MCS – Multiple Chemical Sensitivity in Österreich laut Bundesministerium für Gesundheit als eine körperlich bedingte Krankheit anerkannt

Flagge Oesterreich

Auch in Österreich ist Chemikalien-Sensitivität / MCS – Multiple Chemical Sensitivity als körperlich bedingte Krankheit im Register für Krankheiten, dem ICD 10, mit dem Code T78.4 einklassifiziert. Dies wurde durch ein aktuelles Schreiben des österreichischen Bundesministeriums für Gesundheit mitgeteilt.

MCS im ICD-10 in Deutschland

Mit Schreiben vom 4. September 2008 hatte der WHO Kooperationspartner in Deutschland, DIMDI, gegenüber CSN mitgeteilt, dass MCS – Multiple Chemical Sensitivity im Deutschland gültigen ICD-10-GM folgendermaßen einklassifiziert ist:

MCS – Multiple Chemical Sensitivity – ICD-10, T78.4

…Allergie, nicht näher bezeichnet;

Kapitel 19 (Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte andere Folgen äußerer Ursachen), Abschnitt T66-T78 (Sonstige und nicht näher bezeichnete Schäden durch äußere Ursachen)

MCS in Österreich als Krankheit anerkannt

Mit Schreiben vom 24. Juni 2009 teilte das österreichische Gesundheitsministerium unter Betreff „Chemikaliensensitivität / MCS – Multiple Chemical Sensitivity (ICD-10 T78.4)“, mit:

Zu Ihrem Schreiben vom 17. 4. 2009 an Herrn Bundesminister Stöger wird mitgeteilt, dass der von DIMDI für Deutschland modifizierte ICD-10 Code der WHO auch in Österreich verwendet wird.

MCS auch in Österreich keine Krankheit der Psyche

Hervorzuheben ist, dass vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) explizit mitteilt wurde, dass eine Zuordnung zum Kapitel 5 (Psychische und Verhaltensstörungen) seitens der ICD-10-GM nicht vorgesehen sei. Damit ist die Diskussion beendet, dass MCS eine psychisch einzuordnende Krankheit sei.

Ärzte und Dokumentare in den Krankenhäusern sind nach dem Sozialgesetzbuch V verpflichtet, ihre Diagnosen zu kodieren. Diese Verschlüsselung erfolgt auf der Basis des systematischen Verzeichnisses der ICD-10-GM. Die ICD-10 Klassifizierungen sind rechtsverbindlich.

Durch das vorliegende Schreiben des österreichischen Bundesministeriums für Gesundheit wird ersichtlich, dass MCS – Multiple Chemical Sensitivity auch in Österreich als körperlich bedingte Krankheit anerkannt ist, da MCS auch dort mit dem ICD-10 T78.4 codiert wird.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. Juni 2009

Literatur:

Offener Brief einer Selbsthilfegruppe für MCS – Multiple Chemical Sensitivity an den Bundespräsidenten Horst Köhler

junge-Frau-mit Chemical Sensitivity / MCS

Offener Brief der MCS Selbsthilfegruppe Stuttgart an den Bundespräsidenten Horst Köhler bzgl. der Situation von Menschen in Deutschland, die an Chemikalien-Sensitivität / Multiple Chemical Sensitivity (MCS) erkrankt sind.

An den

Bundespräsidenten Horst Köhler

Bundespräsidialamt

Spreeweg 1

10557 Berlin

Waiblingen, 22.06.2009

Gilt das Grundgesetz auch für alle kranken Menschen?

Sehr geehrter Herr Köhler,

gilt das Grundgesetz auch für alle kranken Menschen? Auf diese Frage würden Sie mir wahrscheinlich antworten – „aber selbstverständlich“. Ich müsste Ihnen dann entgegnen, dass dies in der Praxis leider ganz und gar nicht der Fall ist. Bei vielen Menschen die an Umweltkrankheiten wie MCS (Multiple Chemikalien Sensitivität) leiden, wird das Recht auf körperliche Unversehrtheit täglich verletzt.

Was ist MCS?

MCS (Multiple Chemikalien Sensitivität) ist eine Erkrankung die besonders häufig bei Personen auftritt die über längere Zeiträume toxischen Chemikalien ausgesetzt waren. Unter Menschen, die beruflich mit Lösungsmitteln arbeiten, erkranken bis zu 60% an MCS. Erkrankte Personen reagieren dann auf Chemikalien (u.a. auch auf Duftstoffe, siehe hierzu den beiliegenden MCS-Flyer von CSN und die beiden DVD´s).

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im ICD-10 Code MCS unter T 78.4 den Vergiftungen zugeordnet. Nach US-Amerikanischen Studien leiden ca. 4-6% der Bevölkerung an schwerer MCS. Wenn man diese Zahl auf Deutschland überträgt dann wären dies mindestens 3 Millionen Menschen. Viele leiden an dieser Erkrankung, ohne es zu wissen.

Wer bereits erkrankt ist und u.a. auf Duftstoffe reagiert, der ist gezwungen in einer Isolation zu leben. Nahezu jeder Mensch verwendet Duftstoffe, die chemische Industrie ist überall sehr präsent. Kontakte mit anderen Menschen, einkaufen gehen, Arztbesuche erledigen sind nur mit Schwierigkeiten oder gar nicht möglich, von lebenswichtigen Aufenthalten in Krankenhäusern ganz zu schweigen. Die meisten können nicht mehr arbeiten, dadurch befinden sie sich in einer kritischen finanziellen Situation.

Zusammenfassend erklärt bedeutet dies: Luftverschmutzungen durch chemische Stoffe führen dazu, dass an MCS erkrankte Menschen aus der Gesellschaft ausgegrenzt, diskriminiert und täglich mit „Körperverletzungen“ konfrontiert werden. Der Artikel 1 des Grundgesetzes, in dem die Würde des Menschen unantastbar sein soll, das ein Recht auf körperliche Unversehrtheit garantiert,

wird vollständig ausgehebelt, in dem auf ein angeblich ungeklärtes Krankheitsbild von MCS verwiesen wird. In Wirklichkeit handelt es sich um eine durch die WHO als körperliche Erkrankung anerkanntes Leiden.

Herr Köhler, könnten Sie mir eine Antwort darauf geben, wie wir, MCS-Kranke, unsere Grundrechte einfordern können?

Duftstoffe sollten zumindest in öffentlichen Räumen verboten werden, um den MCS-Behinderten Menschen einen barrierefreien Zugang zu Behörden, Ärzten, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Räumen zu ermöglichen. Es gibt bereits in USA und in Schweden teilweise Duftstoffverbote für öffentliche Einrichtungen. Diese Länder haben die Gefahr von Duftstoffen erkannt und nehmen sie ernst.

Was ist ein Grundgesetz und eine Demokratie wert, wenn die Chemie-Lobby sich gegen die Gesundheitsinteressen und Prävention durchsetzt. Dabei gibt es bereits mehrfach bestätigte wissenschaftliche Studien über die negative und irreparable Wirkung vieler alltäglicher Chemikalien auf alle Lebewesen. Wir alle sind täglich von so vielen giftigen Substanzen umgeben, die uns auf Dauer krank machen. Auch durch die REACH-Verordnung Nr. 134/2009 vom 16.02.09 wird sich für die MCS-Kranken effektiv nichts ändern. Die wirtschaftlichen Interessen der chemischen Industrie werden weiterhin geschützt und die Kranken werden immer tiefer in ihr Leid gedrängt.

Deshalb ist eine Aufklärung der Bevölkerung unumgänglich. Schutz und Hilfe für die Betroffenen sowie eine Anerkennung der Umweltkrankheiten wäre dringend notwendig. Denn die „Epidemie“ der Umwelterkrankungen wird sich in den folgenden Jahren so weit ausbreiten, dass es für das Gesundheitswesen und die Wirtschaft ernste Folgen haben wird.

Ich und andere MCS-Erkrankte würden es uns wünschen und wären Ihnen sehr dankbar dafür, wenn Sie sich mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für die Aufklärung und die Verbesserung der momentanen Situation einsetzen. Es ist bekannt, dass Sie keine direkte Einflussnahme auf die Gesetzgebung haben. Jedoch könnten Sie auf die bestehende Problematik immer wieder deutlich hinweisen und Ihre Zustimmung nur entsprechenden Gesetzen erteilen. Sie haben doch bisher bewiesen, dass Sie die Gesellschaft mit Ihren einfühlsamen Reden wachrütteln können.

Können wir auf Ihre Unterstützung zählen?

Sie haben vor Ihrer diesjährigen Wiederwahl öffentlich gesagt „Wir wollen eine Gesellschaft sein, die nicht wegschaut, wenn Menschen in Not sind, und keinen zurück lässt“. Da haben einige Ministerien aber noch sehr viel zu tun!

Dieses Schreiben habe ich heute als offenen Brief unter folgender Internetadresse veröffentlicht:

http://www.csn-deutschland.de/forum/showboard.php?id=51

Ihr Antwortschreiben werde ich ebenfalls dort veröffentlichen. Ihrerseits haben Sie die Möglichkeit, evtl. Kommentare zu meinem Schreiben von anderen Mitbetroffenen auch auf dieser Seite nachzulesen.

Mit freundlichen Grüßen

Olga Hogk

(Mitglied der MCS-Selbsthilfegruppe Stuttgart)

Anlagen:

MCS-Flyer

2 DVD´s

Chemical Sensitivity ab Oktober in Japan eine offiziell anerkannte Krankheit

Chemical Sensitivity in Japan anerkanntZum ersten Oktober soll Chemical Sensitivity – MCS in Japan in das medizinische Abrechnungsregister aufgenommen werden. MEDIS – DC, das Medical Information System Developement Center, eine Organisation, die dem Ministerium für Gesundheit und dem Wirtschaftsministerium direkt unterstellt ist, plant, die Krankheit in einer Revision seines Krankheitsregisters wirksam zum 1. Oktober aufzunehmen. MEDIC-DC ist vergleichbar dem deutschen DIMDI. In Deutschland ist MCS – Multiple Chemical Sensitivity bereits seit Jahren mit dem Code T.78.4 versehen und im Kapitel 19 für Verletzungen, Vergiftungen als körperliche Krankheit im ICD-10 gelistet.

In Japan wird Chemikalien-Sensitivität mit der Aufnahme in das Register für Krankheiten erstmalig von Regierungsseite als Krankheit anerkannt. Wenn die Krankheit im Register aufgenommen ist, wird dies große Erleichterung für Chemikaliensensible bringen, denn davon ist abhängig, ob eine Krankenkasse eine medizinische Behandlung bezahlt oder nicht. Derzeit zahlen die Erkrankten ihre Behandlungen selbst. Man geht in Japan von rund 700 000 Menschen aus, die chemikaliensensibel sind.

Im Mai hatte eine in Tokio ansässige Organisation, das Sick House Syndrome Liaison Committee, das Ministerium für Gesundheit dazu aufgefordert, Chemical Sensitivity offiziell als medizinische Krankheit anzuerkennen. Die Organisation wurde am 1. Juni vom Ministerium kontaktiert und bekam mitgeteilt, dass vorgesehen ist, Chemical Sensitivity zum 1. Oktober in die offizielle Liste für Krankheiten aufzunehmen.

Für die Menschen in Japan, die an Chemical Sensitivity erkrankt sind, bedeutet diese offizielle Anerkennung als Krankheit in erster Linie eine moralische Unterstützung, sagte Hinobu Hirota aus Yokohama, der Leiter der Patientenorganisation „Chemical Sensitivity Syndrome Support Center“, die in Yokohama ansässig ist, gegenüber den Medien.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. Juni 2009

Literatur:

Chemical sensitivity syndrome to make list of gov’t-insured medical conditions, Mainichi Daily News, 12. Juni 2009

Psychische Beeinträchtigung als Folge von Chemikalien-Sensitivität – MCS

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Teil 1: MCS – plötzlich ist alles anders

Wer an MCS erkrankt ist, darf seinen Körper ganz neu kennen lernen. Plötzlich spielen bisher unbekannte Organsysteme und Körperteile verrückt. Die Zeiten, in denen einfach alles „funktioniert“ hat, sind vorbei, obwohl man erst zwanzig ist. Das Leben ist vorbei, bevor es richtig losging. Davon bleibt auch der Teil, den man gemeinhin Geist oder Seele nennt, nicht verschont. In der Fachliteratur wird dieser Teil der Wirklichkeit der Betroffenen meist in psychiatrischen Kategorien diskutiert, auf diese Weise muss man die Kranken nicht weiter Ernst nehmen. Eine Ausnahme ist Pamela Reed Gibson, sie ist Professorin für Psychologie an der James Madison University in Harrisonburg, Virginia und beschäftigt sich hauptberuflich mit MCS.

In ihrem Buch „Multiple Chemical Sensitivity, a Survival Guide (second edition)“ [1] beschreibt sie einige ihrer Ergebnisse. Viele ihrer Studienteilnehmer berichteten von erlittenem schwerem Leid und Traumatisierungen aufgrund der Veränderungen in ihrem Leben und der Verluste, die sie als Ergebnis ihrer Erkrankung hinnehmen mussten. Viele leben ohne die nötigsten Dinge, wie eine Wohnung, medizinische Versorgung und Zugang zu öffentlichen Versorgungs- und Dienstleistungen. Anderen stand das Nötigste zur Verfügung, aber sie erlebten Verluste andere Art, wie zerstörte Karrieren, nicht mehr zugängliche Bildungsmöglichkeiten, Reisen, Hobbies und verlorene soziale Integration. Weitere persönliche Demoralisierung resultierte aus dem Mangel an Aufmerksamkeit und Sorge für dieses Gesundheitsproblem von Seiten der medizinischen Berufe und der allgemeinen Öffentlichkeit. Manch einer wurde von diesen Missständen überwältigt und niedergedrückt. Ein Fünftel der Studienteilnehmer der Phase I ihrer Studie hatten ernsthaft einen Suizid erwogen, 8% hatten einen konkreten Plan gemacht und 3% tatsächlich einen Versuch unternommen.

Folgen von MCS – Verluste

Die Folgen fasst Professor Pamela Reed Gibson schließlich in drei Worten zusammen: Verlust, Verlust und nochmals Verlust. Es wirkt traumatisch, den Zugang zu fast allem zu verlieren, was man je angestrebt, wofür man gearbeitet hat und was man eines Tages für sein Leben zu erreichen hoffte.

Sie teilt die psychischen Reaktionen in direkte und sekundäre ein.

Direkte Reaktionen

Als direkte Reaktionen zählt sie dabei solche, die direkte Effekte chemischer Expositionen auf das psychische System sind. Dazu gehören Depressionen, Angst, Panik-Attacken, Irritierbarkeit, Unruhe, Verwirrung, Aggressivität oder auch äquivalente kognitiver Defizite.

Prof. Gibson betont, dass es wichtig ist, möglichst viele dieser direkten Wirkungen zu erkennen, um sie von den wahren eigenen Emotionen unterscheiden zu können. Es sei wichtig, umweltbedingte Ursachen auszuschließen, bevor man sich in der Angelegenheit mit sich selber auseinanderzusetzen versucht, oder bei anderen Rat sucht. Direkte Reaktionen fühlen sich oft wie nicht kontrollierbar an. Die Herausforderung besteht dann darin, nicht zuzulassen, dass derartige Reaktionen dazu führen, dass man seinen eigenen ethischen Maßstäben entgegen handelt. Es ist in solchen Situationen von großem Nutzen, wenn man eine nahe stehende Person hat, die zu erkennen vermag, wenn man in Verwirrung gerät, und einen dann aus der Gefahrenzone bringen kann. Letzten Endes bleibt es jedoch unsere eigene Aufgabe, die Verantwortung für uns zu übernehmen und uns zu kontrollieren.

Sekundäre Reaktionen

Sekundäre Reaktionen resultieren aus dem Erfordernis, mit den direkten Reaktionen umgehen und langfristig damit leben zu müssen. Prof. Gibson führt dabei folgende Problemfelder auf:

Verlust

MCS kann den Betroffenen den Arbeitsplatz, Freunde, Bildungsmöglichkeiten und die soziale Integration rauben. Auch attraktive Wahlmöglichkeiten hinsichtlich Kleidung, Kosmetik und Wohnungseinrichtung gehen oft verloren. Die Verluste können drastisch sein und tief gehen und erfordern Trauerarbeit und große Flexibilität, um trotzdem gut zurecht zu kommen.

Isolation

Die physische Isolation, die daraus resultiert, dass man viele öffentliche Örtlichkeiten nicht mehr toleriert, und die geistige Isolation, die daher rührt, dass man eine Krankheit hat, die niemand versteht, können drastische oder gar als katastrophal empfundene Belastungen sein. Dies insbesondere dann, wenn sie zu dem Stress durch die Krankheit an sich und den häufigen existenzbedrohenden finanziellen Verlusten hinzukommen. Ignoranz und Fehlverhalten anderer können den Druck und die Isolation weiter erhöhen.

Ständige Alarmbereitschaft

Das Leben mit MCS erfordert permanente Wachsamkeit, insbesondere, wenn die Reaktionen stark behindernd oder lebensbedrohlich sein können. Die Betroffenen müssen nun Orte fürchten, die früher eine Quelle der Freude waren. Warenhäuser, Kinos, Partys können nicht mehr so ohne weiteres aufgesucht werden, wenn man jeden Moment bereit sein muss, sich aus der Gefahrenzone zu bringen, wenn man auf Parfüm oder Rauch stößt. Daraus resultierend kommen schließlich noch Zukunftsängste dazu, insbesondere, wenn sich die Sensitivitäten ausbreiten und immer mehr Chemikalien dazukommen.

Ärger und Frustration

Ärger und Frustration sind normale Reaktionen auf Verlust, missverstanden werden und körperliche Beeinträchtigungen durch Expositionen, Diskriminierung und Fehldiagnosen. Man muss einen Weg finden, damit umzugehen, wenn man sich davon nicht bestimmen lassen will.

Vermeintlich obsessiv-zwanghafte Verhaltensweisen

Das Vermeiden von Symptomauslösern in der Umwelt resultiert in Verhaltensweisen, die obsessiv-zwanghaften Merkmalen ähneln können, insbesondere für solche Leute, die nicht verstehen, wie wichtig die Vermeidung der Auslöser für die Betroffenen ist. Vorsichtsmaßnahmen können rigide erscheinen und Spontaneität vermissen lassen. Z.B. immer aufzupassen, ob jemand eine Zigarette anzündet oder eine mögliche Pestizidkontamination eines Gebäudes vor einem Besuch desselben telefonisch abzuchecken. Das Vermeiden einer großen Anzahl von Nahrungsmitteln oder das auslüften der Post, um das Risiko, Parfüm zu begegnen, zu reduzieren. Oder aber das grundsätzliche mehrmalige Auswaschen neuer Kleidung mit Soda. All dies kann Außenstehenden seltsam vorkommen. Wenn der Charakter danach beurteilt wird, kann einem versehentlich eine obsessiv-zwanghafte Störung attestiert werden.

Selbstvorwürfe

Menschen mit Chemikalien-Sensitivität grübeln vielleicht darüber nach, wie sie bloß so krank werden konnten und ob sie irgendetwas hätten tun können, um das zu vermeiden. Und diejenigen, denen es laufend schlechter geht, quälen sich manchmal mit Fragen wie „Warum habe ich mir nicht früher einen Wasserfilter angeschafft?“ oder „Warum bin ich bloß in einem Haus mit Ölheizung geblieben?“ Medizinische Lehrmeinungen, die das Gefühlsleben für Krankheiten verantwortlich machen oder sagen, jeder bekommt, was er verdient, oder dass wir uns „unsere eigene Welt“ machen, gießen weiter in unangemessener Weise Öl in dieses Feuer.

Mangelnde Kontrolle über emotionale Reaktionen

Die meisten Menschen haben wenigstens eine gewisse Kontrolle darüber, welche Emotionen sie in der Öffentlichkeit zeigen wollen. Menschen mit Chemikalien-Sensitivität können jedoch von Reaktionen überrascht werden, die die Hirnfunktion betreffen können. Diese Reaktionen können dazu führen, dass man expositionsbedingte Irritationen, Tränen oder Nervosität in Situationen zeigt, in denen derartige sichtbare Symptome negative Folgen haben können, z.B. am Arbeitsplatz.

Mangelnde Privatsphäre in Gesundheitsdingen

Gesundheitsprobleme, die bei der Arbeit nicht beeinträchtigen, können vor dem Arbeitgeber geheim gehalten werden. Wenn die Gesundheit jedoch Anpassungen am Arbeitsplatz verlangt, geht das nicht. Insbesondere, wenn die Krankheit, die man hat, öffentlich oft als psychische Störung denunziert wird, kann das negative Folgen haben.

Mangelnde Kontrolle der eigenen Lebensweise

Die Notwendigkeiten des Überlebens diktieren oft so viele Bedingungen, die man einhalten muss, dass nur noch wenige Gestaltungsmöglichkeiten bleiben. Z.B. ein kontaktfreudiger Mensch wird gezwungen, Isolation zu ertragen, was nicht zu seinem Lebensstil passt und so zu einer weiteren Quelle von Demoralisierung wird. Ähnliches gilt für verbleibende Arbeitsmöglichkeiten, die häufig die Ausübung des gewählten Berufes nicht erlauben.

Negative Haltung gegenüber konventioneller Medizin

Menschen mit MCS müssen sich selber informieren und sich für ihre Belange einsetzen, um zu überleben. Wenn man wenig oder gar keine Hilfe von konventionellen Ärzten erfahren hat, beginnt man, von deren Seite Ablehnung und nur noch wenig Gutes zu erwarten. Wenn MCS-Kranke schließlich in Behandlung kommen, erscheinen sie potentiellen Helfern möglicherweise fälschlicherweise als aggressiv, widerspenstig oder paranoid. Die sehen dies dann eventuell nicht im Zusammenhang mit der Vorgeschichte der Betroffenen, in der sie nur inadäquate medizinische und psychologische Hilfe erfahren haben.

Falsche Zuordnungen aufgrund von Reaktionen

MCS-Betroffene können aufgrund einer Exposition ängstlich oder aggressiv werden, ohne zu wissen, woher die Exposition kam. Da es in unserer Gesellschaft keinen Mangel an Stress gibt, kann es passieren, dass die Person einen psychologischen Stressor dafür verantwortlich macht, obwohl er, obgleich vorhanden, nicht der Verursacher war. Die betroffene Person wird so dazu verleitet, ihre eigene Fähigkeit, psychologisch angemessen zu reagieren, in Frage zu stellen. Es ist sehr wichtig, solche Situationen zu klären, um nicht irrtümlich soziale oder arbeitsbezogene Vorkommnisse verantwortlich zu machen und so Freunde oder Kollegen zu entfremden.

Verlust einer stabilen kontinuierlichen Persönlichkeit

Anselm Strauss [2] diskutiert den Verlust einer kontinuierlichen Identität, wenn jemand chronisch krank wird. Bei jeder chronischen Erkrankung kann das Empfinden der Person für das eigene Selbst und Wohlergehen je nach dem momentanen physischen Zustand schwanken. Da Expositionen bei MCS-kranken Personen zu emotionalen Reaktionen führen können, die von dem normalen Zustand so sehr verschieden sind, erleben sie das möglicherweise als Diskontinuität in ihrem Selbstgefühl. Beispielsweise können sich manche, wenn sie gerade keine Reaktion erleiden, nicht vorstellen, wie krank sie auch sein können. Und wenn sie dann eine Reaktion haben, können sie sich nicht daran erinnern, sich gesund gefühlt zu haben, oder einen Sinn für persönliches Wachstum und Selbstbestimmung entwickeln. Diese schlechten Zeiten sind auch schädlich für Beziehungen. Das Leben anderer Leute geht unabhängig von dem eigenen Zustand weiter. Es kann schwierig sein, sozial immer wieder „aufholen zu müssen“.

Autor:

Karlheinz für CSN – Chemical Sensitivity Netwok, 29. Mai 2009

Literatur:

[1] Pamela Reed Gibson, Multiple Chemical Senisitivity, a survival guide (second edition), Earthrive Books, 2006.

[2] Anselm Strauss, Chronic illness and the quality of life, St. Louis, MO, C.V. Mosby Company, 1984.

Wissenschaftlicher Stand der Forschung über Multiple Chemical Sensitivity (MCS)

Studien zu physischen Ursache von Chemical Sensitivity existitieren

Studien zu körperlichen Ursachen von MCS existieren

Seit Jahrzehnten wird international in medizinischer Fachliteratur aus Studien über Menschen berichtet, die auf geringste Konzentrationen von Chemikalien im Alltag mit vielfältigen Gesundheitsbeschwerden reagieren. Die Krankheit trägt in der Wissenschaft den Namen Multiple Chemical Sensitivity (MCS). MCS ist in  Deutschland als körperliche Krankheit einklassifiziert und trägt den WHO ICD-10 Code T 78.4.

Die amerikanische Wissenschaftlerin und Studienautorin Prof. Dr. Anne C. Steinemann von der University of Washington hat wissenschaftliche Veröffentlichungen aus über zwei Jahrzehnten archiviert, die eine körperliche Ursache für MCS unterstützen. Das nachfolgende Dokument ist eine alphabetische Liste wissenschaftlicher Literaturstellen aus Artikeln in medizinischen Fachzeitschriften, die ein peer review Verfahren durchliefen.

Wissenschaftliche Forschung über Multiple Chemical Sensitivity (MCS)

zusammengestellt von

Professor Anne C. Steinemann und Amy L. Davis

University of Washington

Seattle, WA 98195-2700

  1. Abdel-Rahman A., Shetty A.K., Abou-Donia M.B. 2002. Disruption of the blood-brain barrier and neuronal cell death in cingulate cortex, dentate gyrus, thalamus, and hypothalamus in a rat model of Gulf-War syndrome. Neurobiology of Disease 10(3): 306-26.
  2. Abel-Rahman A., Abou-Donia S., El-Masry E., Shetty A., Abou-Donia M. 2004. Stress and combined exposure to low doses of pyridostigmine bromide, DEET, and permethrin produce neurochemical and neuropathological alteration in cerebral cortex, hippocampus, and cerebellum. Journal of Toxicology and Environmental Health Part A 67(2): 163-92.
  3. Abdel-Rahman A., Dechkovskaia A.M., Goldstein L.B., Bullman S.H., Khan W., El-Masry E.M., Abou-Donia M.B. 2004. Neurological deficits induced by malathion, DEET, and permethrin, alone or in combination in adult rats. Journal of Toxicology and Environmental Health Part A 67(4): 331-56.
  4. Abou-Donia M.B 2003. Organophosphorus ester-induced chronic neurotoxicity. Archives of Environmental Health 58(8): 484-97.
  5. Abou-Donia M.B., Wilmarth K.R., Abdel-Rahman A.A., Jenseen K.F., Oehme F.W., Kurt T.L. 1996. Increased neurotoxicity following concurrent exposure to pyridostigmine bromide, DEET, and chlorpyrifos. Fundamentals of Applied Toxicology 34(2): 201-22.
  6. Abou-Donia M.B., Dechkovskaia A.M., Goldstein L.B., Shah D.U., Bullman S.L., Khan W.A. July 2002. Uranyl acetate-induced sensorimotor deficit and increased nitric oxide generation in the central nervous system in rats. Pharmacology, Biochemistry, and Behavior 72(4): 881-90.
  7. Abou-Donia M.B., Dechkovskaia A.M., Goldstein B., Abdel-Rahman A., Bullman S.L., Khan W.A. 2004. Co-exposure to pyridostigmine bromide, DEET, and/or permethrin causes sensorimotor deficit and alterations in brain acetylcholinesterase activity. Pharmacology, Biochemistry, and Behavior 77(2): 253-62.
  8. Abu-Qare A.W., Abou-Donia M.B. 2001. Combined exposure to sarin pyridostigmine bromide increased levels of rat urinary 3-nitrotyrosine and 8-hydroxy-2-deoxyguanosine, biomarkers of oxidative stress. Toxicology Letters 123(1): 51-58.
  9. Abu-Qare A.W., Abou-Donia M.B. 2001. Biomarkers of apoptosis: release of cytochrome c, activation of caspase-3, induction of 8-hydroxy-2²-deoxyguanosine, increased 3-nitrotyrosine, and alteration of p53 gene. Journal of Toxicology and Environmental Health Part B, Critical Reviews 4(3): 313-32.
  10. Abu-Qare A.W., Abou-Donia M.B. 2008. In vitro metabolism and interactions of pyridostigmine bromide, N,N-diethyl-m-toluamide, and permethrin in human plasma and liver microsomal enzymes. Xenobiotica 38(3): 294-313.
  11. Anderson R.C., Anderson J.H. 1999. Sensory irritation and multiple chemical sensitivity. Toxicology and Industrial Health 15(3-4): 339-45.
  12. Ashford N.A. 1999. Low-level chemical sensitivity: implications for research and social policy. Toxicology and Industrial Health 15(3-4): 421-47.
  13. Baldwin C.M. and Bell I.R. 1998. Increased cardiopulmonary disease risk in a community-based sample with chemical odor intolerance: implications for women’s health and health-care utilization. Archives of Environmental Health 1998 53(5): 347-53.
  14. Baldwin C.M., Bell I.R., O’Rourke M.K. 1999. Odor sensitivity and respiratory complaint profiles in a community-based sample with asthma, hay fever, and chemical odor intolerance. Toxicology and Industrial Health 15(3-4): 403-9.
  15. Bascom R., Meggs W.J., Framptom M., Hudnell K., Kilburn K., Kobal G., Medinsky M., Rea W. 1997. Neurogenic inflammation: with additional discussion of central and perceptual integration of nonneurogenic inflammation. Environmental Health Perspective 105 (Suppl. 2): 531-37.
  16. Bell I.R., Miller C.S., and Schwartz G.E. 1992. An olfactory-limbic model of multiple chemical sensitivity syndrome: possible relationships to kindling and affective spectrum disorders. Biological Psychiatry 32(3): 218-42.
  17. Bell I.R., Warg-Damiani L., Baldwin C.M., Walsh M.E., Schwartz G.E. 1998. Self-reported chemical sensitivity and wartime chemical exposures in Gulf War veterans with and without decreased global health ratings. Military Medicine 163(11): 725-32.
  18. Bell I.R., Schwartz G.E., Peterson J.M. and Amend D. 1993. Self-reported illness from chemical odors in young adults without clinical syndromes or occupational exposures. Archives of Environmental Health. 48(1): 6-13.
  19. Bell I.R., Schwartz G.E., Baldwin C.M., Hardin E.E. 1996. Neural sensitization and physiological markers in multiple chemical sensitivity. Regulatory Toxicology and Pharmacology 24(1), pt. 2: S39-S47.
  20. Bell I.R., Baldwin C.M., Schwartz G.E.R. 2001. Sensitization studies in chemically intolerant individuals: implications for individual difference research. Annals of the New York Academy of Sciences 933:38-47. Den ganzen Beitrag lesen…

Research on MCS – Multiple Chemical Sensitivity

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Research on Multiple Chemical Sensitivity (MCS)

Compiled by

Professor Anne C. Steinemann and Amy L. Davis

University of Washington

This document lists scientific citations for peer-reviewed journal articles that support a physiological basis for MCS:

  1. Abdel-Rahman A., Shetty A.K., Abou-Donia M.B. 2002. Disruption of the blood-brain barrier and neuronal cell death in cingulate cortex, dentate gyrus, thalamus, and hypothalamus in a rat model of Gulf-War syndrome. Neurobiology of Disease 10(3): 306-26.
  2. Abel-Rahman A., Abou-Donia S., El-Masry E., Shetty A., Abou-Donia M. 2004. Stress and combined exposure to low doses of pyridostigmine bromide, DEET, and permethrin produce neurochemical and neuropathological alteration in cerebral cortex, hippocampus, and cerebellum. Journal of Toxicology and Environmental Health Part A 67(2): 163-92.
  3. Abdel-Rahman A., Dechkovskaia A.M., Goldstein L.B., Bullman S.H., Khan W., El-Masry E.M., Abou-Donia M.B. 2004. Neurological deficits induced by malathion, DEET, and permethrin, alone or in combination in adult rats. Journal of Toxicology and Environmental Health Part A 67(4): 331-56.
  4. Abou-Donia M.B 2003. Organophosphorus ester-induced chronic neurotoxicity. Archives of Environmental Health 58(8): 484-97.
  5. Abou-Donia M.B., Wilmarth K.R., Abdel-Rahman A.A., Jenseen K.F., Oehme F.W., Kurt T.L. 1996. Increased neurotoxicity following concurrent exposure to pyridostigmine bromide, DEET, and chlorpyrifos. Fundamentals of Applied Toxicology 34(2): 201-22.
  6. Abou-Donia M.B., Dechkovskaia A.M., Goldstein L.B., Shah D.U., Bullman S.L., Khan W.A. July 2002. Uranyl acetate-induced sensorimotor deficit and increased nitric oxide generation in the central nervous system in rats. Pharmacology, Biochemistry, and Behavior 72(4): 881-90.
  7. Abou-Donia M.B., Dechkovskaia A.M., Goldstein B., Abdel-Rahman A., Bullman S.L., Khan W.A. 2004. Co-exposure to pyridostigmine bromide, DEET, and/or permethrin causes sensorimotor deficit and alterations in brain acetylcholinesterase activity. Pharmacology, Biochemistry, and Behavior 77(2): 253-62.
  8. Abu-Qare A.W., Abou-Donia M.B. 2001. Combined exposure to sarin pyridostigmine bromide increased levels of rat urinary 3-nitrotyrosine and 8-hydroxy-2-deoxyguanosine, biomarkers of oxidative stress. Toxicology Letters 123(1): 51-58.
  9. Abu-Qare A.W., Abou-Donia M.B. 2001. Biomarkers of apoptosis: release of cytochrome c, activation of caspase-3, induction of 8-hydroxy-2²-deoxyguanosine, increased 3-nitrotyrosine, and alteration of p53 gene. Journal of Toxicology and Environmental Health Part B, Critical Reviews 4(3): 313-32.
  10. Abu-Qare A.W., Abou-Donia M.B. 2008. In vitro metabolism and interactions of pyridostigmine bromide, N,N-diethyl-m-toluamide, and permethrin in human plasma and liver microsomal enzymes. Xenobiotica 38(3): 294-313.
  11. Anderson R.C., Anderson J.H. 1999. Sensory irritation and multiple chemical sensitivity. Toxicology and Industrial Health 15(3-4): 339-45.
  12. Ashford N.A. 1999. Low-level chemical sensitivity: implications for research and social policy. Toxicology and Industrial Health 15(3-4): 421-47.
  13. Baldwin C.M. and Bell I.R. 1998. Increased cardiopulmonary disease risk in a community-based sample with chemical odor intolerance: implications for women’s health and health-care utilization. Archives of Environmental Health 1998 53(5): 347-53.
  14. Baldwin C.M., Bell I.R., O’Rourke M.K. 1999. Odor sensitivity and respiratory complaint profiles in a community-based sample with asthma, hay fever, and chemical odor intolerance. Toxicology and Industrial Health 15(3-4): 403-9.
  15. Bascom R., Meggs W.J., Framptom M., Hudnell K., Kilburn K., Kobal G., Medinsky M., Rea W. 1997. Neurogenic inflammation: with additional discussion of central and perceptual integration of nonneurogenic inflammation. Environmental Health Perspective 105 (Suppl. 2): 531-37.
  16. Bell I.R., Miller C.S., and Schwartz G.E. 1992. An olfactory-limbic model of multiple chemical sensitivity syndrome: possible relationships to kindling and affective spectrum disorders. Biological Psychiatry 32(3): 218-42.
  17. Bell I.R., Warg-Damiani L., Baldwin C.M., Walsh M.E., Schwartz G.E. 1998. Self-reported chemical sensitivity and wartime chemical exposures in Gulf War veterans with and without decreased global health ratings. Military Medicine 163(11): 725-32.
  18. Bell I.R., Schwartz G.E., Peterson J.M. and Amend D. 1993. Self-reported illness from chemical odors in young adults without clinical syndromes or occupational exposures. Archives of Environmental Health. 48(1): 6-13.
  19. Bell I.R., Schwartz G.E., Baldwin C.M., Hardin E.E. 1996. Neural sensitization and physiological markers in multiple chemical sensitivity. Regulatory Toxicology and Pharmacology 24(1), pt. 2: S39-S47.
  20. Bell I.R., Baldwin C.M., Schwartz G.E.R. 2001. Sensitization studies in chemically intolerant individuals: implications for individual difference research. Annals of the New York Academy of Sciences 933:38-47.
  21. Brandt-Rauf P.W., Andrews L.R., Schwarz-Miller J. 1991. Sick-hospital syndrome. Journal of Occupational Medicine 33(6): 737-39.
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  23. Brooks S.M., Weiss M.A., Bernstein I.L. 1985. Reactive airways dysfunction syndrome. Case reports of persistent airways hyperreactivity following high-level irritant exposures. Journal of Occupational Medicine 27(7): 473-76.
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Chemikalien-Sensitivität (MCS) – „Es ist alles nur in Deinem Kopf“ – „It’s all in your head“

aktives Gehirn

„It’s all in your head“, „Es ist alles in deinem Kopf“, heißt es von mancher Seite beim Thema MCS. Nimmt man diese Aussage physiologisch wörtlich, so stellt sich als nächstes die Frage: Wie ist „es“ da wohl hineingekommen?

Im Folgenden soll der Versuch unternommen werden, dem Suchenden einen Weg zu weisen. Dabei schließen wir gedanklich an die alte toxikologische Wahrheit „die Dosis macht das Gift“ an, indem wir uns auf wissenschaftliche Aussagen über therapeutisch wirksame Substanzen beziehen:

So überlistet man die Blut-Hirn-Schranke

Therapeutische Substanzen können auf eine einfache und nicht invasive Weise intranasal verabreicht werden. Auf diese Weise können diese Substanzen unter Umgehung der Blut-Hirn-Schranke (BHS) schnell in das Gehirn und das Rückenmark gelangen. Diese Methode funktioniert, aufgrund der Verbindung, die die in die Wahrnehmung von Gerüchen und Chemikalien involvierten olfaktorischen und trigeminalen Nerven zwischen dem Gehirn und der Außenwelt bereitstellen.

Dabei müssen die Substanzen nicht extra für die intranasale Applikation modifiziert werden oder an eine Trägersubstanz gekoppelt werden. Eine große Bandbreite von Substanzen, sowohl kleine als auch Makromoleküle, können so schnell ins Zentralnervensystem (ZNS) gelangen.

Die olfaktorischen und trigeminalen Wege ins Gehirn

Es ist seit langem bekannt, dass pathogene Mikroorganismen und giftige Metalle entlang neuraler Transportwege von der Nasenschleimhaut zum ZNS transportiert werden können. Es wurde jedoch erst kürzlich erkannt, dass auf demselben Wege auch therapeutische Substanzen ins ZNS transportiert werden können. Der olfaktorische neurale Transportweg bietet sowohl intraneuronale als auch extraneuronale Wege ins Gehirn.

Der intraneuronale Weg beinhaltet axonalen Transport (d.h. Transport innerhalb der Nervenfasern) und auf ihm dauert es Stunden oder Tage bis die Substanzen verschiedene Hirnregionen erreichen.

Der extraneuronale Transport erfolgt vermutlich über den allgemeinen Flüssigkeitstransport durch perineurale (um den Nerv herum) Kanäle, die die Substanzen direkt ins Parenchymgewebe (die spezifischen Zellen eines Organs, im Gegensatz zum interstitiellen oder Gerüstgewebe) des Gehirns, die zerebrospinale Flüssigkeit (Liquor) oder beidem bringen. Auf diese Weise kann der Transport innerhalb von Minuten erfolgen.

Dies ist nicht überraschend, da die zerebrospinale Flüssigkeit normalerweise entlang des olfaktorischen Axonbündels abfließt, indem es die cribriforme Platte (Siebplatte) des Schädels durchquert und dann die olfaktorische Schleimhaut in der Decke der Nasenhöhle erreicht.

Hier wird die zerebrospinale Flüssigkeit dann in das nasale Lymphsystem übergeleitet. Thorne et al. (R.G. Thorne & W.H. Frey, II in Clinical Pharmacokinetics. 2001; 40(12):907-946) haben erste Hinweise dafür präsentiert, dass der trigeminale neurale Transportweg ebenfalls in den schnellen Transport therapeutischer Proteine in das Gehirn und das Rückenmark involviert sein könnte. Die trigeminalen Nerven versorgen Bereiche der Nasenhöhle, die neben dem Geruchssinn für den größten Teil der Chemorezeption verschiedener Stimuli verantwortlich sind, darunter scharfe Gewürze (Capsaicin), Formaldehyd und andere Chemikalien.

Dieser Transportweg hat aber auch seine Grenzen, darunter die Höhe der Substanzkonzentrationen, die in verschiedenen Regionen des Gehirns und des Rückenmarks erreicht werden können. Diese Beschränkungen sind von der jeweiligen Substanz abhängig. Es ist zu erwarten, dass der Transport mit zunehmendem Molekulargewicht abnimmt. Außerdem können manche Substanzen teilweise in der Nasenschleimhaut abgebaut werden.

Auf diese intranasale Weise wurden bisher u.a. folgende therapeutische Substanzen verabreicht: Neurotrophine (körpereigene Signalstoffe) (NGF, IGF-1), Neuropeptide (Hypokretin-1 und Exendin), Zytokine (Interferon beta-1b und Erythropoietin), Polynukleotide (DANN-Plasmide und Gene) sowie kleinere Moleküle (Chemotherapeutika und Carbamazepin).

Wie gesagt, „It’s all in your head“ Und nun verstehen wir ein bisschen besser, wie „es“ rein kommt in den Kopf.

Autor: Karlheinz für CSN – Chemical Sensitivity Network, 22. Mai 2009

Literatur:

Frey WH 2nd: Bypassing the blood-brain barrier to delivery, therapeutic agents to the brain and spinal cord. Drug Delivery Technol 2002, 5:46-49.

Leah R Hanson1 and William H Frey, II, Intranasal delivery bypasses the blood-brain barrier to target therapeutic agents to the central nervous system and treat neurodegenerative disease, BMC Neurosci. 2008; 9 (Suppl 3): S5.

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Helmholtz Seminar: Existenz von Multiple Chemical Sensitivity Beweis, dass Grenzwerte nicht funktionieren

Chemikalien-konnen-krank-machenIm vergangenen Jahr fand ein Presseseminar des Helmholtz Institut zum Thema Human-Biomonitoring in Frankfurt statt, zudem jetzt die Pressenachlese veröffentlicht wurde. Es wurde darüber erörtert, welche Auswirkungen eintreten, wenn Chemikalien nur in geringen Konzentrationen vorliegen und Menschen ihnen jedoch über längere Zeit ausgesetzt sind. Oder wie es sich auswirkt, wenn mehrere Stoffe gleichzeitig vom Menschen aufgenommen werden und ob mögliche Kombinationswirkungen in der Risikobewertung berücksichtigt werden. Im Rahmen dieser Veranstaltung sprach u.a. der Umweltmediziner Dr. Wolfgang Stück aus Koblenz über die Umweltkrankheit Multiple Chemical Sensitivity, meist kurz MCS genannt. Internationale Studien gehen seit Jahren davon aus, dass etwa 15-30% der Bevölkerung auf Alltagschemikalien in geringster Konzentration mit vielfältigen körperlichen Beschwerden reagieren.

Chemikalien zeigen auch im Niedrigdosisbereich Wirkung
Renommierte Experten setzten sich im Rahmen eines Presseseminars der Informationsstelle Human-Biomonitoring im Helmholtz Zentrum München damit auseinander, welchen Einfluss Chemikalien im Niedrigdosisbereich auf den Menschen haben. Zu den Referenten gehörte auch die Wissenschaftlerin Prof. Regine Kahl vom Institut für Toxikologie an der Universität Düsseldorf. Sie definierte den Begriff „Niedrigdosisbereich“ sehr anschaulich:

„Niedrigdosisbereich“ sei ein  Dosisbereich, in dem eine chemische Substanz mit bekannter Giftwirkung in einer überschaubaren Personengruppe keine während der Beobachtungszeit erkennbaren Gesundheitsschäden hervorruft. In ihrem Vortrag erörterte die Wissenschaftlerin auch die Frage von Kombinationswirkungen von niedrigen Dosen chemischer Substanzen. Ob „null plus null gleich null“ sei, entscheide sich nach heutiger Vorstellung laut Prof. Kahl dadurch, ob die beiden beteiligten Substanzen den gleichen Wirkungsmechanismus und Angriffspunkt haben. In einem solchen Fall addieren sich nämlich ihre Wirkdosen und man spricht dann von Dosisadditivität.

Bei voneinander unabhängigen Wirkungsmechanismen erwarte man, dass die Toxizität durch den Kombinationspartner mit der höchsten Wirkdosis bestimmt ist. Wenn Kombinationspartner miteinander interagieren, dies sei zum Beispiel der Fall,  indem der eine Stoff die Entgiftung des anderen beschleunigt oder verlangsamt, dann kann es zu Wirkungsverstärkungen oder Wirkungsabschwächungen kommen, legte Prof. Kahl dar. Man spricht dann von Synergismus oder Antagonismus.

MCS, ein Beweis dafür, dass Grenzwerte nicht funktionieren
Auf der Tagung des Helmholtz Institut, dem deutschen Forschungsinstitut für Umwelt und Gesundheit, sprach auch der Umweltmediziner Dr. Wolfgang Stück (Ökologischer Ärztebund). Der Arzt aus Koblenz fasste sich in klare Worte und brachte seine Einschätzung vor.

Dr. Stück warnte vor dem unkritischen Einsatz von Chemikalien in der Umwelt. Seiner Ansicht nach werden Grenzwerte oft auf einer unsicheren Basis festgelegt: „Die Umweltmedizin gäbe es nicht, wenn die Grenzwerte immer funktionierten“, betonte Dr. Stück und wies darauf hin, dass durch die Belastung mit verschiedensten Chemikalien Komplexkrankheiten wie MCS (Multiple Chemical Sensitivity) hervorgerufen werden können.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. Mai 2009

Literatur: Helmholtz, Nachlese: Presseseminar in Frankfurt, 19.2.2008

Glutathionspray reduziert Auswirkungen von Luftverschmutzung

Therapiemöglichkeit bei Multiple Chemical Sensitivity?

Luftverschmutzung steht für Wissenschaftler eng in Zusammenhang mit schwerwiegenden signifikanten Auswirkungen auf die Gesundheit. Herzkrankheiten und vernebler-Asthma gehören ebenso dazu wie DNA Schäden, die schon nach dreistündiger Exposition eintreten können, wie eine kürzlich erschienene Studie belegt. Die meisten Forschungsarbeiten halten jedoch ihren Focus auf die Quantifizierung von Krankheiten oder der Toten, die im Zusammenhang mit Luftverschmutzung stehen. Forschung, die potentielle Methoden untersucht, die solche Auswirkungen auf die Gesundheit verhindern, findet sich kaum. Der Großteil konventioneller Therapien liegt im Bereich der Behandlung expositionsbedingter Krankheiten, nicht in Präventionsstrategien. Das Peptid Glutathion in Sprayform oder vernebelt inhaliert scheint sowohl präventive als auch lindernde Wirkung zu besitzen.

Prävention vernachlässigt
Einige wenige medizinische Vorgehensweisen gehen in die Richtung, die Lunge direkt zu schützen. Laut J. Allan, einem Wissenschaftler der University of Washington, sind Praktiker im Bereich Komplementär- und Alternativmedizin zwar weithin dafür bekannt und kritisiert, therapeutische Substanzen zu verabreichen, deren Wirkung auf Plausibilität beruht oder auf prä-klinische Studien.

Inhalation von Glutathion als Schutz vor Schadstoffen
Eine weithin angewendete komplementär- und alternativmedizinische Methode ist die Inhalation des Antioxidant Glutathion. Inhaliertes Glutathion wird von dieser Sparte im Allgemeinen dafür eingesetzt, eine Reihe von Gesundheitszuständen wie Asthma, chronische obstruktive Atemwegserkrankungen, Bronchitis, Sinusitis und Chemikalien-Sensitivität zu behandeln. Nach Auffassung des Wissenschaftlers aus Washington deuten erbrachte Beweise darauf hin, dass inhaliertes Glutathion den Glutathionwert in der Lunge schnell ansteigen lässt. Der Wissenschaftler erläutert, dass inhaliertes Glutathion eine potentiell präventive Intervention darstellt bei Vorhandensein von umweltbedingten Oxidantien, wie bspw. Luftverschmutzung.

Glutathion kann Auswirkungen reduzieren
Den Glutathionspiegel in der Lunge anzuheben, kann systemische Auswirkungen, die durch Luftverschmutzung eingetreten sind, reduzieren oder eliminieren. Bislang gibt es jedoch noch keine kontrollierten Studien, die dieses Potential bewertet haben. Der Wissenschaftler der University of Washington schlug daher eine Pilotstudie vor, um das Potenzial von Glutathion in Hinsicht auf Erbringung von Schutz vor nachhaltigen Gesundheitsbeschwerden zu überprüfen.

Erfahrungen mit Glutathionspray
CSN hörte sich unter amerikanischen Leitern von Organisationen für Chemikaliensensible um und fragte nach deren Erfahrung mit Glutathionspray. (2) Diese Behandlungsweise ist bei Patientengruppen hinreichend bekannt und gehört mit zum Therapieprogramm, das von Prof. Mall und Dr. Ziem entwickelt wurde. Glutathionspray oder Vernebler muss von einem Arzt verschrieben werden.

Eine selbst unter schwerer MCS leidende Organisationsleiterin berichtete:

Ich verwende inhaliertes Glutathion seit ungefähr fünf Jahren. Ich sprühe es in die Nase oder verwende einen speziellen Vernebler. Es ist sehr hilfreich, wenn ich auch ergänzen muss, dass es eine lange Zeit dauerte, bis ich eine richtige Verbesserung bemerkte. Erst nach etwa 9 Monaten oder einem Jahr, realisierte ich einen Unterschied,  wenn ich es direkt nach einer Exposition nahm. Jetzt nehme ich es normalerweise nur nach einer Exposition, und es hilft mir, die Zeit, bis es mir besser geht, erheblich zu verkürzen.

Man muss langsam damit anfangen. Anfangs habe ich zuviel Glutathion im Vernebler genommen, zwar nicht mehr als verschrieben, aber ich bekam eine raue Kehle davon. Ich wechselte dann zu Gluathionnasenspray, davon bekam ich jedoch jedes Mal eine verschorfte Nase. Ich sprach dann mit einigen anderen, die diese Therapie durchziehen, und erfuhr, dass sie abwechseln zwischen inhalieren und vernebeln, das löste die Probleme dann auch für mich.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Netwok, 20. Mai 2009

Literatur:
Allen J., Inhaled glutathione for the prevention of air pollution-related health effects: a brief review, University of Washington School of Public Health and Community Medicine, Department of Environmental and Occupational Health Sciences, Seattle, USA., Altern Ther Health Med. 2008 May-Jun;14(3):42-4.
Persönliche Konversation, 06.03.2008

Anmerkung:
Dieser Artikel ist keine Aufforderung zur Selbstbehandlung, er dient ausschließlich der Information über Behandlungsmethoden. Jede Behandlung sollte nur unter Aufsicht und nach Anweisung eines Arztes erfolgen.

Krank ohne Grund? Schadstoffe als Krankheitsauslöser

Ständig krank

Ständig krank – aber eine Ursache ist nicht zu finden. Diesem Problem stehen täglich viele Millionen Menschen gegenüber. Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, Migräne, Zittern, Herzrasen, chronische Schmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Krämpfe, grippeähnliche Symptome und Dauererkältung….. Die Liste unspezifischer Beschwerden ist lang. Auch psychische Beschwerden wie Depressionen oder Ängste können dazukommen. Die Liste möglicher Ursachen ist mindestens genauso lang wie die Liste unspezifischer Beschwerden. Deshalb ist eine gründliche ärztliche Untersuchung bei chronischen Beschwerden natürlich unverzichtbar.

Was unternehmen, wenn sich keine Ursachen finden lassen?

Es macht es Sinn, einen Blick ins Wohn- und Arbeitsumfeld sowie auf die Ernährung zu werfen. In vielen, wenn auch nicht allen Fällen lassen sich die Beschwerden auf unverträgliche Stoffe zurückführen. Allergien und Unverträglichkeiten bleiben oft jahrelang unentdeckt. Alltagschemikalien, geringe Konzentrationen von Schadstoffen lösen bei manchen Menschen schon direkt Beschwerden aus. Gut, wenn Sie diese Auslöser früh finden und meiden, dann ersparen Sie sich viele unnötige Leidenstage. Lesen Sie also weiter!

Die Reaktion auf Alltagschemikalien bezeichnet man als Chemikalien Sensitivität (MCS, englisch Multiple Chemical Sensitivity). Im Extremfall reagieren die Patienten auf geringste Dosen chemischer Stoffe wie z.B. das Parfüm eines Mitmenschen mit schwersten Symptomen bis hin zur Bewusstlosigkeit oder mit einer grippeähnlichen Symptomatik, die tagelang ins Bett zwingt. Allerdings zeigen sich die Reaktionen meist nicht so drastisch. Typisch ist eher, dass die Patienten Jahre oder Jahrzehnte stumm vor sich hin leiden, mit Kopfschmerz, Schwindel, neurologischen Beschwerden, Dauererkältung und so weiter.

Auslöser sind überall, also Augen auf

Forscher aus den USA gehen davon aus, dass 15-30% der Bevölkerung leicht von Chemikaliensensitivität betroffen sind. Meist bemerkt der Betroffene selbst den Zusammenhang von Chemikalien und Beschwerden nicht, denn die Auslöser sind überall vorhanden: Lösemittel aus Bodenklebern, Duftstoffe in nahezu allen Kosmetika und Putzmitteln… Die Liste ist endlos. Ständige leichte Beschwerden sind die Folge, dazu kommt in vielen Fällen, dass man bestimmte Dinge nicht riechen kann. Denken Sie nach: ein bestimmtes Parfüm, Dieselabgase…

Stecken Sie nun bloß nicht den Kopf in den Sand und sagen „Ich kann doch nichts dagegen tun“. Sie können nämlich auch im Rahmen ihres normalen Alltags sehr viel tun, gerade wenn Sie nur leicht betroffen sind. Es geht darum, die Störenfriede im Alltag zu minimieren. Das lohnt sich! Denn wenn Sie jetzt häufig unter leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen leiden, die zum Beispiel durch Duftstoffe ausgelöst werden, sind Sie potenziell gefährdeter, eine ausgeprägte MCS-Erkrankung zu entwickeln.

Ignorieren führt zu schlechter Prognose

Schwer MCS-Erkrankte können in vielen Fällen kaum mehr das Haus verlassen, sind auf eine schadstofffreie Wohnung, teuerste Luftreiniger und Wasserfilter angewiesen und entwickeln oft zusätzlich Lebensmittelunverträglichkeiten. MCS kann also von einer minimalen Einschränkung zur Schwerstbehinderung werden. 13,7% der Chemikaliensensiblen, mit denen hier die 30% gemeint sind, werden aufgrund der Erkrankung arbeitslos. Armut und soziale Isolation kommen dann noch zur Krankheit hinzu. Treffen kann es wirklich jeden, es gibt keinen, dessen Risiko null wäre.

Vorbeugen ist besser

Doch Sie können vorbeugen, indem Sie den Kontakt mit Chemikalien minimieren. Viele Kontakte mit Alltagschemikalien sind unnötig. Außerdem reagieren viele Betroffene erst mal nur auf bestimmte Chemikalien. Sie können keinen Gummi riechen? Dann versuchen Sie, dieser einen Sache aus dem Weg zu gehen. Allem kann man leider nicht aus dem Weg gehen. Doch welche Produkte Sie für Körperpflege und Haushalt nutzen, bestimmen Sie. Wer duftstofffreie Produkte für Allergiker benutzt, erfährt vielleicht eine deutliche Verbesserung der Beschwerden. Es gibt Körperpflege- und Waschmittel duftstofffrei, im Bioladen auch chemie- und duftfreie Putzmittel. Achtung, ätherische Öle können genauso unverträglich sein wie künstliche Duftstoffe, wenn man darauf reagiert.

Immer der Nase nach

Achten Sie beim Einkauf auf Qualität. Oft lohnt es sich, nicht dem Preisschild Motto „Nur teuer ist besser“, sondern der Nase nach zu gehen. Strömt ein neues T-Shirt einen penetranten Geruch aus, wurde wahrscheinlich etwas eingesetzt, das weder für die, die es produziert haben, noch für Sie, die es tragen wollen, gesund ist. Achten Sie einfach etwas darauf, egal ob bei Kleidung, Bett oder Bodenbelag. Wer Gebrauchtwagen kauft, kann davon ausgehen, dass deutlich weniger Schadstoffe im Innenraum sind als beim Neuwagen, denn nach einigen Jahren haben sich viele der Chemikalien bereits verflüchtigt, das Auto hat „ausgemüffelt“.

Abhilfe oder Ausgleich?

Viel Kontakt mit Chemikalien findet im Beruf statt. Denken Sie mal an Drucker oder Maler (Farben mit Lösemitteln), aber auch an die Angestellten in einem Großraumbüro, wo sich die Ausdünstungen von fünfzig Computern, des Teppichbodens und der Parfüms der Personen hinter den Bildschirmen auf engstem Raum stauen – schlechte Luft vorprogrammiert. Was tun? Sind Sie nur leicht sensibel, so sagen Sie sich, Sie bleiben da 8 Stunden, und in ihrem Umfeld zu Hause achten Sie dafür besonders auf eine schadstoffarme Umgebung. Damit vermeiden Sie zusätzliche Risikofaktoren für Ihre Gesundheit. Gehen Sie möglichst viel an die frische Luft, und trinken Sie viel Wasser. Ob Sie an einem Arbeitsplatz gar nicht bleiben können und daher nach etwas anderem suchen, können nur Sie entscheiden.

Nahrungsmittel unter die Lupe nehmen

Neben den eingeatmeten Chemikalien essen wir auch viele Chemikalien. Pestizidbelastung ist an der Tagesordnung. Versuchen Sie, möglichst viel auf Bio zu setzten. Doch neben dem Problem mit giftigen Pflanzenschutzmitteln, Aromen und Konservierungsstoffen, denen man am Besten aus dem Weg geht, in dem man Selbstmachen dem „Dosenfutter“ vorzieht, gibt es oft noch konkrete Lebensmittelunverträglichkeiten. Sie leiden seit Jahren unter chronischen Beschwerden ohne spezielle Ursache? Suchen Sie danach, ob es vielleicht ein bestimmtes Lebensmittel ist. Versuchen Sie, auf die Aromen und die mit E-Nummern deklarierten Stoffe möglichst viel zu verzichten, und testen Sie aus, wie Sie sich ohne bestimmte Nahrungsmittel fühlen. Allergietest können beim Arzt gemacht werden. Aber – es gibt nicht nur Allergien. Unverträglichkeiten deckt ein Test nicht auf. Besonders potenter Auslöser unspezifischer Symptome sind Milchprodukte, die nach Schätzungen von Experten 20% der Bevölkerung im Stoffwechsel nicht richtig verarbeiten können (Laktose-Intoleranz, Laktose ist der Milchzucker, ein Stoff in Milchprodukten).

Vorbeugen lohnt

Sie können also viel tun, um Chemikaliensensitivität vorzubeugen, beziehungsweise mit einer leichteren Form zu leben, ohne schwer krank zu werden. Das lohnt sich, denn bisher gibt es keine Heilung für MCS, nur das Vermeiden der unverträglichen Substanzen. Die Ursachen für MCS sind nicht eindeutig bekannt, auch wenn es viele Theorieansätze gibt und gerade in den USA und in Kanada intensiv geforscht wird. Sie wollen Zahlen und Fakten sehen? Kanada hat einmal die wirtschaftlichen Folgen von MCS innerhalb des Landes zusammengezählt:

Chemikalien-Sensitivität kostet pro Jahr ca. 10 Milliarden Dollar an Produktivitätsverlust, 1 Milliarde Dollar an Steuerverlust und 1 Milliarde Dollar an vermeidbaren Kosten im Gesundheitssystem.

Environmental Illness Society of Canada, Socio-Economic Study of MCS, 2001

Mithelfen Krankheit und Leiden zu vermeiden

Denken Sie daran, wie viel Krankheit und Leid hinter diesen trockenen Zahlen steckt. Allerdings könne auch Sie dazu beitragen, Chemikaliensensiblen das Leben zu erleichtern. Das Einfachste ist es, nicht als „Duftbombe“ durch die Welt zu gehen und damit Chemikaliensensiblen und Duftstoffallergikern das Leben schwer zu machen, während Sie damit der Umwelt und sich selbst schaden.

Viele Informationen zu MCS, zu den Auslösern, den Folgen und der Diagnostik finden Sie im CSN-Flyer, der kompakt auf zwei Seiten alle wichtigen Informationen zu MCS zusammenfasst. Einfach klicken – der Flyer wird als PDF aufgerufen:

MCS Infoflyer

Wenn Sie helfen möchten, schicken Sie den Link zu diesem Blog auch Anderen, von denen Sie wissen, dass sie ständig unter Symptomen leiden, gegen die der Arzt nichts tun kann, oder geben Sie einfach den Flyer weiter.

Denken Sie bitte auch an die Eltern von kränkelnden oder hyperaktiven Kindern, denn gerade Kinder haben es verdient, dass man eine eventuelle Chemikalien-Sensitivität herausfindet und verhindert, dass sie schlimmer wird und schon im Kindesalter zur lebenslangen Schwerbehinderung führt!

Autor: Amalie, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. Mai 2009

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