Monsanto: Patent auf Schnitzel?

Darf uns ein Konzern das echte Schnitzel vom Teller nehmen?

Auf der Beliebtheitsskala von Fleischgerichten ist das Schnitzel ganz weit vorne angesiedelt, wie man auch bei der Eingabe in Google an den knapp 2 Millionen angezeigten Seiten erkennen kann. Das Schnitzel zählt sozusagen zum Standard internationaler Küche, es gibt kaum eine Speisekarte, auf der es nicht vertreten ist und in vielfältigen Variationen angeboten wird. Auch Kinder können bei Schnitzel mit Pommes nicht Nein sagen. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Konzern-Giganten wie Monsanto beim Thema Schnitzel profitable Geschäfte wittern, die ihren „Erfindungsgeist“ beflügeln.

„Ware Tier“ in neuer Dimension

Allen negativen Auswirkungen auf unser Klima zum Trotz, ist die Fleischproduktion weltweit beständig am wachsen. Der Vorliebe für ungebremsten Fleischkonsum sind nicht nur negative Folgen für das Weltklima zu zuschreiben, sondern neben großflächigem Verbrauch an Landflächen und immenser Wasservergeudung u. a. auch ein stets steigender Bedarf an Getreide und Sojabohnen. Dies ruft den US-Agrargiganten Monsanto auf den Plan, der nunmehr auch Patente auf Schinken und Schnitzel vom Schwein anstrebt. Meldungen von Greenpeace zu Folge, hat Monsanto bereits im vergangenen Jahr beim Weltpatentamt in Genf seinen Patentantrag (WO 2009097403) für Fleisch von Schweinen, die mit seinen gentechnisch veränderten Pflanzen gefüttert wurden, gestellt. Greenpeace und 300 weitere Umweltverbände forderten vergangene Woche ein Verbot für Patente auf Tiere, Pflanzen und Lebensmittel. Monsanto begründet sein avisiertes Ziel damit, dass die Schweine durch die Fütterung mit genveränderten Soja-Bohnen und Gen-Getreide einen erhöhten Anteil an ungesättigten Fettsäuren im Fleisch vorweisen und somit eine Erfindung des Biotechnik-Konzerns seien.

Lebensmittelsektor wird zunehmend von Agrarkonzernen kontrolliert

Patentberater für Greenpeace Christoph Then, kritisiert die neuerliche Patentanmeldung von Monsanto als Missbrauch des Patentrechts, denn Schnitzel und Schinken seien keine neue Erfindung. Lt. Recherchen von Greenpeace hat sich die Zahl der Patentanmeldungen auf Saatgut und Pflanzen im Zeitraum 2007 bis 2009 mehr als verdoppelt. Greenpeace gibt zu bedenken, dass von den zunehmenden Patenten im Lebensmittelbereich, Konsumenten, Lebensmittelproduzenten, Landwirte und Züchter gleichermaßen betroffen sein werden. Durch die Gewährung von Patenten auf Lebensmittel ist von höheren Preisen, Reduzierung der Auswahlmöglichkeiten, steigender Abhängigkeit sowie der Entstehung von Marktmonopolen auszugehen.

Greenpeace berichtet, dass sich Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner erst vor ein paar Tagen erneut für ein Verbot von Patenten auf Nutzpflanzen und –tiere ausgesprochen hat. Nun muss sie als weiteren Schritt in der EU die Neuverhandlung der EU-Patentgesetze einfordern.

Die Kasse klingelt – die Marktbeherrschung wächst

Greenpeace berichtet bereits 2005, dass sich Gen-Konzerne wie z. B. Monsanto, Bayer, DuPont und Syngenta durch die Patentierung von Pflanzen, deren Aufbau und Weiterzüchtung, wie auch auf die Ernte und deren Verwendung in der Herstellung von Nahrungsmittel, systematisch Allgemeingut aneignen. Mit jedem neu erworbenen Patent ebnen sie sich die Konzernmultis den Weg, um die nach wie vor umstrittene Gentechnik weltweit geschickt weiter zu etablieren. Durch diese Vorgehensweise wird herkömmliches Saatgut immer mehr vom Markt verdrängt, die Marktbeherrschung der Saatgutriesen kontinuierlich ausgebaut. Die Machtposition einiger weniger Gen-Konzerne wird somit weltweit aufhaltlos gefestigt. In den USA ist die Situation bereits dort angekommen, dass Landwirte Knebelverträge bei Monsanto unterzeichnen, die dem Konzern das Recht erteilen, bei den Landwirten jederzeit durch Inspekteure Kontrollen durchführen zu lassen. Neben dem genveränderten Saatgut müssen die Landwirte auch die Pestizide des Agrargiganten ordern.

Schnitzel, eine Erfindung des Agrar-Giganten Monsanto?

Aus den bisherigen Entwicklungen in den USA zu Gunsten der Agrarriesen kann man schließen, dass sich Patente auf Schnitzel und Schinken vermutlich nicht positiv für Landwirte, Züchter, Nahrungsmittelkonzerne und Verbraucher auswirken werden. Es ist davon auszugehen, dass die Gewinner von Patenten auf Leben, lediglich einige wenige Multikonzerne sein werden, deren Marktposition sich immer weiter zur Monopolstellung entwickelt und dies nichts Gutes erahnen lässt.

Umweltverbände setzten sich bereits seit vielen Jahren gegen die Vergabe von Patenten auf Leben, Saatgut und Pflanzen ein. Die Auswirkungen genveränderter Pflanzen auf die Gesundheit von Mensch und Tier sind mangels Langzeitstudien wissenschaftlich derzeit völlig unzureichend untersucht. Verbraucher sind Gen-Nahrungsmittel gegenüber ebenfalls skeptisch eingestellt. Deutsche essen leidenschaftlich gerne Schnitzel und das nicht erst seit heute. Monsantos Vorhaben, den Deutschen ihr altbewährtes Schnitzel nunmehr als neuerliche Erfindung auftischen zu wollen, ist aus Sicht des Konzerns sicherlich ein strategischer Schachzug, doch neu erfunden hat der Multikonzern das Schnitzel bei weitem nicht.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity, 5. Mai 2010

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3 Kommentare zu “Monsanto: Patent auf Schnitzel?”

  1. Energiefox 6. Mai 2010 um 08:14

    Danke Maria für den Bericht,

    vor allem auch danke, dass Du den übermäßigen Fleischkonsum der Welt aufgezeigt hast.

    Monsanto ist einfach böse, das sagte schon ein Lehrer im Arte Forum zum Thema Genmanipulation.

    Wir brauchen so was nicht um dem Welthunger zu bekämpfen sagt sogar der Welternährungsrat.
    Der rät auf Bio Nahrung um zu stellen.

    Wir sind dabei die Artenvielfalt zu zerstören.
    In Indien ein eine Frau sammelt die unglaubliche Vielfalt der Reissorten die Indien mal hatte.
    Sie gibt sie kostenlos an Arme und auch anderen Bauern ab. Diese Reissorten sind dem Klima abgepasst brauchen auch längst nicht so viel Wasser.
    Hier auch Gift und riesige Äcker nicht mal mehr Schutzwälle hält man mehr für nötig.
    Bei mir in der Nähe wird schon Wasser gepumpt auf einem Acker habe ich seit bestimmt 40 Jahren nicht gesehen. Sandstürme habe ich dort auch erlebt und fotografiert.

    Deshalb macht zumindest wieder Schutzwälle an Äckern und hört auf mit Genmanipulation es kann sonst ganz gefährlich werden.

    Gruß Fox

  2. Maria 9. Mai 2010 um 11:36

    Hallo Fox,

    ja der übermäßige Fleischkonsum bringt viele weitreichende Probleme für uns alle mit sich. Doch die „Fleisch-Fans“ wird dies kaum interessieren und sie werden an ihrem Konsumverhalten sicherlich nichts zum Wohle des Klimawandels ändern. Monsanto kommt diese Nachfrage nach Fleisch ja gerade recht, es lässt sich somit für Agrar- und Genkonzerne noch mehr Geld scheffeln und ihre Machtposition weiter ausbauen.

    Altes Saatgut zu sammeln und sicher zu verwahren ist sicher keine schlechte Wahl, zumal uns immer wieder Meldungen über die Medien erreichen, dass einst reines Saatgut mit Gen-verändertem vermischt wird. Dieses Faktum lässt sich leider nicht mehr umkehren, die Konsequenzen des Ganzen tragen wir alle.

    Genmanipulierte Pflanzen breiten sich unkontrolliert aus, mit ungeahnten möglichen Folgen:

    http://www.greenpeace.de/themen/gentechnik/gefahren_risiken/artikel/gute_gruende_gegen_gentechnik-1/

    Geld regiert bekanntlich die Welt. Machthungrige und profitgierige Konzerne übernehmen immer mehr das Ruder, die Politik wird immer mehr ins Abseits gedrängt…

    Liebe Grüsse
    Maria

  3. J. H. 13. Mai 2010 um 14:12

    Der derzeit stattfindende Ausverkauf im Bereich von Lebensmittel, Umwelt und Natur ist erschreckend. Es besteht kein Respekt mehr vor dem Leben.

    Aber bei den Patenten geht es bekanntlich um viel Geld und Macht. Bei Geld hört bekanntlich jede Freundschaft auf, auch die zur Natur und Umwelt.

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