Archiv der Kategorie ‘Nahrung, Nahrungsmittelallergien‘

Jugend deckt auf: Pestizidcocktail im Schulbuffet!

Start des ersten unabhängigen Schüler-Begehrens für BIO – Ministerin muss umweltfreundliche und gesunde Lebensmittel durchsetzen!

Wien – Die GLOBAL 2000-Jugendorganisation hat stichprobenartig österreichische Schulbuffets getestet. Das Ergebnis: Umweltfreundlich produzierte Bioprodukte sind Mangelware! Biologische Lebensmittel sind garantiert frei von chemisch-synthetischen Pestiziden. „Wir haben auf den konventionell produzierten Jausenäpfeln einen Pestizidcocktail mit bis zu acht verschiedenen Pestiziden gefunden. Es ist ein Skandal, dass für die Kinder und Jugendlichen nicht das Beste und Gesündeste angeboten wird. Das wollen wir ändern“, so Sven Hergovich, Koordinator der GLOBAL 2000-Jugendgruppe. Die GLOBAL 2000-Jugend organisiert daher das erste österreichische SchülerInnen-Begehren für BIO und Umweltschutz. „Es liegt in der Verantwortung der Unterrichtsministerin Claudia Schmied: was an Schulbuffets in Österreich verkauft wird, das kann sie im so genannten Müsli-Erlass regeln. Wir fordern, dass Bio für Schulbuffets zum Standard wird“, so Hergovich weiter.

Die GLOBAL 2000-Jugendgruppe hat zahlreiche Schulbuffets in Österreich inspiziert und von drei Buffets Äpfel erworben. Diese wurden in einem akkreditierten Labor auf Pestizidrückstände analysiert. In den Schuläpfeln wurden bis zu acht verschiedene Pestizide pro Apfel nachgewiesen. Einer der Wirkstoffe ist für Äpfel nicht zugelassen. Die UmweltschützeInnen haben der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) deshalb diese Ergebnisse übermittelt und sie aufgefordert tätig zu werden.

„Der Cocktail an Chemikalien, dem Jugendliche ausgesetzt sind, ist bedenklich. Nicht genug, dass einige der nachgewiesenen Wirkstoffe mit Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in Verbindung gebracht werden – es ist nach wie vor nicht ausreichend erforscht, wie diese Chemikalien in Kombination besonders auf den jungen, sich in Entwicklung befindlichen Körper auswirken können. Eine beachtliche Gefährdung der Gesundheit kann nicht ausgeschlossen werden“, kommentiert Daniela Hoffmann, Pestizidexpertin der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000.

Schülerinnen und Schüler können – zusätzlich zum neuen Wahlrecht ab 16 Jahren – aktiv an der Politik teilnehmen und die zuständigen Politiker zum Handel bringen. Die GLOBAL 2000-Jugend wird deshalb die Unterschriften der SchülerInnen an den Petitionsausschuss weiterleiten. „Unsere Petition für Bio-Buffets in Schulen muss ab 500 Unterschriften im Nationalrat behandelt werden. Ich erwarte mir, dass auch unsere Nationalratsabgeordneten nur das Beste für unsere Umwelt und für die Schülerinnen und Schüler wollen und unsere Forderung unterstützen“, so Hergovich.

Literatur: GLOBAL 2000-Jugend deckt auf: Pestizidcocktail im Schulbuffet!, Wien, 9. September 2010

GLOBAL 2000-Jugend Petition: Forderung – Biobuffet an allen Schulen

ACTION – MITMACHEN – Unterstützen: Solidaritätserklärung mit den österreichischen Schülern

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Handelsketten informieren Kunden unzureichend über Schadstoffe in ihren Produkten

BUND-Recherche: Deutsche Handelsketten verstoßen gegen Auskunftsrecht

Berlin: Nach Recherchen des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verstoßen zahlreiche große deutsche Handelsketten gegen die europäische Chemikalienverordnung REACH (Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien). Laut der Verordnung sind Händler verpflichtet, Verbrauchern auf Anfrage in einem Produkt enthaltene Schadstoffe zu nennen. Der BUND stellte entsprechende Anfragen bei 24 bekannten Handelsketten und ließ die Produkte zugleich von einem Labor prüfen. Acht Unternehmen gaben meldepflichtige Schadstoffe nicht wahrheitsgemäß an, darunter Neckermann, Medimax sowie die Drogeriemarktketten dm und Rossmann. Neun weitere Händler reagierten auf entsprechende Anfragen gar nicht, machten unzulängliche Angaben oder antworteten erst nach Ablauf der vorgeschriebenen Frist von 45 Tagen. Lediglich sieben der 24 angefragten Unternehmen kamen ihren gesetzlichen Pflichten korrekt nach.

Jurek Vengels, BUND-Experte für Chemikalienpolitik: „Es ist inakzeptabel, dass sehr viele Händler nicht pflichtgemäß über Schadstoffe in ihren Waren informieren. Damit verstoßen sie gegen die im europäischen Recht festgelegten Auskunftsrechte der Verbraucher. Unsere Recherche belegt aber auch, dass Schadstoffe in Alltagsprodukten immer noch weit verbreitet sind. Die Händler müssen solche Artikel unverzüglich durch schadstofffreie Produkte ersetzen.“

In 14 der getesteten Artikel fand das Labor Weichmacher (Phthalate) und in zweien bromierte Flammschutzmittel. Die gefundenen Weichmacher gelten als schädlich für die Fortpflanzungsfähigkeit. Die giftigen Flammschutzmittel bzw. deren Abbauprodukte reichern sich im Organismus und der Umwelt an. Fünf Produkte, darunter ein Massageschwamm von dm und eine Federmappe für Schulkinder der Handelskette Jako-o, enthielten gleich mehrere Schadstoffe. Am höchsten belastet waren Regen- stiefel, die beim Versandhaus Schwab gekauft worden waren. Diese bestanden zu mehr als 36 Prozent aus dem Weichmacher DEHP (Diethylhexylphthalat).

Martin Führ, Professor für Öffentliches Recht an der Hochschule Darmstadt und Mitglied des Verwaltungsrats der Europäischen Chemikalienagentur ECHA: „Das europäische Chemikalienrecht garantiert Verbraucherinnen und Verbrauchern ein Auskunftsrecht, damit sie die Chance haben, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen. Verbraucher sollten diese Möglichkeit nutzen, um dem Handel zu signalisieren, dass sie keine Produkte mit problematischen Stoffen kaufen wollen. Dadurch steigt der Druck auf Hersteller und Händler, belastete Ware auszulisten.“

Weiterführende Informationen:

Literatur:

BUND, BUND-Recherche: Deutsche Handelsketten verstoßen gegen Auskunftsrecht und informieren Kunden unzureichend über Schadstoffe in ihren Produkten, Berlin, 13. September 2010

Weitere CSN Artikel zu Chemikalien in Alltagsprodukten:

Pränatale Exposition gegenüber Pestiziden ist verbunden mit ADHS

Berkeley – Kinder, die schon im Mutterleib Organophosphat-Pestiziden ausgesetzt waren, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, in späteren Jahren Aufmerksam- keitsstörungen zu entwickeln, das hat eine neue Studie von Wissenschaftlern an der University of California in Berkeley herausgefunden.

Die neuen Erkenntnisse wurden am 19. August 2010 in der Zeitschrift Environmental Health Perspectives (EHP) veröffentlicht. Es ist das erste Mal, dass der Einfluss pränataler Organophosphat-Exposition hinsichtlich einer späteren Entwicklung von Aufmerksamkeitsstörungen untersucht wurde. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Organophosphat-Metaboliten (Abbauprodukte der Pestizide) in der vorgeburt- lichen Phase in signifikantem Zusammenhang mit Aufmerksamkeitsstörungen im Alter von fünf Jahren stehen und die Auswirkungen bei Jungen offenbar stärker sind als bei Mädchen.

Anfang 2010 hatte eine andere Studie von Wissenschaftlern der Harvard University bereits verstärkte Exposition gegenüber Organophosphat-Pestiziden bei Schulkindern mit einem vermehrten Auftreten von Aufmerksamkeitsdefiziten und Hyperaktivität (ADHS) in Zusammenhang gebracht.

„Diese Studien liefern eine wachsende Zahl von Beweisen, dass Belastung mit Organophosphat-Pestiziden die neurologische Entwicklung bei Menschen, insbesondere bei Kindern, beeinträchtigen kann“, sagte die Studienleiterin, Brenda Eskenazi, UC Berkeley-Professorin für Epidemiologie und Gesundheit von Mutter und Kind. „Wir waren besonders an der pränatalen Exposition interessiert, denn das ist der Zeitraum, wenn das Nervensystem eines Babys sich am Stärksten entwickelt.“

Die Studie folgt mehr als 300 Kindern, die am „Zentrum für gesundheitliche Bewertung von Müttern und Kindern von Salinas“ (CHAMACOS) an einer Quer- schnittstudie unter der Leitung von Prof. Eskenazi teilnehmen, die Umwelteinflüsse und deren reproduktive Auswirkungen untersucht. Da die Mütter und Kinder in der Studie Amerikaner mexikanischer Abstammung sind und in einer landwirtschaftlich geprägten Region leben, ist deren Exposition gegenüber Pestiziden höher und eine chronische, über dem Durchschnitt der Allgemeinbevölkerung der Vereinigten Staaten liegende Exposition wahrscheinlicher.

Die Wissenschaftler wiesen jedoch darauf hin, dass die Pestizide, die sie untersuchten, überall eingesetzt werden und dass die Ergebnisse aus dieser Studie eine eindringliche Warnung darstellen, die Vorsorgemaßnahmen einfordert.

„Es ist bekannt, dass Lebensmittel eine wesentliche Quelle für die Pestizidbelastung in der Allgemeinbevölkerung darstellen“, sagte Eskenazi. „Ich würde empfehlen, Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich zu waschen, vor allem, wenn Sie schwanger sind.“

Die Wirkung von Organophosphat-Pestiziden besteht in der Unterbrechung von Neurotransmittern, insbesondere des Acetylcholin, das eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung von Aufmerksamkeit und für das Kurzzeitgedächtnis spielt.

„Da diese Substanzen so konzipiert sind, dass sie das Nervensystem von Organismen angreifen, gibt es Grund zur Vorsicht, besonders in Situationen, in denen die Exposition vom Zeitpunkt her mit kritischer fetaler und kindlicher Entwicklung zusammenfallen kann“, sagte der Hauptautor der Studie Amy Marks, der während der Studie Analytiker an der UC Berkeley School of Public Health war.

Eine Reihe der besagten UC Berkeley Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass Kinder mit bestimmten genetischen Merkmalen in größerer Gefahr sind, eine Feststellung, die am selben Tag in einem separaten EHP Papier veröffentlicht wurde. Diese Studie ergab, dass 2-Jährige mit einem niedrigen Paraoxonase 1 (PON1) Niveau, ein Enzym, dass die toxischen Metaboliten von Organophosphatpestiziden bricht, stärkere neurologische Verzögerungen aufwiesen als jene mit vermehrtem Vorhandensein des Enzyms. Die Autoren vermuten daher, dass Menschen mit bestimmten PON1 Genotypen besonders anfällig für Pestizidbelastung sein können.

In der Studie über die Aufmerksamkeitsprobleme untersuchten die Wissenschaftler Mütter zweimal während der Schwangerschaft auf sechs verschiedene Metaboliten von Organophosphat-Pestiziden und die Kinder mehrere Male nach der Geburt. Zusammen repräsentieren die untersuchten Metaboliten die Abbauprodukte von rund 80 Prozent aller in Salinas Valley verwendeten Organophosphat-Pestizide.

Die Wissenschaftler bewerteten die Kinder im Alter von 3,5 bis 5 Jahren hinsichtlich ihrer ADHS Symptome und Aufmerksamkeitsstörungen, indem sie die mütterlichen Berichte über das Verhalten des Kindes, die Leistung bei standardisierten Computer-Tests, als auch die Beurteilungen der Verhaltensweisen der Kinder durch die Prüfer analysierten. Sie kontrollierten auch auf potentielle Störfaktoren wie Geburtsgewicht, Bleiexposition und Stillen.

Jede zehnfache Erhöhung der pränatalen Pestizidmetaboliten war mit fünffacher Wahrscheinlichkeit für eine höhere Punktzahl in EDV-Tests im Alter von 5 Jahren verbunden, was verstärkt auf ein Kind hindeutet, das unter klinischem ADHS leidet. Die Wirkung scheint sich auf Jungen stärker als für Mädchen auszuwirken.

Es wurde ein positiver Zusammenhang zwischen pränataler Pestizidexposition und Aufmerksamkeitsstörungen für dreieinhalb Jährige festgestellt. Statistisch war er zwar nicht so signifikant, was die Wissenschaftler jedoch keineswegs überraschte. „Die Symptome für eine Aufmerksamkeitsstörung sind bei Kleinkindern schwerer zu erkennen, da man von Kindern in diesem Alter nicht erwarten kann, dass sie über einen erheblichen Zeitraum stillsitzen“, sagte Marks. „Die Diagnose von ADHS wird daher meist erst dann gestellt, wenn ein Kind in die Schule kommt.“

Die UC Berkeley Wissenschaftler verfolgen die Kinder auch während sie älter werden im Rahmen der CHAMACOS Studie und erwarten, zusätzliche Ergebnisse in den kommenden Jahren präsentieren zu können.

Die Resultate erweitern die Liste der chemischen Auslöser, die in den letzten Jahren mit ADHS in Verbindung gebracht wurden. Neben den Pestiziden haben Studien Assoziationen mit Exposition gegenüber Blei und Phthalaten festgestellt, die für gewöhnlich in Spielzeug und in Kunststoffen Verwendung finden.

„Eine hohe Zahl von ADHS Symptomen im Alter von 5 Jahren sind ein wichtiger Faktor, der zu Lernschwierigkeiten und Leistungsprobleme in der Schule, Unfallverletzungen zu Hause und in der Nachbarschaft, und zu einer Vielzahl von Problemen in Beziehungen zu Gleichaltrigen und bei anderen wichtigen Fähigkeiten führt“, sagte der UC Berkeley Psychologieprofessor Stephen Hinshaw, einer der landesweit führenden Experten für ADHS, der an dieser Studie nicht mitgewirkt hatte. „Das Feststellen vermeidbarer Risikofaktoren ist daher ein wichtiges Anliegen für die allgemeine öffentliche Gesundheit.“

Literatur: University of California – Berkeley, Prenatal exposure to pesticides linked to attention problems, 19. August 2010.

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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Klage soll das Verbot von BPA erzwingen

Der NRDC verklagt die Amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) wegen dem Versagen, für eine giftige Chemikalie Vorschriften einzuführen

WASHINGTON – Der Natural Resources Defense Council (NRDC), der Rat zum Schutz natürlicher Ressourcen, reichte gegen die Lebens- und Arzneimittelbehörde eine Klage ein, weil diese nicht in der Lage ist, auf eine Petition zu reagieren, welche ein Verbot für die Verwendung von Bisphenol A (BPA) in Lebensmittelverpackungen, Lebensmittelbehältern und anderen Materialien fordert, die gewöhnlich mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. BPA, eine den Hormonhaushalt störende Chemikalie, die mit schwerwiegenden Gesundheitsproblemen in Zusammenhang steht, stellt für Föten, Babies und Kleinkinder eine besondere Gefahr dar. Der NRDC reichte diese Klage am 29.06.2010 beim Amerikanischen Berufungsgericht ein, das für die Bezirksgerichte zuständig ist.

Im Oktober 2008 ersuchte der NRDC die FDA, die Verwendung vom BPA in Lebensmittelverpackungen zu verbieten, um zu verhindern, dass diese giftige Chemikalie Lebensmittel kontaminiert. Seit mehr als 18 Monaten war die FDA nicht in der Lage, auf diese Eingabe zu reagieren, obwohl die Behörde ihre Besorgnis zum Ausdruck brachte, da eine frühe BPA-Belastung die Entwicklung von Gehirn und Prostata von Föten, Babies und Kleinkindern beeinflusst.

BPA ist in sehr vielen Produkten vorhanden, von der Beschichtung der Dosen von Säuglingsmilchnahrung, über Limonade- oder Bierdosen, Obst- oder Gemüsekonserven und Pizza-Schachteln bis hin zu aus Polycarbonat hergestellten Haushaltsgegenständen, wie Babyfläschchen, Trinktassen und wiederverwendbare Wasserflaschen. Mehr als 93% der Gesamtbevölkerung hat mehr oder weniger BPA im Körper, hauptsächlich aufgrund der Belastung, die von kontaminierten Lebensmitteln und anderen vermeidbaren Quellen ausgeht.

„BPA-freie Alternativen sind längst auf dem Markt verfügbar. Die FDA hat keinen triftigen Grund, das Verbot weiter hinauszuzögern“, sagte Dr. Sarah Janssen, eine führende Wissenschaftlerin des Umwelt- und Gesundheitsprogrammes des NRDC. „Es ist schlimm, dass Lebensmittel für die meisten Menschen die Hauptquelle der BPA-Belastung sind. Die FDA sollte jetzt handeln, um dieses unnötige Risiko zu eliminieren.“

Ein ständig wachsender Bestand an wissenschaftlicher Forschung hat eine BPA-Belastung mit einer gestörten Entwicklung des Gehirnes und mit Verhaltensänderungen, mit Anfälligkeit für Prostata- und Brustkrebs, Erbschädigung, Diabetes, Fettleibigkeit, Herz- und Gefäßerkrankungen in Zusammenhang gebracht.

„Die FDA hat versagt, eine gesunde Nahrungsversorgung sicherzustellen und die Bevölkerung vor Schaden zu bewahren“, sagte Aaron Colangelo, ein Anwalt von NRDC. „Das Versagen der FDA, Vorschriften für diese Chemikalie in Lebensmittelverpackungen zu erlassen, kann nicht gerechtfertigt werden, und deshalb sind wir gezwungen, das Gericht zu bitten einzugreifen und die Behörde anzuweisen, zu handeln.“

Literatur:

NRDC, Natural Resources Defense Council, Release – Lawsuit Seeks to Ban BPA from Food Packaging, WASHINGTON, June 29, 2010.

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Natural Resources Defense Council ist eine gesamtamerikanische, gemeinnützige Organisation von Wissenschaftlern, Rechtsanwälten und Umweltfachleuten, die sich mit dem Schutz von Gesundheit und Umwelt befassen. 1970 gegründet, hat der NRDC 1,3 Millionen Mitglieder und Online-Aktivisten, mit Büros in New York, Washington, Chicago, Los Angeles, San Francisco und Peking.

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Allergien können Depressionen auslösen

Die Allergiesaison erreicht für Pollenallergiker gerade ihren Höhepunkt. Husten, nießen, tränende und juckende Augen zählen zu den häufigsten Symptomen. Was selten im Zusammenhang mit Pollenallergie und Heuschnupfen genannt wird, aber bei fast jedem zweiten Betroffenen auftritt, sind Depressionen. Das haben Wissenschaftler der University of Maryland herausgefunden und bei ihrem Jahreskongress der Psychiater als neue Erkenntnis dargelegt. (1)

Umweltmediziner verblüfft diese Erkenntnis hingegen nicht, für sie ist es nichts Neues, denn Pioniere ihrer Fachrichtung beobachteten dies bereits vor sechs Jahrzehnten. Allergien auf Pollen, Nahrungsmittel, Schimmelpilze oder Sensitivitäten auf Chemikalien können durchaus auch psychische Reaktionen, einschließlich Depressionen auslösen.

Seit 6 Jahrzehnten bekannt – Allergien können Depressionen auslösen

Den ersten Artikel über Depressionen, die durch Allergien hervorgerufen wurden, konnte man 1950 in einer der größten medizinischen Zeitschriften lesen. (2) Im Jahr 1951 stellte der Allergologe Theron Randolph – beim 7. Jahreskongress des American College of Allergists in Chicago – seinen Kollegen ein Fallbeispiel vor, bei dem ein Provokationstest mit Nahrungsmitteln bei einem Patienten eine akute psychotische Episode hervorgerufen hatte. (3) Das erste Fachbuch, das über solche Zusammenhänge anschaulich berichtet, stammt ebenfalls von Randolph und wurde in der Erstauflage 1962 publiziert.(4)

Allergien legen den Körper lahm und schlagen auf das Gemüt

Beim Jahrestreffen 2010 der Amerikanischen Gesellschaft für Psychiatrie referierte Dr. Partam Manalai darüber, dass Allergien, wie auch Depressionen weitverbreitete Krankheiten darstellen. Es sei nicht verwunderlich, dass Allergien auf das Gemüt schlagen und die Wahrnehmungsfähigkeit, als auch die Lebensqualität der Betroffenen einschränken.

Führt Pollenallergie zu Suizid? Offensichtlich ja.

Der Wissenschaftler berichtete über ein auffälliges Phänomen auf das er gestoßen sei. Wenn im Frühjahr viele Pollen in der Luft sind, steigt gleichzeitig die Suizidrate an. Das Gleiche, jedoch in geringerer Ausprägung, ist im Herbst zu beobachten, wenn einige Pflanzen und Bäume nochmals blühen.

Um den Dingen auf den Grund zu gehen, untersuchten der Wissenschaftler und sein Team einhundert Personen aus der gleichen Region, die unter starken Depressionen litten. Etwa die Hälfte diese Menschen hatte Allergien auf Bäume und Unkräuter. Im Frühjahr wie auch im Herbst zeigte sich bei ihnen ein erhöhtes IgE (der Marker für klassische Allergien).

Höhepunkt der Pollensaison – Höhepunkt von Depressivität

Manalai legte auf dem Kongress dar, dass Patienten, die allergisch auf luftgetragene Allergene reagierten, während der Pollensaison eine Verschlechterung des Gemüts erfuhren. Patienten, die unter beiden Erkrankungen litten, seien während der Hauptpollensaison noch empfänglicher für Depressionen. Deshalb sei es seiner Auffassung nach sehr wichtig, diese Erkrankungen zu behandeln, um zu vermeiden, dass Patienten in der Hauptpollensaison in eine Depression abgleiten.

Schwere Allergien, eine schwere Bürde

Dass Depressionen eintreten, wenn jemand allergisch reagiert, ist für den Wissenschaftler aus Maryland nicht verwunderlich. Er veranschaulichte dies für die Zuhörer indem er sie aufforderte einfach einmal darüber nachdenken, wie es ist, wenn Allergien so schwerwiegend sind, dass man nicht atmen kann, nachts nicht richtig schläft, man sich so richtig fertig und scheußlich fühlt, weil es sich anfühlt, als hätte man einen Zentner Kartoffeln auf der Brust, dann sei es wohl recht normal, dass man anfängt depressiv zu werden. Bei Allergien sei es eben nicht wie bei einer Erkältung, zwei Tage und alles ist vorbei, erklärte der Mediziner. Man hänge für Monate fest und diejenigen, die das ganze Jahr über Allergien haben, die würden das ganze Jahr über festhängen.

Depressionen als Reaktion auf Allergene und Chemikalien

Solche „Ganzjahresallergien“ auf klassische Allergene und auch Sensitivitäten auf Chemikalien haben die ersten Pioniere der Umweltmedizin schon vor rund sechs Jahrzehnten als mögliche Auslöser für Depressionen bei ihren Patienten erkannt. (5,6) Für sie war schon damals aufgrund ihrer Beobachtungen und Diagnostik schlüssig, dass nicht Depressionen Allergien oder Sensitivitäten auf Chemikalien auslösen, sondern umgekehrt, denn war der Auslöser weg, traten schlicht und einfach auch keine Depressionen bei diesen Patienten auf. Setze man hingegen den Patienten bei Provokationstests dem Allergen aus, war die Depression da und zwar so, als hätte man einen Lichtschalter umgelegt. Diese Pioniere belegten damals schon mit ihren Tests, dass es keinen chronischen Krankheitsverlauf oder Leiden braucht, damit jemand depressiv reagiert, sondern, dass ein Allergen, bei einer Person die darauf reagiert, diesen Zustand durchaus auch in Sekunden hervorrufen kann.

Winzige Spuren eines Auslösers und schon ist die Depression da

Der amerikanische Allergologe Theron Randolph, der als Begründer der Umweltmedizin gilt, beschrieb in seinem Buch von 1962, zur Veranschaulichung die Frau eines Arztes, die auf Kosmetika, Medikamente und Parfüms mit Depressionen reagierte. War sie damit nicht in Kontakt, ging es ihr gut – kam sie damit in Kontakt, ging es los. Winzige Spuren von Parfüm reichten aus. Auch auf konventionelle Nahrungsmittel, die Pestizidrückstände aufwiesen und Nahrung aus Konservendosen die innen beschichtet waren, traten bei dieser Patientin Depressionen, Atembeschwerden und starke Kopfschmerzen auf. Randolph gründete in dieser Zeit die erste schadstoffkontrollierte Umweltklinik weltweit und Fälle dieser Art sollte er noch zuhauf diagnostizieren und behandeln. Nicht anders erging es Prof. William J. Rea und Prof. Doris Rapp, zwei weitere Pioniere der Umweltmedizin, die Zehntausende von Patienten in ihren umweltkontrollierten Kliniken diagnostizierten und mit großem Erfolg behandelten.

Wie findet man heraus ob Pollen die Ursache für eine Depression sind?

Welche einfachen Möglichkeiten man hat um herauszufinden, ob Pollen die Ursache für Depressionen oder andere psychische Symptome sind, schildert Prof. Dr. Doris Rapp. Die heute über 80-jährige amerikanische Medizinerin gilt als absolute Pionierin im Bereich Kinder-Umweltmedizin. Sie besitzt drei Videoarchive mit Dokumentationen, die Kinder bei Allergietests zeigen. Videos über spontane Depressionen auf Pollen, Schimmelpilze, Nahrungsmittel oder Chemikalien kann die Medizinerin hundertfach vorzeigen. Einige davon wurden immer wieder auf Medizinkongressen oder in TV-Berichten gezeigt und man kann sie auch im Internet anschauen.

In einem ihrer Bücher (7) gibt Prof. Dr. Rapp folgende einfache Anleitung, die gleichermaßen auf Erwachsene anwendbar ist:

  • Werden Sie zum Beobachter. Finden Sie durch genaues Beobachten heraus, ob die Depressionen oder Verhaltensauffälligkeiten dann auftreten, wenn starker Pollenflug herrscht. Schauen Sie hierzu in die Zeitung (Anm.: heute kann man im Internet oder auf dem Handy Pollenwarndienste anklicken und den genauen Pollenflug am Wohnort ermitteln) und führen Sie eine Weile Buch. Es wird schnell erkennbar, ob Pollen mit der Depression in Zusammenhang stehen.
  • Lassen Sie zur Absicherung Allergietests durchführen, ob und welche Pollenallergien vorliegen. (Achtung IgE reicht nicht aus (8)
  • Wer allergisch reagiert, hat während der Reaktion meistens eine völlig veränderte Handschrift. Das Schreiben des Namens bietet sich an. Überprüfen Sie dies bei ihrem Kind oder sich selbst an einem pollenfreien Tag, während des Pollenfluges und wenn er abklingt. Lassen Sie auch ein kleines Bild malen. Ein Strichmännchen reicht. Sie werden staunen was dabei herauskommt wenn jemand allergisch reagiert, ziehen Sie Vergleiche wenn die Person allergiefrei ist.

Antidepressiva Behandlung der Wahl für Allergiker? Mitnichten

Allergiker, die auf bestimmte Allergene oder chemische Auslöser Depressionen oder psychische Symptome entwickeln, sind demnach was die Pioniere der Umweltmedizin herausfanden, keine zwangsläufigen Kandidaten für Antidepressiva oder Psychotherapie.

Bei der Erörterung, welche Therapie sinnvoll ist, lohnt es sich zum Wohle der Erkrankten nochmals in der Zeitgeschichte der Medizin auf Randolph zurückzuschauen. Der Allergologe Randolph erkannte durch reines Beobachten und dokumentieren, dass es oft genug völlig ausreicht, wenn sich der Patient von den Auslösern fernhält, bzw. ein bestimmtes Nahrungsmittel auf das er reagiert, nicht mehr zu sich nimmt, damit die Depressionen oder andere Symptome fast wie von „Geisterhand“ verschwinden.

Karenz, Desensibilisierung der Allergien, Luftfilter, Atemmasken, Umstellung der Ernährung und ggf. Anpassungen im Wohn-und Arbeitsumfeld, Ausgleich von Nährstoffdefiziten, etc. wurden von Randolph schon in den Sechzigern als Grundpfeiler einer erfolgreichen Therapie beschrieben. Heute gibt es weltweit Mediziner, die diesen ganzheitlichen Ansatz verfolgen und durch Behandlungserfolge bei ihren Patienten in deren Richtigkeit bestätigt werden.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. Juni 2010

Literatur:

  1. Amanda Gardener, Allergies might trigger Depressions, Health Day Reporter, 15. June 2010
  2. Theron Randolph, Allergic Factors in the Etiology of Certain Mental Symptoms, Journal of Laboratory & Clinical Medicine 36 (1950):977.
  3. Theron Randolph, An experimentally induced acute psychotic episode following the Intubation of an allergic food, 7th Annual Congress, American College of Allergists, Chicago, 3. February 1951.
  4. Theron Randolph, Human Ecology and Susceptibility to the Chemical Environment, Charles Thomas Publisher, 1962.
  5. Theron Randolph, Depression caused by Home Exposures to Gas and Combustion Products of Gas, oil and Coal, Journal of Laboratory & Clinical Medicine 46(1955):942.
  6. Theron Randolph, Ecologic Mental Illness – Psychiatry Exteriorized, Journal of Laboratory & Clinical Medicine, 54(1959):936.
  7. Doris Rapp, Is this your Child’s World? Bantam Books, 1996.
  8. William J. Rea, Chemical Sensitivity Vol. II/S.1039, Lewis Publisher, 1992.

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Obst „klauen“ für mehr Nachhaltigkeit und Artenschutz

Mundraub ausdrücklich erlaubt und sogar gefördert

Die Idee für das Projekt entstand auf einer Kanufahrt. Obstbäume, von deren Zweigen verlockend leckeres Obst hing, brachten einige junge Leute zum Nachdenken. Sie hatten nicht im Sinn, es unentdeckt zu klauen, denn, auch wenn es „nur“ Obst vom fremden Baum ist – das ist Diebstahl und strafbar. Obst ungenutzt hängenlassen bis es verfault, ist aber auch keine akzeptable Alternative und eigentlich müsste auch das strafbar sein, also schritten die jungen Leute zur Tat. Ihre Idee: Sie wollten MUNDRAUB salonfähig machen und dafür sorgen, dass er legal wird. Sie haben es geschafft: Mundraub ist in Deutschland seit November 2009 ausdrücklich und offiziell erwünscht. Die Plattform www.mundraub.org wurde am 23.11.2009 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung als aussichtsreich und zukunftsfähig eingeschätzt und wurde sogar mit dem Nachhaltigkeitspreis prämiert.

Mundraub wird legal

Die hunderttausende vergessenen und herrenlosen Obstbäume in Deutschland werden nach und nach von der Mundraub-Community getaggt und jedem Bürger für eine freie Nutzung überlassen. Das köstliche Obst muss nicht mehr länger nutzlos verfaulen und ganz nebenbei werden alte Obstsorten, die in vielen Regionen nur noch selten anzutreffen sind, erhalten. Um des den „Obst-Räubern“ leicht zu machen, wurde eine interaktiven MundraubMap erstellt, dort kann man nachschauen, wo in nächster Nähe „Beute“ auf freigegebenen Bäumen wartet. Die Initiative kümmert sich außerdem um Freigaberegelungen mit öffentlichen und privaten Eigentümern und sie erarbeitet Geschäftsmodelle für regionale Akteure.

Mundraub wird salonfähig und trägt zu Nachhaltigkeit bei

Mundraub ist ein wichtiges Projekt, das der Sicherheit dient, wie sich im letzten Jahr zeigte, als im Nordosten der Republik der Obstnotstand ausgerufen wurde. Es gab einfach zu viele Äpfel, Birnen und Pflaumen an den Alleen und in den verlassenen Gärten der landflüchtigen Bevölkerung. Eine Fahrt über eine Mecklenburger Obstbaumallee wurde nicht selten zu einer Rutschpartie durch Mus und Kompott. Die meisten dieser Früchte verrotteten, mit ihnen Potenzial für Sprösslinge alter und wertvoller Sorten. Zur gleichen Zeit wurde auf der anderen Seite über die Nicht-Finanzierbarkeit des EU-Schulobstprogramms gestritten und Bioläden boten Früchte aus Neuseeland und Südafrika an.

Genau hieraus entstand letztendlich die Idee, Mundraub wieder salonfähig zum machen. Entwickelt und umgesetzt wird das Projekt von einem kleinen Team aus Deutschland, Dänemark und Kanada. Die fünf Protagonisten wollen nicht nur eine rein technische Lösung anbieten, sondern eine Reihe von positiven Effekten auf Gesellschaft und Landschaft initiieren.

Regional Werte schaffen

Mundraub hat das Potenzial, viele kreative Akteure zusammen zu bringen, die für sich und ihre Regionen Werte schaffen und Werte bewahren. So soll beispielsweise Mundraubsaft in ortsansässigen Lohnmostereien produziert werden und der ländliche Tourismus durch Mundraub-Aktionen während der Erntesaison eine Aufwertung erfahren. Von Betriebsausflügen und Schulwandertagen zur nächsten Obstbaumallee wird das Raubgut in Form von gepresstem Saft mitgebracht, welcher dann monatelang in Büros und Klassenzimmern fließt. Ein rundum gelungenes Projekt also, das volle Unterstützung von jedem Obstbaumbesitzer verdient.

Raubzüge zulassen – Obstbäume melden

Wer Obstbäume im Garten oder auf Grundstücken der Familie hat, die selbst nicht leeressen kann, der kann sie bei www.mundraub.org melden. Oder wenn Ihre Gemeinde Alleen oder Streuobstwiesen besitzt,die niemand nutzt, dann sprechen Sie doch den Bürgermeister an und tragen Sie das Projekt „Mundraub“ vor. Die freigegebenen Bäume werden dann getaggt und auf der mit Googlemaps verbunden Karte auf der Webseite der Initiative vermerkt. Wichtig ist, dass die Bäume nicht mit Pestiziden gespritzt werden, um die Nachhaltigkeitseffekt in vollem Umfang zu garantieren und besser für die Umwelt und die Gesundheit aller „Obst-Diebe“ ist es natürlich auch.

Was es Neues über das Projekt gibt und ausgefallene Rezepte für das Verarbeiten von allem, was in der Natur wächst, kann man auf dem Blog der Initiative MUNDRAUB erfahren. Wer Freude daran findet, kann sich mit der Initiative in Verbindung setzen und auf seine Weise mitmachen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 31. Mai 2010.

Weitere CSN-Blogs über tolle Umweltprojekte:

Studie findet Zusammenhang zwischen Pestiziden und Hyperaktivität

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Pestizide, die häufig bei der Erzeugung kinderfreundlicher Lebensmitteln verwendet werden – hierzu zählen gefrorene Heidelbeeren, frische Erdbeeren und Sellerie – die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Kinder die Diagnose Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität oder ADHS erhalten.

Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten und Kanada fanden heraus, dass Jugendliche mit hohen Pestizidrückständen im Urin, vor allem solche von weit verbreiteten Insektiziden wie Malathion, eine höhere Wahrscheinlichkeit für ADHS aufwiesen – die Verhaltensstörung, die sich in der Schule und im sozialem Leben oft störend auswirkt.

Kinder mit einer über dem Durchschnitt liegenden Pestizidbelastung für den Marker eines einzigen Schädlingsbekämpfungsmittels , hatten fast doppelt so häufig die Diagnose ADHS erhalten, wie Kinder, die keine Spuren des Giftes in ihrem Körper zeigten.

“Ich denke, dass ist recht signifikant. Eine Verdoppelung ist eine starke Auswirkung,“ sagte Maryse F. Bouchard, eine Wissenschaftlerin der University of Montreal in Quebec und Leiterin der Studie, die am 17. Mai 2010 im medizinischen Fachjournal Pediatrics veröffentlicht wurde.

Die Nachricht, die Prof. Bouchard Eltern mit auf den Weg gibt, ist Folgende: „Ich würde sagen, kaufen Sie so viel biologisch wie es nur geht. Ich würde auch empfehlen, das Obst und Gemüse so gründlich wie möglich zu waschen.“

Ernährung ist eine wichtige Quelle für die Pestizidbelastung bei Kindern, und viel von der Exposition stammt aus bevorzugten Früchten und Gemüse, gemäß den Aussagen der National Academie of Sciences (Nationale Akademie der Wissenschaften). Im Jahr 2008 wurden in 28 Prozent der Proben gefrorener Heidelbeeren, in 25 Prozent der Proben frischer Erdbeeren und in 19 Prozent der Proben von Sellerie, laut eines Regierungsberichts, Konzentrationen von Malathion nachgewiesen.

ADHS betrifft in den USA rund 4,5 Millionen Kinder. Bouchards Studie ist die bisher größte, um die Wirkung von Pestiziden auf die kindliche Entwicklung und das Verhalten, einschließlich ADHS, zu beurteilen. Rund 2,5 Millionen Kinder nehmen, nach Aussage des Centers for Disease Control and Prevention, Medikamente gegen die Erkrankung,

Bouchard und ihre Kollegen untersuchten für ihre Studie die Konzentrationen der Metabolite von sechs Pestiziden im Urin bei 1139 Kindern im Alter von 8 bis 15 Jahren. Die Kinder waren aus dem National Health and Nutrition Examination Survey (Fragebogen zu Gesundheit und Ernährungsstatus) zwischen 2000 und 2004 ausgewählt worden. Die Studie umfasste insgesamt 119 Kinder, die mit ADHS diagnostiziert wurden.

Im Gegensatz zu anderen Studien über Auswirkungen von Pestiziden gab Bouchards Auswahl einen kleinen Einblick in die durchschnittliche Insektizid-Exposition von Kindern in der Allgemeinbevölkerung, nicht in die einer speziellen Gruppe, wie Kinder von Landwirten. Da bestimmte Pestizide den Körper nach drei bis sechs Tagen verlassen, zeigt das Vorhandensein von Rückständen, dass die Belastung wahrscheinlich relativ konstant ist, sagte Prof. Bouchard.

Die Wissenschaftlerin fand heraus, dass Kinder mit einem 10-fachen Anstieg der Pestizidmetaboliten, die nach Malathion Exposition im Körper verblieben waren, eine 55 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für die Diagnose ADHS aufwiesen. Da die Wissenschaftler die Ernährung der Kinder nicht kontrollierten, konnten sie nicht sagen, warum manche Kinder so hohe Pestizidrückstände aufwiesen. Kinder unterliegen einem höheren Risiko durch Pestizide, weil ihr junger Körper noch in der Entwicklung ist und Chemikalien nicht so gut verstoffwechseln kann wie Erwachsene.

Die am meisten alarmierende Feststellung war eine Beinahe-Verdoppelung der Quote von ADHS-Diagnosen bei Kindern, die bei den häufigsten der sechs gemessenen Metaboliten über dem Durchschnitt lagen. Kinder mit hohem Dimethylthiophosphat waren 93 Prozent häufiger erkrankt, als Kinder mit keiner Belastung des Markers.

Die Forschungsergebnisse können die Besorgnis über ADHS, für das bislang keine Ursache bekannt war, verstärken, sagte Dr. Andrew Adesman, Chef der Abteilung für Entwicklungs-und Verhaltensstörungen bei Kindern am Steven Cohen und Alexandra Children’s Medical Center in New York.

„Es deutet darauf hin, dass bei nicht stark ausgeprägtem oder mehr typischem Grad der Erkrankung ein um einiges erhöhtes Risiko besteht“, sagte Adesman, die dem Fachbeirat einer Interessengruppe für Kinder und Erwachsene mit ADHS angehört.

Pestizide wirken auf das Nervensystem ein, erläuterte Bouchard, die Organophosphatpestizide studierte, welche etwa 70 Prozent des Einsatzes von Pestiziden in den USA ausmachen. Sie wirken durch den Eingriff in das Nervensystem von Insekten, aber eine ähnliche Wirkung haben sie auch bei Säugetieren, einschließlich des Menschen. Die meisten Menschen in den USA haben Rückstände der Produkte in ihrem Urin.

Cheminova, die dänische Firma, die führender Hersteller von Malathion in der Welt ist, ging auf die Schlussfolgerungen der neuen Forschung mit keinem Kommentar ein. Diane Allemang, Vice President für Global Regulatory Affairs, sagte, sie habe die Studie nicht gesehen.

Für Eltern von Kindern mit ADHS, sagte Bouchard, wird die Studie jedoch ein weiterer Grund zur Sorge sein.

„Wir alle sind komplett auf Lebensmittel angewiesen“, sagte Jamie Norman, 32, aus Freiburg, Illinois, deren 6-jähriger Sohn Aidan vor sechs Monaten mit ADHS diagnostiziert wurde.

Das stimulierende Medikament, das Aidan nimmt, Adderall XR, unterdrückt seinen Appetit, deshalb, so erklärt Norman, versuche sie ständig gute Lebensmittel zu finden, die er auch essen mag. Andere Eltern von Kindern mit ADHS bevorzugen eine spezielle Diät, keine Medikamente, um die Erkrankung zu steuern, zu kontrollieren und sie überwachen zusätzlich ebenfalls die Nahrung.

Die Neuigkeit, dass einige der besten Lebensmittel für Kinder in Verbindung mit ADHS stehen könnten, ist besorgniserregend, sagte Norman.

„Ich weiß seit einiger Zeit, dass insbesondere Erdbeeren hohe Mengen an Pestiziden enthalten, aber dass gefrorenes Obst betroffen ist, daran habe ich bisher keinen zweiten Gedanken verschwendet“, sagte sie.

Kaufen Sie biologisch, achten Sie darauf, es gründlich zu waschen. Der beste Rat für Eltern – und für jeden, der Pestizide vermeiden will – ist, Lebensmittel zu wählen, in denen sie am unwahrscheinlichsten enthalten sind. Die Environmental Working Group, eine interessenvertretende Verbraucherorganisation, rät Käufern bei einem Dutzend von Obst- und Gemüsesorten ökologisch zu kaufen, weil die Sorten, die im Boden wachsen oder allgemein mit der Schale gegessen werden, am ehesten kontaminiert sein können.

Vergewissern Sie sich, alle Früchte und Gemüse unter fließendem, kaltem Leitungswasser zu waschen und Gemüse mit Schale mit einer Bürste richtig zu schrubben. Achten Sie darauf, auch tiefgefrorenes Obst und Gemüse gründlich abzuwaschen.

Aber waschen Sie die Erzeugnisse nicht mit Seife. Die Food and Drug Administration sagt, dass dies Rückstände von Reinigungsmitteln hinterlässt, also noch mehr Chemikalien, die jeder am besten vermeiden sollte.

Literatur: Pediatrics, Press Release, Chicago, 17. Mai 2010

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Weiterführende Links zum Thema Pestizide:

Persistente Altlasten in Lebensmitteln

Emily Elert hat diesen Artikel anlässlich des Earth Day 2010 verfasst, der am 22.04. zum vierzigsten Mal begangen wurde. Der „Tag der Erde“ wurde von Senator Gaylord Nelson (Democrats) initiiert, um die Umwelt als Thema in die Politik zu bringen.

Damals engagierten sich politisch interessierte Menschen vor allem gegen den Vietnam-Krieg. Das erwachende politische Bewusstsein sollte für die Belange des Umweltschutzes genutzt werden. Wenig später entstanden auch bei uns die ersten Bürgerinitiativen. Selbst ohne Internet war es möglich mitzumischen, indem man Informationen verbreitete, möglichst viele Menschen für ein Thema interessierte und eine politische Debatte los trat. Von Umweltschutz müssen inzwischen selbst jene reden, die ihn missachten, und es wird immer leichter, ihnen auf die Finger zu schauen.

Der Artikel beschreibt ausführlich, wie Schadstoffe in der Umwelt akkumulieren und wie wenig historisch aus ihnen gelernt wurde. Es wird klar, warum eine vegetarische oder bei Beachtung der Nährstoffe vegane Ernährung trotz anders lautender Auskünfte von Medizinern die gesündere ist. Eine vertretbare Gewichtsreduktion kann ebenfalls einen Vorteil bringen.

Über eine Gruppe von Ersatzstoffen für das weltweit immer noch hergestellte DTT werden wir einen eigenen Artikel veröffentlichen. Die ebenfalls persistenten Pyrethroide werden genauso häufig und bedenkenlos wie einst DDT eingesetzt. Verschwiegen wird, dass es sich um ein nicht harmloses Nervengift handelt, das kleine Lebewesen tötet, das Nervensystem größerer massiv schädigt und bei MCS eine fatale Rolle spielt.

Persistente Altlasten zum Earth Day 2010:

US-Lebensmittel sind immer noch durch alte Chemikalien verunreinigt

Auf einem Foto in einer Zeitungswerbung von 1947 beugt sich eine strahlende Mutter über die Wiege ihres Babys. Die Wand hinter ihr ist mit Reihen von Blumen und Disney Figuren verziert. Über dem Foto verkündet eine Überschrift: „Schützen Sie Ihre Kinder vor Krankheiten übertragende Insekten.“

Diese Werbung für DDT imprägnierte Tapete ist die Momentaufnahme historischer Ignoranz, bevor das berüchtigte Insektizid viele Vögel fast ausrottete und im Körper von nahezu jedem Menschen auf der Welt auftauchte.

Die Geschichte von DDT lehrt uns eine Lektion über die Vergangenheit. Experten meinen jedoch, sie ermögliche auch einen Blick in die Zukunft.

Achtunddreißig Jahre nach dem Verbot nehmen Amerikaner immer noch täglich Spuren von DDT und seinen verstoffwechselten Formen auf, zusammen mit mehr als zwanzig anderen verbotenen Chemikalien. Reste dieser Altlast-Schadstoffe sind in Amerikanischen Lebensmitteln allgegenwärtig, besonders in Molkereiprodukten, Fleisch und Fisch.

Ihre jahrzehntelange Anwesenheit im Nahrungsangebot unterstreicht das Gefahrenpotential einer neuen Generation weitverbreiteter Chemikalien mit ähnlichen Eigenschaften und Gesundheitsrisiken.

Neuste Studien skizzieren ein komplexes Bild von Altlast-Schadstoffen in Amerikanischen Lebensmitteln – ein unüberschaubares Heer an Chemikalien in kleinsten Spuren, überall aber in unterschiedlichsten Konzentrationen im Nahrungsangebot vorhanden, manchmal allein, öfter jedoch in Kombination mit anderen. Dazu gehören DDT und einige weniger bekannte Organochlorpestizide, als auch Industriechemikalien wie Polychlorierte Biphenyle oder PCBs, welche bis in die späten 70’er Jahre in elektrischen Geräten eingesetzt wurden.

Dieses Bild wirft eine ganze Reihe von nicht weniger komplizierten Fragen auf: Sind kleine Mengen dieser Chemikalien für sich allein oder in Kombinationen gefährlich? Warum sind sie immer noch vorhanden und wie gelangen sie in unsere Nahrung?

Stellen Sie sich diese Chemikalien wie den Sand in ihren Schuhen nach einem Ausflug zum Strand vor. Trotz unserer Bemühungen, uns davon zu befreien, werden wir etwas später fündig – manchmal am gleichen Abend, manchmal nach Jahren – wenn wir das betreffende Paar Sommerschuhe anziehen und die Sandkörner zwischen unseren Zehen spüren.

„Sie sind menschengemacht und sie sind giftig, und sie reichern sich in der Biosphäre an. Deshalb überrascht es nicht, dass sie lange Zeit, nachdem sie verboten wurden, immer noch da sind“ – so Arnold Schecter, von der University of Texas School of Public Health, der seit mehr als 25 Jahren die Chemikalienbelastung des Menschen untersucht.

Viele Chemikalien sind genau so hartnäckig präsent wie jene Sandkörner. Sie gehören zur Klasse der sogenannten „persistenten organischen Pollutanten“ kurz POPs – die zum Abbau in Sedimenten und im Boden Jahrzehnte benötigen, die sich mit Wind und Wasser weltweit verbreiten können und bis in derart entfernte Gegenden wie die Arktis vordringen. Diese ortsbeweglichen POPs nehmen im Fettgewebe lebender Organismen einen halb-permanenten Aufenthalt an, wenn sie über Nahrung aufgenommen werden. Das geschieht in Tieren und manchmal in Menschen. Viele von ihnen können das Risiko für Krebs oder andere Erkrankungen erhöhen, den Hormonhaushalt verändern, die Fruchtbarkeit einschränken oder die Entwicklung des Gehirnes stören.

Die gute Nachricht ist, dass DDT und andere Organochlorpestizide, PCBs und als Dioxine bezeichnete industrielle Nebenprodukte in Lebensmitteln und in der Umwelt signifikant abgenommen haben, seitdem sie Jahrzehnte zuvor verboten worden sind. Einige sind unter messbare Werte abgefallen. „Wir erwarten nicht, dass sich die Werte in der Nahrung oder in den Menschen abrupt verringern, wir erwarten, dass sie langfristig kleiner werden. Und genau das beobachten wir“, sagte Schecter.

Exakte Tendenzen von Chemikalien in Lebensmitteln sind schwierig auszumachen, da sowohl die Regierung als auch unabhängige Studien verschiedene Lebensmittel an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten untersucht haben. Jedoch weisen die Werte der menschlichen Muttermilch darauf hin, dass bis zum Jahre 1990 DDT auf ein Zehntel des Wertes von 1970 abgefallen ist, wie aus einem Bericht im International Journal of Epidemiology von 1999 hervorgeht. Ähnliche Tendenzen gibt es für PCBs und Dioxine. An den meisten Orten sind POPs nur noch ein Bruchteil dessen, was sie waren.

Letztes Jahr, im Rahmen einer fortlaufenden Studie über POPs im Nahrungsangebot haben Schecter und seine Kollegen über 300 Proben aus Supermärkten um Dallas in Texas zusammengetragen und analysiert. Für 31 verschiedene Lebensmittel wie z.B. Joghurt, Hähnchen und Erdnussbutter wurden Mischproben hergestellt und auf alte wie auch neuere Schadstoffe untersucht.

„Jedes Nahrungsmittel aus dieser Studie enthielt mehrere Pestizide“, schrieben die Autoren in einem Artikel, der im Februar 2010 in der Zeitschrift Environmental Health Perspectives veröffentlicht wurde.

Das DDT-Abbauprodukt DDE war am häufigsten vorhanden, es kam in 23 der 31 beprobten Nahrungsmitteln vor.

Die Leute nehmen mehr DDT als jeden anderen persistenten Schadstoff auf, stellten die Forscher fest. Sein relativ übermäßiges Vorkommen ergibt sich aus dessen weitverbreiteter Anwendung in der Vergangenheit. Nach Auskunft der Environmental Protection Agency wurden allein in der Vereinigten Staaten in einem Zeitraum von etwa 30 Jahren schätzungsweise „1,35 billion pounds“, d.h. 612,3 Millionen Kilogramm versprüht, um Moskitos und landwirtschaftliche Schädlinge auszurotten.

Zu den anderen verbotenen Pestiziden, die sich für Jahrzehnte in Nahrungsmitteln gehalten haben, gehören Dieldrin, Toxaphen, Chlordan, Hexachlorocyclohexan und Hexachlorbenzol. Obwohl sie weniger bekannt sind, gehen von ihnen ähnliche Risiken wie von dem berüchtigten DDT und den PCBs aus.

Das am stärksten verseuchte Lebensmittel war Lachs, mit Spuren von sechs verschiedenen PCPs, zwei Flammschutzmitteln und 25 Pestiziden, einschließlich DDT, Dieldrin und Toxaphen. Proben von Sardinenkonserven und Wels enthielten ebenfalls zahlreiche verbotene Chemikalien.

Generell waren umso mehr Chemikalien enthalten, je höher der Fettgehalt der Nahrungsmittel war. Erdnussbutter, Eiscreme, Käse, Butter, Öl, Fisch und fettreiche Fleischsorten waren stärker kontaminiert als fettarme Milch und Gemüse.

Dieser Zusammenhang zwischen hohem Fettgehalt und hohen Chemikalienwerten ist kein Zufall. POPs sind lipophile oder „fettliebende“ Chemikalien – sie wählen das Fett von Tieren als ihren Aufenthaltsort und brauchen viele Jahre zum Abbau. Dieses Fett wandert durch die Nahrungskette und die Schadstoffe nehmen in einem Vorgang, den man Bioakkumulation nennt, stufenweise höhere Konzentrationen an.

Beispielsweise haften im Lake Michigan PCBs an anorganischen Sedimenten und werden von dann von mikroskopischem, frei schwebendem Plankton absorbiert. Ein Weichtier ernährt sich von dem Plankton, indem es durch seinen Verdauungstrakt Wasser filtert und während seines kurzen Lebens sammeln sich Schadstoffe im Fettgewebe des Molluskes an. Ein kleiner Barsch frisst hunderte Mollusken, bevor ein größerer Raubfisch, die Seeforelle, den Barsch frisst – und all die Chemikalien in ihm. Dann kommt ein Adler oder ein Fischer vorbei und verzehrt die Forelle.

Dieser Effekt ist gut dokumentiert und hilft zu erklären, warum abnehmende Populationen von Vögeln und Beutetieren oft die ersten Zeichen einer Umweltverschmutzung sind, welche die Gesundheit des Menschen bedrohen könnte. Vögel haben im Vergleich zu Menschen relativ kleine Körper und wenn sie sich ausschließlich von verseuchtem Fisch ernähren, kann ihre Körperbelastung schnell toxische Werte erreichen, die Küken töten können, Eier zerstören oder Missbildungen verursachen.

Zuchtfische sind sogar stärker belastet. Eine Studie von 2004 stellte fest, dass Zuchtlachs zehnmal höher mit POPs belastet war als wilder Lachs. Die Quelle der Schadstoffe, sagte Dr. David Carpenter, Leiter des Institute for Environmental Health an der University of Albany, New York und einer der Autoren der Abhandlung, ist die kontaminierte Mischung von Fischfetten und Proteinen im Fischfutter.

Dasselbe Problem stellt sich bei Fleisch- und Milchprodukten, sagte Dr. Carpenter. Ein von der National Academies Press 2003 veröffentlichter Bericht hob hervor, dass tierische Fette enthaltendes Futter eine Hauptquelle für die anhaltende Belastung der Menschen mit Dioxinen war, die Krebs hervorrufen.

„Wir recyceln tierische Abfallfette zurück in das Nahrungsangebot“, erklärt Capenter. „Wir verfüttern das Fett der Kuh an die Schweine und Hühner und wir füttern das Fett von Schweinen und Hühnern an die Kühe.“ Diese tierischen Abfallprodukte machen den größten Anteil am Tierfutter aus.

Wissenschaftler sind sich über die Gesundheitsrisiken für den Menschen unsicher, die von Spurenwerten der meisten POPs ausgehen. Manche, wie z.B. Dioxine, sind auch in sehr geringen Konzentrationen mit Risiken verbunden. Nach Tierstudien, aber auch nach einigen Studien mit Menschen, könnte eine Belastung mit diesen Chemikalien das Risiko für Krebs und andere Erkrankungen erhöhen, die Fruchtbarkeit verringern, den Hormonhaushalt verändert, die Gehirnentwicklung beeinträchtigen und das Immunsystem ungünstig beeinflussen.

Für einige Chemikalien hat die EPA überwiegend auf Grundlage von Tierversuchen Referenz-Dosiswerte festgelegt, deren tägliche Aufnahme als sicher erachtet wird. Keines der Nahrungsmittel in Schecters Studie von 2009 enthielt Konzentrationen über diesen Richtwerten. Die tägliche nahrungsbedingte DDT-Aufnahme der Amerikaner ist z.B. etwa die Hälfte der Referenz-Dosis.

Aber die Beamten des Gesundheitswesens wissen über die Wirkung vieler Chemikalien nicht ausreichend Bescheid, um Referenz-Dosen festzulegen, sagte Schecter. Und sie wissen noch weniger darüber was passiert, wenn Menschen mehreren Schadstoffen ausgesetzt sind.

„Wo es Referenz-Werte gibt, sind diese für einzelne Chemikalien. Und wir haben keine Referenzwerte für eine Kombination mehrerer Chemikalien“, sagte er.

„Sichere“ Werte für Chemikalienkombinationen zu bestimmen dürfte schwierig und teuer sein und bisher wurden wenige Studien durchgeführt.

Dr. Alex Stewart, ein Arzt des Britischen Gesundheitssystems, der 2009 eine Arbeit über Mischungen von Chemikalien veröffentlichte sagte, Schadstoffe könnten, wenn sie in unserer Nahrung und in unseren Körpern in Kombinationen vorkommen, noch schädlicher sein als einzeln. Manche Chemikalien, wie z.B. Dioxine, addieren sich wahrscheinlich zu ihrer Wirkung, da sie dieselben Körpersysteme auf dieselbe Art beeinträchtigen, erklärte er.

Das kombinierte Potential mancher Substanzen hat man gut dokumentiert. „Jeder weiß, dass Rauchen Lungenkrebs hervorruft und wenn man Radon einatmet, erzeugt dies Lungenkrebs. Beides, Rauchen und Radon, verursachen Lungenkrebs, aber wenn man beidem ausgesetzt ist, ist das Risiko höher“, erklärte Carpenter.

Während vor langer Zeit verbotene Schadstoffe immer noch eine Belastung darstellen, gesellt sich eine neue Generation von Umweltschadstoffen zu ihnen.

Eine davon ist die Gruppe der Flammschutzmittel, die Polybromierte Diphenilether oder PBDEs heißen. PBDEs hat man in einer Reihe von Gebrauchsgütern seit den 70’er Jahren eingesetzt. In den Jahrzehnten danach nahm die Belastung des Menschen stark zu und die Werte der menschlichen Muttermilch und des Blutes sind in Nordamerika um Größenordnungen höher als in anderen Teilen der Welt.

PBDEs in Nahrungsmitteln variieren sehr. Z.B. kann eine Probe Rind doppelt so hoch belastet sein wie eine andere. Doch trotz dieser uneinheitlichen Werte enthält die durchschnittliche Amerikanische Diät die tägliche Aufnahme von ein paar PBDEs, hauptsächlich durch den Verzehr von Milchprodukten und Fleisch, wie aus der Studie von Schecter hervorgeht.

Tierstudien haben PBDEs mit einer eingeschränkter Schilddrüsen- und Leberfunktion und mit einer gestörter Hirnentwicklung in Zusammenhang gebracht. Bedenken bezüglich ihrer gesundheitlichen Folgen führten 2004 zu einem US-Verbot mehrerer PBDEs. 2009 wurden sie in die Liste der Schadstoffe, die Gegenstand des Stockholmer Abkommens sind, aufgenommen.

Das Stockholmer Abkommen – eine internationale Anstrengung von fast 100 Ländern, den Gebrauch und die Herstellung von POPs zu beenden oder einzuschränken – wurde 1991 unterzeichnet. Die ursprüngliche, das „Dreckige Dutzend“ genannte Liste umfasste mehrere Pestizide und PCBs, die immer noch in Nahrungsmitteln vorhanden sind. Die Liste wurde 2009 um 9 neue Chemikalien erweitert, von denen viele in Schecters Nahrungsmittel-Studie auftauchten.

Die Studie wies auch Spurenwerte von Perfluoroctansäure oder PFOA nach, eine Chemikalie, die bisher im Nahrungsangebot noch nicht festgestellt worden war. Perfluorierte Substanzen werden üblicherweise zur Herstellung von fett- und wasserabweisenden Gebrauchsgegenständen eingesetzt, dazu zählt Teflon.

Manche dieser Stoffe sind verboten worden oder die Industrie hat ihren Gebrauch verringert. Da sie aber immer noch in Gebrauchsgegenständen vorkommen, werden die Menschen gleichermaßen durch Staub wie Ernährung belastet.

Man weiß nicht, wie perfluorierte Stoffe in die Nahrung gelangen, sagte Dr. Tom Webster, ein Epidemiologe an der Boston School of Public Health. Es ist möglich, dass sie wie andere Schadstoffe in der Biosphäre akkumulieren, aber sie könnten beim Vorgang des Verpackens auch direkt in Nahrungsmittel eindringen, sagte er.

Da Gebrauchsgegenstände diese Chemikalien enthalten, werden diese möglicherweise auf Abfall-Deponien gebracht. Sie stellen ein „Problem der Innenraum-Umgebung dar, das immer mehr zu einem Problem der äußeren Umgebung wird“, sagte Dr. Mike McClean, ebenfalls ein Epidemiologe der Boston’s School of Public Health. Mit dem Regen sickern die Schadstoffe aus den Deponien in das Grundwasser, von wo sie durch die Umwelt wandern und möglicherweise in die Nahrungskette gelangen.

Perfluorierte Stoffe bauen schneller als andere Schadstoffe ab, aber Flammschutzmittel verhalten sich mehr wie andere POPs, in dem sie sich in Fettgewebe ansammeln und viele Jahre zum Abbau benötigen.

„Wir erwarten, dass sie für viele weitere Jahrzehnte in der Umwelt präsent sein werden“, sagte Schecter.

Schecter meinte weiter, dass in Anbetracht der großen Zahl von Schadstoffen im US-Nahrungsangebot die Regierung viel mehr Schadstoffe überprüfen muss. „Das wäre die Hauptaufgabe, aber da sie immer noch vorhanden sind, scheint mehr Kontrolle angebracht“, sagte er.

Und die Leute sollten versuchen, weniger tierisches Fett zu sich zu nehmen, um die Aufnahme hoher POP-Werte zu vermeiden, sagte Schecter. Carpenter beschreibt die Situation unverblümter. Er sagte, „Wir müssen diese Chemikalien aus unserer Nahrung herausbekommen.“

Autorin: Emily Elert, 22.04.2010 für Environmental Health News

Literatur:

Environmental Health Perspectives, Schecter, et al. Lingering legacies for Earth Day 2010: U.S. food still tainted with old chemicals, Feb. 10, 2010 – doi:10.1289/ehp.0901347

Übersetzung und Antext: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, 10. Mai 2010

Vielen Dank an EHN für die freundliche Genehmigung den Artikel übersetzen und im CSN Blog veröffentlichen zu dürfen.

(Zum Vergrößern das Diagramm bitte anklicken)

Diagramm zur täglichen Aufnahme von Schadstoffen durch Lebensmittel. Es sind die Werte von 32 Organochlorpestiziden, 7 PCBs und 11 PFCs (Perfluorierte Chemikalien) aus Mischproben von 31 verschiedenen Nahrungsmitteln, die 2009 in Supermärkten in Dallas, Texas erworben wurden. Die nahrungsbedingte Aufnahme dieser Chemikalien wurde für einen Durchschnittsamerikaner berechnet.

Weitere Beiträge von BrunO:

Monsanto: Patent auf Schnitzel?

Darf uns ein Konzern das echte Schnitzel vom Teller nehmen?

Auf der Beliebtheitsskala von Fleischgerichten ist das Schnitzel ganz weit vorne angesiedelt, wie man auch bei der Eingabe in Google an den knapp 2 Millionen angezeigten Seiten erkennen kann. Das Schnitzel zählt sozusagen zum Standard internationaler Küche, es gibt kaum eine Speisekarte, auf der es nicht vertreten ist und in vielfältigen Variationen angeboten wird. Auch Kinder können bei Schnitzel mit Pommes nicht Nein sagen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Konzern-Giganten wie Monsanto beim Thema Schnitzel profitable Geschäfte wittern, die ihren „Erfindungsgeist“ beflügeln.

„Ware Tier“ in neuer Dimension

Allen negativen Auswirkungen auf unser Klima zum Trotz, ist die Fleischproduktion weltweit beständig am wachsen. Der Vorliebe für ungebremsten Fleischkonsum sind nicht nur negative Folgen für das Weltklima zu zuschreiben, sondern neben großflächigem Verbrauch an Landflächen und immenser Wasservergeudung u. a. auch ein stets steigender Bedarf an Getreide und Sojabohnen. Dies ruft den US-Agrargiganten Monsanto auf den Plan, der nunmehr auch Patente auf Schinken und Schnitzel vom Schwein anstrebt. Meldungen von Greenpeace zu Folge, hat Monsanto bereits im vergangenen Jahr beim Weltpatentamt in Genf seinen Patentantrag (WO 2009097403) für Fleisch von Schweinen, die mit seinen gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden, gestellt. Greenpeace und 300 weitere Umweltverbände forderten vergangene Woche ein Verbot für Patente auf Tiere, Pflanzen und Lebensmittel. Monsanto begründet sein avisiertes Ziel damit, dass die Schweine durch die Fütterung mit genveränderten Soja-Bohnen und Gen-Getreide einen erhöhten Anteil an ungesättigten Fettsäuren im Fleisch vorweisen und somit eine Erfindung des Biotechnik-Konzerns seien.

Lebensmittelsektor wird zunehmend von Agrarkonzernen kontrolliert

Patentberater für Greenpeace Christoph Then, kritisiert die neuerliche Patentanmeldung von Monsanto als Missbrauch des Patentrechts, denn Schnitzel und Schinken seien keine neue Erfindung. Lt. Recherchen von Greenpeace hat sich die Zahl der Patentanmeldungen auf Saatgut und Pflanzen im Zeitraum 2007 bis 2009 mehr als verdoppelt. Greenpeace gibt zu bedenken, dass von den zunehmenden Patenten im Lebensmittelbereich, Konsumenten, Lebensmittelproduzenten, Landwirte und Züchter gleichermaßen betroffen sein werden. Durch die Gewährung von Patenten auf Lebensmittel ist von höheren Preisen, Reduzierung der Auswahlmöglichkeiten, steigender Abhängigkeit sowie der Entstehung von Marktmonopolen auszugehen.

Greenpeace berichtet, dass sich Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner erst vor ein paar Tagen erneut für ein Verbot von Patenten auf Nutzpflanzen und –tiere ausgesprochen hat. Nun muss sie als weiteren Schritt in der EU die Neuverhandlung der EU-Patentgesetze einfordern.

Die Kasse klingelt – die Marktbeherrschung wächst

Greenpeace berichtet bereits 2005, dass sich Gen-Konzerne wie z. B. Monsanto, Bayer, DuPont und Syngenta durch die Patentierung von Pflanzen, deren Aufbau und Weiterzüchtung, wie auch auf die Ernte und deren Verwendung in der Herstellung von Nahrungsmittel, systematisch Allgemeingut aneignen. Mit jedem neu erworbenen Patent ebnen sie sich die Konzernmultis den Weg, um die nach wie vor umstrittene Gentechnik weltweit geschickt weiter zu etablieren. Durch diese Vorgehensweise wird herkömmliches Saatgut immer mehr vom Markt verdrängt, die Marktbeherrschung der Saatgutriesen kontinuierlich ausgebaut. Die Machtposition einiger weniger Gen-Konzerne wird somit weltweit aufhaltlos gefestigt. In den USA ist die Situation bereits dort angekommen, dass Landwirte Knebelverträge bei Monsanto unterzeichnen, die dem Konzern das Recht erteilen, bei den Landwirten jederzeit durch Inspekteure Kontrollen durchführen zu lassen. Neben dem genveränderten Saatgut müssen die Landwirte auch die Pestizide des Agrargiganten ordern.

Schnitzel, eine Erfindung des Agrar-Giganten Monsanto?

Aus den bisherigen Entwicklungen in den USA zu Gunsten der Agrarriesen kann man schließen, dass sich Patente auf Schnitzel und Schinken vermutlich nicht positiv für Landwirte, Züchter, Nahrungsmittelkonzerne und Verbraucher auswirken werden. Es ist davon auszugehen, dass die Gewinner von Patenten auf Leben, lediglich einige wenige Multikonzerne sein werden, deren Marktposition sich immer weiter zur Monopolstellung entwickelt und dies nichts Gutes erahnen lässt.

Umweltverbände setzten sich bereits seit vielen Jahren gegen die Vergabe von Patenten auf Leben, Saatgut und Pflanzen ein. Die Auswirkungen genveränderter Pflanzen auf die Gesundheit von Mensch und Tier sind mangels Langzeitstudien wissenschaftlich derzeit völlig unzureichend untersucht. Verbraucher sind Gen-Nahrungsmittel gegenüber ebenfalls skeptisch eingestellt. Deutsche essen leidenschaftlich gerne Schnitzel und das nicht erst seit heute. Monsantos Vorhaben, den Deutschen ihr altbewährtes Schnitzel nunmehr als neuerliche Erfindung auftischen zu wollen, ist aus Sicht des Konzerns sicherlich ein strategischer Schachzug, doch neu erfunden hat der Multikonzern das Schnitzel bei weitem nicht.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity, 5. Mai 2010

Weitere CSN Artikel zum Thema Nahrung und Nahrungsmittelsicherheit:

Krank durch Aspartam?

Die Zahl übergewichtiger Menschen nimmt in Deutschland tendenziell zu, mit vielfältigen negativen Folgen für die Gesundheit der Betroffenen. Ein Zuviel an Gewicht in Kombination mit Bewegungsmangel kann u. a. Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes, Arthrose, Fettleber, Schäden am Bewegungsapparat, Krebsleiden und Stoffwechselerkrankungen fördern. Um bestehendem Übergewicht entgegenzuwirken bzw. es erst gar nicht aufkommen zu lassen, ist es empfehlenswert, neben ausreichender Bewegung, bei der Ernährung auf Ausgewogenheit und verminderte Kalorienzufuhr zu achten.

Aspartam – dickes Geschäft für die Lebensmittelindustrie

Genau das ist die Sternstunde für die Nahrungsmittelindustrie, denn das Geschäft mit kalorienreduzierten und mit Zuckeraustauschstoffen angereicherten Lebensmitteln boomt, die Produktvielfalt von Light-Produkten nimmt rapide zu. Gerade im Frühjahr sind sie Verkaufsschlager schlechthin, da es nach dem langen Winter darum geht, schnellstmöglich zur Strand-tauglichen Figur zurückzufinden. Doch man sollte ruhig auch hinter die Kulissen der Lebensmittelindustrie schauen und kritisch hinterfragen, wie diese Kalorienreduktion tatsächlich zu Stande kommt, zu welchen Mitteln die Hersteller greifen, um uns den Konsum „ohne Reue“ schmackhaft zu machen.

Das Zugpferd unter den kalorienarmen Zuckeraustauschstoffen ist Aspartam, das wegen seines neutralen zuckerähnlichen Geschmacks weltweit am meisten zum Einsatz kommt. Dieser synthetische Zuckerersatz (E-951) ist unter den Markennamen Nutrasweet, Assugrin und Canderel bekannt und kann lt. Informationen von TransGen genetisch veränderte Mikroorganismen enthalten, was keiner Deklarationspflicht unterliegt. Aspartam kann mit einer um das zweihundertfach höheren Süßungskraft als herkömmlicher Zucker aufwarten und ist u. a. zuckerfreien Süßigkeiten und Süßspeisen, Gebäck, Joghurts, Diätprodukten, Kaugummis, Erfrischungsgetränken, Tees wie auch Medikamenten zugesetzt.

Süßes genießen ohne Reue – der Schein trügt

Aspartam gerät auf Grund vielfach zugeschriebener möglicher Gesundheitsrisiken verstärkt in Misskredit. Im vergangenen Jahr wurde Coca Cola Zero auf Anordnung des Gesundheitsministers von Venezuela, Jesús Mantilla, sogar komplett vom Markt genommen. Wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Folge soll Aspartam Störungen am Hormonsystem, neurologische Schäden am Gehirn, Allergien, Krebs und Adipositas fördern. Das Internet-Gesundheitsportal Zentrum der Gesundheit berichtet in einem ausführlichen Artikel über den beliebten Süßstoff von einer Vielzahl von Nebenwirkungen, die durch die amerikanische Zulassungsbehörde für Lebensmittel und Medikamente dokumentiert wurden. Demnach sind Aspartam u. a. folgende Gesundheitsstörungen anzulasten: Angstzustände, Arthrose, Atemwegsreaktionen, Sehstörungen, chronische Müdigkeit, Impotenz, Migräne, Tinnitus, Krebs und viele mehr.

Ebenfalls ist in der Medizin bekannt, dass Aspartam im menschlichen Organismus zu Methanol und Formaldehyd verstoffwechselt wird, mit weiteren möglichen gravierenden Folgen für die Gesundheit der Verbraucher. Forscher sehen in dieser toxischen Metabolisierung die karzinogene Wirkung von Aspartam als begründet. Lt. einem Bericht im Ärzteblatt wurden in medizinischen Studien in Bologna erhöhte Tumorraten im Bereich des Lymphsystems und Leukämie im Tierversuch mit Ratten nachgewiesen und dies bereits in Dosen, die unter den Grenzwerten für den menschlichen Verzehr von Aspartam lagen. Dieses Studienergebnis lässt auf ein erhöhtes Krebsrisiko beim Menschen schließen. Auffallend ist zu bewerten, dass die Ramazzini-Studie zu erheblich anderen Ergebnissen führte, als die von der Industrie in Auftrag gegebenen Untersuchungen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vertritt trotz dieser Studie weiterhin die Auffassung, dass Aspartam als unbedenklich einzustufen ist.

Menschen, die an der Krankheit Phenylketonurie leiden, dürfen keine Produkte konsumieren, die Aspartam enthalten. Deshalb müssen Lebensmittel, denen der chemischen Süßstoff zugesetzt ist, mit dem Warnhinweis enthält „eine Phenylalaninquelle“ versehen sein. Desweiteren steht Aspartam in Verdacht, das Gewicht der Verbraucher sogar zu erhöhen, weil nach dem Konsum aspartamhaltiger Nahrungsmittel Heißhungerattacken entstehen, die Adipoditas hervorrufen würden.

Maßvoller Genuss contra maßlosen Konsum

Es liegt im Ermessen eines jedes Einzelnen, zu welchen Lebensmittel man greift. Mit Zuckerersatz versehene Nahrung wird vermutlich nicht als alleinige Maßnahme zum Wunschgewicht führen, da der Trend eher dahingehend ist, dass man sich zusätzlich dann weitere Leckereien gönnt, schließlich war der vorherige Snack ja kalorienarm. Das lässt sich auch an der Tatsache ableiten, dass, trotz des ungebremsten Einsatzes von kalorienarmen Süßstoffen, die Zahl fettleibiger Menschen bei den Industrienationen auf globaler Ebene kontinuierlich massiv ansteigend ist.

Man sollte sich dessen bewusst sein, dass es sich bei Aspartam und anderen synthetischen Süßungsmitteln um Chemikalien handelt, deren Wirkung auf den Organismus schwerwiegende gesundheitliche Nebenwirkungen zur Folge haben können. Somit ist es ratsam, lieber in Maßen zu genießen und naturbelassene Lebensmittel zu schlemmen und sich zusätzlich viel zu bewegen, um Fettpolstern keine Chance zu geben, uns den Alltag zu vermiesen, statt uns mit Chemikalien angereicherten Produkten möglichen Gesundheitsgefahren auszusetzen, die überflüssig sind und absolut vermeidbar wären.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity, 28. April 2010

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