Monatsarchiv für September 2009

Gedicht der Glasprinzessin: Geborgenheit

Jeder kann dem anderen Geborgenheit geben

Geborgenheit

Eingekuschelt in Geborgenheit

Arme – die dich halten und wiegen

Hand in Hand am See entlang

ein Augenblick

Wärme

Nähe

Wohlergehen.

Eingepackt in Geborgenheit

das Gefühl von Heimat

ein Lächeln auf den Lippen

ein Augenblick

sehende Augen

helfende Hände

Begegnung.

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Mona’s Geschichte: Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und eine Geschichte der Glasprinzessin:

Naturchaos * Heilung * Rotkehlia, das Rotkehlchen erzählt aus seinem Leben * Dazwischen * Sonntagsgeschichte: Papo Mio’s Oase für Umweltkranke * Isolation – Sonntagsgedicht der Glasprinzessin * Vertigo * Wohlig * Am Bug * Ich nehm Dich mit* KinderlachenEinsicht – Aussicht Im Walde * Tausendschönchen * Karrusell * Der Piano-Player * Von Mara zu Joy * Finden

Zeitkritisches Gedicht: Verfluchtes Pack

MCS - Multiple Chemical Sensitivity kann jeden erwischen

Verfluchtes Pack

 

Und er sah arrogant herab

auf die Kranken

die nach seinen Messungen

überhaupt nicht krank.

 

Verfluchte Meute diese,

wollen stören unser Geschäft,

dass die Wirtschaft gesund hält.

 

Wer ist krank?

Das bestimmen

immer noch wir!

Überdrehtes Pack,

will uns noch belehren

was Krankheit ist.

 

Sollen sie doch meiden,

was duftet, schmeckt und

voller Farbe.

 

Hilfe!

Luft, Luft…

… dreht sich alles,

was ist los mit mir?

 

Hilfe!

Hört mich denn

niemand?

… muss wohl an diesem Parfüm…

…s´war doch so teuer…

 

Hilfe!

Niemand hört mich,

dieses verfluchte Pack…

—-

Autor: Gerhard für CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. September 2009

 

Dieses zeitkritische Gedicht wurde von Gerhard geschrieben. Seine Frau hat schwere Chemikalien-Sensitivität (MCS). Eine Krankheit die jeden treffen kann, auch die, die Chemikalien-Sensitivität bewusst in Abrede stellen.

 

Weiteres Gedicht von Gerhard: Was bleibt von mir?

Twittern ist der Trend 2009, CSN twittert – Sie können das auch!

CSN auf Twitter

Micro-Blogging auf Twitter ist die momentan modernste Art der Kommunikation im Internet und kostet weniger Zeit als alle bisherigen Möglichkeiten wie Blog oder Forum. Wie geht es? Auf www.twitter.com registrieren – ganz einfach, auf „Sign up now“ klicken. Ein Feld wird aufgerufen, in dem man den gewünschten Namen usw. eingibt, und eine Kurzbeschreibung.

Dann hat man eine Twitter-Seite und ein kleines Feld, in dem man Nachrichten in 140 Zeichen eingeben kann. Später, wenn man angemeldet ist, kann man unter „Settings“ auf das Bild neben dem Usernamen klicken und ein eigenes Bild hochladen. Das ist etwas weniger als bei einer SMS.

So bekommen Sie Mitleser („Follower“)

Schließlich muss man viele Leute anklicken, also „followen“. Das ist ganz einfach. Man klickt auf einen Twitter-User. Unter dessen Userbild kann man dann „Follow“ anklicken. Schon verfolgt man jemanden. Was dieser User schreibt, erscheint dann unter dem eigenen Schreibfeld, so wie die eigenen Einträge („Tweets“).

Übrigens kann man auch in der rechten Leiste bei einem User auf „Following“ und „Followers“ klicken. Dann erscheint eine Liste der User, die dieser User verfolgt bzw. die ihn verfolgen. Die User werden gezeigt mit Name, Bild, letztem Tweet. Auf dieser Liste gibt es neben jedem gelisteten User ein Bild mit einem schematischen Porträt und einem Plus oben Links. Das ist der Button, auf den man klicken muss, um diesen User zu verfolgen.

Diese Symbole in der Leiste rechts hat man auch, wenn man sein eigenes Profil anklickt. Hier kann man auch verwalten, wen man nicht mehr verfolgen möchte bzw. wer einen nicht mehr verfolgen soll. Auf das Symbol neben dem „Follow“-Button kann man klicken, um einen User in einer Nachricht zu erwähnen (@xy ihr tweet). Ebenso erscheinen noch zwei andere Felder, „Unfollow“ (nicht mehr verfolgen), „Block“ (nicht mehr verfolgt werden).

Andere User sehen in ihrer Liste, dass Sie sie verfolgen. Dann werden Sie, wenn Sie Glück haben, auch angeklickt, und gewinnen Mitleser. Tipp: Regelmäßig Twittern, nettes Userbild auswählen, viele Leute verfolgen, dann kommen die Follower schon.

Retweets, Minilinks und Suchbegriffe

Um einen User zu erwähnen oder einen RT (Retweet, Antwort oder Weitergabe einer Nachricht) zu machen, schreibt man @(Username). Damit die Nachricht nicht nur dieser User, sondern alle lesen können, schreibt man das @ nicht als ersten Buchstaben der Nachricht, sonder zum Beispiel (ihre Nachricht) @xy; oder RT @xy (ihre Nachricht).

Nur 140 Zeichen zu schreiben und sonst nichts kann auf die Dauer natürlich langweilig werden. Interessanter: Gute Links mit ein bisschen Antext twittern. Aber viele Links sind schon an sich größer als 140 Zeichen. Was tun? Einfach auf www.tinyurl.de gehen. Auf dieser Seite gibt es nur ein Feld, in das Sie Ihren Link einkopieren können. Auf „go!“ klicken, schon erscheint in einem Feld unter dem Link ein Minilink, eine kurze Buchstabenkombination. Kopieren und auf Twitter als Link verwenden.

Damit ihre Tweets gefunden werden, können Sie sie mit Suchworten versehen, die dann in der Suchfunktion von Twitter auftauchen. Ein Wort wird zum Suchwort, indem man das Zeichen „#“ davor setzt, also z.B. #btw09 oder #schweinegrippe. Zum Thema #btw09 (= Bundestagswahl 2009). Wenn Sie sagen wollen, dass Sie eine Partei gut finden, schreiben Sie z.B. #piraten+. Finden Sie eine Partei nicht gut, schreiben Sie kein Plus, sondern ein Minus, z.B. #npd-.

Das war alles zu theoretisch? Na, probieren Sie es einfach aus. Im praktischen Umgang ist Twitter super einfach, eins kommt zum nächsten. Es ist übrigens ganz normal, mehrere hundert Leute zu verfolgen, um auch von möglichst vielen verfolgt zu werden. Wer im 21. Jahrhundert angekommen ist, twittert. Versuchen Sie es also einfach!

CSNs Blogger sind auch sehr twitteraktiv. Sie wollen sich auf Twitter anmelden und die ersten Follower suchen? Dann schauen Sie mal hier:

  • www.twitter.com/CSN_deutschland
  • www.twitter.com/SilviaMueller
  • www.twitter.com/Jumper11
  • www.twitter.com/Toxicwarrior
  • www.twitter.com/Energiefox
  • www.twitter.com/ApisNigra
  • www.twitter.com/KirchnerAmalie
  • www.twitter.com/sys_oeko
  • Die CSN-Tweeties haben einen entscheidenden Vorteil. Sie schreiben hochwertige Tweets und sind garantiert keine Werbefritzen. Sie alle anzuklicken lohnt, weil sie sicher nicht jeden Tag alle dasselbe schreiben, sondern ziemlich unterschiedlich sind und auch nicht nur zu CSN, sondern auch zu vielen anderen Themen twittern.

    Also:

    „Bitte noch mehr #Tweeties und viele RTs @CSN_deutschland bitte RT #csn http://i8t.de/nzkuqzge Auf dass wir nie zensiert werden #zensur“

    Autor: Amalie, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. September 2009

    Mit giftiger Schulausrüstung die Gesundheit der Kinder leichtsinnig verspielen? Es geht auch anders!

    Schule hat angefangen, Schüler sind durch giftige Schulartikel oft Schadstoffen ausgesetzt

    Die Sommerferien sind in den meisten Bundesländern beendet bzw. in einigen wenigen steht der Schulbeginn kurz bevor. Seit längerem werden die unterschiedlichsten Schulutensilien unübersehbar in vielen Geschäften und Einkaufsmärkten zum Verkauf angeboten, und so manches Teil geht zum verlockenden Schnäppchenpreis über den Ladentisch. Leider machen toxische Schadstoffe vor Utensilien für die Schule keinen Halt und es besteht die Gefahr, dass sich unsere Jüngsten nicht nur an den sog. „Ernst des Lebens“ im Schulalltag gewöhnen müssen, sondern durch chemikalienbelastete Schulausrüstung schwer krank werden können.

    Jedes zehnte Produkt im Schulranzen strotzt vor toxischen Substanzen

    Focus online berichtete bereits im vergangenen Jahr über die Prüfung von Schulbedarfsartikel durch die Stiftung Warentest, die zu einem besorgniserregenden Testergebnis gelangte. Demnach ist jedes zehnte der 105 getesteten Artikel stark mit Schadstoffen kontaminiert und hätte so überhaupt nicht verkauft werden dürfen.

    Ob Filzstifte, Lineal oder Radiergummi – gesundheitsgefährdende Weichmacher wie DEHP, DBP oder BBP lassen grüßen! Doch all dem nicht genug, Buntstifte schossen im Angebot der nachgewiesenen toxischen Substanzen den Vogel ab. Sie enthielten Weichmacher in der Lackschicht, die in der EU für Spielzeug generell verboten sind. Farbkästen, Wachsmal-, Bunt- und Filzstifte zählen zu den Spielwaren, da Kinder sie auch gerne außerhalb der Schule verwenden. Umso schlimmer, so werden die Kids vermutlich auch noch am Nachmittag durch Chemikalien gesundheitlich geschädigt. Das krebserregende Lösungsmittel Benzol fanden die Tester in einem Faserstift. Im Radiergummi „Peliklid“ wurde der Weichmacher DEHP um mehr als das 200-Fache überschritten. Aber auch Barium, PAK, Blei- und chromhaltige Farbe wurden in den Schulutensilien nachgewiesen.

    Risiko von Erbgutschäden im Kindesalter – Verbraucherschutz versagt!

    Aus einem Bericht der taz ist lt. TÜV Rheinland zu erfahren, dass Schulsachen auch in diesem Jahr größtenteils einen Cocktail gefährlicher Chemikalien enthalten. Ralf Diekmann warnt vor Schwermetallen und Lösungsmittel in Stiften, die bereits durch Speichelkontakt zu Erbgutschäden führen können. Die aus Federmäppchen, Sportbeuteln und Schulranzen entweichenden Weichmacher können u. a. Kopfschmerzen und Lernstörungen verursachen. Er bemängelt, dass mögliche Gesundheitsgefahren oft nicht ernst genommen würden.

    Schadstoffbelastungen unserer Kinder besorgniserregend

    Das UBA kritisiert, dass die Belastungen der Kinder mit fruchtbarkeitsschädigenden Phthalaten zu hoch sind. Die Studienergebnisse dokumentieren, dass die Auswirkungen der Schadstoffexpositionen im Lebensumfeld unserer Kinder dringendes Handeln erfordern und dass Abhilfe schaffen unerlässlich ist. Unsere Liebsten sind in ihrem schulischen Tagesablauf nicht „nur“ mit den Schadstoffen ihrer Schulausrüstung konfrontiert. Viele Schulen sind hochgradig sanierungsbedürftig, jedoch viel schlimmer ist die Tatsache, dass immer mehr Schulen potentielle krankmachende Giftquellen darstellen und Schimmelbelastungen aufweisen. In ganz Deutschland werden an Schulen in zunehmendem Ausmaß immer mehr toxische Chemikalien nachgewiesen. Die Medien bestätigen anhand vieler Beispiele, dass hier unvorstellbare Zustände herrschen, jedoch das dringend erforderliche Handeln in den meisten Fällen Fehlanzeige ist.

    Unantastbarkeit unserer Gesundheit nur auf dem Papier…

    Kinder sind die Zukunft eines jeden Staates, der Grundstock und sozusagen das Wichtigste überhaupt. In Deutschland ist zu kritisieren, dass der Verbraucherschutz allzu oft versagt. Die Interessen der Bevölkerung, z. B. die Gewährleistung unserer Gesundheit sowie umfangreicher Verbraucherschutz, sind als unzureichend einzustufen. Die jedem von uns per Grundgesetz zugestandene Unantastbarkeit der Gesundheit findet demzufolge nur auf dem Papier statt. Es müssen grundlegende Veränderungen durch die verantwortlichen Politiker umgesetzt werden, damit unser höchstes Gut, unsere Gesundheit, auch tatsächlich gewahrt wird. Als völlig unverständlich ist es anzusehen, dass gerade die Gesundheit unserer Kinder unnötigerweise fahrlässig und leichtsinnig verspielt wird. Langzeitschäden durch Chemikalienexpositionen sind vorprogrammiert. Konfrontationspunkte gibt es bei unserem heutigen hochtechnisierten, chemieumgebenen Lebensstandard bekanntlich nicht nur in der Schule.

    Schadstoffquellen in allen Lebensbereichen

    Rechnet man mögliche Schadstoffbelastungen in der Atemluft, im häuslichen Umfeld, in unseren Lebensmitteln und die Gesundheitsbelastungen durch Mobilfunk zu den bereits erwähnten möglichen Auslösern hinzu, kommt ein ordentlicher Mix an gesundheitsbelastenden Faktoren zusammen. Die Gesundheit der Bevölkerung, speziell die unserer Kinder, müsste bei den Verantwortlichen an erster Stelle stehen. Stattdessen werden überwiegend wirtschaftswachstumsgesteuerte Entscheidungen umgesetzt und unsere Gesundheit sowie der Verbraucherschutz lediglich als Anhängsel behandelt. Auch das 2007 in Kraft getretene REACH-Gesetz ändert bis weilen nichts an dem inakzeptablen Zustand. Chemikalienbelastete Produkte mit krankmachendem Potential dürften generell nicht in den Handel gelangen. Hier ist die Politik gefordert, denn es ist untragbar, dass die Gesundheit unserer Kinder sinnlos verspielt und ihre Zukunft ohne eigenes Verschulden bereits im Kindesalter in den Sand gesetzt wird.

    Markenprodukte sind oft die bessere Wahl

    In den untersuchten Schulartikel wurden auffallend hohe Schadstoffbelastungen bei Billigprodukten nachgewiesen. Daher ist zu empfehlen, sich nicht von den verlockenden Schnäppchenangeboten zum unüberlegten Kauf verleiten zu lassen. Sicherer ist es, nach Markenware Ausschau zu halten. Viele Produkte gibt es in schadstoffgeprüfter Qualität und in naturbelassener Holzausführung ohne Lackbeschichtung. Lt. Focus empfehlen Experten, um auf Nummer sicher zu gehen, sich an den Prüfzeichen „LGA tested“ und „LGA Qualitätszertifikat“ zu orientieren, da derartig gekennzeichneten Produkte eine Schadstoffprüfung durchlaufen haben.

    Gesundes Lernen ohne negative Umwelteinflüsse mit Qualität ohne Chemie

    Mit nachhaltigen und gesundheitlich unbedenklichen Schulartikel können sich Eltern auf der sicheren Seite wiegen. Immer mehr Eltern greifen zu chemisch unbelasteten Schulmaterialien und kaufen z. B. bei Ökoversandhäusern im Internet ein.

    Tipps, damit das Lernen im Schulalltag ungetrübt Spaß machen kann:

    • Schulranzen ohne Verwendung von Azofarben und aus PVC- und weichmacherfreien Materialien
    • Schulutensilien selbst zusammenstellen
    • z. B. Buntstifte mit ungiftigen Farbpigmenten
    • chlor- und weichmacherfreie Radiergummis aus Naturkautschuk anstelle von herkömmlichen Radierern aus PVC
    • Mäppchen aus Leinen, Jute oder pflanzengegerbten Leder
    • Füller, Stifte und Filzstifte, die Pflanzenfarben enthalten
    • Hefte,  Zeichenblock & Co. aus Recyclingpapier
    • Ordner und Ringbücher aus weichmacherfreier kaschierter Recyclingpappe können echte Hingucker sein!
    • Schnellhefter aus Papier
    • chlor- und schwermetallfreie Polypropylen-Schnellhefter anstelle der handelsüblichen Variante aus PVC

    Mit dem Kaufentscheid für alternative Schulbedarfsartikel schlagen verantwortungs-bewusste Eltern gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Die Gesundheit ihrer Kinder wird nicht nur nachhaltig geschont, sondern auch ganz nebenbei die der Beschäftigten während des Produktionsprozesses. Ein weiterer dicker Pluspunkt ist der Umweltaspekt. Bei der Herstellung und Entsorgung haben die ökologischen Schulutensilien ganz klar die Nase vorn. Es fallen weitaus weniger umweltbelastende Chemikalien, Plastikmüll und Weichmacher an. Es ist zu hoffen, dass der immer lauter werdende Wunsch der Konsumenten, generell gesunde und schadstoffarme Produkte zu erwerben, bei den Herstellern intensiveres Gehör findet. Umwelt- und gesundheitsschonende Waren sollten nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein, überall angeboten werden und keine Detektivarbeit erfordern.

    Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. September 2009

    Diagnose MCS – Ein Cleanroom schafft gesundheitliche Stabilität

    Cleanroom für MCS - Multiple=

    Die Diagnose MCS – Chemikalien-Sensitivität ist für einen Erkrankten in der Regel schon lange klar, bevor sie ein Arzt ausspricht. Was sollte es sonst sein, wenn es einem ständig von minimalen Konzentrationen von Parfüm, Abgasen, frischer Lackfarbe körperlich von einer Minute auf die andere total schlecht geht? Oder wenn der Geruch von Nachbars Wäsche im Nu dafür sorgt, dass man Kopfschmerzen und Schwindel bekommt, man kaum noch richtig reden kann und nur noch ins Haus wanken kann?

    Dennoch, wenn der Arzt vor einem sitzt und die Diagnose ausspricht, ist es hart und für fast jeden ziemlich überwältigend. Was nun? Ist es das Ende? Kann man nie wieder gesünder werden? Wird die Sensibilität zwangsläufig bei jedem immer stärker?

    Diagnose MCS

    Wenn die Diagnose MCS steht, ist der Zeitpunkt erreicht, dass Leben umzukrempeln. Dies ist nicht als Strafe zusehen, sondern als Notwendigkeit und erster Schritt zur Besserung. In mehreren Artikeln soll ein Leitfaden zur Verfügung gestellt werden, mit dem ein an MCS Erkrankter Stabilität und damit letztendlich wieder mehr Lebensqualität zurückgewinnen kann.

    Raus aus dem Haus mit der Chemie

    Die erste Maßnahme für eine chemikaliensensible Person besteht darin, Chemikalien aus dem Haushalt und Umfeld zu verbannen. Das muss kein teures Unterfangen werden, wenn man daran denkt, mit wie wenig unsere Großeltern auskamen. Wie geht man vor? Man nimmt eine große Kiste für die chemikalienhaltigen Produkte und geht mit gnadenlosem Blick Zimmer für Zimmer durch. Spraydosen, Farbdosen, Fleckenwasser, Nitroverdünnung von der letzten Renovierung, Parfums, scharfe Reiniger, all das sollte aus dem Wohnumfeld verbannt werden. Strategien wie: „Ich brauche erst noch die Flaschen auf, dann wechsele ich zu schadstofffreien Produkten“, verhindern, dass der Körper im eigenen Umfeld Symptome abbauen kann. Konsequenz hingegen führt schnell zu spürbarem Erfolg. Nächster Schritt: ein Cleanroom.

    Anleitung zur Gestaltung eines Cleanroom – Schlafzimmers

    In der Wohnung sollte ein Zimmer bereitstehen, das es zulässt, Symptome abzubauen. Weil die meisten Chemikaliensensiblen kein weitläufiges Haus besitzen, empfiehlt es sich, das Schlafzimmer als Cleanroom (Reinraum) umzufunktionieren. Wenn man es schafft, dieses Zimmer in eine „Oase“ ohne Chemikalien umzufunktionieren, hat man sich eine reelle Chance geschaffen, den Körper zur Ruhe zu bringen.

    Kein Raum ist schadstofffrei – Was nun?

    Ist im Wohnraum kein Zimmer wirklich schadstofffrei und ein Umzug nicht zu realisieren, muss improvisiert werden. Eine Überganglösung muss geschaffen werden. Die Betonung liegt auf Übergangslösung, da keine konkrete Besserung des Gesundheitszustandes zu erwarten ist, wenn man im eigenen Wohnraum fortlaufend Schadstoffen ausgesetzt ist.

    Notfallalternative Aluzimmer

    Eine von Chemikaliensensiblen praktizierte Möglichkeit für den Notfall ist das Austapezieren eines belasteten Zimmers mit Alufolie oder Edelstahlfolie. Hierzu wird Alufolie oder Alukraftpapier genommen und je nach Bedarf Boden, Decke und Wände damit tapeziert oder bespannt. Beides ist nicht als Dauerlösung gedacht, da das Raumklima auf Dauer nicht angenehm ist. Zu beachten ist, dass die Folie ganz spezifisch ausgewählt werden muss. Die Folienart und Dicke muss je nach Belastung ausgewählt werden. Es gibt sogar Spezialfolien die PCB abschirmen.

    Schaffung eines Cleanroom-Schlafzimmers

    Generell sollte der Raum, den man als Cleanroom auswählt, frei von Chemikalien und Schimmelpilz sein. Hat man Zweifel, ist eine Raumanalyse zu erwägen. Sollte man eine Auswahl unter verschiedenen Räumen treffen können, wählt man am besten einen licht- und luftdurchfluteten Raum, abgewandt von verkehrsreichen Zonen. In einem dunklen muffigen Raum im Erd- oder Kellergeschoss fühlt sich keiner wohl. Die Räume in der unmittelbaren Nähe des Schlafzimmers sollten ebenfalls frei von Chemikalien sein. Ein Schlafzimmer neben oder über einer Garage, einem Heizraum, oder ähnlichem bedeutet für jeden eine Gesundheitsgefahr und darf in keinem Falle unterschätzt werden.

    Der Raum sollte nicht mit Möbeln und Gegenständen überladen werden. Je weniger herumsteht, desto sauberer die Luft. Trotz Kargheit sollte in höchstem Maße auf Ästhetik geachtet werden. Warme Farben, nette Bilder an der Wand, schöne Dekorationsgegenstände aus Porzellan, Stein, Glas oder anderen nicht ausdünstenden Materialien sorgen für eine wohltuende und nicht völlig sterile Atmosphäre.

    Welche Baumaterialien können im Cleanroom zum Einsatz kommen?

    • Wände und Decke sollten mit Naturfarben gestrichen werden. Am pursten ist eine Kreide-, Kalk-, Kasein- oder Silikatwasserglasfarbe oder Lehmstreichputz. Farben auf Toleranz testen. (Achtung: konventionelle Farben und Grundierungen mit bis zu 2% Lösungsmitteln dürfen in Deutschland „lösungsmittelfrei“ genannt werden.)
    • Als Bodenbelag sind Fliesen, Marmor, Granit, Hartholzdielen, Edelstahl oder Riffelblechplatten am Besten geeignet. Diese Materialien sind zu bevorzugen anstatt chemiegeladenem Teppichboden, Laminat und PVC.
    • Der Fußbodenuntergrund sollte frei von PAK’s sein. Diese sind in Bitumenklebern und Flüssigasphalt enthalten. (erkennbar an der schwarzen Farbe)

    Welche Baumaterialien sollte man vermeiden?

    • Vinyltapete, Stofftapeten, Raufaser (oft aus Altpapier und belastetem Recyclingholz hergestellt. Bedruckte Tapeten (Schwermetalle, Lösemittel, Fungizide und andere Chemikalien)
    • Latexfarbe
    • Terpen- oder harzhaltige Farben, Wachse, Standöle und Oberflächenversiegelungen
    • Chemiehaltige Antischimmelfarbe
    • Teppiche und Teppichboden, da er Schmutz, Schimmelpilze und Pollen ansammelt und Chemikalien ausdünstet. Anmerkung: Teppichböden mit Wollsiegel müssen mit Mottenschutz (Pestizide, wie z.B. Pyrethroide) ausgerüstet sein, um dieses Siegel zu erhalten.
    • Falls vorhandener Teppichboden aus Kostengründen nicht entfernt werden kann, sollte man ihn versiegeln, oder mit schwerer Alufolie, mittels Aluklebeband abdecken. Anschließend kann man Leintücher oder Stoffbarrierenstoff auflegen.
    • Behandelte Holzdecken und Holzvertäfelungen (falls vorhanden, auf Holzschutzmittel hin untersuchen lassen)
    • Zedernholz und Pinie, da sie Allergieauslöser ist und der Geruch von vielen nicht vertragen wird. Die bessere Wahl sind Harthölzer ohne hohen Terpen- und Harzgehalt

    Das Raumklima

    Ein gesundes Raumklima für Chemikaliensensible erfordert besondere Reinigungsmodalitäten. Das Zimmer sollte mindestens zweimal pro Woche gesaugt und dann feucht gereinigt werden. Bei Hausstauballergikern ist manchmal sogar tägliches Wischen angebracht, um Symptomfreiheit zu gewährleisten. Alle Dekorationsgegenstände, Möbel, etc. müssen mindestens einmal wöchentlich feucht gereinigt werden.

    Was verbessert die Raumluft?

    • Wenig im Raum
    • Keine Kunstfasern und Kunststoffe
    • häufiges Lüften zu schadstoffarmen Zeiten (früh morgens, abends und an Wochenenden)
    • Raumluftfilter mit HEPA Filter (nur Raumluftfilter mit Metallgehäuse verwenden, da Kunststoff ausdünstet)
    • Fenster nachts geschlossen halten (Schimmelpilze strömen um diese Tageszeit ihre Sporen aus) vor allem bei hausnaher Begrünung
    • Fenster während der Pollensaison geschlossen halten oder Raumluftfilter einsetzen
    • Polstermöbel und Polsterbetten bei Hausstaubmilben- oder Stauballergie vermeiden
    • Kleider nicht offen oder auf Kleiderstangen im Raum hängen lassen (chemische Ausrüstung, Staub, Pollen, etc. von außen haften an der Kleidung). Die beste Lösung ist es, die Kleider aus dem Schlafzimmer zu verbannen.

    Was verschlechtert die Raumluft?

    • Gas-, Holz- oder Ölöfen
    • Duftstoffe, Raumspray, Zigarettenrauch
    • Schimmelpilz
    • Pestizide
    • Teppichboden, Laminat
    • Gardinen (sie sind oft mit Flammschutzmitteln und farbkonservierenden Chemikalien ausgestattet)
    • Dekorationsgegenstände aus Material die ausdünsten können (z.B. auch Kunstblumen)
    • Fernseher, Stereoanlage, Zeitschriften, DVD, Bücher, etc.
    • Bitumenkleber, Flüssigasphaltestrich
    • Kunststoffe
    • Chemische Reinigungsmittel
    • Chemische Baumaterialien und Oberflächenbehandlungen

    Hypersensibel erfordert vollste Konsequenz

    Wer sich im Hypersensibilitätsstadium befindet, darunter versteht man einen Zustand, in dem jemand nahezu ständig auf fast alles, was ihn umgibt, reagiert, sollte seinen Cleanroom völlig ohne Kompromisse gestalten. Lieber nach und nach weitere Gegenstände hineinbringen und ausprobieren, als sich durch Kompromisse um den wichtigen Erfolg zu bringen, den Gesundheitszustand zu stabilisieren.

    Wie das Bett, der Kleiderschrank und das restliche Mobiliar im Cleanroom-Schlafzimmer aussehen sollten und welche speziellen Alternativen es für Hypersensible gibt, ist im nächsten Teil der Serie zu erfahren.

    Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 9. September 2009

    Gezielte Propaganda gegen MCS zur Täuschung der Rechtspflege über den Stand der Wissenschaft

    Umweltkrankheiten, MCS - Man ist bewusst vom Kurs abgekommen

    Bei MCS fällt regelmäßig die Klappe „Psycho“ oder „unklare Genese“. Dahinter steht die Vorstellung, MCS sei die Bezeichnung für ein Phänomen, das auf voreiligen, wissenschaftlich nicht fassbaren Mutmaßungen basiert.

    Lancierte Propaganda

    Dies ist das Ergebnis gezielter unfairer Propaganda, die hochprofessionell, effektiv und erfolgreich lanciert wurde, so erfolgreich, dass auch etliche Selbsthilfegruppen darauf hereinfallen – dazu ein typischer Text:

    In Deutschland sind besonders AkademikerInnen (also ÄrztInnen, JuristInnen,. WissenschaftlerInnen, PsychologInnen, PädagogInnen, JournalistInnen,… ziemlich wissenschaftsgläubig, obwohl gerade sie wissen müssten, wie interessensgeleitet ein Teil der Wissenschaft ist. Sie vertrauen in vielen Beireichen, die etwas entfernter zu ihrem eigenen Fachbereich sind, der Sicht, bzw. dem sog. Stand der Wissenschaft.

    Wer so schreibt, glaubt die Propaganda.

    Tatsache: MCS ist gut erforscht

    Tatsache ist, dass MCS wissenschaftlich gut erforscht ist und dass es auch wissenschaftlich auf höchster Ebene anerkannt ist.

    Dazu werden im Blog fortlaufend Beweise präsentiert. Wer die Spannung nicht aushält, es gibt ein Basispapier: Das Strategiepapier MCS

    1. Beweis:

    Nach der „International Classification of Diseases“ der WHO, 10 Auflage (1990), ICD-10, im Gebrauch seit 1994, hat MCS die Klassifikation T78.4. S00 bis T99 ist der Bereich „Vergiftungen, Verletzungen andere äußere Ursachen“, T78.4 steht für „Allergien, Überempfindlichkeiten“. Psychische Erkrankungen haben in den ICD die Kategorie F.

    Dazu gibt es auch gültige Diagnosekriterien, die es jedem Arzt erlauben, eine begründetet Diagnose zu erstellen (siehe Ärzteinformation)

    Stand der Wissenschaft – Künstliche Psychodebatte

    Die Psychodebatte, die es seit 1995 in Deutschland gibt, hätte demzufolge gar nicht stattfinden dürfen, wenn es nach dem „Stand der Wissenschaft“ gegangen wäre.

    Laien, aber auch etlichen umweltmedizinischen Gutachtern, sei gesagt, dass der „Stand der Wissenschaft“ ein Rechtsbegriff ist. Die Wissenschaft kümmert das nicht, die machen eben Wissenschaft. Für den Juristen aber ist das die alles entscheidende Größe: der gesicherte Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis ist bei allen Gutachten zu beachten und ist letztlich rechtsverbindlich. D. h. auch in rechtlicher Hinsicht ist die Psychodebatte abwegig, überspitzt ausgedrückt rechtswidrig.

    Dass es in der rechtlichen Praxis gerade andersherum läuft, liegt daran, dass die einen den Stand der Wissenschaft ignorieren, und die anderen den Stand der Wissenschaft mit dem wissenschaftlichen Diskurs verwechseln, d. h. aus Unkenntnis der rechtlichen Anforderungen an ein Gutachten, das Entscheidende Herauslassen und den Eindruck erwecken, als sei die Wissenschaft noch nicht soweit, dass rechtlich brauchbare Ergebnisse abgeleitet werden könnten. Das ist ein tödlicher gutachterlicher Fehler, und so wird ein Verfahren nach dem anderen verloren.

    Autor: Dr. Tino Merz, Sachverständiger für Umweltfragen für CSN – Chemical Sensitivity Network, 8. September 2009

    Weiterführende Informationen: www.dr-merz.com

    Weitere Beweise demnächst in weiteren Blogs.

    Als Nächstes: Der Erlanger Fake, die Urform der Täuschung der Öffentlichkeit.

    MCS – Psychotherapie und Psychiatrisierung

    Künstliche Verwirrung über MCS lenkt von Ursachen ab

    Jerome Frank kam zu dem Schluss (vgl. den letzten Beitrag), dass die drei genannten Punkte – Status des Heilers, emotionale Erregung und Verhaltensanweisungen – in allen Formen interpersoneller Einflussnahme und der Entwicklung von Überzeugungen eine Rolle spielen. Sie haben sich in Laborsituationen als bemerkenswert mächtig erwiesen und finden sich in vielen Formen sozialer Propaganda. Entsprechend kritisch sollte damit umgegangen werden.

    Man bedenke

    Um möglichen negativen Einflüssen im Zusammenhang mit einer geplanten Psychotherapie zu begegnen, sollte man nach Ansicht von McHugh überprüfen, ob die Autorität, die man akzeptieren soll, tatsächlich ein Experte auf dem jeweiligen Gebiet ist (dies aus seiner Perspektive auf das „Multiple-Personality Disorder“-Phänomen gesagt).

    Zweitens sollte man sich fragen, ob der Betreffende aus der eigenen Kooperation einen Vorteil zieht.

    • Erhalten die jeweiligen Experten durch ihre spezifische Tätigkeit einen finanziellen Gewinn, z.B. indem sie eine Einrichtung aufbauen, eine Kirche oder eine Gefolgschaft für ihre Ansichten gewinnen?
    • Werden sie durch äußere Umstände unter Druck gesetzt, wie z.B. fiskalischer, institutioneller oder juristischer Art, um ihre Ideen zu verbreiten?
    • Erwähnen sie diese Hintergründe, wenn man Widerstand zeigt?

    Jeder, der eine Psychotherapie in Erwägung zieht, sollte sie als eine Form von Einflussnahme betrachten und den Therapeuten sorgfältig auswählen. ([1], S. 214)

    Im konkreten Fall von MCS könnte man vielleicht noch einige weitere Fragen allgemeinerer Art hinzufügen:

    • Was würde der Therapeut verlieren, wenn er/sie MCS nicht als psychogen betrachten und eine solche Position auch öffentlich einnehmen würde? Würde sein Ansehen leiden, etwa gegenüber seinen Kollegen?
    • Gibt es innere Konflikte etwa in Hinsicht auf internalisierte Autoritätsfiguren wie frühere akademische Lehrer oder Vorbilder?
    • Hätte er/sie Angst inkonsistent zu erscheinen, weil er sich früher mal anders geäußert hat?
    • Wäre die Universitätskarriere bedroht?
    • Wäre der Zugang zu Forschungsgeldern beeinträchtigt? Bedeutet es zusätzlichen lästigen Aufwand für Weiterbildung ohne damit verbundenen finanziellen Gewinn?
    • Ärger mit Standesverbänden oder Behörden?
    • Oder Frust über damit verbundene schlecht bezahlte Zusatzarbeiten wie unbequeme Gutachten, die anschließend sowieso ignoriert werden, und andere Unannehmlichkeiten durch Schikanen von Gerichten oder Kassenärztlichen Vereinigungen?

    Belege für „Heilung“ bei MCS durch Psychotherapie?

    Wie früher gezeigt, ist bei den bei MCS-Kranken diagnostizierten angeblichen psychiatrischen Erkrankungen bei allen Psychotherapieformen nach den vorliegenden einschlägigen Untersuchungen i.a. nicht mit einer nennenswert über dem Placeboeffekt bzw. der im Falle einer psychischen Ursache zu erwartenden Spontanremissionsquote liegendem „Behandlungserfolg“ zu rechnen.

    Auch gibt es keine systematischen Berichte über Erfolge von Psychotherapie bei MCS-Kranken im Sinne einer Heilung (Suggestionseffekte mögen hier und da eine Verringerung von Symptomen oder deren Wahrnehmung bewirken. Wie im letzten Beitrag gezeigt wurde, überwiegen statistisch jedoch die Nachteile). Dies und das Fehlen von nennenswerter Spontanremission spricht an sich schon gegen die These einer psychischen Verursachung.

    Nach McHugh und Slavney ([2], S.232) besteht der einzige überzeugende Beweis für das Bestehen einer hysterischen Erkrankung (ältere Bezeichnung für somatoforme Störung) in der Beseitigung ihrer Anzeichen durch psychosoziale Maßnahmen oder Gegensuggestion. Diesen Beweis ist die Psychiatrie bislang schuldig geblieben.

    Bei hysterischen Erkrankungen ist es oft sehr effektiv, die symptombezogenen Verhaltensweisen der Patienten einfach zu ignorieren. [1] Dies wird auch von zahlreichen Ärzten empfohlen. Da MCS-Kranke mit ihren Problemen aber praktisch durchweg von jedermann ignoriert werden, sollte man bei Vorliegen einer solchen Erkrankung eigentlich mit einer schnellen Besserung bei den Betroffenen rechnen. Die Realität ist (leider) eine andere. Bisher ist jedenfalls noch niemand bekannt geworden, der durch seine derartigen (bei Hysterie ja doch gewiss „therapeutischen“) Lebensumstände wie Verlust von Arbeit, Familie, Freunden, ärztlicher Unterstützung etc. „geheilt“ worden wäre.

    Insbesondere psychodynamische und existentielle Therapien behandeln nicht „Symptome“, sondern den ganzen Menschen. Daher wäre, sollte MCS eine psychische Erkrankung sein, systematisch bei einem gewissen signifikanten Anteil der MCS-Kranken, die eine Psychotherapie machen, auch mit einer Heilung zu rechnen. Dies ist jedenfalls aufgrund der immer wieder gefundenen Wirksamkeit von Psychotherapien unabhängig von der verwandten Methode (vgl. frühere Beiträge) zu erwarten. Und zwar auch, wenn eine „Heilung“ gar nicht das Ziel war (keine Symptombehandlung s.o.). Auch dies steht jedoch im Widerspruch zur Erfahrung.

    Psychotherapie als Unterstützung sinnvoll

    Sinn kann Psychotherapie jedoch als unterstützende Maßnahme für die Betroffenen machen. Denn deren „natürliche“ aus dem individuellen sozialen Netzwerk stammende Unterstützung ist aufgrund ihrer Erkrankung und der damit häufig verbundenen sozialen Isolation und Ablehnung oft verloren gegangen. Natürlich kann eine solche Unterstützungsmöglichkeit auch aus anderen Gründen fehlen oder verloren gegangen sein.

    Hier ist nicht mit einer „Heilung“ der MCS zu rechnen, sondern bestenfalls mit einer Verringerung des sekundären seelischen Leids aufgrund von MCS als einer schweren chronischen Krankheit. Es kann dabei nur um eine Hilfe bei der Krankheitsbewältigung gehen.

    Symptomreduktion durch Expositionsvermeidung

    Demgegenüber bringt eine Expositionsvermeidungsstrategie für die Betroffenen i.a. in kurzer Zeit eine dramatische Verbesserung. Da viele in einer sauberen Umgebung wieder nahezu normal „funktionieren“, könnte so auch eine begrenzte Reintegration in normale gesellschaftliche Zusammenhänge erreicht werden. Insbesondere könnten viele unter geeigneten Bedingungen wieder selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen oder zumindest dazu beitragen. Die Kosten für den Unterhalt und für die weitere medizinische Behandlung würden dadurch minimiert und die Lebensqualität weitgehend wieder hergestellt.

    Hierdurch wird auch das Vertrauen der Betroffenen, sich selbst helfen und ihr Leben sinnvoll meistern zu können („self-efficacy“, Selbstwirksamkeitserwartung), gestärkt. Dies gilt als wichtiges Element von erfolgreichen Psychotherapien und hat selbst zusätzliche positive Wirkungen und Folgewirkungen.

    Psychiatrisierung schadet

    Eine unkritische Verwendung von placeboanalogen Therapien ist dagegen nicht sinnvoll. Beim vorliegen physiologisch begründeter Grundkrankheiten kann dies die Entdeckung und Behandlung derselben verzögern oder sogar ganz verhindern. Und das kann bei den Betroffenen durch eine weitere Verschlechterung ihres Zustands zu großem Schaden führen. Die dafür geopferte Lebenszeit ist zusätzlich vertan.

    Auch besteht die Gefahr einer psychologischen Abhängigkeit vom Therapeuten. McHugh [1] berichtet z.B. über das künstliche hervorbringen von Symptomen und das erfolgreiche Suggerieren von deren angeblichen Ursachen (das „Multiple-Personality-Disorder“-Phänomen, Hysterie).

    Witthöft [4] fand bei angeblich an IEI („Idiopathic Environmental Intolerance“, womit MCS gemeint ist) Erkrankten eine hohe Suggestibilität („Absorption“). Allerdings fand er, dass „…an IEI leidende Individuen selbst nach der Vermeidung von direktem Kontakt mit den verdächtigten Auslösersubstanzen sich [in ihrem Gesundheitszustand] nicht verbessern…“ („…individuals suffering from IEI do not improve even after avoiding direct contact with suspected trigger substances…“). Das widerspricht aber allen gängigen Definitionen von MCS (und mithin IEI). Möglicherweise waren die angeblich IEI-Kranken einer ärztlichen Suggestion erlegen.

    Psychotherapeutische „Heil“-behandlungen, die nicht zu erkennbaren Fortschritten führen, während den Betroffenen eine persönliche kausale Verantwortung suggeriert wird, erhöhen das Gefühl der Hilflosigkeit und der persönlichen Inkompetenz dem eigenen Leben gegenüber und steigern so die Demoralisierung der Betroffenen. Dies kann bekanntermaßen zu physischen Komplikationen und einer weiteren Verschlechterung des Zustands, evtl. sogar mit psychischen Folgeerkrankungen, beitragen. ([3], S. 123)

    Die Verhinderung eines möglichst vollständigen Expositionsstops führt außerdem auf Dauer regelmäßig zu einer weiteren Verschlechterung des Zustands.

    Und die Moral?

    Auch wenn man den gewissermaßen unentschiedenen Standpunkt der veröffentlichten wissenschaftlichen Literatur einnimmt, dass die Ursachen für MCS gegenwärtig nicht geklärt sind und weiterer Forschungsbedarf besteht, was für einen „neutralen“ Beobachter durchaus angemessen ist, dürfte es gemäß der ärztlichen Maxime, zuerst keinen Schaden zuzufügen, moralisch kaum vertretbar sein, in Fragen des Umgangs mit den Betroffenen den Empfehlungen der Psychiatrisierer zu folgen.

    Gilt es doch in der Medizin sonst durchweg als unmoralisch bei Erkrankungen, die man nicht ursächlich behandeln kann, symptomlindernde Maßnahmen zu verweigern.

    Die teilweise versuchte Zwangstherapierung zwecks „Heilung“ des MCS, Reexpositionsempfehlungen sowie die Empfehlung, die Betroffenen in der Sache möglichst nicht ernst zu nehmen (wenn auch aus „taktischen“ Gründen manchmal nur versteckt), kann vor dem geschilderten Hintergrund im besten Falle nur als unterlassene Hilfeleistung angesehen werden, weniger nachsichtig betrachtet jedoch nur als ärztlicher Kunstfehler, Misshandlung oder Körperverletzung.

    Autor: Karlheinz, CSN – Chemical Sensitivity Network, 7. September 2009

    Literatur:

    [1] McHugh, Paul R., Try to Remember, Dana Press 2008.

    [2] McHugh & Slavney (1998). The Perspectives of Psychiatry, Johns Hopkins University Press.

    [3] Frank, JB, Frank J. (1991). Persuasion and Healing: a Comparative Study of Psychotherapy, Johns Hopkins University Press.

    [4] Witthöft et.al. (2008). Evidence for a Specific Link Between the Personality Trait of Absorption and Idiopathic Environmental Intolerance, Journal of Toxicology and Environmental Health, Part A, 71: 795-802, 2008.

    Serie: Psychiatrisierung bei MCS ein Irrweg Teil I – IX

    Gedicht: Was bleibt von mir?

    Hilfe - Jeder benutzt Duftstoffe, was bleibt für uns?

    Was bleibt von mir?

    Du bist ein mensch, du bist ein mensch,

    doch ich kann dich nicht riechen.

    Du riechst nicht wie ein mensch,

    so riecht nicht ein mensch,

    es stinkt wie blanke chemie.

    Du nennst es duft,

    es ist aber gestank,

    es ist betäubende chemie.

    Die welt hat vergessen

    wie riecht die natur,

    wir sind kanaris,

    für uns eine tödliche spur.

    Du bist ein mensch, du bist ein mensch,

    doch ich kann dich nicht riechen.

    Die nase fast taub,

    das gehirn rebelliert,

    spür tausend hiebe.

    Du bist ein mensch?

    Warum bringst du mich um?

    Du hast ein zuhaus,

    warum riecht es nicht nach dir,

    warum riecht es,

    als würgten mich stählerne hände?

    Wenn du nicht wie du riechst,

    deine Wohnung nicht nach dir,

    deine wäsche nach duftnote vier,

    was bleibt von dir?

    Düfte verduften nicht,

    treiben keile ins gehirn,

    was bleibt von mir?

    Für Manu, bleib stark!

    Autor: Gerhard Becker für CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. September 2009

    Gerhard’s Frau hat schwere MCS und ist im Moment in einer Spezialklinik in den USA. Wir wünschen viel Erfolg und Besserung.

    Schadstofffreier Wohnraum für MCS Kranke

    Draussen bei Wind und Wetter weil schadstofffreier Wohnraum fehlt

    Schadstofffreier Wohnraum für MCS Kranke in Not

    Obdachlos trotz eigenem Haus, schöner Wohnung – das gibt es. In Deutschland sind einige Fälle von chemikaliensensiblen Menschen (MCS) bekannt, die verzweifelt nach einer Wohnung oder einem Haus suchen. Das wichtigste Kriterium für sie ist, das sie dort relativ schadstofffrei leben können, denn sie reagieren auf geringste Spuren von Alltagschemikalien und Schadstoffen. Mancher von ihnen hat unzählige Behörden, Institutionen, Politiker, Stiftungen, etc. angeschrieben und um Hilfe gebeten. Oft gab es nicht einmal eine Antwort.

    CSN sind mehrere Fälle bekannt, wo sich eine an MCS erkrankte Person das Leben nahm, weil sich eben niemand zuständig fühlte und nirgendwo Wohnraum angeboten wurde, der bewohnbar gewesen wäre für einen MCS Kranken.

    Vom Staat werden behindertengerechte Wohnräume geschaffen. MCS ist eine anerkannte körperlich bedingte Behinderung. Chemikalien-Sensitivität ist seit den achtziger Jahren in Deutschland im öffentlichen Gespräch, MCS ist als Krankheit und Behinderung gelistet. Dennoch ist kein MCS gerechter Wohnraum in Deutschland vorhanden.

    Thommy’s MCS Blogfrage der Woche:

    • Warum gibt es keine staatlich finanzierten MCS-Wohnprojekte wie in USA, Kanada und anderen Ländern?
    • Wer ist zuständig für MCS-Kranke in allerhöchster Wohnungsnot?
    • Wo können MCS-Kranke im Winter wohnen, wenn es zu kalt ist, um sich nur draußen aufzuhalten?
    • Wie könnte in kürzester Zeit Notwohnraum noch vor dem Winter geschaffen werden?

    Gift am Arbeitsplatz – TV Beitrag des SWR jetzt online anschauen

    Fernsehbeitrag über Gifte am Arbeitsplatz jetzt online

    Gift am Arbeitsplatz – Wenn der Job Menschen krank macht

    Gestern sendete der SWR den am Mittwoch gedrehten Beitrag „Gift am Arbeitsplatz“. Der Film ist jetzt auch online anzuschauen für alle, die den SWR nicht empfangen können.

    Dargestellt wurde der Fall einer jungen Dekorateurin, die in einer bekannten Modehauskette krank geworden war. Nach Aufgabe der Arbeit geht es Ihr nun langsam besser. Der Arbeitgeber dementiert einen Zusammenhang ihrer Beschwerden mit ihrem ehemaligen Arbeitsplatz, wo sie häufig in einem kleinen geschlossenen Raum Kleidungsstücke aufbügelte. Die Chemikalien, die in Kleidungsstücken häufig vorkommen, waren in ihrem Blut nachweisbar.

    Der Umweltmediziner Dr. Klaus Runow vom Institut für Umweltkrankheiten erläuterte sehr anschaulich, dass Umweltkrankheiten und insbesondere MCS -Multiple Chemical Sensitivity sehr ernst genommen werden sollten und dass es keinen nachvollziehbaren Grund gibt, die Erkrankung in Richtung Psyche zu rücken.

    Dreharbeiten Fernsehbeitrag Gift am Arbeitsplatz mit CSN Für CSN kam der Anruf des SWR überraschend. Die Redakteurin hatte im Internet recherchiert und sich nach Selbsthilfegruppen umgeschaut. Es gab keine Zeit zum Überlegen, der Drehtag sollte schon zwei Tage später sein. Silvia Müller, selbst durch Pestizide am Arbeitsplatz krank geworden, sollte die Arbeit des CSN kurz darstellen, warum sie sich der Aufklärung über MCS gewidmet hat und durch was Menschen, die sich bei CSN melden, krank wurden.

    Für die Redakteurin Sabine Rappen war klar, dass ganze Team würde sich größte Mühe geben und am Mittwoch duftfrei zum Drehtermin zu CSN kommen. Nach ein paar Stunden war der Beitrag dann im Kasten und es ging weiter zu Dr. Runow. Noch keinen Tag später kam die Sendung schon im Fernsehen und gab auch Menschen, die vorher noch nie von MCS und Krankheit durch Chemikalien im Alltag gehört hatten, einen sehr anschaulichen Einblick und viel zum Nachdenken mit auf den Weg.

    SWR Beitrag zum Online anschauen,

    einfach anklicken >>> SWR Ländersache – Wenn der Job Menschen krank macht

    Autor: CSN Redaktion, 4. September 2009