Offener Brief: Duft-Briefmarken schränken Behinderte ein

Briefmarken mit Duft könnenm empfindlichen Personen gesundheitlich zusetzen

CSN nimmt Duft-Briefmarken unter die Lupe


Am 7. Januar übergab Finanzminister Schäuble die neuen Wohlfahrtsbriefmarken an Bundespräsidenten Horst Köhler und an Frau Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, Präsidentin der  Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. Das Besondere an den Briefmarken für dieses Jahr: Sie duften nach Obst: Heidelbeere, Erdbeere, Zitrone und Apfel. Die Duftstoffe wurden mikroverkapselt und sollen laut Beschreibung erst durch Reibung freigesetzt werden.

Die duftenden Briefmarken riechen auch ohne Reiben

CSN wollte wissen, ob die Briefmarken tatsächlich erst beim Darüberreiben duften und ließ die Duft-Marken besorgen. Auf die Bitte, die neuen Wohlfahrtsmarken kaufen zu wollen, zog die Dame am Postschalter einen Extra-Ordner hervor und bemerkte fast ehrfürchtig: „Oh ja, das sind die neuen duftenden Briefmarken“. Sie nahm einen Bogen mit Briefmarken hervor, die Heidelbeeren abbildeten, und vermeldete erfreut: „Das kann man ja wirklich riechen, auch ohne reiben.“

Es wurden zwei Wohlfahrtsmarken von CSN erworben und unter die Lupe genommen. Beide Briefmarken riechen auch ohne dass man mit dem Finger darüber reibt. Die Erdbeer-Briefmarke verströmt genau genommen einen Geruch wie eine billige Zahncreme mit Erdbeergeschmack und der Geruch der Zitronen-Briefmarken erinnert an Toilettenreiniger mit künstlichem Zitronenduft. Von natürlichem Obstgeruch keine Spur. Insbesondere der Zitronenduft intensivierte sich schon beim kurzfristigen Liegenlassen der Briefmarke bei Raumtemperatur. CSN verzichtete darauf den Geruch durch Rubbeln richtig zu aktivieren. Es ist damit zu rechnen, dass sich der Duft der Marken durch unvermeidbares Aneinanderreiben von Briefen auf dem Postweg und beim Durchlaufen der Sortieranlagen in den Postzentren intensiviert. Daher ist es durchaus möglich, dass die Duft-Briefmarken auch andere Post kontaminieren.

Falls die verwendeten Duftstoffe auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft wurden, würde es der so oft beschworenen Transparenz dienen, wenn bekannt wäre, nach welchen Kriterien von gesundheitlicher Unbedenklichkeit und mit welchen Methoden getestet wurde. Wurde ein gesunder Durchschnittsbürger oder ein Embryo als Modell zugrunde gelegt? Hat man die Duftstoffe an sich, oder die mit ihnen ausgerüstete Druckfarbe getestet? Hat das Material der Briefmarke einen Einfluss auf die Verträglichkeit? Die Infos der Bundesdruckerei legen nahe, dass bereits beim Drucken erste Spuren der Duftstoffe freigesetzt werden.

Duftstoffallergiker, Chemikaliensensible und Personen, die empfindlich auf Duftstoffe reagieren, kann dieser Werbegag gesundheitlich beeinträchtigen.

Als Resonanz schrieb CSN am 11. Januar den nachfolgenden Offenen Brief:


Offener Brief (vorab per E-Mail)

Duft-Briefmarken schränken Behinderte ein


Sehr geehrter Herr Bundespräsident Dr.Horst Köhler,

sehr geehrte Frau Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg,

sehr geehrter Herr Dr. Wolfgang Schäuble,

Sie haben am 7. Januar im Berliner Schloß Bellevue gemeinsam die neuen vom Bundesministerium der Finanzen herausgegebenen Wohlfahrtsmarken vorgestellt, welche beim Reiben Duftstoffe mit Apfel-, Erdbeer-, Heidelbeer- oder Zitronenaroma freisetzen. Wir möchten Sie dazu auffordern, diese auf den ersten Blick sympathische Idee noch einmal zu überdenken und bitten Sie, Herr Dr. Schäuble, als Bundesfinanzminister höflichst, diese Postwertzeichen wieder aus dem Verkehr zu ziehen, da sie für Personengruppen mit bestimmten Behinderungen und Gesundheitsbeschwerden eine unterschätzte und nicht akzeptable Gefahr darstellen.

Wäre es nicht makaber, wenn einem Teil jener Menschen, denen mit diesen Wohlfahrtsmarken geholfen werden soll, durch deren in Umlauf bringen gesundheitliches Leid zugefügt würde? Ist Ihnen die kritische Haltung des Umweltbundesamtes zu Duftstoffen nicht bekannt? Das UBA weist seit Jahren darauf hin, dass Duftstoffe im öffentlichen Bereich vermieden werden sollten. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) geht davon aus, dass (nach Meggs et al. 1996) rund 11 Prozent der Bevölkerung, das wären heute gut 9 Millionen Menschen, von einer olfaktorischen Hypersensitivität gegenüber Duftstoffen betroffen sind und fordert Warnschilder für beduftete Räume.

Kann man bei Menschen, die auf Duftstoffe mit gesundheitlichen Beschwerden reagieren, von einer Behinderung sprechen?

Nach dem Americans with Disabilities Act (ADA) gilt eine Person als behindert, die durch eine körperliche oder seelische Behinderung in einer oder mehreren Lebensaktivitäten substantiell eingeschränkt ist, die eine Krankengeschichte oder einen Befund zu einer solchen Behinderung besitzt oder die von anderen als derartig behindert wahrgenommen wird.

Das von der Bundesregierung am 30. März 2007 unterzeichnete Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-Behindertenkonvention) definiert behinderte Menschen als Personen, die unter langfristigen, körperlichen, seelischen, geistigen oder sensorischen Einschränkungen leiden, welche sie aufgrund diverser Barrieren an einer gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben hindern können.

Parfümierte Postwertzeichen schränken Allergiker, Asthmatiker, Chemikalienkranke und andere empfindliche Menschen in ihrer Lebensführung auf unzumutbare Weise ein, was gegen die UN-Behindertenkonvention verstößt und auch dem im ADA formulierten Schutz behinderter Menschen nicht gerecht wird. Sehr empfindliche Kranke und solche, die unter Kontaktallergien auf Duftstoffe leiden, brauchen die Spuren dieser Stoffe nicht einmal zu riechen und werden nichts ahnend den ihnen verbliebenen, meist in prekärer finanzieller Situation schadstofffrei hergerichteten Lebensraum verseuchen.

Bisher konnten Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen durch Duftstoffe wenigstens ihre Postsendungen ohne fremde Hilfe in Empfang nehmen und öffnen. Diese Autonomie und Lebensnormalität wird ihnen genommen. Wer mit körperlichen Reaktionen rechnen muss, wenn er mit Duftstoffen in Kontakt kommt, wird selber keine Postsendungen mehr in Empfang nehmen können und auf andere Menschen angewiesen sein, die ihm diese ‚Briefbomben‘ aussortieren. Möglicherweise geht eine komplette Zustellung verloren, weil ein einziger Brief mit einem parfümierten Postwertzeichen alle andere Post kontaminiert hat.

Zu Weihnachten 2004 gab es eine ähnliche Aktion mit Duftaufklebern zum Rubbeln. Anders als damals von einem Mitarbeiter der Deutschen Post AG behauptet, sind die Duftstoffe nicht unter sicherem Verschluss. Niemand kann sich sicher sein, dass nicht schon auf dem Versandweg jemand an den Briefmarken rubbelt oder dass diese Substanzen aufgrund mechanischer Einwirkungen freigesetzt werden. Postsendungen kamen damals von selber duftend an und werden dies heute wieder tun.

Durch solche Sendungen können u.U. Menschen, die bisher an keiner Allergie gelitten haben, sensibilisiert werden. Wurden die verwendeten Duftstoffe ausreichend daraufhin getestet? Würden Sie für deren Unbedenklichkeit ihre Hand ins Feuer legen? Ist Ihnen bekannt, dass die wenigsten in Deutschland verwendeten Duftstoffe auf ihre Verträglichkeit geprüft sind. Nach dem „Spezialbericht Allergien, 2000“ des Bundes sind etwa 15 bis 25 Prozent der Bevölkerung von atopischen Krankheiten betroffen und ein Drittel ist allergisch sensibilisiert. Sollte nicht alles getan werden, diese Zahlen nicht weiter ansteigen zu lassen?

Duftstoffe lösen bei Menschen mit entsprechender Sensitivität eine Vielzahl von körperlichen Reaktionen aus. Je nach Erkrankung und Gesundheitszustand reichen diese von harmlosen Irritationen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen. Folgende Beschwerden können einzeln oder in Kombination auftreten:

Müdigkeit, Niesen, Augenbrennen, gerötete Haut, Juckreiz, Bläschen, Entzündungen, Anschwellen und Brennen der Lippen, Brennen der Nasenschleimhäute, Brennen auf der Zunge, Zahnschmerzen, Husten, Stimmversagen, Atemnot, Schwindel, Übelkeit, Kopfschmerzen, Migräne, Sprachstörungen, Gedächtnisstörungen, anhaltendes schmerzhaftes Übergeben, Herzschmerzen, Herzrasen, Schockzustand, Bewusstlosigkeit, Koma.

Häufig erhöht ein Vorfall mit Duftstoffen die Sensibilität für andere Substanzen oder macht eine über einen längeren Zeitraum durch Vermeidungsstrategien und gesunde Lebensweise mühselig erreichte Verbesserung des Gesundheitszustandes zunichte.

Nicht zuletzt können künstliche Düfte auch gesunde Menschen in ihrem ästhetischen Empfinden belästigen und erreichen nie die Sinnlichkeit ihrer Vorbilder. Legen Sie ein paar Äpfel vom Biobauer in Ihr Schlafzimmer und vergleichen sie das mit dem Duft dieser Briefmarken.

In Anbetracht all dessen fordern wir von Ihnen, dass die zu erwartenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen des auf Duftstoffe sensibilisierten Anteils der Bevölkerung zur Kenntnis genommen wird und das in Umlauf bringen der Duft-Briefmarken gemäß des Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderung umgehend gestoppt wird.

Mit freundlichen Grüßen

Silvia K. Müller        Bruno Zacke

CSN – Chemical Sensitivity Network

29 Kommentare zu “Offener Brief: Duft-Briefmarken schränken Behinderte ein”

  1. Monja 12. Januar 2010 um 15:29

    Vielleicht hätte man noch klar hervorheben können, was diese Herrschaften nämlich ganz bestimmt nicht wissen: dass diese Duftstoffe nicht aus echten Früchten gewonnen werden, sondern zu 100% aus Chemikalien (!) bestehen. Ich stelle dies bei jedem fest, den ich über MCS informiere, niemand bedenkt den Unterschied und hält daher Düfte für harmlos, weil sie alle davon ausgehen, dass sie ja auch in der Natur vorkommen. Die meisten halten auch ihre Parfüms für Blüten-Essenzen, nicht anders wird es mit diesen Früchten sein. Ein anderer Aspekt ist, wer diese Marken anfässt und danach sein Baby oder sein Haustier, der schadet denen ja nochmals. Müssen die Marken womöglich sogar noch angeleckt werden? Also doppelt giftig? Dennoch, der Brief ist SUPER geschrieben, alle Achtung !!!

    Monja

  2. Silvia 12. Januar 2010 um 15:40

    Hallo Monja,

    wir konnten nicht herausfinden ob die verwendeten Duftstoffe natürlich oder künstlich sind. Aber eigentlich spielt dass auch keine Rolle, denn wenn Du die Links im Blog anklickst kannst Du u.a. einen Artikel lesen der beschreibt, dass natürliche Duftstoffe ebenfalls nichts gesundheitlich unbedenklich gelten.

    Viele Grüsse

    Silvia

  3. Manni 12. Januar 2010 um 16:40

    …sehr guter Brief, vielen Dank – auf die Reaktion bin ich gespannt.

    Liebe Grüße
    Manni

  4. Weißer Magier 12. Januar 2010 um 16:42

    Es gibt Dinge, die sind so überflüssig wie die dritte Kniescheibe. Wem nützt so etwas, außer dem produzierenden Chemieunternehmen?

    Meines Wissens ist der Duft künstlich. Wird auf das Trägerpapier aufgespendet und dann mit dem Rubbelstoff überdeckt. Und ja – die Dinge stinken durch den Stoff hindurch. Das lässt sich gar nicht vermeiden.

    Schade eigentlich – denn Wohlfahrtsmarken halte ich eigentlich für eine gute Sache.

    MfG Weißer Magier

  5. Clarissa 12. Januar 2010 um 17:25

    Ich habe auf meine Mail an Hr. Schäuble bis zum heutigen Zeitpunkt keine Antwort erhalten. Wenn ich ehrlich bin, ich habe auch nichts anderes erwartet.

    Danke Silvia und Bruno, vielleicht bekommt ihr ja eine Antwort.

    LG
    Clarissa

  6. Marina 12. Januar 2010 um 17:34

    Es ist super, dass Ihr einen Brief geschrieben habt.
    Vielen lieben Dank dafür. Hoffentlich kehrt Vernunft ein und die Marken werden vom Markt genommen. Mir graut jetzt schon vor solch stinkender Post, beruflich, wie privat. So etwas brauchen wir nicht. Wir werden schon viel zu oft zwangsbeduftet. Das Ergebnis ist eine ruinierte Gesundheit und kontaminierte Umwelt.

    Marina

  7. Maria 12. Januar 2010 um 17:50

    In Anbetracht dessen, dass Wohlfahrtsverbände etwas Gutes bewirken wollen / sollten, wäre man in der unabdingbaren Pflicht, diese Duftmarken schnellstens vom Markt zu nehmen, da sie wie im Brief verdeutlicht, vielen Menschen gravierenden gesundheitlichen Schaden zufügen können. Das liegt sicher nicht im Sinne des Bundesministeriums für Finanzen bzw. der Wohlfahrtspflege.

    Behinderten Menschen darf nicht durch solche Projekte, unnötigerweise weiteres Leid entstehen, heute noch gesunden Menschen ebenfalls nicht. Duftstoffe zählen bereits heute zu den zweit häufigsten Auslösern für Allergien. Ich denke, dieser Fakt ist Grund genug, die Duftmarken zurück zurufen.

    Ich bin sehr gespannt, wie sich die Angelegenheit weiterentwickelt.

    Viele Grüsse
    Maria

  8. darka 12. Januar 2010 um 17:50

    Diese Rundmail ist sehr praktisch. Man kann sie denen, die einem demnächst stinkende Briefumschläge und Pakete samt Emailadresse in’s Haus schicken, weiterleiten mit einem beherzten Kommentar, z.B. diesem hier:

    „Ich habe Ihren Brief erhalten. Verschicken Sie beduftete Briefmarken? Bitte lesen Sie diese weitergeleitete Email. Ich gehöre zu den Menschen, denen Duftstoffe erhebliche gesundheitliche Probleme bereiten, im Ernst! Sicher haben Sie darüber noch nicht nachgedacht, oder? Über eine (duftstofffreie) Antwort von Ihnen würde ich mich freuen. Mit freundlichen Grüßen, Name“

    Macht den Mund auf! Macht mit!

  9. Schlumpf 12. Januar 2010 um 18:31

    Ich hoffe, daß diese Mief-Marken eingestampft werden. So etwas möchte ich nicht in meinem Briefkasten haben!

  10. Maria Magdalena 12. Januar 2010 um 19:23

    Limonen, Linalool, Citral, Citonellol etc. sind isolierte billige Monosubstanzen, die bei der Verarbeitung von Zitrusfrüchten anfallen.

    Limonen beispielsweise wird in großen Mengen als Nebenprodukt gewonnen. Deshalb wird es heute als Lösungsmittel, Reiniger und Verdünnungsmittel, z. B. in der Lackindustrie, eingesetzt. Limonen ist reizend und umweltgefährlich, dient als Insektizid und wird derzeit auf eine mögliche karzinogene Wirkung geprüft. An der Luft entstehen aus Limonen allergie-auslösende Oxidationsprodukte.

    Linalool kann oral oder inhalativ aufgenommen werden, wirkt reizend auf Haut, Schleimhäute, Augen, indem es Rötungen und Schmerzen hervorruft. Es kann nicht vollständig ausgeschlossen werden, dass Linalool erbgutverändernd ist. Chronische Aufnahme führt zur Schädigung der Leber. Linalool gehört zu den so genannten Prohaptenen, Substanzen, deren Oxidationsprodukte an der Luft allergie-auslösend sind. Bei einer europa-weiten Studie erwiesen sich 1,3 Prozent der Probanden als sensibel auf oxidiertes Linalool.

    Citral ist Alarmpheromon der Blattschneiderameise. Citral wird als Duft- und Aromastoff verwendet. Gemäß der 7. Ergänzung der EU Kosmetikrichtline 76/768/EEC muss es aufgrund allergenen Potenzials als kosmetischer Inhaltsstoff deklariert werden. Citral ist das Gemisch aus den Stereoisomeren Geranial (Citral A) und Neral (Citral B). Neral und Geranial lassen sich durch Dehydrierung aus Nerol und Geraniol herstellen.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Citral

    http://de.wikipedia.org/wiki/Limonen

    http://de.wikipedia.org/wiki/Linalool

    Studie über die allergisierende Wirkung dieser Duftstoffe:

    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15932583?dopt=Abstract

  11. Mia 12. Januar 2010 um 23:56

    Kann man diesen Offenen Brief nicht zusätzlich in einer Zeitung wie z.B. TAZ oder Süddeutsche abdrucken lassen? Dann wird die Resonanz bestimmt größer ausfallen und die betreffenden Personen müßten Stellung beziehen. Notfalls könnten wir alle zusammenlegen, um den Brief zu finanzieren.

    Mia

  12. Sina 13. Januar 2010 um 03:56

    Also, auf was die Leute alles kommen. Solche Düfte riechen doch auch gar nicht gut, wie ich finde.

    So künstlich.

    Herzliche Grüße von Sina

  13. Schlumpf 13. Januar 2010 um 09:49

    @ Bernadette Schomaker
    Die Idee finde ich gut. Gleichzeitig werden die Leute über die Duftstoffproblematik informiert!

  14. X-Faktor 13. Januar 2010 um 10:31

    Den bisherigen Kommentaren kann ich mich nur anschießen!

    Ergänzend möchte ich anmerken, dass man durch die Duftbriefmarken unfreiwillig mit Düften gesundheitlich belastet wird. Stellt sich jemand zu Hause jedoch eine Duftkerze hin, ist das seine Angelegenheit. Mit den Duftbriefmarken werden Duftstoffe sozusagen weitflächig und unkontrolliert in Umlauf gebracht. Die Postbediensteten tun mir Leid, da sie durch die neuen Duftbriefmarken unausweichlich täglich mit Duftstoffen konfrontiert werden und dadurch unnötigen Gesundheitsgefahren ausgesetzt sind.

    Auch sollte man bedenken, dass gerade Kinder diese Duftmarken toll finden werden. Aber ihr Immunsystem ist bei weitem nicht so gut entwickelt, wie das von Erwachsenen. Es gibt kaum noch Kinder, die nicht an Allergien, Asthma, Neurodermitis, ADS wie auch ADHS leiden. Anstatt alles erdenklich mögliche zu tun, dass unsere Umwelt / Atemluft gesünder wird, kippt es genau ins Gegenteil um. Die (Duftstoff)Industrie bringt ständig neue beduftete Alltagsgegenstände in Umlauf.

    Die Gesundheit sollte Vorrang vor Geschäftsinteressen haben, das sollte auch unseren Politikern einleuchten. Ich hoffe, dass ein Einlenken geschieht, die Vernunft siegt und die Duftbriefmarken vom Markt genommen werden. Behinderte dürfen nicht noch zusätzliche Einschränkungen erfahren, ihr Leben ist zumeist schwierig genug.

    XXX

  15. Henriette 13. Januar 2010 um 10:59

    Die Duftmarken schränken Behinderte ein, das ist die eine Seite der Medaille, die zweite ist, sie schädigen zusätzlich aber auch die Umwelt. In unserer Zeit, in der die Umwelt bereits über das Maß hinaus belastet ist, sollte man dringlichst dazu übergehen, konsequent nur noch umweltfreundliche Produkte in Umlauf zu bringen. Das ist bei den vermutlich gesundheitsschädlichen Duftmarken keinesfalls gegeben.

  16. Monja 13. Januar 2010 um 12:20

    Einem Duftstoff- Allergiker zu sagen, es sei ja nur ein „bisschen“ Duft vorhanden, ist so, als würde man zu einem Rollstuhlfahrer sagen: es sind doch „nur ein paar“ Treppenstufen! Dies scheinen die Politiker entweder zu ignorieren oder nicht zu wissen, man muss ihnen die Augen öffnen.

    Die gesamten, eng aneinander gepackten Briefe in den Postbotentaschen wird kontaminiert sein. Und all die Betroffenen können auch dieser Wohltat nicht nachkommen, Wohlfahrtsmarken ist hier ein falsches Wort.

    Herzlichst Monja

  17. Juliane 13. Januar 2010 um 17:40

    Offenbar kann man den Menschen mittlerweile jede Art von Chemikalie verkaufen, man muss nur geschickt verpacken und geschickt vermarkten.

    In Hessen haben vor einigen Jahren Studenten von Prof.Dr.Stein (FH Wiesbaden)
    nach Benzol und ähnlichen Schadstoffen gefahndet, wie sie im Straßenverkehr entstehen. Untersuchungsgegenstand war die Innenraumluft in Schulen.

    „Was sie in der exemplarischen Untersuchung fanden, waren massenhaft Duftstoffe wie Menthol, Carvon oder Lilial, die in Kosmetika, Körperpflegemitteln und Waschzusätzen enthalten sind. Zwei Drittel aller in der Luft auffindbaren Allergene, so das Ergebnis, stammten aus diesen Quellen. Der Rest hatte seinen Ursprung vor allem in Putzmitteln, mit denen Böden, Bänke und Tische gewischt werden. Weniger als zehn Prozent kamen aus dem Straßenverkehr.“

    http://www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/hessen/?em_cnt=1371054&sid=a0600adb6e037cac796d28325dd7a544

    Da müssten die Damen und Herren im BfR, im RKI, im UBA mal drüber nachdenken.
    Wissen tun sie es freilich schon lange, die zuständigen Behörden.
    Allein ihnen sind offensichtlich die Hände gebunden.

    Chemikalien unter dem Begriff Duft- und Aromastoffe zu verkaufen, ist ein Geschäft das brummt:

    Schaun wir mal bei Thomas-Global

    „Suchen Sie nach den Duftstoffe Produktinfos unter ThomasGlobal.com, einem weltweit industriellen Verzeichnis. Hier finden Sie eine umfassende Liste aller Hersteller-, Lieferanten- und Dienstleistungsfirmen, die in Duftstoffe Produkten spezialisiert sind.“

    http://www.thomas-global.de/search/?q=Duftstoffe&st=1&ost=Duftstoffe
    http://www.thomas-global.de/search/?q=Aromastoffe&st=1&ost=Aromastoffe

    Symrise-Debüt voller Erfolg titelte der Spiegel 2006 . Und das berichtet das Magazin online:

    „Das Unternehmen zählt nach eigenen Angaben zu den weltweit vier größten Anbietern für Duft- und Geschmacksstoffe, es produziert in 19 Ländern rund 30.000 Produkte und verkauft diese in über 160 Ländern. Symrise mit Sitz im niedersächsischen Holzminden erwirtschaftete in den ersten neun Monaten 2006 mit 4.800 Mitarbeitern einen Umsatz von 944,4 Millionen Euro. “

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,453868,00.html

    Das Handelsblatt berichtet 2008

    „Quest macht Givaudan viel Freude

    „In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat Givaudan den Nettogewinn um 13 Prozent auf rund 58 Millionen Euro gesteigert. Dies verdankt der weltgrößte Aromen- und Dufthersteller hauptsächlich der Übernahme des Konkurrenten Quest.

    Der Umsatz legte um 4,5 Prozent auf 2,095 Mrd. Franken (1,28 Mrd. Euro) zu, teilte das Genfer Unternehmen am Dienstag mit…“
    http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/quest-macht-givaudan-viel-freude;2019322

    Also ein Geschäft, das geradezu auf Wachstum programmiert ist.
    Dem könnten nur noch mutige Politiker Einhalt gebieten.

    Aber wo sollen die sein?

    Warten wir also auf die nächsten Wahlen.
    Und die übernächsten Wahlen.
    Und von mir aus die überübernächsten Wahlen.

    Die Politiker werden sich auf die Dauer was einfallen lassen müssen.
    Denn: Das Internet bringt alle Missstände an den Tag.

  18. Adele 14. Januar 2010 um 14:01

    Tja Juliane, was soll man dazu sagen, wenn unsere Politiker schadstoffbelastete Briefmarken befürworten, können wir ansonsten auch nichts Positives erwarten.

    Mein Hausarzt ist auch kritisch gegenüber Duftstoffen, aber die Patienten wollen seine Ratschläge nicht hören und nehmen seine Warnungen nicht ernst. Bei den Leuten ist immer noch in den Köpfen, man kann es kaufen, also ist es nicht schädlich.

    Hoffentlich reagieren die Politiker bei den Duft-Briefmarken zum Wohle ihrer Wähler und nehmen die gesundheitsgefährdenden Marken schnellstmöglich aus dem Verkauf.

    Wie kann man nur auf solche Ideen kommen, Briefmarken mit Chemikalien auszustatten???

  19. août 14. Januar 2010 um 15:43

    Liebe Duftstoffallergiker,

    bitte bleiben Sie in der Diskussion sachlich, ich reagiere nämlich auf zuviel Polemik allergisch.

    Bevor Sie aus einer Mücke viele Elefanten machen, informieren Sie sich doch erst einmal über die Größe der Mücke, sprich über welche Mengen/Konzentrationen dieser Duftstoffe reden wir eigentlich!

    Alles ist relativ und gerade vermeintlich benachteiligte Mitbürger neigen gerne dazu Ihre Defizite in aller Öffentlichkeit aufzubauschen um mehr Aufmerksamkeit/Mitleid zu erhaschen.

    @ Monja: Aus hygienischen Gründen sollen Briefmarken grundsätzlich nicht mit der Zunge befeuchtet werden. Wer weiß schon, durch wessen Hände die Marken gegangen sind.

    @ Weißer Magier: Der Duftstoff wird nicht auf das Trägerpapier aufgespendet, sondern ist in der Druckfarbe enthalten. Was ist eigentlich Rubbelstoff?

  20. thomas 18. Januar 2010 um 12:10

    ..und natürlich verdienen die Chemie Imperien daran.
    Und wenn die Stoffe giftig/schädlich sind, verdieben sie noch mehr daran.
    Sisyphus war ein glücklicher. ahoi oht

  21. Energiefox 21. Januar 2010 um 15:55

    aoüt,
    würde mal empfehlen Leute mit MCS zu besuchen. Wie kann man einfach so ein mieses Urteil fällen.
    Ich reagiere sauer auf Leute die einfach so Behauptungen in den Raum stellen. „vermeindlich benachteilige Bürger“.. ist schon eine Beleidigung. Wenn Sie so was behaupten dann müssen sie auch eine Begründung dazu liefern.

    Sie sind definitiv benachteiligt durch den Duft, man braucht ja nur die Berichte zu lesen.
    Übrigens allein die Produktion wird durch diesen unnötigen Duft teuer, das unnötig ausgegebene Geld, wäre 10 mal besser angelegt für die Leute die Wohlfahrt brauchen. Oder ist der Stoff für den Duft etwa eine Spende der Parfumindustrie.

    Wenn iche dies Wohlfahrtsmarke nur unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz betrachten würde, bekäme diese Briefmarke schon von mir ein dickes Minus. Unnötige Verschwendung von Rohstoffen.
    Gruß Energiefox

  22. Clarissa 24. Januar 2010 um 11:17

    @août Ich glaube ich muss dem Kommentar von août mal etwas entgegen setzen. Glauben Sie wirklich das ein Erdnuss- Schalentiere- Bienengift- Wespengiftallergiker ihnen zuliebe bei nur einer Kleinen Nuss, Stich oder Muschel etwa keine schweren Reaktionen erlebt? Na wenn sie so etwas denken sollten Sie vielleicht auch wissen das wir MCS-Kranken bis zu 1000 mal so empfindlich reagieren wie „normale“ Menschen, vielleicht verstehen sie jetzt das so eine kleine Marke für uns schon ein RIESENELEFANT sein kann.

    Wir wollen kein Mitleid erhaschen, wir wollen das solche toxikologischen Substanzen NICHT mehr in den Verkehr gebracht werden. Nur weil Sie als „Normalo“ sie NOCH vertragen kann es doch sein, dass Sie der Auffassung sind das ca. 15% der deutschen Bevölkerung gesundheitlich angegriffen bzw. vergiftet werden dürfen.

    Ich bin selber schwer erkrankt und glauben Sie mir ich kannte auch ein anderes Leben vor MCS und ich wünschte es wäre immer noch so. Schade das meine Erkrankung nicht mal zeitweise abgeben kann, Sie könnten dann selber erleben was so eine kleine Marke anrichten kann. Glauben Sie es mir ruhig, Sie wären bedient und würden NIE wieder so einen Kommentar verfassen.

    mfg
    Clarissa

  23. Thommy 26. Januar 2010 um 10:04

    Der Blog zum Thema duftende Briefmarken und der Offene Brief wurden ins Japanische übersetzt:

    http://www.ne.jp/asahi/kagaku/pico/sick_school/cs_kaigai/CSN/100125_CSN_perfumed_stamps.html

    Vielen Dank an Takeshi!

    EMM Blog steht die englische Übersetzung:

    Open Letter: Perfumed stamps constrain people with disabilities
    http://www.csn-deutschland.de/blog/en/open-letter-perfumed-stamps-constrain-people-with-disabilities

  24. Sabine 30. Januar 2010 um 11:24

    Als ich von den „duftenden“ Briefmarken erfahren habe, glaubte ich zuerst nicht, dass solche tatsächlich in Umlauf gesetzt wurden, und hielt das für einen (schlechten) Scherz. Als ich dann jedoch die Internetseite der Bundesdruckerei zu dem Thema anschaute, musste ich feststellen, dass es stimmte.

    Es ist unglaublich, dass so etwas überhaupt erlaubt wird in einer Gesellschaft, in der ohnehin der Großteil der Menschen mit allen möglichen Chemikalien ständig belastet wird.

    Und es ist doch bekannt, dass Allergien rapide zunehmen und es kaum einen Menschen gibt, der nicht schon einmal damit zu kämpfen hatte.

    Ganz abgesehen davon, dass künstliche Aromen und Düfte in unserer reizüberfluteten Welt nicht nur eine zusätzlich nervende Belastung, sondern auch völlig überflüssig sind.

  25. Eddy 2. Februar 2010 um 13:04

    Gab es zwischenzeitlich eine Reaktion von Dr.Horst Köhler oder den anderen beiden Angeschriebenen auf den Offenen Brief?

    Wenn man sich den neusten Blog zu Gemüte führt, kann man nur mit dem Kopf schütteln, dass Politiker beduftete Briefmarken auf die Menschheit loslassen, anstatt dem Duftwahn Einhalt zu gebieten.

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2010/02/01/krebs-durch-parfums-und-duftstoffe/

    Der Zuwachs an Krebs und anderen Umwelterkrankungen wie MCS, muß mit allen Mitteln verhindert werden.

  26. Maria Magdalena 10. Februar 2010 um 00:50

    @ août

    Mit Deinen Kenntnissen über die genaue Aufbringung der stinkenden Chemikalien auf den Briefmarken, Deinem unsachlichen polemischen Ton und den arroganten Beleidigungen und Unterstellungen gegen die Millionen Allergiker und Chemikaliensensible hast Du Dich selbst als Chemie-Lobbyist und Knallkopf entlarvt.

    Was willst Du eigentlich hier erreichen? Deine Brötchen verdienen oder Dich nur wichtig tun und Aufmerksamkeit und Bewunderung erreichen, die Dir in deiner Kindheit und Jugend gefehlt haben und trauriger Weise auch noch in Deinem jetzigen Leben fehlen?

    Hier gibst Du Dich nur der Lächerlichkeit preis. Such‘ Dir besser eine sinnvolle anständige Beschäftigung. Das wird Deinem bisher anscheinend missglückten Lebenslauf endlich einen Sinn geben. Also sei vernünftig und höööre auf den gut gemeinten Ratschlag einer studierten Psychologin.

    Maria Magdalena

  27. Maria Magdalena 10. Februar 2010 um 12:30

    Hier ist noch einmal der Link zu einer Studie über die Gefährlichkeit von Duftstoffen, die im CSN-Blog vorgestellt wurde.

    Der wissenschaftliche Beweis lautet:

    Duftstoffe lösen Asthma aus! Dabei spielt die Konzentration keine Rolle, denn bei sensibilisierten Personen reichen oft kleinste Spuren aus, um schwere gesundheitsgefährdende Reaktionen auszulösen.

    Hier ist der Beitrag:
    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/06/12/studie-beweist-asthma-durch-parfumwerbung-in-zeitschriften-ausgeloest/

  28. Briefmarkenverkäufer 22. März 2011 um 21:08

    Ich bin bei einer Postagentur und hab damals die Rosenduftbriefmarken verkauft. Jetzt sind sie wieder im Angebot. Damals schon stank es mir im wahrsten Sinne des Wortes, nachdem ich wenige verklebt hatte. Diesmal ist es wieder so und wenn Rosen so riechen sollten, sollte man sie abschaffen. Auch habe ich manche Allergie und es sollte mich nicht wundern, wenn auch hier Auslöser zu finden sind. Die Post forciert außerdem den Verkauf der Marken. Und sie hat nun – es ist März!!! – Maiglöckchenbriefmarken auch im Angebot, die „duften“. Was das wohl alles soll?

  29. Clarissa 22. März 2011 um 21:35

    @Briefmarkenverkäufer – Der Duftwahnsinn hat Methode und den Hersteller der Düfte ist es egal ob es den Benutzern schlecht damit geht, die haben ihren Chemiecocktail verkauft, ein anderer Dummer hat es verwendet und ein Ahnungsloser kauft den Dreck und ein unschuldiges Opfer erhält dann so einen Brief mit chemischen Kampfstoffen und verreckt unter Schmerzen und keiner ist Schuld.

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