Monatsarchiv für Februar 2012

16 Jahre Knast für Chefs von Asbest-Firma

Italien: Historischer Schuldspruch im Eternit Asbest Prozess

In Italien wurde im Eternit-Prozess um die tödlichen Folgen von Asbest ein historisches Urteil gefällt.

Die Chefs des multinationalen Konzernes Eternit haben das Leben ihrer Arbeiter in Gefahr gebracht und Umweltverbrechen begangen. Dennoch bezweifelten viele Menschen, dass sie für ihre Verbrechen verurteilt würden. Doch genau das geschah am 13. Februar 2012 in Turin, in Norditalien. Die beiden Top-Führungskräfte von Eternit wurden zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem das Verfahren 2009 eröffnet worden war. Die Richter sprachen Stephan Schmidheiny, den früheren Eigentümer von Eternit und Louis de Cartier de Marchienne, früherer Chef des italienischen Firmenzweiges schuldig [fr], für ungefähr 3.000 asbestbedingte Todesfälle verantwortlich zu sein, insbesondere in Casale Monferrato und Umgebung. Sie wurden außerdem dazu verurteilt die Opfer, deren Familien und Verbände mit mehreren Zehn-Millionen Euro zu entschädigen, welche an etwa 6.000 Kläger gehen. Das Urteil wurde von vielen hundert Angehörigen und Asbestopfern und auch von Vertretern ausländischer Opferverbände begrüßt.

Das Online-Portal Swissinfo liefert ein paar zusätzliche Details [fr] zum Urteil:

Ils devront notamment verser 25 millions d’euros à la commune de Casale Monferrato, 20 millions à la région Piémont et 15 millions à l’Inail, la caisse nationale italienne d’assurance en cas d’accidents. M. de Cartier devra également verser 4 millions d’euros à la commune de Cavagnolo.

Messieurs Schmidheiny et de Cartier devront en outre verser entre 70.000 et 100.000 euros à huit associations, dont des syndicats et l’association écologiste, WWF. Les victimes de l’amiante et leurs familles recevront quant à elles des indemnités s’élevant pour la plupart entre 30.000 et 35.000 euros, selon la liste lue par le président du tribunal.

Sie müssen 25 Millionen Euro an die Gemeinde von Casale Monferrato zahlen, 20 Millionen Euro an die Region Piedmont und 15 Millionen Euro an INAIL, der staatlichen italienischen Unfallversicherung. Herr de Cartier wird außerdem 4 Millionen Euro an die Stadtverwaltung von Cavagnolo zahlen müssen.

Herr Schmidheiny und Herr de Cartier müssen des Weiteren zwischen 70.000 und 100.000 Euro an acht Verbände zahlen, dazu gehören Handels-Gewerkschaften, Umweltorganisationen und der WWF. Die Asbestopfer und ihre Familien erhalten Entschädigungen, die für die meisten zwischen 30.000 und 35.000 Euro betragen werden, wie aus der vom Präsident des Gerichtshofes vorgelesenen Liste hervorgeht.

Die Webseite Sanità in Cifre erklärt [it], warum dieses Verfahren als „Prozess des Jahrhunderts“ angesehen wurde:

La sentenza di Torino su Eternit interviene su quello che qualcuno ha definito „il processo del secolo”, per l’impressionante quantità di vittime coinvolte: oltre 2.200 decessi dovuti all’amianto, 700 malati di asbestosi, oltre 6.000 costituzioni di parte civile e una platea di legali composta da 150 avvocati.

Bei dem Urteil gegen das Unternehmen Eternit handelt es sich aufgrund der erschreckend großen Zahl der Opfer tatsächlich um etwas, das manche den „Prozess des Jahrhunderts“ genannt haben: mehr als 2.200 asbestbedingte Tote, 700 Patienten mit Asbestose, mehr als 6.000 Kläger und eine juristische Armada von 150 Rechtsanwälten.

Die Familien der Asbestopfer haben einen Blog Asbestos in the Dock (Asbest auf der Anklagebank) und eine Facebook-Seite eingerichtet. Nach ihrer Ansicht beschränken sich Bedeutung und internationale Folgen dieses Gerichtsverfahrens nicht auf Italien:

Auch Staatsanwälte anderer Länder könnten das turiner Verfahren als Präzedenzfall studieren, um eigene Strafverfahren gegen die Chefs von nationalen Eternit-Tochterunternehmen einzuleiten.

Nach Ansicht von Fachleuten wird dieses Produkt noch für lange Zeit Todesopfer kosten. Die Webseite Sanità in Cifre zeigt, wie groß dieses Risiko [it] in Europe aber auch in der übrigen Welt ist.

La triste contabilità delle vittime in Italia raggiungerà un picco tra il 2015 e il 2018, mentre in Europa occidentale le proiezioni si attestano su 500.000 morti nei primi 30 anni del 2000. E, secondo l’Organizzazione mondiale della Sanità, nel mondo muiono ogni anno 107.000 persone per cancro al polmone, mesotelioma o asbetosi dovuti a esposizione ad amianto, mentre sono oltre 125 milioni gli esposti ai rischi sui luoghi di lavoro.

Die traurigen Opferzahlen werden in Italien zwischen 2015 und 2018 ihren Höhepunkt erreichen, während in Westeuropa die voraussichtliche Todesrate in den ersten 30 Jahren nach 2000 eine halbe Million erreichen wird. Und, nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben weltweit jedes Jahr 107.000 Menschen wegen Asbest an Lungenkrebs, Mesotheliom oder Asbestose, während über 125 Millionen weitere Menschen an ihrem Arbeitsplatz gefährdet sind.

In einem Interview [it] mit Christian Elia, beschreiben Niccolò Bruna und Andrea Prandstraller, Mitautoren der Dokumentation „Polvere – Il grande processo all’amianto“ (Staub: Der große Asbestprozeß) für das vom italienischen Kriegsarzt Gino Strada gegründete monatliche Online-Magazin der NGO Emergency das Ausmaß der Asbestbelastung, die Wut und Not der Bewohner von Casale Monferrato [it]:

L’amianto, bandito in Europa, è estratto e lavorato in molti grandissimi paesi del mondo: Russia, Cina, Brasile, India, Thailandia…Mentre i Paesi Europei sono alle prese con costosissimi e quasi impossibili sforzi di decontaminazione il 75 percento della popolazione mondiale usa l’amianto-cemento ed è esposta ai suoi rischi. Perciò il problema amianto è oggi più attuale che mai.

Obwohl Asbest in ganz Europa verboten ist, wird es in vielen großen Ländern abgebaut und verarbeitet: Russland, China, Brasilien, Indien, Thailand… Während sich die Europäer mit teureren und nahezu unmöglichen Dekontaminations-Bemühungen herumschlagen, benutzt 75 Prozent der Weltbevölkerung immer noch Asbest-Zement und ist dessen Risiken ausgesetzt. Deshalb ist das Asbest-Problem jetzt wichtiger als je zuvor.

Dies erklärt die Anwesenheit zahlreicher Delegationen von ausländischen Opferverbänden bei der Urteilsverkündung in Turin. In einer am selben Tag herausgegebenen Stellungsnahme [fr] von ANDEVA [fr] (nationaler Schutzverband für Asbestopfer) heißt es:

Ce jugement était très attendu. Par les victimes italiennes d’abord qui n’ont pu toutes pénétrer dans la salle d’audience dont beaucoup ont suivi la lecture intégrale du jugement à la télévision et à la radio. Mais aussi pour les victimes et les veuves venues apporter leur solidarité du Brésil, des Etats Unis, de Belgique, d’Angleterre, de Suisse, de France, qui ont pu l’entendre en direct en traduction simultanée. Avec l’Andeva, une délégation de 160 victimes et veuves était venue à Turin de toutes les régions de France (Bourgogne, Rhône Alpes, Martigues, Dunkerque, Paris). Parmi eux des anciens d’usines françaises d’Eternit.

Das Urteil stieß auf großes Interesse. Zu aller erst bei den italienischen Opfern, die nicht im Gerichtssaal sein konnten und von denen viele die komplette Urteilsverkündung in Radio und Fernsehen verfolgt hatten. Aber auch bei den Opfern und Witwen, die aus Brasilien, den USA, Belgien, England, der Schweiz und Frankreich gekommen waren, um ihre Solidarität zu Ausdruck zu bringen und die es als Simultanübersetzung selber hören konnten. Zur ANDEVA-Delegation gehörten 160 Opfer und Witwen, die aus allen Regionen Frankreichs (Burgund, Rhône-Alpes, Martigues, Dunkirk und Paris) nach Turin gereist waren. Ebenfalls anwesend waren ein paar ehemalige französische Eternit-Arbeiter.

Unglücklicherweise kann es selbst bei den schlimmsten Tragödien den Opfern sehr unterschiedlich ergehen. Im Falle dieser tödlichen Stäube werden die Opfer [it] in den Städten Rubiera [it] (Reggio Emilia) und Bagnoli [YouTube] (Neapel) überhaupt keine Entschädigung erhalten, weil die Verbrechen verjährt waren. Obwohl genauso kontaminiert wie andere die Geld bekommen, sind die noch lebenden Opfer auf sich selber angewiesen, um ihre Familien zu ernähren und die Natur für zukünftige Generationen zu erhalten.

Um einen Eindruck zu vermitteln, wie viele Menschen nicht berücksichtigt wurden, schrieb Valerie Wilson im Blog Suite 101:

Der Präsident der Provinz Neapel, Luigi Cesaro, zählte die Todesbilanz der Fabrik in Bagnoli auf:

  • 134 Tote durch Lungenkrebs
  • 9 Tote durch Kehlkopfkrebs
  • 258 Tote durch Asbestose
  • 65 Tote durch Mesotheliom

außerdem leiden immer noch 100 Arbeiter an den obigen Erkrankungen.

Antonio Iaccarino, der Sohn von zwei in Bagnoli kontaminierten Patienten schrieb auf der Facebook-Seite Sentenza Processo Eternit [it]:

I miei genitori sono entrambi malati, sono stati lavoratori di Bagnoli e hanno lavorato dal 1960 al 1984…i loro amici del lavoro con i quali condividevano 3 turni si contano sulle dita di una solo mano, io forse sono un pò più fortunato di altri che hanno avuto i propri cari all’Eternit ma la vita dei miei genitori di sicuro non è stata, per motivi di salute, tutta rosa e fiori…

Meine Eltern sind beide krank, sie arbeiteten von 1960 bis 1984 in Bagnoli… die [noch lebenden] Arbeitskollegen aus ihrer Schicht kann man an einer Hand abzählen, vielleicht war ich besser dran als andere, deren nächste Angehörige bei Eternit arbeiteten, doch das Leben meiner Eltern war in gesundheitlicher Hinsicht sicher alles andere als ein Honigschlecken…

Autor: Abdoulaye Bah
Englische Übersetzung: Jenny Sin
Deutsche Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der französische Original-Artikel „Italie : condamnation historique dans le procès Eternit sur l’amiante“ wurde am 17. Februar 2012 von GlobalVoices veröffentlicht, die englische Übersetzung „Italy: Historic ‘Guilty‘ Verdict in the Eternit Asbestos Trial“ am 25. Februar 2012 und steht unter der Creative Commons Lizenz: By (Namensnennung). Für diese Übersetzung gilt Creative Commons: By-NC-SA (Namensnennung, nicht kommerzielle Verwendung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen).

Copyright Artikelfoto: LHOON, Creative Commons: By-SA (Namensnennung und Weitergabe unter gleichen Bedingungen)

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WHO: Umweltbedingte Krankheiten nehmen zu

Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn eröffnet

Rund 20% der Krankheiten in der europäischen Region sind auf vermeidbare Umweltgefahren und Expositionen zurückzuführen. In manchen EU Ländern liegt der Prozentsatz umweltbedingter Erkrankungen sogar bei 54%. Bei Kindern unter 15 Jahren liegt der Anteil der durch die Umwelt verursachten Krankheiten bei 34%, und jeder fünfte Einwohner in der EU Region stirbt an den Folgen einer durch Umwelteinflüsse verursachten Krankheit, teilte die Regionaldirektorin der Weltgesundheitsbehörde im Februar 2012 bei der Eröffnungsansprache des von der WHO erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit in Bonn mit. (1,2,3)

Erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit (ECEH)

Das ECEH nahm seine Arbeit 1991 mit finanzieller Unterstützung Italiens, Frankreichs und der Niederlande auf. Nach der Schließung der Büros in Frankreich und den Niederlanden wurde im Jahr 2001 mit finanzieller Unterstützung durch die Regierung der Bundesrepublik Deutschland als Ergänzung zum Büro in Rom das Bonner Büro eröffnet. Nach der Schließung des Büros in Rom im Jahr 2011 erweitert das Büro in Bonn nun seinen Aktionsradius im Themenbereich Umwelt und Gesundheit.

In den zurückliegenden Jahren hat das Zentrum in Bonn die Sammlung und Analyse wissenschaftlicher Erkenntnisse über Umweltbelastungen und ihre Gesundheitsfolgen koordiniert, politische Entscheidungsprozesse unterstützt, und kam zu folgenden Feststellungen:

  • Bürger in der Europäischen Region der WHO büßen infolge einer über den von der WHO empfohlenen Werten liegenden Luftbelastung im Durchschnitt 8,6 Monate an Lebenserwartung ein
  • Verkehrslärm führt im Westeuropa Jahr für Jahr zum Verlust von mehr als einer Million gesunder Lebensjahre
  • Unangemessene Wohnbedingungen kosten in der Europäischen Region jedes Jahr mehr als 100 000 Menschen das Leben

Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen Umweltgefahren stärker ausgesetzt

WHO hat 14 Indikatoren für umweltbedingte Ungleichheiten im Gesundheitsbereich entwickelt, die sich auf drei Bereiche erstrecken: Wohnungswesen, Verletzungen und Umwelt.

Einkommensschwache Bevölkerungsgruppen sind bis zu fünfmal höheren Umweltrisiken ausgesetzt als wohlhabendere Mitbürger, wie aus einem neuen Bericht der WHO hervorgeht. Allein in der EU leben rund 80 Mio. Menschen in relativer Armut, d. h. mit einem Einkommen unterhalb von 60% des mittleren Einkommens in ihrem Land. Viele dieser Menschen leben in feuchten, unzureichend beheizten Wohnungen ohne angemessene Sanitäreinrichtungen.

Die WHO Regionaldirektorin und deutsche Politiker verdeutlichten bei der Eröffnung diese schwierige Problematik, für die man gezielt Lösungen erarbeiten will:

Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa:

„Ich sehe das Zentrum nun nach seiner Erweiterung als die künftige Kompetenz-Schaltstelle der Europäischen Region, die die Mitgliedstaaten dabei unterstützen wird, für ihre gesamte Bevölkerung – und ich betone: die gesamte Bevölkerung – in gleicher Weise gesunde Umweltbedingungen zu schaffen.“

Daniel Bahr, Bundesgesundheitsminister:

„Im Sinne eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes müssen wir heute handeln, damit die nächsten Generationen gesunde Lebenswelten vorfinden. Hierzu müssen wir alle Akteure einbinden, um gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln und die Gesundheitssysteme zu stärken. Das erweiterte WHO-Zentrum in Bonn ist hierzu ein wichtiger Schritt“.

Dr. Norbert Röttgen, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:

„Wir erhöhen unseren Anteil an der Finanzierung des Europäischen Zentrums, weil Umweltfaktoren maßgeblichen Einfluss auf die Gesundheit haben. Die WHO wird hier mit dem erweiterten Zentrum zukünftig noch aktiver sein können und die Umweltpolitik mit ihren Analysen und Empfehlungen unterstützen“.

Länderübergreifende Kooperation

Dank des zusätzlichen Finanzierungsbeitrags Deutschlands kann das ECEH seinen Aktionsradius nun um vier Hauptbereiche erweitern:

  • Klimawandel und nachhaltige Entwicklung
  • Belastung durch zentrale Umweltrisiken (Luftverschmutzung, Lärm, Chemikalien, Strahlung, ungünstige Arbeits- und Wohnbedingungen)
  • gesundheitsrelevante Umwelterkenntnisse und Prognosen
  • Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, einschließlich Wasserver- und Abwasserentsorgung

Die mit diesen Themen befassten Programme werden sich stärker mit Art und Ausmaßen aktueller und künftiger umweltbedingter Gesundheitsgefahren befassen, um so die Länder der Region bei der Ausarbeitung und Durchführung von Gegenstrategien zu unterstützen, auch im Falle von Umweltkatastrophen.

Weitere Informationen über das Europäische WHO Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23. Februar 2012

Literatur:

  1. Zsuzsanna Jakab, WHO Regionaldirektorin, Rede zur Eröffnung des erweiterten Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, 14 Februar 2012, Bonn, Germany.
  2. WHO – Europäischen Zentrums für Umwelt und Gesundheit, WHO eröffnet erweitertes Europäisches Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn und stellt neuen Bericht über gesundheitsrelevante Umweltungleichheit vor, Kopenhagen und Bonn, 14. Februar 2012
  3. ECEH, Report Environmental health inequalities in Europe, 2012

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Umweltmediziner auf Kreuzfahrt

Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien

Heute wird in Kiel die MS Color Magic ablegen. Mit an Bord werden Mediziner sein, die sich von Frau Dr. rer.nat. Anke Bauer von den Fachkliniken Nordfriesland gGmbH die neuen Praxisleitlinien für die  kurative Umweltmedizin vorstellen lassen wollen.

Es ist nicht der erste Auftritt der Referentin in Sachen neue Leitlinien:

Vor zwei Jahren im Februar 2010 versammelte sich im noch winterlichen Fulda eine kleine Gruppe von Medizinern im Hotel Wiesenmühle. Gekommen war auch Frau Dr. rer.nat. Anke Bauer von den Fachkliniken Nordfriesland gGmbH gerüstet mit einem Stapel von Papieren. Papiere mit vorbereiteten Passagen für neue, sogenannte handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien.

Die Diskussion verlief zügig. Und schon im Sommer 2010 nach dem man im email-Austauschverfahren Übereinstimmung erzielt hatte mit den Medizinern Volker v. Baehr, Frank Bartram, Claus-Hermann Bückendorf, Hans-Peter Donate, Volker Engelhardt, Wolfgang Huber, Martin Klehmet, Kurt Müller, Peter Ohnsorge, konnte Frau Dr. Anke Bauer die Erstellung eines neuen Leitlinienpapiers vermelden.

Im Oktober 2011 wurde eine letzte Überarbeitung vorgenommen und am 7.11.2011 stellte der DBU das Papier online:

Handlungsorientierte umweltmedizinische Praxisleitlinien

Herausgegeben von dem Deutschen Berufsverband der Umweltmediziner e.V

Wenn heute aktive Leitlinienautoren und interessierte Mediziner auf der MS Color Magic Richtung Oslo schippern, so vermutlich, um sich gegenseitig zu versichern, dass man auf dem richtigen Kurs ist. Denn mit den neuen Leitlinien geht auch vieles über Bord, was schon mal zum Allgemeinwissen in Sachen Umweltmedizin gehörte. Wer das nicht für möglich hält, dem sei die Lektüre der Langfassung angeraten.

Nun, lassen wir einen Kaufmann sprechen, was mit den neuen Leitlinien angedacht ist. Ingo Tüchsen, Geschäftsführer der Firma Fachkliniken Nordfriesland gGmbH, kommt in der Hauspostille ganz ohne verschleierndes Gebrabbel zur Sache:

„Meilensteine in der Umsetzung…

Wechsel in der umweltmedizinischen Versorgung von einem somatischen in ein psychologisches Behandlungsangebot

Näheres kann man auch einem zeitgleich mit den neuen Leitlinien veröffentlichtes Papier mit dem Titel:

Therapeutisches Konzept für die Krankenhausbehandlung von Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen Schwerpunkt Umweltmedizin

entnehmen, für das auch – neben einer zwei weiteren Autoren aus der Klinik- die Leitlinienautoren Bauer und Mai als verantwortlich zeichnen.

Ein Blick in dieses Papier lässt tief blicken:

Zitat auf Seite 9

“Das Schließen eines therapeutischen Bündnisses ist besonders zeitaufwendig aufgrund von

  • Hohem Chronifizierungsgrad
  • Dysfunktionalen, aber stark verfestigten Krankheitsmodellen
  • Schwierigkeiten, die Patienten für psychotherapeutische Maßnahmen zu gewinnen
  • (die Patienten haben oft bereits negative Erfahrungen mit “rein”
  • Psychotherapeutischen Einrichtungen gemacht), eine Vertrauensbasis muss erst erarbeitet werden.
  • feindseligem Weltbild der Betroffenen bei gleichzeitigen Wiedergutmachungswünschen an die Gesellschaft
  • dadurch Schwierigkeiten, die Patienten für die unterstützenden psychotherapeutischen Maßnahmen zu gewinnen”

Was die Leitlinienmacher vorhaben, hat der Kaufmann Ingo Tüchsen auf den Punkt gebracht. Auffällig auch, dass das neue Leitlinienpapier Passagen enthält, die man auch in einem Papier für eine geplante AWMF Leitlinie Fibromyalgie Syndrom findet.

Na so was…

Auffällig auch, dass in Kürze noch eine Leitlinie angedacht ist, die inhaltlich jener der DBU Leitlinien doch sehr nahe steht:

S 3 Leitlinie

Umgang mit Patienten mit nichtspezifischen, funktionellen und somatoformen Körperbeschwerden

Beide Leitlinien, sowohl die des DBU, als auch die von Henningsen von der TU München an der auch GHUP und DGAUM beteiligt sind, haben vor allen Dingen ein Ziel:

Über das Instrument Ausschlussdiagnostik sollen MCS Patienten in die Psychoecke gestellt und dort auch behandelt werden. Das hat für den Arzt den Vorteil, dass man sich gar nicht erst mit dem ICD-10 Code T78.4 auseinandersetzen muss. Man findet halt, wie uns das die GHUP-Chefin, Caroline Herr, schon mal so blumig im Forum der Apotheken-Umschau berichtet hat, immer etwas Anderes.

Autor: Juliane für CSN – Chemical Sensitivity Network, 24. Februar 2012

CSN Artikel zum wissenschaftlichen Sachstand:

Unfruchtbare Paare sind stärker mit Phthalaten belastet

Forscher, die in Italien unfruchtbare Paare untersucht haben berichten, dass diese Paare mit Phthalaten, die sehr häufig in Kunststoffen und Kosmetika eingesetzt werden, stärker belastet sind, als fruchtbare Paare.

Unfruchtbare Paare sind drei- bis fünfmal höher mit Phthalaten belastet als fruchtbare Paare, die auf natürlichem Weg ein Kind gezeugt haben, stellt eine Studie aus Italien fest. Die [unfruchtbaren] Paare wiesen bei vier verschiedenen Phthalat-Klassen höhere Werte in ihrem Urin auf, dazu gehörte eine Phthalat-Verbindung, die sehr häufig in Kunststoffen eingesetzt wird und eine, die in Kosmetika zur Anwendung kommt.

Phthalate können als endokrin disruptive Chemikalien agieren, indem sie die Wirkung von natürlichen Hormonen wie Östrogen nachahmen oder diese beeinflussen. Frühere Arbeiten haben gezeigt, dass Phthalate Probleme wie vorzeitiges Ende der Schwangerschaft und reduzierte Wurfgröße bei Nagern verursachen können, allerdings wurden die Tiere in diesen Studien einer Belastung ausgesetzt, die hundert Mal höher als die der Bevölkerung war.

Phthalate kommen zum Einsatz um Vinyl-Kunststoffe weicher und flexibler zu machen. Bis(2-ethylhexyl)phthalat [Diethylhexylphthalat] (DEHP) ist der am allerhäufigsten verwendete Weichmacher. Die Verbindung kann aus Kunststoff-Lebensmittelverpackungen auf die Lebensmittel übergehen. Erwachsene werden hauptsächlich über die Nahrung mit Phthalaten belastet.

Andere Phthalate findet man außerdem in bestimmten Körperpflege-Produkten wie z.B. Nagellack, Parfüm und Kosmetika. Diethylphthalat (DEP) – das am häufigsten in Kosmetika eingesetzte Phthalat – findet man in Hygieneartikel wie Seife, Shampoo und Haarspülungen. Sie können über die Haut aufgenommen werden.

Aufgrund des allgegenwärtigen Einsatzes ist eine Belastung mit Phthalaten in der gesamten Bevölkerung überall vorzufinden.

Verringerte Spermienzahl und reduziertere Spermienbeweglichkeit im männlichen Samen stehen in Zusammenhang mit Belastung durch Phthalate, aber auch verringerte Blutwerte wichtiger männlicher Hormone. Eine andere Studie ergab, dass eine Phthalat-Belastung von Frauen während des Empfängnismonates mit dem erhöhten Risiko einer vorzeitigen Fehlgeburt verbunden war.

In dieser Studie haben 56 Paare, welche die Hilfe einer Familienberatung gesucht hatten um eine Schwangerschaft zu erreichen und 56 Paare, die wenigstens ein Kind auf natürlichem Wege bekamen, Urinproben abgegeben, die auf Phthalat-Konzentrationen untersucht wurden. Paare die aufgrund körperlicher Anomalien oder infolge von Operationen unfruchtbar waren, wurden in dieser Studie nicht berücksichtigt.

Die Wissenschaftler bestimmten die Konzentrationen von vier verschiedenen Phthalaten und deren Abbauprodukte im Urin aller teilnehmenden Paare. Die Phthalatwerte der unfruchtbaren Paare wurden mit den Werten der fruchtbaren Paare verglichen.

Die Werte aller vier Phthalate und ihrer Abbauprodukte waren im Vergleich zu den fruchtbaren Männern und Frauen sowohl bei den unfruchtbaren Männern als auch bei den Frauen deutlich höher. Im Fall der Abbauprodukte von DEP waren die Werte bei unfruchtbaren Frauen ungefähr fünf Mal und bei unfruchtbaren Männern ungefähr drei Mal höher als im Vergleich zu ihrem fruchtbaren Gegenpart. Die Werte der Abbauprodukte von DEHP waren bei unfruchtbaren Paaren ein Drittel höher im Vergleich zu fruchtbaren Paaren.

Es sind weitere Forschungsarbeiten nötig um zu bestimmen, welche Phthalat-Belastung mit bestimmten Ursachen von Unfruchtbarkeit in Zusammenhang gebracht werden können. Der nächste Schritt der Autoren wird darin bestehen, diese Ergebnisse mit den Lebensgewohnheiten und Arbeitsbedingungen der Paare zu vergleichen, die über einen speziell dafür entworfenen Fragebogen erhoben werden sollen.

Autor dieser Synopse: Renee Gardner für Environmental Health News, 22. Februar 2012
Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Original-Artikel „Infertile couples have higher exposure to phthalates.“ wurde unter der Creative Commons Lizenz BY-NC-ND (Namensnennung, keine kommerzielle Nutzung und keine abgewandelten Werke) veröffentlicht. Abweichend von dieser Lizenz hat uns Environmental Health News diese Übersetzung gestattet, welche unter keiner Creative Commons Lizenz steht.

Literatur:

Tranfo, G, L Caporossi, E Paci, C Aragona, D Romanzi, C De Carolis, M De Rosa, S Capanna, B Papaleo and A Pera. 2012. Urinary phthalate monoesters concentration in couples with infertility problems. Toxicology Letters http://dx.doi.org/10.1016/j.toxlet.2011.11.033.

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Medizinstudenten krank durch Formaldehyd

Anatomie-Labors

Formaldehyd dient seit langem als Konservierungsmittel für Leichen in Anatomie-Labors. Die Chemikalie hat einen signifikanten Geruch, den viele Studenten unangenehm empfinden und sich noch nach Jahrzehnten daran erinnern. Dozenten und Studenten im Anatomiebereich, Einbalsamierer in Bestattungsunternehmen, Histopathologie- Laboranten und andere Forscher im Bereich Biologie sind ständig den giftigen Dämpfe von Formaldehyd in mehr oder weniger hoher Konzentration ausgesetzt. Formaldehyd ist krebserregend, neurotoxisch, genschädigend und darüber hinaus dafür bekannt, Chemikaliensensitivität / MCS auszulösen. Schutzmaßnahmen in den Anatomie-Labors sind oftmals nicht optimal und verbesserungswürdig. Studien aus verschiedenen Ländern belegten, dass die Problematik, dass Studenten und Dozenten im Anatomiebereich Formaldehyd ausgesetzt sind und dadurch gesundheitlich beeinträchtigt werden, weltweit besteht.

Formaldehyd, gesundheitsschädlich, krebserregend

Unmittelbare gesundheitliche Auswirkungen durch Formaldehyddämpfe sind u.a. Übelkeit, Atembeschwerden, Schwindel, Kopfschmerzen und Augenreizungen, Schleimhautreizungen, Tränenfluss und ein brennendes Gefühl im Hals. Bei Formaldehydexpositionen im Niedrigdosisbereich scheinen Personen mit bereits bestehenden Allergien besonders anfällig zu sein. Eine Studie aus Thailand berichtete, dass ein Großteil der Studenten (82.7-87.8%) über extreme Erschöpfung klagte.

Langfristige Exposition gegenüber Formaldehyd kann zu Kontaktdermatitis, angeborenen Missbildungen und Krebs führen. Seit Jahren ist unstrittig, dass insbesondere die inhalative Aufnahme von Formaldehyd krebserregend ist. Wenn Studenten an Leichen arbeiten, die zuvor 12 Monate in Formalin eingelegt waren, ist das Gesicht ca. 20-30 cm dicht darüber. Eine japanische Studie bestätigte demzufolge, dass Medizinstudenten und Dozenten, wenn sie an Leichen arbeiten, in Anatomie-Labors häufig Formaldehydkonzentrationen ausgesetzt sind, die über den Grenzwerten für Innenräume liegen.

Wissenschaftler fanden zwar heraus, dass die Symptome bei den Studenten teils reversibel waren und verschwanden, nachdem sie ihre Anatomiestudien abgeschlossen hatten. Einzelfälle berichten jedoch, dass ein Teil der Beschwerden jahrelang anhielt, bzw. dass eine Sensitivität auf Formaldehyd bleibend war.

Ein Arzt über seine Erfahrungen während des Medizinstudiums:

Schon nach der ersten Stunde des Präparationskurses war mein Geruchs- und Geschmackssinn deutlich reduziert, nach der zweiten konnte ich definitiv gar nichts mehr riechen, und zwar anhaltend. Während des Kurses wurde einmal die Formaldehydkonzentration im Anatomiesaal gemessen. Die Messgeräte waren an langen Stangen befestigt, und mehrere Meter über den zu sezierenden Leichen wurden die Messungen vorgenommen. Mein Einwand, man solle doch bitte in Höhe unserer Gesichter messen, wurde so kommentiert, dass ich mich ja nicht so weit drüber beugen müsse, und außerdem könne ich den Kurs (also das Studium) ja abbrechen, wenn mir etwas nicht passen würde.

Nach Abschluss der Anatomiekurse regenerierte sich meine Geruchs- wahrnehmung erst Jahre später, allerdings habe ich nie wieder die feine Nase zurückerlangt, die ich vorher hatte. Außerdem habe ich seitdem chronische Probleme mit den Nasennebenhöhlen und MCS.

Mir ging’s allerdings auch nicht anders als allen meinen Kommilitonen.

Prävention als Maßnahme zur Qualitätssicherung in der Medizin

Medizin ist einer der anstrengendsten und kostspieligsten Studienbereiche. Vom fachlichen Können und der Leistungsfähigkeit hängen nach dem Studium Menschenleben ab. Die Formaldehyd-Exposition in Anatomie-Labors hat vermeidbare negative Auswirkungen auf die Gesundheit der angehenden Mediziner und teilweise auf deren gesamten beruflichen Werdegang. Konsequente Präventionsmaßnahmen, veranlasst durch Verantwortlichen in den Universitäten und Ministerien, könnten entscheidende Verbesserung der Situation erwirken. Schutzkleidung, adäquate Masken, Belüftung und gezielte Absaugung der Formaldehyddämpfe wären geeignet, die Gefahr für Studenten und Dozenten in makroskopischen Anatomie-Labors wesentlich zu mindern.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 17. Februar 2012

Literatur:

  • Raja DS, Sultana B., Potential health hazards for students exposed to formaldehyde in the gross anatomy laboratory., J Environ Health. 2012 Jan-Feb;74(6):36-40.
  • Hisamitsu M, Okamoto Y, Chazono H, Yonekura S, Sakurai D, Horiguchi S, Hanazawa T, Terada N, Konno A, Matsuno Y, Todaka E, Mori C., The Influence of Environmental Exposure to Formaldehyde in Nasal Mucosa of Medical Students during Cadaver Dissection, Allergol Int. 2011 May 25.
  • Lakchayapakorn K, Watchalayarn P., Formaldehyde exposure of medical students and instructors and clinical symptoms during gross anatomy laboratory in Thammasat University, J Med Assoc Thai. 2010 Dec;93 Suppl 7:S92-8.
  • Takayanagi M, Sakai M, Ishikawa Y, Murakami K, Kimura A, Kakuta S, Sato F., Formaldehyde concentrations in the breathing zone of medical students during gross anatomy laboratory in Toho University, Kaibogaku Zasshi. 2007 Jun;82(2):45-51.
  • BfR, Krebserregende Wirkung von eingeatmetem Formaldehyd hinreichend belegt, 14/2006, 29.05.2006

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Was uns noch bevor steht: Fracking

Nehmt dieses Frack-Zeug hier wieder raus!

John Fentons Wasser wurde vor ungefähr sechs Jahren unbrauchbar. „Unser Brunnen ist nur 12 Jahre alt“, sagt er. „Wir haben ihn gebohrt, als wir das Haus gebaut haben… dann fing es an sich zu verändern und war voller Gasbläschen.“ Ungefähr zur selben Zeit begannen andere Bewohner der benachbarten Stadt Pavillon sich über Veränderungen ihres Wassers zu beklagen, und wenig später hatten sie es mit Gesundheitsproblemen zu tun. Viele in der Stadt fragten sich, ob die Erschließung von Öl und Gas, aber auch der Einsatz des hydraulischen Frackens in der Umgebung, etwas damit zu tun haben könnte.

Pavillion liegt innerhalb der Grenzen des Wind River Reservates und ist überwiegend eine Bauern- und Viehzüchtergemeinde. „Südlich von wo wir wohnen gibt es einen großen Sandstein Bergzug – wirklich hübsche Spitzen und Bögen“, sagt Fenton. „Und nördlich von hier liegen die Owl Creek Mountains, hier ist es wirklich schön.“

In den Gebiet gibt es auch viel Öl und Gas, was bedeutet, dass mitten in dieses bäuerlichen Idyll eine massive Ansammlung von Öl- und Gasquellen rein geklotzt wurde, die von einem kanadischen Energie-Unternehmen namens EnCana betrieben werden. „Egal aus welchen Fenster oder welcher Tür oder von welcher Veranda Sie blicken, Sie sehen einen großen Lagertank, der 20 Fuß (6 Meter) hoch ist“, sagt Fenton. „Hier ist eine Quelle und dort sind große Anlagen und da ist alles mit Öl und Ölpfützen verdreckt.“

Ungefähr zur selben Zeit, als das Wasser in Pavillon anfing seltsam zu werden, begann EnCana seine Öl- und Gasproduktion zu steigern und die Anwohner sahen sich ab da mit Phänomenen wie Kopfschmerzen, Verlust des Riech- und Geschmackssinnes, Gedächtnisstörungen und Atemwegerkrankungen konfrontiert.

Sie baten das Amt für Umweltqualität in Wyoming und andere staatliche Behörden um Hilfe. Ihre Bitten wurden ignoriert. „Offenbar dachten sie, dass hier bei uns nichts wirklich verkehrtes passierte“, sagt Fenton. „Sehr oft, wenn sie Untersuchungsergebnisse zitierten, waren dies Untersuchungsergebnisse von EnCana. Sie waren nicht Willens, ihre Arbeit zu machen; sie steckten mit der Industrie ziemlich unter einer Decke.

Die Anwohner beschlossen, in der Angelegenheit selber etwas zu unternehmen: sie organisierten sich. Vertreter des Powder River Basin Resource Council (Umweltverband) halfen Fenton und seinen Nachbarn, auf die amerikanische Umweltschutzbehörde (EPA) Druck auszuüben, das Grundwasser in der Gegend zu untersuchen, und ab 2009 fing die EPA an, das Wasser zu untersuchen und Messbrunnen zu bauen. „Wir fanden tatsächlich Methan, dessen chemischen Signatur darauf hindeutete, dass es aus den erschlossenen Gasvorräten stammt“, sagt Ayn Schmit, Abteilungsleiterin der EPA für Wassereinzugsgebiete und Grundwasserschutz. „Wir stellten so ziemlich überall das Vorhandensein von organischen mit Diesel oder Benzin verwandten Verbindungen in niedrigen Konzentrationen fest.“

Schmit sagt, sie hätten auch Verbindungen wie Natrium und Sulfate in sehr hohen Konzentrationen gefunden, fügte aber hinzu, dass diese Verbindungen in dem Gebiet von Natur aus vorkommen. Schmit sagte jedoch, dass andere Schadstoffe wie Benzol – eine Chemikalie die in Rohöl und anderen Petrochemikalien vorkommt – über den Höchstwerten der EPA lagen. Das Amt für toxische Substanzen und Krankenstatistik, das auch an den Untersuchungen beteiligt war, empfahl 2010 einigen Anwohnern das Wasser nicht zu trinken, dafür gab es mehrere Gründe, z.B. „die im Brunnenwasser festgestellten Chemikalien, die Möglichkeit weiterer Kontamination durch Grundwasser aus der Umgebung und fehlendes Wissen über die gesundheitlichen Auswirkungen mancher der gefundenen Verbindungen“.

Im Herbst 2010 wurde eine zweite Serie von EPA-Brunnenuntersuchungen veröffentlicht; es wurden mehrere organische Verbindungen nachgewiesen, synthetische organische Verbindungen, hohe PH-Werte, die nicht zu den im Übrigen Grundwasser festgestellten Werten passten und eine Menge Methan. In der Tat so viel Methan, dass das Wasser wie Sekt perlte. Schmit sagt, das Methan weist eine ähnliche chemische Signatur wie jenes Methan auf, das in den Gasvorkommen der Gegend zu finden ist – anders als das auf natürliche Weise entstandene Methan in Torfmooren oder jenes die Bakterien herstellen. Jedoch lieferten die Analysen keinen eindeutigen Grund dafür, weshalb diese Chemikalien im Wasser sind. „Ich habe eine Menge dieser Chemikalien in meinem Brunnen“, sagt Pavillon Einwohner Jeff Locker. „Nichts wirklich viel außer sehr viel Methan und sie haben ein paar Glykole gefunden, eine Klasse organischer Verbindungen, mehrwertige Alkohole, in sehr vielen Brunnen… deshalb mache ich mir große Sorgen.“

Locker gehört zu den vielen Ansässigen, die sich in den letzten Jahren über Veränderungen des Wassers und über Gesundheitsprobleme beklagt haben und seine Frau leidet an einer schweren Neuropathie – eine Erkrankung die auftritt, wenn Nerven außerhalb des Gehirns und im Rückenmark geschädigt sind und die für Locker mit der Kontamination des Wassers und insbesondere mit den Glykolen zusammenhängen könnte.

EnCana und der Staat Wyoming zahlen nun entsprechend einer Empfehlung des Amtes für toxische Substanzen und Krankenstatistik dafür, dass alle Einwohner von Pavillon Trinkwasser in Flaschen geliefert bekommen, bis eine dauerhafte Lösung für ihre Wasserversorgung gefunden werden kann. Das Amt empfahl außerdem, dass die Bewohner welche das Wasser für Badezwecke benutzen während dem Duschen das Fenster öffnen sollen.

2010 beauftragte Pavillion Wilma Subra, MacArthur „Geniepreis“ Stipendiatin, eine Gesundheitsstudie durchzuführen. Für ihre Untersuchung sah sich Subra zuerst die Liste der Chemikalien an, welche von der EPA in dem von den Anwohnern benutztem Wasser festgestellt wurden und danach überprüfte sie deren Korrelation mit den Erkrankungen dieser Menschen. Sie stellte fest, dass 46 Prozent der von den Anwohnern berichteten Erkrankungen mit den gesundheitlichen Auswirkungen dieser Chemikalien zusammen hingen. Jedoch blieb die Frage: was genau ist die Ursache dieser Wasserkontamination? Nur mit den Daten der EPA und mit ungenauen Informationen darüber, was EnCana in die Erde pumpt, stocherte man im Nebel herum: staatliche und bundesstaatliche Offizielle behaupteten, dass die Chemikalien im Trinkwasser nicht auf bestimmte Öl- oder Gasförderungs-Aktivitäten oder auf das Fracken zurückgeführt werden könnten, ein Verfahren, bei dem man Sand, Wasser und Chemikalien in den Untergrund presst, um Ansammlungen von Erdgas und Erdöl freizusetzen. Und ohne Messungen vor Aufnahme der Energieträger-Gewinnung, auf die man sich beziehen könnte, wäre es nahezu unmöglich zu sagen, was sich in dem Wasser befand, bevor die Leute Veränderungen feststellten.

„Sie behaupten, sie könnten nicht feststellen, ob diese Chemikalien im Trink- und Grundwasser auf bestimmte Frack-Vorfälle oder Tätigkeiten zurückführen sind, weil die Firmen dies nicht berichtet haben“, sagt Subra. Subra erzählt, dass sie nun versucht, mehr Informationen darüber zu bekommen, welche Chemikalien EnCana genau in ihrem „Frack-Cocktail“ verwendet um herauszubekommen, ob es die gleichen Chemikalien sind wie jene, die man im Grundwasser von Pavillon findet.

Anfang Dezember [2011] veröffentlichte die EPA eine Datenanalyse, die darauf hinwies, dass das Grundwasser in den wasserführenden Schichten Verbindungen enthält „die wahrscheinlich mit den Gasgewinnungs-Methoden, wie z.B. dem hydraulischen Fracken in Zusammenhang stehen“. Dies war der erste EPA-Bericht, der jemals hydraulisches Aufbrechen von Gesteinsschichten [Fracking] als mögliche Quelle von Wasserkontaminationen ins Spiel brachte.

Innerhalb weniger Stunden nach der Veröffentlichung dieser Ergebnisse, behauptete der Gouverneur von Wyoming, Matt Mead, die Studie der EPA wäre wissenschaftlich fraglich und es sollten weitere Untersuchungen vorgenommen werden. Zur selben Zeit meinte EnCana, „die EPA hatte schwerwiegende Fehler und Fehldeutungen gemacht“ als sie den Entwurf ihres Berichtes veröffentlichte, der Wasserkontaminationen mit hydraulischen Fracken in Zusammenhang bringt. Der Umweltchef des Unternehmens, David Stewart sagte, die Ergebnisse sollten „von unabhängigen der EPA fern stehenden Parteien überprüft werden“ und vertrat die Ansicht, die EPA könnte für die Kontaminationen selber verantwortlich sein, als sie ihre Messbrunnen baute. Auch Beamte der Wasserbaubehörde von Wyoming verdammten den Bericht, beschuldigten die EPA, dass die Proben unsachgemäß untersucht worden wären – eine Behauptung die interne Quellen der EPA eine „Falschdarstellung“ nannten.

Am ersten Februar [2012] wurde ein Vertreter des EPA Bereiches 8 vor das Subkommitee des Repräsentantenhauses für Energie und Umwelt bestellt und über die Vorgehensweise der EPA bei den Grundwasseruntersuchungen in Pavillon befragt.

Die Anhörung fing etwas später an, nachdem der Filmemacher Josh Fox, Produzent des Dokumentarfilmes „Gasland“, welcher sich mit vom Fracken betroffenen Gemeinden befasste, festgenommen wurde, weil er versucht hatte, die Sitzung zu filmen (YouTube). Minuten nachdem die Versammlung wieder zur Ruhe gerufen worden war, drosch der Vorsitzende Andy Harris von den Republikanern auf die EPA für etwas ein, das er „einen bemerkenswerten Ausdruck von Arroganz und Missachtung der reinen Fakten“ nannte, weil sie Fracking mit etwas angreift, das er „wissenschaftliche Unterstellung und behördliche Verordnung einer Zwangsjacke…“ nannte, „Die Untersuchung der Grundwasserkontamination in Pavillon durch die EPA scheint nun ein weiteres Beispiel dafür zu sein, wie Politik die Bestimmungen und wie Interessen die Wissenschaft dominieren“.

Bei der Anhörung zugegen waren Tom Doll, Supervisor der der Öl- und Gas-Umweltkommission von Wyoming, Kathleen Sgamma, eine Lobbyistin der Western Energy Alliance, Dr. Bernard Goldstein, ein Professor der University of Pittsburgh und James Martin, der regionale Chef der EPA für den Bereich 8.

Doll sagte aus, dass der EPA-Bericht keinen Beleg für einen Zusammenhang zwischen den Petroleum-Chemikalien und den Wasserproblemen liefern würde. „Was wir den Daten tatsächlich entnehmen können ist, dass sich das Gas und Wasser in diesen zwei Messbrunnen von jenem Gas und Wasser unterscheidet, das man in den oberflächennahen für Trinkwasser genutzten wasserführenden Schichten findet“, sagte er.

Er postulierte, dass alle Substanzen in Pavillons Trinkwasser natürlicher Herkunft seien.

Während der Anhörung brachte der Repräsentant Harris die Theorie von EnCana weiter in Position, nach welcher die EPA ihre Messbrunnen selber kontaminiert hätte. Doll stimmte dieser Theorie zu: „Die Experten der Öl- und Gas-Umweltkommission, die Behörde für Umweltqualität und das Büro für Wasserqualität glauben, dass diese Kontamination vom Bohren und von der Fertigstellung dieser beiden Brunnen herrührt.“

Nach Harris sind die aktuellen Untersuchungen der EPA nichts anderes als ein Versuch, die Öl- und Gasgewinnung im ganzen Land still zu legen. Ihm ging es eindeutig darum, so etwas zu verhindern, als er Martin fragte: „Ist die EPA der Auffassung, dass die Ergebnisse dieser Untersuchungen allen Ernstes auf die gängigen modernen hydraulischen Fracking übertragen werden können, zum Beispiel in der Marcellus Shale Formation, die natürlich durch meinen Staat verläuft?“

„Herr Vorsitzender, die Rahmenbedingungen, die geologischen Verhältnisse, die bzgl. Marcellus Shale vorherrschen sind ganz andere“, sagte Martin.

„Sie glauben also, dass man diese Ergebnisse wirklich nicht guten Gewissens auf die Marcellus Shale übertragen kann?“, fragte Harris.

„Wir hatten nie die Absicht, derartiges zu tun, Herr Vorsitzender“, sagte Martin.

„Gut!“, sagte Harris.

Weder Bewohner aus Pavillon waren eingeladen worden, um bei der Anhörung auszusagen, noch offizielle Vertreter des Reservates. „Das Ganze findet mitten in unserem Reservat statt“, sagt Martel, zweiter Vorsitzender des Eastern Shoshone Business Council [Gewerbeaufsicht der Selbstverwaltung]. „Bis heute hat man mit uns sehr wenig direkt gesprochen, dies taten weder die Bewohner von Pavillon, noch der Staat Wyoming und bis Anfang Februar tat dies die Umweltbehörde ebenfalls nicht.“

Martel sagt, es ist von höchster Bedeutung, dass sowohl die Shoshones als auch die Arapaho in diese Diskussion eingebunden werden um sicherzustellen, dass die Souveränität und die Rechtsprechung der Stämme beachtet wird. Letzte Woche trafen sich Behördenvertreter der Stämme mit Chefs der EPA um deren Aktivitäten im Reservat besser verstehen zu können und Martel sagt er hoffe, dass EnCana sich bald mit dem Stamm treffen wird.

„Nach dem Wasser-Codex unseres Stamme und in Übereinstimmung mit einigen Umweltgesetzen, die vom Supreme Court (oberstes Gericht) der Vereinigten Staaten bestätigt worden sind, üben wir für diese treuhänderischen Ressourcen die Zivilgerichtsbarkeit aus“, sagt Martel, „aus diesem Grunde versuchen wir sicher zu stellen, dass wir alle technischen Informationen erhalten, damit wir in der Lage sind zu entscheiden, wie wir auf unsere rechtlichen und administrativen Möglichkeiten gestützt weiter vorgehen können“.

Mit einem etwas weitergehenden Blick meint Martel, der Aufruhr in Pavillon ist vielleicht der Anfang von vielen ähnlichen Konfrontationen in Indian Country [das Amerika der First Nations]. „In Nord-Dakota gibt es Fort Berthold, wo viel Fracking und wirtschaftliche Entwicklung stattfindet, oder Fort Peck und viele Reservate im nördlichen Teil des Great Plains Gebietes,“ sagt er. „[In den Staaten] New York und Pennsylvania werden ein paar Stämme [von den Arbeiten] in der Macellus Shale und anderen Entwicklungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich denke, dies ist ein echter Lernprozeß für die Stämme, dafür zu sorgen, dass wir alle Auswirkungen dieser Entwicklung voll verstehen und zusammenarbeiten, damit wir sicherstellen, dass unsere Verwaltung über die technische Kompetenz verfügt, diese Probleme anzusprechen“.

Martel sagt, die Wind River Stämme sind für Entwicklung, aber sie sind auch für Umwelt. Seine Sorge gilt gleichermaßen dem Schutz von Land und Wasser, genauso wie das Reservat Erträge, Jobs und Steuergelder benötigt. „Wasser ist ein sehr heiliges Geschenk unseres Schöpfers“, sagt er „und was hat man noch, wenn man das Wasser zerstört hat?“

– –

Tom Doll von der der Öl- und Gas-Umweltkommission in Wyoming meint, das größte Problem in Pavillon besteht darin, dass keine grundlegenden Messungen vor den Bohrarbeiten vorgenommen wurden; er vermutet, es würde nie einen schlüssigen Beweis für die Herkunft der Wasserkontamination geben. „Wir arbeiten zusammen und diese Probleme zu lösen, wir versuchen von der Schuldzuweisung weg zu kommen um damit fertig zu werden, wir versuchen Lösungen und einen Abschluss zu finden“, sagt er. „Ich denke wichtig ist, dass die Menschen die Dinge hinter sich lassen und weiter machen können.“

Das ist jedoch eine Einstellung, die vielen Bewohner von Pavillon nicht gefällt. „Meine Frau und meine Schwiegermutter haben beide ihren Geruchs- und Geschmackssinn verloren, genauso wie einige Frauen der Nachbarschaft“, sagt Fenton. „Und dies geschah nach oder während den Bohrungen“.

Autor: Tristan Ahtone, für Indian Country Today Media Network, 8. Februar 2012

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Titel des Original-Artikels: „Get the Frack Out Of Here!“

Copyright: Indian Country Today Media Network

We thank Mr. DeMazza for the permission to translate this article.

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Valentinstag: Rosen sind kein gutes Geschenk

Vergiftete Liebesgrüße: BUND warnt vor Pestiziden in Valentinsrosen

Rosen sind zu Valentinstag ein traditionelles Geschenk. Mit einem Strauß rote Rosen erhält die Liebste fast immer eine Portion giftiger Pestizide, das konnte die Umweltorganisation BUND auch für 2012 durch Laborttests bestätigen. Wer erst in letzter Minute nach einem Geschenk für den Valentinstag sucht, ist mit einer Einladung zu einem romantischen Candlelight-Dinner in ein nettes Restaurant besser beraten, anstatt Rosen zu kaufen oder Parfüm. Insbesondere Rosen aus Supermärkten sind so hoch belastet, wie BUND in einer Pressemitteilung offenbart:

BUND: Acht von zehn in Berliner Geschäften gekaufte Rosensträuße, die ein vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beauftragtes Labor in der Woche vor dem 14. Februar – dem Valentinstag – untersucht hat, enthielten Pestizidrückstände. Dabei handelt es sich um elf verschiedene, teils stark krebserregende und hormonell wirksame Pestizide. Die Blumen stammen vor allem aus Supermärkten und Blumenketten, die ihre Produkte auch bundesweit verkaufen. Analysiert wurden Rosen von REWE, Penny, Netto, Real, Kaisers, Blume 2000, Green Queen Flower sowie von drei kleineren Blumengeschäften.

Am schlechtesten schnitten die Rosen der Supermarktkette Real ab. In ihnen wurde ein Giftcocktail aus acht verschiedenen Pestiziden gefunden. Das zweitschlechteste Ergebnis hatte der Discounter Penny, dessen Rosen mit fünf Pestiziden belastet waren. Besonders bedenklich sei, dass in beiden Fällen besonders hohe Konzentrationen der stark krebserregenden und hormonell wirksamen Pilzbekämpfungsmittel Carbendazim und Chlorthalonil gefunden worden seien, sagte der BUND-Pestizidexperte Tomas Brückmann. Pestizidfrei seien lediglich die Rosen von zwei kleinen Blumenläden gewesen.

Brückmann: „Giftige Chemikalien haben in Blumensträußen nichts zu suchen. Einige der von uns gefundenen Pestizide können der Gesundheit der Kundinnen und Kunden erheblich schaden. Wir rufen die Supermärkte und den Blumenhandel auf, den Verkauf von pestizidbelasteten Blumen umgehend zu stoppen und solche Ware nicht mehr von ihren Lieferanten zu beziehen.“

Vom Einsatz der Pestizide seien auch die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Herkunftsländern der Blumen stark gefährdet. Der größte Teil der in Deutschland verkauften Blumen werde in Afrika unter teils unsozialen und umweltschädlichen Produktionsbedingungen herangezüchtet, so der BUND-Experte.

Autor:

Antext: Silvia K: Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

BUND, Vergiftete Liebesgrüße: BUND warnt vor Pestiziden in Valentinsrosen, Berlin, 12. Februar 2012

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Umweltzerstörung durch Teersand-Öl

Ölkonzerne pushen Abbau von Teersand

Die Diskussion, ob es sinnvoll ist, aus Teersand Kraftstoffe zu gewinnen, ist in vielfacher Hinsicht von internationaler Bedeutung. Die großen Öl-Konzerne haben ihre Lobby darauf angesetzt, den Weg für den Abbau von Teersand und die Gewinnung von Kraftstoff daraus frei zu machen. Ganze Gegenden würden dadurch zu toxischen Arealen, die für Mensch und Tier nicht mehr bewohnbar sind und die Umwelt völlig zerstören. Umweltorganisationen sagten „Nein“ zum Abbau von Teersand. Die Umweltzerstörung ist so immens hoch ist, dass keine Rechtfertigung besteht, einer kleinen Anzahl von Öl-Konzernen die Genehmigung zu erteilen, damit diese auf solche zerstörerische Weise Profite erwirtschaften können.

Der WWF hat eine Stellungnahme zu Abstimmung zur Teersand-Thematik im deutschen Bundestag veröffentlicht:

Stellungnahme zur Entscheidung des Umweltausschuss zu „Kraftstoffen aus Teersand“

Berlin – Zur heutigen Abstimmung im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages über die deutsche Positionierung zum Vorschlag der EU-Kommission, Kraftstoffe aus Teersand einen höheren CO2-Ausgangwert in Bezug auf Treibhausgasemissionen zuzurechnen, erklärt Viviane Raddatz, Referentin Mobilität beim WWF Deutschland:

„Mit dieser Entscheidung haben sich die Abgeordneten zu Botschaftern Kanadas gemacht und sich widerstandslos vor den Karren der Öl-Industrie spannen lassen. Erst hat die Regierung eine beispiellose Hängepartie veranstaltet und die Entscheidung über die deutsche Positionierung immer wieder hinausgezögert, nur um dann nach der Pfeife der internationalen Öl-Konzerne zu tanzen und Kyoto-Aussteiger Kanada auf seinem Weg abseits der internationalen Staatengemeinschaft zu bestärken. Die Bundesregierung muss endlich wieder zur deutschen Vorreiter-Rolle beim internationalen Klimaschutz zurückkehren.“

Hintergrund

Einer WWF-Studie zufolge schlägt der Abbau von Teersanden mit drei bis vierfach höheren CO2-Emissionen zu Buche als die konventionelle Ölförderung. Um Teersand in großem Stil zu gewinnen, müsste demnach in Kanada ein Areal von der Fläche Englands entwaldet werden. Gigantische Tagebauten seien notwendig, hinzu kämen toxische Abwasser-Seen, die noch aus dem Weltall zu erkennen seien. Deshalb hält der WWF strengere Klimaauflagen für Benzin und Diesel aus Teersanden für unablässlich. Nach einem entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission sollen Kraftstoffe aus Teersand einen höheren CO2-Ausgangwert in Bezug auf Treibhausgasemissionen erhalten. Das würde sie für den europäischen Markt unrentabel machen.

Autor:

Antext: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

WWF, Stellungnahme zur Entscheidung des Umweltausschuss zu „Kraftstoffen aus Teersand“, 8. Februar 2012

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Klimaschutz durch Hanf auf dem Bau

Naturstoff Hanf auf dem Bau statt Plastik

Umweltbewusst und vor allem nachhaltig Bauen heißt, dass man Baustoffe nutzt, die biologisch abbaubar sind, die keinerlei Gifte in die Umwelt abgeben und eine positive CO2 Bilanz aufweisen. Viele Menschen unseres Landes denken, wenn auf dem Werbeplakat umweltfreundlich steht, dann ist das auch so. Die meisten hinterfragen den Werbeslogan nicht, sie glauben es einfach. Stimmt dann noch der Einkaufspreis und ist der Verkäufer recht freundlich, dann ist das Produkt gekauft. Überrascht sind viele erst, wenn das Produkt bereits eingebaut ist oder wenn man es aufgrund einer Sanierung oder dem Abriss entsorgen muss, denn mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Baustoffen, die zwar sehr günstig im Einkauf sind, aber in der Entsorgung nicht selten ein Vielfaches mehr an Kosten fabrizieren. Aber nicht nur das, viele Produkte, die anno dazumal mit strapazierfähig, dauerhaft und wunderbar gekennzeichnet sind, sind als definitiv gesundheitsschädigend einzustufen.

Verbrauchertäuschung

Heute sind wir sogar soweit, dass sich führende Chemiekonzerne zusammenschließen und sich nach außen als unabhängige Beratungsstelle darstellen oder gemeinsam etwaige Institutionen unterhalten, welche namentlich z.B. mit den Worten „Umwelt“ und „Kompetenz“ beworben werden. Sinn und Zweck des ganzen ist nicht mehr oder weniger, als das man trickreich versucht, den Konsumenten klar zu machen, dass Mediziner, Baubiologen und Mitbewerber, Panikmacher, Spinner oder gar fachlich benebelte Irrführer sind. Ein Fakt, den man vor ein paar Wochen in nahezu allen Medien aufschnappen konnte. Da hat ein Sachverständigenkollege mit einem Filmteam dargestellt, welche Gefahren Wärmedämmverbundsysteme mit Polystyrol darstellen. Prompt wurde diese Darstellung als falsch und übertrieben gegenargumentiert. Beweise als Trugbild bezeichnet. Fachleute als Schwätzer hingestellt und mit althergebrachten und längst überholten Propagandasprüchen versucht, die Wahrheit in den Schatten zu stellen. Doch mittlerweile haben sich selbst ehemalige Anhänger auf die Gegenseite gestellt, da auch diese nun wissen, dass so einiges nicht mehr glaubhaft zu machen ist. Die Schar der Bauherren informiert sich immer mehr, sucht und findet Alternativen und sie will nicht, dass ihre Kinder den günstigen Baustoff von heute später teuer bezahlen müssen. Aber schimpfen wir nicht auf dunkelschwarzen Lobbyismus, sehen wir und Alternativen an.

Hanf der ideale Baustoff

Eine Alternative im Dämmstoffsektor sind zum Beispiel Dämmstoffe aus Hanf. Eine Rohstoffpflanze, die ohne großen Aufwand auf deutschen Feldern wächst, ergo eigentlich überall regional angebaut werden kann. Hanf zählt grundsätzlich zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt, wobei drei Arten unterschieden werden.

Medizin als Baustoff für den Dachboden, die Fassade, die Wand und den Fussboden

Der Ruderalhanf (Cannabis sativa subsp. ruderalis), eine Art die auch in kalten Regionen der Erde sehr gut wächst (z.B. im Ural oder in Südsibirien etc.). Sie wurde und wird vor allem in der Medizin als schmerzstillendes Mittel oder gegen Übelkeit genutzt oder auch in der Textilverarbeitung, als Nahrungs- oder Rauschmittel. Oft wurde und wird auch eine Kreuzung mit dem indischen Hanf vollzogen um die Witterungsbeständigkeit der Pflanze zu erhöhen.

Wobei wir auch schon bei der nächsten Art wären, dem Cannabis sativa subsp. indica, ergo dem umgangssprachlich bekannten indischem Hanf. Dieser kann und wird in der Medizin verwendet und vor allem auch als Rauschmittel. In den letzten Wochen ist gerade diese Hanfsorte wieder einmal im Gespräch, da sie in Deutschland seit 1982 grundsätzlich als ein illegales Rauschmittel gilt und unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Der Besitz von geringen Mengen wird zwar mittlerweile strafrechtlich nicht verfolgt, doch ist nicht definiert, was eine geringe Menge ist. So wird von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich bewertet. Die Argumente gegen die Legalisierung des Indicas sind Großteils fadenscheinig und auf Vorurteile aufgebaut, die selbst immer wieder durch anerkannte Mediziner und Wissenschaftler widerlegt wurden und werden. Nicht selten wird auch mit sehr paradoxen Erklärungen aufgewartet. So wird beispielsweise mit der Betitelung“ Einstiegsdroge“ argumentiert und das in einem Land, in dem alkoholische Produkte, also Produkte die eine starke körperliche und physische Abhängigkeit und nicht selten Aggressivität, im Worst Case sogar den Tod verursacht können, als Lebensmittel angesehen werden. Das Kraut jedoch, das im schlimmsten Fall nur eine psychische Abhängigkeit (identisch mit dem Rauchen von Tabak) verursacht und dessen Rauch weit weniger gesundheitsschädliche Substanzen enthält als zum Beispiel Tabak, wird angeprangert. Ich will nicht für den Konsum von Drogen werben, doch möchte ich verdeutlichen, dass gerade diese oft mit Halbwissen gefütterten Gegenargumente wesentlich mehr Anreiz zum Probieren geben, als wenn man Cannabis legalisieren würde. Noch wichtiger aber wäre eine Legalisierung aus meiner Sicht für die industrielle Nutzung. Teure und aufwändige Kontrollen im Nutzhanfanbau würden obsolet.

Nutzhanf, genauer Cannabis sativa subsp. sativa, ist dann auch schon die dritte Sorte des Hanfs. Das ist die Art, die einen äußerst geringen THC-Gehalt, dem berauschenden Stoff im Kraut, aufweist und somit allgemein nicht als Rauchmittel nutzbar ist. Auch ein Grund, warum diese Hanfart seit 1996 aus dem generellen Hanfanbauverbot herausgenommen wurde. Er ist schon beinahe als Wundernutzpflanze betitelbar, denn sein schnelles Wachstum und die hohe Faserqualität lassen eine breite industrielle Nutzbarkeit zu. So können hiervon nicht nur Textilien sondern auch Dämmstoffe, Formteile, Industrie- und Speiseöle, Papier, Brennstoff, Druckerfarben und vieles mehr hergestellt werden. Cannabis sativa subsp. sativa wächst innerhalb von ungefähr 110 Tagen bis zu 4 Meter in die Höhe. Hierbei ist keine allzu große Pflege notwendig, denn bei diesem rasanten Wachstum bleibt Unkräutern nicht viel Platz und vor allem Licht zum Wachstum. Unkrautbekämpfungsmittel sind somit also überflüssig, ebenso wie chemische Pflanzenschutzmittel.

Innovativ: Hanf auf dem Bau statt Plastik

Ein Unternehmen, das mit dem Rohstoff Hanf seit vielen Jahren forscht, entwickelt, produziert und dabei keine Mühe und Kosten scheut, ist die Firma Hock GmbH in Nördlingen. Hock stellt vor allem Dämmstoff aus dem Nutzhanf her. Hierzu gehören gewöhnliche Platten- bzw. Mattendämmstoffe aber auch Stopfdämmung, Randdämmstreifen für Estriche oder Trittschallunterlagen für Parkette u.ä.. Als Bausachverständiger, der mitunter Wärmedämmsysteme zu seinen Schwerpunkten zählt, beobachte ich den Aufbau der Firma seit Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts, quasi seit der ersten Stunde. Die Geschäftsführerin, Frau Carmen Hock-Heyl, hat mit einer vorbildlichen Willenskraft und unendlich scheinender Tatkraft einen harten aber sehr erfolgreichen Weg beschritten und ein Unternehmen aus dem Boden gestampft das mittlerweile für über 70 Menschen einen sicheren Arbeitsplatz darstellt. Mit ihrem unternehmerischen Geschick und der dazugehörigen Ausdauer schaffte sie aber auch die Grundlage für zahlreiche weitere Arbeitsplätze z.B. in der Landwirtschaft und eine breite Akzeptanz zum Rohstoff Hanf selbst. Ich neige sogar dazu zu schreiben, dass ohne die fleißige Dame aus dem Ries die Hanfindustrie in Deutschland nicht annähernd so akzeptiert werden würde, wie sie es heute wird.

Maßgeschneidert ohne Mehrkosten

Die Dämmplatten der Firma Hock kann man in zwei Varianten beziehen, als „Premiumversion“ mit einer Stützfaser aus Polyester und der etwas umweltfreundlicheren, weil kompostierbaren „Plus“-Variante, mit Stützfasern aus Maisstärke. Beide Dämmplatten enthalten keine Borate für den Brandschutz sondern einfaches Soda. Im Groben kann man zusammenfassen, dass die Hanfdämmplatten aus ca. 83 bis 87% Hanffaser, 10 bis 12% Stützfasern und 3 bis 5 % Soda hergestellt werden. Die Dämmplatten erreichen einen Bemessungswert der Wärmeleitfähigkeit von 0,040 W/mK und haben eine Rohdichte von 30 bis 42 kg/m3. Die Schimmelpilzanfälligkeit konnte nach EN ISO 846 mit der Bestnote 0 bewertet werden, was so viel bedeutet wie, dass keinerlei Schimmelpilzwachstum festgestellt werden kann. Einsetzbar sind die Dämmplatten für Innendämmungen, Decken-, Boden-, Außenwanddämmungen und auch als Dämmstoff auf oder zwischen die Sparren des Daches. Kurz und knapp, überall im und am Haus, außer im erdberührten und somit feuchtigkeitsbelasteten Perimeterbereich. Was die wenigsten bieten ist bei Hock auch in wirtschaftlich nicht so tollen Zeiten ohne Aufpreis zu erhalten, nämlich die Maßanfertigung. So kann man im Nördlinger Unternehmen den Hanfdämmstoff angepasst an die benötigten Maße bestellen ohne einen Cent mehr zu bezahlen. Dies spart das zeitraubende Zuschneiden und somit auch einiges an Verarbeitungskosten auf der Baustelle.

Abschließend sei noch zu erwähnen, dass die gesamte CO2 Belastung für die Herstellung der Hock-Hanfdämmstoffe, von der Einsaat bis zur Verladung des Dämmstoffes, geringer ist, als das Einspeicherpotential der Hanfpflanze selbst. Womit sich jeder Bauherr, der seine Immobilie ausreichend mit dem Hanfdämmstoff dämmt, tatsächlich auch als Klimaschützer betiteln dürfte. Neben diesem ist der Naturdämmstoff mit Blick auf den sommerlichen Hitzeschutz um Meilen den Kunstprodukten wie z.B. „Styropordämmung“ voraus.

Pioniere auf unkonventionellen Wegen

Aktuell können Sie auch an einer Schulungstour der Firma Hock Thermohanf teilnehmen. Zusammen mit dem bekannten deutschen Journalisten Dr. Franz Alt, Ingenieuren der Firma Hock und dem ehemaligen Lead-Sänger der „Söhne Mannheims“ Herr Rolf Stahlhofen, bietet die Firma Hock eine etwas andere, spannende Informationsveranstaltung in unterschiedlichen Kinos in Deutschland. Dr. Franz Alt referiert hierbei mit seinem Vortrag „Auf die Zukunft bauen“ und zeigt in beeindruckender Weise, wie und wo die Sonne zur Energiegewinnung nutzbar ist. Die Firma Hock stellt nicht nur ihre Hanfdämmstoffe, sondern auch die ihre Lehmprodukte vor. So bekommt man verständlich alle Anwendungsmöglichkeiten von Hanf als Baustoff vorgestellt und erhält einen tiefgehenden Einblick in die Verarbeitung von Lehmbauplatten, Lehmputzen und Lehmfarben. Rolf Stahlhofen begleitet den Informationstag mit seiner Band und rundet dadurch die Veranstaltung wunderbar ab. Neben dem musikalischen Hochgenuss stellt Herr Stahlhofen zu diesem seine Stiftung „Water is Right“ vor, mit der er, so hat er seiner Tochter versprochen, bis spätestens 2020 jedem Menschen auf dieser Welt sauberes Trinkwasser zugänglich machen möchte. Der nächste Termin ist am 13. Februar 2012 in der Nikolaistrasse im Cinemaxx in Hannover.

Autor:

Gerhard Holzmann, Sachverständigenbüro Holzmann-Bauberatung, 6. Februar 2012

Mehr zu dem Rohstoff Hanf im Fachbuch des Autors erfahren: „Natürliche und pflanzliche Baustoffe“. Das Buch kann selbstverständlich in jedem Buchhandel bezogen werden.

Blog Sachverständigenbüro Holzmann Bauberatung

Weitere Artikel von Gerhard Holzmann auf CSN Blog:

Seit 14 Jahren gezielte Aufklärung über MCS durch Politiker

Multiple Chemical Sensitivity – Erkrankte sind auf  Hilfe durch Mitmenschen angewiesen

Schon im vergangenen Jahr war Christine O. Gregoire, die Gouverneurin des US-Bundesstaates Washington, die erste Unterzeichnerin einer Proklamation zur Verkündung des MCS – Multiple Chemical Sensitivity Aufklärungsmonats. Jedes Jahr im Mai finden in vielen US Bundesstaaten Aufklärungsveranstaltungen vielfältiger Art statt. Die Gouverneure der teilnehmenden Bundesstaaten setzen ihr Staatssiegel unter eine Urkunde, die dazu dient, die Bevölkerung auf die Krankheit MCS hinzuweisen und auf die Konsequenzen, mit denen an MCS erkrankte Menschen leben müssen.

Akzeptanz für MCS Kranke durch gezielte Aufklärung

Die amerikanischen Politiker haben durch die von ihnen ausgerufenen Aufklärungskampagnen viel Akzeptanz für die MCS Kranken in der Bevölkerung erzielt. Öffentliche Institutionen und zahlreiche Organisationen klinken sich im Monat Mai ein und helfen durch Aufklärungsveranstaltungen, Flyer, Video und Aktionen, dass die Situation der Chemikaliensensiblen weiter verbessert wird. Eines der Ziele ist, zu vermitteln, dass jeder an MCS erkranken kann, ganz gleich welche Hautfarbe er hat, welchen Bildungsgrad, ob er arm oder reich ist. Eine weitere Priorität bei der Aufklärung ist auf Prävention gerichtet. Mitmenschen erhalten Informationen, die ihnen verdeutlichen, durch welche Chemikalien und welche Umstände MCS ausgelöst werden kann und wie vielfältig die Reaktionen sind, die durch Chemikalien, selbst im Niedrigdosisbereich, ausgelöst werden können.

MCS Aufklärungsmonat Mai, eine weltweiter Aktionsmonat

Als vor vierzehn Jahren die erste Proklamation zur Ausrufung einer MCS Aufklärungswoche unterzeichnet wurde, hätte niemand gedacht, dass daraus eine weltweite Kampagne erwachsen würde. MCS Organisationen aus vielen Ländern weltweit nehmen mittlerweile am MCS Aufklärungsmonat teil. MCS Aktivisten lassen sich kreative Aktionen einfallen und Tausende von Menschen mit MCS unterstützen, jeder auf seine Weise, diesen Aktionsmonat.

Verkündung von Gouverneurin Christine O. Gregoire, Washington State:

4. Januar 2012

WEIL, Menschen aller Altersgruppen im Bundesstaat Washington eine Erkrankung entwickelten, die als Multiple Chemical Sensitivity (MCS) bekannt ist, als Resultat einer massiven Chemikalienexposition oder wiederholten Expositionen gegenüber Chemikalien im Niedrigdosisbereich und gegenüber anderen Reizstoffen in ihrer Umwelt; und

WEIL, MCS von zahlreichen Organisationen dahingehend anerkannt ist, so dass diese die Gesundheit und das Wohlergehen von Chemikaliengeschädigten unterstützen, einschließlich der WHO – Weltgesundheitsorganisation, dem Americans with Disabilities Act, der Social Security Administration, dem US Department of Housing and Urban Development und der Umweltschutzbehörde EPA; und

WEIL, MCS eine chronische Erkrankung ist, für die keine Heilung bekannt ist; zu den Symptomen chronische Erschöpfung, Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautausschläge, Asthma, Kopfschmerzen und andere Atemwegs- und neurologische Probleme gehören; und

WEIL, MCS zu erheblichen Konsequenzen führen kann im finanziellen Bereich, bei der Arbeit, beim Wohnen, für die Gesundheit und soziale Folgen für die Menschen haben kann, die unter dieser Behinderung leiden; und

WEIL, angemessene Unterkünfte und das Wecken von Aufmerksamkeit für MCS, Chancen für Menschen mit dieser Behinderung schaffen kann, damit diese Zugang zu Arbeit, Schulen, öffentlichen und anderen Einrichtungen erhalten, wo sie weiterhin dazu beitragen können, ihre beruflichen Fähigkeiten, Ideen, Kreativität, Fähigkeiten einzubringen; und

WEIL, Menschen mit MCS Unterstützung brauchen und Kooperation durch Familie, Freunde, Mitarbeiter und der Gesellschaft, um ihre Krankheit zu bewältigen und sich an neue Lebensweisen anzupassen;

DESWEGEN und JETZT, verkünde ich, O. Gregoire, Gouverneurin des Bundesstaates Washington, hiermit den Mai 2012 als

Multiple Chemical Sensitivity Aufklärungsmonat (pdf)

im Staat Washington, und fordere alle Bürger auf, diesen speziellen Monat mit mir einzuhalten.

Unterzeichnet am 4. Januar, 2012

Gouverneur Christine Gregoire O.

 

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 04. Feb. 2012

Literatur:

Gouverneur Christine Gregoire O., Proclamation 2012 MCS Awareness Month, 4. Januar 2012

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