Alarmierend: Kinder mit Nahrungsmittelallergien sind häufig Mobbing ausgesetzt

Es existieren Berichte von Kindern und Jugendlichen, die unter Nahrungsmittel- allergien leiden und deswegen schikaniert und geärgert werden. Bislang gab es noch keine Studie, die darauf ausgelegt war, diese Ereignisse genauer zu charakterisieren. Ein amerikanisches Wissenschaftlerteam setzte sich daher das Ziel, das Vorhanden- sein und die speziellen Merkmale von Mobbing, Hänseleien oder Belästigung von Lebensmittelallergikern aufgrund ihrer Nahrungsmittelallergien zu ermitteln. Sie mussten feststellen, dass Nahrungsmittelallergiker wegen ihrer Allergien häufig zuleide gelebt wird, und das nicht nur durch Gleichaltrige.

Wie ergeht es Kindern und Jugendlichen mit Nahrungsmittelallergien?

Um herauszufinden, welchen Angriffen Nahrungsmittelallergiker ausgesetzt sind, ließ das Wissenschaftlerteam Jugendliche und Erwachsene, als auch Eltern von Kindern mit Lebensmittelallergien Fragebogen ausfüllen. Insgesamt wurden 353 Erhebungen abgeschlossen. Weil die meisten Lebensmittelallergiker noch Kinder waren, wurde ein Großteil der Erhebungen durch die Eltern abgeschlossen.

Mobbing wegen Allergien auf Lebensmittel

Die Mediziner mussten feststellen, dass Kinder und Jugendliche verschiedenster Altersgruppen Repressalien und Schikanen wegen ihrer Nahrungsmittelallergien ausgesetzt waren. Die Gruppe der Studienteilnehmer setzte sich wie folgt zusammen: 25,9% waren jünger als 4 Jahre (4 bis 11 Jahre (55,0%), 12 bis 18 Jahre (12,5%), 19 bis 25 Jahre (2,6%) und älter als 25 Jahre (4,0%).

Insgesamt berichtete rund ein Viertel (24%) der Nahrungsmittelallergiker, dass man sie mobbt, hänselt oder belästigt, nur weil sie eine oder mehrere Allergien auf Nahrungsmittel haben.

Immer wieder gemobbt, gehänselt und schikaniert

Von den Kindern und Jugendlichen, die gemobbt, gehänselt oder belästigt wurden, berichteten fast alle (86%) sogar über mehrere Episoden. Zweiundachtzig Prozent der Vorfälle traten in der Schule auf und 80% wurden vor allem durch Mitschüler verübt.

Sogar Lehrer waren Täter

Einundzwanzig Prozent derjenigen, die gemobbt, gehänselt oder schikaniert wurden, berichteten, das die Täter Lehrer oder Schulpersonal gewesen waren. Insgesamt schoben 79% das, was ihnen wiederholt widerfahren war, ausschließlich auf das Vorhandensein von Nahrungsmittelallergien.

Vorsätzliche Körperverletzung an der Tagesordnung

Über die Hälfte (57%) der Allergiker, die gemobbt wurden, konnten direkte physische Ereignisse beschreiben, wie z. B. dass sie bewusst mit einem Allergen berührt wurden, ein Allergen übergeworfen bekamen oder es ihnen extra zugefächelt wurde. Mehrere der Befragten teilten sogar mit, dass man ihnen Essen vorsätzlich mit Allergenen verunreinigt hatte.

Gezieltes Management für den Umgang mit Allergiker ist notwendig

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie, die im medizinischen Fachjournal Annuals of Allergy, Asthma und Immunology im Oktober 2010 publiziert wurde, legten dar, dass Schikanen, Hänseleien und Mobbing bei Kindern mit Nahrungsmittelallergie absolut üblich zu sein scheinen. Die Wissenschaftler stellten zusätzlich fest, dass solche Vorkommnisse nicht nur häufig, sondern auch wiederholt auftreten. Die Mediziner geben zu bedenken, dass diese Vorfälle emotionale und körperliche Risiken darstellen und fordern, dass die Problematik im Zuge eines gezielten Managements zum besseren Umgang mit Nahrungsmittelallergien angegangen werden sollte.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. Oktober 2010

Literatur:

Lieberman JA, Weiss C, Furlong TJ, Sicherer M, Sicherer SH. , Mobbing unter Kindern mit Nahrungsmittelallergie, Ann Allergy Asthma Immunol. 2010 Okt; 105 (4) :282-286.

Weitere CSN-Artikel zum Thema Mobbing wegen Allergien oder Umweltkrankheiten:

4 Kommentare zu “Alarmierend: Kinder mit Nahrungsmittelallergien sind häufig Mobbing ausgesetzt”

  1. PappaJo 13. Oktober 2010 um 12:40

    So ein Verhalten der umgebenden Mitmenschen zeugt nur von Dummheit und Herdentrieb/Gruppenzwang. Das sind alle minderbemittelte Persönlichkeiten, wobei man von Persönlichkeit hier nicht sprechen kann. Es ist an der Zeit für solche Taten explizit Gesetze zu entwerfen, mit Biblischen Strafen!

    Nur so kann man auch die dümmsten der Dummen davon abhalten.

  2. Pappajo 14. Oktober 2010 um 16:01

    OK – sind ja noch Kinder* – bei den bis 18 jährigen sollte man den Eltern die Löffel lang ziehen. Hier fehlt es an Sensibilisierung und Aufklärungsarbeit. Aber bei den älteren gilt meine obige Aussage.
    *hatte ich wohl in meinem Zorn, über den Artikel, nicht bedacht.

  3. Matze von Kinder kommen auf Ideen 14. Oktober 2011 um 10:19

    Oft erzählen die Kinder ihren eigenen Eltern gar nicht, wenn sie gemobbt werden. Das heißt, die eigenen Eltern können nicht helfen (z.B. indem sie die Eltern den ärgernden Kindes kontaktieren). Jetzt bleibt es leider bei den Lehrern hängen, die sich oft gegen solche „Zusatz“Aufgaben wehren. Doch wenn nicht sie, wer dann?

  4. Silvia 14. Oktober 2011 um 11:16

    Deshalb sollten Eltern aufmerksam sein wenn ihr Kind plötzlich nur noch betrübt ist oder andere Wesensänderungen aufweist.
    Ein Lehrer sollte ein Kind auffangen das offensichtlich deprimiert oder verstört ist. Ich finde auch wenn nicht der Lehrer wer dann wenn es in der Schule passiert.

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