Archiv der Kategorie ‘Chemical Sensitivity‘

Eine Sekundengeschichte: „…nur eingecremt“

Eingecremt reicht aus um Gesundheitsbeschwerden bei anderen auszulösen„Mutti – ich habe dir doch schon hundertmal gesagt – wenn du zu uns kommst, dann bitte ohne jegliche Duftstoffe, Parfüms und Weichmachergeruch“, ärgerte Susi sich über das leichtfertige Verhalten ihrer Mutter.

“ Ach Susi, ich komme doch ohne Geruch, bin rein wie ein Eiskristall aus den Alpen.“

„Eben nicht! Du riecht nach irgendwelchen Duftstoffen.“

„Ich habe mich heute früh doch nur etwas eingecremt“, versuchte die Mutter zu beschwichtigen.

„Aha – mit duftfreier Vaseline?“

“ Das nun nicht gerade…“

„Das nun nicht gerade – wie schön. Mein Leben ist dir egal. Ich habe Herzrasen, mir ist schwindlig und ich breche fast zusammen. Vielen Dank!“, erregte sich Susi mit schwacher Stimme, wütend über die Ignoranz der Mutter.

„Dann komme ich eben überhaupt nicht mehr“, erwiderte gereizt Susi’s Mutter.

„Tut mir leid – aber wenn du kein Einsehen hast, muss ich sogar darum bitten!“ stöhnte Susi, der es zusehend schlechter ging. Sie hörte nur noch das Zukrachen der Tür.

Wenige Tage später meldete die Schlagzeile einer Zeitung: „Frau mit psychosomatischer Störung verstößt ihre Mutter!“

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 11. Januar 2010

Informationen über Gesundheitgefahren durch Duftstoffe:

Umweltmedizinische Leistungen durch die Krankenkasse erstattet

Arzt und Patient oft hilflos weil Krankenkassen nicht zahlen

Patienten, die an einer Umweltkrankheit leiden, benötigen oft spezifische Diagnostik und ganz spezielle Therapien. Erstattung umweltmedizinischer Diagnostik, fallspezifischer Behandlungen und Hilfsmittel können den Gesundheitszustand des Erkrankten oft stabilisieren und Chronifizierung verhindern.

Thommy’s Blogfrage der Woche

  • Hat Eure Krankenkasse umweltmedizinische Diagnostik übernommen?
  • Wie steht es mit umweltmedizinischen Behandlungen beim Umweltarzt oder einer Therapie in einer Umweltklinik, half Euch die Krankenkasse?
  • Oder bekamt Ihr nur Steine in den Weg gelegt?
  • Musstet Ihr kämpfen um eine Therapie? Vielleicht sogar vor Gericht gehen?
  • Mit welcher Begründung wurden Eure Anträge abgelehnt?
  • Wurden Euch Hilfsmittel wie z.B. Sauerstoffgerät, Luftfilter, Aktivkohlemaske, Spezialbett genehmigt?
  • Wurden Euch in den letzten 12 Monaten Hilfsmittel, umweltmedizinische Diagnostik oder Therapien zugebilligt?

Berichtet uns über Eure Erfahrungen mit der Erstattung umweltmedizinischer Leistungen durch die Krankenkasse.

Paradigmenwechsel in der Medizin zu Gunsten der Umweltmedizin notwendig

Zeitung berichtet über Man mit Chemikalien-Sensitivität

Acht Jahre, bis ein Arzt in der Lage war, die richtige Diagnose zu stellen

In der Rheinischen Post (RP), eine der größten Zeitungen am Niederrhein, erschien Mitte Dezember ein Artikel über einen Mann, der acht Jahre von Arzt zu Arzt ging, bis er endlich die richtige Diagnose erhielt. Er reagiert auf nahezu alle Chemikalien, schon in geringster Konzentration, wie sie nahezu überall im Alltag auftreten. Das wurde jahrelang als psychisches Problem abgetan. Dann erhielt der Rheinländer durch einen Arzt aus Süddeutschland endlich die korrekte Diagnose: MCS – Multiple Chemical Sensitivity. Würde in Deutschland der Umweltmedizin mehr Stellenwert eingeräumt, wären Fälle wie der aktuell in der Rheinischen Post beschriebene vermeidbar.

Körperliche Beschwerden, Psyche sollte schuld sein

Ralf Tollkien war sportlich sehr aktiv, bis er immer mehr Allergien entwickelte. Zu den Allergien kamen immer weitere Gesundheitsbeschwerden, doch kein Arzt war in der Lage, eine korrekte Diagnose zu stellen und festzustellen, was die Ursache ist. Die RP zählt die Symptome auf: „Atembeklemmungen, chronische Müdigkeit, Erschöpfung, Übelkeit, Kopfschmerz und vieles mehr.“

Die Ursache der Erkrankung: Giftiger Kleber

Der studierte Sportwissenschaftler war Trainer in einem Fitnessstudio. Ein Kleber, mit dem der Fußbodenbelag in seiner Wohnung verklebt war, ruinierte seine Gesundheit. Er gaste über Jahre giftige Chemikalien aus, die, wie die Rheinische Post berichtet, zu einem Immunknacks führten.

Keine Hilfe durch die Krankenkasse

Jetzt muss Ralf Tollkien zurückgezogen leben und sich mit dem Geringsten behelfen, auch finanziell. Sein Wohnumfeld möchte er sich schadstoffkontrolliert herrichten, um seine Gesundheit zu verbessern. Doch dem steht das Verhalten der Krankenkasse entgegen. Die Rheinische Post teilt mit, dass dem 52-Jährigen nicht einmal notwendige Dinge wie ein spezielles Bett gewährt werden. Die Krankenkasse würde sich einfach hinter Vorschriften verschanzen, was lebensnotwendig für den umweltkranken Mann ist, stünde nicht zur Debatte. Um sich zu wehren, fehlt ihm jede Kraft.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 3. Januar 2010

Literatur: Rheinische Post: Artikel „Allergie raubt jede Energie“ vom 16. 12. 2009

Die beliebtesten Blogs des Jahres 2009

Top-10 des Jahres 2009 im ESN Blog

Wissenschaftliche Fakten über Umweltkrankheiten, deren Ursachen und Mechanismen werden immer stichhaltiger präsentiert. Im vergangenen Jahr zählten die Veröffentlichungen von Prof. Dr. Martin Pall zu den Highlights im Bereich Umweltmedizin. Ein Artikel über die neue Webseite des Wissenschaftlers belegte den Platz Eins der CSN Blog Top 10 des Jahres 2009.

Auf Platz Zwei landete ein Thema, dass die Menschen weltweit in Atem hielt, die Schweinegrippe. Der Berufsverband der deutschen Umweltmediziner hatte eine Pressemitteilung herausgegeben und auf die speziellen Gefahren eines Schweinegrippen-Impfstoffes für Umwelterkrankte hingewiesen. Der Artikel wurde von CSN ins Englische übersetzt, und in Windeseile transferierten ihn Umweltorganisationen in viele weitere Sprachen, einschließlich Japanisch.

Gefolgt wurde dieser Artikel von einem Bericht über ein Buch von Dr. H.-U. Hill, das die Ursachen von Umweltkrankheiten und vieler chronischer Krankheiten abhandelt, einschließlich Alzheimer, Parkinson, Multipler Sklerose. Der Artikel erschien direkt im Anschluss an die Pressemitteilung der Umweltmediziner, was dann auch für dieses Thema zu einem Hype führte.

Zum Lesen der Top 10 des Jahres 2009 bitte anklicken >>>

  1. Wissenschaftler bringt Fakten über die Umweltkrankheiten MCS, CFS, FMS auf neuer Webseite
  2. Berufsverband der Umweltmediziner warnt vor Schweinegrippen-Impfstoff bei Patienten mit Umweltkrankheiten
  3. Neues Buch zeigt Ursachen von Umweltkrankheiten und vieler chronischer Krankheiten auf, einschließlich Alzheimer, Parkinson, MS
  4. Die CSN Silvesterparty ist eröffnet (2008-2009)
  5. Die letzten Monate im Leben der chemikaliensensiblen Angelika S.
  6. Schweinegrippe – Wie schützen wir uns
  7. Hoher Blutdruck, niedriger Blutdruck – Natürliche Hilfe bei Kreislaufproblemen
  8. Die Psychiatrisierung von MCS-Kranken stellt in Deutschland den Tatbestand der Diskriminierung körperlich Behinderter dar
  9. Akupressur – Wirksam, einfach, schnell
  10. Natürliche Hilfe gegen Nackenverspannung, Rückenschmerzen, Hohlkreuz & Co

Die beliebtesten Blogs im Dezember 2009

Top 10 im CSN Blog Dezember 2009

Im Dezember erfolgte im CSN Blog ein öffentlicher Hilferuf für eine MCS-Patientin, die unter völligen Toleranzverlust gegenüber Nahrungsmitteln und Chemikalien leidet. Erschüttert nahmen viele Mitmenschen zur Kenntnis, dass für Umweltkranke in Deutschland keine Klinik existiert, die in der Lage ist, Akutfälle krankheitsgerecht aufzunehmen. Durch den öffentlichen Hilferuf konnte letztendlich ein Platz in einer Umweltklinik für die Hilfe suchende Frau arrangiert werden. Der Hilferuf war der am Häufigsten gelesene Artikel im Dezember und belegte damit den ersten Platz der Top10.

Auf Platz Zwei und Drei gelangten Berichte von Coretta Danzer, einer chemikalien-sensiblen junge Frau, die in der Live Show SternTV mit Günther Jauch aus einem Glaskasten heraus Fragen zum Thema Chemikalien-Sensitivität beantwortete. In den beiden Artikeln berichtet die Tierärztin über ihre Erfahrungen während und nach der Show, als auch zu den Dreharbeiten zur Reportage, die in der Sendung eingeblendet wurde.

Zum Lesen der Top 10, einfach die Artikel anklicken >>>

  1. Öffentlicher Hilferuf für eine MCS-Patientin
  2. Chemikalien-Sensitivität „MCS in SternTV“ Bericht über den Drehtag zur Sendung
  3. SternTV Gast mit Chemikalien-Sensitivität berichtet über ihre Erfahrungen in und nach der Sendung
  4. MCS-Schutzengel Aktion: Weihnachten, es denkt wer an Dich
  5. Bundesministerium für Gesundheit zum aktuellen MCS-Notfall
  6. CSN Silvester-Party
  7. Weihnachtsbäckerei für Allergiker: Kokosmakronen glutenfrei
  8. Wenn die Galle überläuft: Natürliche Hilfe bei Gallensteinen, Gallenkolik & Co
  9. Berufsverband der Umweltmediziner warnt vor Schweinegrippen-Impfstoff bei Patienten mit Umweltkrankheiten
  10. Die letzten Monate im Leben der chemikaliensensiblen Angelika S.

Feuerwerk: Gesundheitsgefahr durch Feinstaubproblematik

Feuerwerk belastet Gesundheit und Umwelt - Feinstaubproblematik

Feuerwerk ist – neben allen anderen zur Genüge bekannten Problemen wie z.B. Explosionsschäden, Verbrennungen, Augen- und Ohrenschäden, Kinderarbeit etc. – in erster Linie ein Feinstaubproblem! Die Feinstaubwerte über den Nationalfeiertag der Schweiz sowie an Silvester belegen dies auf eindrucksvolle Weise.

Bei der Verbrennung von Feuerwerkskörpern (Kracher, Raketen, etc.) wird eine Mischung an chemischen Stoffen explosionsartig freigesetzt. Beim Abbrennen laufen zwischen den vermengten Stoffen chemische Reaktionen ab; dabei bilden sich eine Vielzahl neuer Substanzen unbekannter Zusammensetzung und Giftigkeit. Dadurch, dass die stark zerklüftete Oberfläche der feinen Staubteilchen eine Anlagerung von weiteren toxischen Substanzen ermöglicht, die so in den Körper getragen werden, verstärkt sich die gesundheitsschädigende Wirkung des Staubes. An Feiertagen, an denen viel Feuerwerk abgebrannt wird, sind es primär Schwermetallverbindungen, die sich an den Staubpartikeln festsetzen.

Fakt ist:

Es gibt grössere Feinstaubquellen als Feuerwerk; doch es gibt keine Feinstaubquelle, die wie Feuerwerk binnen kürzester Zeit eine Feinstaub-belastung erwirkt, welche den Feinstaubgrenzwert um das 30-fache  (z. B. Feinstaubwerte Nationalfeiertag Schweiz) und mehr überschreitet.

Feinstaub kann nicht nur bestehende Krankheiten verschlimmern, sondern auch neue hervorrufen, dadurch betrifft die Feinstaubproblematik uns alle und kann nicht als das Problem einiger weniger abgetan werden.

Ein Schwellenwert für Feinstaub, unter welchem keine schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit auftreten, wurde bis heute nicht gefunden.

Gesundheitliche Einbussen durch hohe Feinstaubbelastungen erleiden als Erste:

  • Ungeborene, Säuglinge und Kleinkinder
  • Personen mit Erkrankungen der Atemwege (Asthma, COPD/Chronic Obstructive Pulmonary Disease, Lungenemphysem, -krebs etc.) und des Herzkreislaufsystems
  • Personen mit Persistent Hyperreactivity (multiple chemical sensitivity, TILT/Toxicant-Induced Loss of Tolerance, CFS/Chronic Fatigue Syndrome, Fibromyalgie etc.) und Low-Dose RADS/Reactive Airways Disfunction Syndrome
  • über 65-Jährige

Eine akut erhöhte Partikelbelastung kann zu folgenden Gesundheitsauswirkungen führen:

  • entzündliche Prozesse
  • gravierende Intoleranz-Reaktionen der Lunge mit ebenfalls schwerwiegenden Folgereaktionen sämtlicher Körperorgane
  • negativen Auswirkungen auf das Herzkreislaufsystem (z.B. Herzinfarkt)
  • Zunahme des Medikamentengebrauchs
  • Zunahme der Krankenhauseinweisungen wegen Atemwegs- und Herzkreislaufproblemen
  • erhöhte Sterblichkeit

Eine grobe Fraktion von PM10, (die Masse aller im Gesamtstaub enthaltenen Partikel mit aerodynamischem Durchmesser kleiner als 10 µm) ist stärker mit Husten, Asthmaanfällen und respiratorischer Mortalität assoziiert (vor allem akute Wirkungen), dagegen sind die feinen Anteile stärker mit Herzrhythmusstörungen und kardiovaskulärer Mortalität korreliert.

Feuerwerk und die Tage danach

In Zeitreihenstudien treten Wirkungen auf die respiratorische Mortalität einen Tag nach der erhöhten Partikelbelastung auf. Wirkungen auf die kardiovaskuläre Mortalität sind nach etwa 4 Tagen am stärksten sichtbar.

Die Partikelgröße bestimmt ihre Verweildauer in der Atmosphäre. Während PM10 binnen Stunden durch Ablagerung und Niederschlag aus der Atmosphäre verschwinden, können PM2.5 Tage und Wochen in ihr schweben. Folglich können diese Partikel über weite Strecken transportiert werden.

Feinstaub kommt durch jede Ritze

So lange unsere Häuser nicht luftdicht sind, reicht für gesundheitlich Schwerstbetroffene der Aufenthalt hinter geschlossenen Türen und Fenstern als Schutz vor Feuerwerksemissionen meistens nicht aus.

Mediziner setzt Politik in Kenntnis

Dr. med. G. Schwinger aus Deutschland beschreibt diese Problematik in seinem Brief vom 22.12.2004 an die Bundesfraktion Bündnis 90/Die Grünen auf eindrucksvolle Weise:

„… Wir betreuen Patienten/innen, die (unabhängig von Allergien) bereits an einer erworbenen hochgradigen Intoleranz leiden, die dann zu einem spez. hyperreagiblen Bronchialsystem und Gefäßsystem führt mit der gravierenden Folge spez. undiff. systemischer Misch-Kollagenosen mit Overlap-Syndromen, verursacht insbesondere durch Pyrolyseprodukte und (hauptsächlich deren) Feinstäube. … Diese Patienten/innen müssen bereits am 30.12. d.J. sämtliche Türen und Fensterspalten (natürlich nur unzureichend) mit spez. Tapes zukleben, weil durch die o.g. extrem lebensgefährlichen Explosionen i.S. eines >>Over-Exposure<< (in den Aussenbereichen der Wohnungen) auch erhebliche Innenraumbelastungen auftreten, die dann zu neuerlichen schweren inhalativen Intoxikationen im Niedrig-dosis-bereich führen – mit generalisierten neuro-endokrinen und immun-vaskulären systemischen Folgereaktionen. Für diese Patienten/innen sind die Tage um Silvester insofern – nahezu regelmässig – eine einzige grosse gesundheitliche Katastrophe – für Tage und Wochen. …“

Anm: Der ganze Brief kann bei Stop Fireworks nachgelesen werden.

Gesundheitsschädliches Potential ist wissenschaftlich abgehandelt

Es gibt mittlerweile genügend neuere wissenschaftliche Arbeiten, die diese Feuerwerksproblematik belegen, wie z.B.:

„Ambient air quality of Lucknow City (India) during use of fireworks on Diwali festival“, 2008, by Barman SC et al.

„Emissions and accumulation of metals in the atmosphere due to crackers and sparkles during Diwali festival in India“, 2004, by Kulshrestha UC et al.

„Recreational atmospheric pollution episodes: Inhalable metalliferous particles from firework displays“, 2007, by Moreno T et al.

„Short-term variation in air quality associated with firework events: a case study“, 2003, by Ravindra K et al.

„The impact of fireworks on airborne particles“, 2008, by Vecchi R et al.

„Heavy metals from pyrotechnics in New Years Eve snow“ 2008, by Steinhauser G et al.

Mehr Informationen zu diesem Thema lassen sich unter „Wissenschaftliche Artikel“ auf Stop Fireworks finden.

Deutsche und Schweizer Behörden warnen vor Feuerwerk

U.a. empfehlen mittlerweile Schweizer Behörden, Menschen mit Erkrankungen der Atemwege und Kreislauferkrankungen sollten Feuerwerke meiden. Das Umweltbundesamt/Deutschland äusserte sich im November 2007 im Hintergrundpapier „Zum Jahreswechsel: Wenn die Luft „zum Schneiden“ ist“ zur Feuerwerks-Feinstaubproblematik und appellierte gleichzeitig an die Bürger/Innen, als Beitrag zur Verminderung der Feinstaubbelastung in der Silvesternacht das persönliche Feuerwerk einzuschränken oder sogar ganz darauf zu verzichten.

Auch die American Lung Association warnt vor Feuerwerk

Die American Lung Association of Hawaii rät Lungenkranken seit Jahren, während der schlimmsten Feuerwerkerei zuhause bei geschlossenen Türen und Fenstern und mit laufender Klimaanlage oder Luftreinigungsapparat zu bleiben und eine Gesichtsmaske zu tragen, um die Raucheinatmung zu verringern. Dieses Jahr verkündet das National Epidemiology Center/Philippinen dasselbe. etc.

Dem Schutz der Gesundheit und Umweltschutz Priorität einräumen

Das heisst, dass sich sowohl zumindest manche Behörden als auch zumindest Teile der Ärzteschaft absolut darüber im Klaren sind, wie schädlich Feuerwerksemissionen sind.

Ob Feuerwerk „richtig“ oder „falsch“ abgebrannt wird, von Laien im Hinterhof oder von speziell dazu Ausgebildeten als Grossfeuerwerk: die Emissionen bleiben letztendlich dieselben. Bereits ein kleines Feuerwerk (unter dem Jahr) kann in seiner näheren Umgebung zu einer erheblichen kurzzeitigen Erhöhung der Feinstaubwerte führen.

Die Begeisterung für Licht und Knall von Feuerwerk darf nicht dazu führen, das Umweltverschmutzungspotential von Feuerwerk zu ignorieren. Feinstaubempfindliche Menschen dürfen auf keinen Fall als „Kollateralschaden“ der Feuerwerkerei einiger weniger billigend in Kauf genommen werden.

Umweltschutz und Pläne zur Reduktion von Feinstaub ohne Einbezug von Feuerwerk werden zur Farce und unglaubwürdig.

Unter Berücksichtigung der gesundheitlichen Problematik, die die „Feinstaubschleuder“ Feuerwerk mit sich bringt, muss Feuerwerk ganz klar verboten werden!

Autor: Susanne von Dach, www.stop-fireworks.org für CSN – Chemical Sensitivity Network, 29.12.2009

Konzept für einen MCS – Fond

Konzept für einen MCS-Fond

Es wurde die Frage gestellt, ob die Positionierung von MCS mit der Nothilfe für lebensbedrohliche Fälle unter ein Dach passe.

Antwort: es geht gar nicht anders.

Nothilfe ohne Konzept ist die MM-Methode: Moral und Mitleid. Diese Methode führt seit 15 Jahren nicht voran. Es ist ohne Weiteres möglich, für ein Kind mit einer besonderen Spastik, die nur auf eine Delphintherapie positiv reagiert, in einer TV-Gala reichlich Spenden zu sammeln. Bei einem Massenphänomen (MCS: schwere Fälle 3,5% der Allgemeinbevölkerung 12 – 25% moderate Erscheinungsformen,) ist das etwas ganz anderes. Ein ernstes gesellschaftliches Problem wird gern verdrängt: MCS? Das sind doch diese Spinner! Letztlich ist die Sache zu groß, um sie mit Spenden regeln zu können. Ohne Konzept wird „Nothilfe“ nur wenig Geld nur von Betroffenen und deren Anhang sammeln können. Also zu wenig für nichts.

Ein Konzept, dass auch Gesunde (oder eingebildete Gesunde) überzeugen kann, sollte in der Lage sein, Unterstützung durch verantwortlich denkende Menschen zu erlangen. Die starken Positionen für MCS sind:

  • der hohe Grad der wissenschaftlichen Erkenntnis
  • die Möglichkeit adäquater medizinischer Versorgung
  • die Rechtsrelevanz des Standes der Wissenschaft.

Das Notwendigste zum Stand der Wissenschaft findet sich in der Ärzteinformation.

Der Fond wird dann ernst genommen, wenn deutlich wird, dass er handfeste Rechte durchsetzen will (Versicherungen und Menschenwürde) und auch kann, weil er den Stand der Wissenschaft ins Feld führt, der bisher nicht einmal diskutiert wurde.

Ein gesellschaftlich relevantes Konzept und Erfolg des Fond entsprechen sich demzufolge gegenseitig.

Das Projekt steht und fällt mit der Frage der Aktivisten: es müssen einige Leute diese Konzept faktensicher propagieren können. Die Fakten sichern quasi nebenbei, dass Kleingezänk außen vor gehalten werden kann. Willkommen ist nur, wer das Konzept sachbezogen unterstützt. Ein „ich auch“ genügt dann nicht, denn die Gruppe muss die Spenden sammeln und muss dazu die entscheidenden Argumente auch auf kritische Nachfrage erläutern können.

Für die Sicherung des Konzepts braucht die Fondsatzung sicher eine Präambel, die das Konzept umreißt, etwa:

MCS wurde 1948 durch den Allergologen Theron Randolph entdeckt. Er registrierte, dass manche Allergiker dann nicht reagierten, wenn die Testsubstanzen aus wild gewachsenen Früchten gewonnen worden waren. 1962 hat Randolph dies ausführlich publiziert. 1966 hat eine Neurologin (E. Kailin) erstmals doppelblind, elektrophysikalisch nachgewiesen, dass es Patienten gibt, die auf Dosen unterhalb des amerikanischen Durchschnitts reagieren. In den 70er Jahren wurde ein neuer Allergietest zu diesem Problemkreis entwickelt (Miller 1977). In den 80er Jahren wurden die immunologischen und neurologischen Mechanismen weiter vertieft. 1987 definierte der amerikanische Arbeitsmediziner Cullen erstmals Diagnosekriterien für MCS. 1992 wurde MCS durch die WHO klassifiziert und zwar als erworbene organische Erkrankung (s. Ärzteinformation). 1992, 1994, 1996 und 1997 wurden die vier Bände des Standardwerks „Chemical Sensitivity“ von William Rea veröffentlicht (ca. 3 000 Seiten). 1998 publizierte Pall erstmals ein Modell, das eine pathologische Chronifizierung der Stoffwechselprozesse erklärt. Dies erklärt sowohl die Krankheitsbilder von CFS als auch MCS. In der Folgezeit konnte Pall auch zeigen, auf welche Weise  unterschiedliche Stoffklassen, die primär auch sehr unterschiedlich wirken, letztlich jene Sensitivität und chronische Erschöpfung erzeugen, die für diese Krankheitsbilder typisch sind.

Die Psychodebatte blockiert diese Diskussion und enthält so den Erkrankten eine adäquate medizinische Versorgung vor. Sie begann erst, als die abschließende wissenschaftliche Entscheidung schon gefallen war.  Gutachten, die MCS als Befindlichkeitsstörung, IEI oder dergl. bezeichnen sind falsch. Die Psychodiskussion hat weit reichende rechtliche Folgen. Letztendlich nimmt sie den Patienten die Menschenwürde und in der Folge ihre Rechte aus abgeschlossenen Versicherungen und ihre Rechte auf eine adäquate medizinische Versorgung.

Die therapeutischen Ansätze leiten sich aus diesem Erkenntnisbild ab. Sie sind noch komplexer als die Pathomechanismen. Es ist dringend geboten, dass sie vorrangig vertieft diskutiert werden.

Der Fond soll diese Schieflage korrigieren. Er muss es auch, wenn er pekuniär erfolgreich sein will.

Der  Zweck des Vereins muss deshalb in einem ersten Schritt folgende Ziele enthalten: rechtliche Umsetzung des Standes der Wissenschaft, Erstellung einer Dokumentation aller Todesfälle mit der Diagnose MCS, Planung und Errichtung von Gebäuden, die geeignet sind, Personen aufzunehmen, die in anderen Räumen nicht mehr leben können.

Der letztere Punkt – im Plural – dürfte den Fond überfordern, aber ein Beispiel (ein Gebäude) als Vorzeigeprojekt ist in Deutschland möglicherweise vonnöten und bei Entfaltung des Konzepts auch machbar, um den Schweizer Weg auch hierzulande einzuleiten. Offensichtlich hat Christian Schifferle es vermocht, den Verantwortlichen klar zu machen, dass man mit Menschen mit MCS nicht so umgehen kann, wie es bisher die Praxis ist. In Deutschland ist das eigentlich durch die Verfassung garantiert. Das heißt aber nicht, dass diese Garantie automatisch greift – ein Rechtsstaat lebt von der Auseinandersetzung und zwar professionell und auf höchster Ebene. Die Garantie gibt es also nicht umsonst.

Es folgt  ein 10. Blog zur Menschenwürde und der Konstruktion des Rechtsstaates. Danach brauche ich eine Auszeit, um mein Buch endlich in Form zu bringen.

Autor: Dr. Tino Merz, Sachverständiger Umweltfragen für CSN – Chemical Sensitivity Network, 28. Dezember 2009

Vorhergehende Blogs zur Serie und zum Thema:

Weiterführende Informationen:

„Maske auf“ – Eine Sekundengeschichte

„Maske auf!“, rief der Mann seiner Frau zu, die einige Meter hinter ihm lief.

„Immer noch?“, hörte er ihre ungeduldige, durch die Maske gedämpfte Stimme.

Der Mann zog intensiv die Luft durch seine Nase und analysierte sie genau, ob sie noch nach einem Parfüm oder Weichspülergeruch der Passanten roch. Er blickte aufmerksam nach vorn, ob nicht ein Passant entgegenkam oder eine Rauchwolke zu sehen war. Erst dann gab er Entwarnung.

Die Frau riss sich erleichtert die Maske vom Gesicht und sog die frische Luft genussvoll ein.

Die Augen des Mannes erspähten von weiten einen entgegenkommenden Passanten. Er wollte gerade „Maske auf!“ rufen, doch dann sah er, dass es ein alter Mann war. Die riechen fast nie…

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 26. Dezember 2009

Weitere Gedichte und Geschichten von Gerhard:

Zeitkritisches Gedicht: Verfluchtes Pack * Gedicht: Was bleibt von mir? * Gedicht: Selbstdiagnose * Gedicht: Nur weil ich hinabsteige * Gedicht: …und dann endlich * Ein Lächeln * Gedicht: Deine Atemzüge * Gedicht zum Blog Action Day: Habe Durst * Gedicht zum Blog Action Day: Immer noch nicht verstehen wollend * Lass uns über Realitäten reden

Der Weihnachtsengel hat uns nicht vergessen

CSN wünscht Frohe Weihnachten

Nachdem die Morgennebel aufgestiegen sind, ist der Himmel in ein zartes rosa getaucht, es verspricht ein schöner Tag zu werden. Die letzten Nächte war es sternenklar und schon bitter kalt. Die Kamine der Häuser pusteten dicke Wolken gegen Himmel. Mit leiser Vorahnung schaue ich immer wieder aus dem Fenster. Irgendetwas Besonderes wird heute passieren, nur was?

Plötzlich drang ein gleißend heller Lichtstrahl durchs Fenster, traf auf die Wand und verwandelt sich in glitzernden Sternstaub. Das ganze Zimmer glitzerte wie tausende von Diamanten. Meine Vorahnung hatte gestimmt, der Weihnachtsengel stand am Fenster und wollte gerade klopfen, damit ich ihn bemerke. Unsere beiden Gesichter strahlten vor Freude, was den Sternenstaub, der das Zimmer erfüllte, noch unendlich mehr glitzern ließ.

Ich öffnete geschwind das Fenster und schwups war der Engel auch schon im Zimmer, umarmte mich mit beiden Flügeln und redete sogleich wie ein Wasserfall los: „Schön, dass Du da bist, Du glaubst nicht, wie viel wir dieses Jahr zu tun haben – endlich bin ich wieder hier.“ Dann ließ er sich auf das gemütliche Sofa in meinem Büro plumpsen. Ich klopfte den Sternenstaub von meinem dicken Pullover und entgegnete: „Was glaubst Du, was ich mich freue, dass Du wieder da bist, lieber Weihnachtsengel, wir hatten schon Angst, Du hättest uns dieses Jahr vergessen.“ Der Engel kicherte und verschluckte sich dabei fast: „Wie sollte ich Euch vergessen? Das ganze Jahr sind ich und meine Freunde für Euch mit Chemikalien-Sensitivität und Allergien tätig. Ihr seht uns zwar nicht, aber eigentlich müsstet Ihr gemerkt haben, dass wir da sind.“

Der Weihnachtsengel sah so wunderschön aus, das weißsilbrige Gefieder glänzte und hob sich edel vom pfirsichfarbenen Farbton der Wand ab. Es kam einem Gemälde gleich. „Doch, auch wenn das Jahr nicht einfach war, Ihr müsst dagewesen sein, wir haben immer wieder gespürt, dass jemand auf uns aufpasst, und einiges Gutes ist uns widerfahren.“ Der Engel kicherte und zwinkerte mit den Augen: „Sag ich doch, wir helfen. Selbst wenn nicht alles mit einem Fingerschnippen besser ist für Euch, dennoch ändert sich langsam etwas im Bewusstsein der Menschen für Eure Belange. Komm setz Dich zu mir, damit wir darüber reden können. Aber sag mal, könnte ich dazu eine heiße Tasse Schokolade haben, sowie im letzten Jahr? Daran habe ich auch das ganze Jahr gedacht, muss ich gestehen.“

Vor lauter Aufregung hatte ich doch tatsächlich vergessen, dem Weihnachtsengel etwas anzubieten. Die Freude ihn dazuhaben war zu groß gewesen. „Aber natürlich lieber Engel, wie konnte ich das vergessen. Ich eile und Du bekommst von den leckeren Plätzchen, die wir gebacken haben. Sie sind extra für Allergiker und mit glutenfreiem Mehl und ohne Nüsse gebacken. Trotzdem schmecken Sie köstlich.“ Ein Strahlen ging über das Gesicht des Weihnachtsengels und er hauchte: „Das klingt wunderbar, lass auch die Menschen mit Allergien das Rezept wissen, vergiss das bloß nicht!“ Ich lief geschwind in die Küche, und als ich mit der heißen Schokolade mit einem großen Sahnehäubchen und einem Teller mit den frischgebackenen Kokosmakronen zurückkam ins Büro, wurde das Strahlen im Gesicht des Engels noch größer.

„Welch ein Genuss, was habe ich mich darauf gefreut und nun berichte mir, wie war das Jahr für all die Menschen mit schweren Allergien und Chemikalien-Sensitivität“, sagte der Weihnachtsengel gespannt. „Du weißt ja, dass meine Organisation CSN, Menschen mit Chemikaliensensitivität hilft und über die Krankheit publiziert. Das Beste in diesem Jahr war, dass die Krankheit nun nicht nur in Deutschland anerkannt ist, sondern auch in Österreich, Luxemburg und zum ersten Oktober wurde sie auch in Japan in das Register für körperlich bedingte Krankheiten aufgenommen. Dadurch besteht in diesen Ländern die Möglichkeit, dass Erkrankte mehr Rechte eingeräumt bekommen und auch medizinische Hilfe erhalten. Bis zur umfassenden Akzeptanz ist es noch ein weiter Weg, aber er ist geebnet.“ Der Weihnachtsengel nickte wohlwollend und meinte: „Das wird noch besser werden, man kann Euch nämlich nicht mehr ignorieren, dazu haben schon zu viele Menschen Chemikalien-Sensitivität. Seid geduldig und verbreitet weitere alle wichtigen Informationen, die jeder, der auf Spuren von Alltagschemikalien reagiert, einfach wissen muss. Es wird werden und schließlich sind wir auch noch da,“ sagte der Engel mit überzeugender Stimme. Dann lehnte er sich zurück, trank seine heiße Schokolade und naschte von den Plätzchen und murmelte dabei: „Was gibt es noch?“

„Ein tolles Projekt, in der Schweiz entsteht ein ökologisches Wohnprojekt extra für Menschen, die auf Chemikalien reagieren. Die Stadt Zürich handelt zukunftsgerichtet und möchte durch das Projekt Erfahrungen für gesundes Bauen und Wohnen gewinnen. Jetzt wurde ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben und auch deutsche Umweltärzte und Baubiologen sitzen in der Jury. Der Präsident der Baugenossenschaft, die sich speziell für dieses Wohnprojekt für Chemikaliensensible gegründet hat, sagte, man sei offene Türen eingerannt für das Projekt. Es sei vielen Menschen klar, dass Wohnraum gesund sein muss und nicht schadstoffbelastet, damit es den Bewohner gut geht. Solche Projekte bräuchten wir auch in Deutschland und wir hoffen, dass auch hier Menschen, die in keinem normalen Haus mehr leben können, weil sie zu krank dazu sind, irgendwann in solchen gesunden Häusern leben dürfen“, berichtete ich dem Weihnachtsengel.

Der Engel schaute mich an und sagte: „Das wird kommen, sie können Euch nicht ewig hängen lassen. Ihr seid als Behinderte anerkannt und das bedeutet, man muss Euch helfen, kein Behinderter darf benachteiligt werden. Seid zuversichtlich, es wird sich einiges Positive für Euch tun.“

In Gedanke sah ich plötzlich Hoffnung in den Gesichtern der Erkrankten, die fast nur draußen lebten, weil sie keinen Innenraum tolerieren können wegen der Schadstoffe in herkömmlichen Baumaterialien. Eigentlich sollte gesundes Bauen zur Norm werden, genauso wie zur Norm werden sollte, dass wir die Innenräume nicht mehr mit giftigen Reinigungsmitteln oder Raumduftsprays kontaminieren. Wie vielen Menschen mit Allergien, Asthma, Chemikalien-Sensitivität, etc. dies zugute käme und wie viel an gewonnener Leistungskraft der wirtschaftlichen Produktivität zugute käme.

Der Weihnachtsengel schien meine Gedanken zu erahnen. Er fuhr fort: „Es gab doch dieses Jahr auch eine Konferenz des Umwelt Bundesamtes und dort wurde beschlossen, dass eigens ein Institut gegründet werden soll, dass sich mit Schaffung von gesunder Luft in Innenräumen beschäftigen soll. Du wirst sehn, daraus könnten wichtige Änderungen in Gang kommen. Auch mit diesem Duftstoffwahnsinn will man sich auseinandersetzen. Wir Weihnachtsengel schütteln nur mit dem Kopf, wo ihr Menschen glaubt, diese künstlichen Duftstoffe einsetzen zu müssen. Wir halten oft die Luft an, so schlimm ist es. Und weißt Du was? Diese künstlichen Weihnachtsdüfte die überall benutzt werden, die können wir schon überhaupt nicht leiden. Weihnachten muss nach echter Tanne, Lebkuchen, frisch gebackenen Plätzchen riechen, nicht nach Chemie und überhaupt, was soll dass überall Chemie zu versprühen,“ sagte der Engel mit erzürntem, verständnislosen Gesicht.

Dass selbst Weihnachtsengel sich durch die künstliche Beduftung unserer Umwelt gestört fühlen, hätte ich nicht gedacht. „Im kommenden Jahr werden wir sehen, wie ernst sie es meinen und ob dass geplante Institut uns Allergiker schützt. Es würde für viele Menschen mehr Lebensqualität, bessere Gesundheit und weniger Leiden bedeuten,“ ließ ich den Engel wissen. Dieser nickte und entgegnete, „Darauf werden wir gemeinsam hinarbeiten, wir Weihnachtsengel stehen geschlossen hinter Euch. Ihr wisst ja, wir sind auch den Rest des Jahres nicht untätig, auch wenn man uns dann nicht zu Gesicht bekommt“.

Dann stand er plötzlich auf, strich seine Flügel glatt, flatterte einmal und der ganze Raum war mit noch mehr glitzerndem Sternenstaub erfüllt als zu seiner Ankunft. Alles funkelte und eine unglaubliche Zuversicht erfüllte den Raum. Kein Fünkchen Zweifel war mehr vorhanden, nur noch Gewissheit, dass sich vieles für die Menschen mit Allergien ändern wird – zum Guten. Wie hatte er das nur gemacht?

„Sag lieber Weihnachtsengel, warum bin ich plötzlich von Zuversicht erfüllt dass alles besser wird?“ fragte ich. Der Weihnachtsengel schüttelte schmunzelnd den Kopf und erwiderte verschmitzt: „Glaubst Du etwa nicht mehr an uns? Na warte ab – dann kicherte er schelmisch, öffnete das Fenster und sog die klare Luft von draußen ein. „So muss Luft sein, klar, sauber und wohltuend, alles andere ist ungesund, und das werden immer mehr Menschen verstehen, lass uns mal machen und, nicht dass Ihr Euch solange auf die faule Haut legt, ich erwarte, dass Ihr auch weiter daran arbeitet, dass Verständnis für eine gesündere Umwelt eintritt“, sagte der Weihnachtsengel und umarmte mich zum Abschied. Dabei hauchte er in mein Ohr: „Ich weiß, ich kann mich auf Euch alle verlassen und Ihr könnt Euch auf uns verlassen. Habt frohe Weihnachten und vergesst nicht, wir sind da.“

Ich steckte dem Weihnachtsengel noch schnell ein Tütchen mit frischgebackenen Plätzchen zu und bedankte mich bei ihm, dass er da gewesen war. Fast wäre mir dabei eine Träne die Wange heruntergekullert, doch auch das schien der Weihnachtsengel vorausgeahnt zu haben, denn sein Flügel strich mir zart übers Gesicht und hüllte mich in silbrigen Sternenstaub ein. Die Morgenröte war fast verblasst, als der Weihnachtsengel davonflog, dafür war plötzlich alles in ein unendlich schönes silbriges Licht getaucht.

Frohe Weihnachten!

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, Winter 2009

Weihnachtsbaumkauf mit Hürden

Ein ökologischer Weihnachtsbaum soll es sein...

Für das diesjährige Weihnachtsfest hegte ich einen für mich besonderen Wunsch. Und zwar wollte ich es dieses Jahr seit langem endlich wieder einmal wagen, unsere Wohnung mit einem Weihnachtsbaum zu schmücken. Plätzchen sind für mich tabu, da Zucker MCS-bedingt vom Speiseplan gestrichen ist. Meine aktuelle gesundheitliche Verfassung hat mir auch andererseits einen Strich durch die Rechnung gemacht, so dass es bei uns kaum weihnachtlich dekoriert ist. Als Entschädigung für all das, soll nun wenigstens an anderer Stelle ein bisschen Weihnachtstimmung Einkehr halten – so mein Ziel.

Weihnachtsbäume mit FSC-Gütesiegel

Aber nicht irgendein Weihnachtsbaum soll es sein. Sondern auf Grund meiner Chemikalien-Sensitivität und der damit verbundenen Notwendigkeit der Schadstofffreiheit, wie auch meiner persönlichen Einstellung zur Umwelt und Natur, kommt nur ein Weihnachtsbaum in Frage, der es auf ganz natürliche Weise, ohne den Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden, zu seinem prachtvollen Aussehen geschafft hat. Unser heimisches Forstamt bietet nur Weihnachtsbäume mit dem FSC-Gütesiegel zum Verkauf an, d. h. dass sie gänzlich unbehandelt und frei von Pestiziden und Düngemittel sind. Also genau das Richtige für MCS-Kranke und Umweltbewusste. Mit einem derartigen Kaufentscheid leistet man zudem einen Beitrag für die Umwelt, weil die Verkaufserlöse der Bäume wieder dem heimischen Wald zufließen.

Ab in den Wald zum Forstrevier

So machten mein Mann und ich uns am letzten Samstag ganz früh auf den Weg in den Wald, um beim hiesigen Forstrevier einen für mich verträglichen grünen „Freund“ zu besorgen. Im CSN-Forum wurde ich die Tage durch eine Anfrage eines anderen Mitbetroffenen zu diesem Vorhaben animiert. Ich dachte, ein Weihnachtsbaum zu stellen, das muss doch auch bei mir möglich sein. Guter Dinge fuhren wir nach dem Frühstück, bei klirrender Kälte durch die eingeschneite, wie verzuckert wirkende Winterlandschaft in den Wald, was mich schon zu besonderer Stimmung rührte. Pünktlich zum Verkaufsbeginn um 9 Uhr trafen wir am Verkaufsort an. Zum Glück waren nur ganz wenige Leute da. Doch das änderte sich schlagartig.

Anstatt frischer Waldluft – penetranter Parfumgeruch

Innerhalb kürzester Zeit waren sehr viele Kaufinteressierte beim Weihnachtsbaumverkauf eingetroffen. Das bedeutete für mich, dass ich plötzlich intensiven Duftschwaden von Aftershave, Haarpflegeprodukten, Parfum und anderer Kosmetika ausgeliefert war, die ihren Weg, trotz meiner schnell angezogenen Maske, in meine Nase schafften. Meine Nasenschleimhaut schwoll blitzschnell an, Atemnot setzte ein, extreme Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Herzrasen um nur einige meiner Beschwerden zu nennen. Ehrlich gesagt hatte ich mir den Weihnachtsbaumkauf etwas anders und romantischer vorgestellt. Doch die Realität ist eben eine andere. Letztendlich haben wir uns schnell einen Baum geschnappt, um endlich aus der für mich unerträglichen Atmosphäre verschwinden zu können. An den Folgen des Weihnachtsbaumkaufs habe ich heute noch zu knappern. Nun hoffe ich, dass ich bis Weihnachten wieder auf meinem Gesundheitslevel vor dem Baumkauf angelange, damit ich die Feiertage wenigstens ein wenig genießen kann.

Ich wünsche allen ein besinnliches und geruhsames Weihnachtsfest, mit einem hoffentlich gesundheits- und umweltverträglichen Weihnachtsbaum,

Eure Maria

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity Network, 23. Dezember 2009