MCS jetzt auch in Japan im ICD-10 als körperlich bedingte Krankheit klassifiziert

Japanische Webseite der Organisation Citizens Against Chemicals Pollution (CACP)

Eva Caballé – Eva’s No Fun Blogspot – aus Spanien berichtet:

Vor einigen Tagen entdeckte ich, dass mein Blog einige Besucher von einer japanischen Webseite zu verzeichnen hatte. Es war ein Blog, der von Prof. Masumi Yamamuro von der Tokyo University erstellt wurde. Als ich den Eintrag las, stellte ich fest, dass es mein Artikel „Die nackte Wahrheit über MCS“ auf Japanisch war, und es wurde erwähnt, dass er von Citizens Against Chemicals Pollution (CACP) übersetzt wurde. Ich beschloss, ihnen zu schreiben. Herr Takeshi Yasuma von Citizens Against Chemicals Pollution (CACP) schrieb mir zurück und erklärte mir, dass er meinen Artikel bei Canary Report gefunden hatte. Er sei sehr beeindruckt davon gewesen und habe ihn sofort ins Japanische übersetzt und mit dem Untertitel „Schrei aus dem Herzen einer spanischen MCS Patientin“ versehen. Er veröffentlichte die japanische Version meines Artikels im letzten August auf der Citizens Against Chemicals Pollution Website und zusätzlich in der September Ausgabe von deren monatlichem Newsletter. Ich fragte ihn über die MCS Situation in Japan, und jetzt darf ich, mit seiner Genehmigung, darüber berichten. Ich schreibe Euch den Teil seiner E-mail, in dem er darüber schreibt, und berichte auch über die Mission von CACP.

Takeshi Yasuma Citizens Against Chemicals Pollution (CACP) schrieb:

Es gibt gute Neuigkeiten.

Am 1. Oktober 2009 hat MEDIS-DC, das Medical Information System Developement Center, eine Unterorganisation des Ministeriums für Gesundheit, Arbeit und Soziales (MHLW) eine überarbeitete Liste der japanischen ICD-10 Kodierung für Krankheiten herausgegeben. Darin ist MCS mit T65.9 klassifiziert: das steht für Toxische Auswirkung durch andere und unspezifische Substanzen / Toxische Auswirkungen durch unspezifische Substanzen. Es wurde dadurch jetzt in Japan ganz klar anerkannt, dass MCS keine psychische Krankheit, sondern eine körperlich bedingte Erkrankung ist.

Diese Entscheidung wird von den MCS Patienten und ihren Unterstützern sehr begrüßt und sie erwarten eine mögliche Übernahme der Kosten für MCS durch die Krankenkassen, aber bis jetzt ist es noch ungewiss, ob und wie eine Änderung eintritt. Patienten und ihre Unterstützer werden Anstrengungen unternehmen, um die Japanische Regierung anzurufen, um MCS Patienten dringend Unterstützung zu gewähren, einschließlich der Übernahme von MCS durch die Krankenkasse, Ausbau der medizinischen Leistungen, finanzielle Unterstützung für den Lebensunterhalt und Bereitstellung von geeignetem schadstofffreiem Wohnraum.

Am 31. Oktober werden wir in Tokio ein MCS Symposium abhalten, wir werden die MCS Anerkennung feiern und die Japanische Regierung um weitere Maßnahmen für MCS bitten.

CACP’s Zielsetzungen

Bereitstellung von Informationen an die Öffentlichkeit und Ergreifung von notwendigen Maßnahmen zum Schutze der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor schädigenden Chemikalien nach dem Vorsorgeprinzip und ökologischer Gerechtigkeit.

Hauptaktivitäten:

  • Herausgabe eines monatlichen Newsletter (PICO)
  • Bereitstellung eines wöchentlichen Mailservices
  • Bereitstellung von Informationen auf unserer Webseite
  • Publizierung von Büchern und Broschüren, die mit umweltbedingter Gesundheit in Zusammenhang stehen
  • Einbringen unserer Vorgaben bei der Japanischen Regierung und lokalen Verwaltungen.
  • Abhalten von Seminaren für Bürger über den Schutz menschlicher Gesundheit und der Umwelt

Ich möchte Herrn Takeshi Yasuma für die Übersetzung meines Artikels danken und dafür, dass ich die Informationen über MCS in Japan veröffentlichen darf und auch dafür, dass er mich fragte, ob ich eine Mitteilung für MCS Patienten und deren Unterstützer schreibe, die am MCS Symposium verlesen wird. Es wird mir eine große Ehre sein!

Autor: Eva Caballé, Eva’s No Fun Blogspot

Deutsche Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN

Weitere Blogs auf denen der Artikel erschien:

Umweltmedizin: Die Gene – MCS-Risiko – Ursache

Genvarianten werden bei fast allen MCS Patienten gefunden

Seit Anfang der 90er-Jahre ist die Humangenetik in die Umweltdiskussion gekommen. Vor allem hat interessiert, ob genetisch bedingt Unterschiede der Empfindlichkeit existieren (Stichwort: gute und schlechte Entgifter). Die Genanalyse zeigt, dass die Entgiftungskapazitäten individuell sehr unterschiedlich sind (Stichwort: Polymorphismen). Die Toxikologie nennt eine Spreizung der Suszeptibilität von einer Zehnerpotenz. Schaut man in Einzelberichte, erkennt man, dass die Unterschiede in der individuellen Wirkschwelle noch größer sind.

Kuklinski, der schon seit Mitte der 90er Jahre bei seinen Patienten die Genabschnitte (Allele) für die Entgiftungsenzyme bestimmen ließ, berichtet auf einem der Frankfurter Kolloquien Ende der 90er Jahre, von den guten Entgiftern hätte er noch keinen in seiner Praxis gesehen. Das heißt, unsere Grenzwerte schützen nur die Minderheit der guten Entgifter, und das ist verfassungswidrig (wird vertieft, soweit professionelles Interesse besteht).

In der Debatte um das „C“ in MCS wurde gefragt, ob MCS – Patienten statistisch gesehen ein schwächeres Detox-System aufweisen. Die Antwort ist ja. Pall hat Genstudien von MCS-Patienten gesammelt. In verschiedenen Studien wurden verschiedene Allele getestet. Natürlich wurde prompt argumentiert, das sei kein Beweis für das „C“. Pall sagt dazu, das zwar einzelne Polymorphismen bei Genen, die für die Entgiftungsenzyme zuständig sind, den Rückschluss auf Chemikalienverursachung nicht erlauben, aber alle Ergebnisse zusammen den Zweifel an der Verursachung durch Chemikalien verbieten.

In dem Zusammenhang fällt auch ein Schlaglicht auf die deutsche Forschung. Pall streicht die Studie von Schnakenberg als besonders hilfreich heraus. Es gibt aber noch eine zweite Studie aus Deutschland. Diese ist von Wiesmüller mit nur 1/9 des Aufwandes der Schnakenbergstudie (lt. Pall, nicht von mir) und sie findet keinen Zusammenhang. Es liegt also nicht am handwerklichen und/oder wissenschaftlichen Können in Deutschland, sondern um gewollten Pfusch. Jeder, der etwas von Epidemiologie versteht, weiß, dass Signifikanz verschwindet, wenn die Probantenzahl klein ist – man kann das vorher abschätzen. So machte Triebig seine Malerstudie, Wiesmüller seine MCS-Gen-Studie und auch die Erlanger Fakestudie benutzte statistische Verdünnung: immer nur ein paar Probanten pro Schadstoff.

Pfusch ist die Grundlage der negativen Ergebnisse der deutschen MCS-Forschung, die einen Umweltbezug verneint. Das einzig wissenschaftliche dieser Forschung ist die Abschätzung, welche gezielten Mängel ein negatives Ergebnis bezüglich der Ursache sichern.

Autor: Dr. Tino Merz, CSN – Chemical Sensitivity Network, 8. Oktober 2009

Vorhergehende Blogs zur Serie und zum Thema:

Weiterführende Informationen:

Alltag mit der Krankheit MCS – Multiple Chemical Sensitivity in Norwegen

Leben in Norwegen

Teil II – Der Alltag von Menschen, die unter der Krankheit MCS leiden, sieht in Norwegen anders aus als in Deutschland. Es gibt dort keine Umweltärzte oder spezielle Umweltkliniken für MCS-Patienten. Doch das Land im hohen Norden bietet dennoch Vorzüge vor anderen Ländern, die Chemikaliensensiblen sehr entgegenkommen. Über das Leben mit MCS in Norwegen berichtet Alena im nachfolgenden zweiten Teil ihres Berichtes (Teil 1 – MCS und Duftstoffallergien in Norwegen), um einen Eindruck über die Situation von Umweltkranken in ihrem Land zu vermitteln:

Ursachen für MCS in Norwegen

Norwegen ist ein wunderschönes Land mit viel sauberer Luft, glasklaren Gewässern und trotzdem gibt es Menschen, die auf Chemikalien im Alltag in winziger Konzentration reagieren. Sie haben MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Die meisten haben MCS durch die Arbeit bekommen oder Zuhause durch Farbe mit giftigen Inhaltsstoffen, Holzschutzmitteln, Reinigungsmittel, Überfluss an parfümierten Produkten usw.

Viele andere Norweger wurden von Dingen krank, von denen sie vielleicht nicht mal wussten, dass sie krank machen können, wie z..B gerade die Chemiebombe Laminat, die gerade im Moment bei uns so im Trend ist. Wo man in anderen Ländern zurückkehrt zu Fliesen oder Vollholzboden aus Eiche oder Esche, verlegt man bei uns jetzt ganz oft Laminat.

Viele wurden auch krank durch Pfusch am Bau, das gab es hier viel gerade in den letzten Jahren, während des Baubooms, weil extrem schnell gebaut wurde. Aber auch natürlich oft durch ältere Häuser, weil sie häufig schimmelbelastet sind. Das kann schnell passieren, weil bei uns hauptsächlich aus Holz gebaut wird.

Ein großes Problem ist, dass man hier nicht so viel Infos über gesundes Bauen und gesunde Materialien bekommt wie in Deutschland. Ich habe mein Wissen durch das CSN Forum in Deutschland bereichert. Und bin sehr dankbar, dass ich das Forum und die CSN Webseite damals im Internet fand, denn ich konnte mein gewonnenes Wissen auch oft an andere Menschen hier in meinem Land weitergeben. Und vor allem mein Zuhause schadstofffrei gestalten. Dafür habe ich wirklich immer tolle Tipps bekommen.

MCS DK ist auch eine Seite mit wertvollen Tipps gerade für Norwegen, weil wir die Sprache verstehen.

Auch in Norwegen liebt man Duftstoffe

Duftstoffe gehören in Norwegen wie überall zum Leben dazu. Fast alles, was man an Kosmetik, Wasch- und Reinigungsmitteln in den Läden zu kaufen bekommt, ist beduftet. Das macht es sehr schwer für Menschen mit MCS, Allergien oder Asthma.

Es gibt aber einen Lichtblick, seit letztem Jahr gibt es auch in jedem norwegischen Supermarkt ca. vier verschieden Serien von Neutralprodukten von Waschpulver bis zur Körperpflege.

Auch fast alle Babyprodukte, die bis vor kurzem noch mit Parfum waren, sind seit diesem Jahr ohne Parfüm und selbstverständlich auch ohne Parabene. Und das, was für Babys gut ist, ist auch gesünder für alle anderen. Es wäre nur toll, wenn die Masse auch diese duftfreien Produkte kaufen würde, dann hätten wir ein neutrales und gesundes Innenraumklima, wenigstens in den Schulen und Kindergärten. Wenn die Menschen nur wüssten, wie viel besser man sich fühlt, wenn man in einem duftstofffreien Haus wohnt.

Bio-Nahrung sucht man in Norwegen meist vergeblich

An Bio-Nahrung kommt man so gut wie überhaupt nicht. Vielleicht in Großstädten. Hier in den Supermärkten bekommt man nur ökologische Äpfel und Orangen. Wir zur Hause kaufen ökologische Eier jede Woche und benutzen ökologische Pflegeprodukte, natürlich nur ohne Duft. Andere Sachen, so wie Gemüse, sind konventionell, man bekommt es nicht ökologisch hier wo wir wohnen.

Ich fühle mich aber trotzdem richtig fit im Vergleich zu vor ein paar Jahren, wo ich nicht wusste, dass parfümierte Produkte einen so krank machen können. Wir haben damals in Deutschland gelebt, dort war ich nur krank und müde von allem. Hier ist die Luft viel reiner, wenn man nicht gerade einen Nachbarn hat, der jeden Tag mit Holz heizt oder seine Wäsche raushängt, die mit parfümierten Produkten gewaschen wurde.

Alltag mit MCS in Norwegen

Natürlich lebe ich und auch andere mit MCS in Isolation. Wir können nicht einfach in Geschäfte gehen, ins Kino oder ins Theater. Wir spazieren in der Stadt nur ab und zu beim Regen, weil dann nicht so viele Menschen draußen sind, die die schöne Luft mit ihrer Parfumchemie verunreinigen und einen richtig krank machen. Leider hat man mit MCS nicht so viele Freunde und es ist schwierig, denn auch wenn sie sich wirklich Mühe geben, neutral waschen usw., das riecht dann für mich doch noch. Ich glaube, es braucht richtig Zeit, dass diejenigen so neutral werden wie wir. Daher hat man halt nicht so viel Besuch.

In unserer chemiebedufteten Welt ist es in keinem Land mehr einfach zu leben, wenn man MCS hat. Ich hoffe, die Menschen kommen bald zur Vernunft und waschen sich mit Wasser und neutraler Seife wie früher – zurück zur Natur!

Aber ich bin trotzdem sehr glücklich und zufrieden, auch wenn man eben anders leben muss mit MCS, habe ich hier immer noch Natur um mich herum, Stellen wo es nicht so viele Menschen gibt oder überhaupt keine. Und ich denke, dass es hier schon besser ist zum Leben mit MCS als in Deutschland. Dort ist es noch schwieriger, einen einsamen Platz zu finden, weil dort so viele Menschen an einer Stelle leben. Und die Luft ist einfach schlecht.

Für die Menschen, die keine Familie haben und alleine leben, ist es in jedem Land noch viel schwieriger, auch hier. Dann ist man wirklich allein, wenn man MCS hat. Daher wäre es nett, wenn man in jedem Land so was wie MCS-Gemeinschaften gründen könnte. Bis dahin haben wir glücklicherweise das Internet und dort wir sind ja schon eine große MCS-Gemeinschaft.

Wohnraum für Chemikaliensensible in Norwegen

Speziell für Chemikaliensensible ausgestattete Häuser und Wohnungen gibt es nicht wirklich. Aber das Gute ist, dass hier von der Stadt Eigenheime gefördert werden. Das bedeutet, dass ca. 85% der Bevölkerung ein Eigenheim hat. Auch Studenten bekommen schon Finanzierung für ein Eigenheim und die Raten sind auch nicht viel höher, als wenn man zur Miete wohnt. Da kann man im Notfall, wenn das Haus nicht gerade eine reine Giftbombe ist, schon einfacher umbauen, als wenn man zur Miete wohnt.

Aber ein großes Problem ist es, dass die Leute sehr schlecht aufklärt sind. Ökologisches Bauen kommt erst jetzt langsam (gibt es noch ganz wenig), ist aber immer noch in den Kinderschuhen, wie etwa vor 15 Jahren im Deutschland. Die meisten wissen überhaupt nicht, was gesund ist und was nicht. Aber wie gesagt, es kommt jetzt langsam. Ich wusste es auch nicht, die ganzen Infos bekam ich von CSN-Deutschland.

Den Beruf des Baubiologen gibt es hier erst seit letztem Jahr. Daher lassen wir auch unser Haus von einem deutschen Baubiologen bauen. Denn in Deutschland ist man mit Ökologie und Baubiologie schon viel weiter. Im Moment baut man hier Passivhäuser mit Folie (also Wohnen in einer Plastiktüte), das kann nicht gesund sein. Deshalb gehe ich davon aus, dass leider noch mehr Menschen krank werden durch schadstoffbelastetes Innenraumklima. Natürlich sollte man energiesparend bauen, aber das Haus muss deshalb noch lange nicht in Folie eingepackt werden. Wir bauen gerade ökologisch und energiesparend mit Solarenergie, aber das Haus ist zusätzlich gesund und nicht im Plastik eingepackt. Wie schon gesagt, gesundes Bauen ist noch nicht so weit wie in Deutschland und noch in den Kinderschuhen.

Soziale Absicherung bei MCS

Die meisten, die ich kenne mit MCS, haben einen Partner, der halt arbeitet, dann wird man nicht so schnell ein Sozialfall. Hier leben recht wenig Menschen, daher hat man schon die Möglichkeiten, außerhalb zu wohnen mit guter Luft, und für den Partner ist es trotzdem nicht zu weit zur Arbeit in der Stadt. Aber wie gesagt, das ist doch nicht ganz MCS freundlich, und die meisten hier wissen auch nicht, was MCS ist oder ein gesundes Haus. Viele wissen nicht mal, dass sie Beschwerden z.B. durch Giftstoffe im eigenen Haus haben. Doch ein Lichtblick, gerade in der letzten Zeit kommt jetzt immer wieder das Thema krank durch falsches Bauen…usw. Aber über MCS kam noch nie ein Artikel in die Zeitung, soweit ich weiß. Über krank durch Parfum oder Innenraumklima allerdings schon öfter.

Norwegen ein Land mit viel sauberer Luft

In welchem Bereich haben es norwegische MCS Kranke besser als andere Länder?

Ich habe schon in vielen Ländern gelebt, aber Norwegen finde ich am Besten. Auch wenn es hier so oft regnet, ich liebe es. Hier sind die Sommer so schön, mit sehr langen Tagen und nicht zu heiß. Ja, und dann ist natürlich die gute Luft ein großer Vorteil. Wenig Industrie (natürlich wenn man nicht gerade in der Umgebung von Oslo wohnt, da ist die Luftverschmutzung schon hoch.)

MCS kennt man hier nicht so wie in Deutschland, aber wenn man dann Menschen erklärt, was man hat, und dass Parfüm für einen z.B. ein Problem darstellt, habe ich noch nie Ignoranz erlebt.

Eine Frührente auf Grund von MCS oder Vergiftung am Arbeitsplatz ist schwer zu bekommen, da MCS nicht anerkannt ist. Dafür muss man Jahre lang kämpfen wie auch anderswo. Aber wie ich weiß, man wird halt schon langzeitkrankgeschrieben aufgrund von Asthma, das z.B. durch Arbeit ausgelöst wurde. Ja, das ist auch so eine Sache, jedes fünfte Kind in Norwegen hat Asthma, dass könnte man vermeiden, wenn die Haushalte, Schulen, Kindergärten nicht so stark belastet wären mit parfümierter Chemie (Parfüms, Weichspüler, Körperpflege mit Duft…), so traurig, gerade wo es so viele neutrale Produkte gibt.

Was ist in Norwegen für MCS Kranke nachteiliger als anderswo?

Schlimmer als woanders ist nicht viel, nur halt, dass MCS noch nicht anerkannt ist als körperliche Krankheit. Aber ich denke, wenn es hier mehrere Leute angehen würden im Bereich MCS und der Parfümproblematik, könnte schneller etwas Positives erreicht werden.

Ich wünsche mir vor allem duftstofffreie Schulen und Kindergärten. Arme Kinder, die müssen jeden Tag diese giftige lösemittelhaltigen Chemikalien aus Weichspülern und Parfüms von anderen im geschlossenen Innenraum einatmen. Da muss man sich nicht wundern, dass Kinder schon Depressionen haben, ADHD, usw…

Gibt es irgendwelche Hilfe durch Behörden, Stiftungen, Kirchen, etc.?

NEIN!!! Eine einzige Webseite gibt es die Hilfe bietet, die von Kjell Aas,  www.inneklima.com und www.allergiviten.no wo Menschen Infos über MCS bekommen, aber das war’s dann auch. Sehr schön, dass ein Mann, der schon längst in der Rente ist, sich dafür einsetzt. Das ist wirklich großartig.

Ich versuche jetzt auch etwas durch Facebook zu bewegen, dass mehr Menschen hier aktiv werden, und vielleicht passiert endlich etwas, vielleicht bekommen wir dann auch Parfümverbot wie in Canada. Fakt ist, nichts kommt von allein. Man muss schon etwas dafür tun. Schulen, Kindergärten, Politiker etc. informieren, halt überall Infoflyer aufhängen über MCS und auf die Gefahren von Duftstoffen und anderen Innenraumschadstoffen hinweisen.

Viele Grüße an Euch alle aus Norwegen,

Alena

Situation von MCS Kranken in anderen Ländern

Teil 1 – Multiple Chemical Sensitivity und Duftstoffallergien in Norwegen

Weiterer CSN Artikel von Alena:

Anstieg von Allergien, Asthma und MCS – Verbot von Parfüm von Allergie- und Asthmaverein gefordert

Frau mit Chemical Sensitivity gewinnt fast 400.000 Euro in Sick Building Prozess

Gerichtsurteil positiv für Frau mit Multiple=

MCS Kranke erhält fast 400.000 Euro Entschädigung in Sick Building Prozess

Chemical Sensitivity in JapanSeit sie in ihre neue Wohnung zog, ging es der Frau schlecht. Ärzte stellten die Diagnose MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Das Yomiuri Shimbun/ Asia News Network berichte heute über den Fall der Frau, der am Tokio Bezirksgericht gewonnen wurde. Der Bauherr wurde vom Gericht dazu verklagt, 36.6 Millionen Yen, das sind rund 400.000 Euro, als Entschädigung zu zahlen. Die Frau entwickelte gleich nach Bezug ihres Apartments, das sie im Jahr 2000 gekauft hatte, ein Sick Building Syndrome.

Klage wegen MCS und Sick Building Syndrome

Die 48-jährige Teiko Okaya reichte wegen ihrer seither bestehenden Krankheit Klage gegen den Bauherrn ein. Der Streitwert gegen die in Yokohama sitzende Baufirma war auf 87.9 Millionen Yen angesetzt.

Baufirma war nachlässig gewesen

Der vorsitzende Richter am Bezirksgericht Tokio beschloss am Donnerstag, dass die Baufirma nachlässig gehandelt hatte und deswegen verpflichtet sei, die fast 400.000 Euro als Entschädigung an die nun chemikaliensensible Frau zu zahlen. Die Baufirma hatte deswegen nachlässig gehandelt, weil sie die Schadstoffkonzentration der chemischen Substanzen im Innenraum der Wohnung nicht gemessen hatte nach der Fertigstellung.

MCS diagnostiziert – Folge belasteter Wohnung

Laut dem Beschluss des Gerichtes zog Teiko Okaya im Juli 2000 in die Wohnung ein. Bereits wenige Tage später begann sie unter Symptomen, einschließlich schwerer Kopfschmerzen, zu leiden. Die Symptome, die diagnostiziert wurden, sind als Sick Building Syndrome bekannt. Im Juni 2002 wurde bei der Japanerin Chemikalien-Sensitivität (MCS) diagnostiziert. Trotz dass sie im Dezember 2002 aus der schadstoffbelasteten Wohnung auszog, hielten ihre Symptome an.

Recht bekommen

Nach dem Urteilsspruch erschien Frau Okaya bei einer Pressekonferenz in Tokio. Um ihre Symptome zu reduzieren. trug sie eine Schutzmaske und sagte: “ Die Entscheidung bedeutet nicht, dass sich mein Leben ändert. Ich bin jedoch glücklich, dass vom Gericht erkannt wurde, dass ich das Opfer in diesem Rechtsstreit bin.

Traurigerweise ist die Baufirma im Insolvenzverfahren und derzeit nur in der Lage, 6% dessen zu bezahlen, was sie Gläubigern schuldet. Ein Sprecher der Baufirma sagte, man könne keinen Kommentar abgeben, solange man das Urteil nicht vorliegen habe.

MCS von Gericht entschädigt

Der aktuelle Fall ist der zweite Fall in Japan, der bekannt wurde, in dem eine Person wegen MCS eine Entschädigung bekam. Bereits im April hatte ein junger Mann fast 55.000 Euro vom Gericht zugesprochen bekommen. Er hatte durch das Rauchen seiner Kollegen im Büro MCS bekommen. In Japan ist Chemical Sensitivity seit 1. Oktober 2009 eine von Regierungsseite anerkannte Krankheit, die Krankenkassen dazu verpflichtet, medizinische Behandlungen zu bezahlen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. Oktober 2009

Weitere interessante Berichte aus Japan:

Erfahrungen einer MCS Patientin in der Umweltklinik EHC-Dallas

MCS Patientin in einer Umweltklinik in den USA

Diagnostik und Therapie in der Umweltklinik EHC – Dallas

Manuela’s Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends und es gab nur eine Alternative nachdem in Deutschland keine Hilfe für sie gab, ihre Freunde, ihre Famile legte zusammen und ermöglichte ihr einen eine Therapie in der amerikanischen Umweltklinik von Prof. Rea, dem EHC-Dallas. Nachfolgend berichtet sie uns wie es ihr zuvor erging, welche Diagnosen sie hatte und welche Behandung und Diagnostik in der renommierten Umweltklinik durchgeführt wurden.

Plötzlich ging es immer schlechter…

Seit Ende Oktober des vergangenen Jahres hatte und habe ich mit vielschichtigen gesundheitlichen Beschwerden zu kämpfen, die mich fortlaufend an den Rand der Erschöpfung brachten. Besonders gravierend waren dabei massive Verdauungsprobleme (ständig Durchfall, Blähbauch und Brennen im Magenbereich). Dem vorausgegangen waren drei Ereignisse, die ich nicht einordnen konnte: Bei der Vorbereitung zu einer ambulanten OP im Uterus (Entfernung eines Polypen) bekam ich sehr starke Atemnot. Einige Wochen später bekam ich am linken Unterarm eine sehr starke Nesselsucht, die man als mögliche Wiesendermatitis diagnostizierte und die sehr langsam abheilte. Anfang Oktober trank ich im Rahmen eines Gaststättenbesuchs 2 Gläser Wein, die mich seltsamerweise stark betrunken machten. Heute weiß ich, dass das alles Vorboten meiner Erkrankung waren.

Diagnostik und weitere Abwärtsspirale

Ende des Vorjahres stellten sich eine Reihe von Lebensmittelunverträglichkeiten ein. Davon wurden von einem Allergologen lediglich eine leichte Fructoseintoleranz diagnostiziert. Eine Magenspiegelung im Februar 2009 ergab eine leichte chronische Magenschleimhautentzündung, sonst keine auffälligen Befunde. Eine Histaminintoleranz wollte man auf Grund der Laborwerte der Blutuntersuchung nicht in Betracht ziehen, obwohl ich gerade die histaminhaltigen Lebensmittel mit Abstand am schlechtesten vertrug.

Beschwerden über Beschwerden

Unter folgenden Symptomen litt ich besonders: Ständige allgemeine Erschöpfung und Schwäche, trotz Einnahme von Speisen nach dem Essen starke Hungergefühle und das Empfinden, unterzuckert zu sein, Muskelschwäche und Muskelzuckungen an den verschiedensten Stellen im Körper, Gelenk- und Muskelschmerzen, Sehstörungen, Dauerdurchfall, Gedächtnisprobleme, Schwindel,…

Pilze

Ich war vor ca. 4 Jahren schon einmal an einer Darminfektion mit Candida albicans und Candida glabrata erkrankt. Die gleichen diesbezüglichen Symptome einer Darminfektion hatte ich wieder, ohne dass durch Stuhlproben ein Befall nachgewiesen werden konnte. Erst eine Blutuntersuchung beim Hautarzt im August 2009 ergab, dass ich im Blut Antikörper gegen Candida albicans hatte. Ich möchte noch dazu sagen, dass ich seit meiner Kindheit unter den Befall von Nagelpilz und Allergien leide. Vor 2 Jahren wurde bei mir eine Polyallergie und Asthma diagnostiziert. Ca. zwei Jahre lang machte ich auch eine Desensibilisierung mit, die zwar teilweise Erfolg hatte, aber seit dem Auftreten der genannten Beschwerden überhaupt nicht mehr vertragen wurde. Offenbar reagierte ich auch auf die Konservierungsstoffe des verwendeten Materials. Des Weiteren leide ich an einer Skoliose in den Bereichen der BWS und HWS.

Kaum noch Nahrungsmittel tolerierbar

Meine Lebensmittelunverträglichkeiten hatten sich so ausgeweitet, dass ich mich seit Jahresbeginn nur noch von Hirse, Amaranth, Quinoa, Kamut, Vollkornreis, Dinkel, Hühnerfleisch und Pute, sowie Kokosfett, Butter, Rapsöl und Olivenöl ernährte. Innerhalb von 3 Monaten verlor ich 10 kg Gewicht.

Reaktionen auf Chemikalien stellten sich ein

Seit dem Sommer des Jahres stellte sich bei mir eine Überempfindlichkeit gegenüber Düften und Gerüchen ein, besonders gegenüber Parfüms und Duftstoffen in Körperpflegemittel, Kosmetika, Haarpflegemittel, Waschpulver, Reinigungsmittel, Weichspüler, Benzin, Rauch, Tabakrauch, Ausdünstungen von Polstermöbeln und Farben und Lacken. Ich reagiere seitdem auf diese Gerüche sofort mit sehr starken Schwindel, Kreislaufproblemen. rauschartigen Zuständen, Sehstörungen und schließlich mit Gelenkschmerzen und Brennen im Magenbereich.

Statt Verständnis Verhöhnung

Ich muss bedauerlicherweise sagen, dass mich kein Hausarzt mit meinen Beschwerden ernst nahm. Teilweise wurde mir sogar höhnisch empfohlen, ich solle das Leben genießen, ordentlich essen und mal abends ausgehen.

Ich bemühte mich mehrere Monate lang um die Aufnahme in der Umweltklinik in Neukirchen, die von allen Krankenkassen anerkannt wird. Meine Krankenkasse war sogar bereit, die Behandlung zu übernehmen, außer den Fahrtkosten. Aber zwei Hausärzte hielten eine Einweisung nicht für erforderlich, obwohl sich mein Zustand weiter verschlechterte.

EHC – Dallas – Diagnostik – Therapie

Schließlich halfen mir Verwandte und Bekannte, die mir Geld liehen, so dass ich im weltbekannte Environmental Health Center  – Dallas in Texas eine umfangreiche, intensive Diagnostik und Therapie unter Leitung von Dr. Rea wahrnehmen konnte.

Testraum in der Umweltklinik EHC-Dallas, emaillierte Wände, Luftfilter, Duftstoffverbot, etc. Dort wurde u.a. festgestellt, dass ich gegenüber fast allen Lebensmitteln allergisch bin. Eine starke Allergie besteht auch gegenüber Schimmelpilzen, Hund und Katze, und das in fast allen Parfüms verwendeten Orris Root (Veilchenwurzel). Es wurde festgestellt, dass mein ganzer Körper entzündet ist, besonders die Schleimhäute, Blutgefäße und Muskeln. Die venösen Gaswerte meines Blutes sind zu hoch. Mein Körper ist stark mit Arsen, Blei und Cadmium belastet. Kurz gesagt: Ich habe MCS! Mein Zustand rührt einerseits von Umweltgiften her und wird andererseits durch meine Skoliose sehr begünstigt, die fortlaufend zu Nervenquetschungen führt. 3 Autounfälle haben diesbezüglich noch verschärfend gewirkt. Dadurch ist mein vegetatives Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen worden. Außerdem wurde ein erneuter Befall meines Darmes mit Candida albicans festgestellt. Das festzustellen war dem medizinischen Personal in Deutschland nicht möglich oder sie sollten es nicht feststellen, denn die Weigerung, tiefgründigere Untersuchungen an mir vorzunehmen oder mich in eine Umweltklinik einzuweisen, lassen den starken Verdacht auf ein vorsätzliches Handeln erkennen.

Schlafzimmer für Umweltkranke in einem Apartment Ich wohnte in Dallas in einem schadstofffreien Apartment mit ganz purer Ausstattung. Es lag nicht weit von der Klinik entfernt. Man wird mit einem Shuttle Service in die Klinik gebracht oder kann mit anderen mitfahren. Luftfilter, Duschfilter und Wasserfilter, alles war im Apartment für Umweltpatienten vorhanden um dafür zu sorgen, dass man seine Symptome in der reinen Umgebung abbaut. Das ist auch ein Teil der Therapie und man merkt schnell wie gut einem eine pure Wohnumgebung bekommt.

Zuhause konsequent weiter nach Plan

Gegen eine Reihe von Lebensmittel, auf die ich allergisch reagiere, erhielt ich so genannte Antigene, die ich mir seit dem 21.09.09 vierzehn Tage lang täglich und dann später aller vier Tage spritzen muss. Diese bewirken eine Desensibilisierung. Im Gegensatz zu deutschen Desensibilisierungsmaterial sind diese völlig frei von Konservierungsstoffen. Ihre Haltbarkeit wird durch Einfrieren gewährleistet. Des Weiteren muss ich mir jeden 4. Tag eine Desensibilisierung auf Histamin und Serotonin spritzen, welches ich bei Reaktionen auf Lebensmitteln und Duftstoffen zudem bis 4-mal täglich insgesamt spritzen kann. Dr. Rea hatte durch seine Forschungen festgestellt, dass Menschen mit der Symptomatik, wie sie bei mir vorliegt, ein Histamin aufweisen, was nicht richtig funktioniert. Aus meinem Blut wurden T-Zellen entnommen, die dann gezüchtet und so bearbeitet wurden, dass sie nicht mehr überschießend auf Allergene reagieren. Diese Substanz – ALF genannt – muss ich mir ebenfalls jeden 4.Tag spritzen. Diese ganze fortführende Selbst-Behandlung dauert ein Jahr. Sollten die genannten Spritzen nicht ausreichen, um die Reaktionen zu beseitigen, soll ich zudem Bi-Salze nehmen (es gibt auch noch Tri-Salze, dass in ihm enthaltene Natriumbicarbonat [Sodium] vertrage ich aber nicht).

Zur Entgiftung und Stärkung des Körpers nehme ich eine ziemlich hohe Dosis von Vitamin A (in Form von A-Palmitat und  Betacarotin), Vitamin B-Komplex (welches nicht, wie in Deutschland üblich, auf Schimmelbasis hergestellt sein darf) und Vitamin C (hier vertrage ich jedoch viele Sorten nicht), sowie Calcium, Magnesium, Taurin.

Pure Nahrung und Wasser

Ich darf nur noch gute Biokost nach einem konsequent einzuhaltenden Rotationsplan im viertägigen Rhythmus zu mir nehmen. Die mir zur Verfügung stehenden bzw. vom Ernährungsberater verordneten Nahrungsmittel zwingen mich, drei mal am Tag warme Mahlzeiten zu kochen. Das Trink- und Duschwasser muss gefiltert werden. Durch das Filtern des Duschwassers habe ich kein Hautjucken nach dem Duschen mehr. Ich sollte im EHC-D möglichst täglich eine Sauna aufsuchen, da dadurch der Körper sehr entgiftet. Das soll ich auch zu Hause weiter fortführen. Vor dem Saunabesuch sollte ich anfänglich 25mg Niacin, später dann 50mg einnehmen, weil dadurch die Entgiftung verbessert wird.

Saubere Luft –  Sauerstoff als Therapie

MCS Patientin bei der Sauerstofftherapie in der UmweltklinikDie Wohnungsluft muss ständig durch Luftfilter gereinigt werden. Täglich sollte ich auch eine jeweils zweistündige Sauerstofftherapie wahrnehmen.

Diese Sauerstofftherapie bewirkte wahre Wunder. Sie führte jeweils zu einer völligen Entkrampfung meines Körpers. Ich konnte klarer denken und war nicht mehr so vergesslich. Sofort spürte ich, wie meine Entzündungen im Körper aufhörten. Auch diese Sauerstofftherapie soll ich zu Hause fortführen. Außerdem inhalieren Menschen mit meinem Erkrankungsbild sofort Sauerstoff, sobald sie Unverträglichkeitsreaktionen durch Gerüche und Lebensmittel wahrnehmen, sowie, wenn die Entgiftungsreaktionen stark sind.

Resümee

Zusammenfassend kann ich sagen, dass im EHC-D sich mein Gesundheitszustand wesentlich verbessert hat. Aber ich stehe erst am Anfang des Weges, der konsequent weitergeführt werden muss. Leider wird man dabei in Deutschland nicht unterstützt. So muss ich derzeit stark darum kämpfen, dass ich die Sauerstofftherapie weiter durchführen kann. Jeder Tag, auf den ich mit dieser Therapie länger warten muss, wirkt sich auf meine Genesung kontraproduktiv aus. Das spüre ich bereits jetzt, indem die Entzündungen wieder zunehmen.

Autor: Manuela für CSN – Chemical Sensitivity Network, 2. Oktober 2009

Der Krankheitsbegriff MCS und das darin störende C für Chemikalien

Das C im Krankheitsbegriff MCS stresst so manchen

Wissenschaftliche Studien beweisen, dass MCS durch folgende Chemikalien ausgelöst wird:

Organophosphate (OP) und Carbamate, Lösemittel (VOC), Pyrethroide, Chlodane, Lindan, Dieldrin, Aldrin, Kohlenmonoxid, Schwefelwasserstoff und Quecksilber. Pall zitiert in seinem Buch von 2007 vierundzwanzig solcher Studien und Claudia Miller zitiert weitere zwölf Studien. Im neuen Pall-Paper von 2009 werden sogar noch weitere Studien aufgeführt.

UBA: in einer nano-Sendung zu MCS sagt ein Vertreter des UBA, das „C“ habe sich „nicht erwiesen“. Diese Aussage ist nicht kommentierbar. Allerdings muss doch gefragt werden, wie weit man sich international noch blamieren will.

MCS und die Biochemie

Die, die immer schon alles im Voraus wissen, haben eingewandt, dass so viele so unterschiedliche Substanzen mit so unterschiedlichen Wirkweisen nicht das gleiche Krankheitsbild erzeugen könnten. Dies sei unplausibel.

Pall hat jedoch genau das biochemisch nachgewiesen: alle diese Substanzen erzeugen – eigentlich als Nebenwirkung – eine Aktivierung des NMDA-Rezeptors und zwar auf verschiedenen Wegen. Dieser ist nun in der Lage, die NO-Produktion zu erhöhen. Das führt im Weiteren zur Erhöhung der Peroxinitrite (ONOO-). Ab einer bestimmten Schwelle entwickelt sich dies zum Selbstläufer. Es entwickelt sich der NO/ONOO-Zyklus, der nicht zurückgeht.

Chronifizierung erfolgt zwangsläufig

Das ist die Erklärung für die Chronifizierung aller Multisystemerkrankungen (CFS, FM, …). Die Spezialität von MCS ist der Einstieg über den NMDA-Rezeptor. Von dort aus die Symptome zu erklären, ist vergleichsweise leicht:

der NO/ONOO-Zyklus setzt systemische Entzündungsprozesse in Gang. Sie nehmen den Zellen die Energie (Mitochondriopathie). Diese reagieren dann auch auf den geringsten Stress.

MCS ist wissenschaftlich nachvollziehbar

MCS und die anderen MSE-Erkankungen müssen demzufolge auch wissenschaftlich als ausreichend aufgeklärt gelten. Darüber wissen wir mehr, als über M. Parkinson, M. Alzheimer oder MS.

Diejenigen, die immer wieder betonen, sie hätten keine wissenschaftlich erhärteten Ergebnisse in Sachen MCS gefunden, darf man ruhig glauben. Wer im dunklen Keller mit verbundenen Augen Kohlen sortiert, wird nie seine Liebe zur Astronomie entdecken. Diese Leute wird es immer geben. Es ist eher zu fragen, was von einer Nation zu halten ist, in der systematisches Dummstellen zu Ruhm und Ehren führt, ja dieses sogar als wissenschaftliche Forschung honoriert wird.

Thema im nächsten Blog: MCS und Gene

Autor: Dr. Tino Merz, CSN- Chemical Sensitivity Network, 28. September 2009

Weiterführende Informationen:

Erforschung genetischer Faktoren bei Chemikalien-Sensitivität, Chronic Fatigue und Asthma im Tierversuch

Tierversuch zur Erfoschung von Chemikalien-Sensitivität, Chronic Fatique und Asthma

Aufschluss über zugrundeliegende Mechanismen bei Chemical Sensitivity, Chronic Fatique und Asthma durch kontrollierte Tierversuch-Studie

Der Umstand, dass manche Menschen eine Chemikalien-Intoleranz entwickeln, wenn sie Chemikalien in ihrer Umwelt ausgesetzt sind und andere nicht, wirft die Möglichkeit auf, dass genetische Faktoren zur Entwicklung dieser Krankheit beitragen können. Wissenschaftler der University of North Carolina untersuchten diese Möglichkeit mittels kontrollierten Tierversuchs.

Genetisches Tiermodell soll Aufschluss bieten

Die amerikanischen Wissenschaftler fassten für ihre Studie Beweise aus einem genetischen Tiermodell zusammen, das auf cholinerger Hypersensitivität beruht. Dieses Modell schlägt ein abnormes cholinerges System als einen der prädisponierenden genetischen Faktoren vor.

Erhöhte Sensitivität auf Organophosphat-Pestizide

Für ihre Studie wählte das Wissenschaftlerteam speziell gezüchtete Ratten aus, die ganz besondere Merkmale ausweisen. Flinders Sensitive Line (FSL) Ratten bestehen aus Tieren, die durch selektives Züchten etabliert wurden. Die Linie hat eine erhöhte Sensitivität gegenüber Organophosphat-Pestiziden. Durch diese erhöhte Sensitivität der FSL Ratten gegenüber Organophosphaten wurde nachträglich herausgefunden, dass diese speziellen Ratten auch gegenüber direkt wirkenden muskarinischen Agonisten sensibler als herkömmliche Ratten sind. Sie weisen zusätzlich vermehrte Muskarinrezeptoren (auf Acetylcholin ansprechende Rezeptoren) auf, im Vergleich zu selektiv gezüchteten Parallelgruppen, den Ratten der Flinders Resistant Line (FRL) oder wahllos gezüchteten Kontrollratten.

Hypersensitivität – bei Ratten und bei Menschen zu beobachten

Verstärkte Sensitivität gegenüber cholinergen Substanzen wurde ebenfalls bei Menschen in verschiedenen Bevölkerungsteilen festgestellt, einschließlich bei Personen, die unter Chemikalien-Intoleranz leiden. In der Tat weisen FSL Ratten gewisse Verhaltenscharakteristiken in Bezug auf unnormalen Schlaf, Aktivität und Appetit auf, die ebenfalls bei Menschen aus diesen Bevölkerungsteilen in ähnlicher Weise berichtet werden. Ergänzend wurde über die FSL Ratten berichtet, dass sie eine verstärkte Sensitivität gegenüber einer Vielfalt anderer chemischer Substanzen aufweisen.

Bestimmte Bereiche des Körpers sind empfindlicher

Periphere Gewebe, wie die Darmmuskulatur und die weichen Muskelgewebe der Atemwege, scheinen sensibler gegenüber cholinergen Agonisten, als auch einem Antigen, dem Ovalbumin, zu sein.

Nach Exposition Untertemperatur als Reaktion

Untertemperatur, eine zentral gesteuerte Reaktion, ist bei FSL Ratten nach Nikotin und Alkohol stärker ausgeprägt. Auch bei anderen Substanzen, die selektiv für die dopaminergen und serotoninergen Systeme wirken, ist Untertemperatur eine stärker ausgeprägte Reaktion.

Multiple Mechanismen beteiligt

In einigen Fällen wurde bei den Versuchstieren eine verstärkte Sensitivität in Abwesenheit irgendwelcher Veränderungen bei den Rezeptoren, mit denen Medikamente interagieren (Dopamin-Rezeptoren), festgestellt, während Veränderungen bei den Rezeptoren bei anderen Fällen beobachtet wurden (Nikotinischer Rezeptor). Folglich müssen bei der zugrunde liegenden multiplen Chemikalien-Sensitivität / Chemikalien-Intoleranz der FSL Ratten multiple Mechanismen vorhanden sein. Eine Aufklärung dieser weiteren Mechanismen könnte wertvolle Schlüssel liefern insbesondere für solche Menschen, die von Chemikalien-Sensitivität / Chemikalien-Intoleranz betroffen sind.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 27. September 2009

Literatur:

Overstreet DH, Djuric V., A genetic rat model of cholinergic hypersensitivity: implications for chemical intolerance, chronic fatigue, and asthma, University of North Carolina, Ann N Y Acad Sci. 2001 Mar;933:92-102.

Weitere interessante Blogs zum Thema:

Aus dem Praxis-Alltag eines Fließband-Gutachters…

Freitags bei BG-, MDK- oder Rentengutachter…

Bei Gutachtern zählt das was der Auftraggeber fordert, nicht was der MCS Patient tatsächlich hat…denn wess Brot ich ess, des Lied ich sing…und krank durch Chemikalien? Das gibt es nicht!

 

Fließband-Gutachter Praxis

 

DER GUTACHTER liest, wie jeden Freitag, dem Patienten seine vorgefasste Meinung vor

 …so ist zusammenzufassen, dass für Sie, Ihre Beschwerden zwar real sein mögen, aber da die Ursachen nicht zweifelsfrei nachzuweisen sind, kann dennoch nicht objektiv davon ausgegangen werden, dass sie tatsächlich existieren. Wahrscheinlich ist, dass Sie ihre durchlittenen persönlichen Probleme auf vermeindliche Gerüche, Stäube, Dämpfe, Chemikalien projizieren und daher als feindlich oder schädlich ansehen. Kommen Sie damit in Berührung, veranlasst Ihr Unterbewusstsein starke Befindlichkeitsstörungen, die Sie als Krämpfe, Schmerzen, Erschöpfung, Schwindel, Sehstörungen, usw. wahrnehmen. Eine Einweisung in eine geschlossene psychiatrische Abteilung ist daher dringend anzuraten, damit Sie wieder lernen normal auf die Sie umgebende Umwelt….

 

Realisierung: Gerhard für CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. September 2009

Barrierefreiheit für Behinderte in Wahllokalen

MCS eine Behinderung mit vielen Barrieren

Zur Bundestagswahl werden auch viele Behinderte in Deutschland die Wahllokale aufsuchen. Wahllokale sollten demnach so ausgerichtet sein, dass auch Behinderte sie betreten können. Für Bundesbürger, die unter Chemikalien-Sensitivität (MCS) leiden, sind die Modalitäten, ob das Wahllokal betretbar ist oder nicht, noch schwerer zu realisieren, als für Gehbehinderte, Blinde und andere Behinderte. Geringster Kontakt mit Parfum, Raumsprays, Teppichböden, holzschutzmittelbelastete Sporthallen, etc. sorgt bei Chemikaliensensiblen für schwere körperliche Beschwerden, die Stunden oder Tage anhalten können. Barrierefreiheit in Wahllokalen ist für die Bevölkerungsgruppe mit MCS schwer oder kaum umsetzbar.

Thommy’s MCS Blogfrage der Woche:

  • Könnt Ihr als Chemikaliensensible ins Wahllokal gehen, um bei der Bundestagswahl Eure Stimme abzugeben?
  • Ist das Wahllokal an Eurem Wohnort behindertengerecht?
  • Welche Erfahrungen habt Ihr vormals in Wahllokalen gemacht?
  • Geht Ihr diesmal mit Aktivkohlemaske zur Wahl?
  • Oder habt Ihr Euch für eine Briefwahl entschieden?

Qualitätskontrolle bei Psychotherapie dringend notwendig

Psychotherapie unter der Lupe

Nach den Erfahrungen von Pamela Reed Gibson kann auch bei vielen MCS-Kranken ein Bedürfnis nach professioneller psychologischer Unterstützung bestehen. Dies auch und gerade aufgrund der verheerenden Konsequenzen, die diese Erkrankung für ihr Leben hatte. Dazu zählt insbesondere oft der teilweise oder völlige Verlust bisheriger unterstützender sozialer Netzwerke. In ihren Studien fand sie jedoch auch, dass Kontakte mit psychotherapeutisch Tätigen für MCS-Kranke eine besondere Quelle von Ärger und Unzufriedenheit ist.

Studienergebnisse

Häufig sind psychotherapeutische Interventionen alles andere als unterstützend. Nur 17% der von ihren Studienteilnehmern kontaktierten Psychotherapeuten kannten sich mit MCS aus und nur 36% waren letztendlich hilfreich.

Die Betroffenen empfanden die Psychotherapeuten oft in vielerlei Hinsicht als schädlich. So wurden ihre MCS-bedingten Symptome ignoriert oder heruntergespielt (63,6%), mit psychiatrischen Etiketten versehen (54,5%), man gab ihnen Psychopharmaka (44,3%), schlug eine stationäre psychiatrische Behandlung vor (17,6%) oder wies sie gar wegen ihrer MCS-Symptome in psychiatrische Krankenhäuser ein (14,9%).

Am negativsten war die Behandlung, wenn der Therapeut die Rolle eines Gutachters hatte. Die fälschliche psychiatrische Kategorisierung durch die verschiedenen Gesundheitsdienstleister wurde als besonders schlimm erfahren. In ihrer Studie fand Pamela Reed Gibson Diagnosen von Depression, psychosomatischer Erkrankung, Schizophrenie, Panikerkrankung, Neurose, PTSD, Manie, wahnhafte Störung und it’s all in your head – eine MCS-Kranke berichtet: „Man hat mir gesagt, dass ich keine geschwollene Zunge und keinen Zwerchfelldurchbruch haben müsste, wenn ich das nicht wollte.“

In vielen Fällen wurden derartige Diagnosen allein aufgrund der berichteten durch Chemikalienexpositionen verursachten Symptome gestellt, ohne dass überhaupt psychische Symptome vorlagen. Betroffene litten angeblich an „olfaktorischen Wahnvorstellungen“, weil sie Chemikalien in niedrigeren Konzentrationen riechen konnten als andere Leute. In einigen Fällen reichte dies allein für eine Schizophrenie-Diagnose. Bei den MCS-Kranken untergrub dies in der Folge ihr Selbstvertrauen, sie fühlten sich ausgegrenzt, waren stark verärgert und teilweise extrem traumatisiert.

Nicht selten traten auch geschlechtsspezifische Vorurteile auf. In den USA werden gesundheitliche Beschwerden bei Frauen immer noch gern psychischen Faktoren angelastet. Eine Frau berichtete, dass ihr Mann wegen der gleichen Beschwerden, die ihr eine Überweisung zum Psychiater eingebracht hatten, zum Allergologen geschickt wurde.

Psychotherapie und MCS

Nichtsdestotrotz können MCS-Kranke nach Ansicht von Pamela Reed Gibson auch von einer Psychotherapie profitieren. Dabei gibt es sicher Theorien, deren Anhänger man bei der Suche nach einem Psychotherapeuten besser meiden sollte. Wenn man den Richtigen findet, kann aber eine Behandlung bei der Bewältigung und dem Umgang mit der Krankheit sehr hilfreich sein.

Goodheart und Lansing (1997) fassen die Aufgaben für Behandler und Klienten bei der Bewältigung chronischer Erkrankungen in vier Punkten zusammen:

  1. Dem Schaden für das Selbst und die Identität ins Auge blicken.
  2. Die Reorganisation oder Umgestaltung des Selbst durcharbeiten.
  3. Konsolidierung des neuen Selbst und das Erreichen der Stabilität desselben angesichts eines instabilen Körpers.
  4. Bereitstellung der nötigen Nachsorge, um den erreichten Fortschritt aufrecht zu erhalten.

Das adaptive Ziel der Psychotherapie (das gewünschte Ergebnis) für diese Patienten sei, die Stabilität von Selbst und Identität angesichts der körperlichen Instabilität und der unsicheren Zukunft aufrechtzuerhalten. Dem Menschen mit MCS müsse geholfen werden, positive Qualitäten, die sie vor der Erkrankung hatten, zu erhalten, und als Antwort auf die Herausforderungen der Krankheitsbewältigung neue zu entwickeln.

Tipps und Fallen

Konkret sollte man bei der Suche nach einem Therapeuten folgende Punkte beachten:

  • Versuche mit einem wirklich unterstützenden Therapeuten Einflüsse, die von der Herkunftsfamilie stammen und die in keinem Zusammenhang mit den MCS-bedingten Problemen stehen, von letzteren zu trennen.
  • Finde raus, wie die Chemikalienempfindlichkeit andere psychologische Probleme, die Du vielleicht im Laufe der Therapie entdeckst, verkompliziert. Inwiefern komplizieren diese anderen Dinge deine Anstrengungen, mit den Dir durch deine Erkrankung auferlegten Beschränkungen zurecht zu kommen?
  • Ein Therapeut kann Dir direkt bei der Bewältigung von krankheitsbedingten Problemen helfen, z.B. bei der Entwicklung von Fähigkeiten, die Du brauchst, um andere um die für Dich notwendigen Hilfestellungen zu bitten. Zeit- und Energiemanagement kann man lernen. Den Umgang mit Verlusten, Ärger, schlechter Behandlung, Angst und Frustration. Und zu entscheiden, wie viel Aufwand man zur Aufrechterhaltung bestimmter Beziehungen treiben will.
  • Du hast das Recht, einen oder mehrere Therapeuten erst zu befragen und dann einen geeigneten auszusuchen. Du kannst Dich erst erkundigen, welche Vorstellungen er hat und was für einen Ansatz er verfolgt.
  • Frage vorher nach den Umweltbedingungen in den benutzten Räumlichkeiten und ob man bereit und in der Lage ist, auf Deine speziellen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.
  • Frage, was der Therapeut oder die Therapeutin über MCS weiß. Arbeite mit keinem, der nicht an die Realität deiner Erkrankung glaubt (Man würde sich ja auch nicht mit Diabetes von jemandem behandeln lassen, der nicht an Diabetes glaubt und einen auffordert, mehr Zucker zu essen.)

Man beachte: Viele Fachartikel empfehlen Therapeuten, erst ihre Patienten kennen zu lernen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und deren Überzeugungen über MCS nie direkt in Frage zu stellen. Erst allmählich wird dann versucht, die Überzeugung der Klienten, dass Chemikalien sie krank machen, zu ändern.

Autor: Karlheinz, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. September 2009

Literatur:

[1] Pamela Reed Gibson (2006). Multiple Chemical Sensitivity, a Survival Guide (second edition), Earthrive Books.

Serie: Psychiatrisierung bei MCS ein Irrweg Teil I – X