Umweltschäden zu vermeiden kostet weniger, als sie zu beseitigen

Umweltpolitik: Weniger Kosten und mehr Umweltschutz durch bessere Rechtsanwendung

Die Nichtanwendung des Umweltrechts kostet die Wirtschaft in der EU jedes Jahr vermutlich etwa 50 Mrd. EUR in Form von Gesundheits- und direkten Umweltkosten. Die Kommission hat heute eine Mitteilung über die bessere Anwendung des EU-Umweltrechts veröffentlicht; Ziel ist es, diesen Betrag zu verringern und für Menschen und Unternehmen bessere Umweltbedingungen zu schaffen.

Umweltkommissar Janez Potocnik erklärte:

„Das EU-Recht wurde nicht einfach in Brüssel ersonnen; es wird vielmehr von allen Mitgliedstaaten und Parlamenten zum Nutzen der Bürger auf demokratische Weise verabschiedet. Unsere Umwelt wird durch rund 200 Rechtsakte geschützt, die bereits seit längerem gelten, aber viel zu häufig nicht richtig angewendet werden. Dies schadet nicht nur der Umwelt, sondern schädigt auch die Gesundheit des Menschen, schafft Unsicherheit für die Industrie und untergräbt den Binnenmarkt. In Krisenzeiten wie heute sind dies Kosten, die wir uns nicht leisten können.“

In der am 7. März 2012 veröffentlichten Mitteilung werden die positiven Auswirkungen des Umweltrechts hervorgehoben und dargelegt, dass es deutlich weniger kostet, Umweltschäden zu vermeiden, als langfristige Abhilfemaßnahmen zu treffen. Das Umweltrecht kann der Industrie Vorteile bringen: Mit der vollständigen Anwendung des EU-Abfallrechts dürften 400 000 Arbeitsplätze geschaffen werden, und die Nettokosten werden um 72 Mrd. EUR niedriger sein als beim alternativen Szenarium einer Nichtanwendung.

Diese Mitteilung soll zu einem intensiveren Dialog mit den Regierungen und anderen Entscheidungsträgern darüber führen, wie die Zusammenarbeit verbessert werden kann, um Wissen gezielter zu bündeln und gemeinsam zu nutzen und dafür zu sorgen, dass jeder einzelne mehr Eigenverantwortung für Umweltziele übernimmt. Konkret enthält die Mitteilung Maßnahmen, die den Mitgliedstaaten helfen sollen, ein systematisches Vorgehen bei der Sammlung und Verbreitung von Informationen zu erreichen und besser auf Umweltprobleme zu reagieren.

Die Anwendung und Durchsetzung des EU-Umweltrechts ist eine Aufgabe, die die nationalen, regionalen und kommunalen Behörden gemeinsam wahrnehmen. Die schlechte Anwendung wird häufig durch einen Mangel an genauen Informationen über Umweltfragen verstärkt. Die Überwachung erfolgt in Europa nicht überall in gleicher Weise, und die generierten Informationen sind lückenhaft und häufig veraltet. Außerdem sind nicht genügend hilfreiche Informationen online abrufbar. Dank besserer und besser zugänglicher Informationen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene könnten die größten Umweltprobleme früher ermittelt und so langfristig Kosten gespart werden.

Eine ordnungsgemäße Anwendung bedeutet auch, wirksam auf tatsächliche oder potenzielle Umweltprobleme zu reagieren. Vorschläge für Verbesserungen umfassen bessere Kontrollen und Überwachung, Kriterien dafür, wie die Mitgliedstaaten Bürgerbeschwerden behandeln sollten, besseren Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten und die Unterstützung von europäischen Netzwerken für Umweltspezialisten. Die für die Rechtsanwendung Verantwortlichen sollten sich eindeutiger verpflichten, im Falle von Problemen Abhilfe zu schaffen, und hierfür konkrete Fristen und Eckwerte vorgeben, die öffentlich bewertet werden können.

Nächste Schritte

Die Mitteilung richtet sich an das Europäische Parlament, die Mitgliedstaaten und deren Bürger sowie alle Akteure in den Bereichen Rechtsanwendung und -durchsetzung. Die Ergebnisse der Erörterungen zwischen den drei EU-Organen werden die Grundlage für das siebte Umweltaktionsprogramm schaffen.

Hintergrund

Es ist Aufgabe der Mitgliedstaaten, dafür zu sorgen, dass das EU-Umweltrecht auf ihrem Hoheitsgebiet angewendet wird. Die Kommission prüft, ob die Mitgliedstaaten ihren Verpflichtungen nachkommen, und trifft Maßnahmen, wenn dies nicht der Fall ist.

Die Rechtsanwendung ist multidimensional. Die Mitgliedstaaten müssen einzelstaatliche Gesetze erlassen, mit denen die auf EU-Ebene vereinbarten Rechtsvorschriften detailliert umgesetzt werden. Sie müssen ihre Verwaltungen in einer Weise organisieren, die gewährleistet, dass diese Gesetze in der Praxis beachtet werden. Sie müssen für die erforderlichen Investitionen beispielsweise in die ordnungsgemäße Abfallbehandlung sorgen. Außerdem sollten sie die Möglichkeit haben zu reagieren, wenn verlangte Aufgaben nicht wahrgenommen werden oder sich andere Probleme ergeben, wie die illegale Abfallentsorgung oder die illegale Jagd auf geschützte Wildtiere.

Autor:

Europäische Kommission, Umweltpolitik: Weniger Kosten und mehr Umweltschutz durch bessere Rechtsanwendung, Brüssel, 7. März 2012

Weitere Informationen:

Mitteilung über die Anwendung des Umweltrechts

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3 Kommentare zu “Umweltschäden zu vermeiden kostet weniger, als sie zu beseitigen”

  1. Clarissa 8. März 2012 um 15:50

    Natürlich würde eine Vermeidung von Schadstoffen billiger sein als die Beseitigung der selben. Ich kann auch nicht nach vollziehen, dass Reinigungsmittel ohne Farb- und Duftstoffe teurer sind als Produkte wo diese Stoffe zugesetzt werden, denn diese Stoffe kosten ja auch Geld auch wenn es nur Minibeträge sind. Wer kann mir jetzt erklären warum Produkte wo weniger an Inhaltsstoffen sind mehr kosten? Ist doch vom kaufmännischen Standpunkt nicht vernünftig zu erklären.

    Vielleicht liest ja jemand von der Industrie mit und kann mir eine plausible und nachvollziehbare Antwort geben.

    MfG
    Clarissa

  2. Twei 9. März 2012 um 00:13

    Grundsätzlich freue ich mich über jede Nachricht, die etwas positives für Natur-, Tier- und Menschenschutz beinhaltet.

    Es ist von der EU ein Anfang bereitet worden, für einen sehr langen steinigen Weg, der Aufgrund der vergangen und derzeitigen Umweltsünden kaum noch zu beschreiten ist.

    Möge die Vernunft von vielen internationalen Köpfen schnellstmöglichst, über das egozentrische Machtgefüge des nationalen Lobbyismus siegen.

    Wenn ich durch die Umwelt spazieren gehe, dann fallen mir nicht nur Unternehmen ein, die etwas zum Schutze für Natur, Tier und Mensch betragen könnten – Nein – leider auch Mitmenschen, denen teilweise vorausschauendes Handeln, Eigenverantwortung und Selbstzügelung zu anstrengend geworden sind.

    Wird uns nun die Angst vor unermesslichen Kosten eine Wende im präventivem Gesundheitsschutz bringen?

    Werden jetzt endlich unnötige Chemikalien aus dem direktem Lebensumfeld des Menschen verschwinden, wie z.B. Duftstoffe, Formaldehyd, Parabene und ähnlich gefährliche Giftstoffe – vor allen Dingen aus dem Haushalt, der Luft, dem Wasser, dem Essen und von der Haut?

  3. Clarissa 11. März 2012 um 13:28

    Merkwürdig, keine Antwort bis heute. Liebe Presseleute der Inustrie, meine Fragen waren durchaus ernst gemeint und ich warte immer noch auf Erklärungen und Antworten. Ich wäre ihnen wirklich dankbar für eine Reaktion.

    MfG
    Clarissa

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