Archiv der Kategorie ‘Medizin‘

Erforschung genetischer Faktoren bei Chemikalien-Sensitivität, Chronic Fatigue und Asthma im Tierversuch

Tierversuch zur Erfoschung von Chemikalien-Sensitivität, Chronic Fatique und Asthma

Aufschluss über zugrundeliegende Mechanismen bei Chemical Sensitivity, Chronic Fatique und Asthma durch kontrollierte Tierversuch-Studie

Der Umstand, dass manche Menschen eine Chemikalien-Intoleranz entwickeln, wenn sie Chemikalien in ihrer Umwelt ausgesetzt sind und andere nicht, wirft die Möglichkeit auf, dass genetische Faktoren zur Entwicklung dieser Krankheit beitragen können. Wissenschaftler der University of North Carolina untersuchten diese Möglichkeit mittels kontrollierten Tierversuchs.

Genetisches Tiermodell soll Aufschluss bieten

Die amerikanischen Wissenschaftler fassten für ihre Studie Beweise aus einem genetischen Tiermodell zusammen, das auf cholinerger Hypersensitivität beruht. Dieses Modell schlägt ein abnormes cholinerges System als einen der prädisponierenden genetischen Faktoren vor.

Erhöhte Sensitivität auf Organophosphat-Pestizide

Für ihre Studie wählte das Wissenschaftlerteam speziell gezüchtete Ratten aus, die ganz besondere Merkmale ausweisen. Flinders Sensitive Line (FSL) Ratten bestehen aus Tieren, die durch selektives Züchten etabliert wurden. Die Linie hat eine erhöhte Sensitivität gegenüber Organophosphat-Pestiziden. Durch diese erhöhte Sensitivität der FSL Ratten gegenüber Organophosphaten wurde nachträglich herausgefunden, dass diese speziellen Ratten auch gegenüber direkt wirkenden muskarinischen Agonisten sensibler als herkömmliche Ratten sind. Sie weisen zusätzlich vermehrte Muskarinrezeptoren (auf Acetylcholin ansprechende Rezeptoren) auf, im Vergleich zu selektiv gezüchteten Parallelgruppen, den Ratten der Flinders Resistant Line (FRL) oder wahllos gezüchteten Kontrollratten.

Hypersensitivität – bei Ratten und bei Menschen zu beobachten

Verstärkte Sensitivität gegenüber cholinergen Substanzen wurde ebenfalls bei Menschen in verschiedenen Bevölkerungsteilen festgestellt, einschließlich bei Personen, die unter Chemikalien-Intoleranz leiden. In der Tat weisen FSL Ratten gewisse Verhaltenscharakteristiken in Bezug auf unnormalen Schlaf, Aktivität und Appetit auf, die ebenfalls bei Menschen aus diesen Bevölkerungsteilen in ähnlicher Weise berichtet werden. Ergänzend wurde über die FSL Ratten berichtet, dass sie eine verstärkte Sensitivität gegenüber einer Vielfalt anderer chemischer Substanzen aufweisen.

Bestimmte Bereiche des Körpers sind empfindlicher

Periphere Gewebe, wie die Darmmuskulatur und die weichen Muskelgewebe der Atemwege, scheinen sensibler gegenüber cholinergen Agonisten, als auch einem Antigen, dem Ovalbumin, zu sein.

Nach Exposition Untertemperatur als Reaktion

Untertemperatur, eine zentral gesteuerte Reaktion, ist bei FSL Ratten nach Nikotin und Alkohol stärker ausgeprägt. Auch bei anderen Substanzen, die selektiv für die dopaminergen und serotoninergen Systeme wirken, ist Untertemperatur eine stärker ausgeprägte Reaktion.

Multiple Mechanismen beteiligt

In einigen Fällen wurde bei den Versuchstieren eine verstärkte Sensitivität in Abwesenheit irgendwelcher Veränderungen bei den Rezeptoren, mit denen Medikamente interagieren (Dopamin-Rezeptoren), festgestellt, während Veränderungen bei den Rezeptoren bei anderen Fällen beobachtet wurden (Nikotinischer Rezeptor). Folglich müssen bei der zugrunde liegenden multiplen Chemikalien-Sensitivität / Chemikalien-Intoleranz der FSL Ratten multiple Mechanismen vorhanden sein. Eine Aufklärung dieser weiteren Mechanismen könnte wertvolle Schlüssel liefern insbesondere für solche Menschen, die von Chemikalien-Sensitivität / Chemikalien-Intoleranz betroffen sind.

Autor:

Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 27. September 2009

Literatur:

Overstreet DH, Djuric V., A genetic rat model of cholinergic hypersensitivity: implications for chemical intolerance, chronic fatigue, and asthma, University of North Carolina, Ann N Y Acad Sci. 2001 Mar;933:92-102.

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Gut geölte Arbeitnehmermaschinen – Gesundheitsprogramme im Betrieb

Fitness Training am Arbeitsplatz

Firmen kümmern sich ja häufig überhaupt nicht um die Gesundheit der Arbeitnehmer. Klar, wer ernsthaft krank ist, fliegt ja sowieso raus. Zum Beispiel, wenn er keine Schadstoffe mehr ertragen kann oder von Lärm und Mobbing dank Hackordnung krank wird. Und Nachschub gibt’s genug. Findige Unternehmer gehen aber einen Schritt weiter. Auch die kleinen Wehwehchen der Arbeitnehmer sind ja ein Problem. Könnte man die verbessern, kann man von seinen Untergebenen mehr Leistung erwarten. Und ein guter Deal ist auch noch drin. Es gilt, eine echte Marktlücke zu stopfen, und Gewinne zu machen.

Wie das geht? Ein Unternehmer lässt in der Firma zum Beispiel Fitnessgeräte aufstellen, wenn viele der Beschäftigten Rückenschmerzen haben. Die Geräte sind hochmodern, echte Innovationen. Die Firma, die diese Geräte anbietet, hat sich darauf spezialisiert, Firmen damit zu beliefern. Jetzt verdienen wirklich alle. Die Mitarbeiter sind leistungsfähiger. Sie können in weniger Zeit mehr schaffen. Vielleicht braucht man dann auf Dauer sogar weniger Leute zu beschäftigen? Und die Firmen, die andere Firmen mit den Geräten beliefern, die haben auch was davon. Wer jetzt nichts davon hat, egal wie es anfangs scheint, ist ja jetzt klar, oder? Genau, die Arbeitnehmer selbst. Warum? Weiterlesen. Dieser Blog hat praktischen Wert für Sie.

Wie funktioniert das Konzept? Beispiel Rückentraining im Betrieb

Wie das ganze im Detail funktioniert, wird uns in der Oktoberausgabe 2009 der Zeitschrift „Öko Test“ erklärt, und äußerst positiv bewertet. Das Thema sind hier Rückenschmerzen, das Positivbeispiel eine Sparkasse, die Fitnessgeräte angeschafft hat. Gleich zu Anfang wird „Rainer Wieland, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Wuppertal“ zitiert. Seiner Meinung nach macht es ja keinen Unterschied, ob jemand „Mülltonnen wuchtet oder am Schreibtisch sitzt“. Ob der schon mal vom Schreibtisch aufgestanden ist und eine Mülltonne gewuchtet hat? Der Stress sei natürlich der größte Haken, meint der werte Herr. Und kein Wort zu den Ursachen der Gesundheitsprobleme der Arbeitnehmer. Den Beschäftigungsverhältnissen. Der Angst vor Arbeitslosigkeit. Den Arbeitsbedingungen, die mit zunehmender Angst vor Arbeitslosigkeit beliebig schlechter werden. Feiner Professor. Er meint, das kann man doch innovativ angehen. Und mit Psychologie hat er’s ja auch, wir haben ja einen Knacks, wenn uns schlecht geht.

Die Elektronik bestimmt die Bewegung, der Chip speichert persönliche Gesundheitsdaten

Der Ökotest erklärt erstmal, dass die bewährten Rückenschulkonzepte nichts bringen. Alles veraltet. Klar, die hat man ja mittlerweile maximal ausgeschöpft, mehr Leute als in die Kurse gehen eben nicht hin. Heute geht das mit Hightech. Der Ökotest beschreibt auch gleich, wie die hübsche Realität in der bayrischen Sparkasse aussieht. Drumherum sind Anzeigen für Kiesertraining und Sparkassen. Für ganzseitige Anzeigen bekommt Ökotest gutes Geld. Da kann man schon mal was Nettes für schreiben. Wussten Sie, dass Zeitungen und Zeitschriften zu etwa 70% aus Werbung finanziert werden?

Weiter im Text. „Da steht es also, das Fitnessgerät. Schwarze Griffe, rotes Kunstlederpolster, graues Metall. Eine Maschine, so zweckgebunden und sinnenfroh wie eine Stechuhr. In diesem Fall ähneln sich sogar die Funktionsweisen. Denn wer den schwarz-rot-grauen Rückentrainer nutzt, schiebt zunächst einen USB-Chip hinein. Man stempelt sich sozusagen ein. Auf dem Chip sind persönliche Daten wie Alter, Gewicht und Fitnesszustand gespeichert.“

Danach fantasiert Ökotest davon, dass das Training auf dem Gerät wie Nintendo für Erwachsene sei. Das Spielchen mit der Maschine soll auch noch Spaß machen. Angeleitet vom virtuellen Trainer macht der arme Sparkassenangestellte x-mal dieselbe Bewegung. „Die Elektronik gibt die Bewegung vor, der Mensch macht sie nach. […] Schummeln ist nicht möglich. Die Elektronik ist streng, sie akzeptiert nur korrekte Beugen. War die Bewegung zu schnell oder zu schlampig, besteht der elektronische Trainer auf Wiederholung.“

Für jeden investierten Euro bekommt die Firma drei bis sieben Euro zurück

Die Sparkasse, die sich mit diesem Programm so sozial hervortut, hat die Rechnung mit dem Geld geschickt gemacht. Das wurde auf Cent und Euro ausgerechnet, was man aus dem Arbeitnehmer dann mehr rausholen kann, wenn man ihn trainiert. „Jeder Euro, der in Gesundheit investiert wird, fließt mit drei bis sieben Euro ins Unternehmen zurück.“ Ist diese Rechnung nicht erschreckend? Denken Sie dran: Hier will man mehr aus den Leuten rausholen und weniger Arbeitnehmer brauchen.

Total funktionalisiert für die Firma. Und dann sollen die Arbeitnehmer auch noch tun, als würde es ihnen Spaß machen. 150 von 500 Angestellten der Sparkasse konnte man schon dafür gewinnen, sich in ihrer Kaffeepause eine Viertelstunde vor die drei verschiedenen Geräte zu spannen, die die Sparkasse angeschafft hat. Der Rest geht mal kurz an die frische Luft oder macht eben Kaffeepause. Wenn die Arbeit, die verlangt wird, eine Pause überhaupt zulässt.

Total funktionalisiert für die Firma – Nur der Arbeitnehmer leidet

Die Sparkasse hat es geschnallt. Es wird investiert, in gut geölte Arbeitnehmermaschinen. Mit Stressmanagement, Yogakursen, Fitnessgeräten. Mit Spaziergängen übrigens nicht. Schließlich sollen auch Firmen verdienen, die Kurse und Fitnessgeräte anbieten. Man kennt sich in den Chefetagen.

Dabei ist frische Luft und einfach die Erlaubnis, in der kurzen Pause lebendig statt vor die Maschine gebaut zu sein, doch das Wichtigste. Gerade wenn man bedenkt, wie laut und vor Allem schadstoffbelastet die meisten Arbeitsplätze, Fabriken wie Büros oder Geschäfte, sind. Einfach mal rausgehen. Vielleicht hält uns das lebendiger.

Möchten Sie eine gut geölte Arbeitnehmermaschine sein? Noch ist es zu verhindern

Noch sind solche Gesundheitsprogramme nur in einem Teil der Firmen vorhanden. Und sie sind freiwillig. Wer Pause hat, kann genauso gut ein kleines Gespräch mit Kollegen führen oder mit dem Brötchen an die frische Luft gehen. Aber diese Programme werden mehr. Irgendwann werden sie entweder offiziell oder als ungeschriebenes Gesetz zur Pflicht werden. Dann wird auch der letzte Teil unserer Pausen noch verwertbar und vermarktbar. Jetzt kann man das aber noch verhindern. Still und leis sich nicht für das Gesundheitsprogramm melden und in der Pause allein oder mit Kollegen auf den Hof oder in den Park verschwinden. Wenn uns unsere Gesundheit etwas wert ist, können wir die Pause ja für einen kleinen Spaziergang nutzen und daheim ein bisschen Gymnastik machen. Dabei geht es dann wenigstens wirklich um uns.

Autor: Amalie, CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. September 2009

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MCS – Multiple Chemical Sensitivity und Duftstoffallergie in Norwegen

Norwegen, glasklare Fjorde, saubere Luft

Eine Studie aus Georgia zeigt, dass rund 36,5 Millionen Amerikaner unter MCS leiden. Auch in Europa gibt es sehr viele Menschen, die überdurchschnittlich auf Chemikalien reagieren. Es gibt sie auch in unserem Land, in Norwegen, trotz viel sauberer Luft.

Wie ist die Situation in Norwegen?

MCS ist in Norwegen bis jetzt noch nicht behördlich anerkannt wie in einigen Ländern, wie Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo MCS mit T78.4 als Vergiftung kodiert wird.

Hoffnungsschimmer für MCS in Norwegen

Großer Dank geht in unserem Land an Prof. Dr. Kjell Aas, Editor bei www.allergiviten.no und www.inneklima.com, weil er eine Menge dafür getan hat, damit MCS auch in Norwegen anerkannt werden könnte. Prof. Dr Kjell Aas und NAAF haben sich für umfangreichere MCS Forschung zusammengeschlossen. Doch leider haben sie bisher keine finanzielle Unterstützung für ihre Vorhaben erhalten.

Was benötigen Chemikaliensensible in Norwegen?

Menschen mit MCS benötigen auch hier Anerkennung ihrer Krankheit und Regelungen für eine duftfreie Umgebung in öffentlichen Bereichen

  • Wir fordern, dass der Staat seine Bürger vor dieser Krankheit schützt
  • Wir regen die Chemische Industrie dazu an, Verantwortung zu übernehmen
  • Wir bitten um Unterstützung und Forschung über MCS in Norwegen

Wir bitten unsere Mitmenschen, die Erwachsenen und Kinder mit Duftstoff- und Chemikaliensensitivität, ernst zu nehmen und Abstand davon zu nehmen, Parfüm und duftstoffhaltige Produkte auf dem Arbeitsplatz, in Schulen, Tagesstätten, etc. und in öffentlichen Gebäuden zu benutzen.

Heutzutage kann man duftfreie Alternativen finden!

Saubere Luft ist wichtig für Alle

Saubere Luft und eine gesunde Innenraumumgebung, die frei ist von Luftverschmutzung durch Parfüms, ist besser für jeden, selbst wenn Probleme durch diese Art von Luftverschmutzung für Menschen mit MCS, Asthma, Allergien, Hypersensitivität, etc. am Größten sind.

Übermäßige Verwendung von Parfüms und parfümierten Produkten an den vielen Orten des Zusammentreffens von Menschen errichten für Erkrankte genauso unüberwindbare Barrieren wie Treppenstufen für Rollstuhlfahrer. (ENVIRONMENT Hemming – a hidden handicap by Kjell Aas)

Autor: Alena für CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. September 2009

Aus dem Praxis-Alltag eines Fließband-Gutachters…

Freitags bei BG-, MDK- oder Rentengutachter…

Bei Gutachtern zählt das was der Auftraggeber fordert, nicht was der MCS Patient tatsächlich hat…denn wess Brot ich ess, des Lied ich sing…und krank durch Chemikalien? Das gibt es nicht!

 

Fließband-Gutachter Praxis

 

DER GUTACHTER liest, wie jeden Freitag, dem Patienten seine vorgefasste Meinung vor

 …so ist zusammenzufassen, dass für Sie, Ihre Beschwerden zwar real sein mögen, aber da die Ursachen nicht zweifelsfrei nachzuweisen sind, kann dennoch nicht objektiv davon ausgegangen werden, dass sie tatsächlich existieren. Wahrscheinlich ist, dass Sie ihre durchlittenen persönlichen Probleme auf vermeindliche Gerüche, Stäube, Dämpfe, Chemikalien projizieren und daher als feindlich oder schädlich ansehen. Kommen Sie damit in Berührung, veranlasst Ihr Unterbewusstsein starke Befindlichkeitsstörungen, die Sie als Krämpfe, Schmerzen, Erschöpfung, Schwindel, Sehstörungen, usw. wahrnehmen. Eine Einweisung in eine geschlossene psychiatrische Abteilung ist daher dringend anzuraten, damit Sie wieder lernen normal auf die Sie umgebende Umwelt….

 

Realisierung: Gerhard für CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. September 2009

US Firma muss fast 1 Million Dollar zahlen – Antibakterielle Ausrüstung in Schuhen stellt Pestizide dar

Schuhe mit antibakterieller Ausrüstung

SAN FRANCISCO – Die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA hat eine Klage gegen einen Konzern für Outdoor Kleidung eingereicht. Die EPA wirft dem Mutterkonzern der Outdoor Firma The North Face vor, nicht zugelassene Pestizide in Handel und Verkauf gebracht zu haben.

Die EPA gibt an, dass The North Face öffentlich unbegründete Gesundheits-versprechen macht bezüglich nicht zugelassener Produkte und deren Fähigkeit, Bakterien und Krankheitserreger zu kontrollieren. Dies stellt laut EPA Pressemitteilung eine Verletzung der staatlichen Gesetzgebung für Insektizide, Fungizide und Rodentizide dar. Die beanstandeten Produkte wurden online ausfindig gemacht und Beweisstücke fanden sich in Einzelhandelsgeschäften von The North Face in San Francisco. Dies veranlasste die Behörde, eine Beschwerde gegen den Mutterkonzern VF Corporation zu erheben.

„Die EPA nimmt ihre Verantwortung, gegen Unternehmen vorzugehen, die Produkte mit unbegründeten antimikrobiellen Fähigkeiten verkaufen, sehr ernst“, sagte Katherine Taylor, die stellvertretende Direktorin der EPA Pacific Southwest Region. „Unbewiesene öffentliche Gesundheitsversprechen können Menschen dazu führen anzunehmen, dass sie beschützt sind vor krankheitsverursachenden Organismen, wobei sie in Wahrheit nicht davor geschützt sind.“

In Frage gestellt wurden mehr als 70 verschiedene Schuhmodelle, die ein AgION silberbehandeltes Fußbett besitzen. Die Firma verkaufte diese Produkte mit den unbegründeten Versprechungen, dass diese Schuhe krankheitsverursachende Bakterien verhindern könnten. Insbesondere beanstandet wurden folgende von The North Face gemachten öffentlichen Gesundheitsversprechen über die Schuhe online und auf Produktverpackungen:

  • „AgION antimikrobielle Silbersubstanzen hemmen das Wachstum von krankheitsauslösenden Bakterien“
  • „Verhindert Bakterien- und Schimmelwachstum“
  • Anhaltende Freisetzung von antimikrobiellen Substanzen

Nachdem The Noth Face von der EPA kontaktiert wurde, stoppte die Firma die Versprechungen, dass ihr Schuhwerk gegen Bakterien schützt, entfernte die Versprechungen auf der Webseite und überarbeitete die Produktverpackungen.

Produkte, die Bakterien oder Erreger töten, sind im festgelegten Sinne Pestizide und müssen von der EPA vor Vertrieb und Verkauf zugelassen werden. Die Behörde lässt kein Pestizid zu, bis sie geprüft hat, dass es kein unzumutbares Risiko darstellt, wenn es gemäß der Gebrauchsanweisung verwendet wird. Konsumenten sollten vorsichtig sein und nachschauen nach der EPA Registrierungsnummer, die auf einem Produktlabel aufgedruckt ist, und sollten die Gebrauchsanweisung für eine ordnungsgemäße Verwendung befolgen.

Literatur:

EPA, „The North Face“ Clothing Parent Company Facing Nearly $1M in Federal Fines Following Unsubstantiated Product Claims, 09/22/2009

Übersetzung: CSN

Qualitätskontrolle bei Psychotherapie dringend notwendig

Psychotherapie unter der Lupe

Nach den Erfahrungen von Pamela Reed Gibson kann auch bei vielen MCS-Kranken ein Bedürfnis nach professioneller psychologischer Unterstützung bestehen. Dies auch und gerade aufgrund der verheerenden Konsequenzen, die diese Erkrankung für ihr Leben hatte. Dazu zählt insbesondere oft der teilweise oder völlige Verlust bisheriger unterstützender sozialer Netzwerke. In ihren Studien fand sie jedoch auch, dass Kontakte mit psychotherapeutisch Tätigen für MCS-Kranke eine besondere Quelle von Ärger und Unzufriedenheit ist.

Studienergebnisse

Häufig sind psychotherapeutische Interventionen alles andere als unterstützend. Nur 17% der von ihren Studienteilnehmern kontaktierten Psychotherapeuten kannten sich mit MCS aus und nur 36% waren letztendlich hilfreich.

Die Betroffenen empfanden die Psychotherapeuten oft in vielerlei Hinsicht als schädlich. So wurden ihre MCS-bedingten Symptome ignoriert oder heruntergespielt (63,6%), mit psychiatrischen Etiketten versehen (54,5%), man gab ihnen Psychopharmaka (44,3%), schlug eine stationäre psychiatrische Behandlung vor (17,6%) oder wies sie gar wegen ihrer MCS-Symptome in psychiatrische Krankenhäuser ein (14,9%).

Am negativsten war die Behandlung, wenn der Therapeut die Rolle eines Gutachters hatte. Die fälschliche psychiatrische Kategorisierung durch die verschiedenen Gesundheitsdienstleister wurde als besonders schlimm erfahren. In ihrer Studie fand Pamela Reed Gibson Diagnosen von Depression, psychosomatischer Erkrankung, Schizophrenie, Panikerkrankung, Neurose, PTSD, Manie, wahnhafte Störung und it’s all in your head – eine MCS-Kranke berichtet: „Man hat mir gesagt, dass ich keine geschwollene Zunge und keinen Zwerchfelldurchbruch haben müsste, wenn ich das nicht wollte.“

In vielen Fällen wurden derartige Diagnosen allein aufgrund der berichteten durch Chemikalienexpositionen verursachten Symptome gestellt, ohne dass überhaupt psychische Symptome vorlagen. Betroffene litten angeblich an „olfaktorischen Wahnvorstellungen“, weil sie Chemikalien in niedrigeren Konzentrationen riechen konnten als andere Leute. In einigen Fällen reichte dies allein für eine Schizophrenie-Diagnose. Bei den MCS-Kranken untergrub dies in der Folge ihr Selbstvertrauen, sie fühlten sich ausgegrenzt, waren stark verärgert und teilweise extrem traumatisiert.

Nicht selten traten auch geschlechtsspezifische Vorurteile auf. In den USA werden gesundheitliche Beschwerden bei Frauen immer noch gern psychischen Faktoren angelastet. Eine Frau berichtete, dass ihr Mann wegen der gleichen Beschwerden, die ihr eine Überweisung zum Psychiater eingebracht hatten, zum Allergologen geschickt wurde.

Psychotherapie und MCS

Nichtsdestotrotz können MCS-Kranke nach Ansicht von Pamela Reed Gibson auch von einer Psychotherapie profitieren. Dabei gibt es sicher Theorien, deren Anhänger man bei der Suche nach einem Psychotherapeuten besser meiden sollte. Wenn man den Richtigen findet, kann aber eine Behandlung bei der Bewältigung und dem Umgang mit der Krankheit sehr hilfreich sein.

Goodheart und Lansing (1997) fassen die Aufgaben für Behandler und Klienten bei der Bewältigung chronischer Erkrankungen in vier Punkten zusammen:

  1. Dem Schaden für das Selbst und die Identität ins Auge blicken.
  2. Die Reorganisation oder Umgestaltung des Selbst durcharbeiten.
  3. Konsolidierung des neuen Selbst und das Erreichen der Stabilität desselben angesichts eines instabilen Körpers.
  4. Bereitstellung der nötigen Nachsorge, um den erreichten Fortschritt aufrecht zu erhalten.

Das adaptive Ziel der Psychotherapie (das gewünschte Ergebnis) für diese Patienten sei, die Stabilität von Selbst und Identität angesichts der körperlichen Instabilität und der unsicheren Zukunft aufrechtzuerhalten. Dem Menschen mit MCS müsse geholfen werden, positive Qualitäten, die sie vor der Erkrankung hatten, zu erhalten, und als Antwort auf die Herausforderungen der Krankheitsbewältigung neue zu entwickeln.

Tipps und Fallen

Konkret sollte man bei der Suche nach einem Therapeuten folgende Punkte beachten:

  • Versuche mit einem wirklich unterstützenden Therapeuten Einflüsse, die von der Herkunftsfamilie stammen und die in keinem Zusammenhang mit den MCS-bedingten Problemen stehen, von letzteren zu trennen.
  • Finde raus, wie die Chemikalienempfindlichkeit andere psychologische Probleme, die Du vielleicht im Laufe der Therapie entdeckst, verkompliziert. Inwiefern komplizieren diese anderen Dinge deine Anstrengungen, mit den Dir durch deine Erkrankung auferlegten Beschränkungen zurecht zu kommen?
  • Ein Therapeut kann Dir direkt bei der Bewältigung von krankheitsbedingten Problemen helfen, z.B. bei der Entwicklung von Fähigkeiten, die Du brauchst, um andere um die für Dich notwendigen Hilfestellungen zu bitten. Zeit- und Energiemanagement kann man lernen. Den Umgang mit Verlusten, Ärger, schlechter Behandlung, Angst und Frustration. Und zu entscheiden, wie viel Aufwand man zur Aufrechterhaltung bestimmter Beziehungen treiben will.
  • Du hast das Recht, einen oder mehrere Therapeuten erst zu befragen und dann einen geeigneten auszusuchen. Du kannst Dich erst erkundigen, welche Vorstellungen er hat und was für einen Ansatz er verfolgt.
  • Frage vorher nach den Umweltbedingungen in den benutzten Räumlichkeiten und ob man bereit und in der Lage ist, auf Deine speziellen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.
  • Frage, was der Therapeut oder die Therapeutin über MCS weiß. Arbeite mit keinem, der nicht an die Realität deiner Erkrankung glaubt (Man würde sich ja auch nicht mit Diabetes von jemandem behandeln lassen, der nicht an Diabetes glaubt und einen auffordert, mehr Zucker zu essen.)

Man beachte: Viele Fachartikel empfehlen Therapeuten, erst ihre Patienten kennen zu lernen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und deren Überzeugungen über MCS nie direkt in Frage zu stellen. Erst allmählich wird dann versucht, die Überzeugung der Klienten, dass Chemikalien sie krank machen, zu ändern.

Autor: Karlheinz, CSN – Chemical Sensitivity Network, 21. September 2009

Literatur:

[1] Pamela Reed Gibson (2006). Multiple Chemical Sensitivity, a Survival Guide (second edition), Earthrive Books.

Serie: Psychiatrisierung bei MCS ein Irrweg Teil I – X

Gedicht: Selbstdiagnose

MCS nimmt alles: Freiheit, Freunde, Würde,... 

MCS ist keine Krankheit wie jede andere, es ist eine Krankheit, die alles nimmt, und nicht nur das, wie das nachfolgende Gedicht zum Ausdruck bringt:

 

Selbstdiagnose

 

Wenn dich Krankenhäuser krank machen

statt gesund

wenn dich Ärzte auslachen

statt dich ernst zu nehmen

wenn dich deine Mitmenschen für verrückt erklären

statt dich zu fragen, was dir wirklich fehlt

wenn Freunde davon laufen, statt dir die Treue zu halten

weil sie sich überfordert fühlen

wenn du die Selbstisolation wählen musst

weil du sonst zu Grunde gehst

wenn du auf diesem Planeten leben musst

als wärest du ein Außerirdischer

und gerade deshalb niemand Mitleid

mit dir hat,

dann hast du MCS.

—-

 

Autor: Gerhard für CSN  – Chemical Sensitivity Network, 20. September 2009

 

Weitere Gedichte von Gerhard:

Zeitkritisches Gedicht: Verfluchtes Pack

Gedicht: Was bleibt von mir?

Grußwort zur taz Panter Preis Verleihung

CSN Grußwort zum taz Panter Preis

Grußwort zur taz Panter Preis Verleihung

Bis zur letzten Sekunde hatte ich gehofft, dass ich bei der heutigen Vergabe des taz Panter Preises teilnehmen könnte. Meine Chemikalien-Sensitivität hat mir leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Daher möchte ich Ihnen auf diesem Wege meine Grüsse und die vieler chemikaliensensibler Menschen übermitteln, die ebenfalls gerne am heutigen Abend dabei gewesen wären.

Wir alle haben uns sehr über die Nominierung zum taz Preis gefreut. Es kam soviel positive Resonanz, sogar ein sehr guter Fernsehbeitrag zu bester Sendezeit kam dadurch bereits zustande.

Ich möchte mich besonders bei der taz Redaktion und den taz Teams, die uns aufsuchten, ganz herzlich bedanken. Schon die Nominierungszeit war großartig und ungeheuer spannend.

Die taz Nominierung hat für uns das Licht auf ein Thema gerückt, das als rotes Tuch gilt, weil es unbequem ist und meist totgeschwiegen wird. Gerade deshalb waren die Erkrankten so sehr erfreut über die Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wurde. Wir erhielten Zuschriften aus ganz Deutschland, aus anderen europäischen Ländern und aus den USA. Alle sind in Gedanken heute Abend bei uns. Ob Dr. Binz und ich den Panter Preis erhalten, ist für all diese durch Chemikalien erkrankten Menschen nicht einmal so wichtig, denn wie ich waren auch sie der Meinung, den Preis hätte eigentlich jeder Nominierte verdient, weil alle Projekte herausragend sind.

Deshalb haben wir alle nur einen Wunsch, dass es heute ein gelungener Abend wird und alle Anwesenden für uns Umweltkranke, die wir nicht dabei sein können, kräftig mitfeiern.

Viel Spaß am heutigen Abend und ein herzliches Danke an alle, die uns mit ihrer Stimme unterstützten,

Silvia K. Müller

CSN – Chemical Sensitivity Network

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Wir halten Euch hier im CSN Blog und im CSN Forum auf dem Laufenden wer den diesjährigen taz Panter Preis heute Abend erhält.

taz Panter Preis 2009 – Morgen ist Preisverleihung

Preisverleihung taz Panter Preis 2009

Am morgigen Samstag findet in Berlin in der Komischen Oper die Preisverleihung des diesjährigen taz Panter Preises statt. Der Preis wird zum 5. Mal an Menschen vergeben, die sich im besonderen Maße ehrenamtlich für andere einsetzen.

Es werden morgen, wie jedes Jahr, zwei taz-Panter verliehen werden:

Der erste Panter Preis wird von der taz Jury vergeben, die sich aus taz-RedakteurInnen und Prominenten zusammensetzt.

Den zweiten Panter Preis haben taz Leser mit ihrer Stimme vergeben.

Zu den sechs Nominierten in diesem Jahr gehören Silvia K. Müller – CSN und Dr. Peter Binz – Neurologe. Beide setzen sich seit über eineinhalb Jahrzehnten für Menschen ein, die durch Chemikalien erkrankten. Viele dieser Menschen entwickelten zu ihren Gesundheitsschäden eine Chemikalien-Sensitivität (MCS), die ihnen ein normales Leben in der Gesellschaft unmöglich macht.

Ob das Team Müller/Binz einen taz Panter Preis erhält, entscheidet sich morgen. Karten, um an der Preisverleihung teilzunehmen, sind im taz Cafe und an der Abendkasse erhältlich.

Taz Panter Preis Verleihung 2009 in der Komischen Oper in Berlin

21:00 Uhr. Einlass: 20:45 Uhr

MUSIK

Maren Kroymann & Band

MODERATION

Jörg Thadeusz & Bettina Rust

Außerdem mit:

  • Rufus Beck, Schauspieler
  • Bettina Böttinger, Fernsehmoderatorin
  • Ines Pohl, Chefredakteurin der taz
  • Bettina Gaus, politische Korrespondentin der taz
  • Elke Schmitter, Schriftstellerin und Kuratorin der taz Panter Stiftung

Umweltmedizin: Der Erlanger Fake

Erlanger Fake

Wie im letzten Blog gezeigt, hätte die Psychodebatte gar nicht stattfinden dürfen, wenn es nach dem anerkannten Stand der Wissenschaft (auf WHO-Level) gegangen wäre.

Wie ist sie nun eingeführt worden? Grundlage für den „Ökochonder“ (erfunden in der Ärztezeitung, vom Spiegel verbreitet) war die sog. Erlanger Studie (1995). Es wurden 90 Patienten untersucht und verlautbart, man habe keinen Umweltbezug finden können, aber psychische Auffälligkeiten. Wissenschaftlich ist seit 1985 bekannt, dass neurotoxische Stoffe psychische Funktionsstörungen hervorrufen und Singer stellte 1990 heraus, dass dies Frühsymptome sind. Die psychischen Auffälligkeiten waren demnach der Umweltbezug. Dass man solche finden würde, war im Voraus zu erwarten. Man hat einfach die Ursache uminterpretiert. Das praktische am Erlanger Fake ist, dass er in anderen Studien wiederholt werden kann. Das Ergebnis ist garantiert.

Es sei noch angemerkt, dass die Struktur der psychischen Störungen anders ist als bei psychiatrischen Erkrankungen. Dies ist in der RKI-Studie nachlesbar (S. 170 ff) und auch die gängige Erfahrung von Patienten, die sich einer psychiatrischen Untersuchung gestellt haben. Vielen wurde gesagt: „Sie haben psychische Probleme, die aber nicht psychiatrisch therapierbar sind“. Dies zeigt, dass eine gründliche psychiatrische Untersuchung stets zutage bringt, was seit über 20 Jahren wissenschaftlich bekannt ist.

Es sei schließlich darauf hingewiesen, das der Arbeitskreis MCS der DEGAUM (Deut. Ges. f. Arbeits- und Umweltmedizin) 2002 publiziert hat, dass MCS eine schwere organische Erkrankung ist und Psychotherapie allenfalls stützenden Charakter haben kann (weiteres: Strategiepapier). Leider werden solche Eingeständnisse von der Patientenszene nicht genutzt und so der Weg geebnet, dass derartige Fortschritte auch wieder zurückgenommen werden, was 2005 erfolgte.

Wären die wissenschaftlich entscheidenden Tatsachen bei den Betroffenen bekannt, wären solche Revisionen nicht möglich.

Im nächsten Blog: die wissenschaftlichen Beweise dafür, dass MCS durch Lösemittel, Organophosphate, Carbamate, Pyrethroide, einige chlororganische Pestizide, Kohlenmonoxid, Schwefelwasserstoff und Quecksilber erzeugt wird.

Autor: Dr. Tino Merz, Sachverständiger für Umweltfragen für CSN – Chemical Sensitivity Network, 8. September 2009

Teil 1: Gezielte Propaganda gegen MCS zur Täuschung der Rechtspflege über den Stand der Wissenschaft

Weiterführende Informationen: