Monatsarchiv für Juni 2010

Der Ölsandabbau in Kanada zerstört die Natur

Im März 2003 kletterte der Ölpreis auf 35 US-Dollar pro Barrel. Im gleichen Jahr entdeckte die United States Energy Information Administration das Öl im Ölsand. Das Ansteigen des Ölpreises ließ die Förderung der gewaltigen Ölsand-Vorkommen plötzlich wirtschaftlich erscheinen, so dass sie von Ressourcen zu Reserven befördert und Kanada zum Land mit den weltweit größten nachgewiesenen Erdölreserven wurde – gleich nach Saudi-Arabien.

Neben Sanden, Tonen und Wasser bestehen Ölsande aus zwischen einem und zwanzig Prozent Kohlenwasserstoffen. Nach der Abtrennung von Sand und Wasser wird der Kohlenwasserstoff-Anteil im Upgrader hauptsächlich thermisch gecrackt, hydriert, entschwefelt und zu synthetischem Rohöl weiterverarbeitet. Während die Förderung oberflächennaher Vorkommen im Tagebau erfolgt, müssen die Kohlenwasserstoffe tieferer Schichten durch das Einleiten von heißem Wasserdampf in verschiedenen Varianten verflüssigt werden.

Da die oberflächennahen Vorkommen als zumeist erschlossen gelten, gewinnen diese energieintensiven in-situ-Verfahren an Bedeutung. Skeptiker weisen auf den steigenden Energieeinsatz hin, der umso mehr erzwungen wird, je weiter sich die Vorkommen von der Erdoberfläche entfernt befinden. Die Energie zur Dampfbereitstellung stammt zurzeit noch größtenteils aus der Verbrennung von Erdgas: für die Umwandlung eines Barrels Bitumen in „dickes“, gerade transportfähiges Öl müssen ca. 28 Kubikmeter Erdgas verheizt bzw. 1 Gigajoule aufgewendet werden; im Gegenzug hat ein Barrel Öl ein Energieäquivalent von 6,117 Gigajoule. Außerdem ist das bei Extraktion und Umwandlung in synthetisches Rohöl anfallende CO2 ein weiteres Problem– rund 50 Kilogramm pro Barrel allein in der Dampferzeugung. Um einen weiteren Anstieg der CO2-Emissionen Kanadas durch zusätzliche Verbrennung fossiler Energieträger zu vermeiden, wird auch die Nutzung von Atomenergie als langfristige Alternative zum Erdgas in Betracht gezogen.

Der Ölsandabbau in Alberta führt zur totalen Zerstörung einer riesigen Waldfläche, die doppelt so groß ist wie Bayern. Beim Abbau von Öl aus Sand wird extrem viel Gift produziert, was zur Folge verkrustete Erde und verpestete Luft durch giftige und ätzende Lösungsmittel hat. Die komplette Pflanzen- und Tierwelt der Region wird rücksichtslos vernichtet. Kanadische Ureinwohner müssen die Umgebung aufgrund der Schadstoffbelastung verlassen und ein ganzes Dorf von Ihnen soll einer Ölpipeline weichen. Pro Tag fließen Millionen Liter vergiftetes Wasser ins Grundwasser. „500 Millionen Liter giftigen Wassers gibt es in den Seen“, sagt Christoph von Lieven von Greenpeace. „90 Prozent des Wassers, das benutzt wird, um das Öl auszuwaschen, ist mit Giften wie Quecksilber und Arsen versetzt.“ Für einen Liter Öl verbraucht die Industrie drei Liter Wasser.

Die Investitionen für den Abbau und die Weiterverarbeitung der Ölsandvorräte zu hochwertigen Ölprodukten sind sehr hoch und zeitaufwendig. Gegenwärtig werden mehr als 100 Milliarden US-Dollar investiert. Die durchschnittlichen Förderkosten liegen bei knapp über 20 US-Dollar pro Barrel, mit der notwendigen Umwandlung des Bitumens in synthetisches Rohöl klettert der Preis auf ca. 40 US-Dollar. Die Produktionskosten dürften bei dem vorgesehenen Ausbau der Produktion, der Verwendung teuerer technischer Verfahren und dem damit einhergehenden Energieverbrauch deutlich steigen. Parallel dazu werden die Umweltschäden zunehmen. Das nächste Problem ist, dass für die Abtrennung des Bitumens vom Sand ungeheure Wassermengen erforderlich sind. Bereits heute wird ein Viertel des Süßwasserverbrauchs in Alberta von der Öl- und Gasindustrie verbraucht. Wegen zunehmender Trockenheit im Lande wiegt dieser Raubbau schwer.

Greenpeace-Aktivisten haben mit einer Protestaktion am 16. September 2009 den Abbau von Ölsand in Kanada für mehr als 30 Stunden gestoppt, um auf die schädlichen Auswirkungen dieser Förderung auf das Klima hinzuweisen. Mehr als 20 Mitglieder der Umweltorganisation ketteten sich in der Provinz Alberta an schwere Maschinen an. Der Mineralölkonzern Shell stoppte daraufhin den Betrieb der Abbaustätte Albian Sands und verhandelte mit den Demonstranten. Mit dieser Aktion wurde ein Zeichen gesetzt, das in den internationalen Medien Beachtung fand.

Autor: Maria-Magdalena, CSN – Chemical Sensitivity Network, 5. Juni 2010 – TAG DER UMWELT.

Weitere CSN Artikel zum Thema Umwelt:

Weltumwelttag: UND SIE TATEN SO…

UND SIE TATEN SO…

und sie taten so,

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

fischten die ozeane leer,

als wären sie

kleine badewannen.

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

mähten die urwälder nieder,

als wären sie

liegewiesen

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

höhlten die berge nach bodenschätzen aus

als wären sie schweizer käse

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

bliesen gift, asche und rauch,

als wär die welt ein raucherzimmer

und sie taten so

als gäbe es die unendlichkeit

auf erden,

kippten alpenberge von plastikmüll

in landschaften und meere

als wär’s futter für delphine und bären

und sie taten so

als täte es weder natur

noch menschen weh,

lachten die kranken menschen aus,

die nicht mehr wissen wie leben

die erde einst ein paradies,

nun stöhnt gequält

tier und mensch

auf diesem fremden

halbtoten planeten

Autor: Gerhard Becker, CSN – Chemical Sensitivity Network, 5. Juni 2010 – weltweiter Tag der Umwelt.

Weitere umweltkritische Beiträge von Gerhard:

Tag der Umwelt: Leben ist Vielfalt – Vielfalt ist Leben

Welchen Stellenwert hat die Umwelt?

Was gibt es Schöneres als bei einem Spaziergang dem Zwitschern der Vögel und Summen von Insekten zu lauschen oder Tiere zu beobachten? Dies ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Geschenk der Natur, das in unserer hektischen und leistungsorientierten Zeit viel zu wenig Beachtung findet. So sind wir uns kaum dessen bewusst, welchen Einfluss die Umwelt auf unser Dasein ausübt, denn ob wir in einer lebensfeindlichen Umgebung aufwachsen oder ob wir sauberes Trinkwasser, saubere Luft zum Atmen und gesunde Böden für unsere Ernährung zur Verfügung haben, wird von dem Schicksal geprägt, wo wir auf dem Globus leben. Die umweltbedingten und klimatischen Begebenheiten üben entscheidenden Einfluss darauf aus, wie wir leben.

Der 5. Juni ist dem Tag der Umwelt gewidmet, der in diesem Jahr unter dem Motto „Leben ist Vielfalt“ steht. Eigentlich müsste jeder Tag im Jahr ein Tag der Umwelt sein, denn sie ist Ursprung und Grundlage allen Lebens. Wenn man sich allerdings veranschaulicht, wie es um unsere Lebensgrundlage bestellt ist, kommt die berechtigte Frage auf, welchen Stellenwert hat die Umwelt?

Biodiversität – wie ist es um sie bestellt?

Biologische Vielfalt ist für eine intakte Natur unabdingbar, denn jedes Lebewesen ist ein Teil vom Ganzen. Das weltweite Artensterben schreitet mit großen Schritten voran, so auch in Deutschland. Auch wir Menschen sind ein Teil dieses komplexen Puzzles, doch auf viele unserer „Taten“ im globalen Ökosystem brauchen wir wirklich nicht stolz zu sein. Kein anderes Lebewesen auf unserer Erde richtet in Umwelt und Natur vergleichbaren Schaden an. Wir sägen am eigenen Ast, zerstören erfolgreich unsere eigene Existenzgrundlage und hinterlassen vielerorts ein Feld der Verwüstung. Am Beispiel der Haie lässt sich die dramatische Auswirkung menschlichen Einflusses auf die Biodiversität besonders gut veranschaulichen. Haie bevölkern unsere Erde bereits seit über 400 Millionen Jahren und sind erfolgreiche Jäger, die immensen Einfluss auf das ökologische Gleichgewicht in unseren Meeren nehmen. Haie, die sich im Laufe der Evolutionsgeschichte kaum verändert haben, bezeichnet man in der Wissenschaft auch als „Urfische“. Leider führen schier unaufhaltsame Profitgier, international intensiv betriebener und völlig unzureichend kontrollierter Hai-Handel und die steigende Nachfrage in den Restaurants rund um den Globus dazu, dass die zu den Knorpelfischen zählenden Meeresbewohner in ihrer Existenz massiv gefährdet sind. Bedauerlicherweise haben sehr viele Hai-Arten Einzug in die  Rote Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten gefunden.

Renaturierung und Nachhaltigkeit bringen Leben zurück

Naturschutzverbände führen verstärkt Renaturierungsprojekte durch, um den vom Menschen verursachten Umweltschäden Einhalt zu bieten und wieder funktionierende Ökosysteme zu schaffen. Vielerorts können sich die Resultate ökologisch ausgerichteter Maßnahmen durchaus sehen lassen, so auch der Rückbau des einst begradigten und unattraktiven Isar-Ufers in München. Das Zurückfinden zur Natürlichkeit bietet zahlreichen Pflanzen und Tieren neuen Lebensraum, verschönert das Landschaftsbild erheblich, bereichert zudem den Erholungs- und Freizeitwert und verbessert ganz nebenbei auch den Hochwasserschutz. Die Errichtung von Fischtreppen ermöglicht zahlreichen Fischarten, problemlos zu ihren Laichplätzen zu gelangen.

Die durch intensive Landbewirtschaftung in Deutschland entwässerten Moore und die damit verbundene Zersetzung des Torfs leisten einen beachtlichen Negativbeitrag zur Klimaerwärmung. Die Renaturierung von Deutschlands Mooren könnte lt. BUND für Umwelt und Naturschutz, einen äußerst positiven Effekt auf den Treibhausgasausstoß ausüben und die biologische Artenvielfalt nachhaltig verbessern. Der Erhalt der Feuchtgebiete sichert seltenen Tier- und Pflanzenarten, die speziell in Moorgebieten angesiedelt sind, ihre Lebensgrundlage und schafft zudem Hochwasserschutz, da intakte Moorgebiete natürliche Wasserspeicher sind.

Auch das Rettungsnetz Wildkatze, das durch den BUND in Zusammenarbeit mit Politik, Behörden und Bürgern entstand, verbessert bzw. schafft neuen Lebensraum für die bedrohte Wildkatze. Durch die kontinuierliche Zersiedlung zusammenhängender Waldflächen reduziert sich der Lebensraum vieler Waldtiere und führt dazu, dass auch im Wald ein rasanter Artenschwund zu verzeichnen ist. Um dem Wanderverhalten der scheuen Wildkatzen gerecht zu werden, wurden 2007 über 20.000 Büsche und Bäume zwischen dem Nationalpark Hainich und dem Thüringer Wald gepflanzt. Diese Verbesserung natürlichen Lebensraums kommt nicht nur der Waldkatze, wie die scheue Wildkatze ebenfalls genannt wird, sondern ebenso weiteren bedrohten Tierarten, wie Dachsen und Füchsen zu Gute.

Intakte Umwelt – gesundes Umfeld

Unsere Umwelt ist ein fragiles Ökosystem, von dessen Zustand alles Leben auf unserem Planeten abhängt – sie ist praktisch DAS LEBEN schlechthin! Die weltweit massiv zurückgehende Biodiversität, wie auch die rasant steigende Zahl von Krankheiten, die durch Schadstoffe und die Umwelt verursacht werden, wie z. B. Krebs, Asthma, Unfruchtbarkeit, MCS, MS, ALS, Diabetes, Allergien etc., sind Indikatoren dafür, dass es so mit unserer Umwelt nicht weitergehen kann und darf. In einer schadstoffbelasteten Umwelt mit vorherrschend Monokultur-betriebener Landwirtschaft, die nur mit steigendem Einsatz von Pestiziden aufrechtzuhalten ist, der wiederum enorme Bodenbelastungen nach sich zieht, kann es kein gesundes Leben geben. Die resultierenden Folgen dieser und anderer Missetaten werden uns u. a. durch den globalen Rückgang der Artenvielfalt quittiert. Diese Mahnmale verdeutlichen mit Nachdruck, dass die negativen Auswirkungen unserer Umweltsünden gestoppt und nachhaltige Veränderungen realisiert werden müssen. Um das Artensterben aufzuhalten, bedarf es der weltweiten Umsetzung von weitreichenden Artenschutzprojekten, um umweltfreundlichere Lebensbedingungen zu schaffen, die auch uns Menschen zu Gute kämen. Die weiterhin stattfindende Zunahme an Umweltkrankheiten könnte somit auch positiv beeinflusst werden.

Wir sollten uns immer vor Augen halten, nur eine intakte Umwelt ermöglicht ein gesundes Umfeld, denn unsere Umwelt ist ALLES, was wir zum Leben / Überleben brauchen.

Autor: Maria Herzger, CSN – Chemical Sensitivity, 5. Juni – Tag der Umwelt 2010

Weitere CSN Artikel zum Thema Umwelt

CSN Blog Top 10 – Die beliebtesten Artikel im Mai 2010

Der am Häufigsten gelesene Artikel im CSN Blog im Monat Mai wurde von Dr. Merz geschrieben. Er ist Teil einer Serie, die MCS-Kranken eine Strategie vermitteln soll, mit der sie zu ihrem Recht kommen. Umso erfreulicher ist es, dass gerade dieser Artikel auf Platz Eins landete. Die Serie kann in einer eigens angelegten Rubrik gelesen werden: Dr. Merz zu MCS & Umweltkrankheiten

Den zweiten Platz in der Blog Top 10 erzielte der Bericht eines Mannes, der seit 25 Jahren durch Holzschutzmittel erkrankt ist. Michael H. legte dar, wie es ihm erging. Der Artikel ist schon deshalb von höchster Brisanz, weil der geschilderte Fall kein Einzelfall ist. Durch Holzschutzmittelvergiftungen haben Millionen von Menschen in Deutschland Gesundheitsschäden davongetragen und es ist kein Ende abzusehen, weil nur ein verschwindend geringer Teil der belasteten Häuser fachgerecht saniert wurde.

Auf Platz Drei landete ein Artikel, der sich seit Monaten nicht aus der CSN Blog Top 10 verdrängen lässt. Der Beitrag stellt natürliche Hilfe bei Gallensteinen und Gallenkolik vor.

Zum Lesen der CSN Top 10 Artikel einfach anklicken:

  1. Umweltmedizin in Deutschland, ganz nach Al Gore: Ihr habt es in der Hand
  2. Seit 25 Jahren krank durch Holzschutzmittel
  3. Wenn die Galle überläuft – Natürliche Hilfe bei Gallensteinen und Gallenkolik
  4. Ein Jahr Behindertenkonvention – Nullrunde für Behinderte mit MCS – Multiple Chemical Sensitivity
  5. Laminat belastet Umwelt und Gesundheit
  6. Studie findet Zusammenhang zwischen Pestiziden und Hyperaktivität
  7. Gefahr Weichmacher – Unfruchtbarkeit durch die Umwelt
  8. Die Kehrseite der Medaille oder mit welchen Mitteln in Deutschland Umweltkrankheiten vertuscht werden sollen
  9. Das Geheimnis von Parfüms – Studie findet Chemikalien
  10. US Gouverneure setzen sich für Menschen ein, die durch Chemikalien krank wurden

Ölpest: Die Kinder am Golf von Mexiko

Der folgende Artikel von Alice Shabecoff beschreibt nicht nur, welcher bedrückenden Gefahr nun die Allerschwächsten in der Golfregion ausgesetzt sind. Er zeigt auch, was wir anderen Völkern angetan haben, in denen solche Unfälle zur Tagesordnung gehören, während wir gedankenlos ihr Öl verbraucht haben, das auch uns enorme Umweltbelastungen beschert hat. Und letztlich wird alles, was giftig ist und MCS hervorruft, überwiegend aus Erdöl hergestellt.

Ölpest: Die Kinder am Golf von Mexiko

Während sich der gigantische Ölteppich der BP-Ölkatastrophe den Küsten und Gemeinden nähert, ist jeder über die Folgen für die Tiere und die natürliche Umwelt besorgt, schweigt seltsamerweise jedoch zu einer anderen unausweichlichen Gefahr. Eine massive Schädigung der Kinder am Golf von Mexiko ist nun nicht mehr zu vermeiden.

Wenn man das Öl in der Luft riechen kann, wie jetzt berichtet wird, bedeutet dies, dass die Chemikalien in der Luft sind und eingeatmet werden können. Eltern, die helfen, das Öl zu beseitigen, (die oft dazu nicht mal Handschuhe bekommen, wie wir gehört haben), werden diese Chemikalien auf ihrer Haut und mit der Kleidung in ihre Wohnungen tragen. Wenn das Öl an der Küste angekommen ist, gelangt es in die Wasserversorgung.

Rohöl ist eine komplexe Mischung aus hunderten hochgiftiger Chemikalien, einschließlich Benzol und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, die sowohl dafür berüchtigt sind, Krebs zu verursachen, als auch das Nervensystem zu schädigen. Genaugenommen können die Bestandteile des Rohöls jedes der Körpersysteme schädigen, vom Fortpflanzungs- und Atemsystem bis zum Immunsystem, Nieren, Leber und das Magen-Darm-System. Sie stören die Organe des Hormonsystems, welches das geistige und körperliche Wachstum genau so regelt, wie die Fruchtbarkeit. Sie durchdringen mühelos Zellwände, zerstören Zellstrukturen, mitsamt der DNA.

Allerdings ist die Gefahr für Kinder wegen ihrem noch nicht voll entwickelten Körper am größten. Mit einen noch nicht voll ausgebildeten Immun- und Entgiftungssystem sind sie grundsätzlich stärker gefährdet als Erwachsene. Das Kind im Mutterleib ist am meisten gefährdet. Der erst kürzlich erschienene Bericht des „Cancer Panel“ (pdf), der Krebskommission des Amerikanischen Präsidenten, warnt vor Chemikalienbelastung während der Schwangerschaft. Längst sind Schäden eingetreten: Krebs bei Kindern, einst eine Seltenheit, ist während er letzten 20 Jahre, als die chemische Produktion rasant zunahm, auf 67% emporgeschnellt. Wir werden in den noch kommenden Jahren einen Gipfelwert in ähnlich entsetzlichen Statistiken aus der Golfregion zu Gesicht bekommen.

Wieso sprechen die Bundesbehörden nicht von diesem drohenden Unheil? Sie sollten die lokalen Behörden auf Möglichkeiten hinweisen, die Belastungen zu minimieren. Leuten die mit Rohöl arbeiten, sollten eine Schutzausrüstung bekommen. Es müssen besondere Maßnahmen ergriffen werden, um kleine Kinder und schwangere Frauen zu schützen.

Die Körper unserer Kinder sind längst mit toxischen Substanzen in gefährlichem Maße überbelastet und viel zu viele, eins von dreien, leiden in Folge dessen an chronischen, manchmal tödlichen Krankheiten.

Was werden wir aus der Katastrophe lernen? Werden die Kosten für Krebs bei Kindern, Geburtsfehler, Asthma, und das Zurückgehen männlicher Geburten in die zukünftigen Energie-Pläne unserer Nation eingerechnet? Diese neuste Attacke aus dem Meer ist ein weiterer Grund, weshalb wir aktiv werden müssen, um das Öl allmählich aus unserer Ökonomie und unserer Umwelt heraus zu bekommen.

Autor: Alice Shabecoff für CSN – Chemical Sensitivity Network, 25. Mai 2010

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Zur weiteren Information:

Crude Oil Health Hazards Fact Sheet, von Dr. Michael Harbut (Kamanos Cancer Institute) und Dr. Kathleen Burns von Sciencecorps

Informationsseite von Riki Ott, Aktivist und Überlebender der Exxon Valdez Katastrophe

Alice Shabecoff war in ihrem Berufsleben als Journalistin für die New York Times, die Washington Post und die International Herald Tribune tätig. Zusammen mit ihrem Mann Philip, hat sie das Buch „Poisoned for Profit: How Toxins Are Making Our Children Chronically Ill“ (Für den Profit vergiftet: Wie Giftstoffe unsere Kinder chronisch krank machen) geschrieben.

Weitere Artikel von Alice Shabecoff:

Pestizid Chlorpyrifos: Verbot in Südafrika

Das PAN – Pesticide Action Network berichtet, dass der Südafrikanische Minister für Landwirtschaft, Forst und Fischerei am 14. Mai 2010 angekündigt hat, dass das Land die Verwendung des Organophosphat-Pestizids Chlorpyrifos für Haus und im Garten verbieten will.

Während es in den USA bereits seit langem Anwendungsbeschränkungen gibt, ist Chlorpyrifos in Deutschland noch in vielen leicht erhältlichen Schädlings-bekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln, auch für den häuslichen Bedarf, enthalten.

Chlorpyrifos ist als sensibilisierende Chemikalie bekannt. Das Pestizid war die erste Chemikalie, die in einem EPA Memorandum als Auslöser für MCS-Multiple Chemical Sensitivity benannt wurde.

Auslöser für schwere Gesundheitsschäden

Das von PAN als “Bad Actor Pestizid” eingestufte Chlorpyrifos ist ein akuttoxisches Nervengift, es wird vermutet, dass es sich auf das Hormonsystem störend auswirkt und steht mit zahlreichen anderen Gesundheitsschäden in Verbindung.

In jüngster Zeit wurden Organophosphat-Pestizide durch eine in den USA vielbeachtete Studie mit einem erhöhten Risiko für das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) bei Kindern in Verbindung gebracht.

Die Ankündigung eines Verbots ist ein bedeutender Schlag gegen Dow Chemical, der wichtigste Hersteller von Chlorpyrifos weltweit.

Kinder besonders stark gefährdet

Chlorpyrifos wurde bei Kindern in besonders hoher Konzentration nachgewiesen. Daten des „Center for Disease Control and Prevention“ (CDC) zeigten, dass 93% der Einwohner der USA in den Jahren zwischen 1999 und 2000 bei einer Stichprobe Chlorpyrifos in ihren Körpern aufwiesen. Bei Kindern im Alter von 6-11 Jahren wurden dabei fast doppelt so hohe Werte nachgewiesen wie bei den Erwachsenen.

In den Jahren von 2001-2005 stellte die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA die Nutzung von Chlorpyrifos in den USA in Wohnräumen ein. Hierzu führte die Behörde insbesondere Bedenken für die Gesundheit von Kindern an.

Die in den USA unter dem Namen Dursban oder Lorsban verkaufte Chemikalie wird jedoch in der Landwirtschaft noch weitflächig verwendet. Das bedeutet, dass die Gefährdung durch erhöhte Exposition bei Kindern in ländlichen Gebieten und für Landarbeiterkinder weiterhin auftritt.

Situation USA

PAN Nordamerika arbeitet derzeit mit Partnern, darunter das „Farm Worker Pesticide Project“, daran, die EPA zu drängen, ein Verbot für Chlorpyrifos zu beschließen. „Es ist einfach unerhört, weiterhin die Exposition gegenüber Chlorpyrifos bei Kindern in landwirtschaftlichen Gebieten zu erlauben, nachdem festgelegt wurde, dass es zu gefährlich für Kinder im städtischen Umfeld ist“, sagte die wissenschaftliche Leiterin des Pestizid Aktions-Networks, Dr. Margaret Reeves, „es ist Zeit, es loszuwerden, ein für allemal.“

Situation Deutschland

In Deutschland ist das Pestizid Chlorpyrifos in zahlreichen Schädlingsbekämpfungs- und Pflanzenschutzmitteln für Haus und Garten enthalten. Sie sind in Form von Sprays, Köderdosen, Mottenstrips, Flohhalsbändern, etc. im Handel. Sowohl in der Land- und Forstwirtschaft, als auch im Weinbau wird das Organophosphat-Pestizid verwendet.

Situation Österreich

Es gab eine Anfrage (1632/AB (XXII. GP) ) der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend der Gesundheitsbedrohung durch Organophosphat-Pestizide und deren Einsatz in Österreich. Anfrage an Parlament Österreich

In der Anfragebeantwortung durch den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Josef Pröll zu der schriftlichen Anfrage (1648/J) wurden wichtige Fragen, auch zur rechtlichen Situation in Österreich, weitgehend erläutert. Antwort Parlament Österreich

Autor: Silva K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 1. Juni 2010.

Literatur: PAN, May 2010

Weiterführende Literatur:

CSN Artikel zum Thema Pestzide: