Elektromagnetische Hypersensitivität und Multiple Chemical Sensitivity: Zwei Seiten derselben Medaille?

In mehreren Ländern sind EHS, MCS und Fibromyalgie mittlerweile als funktionale Behinderungen anerkannt

Etliche Fachleute aus verschiedenen europäischen Ländern stimmen zu, dass es sich bei elektromagnetischer Hypersensitivität um eine reale, körperliche Erkrankung handelt, und für einige scheinen diese Beschwerden direkt etwas mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS) zu tun zu haben. Dies ist das Resultat des Kongresses „Mobilfunk, Wi-Fi, Wi-Max: Gibt es Gesundheitsrisiken?“, der am 14. Juni 2011 im Palazzo Marini, der Abgeordnetenkammer in Rom, abgehalten wurde. Diese Veranstaltung, die von A.M.I.C.A., der Vereinigung für umweltbedingte und chronisch toxische Verletzungen organisiert wurde, sollte über die Gesundheitsgefahren einen Überblick verschaffen, welche mit dem Gebrauch kabelloser Geräte verbunden sind.

Onkologe Prof. Dominique Belpomme, Professor am Universitätsklinik-Zentrum „Necker-Enfants Malades“ (Kinderklinik), Präsident von ARTAC (Anti-Krebstherapie-Forschung) präsentierte in seinem Vortrag „Diagnostische und therapeutische Protokolle zur Unverträglichkeit elektromagnetischer Felder“ die Ergebnisse einer klinischen Untersuchung von mehr als 450 Patienten, welche von 2008 bis 2011 in diese einbezogen wurden. Er und sein Team benutzten eine neue Technik für die Diagnostik von Menschen, die über gesundheitliche Reaktionen auf elektromagnetische Felder berichten, eine Erkrankung, die er vorzugsweise als „Intoleranz Elektromagnetischer Felder“ oder „EFI Syndrom“ und weniger als „Elektromagnetische Hypersensitivität“ definiert.

Bei der neuen Technik handelt es sich um den „Gepulsten Echo-Doppler“, eine gepulste Doppler-Echokardiographie des Gehirnes, welche den Echodoppler mit einer Computerauswertung kombiniert, um die Hirndurchblutung zu bestimmen. Anders als andere Methoden ist diese nicht gefährlich und es kommt dabei keine ionisierende Strahlung (Radioaktivität) zum Einsatz. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Menschen mit Elektromagnetische Felder Intoleranz das Gehirn schlechter durchblutet ist als bei der Kontrollgruppe, insbesondere der linke Teil des limbischen Bereiches des Gehirnes. Dies ist ein ganz besonderer Bereich, denn es ist der „archaische“ Teil des Gehirnes, der viele Körperfunktionen kontrolliert.

„Diese Ergebnisse sind sehr bedeutend“, sagte Belpomme auf dem Kongress, „denn zum ersten Mal können wir mit objektiven Tests Elektromagnetische Felder Intoleranz als körperliche Erkrankung belegen.“

Sein Team hat weitere Testmethoden angewendet, wie etwa die Konzentration von Histamin, Protein S100B und Hitzeschock-Proteine Hsp70 und Hsp27 im Blut. Bei rund 70 Prozent der untersuchten Patientengruppe lag ein ernsthafter Vitamin D Mangel vor, bei etwa 1 bis 2 Prozent der Patienten waren die Proteine Hsp27 und Hsp70 erhöht, während mehr als 40% der Stichprobe einen erhöhten Histaminspiegel hatten, ein Sachverhalt, der sich vollständig mit der Interpretation dieses Syndroms als körperliche Erkrankung deckt.

Bei ungefähr 10 Prozent der Patienten war Protein S100B erhöht, ein Marker für die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke (BHS). Bei einem Drittel der Stichprobe wurde eine Reduktion von Melatonin im Urin festgestellt und dies kann bei diesen Patienten eine Erklärung für Symptome wie Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Depressionen sein.

Diese Veränderungen ähneln denen, die man bei Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS) (PDF) findet sehr, besonders hinsichtlich der Reduktion der Hirndurchblutung, der neurogenen Entzündungen, der Zunahme des oxidativen Stresses und der Schwächung der Abwehrkräfte. Die Tatsache, dass elektromagnetische Felder (EMF) eine Öffnung der Blut-Hirn-Schranke zur Folge haben, könnte mit dem Schutz des Hirnes vor toxischen Chemikalien ungünstig zusammenwirken. Es ist in der Tat nicht ungewöhnlich, dass Patienten mit dem EFI Syndrom MCS-Symptome haben, während Erkrankte mit MCS auch auf EMF reagieren.

Die Erhöhung des oxidativen Stresses bei elektrosensitiven Patienten wurde auch von Dr. Valeria Pacifico festgestellt, die in Rom über „Metabolische Biomarker für unausgeglichene Oxidationsreduktion und der Anfälligkeit gegenüber nicht ionisierender Strahlung“ referierte. Sie arbeitet im Team von Dr. Chiara De Luca im Versuchslabor BILARA am dermatologischen Institut von Immaculata in Rom, das zahlreiche Arbeiten über die Rolle des oxidativen Stresses bei Umwelt-Sensitivitäten veröffentlicht hat. (1, 2)

„Um eine Diagnose für dieses Syndrom zu stellen, müssen wir zuerst den Patienten zuhören und überprüfen, ob die Symptome besser werden oder verschwinden, wenn sie sich von EMF-Quellen fern halten“, erklärte Prof. Belpomme. Um nachzuweisen, ob die elektromagnetischen Felder die wirkliche Ursache für die bei diesen Patienten festgestellten Veränderungen sind, mussten die Patienten die Untersuchungen drei Monate vor und drei Monate nach einem Zeitraum wiederholen, in welchem sie EMF mieden. Die Ergebnisse zeigten, dass sich nach der Zeit der Vermeidung die Werte dem Normalen annäherten.

Aufgrund der starken Korrelation zwischen EMF Exposition und Alzheimer Erkrankung, welche sechs epidemiologische Studien belegten, geht Belpomme davon aus, dass jeder elektrosensitive Patient mit Gedächtnisstörungen auch auf Alzheimer untersucht werden sollte. Er weist darauf hin, dass es sich bei Alzheimer um den Verlust des Langzeitgedächtnisses handelt, während das EFI Syndrom oft zum Verlust des Kurzzeitgedächtnisses führt, doch dieses Symptom könnte als Vorläufer der Alzheimer Erkrankung angesehen werden.

Prof. Olle Johansson, assoziierter Professor der experimentellen dermatologischen Einheit der Abteilung für Neurowissenschaften am Karolinska Institut und Professor am königlichen Institut für Technologie in Stockholm referierte in Rom über „Das Vorsorgeprinzip: Von der Bioinitiative zum Seletun Konsens„. Er widmete seinen Vortrag den Menschen die von EHS und MCS betroffen sind, weil „diese ein sehr schweres Leben haben“.

Er ist einer der engagiertesten Wissenschaftler, welche sich für neue Biologie gestützte Sicherheitsrichtlinien für EMF einsetzen. 2006 war er anlässlich der ICEMS-Resolution in Benevento, danach 2007 in London für eine neue Resolution und er gehörte auch zu jener Gruppe unabhängiger Wissenschaftler, die 2007 den berühmten Bioinitiative Report veröffentlichte, dessen politische Agenda starke ökologische Bedenken enthielt. Aufgrund dieses Berichtes unterzeichnete das Europäische Parlament am 4. September 2008 tatsächlich eine Resolution, um zu bekunden, dass die aktuellen Sicherheitsbeschränkungen für EMF überholt sind und um die europäischen Regierungen vor der Zunahme neuer Umwelterkrankungen wie EHS, MCS und dem dentalen Amalgam Quecksilber Syndrom zu warnen.

Vor nicht allzu langer Zeit gehörte Prof. Johansson zu der Gruppe von Wissenschaftlern, die jenen Seletun Consensus vorbereiteten, der Februar 2011 in den Rezensionen von Environmental Health (3) veröffentlicht wurde. Er stellt fest, dass die derzeitigen Standards die Weltbevölkerung nicht vor elektromagnetischen Feldern schützen und dass alle EMF jetzt reduziert werden sollten, anstatt auf einen definitiven Beweis für die Gefahr zu warten. Er erklärt ebenfalls, dass Menschen, die EHS Symptome berichten, als von einer funktionellen Behinderung Betroffene angesehen werden sollten.

In Schweden sind z.B. EHS, MCS und Fibromyalgie längst als funktionelle Behinderungen klassifiziert. Dies bedeutet, dass von diesen Erkrankungen betroffene Menschen nicht als Patienten angesehen werden, sondern dass es die Umwelt ist, die sie behindert macht und dass folglich die Umwelt verändert werden muss. Eine derartige Klassifikation stellt die volle Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen dar, welche am 30. März 2007 von Regierungsvertretern unterzeichnet wurde. Diese Konvention sollte genügen, um alle Regierungen zu drängen, die richtigen Lösungen für Barrierefreiheit und die besten Sozialregelungen für Menschen mit umweltbedingten Sensitivitäten zu finden und die Diskriminierung zu beenden.

Autor: Francesca Romana Orlando, Journalistin und Vize-Präsidentin von A.M.I.C.A.

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Literatur:

  1. De Luca C. et al., Biological definition of multiple chemical sensitivity from redox state and cytokine profiling and not from polymorphisms of xenobiotic-metabolizing enzymes, Toxicology and Applied Pharmacology, YTAAP-11818; No. of pages: 8; 4C.
  2. De Luca C. et al., The Search for Reliable Biomarkers of Disease in Multiple Chemical Sensitivity and Other Environmental Intolerances, Int. J. Environ. Res. Public Health 2011, 8, 2770-2797; doi:10.3390/ijerph8072770
  3. Fragopoulou A ed al., Scientific panel on electromagnetic field health risks: consensus points, recommendations, and rationales, Rev Environ Health. 2010 Oct-Dec; 25(4):307-17.

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MCS Leitlinie für Krankenhäuser

Ministerium für Gesundheit schafft bessere Bedingungen für MCS Kranke in Kliniken

Das Ministerium für Gesundheit des australischen Bundesstaates Victoria hat eine Leitlinie für Krankenhäuser herausgegeben, indem beschrieben wird, welche speziellen medizinisch bedingten Bedürfnisse Patienten mit MCS – Multiple Chemical Sensitivity haben und wie man mit dieser Patientengruppe Entgegenkommen erweisen sollte, damit ein Klinikaufenthalt positiv verläuft. Der Bedarf für eine solche Leitlinie ergab sich durch die wachsende Anzahl MCS Kranker in den einzelnen Gemeinden des Bundesstaates Victoria. Mehrere Selbsthilfegruppen und MCS Aktivisten hatten sich bemüht, dass Victoria die Leitlinien für den Umgang mit MCS Patienten in Krankenhäusern des Gesundheitsministeriums von Südaustralien übernimmt. Außer Australien gibt es bislang noch kein anderes Land, das über eine solche Leitlinie verfügt. Lediglich in den USA und Kanada gibt es vereinzelt Krankenhäuser, die spezielle Regelungen im Umgang mit Chemikaliensensiblen entwickelten, um auch dieser Patientengruppe medizinische Hilfe anbieten zu können. In Deutschland verfügt lediglich ein Hamburger Krankenhaus zwei speziell hergerichtete Umweltzimmer für Umweltkranke an und hat das Klinikpersonal auf dem Umgang mit den Umweltpatienten hin geschult.

MCS – eine schwächende Krankheit mit vielfältigen körperlichen Symptomen

Das Ministerium für Gesundheit von Victoria beschreibt Multiple Chemical Sensitivity (MCS) als eine schwächende Krankheit mit schwerer körperlicher Symptomatik, die durch Exposition gegenüber chemischen Stoffen eingeleitet wurde. Weil es bislang noch keine Diagnose-oder klinischen Leitlinien für MCS in Australien gibt, hält das Ministerium es für möglich, dass einige Patienten, die hypersensibel auf Chemikalien reagieren, ebenfalls an MCS leiden, ohne dass die Erkrankung je diagnostiziert wurde.

Krankenhausaufenthalt auf Bedürfnisse MCS Kranker anpassen

Eine normale Krankenhausumgebung ist für MCS Kranke sehr problematisch. Desinfektionsmittel, starke chemische Reinigungsmittel, parfümierte Waschmittel und Körperpflegeprodukte, Chemikalien in Nahrungsmitteln, sowie viele spezielle Krankenhauschemikalien erschweren eine medizinische Behandlung und einen Klinikaufenthalt. Patienten, die schwerer betroffen sind und bereits hypersensibel reagieren, hatten bislang keine Möglichkeit, sich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen. Weil die Chemikalien, auf die MCS Kranke reagieren, von Fall zu Fall variieren, regt die Leitlinie an, individuelle Anpassungen vorzunehmen. Dadurch erhofft man sich von Behördenseite, dass zwangsläufig eintretende körperliche Reaktionen der Patienten in einem Krankenhaus verringert und der Gesundheitszustand besser stabilisiert werden kann, was auch der Erholung und dem Wohlbefinden der Kranken dienlich ist. Nicht zuletzt wird sich durch die angepassten Modalitäten der Zeitraum der Rekonvaleszenz nach einem operativen Eingriff reduzieren und mit dazu beitragen, dass medizinische Behandlungen erfolgreich verlaufen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 7. September 2011

Literatur:

State of Victoria, Department of Health, Multiple Chemical Sensitivity: A guide for Victorian hospitals, 26.08.2011

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Richter schickt umweltkrankes Kind in Psychiatrie

Spanischer Richter steckt 12-jähriges Mädchen mit CFS/ME und MCS in Psychiatrie

Ein Richter verfügt, dass ein 12-jährigens Mädchen mit Chronic Fatigue Syndrom / Myalgische Enzephalitis (CFS/ME) und Multiple Chemical Sensitivity (MCS) in die Psychiatrieabteilung eines Krankenhauses kommt und untersagt der Mutter, sie zu besuchen. Wir rufen jeden dazu auf, diese Familie zu unterstützen und für Anwaltskosten zu spenden.

DIE FAKTEN

Am Samstag den 5. August 2011, begaben sich zwei Polizisten in Zivil zur Wohnung von V.R., einer 46 Jahre alten Frau mit schwerer CFS/ME und MCS und Fibromyalgie und nahmen ihre Tochter mit (die ebenfalls an CFS/ME und MCS erkrankt ist) um sie in der psychiatrischen Abteilung des örtlichen Krankenhauses in Zentral-Spanien stationär unterzubringen und dem Zugriff der Mutter zu entziehen.

DER HINTERGRUND

Die Mutter, V.R., die selber sehr krank ist, hat jahrelang gegen das Sozialamt gekämpft. Sie wurde von der Schulleitung angezeigt, weil ihre Tochter in der Schule oft fehlte, obwohl ein Richterspruch zu Gunsten der Mutter ergangen war, der die Schulleitung zwang, einen Lehrer zu dem Mädchen zu schicken und sie aufgrund ihrer schweren CFS/ME und MCS zu Hause zu unterrichten.

Die Mutter und die Tochter wurden beide vom Sozialamt gezwungen, einen Psychologen aufzusuchen, obwohl sie die körperliche Anstrengung, zu den Terminen zu erscheinen, noch kränker machte. Auch die Pflege zu Hause, die man ihnen bewilligt hatte, machte sie kränker, da das Pflegepersonal den Erfordernissen einer Umwelt- bzw. Schadstoffkontrolle nicht nachkamen und ihre Wohnung parfümiert und nach Tabakrauch stinkend betraten.

Als sich die Mutter darüber beschwerte, brachte dies für die Sozialdienste das Fass endgültig zum überlaufen, anstatt dass sie auf die besonderen Erfordernisse Rücksicht genommen hätten. Und so beschlossen sie die heimische Pflege einzustellen und machten damit weiter, gegen die Mutter wegen „Isolation“ ihrer Tochter zu klagen, was die Wegnahme der Tochter zur Folge hatte.

DIE MEDIZINIESCHE AKTENLAGE

Der Sozialdienst in dieser Region von Spanien ignoriert die Tatsache, dass drei führende spanische Fachärzten für CFS/ME (von denen einer auch Experte für MCS ist), Dr. Jose Alegre, Dr. Joaquín Fernandez-Sola und Dr. Ana Garcia Quintana bei V.R. und ihrer Tochter CFS/ME und MCS diagnostiziert haben (dazu gehörten z.B. Änderungen ihrer immunologischen Werte, hohe RNase L und virale Reaktivierungen). Man sagt, die medizinische Evaluation wird nun von den örtlichen Psychiatern vorgenommen.

DIE AKTUELLE SITUATION

Gestern ordnete der Richter eine „unbefristete Unterbringung des Mädchens in der psychiatrischen Abteilung des örtlichen Krankenhauses an und untersagte der Mutter, sie zu besuchen. Er behauptete dass jeglicher Kontakt der Mutter für die Gesundheit des Mädchens schädlich wäre“.

Nun ist das Mädchen in den Händen der Psychiater die versuchen zu beweisen, dass Mutter und Tochter eine gemeinsame wahnhafte Wirklichkeitswahrnehmung teilen und am Münchhausen Syndrom leiden, was es der Mutter nicht ermöglicht, für ihre Tochter zu sorgen.

WIE MAN HELFEN KANN

In Anbetracht dieser Situation haben wir, drei Spanische CFS/ME und MCS Initiativen, uns von Anfang an zusammengeschlossen um dieses Mädchen und ihre Mutter auf allen Ebenen zu unterstützen, rechtlich, logistisch, medizinisch usw. Doch wir brauchen dazu finanzielle Unterstützung. Die Mutter bekommt eine monatliche 400 Euro Rente von der sie und ihre Tochter versuchen zu leben. Sie haben nicht die Mittel um die Anwälte zu bezahlen, die nun ihren Fall übernommen haben und versuchen, das Mädchen aus dem Krankenhaus heraus zu bekommen, wieder zur Mutter zu bringen und zu gewährleisten, dass sie ihr Sorgerecht nicht im Kampf mit dem Sozialamt verliert. Wir haben bis jetzt die Rechnungen beglichen, doch unsere Initiativen beziehen keine Fördermittel.

Im Augenblick, während die Anwälte die schwierige Arbeit erledigen, möchten wir selber keinen direkten Druck auf das Sozialamt ausüben und die Anwälte sagen, dass jeglicher Druck durch Öffentlichkeit oder Presse auf diesen Fall negative Gegenreaktionen auslösen würde. Doch sobald uns die Anwälte Bescheid geben, werden wird eine große Öffentlichkeitskampagne starten und wir werden darüber und wie man diese Aktion unterstützen kann unterrichten.

Fürs Erste wollen wir Sie nur über diese sich entwickelnde Situation informieren und bitten um jede erdenkliche finanzielle Unterstützung, die Ihnen möglich ist.

Wir fangen mit diesen Kampf gerade erst an

und

WIR WERDEN ES NICHT ZULASSEN, DASS SIE UNSERE KINDER MIT CFS/ME ODER MCS WEGNEHMEN UND BEHAUPTEN KÖNNEN, SIE HÄTTEN MENTALE PROBELME.

Ich danke Ihnen im Namen von uns allen.

Clara Valverde

Vorsitzende der Liga SFC, Spanien, 12. August 2011

formacionsalud@hotmail.com (an dies Adresse können sie auf Englisch an die Mutter und die Tochter schreiben, es wird auf Spanisch übersetzt)

 

Francisca Gutierrez

Vorsitzende von ASQUIFYDE, Spanien

 

Jose Luis Rivas

Vorsitzender von ASSSEM

 

Die Kontonummer für internationale Spenden:

(wenn Sie von Europa aus spenden möchten):

ES80 1465 0100 91 1700515969

(wenn sie von außerhalb Europas spenden möchten):

INGDESMMXXX 1465 0100 91 1700515969

(wenn Sie von Spanien aus spenden möchten):

1465 0100 91 1700515969

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

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Nahtoderfahrung durch eine Zahnspange

An manche Ursachen der Umweltkrankheit MCS haben Sie noch nie gedacht

Invisalign – Zahnspange

Teil II der Serie „Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity

Ich möchte die Geschichte meiner beinahe tödlichen Erfahrung mit dem Tragen von Invisalign Zahnspangen erzählen. Damals war ich 54 Jahre alt und war immer aktiv und fit. Außer Östrogen nahm ich keinerlei Medikamente ein. Ich bin gegenüber Chemikalien und Medikamenten überempfindlich. Ich mag nur eine aus einer Million sein, bei der es zu solchen heftigen Reaktionen kommt, aber selbst wenn ich nur einer einzigen anderen Person helfe, fühle ich mich besser.

Mein Zahnarzt sagte mir, die Behandlung mit Invisalign würde bei mir zwei Jahre dauern, da meine Zähne dermaßen schief stünden. Ich fing damit im November 2007 an. Mein Zahnarzt war stolz auf mich, denn er wusste, dass ich mich sehr diszipliniert verhielt und die Teile in der erforderlichen Zeit trug. Er sagt, die meisten Leute schummeln und tragen sie nicht so viele Stunden wie ihnen gesagt wurde.

Anfang 2008 begann ich mich schlecht und müde zu fühlen und mir tat alles weh. Ich ging zum Rheumatologen, weil ich dachte, ich hätte Fibromyalgie. Ich wusste, meine Mutter hatte dies. Es wurden Blutuntersuchungen gemacht und festgestellt, dass ich eine leicht verminderte Schilddrüsenfunktion hätte. Dieser Arzt schickte mich zu einem Endokrinologen. Ich vertrug keines der Medikamente, die er mir gab. Er erzählte mir, ich wäre eine sehr interessante Patientin, da meine Schilddrüsenwerte rauf und runter gehen.

Er schickte mich zum Rheumatologen zurück um abzuklären, ob ich vielleicht ein Autoimmunproblem hätte.

Inzwischen ging es mir noch schlechter. Ich schaffte kaum etwas. Ich war schwach und sau empfindlich und alles tat weh. Ich musste vom Sitzen ganz langsam aufstehen. Meine Haare fielen in beängstigendem Maße aus und waren stumpf und schlapp. Auch meine Augenbrauen fielen aus. Ich sah schlechter, meine Fingernägel bekamen Riefen und rollten sich ein. Ich konnte Hitze nicht ertragen. Ich hatte mehrere akute Anfälle, bei denen ich im wahrsten Sinne des Wortes dachte, ich würde sterben. Ich fühlte mich so, als ob meine Lebenskraft vollständig zur Neige gehen würde.

Im April 2009 habe ich die Ärzte völlig verblüfft. Anfang Oktober 2009 war ich noch völlig verängstigt. Ich hatte auch noch Probleme mit meiner Verdauung, musste ständig aufstossen, hatte Gase und schlimme Schmerzen in meinem Magen. Außerdem fühlte sich mein Hals ständig so an, als ob er sich zuziehen würde und ich hatte keinen Appetit mehr.

Ich entschied mich, einen Gastrointestinal-Spezialisten aufzusuchen. Er ordnete eine endoskopische und kolonoskopische Untersuchung an, deren ersten Teil ich im November 2009 hinter mich brachte. Die Befunde waren negativ.

Schließlich war ich mit meiner Zahnspangen-Behandlung in der letzten Oktoberwoche 2009 fertig.

Nur zwei Wochen nachdem ich mit den Spangen fertig war, fing ich an, mich besser zu fühlen. In der dritten Novemberwoche glänzten meine Haare wieder und waren so wie immer. Ich hatte Kraft, meine Magengeschichten verschwanden. Meine Fingernägel wuchsen schneller und sahen normal aus. Ich meldete mich bei einem Gymnastikstudio an und nach ein paar Wochen fühlte ich mich 10 Jahre jünger. Plötzlich fühlte ich mich besser als vor der Invisalign-Behandlung.

Ich war enttäuscht, dass niemand darauf gekommen ist, was mit mir los war. Ich fing an, darüber nachzudenken, was in den letzten zwei Jahren mein Leben verändert hat. INVISALIGN !!!! Ich begann zu recherchieren und bekam heraus, dass manche Leute leicht toxische Reaktionen hatten. Ich wusste, dass ich auf der richtigen Spur war. Ich fand heraus, dass manche Polyurethansorten Zyanide enthalten und dass sich beim Abbau die chemische Zusammensetzung ändert.

Es gab Empfehlungen, nach denen alle Zahnärzte eine Blutuntersuchung vornehmen sollten um festzustellen, ob der Patient ein Problem mit der zahnärztlichen Anwendung von Kunststoffen hat. Alle Leute, denen ich nicht egal bin, sagen mir, ich solle den Hersteller des Produktes verklagen, doch alles was ich wirklich erreichen möchte ist, die Leute aufzuwecken, damit alle Patienten versuchen, für all die verschiedenen Zahnbehandlungsmethoden eine Art Verträglichkeitstest zu bekommen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Erzählen Sie diese Geschichte bitte allen Ihren Bekannten.

Jollie Place

Sehr interessant wäre auch zu erfahren, was Ihrer Ansicht nach Ihre eigene MCS-Erkrankung ausgelöst hat.Lassen Sie es uns durch einem Kommentar im Anschluss des Blogartikels wissen.

Autor: Jollie Place für EiR The Environmental Illness Resource Blog, 31. Januar 2010

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network 2011

Quelle des Originalartikels: Urgent Health Issues Regarding Invisalign Braces

Copyright: The Environmental Illness Resource 2010

Teil 1: Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity

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Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity

An manche Ursache von MCS haben Sie noch nie gedacht

Es wird geschätzt, dass bis zu 15 Prozent der Bevölkerung in den USA und in anderen industrialisierten Nationen an Multiple Chemical Sensitivity (MCS) leiden (1), trotzdem mangelt es an Untersuchungen, warum Menschen diese Hypersensitivität gegenüber Chemikalien entwickeln. Derzeit gibt es hauptsächlich Tierversuche und Studien mit wenigen Probanden, bei denen MCS diagnostiziert wurde.

Nach der führenden Theorie entwickelt sich eine Hypersensitivität für chemische Stimuli in einem Bereich des Gehirns, der als das limbische System bekannt ist und eine Vielzahl von Funktionen steuert, dazu gehören Gefühle, Verhalten, Langzeitgedächtnis und das olfaktorische System (unser Geruchssinn). Tierversuche haben gezeigt, dass sowohl hohe, akute Expositionen als auch niedrige Dauerbelastungen mit bestimmten organischen Chemikalien zu einer Hypersensitivität des limbischen Systems gegenüber späteren geringfügigen Expositionen mit der gleichen oder einer ähnlichen Chemikalie führen können. (2) Die bisher vielleicht umfassendste Theorie zur Pathophysiologie von MCS wurde von Martin Pall entwickelt, emeritierter Professor für Biochemie und medizinische Grundlagenforschung an der Washington State University. Nach Ansicht von Pall sind die Symptome Folge eines Triggers (chemische Erstexposition), der bewirkt, dass sich der Körper in einem Kreislauf verfängt, welcher mit erhöhten Stickoxid Werten, einer erhöhten Produktion von freien Radikalen (oxidativer Stress) und chronischen Entzündungen verbunden ist, und wiederum mit einer ausgeprägten Sensitivität von Gehirn und zentralem Nervensystem gegenüber „normalen“ Stimuli (mittels NMDA-Rezeptor). (3)

Die gesamte aktuelle biomedizinische Forschung deutet darauf hin, daß exzessive chemische Belastungen, die das Entgiftungsvermögen des Körpers überfordern, bei dafür anfälligen Individuen zur Erkrankung an MCS führen können. Das trifft ungeachtet dessen zu, ob die Belastung akut und offensichtlich oder eher schleichend ist und als Niedrig-Exposition über einen verlängerten Zeitraum stattfindet.

Manche, die an MCS erkrankt sind, wissen ziemlich genau, wodurch ihre Erkrankung ausgelöst wurde. Akute Expositionen mit solchen Sachen wie Organophosphat- und Organochlor-Pestiziden, Formaldehyd oder verschiedenste stark wirksame industrielle Lösungsmittel sind eindeutige Beispiele.

MCS und das Golfkriegssyndrom haben vieles gemeinsam und dies überrascht kaum, weil das militärische Personal während der Operation „Desert Storm“ im Jahre 1991 einer hochgradig toxischen Umgebung ausgesetzt war.

In vielen Fällen beleibt der initiale Auslöser einer MCS-Erkrankung jedoch ein Geheimnis. Aus diesem Grunde habe ich beschlossen, nun auf ein paar Quellen chemischer Belastungen hinweisen, von denen Sie vielleicht nicht gedacht hätten, dass sie das Potential haben MCS auszulösen:

  1. Schimmelpilz – Wenn Menschen in Gebäuden mit Wasserschäden leben oder arbeiten und anschließend an MCS erkranken, kann Schimmel der erste Verdächtige sein. Dr. med. Lisa Nagy, eine führende Umweltärztin, hat ihre eigene Erkrankung auf Schimmel als Folge eines Wasserschadens in ihrer Wohnung zurück geführt. Schimmel und Mykotoxine (Schimmel- und Pilzgifte) in wassergeschädigten Gebäuden und deren biologische Wirkung sind gut erforscht. Es wurde festgestellt, dass sie die Produktion von Autoantikörpern auslösen, welche das Gehirn und das zentrale Nervensystem angreifen, periphere Neuropathien verursachen und zahlreiche neuropathologische Folgen haben, einschließlich veränderter Durchblutung und elektrischer Aktivität des Gehirns. (4)
  2. Kohlenmonoxid – Da es sich um ein farb- und geruchloses Gas handelt, kann eine Belastung mit Kohlenmonoxid (CO) über längere Zeit unentdeckt bleiben. Darum ist es wichtig, zu Hause CO-Detektoren einzubauen und Installationen wie gasbefeuerte Boiler regelmäßig warten zu lassen. Nach Pall ist CO-Belastung ein sehr wahrscheinlicher Auslöser für jene Abfolge pathophysiologischer Veränderungen, die zu MCS führen können und er hebt hervor, dass die Symptome einer CO-Vergiftung denen von MCS sehr sehr ähneln. (5)
  3. Candida Hefepilz Überwucherung – Oberflächlich betrachtet könnte ein übermäßiges intestinales Wachstum des Candida Hefepilzes die am wenigsten augenfällige Quelle einer toxisch chemischen Belastung sein, welche zu MCS führen kann. Doch bei vielen MCS-Kranken spricht einiges dafür, dass sie gleichzeitig an einer Störung ihrer Mikroflora im Darmtrakt leiden, die es der Hefe ermöglicht hat, sich weit auszubreiten. In Anbetracht der chemischen Gifte, die solche Hefen wie Candida sp. produzieren, da sie die Kohlenhydrate der Nahrung, die wir zu uns nehmen, fermentieren, leuchtet es in der Tat ein, dass sie in der Lage sind, wenn diese Toxine aus dem Darm in den Kreislauf absorbiert werden, das Gehirn zu vergiften und dass sie letztendlich zur Entstehung vom MCS beitragen könnten. Diese Mikroorganismen erzeugen Ethanol (Trinkalkohol), Acetaldehyd (ein chemisch Verwandter von Formaldehyd) und eine Menge andere Mykotoxine, die längst als neurotoxisch anerkannt sind.
  4. Zahnbehandlung – Viele MCS-Kranke erwähnen zahnärztliche Behandlungen als Auslöser ihrer Erkrankung. Amalgamfüllungen enthalten Quecksilber, ein bekanntes Neurotoxin und immer mehr Menschen beklagen, dass sie an chemischen Sensitivitäten erkrankt sind, nachdem sie sich neueren Methoden der Zahnkorrektur, wie Invisalign unterzogen haben. (siehe Teil 2)

Sicherlich gibt es noch viele andere versteckte Quellen toxischer Chemikalien, die eine MCS-Erkrankung bei jenen auslösen können, die auf Grund genetischer Eigenschaften und andere Faktoren dafür anfällig sind. Schließlich ist unsere Umwelt im 21. Jahrhundert mit solchen Chemikalien gut gesättigt.

Wenn Sie weitere Vorschläge haben, teilen Sie uns diese bitte unten im Kommentarformular mit. Sehr interessant wäre auch zu erfahren, was Ihrer Ansicht nach Ihre eigene MCS-Erkrankung ausgelöst hat.

Autor:

Matthew Hogg BSc (Hons) (Bachelor of Science mit Ehrenauszeichnung) für EiR The Environmental Illness Resource Blog, 08. August 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle des Originalartikels: Causes of Multiple Chemical Sensitivity: Some You May Not Have Thought About

Copyright: The Environmental Illness Resource 2011

Referenzen:

  1. Caress SM and Steinemann AC (2004), Prevalence of Multiple Chemical Sensitivities: A Population-Based Study in the Southeastern United States, American Journal of Public Health 94(5): 746–7
  2. Gilbert ME (2001), Does the kindling model of epilepsy contribute to our understanding of multiple chemical sensitivity? Annals of the New York Academy of Sciences 933:68-9
  3. Pall ML, The NO! OH NOO! Theory and Suggestions For Treatment, EIR
  4. Lisa Nagy, Neurological and Immunological Problems associated with Mold and Mycotoxin Exposure, EIR
  5. Pall ML (2002), NMDA sensitization and stimulation by peroxynitrite, nitric oxide, and organic solvents as the mechanism of chemical sensitivity in multiple chemical sensitivity, FASEB Journal 16(11):1407-17

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Ergebnis der WHO – Anhörung zu MCS und EHS

Ende Mai 2011 fand im Hauptquartier der WHO in Genf eine Anhörung von MCS Organisationen, Wissenschaftlern und Rechtsanwälten durch WHO Repräsentanten statt. In den meisten Ländern weltweit gibt es keinen Verschlüsselungscode für die Umweltkrankheiten MCS – Multiple Chemical Sensitivity und EHS – Elektrohypersensitivität. Das Anliegen der Organisationen bestand darin, eine Petition zu überbringen, die fordert, dass MCS und EHS einen für alle Länder gültigen Verschlüsselungscode als Krankheit erhält. Nachfolgend eine Zusammenfassung der spanischen Organisation ASQUIFYDE über das Treffen mit den WHO Repräsentanten.

RESÜMEE DES TREFFENS IM WHO-HAUPTQUARTIER, Genf 13. Mai 2011

Teilnehmer:

  • Dr. María Neira. Chef der Abteilung für Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. Annette Prüss-Ustün. Teamleiterin aus Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. Ivan D. Ivanov. Aus den Abteilungen Arbeitsmedizin und Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. T. Bedirhan Üstün. Koordinator für Klassifikationen, Terminologie und Standards, Abt. für Gesundheitsstatistik und Information
  • Frau Nada Osseiran. Kommunikationsbeauftragte der Abt. Öffentliche Gesundheit und Umwelt
  • Dr. Anunciación Lafuente. Professor für Toxikologie an der Universität von Vigo und Vizepräsident der Spanischen Toxikologie-Vereinigung AETOX (Asociación Española de Toxicología)
  • Dr. Julián Márquez. Klinischer Neurologe und Neurophysiologe, spezialisiert auf Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity und Elektrohypersensitivität
  • Frau Isabel Daniel. Auf Neurophysiologie spezialisierte Krankenpflegerin
  • Herr Jaume Cortés. Mitglied der Anwaltsgruppe Ronda. Ein auf Arbeitsrecht und Umwelterkrankungen (MCS und EHS) spezialisierter Anwalt und Mitglied des (spanischen) Nationalen Komitees für die Anerkennung von Multiple Chemical Sensitivity
  • Frau Sonia Ortiga. Auf Umweltrecht spezialisierte Anwältin
  • Frau Francesca R. Orlando. Vizepräsidentin der italienischen Vereinigung AMICA (Associazione per le Malattie da Intossicazione Cronica e/o Ambientale)
  • Frau Francisca Gutiérrez. Präsidentin der spanischen Vereinigung ASQUIFYDE (Asociación Estatal de Afectados por Síndromes Sensibilidad Química Múltiple y Fatiga Crónica, Fibromialgia y para la Defensa de la Salud Ambiental) und Mitglied des (spanischen) Nationalen Komitees für die Anerkennung des Multiple Chemical Sensitivity

Jaume Cortés eröffnet die Diskussion mit ein paar grundlegenden Feststellungen und Forderungen zum Thema Chemical Sensitivity (MCS) und Elektrohypersensitivität (EHS).

a) MCS und EHS sind reale Gesundheitsprobleme.

b) Diese Feststellung kann belegt werden:

  • Mittels medizinischer Diagnostik
  • Betriebsprüfungsberichte stellen einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Belastungen und Erkrankungen her
  • Es gibt wissenschaftliche Studien, die ihre Existenz bestätigen
  • Diese Erkrankungen sind von vom Europäischen Parlament anerkannt, ein Beleg, der im heute überreichten Dossier enthalten ist
  • In Spanien gibt es 200 Urteile zugunsten Erkrankter, was die Evidenz erhärtet
  • In Spanien bekommt man als Kranker (finanzielle) „Entschädigung“

c) Diese Erkrankungen müssen in die internationale Klassifikation von Erkrankungen der WHO (ICD) aufgenommen werden, denn was eine rechtliche Anerkennung besonders schwierig macht, ist genau dieses Fehlen eines Codes für diese Erkrankungen im ICD.

Danach ergriff Dr. Julián Márquez das Wort, indem er erklärte, dass die fehlenden Kenntnisse des medizinischen Personals ein Problem der Patienten darstellen, da diese Erkrankungen wenig oder gar nicht bekannt sind.

Im Falle von MCS sind Organophosphat-Insektizide bei einem hohen Prozentsatz der Fälle die Ursache des Krankheitsausbruches. Bei den meisten Patienten liegt keine [akute] Vergiftung vor, da sie nicht an vergiftungsbedingten Erkrankungen leiden. Die klinischen Manifestationen beginnen bei einer Exposition und verbessern sich, wenn die Kranken den toxischen Auslöser meiden.

MCS ist eine multisystemische Erkrankung und in ungefähr 90 Prozent der Fälle ist das Nervensystem betroffen. Es kommt zu einer gravierenden neurokognitiven Erkrankung mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Taubheit, Muskelschwäche, Schwindelgefühl; zu allen gesellen sich multisystemische Störungen, Atemwege, Herz-Kreislauf, hormonales System usw. Bei Frauen gibt es häufig Störungen des Menstruationszyklus und ein großer Prozentsatz an starker Libidoabschwächung.

Dr. Márquez erinnert daran, dass Umweltunverträglichkeit von der WHO selbst anerkannt wird, wenn es heißt, dass eine niedrige Dosis einer Substanz nicht nur lästig sein, sondern klinische Probleme hervorrufen kann: Irritationen, Brennen, Kopfschmerzen usw.

Die gesundheitlichen Reaktionen auf Chemikalien oder elektromagnetische Strahlungen halten bei jedem Betroffenen unterschiedlich lange an, und die Manifestationen unterscheiden sich ebenfalls. Wenn der Kranke wiederholt belastet wird, verschlimmern sich die Symptome gewöhnlich oder haben das Auftreten neuer Symptome zur Folge.

Die Diagnose sowohl von MCS als auch von EHS ist klinisch. Für MCS steht ein Fragebogen zur Verfügung, der dem Kliniker hilft. Es handelt sich um QEESI (Quick Environmental Exposure and Sensitivity Inventory). Mit diesem Fragebogen wird versucht, die Symptome des Patienten zu objektivieren.

Diese Diagnosen setzen jedoch ein Protokoll voraus, das ein Reihe von Untersuchungen erfordert. Eine vollständige neurologische Untersuchung, sowohl zentral als auch peripher, eine neurophysiologische Untersuchung (EEG, optisch evozierte Potentiale, akustisch evozierte Potentiale des Hirnstamms, somesthetische Potentiale (körperempfindungsgebunden) und kognitives Potential P300 [typische Welle, 300 ms nach dem Reiz]), funktionelle Bildgebung (insbesondere MRI(Magnetresonanz/Kernspin) und SPECT(Single Photon Emission Computed Tomography) von Schädel und Hirnanhangdrüse), gezielte analytische Untersuchungen, Hormonuntersuchungen usw. Sehr interessant ist weiterhin die Durchführung einer neuropsychologischen Untersuchung durch Spezialisten, um nach einer frontalen oder frontal-temporalen Dysfunktion zu suchen, als auch den Grad der neurophysiologischen Verletzung festzustellen. Je schwerwiegender das neuropsychologische Problem ist, desto höher ist der Grad der Störung und die Daten aus den neurophysiologischen und neuropsychologischen Untersuchungen sind entsprechend, die der bildgebenden Verfahren sind es weniger. Solche Untersuchungen müssen von Fachleuten der Neurophysiologie durchgeführt werden.

Der Verlauf dieser Erkrankungen (MCS und EHS) ist chronisch und die Situation des Kranken ist noch schlimmer, wenn sie oder er in einer toxischen Umgebung lebt, wie z.B. in der Nähe von Tarragonas petrochemischer Industrie oder inmitten elektromagnetischer Strahlung: Emissionen in der Nachbarschaft, Mobilfunkantennen, etc. Der Kranke muss eine erneute Belastung vermeiden.

Es ist unverzichtbar, dass der Kranke festen Kontakt zu einem klinischen Zentrum hat, wo sie oder er diagnostiziert werden kann, um Zweifel auszuräumen und das Rat, soziale und laboranalytische Hilfe anbietet, und wo sie oder er rechtzeitig ärztliche Berichte erhalten kann.

Aufgrund der begrenzten Zeit gab Dr. Neira das Wort an Dr. Üstün ab, Koordinator für den ICD aus der WHO-Abteilung für Statistik.

Die WHO ist seit 1948 für die internationale Klassifikation von Erkrankungen zuständig und alle zehn Jahre wird diese Klassifikation aktualisiert. Derzeit arbeitet die WHO an der nächsten revidierten Fassung, welche bis zum Jahre 2015 fertig sein soll.

Die WHO ist sich des Zusammenhanges, der zwischen bestimmten Erkrankungen und der Umwelt besteht, bewusst. Im Moment gibt es heftige Diskussionen über die Aufnahme oder Nichtaufnahme bestimmter Erkrankungen und die WHO nimmt die ausgelösten Kontroversen zur Kenntnis.

Die Revisionen der Fassung von 2010 wurden von einer Expertengruppe gemacht. Zwischen 2001 und 2009 gab es jährliche Überprüfungen durch Expertenteams in Beisein der Gesundheitsminister aus den Mitgliedstaaten. Dieses Modell wurde allerorten kritisiert, weil die Teilnahme ausschließlich staatlicher Delegationen vorgegeben war und die Entwürfe nicht den wirklichen Notwendigkeiten entsprachen. Wir haben diese Arbeitsmethode überarbeitet, um den Erfordernissen gerecht zu werden und die Teilnahme der Öffentlichkeit über eine virtuelle Plattform zu ermöglichen.

Der ICD ist ein Instrument, das auf wissenschaftlicher Plausibilität beruht und sich einer Methodik bedient, welche besondere Anforderungen an wissenschaftliche Studien stellt. Es müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein: Kausalität, Ätiologie, diagnostische Prüfung, etc.

Dr. Neira ergreift das Wort, um zu erklären, dass die vom Komitee der Betroffenen (also unsere Delegation) eingereichte Dokumentation dieser Methodik gerecht werden sollte.

Aufgrund seiner Erfahrungen aus der Grundlagenforschung weist Dr. Lafuente darauf hin, dass es wissenschaftliche Literatur gibt, die dafür spricht, dass es angemessen ist, beide Erkrankungen anzuerkennen und in den ICD aufzunehmen.

Dr. Üstün erklärt, dass die Revisionen von wissenschaftlichen Beraterteams gemacht werden. Zuerst müsse man die umweltbedingten Erkrankungen kennen und wissen, ob es Berufserkrankungen sind, und zweitens müsse man die Todesrate statistisch erfassen.

Francisca Gutiérrez fragt Dr. Üstün, wie es dazu kommt, dass ein paar Länder wie Deutschland, Japan, Österreich und Luxemburg MCS in ihrem ICD anerkannt haben, die restlichen Länder aber nicht. Dies erzeugt für Kranke in verschiedenen Ländern eine ungleiche Situation.

Dr. Üstün erklärt, dass der ICD ein weltweiter Standard ist, trotzdem kann aber jedes Land in Ausübung seiner Souveränität notwendige Änderungen vornehmen.

Nach den Worten von Dr. Üstün wird am 16. Mai 2011 ein sehr allgemein gehaltener Entwurf dieser Revision präsentiert und im Mai 2012 könnten sie einen detaillierteren Entwurf vorbereitet haben. 2015 werden sie im Rahmen der Weltgesundheitsversammlung die Ergebnisse bekannt geben.

Im Verlauf dieser Arbeit wird es eine wissenschaftliche Debatte darüber geben, wie man diese Art von Erkrankungen einordnet. Dies ist eine komplexe Angelegenheit, da es häufig kein Einvernehmen über die medizinischen Besonderheiten gibt, nach denen man eine bestimmte Krankheit einer Klasse zuordnet. Das ist gerade bei MCS und EHS der Fall, da es sich um Multisystem-Erkrankungen handelt.

Der Klassifikationsentwurf wird offen und transparent sein und es wird auf der WHO-Homepage Informationen geben.

Dr. Neira glaubt, dass es für Gruppen mit diesen Erkrankungen (MCS und EHS) interessant sein könnte, zu anderen Arbeitsgruppen Kontakt aufzunehmen, solche die z.B. im Zusammenhang mit REACH entwickelt worden sind. (REACH ist das Regelwerk zur „Registrierung, Untersuchung(Evaluation), Genehmigung und Einschränkung (Authorization) von Chemikalien“. Es trat am 1. Juni 2007 in Kraft. Es rationalisiert und verbessert das frühere gesetzliche Rahmenwerk der EU zu Chemikalien.)

Sowohl Francisca Gutiérrez als auch Francesca R. Orlando melden sich zu Wort, um Dr. Neira ihren Standpunkt zu verdeutlichen, dass die organische und erworbene Entstehung dieser Erkrankungen wissenschaftlich nachgewiesen wurde und dass nur aufgrund dieser Evidenz angemessene Lösungen gefunden werden können und dass es auch sinnvoll ist, an der Prävention zu arbeiten, da es sich um verhinderbare Erkrankungen handelt.

Francisca Gutiérrez verweist Dr. Neira auf die Besorgnis von Betroffenen-Vereinigungen über die zunehmende Zahl junger Leute, einschließlich Kinder, die betroffen sind; einige haben auch Probleme in der Schule. Frau Gutiérrez erklärt, dass dies mit der Prävalenz weiblicher Erkrankter zusammen hängt, durch die weibliche Fortpflanzungsfunktion und die Übertragung der toxischen Last, welche die Mutter in ihrem Leben angesammelt hat, und insbesondere durch die Belastung während der Schwangerschaft und der Stillzeit.

Francesca R. Orlando fragte die WHO-Offiziellen, ob es irgend ein Positionspapier zu MCS gäbe. Dr. Neira und Dr. Üstün erwiderten, dass es nach ihrer Kenntnis kein Dokument von ihren jeweiligen Abteilungen gibt.

Dies ist besonders für jene Länder von großer Bedeutung, in denen die Anerkennung von MCS mit Hinweis auf eine „mutmaßliche“ IPCS-WHO Position (International Programme on Chemical Safety) zur Annahme der Definition „Idiopathische Umweltunverträglichkeit“ oder „IEI“ gestoppt wurde, die 1996 Ergebnis eines Workshops in Berlin war.

Dr. Neira schlug vor, dass die betreffenden Vereinigungen zu den verschiedenen internationalen Gruppen der WHO, die am ICD 11 arbeiten, Kontakt aufnehmen.

Dr. Lafuente bekräftige gegenüber den Vertretern der WHO, dass an MCS und EHS Erkrankte Individuen mit hoher Sensitivität sind, da sie auf sehr niedrige Dosen von Xenobiotika reagieren, welche beim Gros der Bevölkerung keine Reaktion hervorrufen. Das heißt, in einer graphischen Darstellung des Dosis-Reaktions-Zusammenhanges befinden sich diese Erkrankten am ganz linken Ende der Gauß-Glocke (statistische Normal-Verteilungskurve).

Francisca Gutiérrez weist Dr. Neira darauf hin, dass das, was Dr. Lafuente erklärte, keine geringe Zahl von erkrankten Menschen bedeutet, sondern ziemlich das Gegenteil. Wir sehen uns einer großen Zahl bereits diagnostizierter Menschen gegenüber und außerdem erleben etwa 12 bis 15 Prozent der Bevölkerung die Gegenwart von chemischen Stoffen auf irgendeine Art als belästigend. Für EHS betragen die Zahlen der betroffenen Menschen etwa 3 bis 6 Prozent der Bevölkerung, doch diese Zahlen nehmen beständig zu.

Dr. María Neira, die immer großes Entgegenkommen gezeigt hatte und mehr Zeit als erwartet aufbrachte, begleitete uns (die Delegation) bis nach draußen, obwohl sie schon auf dem nächsten Termin sein sollte. Sie erklärte, uns weiterhin zu Verfügung zu stehen.

Das Komitee der Betroffenen dankt Dr. Neira und ihrem Team für das Entgegenkommen und die Aufmerksamkeit angesichts der Bedeutung der Thematik.

EINIGE FOLGERUNGEN DES KOMITEES DER BETROFFENEN

  1. Die Regeln zur Neuanpassung des ICD wurden geändert. Früher konnten nur staatliche Gesundheits-Delegationen mitwirken. Heute ist alles offener, insbesondere die Möglichkeit über eine virtuelle Plattform an der Entwicklung des neuen Codes teilzunehmen, was von Vorteil sein könnte. Dank der „WHO Kampagne 2011“ können weltweit Arbeitsgruppen zur Mitarbeit eingerichtet werden, für beide Erkrankungen, koordiniert und mit einvernehmlichen Kriterien.
  2. Wir glauben, dass es genug wissenschaftliche Studien gibt, welche die Existenz von MCS und EHS belegen, so sollte es nicht allzu problematisch sein, einen allgemeingültigen ICD-Code zu bekommen, wie in andere Länder bereits haben. Wir müssen die wissenschaftlichen Informationen in eine der WHO-Methodik entsprechende Form bringen, um positiv evaluiert zu werden.
  3. Der vielleicht heikelste Aspekt ist die Tatsache, dass es sich bei MCS und EHS um multisystemische Erkrankungen handelt, die in unterschiedliche Bereiche der Klassifikation (medizinische Fachgebiete) eingeordnet werden können, obwohl man die große Bedeutung der neurologischen Symptome nicht vergessen sollte. Wir benötigen die Einführung eines neuen medizinischen Paradigmas, das einige Fragen bezüglich dieser um sich greifenden Erkrankungen einschließlich ihrer Einordnung in den ICD beantwortet.
  4. Die WHO weiß, dass diese Erkrankungen existieren.
  5. Das Auftreten dieser Erkrankungen hat innerhalb der WHO zu Kontroversen geführt, doch die Ankündigung von Änderungen in der Arbeitsmethodik, um den ICD für das Jahr 2015 zu entwickeln und die mögliche Mitarbeit in Arbeitsgruppen eröffnen neue Möglichkeiten für eine Anerkennung.
  6. Jedes Land kann diese Erkrankungen unabhängig von der WHO anerkennen in ihren ICD aufnehmen, da die Länder nach der WHO auf diesem Gebiet souverän sind.

Autor: ASQUIFYDE, 6. Juni 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

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Who schafft virtuelle Plattform für transparente Überarbeitung des ICD

Treffen mit Vertretern der WHO: In ein paar Jahren könnten MCS und EHS einheitlich in die internationale Klassifikation der Krankheiten (ICD) aufgenommen werden

Madrid, 18. Mai 2011. Das nationale Komitee für die Anerkennung von Multipler Chemikalien Sensitivität (MCS) und Elektrohypersensitivität (EHS) hat am 13. Mai 2011 Dr. Maria Neira, Direktorin Öffentliches Gesundheitswesen und Umwelt der WHO, und weitere Vertreter der WHO getroffen. Während des Treffens bestätigten die für den ICD Verantwortlichen, dass es eine kontroverse Anschauungsweise für den Erweiterungsprozess der Klassifikation gibt. Dr. Neira und ihr Team erklärten dies am Beispiel des ICD 10. Die nationale Delegation vom Gesundheitsministerium sei die einzige gewesen, welche sich für die Revision der Klassifikation eingesetzt hätte.

Aber jetzt kann sich auch die Öffentlichkeit dazu äußern und jedermann kann sich aktiv beteiligen und wissenschaftlich belegte Studien einreichen um die neuen Klassifizierungen für die Krankheiten des ICD11 voranzubringen, welche im 2015 erscheinen werden. Die Verantwortlichen der WHO kündigten ebenfalls an, dass der erste Entwurf des ICD 11 am Montag, 17. Mai erscheinen wird.

Die WHO erstellte eine virtuelle Plattform um Wissenschaftler und NGOs (nichtstaatliche Organisationen) in die Revision des ICD11 mit einzubeziehen und man geht davon aus, dass dies eine durchweg transparente Überarbeitung des Prozesses garantieren wird.

Dieses neue Entgegenkommen der WHO wurde durch das nationale Komitee für die Anerkennung von MCS und EHS begrüsst.

Um diese beiden Umweltkrankheiten in die neue Klassifikation aufzunehmen, haben die Verantwortlichen der WHO darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, klare Beweise über diese Krankheiten vorzulegen: Krankheitsursache, Pathophysiologie, Diagnosetests, etc.

Jaume Cortés, Jurist der Organisation Colectivo Ronda, legte dem Komitee Beweise von über 200 MCS und EHS Patienten vor, welche durch ein gerichtliches Urteil eine Entschädigung erhalten haben.

Dr. Julian Marquez, Neurophysiologe mit umfangreicher Erfahrung auf diesem Gebiet, präsentierte wissenschaftliche Studien über MCS und EHS, welche in den letzten Jahren veröffentlicht wurden.

Das Komitee bestätigte zum Schluss, dass es aktiv auf dieser von der WHO erstellten Plattform teilnehmen will, um die Aufnahme von EHS und MCS in den ICD Code durchzubringen, und sie wiesen darauf hin, dass MCS in Deutschland, Österreich, Luxemburg und Japan bereits unter dem ICD 10 anerkannt ist.

Kontakt für weitere Informationen:

Sonia Ortiga,  e-mail: environmentalhealthcampaign @ gmail.com und Telefon 0034 645803417.

Englischer Text von Sonia Ortiga

Übersetzung: Heidi Streminger für MCS-SOS, www.mcs-sos.ch

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Umweltkrankheiten: MANIFEST DER VERLETZBAREN

Ein Jahr später. Ein weiteres Jahr ist vergangen und nichts hat sich geändert. Am 12. Mai, wache ich auf, immer noch am selben Ort eingesperrt und immer noch muss ich dasselbe beobachten:

Die Gesellschaft vergiftet mich weiterhin mit ihren Toxinen, diese grausame, ungerechte Gesellschaft, die sich in ihrer Habgier so sehr gefällt, während sie mich abweist, weil ich nicht so wie gesunde Körper arbeite und konsumiere, während die Eigentümer der Giftindustrie mich auslachen und reicher werden.

Sie lassen mich in Stich und behaupten, es läge an mir, dass ich mit dieser Krankheit lebe, als ob es eine Laune wäre, als ob ich mir keine Mühe geben wollte, als ob es ein Vorwand wäre, um nicht zur Arbeit gehen zu müssen.

Mein Körper, mein Bett und meine Wände sind zu einem Gefängnis geworden, in welchem mir nur mein Fenster und meine Gedanken Gesellschaft leisten, ohne dass Aussicht auf Hafturlaub besteht.

Ich bin dazu verdammt, im Verborgenen zu leben, da ich etwas bin, was die Gesellschaft verbergen möchte. Ich gehöre zu jenem Teil der Geschichte, der niemals in den Geschichtsbüchern auftauchen wird.

Nach Jahren, in denen ich viel gearbeitet und Steuern gezahlt habe, steht mir rechtlich nichts zu und ich bin vom Sozialstaat ausgeschlossen. Sie betrachten mich als unnütz, dabei bin ich in Wirklichkeit behindert.

Mein Exil wurde von Verwaltungen, Politikern und Ärzten über mich verhängt, dieselben die versprochen haben, da zu sein, wenn ich Hilfe brauche. Sie haben mich betrogen, als ich sie am dringendsten benötigte. Nun behaupten sie, mich gäbe es nicht. Sie tun so, als ob alles nur Spaß und künstliche Aufregung wäre, während sie die Tatsache, dass es täglich mehr von uns gibt, nicht an die Öffentlichkeit kommen lassen.

Obwohl ich hier so gut wie gar nicht weg komme, habe ich einmal mehr beschlossen, zielstrebig und tapfer zu sein. Ich bin öffentlich sichtbar, obwohl ich nicht aus dem Haus kann. Ich bin schwach und verletzbar, doch niemals ein Feigling.

Ich habe beschlossen, trotz meiner Verletzbarkeit weiter zu leben und zu kämpfen. Ich werde nicht verstummen, obwohl sie mich zum Schweigen bringen wollen.

Genau das habe ich für dieses Jahr erneut beschlossen. Erneut, weil sich nichts geändert hat.

Ich hoffe, Sie werden das gleiche tun. Ja Sie, einer der Verletzbaren, obwohl Sie sich dessen nicht bewusst sind. Wir müssen weiter kämpfen ohne aufzugeben, wir müssen das bequeme Denken der Gesellschaft, zu allem ja zu sagen, erschüttern und die Art, wie wir als Gesellschaft leben, überdenken. Wir müssen diese „Entwicklung“, die uns langsam umbringt, in Frage stellen. Bis die Verletzbaren unter uns nicht mehr wehrlos sind. Bis es Gerechtigkeit, Respekt und menschliches Mitgefühl für alle gibt.

Autoren: No Fun und Liga SFC (CFS/ME Liga), Spanien, 12. Mai 2011

* 12. Mai, Internationaler Tag der häufigsten Umweltkrankheiten (Chronic Fatigue Syndrom/ Myalgische Enzephalomyelitis, Fibromyalgie und Multiple Chemical Sensitivity)

Weitere Artikel zum weltweiten Aufklärungsmonat über Umweltkrankheiten:

WHO empfängt Delegation von Vertretern für Umweltkranke

MCS Interessenvertreter unterzeichneten Petition an die Weltgesundheitsorganisation

Am 13. Mai wird die WHO eine Delegation von Interessenvertretern von MCS und EMS Erkrankten, Mediziner, Wissenschaftler, Anwälte und Journalisten in Genf empfangen. Der Termin wurde von Dr. Maria Neira, Generaldirektor für Öffentliche Gesundheit und Umwelt der WHO, bestätigt.

WHO bestätigt Anhörung von Organisationen für MCS Kranke

Dr. Neira wird an diesem Tag die Delegation empfangen und erhält zuvor eine Bibliographie zu den beiden Umweltkrankheiten, eine Aufstellung von Ländern, die bereits über einen ICD-10 Code für MCS und/oder EMS verfügen, sowie einige weitere Dokumente, die für das Treffen von Relevanz sind. Alle eingereichten Dokumente untermauern die wissenschaftlich begründeten Argumente, endlich eine verbindliche Basis für alle Umweltkranken weltweit zu schaffen, damit die medizinische Versorgung der Erkrankten sichergestellt werden kann.

MCS und EMS Organisationen unterzeichneten Petition an die WHO

Die Petition, die dafür sorgen soll, dass sich die Situation für Menschen, die chemikaliensensibel oder elektrosensibel sind, verbessert, ging von der spanischen Organisation „Asquifyde“ aus. Unterzeichnet wurde die Petition von sehr vielen Organisationen, Wissenschaftlern und Medizinern aus aller Welt. Gesetzt der Fall, dass die WHO diese Petition umsetzt, würde in allen Ländern weltweit für Multiple Chemical Sensitivity (MCS) und Elektrosensibilität (EMS) ein einheitlicher internationaler Krankheitscode (ICD) gelten. Ein solcher ICD ist wichtig, denn damit kodieren Ärzte ihre Diagnose und rechnen ggf. ihre Leistungen bei den Krankenkassen ab. Die Existenz einer Krankheit wird dadurch belegt.

In allen Ländern verbindlicher ICD-10 Code für MCS und EMS

Derzeit verfügt Japan (T65.9) und Deutschland (T78.4) über einen ICD-10 Code für MCS. Ebenfalls deutschsprachige Länder wie die Schweiz, Luxemburg und Österreich ließen durch ihr Ministerium für Gesundheit gegenüber CSN mitteilen, dass in ihrem Land der in Deutschland gültige ICD-10 Code für MCS, T78.4, ebenfalls verwendet werden kann.

Fakten zur Vorlage bei der WHO

Es ist möglich, weitere wichtige Dokumente, die wissenschaftliche Aspekte hinsichtlich MCS und EMS darlegen, für die Vorlage bei der WHO beizutragen. Man kann sie in den nächsten Tagen als PDF per E-Mail an die koordinierende spanische Organisation info@asquifyde.es senden. Alle eingegangenen Dokumente werden von medizinischen Experten und einem Anwalt für Umweltrecht hinsichtlich ihrer Relevanz gesichtet und dann für die Vorlage bei der WHO ausgewählt.

Teilnahme bei der WHO Anhörung bestätigen

Bis zum 3. Mai 2011 ist es für Organisationen, Wissenschaftler, Anwälte und Mediziner möglich, sich für die Anhörung bei der WHO in Genf anzumelden. Hierzu muss eine verbindliche Bestätigung bei Asquifyde erfolgen. Die Organisation meldet die endgültige Teilnehmerzahl am 3. Mai bei Dr. Neira an, worauf dann die Reservierung eines entsprechenden Raumes erfolgt.

Pressekonferenz im Anschluss an WHO Anhörung

Nach der WHO Anhörung wird eine Pressekonferenz stattfinden. Sie wird von Sonia Miguel Jara und Journalisten geleitet. Um die wichtige Pressekonferenz nach der WHO Anhörung finanzieren zu können, bittet Asquifyde MCS und EMS Organisationen und jeden, dem das Anliegen der umweltkranken Menschen am Herzen liegt, um finanzielle Unterstützung.

Hilfe für Umweltkranke

Wissenschaftler gehen davon aus, dass rund 15-30% der Allgemeinbevölkerung in Industrieländern unter MCS leidet. Die Zahl der von EMS Betroffenen steigt durch den voranschreitenden Ausbau der Mobilfunknetze ebenfalls an. Diese Menschen werden nahezu ausnahmslos ohne Hilfe und Unterstützung ihrem Schicksal zu überlassen, was der internationalen Behindertenkonvention und geltenden Gesetzen widerspricht. Das Ignorieren und Negieren von Umweltkrankheiten in den vergangenen Jahren hat zu unbeschreiblichem Leid und auch zu erheblichen finanziellen Verlusten für die Wirtschaft geführt. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen bei der WHO die internationale Petition zum Anlass nehmen und ihrer eigentlichen Mission entsprechend handeln, um eine Basis zu schaffen, damit Erkrankten mit MCS und EMS die Hilfe zuteilwerden kann, die ihnen als Kranke und behinderte Menschen in den jeweiligen Ländern zusteht.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. Mai 2011

Weitere CSN Artikel zum Thema:

Kranke machen Diskriminierung nicht mehr länger mit

Weltweiter MCS Aktionsmonat – Mai 2011

Seit Monaten laufen die Vorbereitungen für den „MCS Aktions- und Aufklärungsmonat 2011“. Die drei Buchstaben „M C S“ sind die Abkürzung für eine Umweltkrankheit, von der ca. 15% der Allgemeinbevölkerung mehr oder weniger stark betroffen sind. Oft sogar wissen die Erkrankten nicht, dass die Gesundheitsbeschwerden, unter denen sie leiden, den Namen „Multiple Chemical Sensitivity“ oder kurz „MCS“ tragen. Sie reagieren bspw. auf das Aftershave des Kollegen oder das Haarspray der Kollegin mit Kopfschmerzen, Schwindel oder anderen Symptomen und können sich kaum auf ihre Arbeit konzentrieren. Oder es geht ihnen schlecht, wenn sie am Morgen auf dem Weg zur Arbeit in der U-Bahn, im Bus, dem Zug oder der Straßenbahn sitzen und viele Mitreisende dort ihre stark Lösungsmittel ausdünstende Tageszeitung lesen.

Ausgrenzung beenden

Manche der Betroffenen mussten aufgrund ihrer MCS ihre sozialen Kontakte abbrechen und ihren Job aufgeben. Viele der Erkrankten suchten immer wieder Ärzte auf, die ihnen jedoch mangels Wissen über die Erkrankung MCS keine Diagnose geben konnten, geschweige denn angemessene medizinische Hilfe offerierten.

Weltweit Aktionen für MCS Erkrankte

Weltweit arbeiteten Organisationen und Aktivisten auf den Mai 2011 zu. Ihnen ist es wichtig, dass die Erkrankung und Behinderung MCS in der Öffentlichkeit besser zur Kenntnis genommen wird und dass die Erkrankten die Hilfe und Unterstützung erhalten, die andere Behinderte und Kranke ohne sonderliche Erschwernisse erhalten.

Dank Internet und Social Networks können viele der Aktionen in diesem Jahr gezielter durchgeführt werden als in den Jahren zuvor. Es werden also nicht nur vereinzelt hier und da kleine Events stattfinden, sondern auch eine ganze Reihe koordinierter Aktionen, die das Ziel haben, die Situation der MCS Kranken weltweit zu verbessern.

Seid gespannt auf die Aktionen im „MCS Aktions- und Aufklärungsmonat Mai 2011“ und tragt im Rahmen Eurer Möglichkeiten zum Gelingen bei!

Dokumente, die Euch bei Eurer Aufklärung über die Krankheit MCS unterstützen können:

Zur freien Nutzung: