Auch wenn ich Ihnen nicht direkt bei der Lösung Ihres Problems behilflich war, so hoffe ich dennoch weitere Möglichkeiten zur Behebung dessen aufgezeigt zu haben

Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Marion wurde mit diesem eiskalten Amtsdeutsch nur abgewimmelt. Kein Sozialdienst, kein Gesundheitsamt und schon gar kein JobCenter half. Sie sitzt immer noch in der unerträglichen Wohnung. Marion antwortete dem Herrn B., der ihr „Im Auftrag“ geschrieben hatte. Sie machte ihre Situation nochmals deutlich. Diesmal antwortete der feine Herr B. nicht und auch kein Anderer.

Autoren:

Marion und Amalie für CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. September 2009

Die Kasse klingelt, die Menschen leiden – Warum Krankenkassen Kranke brauchen

Das Gesundheitssystem muss Kranke haben um zu funktionieren, keine Gesunden

Die Krankenkassen haben sich noch nie für die Anerkennung von MCS eingesetzt. Man könnte denken, dumm. Chemikaliensensitive vertragen keine Chemikalien. Also auch keine desinfizierten Arztpraxen mit zehn Parfümierten im Wartezimmer und schon gar keine chemischen Mittelchen. Viele MCS-Patienten haben exakt Null Zugang zu medizinischer Versorgung. Die idealen Patienten für die Kasse, oder? Versicherte, deren Beiträge reinkommen, ohne dass sie jemals etwas kosten, weil sie keine Behandlung vertragen?

Sagen wir es anders: MCS-Patienten sind nicht profitabel. Da zieht keine Apparatemedizin, keine Mittelchen. Klingelt keine Pharma-Kasse. Braucht man eine saubere Wohnung und Biolebensmittel. Das Einzige, was man so richtig absetzen könnte, wären Wasserfilter und Luftfilter für unsere verdreckte Luft und das verschmutze Wasser. Dürfen die Kranken alles selbst zahlen. Oder bekommen sie nicht, weil sie von Hartz IV leben, will sagen sterben, müssen.

An Depressiven oder anderen Psycho-Patienten verdient man mehr. Also, MCS lieber „fehldiagnostizieren“. Müsste den Menschen, die krank sind und keine Ahnung haben warum, mal einer sagen „Wir brauchen Sie noch als Rohstoff für die Pharma-Industrie, wir können Ihnen nicht helfen, tut uns gar nicht Leid, sie müssen noch mal in die Psychiatrie bzw. xy einnehmen.“

Kassen mögen keine Gesunden – Für Kranke gibt’s Euros vom Steuerzahler

Warum ziehen die Krankenkassen da mit? Die zahlen doch für die Profite der Pharmafirmen, oder nicht? Klar tun sie. Und werden dafür hoch entlohnt. 2006 gab es 4,1 Millionen auf Depression diagnostizierte Menschen in Deutschland. Pro Nase gab das 1500 Euro. Nein, nicht für den Patienten, dessen Stimmungslage durch die 1500 vielleicht etwas aufpoliert worden wäre. Für die Krankenkasse. Aus dem staatlichen Gesundheitsfonds!

Das Selbe gilt für Diabetes, Bluthochdruck usw. Ein Patient, der durch Sport und gesunde Ernährung wieder gesund wird, gefällt der Kasse nun nicht mehr. Kranke sind doch viel teurer. Auch Krebs wird gut belohnt.

Krankheitsorientierte Zuschläge

Morbiditätsorientierter Risikozugschlag nennt sich das ganze Prinzip. Morbiditätsorientiert heißt krankheitsorientiert. Sollen wir, also sozusagen die dummen Bauern, alle krank werden? Aber klar, am Besten gerade so krank, dass wir noch arbeiten und Mehrwert produzieren, den sowieso nur Andere kassieren, und trotzdem von einem sich wunderbar einigen Gesundheitssystem ausgenommen werden können.

Aufwandsentschädigung heißt das, wenn Menschen verkauft werden

Die Ärzte spielen fleißig mit. Sie sollen jetzt sogar ihre Diagnosen noch mal überdenken. Das Schönste wären doch Patienten, die relativ gesund und auf dem Papier schwer krank sind – keine Kosten, trotzdem Zuschlag. Daher: Bereitwillig stellen die Kassen vorgefertigte Formulare zur Verfügung. Der Arzt braucht nur noch seine Kontonummer einzutragen. Der Arzt bekommt noch zehn Euro dazu! Wirklich, da wird knallhart gehandelt.

Aufwandsentschädigung ist in Kreisen der Medizin-Industrie der Begriff dafür, wenn Menschen eiskalt verkauft werden. 250 Euro Aufwandsentschädigung gibt es für die Versuchskaninchen bei der Schweinegrippeimpfung, die arm genug sind, um dann die Nebenwirkungen wie Fieber, schwerste Entzündungsreaktionen und Bluthusten dulden müssen. Meint der saubere Professor, solche Reaktionen seien normal bei dem neuen Wirkungsverstärker in der Impfung.

Illegal? Aber nicht doch, Formulierung nach vorn und hinten wasserdicht!

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar warnte sogar noch die Krankenkassen, das Einholen zusätzlicher Daten sei illegal. Von einem Prozess hat man nichts gehört. Kommt ja immer auf die Auslegung an. Jeder Chefetagenanwalt kommt durch den Schweizer Käse der Gesetze durch, und falls nötig, werden mal ein paar Augen mehr zugedrückt. Man kennt sich ja. Die Ärzte sollen ja nur ihre Diagnosen nochmal überprüfen, von mehr Diagnosen stellen steht da ja nichts.

Der Markt wird’s schon regeln?

So kann’s gehen. Der Markt wird’s schon regeln? Die soziale Marktwirtschaft wird’s richten? Weder der Markt noch seine steuerfinanzierten Profitmaximierungshelfer regeln irgendwas zum Wohl der Bevölkerung. Wir sind das Rohmaterial bei der Profitgewinnung. Wir zahlen die Profite. Mit Geld, Zeit, Gesundheit und Leben.

Zu der Studie, die zeigt, dass MCS-Patienten das Gesundheitssystem weniger beanspruchen als der Durchschnitt:

Zusammengefasst besagt die Studie, dass – bei insgesamt 563 Studienteilnehmern an einer Kohortenstudie über drei Jahre – bei den MCS-Patienten die Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen im Jahresdurchschnitt um 8,7% sank, während dieser Jahresdurchschnitt bei der nicht chemikaliensensiblen Bevölkerung des Ortes nur um 1,3% sank. Es wurden durch die geringere Inanspruchnahme von medizinischen Dienstleistungen durch die chemikaliensensiblen Personen insgesamt 77.440 Dollar gespart. Es lässt sich errechnen, dass so pro chemikaliensensibler Person im Vergleich zum Durchschnitt der nicht chemikaliensensiblen Bevölkerung 137,55 Dollar gespart wurden.


Das entspricht einer Ersparnis von 52680 Euro insgesamt oder einer Ersparnis von 93,57 Euro pro chemikaliensensibler Person, wenn man von den Devisenkursen des 08.01.08 ausgeht.

Autor: Amalie, CSN – Chemical Sensitivity Network, 29. August 2009

Weitere interessante Artikel von Amalie:

Literatur:

Mechanismus, der erklärt, warum Sauna-Therapie bei MCS, CFS und FMS hilft

Sauna hilft bei MCS - Multiple=

Sauna-Therapie wird seit Jahrzehnten auch in der Umweltmedizin erfolgreich zur Entgiftung eingesetzt. Ein kürzlich in einer medizinischen Fachzeitschrift erschienener Artikel, geschrieben von Prof. Dr. Martin L. Pall, begründet einen ungewöhnlichen Mechanismus für die Wirkungsweise von Sauna-Therapie. (1)

Sauna lässt BH4 ansteigen

Pall argumentiert in seinem Artikel, dass Sauna-Therapie in erster Linie seine Wirkung entfaltet, indem die Verfügbarkeit einer Verbindung namens Tetrahydrobiopterin (BH4) im Körper ansteigt. Von BH4 wird berichtet oder angenommen, dass es bei einer Reihe von medizinischen Gesundheitszuständen vermindert ist, von denen ebenfalls berichtet wird, dass sie positiv auf Saunatherapie reagieren. Dazu gehören Multiple Chemical Sensitivity, Fibromyalgie, Chronic Fatigue Syndrom, erhöhter Blutdruck, vaskuläre endothele Funktionsstörung und Herzversagen. Dieses Wirkungsmuster kann offensichtlich erklärt werden, wenn Saunatherapie die Verfügbarkeit von BH4 im Körper ansteigen lässt.

Weiterer Mechanismus beteiligt

Prof. Pall spricht sich für zwei verschiedene Mechanismen aus, von denen man annimmt, dass durch sie Sauna-Therapie die Verfügbarkeit von BH4 im Körper ansteigen lässt. Beide funktionieren mittels einer Verstärkung der Synthese eines Enzyms, das als GTP Cyclohydrolase I bekannt ist – dem begrenzenden Faktor bei der Biosynthese von BH4. Sauna-Therapie ist dafür bekannt, die Blutzirkulation in den erhitzten äußeren Körperteilen stark zu erhöhen. Der dadurch bedingte Anstieg der vaskulären Scherbeanspruchung führt bekanntermaßen zu einem starken Anstieg der Aktivität der GTP Cyclohydrolase I und folglich von BH4.

Zweiter Mechanismus läuft über Hitzeschockproteine ab

Ein zweiter derartiger Mechanismus wird durch die Aktivität des Hitzeschockproteins Hsp90 vermittelt, einem Protein von man weiß, dass es bei mäßiger Erhitzung von Körpergewebe gebildet wird. Dieses Protein ist funktionell in einen GTP Cyclohydrolase I enthaltenden Komplex von Proteinen einbezogen. Das Hsp90 Protein reduziert den proteolytischen Abbau des GTP Cyclohydrolase I Proteins, was zu einer verstärkten BH4 Synthese führt und es hat sich gezeigt, dass dies wiederum auf die eNOS Stickoxid-Synthase wirkt.

Auch andere Krankheiten sprechen auf Sauna an

Durch den Anstieg in der BH4 Synthese, als Reaktion auf diese beiden Mechanismen, kann erwartet werden, dass dadurch die verschiedenen Körpergewebe mit BH4 beliefert werden, auch die, die nicht direkt durch die Sauna-Therapie beeinflusst werden. Die gesundheitlichen Vorteile von aktivem körperlichem Training können ebenfalls teilweise über die gleichen Mechanismen vermittelt werden. Über eine Anzahl weiterer Krankheiten wird berichtet, dass bei ihnen ebenfalls eine BH4 Verminderung stattfindet. Hierzu gehören Alzheimer, Parkinson, Asthma, Schizophrenie, Bipolar Disorder, pulmonale Hypertonie (Lungenhochdruck) und Typ II Diabetes. Die genannten Krankheiten könnten ebenfalls auf Sauna-Therapie ansprechen.

Sauna-Therapie erhöht die Entgiftungsleistung

Prof. Pall resümiert am Ende seines Artikels, dass für gewöhnlich angenommen wird, dass ein Ansprechen von MCS Fällen auf Sauna-Therapie durch einen Entgiftungsprozess vermittelt wird, der über Ausscheidung funktioniert. Der Wissenschaftler führt an, dass es einige publizierte Belege dafür gibt, dass Sauna-Therapie die Entgiftungsleistung erhöht. Der Haupteinfluss von Sauna-Therapie bei MCS-Fällen und sicherlich auch bei diesen anderen Erkrankungen könnte, so schließt Pall, jedoch sehr gut auf der erhöhten Verfügbarkeit von BH4 beruhen.

Zusammenfassung und Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. August 2009

Literatur:

Pall ML. Do sauna therapy and exercise act by raising the availability of tetrahydrobiopterin? Med Hypotheses. 2009 Jul 4.

Effektstärken von Psychotherapie und Expositionsvermeidung bei MCS

Psychologin und Patient

Wie man im letzten Beitrag dieser Reihe sehen konnte (Interpretation 3a), profitiert etwa ein Drittel der Teilnehmer von einer Psychotherapie. Zwei Drittel erholen sich ohne eine derartige Maßnahme genau so gut. Sie profitieren hierbei von der Unterstützung, die sie aus ihren sozialen Netzwerken sowie von sonstigen mutmaßlich kompetenten Helfern und Heilern erfahren, wie in einem weiteren Beitrag ausgeführt werden wird.

Da MCS-Kranke durch ihre Erkrankung oft in besonderem Maße ihres angestammten sozialen Netzwerks beraubt werden, sollte eine Psychotherapie hier theoretisch überdurchschnittlich häufig nützlich sein, wenn man in eine psychische Krise gerät, ob nun krankheitsbedingt oder nicht. Das setzt allerdings die Verfügbarkeit eines mit MCS vertrauten Psychotherapeuten und verträgliche Räumlichkeiten voraus. Pamela Reed Gibson gibt in ihrem Buch [1] einige Ratschläge dazu, wovon ebenfalls später noch berichtet werden soll.

Zunächst soll jedoch versucht werden, vorhandene Daten über Behandlungserfolge bei MCS zu den geschilderten Ergebnissen für Psychotherapie in Relation zu setzen.

Expositionsvermeidung

Wir erinnern uns noch einmal an die Ergebnisse von Pamela Reed Gibson für die Expositionsvermeidung sowie für Psychotherapie.

Sie fand [2], dass 94,5% der Befragten die Vermeidung von Auslösern ihrer Symptome sehr oder etwas hilfreich fanden. Psychotherapie als Mittel, um MCS zu „heilen“, fanden dagegen nur 20,2% sehr oder etwas hilfreich. Psychotherapie als Hilfe, um mit der Erkrankung besser zurecht zu kommen, fanden 65% sehr oder etwas hilfreich.

Es soll nun versucht werden, hieraus Effektstärken abzuschätzen.

Es gibt hier jedoch ein prinzipielles Problem bei der Abschätzung von Korrelation und Effektstärke anhand einer Kontingenztabelle, und zwar das Fehlen einer „unbehandelten“ Kontrollgruppe in der Studie von Pamela Reed-Gibson. Es wird sich jedoch zeigen, dass eine plausible Abschätzung auch so möglich ist.

Expositionsvermeidung

Für den Fall der Expositionsvermeidung fehlt wie gesagt eine Vergleichsgruppe. Geht man versuchsweise auf das BESD-Schema (vgl. Teil 7 der Reihe) zurück, so müsste die Kontingenztabelle lauten:

Tabelle 8.1

Die eingetragenen Werte für die Kontrollgruppe ergeben sich aus den Festlegungen für das Schema.

Es ist jedoch bekannt, dass es bei MCS praktisch keine Spontanremission gibt. Die sich aus dem Schema ergebenden Werte für die Vergleichsgruppe von 5,5% Erfolg und 94,5% Misserfolg sind also durchaus plausibel.

Man erhält so einen Behandlungseffekt von 89% und eine (korrekte) Effektstärke von 3,2. (mit den gängigen tabellierten Werten erhält man 3,9 (vgl. Teil 7)). Die nächste Graphik zeigt die Verhältnisse. Die gelbe Fläche repräsentiert jeweils erfolgreiche, die blaue nicht erfolgreiche Populationsanteile.

Bild 8.1

Wegen der besseren Anschaulichkeit wurde wieder auf die Verhältnisse bei der NIMH-Studie [5] als Analogon zurückgegriffen. In einem absoluten Sinne haben die angegebenen Werte keine Bedeutung, vermitteln aber vielleicht näherungsweise ein Gefühl für die Bedeutung der Ergebnisse für die Betroffenen.

Für die Kurve zur Expositionsvermeidung (in der Graphik violett) diente wegen der fehlenden Spontanremission der Ausgangszustand vor jeglicher Behandlung als Bezugspunkt (hier schwarz, m=18,9). Durch die fiktive Behandlung mit Expositionsvermeidung verschiebt sich das Zentrum der Kurve nach links zu m= -0,7.

Psychotherapie

Um eine Effektstärke für den Vergleich zwischen

Psychotherapie als Hilfe um mit der Erkrankung besser zurecht zu kommen

und

Psychotherapie als Mittel um MCS zu „heilen“

abzuschätzen, ist es erforderlich, zusätzliche Annahmen über das jeweils angelegte Erfolgskriterium und über ein statistisches Modell zu machen.

Es wird angenommen, dass das Kriterium für beide Gruppen das Gleiche ist und auf einem Messinstrument beruht, dass normalverteilte Ergebnisse mit gleicher Standardabweichung liefert.

Dann erhält man, z.B. aus den einschlägigen Tabellen für „z“ , bezogen auf die Lage des Kriteriums für

Psychotherapie als Hilfe um mit der Erkrankung besser zurecht zu kommen einen z-Wert (entspricht hier praktisch „d“ relativ zum Kriterium) von z1 = 0,385

und für

Psychotherapie als Mittel um MCS zu „heilen“ ist z2 = -0,835.

Daraus folgt dann eine Effektstärke „d“ von d = z1 – z2 = 1,22.

In der NIMH-Studienanalogie ergibt das bei Heranziehung der synthetischen unbehandelten Gruppe als Vergleichsgruppe für Psychotherapie als Hilfe, um mit der Erkrankung besser zurecht zu kommen einen Punktewert von 9,4 und für Psychotherapie als Mittel, um MCS zu „heilen“ einen Punktewert von 16,4. Das Erfolgskriterium stimmt dabei mit dem Mittelwert für die unbehandelte Gruppe von 11,6 Punkten überein. Die nachfolgenden Graphiken zeigen die Verhältnisse. Die gelben Flächen repräsentieren jeweils den Anteil der nach dem Kriterium als „erfolgreich“ klassifizierten Populationsanteile. Die blauen Flächen die „nicht erfolgreichen“.

Bild 8.2 Bild 8.3

Psychotherapie zwecks Hilfe zur Krankheitsbewältigung (orange) verschiebt die „unbehandelt“-Kurve (oben grün) zu einem Mittelwert von m=9,4. Das ist etwa so gut wie die Placebogruppe der NIMH-Studie (m=8,8). Die Interpersonale Therapie erreichte nach der Behandlung einen HRSD-Punktewert von 6,9.

Dass hier nicht die Bestwerte von etwa 7 Punkten erreicht werden (soweit man die Analogie ernst nehmen möchte) ist leicht verständlich, wenn die MCS als Grunderkrankung und Ursache eines Teils des seelischen Leids bestehen bleibt, während die Psychotherapie nur auf hierzu sekundäre und sonstige Komponenten des seelischen Leids Auswirkungen hat.

In der BESD-Interpretation

Die (korrekte) BESD-Interpretation ([3], vgl. Teile 6 u. 7) führt zu folgender Kontingenztabelle:

Tabelle 8.2

Die graphische Darstellung dieser Interpretation sieht folgendermaßen aus:

Bild 8.4

Der (korrekte) relative Behandlungseffekt für

Psychotherapie als Hilfe um mit der Erkrankung besser zurecht zu kommen

im Vergleich zu

Psychotherapie als Mittel um MCS zu „heilen“

liegt bei dieser Interpretation damit bei 72,9%-27,1%= 45,8%. Nach den üblichen Tabellen (vgl. Teil 7) erhält man einen Behandlungseffekt von 52%.

Zum Vergleich: die Werte für Psychotherapie gegenüber unbehandelt waren 31,8% bzw. 38% (s. Teil 7).

Fazit

Um via Quantifizierung zu einer Vergleichbarkeit zu kommen, bedient sich die psychologische Forschung zahlreicher „Messinstrumente“ wie z.B. Intelligenz- oder Persönlichkeitstests. Jede quantitativ arbeitende Studie greift auf derartige Instrumente oder ad hoc formulierter Kriterien, die sich statistisch quantitativ auswerten lassen, zurück, um die Haltbarkeit der jeweils untersuchten Hypothesen zu beurteilen.

In den Verhaltenswissenschaften bleibt die Validität derartiger Ergebnisse in Abhängigkeit von der Validität der Messinstrumente immer mehr oder weniger in der Schwebe. Denn die numerischen Werte korrespondieren zu keinerlei bekannten fundamentalen* oder abgeleiteten numerischen Zuordnungen ([4], S. 21). Man kann daher fragen „was wird durch die Verwendung solch eines Instruments erreicht? Allgemein gesprochen scheint die Antwort zu sein, dass das Instrument in der Lage sein könnte, zukünftige Ereignisse von praktischer Bedeutung vorherzusagen. „Die Rechtfertigung der Verwendung solcher Instrumente würde dann einzig in dem Ausmaß liegen, in dem sie in der Lage sind, bedeutsame Ereignisse vorherzusagen…“ ([4], S.21).

Wie in den zurückliegenden Beiträgen gezeigt wurde, führten die konsistenten Ergebnisse von 50 Jahren Psychotherapieforschung nach diesem Maßstab bislang zu keinem Rest an Effekten, der sich auf Bestandteile der den Therapien zugrunde liegenden Theorien zurückführen ließe. Mithin gibt es keinen wirklichen Hinweis auf den wissenschaftlichen Nutzen dieser Theorien. Abgesehen vielleicht vom subjektiven Gefühl der Befriedigung angesichts einer mit der sonstigen eigenen Weltanschauung einigermaßen verträglichen Analyse. Doch dieser Nutzen bleibt rein subjektiv und ganz beim Analysierenden und erreicht nicht den Analysierten. Vom Realitätscharakter der Konstrukte ganz zu schweigen, denn der hätte ja meßbare Unterschiede zumindest zur Voraussetzung. (Alternativ könnte man die Validität der verwandten Messinstrumente verneinen, was jedoch wissenschaftlich zu keiner erstrebenswerteren Situation führt. Denn beide sind meist nicht voneinander zu trennen, da die theoretischen Konstrukte nur durch reproduzierbar objektiv identifizierbare Muster in den Phänomenen begründet werden können. Und gerade dazu sollen eben die in Frage stehenden Messinstrumente dienen. Es bliebe nur, der Psychologie als Wissenschaft einen Platz in der Metaphysik zuzuweisen.)

Etwas strikt anderes ist der praktische Nutzen in Form eines Mythos, auf den im Lauf der Therapie zurückgegriffen werden und aus dem das Ritual der Psychotherapie Kraft und Glaubwürdigkeit schöpfen kann (vgl. auch den nächsten Beitrag). Derartige Mythen als zu rechtfertigende Mittel wissenschaftlicher Analyse anzusehen wäre aber ein krasses Missverständnis.

Die oben beschriebenen Ergebnisse für Psychotherapie bei MCS geben keinen Hinweis auf eine Relevanz von Theorien, die psychische Ursachen unterstellen, was immer darunter zu verstehen sein mag (abgesehen davon, dass sie auf Theorien Bezug nehmen, die sich empirisch nicht validieren lassen). Ganz im Gegenteil. Derartige Grundannahmen führen zu drastisch schlechteren Ergebnissen in der Psychotherapie.

Mit diesen Verhältnissen sind die ungleich größeren positiven Effekte für Expositionsvermeidung zu vergleichen. Dies deutet im Verhältnis zu den verschiedenen psychologischen Theorien auf einen deutlich höheren Nutzen und Realitätswert für Theorien über MCS hin, die von der Annahme ursächlicher Umweltnoxen ausgehen.

Deren Probleme liegen gegenwärtig in der Vereinbarkeit mit anderen verbreitet als wahr geglaubten Lehrmeinungen über die Menschliche Physiologie. Und wie immer, wenn die Phänomene nicht weichen wollen, werden schließlich Teile unseres mutmaßlichen Wissens einer Revision unterzogen werden müssen.

* Ein fundamentale Messung kann informell etwa als Abbildung eines empirischen relationalen Systems auf ein numerisches relationales System definiert werden ([4], S. 16). In der Psychologie fehlen jedoch die empirischen relationalen Systeme. Sie werden umgekehrt gerade mit Hilfe von letztlich auf Abzählen basierenden statistischen Messinstrumenten zu konstruieren versucht. Die damit beschäftigten Theoretiker weisen auch regelmäßig darauf hin, dass den zahlreichen verwendeten Konstrukten (z.B. die Big Five) kein eigener Realitätscharakter zuzusprechen ist (d.h. abgesehen von der Realitätshaftigkeit, die man Abstrakta generell ggf. zuzubilligen bereit ist). In der Praxis wird dies jedoch zumindest in der Sprechweise nicht beachtet und auch von den Fachleuten häufig nicht verstanden und damit bei Laien und wissenschaftstheoretisch unbeschlageneren Fachleuten gegenteiliges suggeriert. In den nicht quantitativ begründeten psychologischen Theorien (z.B. psychodynamische) ist leider nicht einmal dieses rudimentäre Bewusstsein hinsichtlich dessen, was man da tut, vorhanden. So werden neue Mythen geboren.

Autor: Karlheinz, CSN – Chemical Sensitivity Network, 24. August 2009

Tabellen: Karlheinz

Teil I – VII

Literatur

[1] Pamela Reed Gibson (2006), Multiple Chemical Sensitivity: A Survival Guide, Earthrive Books.

[2] Gibson, P. R., Elms, A. N. M., & Ruding, L. A. (2003). Perceived treatment efficacy for conventional and alternative therapies reported by persons with multiple chemical sensitivity. Environmental Health Perspectives, 111, 1498-1504.

[3] Randolph & Edmondson (2005). Using the Binomial Effect Size Display (BESD) to Present the Magnitude of Effect Sizes to the Evaluation Audience. Practical Assessment Research & Evaluation, Vol 10, No 14.

[4] Patrick Suppes, Joseph L. Zinnes (1963). Basic Measurement Theory in: Luce, Bush, Galanter, Handbook of Mathematical Psychology, Volume I, John Wiley & Sons.

[5] Elkin et. al. (1989). NIMH Treatment of Depression Collaborative Research Program: General Effectiveness of Treatment, Archives of General Psychiatry 46:971-82.

Neues Buch über MCS – Multiple Chemical Sensitivity in Arbeit, erster Blick über die Schulter des Autors

Neues Buch über Multiple=

Neues Buch in Arbeit, erster Blick über die Schulter des Autors

Dr. Hans-Ulrich Hill ist dabei, ein neues Buch über MCS – Multiple Chemical Sensitivity und Umweltkrankheiten zu schreiben und lässt uns schon jetzt ein wenig über die Schulter schauen. Der Autor ist selbst betroffen und gründete vor Jahren in Wiesbaden eine Selbsthilfegruppe. Das Thema MCS brennt ihm unter den Nägeln, und wenn er neue wissenschaftliche Erkenntnisse liest, gibt es für ihn einfach nichts anderes, als sofort loszulegen und zu schreiben.

Nachfolgend das Vorwort und die bisherige Inhaltsangabe des neuen Buches von Dr. Hans-Ulrich Hill:

Vorwort

Seit Jahren häufen sich Befunde und Erkenntnisse, dass industriell hergestellte Chemikalien, aber auch natürliche Stoffe aus bestimmten Pflanzen und Tieren, neben akut toxischen Wirkungen auf den Menschen auch Langzeitwirkungen ausüben können, die zu chronischen Krankheiten führen können. Viele dieser Wirkungen betreffen ausgerechnet das Gehirn, das „Zentralorgan“, das zur Steuerung bewusster und unbewusster Lebensvorgänge dient, und das dem Menschen nur in intaktem Zustand eine optimale Bewältigung seiner Alltagsaufgaben gewährleistet. Chemikalienwirkungen im Gehirn, besonders solche chronischer Art, können die Lebensqualität des Menschen auf Dauer stark beeinträchtigen. Viele chronische Krankheiten, die langsam fortschreiten und zu zunehmenden Allgemeinbeschwerden führen, wurden in den letzten Jahren als Folge von oder im Zusammenhang mit andauernden Expositionen der Betroffenen gegenüber Umweltchemikalien beschrieben, darunter das Chronische Erschöpfungssyndrom, die Toxische Enzephalopathie, das Lösungsmittel- und Holzschutzmittel-Syndrom, die Multiple Chemikalien-Sensitivität (MCS), um nur einige zu nennen. Aber auch die in der Häufigkeit innerhalb der Bevölkerung rasant zunehmenden Demenzerkrankungen wie die Parkinson-Krankheit, die Alzheimer-Krankheit, die Multiple Sklerose und andere, werden durch eine zunehmende Zahl von wissenschaftlichen Befunden mit Expositionen gegenüber Umweltchemikalien in Zusammenhang gebracht.

Die Wissenschaft hat vielfältige Hinweise dafür geliefert, dass als Folge der Wirkungen dieser Chemikalien chronisch entzündliche Krankheitsprozesse im Gehirn ablaufen, die sich selbst verstärken und verselbständigen, und dies auch dann, wenn in den Körperflüssigkeiten die auslösenden Chemikalien mit den gängigen laboranalytischen Methoden schon lange nicht mehr nachweisbar sind.

Gutachter argumentieren aber bis heute (2009) vor Gericht im Rahmen eines Kausalitätsverständnisses, das diese Langzeitwirkungen von Chemikalien außer Acht lässt und einen direkten Nachweis eines Zusammenhangs zwischen Chemikalien-Exposition und toxischer Wirkung im Körper in zeitlich überschaubarem Zusammenhang verlangt. Leider aber verhalten sich die chronischen Wirkungen von Chemikalien besonders im Gehirn und Nervensystem nicht so, wie dies die kurze Halbwertszeit der Erkenntnis zeitlicher Zusammenhänge bei Gutachtern, Richtern, Vertretern des Gesundheitswesens und Politikern zulässt.

Immerhin hat die Erkenntnis der Langzeitwirkungen neurotoxischer Chemikalien Eingang in die Liste der Berufskrankheiten der Gesetzlichen Unfallversicherung gefunden, indem 1997 mit der BK Nr.1317 die Enzephalopathie und Polyneuropathie durch organische Lösungsmittel aufgenommen wurde. Im Merkblatt zur BK 1317 wurde erstmals ausdrücklich anerkannt, dass auch Jahre nach Beendigung einer beruflichen Tätigkeit, die mit Belastungen durch bestimmte neurotoxische Stoffe, insbesondere organische Lösungsmittel, verbunden war, eine Zunahme der Beschwerden sowie eine Verschlechterung der Ergebnisse psychologischer Testverfahren und neurologischer Untersuchungsbefunde festgestellt werden kann. Bislang wurde argumentiert, dass gesundheitliche Beschwerden und Krankheiten, die nach Beendigung der belastenden Tätigkeit auftreten, in keinem kausalen Zusammenhang mit dieser Tätigkeit stehen könnten. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse der Neurotoxikologie zu chronisch-entzündlichen und degenerativen Krankheiten des Zentralen Nervensystems machen jedoch ein Umdenken notwendig.

Das vorliegende Buch will diese Erkenntnisse anhand einer Auswertung der Fachliteratur dokumentieren und dazu ermutigen, diese Erkenntnisse in der täglichen Praxis der Beurteilung neurologischer Krankheitsfälle, die in Zusammenhang mit Umweltbelastungen stehen, im Interesse der Betroffenen anzuwenden und diesen zu einer gerechten Entschädigung für ihre nicht durch sie selbst verschuldete Krankheit zu verschaffen. Das Buch ist somit durchaus parteilich zu verstehen, es verzichtet dabei dennoch nicht auf die mit Sorgfalt und Objektivität aus aktueller wissenschaftlicher Fachliteratur entnommenen Erkenntnisse.

Der Schwerpunkt der Darstellung liegt in der Beschreibung chronischer neurologischer Krankheitsbilder und dem Nachweis des Zusammenhangs mit Belastungen durch Umweltchemikalien. Vorangestellt ist ein Kapitel, in dem lediglich exemplarisch die neurotoxischen Wirkungen einiger wichtiger Chemikalien dargestellt werden. Dabei liefern die Erkenntnisse über die Wirkungen von Insektiziden vom Typ der organischen Phosphorverbindungen (Organophosphate) einen geeigneten Übergang zu den im Gehirn ablaufenden Mechanismen, die zu den so verheerenden chronisch-degenerativen Erkrankungen des Gehirns führen. Es zeichnet sich ab, dass diese und andere Umweltchemikalien dafür verantwortlich sein werden, dass Zig Millionen von Menschen zukünftig ihr Lebensende in einem Zustand zunehmenden Gedächtnis-, Denk- und Bewusstseinsverlustes fristen müssen. Sie verlieren dabei als Alzheimer- oder Parkinson-Patienten alles, was das Leben auch an seinem Ende noch lebens- und würdevoll machen kann, und dies nur, weil aus Gründen angeblicher wirtschaftlicher Notwendigkeiten nicht auf die Produktion chronisch neurotoxischer Chemikalien, z.B. vieler Pestizide in der Landwirtschaft, verzichtet werden könne.

Hans-Ulrich Hill, Wiesbaden, im September 2009

Ein Blick auf die vorläufige Inhaltsangabe:

Inhalt

Vorwort

Einleitung

1. Neurotoxische Wirkungen von Chemikalien

1.1. Beispiel Quecksilber: Das Amalgam-Problem

1.2. Organische Zinnverbindungen

1.3. Drogenwirkungen

1.4. Organophosphat-Insektizide

1.4.1. Der Wirkungsmechanismus der Organophosphat-Pestizide: Ein

Zusammenspiel verschiedener Rezeptoren im Gehirn

1.4.2. Auslösung chronischer Entzündungsprozesse im Gehirn

2.         Chronisch degenerative Erkrankungen des Zentralen Nervensystems

2.1. Die Toxische Enzephalopathie (TE), ein Krankheitsbild mit Langzeiteffekten

2.1.1 Symptome und Merkmale der Krankheit

2.1.2 Schweregrade der Krankheit

2.1.3 Wirkungsmechanismen, die zur Toxischen Enzephalopathie führen

2.2 Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADHS)

2.3. Degenerative Demenz-Erkrankungen des Zentralnervensystems (ZNS)

2.3.1 Multiple Sklerose (MS)

2.3.2. Die Alzheimer Krankheit

2.3.3. Die Parkinson-Krankheit

2.3.3.1. Chemikalien als Auslöser bei der Parkinson-Krankheit

2.3.3.2. Befunde zum biochemischen Pathomechanismus der Parkinson-Krankheit

2.3.3.3. Epigenetische Umprogrammierung von Genaktivitäten und sich selbst verstärkende Krankheitsmechanismen

2.3.3.4. Genetische Veranlagung für die Parkinson-Krankheit

2.3.4. Weitere neurodegenerative Erkrankungen: Das Steele-Richardson-Olzewski-Syndrom und verwandte Krankheiten

2.3.4.1. Gemeinsame Merkmale

2.3.4.2. Die Lewy-Körperchen-Demenz

2.3.5. Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)

3. Zusammenfassung: Viele Chemikalien wirken neurotoxisch als Auslöser chronischer Krankheitsprozesse.

4. Therapie und Prävention

4.1. Prävention als umwelt- und gesundheitspolitische Aufgabe

4.2. Zur Therapie von neurodegenerativen Erkrankungen

4.2.1. Maßnahmen im Anfangsstadium

4.2.1.1. Training

4.2.1.2. Medikamente der Naturheilkunde:

4.2.2. Therapie in fortgeschrittenen Stadien

4.2.2.1. Multiple Sklerose

4.2.2.2. Parkinson-Krankheit

4.2.2.3. Alzheimer-Krankheit

Literatur

Adressen

Warum Sie nicht mitkriegen, dass Sie MCS haben

Krank ohne Grund? Nein Gründe gibt es

Menschen mit Multipler Chemikalien-Sensitivität (MCS) reagieren auf verschiedene Chemikalien. Zum Beispiel Autoabgase, Parfüm, Lösemittel aus Bodenklebern, Farbgerüche etc. können die Symptome auslösen. Das kann man sich vorstellen wie eine Allergie. Allerdings sind die Symptome nicht nur Atemwegssymptome, sondern können genauso gut Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Verdauungsbeschwerden, Störungen im Herz- Kreislaufsystem, Nervenbeschwerden, Muskelschmerzen, psychische Symptome, kurz Alles, beinhalten. Wohlgemerkt können, manche Patienten reagieren z.B. vorwiegend mit Migräne oder Atemwegsbeschwerden, während andere nie Migräne oder Atemwegsbeschwerden hatten.

Wie erkennt man MCS?

Wie erkennt man nun MCS? Eigentlich klar: Sie riechen irgendwas oder essen etwas Bestimmtes, und dann geht es Ihnen schlecht. Ansonsten haben Sie wohl auch kein MCS. So einfach ist es leider nicht. Angenommen, Ihnen geht es ständig schlecht. Sie haben zum Beispiel ununterbrochen Kopfschmerzen. Weiter angenommen, die kommen von dem Duftstoff in Ihrem Weichspüler, den Sie ständig nehmen. Sie haben ständig die damit gewaschenen Sachen an und schlafen im damit gewaschenen Bettzeug. Wie wollen Sie merken, dass es vom Weichspüler kommt?

Das ist es, was die Diagnose von MCS so schwierig macht. Man kann Menschen die Symptome einer Blinddarmentzündung so gut einbläuen, dass sie ins Krankenhaus gehen, wenn sie sie feststellen. Aber bei MCS kann man keine perfekt einschlägigen Symptome nennen. Stattdessen ist ein Patient, der MCS hat und es meistens nicht weiß, ständig von den Stoffen, die er nicht verträgt, umgeben. Wie soll er dann herausfinden, von welchen der Stoffe er Probleme bekommt? Unsere ganze alltägliche Umwelt ist ja chemisch.

MCS früh erkennen

Dabei ist es extrem wichtig, eine Tendenz in Richtung MCS früh zu erkennen. Schreitet die Krankheit fort, kann es zu einem Zustand kommen, in dem ein Leben in einer normalen Umgebung nicht mehr möglich ist. Das Überleben des Patienten ist dann nur in einer völlig abgeschotteten Umgebung möglich, und Symptome werden schon durch einen Mitmenschen mit Parfüm oder durch ein vorbeifahrendes Auto mit dem Benzingeruch aus dem Auspuff ausgelöst. Aus leichten Symptomen werden schwerste.

Eine leichte Form, eine Gefährdung, gibt es bei ca. 15-30% der Bevölkerung. Das ist nicht dramatisch, meist meidet der Patient die für ihn schlimmsten Stoffe intuitiv („Ich kann in keinen Bus gehen, da wird mir sofort schlecht.“ „Duftkerzen kommen mir nicht in die Wohnung.“ „Ich könnte keine Gummifabrik betreten.“). Solange man den Patienten nicht in eine stark belastete Umgebung, wie eine komplett verschimmelte Wohnung oder einen Neubau mit vielen Lösemitteln, eine Fabrik etc. bringt, passiert meistens nichts.

Schadstoffe minimieren – Diagnosehilfe und Behandlung zugleich

Wenn Sie unter chronischen Beschwerden leiden, die sich nicht erklären lassen, kann eine Minimierung der Schadstoffe im Umfeld eventuell helfen. Wenn es Ihnen dadurch besser geht, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Beschwerden durch Schadstoffe ausgelöst werden. Lassen Sie sich von Ihrem Gefühl bzw. Ihrer Nase leiten. Ideal wäre eine nicht mehr neue, also nicht frisch mit Farben und Bodenklebern ausgestattete Wohnung, die auch nicht verschimmelt ist. Weitere Infos finden Sie in dem Blog: Gesundheitsvorsorge: Einfach billig – Schadstoffe und Keime

Sie sind kein Ökochonder: MCS ist nicht Psycho!

Dramatisch ist, dass MCS-Patienten häufig nie ihre echte Diagnose erhalten und psychiatrisiert werden. MCS gehört nicht zur üblichen Differentialdiagnostik, obwohl es sehr häufig ist. Und MCS selbst wird häufig als psychisch bezeichnet. Warum wohl? An MCS-Patienten verdient keiner. Die bleiben daheim und meiden Chemikalien. Psychiatriepatienten dagegen sind profitabel. Psychiatrien, Psychopillen, Therapien, da klingeln die Pharmakassen. Denken Sie daran. Die wirtschaftlichen Interessen einiger Personenkreise sollten Sie nicht daran hindern, herauszufinden, warum Sie krank sind. Und andere auch nicht. Schicken Sie diesen Blog als Link herum, posten Sie ihn in Foren, in denen Sie mitschreiben! Damit tragen Sie zur dringend nötigen Aufklärung über MCS bei.

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. August 2009

Weitere interessante Artikel von Amalie:

Symptome lindern bei MCS mit Akupressur – Teil 2

Forschen nach Hilfe gegen Schmerzen und Symptome

Im Teil 1 dieses Blogs habe ich mich sehr lang mit Theorie aufgehalten. Schließlich soll der Anwender die Methode auch verstehen können. In diesem Blog geht’s um Praktische. Nahezu jeder kann die Akupressur zur Symptomlinderung anwenden. Nur Schwangere sollten darauf verzichten, ebenso sollten Sie keine Punkte drücken, auf denen eine lokale Hautveränderung liegt. Sollten sie sich z.B. gerade die Hand an einem Punkt verletzt haben, drücken Sie den Punkt nur an der gesunden Hand. Bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten Sie mit Ihrem Arzt absprechen, ob sie Akupressur anwenden sollten. Leichte Störungen wie z.B. ein etwas niedriger Blutdruck und Ähnliches sind kein Hindernis.

Drücken Sie die folgenden Punkte in der angegebenen Reihenfolge. Sie können alle Punkte mit dem Daumen oder Zeigefinger drücken, oder mit dem stumpfen Ende eines Bleistifts (nicht mit der Spitze). Drücken Sie leicht kreisend und vibrierend, nach Gefühl, wobei der Finger aber immer fest auf dem Punkt bleibt. Ob sie sanfter oder sehr fest akupressieren, hängt davon ab, ob die Punkte sehr schmerzempfindlich sind. Punkte, an denen „etwas ist“ pieken anfangs. Das ist völlig normal und kein Grund zu Besorgnis.

Jeder Punkt sollte nacheinander auf beiden Seiten gedrückt werden. Drücken Sie den Punkt Lunge 9 zwei Minuten auf jeder Seite, bei den anderen Punkte reicht eine Minute. Wenden Sie den Punkt Lunge 9 auch zwischendurch an, um einer Reaktion vorzubeugen oder sie zu lindern.

Akupressieren Sie am Besten in regelmäßigen Abständen (ca. 5 Stunden Abstand), viermal täglich. Eine leichte Besserung kann sehr schnell zu merken sein, vielleicht brauchen Sie aber auch mehr Geduld. Die langfristige Anwendung ist entscheidend für den Erfolg.

Der erste Punkt – Lunge 7

Akupressurpunkt LungeDer erste Punkt ist der Punkt Lunge 7. Damit wird der Lungenmeridian aktiviert und gekräftigt. Der Punkt wird klassischerweise angewendet bei Atemwegsbeschwerden, Kopf-, Nacken- und Halswirbelsäulenbeschwerden sowie bei neurologischen Krankheiten, auch verwendet bei Neuropathien. Bekannt ist auch die Anwendung bei Migräne.

Halten Sie Ihre Hände wie in A gezeigt, der Zeigefinger berührt das obere Handgelenk. Der Punkt ist etwa da, wo der Zeigefinger aufliegt, in einer kleinen Vertiefung in einer Linie mit dem Daumen. Merken Sie sich die Position und drücken Sie den Punkt.

Der zweite Punkt – Lunge 9

Der zweite Punkt ist der wichtigste, der Punkt Lunge 9. Die Wirkung wurde im letzten Blog ausführlich beschrieben, das dürfteAkupressurpunkt Lunge Nr. 9

der zentrale Akupressurpunkt bei MCS sein. Allgemein wird der Punkt bei Atemwegsbeschwerden unterschiedlicher Art, bei Migräne, bei Übelkeit, Erschöpfung, Vergiftungen, Handgelenksbeschwerden und Gefäßerkrankungen eingesetzt.

Dieser Punkt liegt in einer Vertiefung am inneren Handgelenk, in einer Linie mit dem Daumen.

Der dritte Punkt – Dickdarm 4

Akupressurpunkt DickdarmAls drittes kommt der Punkt Dickdarm 4. Er wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd, ist auch sinnvoll bei Atemwegsbeschwerden, besonders der oberen Atemwege (Schnupfen, Heuschnupfen), lindert Verspannungen, Gelenkbeschwerden, Kopfschmerz, Migräne. Als Punkt auf dem Dickdarmmeridian kommt ihm auch eine Bedeutung für Haut und Schleimhäute zu.

Daumen und Zeigefinger zusammendrücken, sodass sich ein keiner „Hubbel“ zwischen Daumen und Zeigefinger bildet. Der Punkt liegt auf der höchsten Stelle. Kräftige Massage (es kann leicht wehtun, aber wenn es ein richtiger Schmerz ist, drücken Sie zu fest) für 1-2 Minuten je Seite. Drücken Sie nicht in Richtung Daumen, sondern in Richtung Hand, dort liegt ein tastbarer Knochen.

Der vierte Punkt – Kreislauf 6

Der nächste Punkt ist der Punkt Kreislauf 6. Ein guter Symptompunkt gegen Schwindel und Übelkeit, wirkt auch allgemeinAkupressurpunkt Kreislauf ausgleichend. Er wird eingesetzt, um das energetische Gleichgewicht allgemein wiederherzustellen. Da das bei einer chronischen Krankheit aus dem Ruder läuft, macht es Sinn, diesen Punkt mit einzusetzen.

Dieser Punkt liegt zwei Finger breit entfernt von Ansatz des Handgelenks. Sie finden ihn mittig zwischen den zwei dort tastbaren Sehnen.

Weitere Punkte, die eventuell zusätzlich eingesetzt werden können

Akupressurpunkt "Erwärmer"Wenn die Behandlung nach geduldiger Anwendung über einige Wochen keine Wirkung zeigt, dann versuchen sie es noch mal, in dem Sie noch vorm Punkt Lunge 7 den Punkt Drei Erwärmer 5 drücken. Dieser hilft dem Körper, Blockaden zu lösen.

Wenn Sie zu MCS von lästigem Heuschnupfen geplagt werden, können Sie der Behandlung nach derAkupressurpunkt Dickdarm Nr. 11 Akupressur von Dickdarm 4 noch den Punkt Dickdarm 11 hinzufügen. Dieser soll die Beschwerden lindern.

Beugen Sie den Arm, zeigt sich eine Hautfalte am Ellbogen. Der Punkt Dickdarm 11 liegt am Ende dieser Linie auf der Daumenseite. Machen Sie den Arm auf, und drücken Sie den Punkt, je nach Stärke der Beschwerden eine Minute oder zwei Minuten pro Seite.

Was Sie zusätzlich tun können

Der Lungen-/Dickdarmmeridian kann positiv oder negativ auf bestimmte Einflüsse reagieren. Positiv reagiert er auf richtige Atmung. Bei der Akupressur achten Sie darauf, wenn möglich ruhig und tief in den Bauch zu atmen. Stellen sie sich vor, dass der Atem bis in den Unterbauch fließt. Dabei nicht übertrieben tief atmen, sondern den Atem einfach fließen lassen. Automatisch wird die richtige Atmung geübt beim deutlichen Vorlesen wie früher in der Schule, oder einfach beim Mitsingen wenn Sie Musik hören. Wer unter schweren Atemwegsbeschwerden leidet, macht am Besten erst mal nichts bewusst mit der Atmung. Vielleicht merken Sie bei der Akupressur, wie die Atmung von selbst leichter und tiefer wird.

Zu den negativsten Einflüssen, wenn sich schon stagnierende Energie in der Lungenleitbahn befindet, gehören Milchprodukte. Viele MCS-Patienten vertragen keine Milchprodukte. Man hat schon gehört, dass sich nach dem Absetzen von Milchprodukten andere, zusätzliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten zum großen Teil zurückgebildet haben. In diesem Zweifelsfall empfehle ich: Milchprodukte weglassen.

Ein paar Ernährungstipps, um jahreszeitliche Verschlechterungen zu verhindern

Um dem Körper zu helfen, sein Gleichgewicht zu bewahren, ist es sinnvoll, Lebensmittel nach Saison zu kaufen. Damit sind vor allem einheimische Lebensmittel gemeint. Warme, gekochte Lebensmittel helfen dem Körper im Winter, gesund zu bleiben. Sie durchwärmen. Viele MCS-Patienten berichten von Verschlechterungen im Herbst und Winter. Das ließe sich damit erklären, dass ein geschwächter Lungenmeridian sehr kälteempfindlich ist.

Ausgleichen lässt sich im Herbst und Winter – sofern vertragen – mit aus energetischer Sicht warmen Lebensmitteln. Gekochtes Getreide oder Nudeln, Kartoffeln, Rüben, Rote Beete, Kohl, Karotten, den einen oder anderen Apfel wenn es was frisches, etwas Kühleres sein soll… Am Besten ganz klassisch zubereiten, also kochen oder eine schöne Suppe draus machen. Eine gute Fleischbrühe oder Gemüsebrühe durchwärmt. Wenn rohe Karotten oder Äpfel im Mund jucken, werden sie gekocht oft dennoch gut vertragen.

Das einfachste warme Lebensmittel ist Ihr übliches Trinkwasser, das Sie einfach kochen und dann wie heißen Tee trinken. Vertragen Sie Tee, ist der natürlich auch sinnvoll. Wer morgens gern ein Müsli isst, kann im Winter heißes Wasser darüber gießen. So gehen die Vitamine aus dem Obst im Müsli nicht durch Kochen verloren, und das Ganze ist doch nicht so kalt.

Südfrüchte – bitte in Maßen genießen

Wer im Winter zu viele Südfrüchte isst, die stark kühlend wirken, tut seiner Lungenleitbahn – und damit auch der Infektabwehr – nicht allzu viel Gutes. Orangen, Bananen, Mandarinen, Kiwis usw. wenn man sie verträgt und unbedingt essen will also in Maßen genießen, am Besten als Nachtisch nach einer warmen Mahlzeit und nicht mehrmals täglich. Das gleicht sich dann wieder aus. Das gilt auch für kalte Obstsäfte, die auch noch aus dem Kühlschrank stammen.

Im Sommer erfrischt das Obst und Gemüse der Saison, und schadet dem Lungenmeridian nicht. Wenn Sie es vertragen, essen Sie davon nach Lust und Laune. Im Sommer kann man auch mehr Bananen essen, ohne dass das den Körper zu stark abkühlt.

Regionale Lebensmittel, problematische und unproblematische Importe

Die „gesunde“ Ernährung mit viel Rohkost und massenweise Südfrüchten und Milchprodukten kennt man in Deutschland erst seit kurzer Zeit. Passt das denn zu unserem Körper? In der Traditionellen Chinesischen Medizin heißt es, dass die Dinge, die es in einer Saison gibt, zu den Bedürfnissen des Körpers in dieser jeweiligen Klimazone passen. Sie gleichen Ungleichgewichte aus. So sind die vielen frischen Früchte und Gemüse im Sommer schön kühlend, während Kraut und Rüben gekocht im Winter durchwärmen. Wenn man das nun alles verändert, kann man das Gleichgewicht des Körpers empfindlich stören.

Denken Sie daran, was es ohne die ganzen Importe gerade geben würde. In Deutschland wachsen nun mal nicht im Winter massenweise Orangen… Äpfel, Birnen, Pflaumen im Herbst, Kompotte und eingekochte Saucen wie Tomatensoße wirken dagegen nicht so auskühlend. Ausländische Getreide wie Reis und Mais – Hirse wurde früher auch hier angebaut – und Soja haben sich als relativ problemlos importabel erwiesen, wohl da es Getreide und Bohnen hier schon immer gab. Mit dem Obst und Gemüse ist das dagegen so eine Sache. Man sollte eben darauf achten und im Winter die südlichen Importen in Maßen einsetzen.

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. August 2009

Teil I: MCS: Akupressur zur Symptomlinderung

Hinweis: Die oben genannten Hinweise sind kein Ersatz für eine medizinische Behandlung oder einen Arztbesuch.

Schwer MCS-Kranke sind Psycho? Wikipedia-Admins lassen keine andere Meinung zu!

Ärzte leisten Nachtschicht auf Wikipedia, schreiben gegen Kranke

Ärzte leisten harte Nachtschichten gegen Kranke auf Wikipedia

Macht es Sinn, einen Wikipedia-Artikel alle fünf Minuten zu editieren? Und das nicht etwa einen, der mit den aktuellen Nachrichten zusammenhängt, sondern mit wissenschaftlichen, sogar medizinischen Sachfragen, deren Lage sich sicherlich nicht im Minutentakt ändert? Nein, das macht keinen Sinn. Es sei denn, es geht um einen äußerst brisanten Interessenkonflikt.

Zum Beispiel bei dem Wikipedia-Artikel zu Multiple Chemical Sensitivity (Multipler Chemikalien-Sensitivität, MCS). Personen, die persönlich mit MCS Erfahrung haben, als Patienten oder Angehörige, und über medizinisches Wissen verfügen, zum Beispiel als langjährige Betreiber von Webseiten und Foren zu MCS und als wichtige Ansprechpartner für Betroffene, stellen einen Artikel zu MCS ein, der kurz und bündig erklärt, um was es sich handelt. Was sie schreiben, wird von Wiki-Admins ständig wieder geändert.

Was ist Multiple Chemikalienunverträglichkeit (MCS)?

Es handelt sich um eine Erkrankung, bei der Chemikalien unabhängig von der Dosis wie bei einer Allergie unterschiedliche Symptome hervorrufen, die sich von lästig bis lebensgefährlich erstrecken. Das kennt man ja auch von der Allergie, hier können z.B. Pollen zu etwas Naselaufen führen, im Extremfall aber zum Asthmaanfall oder allergischen Schock.

Bei MCS sind die Auslöser eben nicht die Pollen – auch wenn viele Erkrankte zusätzlich unter Allergien z.B. auf Pollen leiden – sondern Chemikalien und Schadstoffe. Symptome werden ausgelöst z.B. durch Chemikalien aus Fußbodenbelägen, Lacken, Rauch aus Grill oder Kaminen, Parfüm, beduftetem Waschmittel oder Weichspüler. Da der Patient all diese ständig gegenwärtigen Chemikalien nicht mehr verträgt, ist er unfähig, am normalen Alltag, auch am normalen Erwerbsalltag, teilzunehmen.

Was soll daran jetzt so problematisch sein? Allergien und Unverträglichkeiten sind nichts Neues, nichts besonders Ungewöhnliches. Eigentlich. Aber MCS ist problematisch. Problematisch für die Finanzen gewisser Personen.

MCS- Ein finanzielles Problem

MCS ist als körperlich bedingte Krankheit in Deutschland einklassifiziert und kann als Berufskrankheit auftreten. Viele Erkrankte arbeiteten mit Schadstoffen, z.B. in einer Schuhfabrik, als Drucker, als Maler und Lackierer. Die Betroffenen werden durch MCS arbeitsunfähig. Und? Brauchen Rente. Wer soll jetzt dafür aufkommen? Für Berufskrankheiten müssen bestimmte Stellen aufkommen.

Dazu gibt es noch sehr viele Fälle von MCS in stark schadstoffbelasteten Gebäuden. Es ist richtig, dass die größten Chemikalienmengen in der Produktion vorkommen. Aber auch in Schulen oder Büros werden Schadstoffe oft zum Problem. Gerade Schulen sind ein Problem. Von einer staatlichen Einrichtung könnte man Sanierung – teure Sanierung oder Abriss und schadstoffarmer d.h. teurer Neubau – verlangen. Würde offen zugegeben, dass die Chemikalien die Kinder krank machen.

Außerdem: MCS-Kranke bräuchten eigentlich ein paar Euro mehr als Hartz IV oder Sozialhilfe. Wer auf kleinste Mengen Chemikalien reagiert, brauchte schadstoffarme Umgebung. Eine „saubere“ Wohnung, also biologisch gebaut und nicht verschimmelt oder mit Billiglaminat ausgeklebt. Luftfilter für belastete Außenluft – gibt es für ca. 1000 Euro pro Stück -, Wasserfilter für Schadstoffe im Wasser. Dazu die bekanntlich teureren Biolebensmittel, weil MCS-Kranke die Spritzmittel an „normalen“ Lebensmitteln nicht vertragen. So was zahlt keine Krankenkasse der Welt.

Kranke: Wir brauchen Geld zum Überleben… Industrie: Wir zahlen nicht!

Würde man MCS-Kranken ihren lebensnotwendigen Bedarf zahlen und öffentliche Gebäude sanieren, würde eine riesige Kostenlawine auf Deutschland zurollen. Klar, wer das nicht will. Es gibt da ein paar Leute, die nicht gern mehr Steuern von ihrem Millioneneinkommen zahlen würden. Und ein paar Leute, die nicht gern zugeben, dass in ihren Fabriken, vermieteten oder verkauften Wohnungen, Schulen etc. Menschen krank werden.

Psychiatrisierung: Wie das Problem der Kosten durch MCS „gelöst“ wird

Die Lösung für solche Probleme haben diese Leute immer parat. Natürlich, die Krankheit kommt nicht von der Fabrik oder dem Fußbodenkleber in der Schule. Und nicht nur das. MCS gibt es als körperliche Erkrankung, die die nötigen Kosten nach sich ziehen würde, gar nicht. Die Erkrankten sind psychisch krank. Sie reden sich ein, dass ihnen Schadstoffe schaden würden.

Am Besten, die Menschen finden gar nicht erst heraus, dass sie MCS haben. Die Chemikalien sind ständig da, also geht es dem Patienten andauernd schlecht. So kann man dem Patienten leicht sagen, er habe eine andere Krankheit. Eine psychosomatische.

Internet: Gefahr für finanzkräftige Meinungsmonopole

Aber manche Menschen finden doch heraus, was sie haben – Nicht zuletzt dank des Internets, in dem Patienten sich vernetzen können. Und in dem MCS-Kranke anders als in der sonstigen Welt noch handlungsfähig sind, zumindest einem Teil der Patienten ist die Benutzung eines Computers noch möglich, wenn auch z.B. nur mit einer Schutzmaske, um die Schadstoffe aus der Lüftung des Computers nicht einzuatmen.

Musterbeispiel Wikipedia

Also, um die Interessen unserer Personengruppe zu wahren, müssen andere Infos in Netz. Die sagen: MCS ist Psycho. Und so muss es dann auch auf Wikipedia stehen.

So schreibt zum Beispiel jemand mit Erfahrung und Sachwissen, mit ausreichender Quellenangabe, Zitierung offizieller und wissenschaftlicher Quellen:

„Die multiple Chemikalienunverträglichkeit ist offiziell als ein organisch bedingtes Krankheitsbild anerkannt. Sie wird von den Gesundheitsinstitutionen der WHO und dem Bundesministerium für Gesundheit, sowie dem Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), ausschließlich als organische Erkrankung einklassifiziert und nicht als somatoforme Erkranung eingestuft. Eine Zuordnungsverschiebung dieser Erkrankung in den Bereich Psychischer Erkrankungen ist von offizieller Seite her nicht vorgesehen.“

Tatsächlich scheint es in Behörden auch Ansichtsunterschiede zu geben, zumindest was das Schreiben von Briefen angeht. Da erkennen das DIMDI und das Bundesministerium für Gesundheit MCS als körperliche Erkrankung an. Das dann in der Praxis fast nie MCS diagnostiziert wird, sondern einfach eine andere Erkrankung, ist eine andere Sache. Immerhin, ein Admin auf Wiki ließ den oben zitierten Artikel zu.

Dennoch. Einen solchen Netzartikel können gewisse Ärzte doch nicht stehen lassen. Ärzte, die Wiki-Admins sind. Sie editieren dann. Und sind sich untereinander nicht mal einig, was wie zu editieren ist. Also wird ununterbrochen editiert. In Abständen von Minuten. Teilweise sogar mitten in der Nacht.

„Die multiple Chemikalienunverträglichkeit ist ein umstrittenes, in medizinischen Fachkreisen nicht allgemein anerkanntes Krankheitskonzept. So zeigen wissenschaftliche Studien eine hohe psychosomatische bzw. psychiatrische Komorbidität von MCS-Patienten.[…]

Unter kontrollierten Bedingungen durchgeführte Provokationstests erlauben keine auf spezifische Chemikalieneinwirkung zurückgehende Unterscheidung zwischen subjektiv von MCS betroffenen Patienten und Vergleichspopulationen.“

Das schrieb der Arzt mit dem Wiki-Admin-Namen Christian2003.

Die Editierliste eines Artikels kann man ansehen, wenn man in Wikipedia eingeloggt ist. Häufig editierte Artikel werden aber auf Wikirage genannt: Beispiel MCS auf Wikirage Dort kann man sehen, wann editiert wurde, leider nur die letzten drei Mal. Tipp: Wer morgens guckt, findet manchmal noch die Nachtarbeiter am Werke.

Wer sind die Dauereditierer?

Und wer sind die dauereditierenden Mediziner? Zum Beispiel Christian2003 oder der ebenfalls dauereditierende Mesenchym?

Wikipedia Redaktion Chemie/Treffen der Naturwissenschaftler

Da kann man es sehen. Ärzte mit viel Interesse an der Chemie. Ziele der Treffen der wiki-aktiven Chemiker:

„Fachübergreifendes „WikiProjekt Pharma“[…]

Einrichtung einer gemeinsamen Qualitätssicherungsseite für themenübergreifende Artikel. […]

Schwarze Listen für Internetseiten […]“

Kennen wir das irgendwoher? Zensurfreudige Industriefreunde, die das halbe Internet auf die Schwarze Liste setzen würden?

Größter Feind: Freies Internet

Wer zu den Vorlieben und Meinungen des Arztes Mesenchym mehr wissen will, sollte auf den von ihm verlinkte YouTube-Kanal klicken: User MontyPython

„For 3 years you YouTubers have been ripping us off, taking tens of thousands of our videos and putting them on YouTube. Now the tables are turned. It’s time for us to take matters into our own hands.

We know who you are, we know where you live and we could come after you in ways too horrible to tell. But being the extraordinarily nice chaps we are, we’ve figured a better way to get our own back: We’ve launched our own Monty Python channel on YouTube.

No more of those crap quality videos you’ve been posting. We’re giving you the real thing – HQ videos delivered straight from our vault.

What’s more, we’re taking our most viewed clips and uploading brand new HQ versions. And what’s even more, we’re letting you see absolutely everything for free. So there!

But we want something in return.

None of your driveling, mindless comments. Instead, we want you to click on the links, buy our movies & TV shows and soften our pain and disgust at being ripped off all these years.“

Kürzen wir es ab, statt es ganz zu übersetzen. Die YouTube-User, die Allgemeinheit, die YouTube nutzt, stellt Videos ein, die Elite-Standards nicht entsprechen. „Wir wissen wer ihr seid, und wir könnten euch verfolgen, auf Arten, die so schlimm sind, dass man sie besser nicht erwähnt“, übersetzt sich ein Teil davon. Das spricht Bände über Netzüberwachung und Einstellungen, was? Eine Hasspredigt darauf, dass das „gemeine Volk“ nun YouTube nutzt.

Aber man sei ja gnädig. Und stelle einfach einen Kanal in hoher Qualität ein – MonthyPhyton genannt. Nur hohe Qualität.

„Aber wir wollen etwas zurück dafür. Keine von euren hirnlosen Kommentaren. Stattdessen sollt ihr auf die Links klicken, unsere Filme & TV-Shows kaufen und damit unseren Schmerz und Ekel (!) der letzen Jahre lindern.“

Na also. Wer ist das wohl, „wir“, die sich davor ekeln, wenn es ein freies Internet gibt?

Quellen für diesen Blog sind Wikipedia-Artikel, die mittlerweile längst editiert sind. Wer ein bisschen genauer reinlesen will, kann sich hier informieren: CSN Forum Thread „Hat da wer Panik vor MCS? Wiki“

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity, 12. August 2009

Chronische Intoxikation – Sensibilisierung – Allergien

Seit dem 2. Weltkrieg sind Allergien um das 20- bis 30-fache gestiegen. Die Belastung der Bevölkerung wird in Bayern mit 20 – 30% angegeben (zugegeben). Die deutsche Allergietestung missachtet immer noch den Allergietyp IV, das ist der Allergietyp einer zellulären Immunreaktion. Dieser spielt in Sachen Umweltmedizin eigentlich die Hauptrolle.

In Zusammenhang mit dem so umstrittenen MCS ist anzumerken, dass MCS in aller Regel – Rea gibt 80% an – in Verbindung mit Nahrungsmittelallergien vorkommt.

Wirkschwellenmodulation

Die Sensibilisierung ist also eine Form der Wirkschwellenmodulation. Mit einfachen Worten: Die toxikologischen Wirkschwellen sind innerhalb eines Individuums zeitlich nicht konstant (s.a. Chronische Intoxikation/Entgiftung).

Allergische Reaktionen auf Chemikalien

Die Senatskommission zur Prüfung gesundheitsschädlicher Arbeitsstoffe (MAK-Kommission) der deutschen Forschungsgemeinschaft hat vor über 10 Jahren eine besondere Liste der „sensibilisierenden Arbeitsstoffen“ eingeführt. Diese Liste wächst mit jeder Ausgabe und zwar exponentiell.

Im Text findet sich folgende Beschreibung:

„Bis heute lassen sich weder für die Induktion einer Allergie (Sensibilisierung) noch für die Auslösung einer allergischen Reaktion beim Sensibilisierten allgemein gültige, wissenschaftlich begründbare Grenzwerte angeben. Die Induktion ist um so eher zu befürchten, je höher die Konzentration eines Allergens bei der Exposition ist. Für die Auslösung einer akuten Symptomatik sind in der Regel niedrigere Konzentrationen ausreichend als für die Induktion einer Sensibilisierung. Auch bei Einhaltung der MAK-Werte sind Induktion oder Auslösung einer allergischen Reaktion nicht sicher zu vermeiden.“ (MAK-Liste 2006).

Diese Formulierungen sind etwas umständlich, aber es ist eine mögliche Beschreibung von MCS. Zwar beschränkt sich die MAK-Kommission im Kontext auf humorale Immunmechanismen, erfasst also nur die halbe Wahrheit, aber dennoch ist es ein Schritt in die richtige Richtung und eine Bestätigung dafür, dass gar nicht die Rede davon sein kann, dass MCS eine psychische Erkrankung sei.

MCS-Definition

Die MCS-Definition, die heute als die Konsensdefinition gilt, stammt von dem amerikanischen Arbeitsmediziner Cullen, und ist ähnlich umständlich, wie sich die MAK-Kommission ausgedrückt hat:

Konsensuskriterien für multiple chemische Sensitivität (MCS) sind :

[Cullen 1987, Cullen et al. 1995, UBA 2003]

  1. Die Symptome treten nach Chemikalienexposition reproduzierbar auf.
  2. Das Beschwerdebild ist chronisch
  3. Das Beschwerdebild wird bereits durch niedrige – zuvor tolerierte – Konzentrationen, die allgemein gut vertragen werden, hervorgerufen.
  4. Die Beschwerden bessern sich bzw. verschwinden nach Elimination des Agens.
  5. Reaktionen treten gegenüber zahlreichen, chemisch nicht verwandten Substanzen auf.
  6. Die Symptomatik umfasst zahlreiche Organsysteme.

Eleganter und treffender ist die Definition der amerikanischen Umweltbehörde EPA: „MCS sind Reaktionen auf Chemikalien, die vorher vertragen worden sind.“ (Wirkschwellenmodulation). Die amerikanische Arbeitsmedizinerin Grace Ziem betont einen anderen Aspekt: „Reaktionen auf Chemikalien, die von der Allgemeinbevölkerung vertragen werden“.

Beide Definitionen zusammen ergeben eine ausreichende Definition, nämlich eine, die markiert, dass hier eine Wirkschwellenmodulation innerhalb eines Individuums stattgefunden hat und andererseits, dass die üblichen Bewertungsgrößen wie etwa ADI-, BAT- oder MAK-Werte für die Bewertung nicht mehr herangezogen werden können.

MCS-Diagnose ist sehr einfach

Prof. Ross vom EHC, Dallas, definierte auf Anfrage: „Chemical Sensitivity is Sensitivity to Chemicals“. Es ist in der Tat so einfach:

„Bei mir stellte sich einmal ein Mann vor, der immer von Elektromotoren die Wicklungen abgebrannt hat. Durch die Brandgase hat er eine toxische Enzephalopathie entwickelt. Er konnte sich u.a. keine Graphiken und keinen Zeichnungen mehr merken – schlimm für einen Techniker. „MCS habe ich aber nicht“, sagte er. Meine Gegenfrage „Wie fühlen Sie sich, wenn Sie in einem Kaufhaus an der Parfümtheke vorbeigehen?“ – Gedankenpause – „Wenn meine Frau den Haarspay nimmt, dann krieg‘ ich die Krise“…

Dass man sich in Deutschland so schwer tut, MCS zu diagnostizieren, liegt also daran, dass man sich nicht traut. Das Phänomen ist ganz einfach zu erkennen, nur wenn man daran zweifelt, dass es das Phänomen überhaupt gibt, dann hat man natürlich Probleme und möchte gerne eine möglichst komplizierte Definition, damit sie den Anschein von Wissenschaftlichkeit hat. Die WHO subsumiert MCS unter Allergien.

Der Stand der Wissenschaft zu MCS entnehmen Sie bitte meinem MCS – Papier. Die Lektüre ist für Strategiefestlegungen in Rechtverfahren unerlässlich.

Autor: Dr. Tino Merz, Sachverständiger für Umweltfragen, www.dr-merz.com

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