Die Urwälder gehören den indigenen Familien

Die Vernichtung indigener Familien durch die Industrialisierung – Teil 2

Seit etlichen tausenden von Jahren leben auf den außereuropäischen Kontinenten einheimische Familien im Einklang mit der Natur. Diese Urvölker, sogenannte indigene Familien, werden bis heute unterdrückt und verfolgt. Ihnen wurde und wird der Großteil ihrer Lebensgrundlage, die Natur und Umwelt, durch europäische Einwanderer vernichtet.

Handelsgeschäfte und Sklaverei

Die Anfänge des wirtschaftlichen Handels sind so alt wie die Menschheit. Bereits um 2500 vor Chr. bereisten Seeschiffe eine Binnenverkehrsstrecke in Nordafrika auf dem Nil, unter der Führung von Pharao Sahu-Re. Es fand ein reger Tauschhandel zwischen Ägypten und dem östlichen Orient statt. Um die Kosten für Arbeitskräfte zu sparen, wurden bereits damals viele Menschen gegen ihren Willen als Sklaven gefangen genommen. Größtenteils waren diese Sklaven Menschen aus der eigenen Gegend, überwiegend handelte es sich um Gefangene und Schuldner. Auch in Europa wurden schon damals Sklaven gehalten, vor allem in Griechenland und Rom. Sklaven galten als eine Art Zahlungsmittel. Sie wurden getauscht, bildeten den Teil einer Mitgift und wurden oft weiterverliehen, um eine Schuld zu begleichen. Die Anfänge der Sklaverei sind demnach genauso alt wie der wirtschaftliche Handel an und für sich. Beides hat seine Quelle und seinen Ursprung miteinander. Damals fand allerdings noch kein weitläufiger Seehandel statt.

Columbus und das Geschäft des Metallhandels

Im Jahre 1492, das Geschäft mit exotischen Gewürzen und Edelmetall blühte, wollte der spanische Seefahrer Christoph Columbus das weit entfernte Indien besegeln, um dort eine passende Stelle zum Abbau von Edelmetallen zu finden. Sein Plan war von handfestem wirtschaftlichem Interesse geprägt und er setzte alles daran, dieses durchzusetzen. Unterstützt wurde er von der Königin Isabella von Spanien, diese unterschrieb einen Vertrag. Darin wurde festgelegt, dass sie 90% der Edelmetalle bekommt, die Kolumbus erhoffte in Indien zu entdecken. Kolumbus erblickte jedoch nicht wie geplant Indien, sondern ohne sein Wissen die Westküste Mittelamerikas. Er dachte, er sei in Westindien angekommen und hoffte auf indische Bewohner zu treffen.

Unfaire Tauschgeschäfte mit den Einheimischen

Als er am 12. Oktober 1492 auf einer Insel der Bahamas an Land ging, ahnte er noch nicht, dass er in Mittelamerika strandete. Die ersten Begegnungen mit den indigenen Familien, der dort heimischen Arawak-Indianer, waren freundlich. Diese Familien sind sehr friedvoll und leben seit jeher im Einklang mit der Natur; sie sehen sich als verbündete Freunde aller Menschen und haben großen Respekt vor jeglichem Leben. Daher trugen die Arawak-Indianer keine Waffen und begrüßten die Fremden, die auf einmal in ihrer Heimat gestrandet waren, mit großer Freude. Es wurden Tauschgeschäfte durchgeführt, die Mannschaft von Columbus tauschte unwertige Glasperlenketten gegen hochwertige Baumwolle und viele andere Dinge. Columbus beschrieb die Bewohner der Insel in seinem Logbuch als tauschfreundlich. Danach reiste er mit seiner Mannschaft ein kleines Stück weiter und traf auf eine Halbinsel mit 6 Hütten. Die dort ansässigen Bewohner beschrieb er ebenfalls als sehr liebenswürdig und friedvoll, ohne jegliche Waffen. Er schlug der spanischen Königin vor, sollte sie den Befehl erteilen, alle Inselbewohner nach Kastilien bringen zu lassen oder sie auf der Insel als Sklaven zu halten,dies wäre kein Problem, da ein solcher Befehl leicht durchzusetzen wäre und die Inselbewohner zu allem zwingbar seien.

Ausbeuterei und Unterdrückung auf Mittelamerikanischen Inseln

Columbus hatte einige Inselbewohner gefangen genommen und mit auf sein Schiff bringen lassen. Er vollzog nun das, was bisher eigentlich nur Kriegsgefangenen passierte, sie wurden als Sklaven gefangen genommen. Die Mannschaft reiste weiter zu den Inseln der Antillen, die direkt vor Mittelamerika neben Cuba und Jamaica liegen. Inzwischen flohen einige der gefangengehaltenen Inselbewohner von den Schiffen Columbus, indem sie ins Wasser sprangen und um ihr Leben davon schwommen. Columbus ließ auf die Inselbewohner schießen und schickte einige seiner Mannschaftsmänner auf die Inseln, um Jagd auf die geflohenen Einheimischen zu machen. Danach segelte er mit seiner Mannschaft weiter die Inselgruppen vor den Küsten Mittelamerikas ab. Columbus sah, dass auf diesen Inseln einige Bewohner Goldschmuck trugen. Gold war genau das Edelmetall, das er suchte. Er fuhr nach und nach alle Inseln ab und nahm den Bewohnern ihren Goldschmuck ab. Um vorerst einigen Streitigkeiten aus dem Weg zu gehen, fand dies im Tausch gegen andere wertlose Gegenstände statt.

Sklaverei auf der besetzten Insel Hispaniola

Am 05. Dezember 1492 traf Columbus mit seiner Mannschaft auf der Insel Hispaniola ein und fanden wahre Goldschätze vor. Columbus ließ dort aus den Holzteiles eines seiner Schiffe, dem defekten Schiff „Santa Maria“, die erste Kolonie mit dem Namen „La Navidad“ bauen. Gleich darauf wurden die ersten Einheimischen von der Mannschaft versklavt und zur Arbeit gezwungen. Am 16. Januar 1493 fuhr Columbus mit einem Teil seiner Mannschaft zurück nach Europa, während er den anderen Teil seiner Mannschaft als Bewohner der Kolonie zurückließ. Die zurückgebliebene Mannschaft geriet jedoch bald untereinander in Streit. Sie verteilten sich allmählich über die gesamte Insel. Columbus kehrte erst später zurück, während dessen baute sein Bruder im Jahre 1496 die zweite Kolonie mit dem Namen „La Isabella“ auf, als Homage an die Königin Isabella von Spanien. Auf der gesamten Insel war Columbus bis ins Jahr 1500 der alleinige Gouverneur der Insel. Auch genannt „Vizekönig von Westindien“, da man sich noch immer sicher war, in Indien angekommen zu sein. Einige Zeit danach ergriff der spanische Kolonialverwalter Francisco de Bobadilla die Stellungnahme als Gouverneur der Insel und setzte Columbus kurzerhand ab. Columbus wurde in Ketten gefesselt zurück nach Spanien geschifft, da er am Spanischen Königshof in Ungnade fiel, wegen einer Beschuldigung der Unterschlagung von Gold- und Perlenschmuck. Die einheimischen Familien blieben dennoch auch unter dem neuen Gouverneurs Bobadilla versklavt und mussten harte Arbeiten mit viel Leid erdulden.

Unmenschlichkeit im Namen des Spanischen Königshauses

Ab dem Jahr 1503 führte der Spanische Königshof die Sklaverei sogar gesetzlich als ein Muss ein und eröffnete das unmenschliche Sklavenarbeitssystem „Encomienda“ , unter diesem Gesetz mussten die indigenen Familien für die Spanier eine harte Sklavenarbeit verrichten. Laut diesem damals von den Spaniern eingeführtem Sklavenarbeitssystem, wurden alle indigenen Einwohner automatisch die Sklaven der dort niedergelassenen Europäer in den angesiedelten Kolonien. Die Europäer waren jetzt nicht nur Kolonialisten der Kolonien, sondern sie waren auch Menschenhändler und Sklaventreiber unter der Flagge des Spanischen Könighofes, sogenannte Encomenderos. Sie ließen Plantagen und Mienen bauen, um von dort aus eigene Handelsgeschäfte zu führen und den Seeweg nach Europa für sich zu erobern. Die von den Europäern eingeschleppten Erkrankungen schwächten die bis dahin völlig ausgebeuteten und qualvoll geschundenen indigenen Bewohner noch mehr, so dass bis zum Jahre 1508 so viele indigene Familien gestorben waren, dass nur noch 60.000 indigene Menschen auf der Insel knapp überlebten und um ihr Leben flehten.

Das Interesse anderer Geschäftsleute wurde geweckt

Aufgrund von Berichten über die Kolonialisierung der Insel Hispaniola interessierte sich nun auch der italienische Händler Giovanni Caboto für die Eroberungen neuer Kontinente. Seine Geschäftsbeziehungen waren vor allem verfestigt im Gewürzhandel. König Heinrich VII von England unterstützte ihn tatkräftig durch einen königlichen Schutzbrief. Fortan trug er den Namen John Caboto und verblieb zusammen mit seinen Drei Söhnen unter Königlichem Schutze in Bristol. Caboto erhielt bald darauf den Auftrag einen nördlichen Seeweg nach China zu finden und entdeckte während der Forschungsfahrt die Insel Neufundland vor den Küsten des heutigen Canadas. Damit war das Schicksal für die dortigen Bewohner ab dem Jahre 1497 eingetroffen und die Unterdrückung der indigenen Familien fand ihren furchtbaren Verlauf.

Die Besetzung des Festlandes Südamerikas

Cabotos Sohn, Sebastiano Caboto, erkundete die Ost- und Südküste Amerikas. Der spanische Handelsmann Hernán Cortés wird neugierig und plant nun auch, endlich nach Amerika zu reisen. Sein erstes Ziel soll die von den Europäern besetzte Insel Hispaniola sein. Zu dieser reist er im Jahre 1504 und ließ sich dort nieder. Im Jahre 1511 schließt sich Cortés unter der Anweisung des Spanischen Königshauses dem aristokratischem Offizier Diego Velázquez de Cuéllar bei der Besetzung Kubas vor den Küsten Mittelamerikas an, wo er eine Zeitlang zu dessen Sekretär ernannt wird. Im Jahre 1519 segelte Cortés zur Insel Cozumel vor der Küste Yucatáns in Mittelamerika. Er drang dabei immer weiter bis zum Festland Mittelamerikas vor. Es kam zu einer Welle der Gewalt und Gräueltaten gegen die dortigen indigenen Familien, die Schlacht von Tabasco war eröffnet. Auf diesem Schlachtfeld entstand die Stadt Santa Maria de la Victoria, das heutige Ciudad Victoria in Tamaulipas Mexico. Cortés nahm sich ein indigenes Mädchen als Eigentum, sie sprach die Sprache der Azteken und die Sprache der Maya, daher wurde sie seine Übersetzerin.

Die Vernichtung der Azteken durch die Spanischen Kolonialisten

Es kam zu Verhandlungen zwischen Cortés und dem dort ansässige König der Azteken Moctezuma der II. . Die Azteken hatten bereits ein gut funktionierendes Geschäftssystem und Städte aufgebaut, die in ihrer Struktur mit damaligen Städten in Europa vergleichbar waren. Sie hatten Beamte und Stadträte, Handelsgeschäfte und Güterwaren. Um die Spanier vom Eindringen in die aztekischen Hauptstadt Tenochtitlan abzuhalten, boten die Handelsmänner der Azteken ihnen Gold und Edelsteine an. Doch die Spanier drangen mit Waffen ausgerüstet zu Pferd, sogar unter Kanonenbeschuss, in die Stadt ein. Die Schlacht der Spanier führte zum völligen Untergang des Reiches der Azteken. Der Azteken König Moctezuma der II. wurde während eines aztekischen Festes vom Conquistador Pedro de Alvarado getötet. Cortés beauftragt ihn, nun weiter ins Land einzudringen und alle Reiche im heutigen Guatemala zu erobern.

Die Vernichtung an der indigenen Bevölkerung nahm immer größere Züge an

Es war das Jahr 1524 als Pedro de Alvarado zum heutigem Guatemala kam, das Land dass er unter der spanischen Krone erobern sollte. Er wurde von Cortés dazu auserwählt, da er sich während der Tötung der Aztekenstämme als besonders brutal herausstellte. Die dort ansässigen indigenen Familien der Maya-Stämme wurden von ihm hemmungslos und ohne jegliche Rücksicht angegriffen. Während dem Kampf zwischen den Soldaten Pedro de Alvarados und den Männern des Maya Königs Tecún Umán, hatte er den König mit einer Lanze durchbohrt und dessen Stamm nach spanischem Recht des damals seit dem Jahre 1503 schon herrschenden Sklavenarbeitssystem Encomienda als Untertanen versklavt.

Missionierung der indigenen Bevölkerung

Etwa zu dieser Zeit wurde es auch zur Pflicht, die indigene Bevölkerung zum christlichen Glauben zu bringen. Missionierung an und für sich muss nichts schlechtes sein und kann durchaus auch gute Taten vollbringen, jedoch war es wohl eher ein „zwingen“, als wirklich ein „bringen“. Denn es wurde untersagt, dass die indigenen Familien ihren eigenen Glauben frei ausüben dürfen. Gleichzeitig fand jedoch in Europa die Reformation statt, es entstanden neue Konflikte in der Frage der Theologie und dies führte zur Spaltung des Christentums in verschiedene Konfessionen (katholisch, evangelisch lutherisch, reformiert). Der Bischof Bartolomé de Las Casas reiste im Jahre 1511 in einer Expedition nach Kuba und bekam die Verurteilung des Häuptlings Hatuey mit. Dieser wurde wegen seines Widerstandes gegen die Kolonisatoren zum Tode verurteilt. Bischof Bartolomé de Las Casas sollte ihn noch während des Ganges zum Christentum bekehren. Dies lehnte der Häuptling ab. Ihm wurden unmögliche Fragen gestellt, die unter der Berücksichtigung des Hintergrundgeschehnisses wohl eher einer Qual dienten. So sollte er auf die Frage, ob es im Himmel Weiße gebe, mit „Ja“ antworten. Doch wie sollte es denn dort solche Menschen geben, die ihm und seinem Stamm bisher nur Unheil und viel Leid brachten, diese Frage war somit mehr als völlig unangebracht. Bischof Bartolomé de Las Casas erkannte, dass er sich unbedingt für die Rettung und Befreiung der indigenen Familien einsetzen muss. Er versuchte seit dem Jahr 1515 zu erreichen, dass das Sklavenarbeitssystem Encomienda abgeschafft wird. Dies wurde jedoch durch das spanische Königshaus strikt abgelehnt.

Eine kleine Hoffnung die vernichtet wurde

Ab dem Jahr 1520 erhielt Bischof Bartolomé de Las Casas die Erlaubnis, in Venezuela einige eigene Kolonie unter seinen eigenen Vorstellungen mit der Freiheit und dem friedlichen Zusammenleben der indigenen Familien und ihm einzurichten, was jedoch schon wegen anderer Eroberer nur zwei Jahre danach im Jahr 1522 scheiterte. Er versuchte dennoch weiterhin, das Sklavenarbeitssystem der Spanier abzuschaffen, er kritisierte die Kolonialpraxis scharf und stellte sich immer wieder gegen sein eigenes Land. Zunehmend befreundete er sich als erster Spanier mit den indigenen Familien und verfasste im Jahr 1524 seine dreibändige „Geschichte der Indianer“. Leider wurde die Veröffentlichung untersagt und erst über dreihundertdreißig Jahre später, im Jahr 1875 erlaubt. Zusätzlich schrieb er den Bericht über die unfassbar hemmungslose Kolonisation mit dem Titel „Die Tränen der Indianer“. 1537 bekehrte er einige Stämme des nördlichen Guatemalas zum Christentum und konnte somit das spanische Könighaus auf seine Seite ziehen, deshalb wurde endlich im Jahr 1542 durch den Kaiser Karl V. die „Neuen Gesetze“ des Sklavenarbeitersystems zugelassen. Der Bischof wurde fortan bis heute „Vater der Befreiungstheologie“ genannt. Das System der Sklaverei wurde endlich aufgehoben, aber die indigenen Bevölkerungen erhielten anstatt dessen nun einen Status, vergleichbar mit dem von Minderjährigen. Somit schlug der spanische Königshof ein Schnippchen, denn damit waren die Ureinwohner Amerikas zwar nicht mehr als Sklaven bezeichnet und erhielten leichte Arbeitsschutzrechte, aber dennoch mussten sie unter der Kontrolle und Gefangennahme der Kolonialisten leben. Doch diese waren mit dem neuen Gesetzt überhaupt nicht zufrieden und es wurde von den meisten Kolonialisten schlichtweg umgangen. Daher wurde es schon wieder im Jahr 1545 aufgehoben und 1550 durch das System des Repartimiento abgelöst. Was dem Sklavenarbeitersystem in nichts nachstand und zu weiteren ungeahnten Folgen führte.

Von der Bezeichnung „Sklave“, hin zur Bezeichnung „Arbeiter“

Die Ureinwohner der besetzten Orte Amerikas mussten daraufhin dennoch weiterhin unter Zwang für die Kolonialisten, die sich einfach in ihrem Land ausbreiteten, arbeiten. Sie erhielten keinen Lohn und keine Hilfe. Sie wurden in ihrem eigenen Land noch immer gezwungen, ihre Freiheit aufzugeben. Sie wurden jetzt zwar nicht mehr als Sklaven, sondern als Arbeiter bezeichnet, waren aber im Grunde genommen immer noch Sklaven. Bischof Bartolomé de Las Casas kritisierte das „Neue Gesetzt Repartimiento“ als ein menschenunwürdiges und menschenvernichtendes System an. Denn die zur Arbeit gezwungenen indigenen Männer wurden in weit entfernte Mienen geschafft und die indigenen Frauen in weit entfernten Plantagen, wo sie über mehrere Monate hinweg hart arbeiten mussten, bis sie nach ca. 10 Monaten völlig ausgemergelt und kraftlos in „den Urlaub“ nach Hause geschickt wurden. Die Babys waren völlig unterernährt, die Mütter sahen als Notlösung aus völliger Verzweiflung, weil ihnen die Muttermilch fehlte, nur noch den Mord am eigenen Kind. Die Männer, Frauen und kleinen Kinder wurden von den Arbeiten in den Minen, durch Staub und giftige Gase, schwer krank. Das schwere Leid, was den indigenen Familien zugefügt wurde und bis heute wird, ist unbeschreibbar.

Dies war erst der Anfang einer neuen Geschäftsidee der europäischen Einwanderer. Denn anstatt einer Verbesserung folgte ein weiterer Alptraum für die indigenen Familien der Welt, darüber wird in Teil 3 berichtet.

Autor: Chris B. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. August 2011

Teil I der Serie: Die Vernichtung indigener Familien durch die Industrialisierung

Richter schickt umweltkrankes Kind in Psychiatrie

Spanischer Richter steckt 12-jähriges Mädchen mit CFS/ME und MCS in Psychiatrie

Ein Richter verfügt, dass ein 12-jährigens Mädchen mit Chronic Fatigue Syndrom / Myalgische Enzephalitis (CFS/ME) und Multiple Chemical Sensitivity (MCS) in die Psychiatrieabteilung eines Krankenhauses kommt und untersagt der Mutter, sie zu besuchen. Wir rufen jeden dazu auf, diese Familie zu unterstützen und für Anwaltskosten zu spenden.

DIE FAKTEN

Am Samstag den 5. August 2011, begaben sich zwei Polizisten in Zivil zur Wohnung von V.R., einer 46 Jahre alten Frau mit schwerer CFS/ME und MCS und Fibromyalgie und nahmen ihre Tochter mit (die ebenfalls an CFS/ME und MCS erkrankt ist) um sie in der psychiatrischen Abteilung des örtlichen Krankenhauses in Zentral-Spanien stationär unterzubringen und dem Zugriff der Mutter zu entziehen.

DER HINTERGRUND

Die Mutter, V.R., die selber sehr krank ist, hat jahrelang gegen das Sozialamt gekämpft. Sie wurde von der Schulleitung angezeigt, weil ihre Tochter in der Schule oft fehlte, obwohl ein Richterspruch zu Gunsten der Mutter ergangen war, der die Schulleitung zwang, einen Lehrer zu dem Mädchen zu schicken und sie aufgrund ihrer schweren CFS/ME und MCS zu Hause zu unterrichten.

Die Mutter und die Tochter wurden beide vom Sozialamt gezwungen, einen Psychologen aufzusuchen, obwohl sie die körperliche Anstrengung, zu den Terminen zu erscheinen, noch kränker machte. Auch die Pflege zu Hause, die man ihnen bewilligt hatte, machte sie kränker, da das Pflegepersonal den Erfordernissen einer Umwelt- bzw. Schadstoffkontrolle nicht nachkamen und ihre Wohnung parfümiert und nach Tabakrauch stinkend betraten.

Als sich die Mutter darüber beschwerte, brachte dies für die Sozialdienste das Fass endgültig zum überlaufen, anstatt dass sie auf die besonderen Erfordernisse Rücksicht genommen hätten. Und so beschlossen sie die heimische Pflege einzustellen und machten damit weiter, gegen die Mutter wegen „Isolation“ ihrer Tochter zu klagen, was die Wegnahme der Tochter zur Folge hatte.

DIE MEDIZINIESCHE AKTENLAGE

Der Sozialdienst in dieser Region von Spanien ignoriert die Tatsache, dass drei führende spanische Fachärzten für CFS/ME (von denen einer auch Experte für MCS ist), Dr. Jose Alegre, Dr. Joaquín Fernandez-Sola und Dr. Ana Garcia Quintana bei V.R. und ihrer Tochter CFS/ME und MCS diagnostiziert haben (dazu gehörten z.B. Änderungen ihrer immunologischen Werte, hohe RNase L und virale Reaktivierungen). Man sagt, die medizinische Evaluation wird nun von den örtlichen Psychiatern vorgenommen.

DIE AKTUELLE SITUATION

Gestern ordnete der Richter eine „unbefristete Unterbringung des Mädchens in der psychiatrischen Abteilung des örtlichen Krankenhauses an und untersagte der Mutter, sie zu besuchen. Er behauptete dass jeglicher Kontakt der Mutter für die Gesundheit des Mädchens schädlich wäre“.

Nun ist das Mädchen in den Händen der Psychiater die versuchen zu beweisen, dass Mutter und Tochter eine gemeinsame wahnhafte Wirklichkeitswahrnehmung teilen und am Münchhausen Syndrom leiden, was es der Mutter nicht ermöglicht, für ihre Tochter zu sorgen.

WIE MAN HELFEN KANN

In Anbetracht dieser Situation haben wir, drei Spanische CFS/ME und MCS Initiativen, uns von Anfang an zusammengeschlossen um dieses Mädchen und ihre Mutter auf allen Ebenen zu unterstützen, rechtlich, logistisch, medizinisch usw. Doch wir brauchen dazu finanzielle Unterstützung. Die Mutter bekommt eine monatliche 400 Euro Rente von der sie und ihre Tochter versuchen zu leben. Sie haben nicht die Mittel um die Anwälte zu bezahlen, die nun ihren Fall übernommen haben und versuchen, das Mädchen aus dem Krankenhaus heraus zu bekommen, wieder zur Mutter zu bringen und zu gewährleisten, dass sie ihr Sorgerecht nicht im Kampf mit dem Sozialamt verliert. Wir haben bis jetzt die Rechnungen beglichen, doch unsere Initiativen beziehen keine Fördermittel.

Im Augenblick, während die Anwälte die schwierige Arbeit erledigen, möchten wir selber keinen direkten Druck auf das Sozialamt ausüben und die Anwälte sagen, dass jeglicher Druck durch Öffentlichkeit oder Presse auf diesen Fall negative Gegenreaktionen auslösen würde. Doch sobald uns die Anwälte Bescheid geben, werden wird eine große Öffentlichkeitskampagne starten und wir werden darüber und wie man diese Aktion unterstützen kann unterrichten.

Fürs Erste wollen wir Sie nur über diese sich entwickelnde Situation informieren und bitten um jede erdenkliche finanzielle Unterstützung, die Ihnen möglich ist.

Wir fangen mit diesen Kampf gerade erst an

und

WIR WERDEN ES NICHT ZULASSEN, DASS SIE UNSERE KINDER MIT CFS/ME ODER MCS WEGNEHMEN UND BEHAUPTEN KÖNNEN, SIE HÄTTEN MENTALE PROBELME.

Ich danke Ihnen im Namen von uns allen.

Clara Valverde

Vorsitzende der Liga SFC, Spanien, 12. August 2011

formacionsalud@hotmail.com (an dies Adresse können sie auf Englisch an die Mutter und die Tochter schreiben, es wird auf Spanisch übersetzt)

 

Francisca Gutierrez

Vorsitzende von ASQUIFYDE, Spanien

 

Jose Luis Rivas

Vorsitzender von ASSSEM

 

Die Kontonummer für internationale Spenden:

(wenn Sie von Europa aus spenden möchten):

ES80 1465 0100 91 1700515969

(wenn sie von außerhalb Europas spenden möchten):

INGDESMMXXX 1465 0100 91 1700515969

(wenn Sie von Spanien aus spenden möchten):

1465 0100 91 1700515969

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

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Wie die Atombombe die Wissenschaft entstellt hat

Die Atomwolke über Hiroshima, 2 Minuten nach der Explosion, 8 Uhr 17 morgens.

Die Vereinigten Staaten hüllten sich sofort in den Mantel der westlichen Zivilisation, nachdem sie am 6. und 9. August 1945 über Japan Atomwaffen explodieren ließen. Diese Waffen haben Wissenschaftler hergestellt. Dadurch haben Wissenschaftler Wissenschaft gefährlich gemacht, sich selbst, Amerika und die Welt für immer verändert.

1963 brachte David Lilienthal, Vorsitzender der US-Atomenergiekommission, die Vorläufer des Department of Energy war, wegen der Bombe große Bedenken gegenüber Wissenschaft und Wissenschaft- lern zum Ausdruck. Er sagte, die Bombe hat den Wissenschaftlern an den Universitäten sehr viel Geld beschert, sie von Forschung und Lehre abgelenkt und zu exklusiven Experten für Kriegswaffen gemacht. Diese neue Funktion hat „den Geist des unabhängigen Forschens“ aufgeweicht und Wissenschaftler zu „unkritischen Verfechtern und sogar zu Lobbyisten für zahlreiche große ‚programmatische‘ technische Unternehmen gemacht“. Dies war insbesondere am Verhalten jener Atomwissenschaftler zu erkennen, welche die Bombe ins Leben riefen.

Nach Lilienthal nahm der Atomwissenschaftler „manche Eigenschaften seiner welterschütternden Kreation“ selber an. „In der Öffentlichkeit umgab ihn etwas unwirkliches, etwas Übermenschliches und etwas Frucht einflößendes.“

Lilienthal sagte, dass die immensen Programme, welche die Wissenschaft in sich aufgesogen haben, die Unabhängigkeit der Wissenschaftler korridieren, indem sie sowohl beeinflussen, wie sie sich selber sehen, aber auch, wie dies wissenschaftliche Laien tun. Er beschreibt den neuen, „unfehlbaren“ Wissenschaftler nach der Bombe als „Organisationsmenschen“ und Wissenschaft als „an der Börse höchst gefragter Wachstumswert“. (1)

Über 30 Jahre später bestätigte Sir Joseph Rotblat, ein Friedensnobelpreisträger von 1995, das Unbehagen – und zwar die Furcht – die Lilienthal bezüglich der von der Bombe gemachten Wissenschaftler zum Ausdruck gebracht hatte. Er sagte, dass die Bomben nicht nur die Wissenschaftler, sondern auch die Kreativität der Wissenschaft korrumpiert haben, indem sie ihre Anwendung „zu etwas, das der Menschheit schadet“ gemacht haben. Rotblat wirft Wissenschaftlern vor, die Hauptkraft im Atomwaffenwettlauf geworden zu sein, was „eine völlige Perversion der erhabenen Ideale der Wissenschaft“ ist.

Rotblat erklärte nicht, was diese Ideale sein könnten, doch er brachte die Sorge zum Ausdruck, dass der wissenschaftliche Fortschritt oder die uneingeschränkte wissenschaftliche Forschung zur völligen Zerstörung führen könnte, einschließlich des Endes von Leben auf der Erde. Um so ein Desaster zu verhindern empfahl er, der Forschung für Physik und Biologie Beschränkungen aufzuerlegen. Zusätzlich, sagte er, sollten Wissenschaftler eine Art hippokratischen Eid ablegen, wissenschaftliche Erkenntnisse nicht zum Schaden der Menschheit einzusetzen. (2)

Wissenschaft ist potentiell tödlich, da sie in vielerlei Hinsicht nicht dem Wohl der Bürger dient. Stattdessen ist sie ein Tochterunternehmen des Krieges; sie hält ein Gesundheitssystem am Funktionieren, bei dem es um den Vertrieb von Heilmitteln und nicht um Heilung geht; sie versorgt eine industrialisierte Landwirtschaft, die von Breitband-Toxinen (Bioziden) abhängig ist, die Menschen, Tiere, Lebensmittel und Trinkwasser des Landes vergiften. Zahlreiche andere schädliche Industrien könnten ohne Wissenschaft nicht existieren.

1974 bezweifelte Elting E. Morison, ein Professor am Massachusetts Institute of Technology, ob die moderne Wissenschaft und Technik den Bedürfnissen der Menschen gerecht wird. Er war sich weitgehend sicher „dass der unaufhörliche Strom neuer Artefakte“ mit der Natur des Menschen nicht vereinbar ist. Deshalb sagte er: „Es gibt anscheinend das zunehmende Auseinanderklaffen zwischen unserem sich ausweitenden Wissen, was wir mit den Materialien und Energien der uns umgebenden Welt machen können und unserem älteren, jedoch weniger sicherem Verständnis von dem, was wir zu tun haben und wir selber zu sein. Und aus diesem Missverhältnis – auf der einen Seite das Leistungsvermögen unserer Maschinerien und auf der anderen unsere Konfusion über das, was wir wirklich brauchen – werden wir höchstwahrscheinlich als Verlierer hervorgehen – zerschlissen, zerstört, völlig verbogen, in per Computer-Design entworfene Räume eingepfercht, zu Tode gelangweilt.“ (3)

Dieses gefährliche und tragische Dilemma ergänzt und ergibt sich aus den verdrehten Werten, welche die Bombe Wissenschaft und Technik eingeimpft hat. Atomkraftwerke, die zivilen Partner der Bombe, veranschaulichen eine menschliche Zwangslage des 21. Jahrhunderts. Nehmen wir beispielsweise das nukleare Elektrizitätswerk Edison in San Onofre, Südkalifornien.

Ace Hoffman, ein Software-Programmierer und einer, der seit vielen Jahrzehnten über Atomkraft schreibt, ist davon überzeugt, dass die Anlage in San Onofre unsicher ist und sofort geschlossen werden sollte. Am 10 Januar 2010 erklärte er warum:

Atomkraft ist nicht billig, ist nicht Co2-frei und ist nicht sicher. Das Problem mit dem Abfall ist unlösbar. Eine Kernschmelze, die ein Gebiet der Größe von Pennsylvania verseuchen könnte, kann jederzeit in jedem Atomkraftwerk passieren. Riesige Geldbeträge werden heimlich ausgegeben, damit Atomkraftwerke weiter betrieben werden dürfen. Riesige Mengen Wasser und andere Ressourcen werden täglich verschwendet und riesige Mengen Kohle und Öl werden verbraucht, um den Brennstoff, der in Atomkraftwerken verwendet wird, zu fördern und aufzubereiten. Sehen Sie sich die Kosten der Sanierung unserer Produktionsstätten für Atomwaffen an, wie etwa Hanford in Washington, um eine Vorstellung zu bekommen, wie hoch die wirklichen Kosten des Rückbaus von Atomkraftwerken sein werden (die sogar MEHR Atommüll als unsere militärischen Programme produzieren). Während den vergangenen vierzig Jahren hat San Onofre tausende Tonnen tödlichen radioaktiven Müll produziert. Es handelt sich um Gifte, deren Gefahren nicht verschwinden, egal ob man sie backt, verbrennt, kühlt, zusammenpresst, expandiert, mischt, schockt, schüttelt, verflüssigt, vergast oder verfestigt. Gifte, die jeden Behälter, in die man sie steckt, physikalisch zerstören… Es gibt keinen Grund, San Onofre noch länger in Betrieb zu halten und viele gute Gründe, es für immer zu schließen – dazu gehören die NEUEN über 200 Kilo (500 Pound) an hochaktivem Atommüll, die es jeden Tag produziert, an dem es weiter in Betrieb bleibt. (4)

Regierung und nukleare Industrie ignorieren diese berechtigten Bedenken und halten an den fragilen nuklearen Fabriken fest. Möglicherweise sind sie in dieser tödlichen Politik gefangen, damit sie die Kontrolle über Atomwaffen aufrecht erhalten können.

Barack Obamas Präsidentschaftswahlkampf war von einem gesunden Misstrauen gegenüber der Atomkraft geprägt. Nun, in seiner Rede zur Lage der Nation am 27. Januar 2010, versprach er Staatszuschüsse für den Bau „einer neuen Generation sicherer, sauberer Atomkraftwerke“.

Die Verkehrung von Werten, was Obama betrifft, und die Tragödie und die Fehler, die sich unweigerlich aus dem Atomkurs des Landes ergeben, haben ihren Ursprung in einem Geflecht mächtiger ökonomischer und militärischer Interessen, die sich alle um die Auffassung und Manipulation der Wissenschaft drehen, die mit der Bombe verheiratet wurde. Man stellt fest – und Lilienthal hat dies sehr deutlich ausgesprochen – dass die Wissenschaft in Amerika, besonders wenn es um Atomwaffen und Energie geht, groß und gefährlich ist.

Die nukleare Katastrophe in Japan im März 2011 bekräftigt das Eindruck, dass dieses militärische Spiel nun weit genug gegangen ist, Atombomben mit dem Lippenstift der Atomkraftwerke unter dem Anstrich der friedlichen Nutzung der Kernkraft zu verstecken. Die Zeit ist reif, diese tödliche nukleare Gefahr abzuschaffen.

Der Weltrat für erneuerbare Energien (World Council for Renewable Energy) drängte die Welt am 13. März 2011, „das sich auf die Atomkraft verlassen und den Handel mit dieser unglaublich gefährlichen Technologie zu beenden… Es ist ‚Fünf nach Zwölf‘ wenn wir den giftigen, todbringenden nicht erneuerbaren Ressourcen, die den Ruin für die Menschheit bedeuten, den Rücken kehren wollen.“ (5)

In der Tat wäre das Beenden der Atomenergieerzeugung der erste Schritt der Befreiung von der Bombe. Sonnenenergie ist sowohl machbar als auch unerschöpflich. Deutschland hat sich auf diesen Weg begeben.

Genau so wichtig ist, die Abwesenheit der nuklearen Bedrohung würde die Wissenschaft befreien, zu ihren Wurzeln zurück zu kehren, d.h. das Universum erforschen und das Wohl der Menschen verbessern. Schließlich würde sich die Wissenschaft selbst von der Bombe scheiden.

Autor: Evaggelos Vallianatos für Truthout, 7. August 2011

Übersetzung: BrunO für CSN-Chemical Sensitivity Network

Der Orignialartikel „Science Distorted by the Bomb“ steht unter einer Creative Commons Lizenz: by-nc.

Für diese Übersetzung gilt das entsprechende deutsche Lizenzmodell.

Artikel-Foto: UN-Photo/Mitsuo Matsushige CC: by-nc-nd

Ph.D. Evaggelos Vallianatos ist gebürtiger Grieche, studierte und lebt in den USA, wo er Bücher über griechische Geschichte schreibt. Neben anderen Ämtern, u.a. als Berater der Vereinigten Nationen für nachhaltige Entwicklung, arbeitete er bis 2004 für die EPA. Neben griechischer Geschichte gelten seine Interessen globaler Umwelt- und Agrarpolitik.

Referenzen:

  1. David Lilienthal, „Change, Hope, and the Bomb“ (Princeton, NJ: Princeton University Press, 1963) 61-72, 76.
  2. Joseph Rotblat, „Science and Humanity in the Twenty-First Century“ Nobelprize.org.
  3. Elting E. Morison, „From Know-How to Nowhere: The Development of American Technology“ (New York: New American Library, 1977) 137.
  4. Personal communication from Dr. Janette Sherman, January 11, 2010. Ace Hoffman is the author of „The Code Killers.“ See www.acehoffman.org.
  5. Peter Droege, University of Liechtenstein, www.wcre.org.

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Die Vernichtung indigener Familien durch die Industrialisierung

Skrupelose Zerstörung nur für den Profit

Indigene Familien sind die Ureinwohner der jeweiligen Länder. Diese Familien werden seit mehreren hundert Jahren bis heute durch europäische Einwanderer vernichtet und unterdrückt. Sie wurden durch diese versklavt, der Großteil ihrer Familien wurde getötet, ihnen werden die Rechte bis heute genommen und ihre Lebensgrundlagen werden erheblich einschränkt. In Amerika sind von diesem schweren Schicksal beispielsweise die Indianer-Stämme in Nord- und Südamerika betroffen, in Polarregionen wie Alaska und Kanada sind es die Stämme der Inuit, in Neuseeland die Maori, in Australien die Aborigines, in Indien die Andamanen und Nikobaren, auf den Philippinen die Palawan und Batak, in Malaysia die Stämme der Pelan und in Peru, Guinea, Brasilien, sowie Afrika stammen etwa noch die Hälfte der Bevölkerung von indigenen Familien ab. Diese Bevölkerungsgruppen sind nur einige wenige von insgesamt ca. 5.000 verschiedenen Stämmen, mit 300 bis 500 Millionen Mitgliedern, die zur Zeit in gut 70 Ländern der Welt versuchen so gut es geht zu überleben.

Mit der Entdeckung kam die Zerstörung

Mit dem Einzug europäischer Einwanderer in die jeweiligen Länder kamen nicht nur Unterdrückung und schreckliche Ereignisse in die bis dahin unberührte Idylle, sondern auch weiterhin anhaltende große Lebenseinflüsse für die indigenen Familien. Die europäischen Einwanderer brachten viele Krankheiten, Armut, Leid und durch die spätere Industrialisierung auch chronische Intoxikationen mit sich. Den einheimischen Familien wurde ihr Land entrissen, ihnen wird ihre eigene wirtschaftliche Lebensgrundlage bis heute genommen und ihre Kultur wird zunehmend unterdrückt. Ihnen wurde nicht nur ihre Heimat zerstört, sondern teilweise werden sie dazu gezwungen, ihren eigenen Glauben und ihre Familientraditionen nicht mehr ausüben zu dürfen. Sie sind bis heute der zwangsweisen Industrialisierung ausgesetzt.

Kein Kontakt zur Zivilisation

In einigen Urwäldern weltweit gibt es noch ungefähr hundert Stämme, die bisher keinerlei Kontakt zur Zivilisation hatten und weitgehend versteckt leben können, da an ihren Aufenthaltsorten jetzt erst nach und nach die Industrialisierung stattfindet. Diese wenigen Stämme sind derzeit akut gefährdet, ihr Leben und ihre Familien ebenfalls zu verlieren. Sie kennen bisher keinerlei Zivilisation und erstellen ihre Produkte selbst, Töpfe aus gebranntem Lehm, Jagdinstrumente aus Stein und Knochen, Nahrungsmittel aus gesammelten Früchten und Obst. Bisher hatten diese wenigen Stämme noch keine Zivilisationskrankheiten und auch ansonsten, soweit ersichtlich, sind sie noch kerngesund. Von diesen 100 Stämmen, die ohne jeglichen Kontakt zur Zivilisation auf der gesamten Welt verstreut leben, gibt es alleine im westlichen brasilianischen Urwald schätzungsweise über 60 Stämme, die ohne Kontakt zur Zivilisation leben.

Industrie, Holzfällarbeiten sind eine Bedrohung für unberührte Stämme

Doch diese bis heute weitgehend unberührten Familienstämme sind nun auch vom Tod und Leid schwer bedroht, da die dortige Industrie und illegale Holzfäller, den Lebensraum dieser Ureinwohner massivst bedrängen und sie sogar töten. Sie werden bereits seit etlichen Jahrzehnten durch die Einwanderung von europäischen Kolonialisten vertrieben. Diese europäischen Einwanderer siedelten sich in die bis dahin unberührten Naturlandschaften ein und wurden zu brasilianischen Siedlern, weil sie den Urwald für sich und ihre industrielle Errungenschaften erobern wollen. Der Höhepunkt der Massenvernichtungen in Brasilien und Peru fing mit dem sogenannten „Kautschuk-Boom“ Anfang der 20. Jahre an. Europäische Einwanderer nahmen sich viele Ureinwohner als Sklaven und vertrieben deren Familien. Es fanden ganze Massaker statt, die Familien wurden auseinander gerissen, Kinder getötet, Frauen verkauft, Männer zur Arbeit auf den Farmen und in den Fabriken versklavt.

Gewalt, Krankheiten, Mord

Mittlerweile hat der Bergbau und der Abbau von Braunkohle im brasilianischen Urwald begonnen. Bergleute, Farmer und Siedler bringen Gewalt und Krankheiten mit in die bis dahin unberührte Idylle. Viele Ureinwohner werden bis heute verfolgt und ihre Familien getötet. Karapiru, ein Mann der brasilianischen Awà-Indianer, hat ein Massaker der europäischen Farmer überlebt. Er konnte entkommen und sich im Wald verstecken. Hungrig, durstig, verängstigt und auf der Flucht, musste er jahrelang im tiefsten Urwald versuchen zu überleben. Er ist der einzige Überlebende seiner gesamten Familie. Seine Frau, seine Kinder, seine Geschwister, seine Mutter, alle wurden bestialisch hingerichtet. Nun lebt er mit seiner neuen Familie und seiner Tochter, noch immer unterdrückt durch die Einwanderer, im Gebiet der brasilianischen Urwälder. Dieses schreckliche Leid finden heute im 21. Jahrhundert statt, durch die Industrialisierung ganzer Urwälder.

Landstriche durch Entlaubungsmittel verseucht

Ganze Landstriche werden zusätzlich durch chemische Produkte wie Entlaubungsmittel vernichtet, Bäume sterben ab, Krankheiten finden Einzug. Die Zerstörung von Natur und Wald dient dazu, um dort Staudämme zu bauen. Diese sind notwendig, um einer Überflutung vorzubeugen und somit die Ansiedlung von Bergleuten, Farmern und Siedlern zu ermöglichen. Auch die zum Abtransport von Holz, Kohle und anderen Produkten notwenigen Eisenbahnstrecken vernichten zunehmend den gesamten Lebensraum der dort lebenden Tiere und der Natur. Die einheimischen Menschen, die indigene Bevölkerung, ist durch die Industrialisierung gesundheitlich am Ende und die Folgen sind bis dato noch völlig unvorhersehbar.

Erste Endecker waren bereits von Habgier getrieben

Angefangen hatte die ganze Zerstörung des Lebensraumes einheimischer Familien durch die Habgier skrupeloser, europäischer Geschäftsleute, die der Meinung waren, nicht nur Europa zu besitzen, sondern auch andere Länder erobern zu müssen, um dort weitere industrielle Standorte aufbauen zu können. Bereits in den Jahren der ersten Kolonialisierungen Mitte des 14. Jahrhunderts, nachdem Christoph Kolumbus Amerika entdeckte, siedelten sich zunächst Spanier in Zentralamerika an. Kolumbus war keinesfalls nur ein harmloser Abenteurer der auf Durchreise war, wie er gerne dargestellt wird, sondern er war in erster Linie ein eifriger Geschäftsmann, der auf der Suche nach einem neuen industriell nutzbaren Standort war. Seine Aufzeichnungen in den Logbüchern und Briefen belegen, dass er vorrangig auf der Suche nach Edelmetall-Vorkommen war, die er vornehmlich in Indien vermutete, allerdings dann mit seinen Schiffen in Amerika strandete. Sein Vorhaben bestand in erster Linie darin, Bergwerke zum Abbau von Metall auf dem von ihm entdeckten Kontinent zu erschaffen, um diese Metalle über den Schiffweg dann in Europa verkaufen zu können.

Teil II wird über die geschichtliche Katastrophe Nordamerikas berichten, mit der das ganze Schicksal hunderttausender indigener Menschen begann.

Autor: Chris B. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 15. August 2001

Weiterführende Informationen über die Situation indigener Völker und wie sie ihrer Rechte beraubt werden: Intercontinental Cry

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Nahtoderfahrung durch eine Zahnspange

An manche Ursachen der Umweltkrankheit MCS haben Sie noch nie gedacht

Invisalign – Zahnspange

Teil II der Serie „Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity

Ich möchte die Geschichte meiner beinahe tödlichen Erfahrung mit dem Tragen von Invisalign Zahnspangen erzählen. Damals war ich 54 Jahre alt und war immer aktiv und fit. Außer Östrogen nahm ich keinerlei Medikamente ein. Ich bin gegenüber Chemikalien und Medikamenten überempfindlich. Ich mag nur eine aus einer Million sein, bei der es zu solchen heftigen Reaktionen kommt, aber selbst wenn ich nur einer einzigen anderen Person helfe, fühle ich mich besser.

Mein Zahnarzt sagte mir, die Behandlung mit Invisalign würde bei mir zwei Jahre dauern, da meine Zähne dermaßen schief stünden. Ich fing damit im November 2007 an. Mein Zahnarzt war stolz auf mich, denn er wusste, dass ich mich sehr diszipliniert verhielt und die Teile in der erforderlichen Zeit trug. Er sagt, die meisten Leute schummeln und tragen sie nicht so viele Stunden wie ihnen gesagt wurde.

Anfang 2008 begann ich mich schlecht und müde zu fühlen und mir tat alles weh. Ich ging zum Rheumatologen, weil ich dachte, ich hätte Fibromyalgie. Ich wusste, meine Mutter hatte dies. Es wurden Blutuntersuchungen gemacht und festgestellt, dass ich eine leicht verminderte Schilddrüsenfunktion hätte. Dieser Arzt schickte mich zu einem Endokrinologen. Ich vertrug keines der Medikamente, die er mir gab. Er erzählte mir, ich wäre eine sehr interessante Patientin, da meine Schilddrüsenwerte rauf und runter gehen.

Er schickte mich zum Rheumatologen zurück um abzuklären, ob ich vielleicht ein Autoimmunproblem hätte.

Inzwischen ging es mir noch schlechter. Ich schaffte kaum etwas. Ich war schwach und sau empfindlich und alles tat weh. Ich musste vom Sitzen ganz langsam aufstehen. Meine Haare fielen in beängstigendem Maße aus und waren stumpf und schlapp. Auch meine Augenbrauen fielen aus. Ich sah schlechter, meine Fingernägel bekamen Riefen und rollten sich ein. Ich konnte Hitze nicht ertragen. Ich hatte mehrere akute Anfälle, bei denen ich im wahrsten Sinne des Wortes dachte, ich würde sterben. Ich fühlte mich so, als ob meine Lebenskraft vollständig zur Neige gehen würde.

Im April 2009 habe ich die Ärzte völlig verblüfft. Anfang Oktober 2009 war ich noch völlig verängstigt. Ich hatte auch noch Probleme mit meiner Verdauung, musste ständig aufstossen, hatte Gase und schlimme Schmerzen in meinem Magen. Außerdem fühlte sich mein Hals ständig so an, als ob er sich zuziehen würde und ich hatte keinen Appetit mehr.

Ich entschied mich, einen Gastrointestinal-Spezialisten aufzusuchen. Er ordnete eine endoskopische und kolonoskopische Untersuchung an, deren ersten Teil ich im November 2009 hinter mich brachte. Die Befunde waren negativ.

Schließlich war ich mit meiner Zahnspangen-Behandlung in der letzten Oktoberwoche 2009 fertig.

Nur zwei Wochen nachdem ich mit den Spangen fertig war, fing ich an, mich besser zu fühlen. In der dritten Novemberwoche glänzten meine Haare wieder und waren so wie immer. Ich hatte Kraft, meine Magengeschichten verschwanden. Meine Fingernägel wuchsen schneller und sahen normal aus. Ich meldete mich bei einem Gymnastikstudio an und nach ein paar Wochen fühlte ich mich 10 Jahre jünger. Plötzlich fühlte ich mich besser als vor der Invisalign-Behandlung.

Ich war enttäuscht, dass niemand darauf gekommen ist, was mit mir los war. Ich fing an, darüber nachzudenken, was in den letzten zwei Jahren mein Leben verändert hat. INVISALIGN !!!! Ich begann zu recherchieren und bekam heraus, dass manche Leute leicht toxische Reaktionen hatten. Ich wusste, dass ich auf der richtigen Spur war. Ich fand heraus, dass manche Polyurethansorten Zyanide enthalten und dass sich beim Abbau die chemische Zusammensetzung ändert.

Es gab Empfehlungen, nach denen alle Zahnärzte eine Blutuntersuchung vornehmen sollten um festzustellen, ob der Patient ein Problem mit der zahnärztlichen Anwendung von Kunststoffen hat. Alle Leute, denen ich nicht egal bin, sagen mir, ich solle den Hersteller des Produktes verklagen, doch alles was ich wirklich erreichen möchte ist, die Leute aufzuwecken, damit alle Patienten versuchen, für all die verschiedenen Zahnbehandlungsmethoden eine Art Verträglichkeitstest zu bekommen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Erzählen Sie diese Geschichte bitte allen Ihren Bekannten.

Jollie Place

Sehr interessant wäre auch zu erfahren, was Ihrer Ansicht nach Ihre eigene MCS-Erkrankung ausgelöst hat.Lassen Sie es uns durch einem Kommentar im Anschluss des Blogartikels wissen.

Autor: Jollie Place für EiR The Environmental Illness Resource Blog, 31. Januar 2010

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network 2011

Quelle des Originalartikels: Urgent Health Issues Regarding Invisalign Braces

Copyright: The Environmental Illness Resource 2010

Teil 1: Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity

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Ursachen von Multiple Chemical Sensitivity

An manche Ursache von MCS haben Sie noch nie gedacht

Es wird geschätzt, dass bis zu 15 Prozent der Bevölkerung in den USA und in anderen industrialisierten Nationen an Multiple Chemical Sensitivity (MCS) leiden (1), trotzdem mangelt es an Untersuchungen, warum Menschen diese Hypersensitivität gegenüber Chemikalien entwickeln. Derzeit gibt es hauptsächlich Tierversuche und Studien mit wenigen Probanden, bei denen MCS diagnostiziert wurde.

Nach der führenden Theorie entwickelt sich eine Hypersensitivität für chemische Stimuli in einem Bereich des Gehirns, der als das limbische System bekannt ist und eine Vielzahl von Funktionen steuert, dazu gehören Gefühle, Verhalten, Langzeitgedächtnis und das olfaktorische System (unser Geruchssinn). Tierversuche haben gezeigt, dass sowohl hohe, akute Expositionen als auch niedrige Dauerbelastungen mit bestimmten organischen Chemikalien zu einer Hypersensitivität des limbischen Systems gegenüber späteren geringfügigen Expositionen mit der gleichen oder einer ähnlichen Chemikalie führen können. (2) Die bisher vielleicht umfassendste Theorie zur Pathophysiologie von MCS wurde von Martin Pall entwickelt, emeritierter Professor für Biochemie und medizinische Grundlagenforschung an der Washington State University. Nach Ansicht von Pall sind die Symptome Folge eines Triggers (chemische Erstexposition), der bewirkt, dass sich der Körper in einem Kreislauf verfängt, welcher mit erhöhten Stickoxid Werten, einer erhöhten Produktion von freien Radikalen (oxidativer Stress) und chronischen Entzündungen verbunden ist, und wiederum mit einer ausgeprägten Sensitivität von Gehirn und zentralem Nervensystem gegenüber „normalen“ Stimuli (mittels NMDA-Rezeptor). (3)

Die gesamte aktuelle biomedizinische Forschung deutet darauf hin, daß exzessive chemische Belastungen, die das Entgiftungsvermögen des Körpers überfordern, bei dafür anfälligen Individuen zur Erkrankung an MCS führen können. Das trifft ungeachtet dessen zu, ob die Belastung akut und offensichtlich oder eher schleichend ist und als Niedrig-Exposition über einen verlängerten Zeitraum stattfindet.

Manche, die an MCS erkrankt sind, wissen ziemlich genau, wodurch ihre Erkrankung ausgelöst wurde. Akute Expositionen mit solchen Sachen wie Organophosphat- und Organochlor-Pestiziden, Formaldehyd oder verschiedenste stark wirksame industrielle Lösungsmittel sind eindeutige Beispiele.

MCS und das Golfkriegssyndrom haben vieles gemeinsam und dies überrascht kaum, weil das militärische Personal während der Operation „Desert Storm“ im Jahre 1991 einer hochgradig toxischen Umgebung ausgesetzt war.

In vielen Fällen beleibt der initiale Auslöser einer MCS-Erkrankung jedoch ein Geheimnis. Aus diesem Grunde habe ich beschlossen, nun auf ein paar Quellen chemischer Belastungen hinweisen, von denen Sie vielleicht nicht gedacht hätten, dass sie das Potential haben MCS auszulösen:

  1. Schimmelpilz – Wenn Menschen in Gebäuden mit Wasserschäden leben oder arbeiten und anschließend an MCS erkranken, kann Schimmel der erste Verdächtige sein. Dr. med. Lisa Nagy, eine führende Umweltärztin, hat ihre eigene Erkrankung auf Schimmel als Folge eines Wasserschadens in ihrer Wohnung zurück geführt. Schimmel und Mykotoxine (Schimmel- und Pilzgifte) in wassergeschädigten Gebäuden und deren biologische Wirkung sind gut erforscht. Es wurde festgestellt, dass sie die Produktion von Autoantikörpern auslösen, welche das Gehirn und das zentrale Nervensystem angreifen, periphere Neuropathien verursachen und zahlreiche neuropathologische Folgen haben, einschließlich veränderter Durchblutung und elektrischer Aktivität des Gehirns. (4)
  2. Kohlenmonoxid – Da es sich um ein farb- und geruchloses Gas handelt, kann eine Belastung mit Kohlenmonoxid (CO) über längere Zeit unentdeckt bleiben. Darum ist es wichtig, zu Hause CO-Detektoren einzubauen und Installationen wie gasbefeuerte Boiler regelmäßig warten zu lassen. Nach Pall ist CO-Belastung ein sehr wahrscheinlicher Auslöser für jene Abfolge pathophysiologischer Veränderungen, die zu MCS führen können und er hebt hervor, dass die Symptome einer CO-Vergiftung denen von MCS sehr sehr ähneln. (5)
  3. Candida Hefepilz Überwucherung – Oberflächlich betrachtet könnte ein übermäßiges intestinales Wachstum des Candida Hefepilzes die am wenigsten augenfällige Quelle einer toxisch chemischen Belastung sein, welche zu MCS führen kann. Doch bei vielen MCS-Kranken spricht einiges dafür, dass sie gleichzeitig an einer Störung ihrer Mikroflora im Darmtrakt leiden, die es der Hefe ermöglicht hat, sich weit auszubreiten. In Anbetracht der chemischen Gifte, die solche Hefen wie Candida sp. produzieren, da sie die Kohlenhydrate der Nahrung, die wir zu uns nehmen, fermentieren, leuchtet es in der Tat ein, dass sie in der Lage sind, wenn diese Toxine aus dem Darm in den Kreislauf absorbiert werden, das Gehirn zu vergiften und dass sie letztendlich zur Entstehung vom MCS beitragen könnten. Diese Mikroorganismen erzeugen Ethanol (Trinkalkohol), Acetaldehyd (ein chemisch Verwandter von Formaldehyd) und eine Menge andere Mykotoxine, die längst als neurotoxisch anerkannt sind.
  4. Zahnbehandlung – Viele MCS-Kranke erwähnen zahnärztliche Behandlungen als Auslöser ihrer Erkrankung. Amalgamfüllungen enthalten Quecksilber, ein bekanntes Neurotoxin und immer mehr Menschen beklagen, dass sie an chemischen Sensitivitäten erkrankt sind, nachdem sie sich neueren Methoden der Zahnkorrektur, wie Invisalign unterzogen haben. (siehe Teil 2)

Sicherlich gibt es noch viele andere versteckte Quellen toxischer Chemikalien, die eine MCS-Erkrankung bei jenen auslösen können, die auf Grund genetischer Eigenschaften und andere Faktoren dafür anfällig sind. Schließlich ist unsere Umwelt im 21. Jahrhundert mit solchen Chemikalien gut gesättigt.

Wenn Sie weitere Vorschläge haben, teilen Sie uns diese bitte unten im Kommentarformular mit. Sehr interessant wäre auch zu erfahren, was Ihrer Ansicht nach Ihre eigene MCS-Erkrankung ausgelöst hat.

Autor:

Matthew Hogg BSc (Hons) (Bachelor of Science mit Ehrenauszeichnung) für EiR The Environmental Illness Resource Blog, 08. August 2011

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Quelle des Originalartikels: Causes of Multiple Chemical Sensitivity: Some You May Not Have Thought About

Copyright: The Environmental Illness Resource 2011

Referenzen:

  1. Caress SM and Steinemann AC (2004), Prevalence of Multiple Chemical Sensitivities: A Population-Based Study in the Southeastern United States, American Journal of Public Health 94(5): 746–7
  2. Gilbert ME (2001), Does the kindling model of epilepsy contribute to our understanding of multiple chemical sensitivity? Annals of the New York Academy of Sciences 933:68-9
  3. Pall ML, The NO! OH NOO! Theory and Suggestions For Treatment, EIR
  4. Lisa Nagy, Neurological and Immunological Problems associated with Mold and Mycotoxin Exposure, EIR
  5. Pall ML (2002), NMDA sensitization and stimulation by peroxynitrite, nitric oxide, and organic solvents as the mechanism of chemical sensitivity in multiple chemical sensitivity, FASEB Journal 16(11):1407-17

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China: Essig aus Chemie

In China wird Essig überwiegend nicht aus natürlichen Rohstoffen hergestellt

Wir dokumentieren hier einen allein schon aus sprachlichen Gründen nicht überprüfbaren Blogpost von Oiwan Lam, einer in Hongkong lebenden Netz-Aktivistin. Er erschien auf Global Voices, einem großen internationalen Bloggerportal, das von verschiedenen Stiftungen und unter anderem auch vom Reuters unterstützt wird:

Ein lokaler Bericht hat enthüllt, dass 90% des Essigs auf dem Markt aus chemischer Essigsäure (Eisessig) hergestellt wird und weniger aus Getreide.

Nach dem Bericht [chinesisch/zh] der Zeitung „First Financial Daily“ beträgt der jährliche Verbrauch bis zu 3,3 Millionen Tonnen und 90% davon sind ein Gemisch aus Eisessig, Wasser und anderen Zusatzstoffen. Der Ausdruck „Essig Mischung“ wurde in letzter Zeit zu einem häufig verwendeten Suchbegriff.

User „Bean Eyes“ aus dem Egugu-Forum warnt [zh] andere Verbraucher vor der chemischen Essig-Mischung:

Nach den Vorschriften müssen sie Eisessig verwenden, der zum Verzehr bestimmt ist, doch manche Kleinunternehmen verwenden technischen Eisessig. (Der Preis eines Barrels [ca 117,3 Liter] Lebensmittel-Eisessig entspricht dem vom zweieinhalb Fässern technischem Eisessig.) Die Zusammensetzung ist sehr einfach, mische einfach Eisessig mit Wasser und fertig.

Lebensmittel-Eisessig hat den Destillationsprozess durchlaufen und ist harmlos. Doch er ist für den Körper nicht gut, es ist einfach saures Wasser, kein Essig. In technischem Eisessig sind Schwermetalle und Methanol drin, was zu Polyneuritis und Erblindung, Blutvergiftung, Magen- und Darmverschluss führen kann. Der langfristige Verzehr führt zu Lungen- und Magenkrebs.

Auf Sina Weibo (staatlich kontrolliertes chinesisches Äquivalent zu twitter), taucht das Problem der „Essig-Mischung“ in vielen aktuellen Diskussions-Threads auf. Es folgt eine Übersetzung ausgewählter Kommentare aus den Nachrichten-Threads des „Global Entrepreneur Magazine“:

Glückssucher: Das ist nichts Neues. In einem System ohne Qualitätskontrollen, in einer Gesellschaft, in der Geld das einzige Ziel ist, was können wir da anderes erwarten? Wenn wir diese genannten Bedingungen nicht ändern können, werden wir letztlich immer mehr solche extremen Erscheinungen haben.

Li Jinli: Das ist überhaupt kein Geschäftsgeheimnis. Das Problem ist, dass niemand etwas unternimmt, die Situation zu regeln. Unsere Steuergelder werden ausgegeben um Hunde zu füttern.

Spiritueller Berg: Es gibt kaum ein Lebensmittel, dass wir mit gutem Gewissen essen können. In was für einer Welt leben wir? Wahrscheinlich sollten wir aus unserer Küche ein Chemielabor machen und die Lebensmittel analysieren, bevor wir sie kochen.

Cao-min: Wie können wir so viele chemische Lebensmittel haben. Ich wüsste gerne, ob das in anderen Ländern auch so ist. Ich warte auf Erleuchtung…

Zou Xiaobing: Gegenfrage: Können Sie uns sagen, was wir sonst guten Gewissens essen können?

Autor: Oiwan Lam für Global Voices, 2. August 2011

Übersetzung aus dem Englischen: BrunO für CSN- Chemical Sensitivity Network

Der Originalbericht „China: Chemical Vinegar“ steht unter CC-by. Für diese Übersetzung gilt die entsprechende deutsche CC-Lizenz

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Deutsche Umwelthilfe verklagt Baumarktkette wegen zu viel Quecksilber in Energiesparlampen

Energiesparlampen der Hornbach-Eigenmarke „Flair Energy“ überschreiten Grenzwerte für Quecksilber

Baumarktkette lehnt Unterlassungserklärung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zur künftigen Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen ab – DUH erhebt Klage gegen Hornbach wegen Nichteinhaltung von Umweltgesetzen

Von der Baumarktkette Hornbach verkaufte Energiesparlampen der Eigenmarke „Flair Energy“ enthalten regelmäßig zu viel giftiges Quecksilber. Dies ergaben Produkttests der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). Die Untersuchungen weisen bei den geprüften „Flair Energy“ Kompaktleuchtstofflampen durchgehend mehr als die gesetzlich erlaubten 5 Milligramm (mg) Quecksilber auf. Der gemessene Höchstwert lag mit 13 mg um mehr als das Doppelte über dem gesetzlich erlaubten Grenzwert.

Zwar nahm Hornbach inzwischen die Energiesparlampen seiner Eigenmarke „Flair Energy“ vom Markt, doch schließt dies nach Überzeugung der DUH eine Wiederholung nicht aus. Deshalb fordert die Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation von Hornbach die Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung, mit der sich das Unternehmen verpflichtet, nur noch Energiesparlampen in Verkehr zu bringen, die weniger als 5 mg Quecksilber enthalten. Dies lehnt Hornbach jedoch ab und verweigert somit jede Garantie, dass künftig alle angebotenen Energiesparlampen tatsächlich die gesetzlichen Quecksilbergrenzwerte einhalten. „Hornbachs Weigerung, verbindlich zu versprechen, zukünftig nur noch Energiesparlampen zu verkaufen, die die gesetzlichen Höchstwerte für Quecksilber erfüllen, ist nicht hinnehmbar“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Die modernen Energiesparlampen (Gasentladungslampen) sparen gegenüber Glühlampen 80 Prozent des Stroms ein, enthalten aber technisch bedingt geringe Mengen des giftigen Schwermetalls Quecksilber. Qualitätshersteller schaffen es heute, den Quecksilbergehalt auf ca. 2 mg zu reduzieren. Um mögliche schädliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit zu minimieren, ist die zugelassene Quecksilbermenge in Gasentladungslampen auf maximal fünf Milligramm je Lampe begrenzt. „Mit so genannten Quecksilber-Dosierpillen bei der Herstellung von Gasentladungslampen stellt die präzise Einhaltung der Grenzwerte heute kein technisches Problem mehr dar. Die Händler müssen nicht fürchten, unbeabsichtigt zu viel Quecksilber in ihren Energiesparlampen zu haben“, erklärt Thomas Fischer, aus dem DUH-Bereich Kreislaufwirtschaft. Lediglich bei Ramschware sei Vorsicht geboten, denn bei dieser werde das Quecksilber gelegentlich noch mit der veralteten und ungenauen Flüssigdosierung eingebracht. Dies sei jedoch nicht mehr zeitgemäß und ein Zeichen minderer Qualität.

Weil Hornbach seinen Kundinnen und Kunden trotz technischer Machbarkeit keinen Schutz vor zu hohen Mengen des Schwermetalls Quecksilber in Energiesparlampen garantieren will, erhebt die DUH nunmehr Klage gegen Hornbach vor dem Landgericht Landau. „Mit unserem Gang vor Gericht wollen wir erreichen, dass Hornbach die geltenden Quecksilber-Grenzwerte für alle angebotenen Energiesparlampen einhält und sicherstellen, dass zukünftig Hornbach-Kunden unbedenkliche Lampen kaufen können“, so Resch.

Literatur:

Deutsche Umwelthilfe e.V., Deutsche Umwelthilfe verklagt Baumarktkette Hornbach wegen zu viel Quecksilber in Energiesparlampen, Berlin, 9. August 2011

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Radioaktivität: Die Macht der Fahrlässigkeit

Ganze Wohnviertel radioaktiv verstrahlt

Es war September 1987, als der wahrgewordene Alptraum die brasilianische Stadt Goiânia heimsuchte. Bis heute wird versucht, dieses Schicksal, das dort mehreren Menschen das Leben kostete und hunderten weiteren Menschen ein unendlich großes Leid verschaffte, möglichst zu verschweigen. Es ereignete sich im Armenviertel der Stadt und kaum jemand hat hier in Europa wirklich je etwas davon erfahren. Die Auswirkungen dieses Unglücks sind bis heute aktuell und brisant.

Diebstahl für das blanke Überleben

Zwei jungen Männer, Wagner Mota und Roberto Santos Alves, grade einmal 19 und etwas über 20 Jahre jung, waren wie so oft auf einem Streifzug durch das nächtliche Viertel unterwegs. Auf der Suche nach Gegenständen, die sie zu Geld machen könnten. Sie hatten sich auf das Sammeln von Altmetall und Papierresten spezialisiert, um dies bei einem Schrotthändler gegen Geld einzutauschen. Manche mögen diese beiden jungen Männer als Diebe bezeichnen, doch das macht ihr Schicksal nicht einfacher. Sie waren verzweifelt und zu Hause warteten ihre Familien auf ein Stück Lebenskraft. Die Nahrungsmittel und das Trinkwasser waren knapp und fast unerschwinglich.

Strahlender Sondermüll

Es war ein wunderschöner Abend des 13. September 1987, als die Beiden in das verlassene Goiânische Institut für Radiotherapie eindrangen. Dieses Institut war eine verlassene Privatklinik in der Stadt, dort entwendeten sie mit einer Schubkarre ein seit zwei Jahren ausgedientes Strahlentherapiegerät, weil sie das Metall für wertvoll hielten und nicht wussten, was es für ein Gerät war. Beide hatten so ein Gerät niemals zuvor gesehen, denn eigentlich müssen diese Geräte als Sondermüll entsorgt werden und kaum ein Armer bekommt so etwas jemals zu Gesicht, da sich diese Menschen kostenaufwendige Therapien nicht leisten können. Die Entsorgung dieses Gerätes hätte eigentlich durch die 4 ärztlichen Leiter der Privatklinik stattfinden müssen, diese hatten das Gerät jedoch sich selbst überlassen, vermutlich aufgrund der hohen Entsorgungskosten. Wagner und Roberto schoben das Gerät mit Hilfe ihrer Schubkarre in Robertos Hinterhof und fingen an, es nach und nach auseinander zu bauen.

Leuchtendes Pulver

Es gelang ihnen nicht, das Gerät vollständig ganz klein zu hauen und in Einzelstücke auseinander zu nehmen. Nach fast zwei Wochen, nachdem sie das Gerät entdeckten und mitnahmen, versagten ihre Kräfte immer mehr und sie wurden krank. Sie verkauften das Gerät am 25. September kurzerhand komplett, an den Schrotthändler Desair Ferreira, um daraus wie üblich Profit zu schlagen. Der Schrotthändler fing an das Gerät eigenhändig mit seinem eigenem Werkszeug weiter auseinander zu bauen. Er entdeckte in dem Gerät einen Bleibehälter, diesen schlug er mit einem Meißel auf und entdeckte darin ein Pulver, das in der Dämmerung wunderschön leuchtete. So etwas Schönes hatte er vorher noch nie gesehen, er rief seine Frau, seine Nachbarn und alle herbei. Von diesem herrlich leuchtenden Pulver waren alle sehr begeistert, wie Kinder die ganz besondere Süßigkeiten entdeckten, wollten nun alle etwas von dem leuchtendem Pulver haben, das aussah wie Salz und fast wie von selbst auf der Haut kleben blieb.

Spaß, so kostbar wie ein Diamant

Sie rieben sich damit ein, malten sich Herzchen auf die Backen, Sterne auf die Stirn, sie zeichneten Zeichen auf die Wände, sie tanzten, lachten, waren fröhlich wie schon so lange nicht mehr in ihrem armen trostlosem Leben, das vom schweren Alltag der brasilianischen Slums gezeichnet war. Endlich hatten sie etwas, was niemand zuvor jemals gesehen hatte, etwas das ihnen vielleicht ein bisschen Glück bringt, etwas wie ein kostbarer Diamant. Das musste gefeiert werden. Es wurde aus den letzten Habgütern ein Abendessen organisiert, dieser Abend sollte der schönste Abend ihres Lebens werden.

Rätselhafte Erkrankung im Slum

Plötzlich wurden alle Menschen krank. Maria Gabriela Ferreira, die Frau des Schrotthändlers, bemerkte, dass diese Erkrankung aller Freunde gleichzeitig auftrat. Sie führte es zuerst auf ein gemeinsames Getränk des Abends zurück. Alle litten unter Erbrechen, Durchfall, Fieber, Hautausschläge und vieles mehr. Man dachte an eine Lebensmittelvergiftung, oder an eine neuartige Tropenkrankheit, an Allergien, an alles Mögliche, nur nicht an das Eine, das Undenkbare. Die konsultierten Ärzte tappten im Dunkeln, sie waren völlig ratlos, fanden keine Viren und keine Bakterien, keine Anzeichen einer Immunreaktion. Diese plötzliche Erkrankung war ein großes Rätsel.

Das schöne Pulver in Verdacht

Am 28. September verdächtigte die Frau des Schrotthändlers, Maria Gabriela Ferreira, das schöne Pulver als Krankheitsursache. Sie brachte den Bleibehälter, worin sich das Pulver befand, in ein Krankenhaus. Der diensthabende Arzt vermutete sofort korrekterweise, dass es sich bei dem Pulver um radioaktives Cäsium-137 handeln könnte. Er brachte den Behälter außerhalb des Krankenhauses in den Garten. Maria hatte den Behälter zum Glück während des Transportes in das Krankenhaus nicht geöffnet, sie transportierte den Behälter in einer Plastiktüte im Bus und hatte ihn auch im Krankenhaus nicht geöffnet, was vielen Menschen das Leben rettete. Aus dem Behälter waren bis dahin ca. 90% der Radioaktivität entwichen. Laut offiziellen Angaben war die Strahlung im Bus nicht gesundheitsgefährdend.

Ganze Viertel verstrahlt

Einen Tag später, am 29. September 1987, wurde durch den Spezialisten Walter Mendes mittels eines Szintillationszählers die Verstrahlung der Familie Ferreiras und deren Wohnumgebung festgestellt. Das gesamte Viertel war betroffen. Die Radioaktivität war über mehrere Wohnbezirke verschleppt worden, ganze Straßenzüge und Plätze waren kontaminiert. Zuerst hieß es, die Strahlenwerte seien nicht gravierend. Die Regierung wurde beschuldigt, der Zivilbevölkerung alarmierende Daten vorzuenthalten, um den Unfall zu vertuschen. Vor allem auch zu vertuschen, dass die Klinik das Gerät nicht sorgfaltsmäßig entsorgte.

Tote und schwer Verletzte – alles unter Kontrolle

Die fast 2.000 Menschen der unmittelbaren Umgebung wurden in das naheliegende Olympiastadion gebracht und dort versorgt. In der Zwischenzeit erlitten zahlreiche Personen zum Teil so hohe Strahlendosen, dass vier Personen in unmittelbarer Zeit starben und 28 Personen strahlungsbedingte Hautverbrennungen erlitten. Die am schwersten verstrahlten Opfer, darunter auch Kinder, wurden in einem der Krankenhäuser der Stadt in einem leer geräumten Flügel separiert abgeliefert, sie blieben dort zunächst ganz auf sich allein gestellt. Ärzte und Pfleger wagten sich nicht zu ihnen, wegen der hohen Strahlung, die von diesen kontraminierten Patienten ausgingen. Die Behörden, die viel zu lange versucht hatten den Vorfall möglichst vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, versuchten sich in Beschwichtigung. Man habe die Lage unter Kontrolle, alles sei in Ordnung, es gebe keinerlei Strahlungsgefahr.

Verstrahlte Menschen und Tiere, kontaminierte Häuser und Plätze

Insgesamt wurden in den darauffolgenden Wochen 112.800 Personen untersucht, 249 wurden als kontraminiert ermittelt. Von den Häusern der Umgebung wurden 85 Häuser als kontaminiert ermittelt, davon waren 41 Häuser massiv kontaminiert und wurden letztendlich komplett abgerissen. Die Tiere der Familien mussten getötet werden, der Boden von Gärten und öffentlichen Parkanlagen abgetragen, Grundstücke zubetoniert. Das Leben war noch schlechter geworden, als es in diesem Alptraum sowieso schon war. Vierzehn stark verstrahlte Patienten wurden schließlich nach Rio de Janeiro ins dortige Marinehospital geflogen, wo ein internationales Spezialisten-Team, das auf Strahlenschäden durch Kriegsverletzungen spezialisiert ist, auf sie wartete. Vier Patienten kehrten schon kurze Zeit später in schweren Bleisärgen zurück, sie waren an den Folgen der Kontamination verstorben. Darunter auch die kleine Tochter der Familie des Schrotthändlers, Leide Ferreira. Sie verstarb am 23. Oktober, nur wenige Wochen nach dem Unglück. Leide war das allererste Todesopfer dieser schweren Tragödie. Sie wurde nur 6 Jahre alt.

Qualvoller Strahlentod

Wenige Stunden nach ihr verstarben ihre Mutter, Maria Gabriela Ferreira (38), die Frau des Schrotthändlers. Sie starb ebenso qualvoll an inneren Blutungen und multiplem Organversagen, wie ihre kleine Tochter Leide. Kurz darauf starben auch die zwei jungen Gesellen des Schrotthändlers, Admilson und Israel, die beiden wurden nur 18 und 22 Jahre alt. Ihr Tod war ebenfalls aufgrund der Strahlenkrankheit furchtbar qualvoll.

Ausschreitungen auf Beerdigungen

Die Beerdigungen verliefen ebenso schrecklich, so als wenn das alles was geschehen war, nicht schon genug des Alptraumes war. Mitten in der Trauer kam es auf dem Friedhof zu gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen tausende Menschen aus Wut, Verunsicherung und Angst vor weiterer Verseuchung, gegen die Beerdigung und die Familie demonstrierten. Sie warfen Steine, schlugen mit Knüppel auf die Särge und den Trauerzug. Die Spezialsärge bestanden jedoch aus einem Bleimantel, so dass keine Radioaktivität ausweichen konnte, sie wogen bis zu 700 kg und mussten mit Hilfe eines Krans in die vorbereiteten Betongruben versenkt werden und vollständig einbetoniert werden.

Fahrlässigkeit verursachte jahrzehntelange, andauernde Folgen

Noch heute leiden die Menschen, die in diesem Gebiet wohnen, unter den gesundheitlichen Folgen der Strahlenbelastung, nur weil ein unverantwortlich arbeitendes medizinisches Personal aus der Privatklinik sich nicht um die Entsorgung des hochgefährlichen Strahlentherapiegerätes kümmerte und dies der unwissenden Zivilbevölkerung zum Verhängnis wurde.

Nichts kann dieses Schicksal rechtfertigen. Auch nicht das Argument, dass das Gerät von zwei jungen Männern aus ihrer Armut heraus, aus einem leer stehenden Abrissgebäude gestohlen wurde. Ein solches Gerät gehört, genau wie andere Gefahrgüter, sachgemäß entsorgt. Die vier Ärzte, die verantwortlich für das Gerät waren, wurden von der Stadt verklagt.

Autor: Chris B. für CSN – Chemical Sensitivity Network, 5. August 2011

Informationsquellen, Dokumentationen: „Cesio 137“ – „Goiânia 1987“

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Die besten Blogs im Juli 2011

Der Bericht über Patrick, einen 19-jährigen jungen Mann, erschütterte viele CSN Blogleser. Schon an den ersten beiden Tagen nach Erscheinen brach der Artikel Rekorde, weil viele der Leser den Link weiterreichten, um auf den tragischen Fall aufmerksam zu machen. Auch die englischsprachige Version „Damn, I do not accept that my life is over!“ fand eine große Leserschaft.

Auf dem zweiten Platz landete die CSN-Blogfrage „Driftet die deutsche Umweltmedizin in die Esoterik ab?“. Die Resonanz war groß und die Blogfrage erregte manche Gemüter. Ein Verein zur Hilfe Umwelterkrankter (VHUE) forderte sogar per Einschreiben/ Rückschein, dass CSN eine Gegendarstellung zu dieser Blogfrage veröffentlichen müsse (wie kann man auf eine Frage eine Gegendarstellung verlangen?), die von deren Präsident Dr. John Ionescu, Geschäftsführerin Monika Frielinghaus und Vorstandsvorsitzenden Dr. Walter Wortberg gezeichnet war. CSN befand, dass diese Forderung und auch die Stellungnahme absurd sind und stellte das Statement nicht ein.

Den dritten Platz in der CSN Blog Top 10 erzielte ein Artikel, in dem Prof. Aas, ein norwegischer Wissenschaftler, auf leicht verständliche Art erläuterte, was MCS ist. Auch dieser Artikel wurde von den Lesern weiterverbreitet und auf vielfachen Wunsch in englische Sprache „Environmental Diseases are not unexplained mysteries“ übersetzt.

 

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  1. Verflucht, ich akzeptiere nicht, dass mein Leben gelaufen ist!
  2. Diftet die deutsche Umweltmedizin in die Esoterik ab?
  3. Umweltkrankheiten sind kein unerklärbares Mysterium
  4. Subject: So wird heute betrogen
  5. Jungem Mann mit MCS wurde Rente gewährt
  6. Asbest ist verboten, die Zahl der Opfer wächst trotzdem noch lange weiter
  7. Finanzierung wissenschaftlicher Studien beeinflusst Studienergebnisse
  8. Aktuelle Messwerte der Radioaktivität in Deutschland und Japan
  9. Genfood als Marketingstrategie für Pestizide
  10. Dienstanweisung soll Gesundheit der Mitarbeiter verbessern