Offener Brief einer Selbsthilfegruppe für MCS – Multiple Chemical Sensitivity an den Bundespräsidenten Horst Köhler

junge-Frau-mit Chemical Sensitivity / MCS

Offener Brief der MCS Selbsthilfegruppe Stuttgart an den Bundespräsidenten Horst Köhler bzgl. der Situation von Menschen in Deutschland, die an Chemikalien-Sensitivität / Multiple Chemical Sensitivity (MCS) erkrankt sind.

An den

Bundespräsidenten Horst Köhler

Bundespräsidialamt

Spreeweg 1

10557 Berlin

Waiblingen, 22.06.2009

Gilt das Grundgesetz auch für alle kranken Menschen?

Sehr geehrter Herr Köhler,

gilt das Grundgesetz auch für alle kranken Menschen? Auf diese Frage würden Sie mir wahrscheinlich antworten – „aber selbstverständlich“. Ich müsste Ihnen dann entgegnen, dass dies in der Praxis leider ganz und gar nicht der Fall ist. Bei vielen Menschen die an Umweltkrankheiten wie MCS (Multiple Chemikalien Sensitivität) leiden, wird das Recht auf körperliche Unversehrtheit täglich verletzt.

Was ist MCS?

MCS (Multiple Chemikalien Sensitivität) ist eine Erkrankung die besonders häufig bei Personen auftritt die über längere Zeiträume toxischen Chemikalien ausgesetzt waren. Unter Menschen, die beruflich mit Lösungsmitteln arbeiten, erkranken bis zu 60% an MCS. Erkrankte Personen reagieren dann auf Chemikalien (u.a. auch auf Duftstoffe, siehe hierzu den beiliegenden MCS-Flyer von CSN und die beiden DVD´s).

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im ICD-10 Code MCS unter T 78.4 den Vergiftungen zugeordnet. Nach US-Amerikanischen Studien leiden ca. 4-6% der Bevölkerung an schwerer MCS. Wenn man diese Zahl auf Deutschland überträgt dann wären dies mindestens 3 Millionen Menschen. Viele leiden an dieser Erkrankung, ohne es zu wissen.

Wer bereits erkrankt ist und u.a. auf Duftstoffe reagiert, der ist gezwungen in einer Isolation zu leben. Nahezu jeder Mensch verwendet Duftstoffe, die chemische Industrie ist überall sehr präsent. Kontakte mit anderen Menschen, einkaufen gehen, Arztbesuche erledigen sind nur mit Schwierigkeiten oder gar nicht möglich, von lebenswichtigen Aufenthalten in Krankenhäusern ganz zu schweigen. Die meisten können nicht mehr arbeiten, dadurch befinden sie sich in einer kritischen finanziellen Situation.

Zusammenfassend erklärt bedeutet dies: Luftverschmutzungen durch chemische Stoffe führen dazu, dass an MCS erkrankte Menschen aus der Gesellschaft ausgegrenzt, diskriminiert und täglich mit „Körperverletzungen“ konfrontiert werden. Der Artikel 1 des Grundgesetzes, in dem die Würde des Menschen unantastbar sein soll, das ein Recht auf körperliche Unversehrtheit garantiert,

wird vollständig ausgehebelt, in dem auf ein angeblich ungeklärtes Krankheitsbild von MCS verwiesen wird. In Wirklichkeit handelt es sich um eine durch die WHO als körperliche Erkrankung anerkanntes Leiden.

Herr Köhler, könnten Sie mir eine Antwort darauf geben, wie wir, MCS-Kranke, unsere Grundrechte einfordern können?

Duftstoffe sollten zumindest in öffentlichen Räumen verboten werden, um den MCS-Behinderten Menschen einen barrierefreien Zugang zu Behörden, Ärzten, Krankenhäusern und anderen öffentlichen Räumen zu ermöglichen. Es gibt bereits in USA und in Schweden teilweise Duftstoffverbote für öffentliche Einrichtungen. Diese Länder haben die Gefahr von Duftstoffen erkannt und nehmen sie ernst.

Was ist ein Grundgesetz und eine Demokratie wert, wenn die Chemie-Lobby sich gegen die Gesundheitsinteressen und Prävention durchsetzt. Dabei gibt es bereits mehrfach bestätigte wissenschaftliche Studien über die negative und irreparable Wirkung vieler alltäglicher Chemikalien auf alle Lebewesen. Wir alle sind täglich von so vielen giftigen Substanzen umgeben, die uns auf Dauer krank machen. Auch durch die REACH-Verordnung Nr. 134/2009 vom 16.02.09 wird sich für die MCS-Kranken effektiv nichts ändern. Die wirtschaftlichen Interessen der chemischen Industrie werden weiterhin geschützt und die Kranken werden immer tiefer in ihr Leid gedrängt.

Deshalb ist eine Aufklärung der Bevölkerung unumgänglich. Schutz und Hilfe für die Betroffenen sowie eine Anerkennung der Umweltkrankheiten wäre dringend notwendig. Denn die „Epidemie“ der Umwelterkrankungen wird sich in den folgenden Jahren so weit ausbreiten, dass es für das Gesundheitswesen und die Wirtschaft ernste Folgen haben wird.

Ich und andere MCS-Erkrankte würden es uns wünschen und wären Ihnen sehr dankbar dafür, wenn Sie sich mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten für die Aufklärung und die Verbesserung der momentanen Situation einsetzen. Es ist bekannt, dass Sie keine direkte Einflussnahme auf die Gesetzgebung haben. Jedoch könnten Sie auf die bestehende Problematik immer wieder deutlich hinweisen und Ihre Zustimmung nur entsprechenden Gesetzen erteilen. Sie haben doch bisher bewiesen, dass Sie die Gesellschaft mit Ihren einfühlsamen Reden wachrütteln können.

Können wir auf Ihre Unterstützung zählen?

Sie haben vor Ihrer diesjährigen Wiederwahl öffentlich gesagt „Wir wollen eine Gesellschaft sein, die nicht wegschaut, wenn Menschen in Not sind, und keinen zurück lässt“. Da haben einige Ministerien aber noch sehr viel zu tun!

Dieses Schreiben habe ich heute als offenen Brief unter folgender Internetadresse veröffentlicht:

http://www.csn-deutschland.de/forum/showboard.php?id=51

Ihr Antwortschreiben werde ich ebenfalls dort veröffentlichen. Ihrerseits haben Sie die Möglichkeit, evtl. Kommentare zu meinem Schreiben von anderen Mitbetroffenen auch auf dieser Seite nachzulesen.

Mit freundlichen Grüßen

Olga Hogk

(Mitglied der MCS-Selbsthilfegruppe Stuttgart)

Anlagen:

MCS-Flyer

2 DVD´s

24 Kommentare zu “Offener Brief einer Selbsthilfegruppe für MCS – Multiple Chemical Sensitivity an den Bundespräsidenten Horst Köhler”

  1. Clarissa 24. Juni 2009 um 09:18

    Vielen Dank an Olga für diesen Brief.
    Ich habe mich schon einmal vor einiger Zeit an Die Organisation von Fr. Köhler gewandt (seltene Erkrankungen), die Antwort war die, dass ich mich an bestehende Selbsthilfegruppen wenden möge, man könnte sich leider nicht um alle „seltenen“ Erkrankungen kümmern. Auf meine Nachfrage was denn bei den vorliegenden Zahlen die sogar deutsche Wissenschaftler zugeben (ca. 32.000) selten wäre, erhielt ich leider keine Antwort.

    Werter Hr. Köhler, ich sehe auch immer mehr das GG der BRD in Gefahr, es wird permanent an allen möglichen Ecken ausgehebelt, zurecht gebogen etc. pp , warum hat man nicht den Mut endlich mal Farbe zu bekennen und das GG offiziell ändern. (Kriegseinsätze, Diskriminierung, Trennung von Kirche und Staat um nur einige zu benennen).

    Ich wünsche mir wirklich, dass Sie Hr. Köhler sich persönlich zu Wort melden und nicht irgendwelche vorgeschalteten Instanzen einen Brief aus Text-Blöcken verfassen.

    Ich bedanke mich im Voraus bei Ihnen für die Beantwortung der angesprochenen Probleme.
    mfg
    Clarissa

  2. Juliane 24. Juni 2009 um 09:40

    Ja, sehr geehrter Herr Köhler,

    gilt das Grundgesetz auch für alle kranken Menschen, das muss man sich fragen, wenn man in diesem Land mit MCS
    lebt.

    Ich lade Sie ein, sich ein Bild zu machen:

    Was es bedeutet, mit MCS zu leben, kann man auf 3sat am 2. Juli 2009, 18.00 Uhr
    sehen

    „Ich kann dich nicht riechen
    Wenn Alltagsdüfte krank machen

    Info zum Film
    Film von Norbert Busè und Kathrin Sonderegger
    (Erstsendung: 12.02.2008)“

    http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/specials/119237/index.html

    Videos der Erstsendung sowie ein Video mit Herrn Schifferle bei Kerner und ein Video einer Diskussion zur Sendung gibt es abrufbar im Internet:

    37° Johannes B. Kerner mit Herrn Schifferle Leiter der MCS-Liga Teil

    http://video.google.de/videoplay?docid=-72844483796975626

    37° Ich kann dich nicht riechen – Wenn Alltagsdüfte krank machen

    12.02.08 37°Plus, ZDF, MCS, Teil 1 von 3 Multiple Chemikalienunverträglichkeit
    http://video.google.de/videoplay?docid=-8886029444847972293

    37° Plus, MCS Gesprächsrunde Teil 3 von 3

    http://video.google.de/videoplay?docid=-3150171055554331105

    ZDF Originalinformation zur Sendung:
    Ich kann dich nicht riechen Seit den 1960er Jahren häufen sich Meldungen über Krankheiten, die mit der zunehmenden Umweltverschmutzung in Verbindung gebracht werden. MCS, also Multiple Chemikalien Sensitivität, ist eine dieser Gesundheitsstörungen, die von Betroffenen als extrem belastend beschrieben wird und die ein normales Leben nahezu unmöglich macht

    http://37grad.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,1020910_idDispatch:7391448,00.html

    Herzliche Grüße

    Juliane

  3. Energiefox 24. Juni 2009 um 11:47

    Ich wünsche Euch Erfolg. Möge das Grundgesetz endlich greifen.
    Gruß Energiefox

  4. Astrid 24. Juni 2009 um 22:55

    Für mich ist die Sache ganz klar. Warum psychiatrisiert man chemikaliensensitive Menschen?
    Einerseits genügen diese Menschen nicht der Industrienorm und stören den schönen Schein, andererseits kann man doch noch Geld an ihnen verdienen, wenn man sie unter Medikamente setzt und in Kliniken und Aufbewahrungsanstalten steckt. Wenn dann Einer kommt, der Sand in dieses gut funktionierende Getriebe wirft, schickt man ihm einfach den Staatsanwalt, der wird es schon richten.
    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/07/31/strafanzeige-und-das-zivilrechtliche-verfahren-gegen-dr-peter-binz-hintergruende/

    Ein Paradebeispiel, wie hierzulande Recht gesprochen wird, ist der Holzschutzmittelprozess.
    Der Staatsanwalt in diesem Prozess hat das Handtuch geworfen. Einer der wenigen, die konsequent gehandelt haben.

  5. Domiseda 25. Juni 2009 um 07:29

    Den oben geäußerten Anliegen möchte ich folgende Bitten anfügen:
    1.daß von den Versicherungsträgern nicht länger von MCS-Kranken vorgelegte Atteste missachtet und abgelehnt werden dürfen und damit nicht nur die Krankheit als solche und die Patienten, sondern gleichzeitig die behandelnden Ärzte diskreditiert werden.
    2.daß endlich die in vielen MCS- Fällen alternativlos und einzig mögliche medikamentöse Therapie mit Mikronutrientien,Vitaminen,Mineralstoffen und Antioxidantien reibungslos erstattet werden, ohne dass der MCS-Kranke ständig von Neuem bei den Versicherungsträgern sein Recht erstreiten muß.
    3.daß anerkannt wird, daß es sich in vielen MCS-Fällen nicht um momentane Krankheitszustände handelt, sondern um irreparable Schädigungen durch Toxine, die eine Substitution mit den unter 2. genannten Substanzen auf Dauer notwendig machen, um lebensnotwendige Stoffwechselvorgänge aufrecht zu erhalten – wenn gleich eine Heilung meist nicht möglich ist.
    4.daß anerkannt wird, daß viele MCS-Kranke unter zum Teil schweren Mangelernährungszuständen leiden, da sie nicht genügend vertragene Nahrungsmittel finden, bzw Nahrungsmengen aufnehmen können
    5.daß daher bei zweifelsfrei diagnostizierter MCS endlich der Unfug beendet wird der Disqualifikation der unter 2. genannten Substanzen als sog.„Nahrungsergänzungsmittel“; daß deren wissenschaftlich längst gesicherte Therapieoptionen als allopathischen Medikamenten ebenbürtig anerkannt werden.
    6.daß die Versicherungsträger GKV, PKV und Beihilfe nicht berechtigt sind, die Vorlage nicht aussagekräftiger Laborwerte einzufordern, die den MCS-Kranken zum Abbruch von mühsam aufgebauten substituierenden Therapien zu zwingen mit dem Preis massivster, zum Teil lebensbedrohlicher Verschlechterung seines Gesundheitszustands- und dadurch erzeugten hohen Folgekosten.
    7.daß GKV, PKV und Beihilfestellen untersagt wird, mit fadenscheinigsten und irreführenden Argumenten die unter 2. genannten Therapieformen abzulehnen bei Umgehung der Medikamenten- Ausnahmeregelungen.
    8. daß der Abkehr von einer individual-ethischen Bindung der Medizin zugunsten globaler Strategien und den von den Versicherungsträgern irreführend verwendeten Schlagworten wie z.B.„die herrschende medizinische Meinung…“ oder z.B. „der Leistungskatalog ist an den Bedürfnissen der Allgemeinheit orientiert…“Einhalt geboten wird durch Einbeziehung der Sicht auf das Einzelschicksal.
    9. daß eine Gesellschaft, deren rücksichtsloses Ausleben von Wohlstandsideen die dauerhafte Schädigung einzelner bewirkt, wenigstens dazu verpflichtet wird, nicht nur die Not dieser Menschen und deren immensen persönlichen Tribut inklusive unzumutbarer finanzieller Belastungen zu sehen, sondern auch wenigstens für deren minimal mögliche therapeutische Behandlung aufzukommen.
    Beste Grüße von einer Existenz am Rande dieser Gesellschaft

  6. Franz 25. Juni 2009 um 11:37

    Danke Olga,

    es ist an der Zeit, dass sich was bewegt!

    Gruß Franz

  7. schlumpf 26. Juni 2009 um 19:22

    Ein großer Teil der Ungerechtigkeit kommt dadurch zustande, daß Gerichtsgutachter in Deutschland oft nicht neutral sind aber von den Gerichten als neutral angesehen werden. Gutachter die direkt oder indirekt Geldmittel oder Vergünstigungen von Institutionen erhalten die gegenteilige Interessen vertreten dürfen nicht mehr für Gerichtsverfahren zugelassen werden. Auf diese Weise werden zur Zeit die Rechte und Grundrechte vieler Erkrankter massenhaft ausgehebelt. Eine Schande für eine Demokratie, die oft schwerkranke Menschen sich selber überlässt!

  8. Eike 27. Juni 2009 um 22:17

    Danke für den „Offenen Brief“ und für die Kommentare.
    Sehr zutreffend finde ich die ergänzenden BITTEN von „Domiseda“, die auch meine dringenden Bitten sind.

    Ich bin gespannt, ob und wann Bundespräsident Horst Köhler sich zu dem Offenen Brief schriftlich äußert.

  9. Maritta 4. Juli 2009 um 18:00

    Bedanke mich aus vollstem Herzen bei Olga Hogk für diesen offenen Brief an Bundespräsident Horst Köhler, auch für die Art und Weise in der sie diesen Brief geschrieben hat. Auch bei allen bisherigen Kommentatoren möchte ich mich in gleicher Weise bedanken und dabei die Aussage von Astrid mit einer meiner schmerzlichsten Psychatrieerfahrungen bestätigen indem ich das Folgende berichte:

    Über sehr viele Jahre wurde ich psychiatrisch behandelt. Bereits in einer Zeit in der hierzulande noch kein Arzt gewusst hat, dass es toxisch bedingte Krankheiten gibt, aber auch noch lange nachdem bei uns das Wissen darüber vorhanden war.

    Als die Symptomatik ein ungeheures Ausmass angenommen hatte und eine Fachärztin eine sehr schwere unheilbare Autoimmunerkrankung des Bindegewebes als Ursache vermutete, welche sich zwar nicht bestätigte, doch die Untersuchungsbefunde weitere Fragen aufgeworfen hatten, begab ich mich auf die Suche, obwohl ich nur noch unter allergrößter Anstrengung mit weit dazwischenliegenden Pausen in der Lage war einen Arzt aufzusuchen. Durch meinen Willen Besserung zu erreichen und mich nicht dem bereits begonnenen Siechtum zu überlassen kam ich irgendwann zu einem Arzt, welcher in der Anamnese völlig anders vorging als bisher erlebt. So kam es, dass mir gesagt wurde, dass mein Zustand einschließlich all meiner bisherigen Krankheiten durch Chemikalien verursacht sei.

    Man könnte meinen, nun sei die ersehnte Besserung in nächste Reichweite gekommen. Doch so einfach war es nicht, da der Hauptauslöser meiner Erkrankungen von einem Nachbargebäude herrührte. Und so ging es noch einige Jahre wie zuvor weiter. Als mir ein Psychatrieaufenthalt die einzige Rettung schien um mich vor dem zu schützen, was laut Arzt meine Erkrankung verursachte und ich bei der Aufnahme diese Ursache meiner Erkrankungen laut des von mir besuchten Arztes sagte, wurden, zuerst ohne mein Wissen, alle Hebel ihn Bewegung gesetzt, dass die Klinik das Recht erhält, mich dauerhaft irgendwo unterzubringen.

    Durch irgendeinen Umstand, doch nicht weil ich etwas kriminelles begangen hatte, begab es sich. dass ein Arzt mit einem Polizisten meinetwillen
    telefonierte. Dabei äußerte der Arzt folgende Worte: Sie hätte niemals hier behandelt werden dürfen … was man da machen kann? Nichts! … ich würde alles ableugnen … Warum? Weil es mein Brötchengeber so will. und im Endeffekt haben wir ja ein und denselben Brötchengeber!

  10. Maritta 4. Juli 2009 um 18:53

    Ergänzung

    Das ich diesem Psychatriewahnsinn doch noch entkommen bin, verdanke ich, neben dem ausgeprägten Willen mit dem mich die Natur trotz all meiner ansonstigen erworbenen Schwachheiten ausstattete, Dr. Binz. Er ist neben meinen Eltern, der wichtigste Mensch in meinem Leben.

    Wenn eine Gesellschaft durch ihre Lebensweise Menschen krank macht, dann wäre es ein gewisser humaner Zug, wenn sie dann wenigstens auch dafür Sorge tragen würde, dass diese Menschen mit einem Rest an Würde von ihr versorgt werden. Doch das Gegenteil ist der Fall. Menschen die durch Chemikalien erkrankt sind, müssen hart darum kämpfen EU-Rente zu erhalten. Und wenn ihnen diese versagt wird oder sie sich keinen Rentenanspruch erarbeiten konnten, müssen sie ihren Lebensunterhalt mit dem Sozialhilfesatz bestreiten, obwohl sie in allen Bereichen ein finanziell aufwändigeres Leben bestreiten müssen damit ihr Gesundheitszustand sich nicht weiterhin verschlechtert und sie Krankheit, Siechtum und Tod entgehen können; und stattdessen entsprechend dem vorhandenen Schädigungsgrad eine Verbesserung
    eintritt.

    Zuweilen wird ein minimal erhöhter Mehrbedarf gewährt, welcher jedoch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein bedeutet. Weniger Geschädigte schaffen es, durch der Gesundheit nicht dienlichen, Kompromisse welche die Lebensqualität sehr beeinträchtigen, trotzdem zu überleben. Wenn die Schädigungen sehr weit fortgeschritten sind und dann keine Menschen da sind welche dem Betroffenen die notwendigen Dinge zur Besserung zukommen lassen dann ist fortschreitendes Siechtum incl. Tod die Folge.

    Ich gehöre zu der letzten Gruppe und weiß, dass diese Menschen welche mich unterstützen mich nicht dauerhaft unterstützen können, es sei denn, der Tod nimmt es nicht der Reihe nach.

  11. Maritta 4. Juli 2009 um 19:19

    Korrektur

    Das ich diesem Psychatriewahnsinn doch noch entkommen bin, verdanke ich, neben dem ausgeprägten Willen mit dem mich die Natur trotz all meiner ansonstigen erworbenen Schwachheiten ausstattete, Dr. Binz und meinen lieben Eltern. Dr. Binz ist neben meinen Eltern, der wichtigste Mensch in meinem Leben.

    Es gibt einzelne Sozialhilfeempfänger, welche das Glück hatten, sich höhere Mehrbedarfe, Dank der humanen Einstellung der bearbeitenden Beamten, erkämpfen konnten, doch sie bilden die Ausnahme.

  12. Maritta 4. Juli 2009 um 23:25

    Bedingt durch meine Gehirnschädigung hat heute Abend mein Kopf nicht mehr so mit getan, wie ich es gerne gehabt hätte. Deshalb möchte ich noch abschließend zum Ausdruck bringen, dass Dr. Binz bereits mehrfach, wegen Seines unermüdlichen und engagierten Einsatzes für Chemikaliengeschädigte versucht wurde, mittels der Justiz die Hände zu binden. Bis dato erfolglos. Möge der gegenwärtige weitere Versuch dasselbe erfolglose Ende finden! Alles andere wäre der Gipfel der Unmoral dessen, wie mit uns Geschädigten umgegangen wird!!!

  13. Augenstern 6. Juli 2009 um 15:04

    Den Ausführungen von Frau Hogk kann ich mich voll und ganz anschließen, danke für den Offenen Brief.

    Aber ich möchte noch einen Schritt weitergehen. Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern werden gerne von deutschen Politikern jeder Couleur angeprangert. Ich würde den Damen und Herren empfehlen doch erst mal vor der eigenen Türe zu kehren! Denn in Deutschland an MCS erkrankt zu sein beudetet all seiner Rechte beraubt zu sein.

    Sozialgerichtsverfahren zur Durchsetzung berechtigter Ansprüche ziehen sich oft 10 Jahre und länger hin. Selbst dann, wenn krankmachende Chemikaliencocktails am Arbeitsplatz mehrfach nachgewiesen sind.Immer wieder müssen Betroffene aufgeben, weil ihnen die Kraft fehlt, die unerquicklichen Verfahren bis zum Ende durchzustehen. Von diesen schwerkranken Menschen, die oft kaum in der Lage sind ihren Alltag zu bewältigen, wird auch noch erwartet daß sie die Beweislast erbringen. Ein Ding der Unmöglichkeit!
    Diskriminierung und Schikane durch GKV/MDK, Arbeits-, Versorgungs-, Wohnungsämter, Rentenversicherung, BG, Sozialgerichte, deren Gutachter sowieso, die meisten Ärzte, aber leider auch im sozialen Umfeld sind mittlerweile Standard. Leidvolle Erfahrungen der Kläger einerseits, andrerseits eine immense Verschwendung von Steuergeldern, die sinnvoll für Prävention einzusetzen wären.

    Patientenrechte werden ausgehebelt,weil das Sozialgericht der Auffassung ist, daß ein Gutachter nicht verpflichtet ist, gegen seinen Willen die Anwesenheit einer Begleitperson zu dulden. Meine Meinung dazu: Wer seinen Job seriös macht muß keinen Zeugen fürchten.

    Laut Bundestagsbeschluß 14/143 sollen als Gutachter für das Krankheitsbild MCS nur herangezogen werden, wer besondere Erfahrungen zu diesem Krankheitsbild besitzt. Doch die Realität sieht anders aus! Und so finden sich in den Gutachten neben den vorgefertigten Meinungen der „Experten“ Formulierungen wie „Ökophobie, demonstrativ leidender Ökochonder, Toxikopie, Rentenbegehren steht im Raum, zementierte Opferhaltung, MCS zählt zu den modernen Leiden, es handelt sich nicht um eine Krankheit im herkömmlichen Sinn“, und so weiter und so fort. Ärzten und Gutachtern, die aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrungen mit MCS-Patienten anderer Meinung sind, wird unterstellt, Todesängste bei den Probanden zu verstärken. Sie werden aus den eigenen Reihen von den selbsternannten Experten angefeindet und verleumdet. Hierbei spielen die universitären Umweltambulanzen, die mangels entsprechender Diagnose- und Therapiemöglichkeiten lediglich eine Alibifunktion haben, eine nicht zu unterschätzende Rolle.

    Gerade die Mediziner, welche versuchen neuere Erkenntnisse, die nicht in ihr traditionelles Weltbild passen, abzuleugnen und zu diskreditieren, werden von den Gerichten immer wieder mit der Begutachtung von MCS-kranken Menschen beauftragt. Ich frage mich, wie objektiv und neutral kann ein Gutachten sein, wenn der Gutachter die Existenz eines Krankheitsbildes namens MCS-Syndrom von vorneherein ableugnet. Doch gerade an diesen gefälschten Expertisen beissen sich die Gerichte fest, sie aus den Akten entfernen zu lassen gelingt nicht. Aussagefähige Atteste und Gutachten von Medizinern die mit diesem komplexen Krankheitsbild vertraut sind, werden von den Gerichten in einer grenzenlosen Selbstherrlichkeit ignoriert. Ein Schelm wer Böses dabei denkt!

    Um die Versorgung MCS-Kranker ist es in Deutschland sehr schlecht bestellt, das läßt sich von Frau Ulla S. auch nicht weggrinsen. Eine Krankheit hat sich gefälligst am Leistungskatalog einer Krankenkasse zu orientieren! Klar, daß diese Staatsmedizin keine adäquate medizinische Behandlung anzubieten hat. Infusionstherapien, Sauerstoff, Atemschutzmasken, Luftreinigungsgeräte, kurz alles was hilft, wird von der GKV verweigert. Wer keinen reichen Patenonkel hat – und das dürfte die Mehrzahl der MCS-Erkrankten sein – ist ein ganz armes Schwein.

    Von Lobbyisten und Großkonzernen gesteuerte Politiker, gekaufte Wissenschaft, und Gerichte, die traditionell immer auf der Seite des Stärkeren sind verhindern bewußt eine sachliche öffentliche Aufklärung zu Chemikalienunverträglichkeit und toxischen Schädigungen – das ist das eigentliche Dilemma.

  14. Silvia 22. Juli 2009 um 00:20

    Genau heute vor einem Monat schrieb Frau Hogk, Mitglied der MCS-Selbsthilfegruppe Stuttgart den Bundespräsidenten, Herr Horst Köhler an und bat ihn um Hilfe für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität.

    Frau Hogk hat bis heute keine Antwort und auch kein Eingangsschreiben erhalten.

    Am gestrigen Tag erhängte sich eine schwer chemikaliensensible Frau, weil sie in Deutschland nirgendwo Hilfe erhalten hatte und ihre Schmerzen nicht mehr auszuhalten waren.

    Die Chemikaliensensiblen in Deutschland warten auf Antwort von Herrn Bundespräsidenten Köhler wie es weitergehen soll in unserem Land für Menschen mit MCS.

  15. Silvia 8. August 2009 um 17:14

    Frau Hogk hat uns gestattet ihr zweites Schreiben an Bundespräsidenten Köhler hier einzustellen, damit Ihr im Bilde seid.

    BRIEF FRAU HOGK an Bundespräsidenten H. Köhler:

    Mein Schreiben an Sie vom 22.06.09 bezüglich der Problematik „Gilt das Grundgesetz auch für alle kranken Menschen?“

    Sehr geehrter Herr Köhler,

    am 22.06.09 habe ich Ihnen geschrieben (siehe Kopie in der Anlage). Bis heute erhielt ich noch keine Antwort. Es sind inzwischen über 6 Wochen vergangen. Wenn Sie noch nicht dazu gekommen sind, zu antworten, wäre zumindest eine Eingangsbestätigung angebracht. Ich bitte nun dringend um eine Nachricht.

    Mit freundlichen Grüßen

    Olga Hogk

  16. Silvia 29. August 2009 um 11:09

    Es gibt eine Antwort des Bundespräsidenten Horst Köhler.
    Frau Hogk von der SHG Stuttgart hat sie mir letzte Woche geschickt. Seitdem war ich am überlegen, ob ich diese Antwort hier einstelle oder nicht.

    Entscheidet selbst, ob MCS Kranke, denen nirgendwo Hilfe zuteil wird, diese Antwort verdient haben:

    http://www.csn-deutschland.de/bundespraesidialamt1.pdf

  17. Bärbel 1. September 2009 um 08:18

    Die Antwort auf Olga’s Brief zeigt, dass Dummheit und Ignoranz noch immer nicht Auszug gehalten haben aus der Politik. Wieder mal ein „Schuss vor den Bug“ für MCS-Kranke. Na ja, wenn man’s so recht überlegt, wer weiß, wer an Chemikalien, Duftstoffen etc. alles verdient…..

  18. Lilli 27. September 2009 um 19:52

    Hallo Olga!!
    Ich hoffe, es geht dir gut!
    War echt gerührt von deiner Offenheit und deiner Courage. Mit deiner Einstellung zum Leben und deinem Engagement hast du auf alle Zeiten meine Bewunderung. Ich melde mich die Tage bei dir!
    Ganz liebe Grüsse
    Lilli

  19. Babsi 18. Februar 2010 um 18:00

    Babsi 18.Februar 2010

    Hallo Olga,
    Danke für den Brief an Dr. Köhler. Gott sei Dank,traue ich mich immer mehr, das Internet für mich zu nutzen und bin so auf diese Seite gestoßen. Auch ich bin betroffen, weiß es aber erst seit März letzten Jahres sicher. Von den Jahren davor will ich garnicht mehr reden oder darüber nachdenken. Aber wie ich dann seit der Diagnose teilweise behandelt worden bin und jetzt oft noch behandelt werde, schlägt dem Faß den Boden aus. Ich bin 57 Jahre und bis zu meiner letzten Krankschreibung im
    Oktober 2008, die bis heute andauert, habe ich als Krankenpflegehelferin gearbeitet. Die letzten drei Jahre im Dienst waren grauenhaft. Ich hatte laufend akute Schwindelanfälle, hypertensive Krisen,Sprach- und Wortfindungsstörungen, Hautexantheme usw, usw. Zu Hause war ich nicht mehr in der Lage irgend welche Arbeiten zu verrichten. Ich wollte nur noch schlafen. Kein Arzt konnte mir sagen, was ich habe. Mein Blutbild war völlig ok. Im Mai 2008 machten wir vier Wochen Urlaub auf Nordseeinseln, daraufhin ging es mir ganz gut. Am 15. Juni 2008 bekam ich einen nagelneuen Opel Corsa. Nach wenigen Tagen ging es mir schlecht wie nie und meine ganze Gesichtshaut ging auf. Jetzt war ich mir wenigstens sicher, das es mit den starken Gerüchen im Auto zu tun hat. Der Hautarzt nahm dann das erste Mal das Wort MCS in den Mund. Dann gab es furchtbare Irrwege bis Februar 2009.
    Durch eine Selbsthilfegruppe in Düsseldorf bekam ich die Telefon Nr. von Dr. Bartram in Weißenburg. Nur drei Wochen nachdem ich zum erstenmal bei ihm war, hatte ich die Diagnose MCS mit dem Problem, das mir erblich bedingt das Gen GST-M1 fehlt und mein Körper somit nicht in der Lage ist Schwermetall wieder auszuleiten. Jetzt
    kämpfe ich ebenfalls mit den Behörden um Schwerbehindertenausweis und Rente und warte und warte und warte.

    Vielleicht kannst Du mir weiterhelfen? Würde mich freuen von Dir zu hören.

    Liebe Grüße
    Babsi

  20. Uschi 3. März 2010 um 19:15

    Ich finde wir betroffenen MCS Patienten sollten alle schreiben, ein Rundschreiben wo jeder seine Krankheit in Diffination selbst schildert und fordert , ein Brief wird nicht reichen , erlebe das ständig, man wird nur verwiesen oder hingehalten, aber getan wird nichts deswegen fordere ich alle hier auf, einen Brief an Merkel, Rösler, Wetserwelle, Patientenbeauftragten Zöller, Bundespräsidenten zu schreiben, wenn alle da mitmachen, geht nicht anders, die Politik muss handeln, und schreiben könnt ihr alle , interessante Aufklärung auch unter Google Staatsanwalt Schöndorf, da lest ihr, was mit Umweltkranken passiert, wenn wir alleine vorgehen, jeder von uns ist es wert schnell geholfen zu bekommen jeder

  21. Renate 28. August 2010 um 13:36

    Dass wir mit MCS nicht ernst genommen werden, ist einfach nur traurig. Wir rennen von einem Arzt zum anderen. Bisher bekam ich noch nicht einmal einen Allergiker-Pass für meine „normalen“ Allergien und Unverträglichkeiten. Keiner fühlt sich zuständig. Niemand scheint sich auf dem Gebiet der Umweltmedizin mehr auszukennen. Die Symptome von MCS sind auf Dauer gesehen entsetzlich – nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Angehörigen.

  22. Anke 31. Oktober 2013 um 17:18

    Auch wenn ich erst heute darauf stoße, vielen Dank für den offenen Brief und die unterstützenden Kommentare. Ich muss gerade selbst täglich erleben, wie stark ich beeinträchtigt bin.
    Wichtig scheint mir, dass endlich erkannt wird, dass es sich hier nicht um eine „seltene Erkrankung“ sondern um eine neue, weit verbreitete „Zivilisationskrankheit“ handelt, deren Ausmaße drastisch zugenommen hat und weiter steigt. Problematisch für diese Erkenntnis ist m.E. die enorm hohe Dunkelziffer. Ich selbst leide seit Jahren an schwerem Asthma, erst seit diesem Jahr ist mir aber klar, dass MCS der Name des Kindes ist. Und seitdem ich in meinem Bekanntenkreis davon berichte, habe ich schon oft Antworten gehört wie, „ja ich bekomme auch von vielen Gerüchen Kopfschmerzen (Atemnot, Juckreiz, …)“. Diese Menschen sind aber alle nicht in der MCS-Statistik, ich bin es vermutlich auch nicht. Ich hoffe sehr, dass sich baldmöglichst etwas an der gesundheitsschädlichen, chemischen Beduftung unserer Zivilisation ändert. Ich würde gerne einfach wieder frei atmen können!

  23. Sascha Uhlenberger 18. Januar 2019 um 11:36

    Wenn man über hinreichende finanzielle Mittel verfügt, ist MCS kein unüberwindliches Problem und man kann da sogar eine eigene private medizinisch-pharmazeutische Forschung als MCS-Betroffener betreiben. Ist man hingegen auf staatliche Sozialleistungen angewiesen, wird MCS zum unüberwindbaren lebensbedrohlich bürokratischen Problem in der Grundsicherung aufgezäumt, bei dem man von einem Leben in Würde, Restgesundheitsschutz, Selbstbestimmung und Freiheit in keinster Weise mehr sprechen kann.

    Ich wurde durch diese Bürokratie-Lawine um die staatliche Grundsicherung von Sozialamt und jahrelang trotz Fachanwalt verfahrensverschleppenden Sozialgericht 2017 in die Wohnungszwangsräumung und Obdachlosigkeit getrieben und verursache seither durch wiederholte langwierige Krankenhausaufenthalte der Allgemeinheit seither über 4.000 EUR Kosten jeden Monat. Gäbe es ein Bedingungsloses Grundeinkommen von monatlich 1.400 EUR, dann könnte ich mir wieder eine MCS-behindertengerechte Wohnung suchen und mir weitestgehend ohne ärztliche Hilfe meine MCS-Erkrankung samt deren Folgeerkrankungen wie vor meiner Wohnungszwangsräumung selber behandeln und bräuchte so die Allgemeinheit nicht länger mit hohen Kosten belasten. Zumal mir die heutige Medizin in Deutschland nicht mal annähernd so viel sinnvolle Hilfe und MCS-Kompetenz bieten kann, wie ich es mir selber aus der internationalen medizinisch-pharmazeutischen Fachlitertatur erarbeitet habe, als ich noch eine Wohnung hatte.

  24. Silvia 19. Januar 2019 um 12:25

    MCS ist kein rein finanzielles Problem. Es sind extrem reiche Menschen bekannt, die ebenfalls jeden Tag kämpfen und versuchen zu überleben.

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