Laktoseintoleranz und Allergien treten bei Kindern oft gleichzeitig auf

Die Milch macht’s - manche Kinder macht sie krank

Laktose Malabsorbtion und Symptome, die mit Laktoseintoleranz in Zusammenhang stehen, sind bei Kindern mit Darmbeschwerden recht weit verbreitet. Wissenschaftler aus Polen wollten wissen, ob Allergien und Probleme mit der Toleranz von Laktose häufig auch gleichzeitig auftreten.
 
Laktoseintoleranz – Allergien
Laktoseintoleranz ist das Ergebnis eines Laktasemangels oder des völligen Fehlens von Laktase, bzw. einer Laktosemalabsorbtion. Ein weiterer verbreiteter Problemfaktor, der erschwerend hinzukommen kann, sind herkömmliche IgE vermittelte Nahrungsmittelallergien. Bei Allergien entwickelt ein Patient spezielle Antikörper gegenüber einem Allergen. Laktoseintoleranz und Nahrungsmittelallergien können auch zusammen auftreten, was zu erheblichen Komplikationen bei einem Patienten führen kann.
 
Intoleranz oder Allergie, oder gar beides?
Ein Wissenschaftlerteam aus Polen führte hierzu eine Studie mit Kindern unter fünf Jahren und bei Kindern über fünf Jahren durch, um zu ermitteln, ob das Problem Laktoseintoleranz und Nahrungsmittelallergien häufig gleichzeitig auftritt. Ingesamt nahmen an dieser Studie 87 Kinder mit Nahrungsmittelallergien im Alter von 7 Monaten bis 18 Jahre teil. Die Mediziner erstellten eine ausführliche Anamnese, führten u.a. Atemtests zum Ermitteln von Laktoseintoleranz durch und untersuchten die Laktaseaktivität als auch das Vorliegen einer Zottenatrophie im Darm.
 
Probleme durch Laktose weit verbreitet bei Kindern
Als Ergebnis ermittelten die Wissenschaftler aus Polen, dass fast ein Viertel (28%) der allergischen Kinder über 5 Jahren eine verminderten Laktoseaufnahme aufwiesen. Bei den Kleinkindern mit Allergien unter 5 Jahren waren es vergleichsweise wesentlich weniger, nämlich nur 5%. Beim Atemtest war es ähnlich, auch da schnitten die Kinder über 5 Jahre wesentlich schlechter ab. 10% der Kleinkinder hatten positive Resultate beim Atemtest, und bei den älteren Kindern über 5 Jahren waren es auch hier über ein Viertel der Patienten (26%). Zottenatrophie wurde bei 41,38% der jüngeren Patienten festgestellt, bei den Kindern über 5 Jahren fiel der Prozentsatz geringer aus, hier waren knapp 18% betroffen.
 
Diagnostik, Konsequenz und eine gute Diät helfen
Eltern mit Kindern, die unter Allergien leiden und Darmprobleme haben, sollten aufgrund dieser Feststellungen beim Arzt überprüfen lassen, ob die Beschwerden vielleicht auch gleichzeitig durch Probleme mit Laktose ausgelöst werden.
 
Als Therapie ist bei absoluter Laktoseintoleranz nur Karenz zu Milchprodukten möglich. Ausweichen kann man zu Soja-, Hafer-, Reis-, Gersten-, und Mandelmilch. Bei Kindern, die zu vielen Allergien neigen, wird von Umweltmedizinern häufig geraten, eine Rotationsdiät einzuhalten, damit die Toleranz zu einem bisher tolerierten Nahrungsmittel möglichst lange erhalten bleibt. Liegt Laktasemangel vor, kann dieser in vielen Fällen durch Zuführen von Laktase ausgeglichen werden.
 
Insbesondere bei Kindern mit weitreichenden Allergien und gleichzeitiger Laktoseintoleranz sollte von einem Arzt oder einem Ernährungsberater ein Diätplan erstellt werden, um Ernährungsdefiziten durch Mangelernährung entgegenzusteuern. Dies ist gerade in der Wachstumsphase von höchster Bedeutung. Viele Krankenkassen beschäftigen sogar Ernährungsberater, die einen individuellen Diätplan erstellen können.
 
Autor:
Silvia K. Müller , CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. Januar 2009

 

Literatur:

Hutyra T, Iwańczak B., Determination of lactose intolerance frequency in children with food allergy, Pol Merkur Lekarski. 2008 Oct;25 (148):340

8 Kommentare zu “Laktoseintoleranz und Allergien treten bei Kindern oft gleichzeitig auf”

  1. T-Rex 20. Januar 2009 um 15:55

    Dazu möchte ich nicht wissen wieviele Kinder herumrennen bei denen Laktoseintoleranz nie diagnostiziert wurde, weil keiner dran denkt. Ich kenne einen Jungen, den haben sie von oben bis unten aufgeschnitten wegen Verdacht auf – sie wussten nicht was.

    Hammer war durch was der Junge solche Schmerzen hatte. Er war auf Klassenfahrt und hatte Milchprodukte gegessen die er sonst nie zu sich nahm.

  2. Juliane 20. Januar 2009 um 16:26

    Jeder, der gesundheitliche Probleme hat, sollte überprüfen lassen, ob er den Milchzucker nicht verdauen kann.

    Mir sind Patienten bekannt, die unter Krämpfen litten und beim Neurologen eine Überweisung zum Psychiater erhielten und bei denen nach einer Odysee von einem Arzt zum anderen schlussendlich die Diagnose Laktose-Intoleranz stand.

    Wer sich den von den Kassen favorisierten Atemtest ersparen will, bei dem ein Laktosetrunk verabreicht wird, dem sei ein Gentest angeraten. Der Arzt muss dazu lediglich 5 ml ETDA-Blut ins Labor schicken.

    Mehr über Varianten des LCT-Gens kann man zum Beispiel hier nachlesen http://www.umg-verlag.de/umwelt-medizin-gesellschaft/407_schn.pdf

    Angesichts der Tatsache, dass so viele Menschen Milchzucker nicht verdauen können, fragt man sich, wieso ein solcher Gentest nicht schon bei jedem Säugling vorgenommen wird. Damit könnten vielen Kindern schlimme Leidenswege erspart werden.

    Man sollte sich immer klar machen:
    Milchzucker, der nicht verdaut werden kann, belastet den Organismus mit Fuselalkoholen. Was das für die Gesundheit insbesondere von Kindern bedeutet, brauche ich wohl nicht näher auszuführen.

  3. Energiefox 20. Januar 2009 um 21:21

    Also Silvia,
    für mich da mein Vater Molkereiverwalter war und ich man kann fast sagen süchtig nach dem Zeugs bin, war es eine schwere Nuss Deinen Ausführungen zu folgen. Ich habe aber jetzt mein Konsum an Milch- und Milchprodukten drastisch heruntergeschraubt. Ganz verzichten möchte ich auf diese Produkte aber nicht. Danke für die Infos für mich war Milch bis dahin immer der Gesundmacher schlechthin.
    Gruß Energiefox

  4. Juliane 20. Januar 2009 um 22:00

    Hallo Energiefox,

    ich weiss, wir hatten das Thema ja schon letztes Jahr im FR Forum.

    Es stimmt, Milch macht auch irgendwie süchtig. Es ist eben auch ein Geschmacksträger in vielen Lebensmitteln. Und ach, der zarte Schmelz von Schokoladenprodukten.

    Mir ist das nicht schwer gefallen, Milchprodukte zu streichen. Denn als Kind habe ich Milch komplett verweigert. Erst im eigenen Haushalt habe ich angefangen mit Milchprodukten zu kochen. Angeregt von Ernährungspapst Leitzmann. Mit dem bin ich dann richtig in die Milch geschlittert. Leider muss ich heute sagen, nach allem was ich über die Milch heute weiss.

  5. Juliane 20. Januar 2009 um 22:02

    Die Probleme mit der Milchzuckerverdauung bringen den Medizinern
    und Kliniken viel zahlende Kunschaft.Und auch die Pharmaindustrie
    verdient gut mit.

    Nachdem im Sommer 2007 in der Diskussion um Milchpreiserhöhung und Nachfrage der Chinesen nach deutscher Milch mancherorts auch mal über genetische Varianten der Weltbevölkerung hinsichtlich Lactoseabbau diskutiert wurde, konnte man immer wieder mal „ärztliche Empfehlungen“ zum sogenannten Reizdarmsyndrom lesen.

    Im Ökotest wurde dann ein Darmnervensystem als Verursacher der Reizdarmsyndroms ausgelobt mit Hinweis auf entsprechenden Medikamente, die der Ökotest auch noch mit Testnoten versah.

    In der Frankfurter Rundschau ging man noch weiter und eröffnet den Reizdarm als Indikationssgebiet für Trizyklische Antidepressiv , Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.

  6. Juliane 20. Januar 2009 um 22:20

    Christoph Gasché, Professor für Gastroenterologie
    an der Wiener Universitätsklinik für Innere
    Medizin hat auch seine Ehrfahrungen mit den
    Reizdarm-Patienten:

    „Reizdarm. Undiagnostizierte Nahrungsmittelunverträglichkeiten
    treiben viele Betroffene
    oft über Jahre hinweg erfolglos
    von Arzt zu Arzt. Die lästigen bis quälenden
    Symptome reichen von Bauchschmerzen
    über Durchfälle, Verstopfungen und
    Darmentzündungen bis hin zu Ausschlägen
    und Depressionen. Gelingt es nicht,
    die Ursache zu finden und wirkungsvolle
    einzuleiten, werden die Patienten
    zumeist jener Gruppe zugeordnet, die
    mit unspezifischen ¹abdominalen Beschwerden
    unter dem Sammelbegriff
    Reizdarmerkrankungª die gastrologischen
    Praxen füllt.
    Bei uns sind das heute 30 bis 40 Prozent
    der Patientenª, erklärt Christoph
    Gasché, Professor für Gastroenterologie
    an der Wiener Universitätsklinik für Innere
    Medizin. ¹Das hat sehr stark zugenommen.
    Auf die Gesamtbevölkerung umgelegt,
    leiden etwa 13 Prozent der Österreicher
    an dem Syndrom.
    Aber immer mehr dieser Patienten erweisen
    sich in Wahrheit als Opfer entgleister
    physiologischer Reaktionen auf einen
    oder mehrere Nahrungsbestandteile. Die
    verbreitete Annahme, dass den körperlichen
    Symptomen seelische Überreizung
    zugrunde liege, lässt Gasché kaum gelten:
    Nach derzeitigem Wissensstand ist die oft
    mit Nahrungsunverträglichkeit verbundene
    Depression eher eine Folge der Erkrankung
    und nicht ihre Ursache.ª“

    http://www.awad-geissler.at/images/profil/profil10.pdf

  7. Henriette 22. Januar 2009 um 09:59

    Mir ist völlig unverständlich, dass solch einfache Untersuchungen nicht vorgenommen werden, wenn Kinder über Bauchschmerzen, Darmproblemen usw. klagen und keine Ursache ausfindig gemacht werden kann. Da wäre es doch das naheliegenste mal zu prüfen, ob eine Laktoseintoleranz vorliegt. In Zeiten von Apparatemedizin werden viele Krankheiten nicht mehr richtig diagnostiziert, dieses Manko belastet unnötig die Gesundheitskassen, abgesehen davon, dass den Patienten unnötiges Leid erspart werden könnte, wäre man hier besser auf alle Eventualitäten eingestellt.

    Herzliche Grüsse
    Henriette

  8. IN Online 23. Mai 2010 um 00:58

    Das Problem liegt oft bei den Eltern. Diese wissen zwar um die Möglichkeiten ( Enzymtabletten), nehmen aber das Problem nicht ernst genug und die Kinder leiden unnötig. Ich denke man muss mehr Auklärungsarbeit betreiben.

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