WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke


© Foto JBrazito, Creative Commons: BY

Film: Der WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke, um öffentliches Land zu stehlen und genmanipulierte Nutzpflanzen zu propagieren

„Wir müssen damit anfangen, uns auf die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren. Die Markteinführung eines gentechnischen Produktes dauert 15 Jahre. Die Zeit läuft. Wir müssen voran kommen.“ – Dr. Jason Clay Senior Vize Präsident, World Wildlife Fund, 2010.

Ein Film aus dem Jahre 2011 von Wilfried Huismann „Das Schweigen der Pandas“ [Original-Titel s.u.] beschäftigt sich mit dem World Wildlife Fund, der größten, höchst angesehensten und am besten finanzierten „Umweltschutz“-Organisation der Welt. Ihr Handeln wird ihrem Ruf jedoch nicht gerecht, wenn ein Industriezweig grün gewaschen wird, der sowohl die Umwelt als auch indigene Kulturen zerstört.

Von der Entstehung des WWF am 11. September 1961 (einem sehr symbolträchtigen Geburtsdatum [9/11]), verfolgt der Film die Spur des Geldes – weist auf Spenden von Regierungsvertretern und der Ölindustrie hin, welche seine Geburt ermöglicht haben. Weiter deckt der Film auf, wie der WWF seitdem mit der gentechnischen Agrarindustrie zusammen gearbeitet hat, um den Planeten für die Produktion von Energie und gentechnisch veränderten Lebensmitteln neu aufzuteilen.

Zum ersten Mal im deutschen Fernsehen unter dem Titel „Pakt mit dem Panda“ gesendet, provozierte der Film eine unumwundene Ablehnung durch den WWF, in welcher eine Zusammenarbeit mit der Industrie zugegeben wurde, denn:

„Die Herausforderungen zu Umweltschutz und Erhalt der Erde können nicht ohne Hilfe und Unterstützung großer Firmen gelöst werden.“

Als WWF „sind wir auf unseren Ansatz stolz, denn er führt zu Resultaten“. Ja, wir wissen alle, dass sich die Umwelt seit 1961 dramatisch verbessert hat. Wohl deshalb hat der Harvard Entomologe und Pulitzer-Preisträger Edward O. Wilson seine Arten-Aussterberate von 1972 im Jahr 2002 von 75 auf 200 Arten pro Tag erhöht.

Sogar die UN anerkennt das holozäne Artensterben, das sich einzig in den vergangenen fünfzig Jahren während es den WWF gab verschlimmert hat. Dies veranlasste den Generalsekretär der UN-Konvention für Artenvielfalt neulich zu erklären dass die Umwelt „ein totales Desaster“ wäre.

Vielleicht beziehen sich die „stolzen Resultate“ des WWF auf die Spenden welche er bekommt. Sein Geschäftsbericht von 2010 (PDF) verzeichnet nahezu 500 Millionen Dollar an Einnahmen in den vorausgegangenen zwei Jahren. Genauso haben die großen Firmen in den vergangenen fünfzig Jahren von der Ressourcen-Ausbeutung profitiert. Der WWF leugnet jedoch, dass Spenden von Firmen wie Monsanto irgendeinen Einfluss auf sein Handeln und seine Grundsätze hätten.

Andere stellen dies in Frage. „Der WWF hat sich in die wichtigsten Lobbygruppierungen der Welthandelsorganisation integriert, um die Privatisierung der verbliebenen großen Waldgebiete der Erde voran zu treiben und wertlosen Umwelt-Zertifizierungen besonderes Gewicht zu verleihen“, schrieb 2010 der argentinische Biologe Javiera Rulli.

Nicht nur er, der sechzigjährige Autor, Filmemacher und dreimalige Gewinner des Adolf Grimme Preises (angesehener deutscher Fernsehpreis) Wilfried Huismann ist es gewöhnt, zu recherchieren. Er hat die letzten 24 Jahre für das Fernsehen gearbeitet und hat über ein Dutzend Dokumentarfilme produziert. „Lieber Fidel“ – eine genaue Analyse der CIA und des kalten Krieges – ist eine andere seiner Produktionen, die in mehrere Sprachen übersetzt wurde.

Der Film „Pakt mit dem Panda“ [engl. Titel: Das Schweigen der Pandas] macht in verschiedenen Erdteilen Halt, wo der WWF mit der Agrarindustrie angebandelt hat, auch in Argentinien. Der Film beschreibt den WWF und Monsanto als die „heimlichen Herrscher“, welche traditionelle Landwirtschaft und Stämme zerstören – die einzigen Menschen die wissen, wie man außerhalb der industriellen Zivilisation lebt.

Der Film enthüllt, auf welche Weise globale Ölgiganten wie BP und Shell zusammen mit der Autoindustrie auch von Gentechnik-Biodiesel zum Nachteil von Umwelt und Stämmen profitieren.

Gentechnisch verändertes Soja erfordert den Einsatz von Monsantos Roundup, ein Herbizid das die menschliche DNA schädigt, Missbildungen, Fehlgeburten und Krebs verursacht. Selbst jene welche die Feldfrüchte besprühen werden von den Dämpfen der toxischen Sprühungen krank, wie der Film zeigt.

Die Vereinigte Soja-Republik von Südamerika ist ein Werbespruch, der seinen Namen alle Ehre macht, indem genveränderte Feldfrüchte eingesetzt werden, um jene in Brasilien und Paraguay zu kontaminieren, die sie zuvor verboten haben. 2003 war der Chef von WWF Argentinien Dr. Hector Laurence auch Präsident der Landwirtschafts-Vereinigung AIMA [International Association of Agricultural Museums], Direktor der Gentechnik-Firma Morgan Seeds und Vertreter der Gentechnik-Firma Pioneer.

Die „argentinische Sojawüste“ hat bereits die Größe von Deutschland, sagt Huismann und man hat vor, die Größe zu verdoppeln. Der WWF gibt diesem Vorgang grünes Licht, indem man die Gran Chaco Region als „durch die menschliche Ausbeutung entwertet“ einstuft. Sie meinen, durch indigene Völker und ignorieren, dass große Abschnitte von Chaco für Sojaplantagen abgeholzt wurden, welche das Klima verändert haben.

Die industrielle Zivilisation versucht seine Energieprobleme auf Kosten der Lebensmittelproduktion durch Biotreibstoffe zu lösen. Argentinien sieht dies als Diebstahl der nördlichen Hemisphäre an der südlichen.

Am runden Tisch für verantwortungsvolles Soja [RTRS] von 2010, den der WWF 2004 gegründet hat, unterstützte er Monsantos Diebstahl von öffentlichem Land, indem er eine auf toxischen Agrochemikalien basierte Sojaproduktion als „nachhaltig“ einschätzte. Über 230 Gruppen haben diesen Befund umgehende verdammt.

Der WWF rechtfertigt dies indem er erklärt, dass der RTRS unabhängig vom WWF arbeitet, vermag seine Abstimmung jedoch nicht zu erklären.

Der WWF weigerte sich außerdem, seine Position zu gentechnisch veränderten Feldfrüchten gegenüber Huismann offen zu legen. Durch etwas Nachgraben entdeckte er, dass Dr. Jason Clay, der den WWF-Deal mit Monsanto ausgehandelt hatte, Mitglied der Global Harvest Initiative* ist.

*Siehe Logos und: „Unsere Mission: Die globale Produktivitätslücke durch nachhaltige Verdoppelung der landwirtschaftlichen Produktion zu eliminieren, um dem Bedarf einer wachsenden Welt gerecht zu werden.“

In einer Rede von 2010, die im Film enthalten ist, sagt Dr. Clay, „Wir müssen den ökologischen Footprint der Landwirtschaft einfrieren“. Er veranschaulichte acht Wege, dies zu erreichen, „Einer ist die Gentechnik. Wir müssen es schaffen, mehr mit weniger zu produzieren.“ Er drängte die Versammelten dazu, sich auf alle und nicht nur auf ein paar wenige Feldfrüchte zu konzentrieren.

„Wir müssen damit anfangen, uns auf die Lebensmittelproduktion zu konzentrieren. Die Markteinführung eines gentechnischen Produktes dauert 15 Jahre. Die Zeit läuft. Wir müssen voran kommen“, sagte er.

Trotzdem leugnet der WWF „gentechnisch verändertem Soja oder jeglichem anderen gentechnisch modifiziertem Organismus [#GMO] seinen Segen erteilt zu haben. Deshalb muss man sich wundern, warum sein Senior Vize Präsident zum Gegenteil drängt. Jemand lügt hier.

Mittlerweile hat die indonesische Regierung in Zusammenarbeit mit dem WWF 9 Millionen Hektar Wald für die Palmöl-Produktion in Papua frei gegeben, wie der Film berichtet. Der WWF leugnet dazu genauso jegliche Absprachen, doch sein eigener Bericht (PDF) stellt diese Lüge bloß.

Genmodifizierte Palm-Monokulturen haben zusammen mit anderen Entwicklungsprojekten von denen die industrielle Zivilisation auf Kosten indigener Völker und der Umwelt profitiert, eine Sezessionsbewegung in Papua aufkeimen lassen. Das an Ressourcen reiche Papua fordert von Indonesien seine Unabhängigkeit, um seine auskömmliche und trotzdem nachhaltige Lebensweise zu schützen.

Staatlich sanktionierte Folter (YouTube) zusammen mit militärisch erzwungenem Landraub und Zerstörung von Ökosystemen haben das OK von Präsident Obama. Trotz bekannter Menschenrechtsverletzungen (wie z.B. diese oder diese (PDF)), fing er 2010 damit an, die indonesische Regierung vor aller Augen mit militärischer Ausrüstung zu beliefern, um den Widerstand der Stämme niederzuschlagen.

Autor: Rady Ananda, 14. September 2011 für Food Freedom

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle des Original-Artikels: „New film: WWF beds with Monsanto to steal public lands, promote GM crops“

© 2011 Rady Ananda – Wir danken Rady für die Genehmigung, den Text übersetzen zu dürfen.

Hinweis:

Wilfried Huismanns Film „Pakt mit dem Panda“, eine Co-Produktion von WDR und SWR, hatte Mitte 2011 Premiere. Die nächsten Sendetermine im Fernsehen sind:

  • WDR am 27. März 2012 um 22:00 Uhr
  • WDR am 02. April 2012 um 14:40 Uhr
  • SWR am 04. April 2012 um 20:15 Uhr
  • SWR am 16. April 2012 um 01:05 Uhr

Besuchen Sie bitte auch die Homepage des Filmemachers mit weiteren aktualisierten Informationen zum Film.

Weitere Artikel zum Thema:

4 Kommentare zu “WWF steckt mit Monsanto unter einer Decke”

  1. Beobachter 15. März 2012 um 08:33

    Danke an BrunO fürs`s Übersetzen.

    Wenn sich sogar der WWF von globalen Großkonzernen wie Monsanto kaufen, sponsern und beeinflussen lässt, ist das erbärmlich und verwerflich.

    Je größer, einflussreicher und hierarchischer strukturiert eine Organisation ist, desto anfälliger wird sie für Korruption und Machtmissbrauch – das gilt offensichtlich auch für Umweltorganisationen.

    Macht macht korrupt …

    Globale Konzerne wie Monsanto haben nur ein einziges Interesse: gnadenlose Profitmaximierung.
    Und die geht auf Kosten der Umwelt, der Menschen und unserer Lebensgrundlagen, die zum Spekulationsobjekt geworden sind.
    Es finden Verteilungskämpfe über Land, Wasser, Bodenschätze, Anteile an „erlaubter Luftverschmutzung“ statt – die Produktion gentechnisch veränderter Pflanzen/Lebensmittel ist auf dem Vormarsch.
    Mit dem allmählichen Versiegen der Ölvorkommen werden Agrarflächen zur Produktion von Energie missbraucht.

    Bei uns:
    „Mais, Raps, Rüben: Alles, was intensiv wächst, wird heute zu Energie vergoren. Die Produktion von Biogas lässt Bodenpreise explodieren, um die Agrarflächen sind regelrechte Verteilungskämpfe entbrannt, und die bundesweit über 7000 Biogasanlagen sorgen für Zoff im Dorf.
    … Über den Goldrausch auf dem Acker.“
    (Kommentar des STERN zu der TV-Sendung „45 Min“ am 12.03.2012, NDR, 22 Uhr)

    Auch das wird als alternative, biologische und nachhaltige Möglichkeit zur Energiegewinnung verkauft.

    Selbst Sonnenblumenkerne für`s morgendliche Müsli aus der Bio-Abteilung von Drogeriemärkten kommen aus China! Man bedenke die Transportkosten (und die dazu benötigte Energie), den Schaden durch die chinesischen Dumping-Preise für die hiesigen Produzenten und die fehlenden Kontrollmöglichkeiten der Produktion in Übersee.
    Also wieder mal ein (nur kleines) Beispiel für:

    Es ist nicht immer Bio/Umweltschutz drin, wo Bio/Umweltschutz draufsteht.

    Das gilt sowohl für Produkte als auch für Organisationen, die sich mit solchen Labels schmücken.

    Grüße
    Beobachter

  2. BrunO 15. März 2012 um 20:33

    Danke @BeobachterIn für die zusätzlichen, guten Infos. Allerdings ist der Fall WWF noch viel krasser. Der WWF wurde nicht korrumpiert, ist nicht den üblichen Alterserkrankungen (Alzheimer?) großer Organisationen zum Opfer gefallen. Wie der Artikel von Rady, bzw. der Film von Huismann zeigt, hatte bereits die Gründung des WWF den Geburtsfehler, daß Mächtige mit anderen Interessen als Schutz von Tieren und Umwelt beteiligt waren.

  3. Beobachter 16. März 2012 um 06:12

    BrunO,

    bisher habe ich den Huismann-Film noch nicht gesehen.

    Wenn es sich tatsächlich schon um einen „Geburtsfehler“ bei Gründung des WWF handelt – um so schlimmer …

    Was mich immer wieder sehr erschreckt, ist die Tatsache, dass so Vieles schon so lange bekannt ist – und die Öffentlichkeit schaut zu bzw. vergisst auch viel zu schnell.

    Kriege, Ungerechtigkeiten, Machtmissbrauch und Korruption gab es schon immer, aber die Zerstörung unserer Umwelt und unserer Lebensgrundlagen ist ein Novum in der Geschichte – die Menschheit sägt sich sozusagen sehenden Auges den eigenen Ast ab.
    Bzw. lässt es zu, dass es globale Großkonzerne im Zuge von Profitmaximierung tun.

    Die politische Kaste verkommt m. E. zusehends zur Marionette und zum Handlanger der Industrie und Wirtschaft.
    Ehemals kritische „führende Köpfe“ wandeln sich zum „Mittäter“ (im Prinzip vergleichbar mit dem Leitlinien-Schwenk/Esoterik-Marketing/der Wunderheiler-Orientierung vieler Umweltmediziner).

    Besonders eindrückliche und offensichtliche Beispiele sind Joschka Fischer: vom ehemals grünen „Turnschuhminister“ zum Maßanzug-gewandteten Manager und Berater im Gasgeschäft – und Gerhard Schröder (ehemals der „rote Gerd“): vom Juso-Vorsitzenden nun ebenfalls zum Gasgeschäft-Manager.

    Ich würde mir wünschen, dass es zu Euren „gesellschaftspolitischen“ (sorry, ein ausgelutschtes Wort) Blogs mehr Kommentare und Resonanz geben würde.
    Denn umweltbedingte Erkrankungen sind eine direkte Folge dieser o. g. Entwicklung.

    Wobei mir natürlich bewusst ist, dass Erkrankte alle Hände voll zu tun haben, um mit ihrer persönlichen Situation zurecht zu kommen.
    Da bleibt kaum Zeit und Kraft für etwas anderes.
    Trotzdem und trotz aller Widrigkeiten sollte man versuchen, die grundlegenden Zusammenhänge nicht aus den Augen zu verlieren.

    An dieser Stelle noch mal das Zitat von Horst E. Richter:

    „Es gibt eine kreisförmige Wechselbeziehung zwischen Machen und Erkennen. Wenn man nicht macht, was man als notwendig, wenn auch mit persönlichen Unannehmlichkeiten behaftet, erkannt hat, dann kann man irgendwann auch nicht mehr erkennen, was zu machen ist. Wer Anpassungszwängen taktisch nachgibt, wohl wissend, dass er ihnen mit vertretbarem Risiko widerstehen könnte und auch sollte, wird nach und nach die Unzumutbarkeit von Anpassungsforderungen gar nicht mehr wahrnehmen, d. h., die eigene Gefügigkeit auch nicht mehr als Fluchtreaktion durchschauen. Alles erscheint normal: die Verhältnisse, denen er sich ergibt, und der Verzicht auf Gegenwehr, den er eben gar nicht mehr erlebt.“
    – Horst-Eberhard Richter: Psychoanalyse und Politik, Vorwort
    (aus: Wikipedia)

    Viele Grüße
    Beobachter

  4. Karlheinz 29. März 2012 um 11:39

    http://www.wwf.de/wwfinformiert/faq/#c22442

Kommentar abgeben: