Die Kasse klingelt, die Menschen leiden – Warum Krankenkassen Kranke brauchen
Die Krankenkassen haben sich noch nie für die Anerkennung von MCS eingesetzt. Man könnte denken, dumm. Chemikaliensensitive vertragen keine Chemikalien. Also auch keine desinfizierten Arztpraxen mit zehn Parfümierten im Wartezimmer und schon gar keine chemischen Mittelchen. Viele MCS-Patienten haben exakt Null Zugang zu medizinischer Versorgung. Die idealen Patienten für die Kasse, oder? Versicherte, deren Beiträge reinkommen, ohne dass sie jemals etwas kosten, weil sie keine Behandlung vertragen?
Sagen wir es anders: MCS-Patienten sind nicht profitabel. Da zieht keine Apparatemedizin, keine Mittelchen. Klingelt keine Pharma-Kasse. Braucht man eine saubere Wohnung und Biolebensmittel. Das Einzige, was man so richtig absetzen könnte, wären Wasserfilter und Luftfilter für unsere verdreckte Luft und das verschmutze Wasser. Dürfen die Kranken alles selbst zahlen. Oder bekommen sie nicht, weil sie von Hartz IV leben, will sagen sterben, müssen.
An Depressiven oder anderen Psycho-Patienten verdient man mehr. Also, MCS lieber „fehldiagnostizieren“. Müsste den Menschen, die krank sind und keine Ahnung haben warum, mal einer sagen „Wir brauchen Sie noch als Rohstoff für die Pharma-Industrie, wir können Ihnen nicht helfen, tut uns gar nicht Leid, sie müssen noch mal in die Psychiatrie bzw. xy einnehmen.“
Kassen mögen keine Gesunden – Für Kranke gibt’s Euros vom Steuerzahler
Warum ziehen die Krankenkassen da mit? Die zahlen doch für die Profite der Pharmafirmen, oder nicht? Klar tun sie. Und werden dafür hoch entlohnt. 2006 gab es 4,1 Millionen auf Depression diagnostizierte Menschen in Deutschland. Pro Nase gab das 1500 Euro. Nein, nicht für den Patienten, dessen Stimmungslage durch die 1500 vielleicht etwas aufpoliert worden wäre. Für die Krankenkasse. Aus dem staatlichen Gesundheitsfonds!
Das Selbe gilt für Diabetes, Bluthochdruck usw. Ein Patient, der durch Sport und gesunde Ernährung wieder gesund wird, gefällt der Kasse nun nicht mehr. Kranke sind doch viel teurer. Auch Krebs wird gut belohnt.
Krankheitsorientierte Zuschläge
Morbiditätsorientierter Risikozugschlag nennt sich das ganze Prinzip. Morbiditätsorientiert heißt krankheitsorientiert. Sollen wir, also sozusagen die dummen Bauern, alle krank werden? Aber klar, am Besten gerade so krank, dass wir noch arbeiten und Mehrwert produzieren, den sowieso nur Andere kassieren, und trotzdem von einem sich wunderbar einigen Gesundheitssystem ausgenommen werden können.
Aufwandsentschädigung heißt das, wenn Menschen verkauft werden
Die Ärzte spielen fleißig mit. Sie sollen jetzt sogar ihre Diagnosen noch mal überdenken. Das Schönste wären doch Patienten, die relativ gesund und auf dem Papier schwer krank sind – keine Kosten, trotzdem Zuschlag. Daher: Bereitwillig stellen die Kassen vorgefertigte Formulare zur Verfügung. Der Arzt braucht nur noch seine Kontonummer einzutragen. Der Arzt bekommt noch zehn Euro dazu! Wirklich, da wird knallhart gehandelt.
Aufwandsentschädigung ist in Kreisen der Medizin-Industrie der Begriff dafür, wenn Menschen eiskalt verkauft werden. 250 Euro Aufwandsentschädigung gibt es für die Versuchskaninchen bei der Schweinegrippeimpfung, die arm genug sind, um dann die Nebenwirkungen wie Fieber, schwerste Entzündungsreaktionen und Bluthusten dulden müssen. Meint der saubere Professor, solche Reaktionen seien normal bei dem neuen Wirkungsverstärker in der Impfung.
Illegal? Aber nicht doch, Formulierung nach vorn und hinten wasserdicht!
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar warnte sogar noch die Krankenkassen, das Einholen zusätzlicher Daten sei illegal. Von einem Prozess hat man nichts gehört. Kommt ja immer auf die Auslegung an. Jeder Chefetagenanwalt kommt durch den Schweizer Käse der Gesetze durch, und falls nötig, werden mal ein paar Augen mehr zugedrückt. Man kennt sich ja. Die Ärzte sollen ja nur ihre Diagnosen nochmal überprüfen, von mehr Diagnosen stellen steht da ja nichts.
Der Markt wird’s schon regeln?
So kann’s gehen. Der Markt wird’s schon regeln? Die soziale Marktwirtschaft wird’s richten? Weder der Markt noch seine steuerfinanzierten Profitmaximierungshelfer regeln irgendwas zum Wohl der Bevölkerung. Wir sind das Rohmaterial bei der Profitgewinnung. Wir zahlen die Profite. Mit Geld, Zeit, Gesundheit und Leben.
Zu der Studie, die zeigt, dass MCS-Patienten das Gesundheitssystem weniger beanspruchen als der Durchschnitt:
Zusammengefasst besagt die Studie, dass – bei insgesamt 563 Studienteilnehmern an einer Kohortenstudie über drei Jahre – bei den MCS-Patienten die Inanspruchnahme medizinischer Dienstleistungen im Jahresdurchschnitt um 8,7% sank, während dieser Jahresdurchschnitt bei der nicht chemikaliensensiblen Bevölkerung des Ortes nur um 1,3% sank. Es wurden durch die geringere Inanspruchnahme von medizinischen Dienstleistungen durch die chemikaliensensiblen Personen insgesamt 77.440 Dollar gespart. Es lässt sich errechnen, dass so pro chemikaliensensibler Person im Vergleich zum Durchschnitt der nicht chemikaliensensiblen Bevölkerung 137,55 Dollar gespart wurden.
Das entspricht einer Ersparnis von 52680 Euro insgesamt oder einer Ersparnis von 93,57 Euro pro chemikaliensensibler Person, wenn man von den Devisenkursen des 08.01.08 ausgeht.
Autor: Amalie, CSN – Chemical Sensitivity Network, 29. August 2009
Weitere interessante Artikel von Amalie:
Literatur:
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Fox RA, Joffres MR, Sampalli T, Casey J., The impact of a multidisciplinary, holistic approach to management of patients diagnosed with multiple chemical sensitivity on health care utilization costs: an observational study, Nova Scotia Environmental Health Centre, Fall River, Nova Scotia, Canada, J Altern. Complement Med. 2007 Mar; 13(2):223-30
Amalie toller Bericht.
Hier mal ein kleines Filmchen zum Thema.
http://www.youtube.com/watch?v=hprIxEBMBm4
Warum haben wir wohl einmalig in der Welt, eine Ärtzekammer. Schluss mit der Ärztekammer. Bitte auch Beratung durch Krankenkassen zulassen, die dürfen keine Beratung geben, welcher Arzt was taugt. Das die Krankenkasen nichts für Leute mit MCS tun, ein Skandal, bei guter Beratung könnte viel Geld gespart werden. Unsere Wirtschaft muss aber brummen und Geld sparen paßt da nicht. Auch denke ich mal, dass das Gehalt wie auch bei Architekten nach Bausumme (Umsatz) ausfällt. Wenig Umsatz (Krankenkasse) wenig Gehalt für Vorstände, Kasseneiter, die sollen ja trotz Wirtschaftflaute, noch legal kräftig abgesamt haben.
Ein kleines Filmchen von Volker Pispers was noch auf uns vermutlich zukommt.
http://tinyurl.com/lbsldd
Gruß Energiefox
Lieber Energiefox,
sicher, es kommt noch viel auf uns zu, die Wirtschaft muss ja wachsen, da wächst auch die Katastrophe.
Allerdings, wieso willst du, dass Krankenkassen Beratung geben dürfen? Wo ist der Interessenunterschied zur Ärztekammer und zur Pharmaindustrie? Warum sollen die Kassen Interesse am Geld sparen habe? Mittlerweile frage ich mich, ob mein Blog verständlich war…
Ich möchte es nochmal ganz klar sagen. Ärzte, Pharmakonzerne und Krankenkassen haben nun ein und die selben Interessen. Ärzte und Pharma vs. Krankenkassen ist nicht mehr der Fall. Die Krankenkassen brauchen jetzt auch möglichst viele Kranke. Mit der Systemregelung, dass alle Seiten die selben Interessen haben, ist mehr Kohle zu machen. Das wollte ich darstellen.
Daher haben die Kassen auch kein Interesse daran, dass durch korrekte Diagnostik Umweltkrankheiten diagnostiziert und kostengünstig behandelt werden. Tatsächlich gibt es exakt niemanden, der ein wirtschaftliches Interesse an uns hat.
Viele Grüße
Amalie
Wäre es da nicht von Vorteil, für alle, wenn man das gesamte KK-System verstaatlicht? Dann kocht nicht jeder sein Süppchen sondern belastet wird nur ein Konto. Da bleibt doch am Ende wesentlich mehr über, also im Plus, als derzeit.
Die Vielzahl der Vorstände, die Beiträge in Millionenhöhe absahnen kommen dann, den zwangsläufig sinkenden KK-Beiträgen zu gute.
Oder man lässt die Beiträge wie gahabt und so sind dann Millionen von Euros übrig.
Es ist erschreckend wieviele KK es gibt. Und jede hat so Ihr eigenes Motto bzw. Credo.
Ich denke wenn der Staat mit den Kosten zu kämpfen hätte, wäre einiges anders.
Allerdings sollte auch dort, von dritten unabhängigen eine Überwachung bzw. Monitoring stattfinden. Das könnte z.B. die WHO übernehmen.
Die Gelder die bisher in dunklen Kanälen verschwinden (Milliarden?) würden dann u.a. für die MCS-Kranken da sein. Eben für die Grundversorgung.
Andererseits würde es auch reichen wenn man MCS-Kranken ohne wenn und aber, auf dem kleinen Dienstweg den Rentenanspruch gewähren würde. Wenn es sich nicht um die Verletzten-Rente der BGs (von den BGs gibts auch zuviele) handelt, die ja einen höheren Satz zahlen, sollte die „normale“ Rente ebenfalls einen höheren Satz haben.
Mit der Minirente kann man gerade überleben aber niemals mit MCS!
Amalie der Knackpunkt ist, die Krankenkassen sollten Interesse haben Geld zu sparen, wo es möglich ist ohne die Patienten zu schaden.
Ein Leserbrief in der Zeitung..
„wer verdient an den Zinsen der gewaltigen Verschuldung vom Staat usw.“
Zum Thema Beratung durch Krankenkassen, ich bin genau Deiner Meinung über den miesen Istzustand.
Ich hatte bei der Beratung durch Krankenkassen an den Idealfall gedacht, wie es sein könnnte, eine Art Qualitätsmanagement zwischen Arzt und Krankenkasse. Natürlich alles unverbindlich, Patienten könnten dann auch mitmachen und Ärzte bewerten. Ich war nämlich mal in der Lage einen Facharzt wählen zu müssen und hatte Null Info bzw. hatte mir keine Info vorher geholt.
Es ist nur eine Idee und vermutlich nicht die Beste.
Gruß Energiefox
@ Amalie
Dein Blog ist verständlich. Die Realität ist nur nicht schön.
Mit 40 wurde mir das bewusst und ich bin kurz darauf aus dem Sozialsystem ausgestiegen, habe die letzten Arbeitsjahre KEINE Beiträge mehr bezahlt (was immer noch als illegal gilt, obwohl der Staat mir als Frau im Familienbetrieb legalerweise? einen Lohn verweigert hat, dies 25 Jahre lang)und statt dessen dieses Geld anderweitig verwendet, wo ich es heute finden kann. Ich habe also für mich selber gesorgt weil ich frühzeitig erkannt habe, dass dieses System nicht für die Menschen die es füttern gedacht ist. Schade dass ich mich nicht geirrt habe.
Mach weiter so, Amalie, Deine Blogs sind gut und verständlich.
Lieber Energiefox,
zum Thema Sparen und Qualitätsmanagement möchte ich Dich mal zum Lesen in das CSN Forum einladen.
Wir haben induLa schon das IQWiG :
„Das IQWiG ist ein unabhängiges wissenschaftliches Institut, das den Nutzen medizinischer Leistungen für Patientinnen und Patienten untersucht. Damit stehen Qualität und Wirtschaftlichkeit auf dem Prüfstand. Das Institut erforscht, was therapeutisch und diagnostisch möglich und sinnvoll ist und informiert Ärzte und Patienten darüber.
Finanziert wird das IQWiG durch Zuschläge für stationäre und ambulante medizinische Leistungen, die überwiegend von der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erstattet werden.
Zu den Instituts-Aufgaben gehört unter anderem die Bewertung von Operations- und Diagnoseverfahren, Arzneimitteln sowie Behandlungsleitlinien. Auf der Basis der evidenzbasierten Medizin erarbeitet das IQWiG außerdem die Grundlagen für neue Disease Management Programme (DMP) – strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch Kranke. Das Institut trägt so dazu bei, die medizinische Versorgung in Deutschland zu verbessern.“
http://www.iqwig.de/ueber-uns.21.html
Aber Du wirst es nicht glauben, Energiefox. Béi diesem Institut scheint man MCS gar nicht zu kennen. Und das obwohl man ja von anderen Bundesbehörden, wie zum Beispiel dem DIMDI in Köln weiss, dass MCS in der BRD schon aktenkundig ist. DIMDI hat MCS sogar gelistet.
http://www.csn-deutschland.de/dimdi_icd-schreiben.pdf
Schau mal hier in den Strang:
Hallo IQWiG , was kostet diagnostizierte MCS ?
http://www.csn-deutschland.de/forum/showthread.php?id=11209
Juliane,
wie ich es auf dem ersten Blick erkennen kann – Filz hoch 3. Gut, dass Ihr so profihaft die Misstände aufkdeckt. Glauben tue ich es wohl, obwohl es unglaublich ist klingt.
Gruß Energiefox
Hi Amalie,
gut dass Du aufzeigst, wie es wirklich abgeht im Gesundheitswesen. Es dreht sich alles nur noch ums liebe Geld, wir Patienten sind somit Mittel zum Zweck. Wir MCS Patienten haben sowieso die A-Karte gezogen.
Danke Amalie für diese auflkärenden Worte. Das Geschäft mit Kranken floriert, wir MCS-Betroffenen werden verkauft nach Strich und Faden. Es ist untragbar, wie MCS Kranken im Gesundheitssystem medizinische Hilfe vorenthalten wird.
Wir sind auch wer, doch für manche scheinen wir nicht zu existieren.
Amalie, besten Dank für diese prima Arbeit. Wir werden ausgenutzt. Gesunde brauchen heute weder die Krankenkassen noch die Pharmaindustrie. Die Gesundheitsreform gibt uns MCS Kranken den Rest.
Das ist auch ein Thema, das mir gehörig unter die Haut geht. Danke Amalie für den sehr informativen Blog. Und wie viele MCS-Kranke wissen noch nicht, woran sie leiden und befinden sich in den Mühlen dieser Maschinerie, was Jahre dauern kann, und erst recht, wenn sie kein Internet haben, sich nicht informieren können, weil alles „geheim“ gehalten wird! Das wird ja auch von den Kassen in Richtung Psycho oder Achselzucken quittiert.
Und die tatsächlich benötigten Sachen zur Aufbesserung der Gesundheit muss man selber tragen, so daß man bettelarm wird.
Vielen Dank Amalie!