Krank ohne Grund? Schadstoffe als Krankheitsauslöser

Ständig krank

Ständig krank – aber eine Ursache ist nicht zu finden. Diesem Problem stehen täglich viele Millionen Menschen gegenüber. Kopfschmerz, Schwindel, Übelkeit, Migräne, Zittern, Herzrasen, chronische Schmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Krämpfe, grippeähnliche Symptome und Dauererkältung….. Die Liste unspezifischer Beschwerden ist lang. Auch psychische Beschwerden wie Depressionen oder Ängste können dazukommen. Die Liste möglicher Ursachen ist mindestens genauso lang wie die Liste unspezifischer Beschwerden. Deshalb ist eine gründliche ärztliche Untersuchung bei chronischen Beschwerden natürlich unverzichtbar.

Was unternehmen, wenn sich keine Ursachen finden lassen?

Es macht es Sinn, einen Blick ins Wohn- und Arbeitsumfeld sowie auf die Ernährung zu werfen. In vielen, wenn auch nicht allen Fällen lassen sich die Beschwerden auf unverträgliche Stoffe zurückführen. Allergien und Unverträglichkeiten bleiben oft jahrelang unentdeckt. Alltagschemikalien, geringe Konzentrationen von Schadstoffen lösen bei manchen Menschen schon direkt Beschwerden aus. Gut, wenn Sie diese Auslöser früh finden und meiden, dann ersparen Sie sich viele unnötige Leidenstage. Lesen Sie also weiter!

Die Reaktion auf Alltagschemikalien bezeichnet man als Chemikalien Sensitivität (MCS, englisch Multiple Chemical Sensitivity). Im Extremfall reagieren die Patienten auf geringste Dosen chemischer Stoffe wie z.B. das Parfüm eines Mitmenschen mit schwersten Symptomen bis hin zur Bewusstlosigkeit oder mit einer grippeähnlichen Symptomatik, die tagelang ins Bett zwingt. Allerdings zeigen sich die Reaktionen meist nicht so drastisch. Typisch ist eher, dass die Patienten Jahre oder Jahrzehnte stumm vor sich hin leiden, mit Kopfschmerz, Schwindel, neurologischen Beschwerden, Dauererkältung und so weiter.

Auslöser sind überall, also Augen auf

Forscher aus den USA gehen davon aus, dass 15-30% der Bevölkerung leicht von Chemikaliensensitivität betroffen sind. Meist bemerkt der Betroffene selbst den Zusammenhang von Chemikalien und Beschwerden nicht, denn die Auslöser sind überall vorhanden: Lösemittel aus Bodenklebern, Duftstoffe in nahezu allen Kosmetika und Putzmitteln… Die Liste ist endlos. Ständige leichte Beschwerden sind die Folge, dazu kommt in vielen Fällen, dass man bestimmte Dinge nicht riechen kann. Denken Sie nach: ein bestimmtes Parfüm, Dieselabgase…

Stecken Sie nun bloß nicht den Kopf in den Sand und sagen „Ich kann doch nichts dagegen tun“. Sie können nämlich auch im Rahmen ihres normalen Alltags sehr viel tun, gerade wenn Sie nur leicht betroffen sind. Es geht darum, die Störenfriede im Alltag zu minimieren. Das lohnt sich! Denn wenn Sie jetzt häufig unter leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen leiden, die zum Beispiel durch Duftstoffe ausgelöst werden, sind Sie potenziell gefährdeter, eine ausgeprägte MCS-Erkrankung zu entwickeln.

Ignorieren führt zu schlechter Prognose

Schwer MCS-Erkrankte können in vielen Fällen kaum mehr das Haus verlassen, sind auf eine schadstofffreie Wohnung, teuerste Luftreiniger und Wasserfilter angewiesen und entwickeln oft zusätzlich Lebensmittelunverträglichkeiten. MCS kann also von einer minimalen Einschränkung zur Schwerstbehinderung werden. 13,7% der Chemikaliensensiblen, mit denen hier die 30% gemeint sind, werden aufgrund der Erkrankung arbeitslos. Armut und soziale Isolation kommen dann noch zur Krankheit hinzu. Treffen kann es wirklich jeden, es gibt keinen, dessen Risiko null wäre.

Vorbeugen ist besser

Doch Sie können vorbeugen, indem Sie den Kontakt mit Chemikalien minimieren. Viele Kontakte mit Alltagschemikalien sind unnötig. Außerdem reagieren viele Betroffene erst mal nur auf bestimmte Chemikalien. Sie können keinen Gummi riechen? Dann versuchen Sie, dieser einen Sache aus dem Weg zu gehen. Allem kann man leider nicht aus dem Weg gehen. Doch welche Produkte Sie für Körperpflege und Haushalt nutzen, bestimmen Sie. Wer duftstofffreie Produkte für Allergiker benutzt, erfährt vielleicht eine deutliche Verbesserung der Beschwerden. Es gibt Körperpflege- und Waschmittel duftstofffrei, im Bioladen auch chemie- und duftfreie Putzmittel. Achtung, ätherische Öle können genauso unverträglich sein wie künstliche Duftstoffe, wenn man darauf reagiert.

Immer der Nase nach

Achten Sie beim Einkauf auf Qualität. Oft lohnt es sich, nicht dem Preisschild Motto „Nur teuer ist besser“, sondern der Nase nach zu gehen. Strömt ein neues T-Shirt einen penetranten Geruch aus, wurde wahrscheinlich etwas eingesetzt, das weder für die, die es produziert haben, noch für Sie, die es tragen wollen, gesund ist. Achten Sie einfach etwas darauf, egal ob bei Kleidung, Bett oder Bodenbelag. Wer Gebrauchtwagen kauft, kann davon ausgehen, dass deutlich weniger Schadstoffe im Innenraum sind als beim Neuwagen, denn nach einigen Jahren haben sich viele der Chemikalien bereits verflüchtigt, das Auto hat „ausgemüffelt“.

Abhilfe oder Ausgleich?

Viel Kontakt mit Chemikalien findet im Beruf statt. Denken Sie mal an Drucker oder Maler (Farben mit Lösemitteln), aber auch an die Angestellten in einem Großraumbüro, wo sich die Ausdünstungen von fünfzig Computern, des Teppichbodens und der Parfüms der Personen hinter den Bildschirmen auf engstem Raum stauen – schlechte Luft vorprogrammiert. Was tun? Sind Sie nur leicht sensibel, so sagen Sie sich, Sie bleiben da 8 Stunden, und in ihrem Umfeld zu Hause achten Sie dafür besonders auf eine schadstoffarme Umgebung. Damit vermeiden Sie zusätzliche Risikofaktoren für Ihre Gesundheit. Gehen Sie möglichst viel an die frische Luft, und trinken Sie viel Wasser. Ob Sie an einem Arbeitsplatz gar nicht bleiben können und daher nach etwas anderem suchen, können nur Sie entscheiden.

Nahrungsmittel unter die Lupe nehmen

Neben den eingeatmeten Chemikalien essen wir auch viele Chemikalien. Pestizidbelastung ist an der Tagesordnung. Versuchen Sie, möglichst viel auf Bio zu setzten. Doch neben dem Problem mit giftigen Pflanzenschutzmitteln, Aromen und Konservierungsstoffen, denen man am Besten aus dem Weg geht, in dem man Selbstmachen dem „Dosenfutter“ vorzieht, gibt es oft noch konkrete Lebensmittelunverträglichkeiten. Sie leiden seit Jahren unter chronischen Beschwerden ohne spezielle Ursache? Suchen Sie danach, ob es vielleicht ein bestimmtes Lebensmittel ist. Versuchen Sie, auf die Aromen und die mit E-Nummern deklarierten Stoffe möglichst viel zu verzichten, und testen Sie aus, wie Sie sich ohne bestimmte Nahrungsmittel fühlen. Allergietest können beim Arzt gemacht werden. Aber – es gibt nicht nur Allergien. Unverträglichkeiten deckt ein Test nicht auf. Besonders potenter Auslöser unspezifischer Symptome sind Milchprodukte, die nach Schätzungen von Experten 20% der Bevölkerung im Stoffwechsel nicht richtig verarbeiten können (Laktose-Intoleranz, Laktose ist der Milchzucker, ein Stoff in Milchprodukten).

Vorbeugen lohnt

Sie können also viel tun, um Chemikaliensensitivität vorzubeugen, beziehungsweise mit einer leichteren Form zu leben, ohne schwer krank zu werden. Das lohnt sich, denn bisher gibt es keine Heilung für MCS, nur das Vermeiden der unverträglichen Substanzen. Die Ursachen für MCS sind nicht eindeutig bekannt, auch wenn es viele Theorieansätze gibt und gerade in den USA und in Kanada intensiv geforscht wird. Sie wollen Zahlen und Fakten sehen? Kanada hat einmal die wirtschaftlichen Folgen von MCS innerhalb des Landes zusammengezählt:

Chemikalien-Sensitivität kostet pro Jahr ca. 10 Milliarden Dollar an Produktivitätsverlust, 1 Milliarde Dollar an Steuerverlust und 1 Milliarde Dollar an vermeidbaren Kosten im Gesundheitssystem.

Environmental Illness Society of Canada, Socio-Economic Study of MCS, 2001

Mithelfen Krankheit und Leiden zu vermeiden

Denken Sie daran, wie viel Krankheit und Leid hinter diesen trockenen Zahlen steckt. Allerdings könne auch Sie dazu beitragen, Chemikaliensensiblen das Leben zu erleichtern. Das Einfachste ist es, nicht als „Duftbombe“ durch die Welt zu gehen und damit Chemikaliensensiblen und Duftstoffallergikern das Leben schwer zu machen, während Sie damit der Umwelt und sich selbst schaden.

Viele Informationen zu MCS, zu den Auslösern, den Folgen und der Diagnostik finden Sie im CSN-Flyer, der kompakt auf zwei Seiten alle wichtigen Informationen zu MCS zusammenfasst. Einfach klicken – der Flyer wird als PDF aufgerufen:

MCS Infoflyer

Wenn Sie helfen möchten, schicken Sie den Link zu diesem Blog auch Anderen, von denen Sie wissen, dass sie ständig unter Symptomen leiden, gegen die der Arzt nichts tun kann, oder geben Sie einfach den Flyer weiter.

Denken Sie bitte auch an die Eltern von kränkelnden oder hyperaktiven Kindern, denn gerade Kinder haben es verdient, dass man eine eventuelle Chemikalien-Sensitivität herausfindet und verhindert, dass sie schlimmer wird und schon im Kindesalter zur lebenslangen Schwerbehinderung führt!

Autor: Amalie, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. Mai 2009

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15 Kommentare zu “Krank ohne Grund? Schadstoffe als Krankheitsauslöser”

  1. Juliane 20. Mai 2009 um 12:59

    Vorbeugen. Das könnte man. Denken wir nur mal an Kinder und Duftsstoffe, Amalie.

    Da schreibt der Bochumer Zellphysiologe und Duftexperte zum Beispiel
    „Überhaupt nicht gesund ist das Beduften von Kindern unter sechs Jahren.
    (…) In ihren ersten Jahren sind Kinder besonders empfindlich für allergene Produkte (…) Kinder brauchen aber weder parfümierte Kosmetikartikel noch Raumbeduftung …“ (Das Maiglöckchen-Phänomen: Alles über das Riechen und wie es unser Leben bestimmt Seite 248)

    Und was macht mit Neugeborenen? Schon in der Geburtsklinik geht es ab ins beduftete Babybad. Dann wird der Popo mit bedufteter Creme eingeschmiert und das Kind in duftige Wäsche gekleidet und gebettet. Zuhause gibt es möglicherweise sogar beduftete Kinderzimmer mit ätherischen Duftölen….

    Ach und kommt das Kind später in die Schule eskaliert die Beduftung.
    Kann man in meinem Beitrag „Dufte Schule“ hier im Blog nachlesen.
    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/05/30/dufte-schule/

    Ja, Vorbeugen. Was man da alles machen könnte. Wenn die Menschen überhaupt wüssten, dass es diese schlimme Erkrankung gibt. MCS, davon habe ja noch nicht mal alle Ärzte eine Ahnung. Schlimm!

  2. Carmen 20. Mai 2009 um 14:32

    Vielen Dank an Amalie für diesen Artikel, Ich werde dafür sorgen, das er seine Kreise zieht.
    Ja mit dem Vorbeugen ist das so eine Sache in Deutschland, hier wird man wohl nur wach, wenn das Kind das in den Brunnen gefallen ist schon lange beerdigt wurde.
    Ich verstehe dieses Land immer weniger.
    Liebe Grüße Carmen

  3. Lucca 20. Mai 2009 um 17:32

    Du hast in Deinem Artikel den richtigen Dreh gefunden um Mitmenschen zu sensibilisieren. Mein Mailverteiler läßt ihn schon kursieren. Danke Amalie.

  4. Henriette 20. Mai 2009 um 22:33

    Danke liebe Amalie für Deinen tollen Blog. Du hast das Dilemma um Schadstoffe als Krankheitsauslöser und MCS – Multiple Chemical Sensitivity, bestens erklärt und ich hoffe, dass Deine Ausführungen viele Leute zur Vorsicht und zu mehr Kritik im Konsumverhalten führt.

    Herzliche Grüsse
    Henriette

  5. Domiseda 21. Mai 2009 um 07:34

    Vielen Dank für diesen Super-Artikel. Ich werde ihn kopieren und an alle Quälgeister um mich verteilen.

  6. Energiefox 21. Mai 2009 um 09:05

    Amalie,
    ein sehr guter Beitrag der jeden Tag im Fernsehen als Werbespot umgearbeitet kommen sollte. Es würde die Krankenkassen auch entlasten.
    Schade so wie Du schreibst Vorbeugen ist doch das Beste.
    Nur wo bleiben solche Bericht im Fernsehen, so was müsste täglich im
    Werbefernsehen gezeigt werden.

    Amalie, meinen Glückwunsch zu dem gelungenem Beitrag her im Blog.

    Ich hatte mal im Fernsehen gesehen das junge Palestinensär im Exil (Paris) mit Satire in Berichten auf das Problem Gründung des einegen
    Staates Palestina aufmerksam machten.

    Einige sagten das kann man doch nicht machen.

    Es kam aber gut an, ich denke ob man hier im Forum oder Blog nicht auch mal Satire liefern sollte, um besser Reklame für duftfrei und umweltfreundliche Produkte zu machen.
    Gruß Energiefox

  7. no doubt 21. Mai 2009 um 10:28

    Amalie,

    Dein Bericht ist sehr gut geschrieben und bringt den Menschen anschaulich rüber, dass man durch vielerlei Schadstoffe im Alltag schwer krank werden kann. An MCS kann jedermann erkranken, auch diejenigen, die MCS weiterhin in Abrede stellen.

  8. Supergirl 21. Mai 2009 um 11:24

    Super gemacht Amalie, den Link zum Blog werde ich allen schicken, die ich kenne, damit sie besser verstehen, was, wodurch alles passieren kann. Vor MCS ist niemand ausgegrenzt, sie kann jeden einholen. Das kommt durch Deinen tollen Bericht bestens zum Ausdruck.

    Grüsse

  9. Juliane 21. Mai 2009 um 12:08

    Hallo Energiefox,

    manchmal war es auch den Nutzern von CSN Forum schon nach Satire zumute.

    Im November 2007 zum Beispiel als der FR Artikel „Wenn Parfüm zur Ohnmacht führt“ Samstags auf den Frühstückstischen bundesdeutscher Leser lag.

    Klick mal hier, da kann man die Geschichte des Artikels nachlesen:

    http://www.csn-deutschland.de/blog/2008/11/03/mcs-multiple-chemical-sensitivity-eine-krankheit-die-in-deutschland-nicht-sein-darf/

    Air, eine Nutzerin des CSN Forums schrieb damals eine Version B zu dem FR Artikel.

    Ich zitiere mal Airs Version B:

    „Es begann schleichend. Professor Toby Eiermann vom Institut für Saubere Umweltmedizin an der Uni Entenhausen konnte irgendwann keine wissenschaftlichen Fakten mehr ertragen. Dann gab es auf einmal Momente der intellektuellen Überforderung. „Ich bekam geistige Aussetzer, verstand das Prinzip von Ursache und Wirkung nicht mehr.“ Er reduzierte seinen Arbeitseifer auf die Hälfte, auf 25 Prozent, schließlich hörte er ganz auf mitzudenken. Da stand er aufgrund seiner Position aber noch mitten im öffentlichen Rampenlicht. „Mir war schon klar, dass ich eine gewisse Verantwortung trage, dachte aber, wir sind hier ja unter uns, da ist das so doch für alle am besten.“ Soweit so gut.

    Doch dann kam alles noch schlimmer. „Ich konnte nicht mal mehr einen flüchtigen Blick auf unabhängige Forschungsergebnisse verkraften, alles verschwamm mir vor Augen, mein Verstand, meine Psyche, mein Körper rebellierten, am Computer wurde mir schon beim Gedanken ans Internet schwindelig, nachts träumte ich von biochemischen Signalketten, pathologischen Verstärkungskreisläufen und Entzündungsfaktoren des Immunsystems, morgens wollte ich wegen pathophysiologischen Vorgängen, Multisystemerkrankungen und neurotoxischen Chemikalienwirkungen nicht mehr aus dem Bett. Irgendwann war klar: Es musste was mit meiner umweltmedizinischen Arbeit an der Uni sein.“

    Professor Toby Eiermann hat UFU -Umweltfakten-Unverträglichkeit, oder wie man es in Fachkreisen auch nennt UMS -das Umweltmedizinische Syndrom. Doch was ist UMS? Hannelore Alt von der Patientenvereinigung „Drittmittelforschung -Eine Wissenschaft für sich!“ fasst es so zusammen: „Es gibt in Deutschland vereinzelt seriöse Umweltmediziner, eine deutsche Umweltmedizin gibt es aber nicht.“

    Und doch gibt es Professor Toby Eiermann und seine Kollegen -eine patente Ärzteschaft, die den armen Kranken doch immer nur helfen will, wie sie sagt. Die das millionenfache Patientenleid in Kliniken und Praxen kaum mehr mitansehen kann!

    „Wir haben die deutsche Umweltmedizin als solche noch nicht nachweisen können“ sagt Hannelore Alt, räumt aber ein, dass von allen Ärzten, die in deutschen Umweltambulanzen arbeiten, im Schnitt ein paar Prozent übrig bleiben, „bei denen wir offen lassen müssen, ob sie den Patienten nicht doch nur geringen Schaden zufügen.“ Aber bei den meisten Ärzten, die für sich reklamierten, Umweltmedizin zu betreiben „finden sich in deren Diagnostik und Therapien nur die herkömmlichen Vorgehensweisen, denen alle Patienten gleichermaßen ausgesetzt sind. Sie haben auch keine besondere fachliche Qualifikation.“ Die tief verankerte Verbundenheit mit Pharmaindustrie und Psychiatrie sei normal. „Das meiste, was die Patienten an Therapien verordnet bekommen, können wir vom wissenschaftlichen Standpunkt aus nicht nachvollziehen.“ bilanziert Alt.

    „Sie kriminalisieren mich!“ Den Vorwurf kennt Alt zur Genüge: „Die Ärzte wollen unbedingt einen Bezug zu psychiatrischen Krankheitsbildern herstellen. Umweltfaktoren als Ursache lehen sie ab.“ Alt unterscheidet zwischen persönlichen und berufsstandbedingten Motiven für die Methoden der Mediziner: „Seriöse Umweltmedizin findet in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nicht statt.“

    Toby Eiermann bringt es auf die Palme, wenn Patientenvertretungen „die Umweltkiste hervorholen. Ich bin außerdem nicht käuflich, meine Freunde von der Industrie wissen das.“ Er sieht ein, dass ein wenig unabhängige Forschung jenen Umweltpatienten helfen könnte, „die in der Psychiatrie an der Unverträglichkeit der Psychopharmaka leiden. Aber zu sagen ‚ich nenne Dir jetzt mal ein wenig umweltmedizinisches Insiderwissen über die komplexen Ursachen Deiner Erkrankung, dann wirst Du vielleicht wieder gesund…'“ Er seufzt: „Wir Mediziner lehnen das ganz klar ab, weil wir es einfach nicht mehr mitansehen können, wie schrecklich die Patienten unter dem fortschreitenden Erkenntnisstand der internationalen Wissenschaft zu leiden haben…“

  10. Juliane 21. Mai 2009 um 12:49

    @ Energiefox

    Da fällt mir noch was ein.

    Es gibt ja eine sogenannte „Multizentrische Studie“ zu MCS. Also das ist die Studie, mit der unsere Robert Koch Institut zu berühmt wurde.

    Aber es gibt auch eine unizentrische Studie, darüber wurde mal im Forum berichtet:

    „Rauchen schützt vor MCS

    Eine unizentrische Studie

    Neue Erkenntnisse zu einer Erkrankung, die immer häufiger auftritt und

    sogar in Deutschland diagnostiziert wird.“

    Hier kann man ein Interview dazu nachlesen:

    http://www.serena-forscht.com/pub/serena2/rauchen_schuetzt_vor_mcs.pdf

  11. Energiefox 22. Mai 2009 um 06:56

    Hast recht Juliane,
    super gute Beiträge im Sinne der Satire. Ich dachte jetzt auch speziell an Zeichnungen, man kann ja sehr gut durch satirische Zeichnungen etwas auf den Punkt bringen.
    Gruß Energiefox

  12. Mary-Lou 22. Mai 2009 um 22:36

    Auch von mir lieben Dank für den tollen Bericht. Er kann vielen Leuten aufzeigen, dass so manche Beschwerden durch Umwelteinflüsse entstehen. Amalie, gut auch, dass Du anführst, worauf man achten kann, um die Schadstoffquellen im Alltag zu reduzieren.

    Das Bewusstsein, mit offenen Augen zu leben und zu konsumieren, muss bei vielen Leuten erst geweckt werden, denn kaum jemand bringt seine Gesundheitsbeschwerden mit Umweltschadstoffen in Verbindung. Es wird auch mit vereinten Kräften unter dem Teppich gehalten und den Menschen andere Ursachen, wie z. B. Stress, Überlastung und Dergleichen als alleinige Krankheitsursachen zugesprochen. Umwelteinflüsse werden bei der ärztlichen Diagnostik viel zu selten mit einbezogen.

  13. Daemion 3. September 2009 um 09:58

    Wie kann man bitte nachweisen, ob in der Wohnung, in der man gerade wohnt, Schadstoffe sind?

    Es ist ein Plattenbau und wurde in den 80igern gebaut. Wir wohnen seit 2007 darin und sind kränker denn je! Tiere sterben weg, die Wände haben Risse, es regnet hinein… Das Wasser aus den Leitungen ist gelb.

    Wir möchten umziehen, aber die ARGE lässt uns nicht!
    Wir sind total verzweifelt, niemand hilft!

    An wen kann man sich wenden, wenn man Verdacht auf Schadstoffe in der Wohnung hat?
    Bitte dringend um Antwort!

    GlG,
    ~Daemion und Frau

  14. Stables 3. September 2009 um 10:22

    Hallo,

    es gibt einige Institute und Baubiologen die Schadstoffmessungen im Wohnraum vornehmen. Wo wohnst Du?

    Punkt 2: Diese Analysen sind nicht ganz billig wenn ein Experte vor Ort kommen muss.

    So wie Du es schilderst, ist eine Analyse fast unnötig, denn Du hast das Resultat schon vor Augen. In gesundem Wohnraum sterben keine Tiere einfach weg und den Menschen geht es darin auch gut.

    Macht Druck dass Ihr umziehen dürft. Ruf das Gesundheitsamt an. Die haben auch in manchen Fällen Schadstofflabors an Hand die messen kommen.

    Gehe notfalls an die Presse. Schick denen Bilder von den Rissen in den Wänden und dem gelben Wasser.

    Gruß, Stables

  15. Daemion 3. September 2009 um 10:36

    Hallo Stables,

    vielen Dank für Deine Antwort!
    Ich wohne in Halle an der Saale in Sachsen Anhalt.

    Danke, ich werde mich gleich mal an das Gesundheitsamt wenden!
    Die waren schon mal wegen des Schimmels da, aber nichts hat sich geregt.
    Ich hoffe die kommen, immerhin habe ich nicht viel Geld und müsste dann alles in Raten abzahlen, wenn der Betrag zu hoch ist (Hartz IV).

    Dennoch, vielen Dank, ich versuche es mal dort. :-(

    GlG,
    ~Daemion

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