Archiv der Kategorie ‘Experten geben Antwort‘

Genfood als Marketingstrategie für Pestizide

Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel ist eine lebenswichtige Notwendigkeit

Auf dem Boden der Tatsachen: Fragen und Antworten mit CFS-Anwalt George Kimbrell (audio podcast)

Jessica Knoblauch von Earthjustice unterhält sich mit George Kimbrell vom Center for Food Safety [CFS/Initiative für Lebensmittelsicherheit]. Kimbrell wirkt zurzeit als ergänzend hinzugezogener Anwalt in den von Earthjustice angestrengten Prozessen zu gentechnisch veränderten Zuckerrüben und Luzernen [Alfalfa] mit. 2006 klagte das CFS gegen die Zulassung von genmanipulierten Luzernen durch das amerikanische Agrarministerium (USDA), ein Verfahren, das schließlich beim US Supreme Court ankam und zu einem [Anbau-] Verbot der genmanipulierten Feldfrucht führte.

Transkript des Interviews:

Jessica Knoblauch: Das Center for Food Safety arbeitet als Organisation daran, die Gesundheit der Menschen und die Umwelt zu schützen, indem es gegen schädliche Lebensmittelherstellungsmethoden vorgeht. Was genau macht gentechnisch veränderte Lebensmittel so gefährlich?

George Kimbrell: Sie gehören zum industriellen Paradigma, zu den Systemen industrieller Lebensmittel. Gerade jetzt gibt es in unserem Land ein Erwachen für Nachhaltigkeit und Landwirtschaft und die Menschen erkennen die Vorzüge, welche Bio, lokal und von Menschen produziert bieten. Gentechnisch entwickelte Lebensmittel stehen für eine fabrikmäßig betriebene Landwirtschaft, was genau das Gegenteil dieser Philosophie ist. Außerdem denke ich, dass die Menschen den Zusammenhang zwischen unserem Nahrungsmittelsystem und der Umwelt verstehen und auch, wie das, was wir essen, mit der Art, wie wir auf diesen Planeten leben, zusammenhängt und welche Folgen das hat.

Um Ihre Frage noch genauer zu beantworten denke ich, muss die Antwort doppelt ausfallen. Zuerst unter gesundheitspolitischen Aspekten. Dies ist eine neue Technologie und es wird mit unserer Gesundheit ein anhaltendes Experiment unternommen, leider. Im Grunde genommen sind weitaus mehr Fragen offen als dass wir wüssten, welche Folgen gentechnisch veränderte Lebensmittel möglicherweise für die menschliche Gesundheit haben. Man nimmt die Gene von Arten, die sich in der Natur nie kreuzen könnten und kreuzt sie mit sehr entfernten Arten. So nimmt man z.B. das Gen von einer Flunder und baut es mit Hilfe einer Gen-Kanone in eine Tomate ein, um sie gegen Kälte widerstandsfähiger zu machen. Ein Flunder und eine Tomate kommen in der natürlichen Welt niemals zueinander. Das ist etwas völlig anderes als konventionelle Zucht, wenn man zwei Getreidesorten mit der Absicht kreuzt, verschiedene Eigenschaften des Getreides zu verbessern. Das ist der erste fundamentale Unterschied.

Gerade aus diesen Gründen ist dies eine Art permanentes Experiment mit der Bevölkerung. Und auch, weil wir leider keine Deklarationspflicht haben. Von möglichen toxischen Gefahren oder Gesundheitsgefährdungen, die sich daraus ergeben könnten, bekommen wir nichts mit. Zwei Drittel der Welt kennzeichnet gentechnisch veränderte Lebensmittel. Was dies angeht, sind wir ein echter Sonderfall und wir lassen unserer Bevölkerung nicht die Wahl, die Herkunft [ihrer Nahrung] auszuwählen. Außer Sie kaufen aus biologischem Landbau; das ist die einzige Möglichkeit sicher zu sein, da im biologischen Landbau genetisch veränderte Lebensmittel nicht zulässig sind.

Ich bin Anwalt, deshalb liegen wissenschaftliche und gesundheitliche Fragen gewissermaßen außerhalb meines Fachgebietes, doch ich weiß, dass es neuartige Probleme mit Allergien gibt. Dies gehört zu den am häufigsten aufgeworfenen Fragen. Oder anderes gesagt, wenn Sie beispielsweise auf Fisch allergisch reagieren und ich verkaufe Tomaten und Sie wissen nicht, dass die Tomate von mir ein gentechnisches Produkt ist, können Sie durch deren Verzehr eine sehr schwere allergische Reaktion erleiden, weil sich darin eine transgene Substanz von einer Art befindet, auf die Sie allergisch reagieren, ohne dass Sie dies nachvollziehen können. Das ist nur ein Beispiel.

Aber ich denke, das wichtigste, was Ihre Leser und die Öffentlichkeit wissen sollten ist, dass wir keine unabhängige Prüfung dieser Lebensmittel durch unsere Behörden haben. Monsanto und die anderen Unternehmen, die sie herstellen, sind zu sogenannten freiwilligen Rücksprachen mit der amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde [FDA] angehalten. Hinter verschlossenen Türen unterrichten sie die FDA über die Untersuchungen, welche sie zu den Lebensmitteln durchgeführt haben. Und mehr nicht. Die FDA erlaubt sie entweder ohne weiter Fragen zu stellen oder sie tut es nicht, dabei hat sie noch nie eines auf dem Markt nicht erlaubt. Und das ist alles. Die Untersuchungen werden nicht veröffentlicht. Es handelt sich um vertrauliches Geschäftswissen. Die FDA macht keine eigenen Untersuchungen, es gibt keine unabhängigen Untersuchungen oder irgendetwas dieser Art. So liegen sie in den Verkaufsregalen und wir essen sie. Das ist das, was zur menschlichen Gesundheit zu sagen ist.

Wie Sie vermutlich wissen, geht es dem Center for Food Safety in seinen Gerichtsverfahren überwiegend um die Folgen, welche dieses industrielle System auf die Umwelt hat. In diesen Verfahren geht es darum, warum der Anbau dieser Feldfrüchte die Umwelt schädigt, um die sich auch die Menschen Sorgen machen. Die Menschen möchten etwas essen, das die Umwelt nicht schädigt, dass nachhaltig hergestellt wird. Das wichtigste, was sie wissen müssen ist, dass es sich bei dieser Technologie um ein One-Trick-Pony handelt [ein Pony, das nur eine Nummer kann]. Diese Ackerpflanzen dienen dazu, den Verkauf von Pestiziden anzukurbeln. Darum sind die Unternehmen die sie entwickeln, die nebenbei bemerkt Chemiekonzerne sind, die Pestizide herstellen, Monsanto, Syngenta, Bayer, DuPont und Dow Chemical, dieselben. Darum können diese Unternehmen von ihren Hauptprodukten mehr verkaufen, mehr Pestizide. Eines können sie wirklich sehr gut, die Pflanzen gegen Pestizide widerstandsfähig machen. Sie helfen uns nicht, die Welt zu ernähren, es gibt keine, welche die Erträge erhöhen oder uns helfen, die Hungernden zu ernähren. Sie helfen uns nicht, etwas gegen den Klimawandel zu tun, keine von ihnen sind gegen Dürren resistent oder tolerant und sie helfen uns nicht, etwas für die Umwelt zu tun. Sie erhöhen lediglich den Verbrauch von Pestiziden. Das ist ihr einziger Zweck.

Jessica: Es gibt sehr viele falsche Vorstellungen, welche die Leute von gentechnisch veränderten Lebensmitteln haben. Sie erwähnten etliche davon, dürre-resistent, nährwerthaltiger. Kommt dies einfach nur davon, weil die Unternehmen sie so vermarkten? Sind diese falschen Vorstellungen so entstanden?

George: Um es zu wiederholen, die gängigen Mythen sind jene, über die wir gesprochen haben. Der erste ist, dass es sich um dasselbe wie konventionelle Züchtung handelt. Dem ist nicht so. Es ist etwas grundlegend anderes. Ein Flunder und eine Tomate kommen in der Natur nicht zusammen. Das zweite Missverständnis ist, dass ausgerechnet diese Feldfrüchte für den Konsumenten, für die Öffentlichkeit, für die öffentliche Gesundheit oder für die Landwirte Vorteile bieten. Diese gibt es nicht. Es ist im Grunde genommen eine misslungene Technologie. Monsanto und die anderen, welche sie bewerben, haben diese Pflanzen patentiert und sie dienen größtenteils nur einem Zweck.

Warum gibt es überall diese falschen Vorstellungen über nicht eingehaltene Versprechungen? Eine gute Frage! Ich denke, die allumfassende Antwort ist Geld. Es geht hier um sehr mächtige Unternehmensgebilde, die hunderte Millionen Dollar ausgeben, um unsere Regierung mit Lobbyarbeit zu beeinflussen – und wahrscheinlich noch mehr für Werbung. Wenn Sie NPR [National Public Radio] hören, hören Sie irgendwann „Präsentiert für Sie von Monsanto“. Sie sind mit ihrer Reklame allgegenwärtig. Da wartet noch viel Arbeit auf uns. Es gibt eben sehr viel solche Werbung. Ich denke, ein Teil von dem was wir tun und was wir viele Jahre getan haben, besteht darin zu versuchen, das was die Leute darüber wissen zu korrigieren und zu erklären, dass sich die Wirklichkeit von dem Marktgeschrei sehr unterscheidet. Was diese Ackerpflanzen angeht, gibt es zwischen dem Hype und der Wirklichkeit einen sehr großen Unterschied.

Jessica: Im Jahre 2006 klagte Ihr Center gegen die Zulassung von genetisch modifizierter Alfalfa durch die USDA [U.S. Department of Agriculture]. Es gibt sehr viele Gentechnik-Lebensmittel auf dem Markt, warum entschied sich das Center, diesen Fall aufzugreifen?

George: Das ist eine gute Frage. Alfalfa war in vielerlei Hinsicht ein Wechsel zu einer anderen Art von Feldfrüchten, als jene die bisher gentechnisch verändert wurden. Dies stellte eine bedeutende neue Bedrohung für die Umwelt und das Nahrungssystem dar, insofern als dass bisher im Prinzip nur vier Feldfrüchte genetisch modifiziert wurden, Mais, Soja, Raps und Baumwolle.

Alfalfa ist ein anderer Fall. Zu aller erst handelt es sich um eine mehrjährige Feldfrucht, die im Gegensatz zu einer einjährigen Pflanze drei bis acht Jahre wächst. Sie kann in der Natur aus eigener Kraft überleben, wild oder ausgewildert. Deshalb ist sie im Westen Amerikas überall präsent. Wenn Sie da, wo ich wohne, im pazifischen Nordwesten, irgendwo unterwegs sind, wächst da wo sie herum fahren Alfalfa im Straßengraben, auf brachliegenden Feldern, am Straßenrand, bei den Telefonmasten. Es ist außerdem eine von Bienen bestäubte Pflanze. Nun gibt es wilde und gehaltene Bienen und von denen gibt es viele Arten und sie können umher fliegen und Pollen verschiedener Herkunft über große Entfernungen vermischen. Bei Honigbienen können das zehn Kilometer sein, zum Beispiel. Und Honigbienen lesen keine Schilder. Sie vermischen die Pollen der Felder. So besteht nicht nur für die Felder der Landwirte die Gefahr, dass Transgene wandern und es zur Kontamination kommt, es können auch wilde Bestände in der Natur kontaminiert werden, wo Alfalfa Dank der Bestäubung durch Bienen wächst. Das ist eines der Probleme, welches es nur bei Alfalfa gab, im Gegensatz zu den gewöhnlichen Feldfrüchten, die vom Wind bestäubt werden. Die Gefahr der Kontamination war agrartechnisch gesagt eine andere. Ein anderes Problem besteht darin, dass Alfalfa eine Hauptkomponente der Milchwirtschaft ist. Für viele unserer tierhaltenden Betriebe ist es das Hauptfuttermittel, jedoch insbesondere für die Milchviehhaltung, Milch- und Käseproduktion und für die ökologische Landwirtschaft. Dort hat man ein wirkliches Problem, wenn man kontaminierte Alfalfa hat. Dies stellt für die ökologische Milchwirtschaft und für die Milchwirtschaft die gentechnikfrei bleiben möchte eine wirkliche Gefahr dar, weil ihre Hauptfutterquelle mit hoher Wahrscheinlichkeit kontaminiert sein könnte, selbst wenn sie Gentechnik ablehnen. Dann werden ihre Futtermittel, die sie über den Futterhandel beziehen, natürlich diese gentechnisch erzeugte Variante enthalten.

Jessica: Eine andere meiner Meinung nach interessante Geschichte über Alfalfa ist, dass der größte Teil von Alfalfa ohne jegliche Pestizide bestens wächst. Nun wird eine Gen-Alfalfa produziert, die hohe Dosen von Monsantos Roundup Ready Pestizid aushält. Stimmt das?

George: Wie wir wissen, ist es die am viert häufigsten angebaute Feldfrucht des Landes. Es gibt etwa 80 Millionen Quadratkilometer davon. Alfalfa wird in jedem Staat unseres Landes angebaut. Und es ist gemeinhin eine pestizidfreie Frucht. Nur etwa 10 bis 15 Prozent der gesamten Alfalfa, konventionelle und ökologische zusammengerechnet, werden mit Pestiziden angebaut. Die meisten Landwirte nutzen anbautechnische Methoden. Sie vermengen Alfalfa mit Hafer oder irgendetwas anderem, um das Unkraut klein zu halten, anstatt Pestizide zu sprühen. Und deshalb würden die Zulassung und der mögliche Ersatz dieser Methoden durch ein Pestizid förderndes Anbausystem für viele unterschiedliche Ökosysteme eine dramatisch zunehmende Erhöhung der Umweltbelastung durch Pestizide bedeuten. Also anders als andere Feldfrüchte, Soja, Mais und Baumwolle, die im Allgemeinen mehr Pestizide benötigen, braucht dies Alfalfa nicht. Darum ist ihr Ersatz durch ein Pestizid gestütztes Anbausystem nach unserer Ansicht eine große Gefahr für die Umwelt.

Jessica: Deshalb hat es der Alfalfa-Fall 2010 bis zum US Supreme Court geschafft, was im Falle gentechnisch modifizierte Lebensmittel eine Premiere war. Was ist bei der Entscheidung des Gerichts herausgekommen?

George: Der Prozess wurde 2006 eröffnet und Anfang 2007 gewannen wir vor dem Landgericht. Den Landwirtschaftsministerium wurde vom Gericht auferlegt, eine Umweltfolgenabschätzung [EIS/environmental impact statement] vorzubereiten, um die möglichen Umwelt- und sozialökonomischen Folgen von Roundup Ready Alfalfa auf Landwirte und Umwelt abzuwägen, dazu gehörte vieles von dem, über das wir gerade sprachen: Kontamination genauso wie Zunahme des Pestizideinsatzes. Die USDA begann dieses Dokument zu erstellen. Bemerkenswerterweise – während den 15 Jahren, in denen verschiedene Arten dieser genetisch modifizierten Pflanzen zugelassen wurden, hat die USDA niemals zuvor irgendeine Umweltfolgen- abschätzung für irgendeine davon angestellt. So war diese im Alfalfa-Prozess die erste, die sie jemals machten. Und danach wurde sie dazu verdonnert, eine für den Zuckerrüben-Prozess anzufertigen. Leider war das nur die zweite, die sie machten.

Und dann kam im Prozess die Frage auf, was wir in der Zwischenzeit machen sollen, solange die Behörde sich zurück zieht und ihre Hausaufgaben erledigt? Wir argumentierten, dass man den Anbau dieses Zeugs stoppen sollte, dass es nicht erlaubt sein sollte weiterzumachen, bis die Behörde der Anordnung des Gerichts gefolgt ist und diese gründliche Studie durchgeführt hat. Und folglich sollten sie eine neue Entscheidung fällen. Monsanto und die Behörde argumentierten, dass es ihnen erlaubt sein sollte, den Verkauf und Anbau der Pflanze fortzusetzten, auch während die Behörde die Prüfung durchführt. Nach unserer Auffassung spannt man damit den Karren vor das Pferd. Das Landgericht stimmte uns zu und verbot den Anbau und bewahrte den Status Quo. Platt gesagt heißt dies, während die Behörde ihre Untersuchung durchführt, kann nichts weiter geschehen. Diese Entscheidung wurde beim 9. Gerichtsbezirk angefochten und zweimal bestätigt. Und dann ging sie im Jahre 2008/2009 an den Supreme Court.

Der Supreme Court fällte eine interessante Entscheidung, in deren Folge der Anbau von Roundup Ready Alfalfa weiterhin verboten war. Ich denke, die meisten Medien, die darüber berichteten, haben die Geschichte falsch verstanden, nach der es hieß, das Gericht habe das Verbot von Roundup Ready Alfalfa aufgehoben. Der Supreme Court tat nichts dergleichen. Was der Supreme Court sagte war folgendes: das Landgericht hat zwei Abhilfen bereit gestellt, die beide unabhängig voneinander den Anbau dieser Frucht stoppen. Eine nennt sich einstweilige Verfügung, die andere heißt Aufhebung. Der Supreme Court sagte, beide werden nicht zugleich benötigt. Beide zugleich sind ein Übermaß. Einmal genügt. Deshalb hob es einmal auf. Nachdem der Supreme Court seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, konnte niemand Roundup Ready Alfalfa anpflanzen, genauso wie es niemand anpflanzen konnte, bevor sie ihre Entscheidung bekannt gaben. So war das ein Sieg für uns, der nur nicht so hieß. Verfahrenstechnisch haben sie etwas aufgehoben, aber das Ergebnis war, dass die Umwelt weiterhin vor Roundup Ready Alfalfa sicher war und dass unsere Landwirte davor sicher blieben. Deshalb waren wir mit dieser Entscheidung und mit diesem Ergebnis sehr zufrieden.

Jessica: Nun, ist es jetzt nicht doch möglich, genetisch modifizierte Alfalfa anzubauen?

George: Jene Entscheidung war im Juni 2010. Bis Ende Herbst war es noch verboten. Was dann geschah war, dass im Dezember 2010 die USDA ihre Studie fertig hatte, zu der sie vom Gericht verpflichtet worden war. Und sie urteilten erneut und unglücklicherweise entschieden sie so, dass nach dem neuen Urteil Roundup Ready Alfalfa wieder angebaut werden darf, selbst nach dem EIS [Umweltfolgenabschätzung s.o.], in welchem alle Umweltbeeinträchtigungen, die wir gerade bezüglich Pestiziden und Kontamination von ökologischem und konventionellem Landbau diskutiert haben, offengelegt wurden. So wurde diese Entscheidung im Januar dieses Jahres getroffen. Also ist es seit Januar 2011 wieder zulässig, Roundup Ready Alfalfa anzubauen. Auf Grund dessen haben wir mit Earthjustice eine neue Klage gegen diese neue Zulassung eingereicht, was wir im März diese Jahres taten.

Jessica: So hat die USDA grundsätzlich zugestimmt, dass es durch Alfalfa Umweltschäden geben wird, hat dann aber trotzdem erlaubt, dass sie angepflanzt werden kann? Hat man dem Anbau irgendwelche Einschränkungen auferlegt?

George: Leider nicht. In ihrer Analyse erwogen sie drei Alternativen. Eine bestand darin, es zu verbieten, den kommerziellen Anbau und Verkauf nicht zu erlauben. Die zweite bestand darin, den Anbau und Verkauf ohne jegliche Einschränkungen zu erlauben. Die dritte war, den kommerziellen Anbau und Verkauf zu erlauben, jedoch mit erheblichen Einschränkungen in Gestalt von Isolations-Abständen zu ökologischen und konventionellen Ackerpflanzen und geographischen Zonen, so dass es Teile verschiedener Staaten gegeben hätte, die frei von Gentechnik gewesen wären, wo man grundsätzlich nichts anbauen darf. Das waren die drei Alternativen und man wählte die zweite ohne jegliche Restriktionen. Wir waren natürlich sehr enttäuscht und wir glauben, dass die Entscheidung aus mehreren Gründen rechtswidrig ist und eine Reihe von Gesetzen verletzt. Es war eine vollständige Kapitulation gegenüber dem Druck der biotechnischen Industrie und dem Druck, den sie auf die USDA ausgeübt haben, diese Entscheidung über die Feiertage [am Jahresende] zu treffen.

Jessica: Im Sinne von lobbyistischen Bemühungen?

George: Massive Summen für die Lobbyarbeit. Land of Lakes, der Eigentümer von Forage Genetics, ein Lizenznehmer für Roundup Ready Alfalfa, hat für Lobbying tonnenweise Geld ausgegeben, Millionen und Millionen von Dollar. Nach unserer Ansicht fanden reichlich politische Aktivitäten statt und der Druck hielt an und das Urteil war ein politisches, das sich weder auf Wissenschaft noch auf Recht stützt.

Jessica: Ich sah, dass einige Gruppen die Bemühungen des Centers im Alfalfa-Prozess unterstützt haben, von der Arkansas Rice Growers Association Vereinigung der Reisbauern in Arkansas] bis zur [Humane Society of the United States [große US-Tierschutzorganisation]. Was ist es, dass in diesen Prozess so viele unterschiedliche Interessen zusammen bringt?

George: Der Supreme Court hat dieses Gerichtsverfahren ins Rampenlicht gerückt und es war der erste Fall dieser Art, der den Supreme Court erreicht hat und insofern wurde ihm als hochgradig umweltbezogener Prozess vor dem Supreme Court große öffentliche Aufmerksamkeit zuteil. Ich denke, es stand ziemlich viel auf dem Spiel, wie es in solchen Fällen immer ist, deshalb wurden die Leute und die Öffentlichkeit darauf aufmerksam. Aber ich denke auch, dass die Menschen die Zusammenhänge zwischen ihrem Lebensmittelsystem und der Umwelt immer mehr erkennen, und wie sich die Art wie sie einkaufen und wie sie leben auf die Umwelt auswirkt und dass die Landwirtschaft von dem, was wir als Natur ansehen, kein getrennter Bereich ist. Dass das alles eher ein ganzheitliches, zusammenhängendes System ist und dass die Art, wie alles besteht, eine ökologische ist. Ich denke, das ist eine wichtige Erkenntnis. Ich denke, in früheren Generationen hatten wir die Auffassung, dass die Landwirtschaft das eine und die Natur, wo wir mit unserer Familie wandern gehen, das andere ist – zwei verschiedene Sachen. Und in der Tat sind diese Dinge weitgehend Teil desselben Ortes und Planeten. Und das geht nun so weit, dass dieser kleine Gentechnik-Prozess ein Mikrokosmos des Paradigmenwechsels ist. Die Menschen bekommen dieses Bewusstsein, besonders was Pestizide angeht. Die Leute verstehen Pestizide. Wenn man den Leuten also erzählt, diese Feldfrüchte fördern Pestizide, verstehen die Leute das und werden sich dessen mehr und mehr bewusst. Das haben wir die letzten Jahre sehr häufig beobachtet, bei allen Verfahren, die wir angestrengt haben.

Die Reisbauern waren eine eigene Geschichte. Sie wurden selbst kontaminiert. Was den Reisbauern widerfuhr war das im Jahre 2006… Wir verkaufen sehr viel Reis nach Japan. Und in Japan werden natürlich wie fast überall auf der Welt gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet und verboten, wenn sie [nicht gekennzeichnet] über einen gewissen Grad hinaus kontaminiert sind. [GMOs brauchen auch in Japan eine Zulassung.] Nun wurden Reisbauern im Südwesten unwissentlich durch eine Sorte kontaminiert, die an der Louisiana State University in einem Freilandversuch getestet wurde und Japan machte die Grenze für sie zu, schloss ihre Märkte und kappte ihre Geschäftsbeziehungen für zwei Jahre. So verloren während dieser Zeit hunderte und tausende kleiner Familienhöfe die im Süden Reis anbauen ihre Betriebe, ihren Lebensunterhalt und ihr Geschäft. Darum hatten sie natürlich etwas zu sagen, als wir unseren Prozess wegen der Kontamination durch Alfalfa führten. Sie hatten das schon einmal erlebt und sie wollten nicht, dass mit den Leuten dasselbe passiert, die Bio-Alfalfa anbauen oder die Alfalfa exportieren – denn wir exportieren eine Menge Alfalfa nach Übersee und auch in Märkte, die eine Gentechnik-Kontamination nicht tolerieren, Japan inbegriffen.

Jessica: Vor ein paar Monaten habe ich gelesen, dass zur Zeit Landwirte die Biotechnik-Unternehmen wegen dieser gentechnischen Kontamination verklagen, weil sie die Preise ihrer Produkte beeinflusst, wenn sie durch gentechnische Bestandteile verunreinigt sind, egal ob andere Länder ihre Produkte akzeptieren oder nicht. So sieht es also danach aus, als ob etwas in Bewegung käme.

George: Ja, das war eine sehr wichtige Klage, die Anfang dieses Jahres [2011] von der [Public Patent Association]5 eingereicht wurde, eine gemeinnützige Organisation die wegen Patenten von öffentlichem Interesse Prozesse führt. [Anmerkung der Redaktion: Die Gruppe heißt Public Patent Foundation] Einige unserer Mitglieder und Unterstützer sind in diesem Verfahren Kläger. Verfahrenstechnisch sind wir das nicht [sic!]. Wir sind keine Patentanwälte; wir sind Verwaltungs- und Umweltrechtler. Doch es handelt sich um ein wichtiges Verfahren und ich denke, es ist ein berechtigtes Verfahren, weil es dabei um alles oder nichts geht, da Monsanto diese Feldfrüchte patentiert und es zu Kontaminationen kommt und die Natur Wege findet. Ob durch Bienen oder Wind, es kommt zur Vermischung von Pollen und plötzlich ist deren patentierte Pflanze im Feld irgendeines Landwirtes, der das nicht drin haben will.

Nach dem Patentrecht kann der Landwirt, der unwissentlich und unfreiwillig kontaminiert wurde, von Monsanto wegen Patentverletzung belangt werden, da er ihre patentierte Sorte anbaut und ihnen nicht die vertraglich festgelegte Lizenzgebühr für die Samen gezahlt hat. Was diese patentierten Pflanzen anstellen gehört zum Wechsel zu einem industriellen Paradigma, anders als bei einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem-Paradigma – es findet eine Privatisierung eines 10.000 Jahre alten Rechtes statt. Seit 10.000 Jahren haben Bauern ihr Saatgut [durch Einbehalt eines Teils der Ernte] selbst erzeugt. Meine Frau und ich ziehen grüne Bohnen und Kopfsalat oder was es auch immer ist und wir sorgen dafür, dass wir für das nächste Jahr Saatgut haben und wir sähen dies erneut aus. Nun, mit diesen Patentierten Pflanzen kann man das nicht tun. Monsanto wird sie verklagen. Sie müssen jedes Jahr zurück kommen und die jährliche Gebühr bezahlen um von denen neues Saatgut zu erhalten. Nun, genau darum geht es in der Klage, es geht darum, diese Praxis zu stoppen und das Recht der Bauern zu bewahren, ihr eigenes Saatgut zu sichern und nicht von Monsanto wegen Patentverletzung belangt werden zu können.

Jessica: Unter den Konsumenten wächst die Aufmerksamkeit gegenüber genetisch modifizierten Lebensmitteln und wie diese die Umwelt und uns selber beeinflussen. Was können die Menschen in Anbetracht dessen tun, dass die USA ihre Firmen nicht verpflichtet, gentechnische Lebensmittel zu kennzeichnen, um sich diesen möglichst wenig auszusetzen?

George: Das eine, das wir schon unmittelbar erwähnt haben ist, Sie können Produkte aus ökologischem Anbau kaufen oder ihren Landwirt auf dem Markt oder in der Kooperative kennen lernen. Bauen Sie zur Herkunft ihre Nahrung eine persönliche Beziehung auf. Legen Sie sich einen Garten zu. Das ist das Beste, was Sie bezüglich der Herkunft ihrer Nahrung tun können. Das ist eine Möglichkeit, sich wirklich sicher zu sein. Doch was den Einkauf im Laden angeht, bedeutet Bio kein GMO [genetically modified organism]. Nach den nationalen Regelungen für ökologische Standards muss es GMO-frei sind. Also ist das etwas, worauf Sie sich verlassen können.

Aber etwas allgemeiner denke ich, jeder dem an diesem Thema etwas liegt, sollte unbedingt das öffentliche Bewusstsein fördern und auf seine Politiker Druck ausüben, damit wir eine Kennzeichnungspflicht bekommen. Das gehört auch zu dem, wofür sich das Center for Food Safety eingesetzt hat, seit Anfang an ist es eines unserer Ziele, dass die Öffentlichkeit dieses fundamentale Recht hat zu entscheiden, womit man sich selbst und seine Familie ernährt. Und wir sollten eine Kennzeichnung haben und dass wir sie nicht haben, ist ein Fehler. Diese Entscheidung ist wieder eine politische. Es ist eine, welche die Obama-Regierung ändern könnte, wenn der politische Wille da wäre und wenn die Leute laut genug wären. Und wie ich sagte, werden diese Lebensmittel fast überall auf der Welt gekennzeichnet. Und aus diesen Gründen sollten sich die Menschen einmischen, aktiv werden, denn die Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel ist eine lebenswichtige Notwendigkeit.

Autor und Copyright: Earthjustice 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, Juli 2011

Wir danken Earthjustice, das Transkript eines Podcasts übersetzen zu dürfen. Der Originaltext kann hier nachgelesen und auch angehört werden.

Earthjustice wurde 1971 vom Sierra Club als eigenständige Organisation gegründet und hieß anfänglich Sierra Club Legal Defense Fund. 1997 wurde der Name geändert, um zum Ausdruck zu bringen, dass dieses ‚Anwaltsbüro für Umweltbelange‘ auch andere Organisationen zur Verfügung steht. Es hat sich z.B. für die Rechte der Bewohner von Mossville eingesetzt und arbeitet dort mit MEAN (Mossville Environmental Action Now) zusammen.

Der Sierra Club ist die größte Umweltorganisation der USA und seit 1892 aktiv. Sie wurde von John Muir (1838-1914) gegründet, der als amerikanische Ikone für Naturverbundenheit und Umweltbewahrung gilt.

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Jungem Mann mit MCS wurde Rente gewährt

Volle Rentenleistungen aus der privaten Berufsunfähigkeitsversicherung (BUZ) und der gesetzlichen Rentenversicherung bei MCS?

RA Dr. jur. Burkhard Tamm, Fachanwalt für MedizinrechtRegelmäßig ist es für an MCS erkrankte Patienten schwierig, gegenüber der Deutschen Rentenversicherung Bund erfolgreich Ansprüche auf Rentenleistungen wegen voller Erwerbsminderung durchzusetzen. Dasselbe gilt für Rentenleistungen aus einer privaten Berufsunfähig- keitsversicherung. Oft ist es erforderlich, zur Durchsetzung dieser Ansprüche den Rechtsweg zu beschreiten und dauert es Jahre, bis die Rente endlich fließt, eine von vielen Betroffenen gemachte leidvolle Erfahrung.

RA Dr. Burkhard Tamm: Ich möchte deshalb heute über einen Fall berichten, in dem es mir vor kurzem gelungen ist, Rentenansprüche meines an MCS erkrankten, noch sehr jungen Mandanten sowohl gegen die Deutsche Rentenversicherung Bund als auch gegen die private Berufsunfähig- keitsversicherung mit Erfolg durchzusetzen, ohne dass es dafür eines Widerspruchs oder gar einer Klage bedurft hätte.

Alles begann damit, dass mein Mandant auf Veranlassung seiner Krankenkasse bei der Deutschen Rentenversicherung Bund einen Antrag auf Rehabilitationsleistungen gestellt hatte. Aufgrund der Besonderheiten der bei ihm vorliegenden Erkrankung MCS war mein Mandant dabei von vornherein der Ansicht, dass eine Rehabilitation wenig sinnvoll, weil letztlich nicht möglich sei, weil es in ganz Deutschland keine auf MCS spezialisierte Klinik gebe.

Auch der von der Deutschen Rentenversicherung beauftragte Gutachter kam zu dem Ergebnis, dass im Falle meines Mandanten eine stationäre medizinische Rehabilitationsmaßnahme weder sinnvoll noch Erfolg versprechend sei, woraufhin die Deutsche Rentenversicherung den Reha-Antrag meines Mandanten ablehnte. Von diesem wurde das Gutachten zunächst recht negativ aufgenommen, letztlich jedoch nicht wegen des Ergebnisses, das letztlich zur Ablehnung einer Reha-Maßnahme führte, sondern aufgrund des Ablaufs der Begutachtung und einiger inhaltlicher Feststellungen.

Ich teilte meinem Mandanten dann mit, dass meine Einschätzung in Bezug auf das Gutachten eine andere sei, denn zum einen hatte der Gutachter festgestellt, dass bei meinem Mandanten zweifellos ein Krankheitsbild vorlag, das erheblichen Krankheitswert hatte, auch wenn „keinerlei objektivierbarer Krankheitsbefund vorliege“ (!). Zudem stellte der Gutachter fest, dass bei meinem Mandanten nur noch ein Leistungsvermögen von unter 3 Stunden täglich auf dem gesamten Arbeitsmarkt vorliegt und es äußerst fraglich ist, ob noch jemals eine Besserung eintreten könne, wenngleich mein Mandant erst 28 Jahre alt ist.

Diese Feststellungen des Gutachters nahm ich zum Anlass, meinem Mandanten dringend anzuraten, einen Rentenantrag zu stellen und Leistungen wegen voller Erwerbsminderung zu beantragen. Gestützt auf das im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung erstellte Gutachten gelang es mir in der Folge dann, innerhalb von nur rund vier Monaten die Bewilligung einer Rente wegen voller Erwerbsminderung zu erreichen.

Mein Mandant hatte mich jedoch von Anfang an nicht nur im Zusammenhang mit seinem Reha-Antrag beauftragt, sondern gleichzeitig auch damit, seinen Rentenantrag gegenüber seiner privaten Berufsunfähigkeitsversicherung vorab zu prüfen und vorzubereiten und erst dann bei der Versicherung einzureichen wenn er aus meiner Sicht ausreichend gut vorbereitet ist. Da sich mein Mandant bereits zu diesem frühen Zeitpunkt – d.h. vor Antragstellung – an mich gewandt hatte, war es mir möglich, seinen Antrag sorgfältig vorzubereiten und insbesondere das im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung erstellte Gutachten, dessen Fertigstellung ich zunächst abgewartet hatte, zur Stützung seiner Ansprüche bei der Versicherung mit einzureichen.

Auf diese Weise gelang es mir auch gegenüber der privaten Berufsunfähig- keitsversicherung meines Mandanten, erfolgreich und rückwirkend ab Januar 2009 Rentenleistungen durchzusetzen. Auch hier lag zwischen der Einreichung des vollständigen Antrags (26.01.2011) und dem Anerkenntnis des Bestehens eines Anspruchs durch die Versicherung (1.6.2011) nur ein sehr kurzer Zeitraum.

Fazit:

  1. Die Darstellung sollte zunächst zeigen, dass es durchaus auch Fälle gibt, in denen Rentenansprüche wegen MCS ohne ein langwieriges Widerspruchsverfahren oder gar eine Klage durchgesetzt werden können, wenngleich solche Fälle sicherlich selten sind.
  2. Liegt ein ablehnender Bescheid der Rentenversicherung vor, dann sollte ein auf den Bereich der Erwerbsminderungsrenten spezialisierter Rechtsanwalt aufgesucht werden, der nach Gewährung von Akteneinsicht überprüft, ob es Ansatzpunkte für die Durchsetzung von Ansprüchen gibt und ggf. welche. Der von mir geschilderte Fall soll zeigen, dass ein im Auftrag der Deutschen Rentenversicherung erstelltes Sachverständigengutachten und der darauf beruhende ablehnende Bescheid nicht unbedingt so negativ zu bewerten sein müssen, wie dies dem Mandanten zunächst scheint.
  3. Vor allem dann, wenn es um die Durchsetzung von Ansprüchen aus einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung geht, ist es ratsam, bereits möglichst frühzeitig den Rat eines auf diesen Bereich spezialisierten Rechtsanwalts in Anspruch zu nehmen, damit dieser den auf die Gewährung von Rentenleistungen gerichteten Antrag sorgfältig vorbereiten und erst dann bei der Versicherung einreichen kann.

Autor und Ansprechpartner:

RA Dr. jur. Burkhard Tamm, Fachanwalt für Medizinrecht, Würzburg, 01.07.2011

Kontakt:

RA Dr. jur. Burkhard Tamm

Weitere Schwerpunkte: VersicherungsR – LebensmittelR

Dr. Tamm & Degelmann, Fachanwälte in Bürogemeinschaft.

Augustinerstr. 6, 97070 Würzburg, Tel. 0931 – 32 98 72 90

Internet: www.tamm-law.de und E-Mail: drtamm @ tamm-law.de

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Ein gefährlicher Pilz leistet uns ausgerechnet in jenen Haushaltsgeräten Gesellschaft, die dazu da sind, Geschirr zu reinigen und von Keimen zu befreien. Das schlimmste ist, dieser zählebige Pilz ist nahezu unzerstörbar. Die Mikrobiologin Nina Cimerman gibt dem Gastgeber Bruce Gellerman über den schwarzen Pilzbefall Auskunft, welcher die Gummierungen der meisten Geschirrspüler weltweit befallen hat.

Transkript eines Radio-Features:

GELLERMAN: Geschirrspüler sind dazu, da unser Geschirr zu säubern, aber es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass von dem, den wir besitzen, eine Gefahr für unsere Gesundheit ausgeht. Nach einer neuen Untersuchung waren die meisten Geschirrspüler aus 101 Ländern mit einem schwarzen Pilz oder anderen Fungien infiziert, die Menschen krank machen können. Nicht nur das, wie die Mikrobiologin Prof. Nina Cimerman von der Universität in Ljubljana berichtet, sind diese Mikroorganismen nahezu unzerstörbar.

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GELLERMAN: Fungien dieser Art kommen in Gletschern vor?

CIMERMAN: Ja, in Gletschern und wie ich bereits sagte, in der Arktis und in hypersalinen Umgebungen. Sie alle leben unter extremen Bedingungen. Ich sollte sagen, unter all den extremen Bedingungen ist der Geschirrspüler die aller extremste. Und als wir unsere Geschirrspüler-Studie durchführten, fanden wir heraus, dass es sich in Geschirrspülern überwiegend um den gefährlichsten Genotyp handelt, nämlich um Genotyp A.

GELLERMAN: Dieser Pilz – was kann der bei uns anrichten?

CIMERMAN: Nun, das hängt davon ab, wie er in unseren Körper gelangt. Wenn er z.B. über eine Schnittwunde herein kommt, also wenn Sie sich an einem kaputten Glas schneiden, das Sie aus dem Geschirrspüler heraus nehmen – würde er auf diese Art in Ihre Nervenbahn gelangen und sich über das Nervensystem verteilen, um schließlich im Hirn anzukommen, wo er Hirntumore verursacht. Der andere Weg in den Körper zu gelangen geht über die Nahrungsaufnahme, das ist möglich, weil er am gespülten Geschirr und Besteck haftet – die Magensäure kann ihm nichts anhaben. Der dritte Weg, in den Körper zu kommen, ist die Atemluft. So kann er in die Lunge gelangen. Das ist für Leute, die Mukoviszidose haben, besonders problematisch. Wir wissen, dass zwei von drei slowenischen Geschirrspülern, die wir mit Hilfe unserer studentischen Bevölkerung untersucht haben, infiziert sind. Was Geschirrspüler weltweit angeht, – wir haben Proben aus allen Kontinenten – ist es mehr als die Hälfte.

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CIMERMAN: (Lacht) Nun ja, ich neige dazu, dies zu bejahen, ja. Wenn Sie sehr gesund sind, haben sie sehr gute Aussichten, dass nichts passieren wird. Wenn Sie jedoch zu einer entsprechenden Gruppe gehören, z.B. ältere Menschen, Menschen mit geschwächtem Immunsystem, oder Säuglinge, oder kleine Kinder, die kein sehr leistungsfähiges Immunsystem haben, ja dann sind sie besonders gefährdet.

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CIMERMAN: Wie dem auch sei, wir haben mit diesen Studien in der Tat heraus gefunden, dass sie über die Wasserleitung in den Geschirrspüler kommen. Und mit jedem Spülvorgang führen wir etwa 70 Liter Wasser zu. So ist dies ein guter Anreicherungsprozess. So kommen sie da hin, haben die richtige Temperatur, welche die Konkurrenz abtötet, haben die richtige Nahrung, und natürlich kommen sie sehr zahlreich, da es hier um 70 Liter Wasser geht.

GELLERMAN: Wenn diese Pilze also derart zäh sind und unter solchen extremen Bedingungen leben können, wie kann ich sie los werden?

CIMERMAN: Nun, das ist eine gute Frage und ich wünschte, ich wüsste, wie ich sie beantworten soll. Und nun wäre es natürlich sehr gut, irgend eine Stellungnahme von den Herstellern dieser Geräte zu haben – bisher hat mich niemand kontaktiert – ich meine jemand, der versuchen könnte, das Problem zu lösen. Ich vermute, eine Möglichkeit sie loszuwerden, – falls wir sie wirklich loswerden können – bestünde darin, wenn es z.B. Geschirrspüler mit einer regelmäßigen Prozedur gäbe, in welcher der Geschirrspüler gründlich aufgeheizt wird. Nämlich sehr heiß – sagen wir 100 Grad.

GELLERMAN: Sie meinen 100 Grad Celsius!

CIMERMAN: Ja. Und es müsste auch möglich sein, die Dichtungen abzumachen oder zu ersetzen, denn die schwarzen Gummidichtungen sind gute Nahrung für sie – sie mögen sie wirklich.

GELLERMAN: Sie fressen die Gummidichtungen in meinem Geschirrspüler.

CIMERMAN: Ja, und sie verstecken sich in den Gummidichtungen, sie nutzen sie als Schutz, sie machen solche kleinen Löcher und bevölkern diese Gummidichtungen – und so können sie sich auch dem Hitzeschock entziehen, dem wir sie ausgesetzt haben.

GELLERMAN: Wie wäre es z.B. mit Bleichmittel? [MMS?] Das soll alles abtöten, nicht?

CIMERMAN: Nun, wir haben leider keine Bleichmittel direkt auf diese Pilze oder die Gummidichtungen angewendet. Sie wissen doch, Bleichmittel und Nahrung – das ist keine so gute Kombination.

GELLERMAN: Sagen Sie, benutzen Sie ihren Geschirrspüler immer noch?

CIMERMAN: Nun ja, gewissermaßen… die letzte Zeit mache ich das öfter von Hand, zugegebenermaßen. Aber manchmal, wenn ich keine Lust habe, benutze ich ihn. Und bis jetzt haben wir überlebt.

GELLERMAN: Aus Ljubljana in Slowenien sprach Professor Nina Cimerman mit uns, nochmals herzlichen Dank.

CIMERMAN: Ich danke Ihnen!

Ein Feature von Living on Earth, Sendetermin war die 24. Woche im Juni 2011

© Copyright World Media Foundation

CSN dankt Living on Earth für die Genehmigung dieses Feature übersetzen zu dürfen.

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, 27.06.2011

Das Feature nachhören

Pressemeldung zur Studie von EurekAlert!

Weitere CSN Artikel über Gefahren im Haushalt:

Umweltkrankheiten sind kein unerklärbares Mysterium

Krankheitsfaktor Schadstoffe in Innenräumen findet mehr Beachtung

Das Bewusstsein zur Erfassung der Wichtigkeit von unbelasteter Nahrung, schadstofffreien Produkten im Alltag und gesunder Wohnumgebung und unbelasteter Umwelt wächst weltweit. Besonders bemerkenswert sind Bestrebungen, die in jüngster Zeit in Norwegen zu beobachten sind. In diesem skandinavischen Land bemüht man sich, insbesondere Kinder besser vor Schadstoffen und Allergenen zu schützen. Einer der aktivsten Wegbereiter ist Kjell Aas, ein Professor im Ruhestand, der den norwegischen Allergie- und Asthma Verband mit seinem profunden Wissen unterstützt. Der Wissenschaftler ist bestrebt, Unwissenheit über Umwelt- und schadstoffbedingte Krankheiten aus dem Weg zu räumen. Auf allgemein verständliche Weise klärt er Behörden und die Bevölkerung auf.

Umweltkrankheiten sind kein Mysterium, sondern wissenschaftlich erklärbar

Für viele Mitmenschen ist es immer noch schwierig zu verstehen, dass verschmutzte Luft auch gesundheitliche Beschwerden und Symptome außerhalb der Atemwege verursachen kann. Die Forschung hat uns zwar bis heute nur bruchstückhafte Erklärungen geliefert, aber es gibt einige völlig nachvollziehbare Erklärungsmodelle und solide wissenschaftliche Erkenntnisse, denen Kjell Aas zu Allgemeinwissen verhelfen möchte.

Der Wissenschaftler Kjell Aas erläutert: „Die medizinische Wissenschaft hat es noch nicht geschafft, alle biochemischen Mechanismen hinter einer Krankheit zu erforschen. Das gilt ebenfalls für die sogenannten Umweltkrankheiten, z. B. Hyperaktivität, Migräne, Multiple Chemikalien Sensitivität (MCS). Was aber auf keinem Fall bedeutet, dass diese Umweltkrankheiten etwas Geheimnisvolles oder Unerklärbares sind oder gar, dass sie psychisch bedingt sind. Das kann durch eine oder mehrere biochemische Reaktionen erklärt werden. Sowohl die körperlichen als auch geistigen Funktionen und Tätigkeiten werden durch mehr oder weniger komplexe chemische Prozesse geregelt, deren Reaktionen abhängig von der Dosis und individuellen Toleranzschwellen sind.

Individuelle Biochemie gibt den Takt vor

Vom wissenschaftlichen Aspekt her, sagt Kjell Aas, müsse man verinnerlichen, dass unsere interne Biochemie sich auf die reibungslose Funktion einer Vielzahl von Zellen mit spezifischen betreibenden Rezeptoren und Signalanlagen, Tausenden von Enzymen und Co-Enzymen stützt. In diesen biochemischen Prozessen können hemmende und stimulierende Mechanismen und integrierte „Verstärker-Systeme“ zu erheblicher Wirkungsverstärkung führen.

Kjell Aas erklärt es für medizinische Laien so: „Jeder Mensch ist individuell und jeder von uns besitzt seine eigene individuelle Biochemie. Ein paar Milligramm Kokain können die Persönlichkeit und das emotionales Leben ändern“, sagt der Wissenschaftler und führt fort: „oder man denke an Alkohol, er kann die gleiche Wirkung haben, aber wie jeder weiß, ist die Toleranzschwelle bei jedem individuell verschieden.“

Die Luft, die wir tagtäglich atmen

Der Wissenschaftler erinnert in seinen veranschaulichenden Ausführungen daran, dass Erwachsene 12 bis 15 kg Luft pro Tag verbrauchen und dass die Luft, die wir einatmen, gasförmige Chemikalien in mehr oder weniger hoher Konzentration enthält. Einige dieser Gase verbinden sich mit anderen, wodurch sie schädlicher werden. Dazu gehören Ozon und weitere Gase, die zu Oxidationsprozessen führen.

Darüber hinaus enthält die Luft, die wir tagtäglich ohne Unterlass einatmen, Partikel. Wir atmen jede Stunde des Tages Millionen von Feinstoffpartikeln ein. Dazu gehören chemische Substanzen, die mit dem Feinstaub in der Lage sind, unsere Atemwege so leicht wie Gase zu passieren und vollständig in Blut, Lymphe und Gewebeflüssigkeit überzugehen, gibt der Wissenschaftler zu bedenken.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

Besonderes Augenmerk möchte Kjell Aas auf Kinder richten und die derzeitigen Gegebenheiten für sie verbessern. Er begründet dies damit, dass Kinder ganz wenig vertragen und schnell krank werden können von Chemikalien. „Wir haben in unserem Körper verschiedene Zellen, erläutert der Wissenschaftler, „ welche alle auf chemischen Stoffen basieren, deshalb muss die Chemie stimmen, damit die Zellen richtig funktionieren und der Körper nicht krank wird.“

Der Norweger vertieft seine Erklärung und sagt: „Wenn ein unerwünschter chemischer Stoff eingeatmet wird, kommt das chemische Gleichgewicht und damit die Zellen durcheinander und wir werden krank. Die Zellen werden von diesen unerwünschten Chemikalien blockiert und können wichtige Botenstoffe nicht aussenden, die für unsere Gesundheit aber wichtig sind“.

Wer genauer über diese Aussagen von Kjell Aas nachzudenken beginnt, dem wird bewusst, dass wir als Konsequenz Kinder, deren Körper sich noch in Aufbau und Entwicklung befindet, besonders schützen müssen. Genau dieses Verständnis ist es, dass Kjell Aas in uns allen wecken möchte und dass wir alle beginnen entsprechend zu handeln. Der Norweger fordert daher abschließend, dass wir uns nachfolgenden wichtigen Aspekt wirklich verinnerlichen sollten:

„Die Luft in Räumen, die für Kinder akzeptabel ist, ist es auch für Erwachsene, aber eine Raumluft die für Erwachsene akzeptabel ist, kann Kinder schon krank machen.“

Autoren:

  • Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 1. Juli, 2011
  • Alena Jula, Just Nature, Norwegen

Literatur: Kjell Aas, Inneklima, Norwegen, Frühjahr 2011

Weitere CSN Artikel über Umweltkrankheiten in Norwegen:

Asbest ist verboten, die Zahl der Opfer wächst trotzdem noch lange weiter

Das krebserregende Mineral lauert in Nachtspeicheröfen und vielen Produkten

Von 1980 bis 2004 starben in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt rund 11.000 Menschen an einer Asbest-bedingten Erkrankung. Die Zahl der jährlichen Opfer hat schon seit längerer Zeit die Tausender-Marke überschritten. Die Berufsgenossenschaften rechnen bei Asbest – bedingten Erkrankungen erst etwa ab dem Jahr 2015 mit dem Rückgang dieser Zahlen. Bis dahin werden nach Schätzungen bis zu 20.000 Todesopfer durch Asbest zu beklagen sein. Seit fast 2 Jahrzehnten ist die Herstellung und Verwendung asbesthaltiger Produkte in Deutschland verboten.

Asbest, das unvergängliche Mineral

Die Bezeichnung „Asbest“ kommt vom griechischen Wort „Asbestos“, was so viel wie unauslöschlich oder auch unvergänglich zu Deutsch heißt und im Gesamten eine Gruppe von feinfaserigen und natürlich vorkommenden Mineralien betitelt. Große Gruppenvertreter sind zum Beispiel die Amphibolasbeste oder auch der Serpentinasbest.

Asbeste

Amphibolasbest sind dunkle oder braune Asbeste, die man auch als Hornblende betitelt. Allgemein gehören zu dieser Asbestsorte fünf Vertreter:

  • Krokydolith (weitere Bezeichnung Riebeckite, Blauasbest, Kapasbest)
  • Aktinolith (weitere Bezeichnung Actonolith)
  • Tremolith
  • Anthophyllith
  • Amosit (weitere Bezeichnung Grunerit, Braunasbest)

Amosit – Braunasbest

Vorsicht ist bei der Betitelung „Amosit“ gegeben, weil dieser Begriff bzw. dessen Synonym „Braunasbest“, auch oftmals allgemein für alle Amphibolasbeste genutzt wird. Amphibolasbeste gelten als Magnesiasilikate, die neben dem Magnesium auch Calcium, Eisen und Natrium enthalten. Man findet diese Asbestarten vor allem in älteren Hitzeschutzverkleidungen, Brandschutzplatten, Bremsbelägen, Klebstoffen, Dichtungsmassen, Pflanzgefäßen, Wellplatten, Rohre und andere Asbestfaserprodukten aber auch in Bodenbelägen, Anstrichen, Kitten und Spritzmassen. Amphibolasbeste gelten als äußerst giftig und können zu sehr ernsten Gesundheitsschäden und selbst zu Krebs führen.

Serpentinasbest – Weißasbest

Serpentinasbest ist eine weiße oder hellgraue Asbestart, die auch als „Chrysotilasbest“ oder „Weißasbest“ betitelt wird. Diese Asbestsorte machte einmal 94% der Weltasbestproduktion aus. Im Gegensatz zu Amphibolasbest verfügt der Serpentinasbest über eine bessere Beständigkeit gegen Laugen, jedoch zeigt er sich als unbeständig gegenüber Säuren. Die Verwendung war aber nicht weniger vielfältig, als die seiner Verwandten, so findet man diesen Asbest auch in diversen alten Elektrogeräten, Nachtspeicheröfen, Asbestzementprodukten, Klebstoffen, Fußbodenbelägen und vielem mehr. Wie auch die Amphibolasbeste ist auch der Serpentinasbest äußerst giftig. Es besteht auch hier die Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei längerer Exposition durch Einatmen und auch dieser Asbest erzeugt Krebserkrankungen.

Feinste Fasern bergen große Gefahr

Typisch für alle Asbestarten ist die leichte Zerfaserbarkeit und Spaltbarkeit zu feinsten Fasern, die über die Atemluft in den Organismus gelangen können. Wie angedeutet können diese Fasern beim Menschen Krebs auslösen und tun dies oftmals im Bereich der Atemwege und im Brust- und Bauchraum. Die ersten Krankheitserscheinungen treten jedoch in aller Regel nicht sofort auf. Noch nicht einmal Atemwegsreizungen müssen unabdinglich sofort auftreten. Zumeist merken die Geschädigten erst Jahre, nicht selten Jahrzehnte später, dass sie ernsthaft erkrankt sind. Die Gefahrenstoffverordnung stuft Asbest als besonders gefährlichen, krebserregenden Gefahrenstoff ein. Eben aus diesem Grunde wurde für alle Asbestsorten, die eben genannt wurden, die TRK (Technische Richtkonzentration) ausgesetzt wodurch Arbeitnehmer mit diesem Stoff nicht mehr in Kontakt kommen dürfen. Ausnahme in Bezug auf den Kontakt zu Arbeitnehmern stellen Sanierungsarbeiten dar, hier gilt ein TRK-Wert von 50.000 Fasern/m3 und eine Auslöseschwelle von 12.500 Fasern/m3. Die aktuellen Technischen Regeln für Gefahrstoffe (TRGS) für den Umgang mit Asbest (Asbest Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten) finden Sie in der TRGS 519.

Eine kostenpflichtige Onlineversion zur TRGS ist hier zu finden: Umwelt-Online

Asbestverbot

In Deutschland sind z.B. Produkte aus Asbestzement seit dem 1.1.1992 verboten. Das europaweite Verbot in Bezug auf Asbest gilt seit dem 1.1.2005, was allerdings nicht heißt, dass heute bereits alle Gefahren gebannt sind. Große Mengen asbesthaltiger Baustoffe sind noch immer verbaut. Besonders kritisch sind Baustoffe, die nicht auf den ersten Blick mit dem Gefahrstoff Asbest in Verbindung gebracht werden. Hierzu zählen insbesondere asbesthaltige Fußbodenbeläge oder asbesthaltige Klebstoffe.

Ein Material mit fast unendlich vielen Einsatzmöglichkeiten

Früher wurde Asbest aufgrund seiner Eigenschaften, z.B. der nicht vorhandenen Brennbarkeit, oftmals im Bereich des Brandschutzes genutzt, aber auch für eine Reihe anderer Produkte. Grob kann man schreiben, dass zwei Produktgruppen aus Asbest hergestellt wurden; zum einen der Weichasbest, den man oft für Produkte wie Spritzasbest, Asbestpappen und Asbestpapier nutzte und den Hartasbest (Asbestzement), der für Produkte wie Asbestzementplatten, Bremsbeläge und asbesthaltige Dachplatten genutzt wurde. Bei schwachgebundenen asbesthaltigen Produkten (Weichasbest) beträgt der Asbestanteil in der Regel über 60%. Das heißt hier liegt ein sehr hoher Asbestgehalt vor, der auch nicht fest gebunden ist, und somit geht hiervon eine höhere gesundheitliche Gefahr aus wie bei Hartasbestprodukten, welche in der Regel einen Asbestgehalt von um die 20% aufweisen.

Altlast Nachtspeicheröfen

Produkte aus Asbest findet man aber auch immer noch in alten Geräten wie zum Beispiel ältere Nachtspeicheröfen sowie elektronischen Schalteinrichtungen. Die überwiegende Zahl der vor 1977 hergestellten Nachtspeicheröfen enthalten asbesthaltige Bauteile, teilweise wurde Asbest auch noch bis 1984 verwendet. Ob Ihr Nachtspeicherofen asbesthaltige Materialien enthält, können Sie mit Hilfe der Typen- und Fabrikationsnummer vom Hersteller erfahren. Manchmal bieten die Energielieferanten oder Abfallämter Auskunft zu möglichen Asbestgehalten in Nachtspeicheröfen. Ein gutes Beispiel gibt hier das Abfall- und Wirtschaftsamt im Landkreis Wittmund im Internet.

Hier werden einige Fabrikate aufgezählt die Asbest enthalten oder eben auch nicht:

Abfallwirtschaft – Info für Haushalte

Gesetz regelt Außerbetriebnahme von Nachspeicheröfen

Seit dem Jahr 2009 sind Nachtspeicheröfen auch in der in Deutschland gültigen Energieeinsparverordnung (EnEv) berücksichtigt, und nicht nur berücksichtigt, sondern direkt auch deren Außerbetriebnahme geregelt. So findet sich in § 10a folgende Angabe:

Außerbetriebnahme von elektrischen Speicherheizsystemen

(1)

1- In Wohngebäuden mit mehr als 5 Wohneinheiten dürfen Eigentümer elektrische Speicherheizsysteme nach Maßgaben des § 10 Abs. 2 nicht mehr betreiben, wenn die Raumwärme in den Gebäuden ausschließlich durch elektrische Speicherheizsysteme erzeugt wird.

2- Auf Nichtwohngebäude, die nach ihrer Zweckbestimmung jährlich mindestens 4 Monate und auf Innentemperaturen von mind. 19°C beheizt werden, ist Satz 1 entsprechend anzuwenden, wenn mehr als 500 m2 Nutzfläche mit elektrischen Speicherheizsystemen beheizt werden.

3- Auf elektrische Speicherheizsysteme mit nicht mehr als 20 W Heizleistung pro m2 Nutzfläche einer Wohnungs-, Betriebs- oder sonstigen Nutzungseinheit sind die Sätze 1 und 2 nicht anzuwenden.

(2)

1- Vor dem 1. 1. 1990 eingebaute oder aufgestellte elektrische Speicherheizsysteme dürfen nach dem 31.12.1019 nicht mehr betrieben werden.

2- Nach dem 31.12.1989 eingebaute oder aufgestellte elektrische Speicherheizsysteme dürfen nach Ablauf von 30 Jahren nach dem Einbau oder Aufstellen nicht mehr betrieben werden.

3- Wurden die elektrischen Speicherheizsysteme nach dem 31.12.1998 in wesentlichen Bauteilen erneuert, dürfen sie nach Ablauf von 30 Jahren nach Erneuerung nicht mehr betrieben werden. Werden mehrere Heizaggregate in einem Gebäude betrieben, ist bei Anwendung der Sätze 1, 2. oder 3 insg. auf das 2. älteste Heizaggregat abzustellen.

Ausnahmeregelungen

Somit hat sich in vielen Bereichen der Einsatz und die Gefahr, welche von Nachspeicheröfen ausgeht, erledigt, wenn hier nicht auch noch ein 3. Absatz wäre, der einige Ausnahmen schildert, wie zum Beispiel, dass der gesamte 1. Abs. nicht anzuwenden ist, wenn öffentlich rechtliche Pflichten entgegen stehen und einiges anderes mehr.

Asbest, ein Problem, das noch lange existieren wird

Zusammengefasst kann und muss festgestellt werden, dass wir auch in der Gegenwart, nach beinahe 20 Jahren des Asbestverbots, noch immer eine ganze Menge an asbesthaltigen Produkten in unserem Alltag vorfinden und es kann mitnichten begonnen werden, diesen Fakt lapidar in die Geschichte einzuordnen und als für die heutige Zeit übertrieben abzukanzeln. Demnach möchte ich diesen kurzen Text zum Thema Asbest auch nutzen, um Ihnen abschließend den Rat auf den Weg zu geben, sich bei jeglichem Verdacht in Bezug auf ein Asbestprodukt direkt an einen Fachmann zu wenden. Bitte nur und ausschließlich einen für den Umgang mit Asbest ausgebildeten Fachmann. Machen Sie keine Experimente, reißen Sie diesen akuten Gefahrenstoff nicht in unbedachter Eigenregie ab und schonen Sie ihre Gesundheit. Es gibt ausgebildete Fachleute, die wissen, wie man sich solcher Probleme entledigt.

Autor: Ing. Gerhard Holzmann, Juni 2011

Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung

Tel.: 08293-965648

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Weitere interessanter CSN Blogs zum Thema:
Der Stoff aus dem die Schulen sind – Teil IV – „Gebaut für alle Ewigkeit: Deutschlands Asbest Schulen“

Weitere Blogs des Bausachverständigen Gerhard Holzmann:

Subject: so wird heute betrogen…

VORSICHT FALLE:

Umweltkranke wurden unfreiwillig Darsteller in einem Werbefilm

Es sollte ein anspruchsvoller TV Beitrag über Elektrosensitivität werden, produziert für das ZDF und ARTE. Aufklärungsarbeit über die Umweltkrankheit Elektrosensitivität geht seit Jahren nur schleppend voran. Wer auf Handystrahlung reagiert, hat im Prinzip keine Lobby. Um Unterstützung zu leisten, erklärten sich zwei elektrosensible Personen bereit, als Fallbeispiele bei den Dreharbeiten in einer Umweltklinik für einen vermeintlichen TV Beitrag mitzuwirken. Kurz darauf mussten die beiden ahnungslosen Umweltkranken feststellen, dass ihre Hilfsbereitschaft missbraucht wurde. Statt in einem anspruchsvollen Fernsehbeitrag bei ARTE und im ZDF, sind sie in einem Werbefilm für ein dubioses Produkt zum Abhalten von Handystrahlung auf YouTube, auf deutscher und englischer Sprache zu sehen. Die Webseite des Vertriebs für das Produkt nutzt den Film ebenfalls. Auf schriftliche Mitteilung, dass man nicht einverstanden sei mit der Verwendung ihrer Interviews, reagierte man einfach nicht.

Elektrosensible als Werbe-Darsteller für einen „eFilter“?

Die beiden Umwelterkrankten fühlen sich betrogen. Der Film war in Süddeutschland in der Spezialklinik Neukirchen gedreht worden. Wer hegt da Zweifel, wenn eine Umweltklinik als Drehort dient und der Klinikleiter einer der Interviewpartner ist? Nie hätte sich die Wissenschaftsjournalistin als Fallbeispiel in einem Werbefilm zur Verfügung gestellt. Zumal der Commercial dem Verkauf eines Plastikplättchens für 19.95€ dient, das angeblich schädliche Handystrahlung abhalten soll. Als die Autorin des Buches „Käufliche Wissenschaft: Experten im Dienst von Industrie und Politik“ letztendlich misstrauisch wurde, war es zu spät. Der professionell gedrehte Film war im Kasten und ist nun auf Deutsch (Vollversion & Kurzversion) und in einer „US-Version“ für jeden im Internet zu sehen.

Umwelterkrankte unwissentlich Darsteller in Werbefilm

Zitat E-Mail Text:

Subject: so wird heute betrogen…(1)

Die E-Mail der Umwelterkrankten – Date: Tue, 21 Jun 2011 05:12:04 EDT

Liebe Leute,

ein Patient aus Wien und ich wurden von einem angeblichen Fernsehteam reingelegt:

Wir haben in einem Interview über unsere Elektrosensibilität berichtet, angeblich für eine Reportage für ZDF und Arte. Weil wir misstrauisch geworden sind, haben wir schriftlich ausdrücklich mitgeteilt, dass wir keine Erlaubnis zur Veröffentlichung für Werbezwecke erteilen und die Aufnahmen dafür nicht verwendet werden dürfen.

Nun sind wir für efilter in youtube aufgetaucht. Vermutlich steckt ein großer Konzern dahinter, dem wir nicht beikommen können.

Auf jeden Fall distanzieren wir uns ausdrücklich von dieser Plakette, die Esmog ohnehin nicht verhindert, was der Mitpatient mit Messungen herausgefunden hat.

xxx

Wissenschaftsjournalistin

Wissenschaftlich erwiesen oder plumpe Bauernfängerei?

Der „eFilter“ für den die beiden Umwelterkrankten zu ahnungslosen Darstellern in einem reinen Werbefilm wurden, ist ein simpler Plastikaufkleber mit einem Zeichen drauf, der angeblich Elektrosmog filtern soll, wenn er auf das Handy geklebt wird.(2)

Der Hersteller wirbt damit, dass es sich um ein „Präventives Gesundheitsprodukt“ handle. In seiner Funktionsweise soll der „eFilter“ als „Transformer“ dienen und „Longitu- dinalwellen / Skalar-Wellen“ abhalten, deren tatsächliches Vorhandensein wissenschaftlich jedoch als keineswegs erwiesen gilt.

Der wissenschaftliche Nachweis für das Plättchen sei mittels Dunkelfeld-Mikroskopie, Vegatest und Bioresonanz erbracht worden, heißt es. In der seriösen Wissenschaft besitzen die angeführten Methoden keinerlei Relevanz.

Das Geschäft mit der Angst

Auf der Vertriebs-Webseite prangt einem in übergroßen, giftgrünen Lettern entgegen: „WHO warnt: Handys können Hirntumore verursachen! Am rechten Webseitenrand wird damit geworben, dass das Produkt aus der Zeitschrift „Stern“ bekannt sei. Dass „Scheibes“ in seiner Stern-Kolumne den „eFilter“ eher als Kuriosität darstellt, scheint nicht zu stören, ganz nach dem Motto „Es steht jeden Tag einer auf, der…“ und den von Scheibes als „stylischen runden Aufkleber mit eingebautem Mikrochip“ kauft, von dem im Boulevardblatt 2009 berichtet wurde.(3)

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. Juni 2011

Literatur:

  1. E-Mail: „Subject: so wird man heute betrogen..“, 21.06.2011
  2. Esowatch, eFilter, 14. Sept. 2010
  3. Stern, Scheibes Kolumne, Gefährliche Handy-Strahlung, 27.11.2009

Weitere CSN Artikel zum Thema Umweltkranke in den Medien:

Der Spiegel und die Wassertröpfchen

6 Uhr morgens in Deutschland. Schrill läutet der Wecker. Jäh und zäh schleppt man sich aus dem Bett und denkt sich nur: „Scheiße schon wieder so früh raus!“

Man schleppt sich in die Küche, schaltet den Kaffeevollautomat an. Versucht mit einem Blick aus dem Fenster festzustellen, ob einem wenigstens das Wetter froh gesonnen ist. Nutzlos, weil die kleinen und völlig müden Augen noch gar nicht so weit gucken können.

Man irrt weiter. Fremde könnten meinen, dass der Körper vollkommen Rheumaverkrampft ist. Der Weg führt ins Badezimmer. Pyjama runter gestreift, den man ausnahmsweise mal am Vorabend übergezogen hatte und rein in die Dusche.

15 Minuten Berieselung.

Warm natürlich!

Entspannend, wohltuend …… aufweckend.

Man steigt aus der Duschwanne, trocknet sich ab und versucht nun das eigene Ich im Spiegel zu erkennen.

Versucht es zumindest.

Geht aber nicht.

Warum? Na weil der Spiegel vollkommen beschlagen ist. Keine Sicht auf das Spiegelbild, sondern nur noch Sicht, auf das milchiges Nass, das da auf dem Glas zu kleben scheint.

Aber was ist da los? Warum verschwört sich der Spiegel jeden Morgen nach dem Duschen gegen einen. Warum will er nicht das tun, für das man ihn gekauft hat? Warum verweigert er seine ihm anvertraute Arbeit? Verweigert er vorsätzlich oder kann er gar nichts dafür?

Gehen wir der Sache auf den Grund. Irgendwo stand mal was von Wasserdampf, kühlen Flächen und auskondensieren.

Irgendwo!

Nur verstanden, ja wer hat‘s verstanden?

Hat man es gelesen?

Nein!

Man hat‘s nur überflogen!

Dieses Kauderwelsch von Fachpalaver, dann noch total umständliche Grafiken dabei. Und überhaupt, wer soll das verstehen, außer die, die seit 20 Jahren Kondensatologie, oder wie das heißt studieren.

Also versuchen wir das mal irgendwie zu erklären. Die Feuchtigkeit kommt unmissverständlich aus dem Duschkopf.

Ähm nein – natürlich nicht!

Die Feuchtigkeit kommt aus dem Wasserhahn, an dem der Schlauch für den Duschkopf angebracht ist und an dessen Ende der arschteure, Vollkörpermassage, Dingsbumsdrehvielseitigkeitsspritzduschkopf angebracht ist.

Ok, da kommt das Wasser her.

Nur wie um Gottes Willen, kommt das Wasser nun von dem Dings… Ihr wisst schon…. durch den Duschvorhang, 3 Meter weiter an diesen arbeitsverweigernden Spiegel?

Keine Pfütze am Boden! Kein Rinnsal, das in Richtung Spiegel läuft, die Wand hoch, am Waschbecken vorbei bis zum Spiegel … nichts!

Der Boden ist trocken, die Wände sind trocken!

Das Wasser muss fliegen!

Fliegendes Wasser!

Wasser kann tatsächlich fliegen?

Ja, Wasser kann fliegen und zwar in ganz kleinen, eigentlich fast unsichtbaren Tröpfen. Die Kondensatologisten, also die mit dem 20-jährigen Kondensatologiestudium, die nennen das ganz plump Wasserdampf. Wasserdampf fliegt praktisch mit der Luft, es vermischt sich im wahrsten Sinne des Wortes. Kuschelt sich an die Luft, schwebt mit ihr durch den Raum und sucht sich dabei einen schönen, netten kühlen Platz zum ausruhen.

Stopp!

Kühler Platz?

Warum in Gottes Namen kühler Platz!

Ist doch scheiße!

Kalt und das schon am Morgen!

Auch fast ganz einfach. Warme Luft ist praktisch wie ein Omnibus, der leer ist. Breit, groß und vieeeel Platz für Wasserdampf, zum kuscheln.

Oder so.

Das ist vergleichbar mit Opas Kopf, als Oma die Garage aufräumte und dabei das Modelflugzeug, das das Opa die letzten 8 Jahren mühevoll bastelte, auf den Boden warf und selbiges in Millionen, oder so, Einzelteile zersprang.

Opa hat sich so aufgeregt, dass er einen ganz roten Kopf bekam.

Er wurde ganz heiß und die Augen schienen heraus zu hüpfen, bevor er ganz schlimme Worte zu Oma sagte. Das viele warme Blut ließ den Kopf nicht nur rot werden, es erhitzte ihn auch und weil‘s warm wurde, wurde alles breiter, wie beim Brotbacken. Alles geht etwas weiter auseinander, wenn wärmer wird.

Warme Luft ist also auch breiter und hat somit Platz für Wasserdampf. Kommt nun die Warme Luft an einen kühleren Ort – wie zum Beispiel diesen arbeitsverweigernden kühlen Spiegel, der jeden Morgen nach dem Duschen anläuft – dann zieht sie sich wieder zusammen und der Wasserdampf wird praktisch aus dem Omnibus, auf dem Spiegel gepresst.

Der Wasserdampf will vielleicht gar nicht aussteigen, muss es aber weil die Luft kalt und kleiner geworden, keinen Platz mehr für ihn hat.

Das mit dem kleiner werden bei Kälte, kennen die Jungs ja auch vom Schwimmen im Baggersee. Draußen noch der Größte, im See … naja, davon reden wir jetzt mal nicht!

Die Kondensatologisten sprechen von Auskondensieren, wenn die Luft kleiner wird und der Wasserdampf den Omnibus verlassen muss. Diese Eigenschaft von „breiter“ Luft und „schmaler“ Luft nützen übrigens auch diese Trocknungsgeräte, die einen Raum trocknen sollen, wenn da mal wieder die Waschmaschine ausgelaufen ist.

Sie nehmen die warme Luft mit dem Wasserdampf in sich auf, führen es an einem kühleren Ort vorbei, wo dann der Wasserdampf aussteigt (auskondensiert) und die Luft trocken und frei für weiteren Wasserdampf weiter ziehen kann.

Das gleiche passiert auch bei schlecht gedämmten Wänden.

Die Warme Raumluft zieht an der kalten Wandoberfläche vorbei und der Wasserdampf muss wieder einmal aussteigen und bleibt auf der Wandoberfläche sitzen. Ist die Wand schon gedämmt oder vielleicht auch beheizt durch einen Heizkörper in der Wand (Wandheizung) , dann ist die Wand warm und die Luft mit dem Wasserdampf im Heck zieht ohne kleiner zu werden und den Wasserdampf dadurch abzuladen an ihr vorbei.

Also ist der Spiegel im Bad gar kein Arbeitsverweigerer, er ist eigentlich nur ein Asylheim für stehen gelassene, klitzekleine Wassertröpfchen, die nach dem Lüften des Badezimmers wieder mit wärmerer Luft weiter reisen können.

Gut dass wir das nun geklärt haben. Jetzt aber schnell, Kaffee, Zeitung und ab zum Bus. Vielleicht treff ich noch ein einsames Tröpfchen auf dem Weg ;-)

Wem das zu naiv war, der kann das Zusammenspiel Luft vs. Wasserdampf auch hier etwas ernster lesen:

Richtig und regelmäßig lüften – Tipps und Anleitungen vom Experten

Autor:

Ing. Gerhard Holzmann

Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung

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Weitere Artikel von Ing. Gerhard Holzmann:

Ergebnis der WHO – Anhörung zu MCS und EHS

Ende Mai 2011 fand im Hauptquartier der WHO in Genf eine Anhörung von MCS Organisationen, Wissenschaftlern und Rechtsanwälten durch WHO Repräsentanten statt. In den meisten Ländern weltweit gibt es keinen Verschlüsselungscode für die Umweltkrankheiten MCS – Multiple Chemical Sensitivity und EHS – Elektrohypersensitivität. Das Anliegen der Organisationen bestand darin, eine Petition zu überbringen, die fordert, dass MCS und EHS einen für alle Länder gültigen Verschlüsselungscode als Krankheit erhält. Nachfolgend eine Zusammenfassung der spanischen Organisation ASQUIFYDE über das Treffen mit den WHO Repräsentanten.

RESÜMEE DES TREFFENS IM WHO-HAUPTQUARTIER, Genf 13. Mai 2011

Teilnehmer:

  • Dr. María Neira. Chef der Abteilung für Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. Annette Prüss-Ustün. Teamleiterin aus Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. Ivan D. Ivanov. Aus den Abteilungen Arbeitsmedizin und Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. T. Bedirhan Üstün. Koordinator für Klassifikationen, Terminologie und Standards, Abt. für Gesundheitsstatistik und Information
  • Frau Nada Osseiran. Kommunikationsbeauftragte der Abt. Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. Anunciación Lafuente. Professor für Toxikologie an der Universität von Vigo und Vizepräsident der Spanischen Toxikologie-Vereinigung AETOX (Asociación Española de Toxicología)
  • Dr. Julián Márquez. Klinischer Neurologe und Neurophysiologe, spezialisiert auf Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity und Elektrohypersensitivität
  • Frau Isabel Daniel. Auf Neurophysiologie spezialisierte Krankenpflegerin
  • Herr Jaume Cortés. Mitglied der Anwaltsgruppe Ronda. Ein auf Arbeitsrecht und Umwelterkrankungen (MCS und EHS) spezialisierter Anwalt und Mitglied des (spanischen) Nationalen Komitees für die Anerkennung von Multiple Chemical Sensitivity
  • Frau Sonia Ortiga. Auf Umweltrecht spezialisierte Anwältin
  • Frau Francesca R. Orlando. Vizepräsidentin der italienischen Vereinigung AMICA (Associazione per le Malattie da Intossicazione Cronica e/o Ambientale)
  • Frau Francisca Gutiérrez. Präsidentin der spanischen Vereinigung ASQUIFYDE (Asociación Estatal de Afectados por Síndromes Sensibilidad Química Múltiple y Fatiga Crónica, Fibromialgia y para la Defensa de la Salud Ambiental) und Mitglied des (spanischen) Nationalen Komitees für die Anerkennung des Multiple Chemical Sensitivity

Jaume Cortés eröffnet die Diskussion mit ein paar grundlegenden Feststellungen und Forderungen zum Thema Chemical Sensitivity (MCS) und Elektrohypersensitivität (EHS).

a) MCS und EHS sind reale Gesundheitsprobleme.

b) Diese Feststellung kann belegt werden:

  • Mittels medizinischer Diagnostik
  • Betriebsprüfungsberichte stellen einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Belastungen und Erkrankungen her
  • Es gibt wissenschaftliche Studien, die ihre Existenz bestätigen
  • Diese Erkrankungen sind von vom Europäischen Parlament anerkannt, ein Beleg, der im heute überreichten Dossier enthalten ist
  • In Spanien gibt es 200 Urteile zugunsten Erkrankter, was die Evidenz erhärtet
  • In Spanien bekommt man als Kranker (finanzielle) „Entschädigung“

c) Diese Erkrankungen müssen in die internationale Klassifikation von Erkrankungen der WHO (ICD) aufgenommen werden, denn was eine rechtliche Anerkennung besonders schwierig macht, ist genau dieses Fehlen eines Codes für diese Erkrankungen im ICD.

Danach ergriff Dr. Julián Márquez das Wort, indem er erklärte, dass die fehlenden Kenntnisse des medizinischen Personals ein Problem der Patienten darstellen, da diese Erkrankungen wenig oder gar nicht bekannt sind.

Im Falle von MCS sind Organophosphat-Insektizide bei einem hohen Prozentsatz der Fälle die Ursache des Krankheitsausbruches. Bei den meisten Patienten liegt keine [akute] Vergiftung vor, da sie nicht an vergiftungsbedingten Erkrankungen leiden. Die klinischen Manifestationen beginnen bei einer Exposition und verbessern sich, wenn die Kranken den toxischen Auslöser meiden.

MCS ist eine multisystemische Erkrankung und in ungefähr 90 Prozent der Fälle ist das Nervensystem betroffen. Es kommt zu einer gravierenden neurokognitiven Erkrankung mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Taubheit, Muskelschwäche, Schwindelgefühl; zu allen gesellen sich multisystemische Störungen, Atemwege, Herz-Kreislauf, hormonales System usw. Bei Frauen gibt es häufig Störungen des Menstruationszyklus und ein großer Prozentsatz an starker Libidoabschwächung.

Dr. Márquez erinnert daran, dass Umweltunverträglichkeit von der WHO selbst anerkannt wird, wenn es heißt, dass eine niedrige Dosis einer Substanz nicht nur lästig sein, sondern klinische Probleme hervorrufen kann: Irritationen, Brennen, Kopfschmerzen usw.

Die gesundheitlichen Reaktionen auf Chemikalien oder elektromagnetische Strahlungen halten bei jedem Betroffenen unterschiedlich lange an, und die Manifestationen unterscheiden sich ebenfalls. Wenn der Kranke wiederholt belastet wird, verschlimmern sich die Symptome gewöhnlich oder haben das Auftreten neuer Symptome zur Folge.

Die Diagnose sowohl von MCS als auch von EHS ist klinisch. Für MCS steht ein Fragebogen zur Verfügung, der dem Kliniker hilft. Es handelt sich um QEESI (Quick Environmental Exposure and Sensitivity Inventory). Mit diesem Fragebogen wird versucht, die Symptome des Patienten zu objektivieren.

Diese Diagnosen setzen jedoch ein Protokoll voraus, das ein Reihe von Untersuchungen erfordert. Eine vollständige neurologische Untersuchung, sowohl zentral als auch peripher, eine neurophysiologische Untersuchung (EEG, optisch evozierte Potentiale, akustisch evozierte Potentiale des Hirnstamms, somesthetische Potentiale (körperempfindungsgebunden) und kognitives Potential P300 [typische Welle, 300 ms nach dem Reiz]), funktionelle Bildgebung (insbesondere MRI(Magnetresonanz/Kernspin) und SPECT(Single Photon Emission Computed Tomography) von Schädel und Hirnanhangdrüse), gezielte analytische Untersuchungen, Hormonuntersuchungen usw. Sehr interessant ist weiterhin die Durchführung einer neuropsychologischen Untersuchung durch Spezialisten, um nach einer frontalen oder frontal-temporalen Dysfunktion zu suchen, als auch den Grad der neurophysiologischen Verletzung festzustellen. Je schwerwiegender das neuropsychologische Problem ist, desto höher ist der Grad der Störung und die Daten aus den neurophysiologischen und neuropsychologischen Untersuchungen sind entsprechend, die der bildgebenden Verfahren sind es weniger. Solche Untersuchungen müssen von Fachleuten der Neurophysiologie durchgeführt werden.

Der Verlauf dieser Erkrankungen (MCS und EHS) ist chronisch und die Situation des Kranken ist noch schlimmer, wenn sie oder er in einer toxischen Umgebung lebt, wie z.B. in der Nähe von Tarragonas petrochemischer Industrie oder inmitten elektromagnetischer Strahlung: Emissionen in der Nachbarschaft, Mobilfunkantennen, etc. Der Kranke muss eine erneute Belastung vermeiden.

Es ist unverzichtbar, dass der Kranke festen Kontakt zu einem klinischen Zentrum hat, wo sie oder er diagnostiziert werden kann, um Zweifel auszuräumen und das Rat, soziale und laboranalytische Hilfe anbietet, und wo sie oder er rechtzeitig ärztliche Berichte erhalten kann.

Aufgrund der begrenzten Zeit gab Dr. Neira das Wort an Dr. Üstün ab, Koordinator für den ICD aus der WHO-Abteilung für Statistik.

Die WHO ist seit 1948 für die internationale Klassifikation von Erkrankungen zuständig und alle zehn Jahre wird diese Klassifikation aktualisiert. Derzeit arbeitet die WHO an der nächsten revidierten Fassung, welche bis zum Jahre 2015 fertig sein soll.

Die WHO ist sich des Zusammenhanges, der zwischen bestimmten Erkrankungen und der Umwelt besteht, bewusst. Im Moment gibt es heftige Diskussionen über die Aufnahme oder Nichtaufnahme bestimmter Erkrankungen und die WHO nimmt die ausgelösten Kontroversen zur Kenntnis.

Die Revisionen der Fassung von 2010 wurden von einer Expertengruppe gemacht. Zwischen 2001 und 2009 gab es jährliche Überprüfungen durch Expertenteams in Beisein der Gesundheitsminister aus den Mitgliedstaaten. Dieses Modell wurde allerorten kritisiert, weil die Teilnahme ausschließlich staatlicher Delegationen vorgegeben war und die Entwürfe nicht den wirklichen Notwendigkeiten entsprachen. Wir haben diese Arbeitsmethode überarbeitet, um den Erfordernissen gerecht zu werden und die Teilnahme der Öffentlichkeit über eine virtuelle Plattform zu ermöglichen.

Der ICD ist ein Instrument, das auf wissenschaftlicher Plausibilität beruht und sich einer Methodik bedient, welche besondere Anforderungen an wissenschaftliche Studien stellt. Es müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein: Kausalität, Ätiologie, diagnostische Prüfung, etc.

Dr. Neira ergreift das Wort, um zu erklären, dass die vom Komitee der Betroffenen (also unsere Delegation) eingereichte Dokumentation dieser Methodik gerecht werden sollte.

Aufgrund seiner Erfahrungen aus der Grundlagenforschung weist Dr. Lafuente darauf hin, dass es wissenschaftliche Literatur gibt, die dafür spricht, dass es angemessen ist, beide Erkrankungen anzuerkennen und in den ICD aufzunehmen.

Dr. Üstün erklärt, dass die Revisionen von wissenschaftlichen Beraterteams gemacht werden. Zuerst müsse man die umweltbedingten Erkrankungen kennen und wissen, ob es Berufserkrankungen sind, und zweitens müsse man die Todesrate statistisch erfassen.

Francisca Gutiérrez fragt Dr. Üstün, wie es dazu kommt, dass ein paar Länder wie Deutschland, Japan, Österreich und Luxemburg MCS in ihrem ICD anerkannt haben, die restlichen Länder aber nicht. Dies erzeugt für Kranke in verschiedenen Ländern eine ungleiche Situation.

Dr. Üstün erklärt, dass der ICD ein weltweiter Standard ist, trotzdem kann aber jedes Land in Ausübung seiner Souveränität notwendige Änderungen vornehmen.

Nach den Worten von Dr. Üstün wird am 16. Mai 2011 ein sehr allgemein gehaltener Entwurf dieser Revision präsentiert und im Mai 2012 könnten sie einen detaillierteren Entwurf vorbereitet haben. 2015 werden sie im Rahmen der Weltgesundheitsversammlung die Ergebnisse bekannt geben.

Im Verlauf dieser Arbeit wird es eine wissenschaftliche Debatte darüber geben, wie man diese Art von Erkrankungen einordnet. Dies ist eine komplexe Angelegenheit, da es häufig kein Einvernehmen über die medizinischen Besonderheiten gibt, nach denen man eine bestimmte Krankheit einer Klasse zuordnet. Das ist gerade bei MCS und EHS der Fall, da es sich um Multisystem-Erkrankungen handelt.

Der Klassifikationsentwurf wird offen und transparent sein und es wird auf der WHO-Homepage Informationen geben.

Dr. Neira glaubt, dass es für Gruppen mit diesen Erkrankungen (MCS und EHS) interessant sein könnte, zu anderen Arbeitsgruppen Kontakt aufzunehmen, solche die z.B. im Zusammenhang mit REACH entwickelt worden sind. (REACH ist das Regelwerk zur „Registrierung, Untersuchung(Evaluation), Genehmigung und Einschränkung (Authorization) von Chemikalien“. Es trat am 1. Juni 2007 in Kraft. Es rationalisiert und verbessert das frühere gesetzliche Rahmenwerk der EU zu Chemikalien.)

Sowohl Francisca Gutiérrez als auch Francesca R. Orlando melden sich zu Wort, um Dr. Neira ihren Standpunkt zu verdeutlichen, dass die organische und erworbene Entstehung dieser Erkrankungen wissenschaftlich nachgewiesen wurde und dass nur aufgrund dieser Evidenz angemessene Lösungen gefunden werden können und dass es auch sinnvoll ist, an der Prävention zu arbeiten, da es sich um verhinderbare Erkrankungen handelt.

Francisca Gutiérrez verweist Dr. Neira auf die Besorgnis von Betroffenen-Vereinigungen über die zunehmende Zahl junger Leute, einschließlich Kinder, die betroffen sind; einige haben auch Probleme in der Schule. Frau Gutiérrez erklärt, dass dies mit der Prävalenz weiblicher Erkrankter zusammen hängt, durch die weibliche Fortpflanzungsfunktion und die Übertragung der toxischen Last, welche die Mutter in ihrem Leben angesammelt hat, und insbesondere durch die Belastung während der Schwangerschaft und der Stillzeit.

Francesca R. Orlando fragte die WHO-Offiziellen, ob es irgend ein Positionspapier zu MCS gäbe. Dr. Neira und Dr. Üstün erwiderten, dass es nach ihrer Kenntnis kein Dokument von ihren jeweiligen Abteilungen gibt.

Dies ist besonders für jene Länder von großer Bedeutung, in denen die Anerkennung von MCS mit Hinweis auf eine „mutmaßliche“ IPCS-WHO Position (International Programme on Chemical Safety) zur Annahme der Definition „Idiopathische Umweltunverträglichkeit“ oder „IEI“ gestoppt wurde, die 1996 Ergebnis eines Workshops in Berlin war.

Dr. Neira schlug vor, dass die betreffenden Vereinigungen zu den verschiedenen internationalen Gruppen der WHO, die am ICD 11 arbeiten, Kontakt aufnehmen.

Dr. Lafuente bekräftige gegenüber den Vertretern der WHO, dass an MCS und EHS Erkrankte Individuen mit hoher Sensitivität sind, da sie auf sehr niedrige Dosen von Xenobiotika reagieren, welche beim Gros der Bevölkerung keine Reaktion hervorrufen. Das heißt, in einer graphischen Darstellung des Dosis-Reaktions-Zusammenhanges befinden sich diese Erkrankten am ganz linken Ende der Gauß-Glocke (statistische Normal-Verteilungskurve).

Francisca Gutiérrez weist Dr. Neira darauf hin, dass das, was Dr. Lafuente erklärte, keine geringe Zahl von erkrankten Menschen bedeutet, sondern ziemlich das Gegenteil. Wir sehen uns einer großen Zahl bereits diagnostizierter Menschen gegenüber und außerdem erleben etwa 12 bis 15 Prozent der Bevölkerung die Gegenwart von chemischen Stoffen auf irgendeine Art als belästigend. Für EHS betragen die Zahlen der betroffenen Menschen etwa 3 bis 6 Prozent der Bevölkerung, doch diese Zahlen nehmen beständig zu.

Dr. María Neira, die immer großes Entgegenkommen gezeigt hatte und mehr Zeit als erwartet aufbrachte, begleitete uns (die Delegation) bis nach draußen, obwohl sie schon auf dem nächsten Termin sein sollte. Sie erklärte, uns weiterhin zu Verfügung zu stehen.

Das Komitee der Betroffenen dankt Dr. Neira und ihrem Team für das Entgegenkommen und die Aufmerksamkeit angesichts der Bedeutung der Thematik.

EINIGE FOLGERUNGEN DES KOMITEES DER BETROFFENEN

  1. Die Regeln zur Neuanpassung des ICD wurden geändert. Früher konnten nur staatliche Gesundheits-Delegationen mitwirken. Heute ist alles offener, insbesondere die Möglichkeit über eine virtuelle Plattform an der Entwicklung des neuen Codes teilzunehmen, was von Vorteil sein könnte. Dank der „WHO Kampagne 2011“ können weltweit Arbeitsgruppen zur Mitarbeit eingerichtet werden, für beide Erkrankungen, koordiniert und mit einvernehmlichen Kriterien.
  2. Wir glauben, dass es genug wissenschaftliche Studien gibt, welche die Existenz von MCS und EHS belegen, so sollte es nicht allzu problematisch sein, einen allgemeingültigen ICD-Code zu bekommen, wie in andere Länder bereits haben. Wir müssen die wissenschaftlichen Informationen in eine der WHO-Methodik entsprechende Form bringen, um positiv evaluiert zu werden.
  3. Der vielleicht heikelste Aspekt ist die Tatsache, dass es sich bei MCS und EHS um multisystemische Erkrankungen handelt, die in unterschiedliche Bereiche der Klassifikation (medizinische Fachgebiete) eingeordnet werden können, obwohl man die große Bedeutung der neurologischen Symptome nicht vergessen sollte. Wir benötigen die Einführung eines neuen medizinischen Paradigmas, das einige Fragen bezüglich dieser um sich greifenden Erkrankungen einschließlich ihrer Einordnung in den ICD beantwortet.
  4. Die WHO weiß, dass diese Erkrankungen existieren.
  5. Das Auftreten dieser Erkrankungen hat innerhalb der WHO zu Kontroversen geführt, doch die Ankündigung von Änderungen in der Arbeitsmethodik, um den ICD für das Jahr 2015 zu entwickeln und die mögliche Mitarbeit in Arbeitsgruppen eröffnen neue Möglichkeiten für eine Anerkennung.
  6. Jedes Land kann diese Erkrankungen unabhängig von der WHO anerkennen in ihren ICD aufnehmen, da die Länder nach der WHO auf diesem Gebiet souverän sind.

Autor: ASQUIFYDE, 6. Juni 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

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Die Finanzierung wissenschaftlicher Studien beeinflusst Studienergebnisse

Die Akte Markingson: Warum jemand, der über Gesundheit schreibt, die Finanzierung medizinischer Studien im Auge behalten sollte

Das größte Versagen, das sich ein Autor, der über medizinische Themen schreibt, leisten kann, besteht darin, sich mit einer Studie zu befassen, ohne deren Finanzierung zu beleuchten.

Wenn die Finanzierung an Bedingungen geknüpft ist, kann dies das Ergebnis einer Studie beeinflussen. 2003 kam eine Studie im „British Medical Journal“ zu dem Ergebnis, dass „von Pharmaunternehmen gesponserte Studien mit höherer Wahrscheinlichkeit für den Sponsor vorteilhaftere Resultate hervorbringen als Studien mit anderen Sponsoren“.

Dies kann sich zum einen daraus ergeben, dass die Forscher angestrengt arbeiten, um ihre Finanziers bei Laune und den Geldhahn offen zu halten. Es kann aber auch am – möglicherweise nur unterschwelligen – Druck der Pharmaunternehmen liegen, positive Ergebnisse zu liefern.

Im Oktober 2009 erklärte sich AstraZeneca bereit 520 Millionen Dollar zu zahlen um Ermittlungen der amerikanischen Bundesbehörden auszusetzen und Whistleblower-Prozesse zu schlichten, in denen es um die Vermarktungsmethoden dieser Firma für das Neuroleptikum Seroquel ging. Dazu gehörten Anschuldigungen, die Firma hätte Forschungsdaten für Marketingzwecke manipuliert. Wie die New York Times damals schrieb, „war Seroquel das am häufigsten verkaufte Neuroleptikum Amerikas. Nach Angaben von IMS Health Beraterfirma betrug der Umsatz in den Vereinigten Staaten seit 2004 17 Milliarden Dollar“.

An der Universität von Minnesota wurde für Seroquel nach der Marktzulassung eine klinische Studie, die sogenannte CAFE-Studie durchgeführt, um zu belegen, dass Seroquel besser als seine Konkurrenzprodukte ist. Eine der Versuchspersonen, Dan Markingson, beging im Verlauf der Studie Selbstmord.

Carl Elliott, ein Bioethiker an der Universität von Minnesota dokumentierte einige dieser mutmaßlichen Manipulationen mit Hilfe von Unterlagen, die er zu Prozessen gegen diese Firma fand.

Der Druck, Seroquel als überlegen erscheinen zu lassen, begann bereits vor 20 Jahren, als das Medikament noch sehr neu war.

In den späten 90’er Jahren gelang es einer Studie nicht, die als Studie 15 bekannt ist, zu beweisen, dass Seroquel besser als Haldol bzw. Haloperidol ist, ein älteres Neuroleptikum, das seit den 60’er Jahren auf dem Markt war. Aufgrund einiger Ergebnisse war Seroquel schlechter als Haldol. Noch schlimmer war, die Studie ergab, dass Seroquel das Risiko für Gewichtszunahme und Diabetes erhöhte. In der firmeninternen Korrespondenz wurde die Studie 15 immer wieder als „misslungene Studie“ bezeichnet und die Leitung diskutierte Möglichkeiten, sie zu umzubiegen oder verschwinden zu lassen.

Im Seroquel Strategieplan 1997-2001 schrieb die Firma auf S. 17, „Da Studie 15 versagte, hat das Strategieteam das Programm für die IIIB Testphase (PDF, S. 7 Mitte) [nach Beantragung der Marktzulassung und vor der Entscheidung] neu überdacht und beschlossen, dass die Höhe des Risikos reduziert werden sollte, da das Versagen einer weiteren umfangreichen Studie, z.B. zu Behandlungsresistenz, einen erheblichen Schaden für die Reputation der Marke auf dem Markt zur Folge hätte, sofern es nicht gleichzeitig andere erfolgreich durchgeführte Untersuchungen gäbe“.

Zu Studie 15 schrieb Richard Lawrence, ein höherer Mitarbeiter von AstraZeneca in einer Notiz vom Februar 1977, „ich fühle mich nicht ganz wohl, wenn diese Daten zu dieser Zeit veröffentlicht wurden… ich verstehe jedoch, dass wir kaum anders können… Lisa hat es super geschafft, alles etwas besser aussehen zu lassen!“.

Lisa Arvanitis, eine weitere AstraZeneca Mitarbeiterin, erhielt wie Don Stribling von AstraZeneca eine Email-Kopie (CC:) der Notiz. Lavrence schrieb außerdem, „wie Don verdeutlicht hat, sollte die Annahme dieses Ansatzes den Schaden minimieren (und was soll’s, ich wage zu behaupten) es könnte dieser verdammten Studie (was die Sicherheit angeht) einen positiven Dreh verpassen“.

Im November 1997 schrieb ein AstraZeneca Arzt eine Email an einen Forscher, in welcher er erklärte, warum das Unternehmen seine Studie nicht finanzieren könne. „R. und D. sind nicht mehr für die Seroquel-Forschung zuständig“, schrieb er. „Das gehört nun zum Aufgabenbereich von Vertrieb und Marketing.“ Er wies weiter darauf hin, dass sich die Chancen für eine Finanzierung erhöhen würden, wenn die Studie einen „Wettbewerbsvorteil für Seroquel“ nachweisen könnte.

In einer Email von Mai 1999 schrieb John Tumas, ein Pressechef von AstraZeneca, daß er sich Sorgen mache, das Unternehmen würde „mit den Daten Rosinenpickerei betreiben“.

„Wir haben die Studien 15, 31 und 56 versenkt und überlegen dies nun für CoStar“, schrieb er. „Was sollen wir der Öffentlichkeit erzählen, wenn sie uns dafür kritisieren, dass wir Daten zurückhalten?“

Offenbar auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, die Vorzüge von Seroquel zu betonen, führte das Umsatzförderungsteam des Unternehmens eine Meta-Analyse zahlreicher anderer Studien durch. Diese Meta-Analyse ergab nicht, dass Seroquel besser als Haldol wäre. Stattdessen kam die Dokumentation des Teams vom März 2000 zu dem Schluss, dass „diese Analysen was die Generierung von positiven Behauptungen zu Seroquel angeht, irgendwie enttäuschend wären“.

Diese Analyse kam für AstraZeneca zu einem sehr ungelegenen Zeitpunkt. Dr. Charles Schulz von der Universität Minnesota arbeitete mit dem Unternehmen gerade daran, eine Präsentation der Daten von Seroquel auf der Jahreskonferenz der Amerikanischen Psychiatervereinigung (APA) in Chicago vorzubereiten, die kaum zwei Monate später stattfinden sollte.

In einer Email vom März 2000 schrieb Tumas:

Die Daten sehen nicht gut aus. Ich weiß nicht, wie wir daraus einen Bericht machen sollen. Ich vermute, wir alle (einschließlich Schulz) haben die guten Sachen gesehen, z.B. die Responderraten der Meta-Analysen die zeigten, dass wir Placebos und Haloperidol überlegen waren, und dann dachten wir, dass weitere Analysen das stützen würden und eine Dokumentation musste her. Was aber der Fall zu sein scheint ist, dass wir nur die guten Sachen hervorgehoben haben und dass unsere eigenen Analysen die ‚Ansichten dort draußen‘ bekräftigen, dass wir weniger wirksam als Haloperidol und unsere Konkurrenten sind. Lasst uns, nachdem wir das verdaut haben, zusammen kommen (oder eine Telekonferenz machen) und diskutieren, wie wir von da aus weiter machen. Wir müssen dies schnell tun, weil Schulz einen Entwurf für die APA fertig bekommen muss und jede zusätzliche Analyse braucht, die wir ihm noch vorher geben können.

Schulz muss die Daten, die er benötigte, bekommen haben, denn er präsentierte als Hauptattraktion der Konferenz im Mai eine Zusammenfassung jener AstraZeneca Daten, welche Seroquel gegenüber Haldol als „signifikant überlegen“ darstellten.

Dokumente, die für Prozesse gegen AstraZeneca eingereicht wurden, legen nahe, dass AstraZeneca hoffte, Seroquel möglicherweise von der zugelassenen Anwendung abweichend (sog. Off-Label-Use) für erstmalig Erkrankte („First-Episode Patienten“) zu vermarkten, genau jene, welche für die CAFE-Studie herangezogen wurden. Zu dieser Gruppe hätte auch Dan Markingson gehört.

Das Seroquel Strategiepapier von 2000 besagt, dass das Unternehmen „Seroquel als atypische Option für First-Episode Patienten“ einführen sollte. “ Dies habe einen Halo-Effekt [Überstrahlung]), da diese Patienten besonders zu EPS (extrapyramidale Störungen) und Gewichtzunahme neigen. [Anm.: Das heißt, die Nebenwirkungen von Seroquel ähneln den Symptomen dieser Patienten und fallen nicht weiter auf.] Zur angestrebten Ausweitung [der Vermarktung] wird ebenfalls aufgeführt „Seroquel On- und Off-Label einzusetzen. Das ganze Vertriebsteam einspannen. Schulungsprogramme zur Verbreitung der Off-Label-Daten“.

2007 veröffentlichte das American Journal of Psychiatry die Ergebnisse der CAFE-Studie, die für Seroquel sprachen.

Die Autoren behaupteten, die CAFE-Studie habe ergeben, dass Seroquel für First-Episode Patienten eine „vergleichbare Wirksamkeit“ aufweist wie Zyprexa und Risperdal.

Zu den 18 „ernsten unerwünschten Ereignissen“, die bei diesen Studien mit 400 Probanden festgestellt wurden, zählen fünf Selbstmordversuche, einschließlich zwei vollendeter Selbstmorde, beide Patienten, die Seroquel einnahmen. Einer von ihnen war Markingson, obwohl ihn das Papier nicht namentlich erwähnt.

Nach Angaben der Autoren der Studie kam es „trotz der in der klinischen Forschung üblichen sorgfältigen Betreuung in den Nachsorgeprogrammen“ zu diesen Selbstmorden.

Autor: William Heisel, 27. Mai 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Copyright des Original Artikels University of Southern California, Annenberg School for Communication & Journalism. Auf Wunsch der Rechteinhaber darf diese Übersetzung nicht frei weitergegeben werden. CSN dankt für die freundliche Genehmigung zur Übersetzung und Einstellung des Artikel im CSN Blog.

Weitere Artikel von William Heisel sind in seinem Blog William Heisel’s Antidote: Investigating Untold Health Stories zu finden. (William Heisels Gegengift: Die Recherche unerzählter Geschichten aus dem Gesundheitsbereich).

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Salatgurken aus Spanien Ursache für EHEC

Wissenschaftler haben Typ des EHEC Erregers gefunden, EU- Kommission ruft Alarmstufe 1 aus

Endlich hatten unermüdlich arbeitende Wissenschaftler Erfolg, sie haben eine Ursachenquelle für die derzeit in Deutschland grassierende, durch einen EHEC-Erreger verursachte Krankheitswelle gefunden. Der EHEC-Keim, der eine blutige Durchfall- erkrankung verursacht und aus Rinderkot stammt, wurde durch das Hamburger Institut für Hygiene und Umwelt an drei Salatgurken aus Spanien festgestellt. Als Konsequenz werden spanische Salatgurken aus dem Verkauf genommen und Verbraucher sollen vollständig auf den Verzehr verzichten. Forscher der Uni-Klinik Münster teilten mit, dass sie den genauen Erregertyp gefunden haben, es handelt sich um „einen Vertreter des Typs „HUSEC 41″ des Sequenztyps ST678“. Die EU Kommission ist dabei, europaweit Alarmstufe 1 wegen der EHEC–Epidemie in Deutschland auszurufen.

EHEC bedingte Duurchfallerkrankung forderte bislang 4 Todesopfer

Laut RKI Chef Reinhard Burger erlebt Deutschland gerade den stärksten je registrierten EHEC (enterohämorrhagischen Escherichia coli) Ausbruch. Die blutige Durchfallerkrankung hat bislang mindestens vier Todesopfer gefordert. Der Körper setzt ein Toxin frei, durch das rote Blutkörperchen abgebaut werden. Zahlreiche EHEC Patienten haben Nierenschäden davongetragen. Bislang berichten 15 von 16 Bundesländern von EHEC Opfern, einzige Ausnahme bildet bislang Rheinland-Pfalz.

Wissenschaftler suchen pausenlos

Experten suchten seit Tagen auf Hochtouren nach dem Ursprung und dem genauen Typ des EHEC Erregers. Die heißeste Spur führte zuerst nach Norddeutschland. Tomaten, Gurken, Blattsalat standen unter dringendem Tatverdacht. Das RKI warnte vor dem Verzehr dieser Gemüsesorten, wenn sie aus Norddeutschland stammen. Dort bangten die Gemüsehändler sofort um ihre Existenz wegen des sich abzeichnenden Umsatzeinbruchs. Jetzt hat das Hamburger Hygieneinstitut das Bakterium an vier Salatgurken festgestellt. Drei davon stammen nicht aus Norddeutschland, sondern zweifelsfrei aus Spanien. Bei einer der EHEC – kontaminierten Gurke ist die Herkunft noch ungewiss.

Fast zur gleichen Zeit wie die Hamburger Forscher, konnten auch Wissenschaftler aus Münster Erfolg vermelden. Sie stellten am späten Abend des 25. Mai fest, dass es sich bei dem EHEC Erreger um einen Vertreter des Typs „HUSEC 41″ des Sequenztyps ST678“ handelt. Bisher hatte dieser EHEC-Erreger weltweit noch keine dokumentierten Erkrankungsausbrüche verursacht. Das Problematische an diesem speziellen, äußerst resistenten EHEC-Erregertyp ist, dass er nicht auf Penicillin anspricht.

RKI warnt weiterhin vor Tomaten, Gurken und Blattsalaten aus Norddeutschland

Das RKI hatte basierend auf erste Ergebnisse zuerst drei mögliche Urheber eingrenzen können und warnte vorsorglich davor, Tomaten, Gurken und Blattsalate zu essen. Sie könnten mit EHEC – Keimen belastet sein, was laut Institut insbesondere dann gefährlich wird, wenn das Gemüse roh verzehrt wird.

Auf die heiße Spur, was die Darmerkrankung auslöst, kamen Wissenschaftler durch regelrechte Detektivarbeit. Mittels Fragebogen ermittelten sie, was die Erkrankten zuvor gegessen hatten und wurden dann immer gewisser, dass Tomaten, Gurken und Blattsalate die mögliche Ursachenquelle darstellen könnten. Trotz dass man jetzt bei spanischen Salatgurken fündig wurde, suchen Wissenschaftler aus ganz Deutschland unermüdlich weiter nach Quellen der EHEC- Keime, die immer mehr Opfer fordern.

Das Bundesministerium für Verbrauchersicherheit, das RKI und das BfR halten die Warnung, keine Gurken, Tomaten oder Blattsalate aus Norddeutschland zu essen, trotz heftiger Kritik weiterhin für gerechtfertigt, weil dies die vorerst beste Möglichkeit darstellt, das Risiko für weitere Erkrankungsfälle einzudämmen. Trotz, dass nun herausgefunden wurde, dass der Erreger von Salatgurken aus Spanien stammt, warnen sie weiterhin vor dem Verzehr, weil die meisten Erkrankungsfälle bisher in Norddeutschland auftraten.

Labors kommen kaum nach mit Untersuchen

Die Untersuchungen in den Labors werden auch noch länger andauern, denn selbst jetzt, wo kontaminierte Salatgurken aus Spanien gefunden wurden, muss weitergesucht werden. Erzeuger, Lieferketten, alles muss genauestens zurückverfolgt werden, um sicher zu sein, was genau die bislang größte EHEC -Erkrankungswelle in Deutschland ausgelöst hat und wo der Ursprungsort ist.

EHEC – Epidemie: Ärzte bangen um Überleben von Patienten, Gemüsehändler um ihre Existenz

Für Gemüseanbauer und Gemüsehändler aus Norddeutschland sind die derzeitige Situation und die Warnungen der Bundesbehörden dramatisch. Sie halten die Warnungen größtenteils für überzogen und bangen um ihre Existenzen. RKI Mitarbeiter können darauf keine Rücksicht nehmen, denn es geht um Menschenleben und ernsthafte Gesundheitsschäden, wie u.a. bleibende Nierenschäden, die Opfer der EHEC-Epidemie davontragen.

Die Warnung vor dem Gemüse wurde von den Bundesbehörden nicht unüberlegt ausgesprochen. Mehrere Wissenschaftlerteams und die Behörden arbeiten eng zusammen um die Ursache lückenlos herauszufinden.

Die bislang aussagekräftigste Studie aus Hamburg, wurde zusätzlich unter Einbeziehung einer Kontrollgruppe aufgebaut. Die Wissenschaftler sicherten ihre Daten ab und das RKI sprach seine Warnung erst aus, nachdem die Auskünfte über die Essgewohnheiten der Erkrankten mit den Daten der Kontrollgruppe abgeglichen und ausgewertet waren.

Menschenleben haben Vorrang vor monetären Interessen von Erzeugern

Die EU-Kommission ist dabei wegen der EHEC – Epidemie in Deutschland Alarmstufe 1 auszurufen. Diese Alarmstufe verlangt von allen EU Mitgliedsländern Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Zu diesen sollte im weiteren Verlauf auch das Einleiten eines Umdenkprozesses bei der Agrarindustrie auf diesen neuen Lebensmittelskandal folgen. Hygienisch saubere Erzeugnisse, ohne Schadstoff- und Pestizidrückstände müssen ein mittelfristig forciertes Ziel für die Branche werden, die in der Regel auf schnelles Verstummen der Medien hofft, um weiterzumachen wie bisher.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. Mai 2011

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