Monatsarchiv für März 2012

Möglicherweise chemische und bakteriologische Waffen in Syrien eingesetzt

Dokumentation von Verletzungen, die möglicherweise auf chemische Waffen zurückzuführen sind, die beim Angriff und der Belagerung von Baba Amr in Homs gegen Zivilisten eingesetzt wurden.

Tripoli, Libanon, 29.03.2012 – Während den vergangenen zwei Wochen haben die Krankenhäuser im Norden des Libanons mehrere Verletzte aufgenommen und untersucht, welche aus der Nachbarschaft von „Baba Amr“ im Zentrum von Homs geflohen sind. Die Verletzungen sind Folge des brutalen Vorgehens und der Belagerung durch das Assad Regime, bevor Regierungstruppen das Land stürmten. Die Verletzungen und Erkrankungen haben sich ausschliesslich verschlechtert. Hier sind ein paar Beschreibungen:

  • Die Symptome begannen meistens mit Müdigkeit und Fatique, zusammen mit Muskelschmerzen am ganzen Körper. Die Patienten fühlten sich insbesondere im unteren Körperbereich schwach, auch traten Gelenkschmerzen, Schmerzen um die Gelenke und im unteren Rücken auf.
  • Die Symptome waren mit erhöhter Körpertemperatur und nächtlichen Schweißausbrüchen verbunden. Die Anzeichen der Verletzungen traten an Hautbereichen auf, die einer Exposition ausgesetzt waren. Flecken in Gesicht zusammen mit Furunkeln und Mundgeschwüren. Die Patienten litten von Kopf bis Fuß an Haarausfall.
  • Neben diesen Symptomen litten die Patienten an Verstopfung und die männlichen Patienten hatten Probleme beim Wasserlassen.

Auf Anraten der Ärzte wurden medizinische Tests, aber auch Röntgenuntersuchungen mit folgenden Resultaten durchgeführt:

  • Infektionen, Bluterkrankungen, neoplastische und neurologische Erkrankungen und Hauterkrankungen.

Es wurden keine erkrankungsspezifischen Untersuchungen vorgenommen.

Die Patienten beschrieben das Vorkommen der gleichem Symptome auch bei jenen Verletzten in Baba Amr, die nicht fliehen konnten und bis heute in Syrien festsitzen.

Was alle diese Verletzten gemeinsam haben ist, dass sie alle aus dem gleichen geographischen Gebiet stammen, aus Baba Amr in Zentrum von Homs. Auch der Zeitpunkt des Auftreten der Symptome ist eine weitere Übereinstimmung. Sie traten alle zu jener Zeit auf, als das Assad Regime die besagte Nachbarschaft Baba Amr angriff.

 

Tel.: 668131316900
Email: syrianrefugeeslebanon[at]hotmail[Punkt]com

—————

DIES IST EIN DRINGENDER APPELL AN ALLE MEDIZINISCHEN KOORDINATIONSGRUPPEN UND ORGANISATIONEN UND AN ALLE INTERNATIONALEN MENSCHENRECHTSGRUPPEN, MIT DER BITTE UM UNTERSTÜTZUNG UND AUSREICHENDE FINANZIELLE HILFE.

Das medizinische Komitee für syrische Flüchtlinge im Libanon vermutet, daß die Verletzungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Einsatz international geächteter chemischer und bakteriologischer Waffen durch das syrische Assad Regime zurückzuführen sind.

Die geschilderten medizinischen Sachverhalte erfordern erfahrende Experten aus den Fachgebieten Chemikalien, Gifte und Forensik.

Wir appellieren an alle internationalen medizinischen Gruppen, welche Erfahrung oder Kenntnisse auf diesem Gebiet besitzen, uns bei der Diagnose dieser Symptome und mit sachgerechten Ratschlägen zu helfen. Wir appellieren an alle internationalen Menschenrechtsgruppen, diese Umstände und diese Verletzungen in die Ermittlungsakten gegen das syrische Assad Regime aufzunehmen und alles einzuleiten, was nötig ist.

 

The Medical committee for Syrian refugees in Lebanon
Tripoli – Lebanon – 07/05/1433 – 29/03/2012

 

Original-Quelle: „Documentation of injuries possibly caused by the use of chemical weapons on civilians during the attack and siege of Baba Amr, Homs.“ vom 29.03.2012

Englische Übersetzung: Rose Alhomsi
Deutsche Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Wir danken Rose für die Erlaubnis den Artikel übersetzen zu dürfen. Thank you Rose!

Copyright Fotos: The Medical committee for Syrian refugees in Lebanon

UPDATE:

Mehrere von CSN konsultierte Mediziner und Toxikologen teilten mit, dass sie anhand der geschilderten Symptomatik und Photos, davon ausgehen, dass diese Menschen eher durch freigesetzte Chemikalien durch Explosion von Fabrikgebäuden oder Brände (z.B. Pipelinebrand), krank wurden. Ein explizit mit der Wirkungsweise von Giftgas versierter Toxikologe teilte mit, die Symptomatik passe nicht zu ihm bekannten Giftgasen, vor allem die Anfangssymptomatik sei anders und auch der Haarausfall passe nicht dazu. Um genauer beurteilen zu können, wodurch die Leute krank wurden und wie man ihnen medizinisch helfen könne, seien weitere detaillierte Informationen erforderlich.

Händler nimmt Energiesparlampen mit zu viel Quecksilber aus dem Sortiment

Erfolg für Deutsche Umwelthilfe

Onlinehändler Methline GmbH unterzeichnet Unterlassungserklärung und beendet Verkauf von stark quecksilberhaltigen Energiesparlampen – DUH- Bundesgeschäftsführer Resch fordert bessere staatliche Überwachung des Schadstoffgehalts in Lampen und kündigt weitere Kontrollen an

Berlin, 29. März 2012: Der Onlinehändler Methline GmbH wird in Zukunft keine Energiesparlampen mit zu hohen Quecksilberanteilen mehr verkaufen. Dazu verpflichtete sich das Unternehmen gegenüber der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). Die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation hatte im September 2011 bei Untersuchungen der von Methline angebotenen Energiesparlampen in zwei von drei Fällen Grenzwertüberschreitungen des giftigen Metalls festgestellt. Weil sich der Händler zunächst weigerte, die Angelegenheit außergerichtlich zu klären, reichte die DUH Klage beim Landgericht Berlin ein. Am 7. März 2012 einigte man sich auf einen Vergleich.

Energiesparlampen beinhalten technisch bedingt kleine Mengen Quecksilber. Zum 1. Januar 2012 wurde europaweit der Grenzwert von fünf auf 3,5 Milligramm gesenkt. Doch nicht alle Hersteller halten sich an die gesetzlichen Vorgaben, wie mehrere von der DUH aufgedeckte Fälle im vergangenen Jahr beweisen. „Das Problem taucht vor allem bei Aktionswaren und Billigangeboten auf. Nach dem Motto ‚wo kein Kläger, da kein Richter‘ werden so Ramschlampen mit zu viel Quecksilber verkauft. Das muss ein Ende haben“, erklärt Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer. Er fordert zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher die zuständigen Behörden auf, die Schadstoffgehalte in Energiesparlampen zu prüfen und Überschreitungen konsequent zu sanktionieren. Solange der Staat seiner gesetzlichen Überwachungspflicht nicht nachkomme, werde die DUH weiter Kontrollen durchführen, um die Verbraucher vor Gasentladungslampen mit zu viel Quecksilber zu schützen. Seit September 2010 müssen Hersteller auf der Verpackung angeben, wie viel Quecksilber in den Energiesparlampen enthalten ist. Die DUH rät, beim Energiesparlampenkauf gezielt auf einen geringen Quecksilbergehalt (weniger als zwei Milligramm) und eine hohe Lebensdauer (über 10.000 Stunden) zu achten.

Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen DUH und Methline GmbH waren überhöhte Quecksilberwerte in Energiesparlampen der Serie Methlux ESL E27 28W 230V. Bei Laboranalysen der Energiesparlampen wurden in zwei von drei geprüften Lampen Grenzwertüberschreitungen der giftigen Substanz festgestellt (jeweils 5,6 und 5,9 Milligramm Quecksilber). Während der Verhandlung vor dem Berliner Landgericht gab der Onlinehändler eine Unterlassungserklärung ab und verpflichtete sich, nur noch Energiesparlampen zu verkaufen, die den gesetzlichen Grenzwert für Quecksilber einhalten. Im Falle eines Verstoßes muss Methline mit hohen Ordnungsgeldern rechnen. „Es ist zu hoffen, dass die Firma durch die drohenden Strafen die Verantwortung für ihre Produkte zukünftig besser wahrnimmt als in der Vergangenheit“, erklärt Rechtsanwalt Dr. Remo Klinger, der die DUH in dem Verfahren vertritt.

Autor:

Deutsche Umwelthilfe, Erfolg für Deutsche Umwelthilfe: Händler nimmt Energiesparlampen mit zu viel Quecksilber aus dem Sortiment, 29.03.2012

Weitere Artikel zum Thema Gift in Energiesparlampen:

Chemikalien: Selbst niedrige Konzentrationen können sehr gesundheitsschädlich sein

Niedrige Dosis, große Wirkung: Wissenschaftler verlangen ‚fundamentale Veränderungen‘ für die Prüfung und Regulierung hormonähnlicher Chemikalien

Dies ist das wichtigste Ergebnis eines Forschungsberichtes (PDF), der nach drei Jahren Arbeit am Mittwoch [14.03.2012] von einem Team aus zwölf Wissenschaftlern veröffentlicht wurde, das sich mit den Hormonhaushalt verändernden Chemikalien befasste.

Dutzende von Substanzen die Östrogen, Testosteron und andere Hormone vortäuschen oder blockieren können, sind in Umwelt, Nahrung und Alltagsprodukten zu finden. Dazu gehören Kunststoffe, Pestizide und Kosmetika. Eine der größten und langlebigsten Debatten über diese Chemikalien dreht sich darum, ob die niedrigen Dosen, denen die meisten Menschen ausgesetzt sind, Schaden anrichten.

In einer neuen Untersuchung kamen Forscher zu dem Schluss, nachdem sie unter der Leitung von Laura Vandenberg von der Tufts University hunderte von Studien evaluiert hatten, dass gesundheitliche Auswirkungen „bemerkenswert weit verbreitet sind“, wenn Menschen oder Tiere mit niedrigdosigen, das Hormonsystem störende Substanzen belastet werden. Als Beispiele liefern sie Belege zu mehreren kontroversen Chemikalien wie Bisphenol A, das in Polycarbonat-Kunststoffen, in konservierten Lebensmitteln und in Kassenbons vorkommt und das Pestizid Atrazin, das in großen Menge hauptsächlich auf Mais angewendet wird.

Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass die Indizien der Forschung „eindeutig darauf hindeuten, dass man niedrige Dosen nicht ignorieren kann“. Sie zitierten Nachweise für einen weiten Bereich an Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen – vom Fötus bis zum Erwachsenen – welche z.B. mit Unfruchtbarkeit, Herzkreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Krebs und anderen Erkrankungen in Zusammenhang stehen.

„Ob niedrige Dosen von Substanzen, die den Hormonhaushalt stören, auch Humanerkrankungen beeinflussen, ist längst keine Mutmaßung mehr, da epidemiologische Studien belegen, dass zwischen Umweltbelastungen auf der einen und humanen Erkrankungen und Behinderungen auf der anderen Seite ein Zusammenhang besteht“, schrieben sie.

Zusätzlich befassten sich die Wissenschaftler mit der Frage, ob das Jahrzehnte alte Verfahren zur Prüfung der meisten Chemikalien – Nagetiere hohen Dosen auszusetzen und dann auf die tatsächliche Belastung des Menschen herunter zu extrapolieren – dem Schutz des Menschen angemessen ist.

Sie folgerten, dass dies nicht der Fall ist und drängen deshalb auf Reformen. Manche hormonähnliche Chemikalien haben bei niedrigen Dosen gesundheitliche Folgen, die bei hohen Dosen nicht auftreten.

„Den derzeitigen Prüfungs-Paradigmen fehlen wichtige, sensitive Endpunkte“ für die menschliche Gesundheit, sagten sie. „Die Wirkung niedriger Dosen kann nicht anhand der Wirkungen vorhergesagt werden, die man bei hohen Dosen beobachtet. Deshalb sind fundamentale Veränderungen bei den chemischen Untersuchungen und Sicherheitsprüfung notwendig, um die Gesundheit des Menschen zu schützen.

Der Bericht wurde am Mittwoch [14.03.2012] vom Wissenschaftsjournal Endocrine Reviews online veröffentlicht. Zu den Autoren gehören Wissenschaftler wie Frederick vom Saal von der University of Missouri, der niedrige Bisphenol A Dosen mit einer Vielfalt von Wirkungen in Verbindung gebracht hat, Theo Colborn, der als erster gilt, welcher in den späten 1980er Jahren von Chemikalien gesprochen hat, die den Hormonhaushalt stören und Tyrone Hayes von der University of California in Berkeley, der die Wirkung von Atrazin auf Frösche dokumentiert hat.

Hauptautor ist Pete Myers, der Gründer von Environmental Health News und leitender Wissenschaftler von Environmental Health Sciences.

Linda Birnbaum, Chefin des National Institute of Environmental Health Sciences [staatliches Institut für Umweltgesundheits-Wissenschaft (NIEHS)] vertrat die Ansicht, der neue Bericht wäre wertvoll, „da er eine sehr große Menge an Informationen“ über in den Hormonhaushalt eingreifende Substanzen erschließt. Ihre Behörde ist die wichtigste, welche gesundheitliche Auswirkungen von Umweltschadstoffen untersucht.

Birnbaum erklärte, sie stimmt dem Hauptergebnis zu: „Alle Chemikalien, die den Hormonhaushalt stören können, sollten in ultra-niedrigen Dosen getestet werden, die der tatsächlichen Exposition des Menschen entsprechen“, sagte sie.

In vielen Fällen stellen die Produzenten der chemischen Industrie immer noch „alte Fragen“, wenn sie die Sicherheit von Chemikalien testen, obwohl „sich die Wissenschaft weiterentwickelt hat“, meinte sie. „Einige der Test-Paradigmen sind nicht dem Stand der Wissenschaft gefolgt“, schrieb Birnbaum am Mittwoch in einem Leitartikel, in dem es um neuen Bericht ging.

Für die meisten Toxikologen, sagte Birnbaum, bedeutet der Bericht trotzdem keine große Änderung ihrer Tätigkeit. Das NIEHS führt bereits Untersuchungen von Chemikalien im Niedrigdosisbereich durch, wozu die Untersuchung von Wirkungen über mehrere Generationen gehört, wie etwa Erkrankungen im Erwachsenenalter, die durch fötale Expositionen ausgelöst wurden.

„Manche reden die Toxikologen immer nur schlecht. Doch man kann nicht alle über einen Kamm scheren“, sagte Birnbaum.

Die Wissenschaftler jedoch, die den Bericht verfassten erklärten, dass Forschung mit niedrigen Dosen „von vielen nicht beachtet oder für bedeutungslos gehalten wurde“. Offenbar zielen sie mit ihren Ergebnissen auf das National Toxicology Program und die U.S. Food and Drug Administration. Die FDA hat 2008 Studien zu niedrigen Dosen ignoriert, als sie zu dem Schluss kam, Bisphenol A (BPA) in Alltagsprodukten wäre sicher. Zwei Jahre später änderte die Behörde ihre Ansicht und gab bekannt, dass sie sich nun Studien genauer ansehen würde, die Auswirkungen niedriger Dosen aufzeigen. Das National Toxicology Program stellte 2008 fest, dass BPA „ein gewisses Risiko“ für die Gesundheit des Menschen darstellen würde, wies aber andere Risiken zurück, weil sich die Studien widersprächen.

Mehrere Autoren des Berichtes wurden von ein paar anderen Wissenschaftlern und Industrievertretern kritisiert, weil sie zu ausgesprochenen Befürwortern von Prüfungen, Regulierungen und dem Ersatz von das Hormonsystem störenden Substanzen geworden wären. Die Wissenschaftler erklärten jedoch, sie sähen sich zu ihren Äußerungen gezwungen, da die regulierenden Behörden zu langsam handeln und sie sich über die Gesundheit der Menschen, insbesondere der Kinder, und der Tierwelt Sorgen machen.

Industrievertreter erklärten, nur weil Menschen Spuren von Chemikalien ausgesetzt wären, die in der Lage sind, den Hormonhaushalt zu beeinflussen, bedeutet das lange noch nicht, dass es irgendwelche schädlichen Wirkungen gäbe. Sie sagen, dass die Studien oft widersprüchlich und nicht beweiskräftig wären.

In einer Stellungnahme verkündete am Mittwoch der American Chemistry Council, der die Chemie-Konzerne vertritt, dass die Industrie „substantielle Ressourcen bereitgestellt habe, um die Forschung zum besseren Verständnis jeder potentiellen Wirkungen von chemischen Substanzen auf das Hormonsystem voran zu treiben. Während wir noch nicht die Möglichkeit hatten, das Papier in seiner Gänze zu prüfen, gelangte Michael Kamrin Professor Emeritus der Michigan State University zu der Feststellung, dass die Wirkung ’niedriger Dosen‘ nicht bewiesen wurde und deshalb nicht auf die wirklichen Lebensbedingungen und die humane Exposition angewendet werden sollten“.

„Aus dem was vorliegt muss geschlossen werden, dass diese „niedrig dosigen“ Wirkungen erst noch bewiesen werden müssen [und] dass die Studien, welche sie angeblich belegen, nicht wissenschaftlich korrekt auf Menschen übertragen werden können“, schrieb Kamrin, ein Toxikologe 2007 im International Journal of Toxicology.

Doch vom Saal und andere Forscher haben geäußert, dass Untersuchungen, die keine niedrigdosigen Wirkungen solcher Chemikalien wie BPA feststellen, oft industriefinanziert sind, und oft haben sie die falschen Tiere mit den falschen Dosen getestet oder sie haben die Tiere nicht zum Zeitpunkt der größten Gefährdung während des fötalen Wachstums einer Exposition ausgesetzt.

Endokrinologen haben schon lange gewusst, dass unendlich kleine Mengen von Östrogen, Testosteron, Schilddrüsenhormonen und anderen natürlichen Hormonen heftige gesundheitliche Folgen, insbesondere für Föten, haben können. Sie sind nicht davon überrascht, dass menschengemachte Substanzen mit hormonellen Eigenschaften ebenfalls große Auswirkungen haben könnten.

„Es gibt für Chemikalien, die wie Hormone agieren, wirklich keine sichere Dosis, da das Hormonsystem so eingerichtet ist, mit ganz niedrigen Konzentrationen zu arbeiten“, erklärt Vanderberg gegenüber Environmental Health News, eine Post-Doktorandin am Levin Lab Center für regenerative Biologie und Entwicklungbiologie an der Tufts University.

Doch viele Toxikologen stimmen der gängigen Meinung zu, „die Dosis mache das Gift“. In anderen Worten, es ist eine bestimmte Dosis erforderlich, damit etwas giftig ist. Sie sind es auch gewöhnt, einen Effekt zu sehen, den man „monoton“ nennt, dies bedeutet, dass die Reaktion eines Tieres oder eines Menschen mit der Dosis zu oder ab nimmt.

Die Forscher sagen in der neuen Untersuchung, dass nichts davon auf hormonähnliche Chemikalien zutrifft.

„Die Anerkennung dieser Phänomene sollte zu einem Paradigmenwechsel für toxikologische Studien führen und wird wahrscheinlich auch die wissenschaftlichen Methoden der Regulierungsbehörden dauerhaft beeinflussen“, schreiben sie.

In dem Bericht machen sich die Wissenschaftler Sorgen, dass die Regierung „sichere“ Expositionswerte für „eine erhebliche Anzahl von Substanzen die das Hormonsystem stören“ festgelegt hat, die niemals in niedrigen Dosen getestet wurden. Sie legten dringend nahe „die üblichen Sicherheitstests in großem Umfang auszuweiten“.

„Wir empfehlen, in den Untersuchungen die niedrigsten Dosis niedriger als die Belastung anzusetzen, denen Menschen ausgesetzt sind, sofern eine solche Dosis bekannt ist“, schrieben sie.

Vandenberg sagte, bei einer hohen Dosis einer hormonwirksamen Substanz kann gar keine Wirkung oder eine völlig andere auftreten, während eine niedrige Dosis Erkrankungen auslösen kann.

Das Brustkrebs-Medikament Tamoxifen „liefert ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Tests mit hohen Dosen ungeeignet sind, die Wirkung niedriger Dosen vorherzusagen“, so heißt es in dem Bericht. In niedrigen Dosen regt es das Wachstum von Brustkrebs an. In höheren Dosen hemmt es dieses.

„Stellen Sie sich vor, man würde 100 repräsentative Personen aus der amerikanische Bevölkerung heraus greifen und nach den Expositionswerten eines EDC [endocrine-disrupting compound – hormonell wirksamer Stoff] in einer Linie so aufstellen, dass die Person ganz links den niedrigsten Belastungswert hätte und die ganz rechts den höchsten. Für viele toxische Chemikalien würden die Personen mit den höchsten Belastungswerten am rechten Ende der Linie das höchste Vorkommen von Erkrankungen aufweisen. Doch für manche EDCs legen Studien nahe, dass die Personen in der Mitte der Linie dem größten Risiko ausgesetzt sind“, sagte Vandenberg.

Sie verglich Hormone, welche an Rezeptoren im Körper andocken und Funktionen wie Wachstum des Gehirnes oder der Reproduktivorgane auslösen, mit Schlüsseln in einem Schloss.

„Je mehr Schlüssel in den Schlössern sind, desto mehr Wirkungen sind zu beobachten. Doch ab einem gewissen Punkt sind die Schlösser überfordert und reagieren nicht mehr auf die Schlüssel. Deshalb ergeben im Niedrigdosisbereich viele Schlüssel eine höhere Wirkung, während im Hochdosisbereich viele Schlüssel mit einer geringeren Wirkung verbunden sind“, sagte sie.

Vandenberg sagte voraus, der Bericht „wird unter Akademikern, Wissenschaftlern in Behörden und Industrie Diskussionen darüber auslösen, wie man die Risikoabschätzung für EDCs verbessern kann“.

„Die Frage lautet nicht mehr, ob diese Phänomene existieren, sondern wie wir weiterkommen und mit ihnen umgehen.“

Autor: Marla Cone, 15. März 2012 für Environmental Health News

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „Low doses, big effects: Scientists seek ‚fundamental changes‘ in testing, regulation of hormone-like chemicals“ wurde unter der Creative Commons Linzenz: By veröffentlicht. Für diese Übersetzung gilt CC: BY-NC-SA

Artikelfoto: Copyright Big Fat Rat, CC: BY-NC-ND

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Giftige Textmarker sollen von der Universität verschwinden

Professor wurde chemikaliensensibel durch Filzstifte

Monatelang versuchte ein Professor der University of Arizona in Tucson herauszufinden, warum es ihm in den Lehrräumen des Campus so schlecht ging. Ihm wurde schwindlig, er bekam rasende Kopfschmerzen, Übelkeit und Atembeschwerden. Wenn er den Lehrräumen fern war, ging es ihm besser. Nach intensiver Recherche im Internet diagnostizierte er sich selbst mit MCS, Multiple Chemikalien-Sensitivität. Der Professor fand auch den Grund für seine Gesundheitsbeschwerden heraus, die er nur in den Lehrräumen hatte. Es waren die Whiteboard-Marker, mit denen auf die weißbeschichte Kunststoff-Tafel geschrieben wird und die trocken abwischbar sind. Jetzt werden die giftigen Marker vom Campus der University of Arizona gegen ungiftige ausgetauscht.

Ein Professor findet Ursache für seine mysteriösen Schmerzen

In der Studentenzeitung „Arizona Daily WildCat“ wird das Leiden von Marv Waterstone, einem Professor für Geographie und Entwicklung, genau beschrieben. Monatelang litt der Professor unter ständigen Schmerzen und war auf der Suche nach der Ursache. Letztendlich war er kaum noch in der Lage, seine Studenten zu unterrichten. Er gab nicht auf und fand heraus, was ihn krank machte. Seine Beschwerden wurden stärker, wenn er an der weißen Kunststoff-Tafel stand und diese mit abwischbaren Whiteboard-Markern beschriftete. Es musste etwas damit zu tun haben. Als der Professor die Inhaltsstoffe der Stifte ermittelte, stellte sich heraus, dass es sich um toxische Chemikalien handelte. Die dicken Filzstifte zum Beschriften der Tafel enthielten neurotoxische Lösungsmittel, u.a. Toluol und Xylol.

Campus zeigt sich kooperativ

Anfang Februar fragte Professor Waterstone die Universitätsleitung, ob ein Erlass möglich sei, dass nur noch ungiftige Marker in Lehrräumen verwendet werden dürfen. Der Präsident der Studentenvereinigung sagte, dass es keine Probleme bei der Umsetzung gegeben habe und sagte, wenn es ein Problem gibt, handeln wir direkt. Die Mitarbeiter der Buchhandlung der Universität hätten Prof. Waterstone’s Wunsch gerne entsprochen und sich sofort daran gemacht, ungiftige Marker zu finden, um sie im Laden anbieten zu können. Außerdem habe man alle Regale durchgeschaut und die Produkte, die giftige Chemikalien enthielten, aus dem Sortiment genommen. Auch Produkte, die keine aussagekräftige Inhaltstoffliste aufwiesen, habe man direkt entfernt. Die Leiterin des Buchladens sagte gegenüber der Unizeitung, dass der Aufwand sehr gering gewesen sei, und es gäbe wirklich schon so viele Alternativen.

Ziehen alle Studenten mit?

Prof. Waterstone hat jetzt noch eine Sorge, die er der Zeitung mitteilte. Es wird noch eine Weile dauern, bis die Universität eine Campus-weite Anordnung verabschiedet und in die Universitätsordnung aufgenommen hat. Der Professor hofft, dass alle Studenten bis dahin freiwillig mitziehen und auf toxische Filzstifte, Marker, Whiteboard-Marker und sonstige chemikalienhaltigen Produkte verzichten. Als Grund für seine umfangreichen Bemühungen gab der Professor an: „Alles was ich hier versuche, mache ich wirklich nur, damit ich wieder zurück in meinen Lehrraum kann“.

Giftige Marker, ein internationales Problem

Auch in Deutschland gibt es an Universitäten, Schulen, Kindergärten und in Büros Probleme mit der Raumluftbelastung durch Chemikalien in Marker und Filzstiften.

Das Thüringer Ministerium für Gesundheit schreibt in seiner Broschüre „Gefahrstoffe im Büro“, welche sichere Alternativen es gibt:

„Für sogenannte Whiteboard-Marker, die auf speziellen, weiß beschichteten Tafeln oder Folien, von denen die getrocknete Tinte mit einem trockenen Tuch wieder abgewischt werden kann, zum Einsatz kommen, werden neben Tinten auf Alkoholbasis auch intensiver riechende Tinten mit Estern wie Butylacetat und Ketonen eingesetzt. Besser für die Raumluft sind auch hier wässrige pigmentierte Tinten, die ebenfalls wasserfest auftrocknende Kunstharze enthalten.“

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. März 2012

Photo: Kip Voytek, CC

Literatur:

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Gesund bauen mit natürlichen Baumaterialien

Die besten Tipps im Fachbuch für Experten und Laien

Bauen und Sanieren mit natürlichen Baumaterialen bietet hervorragende Möglich- keiten, um sich ein gesundes Wohnumfeld zu schaffen. Der eigene Charakter vieler natürlicher Baustoffe sorgt für Behaglichkeit, die unvergleichbar ist. Allergiker und insbesondere Menschen mit Chemikalien-Sensitivität (MCS) profitieren durch gesundes Bauen. Voraussetzung für den stressfreien Ablauf eines Bau- und Sanierungsvorhabens für diese Personengruppen sind fachliche Kenntnisse über die einzelnen Baustoffe und ihr Einsatzgebiet, denn nicht alle Pflanzen sind für alle Menschen verträglich, somit auch nicht alle Baustoffe aus Pflanzen für alle Allergiker oder Chemikaliensensiblen gleichermaßen.

Experten im Bereich natürliche Baumaterialien haben ihr profundes Fachwissen in einem Buch zusammengefasst. Es ist für Fachleser wie auch für Laien gedacht und stellt ein Nachschlagwerk dar, das seines Gleichen sucht. Die Autoren haben, so weit möglich, die von der Natur gegebenen Inhaltsstoffe zusammen getragen. Das ermöglicht vor allem Personen mit MCS, sich einen Überblick zu verschaffen und herauszufinden, ob ein Baustoff passt oder nicht, um anschließend die individuelle Toleranz gezielt mittels Materialmuster abklären zu können.

Das erweiterte Fachbuch über natürliche Baumaterialien

Die zweite, erweiterte Auflage von „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“ behandelt alle wichtigen nachwachsenden, pflanzlichen Rohstoffe aus Faser- und Färberpflanzen und den dazugehörigen physikalischen und chemischen Grundsätzen. Die Autoren erläutern, neben zahlreichen gängigen und möglichen Rohstoffpflanzen, auch umfangreich physikalische und chemische Aspekte für Handwerk, Industrie und Bauplanung. Es werden Ressourcen- und Umweltschutz ebenso angesprochen, wie Schadstoffe aus Bauprodukten. Neben detaillierten Angaben zu Einsatzmöglichkeiten und Verarbeitung auf der Baustelle runden Praxisbeispiele aus der Industrie das Themenspektrum ab.

Unverzichtbares Standardwerk

Schon die Erstauflage erreichte im Nu große Beliebtheit und Ansehen unter den Fachleuten. So lobte die Augsburger Allgemeine Zeitung die einfache und laienverständliche, systematische Darstellung der Baumaterialien und den erheblichen Reiseaufwand (40.000 km durch Europa), den der Herausgeber und Hauptautor Gerhard Holzmann tätigte. Das Fachmagazin für Baugutachter „Der Bausachverständige“ empfahl die Erstausgabe mit den Worten „…sehr informativ, lehrreich und auf jeden Fall für Baufachleute empfehlenswert“. In so manchen Rezensionen des Onlinebuchhandels wurde die Erstausgabe sogar als unverzichtbares Standardwerk betitelt, welches in bis heute nie da gewesener Art und Weise aufzeigt, wie Naturdämmstoffe hergestellt werden und was tatsächlich in diesen Baustoffen enthalten ist.

Recherche vor Ort – von Europa bis China

Für den Großteil des Buches wurde auch bei der zweiten, erweiterten Auflage direkt vor Ort, bei den Landwirten, der aufbereitenden Industrie und den Verarbeitern in Europa und Asien recherchiert. Bei der nun erhältlichen zweiten Auflage, mit einem deutlich erweiterten Umfang, ist Herr Holzmann sogar durch einige Provinzen in China gereist und hat sich den Bambus in allen Facetten, sowie dessen Aufbereitung zum Bauprodukt als Parkett oder Hartholzersatz angesehen. Diese umfangreiche Recherchearbeit brachte er mit Hilfe dieses Werkes mit einer herrlichen bebilderten Dokumentation nach Europa.

Tausende von Jahren Fachwissen im Verarbeiten von Naturstoffen

Das Buch dürfte jedoch nicht nur für Menschen interessant sein, die bauen oder bauen wollen. So ist beispielsweise auch auf die sehr interessante Geschichte der Rohstoffe eingegangen worden. Das ist sehr spannend, weil die meisten Pflanzen schon seit vielen, vielen hunderten oder gar tausenden Jahren genutzt werden. Neben diesem gibt es aber auch Hinweise zur Kultivierung im eigenen Garten oder in der Landwirtschaft. Nur um ein Beispiel von vielen zu nennen – der Waid wächst auf vielen Böden in Deutschland und man nutzt ihn nicht nur als Färberpflanze, sondern auch als Tee: Die Blätter werden hierzu getrocknet, mit kochendem Wasser aufgegossen, zwei Minuten ziehen gelassen und schon hat man einen herrlichen Tee, der ein wenig nach grünem Tee schmeckt und sehr gesund ist. Auch solche Informationen, die Nutzung diverser Pflanzenrohstoffe außerhalb des Baufaches, kann man aus diesem Buch herauslesen. Hierbei merkt man, dass der Autor nicht nur im Bauwesen recherchierte, sondern offensichtlich auch einiges selbst versucht und ausprobiert hat, was sich auch in den vielen Rezepturen zum Thema Färben und Farben aus Pflanzenrohstoffen sehr deutlich widerspiegelt.

Baubiologe über Schadstoffe in Innenräumen

Neben all den Rohstoffen gab es auch bei der neuen Auflage wieder einen Zusatz. War es in der Erstauflage eine Zusammenfassung physikalischer Fachthemen, wurden bei der Zweitauflage nun mit chemischen Aspekten, insbesondere aus dem Bereich der Baubiologie, angereichert. Der bekannte Baubiologe Dr. Rainer Bruns aus Papenburg erstellte eine Zusammenfassung in Bezug auf flüchtige Stoffe in Bauprodukten und erklärte damit den nicht unwichtigen Bereich der gesundheitlichen Gefahren, die durch diverse Baustoffe bzw. deren Inhaltsstoffe gegeben sein können. Hierzu ein selbsterklärendes Zitat des Vorwortes von der aktuellen Auflage von „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“:

„Nicht wenige Baubiologen und selbst Mediziner weisen mittlerweile auf schädliche Ausdünstungen in Wohn- und Aufenthaltsräumen hin. Synthetische Lacke, Farb- und Anstrichmittel zählen neben einigen anderen Kunstprodukten zu den Hauptauslösern von steigenden Allergiekrankheiten, bis hin zur immer mehr verbreiteten, sogenannten vielfachen Chemikalienunverträglichkeit (MCS Multiple Chemical Sensitivity). Menschen, die unter solchen Krankheiten leiden, können sich schon heute in sehr vielen Bereichen des öffentlichen Lebens gar nicht mehr aufhalten und die Anzahl dieser Menschen ist hierbei auch nicht gering. Man geht davon aus, dass in den Industriestaaten um die 15 % der Bewohner an MCS erkrankt sind, und das ist nur eine von vielen Krankheiten im Zusammenhang mit Umweltgiften.“

Rezepturen zum Färben

Anstrichmittel wären dann auch der dritte große Bereich, der in der aktuellen Version hinzugekommen ist. Es werden 17 der in Europa am meisten nutzbaren Färberpflanzen vom „Samen zum Anstrich“ erklärt. Abgerundet wird dies mit Rezepturen für Farben, Lasuren, Wachse, Tünche und Beizen bis hin zu einer umfangreichen Rezeptliste zum Färben von Textilien. Gerhard Holzmann zog das Färben von Textilien mit in dieses Werk ein, da gerade dieses ein sehr guter Einstieg in die Färberei ist, einen für den man wenige Mittel benötigt und der vor allem auch mit jüngerem Publikum durchführbar ist. Er erklärt dazu, dass man einige dieser Rezepte sogar mit einer Kindergartengruppe ausführen könnte und somit gefahrenfrei schon den Jüngsten unter uns den Nutzen von Pflanzen in unserer Umwelt erklären könnte und sie somit auch in Bezug auf den Umweltschutz sensibilisiert.

Die Gestaltung der Texte wurde vom Autorenteam völlig unabhängig und neutral verfasst. Womit dieses Werk die reinen Bau- und Rohstoffe, deren Verarbeitung sowie die physikalischen und chemischen (baubiologischen) Aspekte erläutert. Dies macht das Werk unbedenklich nutzbar für alle Unterrichts- und Lehreinheiten des Themengebietes.

Autoren des Buches: Ing. Gerhard Holzmann (Hrsg), Dipl.Ing. Matthias Wangelin, Dr. Rainer Bruns

Buch erhältlich über den Buchhandel, den Springer Verlag oder bei PureNature

Zielgruppe:

Architekten und Ingenieure in Planung und Ausführung, Planungs- und Ingenieurbüros, Bautechniker, Statiker, Konstrukteure, Experten im Bereich ökologische Baustoffe, Bauherren, Industrieverbände, Baubehörden, Bauwirtschaftlich orientierte Institutionen, Professoren, Dozenten, Studierende.

Mit Experten austauschen:

Als wohl einziges Fachbuch besitzt dieses auch eine Informationsgruppe bei Xing an der jeder Leser kostenfrei teilnehmen kann.

Link zur Xing-Gruppe >> Natürliche und pflanzliche Baustoffe

Weitere interessante Bücher bei MCS und Allergien:

Erwerbungsunfähigkeit durch Duftstoffe

Die neuen Gefahren am Arbeitsplatz

Wenn Parfüm zur Ohnmacht führt, haben die Betroffenen schnell ein großes Problem. Das musste auch, wie man in der Märzausgabe von Ökotest nachlesen kann, der Münchener Altenpfleger Peter Häusler schmerzvoll erfahren. Seine Leidensgeschichte beginnt Anfang der neunziger Jahre mit einer Operationswunde, die mit einer duftstoffhaltigen Salbe gepflegt wurde.

Peter Häusler reagierte auf den natürlichen Duftstoff Perubalsam, der in vielen Kosmetikprodukten verarbeitet wird. Nun gut, denkt man, eine Kontaktallergie, den Duftstoff kann man meiden.

Bei Häusler aber verstärkten sich seine gesundheitlichen Beschwerden. Er reagierte bei seiner Tätigkeit im Heim mit Niesanfällen, Augenbrennen juckenden Ausschlägen. Der Dermatologe stellt ein Jahrzehnt später eine lange Liste weiterer Stoffe fest, auf die Peter Häusler mittlerweile auch allergisch ist. Unter anderem auch Konservierungsstoffe und PTBP-Formaldehydharz, einem Stoff, der in Klebern und Farben vorkommt. 2002 erleidet Peter Häusler einen Zusammenbruch, als er an einem frisch gereinigten Stationsbad vorbeigeht. Eine Kollegin schleppt Peter Häusler an die frische Luft. Und jetzt geht’s erst richtig los. Der Arbeitgeber legt Häusler nahe, Erwerbsunfähigkeitsrente zu beantragen. Die Berufsgenossenschaft sieht das anderes. Peter Häusler wird erst mal auf Allergieseminare geschickt.

Die Empfehlungen an den Arbeitgeber, duftstofffreie Reinigungs- und Desinfektionsmittel einzusetzen, werden an seiner Arbeitsstelle jedoch ignoriert. Peter Häusler muss sich jetzt drauf verlassen, dass die Hauswirtschaftsleitung den Großputz auf Tage verlegt, an denen er frei hat. 2004 dann erleidet der Altenpfleger einen schweren Allergieanfall, direkt nach einem Reinigungseinsatz der Hauswirtschaft an seinem Arbeitsplatz. Häusler wird in die Abteilung für Arbeits- und Umweltmedizin an der Uniklinik München eingewiesen.

Erst nach einem Schreiben der LUM lenken die verantwortlichen Mitarbeiter am Arbeitsplatz ein, um die drohende Berufskrankheit abzuwenden.

Peter Häusler ist seit 2008 in Altersrente. Aber mit Duftstoffen hat er noch immer Probleme. Die Kaufhäuser zum Beispiel machen dem aktiven Bergsteiger Probleme. Dort kommen Duftstoffe zum Einsatz, um Kunden zu locken. Deshalb hat er in der Vorweihnachtszeit einen Leserbrief an eine Münchener Boulevardzeitung geschrieben.

Peter Häusler hatte noch Glück im Unglück. Immerhin konnte er dank der Unterstützung der Uniklinik noch bis zur Rente arbeiten. Nicht wenige Menschen entwickeln durch dauerhafte Belastung mit Duftstoffen, Chemikalien und/oder Schimmel eine Chemikaliensensitivität, die zur Berufsunfähigkeit führen kann, mithin auch das gesamte Leben einschränken kann. Chemikaliensensitive Patienten leiden ebenso wie Peter Häusler an der Beduftung in öffentlichen Räumen. Ein körperbehinderter Mensch kann über barrierefreie Eingänge öffentliche Räume betreten.

Was aber, wenn der Duft zur Krankheit führt. Für Menschen, die auf Duftstoffe reagieren, gibt es bis heute noch keine barrierefreien, sprich duftfreien Zonen. Überall sind Menschen mit Duftstoffen konfrontiert. Bei einer Studie der Fachhochschule Wiesbaden über die Belastung von Schulräumen mit Allergenen fand man sage und schreibe 113 Substanzen. Quelle dieser Allergene waren vor allem Kosmetika und Putzmittel.

Duftstoffe können über die Atmung in den Organismus gelangen und sich über die Blutbahn im gesamten Körper verteilen. Bei bestimmten Duftstoffen ist – wegen ihrer chemischen Struktur – auch von einer Resorption über die Haut auszugehen. Werden Duftstoffe über die Riechsinneszellen resorbiert, so ist es wahrscheinlich, dass sie wegen der physiologischen Besonderheiten der Geruchsbahn (Reizweiterleitungssystem des Geruchsinns) über die Nervenfaserbündel direkt als Substanz in den Bulbus olfactorius (einen Teil des Gehirns) gelangen” heißt es in einem Schreiben des UBA. Deshalb kann man auch in der Empfehlung des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2006 lesen:

“Aus Gründen der Vorsorge empfiehlt das UBA, Duftstoffe in öffentlichen Gebäuden …nicht einzusetzen.”

Nur leider setzt die Gesetzgebung die Erkenntnisse des Umweltbundesamtes nicht in die Tat um, obwohl es höchste Zeit wäre. Immerhin haben schwedische Wissenschaftler 2008 festgestellt, dass über 15 Prozent der Jugendlichen in Schweden schon chemikaliensensitiv sind und unter anderem auch auf Duftstoffe reagieren.

Peter Häusler, berichtet das Magazin Ökotest aktuell, möchte in München eine Selbsthilfegruppe aufbauen.

Wir hier von CSN wünschen gutes Gelingen.

Autor: Juliane für CSN – Chemical Sensitivity Network, 16. März 2012

Weitere Artikel zum Thema krank durch Duftstoffe:

WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke


© Foto JBrazito, Creative Commons: BY

Film: Der WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke, um öffentliches Land zu stehlen und genmanipulierte Nutzpflanzen zu propagieren

„Wir müssen damit anfangen, uns auf die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren. Die Markteinführung eines gentechnischen Produktes dauert 15 Jahre. Die Zeit läuft. Wir müssen voran kommen.“ – Dr. Jason Clay Senior Vize Präsident, World Wildlife Fund, 2010.

Ein Film aus dem Jahre 2011 von Wilfried Huismann „Das Schweigen der Pandas“ [Original-Titel s.u.] beschäftigt sich mit dem World Wildlife Fund, der größten, höchst angesehensten und am besten finanzierten „Umweltschutz“-Organisation der Welt. Ihr Handeln wird ihrem Ruf jedoch nicht gerecht, wenn ein Industriezweig grün gewaschen wird, der sowohl die Umwelt als auch indigene Kulturen zerstört.

Von der Entstehung des WWF am 11. September 1961 (einem sehr symbolträchtigen Geburtsdatum [9/11]), verfolgt der Film die Spur des Geldes – weist auf Spenden von Regierungsvertretern und der Ölindustrie hin, welche seine Geburt ermöglicht haben. Weiter deckt der Film auf, wie der WWF seitdem mit der gentechnischen Agrarindustrie zusammen gearbeitet hat, um den Planeten für die Produktion von Energie und gentechnisch veränderten Lebensmitteln neu aufzuteilen.

Zum ersten Mal im deutschen Fernsehen unter dem Titel „Pakt mit dem Panda“ gesendet, provozierte der Film eine unumwundene Ablehnung durch den WWF, in welcher eine Zusammenarbeit mit der Industrie zugegeben wurde, denn:

„Die Herausforderungen zu Umweltschutz und Erhalt der Erde können nicht ohne Hilfe und Unterstützung großer Firmen gelöst werden.“

Als WWF „sind wir auf unseren Ansatz stolz, denn er führt zu Resultaten“. Ja, wir wissen alle, dass sich die Umwelt seit 1961 dramatisch verbessert hat. Wohl deshalb hat der Harvard Entomologe und Pulitzer-Preisträger Edward O. Wilson seine Arten-Aussterberate von 1972 im Jahr 2002 von 75 auf 200 Arten pro Tag erhöht.

Sogar die UN anerkennt das holozäne Artensterben, das sich einzig in den vergangenen fünfzig Jahren während es den WWF gab verschlimmert hat. Dies veranlasste den Generalsekretär der UN-Konvention für Artenvielfalt neulich zu erklären dass die Umwelt „ein totales Desaster“ wäre.

Vielleicht beziehen sich die „stolzen Resultate“ des WWF auf die Spenden welche er bekommt. Sein Geschäftsbericht von 2010 (PDF) verzeichnet nahezu 500 Millionen Dollar an Einnahmen in den vorausgegangenen zwei Jahren. Genauso haben die großen Firmen in den vergangenen fünfzig Jahren von der Ressourcen-Ausbeutung profitiert. Der WWF leugnet jedoch, dass Spenden von Firmen wie Monsanto irgendeinen Einfluss auf sein Handeln und seine Grundsätze hätten.

Andere stellen dies in Frage. „Der WWF hat sich in die wichtigsten Lobbygruppierungen der Welthandelsorganisation integriert, um die Privatisierung der verbliebenen großen Waldgebiete der Erde voran zu treiben und wertlosen Umwelt-Zertifizierungen besonderes Gewicht zu verleihen“, schrieb 2010 der argentinische Biologe Javiera Rulli.

Nicht nur er, der sechzigjährige Autor, Filmemacher und dreimalige Gewinner des Adolf Grimme Preises (angesehener deutscher Fernsehpreis) Wilfried Huismann ist es gewöhnt, zu recherchieren. Er hat die letzten 24 Jahre für das Fernsehen gearbeitet und hat über ein Dutzend Dokumentarfilme produziert. „Lieber Fidel“ – eine genaue Analyse der CIA und des kalten Krieges – ist eine andere seiner Produktionen, die in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Der Film „Pakt mit dem Panda“ [engl. Titel: Das Schweigen der Pandas] macht in verschiedenen Erdteilen Halt, wo der WWF mit der Agrarindustrie angebandelt hat, auch in Argentinien. Der Film beschreibt den WWF und Monsanto als die „heimlichen Herrscher“, welche traditionelle Landwirtschaft und Stämme zerstören – die einzigen Menschen die wissen, wie man außerhalb der industriellen Zivilisation lebt.

Der Film enthüllt, auf welche Weise globale Ölgiganten wie BP und Shell zusammen mit der Autoindustrie auch von Gentechnik-Biodiesel zum Nachteil von Umwelt und Stämmen profitieren.

Gentechnisch verändertes Soja erfordert den Einsatz von Monsantos Roundup, ein Herbizid das die menschliche DNA schädigt, Missbildungen, Fehlgeburten und Krebs verursacht. Selbst jene welche die Feldfrüchte besprühen werden von den Dämpfen der toxischen Sprühungen krank, wie der Film zeigt.

Die Vereinigte Soja-Republik von Südamerika ist ein Werbespruch, der seinen Namen alle Ehre macht, indem genveränderte Feldfrüchte eingesetzt werden, um jene in Brasilien und Paraguay zu kontaminieren, die sie zuvor verboten haben. 2003 war der Chef von WWF Argentinien Dr. Hector Laurence auch Präsident der Landwirtschafts-Vereinigung AIMA [International Association of Agricultural Museums], Direktor der Gentechnik-Firma Morgan Seeds und Vertreter der Gentechnik-Firma Pioneer.

Die „argentinische Sojawüste“ hat bereits die Größe von Deutschland, sagt Huismann und man hat vor, die Größe zu verdoppeln. Der WWF gibt diesem Vorgang grünes Licht, indem man die Gran Chaco Region als „durch die menschliche Ausbeutung entwertet“ einstuft. Sie meinen, durch indigene Völker und ignorieren, dass große Abschnitte von Chaco für Sojaplantagen abgeholzt wurden, welche das Klima verändert haben.

Die industrielle Zivilisation versucht seine Energieprobleme auf Kosten der Lebensmittelproduktion durch Biotreibstoffe zu lösen. Argentinien sieht dies als Diebstahl der nördlichen Hemisphäre an der südlichen.

Am runden Tisch für verantwortungsvolles Soja [RTRS] von 2010, den der WWF 2004 gegründet hat, unterstützte er Monsantos Diebstahl von öffentlichem Land, indem er eine auf toxischen Agrochemikalien basierte Sojaproduktion als „nachhaltig“ einschätzte. Über 230 Gruppen haben diesen Befund umgehende verdammt.

Der WWF rechtfertigt dies indem er erklärt, dass der RTRS unabhängig vom WWF arbeitet, vermag seine Abstimmung jedoch nicht zu erklären.

Der WWF weigerte sich außerdem, seine Position zu gentechnisch veränderten Feldfrüchten gegenüber Huismann offen zu legen. Durch etwas Nachgraben entdeckte er, dass Dr. Jason Clay, der den WWF-Deal mit Monsanto ausgehandelt hatte, Mitglied der Global Harvest Initiative* ist.

*Siehe Logos und: „Unsere Mission: Die globale Produktivitätslücke durch nachhaltige Verdoppelung der landwirtschaftlichen Produktion zu eliminieren, um dem Bedarf einer wachsenden Welt gerecht zu werden.“

In einer Rede von 2010, die im Film enthalten ist, sagt Dr. Clay, „Wir müssen den ökologischen Footprint der Landwirtschaft einfrieren“. Er veranschaulichte acht Wege, dies zu erreichen, „Einer ist die Gentechnik. Wir müssen es schaffen, mehr mit weniger zu produzieren.“ Er drängte die Versammelten dazu, sich auf alle und nicht nur auf ein paar wenige Feldfrüchte zu konzentrieren.

„Wir müssen damit anfangen, uns auf die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren. Die Markteinführung eines gentechnischen Produktes dauert 15 Jahre. Die Zeit läuft. Wir müssen voran kommen“, sagte er.

Trotzdem leugnet der WWF „gentechnisch verändertem Soja oder jeglichem anderen gentechnisch modifiziertem Organismus [#GMO] seinen Segen erteilt zu haben. Deshalb muss man sich wundern, warum sein Senior Vize Präsident zum Gegenteil drängt. Jemand lügt hier.

Mittlerweile hat die indonesische Regierung in Zusammenarbeit mit dem WWF 9 Millionen Hektar Wald für die Palmöl-Produktion in Papua frei gegeben, wie der Film berichtet. Der WWF leugnet dazu genauso jegliche Absprachen, doch sein eigener Bericht (PDF) stellt diese Lüge bloß.

Genmodifizierte Palm-Monokulturen haben zusammen mit anderen Entwicklungsprojekten von denen die industrielle Zivilisation auf Kosten indigener Völker und der Umwelt profitiert, eine Sezessionsbewegung in Papua aufkeimen lassen. Das an Ressourcen reiche Papua fordert von Indonesien seine Unabhängigkeit, um seine auskömmliche und trotzdem nachhaltige Lebensweise zu schützen.

Staatlich sanktionierte Folter (YouTube) zusammen mit militärisch erzwungenem Landraub und Zerstörung von Ökosystemen haben das OK von Präsident Obama. Trotz bekannter Menschenrechtsverletzungen (wie z.B. diese oder diese (PDF)), fing er 2010 damit an, die indonesische Regierung vor aller Augen mit militärischer Ausrüstung zu beliefern, um den Widerstand der Stämme niederzuschlagen.

Autor: Rady Ananda, 14. September 2011 für Food Freedom

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle des Original-Artikels: „New film: WWF beds with Monsanto to steal public lands, promote GM crops“

© 2011 Rady Ananda – Wir danken Rady für die Genehmigung, den Text übersetzen zu dürfen.

Hinweis:

Wilfried Huismanns Film „Pakt mit dem Panda“, eine Co-Produktion von WDR und SWR, hatte Mitte 2011 Premiere. Die nächsten Sendetermine im Fernsehen sind:

  • WDR am 27. März 2012 um 22:00 Uhr
  • WDR am 02. April 2012 um 14:40 Uhr
  • SWR am 04. April 2012 um 20:15 Uhr
  • SWR am 16. April 2012 um 01:05 Uhr

Besuchen Sie bitte auch die Homepage des Filmemachers mit weiteren aktualisierten Informationen zum Film.

Weitere Artikel zum Thema:

Gebäudedämmung für Allergiker

Aus Neptuns Händen in Wand, Boden und Dach – natürlicher Dämmstoff

Der römische Gott Neptun war, so wird vermutet, der Gott der fließenden Gewässer, der springenden Quellen und des Wetters, als dieser wurde er dem griechischen Wassergott Poseidon gleichgesetzt. Ein Gott also, der über das Wasser herrscht, die Macht über dessen Bewegungen und natürlich auch über die darin befindlichen Bewohner inne hat. Einer dieser Bewohner sind die, nach diesem Wassergott benannten, Seegräser aus der Familie Neptungrasgewächse (Posidoniaceae). Wobei wir im europäischen Baustoffwesen vor allem einen Blick auf die Pflanzenart Posidonia oceanica, ein Mitglied dieser Pflanzenfamilie, werfen sollten. Das Warum ist einfach erklärt. Während die anderen Neptungräser aus der Gruppe der Posidonia australis und Posidonia ostenfeldii nur im südlichen und westlichen Australien bzw. in deren flachen bis subtropischen Meeresbereichen gedeihen, wächst das Posidonia oceanica auch an den vielen küstennahen Bereichen des Mittelmeers. Aus europäischer Sicht also eine heimische Seegrassorte. Aber und das gilt es zu wissen, es handelt sich nicht nur um irgendeine Seegrassorte. Die durch sie gebildeten Seegraswiesen sind die Grundlage bedeutender mariner Ökosysteme im Mittelmeer und stehen daher auch unter besonderem Schutz. Sie sind z.B. Brutraum für viele Fische, Lebensraum für Schnecken aber sie schützen die Küstenregionen auch vor Erosion. Das pflücken von Souvenirs unterhalb des Meeresspiegels ist somit grundsätzlich zu unterlassen, gar großteils verboten. Für den Einsatz als Bau- bzw. Dämmstoff ist dies jedoch unbedeutend, denn dafür werden, die an die Küsten gespülten, abgestorbenen Pflanzenteile eingesammelt.

Semmelknödel und Neptunbällchen

Diese abgestorbenen Pflanzenteilchen sind baustofflich nutzbar wenn sie in Form von mehr oder weniger großen Bällchen am Strand liegen, die man auch als Neptunbälle oder noch vor einigen Jahrzehnten als Gamsballen betitelte. Für diese Ballform, kommt indirekt wieder Neptun, der eingangs erwähnte Wassergott ins Spiel. Denn die Ballform wird durch die Bewegungen des Meerwassers geschaffen. Abgestorbene Pflanzenteile werden am Meeresboden durch die Bewegung des Wassers so lange hin und her bewegt bis alle verrottbaren Teile der Laubblätter abgerieben und nur noch die stabilen Rippen des Blattes übrig bleiben. Diese Blattrippen werden über die Meeresbewegung dabei zu Bällchen geformt. Man kann sich das vorstellen wie das Formen eines Semmelknödels zwischen den Händen. Wiederum durch das Meer, vor allem bei stürmischer See, werden die Bällchen dann an die Strände gespült.

Um nun aus den Bällchen einen Dämmstoff zu produzieren muss man im Grunde nur noch selbige vom Strand aufsammeln, die Faserkugeln auseinander zupfen und diese von Sanden und anderen Fremdpartikeln säubern. Aus industrieller Sicht ist das zwar nicht ganz so einfach aber so ungefähr könnte man das im Groben und allgemeinverständlich schildern.

Allergikergeeignet

Der sympathische Karlsruher Professor Richard Meier hat dieses Geschenk der Natur und vor allem die hohe Qualität der Neptunfaser erkannt und produziert seit jüngster Zeit einen, mittlerweile auch allgemein bauaufsichtlich zugelassenen, losen Dämmstoff aus den Neptunbällen. Zu diesen angesprochenen Qualitäten zählt vor allem der hohe Gehalt an mineralischen Stoffen, was der Faser selbst einen von Natur gegebenen Brandschutz verleiht. NeptuTherm, wie der Dämmstoff betitelt wird, wird somit ohne weitere brand- und Flammhemmende Zusätze angeboten. Es liegt in diesem Fall eine reine Naturware vor, die auch für starke Allergiker und Mitmenschen mit chemikalischen Unverträglichkeiten ohne weiteres genutzt werden kann.

Ideallösung für verwinkelte Hohlräume

Als loser Dämmstoff kann Neptutherm in definierte Hohlräume geschüttet, gestopft oder auch geblasen werden. Egal ob offene Holzbalkendecke, Hohlräume in Holzständerkonstruktionen oder in Dachflächen, der Dämmstoff ist überall anwendbar wo er vor Feuchtigkeit oder Nässe geschützt ist. Die Einbaumenge beträgt bei einer Wärmeleitzahl zwischen 0,037 und 0,0428 W/mK (Rechenwert 0,049 W/mK) ca. 85 bis 130 kg/m3 und die Verpackungseinheit ist mit 15 kg Säcken recht handlich gewählt. Nicht nur handlich auch praktisch, denn bei einer 20 cm dicken Dämmschicht benötigen Sie recht genau einen Sack pro Quadratmeter. Hervorzuheben ist, dass der lose Dämmstoff als Einblasdämmung hervorragend geeignet ist um schlecht zugängliche verwinkelte Hohlräume zu dämmen. Gerade im Dach, wie z.B. um den First, ist es vielfach nicht einfach überall hin zu kommen und eine geschlossene Dämmschicht zu erstellen. Hier ist die Einblasdämmung einer der idealsten Lösungen. Der Luftstrahl der Einblasmaschine sorgt dafür, dass selbst die kleinsten Eckchen vollständig mit Dämmstoff gefüllt sind. Wie erwähnt kann der Dämmstoff auch geschüttet oder gestopft werden. Das heißt, auch für den fleißigen Hobbyhandwerker ist die Möglichkeit geschaffen selbst Hand zu legen. Allerdings sei allgemein dringenst anzuraten, dass sich auch der geschickteste aller Heimwerker zunächst von einem ausgebildeten Fachmann/Sachverständigen beraten lässt. Das Dämmen an sich ist zwar kinderleicht, allerdings gibt es ein paar Dinge, die man, zum Beispiel aus bauphysikalischer Sicht, beachten muss, um auch wirklich lange Zeit Geld beim Heizen zu sparen und nicht bald schon wieder neu mit einer Sanierung beginnen zu müssen.

Als Sachverständiger, der mitunter Dämmstoffe als einen seiner Schwerpunkte mit vielen Jahren der Erfahrung inne hat, stehe ich Ihnen gerne für Beratungen auch zu diesem Dämmstoff zu Verfügung. Rufen Sie mich einfach an und vereinbaren Sie einen Termin mit mir. Ich freue mich Ihnen helfen zu dürfen.

Autor: Gerhard Holzmann, Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung, 12. März 2012

Photos: Copyright Gerhard Holzmann

Weitere detailierte Informationen über Dämmmaterialien erfahren Sie im Fachbuch des Autors : „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“. Das Buch kann direkt vom Verlag bezogen werden.

Blog Sachverständigenbüro Holzmann Bauberatung

Weitere Artikel von Gerhard Holzmann auf CSN Blog:

Neues Kochbuch für Allergiker und MCS-Kranke

Köstlich kochen ohne Reue – 30 getestete Rezepte

Wir alle streben nach Gesundheit, Harmonie und Lebensfreude. Mir (und Euch) wird dies durch die Allergien, Unverträglichkeiten und die MCS besonders schwer gemacht. Viele Menschen mit Mehrfach-Allergien und Unverträglichkeiten nehmen ihren täglichen Kampf, etwas Essbares zu finden, als ausgesprochenen Stress wahr.

Als sei diese Benachteiligung nicht schlimm genug, werden Menschen mit mehreren Unverträglichkeiten und Allergien auch noch zusätzlich frustriert, denn Diätkochbücher, die uns doch eigentlich das Leben leichter machen und ein genussvolles Esserlebnis fördern sollen, sind häufig nur auf die Vermeidung einiger weniger Inhaltsstoffe hin konzipiert, so dass in der Regel 90-95 % der Rezepte für einen stark Betroffenen nicht in Frage kommen – in manchen Büchern findet sich kein einziges passendes Rezept! Das hat mich geärgert, und da ich sowieso Bücher schreibe lag es nahe, ein Kochbuch zu machen.

Das Buch „Köstlich kochen ohne Reue“ bietet euch 30 Rezepte von süß bis herzhaft. die auch für schwere Fälle geeignet sind.

Erläuterungen und theoretische Betrachtungen sucht man allerdings in diesem Buch vergeblich, kennt sich doch der durchschnittliche Betroffene häufig besser aus als sein Arzt.

Ein kleiner Vorgeschmack, was Ihr u.a. an Rezepten im Kochbuch findet:

Schnell zubereitete Leckereien:

Chinesisches Frühstück, eingelegter Schafskäse mediterran, Fetacreme türkisch, gebackener Schafskäse griechisch, gegrillte Feta- Tomaten, Champignons mit Schinken und Ziegenkäse – Basilikum- Aufschnitt.

Suppen und Eintöpfe:

Tomate und Avocado Linsen-Eintopf mit neuen Kartoffeln, Tomaten-Reissuppe, Grüne Bohnen- Eintopf und Chili con Carne.

Tolle Gerichte mit denen Ihr Eure Familie überraschen werdet:

Bunte Würz- Fusilli, gefüllte Paprika, feines Gulasch, grüne Puten-Gemüse-Pfanne, Grünkohl glutenfrei, Kartoffelklöße gekocht, Kartoffelpuffer, Mais- und glutenfreie gelbe Spaghetti, Steakstreifen mit

Und an Schleckermäulchen habe ich natürlich auch gedacht:

Nutella- Ersatzcreme, österlicher Hefezopf, „Milch“- Reis, Plätzchen, cremiges Bananen-Eis, Omas Apfelkompott, Grinsemäuschen- Plätzchen und duftende Vanille-Mandeln.

Die Rezepte sind dafür gut durchdacht, kommen mit wenigen Inhaltsstoffen aus, enthalten nahezu keine E-Nummern (einige kommen natürlicherweise in Lebensmitteln vor) und sind leicht nachzukochen.

Und das Beste daran: es gibt eine Rezept-finde-Garantie!

Wer nicht mindestens zwei Rezepte entdeckt, die er verträgt, bekommt von mir individuell und kostenlos ein Rezept auf den Leib geschneidert. Wie das geht? Erfahrt Ihr im Buch…

Da die Gruppe der Mehrfachallergiker nicht groß genug ist, um in einem Publikumsverlag dafür einen Vertrag zu bekommen, gibt es das Kochbuch vorerst als E-Book (stinkt auch nicht so nach Druckerschwärze). Wer Probleme mit dem Lesen am Computer hat, kann es sich vielleicht als Loseblattsammlung von Nichtbetroffenen ausdrucken lassen. Sollte das nicht funktionieren, schickt mir eine Nachricht mit dem Kaufdatum, dann sende ich Euch die Datei als PDF an eine Wunsch-Emailadresse.

Köstliche Rezepte für Allergiker und MCS-Kranke von Doris Niespor – für mehr Energie und Lebensfreude

Köstlich kochen ohne Reue, Kindle – E-Book, 5,14 Euro

Umweltschäden zu vermeiden kostet weniger, als sie zu beseitigen

Umweltpolitik: Weniger Kosten und mehr Umweltschutz durch bessere Rechtsanwendung

Die Nichtanwendung des Umweltrechts kostet die Wirtschaft in der EU jedes Jahr vermutlich etwa 50 Mrd. EUR in Form von Gesundheits- und direkten Umweltkosten. Die Kommission hat heute eine Mitteilung über die bessere Anwendung des EU-Umweltrechts veröffentlicht; Ziel ist es, diesen Betrag zu verringern und für Menschen und Unternehmen bessere Umweltbedingungen zu schaffen.

Umweltkommissar Janez Potocnik erklärte:

„Das EU-Recht wurde nicht einfach in Brüssel ersonnen; es wird vielmehr von allen Mitgliedstaaten und Parlamenten zum Nutzen der Bürger auf demokratische Weise verabschiedet. Unsere Umwelt wird durch rund 200 Rechtsakte geschützt, die bereits seit längerem gelten, aber viel zu häufig nicht richtig angewendet werden. Dies schadet nicht nur der Umwelt, sondern schädigt auch die Gesundheit des Menschen, schafft Unsicherheit für die Industrie und untergräbt den Binnenmarkt. In Krisenzeiten wie heute sind dies Kosten, die wir uns nicht leisten können.“

In der am 7. März 2012 veröffentlichten Mitteilung werden die positiven Auswirkungen des Umweltrechts hervorgehoben und dargelegt, dass es deutlich weniger kostet, Umweltschäden zu vermeiden, als langfristige Abhilfemaßnahmen zu treffen. Das Umweltrecht kann der Industrie Vorteile bringen: Mit der vollständigen Anwendung des EU-Abfallrechts dürften 400 000 Arbeitsplätze geschaffen werden, und die Nettokosten werden um 72 Mrd. EUR niedriger sein als beim alternativen Szenarium einer Nichtanwendung.

Diese Mitteilung soll zu einem intensiveren Dialog mit den Regierungen und anderen Entscheidungsträgern darüber führen, wie die Zusammenarbeit verbessert werden kann, um Wissen gezielter zu bündeln und gemeinsam zu nutzen und dafür zu sorgen, dass jeder einzelne mehr Eigenverantwortung für Umweltziele übernimmt. Konkret enthält die Mitteilung Maßnahmen, die den Mitgliedstaaten helfen sollen, ein systematisches Vorgehen bei der Sammlung und Verbreitung von Informationen zu erreichen und besser auf Umweltprobleme zu reagieren.

Die Anwendung und Durchsetzung des EU-Umweltrechts ist eine Aufgabe, die die nationalen, regionalen und kommunalen Behörden gemeinsam wahrnehmen. Die schlechte Anwendung wird häufig durch einen Mangel an genauen Informationen über Umweltfragen verstärkt. Die Überwachung erfolgt in Europa nicht überall in gleicher Weise, und die generierten Informationen sind lückenhaft und häufig veraltet. Außerdem sind nicht genügend hilfreiche Informationen online abrufbar. Dank besserer und besser zugänglicher Informationen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene könnten die größten Umweltprobleme früher ermittelt und so langfristig Kosten gespart werden.

Eine ordnungsgemäße Anwendung bedeutet auch, wirksam auf tatsächliche oder potenzielle Umweltprobleme zu reagieren. Vorschläge für Verbesserungen umfassen bessere Kontrollen und Überwachung, Kriterien dafür, wie die Mitgliedstaaten Bürgerbeschwerden behandeln sollten, besseren Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten und die Unterstützung von europäischen Netzwerken für Umweltspezialisten. Die für die Rechtsanwendung Verantwortlichen sollten sich eindeutiger verpflichten, im Falle von Problemen Abhilfe zu schaffen, und hierfür konkrete Fristen und Eckwerte vorgeben, die öffentlich bewertet werden können.

Nächste Schritte

Die Mitteilung richtet sich an das Europäische Parlament, die Mitgliedstaaten und deren Bürger sowie alle Akteure in den Bereichen Rechtsanwendung und -durchsetzung. Die Ergebnisse der Erörterungen zwischen den drei EU-Organen werden die Grundlage für das siebte Umweltaktionsprogramm schaffen.

Hintergrund

Es ist Aufgabe der Mitgliedstaaten, dafür zu sorgen, dass das EU-Umweltrecht auf ihrem Hoheitsgebiet angewendet wird. Die Kommission prüft, ob die Mitgliedstaaten ihren Verpflichtungen nachkommen, und trifft Maßnahmen, wenn dies nicht der Fall ist.

Die Rechtsanwendung ist multidimensional. Die Mitgliedstaaten müssen einzelstaatliche Gesetze erlassen, mit denen die auf EU-Ebene vereinbarten Rechtsvorschriften detailliert umgesetzt werden. Sie müssen ihre Verwaltungen in einer Weise organisieren, die gewährleistet, dass diese Gesetze in der Praxis beachtet werden. Sie müssen für die erforderlichen Investitionen beispielsweise in die ordnungsgemäße Abfallbehandlung sorgen. Außerdem sollten sie die Möglichkeit haben zu reagieren, wenn verlangte Aufgaben nicht wahrgenommen werden oder sich andere Probleme ergeben, wie die illegale Abfallentsorgung oder die illegale Jagd auf geschützte Wildtiere.

Autor:

Europäische Kommission, Umweltpolitik: Weniger Kosten und mehr Umweltschutz durch bessere Rechtsanwendung, Brüssel, 7. März 2012

Weitere Informationen:

Mitteilung über die Anwendung des Umweltrechts

Weitere Artikel zum Thema: