Vorsätze der „Wutbürger“ für das Neue Jahr

Während das Jahr sich seinem Ende zuneigt, versuchen chemikaliensensible Mitmenschen sich bestmöglich zu verkriechen.

Menschen- oder kommunikationsscheu? Nein, eher „Wutbürger“

Es reicht ihnen ganz einfach, wie man mit ihnen umspringt. Chemikalien-Sensitivität ist in Deutschland als Krankheit und Behinderung eingestuft, womit den Erkrankten Rechte und Hilfe zustehen. Im Alltag und von Behörden werden die MCS-Kranken dennoch eiskalt ausgegrenzt und „ausgehungert“. Sie stellen durch ihre Existenz vieles Selbstverständliche in Frage, was nicht an die Oberfläche dringen soll. Also würgt man ab, wo man nur kann. Ganz subtil wird dabei vorgegangen, man diagnostiziert Chemikalien-Sensitivität nicht, und damit ist die Krankheit nicht existent. Verständlich, dass die Wut im Bauch derer wächst, denen jegliches Leben und Arbeiten in der Mitte unserer Gesellschaft verwehrt ist.

Vorsätze für 2011

Silvester – Wenn draußen die Böller, Raketen und sonstige Feuerwerkskörper explodieren, kämpfen Chemikaliensensible mit gesundheitlichen Reaktionen auf die Chemikalien und den Feinstaub, der freigesetzt wird. Doch die letzte Nacht des Jahres wird irgendwie vorbeigehen und für 2011 ist ein fettes Paket mit Vorsätzen geschnürt.

Die chemikaliensensiblen „Wutbürger“ werden ihre Wut nicht länger herunterschl- ucken und sich verkriechen. Chemikaliensensible haben sich für das kommende Jahr vorgenommen, sicht- und hörbar zu werden. Sie werden dazu ihre vielseitigen Fähigkeiten einsetzen, denen man bislang von Seiten der Behörden und Politik keine Entfaltungsmöglichkeit zubilligte.

Die Zeit des (Ver)schweigens ist vorbei

Ökochonder, Umwelthysteriker? Na klar, das hätte man gerne;)

Die chemikaliensensiblen „Wutbürger“ werden 2011 nicht hysterisch schreiend durch die Straßen laufen, sie werden nachhaltiger agieren. Sie werden forcieren, dass es unmöglich wird, ihre Existenz zu verschweigen. 2010 hat exemplarisch gezeigt, dass nichts im Verborgenen bleiben muss und Möglichkeiten vorhanden sind, um sich Gehör zu verschaffen – einzeln und im Kollektiv. In wenigen Stunden ist es soweit…

Guten Rutsch und alles Gute für ein powervolles 2011,

Silvia K. Müller

CSN – Chemical Sensitivity Network

20 Kommentare zu “Vorsätze der „Wutbürger“ für das Neue Jahr”

  1. Schnaufti 31. Dezember 2010 um 20:15

    Danke liebe Silvia für diese energiegeladenen Worte. Sie geben Mut MCS in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Wir müssen alle mitmachen, dann werden wir Erfolg haben.

    Einen guten Rutsch und viel Erfolg 2011 wünscht

    Schnaufti

  2. Kira 31. Dezember 2010 um 23:10

    Genau so ist es und wird es auch sein. Die Zeit des Abwartens und für Dummverkaufen wollen gehört der Vergangenheit an. Was wir wollen sind die Rechte die uns zustehen und ein „menschenwürdigeres“ Leben. Lange genug wurden wir immer wieder verleugnet, totgeschwiegen, ignoriert, diffamiert, psychiatrisiert und, und…. damit muß endlich Schluß sein.
    Gemeinsam sind wir stark, zeigt Zivilcourage und werdet laut. Packen wir es in 2011 an ;0)

    Auch ich /wir wünschen allen einen guten Rutsch und für das kommende Jahr 2011 alles Gute, vor allem Gesundheit.
    http://www.youtube.com/watch?v=NDqD0Dz_J-M

  3. Dr. Merz 1. Januar 2011 um 12:30

    Das ist es, was die anderen wollen, dass ihr vor Wut platzt. Dann sind sie euch los.
    Meine Blogs wollten euch davor bewahren, denen in die Falle zu gehen.
    By the way, Rache ist kalt genossen am leckersten, Hirn nutzen, nicht aufheizen!
    Die Menschenwürde liegt in der Vernunft, die Wissenschaft liefert euch alles! Aber ihr müsst es nutzen.

  4. Silvia 1. Januar 2011 um 12:45

    Guten Morgen Dr. Merz,

    wenn Sie den Text zu Ende lesen, werden Sie sehen, dass wir genau das nicht vorhaben – vor Wut platzen.

    ZITAT: „Die chemikaliensensiblen „Wutbürger“ werden 2011 nicht hysterisch schreiend durch die Straßen laufen, sie werden nachhaltiger agieren…“

    Frohes Neues Jahr,
    Silvia

  5. Dr. Merz 1. Januar 2011 um 12:50

    Nomen ist aber omen!

  6. Silvia 1. Januar 2011 um 12:54

    DUDEN:

    Definition „Wutbürger“

    „Der Bürger, der sich nicht mehr alles gefallen lässt, wird zum Wutbürger.“

    http://szenesprachenwiki.de/definition/6425/

  7. Dr. Merz 1. Januar 2011 um 13:10

    Waren wir anno ’68 auch, bin ich noch, aber nicht wütend, sondern präzise. Wir wollten eine andere Gesellschaft. Das haben wir auch geschafft, wenn auch so manche Rosinen – Gott sei Dank – auf der Strecke blieben.
    Der „anerkannte Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis“ – ein Rechtsbegriff – reicht aus, denen, die ihn revidieren wollen, heimzuleuchten. Er reicht auch aus, um die Anerkennung der Kranken durchzusetzen, juristisch korrekt.
    Niemand setzt aber dieses alles entscheidende Thema auf die Agenda. Das ist das Problem.
    Warum „Wutbürger“ und nicht „Rechtsbürger“.
    Setzt die anderen, die euch in Wut versetzen ins Unrecht, nicht moralisch, sondern juristisch.

  8. Silvia 1. Januar 2011 um 13:30

    Warum „Wutbürger“?

    Weil es das Wort des Jahres 2010 ist.

    „Rechtsbürger“ oder „Mutbürger“ passt ebenfalls. Warum also nicht eine Komposition aus allen drei Wörtern, denn:

    Wir werden präzise vorgehen, noch präziser als zuvor. Unsere „Wut“ wird sich lediglich darin zeigen, dass wir keinen Millimeter nachgeben. Das eigentliche Vorgehen wird Präzisionsarbeit sein.

    Wär prima, wenn Du mit von der Partie wärst und unterstützt den Kurs zu halten.

  9. Dr. Merz 1. Januar 2011 um 13:59

    Welchen Kurs?

  10. Silvia 1. Januar 2011 um 14:06

    Kurs:

    sachlich, wissenschaftsorientiert, das Rechtssystem, interntionale Kontakte und die Sozialen Medien nutzend.

    Unkonventionelle Vorgehensweisen, die sachdienlich sind.

    Detailierter bei einem persönlichen Gespräch.

  11. Hans-Ulrich Hill 1. Januar 2011 um 15:38

    Liebe Silvia und Dr.Merz,
    alles weitgehend richtig, was Ihr in Eurer Diskussion gesagt habt. Die Interessenvertretung in der Öffentlichkeit muss sachlich und wissenschaftlich fundiert sein. Hier hoffe ich für 2011 auf auf eine breitere Basis aller Betroffenen und Engagierten, um dem Recht und der Wahrheit (über umweltbedingte Krankheiten) auf Bundesebene und international zur Durchsetzung zu helfen.
    Aber: Warum soll ich mir meine Wut verkneifen, wenn ihre Ursache eine sachlich gerechtfertigte Grundlage hat? Der Begriff „Wutbürger“ wurde und wird vor allem von den Presseorganen benutzt, die ein Interesse daran haben, den Widerstand gegen ungerechte gesellschaftliche Verhältnisse als emotional zu diffamieren. Die Wut der Bürger in Stuttgart, Gorleben und bei den von Umweltkrankheiten Betroffenen ist auf gesellschaftliche Missstände begründet. Die Wut entsteht aus dem Gefühl der Machtlosigkeit gegen Kräfte in der Gesellschaft, die ihre eigenen Interessen und Privilegien gegen die Bedürfnisse der Menschen nach einem gesunden Leben durchsetzen. Wut gehört demnach zur Motivation, etwas zu verändern. Das „Wie“ ist dann eine andere Frage. Das lasse ich mir nicht nehmen.
    Beste Wünsche uns allen zum Neuen Jahr.
    H.U. Hill

  12. Franzi 1. Januar 2011 um 16:29

    Das wäre definitiv auch mein Thema.

    Denn seit Jahren bzw. Jahrzehnten
    (wenn man auch die Zeit davor des tagtäglichen und leider immer auf seiten der Großen erfolgreichen Übertölpelns der Kleinen hinzurechnet, wo mir meine mir noch längst nicht bekannte und damit eben unbewusst als Diskriminierung per se empfundene u. a. durch Gendefekte verursachte Erkrankung die sehr engen Grenzen steckte)
    kämpfe ich vergeblich – total allein – gegen sämtliche Mauern.

    Und überall, wirklich ÜBERALL tönt es, entweder direkt oder durch die Blume, entweder vor der Diagnose (was ich entschuldigen kann) oder nach der Diagnose, die ignoriert bzw. lächerlich gemacht wird (was mich dann natürlich voll zur Wutbürgerin macht): Du musst dich mal psychologisch bzw. psychiatrisch untersuchen lassen…

    Und wenn man noch diejenigen hinzurechnet, die aus „Zeitmangel“ eher der Desinformation – denn sie ist ja so leicht verfügbar und glaubhaft – zuneigen als sich von jemand, den sie aus unerfindlichen Gründen für nicht glaubwürdig, nicht kompetent und nicht „erfahren“ genug halten, sagen zu lassen, wo sie die korrekten Informationen bekommen, dann kann man die Suche nach wirksamer Hilfe schlicht aufgeben.

    Käuflichkeit und Lobbyismus der seit Jahrzehnten notorischen Verhinderer muss flächendeckend transparent gemacht werden,
    Umweltmedizin muss flächendeckend angeboten werden,
    Krankenkassen müssen flächendeckend sämtliche Kosten übernehmen,
    eine menschenwürdige finanzielle Existenzgrundlage muss flächendeckend gewährleistet sein,
    Wohnmöglichkeiten müssen flächendeckend angeboten, für Umweltkranke reserviert und mit passender Infrastruktur versehen werden

    So, das wären erst mal so meine Anfangsgedanken dazu. Und ich krebse weiter deutlich unter dem Existenzminimum vor mich hin angesichts der mir allenthalben um die Ohren gehauenen Aussage: Uns geht es hier in Deutschland noch sehr gut! Natürlich stelle ich das im Vergleich zu den Cholerakranken in Haiti oder Kriegsflüchtlingen aus anderen Ländern z. B. nicht in Frage. Aber diesen Vergleich ziehe ich nicht in Anbetracht dessen, dass ich in einem reichen Land lebe, das durchaus in der Lage ist, jeden in der Bevölkerung angemessen zu versorgen. Dass „die da oben“ konsequent nicht willens sind, dies zu tun, verursacht schließlich diese unbändige W-U-T.

    UND WAS KÖNNEN WIR DEM ENTGEGENSETZEN, DAMIT WIR ENDLICH UNSERE MENSCHENWÜRDE IN DIESEM LAND WIEDERBEKOMMEN?

    WIE KÖNNEN WIR PUNKTE WIE DIE OBIGEN FLÄCHENDECKEND DURCHSETZEN?

  13. Franzi 1. Januar 2011 um 16:40

    hab noch vergessen… außerdem müssen natürlich flächendeckend die Verantwortlichen entsprechend ihrer Position auch zur Verantwortung gezogen werden – also eher der landläufig gängigen Praxis entgegengesetzt, was soviel bedeutet wie dass man den Großen schwere Strafen und den Kleinen nicht so schwere Strafen aufbrummt.

  14. Dr. Merz 1. Januar 2011 um 16:57

    Dem setzt man den „allgemein anerkannten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis“ entgegen und zwar mit aller rechtlicher Konsequenz.
    Das ist bekannt und anerkannt, aber die Patienten und Kläger, ihre Umweltmediziner und ihre Anwälte glauben, dies sei noch zu erforschen und dann müsse man um die Anerkennung erst noch kämpfen. Dies ist falsch – nur keiner weiß das (Die Ärzteinformation enthält den Kern und der ist hart).
    Wenn ihr also das Falsche glaubt, werdet ihr stets die Niederlagen erleiden.

  15. Silvia 1. Januar 2011 um 17:10

    Nicht ganz korrekt Herr Merz,
    CSN Leser waren sich dessen durch entsprechende Artikel schon vor der Ärzteinformation bewusst und sie verbreiteten dieses Wissen auch. Ein anderes Thema sind Prozesse. Dazu haben nicht viele ausreichende finanzielle Resourcen. Ohne Polster in einen Rechtsstreit zu springen, ist nicht von großem Erfolg gekrönt, zumal mancher Prozess anderthalb Jahrzehnte dauert – und Zehntausende verschlingt.

  16. Franzi 1. Januar 2011 um 17:40

    Die Umweltmediziner, die ich konsultiert hatte, haben seriöse, stichhaltige Diagnosen erstellt. Sie haben die bereits erforschten Fakten dabei berücksichtigt.

    Was ich natürlich nicht meine, sind die sog. „Umweltmediziner“, die ja bereits flächendeckend aufzufinden sind und auf der Psychoschiene fahren…

  17. vita 1. Januar 2011 um 21:09

    Liebe Franzi,
    die Umweltmediziener die ich bis jetzt erlebt habe:
    Dr.Joachim Mutter,Dr.Benedikt Pitsch,Dr.Binz und Dr. Merz sowie Prof. Daschner kennen die Daten,Fakten und Zahlen ganz genau um eine MCS zu diagnostizieren!!!

  18. Franzi 1. Januar 2011 um 22:07

    Genau – diese seriösen Umweltmediziner sollte es flächendeckend, also gemäß dem tatsächlichen Bedarf, geben, damit jeder Umweltkranke adäquate Behandlung erfährt, und zwar auf Kasse…

  19. Kira 2. Januar 2011 um 13:17

    Lieber Dr. Merz,

    seit jetzt fast 8 Jahren kämpfen wir für ein “menschenwürdiges Leben”, versuchen unsere Rechte durchzusetzen http://www.csn-deutschland.de/blog/2010/07/24/krank-in-deutschland-konsequenzen-fur-eine-familie/
    sind Sie sich bewußt was das für schwer toxisch erkrankte Menschen heißt?? Rechtsbeugung mit jeglichen Mitteln und keiner will was wissen!! Ich glaube kaum das sich jemand von den Verantwortlichen Gedanken macht über diese Vorgehensweise und ihre Auswirkungen für die Betroffenen. Verurteilen und gleichzeitig herunterspielen ist hier das Motto – warum, das wissen wir alle, damit die unbequemen Wahrheiten weiter unter den Tisch gekehrt werden.

    Es ist wahnsinnig toll, das Sie und auch andere uns Tipps, Ratschläge, Literatur etc.vermitteln und uns Mut machen – aber letztendlich steht jeder seinen Ohnmächtigen Kampf alleine durch und viele der Betroffenen zahlen einen verdammt hohen Preis: Psychiatrisierung, Diskriminierung, Ausgegrenztsein, Armut,Isolation, Schmerzen, Einsamkeit und,und… die Liste ist verdammt lang. Nicht zu vergessen die Auswegslosigkeit
    http://www.mcs-infogate.de/memory/zum-gedenken

    Ich denke es ist an der Zeit das nicht nur “Schwerstkranke” ZIVILCOURAGE zeigen, sondern endlich auch die Mitwisser und diese uns zur Seite stehen ohne Wenn und Aber. GEMEINSAM SIND WIR STÄRKER. Wir brauchen couragierte Mitstreiter, die nicht jedes Mal ihre Gesundheit aufs Spiel setzen müssen um in der Öffentlichkeit gehört zu werden, die nicht jeden Cent ‚zig mal rumdrehen müssen und gewisse Vorschläge in die Tat umsetzen könnten, die Ihre Beziehungen und Kontakte für uns nutzen könnten, die sich für uns als Sprachrohr einsetzen!!!!!

    Schon in der Kriminalprävention gilt das Motto “WER NICHTS TUT MACHT MIT”. Wer Zeugen einer Gewalttat wird, muß nicht den Helden spielen. Dabei kann eigentlich jeder Hilfe leisten, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen Z.B. Ich fordere andere zur Mithilfe auf, ich beobachte genau und merke mir den Täter, ich organisiere Hilfe, kümmere mich um das Opfer und stelle mich als Zeuge zur Verfügung.

    Das wünsche ich mir/uns und allen anderen Betroffenen für das Jahr 2011 – nicht nur Worte, sondern Taten !!!!!

  20. Eike 4. Januar 2011 um 19:39

    Folgenden Eintrag eines Forumsteilnehmers möchte ich hier einstellen, da auch ich diese Äußerungen sehr zutreffend finde:

    „Wut habe ich über die immer noch andauernde Psychiatrisierung von Chemikaliengeschädigten.

    Wut habe ich über das Gutachter-un-wesen.

    Wut habe ich über die Richter, die immer wieder nur solche Gutachter akzeptieren, die in Insiderkreisen als „Falsch-Gutachter“ bekannt sind.

    Wut habe ich über Staatsanwaltschaften, die sich den Weisungen der Politik unterwerfen.

    Wut habe ich über Ärzte, die sich nicht dem Eid des Hippokrates verpflichtet fühlen.

    Wut habe ich über Umweltambulanzen an universitären Einrichtungen sowie Gesundheitsämter, die Chemikaliengeschädigte als Ökochonder abtun.“

    Hinzufügen möchte ich noch:

    „Wut habe ich darüber, dass die Lobby der klinischen Umweltmediziner, die den “allgemein anerkannten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis” einfach ignoriert, in unserem Chemiestandort Deutschland übermäßig viel Macht und Einfluss hat.

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