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Ministerium für Gesundheit veröffentlicht Konsens über Multiple Chemical Sensitivity

Experten wollen die Zukunft von MCS Kranken in Spanien verbessern

In Spanien hat das Ministerium für Gesundheit ein Konsensdokument zu MCS herausgegeben. Der Konsens soll dazu beitragen, dass sich die bislang schwierige Situation der Chemikaliensensiblen verbessert. Medizinisches Personal und Angestellte in Gesundheitseinrichtungen sollen Kenntnis über die besonderen Bedürfnisse der MCS Kranken erhalten. Das 128-seitige Dokument (pdf), an dem mehrere Institutionen und medizinische Fachgesellschaften beteiligt waren, enthält unter anderem auch Empfehlungen, in welche Richtung zu dieser Umweltkrankheit zukünftig geforscht werden soll. Die spanische Bloggerin Eva Caballé, No Fun Blog, berichtet nachfolgend, was der Impuls für das Zustandekommen des MCS-Konsenses war. Ein ausführlicher Bericht über den Inhalt des MCS Konsensdokuments folgt in Kürze.

Eva Caballé:

Am 30. November hat das Ministerium für Gesundheit in Spanien endlich das erwartete Konsensdokument über Multiple Chemical Sensitivity (MCS) offiziell präsentiert.

Vor zwei Jahren wurden José Luís Aparicio, eine MCS Erkrankte, und ich vom spanischen Radioprogramm Carne Cruda interviewt. Sie waren so sehr schockiert über MCS und die Auswirkungen der Krankheit, dass sie sich entschlossen, das Ministerium für Gesundheit zu kontaktieren und jemanden vom Ministerium für ein Interview in ihre Show zu bitten, um der Behörde die schreckliche Situation der MCS-Kranken darzulegen. Nach einer ganzen Reihe erfolgloser Anrufe beim Ministerium für Gesundheit, riefen sie dort während einer live Radio-Show an, und das Ministerium musste schlussendlich akzeptieren.

Im Januar 2010 wurde der Generalsekretär des Ministeriums für Gesundheit auf „Carne Cruda“ befragt. Es war Sondersendung, die Multiple Chemical Sensitivity gewidmet war und an der Miguel Jara, Dr. Pablo Arnold, José Luís Aparicio und David Palma in meinem Namen teilnahmen.

Der Generalsekretär versprach öffentlich, sich mit Selbsthilfegruppen zu treffen, um MCS gerecht zu werden.

Im Februar 2010 fand das Treffen mit dem Ministerium für Gesundheit statt, um die Situation der Multiple Chemical Sensitivity Erkrankten in Spanien darzulegen. Das Ministerium verpflichtete sich, einen wissenschaftlichen Ausschuss zu schaffen, um jenes MCS Konsensdokument, das nun endlich freigegeben wurde, zu erarbeiten. Das Dokument umfasst 128 Seiten und wird durch das Ministerium für Gesundheit ins Englische übersetzt werden. Innerhalb von zwei Jahren wird es überprüft werden, um die jeweils neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse darin zu integrieren.

David und ich möchten an dieser Stelle allen danken, die Teil dieses langen Prozesses gewesen sind. Den Ärzten des Wissenschaftlichen Ausschusses, den 13 Vereinen, die das „Comité para el Reconocimiento de la Sensibilidad Química Multiple“ (Nationaler Ausschuss für die Anerkennung von MCS in Spanien) bildeten und dass sie für diesen Prozess einstimmig waren. Besonderer Dank auch an Jaume Cortés, Rechtsanwalt des Colectivo Ronda, weil seine uneigennützige Teilnahme so entscheidend war für diesen Erfolg. Und wir wollen uns ganz speziell bei Javier Gallego, dem Direktor des Carne Cruda, und seinem Team bedanken, denn ohne ihre mutige Haltung hätte dieser Tag niemals zustande kommen können.

David war während des Prozesses als Beobachter dabei, was wir dem Ausschuss hoch anrechnen. Nun verlässt er den Ausschuss, weil wir keinem MCS Verein angehören und weil wir glauben, dass unsere Arbeit abgeschlossen ist.

Der 30. November 2011 ist ein großer Tag für alle MCS-Kranken in Spanien gewesen. Das MCS Konsensdokument, wenn auch unvollkommen, legt den Grundstein für die zukünftige Anerkennung dieser Krankheit, und letztendlich erkennt es an, dass die MCS-Patienten existieren.

Autor: Eva Caballé, No Fun Blog, The Ministry of Health in Spain presents the Consensus Document on Multiple Chemical Sensitivity (MCS) – November 30, 2011

Übersetzung und Antext: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Informationen  zum Thema MCS zum Weitergeben:

Wer Dosensuppe löffelt, isst die Chemikalie BPA mit

Essen aus der Dose führt zu stark erhöhter Bisphenol-A Belastung

Wissenschaftler führten eine Studie durch, um die wichtige Frage zu klären, wie viel Bisphenol-A (BPA) man durch Essen von Nahrung aus der Dose zu sich nimmt. Die hormonaktive Chemikalie BPA ist ein Bestandteil der Innenbeschichtung von Konservendosen. Bei Studienteilnehmern, die fünf Tage lang eine Portion Dosensuppe am Tag gegessen hatten, stellte man einen mehr als 1.000 -prozentigen Anstieg von Bisphenol A fest. Die Studie, die in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift JAMA veröffentlicht wurde, ist eine der ersten wissenschaftlichen Forschungsarbeiten, bei der die BPA – Belastung beim Menschen nach Genuss von Nahrung aus Konservendosen quantifiziert wurde.

Beschichtungen von Konservendosen und Flaschen aus Polycarbonat setzen BPA frei

„Frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen erhöhter BPA-Belastung und gesundheitlichen Beeinträchtigungen feststellen können. Der nächste Schritt war daher, herauszufinden, durch was Menschen BPA ausgesetzt sind. Wir wissen seit einer Weile, dass das Trinken von Getränken, die in bestimmten harten Kunststoffen gelagert wurden, zu einer erhöhten BPA Belastung im Körper führen kann. Die vorliegende Studie legt nahe, dass Nahrung aus Konserven ein noch größerer Grund zur Sorge sein könnte, vor allem aufgrund ihres verbreiteten Einsatzes“, sagte Jenny Carwile, Doktorand in der Abteilung für Epidemiologie an der Harvard School of Public Health (HSPH) und Hauptautor der Studie.

BPA verantwortlich für Fortpflanzungsstörungen und degenerative Erkrankungen

Es hat sich herausgestellt, dass Kontakt mit der hormonaktiven Chemikalie BPA, die zur Beschichtung von Nahrungsmittel- und Getränkedosen verwendet wird, die Fortpflanzungsfähigkeit bei Tieren stört. Auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Fettleibigkeit beim Menschen wurden mit BPA in Verbindung gebracht. Außer in Beschichtungen von Nahrungsmittel- und Getränkedosen, wird Bisphenol-A auch in Polycarbonat-Flaschen (durch die Recycling Nummer 7 gekennzeichnet) und in zahnmedizinischen Composites und Versiegelungen gefunden.

Suppe aus der Dose mit BPA belastet

Für ihre Studie rekrutierten die Wissenschaftler freiwillige Studenten und Mitarbeiter aus der HSPH. Sie hatten sich die Aufgabe gestellt herauszufinden, ob der Verzehr von Suppe aus der Dose die BPA-Konzentration im Urin im Vergleich stärker erhöht, als das Essen frisch zubereiteter Suppe. Die Studienteilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe konsumierte fünf Tage lang jeden Tag 350ml Gemüsesuppe aus der Dose. Die andere Gruppe nahm fünf Tage lang täglich 350ml frische Gemüsesuppe (zubereitet ohne Zutaten aus Konserven) zu sich. Nach zwei Tagen Karenz tauschten die Patientengruppen ihre Aufgaben.

BPA geht von Dosenbeschichtungen in Nahrungsmittel über

Als die Wissenschaftler die BPA-Belastung in den Urinproben der 75 Studienteilnehmer vorliegen hatten, staunten sie nicht schlecht. Der Vergleich der Urinproben, die während der Test-Tage gesammelt wurden, zeigte, dass der tägliche Verzehr einer Portion Dosensuppen mit einem 1.221% BPA-Anstieg im Urin verbunden war.

Forschungsergebnisse werfen weitere Fragen auf

Eine weitere Feststellung der Harvard Wissenschaftler bestand darin, dass die erhöhten BPA-Konzentrationen im Urin zeitlich begrenzt sein könnten, sie halten daher weitere Forschung für notwendig ist, um die Verweildauer im Körper zu quantifizieren. Schwierig werden dürfte jedoch die Feststellung in wie weit selbst kurzfristige BPA-Exposition Effekt auf den menschlichen Organismus hat.

Wissenschaftler fordern: Hersteller sollten nach Vorsorgeprinzip handeln

„Die unerwartete Höhe des BPA-Anstiegs im Urin, die wir nach nur einer Portion Suppe beobachteten, könnte für solche Personen bedenklich sein, die regelmäßig Lebensmittel aus Dosen essen oder täglich mehrere Getränke aus Dosen trinken. Für die Hersteller wäre es daher angebracht nachzuprüfen, wie sie BPA aus den Innenbeschichtungen der Dosen beseitigen können“, sagte Michels, Senior-Autor der Studie.

Verbraucher können Entscheidungen treffen, die Industrie zum Handeln bewegen

Nicht nur Verbraucherverbände und Wissenschaftler können die Nahrungs- und Getränkeindustrie zum zeitnahen Abwenden von BPA-haltigen Dosen bewegen, auch die Konsumenten können durch gezielten Einkauf Druck auf die Hersteller ausüben. In Frankreich wird Wurst sehr häufig in Weckgläsern angeboten. Die Gläser haben einen Glasdeckel, der durch einen Einmachgummi abgedichtet ist. In solchen Weckgläsern werden auch Suppen, Gemüse und Obst angeboten. Ansonsten wurde die wohl beste Alternative durch die Forschungsergebnisse eindeutig dargelegt: Frische Zutaten nehmen und daraus die Speisen selbst zubereiten.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 29. November 2011

Literatur:

Jenny L. Carwile, Xiaoyun Ye, xiaoliu Zhou, Anotonia M. Calafat, Karin B. Michels, J., Canned Soup Verbrauch und Harnwege Bishphenol A: A Randomized Crossover-Studie, JAMA, November 2011.

Weitere CSN Blogs zum Thema Bedenklichkeit und Toxizität von Bisphenol-A:

120 Jahre notorischer Bisphenol-A Skandal

Chronik: BPA von der Erfindung bis zur schrittweisen Einstellung der Produktion

Die ersten 100 Jahre – weitverbreitete Belastungen, unbekannte Risiken

1891: BPA wird erfunden Chemiker synthetisieren die Chemikalie Bisphenol A (BPA) im Labor.

1930’er Jahre: Erste Hinweise auf die Giftigkeit von BPA. Wissenschaftler entdecken, dass es sich bei BPA um ein künstliches Östrogen handelt. Seiner Anwendung als pharmazeutisches Hormon kommt die Erfindung einer anderen Chemikalie, DES (PDF, S. 100 ff), mit einer noch stärkeren östrogenen Wirkung zuvor. (DES wurde später vom Markt genommen, als man einen Zusammenhang mit genitalen Krebserkrankungen von Mädchen feststellte, deren Mütter während der Schwangerschaft DES eingenommen hatten. Zurückblickend ist dies ein Warnsignal, für ähnlich toxische Eigenschaften, die man viele Jahre später für BPA fand). 1*) [Publikation von Dodds and Lawson, 1930] 1)

1940’er und 1950’er Jahre: Neue Anwendung von BPA für Plastik. Die chemische Industrie beginnt, ein hartes Plastikmaterial namens Polycarbonat und Epoxidharze herzustellen, mit denen man Konservendosen sowie diverse andere Produkte innen beschichtet. Obwohl dieses Plastik noch lange nach seiner Herstellung BPA abgibt, wird das Material für Gebrauchsgegenstände verwendet, ohne dass die Firmen dessen Unbedenklichkeit nachweisen müssen. In den 70 Jahren nach der Produktions-Einführung von BPA kommt es zu einer explosionsartigen Verbreitung von BPA-basierten Kunststoffen, was derart unterschiedliche Produkte umfasst wie Fahrradhelme, Trinkwasserkühler und Babyfläschchen.

1976: Das erste Gesetz zur Regulierung von Industrie-Chemikalien versagt, was die Schutz vor BPA angeht. Der Kongress verabschiedet den Toxic Substances Control Act [TSCA/Gesetz zur Überwachung toxischer Substanzen], das erste Gesetz in den USA, welches Industrie-Chemikalien Regeln unterwerfen soll. BPA ist eine von 62.000 Chemikalien, die von der Umweltschutzbehörde [EPA/Environmental Protection Agency] ungeprüft als sicher übernommen und damit zugelassen wird [Rechtsgrundsatz Bestandsschutz, im Original „grandfathered in“].

Dem Regierungsgutachten zur Toxizität von BPA kommt keine regulatorische Bedeutung zu. Das staatliche Toxikologie-Programm legt den niedrigsten Wert für eine schädliche Wirkung [lowest adverse effect level(LOAEL)] für BPA im Labortieren auf 1.000 ppm (parts per million) fest, das entspricht 50 mg BPA pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag (50 mg/Kg/d) (NTP 1982/National Toxicology Program s.o.). Diese Studie wird Grundlage für die Sicherheitsnorm der EPA von 1988, die für Jahrzehnte galt und den niedrigsten Toxizitäts-Werten für BPA aus zwischenzeitlich veröffentlichten Studien erbärmlich hinterher hinkte. [NTP Studie zur Toxizität von BPA, 1982 (PDF)]. 2)

 

Die späten 1980’er bis 1990’er Jahre – Der erste Grenzwert für BPA ist mit den ersten Studien zur Wirkung niedriger BPA-Belastung nicht vereinbar

1988: Der Grenzwert der EPA für BPA ist bis zu 25 mal höher, als [die geringsten] schädlichen Werte. Die US-EPA legt einen Grenzwert (Referenz Dosis) für BPA fest, welcher auf groben, hochdosigen BPA-Studien beruht, die ein verringertes Körper-[Wachstums]-Gewicht der BPA ausgesetzten Versuchstiere ergeben, diesen Grenzwert 1988 etablieren und 1993 bestätigen. Der „sichere“ von der EPA festgelegte Grenzwert von 50 Mikrogramm BPA pro Kilogramm Körpergewicht und Tag (50 µg/kg/d) ist 1.000 mal niedriger als die Werte, welche das Wachstum der Tiere in den hochdosigen Industrie-Studien beeinträchtigt haben. Doch während etliche Studien über die nächsten 20 Jahre zeigen, dass BPA in Dosen weit unterhalb des EPA-Grenzwertes toxisch wirkt (bereits bei 2 µg/kg/d), ist die EPA unfähig den Grenzwert anzupassen und den neuen Informationen gerecht zu werden. [Zusammenfassung der EPA’s zu ihrem (derzeitigen) BPA-Grenzwert von 1993] 3)

März 1996: Erste FDA-Einschätzungen der BPA-Belastung der Amerikaner. Eine Stellungnahme der technischen Abteilung der FDA schätzt, dass Erwachsene durch kontaminierte Lebensmittel in Konserven mit 11 Mikrogramm BPA pro Tag belastet werden, während Kinder 7 Mikrogramm pro Tag ausgesetzt sind. Diese Einschätzung wird als offizielle Position der FDA für viele Jahre Bestand haben, obwohl die Forschung zur BPA-Toxizität exponentiell zunimmt und für Belastungswerte, die nach dieser FDA-Einschätzung als sicher gelten, Risiken belegen.

März 1997: Studien zeigen, daß BPA bei den in Menschen vorgefundenen Konzentrationen toxisch ist. Nur vier Jahre nachdem die EPA ihre BPA-Grenzwerte erneut für gültig erklärt, stellt Fred vom Saal an der Universität von Missouri-Columbia fest, daß eine niedrige Bisphenol A Belastung die Prostata schädigt. Dies ist die erste von vielen Studien aus Universitätslaboren, die eine schädliche Wirkung von BPA bei Belastungswerten feststellen werden, welche weit unter den Sicherheits-Grenzwerten der Regierung für BPA liegen, bei Werten, die man in Menschen findet. In den nächsten 11 Jahren wird der Bestand an Literatur über die niedrigdosige Toxizität von BPA zunehmen und darunter werden mehr als 100 Veröffentlichungen sein, die BPA mit Brust- und Prostata-Krebs, frühe Pubertät, Verhaltensstörungen und anderen Wirkungen in Zusammenhang bringen, bei Belastungswerten, die bis zu 25 mal niedriger als die „sichere“ Dosis der EPA sind. [Vom Saals bedeutende Prostata-Studie, 1997] 4)

November 1997: Untersuchungen der Regierung decken BPA-Kontamination von Säuglingsnahrung auf. Die FDA findet in 12 von 14 Proben von Säuglingsnahrung in Dosen Kontaminationen durch BPA, das sich aus der Beschichtung der Konserven löst. Aufgrund der festgestellten Werte zwischen 1 und 13 Parts per Milliarde (angloam. ppb/1:10^9) werden viele mit Säuglingsnahrung gefütterte Babys mit BPA-Werten belastet werden, die sich als für die Entwicklung schädlich heraus gestellt haben (Prostata, Brust, frühe Pubertät, Verhalten), doch die FDA versagt bei der Einschätzung der Risiken und der Verschärfung der Grenzwerte. [FDA-Studie über BPA in Lebensmittelkonserven, 1997] 5)

Mai 1999: Es wurde festgestellt, daß Babyfläschchen BPA abgeben. Consumer Reports [US-Verbraucherschutz-Organisation] stellt fest, dass aus Babyfläschchen BPA abgegeben wird, wenn diese erhitzt werden. Dies führt zu einer erneuten Debatte über die Sicherheit von Stoffen, denen Babys ausgesetzt sind. [Consumer Reports über BPA in Babyfläschchen] 6)

Mai 1999: Die FDA beteuert öffentlich, dass BPA für mit der Flasche gefütterte Babys sicher ist und ignoriert, dass immer mehr auf eine niedrigdosige BPA-Toxizität hindeutet. Der FDA-Direktor für Produkt-Richtlinien bemerkt, „Wir bleiben dabei, dass wir uns an das halten sollten, was wir festgestellt haben. Wir haben gründliche Untersuchungen durchgeführt und kamen zu dem Schluss, dass der Gebrauch sicher ist. Wir haben nichts gesehen, das uns dazu bewegen könnte, dies zu ändern“. Die FDA veröffentlicht keinerlei Informationen oder zusätzliche Untersuchungen, die sie neben jenen durchgeführt haben könnte, welche die Belastung von Babys anhand von 14 Sorten Babynahrung abgeschätzt haben. [Memo der FDA von 1999 (PDF)] 7)

Oktober 1999: Wissenschaftler der Universität Missouri berichten im Journal Nature, dass BPA bei weiblichen Mäusen die Pubertät beschleunigt. Die Autoren folgern, wenn man weibliche Maus-Föten endokrin wirksamen Substanzen aussetzt, „innerhalb eines Bereiches der für Menschen typischen umweltbedingten Belastungen, ändert sich bei diesen Mäusen die postnatale Wachstumsrate und es kommt zu einer verfrühten Pubertät“. Diese Studie gibt Anlass, sich über einen möglichen Zusammenhang zwischen früher Pubertät und der BPA-Belastung von Mädchen große Sorgen zum machen.  [Studie zu Frühpubertät im Nature Journal] 8)

2002: Eine Studie stellt fest, dass sich eine Belastung mit BPA auf Gehirn und Verhalten auswirkt. Italienische Wissenschaftler setzten Mäuse während der Schwangerschaft und Laktation einer BPA-Belastung aus. Die Nachkommen zeigen ein weniger mütterliches Verhalten. Die Autoren bringen Veränderungen im Gehirn und im Verhalten mit der BPA-Belastung in Zusammenhang. Die schädlichen Dosen bei 200 µg/Kg/d sind 40 mal niedriger als in jener Studie, welche die EPA zur Festlegung ihrer Sicherheits-Grenzwerte von 1993 heran zog. [Palanza Studie – BPA wirkt sich auf Gehirn und Verhalten schädlich aus] 9)

 

2003 bis 2006: Erste größere Untersuchung der Regierung zur niedrigdosigen Toxizität von BPA, geleitet von einem Industrieberater

2003: BPA wird auf Risiken für die Bevölkerung untersucht. Das National Institute of Health (NIH) wählt BPA als Fortpflanzungs- und Entwicklungs-Toxin für eine Untersuchung durch das CERHR (Center for the Evaluation of Risk to Human Reproduction [Zentrum zur Risikoabschätzung für die menschliche Fortpflanzung]) im Rahmen des National Toxicology Program (NTP) aus. Das NHI stellt einen Industrie-Agenten von Sciences International (SI) ein, um die Untersuchung zu leiten.

2003 bis 2006: Industrie-Berater leitet erste Bewertung von BPA, stellt ein handverlesenes Beratungsgremium zusammen. Sciences International führt die Bestandsaufnahme der Literatur zur Toxizität von BPA durch, wählt Studien aus, fasst diese zusammen und liefert zur Relevanz jeder Studie eine Einschätzung. SI und CERHR Bedienstete wählen 15 handverlesene Wissenschaftler für das Experten-Beratungsgremium der Regierung aus, welche die Einschätzungen von SI begutachten und zur Toxizität von BPA Empfehlungen aussprechen sollen, doch sie schließen mit Absicht alle Wissenschaftler vom Gremium aus, die nennenswertes Fachwissen über BPA besitzen, da sie befürchten, Fachwissen könnte das Ergebnis der Bewertung verfälschen.

Dezember 2006: Der Bericht des Industrie-Beraters und des Beratungsgremiums folgt der Linie der Industrie – „BPA ist sicher!“ Das CERHR publiziert den BPA-Bericht seines Beratungsgremiums, der weitgehend von Sciences International geschrieben wurde. Öffentliche Kommentare zum Bericht von Dr. vom Saal und anderen weisen auf Fehler bei der Interpretation von Studien hin und listen ausserdem Studien auf, die eine niedrigdosige Toxizität von BPA belegen und von Sciences International nicht in den Entwurf aufgenommen wurden. [Bericht des Beratungsgremiums, Dezember 2006 (PDF)] 10) [Kritik von Dr. vom Saal(PDF)] 11) [Alle öffentlichen Kommentare] 12)

 

Erste Hälfte von 2007: Der Industrie-Einfluss auf die BPA-Wissenschaft ist enttarnt, die Behörde feuert den Industrievertreter

28. Februar 2007: Die Environmental Working Group findet heraus, dass der BPA-Berater der Regierung für BPA-Hersteller arbeitet. Die EWG erfährt, dass Sciences International, die Firma welche die Toxizität von BPA für die Regierung abschätzt, Firmenkunden wie Dow Chemical und BASF hat, bei diesen handelt es sich um die Haupthersteller von BPA. [Die Verbindungen von SI zur BPA-Industrie] 13)

28. Februar 2007: Der US-Kongreß leitet eine Untersuchung über Interessenkonflikte der Regierung beim Umgang mit BPA ein. Das mächtige Komitee für Aufsicht und Regierungsreform [House Oversight and Government Reform Committee] startet eine Untersuchung zu Interessenkonflikten bei der NIEHS [National Institute of Environmental Health Sciences / Nationales Institut für Umweltgesundheit], jene Behörde des NIH, die dafür verantwortlich ist, den industrienahen Partner SI für die BPA-Evaluation angeheuert zu haben. Die Kongress-Abgeordneten Waxman und Senator Boxer verlangen, dass der NIEHS-Direktor Dr. David Schwartz Informationen über mögliche Interessenkonflikte bei der Beteiligung von Sciences International liefert. [Das Kongreß-Komitee verlangt Informationen zum BPA-Bewertungsverfahren (PDF)] 14)

4. März 2007: Die LA Times berichtet über Interessenkonflikte der Regierung bei der Wahl von BPA-Beratern. Marla Cone von der LA Times berichtet, dass chemische Firmen die BPA herstellen zu den Kunden von Sciences International gehören und weist auf Bedenken hin, dass diese Geschäftsverbindungen die Fähigkeit von SI beeinträchtigen könnten, ein neutrales Einschätzungsverfahren der Toxizität von BPA für die Regierung durchzuführen. [Der LA Times Artikel über Interessenkonflikte bei SI] 15)

5. – 7. März 2007: Die Regierung hebt den Vertrag mit dem Industrieberater auf, ist aber nicht in der Lage, dessen Arbeit zu verwerfen. Auf der ersten öffentlichen Sitzung des CERHR Beratungs-Ausschusses kündigt das CERHR an, dass die Mitarbeit von Sciences International aufgrund möglicher Interessenkonflikte gekündigt wurde. Das CERHR versagt jedoch darin, die Arbeit von SI zu verwerfen, stattdessen bearbeitet der Beratungs-Ausschuss die ursprünglich von SI bereitgestellte BPA-Einschätzung.

5. März 2007: Die erste größere Studie über konservierte Nahrung weist eine ausgedehnte BPA-Kontamination nach. Eine Studie der EWG untersucht 97 verschiedene Nahrungsmittel in Konservendosen und weist weit verbreitete, hohe Belastungen mit BPA nach, sobald die Chemikalie von den Beschichtungen der Konservendosen abgegeben wird. Die EWG-Studie präsentiert Daten, welche die höchste Belastung in Suppenkonserven, Nudelgerichten und Babynahrung nachweisen und enthält Informationen zu möglichen Gesundheitsgefahren für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen. Die Ergebnisse zeigen, dass viele Amerikaner mit BPA-Werten belastet werden, die höher sind als jene, die sich in Laborversuchen als schädlich erwiesen haben. [Untersuchung der EWG zu konservierter Nahrung] 16)

13. April 2007: Die Regierung feuert den Partner aus der Industrie. Das NIEHS entlässt den Industrie-Vertragspartner Sciences International aufgrund von Bedenken wegen einem Interessenkonflikt. Das BPA Beratungs-Gremium arbeitet jedoch mit dem von SI erstellten Entwurf des Berichtes der Expertengruppe weiter, trotz der besorgten Hinweise von Aktivisten und unabhängige Wissenschaftlern, dass der Bericht extrem einseitig und mängelbehaftet ist. [Government news release on contractor firing (PDF)] 17)

20. April bis 20. Juni 2007: Die Bewertung der Regierung enthält ungefähr 300 Fehler. Das CERHR veröffentlicht einen weiteren Entwurf der BPA-Einschätzung des Beratungs-Gremiums und bittet um öffentliche Stellungsnahmen. Die EWG findet in den Bericht viele Beispiele willkürlicher und unschlüssiger Anwendung von wissenschaftlichen Kriterien auf die BPA-Studien. Die EWG weist darauf hin, dass das Experten-Gremium 70% Industrie finanzierte und nur 30% nicht Industrie finanzierte Studien zur Bewertung der Toxizität von BPA als geeignet erachtet hat; das Gremium lehnt drei mal so viele unabhängige Studien wie Industrie finanzierte Studien ab. Sechs unabhängige Wissenschaftler schickten dem CERHR Kommentare, um die Interpretation ihrer Studien durch das Gremium zu korrigieren. Namentlich schickte Dr. Ana Soto’s Labor an der Tufts University einen ausführlichen Bericht, der die Fehler im Bericht Seite für Seite heraus arbeitete. Insgesamt finden die BPA-Experten 297 sachliche Fehler und Misinterpretationen in dem Regierungs-Entwurf zur BPA-Bewertung, wie aus einer Analyse der Kommentare der EWG hervorgeht. [Der Der Beratungs-Gremium (Experten-) Bericht zu BPA vom Juni 2007] 18) [Die EWG kommentiert den BPA-Bewertungsentwurf (PDF)] 19) [Alle öffentlichen Kommentare] 20) [Die Ermittlung von 297 Fehlern im Dokument durch die EWG]24 21

 

Die zweite Hälfte von 2007: Das Regierungs-Gremium ignoriert die niedrigdosige Toxizität von BPA, gibt Industrie-Studien den Vorzug, BPA-Experten warnen vor Gesundheitsrisiken

24. Juli 2007: Das NTP nimmst seinen Vertragspartner aus der Pflicht, versagt jedoch, die fehlende Ausgewogenheit und Unzulänglichkeit von dessen Arbeit festzustellen. Das NIEHS-NTP veröffentlicht die Ergebnisse seiner Selbstprüfung bezüglich eines möglichen Interessenkonfliktes des beauftragten Vertragspartners Sciences International; man kommt zu dem Schluss, dass es an der Arbeit von SI zu BPA nichts zu bemängeln gibt. Zu dieser Prüfung gehörte keine Evaluation der Richtigkeit und Vollständigkeit der BPA Literatur-Analyse, die Sciences International zu Verfügung gestellt hatte. Viele BPA-Fachleute sind der Ansicht, die Prüfung hätte der Frage nachgehen sollen, ob Sciences International mit Hilfe von peer-reviewter Literatur seine Analyse von BPA-Studien in die gewünschte Richtung drehte; Experten-Analysen der Arbeit von SI legen dies nahe. [results of NTP’s self-audit (pdf)] 22)

2. August 2007: Unabhängige BPA-Experten stellen eine Bewertung fertig, die vor BPA-Risiken für die Bevölkerung warnt.Ein vom NIH finanziertes Gremium von 38 unabhängigen Wissenschaftlern die zu BPA forschen beenden einen ausführlichen Überblick zu den Gesundheitsrisiken durch BPA und dem Ausmaß der Belastungen. Diese Gruppe, die als Chapel Hill Panel bekannt ist, kommt zu den Schluss, dass eine BPA-Belastung mit den derzeitigen Werten ein eindeutiges Gesundheitsrisiko darstellt. Sie veröffentlichen eine Konsenserklärung zu den Risiken von BPA für die Gesundheit und Reproduktion und fünf Artikel diskutieren ihre Ergebnisse im peer-reviewten Journal „Reproductive Toxicology“. [Zusammenfassung der Chapel Hill Panel Ergebnisse] 23)

6. – 8. August 2007: Ein zweites Treffen zum Beratungs-Gremium beleuchtet die Fehler des Bewertungsverfahrens. Die EWG veröffentlicht eine Analyse von Kritiken unabhängigen Wissenschaftler an der BPA-Bewertung des Beratungs-Gremiums, welche dem CERHR im Juni 2006 übermittelt wurden und präsentiert Ergebnisse die zeigen, dass der Zwischenentwurf des Experten-Gremiums hunderte mögliche Fehler und Ungereimtheiten enthält. [Die EWG-Evaluation von 297 Fehlern im Dokument]> 24)

8. August 2007: Eine EWG-Studie zeigt, dass viele Babys durch kontaminierte Babynahrung mit BPA belastet werden. Die EWG veröffentlicht eine Analyse von auf BPA getesteter Kindernahrung die ergab, dass jedes 16. mit Babynahrung gefütterte Baby einem BPA-Wert ausgesetzt ist, der sich in Tierversuchen als toxisch erwiesen hat. Die EWG-Studie zeigt, dass die Einschätzung der FDA von 1997 (Biles 1997) die Belastung von Babys mit BPA signifikant unterschätzt hat. [Die Belastung von Babys mit BPA durch kontaminierte Babynahrung] 25)

26. November 2007: Das BPA Beratungs-Gremium veröffentlicht die Endfassung seines Berichtes, spielt BPA-Risiken herunter, ignoriert viele bedenkliche Risiken des Chapel Hill Panels. In seinem endgültigen Bericht bringt das Beratung-Gremium eine „gewisse Besorgnis“ über neurale und verhaltensbestimmende Wirkungen einer fötalen Belastung mit niedrigen BPA-Dosen zum Ausdruck, weist aber unabhängige Studien zurück, die BPA mit Brust- und Prostata-Krebs, Übergewicht und Problemen der Reproduktion in Zusammenhang bringen. Die Ergebnisse widersprechen den Resultaten des mit BPA-Experten besetzten Chapel Hill Panels. Der Bericht korrigiert nicht viele der 297 Sach- und Interpretations-Fehler, die zu einem früheren Zeitpunkt des selben Jahres von BPA-Fachleuten bekanntgegeben wurden. [Der Beratungs-Gremium (Experten-) Bericht zu BPA von November 2007 (PDF)] 26)

 

Spätes 2007, frühes 2008 – Die Standpunkte von FDA und Herstellern von Babynahrung zur Sicherheit von BPA für Babies geraten unter Beschuss, der US-Kongress ermittelt

5. Dezember 2007: BPA kommt bei jedem Hersteller von Babynahrung vor. Die EWG berichtet, dass jeder größere US-Hersteller von Babynahrung BPA zum Beschichten des Metalles seiner Babynahrungs-Dosen einsetzt. In Anbetracht zahlreicher Studien die mittlerweile zeigen, dass Babys mit Besorgnis erregenden BPA-Werten belastet werden, führt die EWG eine Befragung von Babynahrungs-Herstellern zum Einsatz von BPA durch und veröffentlicht einen Ratgeber für Babynahrung, der Eltern Informationen liefert, wie man die Belastung durch Babynahrung aus Dosen verringern kann. Die Befragung der Hersteller ergibt, dass jeder größere Babynahrungs-Hersteller Beschichtungen auf BPA-Grundlage einsetzt, aus denen BPA in die Babynahrung gelangen kann. [EWG Eltern-Ratgeber für Babynahrung] 27)

17. Januar bis 5. Februar 2008: Wichtige Untersuchung des US-Kongresses zur FDA, zu Babynahrung und Industrie-Berater. Aufgrund der wachsenden Besorgnis über die Belastung von Kindern mit BPA, leitete das Komitee des Repräsentantenhauses für Energie und Handel eine Untersuchung über den Einsatz von BPA in der Beschichtung von Konservendosen ein, die Babynahrung enthalten. Die Abgeordneten John D. Dingell und Bart Stupak verlangen, dass die Hersteller von Babynahrung Informationen über ihren Einsatz von BPA in ihren Erzeugnissen liefern und darüber, ob sie ihre Babynahrung auf BPA testen. Sie fordern ausserdem, dass die FDA ihren Standpunkt zur Sicherheit von BPA erläutert und Belege liefert, die ihre Behauptung untermauern, dass es „für die aktuellen BPA-Belastungswerte keine Sicherheitsbedenken gäbe“. Schliesslich bittet das Komitee eine private Beraterfirma, die Weinberg Group, ihre Arbeit für BPA-Hersteller zu dokumentieren, es bitte diese zu klären, „ob Wissenschaft käuflich ist“. [Kongress-Untersuchung zu Babynahrungs-Herstellern] 28) [Der Kongress fordert von der FDA einen Begründung für die Behauptung der Sicherheit von BPA (PDF)] 29) [Anfrage des Kongresses an die Weinberg Group (PDF)] 30)

29. Januar bis 8. Februar 2008: Die Hersteller von Babynahrung geben zu, dass sie nicht wissen, wieviel BPA ihre Babynahrung enthält. Die Hersteller von Babynahrung antworten auf die Anfrage des Kongresses. Die meisten geben zu, dass sie ihre Produkte nicht auf BPA getestet haben. Zwei, Hain-Celestial und Abbott, haben zwar Test durchgeführt, jedoch mit einer Nachweisgrenze die so hoch lag, dass sie nicht jene [niedrigeren] BPA-Werte erfassen konnten, die sich in Studien als potentiell toxisch erwiesen haben und die sowohl von EWG wie von FDA Untersuchungen nachgewiesen wurden. [Quelle nicht mehr auffindbar] 31)

7. Februar 2008: Babyfläschchen geben BPA ab. Ein Zusammenschluss von Umwelt- und Gesundheitsgruppen aus den USA und Kanada veröffentlichen eine Studie die zeigt, dass Babyfläschchen BPA in erwärmte Flüssigkeiten abgeben, dies schürt erneut Bedenken über die Sicherheit von Plastikflaschen. [BPA in Babyfläschchen] 32)

25. Februar 2008: Die FDA antwortet der Untersuchungs-Kommission des Kongresses, gibt zu, dass nur zwei Industriestudien die Basis für ihre Sicherheits-Beurteilung sind. Die Antwort der FDA auf eine Anfrage des Kongresses zu ihren BPA-Evaluationen deckt auf, dass sich die Behauptung der der Behörde, die derzeitigen BPA-Belastungswerte würden keine Gesundheitsgefahr darstellen, auf zwei Studien stützt, die vom American Plastics Council [Kunststoff-Handelsverband] finanziert wurden. Dazu muss man wissen, dass die eine dieser Studien von BPA-Experten wegen ihren grundlegenden Design-Mängeln vielfach kritisiert worden ist. Die andere Studie wurde der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht und wurde bis heute in keinem peer-reviewten Journal veröffentlicht. Dutzende Studien, die in der peer-reviewten Literatur veröffentlicht wurden, bringen extrem niedrige BPA-Belastungen mit einer Anzahl von gesundheitlichen Nebenwirkungen in Zusammenhang, dazu gehören Brust- und Prostata-Krebs, frühe Pubertät, Unfruchtbarkeit, Übergewicht und Verhaltensstörungen. Die FDA hat keine dieser Studien zu seine Evaluation der Sicherheit von BPA herangezogen. [Quelle nicht mehr auffindbar] 33)

4. April 2008: Der Kongress verlangt erneut, dass die FDA die Grundlage ihrer Behauptung, BPA wäre sicher, offenlegt.Nachdem die FDA zugegeben hatte, dass seine Sicherheitsbewertung von BPA sich auf zwei Industrie-Studien stützt, von denen eine nicht veröffentlicht wurde, fordert das Komitee für Energie und Handel, dass die FDA die zuvor geforderten Details für ihre Sicherheitsbewertung von Babynahrung preis gibt oder mit einer Vorladung durch den Kongress rechnen muß. [Der Kongress verlangt von der FDA Daten über die Belastung von Babys (PDF)] 34) [Antwort der FDA (PDF)] 34*)

 

Frühjahr 2008 – Die Regierung stellt fest, dass BPA mit Risiken für den Menschen verbunden ist, Wal-Mart und andere Handelsketten nehmen BPA-Produkte aus den Regalen

16. April 2008: Das NTP veröffentlicht eine eigene Einschätzung der Toxizität von BPA, und äussert zum ersten Mal grundsätzliche Bedenken wegen den mit BPA verbundenen Risiken für die menschliche Entwicklung. Das NTP veröffentlicht seine eigene Bewertung der Risiken, welche für die menschliche Reproduktion und Entwicklung mit BPA verbunden sind, indem es den Bericht des Beratungs-Gremiums, die Ergebnisse des Chapel Hill Panels und andere neuere wissenschaftliche Publikationen einer eigenen Prüfung unterzieht. Der Entwurf bedeutet eine dramatische Abkehr von den Resultaten des Beratungs-Gremiums und äussert Bedenken, weil BPA mit früher Pubertät, Brustkrebs, Prostata-Veränderungen und Verhaltensproblemen in Zusammenhang gebracht wird. Die NTP betont, dass Schwangerschaft und frühe Kindheit besonders heikle Perioden sind, wenn man von höheren Belastungen und einer begrenzten Fähigkeit die Chemikalie zu verstoffwechseln ausgeht. [NTP-Entwurf zur Bewertung von BPA (PDF)] 35)

16. April 2008: Der Kongress fordert die FDA auf, seine Sicherheits-Grenzwerte für BPA unter Berücksichtigung neuer Bedenken wegen Gesundheitsgefahren neu festzulegen. Die Abgeordneten John Dingell und Bart Stupak, Vorsitzende des Komitees für Energie und Handel und des Komitees für Aufsicht und Untersuchungen, knüpfen an die dramatischen Erkenntnisse des NTPs zu den Problemen mit BPA an und fordern die FDA dazu auf, die Sicherheit von BPA in Produkten für Babys und Kinder umgehend neu zu überprüfen. [Der Kongress verlangt von der FDA, die BPA-Risiken neu zu bewerten] 36)

18. April 2008: Die kanadische Gesundheitsbehörde [Health Canada] kündigt an, dass BPA als „gefährliche Substanz“ eingestuft wird. Kanada ist das erste Land, das eine vollständige Bestandsaufnahme der Belastung des Menschen mit BPA erstellt und Massnahmen einleitet, die Belastung landesweit zu verringern. Aufgrund der Ergebnisse ihrer Bestandsaufnahme kündigen kanadische Beamte an, dass „die kanadische Regierung vorsorglich beabsichtigt, die Bisphenol-A Belastung von Kleinkindern und Neugeborenen zu reduzieren, indem sie eine Anzahl von Massnahmen plant: das Verbot von Polycarbonat-Babyfläschchen; die Entwicklung eines Zeitplans für den Ersatz von Bisphenol-A in Babynahrungskonserven; Zusammenarbeit mit der Industrie, um alternative Lebensmittelverpackungen und einen [Sicherheits-] Codex zu entwickeln; und Bisphenol-A soll unter Priorität 1 des kanadischen Umweltschutz-Gesetzes gestellt werden“. [Kanadische Massnahmen zur Reduzierung der BPA-Belastung] 37)

18. – 21. April 2008: Größere Hersteller und Händler wenden sich von BPA in Kunststoffprodukten ab. Innerhalb von Tagen nach den Bewertungen durch das NTP und die kanadischen Behörden kündigen wichtige BPA-Verarbeiter wie Playtex (Hersteller von Flaschen und Becher) und Nalgene an, auf BPA freie Produkte umzustellen. Große Handelsketten wie Wal-Mart und Toys R Us kündigen an, dass sie Babyfläschchen die BPA enthalten schnell aus dem Programm nehmen werden. [Wal-Mart nimmt BPA-Fläschchen aus den Regalen] 38) [Toys-R-Us verabschiedet sich von BPA] 39) [Nalgene wird BPA frei] 40)

6. Mail 2008: Das Komitee des Repräsentantenhauses für Energie und Handel schreibt an Hersteller von Babynahrung und fordert, dass sie BPA aus den Nahrungsverpackungen verbannen. Die Vorsitzenden Dingell und Stupak schreiben an wichtige Babynahrungs-Hersteller und erklären: „Wir sind der Ansicht, dass die Gesundheitsrisiken durch BPA für Babys in der Wachstumsphase und für Kleinkinder gravierend genug sind, um unmittelbares Handeln notwendig zu machen und wir sorgen uns, dass BPA weiterhin in den Verpackungen der Babynahrungs-Produkte bleibt.“ [Der Kongress bittet Hersteller von Babynahrung, die BPA-Beschichtung der Konservenprodukte zu ersetzen (PDF)] 41)

Vier Firmen die Babynahrung herstellen beantworten die Anfrage des Komitees. Abbott (Similac), Nestlé, Mead-Johnson (Enfamil) und PBM (Hersteller von Ladenketten-Eigenmarken) deuten an, dass sie derzeit nach alternativen Verpackungen für ihre Produkte suchen. Insbesondere PBM, Hersteller von Ladenketten-Eigenmarken Babynahrung, antwortet: „Dass BPA unter Umständen mit Gesundheitsrisiken für jene Babys und Kleinkinder verbunden ist, die mit unserer Kindernahrung gefüttert werden, war für uns mehr als Grund genug damit anzufangen, Bisphenol A aus unseren Kindernahrungs-Verpackungen zu verbannen.“ [Die Antwort von PBM an den Kongress, BPA aus Babynahrungs-Verpackungen zu entfernen (PDF)] 42)

 

Sommer und Herbst 2008 – Die Industrie bekämpft die Bemühungen von Kalifornien, BPA für Kinderprodukte zu verbieten und die FDA ignoriert beharrlich zahlreiche Laborstudien und erklärt die BPA-Belastung von Babys als „sicher“

Juni bis September 2008: Ein Kalifornischer Gesetzentwurf (Senate Bill 1713) sieht das Verbot von BPA in Produkten für Kinder vor. Die Kalifornische Senatorin Carole Migden bringt einen Gesetzentwurf ein, um BPA für Fläschchen, Schnabeltassen und Babynahrungs-Dosen zu verbieten. Die BPA-Hersteller unternahmen alles, um eine profitable Chemikalie zu schützen, indem sie irreführende Werbung schalteten in der nicht wahrheitsgemäß behauptet wurde, diese Maßnahme würde alle konservierten Nahrungsmittel betreffen, tatsächlich ging es aber nur um in Dosen verpackte Babynahrung. Das Gesetz kommt aufgrund von 10 fehlenden Stimmen in den letzten Tagen der kalifornischen Legislaturperiode nicht zustande. [Enviroblog zu den Anstrengungen der Industrie, das kalifornische Gesetzt zu verhindern] 43)

18. August 2008: Die FDA veröffentlicht ihren Entwurf zur Risiko-Bewertung der BPA-Belastung durch Lebensmittelverpackungen. Die Bewertung der FDA kommt zu den Schluss, dass die BPA-Belastungen von Erwachsenen und Kindern weit unter den toxischen Werten liegen. Die Bewertung der FDA ignoriert die Erkenntnisse des NTP und die Resultate dutzender akademischer Studien, die eine niedrigdosige Toxizität von Belastungswerten festgestellt haben, die mit denen der Babys vergleichbar sind, welche mit flüssiger Babynahrung aus Dosen gefüttert werden. [Materialien einer FDA-Veranstaltung] 44)

3. September 2008: Der endgültige Bericht des NTP. Das National Toxicology Program veröffentlicht einen endgültigen Bericht, der „einige Bedenken“ zu den Auswirkungen von BPA zum Ausdruck bringt, was „die Entwicklung von Prostata-Drüse, Gehirn und Verhaltenstörungen bei Föten, Babys und Kinder“ angeht.

16. September 2008: Das Subkomitee des Wissenschaftsrates der FDA diskutiert den FDA-Entwurf. Zur Überprüfung des FDA-Entwurfs wird eine öffentliche Sitzung abgehalten. Die EWG gibt zu den Unzulänglichkeiten der FDA Risikoabschätzung seine Stellungnahme ab und beteiligt sich an einem Beratungs-Gremium des wissenschaftlichen Subkomitees. [EWG-Kommentar zur fehlerhaften FDA-Bewertung] 45)

Am selben Tag veröffentlicht die American Medical Association (JAMA) eine Studie, welche die Alltagsbelastung von Erwachsenen mit Herzerkrankungen, Diabetes und Anzeichen von Lebervergiftung in Zusammenhang bringt. Diese Studie stellt die Behauptung der FDA in Frage, dass die Belastung von Erwachsenen 27.000 mal niedriger wäre als jene, die sich im Tierversuch als toxisch erwiesen habe.

11. Oktober 2008: Ein schwerwiegender Interessenkonflikt wird aufgedeckt. Das Milwaukee Journal Sentinel berichtet, dass Martin Philbert, Mitglied des FDA-Wissenschaftsrates, in dem Monat eine 5 Millionen Dollar Spende von einem Hersteller für medizinische Geräte bekam, als er zum Vorsitzenden des BPA-Subkomitees berufen wurde. Philbert hat diese Spende der FDA nicht bekannt gegeben. [Der Journal Sentinel Artikel] 46)

Die Abgeordneten DeLauro, Dingell, Stupak und Markey erheben gegen die Beteiligung von Philbert am Subkomitee Einwände. Die EWG fordert, dass das bevorstehende Treffen des Wissenschaftsrates verschoben wird. [EWG Pressemitteilung] 47)

15. Oktober 2008: Drei Bundesstaaten verlangen die Abschaffung von BPA.Drei Staatsanwälte aus Connecticut, New Jersey und Delaware drängen 11 Hersteller von Babynahrung und Babyflaschen, die Verwendung von BPA einzustellen. Es wurde nachgewiesen, dass die Chemikalie aus den Flaschen und Dosen in die Nahrung der Babys gelangt und sie damit, in einer Periode der größte Gefährdung durch die schädliche Wirkung von BPA, mindestens zwölf mal so hohen BPA-Werten aussetzt wie Erwachsene. [Presseerklärung eines Staatsanwaltes] 48)

18. Oktober 2008: Kanada schränkt BPA für Fläschchen und Babynahrung ein. Health Canada legt fest, dass die Belastung von Babys mit BPA angesichts von Laborstudien riskant ist, welche dauerhafte Veränderungen im Gehirn und Verhalten bei niedrigen Dosen ergaben. Die Regierung ordnet unmittelbare Schritte an, um die Belastung durch Fläschchen und Babynahrung in Dosen zu reduzieren. Ausserdem unterrichten sie Eltern über Methoden, Baby-Mahlzeiten fertig zu machen, bei denen weniger BPA freigesetzt wird. [Quelle nicht mehr auffindbar] 49)

28. Oktober 2008: Das BPA-Subkomitee der FDA fordert die FDA auf, seine Hausaufgaben zu machen. Das Subkomitee entscheidet, dass die Risikobewertung der FDA ernsthafte Mängel aufweist und äusserte „schwere Bedenken“ zum Entwurf. Sie greifen die Forderungen der EWG auf, die FDA sollte ihre Einschätzung der Belastung von Kleinkindern verbessern, neue Publikationen berücksichtigen, wie auch dutzende von Studien, die auf eine niedrigdosige Toxizität hinweisen. [Quelle nicht mehr auffindbar] 50)

31. Oktober 2008: Der Wissenschaftsrat der FDA nimmt die Empfehlungen seines Subkomitees ohne Gegenstimmen an. Der Wissenschaftsrat der FDA entschied per einstimmig, die vernichtende Beurteilung der mangelhaften Sicherheitsbewertung durch das Subkomitee zu übernehmen. Der Wissenschaftsrat hält die FDA an, eine von Grund auf neue Risikoabschätzung zu erstellen, welche die Belastung von Kleinkindern und die Studien zur Toxizität niedriger Belastungen voll berücksichtigt. Die EWG wie auch ein Mitglied des Wissenschaftsrates weisen darauf hin, dass es notwendig ist, über sofortige Maßnahmen nachzudenken, welche die Gesundheit von Kindern und möglicherweise auch Erwachsenen schützt, während die FDA das Gesundheitsrisiko neu bewertet. [Zum Treffen des FDA-Wissenschaftsrates] 51) und [EWG-Kommentar zum Wissenschaftsrat] 52)

 

2009 – Über 20 Bundesstaaten führen Gesetze ein, um die Belastung von Kindern mit BPA zu verringern

2. März 2009: Kalifornisches Gesetz eingeführt. Staats-Senatorin Fran Pavley (D-Agoura Hills) brachte einen Gesetzentwurf ein, der es verbietet, jegliche Flaschen, Tassen, Flüssignahrung oder Getränke herzustellen oder zu verkaufen, die mehr als 1 ppb BPA enthalten. [Gesetzentwurf CA SB797] 53)

4. März 2009: Suffolk County, NY beschliesst, auf BPA-Basis hergestellte Plastikflaschen und Tassen zu verbieten

5. März 2009: Connecticut Staatsanwalt kündigt an, Firmen werden die Produktion von BPA-Flaschen einstellen. 6 Firmen Avent, Disney First Years, Gerber, Dr. Brown, Playtex und Evenflow einigen sich mit Staatsanwalt Richard Blumenthal und werden die Verwendung von BPA basierten Kunststoffen zur Herstellung von Babyfläschchen für den US-Markt einstellen.

Blumenthal, der mit seinen Kollegen in Delaware und New Jersey die Vereinbarung mit den Flaschenherstellern ausgehandelt hatte sagte, er würde als nächstes Druck auf die Gesetzgebung ausüben, um BPA für Babynahrungs-Dosen, Babynahrungs-Behälter und andere Verpackungen für Produkte welche für Säugling und Kleinkinder auf dem Markt sind zu verbieten.

23. April 2009: Suffolk County NY verbietet BPA. Der Rechtsakt verbietet den Verkauf von Polycarbonat-Trinkbehälter für Kinder von 3 Jahren oder jünger. [Suffolk, Bekanntgabe des Gesetzes (PDF)] 54)

8. Mai 2009: In Minnesota wird ein BPA-Gesetz verabschiedet. Das Gesetz in Minnesota verbannt die Chemikalie aus Getränkebehältern für Kinder und wird 2010 in Kraft treten.

12. Mai 2009: BPA-Flaschen erhöhen die die Belastung von Erwachsenen um 70%. Wissenschaftler der Harvard University veröffentlichen eine Arbeit die zeigt, dass Studenten die Wasser aus Polycarbonat Sportflaschen tranken, 70% mehr von dieser Chemikalie in ihrem Körper hatten, sofern sie alle Getränke aus BPA-Trinkbehältern tranken, als wenn sie Edelstahl-Trinkflaschen benutzten. Die Studie gibt Anlass, sich über die Intensität der Belastung von Flaschen gefütterten Babys Sorgen zu machen, die unter Umständen ihre gesamte Nahrung aus BPA haltigen Flaschen aufnehmen. [Harvard BPA-Studie] 55)

14. Mai 2009: Der Chicago City Council beschließt ein BPA-Verbot. Chicagos Rechtsakt verbietet Nahrungs- oder Trinkbehälter die BPA enthalten für Kinder unter 3 Jahren.

29. Mai 2009: Der verzweifelte Versuch von BPA-Herstellern wird aufgedeckt, die öffentliche Meinung zu ihrem Produkt umzukehren.The Milwaukee Journal-Sentinel berichtet von einem Treffen der größten BPA-Produzenten und Lebensmittelhersteller (Coca-Cola, Del Monte) und Handelsverbänden, um Strategien zu entwickeln, wie sie die staatlichen Anstrengungen zum Verbot der Chemikalie umlenken könnten. Sie besannen sich auf Latino- und Afro-Amerikaner als Zielgruppe, die davon überzeugt werden sollten, dass die BPA-Regulierung ihnen schaden würde. Nach dem Journal-Sentinel „schlugen Teilnehmer den Gebrauch von Angst-Strategien vor, etwa die Konsumenten zu fragen, ‚Wollen Sie, dass es keine Babynahrung mehr gibt?'“. [Milwaukee Journal-Sentinel Artikel zu den Industrie-Possen] 56)

3. Juni 2009: Connecticut verbietet BPA. Das Gesetzt, das von Gouverneur Jodi Rell unterzeichnet wurde richtet sich gegen die Kontamination von Babynahrung, Babynahrungs-Dosen und Becher, aber auch sämtliche wiederverwendbare Lebensmittel- und Getränkebehälter. Das Gesetz wird 2011 in Kraft treten. [Norwalk News über das Connecticut-Gesetz] 57)

Juni 2009: Die Endocrine Society gibt eine Warnung zu endokrinen Disruptoren einschließlich BPA heraus. Die Endocrine Society fordert eine „Gesetzgebung mit dem Ziel, die Belastung des Menschen durch zahlreiche das Hormonsystem störende Substanzen zu verringern“ und zählt insbesondere BPA zu den Besorgnis erregenden Chemikalien. [Das Statement der Endocrine Society(PDF)] 58)

Juni 2009: Der Kongress setzt für die FDA eine Frist zum handeln. Der Abgeordnete Edward Markey (D-MA) [District of Massachusetts] verleiht der Endfassung des Gesetzes zur Nahrungssicherheit und Verbesserung Nachdruck und verlangt von der FDA, gegen BPA bis zum 31. Dezember 2009 etwas zu unternehmen. [Pressemeldung der EWG zu Vorstoß von Markey] 59)

9. Juli 2009: Ein großer Babynahrungs-Hersteller verzichtet auf BPA. Abott kündet an, dass seine Babynahrung der Marke Similac zu 91% BPA-frei ist, das bedeutet, dass alle Pulver- und gebrauchsfertige Babynahrung ohne BPA umgepackt wurden. Die Babynahrungs-Konzentrate werden noch in BPA-beschichteten Metalldosen verkauft. [Quelle nicht mehr auffindbar] 60)

3. August 2009: Der Staat Massachusetts warnt Eltern, sie sollen BPA in Flaschen und Babynahrung meiden. Im Merkblatt des staatlichen Büros für Umweltgesundheit sind praktische Regeln enthalten, um BPA zu vermeiden. Dazu gehört, statt flüssiger Babynahrung wenn möglich Pulver zu kaufen und Plastikflaschen nicht zu benutzen. [Quelle nicht mehr auffindbar] 61

September 2009: Sigg gibt eine über zwei Jahre alte Lüge zu. 2007 hat die EWG Verbraucher davor gewarnt, daß Epoxid beschichteten Wasserflaschen von Sigg BPA abgeben könnten. Sigg hat die Behauptungen der EWG vehement bestritten und gedroht, die EWG „wegen Rufschädigung ihrer Marke“ zu verklagen. Ganze zweieinhalb Jahre später kündigt Sigg an, dass sie (bereits vor einem Jahr) still und heimlich auf eine BPA freie Beschichtung umgestellt hätten und bieten an, alte Flaschen auszutauschen. Die Reaktion der EWG: [Artikel von Elaine Shannon über Sigg in der Huffington Post] 62) und [Schreiben von EWG an Sigg] 63)

24. November 2009: Consumer Reports berichtet über BPA in Lebensmitteln. Die Verbraucherschutz-Organisation stellt in nahezu jeden Produkt BPA fest, dazu gehören Bio-Marken und Marktführer wie Campbell’s, Chef Boyardee, Del Monte, Nestlé, und Progresso. Diese Ergebnisse bestätigen die EWG-Untersuchungen aus dem Jahre 2007 und deuten darauf hin, dass Lebensmittel und Babynahrung in Dosen für gefährdete Bevölkerungsgruppen nicht sicher sein könnten. [Die Tests konservierter Lebensmittel von Consumer Reports] 64) und [Die EWG-Tests konservierter Lebensmittel von 2007] 65)

2. Dezember 2009: Die EWG weist BPA in 9 von 10 Neugeborenen nach. Die ersten, jemals mit amerikanischen Babys durchgeführte Untersuchung der EWG stellt in 9 der 10 Proben aus dem Nabelschnurblut Neugeborener BPA fest. [EWG-Studie, Schadstoffe in Minderheiten-Neugeborenen] 66)

 

2010 – Mehr Fortschritte mit BPA auf der bundesstaatlichen und staatlichen Ebene

14. Januar 2010: Die FDA schliesst sich anderen Behörden an und bringt „gewisse Bedenken“ wegen BPA zum Ausdruck. In einer gemeinsamen Pressekonferenz verkündet die FDA Massnahmen, welche Eltern ergreifen können, um die BPA-Belastung ihrer Kinder zu verringern und erwähnt BPA freie Babynahrung in Pulverform oder in [Glas-] Flaschen als erhältliche Optionen. [Erneute Warnung der Regierung an Eltern] 67)

Die FDA berichtet, dass sie Bemühungen der Industrie unterstützt, BPA aus Babyflaschen, Schnabeltassen und der Beschichtung von Babynahrungs-Konserven zu verbannen, doch sie gibt keine Details oder einen Zeitrahmen für diese freiwilligen Maßnahmen bekannt. [Das Neuste der FDA über BPA in Lebensmitteln] 68)

Später Januar 2010: Die Senatoren von Washington und Wisconsin beschließen ein BPA-Verbot für Kinderprodukte. In Wisconsin wird das Senats-Gesetz BPA in Babyfläschchen und Schnabeltassen verbieten. In Washington haben sowohl der Senat als auch das Repräsentantenhaus Gesetze verabschiedet, welche den Verkauf von BPA haltigen Babyfläschchen, Schnabeltassen und anderen Lebensmittelbehältern mit Ausnahme von Blechkonserven nicht mehr erlauben werden. Der Senat gab das Gesetz an Gouverneurin Christine Gregoire zur Unterzeichnung weiter. [Artikel über das Gesetz in Washington] 69) und [Artikel über das Gesetz in Wisconsin] 70)

11. Februar 2010: Kalifornien bereitet die Einstufung von BPA als Reproduktionsgift vor. Das kalifornische Amt für die Bewertung von Umwelt-Gefahrenstoffen (California’s (Office of Environmental Health Hazard Assessment / OEHHA)) beschliesst, dass die vorausgegangene Entscheidung des Nationalen Toxikologie-Programmes (NTP) genügt, die Chemikalie als gefährlich zu listen. Das OEHHA lässt bis Mitte April Kommentare zu. [Ankündigung der OEHHA BPA nach dem Gesetzentwurf Prop 65 zu listen] 71)

Frühjahr 2010: BPA-Gesetze gibt es in 10 US-Staaten und im Distrikt Columbia. Zu diesen Staaten gehören Kalifornien, Maryland, Missouri, New Jersey, New Mexico, New York, Pennsylvania, Vermont, Washington State, und Wisconsin.

11. März 2010: In Kanada tritt das Verbot in Kraft. Kanada ist der Ansicht, dass diese Massnahme nicht viel kosten und die Industrie wenig beeinträchtigen wird und dass Kinder ein großen Nutzen davon haben werden. [Die kanadische Ankündigung] 72)

29. März 2010: Die EPA erlässt einen Plan, Umweltrisiken zu verringern. Die EPA veröffentlicht ihren Aktionsplan, der von Herstellern verlangt, Schadstoff-Emissionen zu erfassen und ökologische Risiken abzuschätzen. Die EPA wird nach Alternativen für BPA in Thermopapier suchen, was eine große Umweltbelastung darstellt und Risiken für Kinder bewerten, die nicht von BPA-Quellen in Lebensmitteln ausgehen. [EPAs Aktionsplan für BPA] 73)

April 2010: General Mills will BPA freie Konserven für Muir Glen Tomatoes einführen.
Der Corporate Social Report [Mitteilungen zur Betriebsethik] von General Mills kündigt an, dass seine Bio-Tomaten der Marke Muir Glen ab der nächsten Herbsternte in BPA freien Konserven verkauft werden. [General Mills 2010 Corporate Sustainability report (PDF S. 96)] 74)

13. April 2010: Maryland verbietet BPA. Maryland wird der 5. US-Bundesstaat, der BPA für Babyfläschchen verbietet. [Enviroblog zum Verbot in Maryland] 75)

12. Mai 2010: Vermont erlässt ein BPA-Verbot für Babynahrung, Babyfertignahrung und Trinkflaschen. Diese Einschränkungen werden ab 1. Juli 2014 auch für Metalldosen gelten. [Gesetz: VT law 89 (PDF)] 76)

19. Mai 2010: Senator Feinstein will BPA in die Reform des Nahrungsmittel-Sicherheits-Gesetzes aufnehmen. Diane Feinstein (Distrikt Kalifornien) bringt einen Entwurf zu BPA ein um sicherzustellen, daß das Gesetz zur Modernisierung der Lebensmittelsicherheit, das gerade im Kongress beraten wird, Kinder und andere gefährdete Gruppen schützt. [Feinstein zu BPA (PDF)] 77)

9. Juni 2010: Die deutsche Regierung empfiehlt, BPA reglementieren. Deutschland kündet an, es wird der EU besondere Maßnahmen zur Reduzierung des Risikos vorschlagen. [Deutscher BPA-Report] 78)

1. Juli 2010: Dänemark schränkt BPA temporär ein. Die Dänen verbieten Babyfläschchen, Schnabeltassen, sowie Verpackungen für Babynahrung und „Muttermilch-Ersatz“. Die Maßnahme gilt „temporär“, solange bis bewiesen ist, dass BPA für die Entwicklung des Nervensystemes und des Verhaltens sicher ist. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit prüft die Sicherheit von BPA für Lebensmittel und wird bis September 2010 entscheiden. [Artikel zum dänischen Verbot] 79) und [BPA-Sicherheitsprüfung der EU] 80)

8. Juli 2010: Der Lebensmittelhersteller Heinz entfernt BPA aus Konserven die in Australien, Großbritannien und Irland verkauft werden. Food Production Daily beruft sich auf einen Sprecher von Heinz Australien, der gesagt haben soll, BPA freie Konserven für Babys werden innerhalb von 12 Monaten erhältlich sein, Gläser mit Metalldeckel später. [Pressemeldung von Heinz] 81)

27. – 28. Juli 2010: Zwei Berichte dokumentieren eine hohe Belastung von Thermopapier-Kassenbons. Die Environmental Working Group und das John Warner Institute for Green Chemistry stellen auf Thermopapier, das sie von den wichtigsten Händlern gesammelt haben, hohe Konzentrationen von fest. Die Test der EWG ergeben, dass 60% der Proben aus dem Geschäften nicht hoch mit BPA belastet sind, das deutet darauf hin, dass es BPA freies Papier für Registrierkassen gibt. [Bericht der EWG] 82) und [Bericht vom Institute for Green Chemistry] 83)

30. Juli 2010: Der New Yorker Gouverneur David A. Paterson unterzeichnet ein Gesetz, das BPA in Flaschen, Schnabeltassen, Schnullern und Trinkhalmen ab Dezember 2010 verbietet. Das Gesetz wurde einstimmig angenommen. Die Regierung des Bundesstaates folgt damit Albany, Schenectady, Suffolk und Rockland Counties, die zuvor die Chemikalie für Schnabeltassen und Babyfläschchen verboten hatten. [New York verbietet BPA] 84)

15. Dezember 2010: Massachusetts verbietet BPA für Babyfläschchen. Das Gesetz gilt für alle Flaschen die nach den ersten Januar 2011 hergestellt und nach dem 1. Juli 2011 verkauft werden, womit der 8. US-Bundesstaat wegen Babyfläschchen in Aktion tritt. [Pressemeldung zum BPA-Verbot in Massachusetts] 85)

 

Frühjahr 2011 – Internationale Bewegung gegen BPA in Babyfläschchen

28. Januar 2011: Die Europäische Union verbietet BPA in Babyfläschchen. Die EU-Staaten werden ab März 2011 die Herstellung von Babyfläschchen aus Polykarbonat nicht mehr erlauben und den Import und Verkauf ab Juni 2011 verbieten. [Richtlinie der EU-Kommission, engl. (PDF)] 86) [Richtlinie der EU-Kommission, deutsch (PDF)]

5. März 2011: China will BPA verbieten. Das chinesische Gesundheitsministerium veröffentlicht einen Entwurf, der laut chinesischer Presse BPA in allem verbietet, was für Kindernahrung oder Getränke verwendet wird. [Die Shanghai Daily zu Chinas BPA-Verbot] 87)

Originalartikel, © Environmental Working Group, www.ewg.org
Translated and published with permission.

Übersetzung: BrunO für CSN-Chemical Sensitivity Network, November 2011

 

Alle in dieser Chronik verwendeten Quellen als Textreferenzen, Stand November 2011:

1) Molecular Structure in Relation to Oestrogenic Activity. Compounds without a Phenanthrene Nucleus, E. C. Dodds and W. Lawson, The Royal Society 1938
www.jstor.org/pss/82191

2) Carcinogenesis Bioassay of Bisphenole A, (CAS No. 80-05-7), National Toxicology Program, 1982
ntp.niehs.nih.gov/ntp/htdocs/LT_rpts/tr215.pdf

3) EPA’s summary of its 1993 (current) BPA safety standard
www.epa.gov/iris/subst/0356.htm
Alte URL: cfpub.epa.gov/ncea/iris/index.cfm?fuseaction=iris.showQuickView&substance_nmbr=0356

4) Prostate enlargement in mice due to fetal exposure to low doses of estradiol or diethylstilbestrol and opposite effects at high doses, vom Saal et al, 1997
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC20042/
Alte URL: www.pubmedcentral.nih.gov/articlerender.fcgi?tool=pubmed&pubmedid=9050904

5) Determination of Bisphenol A Migrating from Epoxy Can Coatings to Infant Formula Liquid Concentrates, J. E. Biles et al, FDA 1997
pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/jf970518v

6) Consumer Reports on BPA in bottles, May 1999
www.greenerchoices.org/pdf/Baby%20alert%20-%20New%20findings%20about%20plastics%20
May%2099.pdf

7) FDA memo, May 1999
www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/08/briefing/2008-0038b1_01_19_FDA%20Reference%20Material-FDA%20Memo%20Cumulative.pdf

8) Environmental toxins: Exposure to bisphenol A advances puberty, Nature 1999, doi:10.1038/44517
www.nature.com/nature/journal/v401/n6755/abs/401763a0.html

9) Palanza P, Howdeshell KL, Parmigiani S, vom Saal FS, 2002 Exposure to a Low Dose of Bisphenol A during Fetal Life or in Adulthood Alters Maternal Behavior in Mice. Environ Health Perspect 110(s3): doi:10.1289/ehp.02110s3415
www.ehponline.org/docs/2002/suppl-3/415-422palanza/abstract.html

10) Draft: NTP-CERHR REPORT ON THE REPRODUCTIVE AND DEVELOPMENTAL TOXICITY OF BISPHENOL A, 2006
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/Bispehnol_A_Draft_Report.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/bisphenol-eval.html

11) COMMENTS ON THE REPORT OF THE EXPERT PANEL ON BISPHENOL A, 2006
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/pubcomm/vomsaal_response_BPA_Report.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm/vomsaal_response_BPA_report.pdf

12) Public Comments for NTP Draft Brief on Bisphenol A (April 15, 2008)
ntp.niehs.nih.gov/?objectid=49CA5DD4-0E4B-D606-25EBD012514FE928
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm-bisphenol.html

13) Chemical Industry Consultant Runs Federal Reproductive Health Agency, February 2007
www.ewg.org/node/21975

14) Congressional committee request for information on BPA assessment, February 2007
oversight-archive.waxman.house.gov/documents/20070228174926-82628.pdf
Alte URL: oversight.house.gov/story.asp?ID=1191

15) Public health agency linked to chemical industry, LA Times, March 2007
www.ewg.org/node/21415

16) Bisphenol A: Toxic Plastics Chemical in Canned Food, EWG, March 2007
www.ewg.org/reports/bisphenola

17) NTP Statement on CENTER FOR THE EVALUATION OF RISKS TO HUMAN REPRODUCTION AND SCIENCES INTERNATIONAL, March 2007
ntp-server.niehs.nih.gov/ntp/PressCtr/PressRel/SI_Stop_Stmt.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/news/press/SI_Stop_Stmt200704.pdf

18) Interim draft: NTP-CERHR REPORT on the REPRODUCTIVE and DEVELOPMENTAL TOXICITY of BISPHENOL A, April 2007
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/BPA_Interim_DraftRpt.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/bisphenol-eval.html

19) EWG comment on BPA assessment draft
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/pubcomm/EWG_Comments_BPA_Interim.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm/EWG_Comments_BPA_Interim.pdf

20) Public Comments for NTP Draft Brief on Bisphenol A (April 15, 2008)
ntp.niehs.nih.gov/?objectid=49CA5DD4-0E4B-D606-25EBD012514FE928
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/pubcomm-bisphenol.html

21) EWG assessment of 297 errors in the BPA assessment draft, August 2007
www.ewg.org/node/22696

22) NTP: AUDIT OF LITERATURE CITED AND FIDELITY OF REQUESTED CHANGES TO DRAFT BISPHENOL A EXPERT PANEL REPORTS, July 2007
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/SIauditreviewreportv12072407.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/SIauditreviewreportv12072407.pdf

23) Chapel Hill Bisphenol A Expert Panel Consensus Statement, August 2007
www.environmentalhealthnews.org/newscience/2007/2007-0803chapelhillconsensus.html

24) EWG assessment of 297 errors in the BPA assessment draft, August 2007
www.ewg.org/node/22696

25) Toxic Plastics Chemical in Infant Formula, EWG, August 2007
www.ewg.org/reports/bpaformula

26) Final Report: NTP-CERHR EXPERT PANEL REPORT on the REPRODUCTIVE and DEVELOPMENTAL TOXICITY of BISPHENOL A, November 2007
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/BPAFinalEPVF112607.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/bisphenol-eval.html

27) EWG’s Guide to Infant Formula and Baby Bottles, Decenber 2007
www.ewg.org/babysafe

28) Committee to Investigate Chemical in Infant Formula Liners, Committee on Energy and Commerce Rep. John D. Dingell, Chairman, news release, January 2008
democrats.energycommerce.house.gov/index.php?q=archive/110th-congress/committee-to-investigate-chemical-in-infant-formula-liners
Alte URL: energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.shtml

29) Congress demands FDA provide rationale for BPA safety assertions, October 2008
democrats.energycommerce.house.gov/images/stories/Documents/PDF/Newsroom/110-ltr.101508.FDA.BPA.pdf
Alte URL: archives.energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.011708.FDA.ltr.pdf

30) Congress action regarding the Weinberg Group, March 2008
democrats.energycommerce.house.gov/images/stories/Documents/investigations/public_health/Bisphenol.030608.Weinberg.pdf
democrats.energycommerce.house.gov/index.php?q=archive/110th-congress/congressional-bisphenol-a-probe-widens-to-examine-consulting-group
Alte URL: archives.energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.030608.Weinberg.pdf

31) Formula makers‘ responses to Congress, January 2008
Unauffindbar: energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.shtml

32) BPA in baby bottles, February 2008
www.njpirg.org/home/reports/report-archives/njpirgs-toxics-free-future-reports/njpirgs-toxics-free-future-reports/babys-toxic-bottle-bisphenol-a-leaching-from-popular-baby-bottles
Alte URL: www.chej.org/BPA_Website.htm
original source: cdn.publicinterestnetwork.org/assets/PIqmRyC8fVH4aECtLCcHrw/BabysToxicBottle.pdf

33) FDA’s response to a congressional inquiry on its BPA evaluations, February 2008
Unauffindbar: energycommerce.house.gov/Investigations/Bisphenol.022508.respto011708.HHS.ltr.pdf

34) Congress requests data on infant exposures from FDA, April 2008
democrats.energycommerce.house.gov/Press_110/110-ltr.040408.FDA.ltrvonEschenbach.BPA.pdf
Alte URL: energycommerce.house.gov/Press_110/110-ltr.040408.FDA.ltrvonEschenbach.BPA.pdf

35) Draft: NTP BRIEF ON BISPHENOL A, April 2008
ntp.niehs.nih.gov/ntp/ohat/bisphenol/BPADraftBriefVF_04_14_08.pdf
Alte URL: cerhr.niehs.nih.gov/chemicals/bisphenol/BPADraftBriefVF_04_14_08.pdf

36) Committee Urges FDA to Reconsider Safety of Bisphenol A, April 2008
democrats.energycommerce.house.gov/Press_110/110nr249.shtml
Alte URL: energycommerce.house.gov/Press_110/110nr249.shtml

37) Canadian actions to reduce BPA exposures, April 2008
www.ec.gc.ca/substances/ese/eng/challenge/batch2/batch2_80-05-7_rm.cfm

38) Wal-Mart to Pull Bottles Made With Chemical BPA, Washington Post, April 2008
www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2008/04/17/AR2008041704205.html

39) Update: Toys ‚R‘ Us to Phase Out BPA Baby Bottles, Blog Washington Post, April 2008
blog.washingtonpost.com/thecheckout/2008/04/update_toys_r_us_to_pull_bottl.html

40) Bottle Maker to Stop Using Plastic Linked to Health Concerns, New York Times, April 2008
www.nytimes.com/2008/04/18/business/18plastic.html

41) Congress calls in a letter on Formula Manufacturers to replace BPA lining in canned products, May 2008
democrats.energycommerce.house.gov/Press_110/110-ltr.050608.4companies.BPA.pdf
Alte URL: energycommerce.house.gov/investigations/Bisphenol.shtml

42) Answer of PBN to the Committee on Energy and Ciommerce, May 2008
democrats.energycommerce.house.gov/images/stories/Documents/investigations/public_health/Bisphenol.050708.respto050608.PBM.ltr.pdf
Alte URL: energycommerce.house.gov/investigations/Bisphenol.050708.respto050608.PBM.ltr.pdf

43) Shady industry campaign kills CA ban on BPA in baby bottles, Enviroblog, September 2008
www.enviroblog.org/2008/09/shady-industry-campaign-kills-ca-ban-on-bpa-in-baby-bottles.html
Alte URL: www.enviroblog.org/2008/09/shady-industry-campaign-kills.htm

44) FDA meeting materials, August 2008
www.fda.gov/ohrms/dockets/ac/08/briefing/2008-0038b1_01_00_index.htm

45) EWG Comments on the FDA’s Draft Assessment of Bisphenol A (BPA), September 2008
www.ewg.org/node/27144

46) Donation raises questions for head of FDA’s bisphenol A panel, Milwaukee Journal Sentinel, October 2008
www.jsonline.com/story/index.aspx?id=805074

47) Conflict of Interest Cloud Hangs Over FDA, EWG, October 2008
www.ewg.org/node/27239

48) Attorney General Calls On Manufacturers To Stop Using Toxic Chemical In Baby Bottles, Formula Containers, press release, October 2008
www.ct.gov/ag/cwp/view.asp?A=2795&Q=424832
Alte URL: www.ct.gov/ag/cwp/view.asp?A=2795&Q=424832

49) Canada restricts BPA in bottles and formula, October 2008
no more available: www.hc-sc.gc.ca/ahc-asc/media/nr-cp/_2008/2008_167-eng.php

50) FDA BPA subcommittee recommendations, October 2008
Unauffindbar: www.fda.gov/oc/advisory/scienceboard/2008-0038b1-05.pdf

51) Meeting of the Science Board to the Food and Drug Administration, October 2008
www.fda.gov/oc/advisory/accalendar/2008/acmtgscibrdfda_103108.html

52) EWG testimony to the FDA’s Science Board, October 2008
www.ewg.org/node/27324

53) Proposed Californian Bill, February 2009
www.leginfo.ca.gov/pub/09-10/bill/sen/sb_0751-0800/sb_797_bill_20090227_introduced.html

54) Suffolk County NY bans BPA, April 2009
legis.suffolkcountyny.gov/clerk/legal_notices/2009/ln051409.pdf

55) Carwile JL, Luu HT, Bassett LS, Driscoll DA, Yuan C, et al. 2009 Polycarbonate Bottle Use and Urinary Bisphenol A Concentrations. Environ Health Perspect 117(9): doi:10.1289/ehp.0900604
ehp.niehs.nih.gov/docs/2009/0900604/abstract.html

56) BPA industry seeks to polish image, Milwaukee Journal-Sentinel, May 2009
www.jsonline.com/watchdog/watchdogreports/46510647.html

57) Connecticut first state to ban BPA, The Hour, June 2009
www.thehour.com/story/470418

58) Endocrine-Disrupting Chemicals, The Endocrine Society, June 2009
www.endo-society.org/journals/ScientificStatements/upload/EDC_Scientific_Statement.pdf

59) House Committee Sets Deadline for BPA Decision, EWG, June 2009
www.ewg.org/node/28042

60) Abbott’s Similac announcement, June 2009
Unauffindbar: abbottnutrition.com/News/pressreleasedetail.aspx?ContentTitle=Abbott-Leads-by-Achieving-BPA-Free-Status-for-its-Infant-Formulas&year=2009

61) Massachusetts factsheet for parents, August 2009
Unauffindbar: www.mass.gov/Eeohhs2/docs/dph/environmental/exposure/bisphenol_a_brochure.pdf

62) Can SIGG Salvage Its Brand After BPA?, The Huffington Post, August 2009
www.huffingtonpost.com/elaine-shannon/can-sigg-salvage-its-bran_b_270935.html

63) SIGG Should Apologize, Offer Refunds to Consumers, The Huffington Post, September 2009
www.huffingtonpost.com/don-carr/sigg-should-apologize-off_b_276835.html

64) Concern over canned foods, Consumer Reports, November 2009
www.consumerreports.org/cro/magazine-archive/december-2009/food/bpa/overview/bisphenol-a-ov.htm?loginMethod=auto

65) Bisphenol A: Toxic Plastics Chemical in Canned Food, EWG, March 2007
www.ewg.org/reports/bisphenola

66) 232 Toxic Chemicals in 10 Minority Babies, EWG, December 2009
www.ewg.org/minoritycordblood/home

67), 68) New government warning for parents: Bisphenol A (BPA) Information for Parents, U.S. Department of Health & Human Services
www.hhs.gov/safety/bpa/

69) Washington State likely to ban BPA following FDA acknowledgement of its risks, Examiner, February 2010
www.examiner.com/x-30270-Seattle-Pharmaceuticals-Examiner%7Ey2010m2d3-Washington-State-likely-to-ban-BPA-following-FDA-acknowledgement-of-its-risks

70) UPDATE: Wisconsin Bans BPA in Children’s Cups, NBC15, March 2010
www.nbc15.com/newsyoucanuse/headlines/82676837.html
Alte URL: www.businessweek.com/ap/financialnews/D9DFK7IO4.htm

71) Request for Relevant Information on a Chemical Being Considered for Listing by the Authoritative Bodies Mechanism: Bisphenol-A, OEHHA / (Cal/EPA). February 2010
www.oehha.ca.gov/prop65/CRNR_notices/admin_listing/requests_info/callinBPA021210.html

72) Order Amending Schedule I to the Hazardous Products Act (bisphenol A), Canada Gazette, March 2010
canadagazette.gc.ca/rp-pr/p2/2010/2010-03-31/html/sor-dors53-eng.html

73) EPA to Scrutinize Environmental Impact of Bisphenol A, press release, March 2010
yosemite.epa.gov/opa/admpress.nsf/d0cf6618525a9efb85257359003fb69d/
78110048d7f696d1852576f50054241a%21OpenDocument

74) General Mills 2010 Corporate Sustainability report, April 2010
www.generalmills.com/csr/2010_CSR.pdf
Unvollständiger Link: www.generalmills.com/

75) Maryland is 5th state to ban BPA, Enviroblog, April 2010
www.enviroblog.org/2010/04/maryland-bans-bpa-in-some-childrens-products.html

76) Vermont enacts BPA ban for baby food, formula and drink bottles, May 2010
www.leg.state.vt.us/docs/2010/Acts/ACT112.pdf

77) Sen. Feinstein on BPA, May 2010
www.feinstein.senate.gov/public/_named_files/109171_bpa_booklet.pdf
Alte URL: feinstein.senate.gov/public/index.cfm?FuseAction=NewsRoom.OpEds&ContentRecord_id=FA30F523-5056-8059-7662-DBE55E89AA13

78) Bisphenol A – a chemical with adverse effects produced in large quantities, UBA, German Environmetal Agency, June 2010
www.umweltbundesamt.de/uba-info-presse-e/2010/pe10-033_bisphenol_a_a_chemical_with_adverse_effects_produced_
in_large_quantities.htm

79) Denmark bans bisphenol A in food packaging for young children (at July 2010), FoodProduction Daily, March 2010
www.foodproductiondaily.com/Quality-Safety/Denmark-bans-bisphenol-A-in-food-packaging-for-young-children

80) EFSA delays bisphenol A verdict until September, maintains TDI, FoodProduction Daily, July 2010
www.foodproductiondaily.com/Quality-Safety/EFSA-delays-bisphenol-A-verdict-until-September-maintains-TDI

81) Heinz to phase out BPA in baby food packaging, July 2010
www.heinz.com.au/Corporate/CompanyNews.aspx?releaseID=40
Alte URL: www.ap-foodtechnology.com/Packaging/Heinz-Australia-vows-bisphenol-A-phase-out-in-baby-food-packaging

82) Synthetic estrogen BPA coats cash register receipts, EWG, July 2010
ewg.org/bpa-in-store-receipts

83) Concentration of bisphenol A in thermal paper, Ted Mendum et al, July 2010, doi: 10.1080/17518253.2010.502908
www.informaworld.com/smpp/section?content=a924832861&fulltext=713240928

84) New York State bans bisphenol A, FoodProduction Daily, August 2010
www.foodproductiondaily.com/Packaging/New-York-State-bans-bisphenol-A
Alte URL: wnyt.com/article/stories/S1677869.shtml?cat=300

85) Public Health Council Approves Limited Ban on Plastic Products Containing BPA Sold in Massachusetts, December 2010
www.mass.gov/eohhs/gov/newsroom/press-releases/eohhs/limited-ban-bpa-products.html
Alte URL: www.mass.gov/Eeohhs2/docs/dph/legal/bpa_regulations.doc

86) European Union bans BPA in baby bottles, January 2011
eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:026:0011:0014:EN:PDF
eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2011:026:0011:0014:DE:PDF

87) China to ban plastic bottles to feed babies, Shanghai Daily, March 2011
www.shanghaidaily.com/nsp/National/2011/03/05/China%2Bto%2Bban%2Bplastic%2Bbottles%2Bto%2Bfeed%2Bbabies/

 

Hinzugefügt:

1*) Späte Lehren aus frühen Warnungen: Das Vorsorgeprinzip 1896-2000
www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/2697.pdf
Engl. version: Late lessons from early warnings: the precautionary principle 1896-2000
www.eea.europa.eu/publications/environmental_issue_report_2001_22/Issue_Report_No_22.pdf

34*) FDA’s answer to Sen. Dingell, Juni 2008
www.ucsusa.org/assets/documents/scientific_integrity/Letter-HHS-to-Dingell-060508.pdf

Kinder auf dem Land bekommen doppelte Ladung Pestizide ab

Kinder in ländlichen Regionen erhalten eine „doppelten Dosis“ des Pestizids Chlorpyrifos aus der Nahrung und durch die Drift von benachbarten Feldern

Während Schüler im ganzen Land beginnen, sich im neuen Schuljahr zurechtzufinden, fordern Mediziner und Angehörige aus Gesundheitsberufen von der amerikanischen Umweltschutzbehörde EPA das Verbot des neurotoxischen Pestizids Chlorpyrifos. Das Pestizid wird in den USA und auch in Deutschland flächendeckend im Agrarbereich eingesetzt. Im häuslichen Bereich ist das Pestizid in den USA seit rund zehn Jahren verboten. (Anm. d. Übersetzers: In Deutschland gibt es keine Reglementierung.)

Über zwei Dutzend Angehörige aus Gesundheitsberufen schickten am 6. Oktober 2011 der EPA einen Brief mit den neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, in denen die gesundheitlichen Auswirkungen von Chlorpyrifos, darunter Verringerung des IQs und erhöhtes Risiko für ADHS und Lernstörungen bei Kindern, aufgeführt werden.

„Die EPA sollte die Wissenschaft zur Kenntnis nehmen und dieses Gehirngift vollständig vom Markt nehmen“, sagte Dr. David Carpenter, MD, Direktor des Instituts für Gesundheit & Umwelt, University Albany. „Chlorpyrifos ist eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit von Kindern und gehört nicht in unsere Häuser, auf unsere Bauernhöfe, oder auf unsere Cafeteria-Tabletts.“

Die jüngsten Studien zeigen, dass Exposition gegenüber Chlorpyrifos im Mutterleib und in der frühen Kindheit, sowie während der kritischen Entwicklungs- „Fenster“, sich dauerhaft auf das Gehirn auswirken kann. Die Forscher sagen aktuell, dass rund 25% aller US-Kinder einige IQs Punkte niedriger liegen als normal, wegen des Verzehrs von Lebensmitteln, das mit Chlorpyrifos und ähnlichen Pestiziden behandelt wurde.

„Obst und Gemüse sind wichtig für die Gesundheit von Kindern, aber es sollte nicht mit Chlorpyrifos angebaut werden“, sagte Ted Schettler, MD, MPH, wissenschaftlicher Direktor des Science and Environmental Health Network, einer der Unterzeichner des Briefes an die EPA. „Kinder in ländlichen Gemeinden bekommen eine doppelte Dosis des Gehirngiftes ab. Sie sind Chlorpyrifos durch benachbarte Feldern ausgesetzt, und wieder, wenn das Pestizid auf ihrem Essen ist. “

In den USA wurde der Einsatz von Chlorpyrifos in Häusern vor über zehn Jahren wegen seiner möglichen Schädlichkeit für Kinder verboten. Aber über zehn Millionen Pound Chlorpyrifos werden immer noch auf landwirtschaftlichen Feldern jedes Jahr benutzt. Air Monitoring, Human Biomonitoring und Vergiftungsdaten bestätigen die umfangreiche Exposition der Menschen gegenüber Chlorpyrifos aufgrund der weiteren Verwendung in der Landwirtschaft. Nach Angaben der Centers for Disease Control trägt die überwiegende Mehrheit von uns Abbauprodukte des chemischen Stoffs in unserem Körper – darunter auch Kinder.

Kinder, die in landwirtschaftlichen Regionen leben, sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt. Neben der Exposition aus der Nahrung, atmen sie auch Partikel ein, die durch Abdrift von nahe gelegenen Bauernhöfen in ihre Klassenzimmern und Häuser gelangen. Bauernkinder sind Chlorpyrifos in noch größerem Umfang ausgesetzt, weil ihre Eltern manchmal Rückstände von Schädlingsbekämpfungsmitteln am Ende des Tages nach Hause bringen, die an ihrer Kleidung und ihren Schuhen haften.

„Chlorpyrifos-Drift ist eine ernsthafte Bedrohungen für Gemeinden wie meine“, sagte Luis Medellin von der lokalen Organisation „El Quinto Sol de America“. Luis wuchs im kalifornischen San Joaquin Valley auf, in Häusern die direkt neben Bauernhöfen lagen, die Chlorpyrifos benutzten. „Die zugrundeliegende Realität zeigen, dass dieses Gehirngift nicht risikolos genutzt werden kann und deshalb auf den Feldern nicht verwendet werden sollte.“

Im Alter von 17 Jahren begann Luis mittels des „Drift-Catchers“ von PAN, dem Pestizid Aktions-Netzwerks, die chemische Drift aus den benachbarten Zitrus-Plantagen zu erfassen. Es wurde festgestellt, dass die Mehrzahl der Proben Chlorpyrifos enthielt. Anwohner sammelten ebenfalls ihren Urin, um ihn auf Chlorpyrifos zu testen und alle, außer einem, hatten Werte, die über dem lagen, was EPA für „akzeptabel“ hält.

In ihrem Brief an EPA fordern die Gesundheitsexperten, dass die EPA alle Verwendungen von Chlorpyrifos verbietet. In ihrem Schreiben steht:

„Wir fordern die EPA auf jetzt zu handeln aufgrund der Evidenz der wissenschaftlichen Beweise, dass Chlorpyrifos der Gesundheit von Kindern und Föten schadet. Es ist an der Zeit, dass die EPA Maßnahmen ergreift, um die öffentliche Gesundheit zu schützen und für ein gesundes Erbe für unsere Kinder und für zukünftige Generationen sorgt. Wir appellieren an die EPA, um alle Anwendungen des Pestizids Chlorpyrifos zu stoppen.

Andere Briefe mit einer ähnlichen Betreff wurden der EPA von Gesundheits- und Umweltorganisationen aus ganz Amerika übersandt, darunter eine Petition, die von mehr als 6.000 besorgten Bürgern aus dem ganzen Land unterzeichnet war.

Autor: PAN, Toxic Brain Chemical Must Be Banned: Health Professionals Demand EPA Take Action, October 5, 2011

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Weitere CSN Artikel zum Thema Gefährlichkeit von Chlorpyrifos:

Fukushima: Freisetzung von radioaktivem Xenon und Cäsium

Studie schätzt Freisetzung von radioaktivem Xenon-133 und Cäsium-137 im Fukushima ab

Das Open Access Journal „Atmospheric Chemistry and Physics“ veröffentlichte Oktober 2011 eine Studie welche versucht, die beim SuperGAU in Fukushima freigesetzte Menge an Radioaktivität für zwei Radionuklide rechnerisch zu bestimmen. Sie wurde als Diskussionspapier veröffentlicht, harrt also noch einer Prüfung (review) durch andere Wissenschaftler (peers), die nicht an ihr beteiligt waren.

Wir veröffentlichen das übersetzte Abstract dieser Studie und haben es zur besseren Lesbarkeit umformatiert. Das Diskussionspapier kann frei (open access) von Atmospheric Chemistry and Physics herunter geladen werden.

Freisetzung von Xenon-133 und Cäsium-137 aus der atomaren Energieerzeugungsanlage Fukushima Dai-ichi: Bestimmung von Quellterm [Menge und Art], atmosphärische Verteilung und Ablagerung

von A. Stohl et al.

Am 11. März 2011 ereignete sich etwa 130 Kilometer vor der pazifischen Küste von Japans Hauptinsel Honshu ein Erdbeben, dem ein heftiger Tsunami folgte. Der dadurch verursachte Stromausfall in der Atomkraftanlage Fukushima Dai-ichi (FD-NPP) führte zu einer Katastrophe, welche die Freisetzung von großen Mengen Radioaktivität in die Atmosphäre zur Folge hatte. In dieser Studie bestimmen wir die Emission von zwei Isotopen, dem Edelgas Xenon-133 (133Xe) und dem aerosolgebundenen Cäsium-137 (137Cs), die sehr verschiedene Charakteristiken bei der Freisetzung, aber auch in ihrem Verhalten in der Atmosphäre, aufweisen.

Um die Emissionen von Radionukliden als eine Funktion von Wert und Zeit bis zum 20. April zu bestimmen, stellten wir eine erste Schätzung an, die auf Brennstoff-Inventarien und dokumentierten Unfall-Ereignissen vor Ort beruhte. Diese erste Abschätzung wurde danach durch inversive Modellierung [Rückschlüsse aus bekannten korrelierenden Daten] verbessert, welche diese erste Schätzung mit den Ergebnissen eines atmosphärischen Transport-Modells, FLEXPART und den Messdaten mehrerer Dutzend Stationen in Japan, Nordamerika und anderen Regionen kombinierte. Wir verwendeten sowohl gemessene atmosphärische Aktivitäts-Konzentrationen, als auch für 137Cs Messungen des gesamten Fallouts.

Was 133Xe angeht, stellen wir eine gesamte Freisetzung von 16,7 (Ungenauigkeitsbereich 13,4–20,0) EBq [Exa/Trillion = 10^18 Becquerel] fest, was historisch gesehen die größte Freisetzung von radioaktivem Edelgas bedeutet, die nicht in Zusammenhang mit Atombombentests steht. Es spricht sehr vieles dafür, dass die erste große Freisetzung von 133Xe sehr früh stattfand, möglicherweise unmittelbar nach dem Erdbeben und der Notabschaltung am 11. März um 06:00 Uhr UTC [Weltzeit]. Das gesamte Edelgas-Inventar der Reaktoreinheiten 1-3 wurde zwischen dem 11. und 15. März 2011 in die Atmosphäre frei gesetzt.

Für 137Cs ergaben die Ergebnisse der Modellierung eine Gesamtemission von 35,5 (23,3–50,1) PBq [Peta/Billiarde = 10^15 Becquerel] oder etwa 42% der geschätzten Freisetzung von Chernobyl. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die 137Cs-Emissionen am 14.-15. März ihren Höchstwert hatten, dass sie aber insgesamt von 12. bis zum 19 März hoch waren, bis sie plötzlich um Größenordnungen abnahmen, genau als man damit anfing, das Lagerbecken für Brennelemente von Einheit 4 mit Wasser zu besprengen. Dies zeigt, dass die Emissionen nicht nur aus den beschädigten Reaktorkernen, sondern auch aus dem Lagerbecken von Einheit 4 kamen und bestätigt, dass das Besprengen eine wirksame Gegenmaßnahme war.

Wir untersuchen auch die wichtigsten Verteilungs- und Niederschlagsmuster der radioaktiven Wolke, sowohl regional für Japan, aber auch für die gesamte nördliche Hemisphäre. Während es auf dem ersten Blick günstig aussah, dass die meiste Zeit westliche Winde vorherrschten, als sich der Unfall ereignete, ergibt sich aus unserer detaillierten Analyse ein anderes Bild. Genau während und nach der Periode der stärksten 137Cs Emissionen am 14. und 15. März und auch wie nach einer anderen Periode mit starken Emission am 19. März, advehierte die radioaktive Wolke zur östlichen Honshu Insel, wo der Fallout eine große Fraktion von 137Cs auf der Oberfläche des Landes ablegte.

Die Wolke verteilte sich auch sehr schnell über der gesamten nördlichen Hemisphäre, wo sie als erstes am 15. März Nordamerika und am 22. März Europa erreichte. Allgemein passten simulierte und beobachtete Konzentrationen von 133Xe und 137Cs sowohl in Japan als auch an entfernten Orten gut zusammen. Insgesamt schätzen wir, dass 6,4 TBq [Tera/Billion = 10^12 Becquerel] 137Cs oder 19% des gesamten Fallouts bis zum 20. April über dem japanischen Festland nieder gingen, währen der Rest größtenteils über dem nordpazifischen Ozean herunter kam. Lediglich 0,7 TBq oder 2% des gesamten Fallouts gingen über anderem Festland als Japan nieder. 1)

Was bedeutet diese Studie?

Als erstes sollte man nicht viel auf die veröffentlichten Zahlen dieser Studie geben, solange sie noch nicht peer reviewed ist. Ein wenig erstaunt hat mich, dass im Zeitalter von Internet und sozialen Medien die Autoren das Projekt Safecast nicht kennen, dem man z.B. auf Twitter bequem folgen kann und das nicht mal das einzige seiner Art ist.

Auf Seite 41 des Papieres beklagen Sie:

„Obgleich wir Messdaten aus einer Vielzahl von Quellen gesammelt haben, ist fast keine von ihnen öffentlich zugänglich und es gibt wahrscheinlich mehr brauchbare Datensätze, die uns nicht zugänglich waren. Institutionen, die relevante Messdaten produziert haben, sollten diese frei zugänglich machen. Es sollte eine zentrale Datenablage eingerichtet werden, wo diese Daten vorgehalten, überprüft, in ein gängiges Datenformat konvertiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollten. Dies würde beachtliche Verbesserungen der zukünftigen Quellterme erlauben.“

Safecast wurde als crowd sourced (massengestützte) Initiative gegründet, um nicht auf die nur spärlich geflossen Informationen von TEPCO und den japanischen Behörden angewiesen zu sein. Selbst wenn die Wissenschaftler dieser Mob-Initiative misstrauen, die derzeit auf über eine Million „Mess-Stationen“ zurückgreifen kann und zu diesen Zweck Strahlenmessgeräte unters Volk gebracht hat, hätten die doch deren Daten auf Plausibilität prüfen können, sofern die angewendete Methodik wirklich was taugt. (2)

Dass nur zwei Radionukleide untersucht worden sind, verleiht dieser Studie keine große Aussagekraft und die insgesamt freigesetzte Radioaktivitätsmenge und über das Ausmaß des Schadens. Sie kann aber als Modell oder Impuls für andere ausführlichere Studien dienen. Vielleicht wurde gezeigt, daß solche Studien machbar und dass Computermodelle brauchbar sind.

Bei den untersuchten Radionukliden handelt es sich nicht einmal um die langlebigsten. Xenon-133, das vom Körper kaum aufgenommen wird, hat eine Halbwertszeit von 5,25 Tagen und für Cäsium-137 beträgt diese immerhin über 30 Jahre, was aber abgesehen von der biologischen Schädlichkeit noch das kleinere Übel wäre, wenn man z.B. an Plutonium-239 mit einer Halbwertszeit von über 24 Tausend Jahren und an dessen Giftigkeit denkt.

Die allein durch diese beiden Nuklide frei gesetzte Strahlungsmenge ist jedoch erschreckend, wobei sich mir bei Cäsium-137 ein Verständnisproblem auftut. Es wurden insgesamt s.o. 35,5 PBq freigesetzt. Doch am Ende des Abstracts (und auch in den Conclusions, S. 41) wird gesagt, daß über Japan bis zum 20. April 19% bzw. 6,4 TBq und über anderen Gebieten 2% bzw. 0.7 TBq niedergingen. Rechne ich diese 21% bzw. 7.1 TBq auf 100% hoch, sind dies ca. 33,8 TBq oder nicht ganz 10% der insgesamt freigesetzten Menge von 35,5 PBq.

Heißt dies, dass 90% des Cäsium-137 über dem nordpazifischen  Ozean verteilt wurde? – Dann hätte man besser die Meeresbelastung durch diesen Unfall untersuchen sollen. Durch das zur Kühlung eingesetzte Meerwasser ist in den ersten Tagen sicher einiges in die Ozean entsorgt worden. War diese „Notkühlung“ womöglich nicht nur ein Notbehelf, sondern bewusstes Kalkül bei der Planung der Anlage?

Besonders danken muss man den Autoren für die Darstellung des Unglücksverlaufs anhand ihrer Erkenntnisse (Anhang S. 42 ff).

Diese Passage haben wir wieder übersetzt:

A1 Block 1

Am 11. März, um 14:00 Uhr UTC (kaum 8 Stunden nach dem Stromausfall in der Anlage) wurde in der Turbinenhalle erhöhte Strahlung beobachtet, was darauf hindeutet, dass zumindest Edelgase anfingen, in die Umwelt zu entweichen. Gleichzeitig baute sich im Reaktorgebäude Druck auf und die Druckausgleichsventile sollen am 12. März zwischen 00:15 und 01:17 Uhr geöffnet gewesen sein, wahrscheinlich um große Mengen abzulassen. Nach den Berichten war die Entgasungsaktion am 12. März um 05:30 Uhr abgeschlossen. Wir nehmen an, dass bis dahin ein großer Teil der Freisetzungen stattgefunden hat. Um 06:36 ereignete sich in Block 1 die Wasserstoffexplosion (welche die erste war), offenbar weil während der Entgasung Wasserstoff in zahlreiche Gebäudeteile eindrang oder aufgrund von Lecks. Der Druck im Reaktorgebäude sank um 09:00 Uhr ab, deshalb wir vermuten, dass die Freisetzung zu dieser Zeit größtenteils vorüber war. Es ist davon auszugehen, dass die Emissionen in geringerem Umfang aufgrund zahlreicher Lecks weiter gehen werden und ab einem gewissen Zeitpunkt dürften sie wahrscheinlich auch von den abgebrannten Brennstäben herrühren, die nach der Explosion direkt der Umwelt ausgesetzt waren. Am 14. März wurde von einem zweiten Maximum des Drucks berichtet, was möglicherweise auf einen zweiten, niedrigeren Höchstwert der Emissionen hindeutet.

A2 Block 2

Block 2 ist von neuerer Bauart als Block 1 und konnte den Stromausfall ein wenig länger überstehen. Die erste Entgasung fand laut Berichten für diesen Block am 13. März um 02:00 Uhr UTC mit ungewissem Erfolg statt, und die erste bestätigte Zeit, zu der die Ausgleichsventile geöffnet wurden, ist 09:00 Uhr UTC am 14. März. Strahlungsmessungen in Nass- und Trockenbrunnen (Reaktorsegmente unter dem Druckkessel, innerhalb des Reaktorgebäudes) schossen eine Stunde später in die Höhe, was wohl eine Kernschmelze bedeutet, und auch MELCOR-Berechnungen [Computersimulation für Unfälle von Atomkraftwerken] ergeben für diesen Zeitpunkt das Schmelzen der Brennstäbe und auch die Freisetzung von Edelgasen spricht dafür. Demnach denken wir, dass zu dieser Zeit die Edelgase mehr oder weniger vollständig abgelassen worden waren. Um 15:00 Uhr UTC wurde eine weitere Entgasung des Trockenbereiches durchgeführt und eine Wasserstoffexplosion hat wahrscheinlich den wasserführenden Bereich um 21:14 Uhr beschädigt. Man kann von großen Freisetzungen ausgehen. Am 15. März um 21:00 Uhr UTC, herrschte in Trocken- und Nassbrunnen Außendruck, was auf das Fehlen jeglicher wirksamer Barrieren hinweist. Zu dieser Zeit dürfte die gesamte Freisetzung stattgefunden haben, doch ähnlich wie bei Block 1 kann die Freisetzung mit niedrigeren Werten weiter gehen. Zwischen dem 26. März und dem 19. April wurde von einem sekundären Temperaturanstieg im RPV [reactor pressure vessel/Reaktor-Druckbehälter] berichtet, der möglicherweise mit etwas erhöhten Freisetzungen verbunden war.

A3 Block 3

Die erste Entgasungsaktion im Nassbrunnen von Block 3 wurde entsprechend den Berichten am 11. März um 23:41 Uhr UTC durchgeführt. Dabei wurden sicher Edelgase abgelassen. Etwa 24 Stunden später, nachdem von einer Erhöhung des Drucks in der Kondensationskammer [ringförmiger Wasserbehälter unter dem Druckkessel] berichtet wurde, gab es laut Bericht eine zweite Entgasung von ca. 20 Minuten. Schließlich wurde am 13. März um 20:20 berichtet, dass die Ausgleichsventile offen wären und MELCOR [s.o.] ergab ungefähr für diese Zeit das Versagen des Reaktordruckbehälters. Sechs Stunden später, am 14. März um 02:00 Uhr UTC, ereignete sich eine sehr heftige Wasserstoffexplosion, welche den oberen Teil des Reaktorgebäudes schwer beschädigte und Trümmer verstreute. Der Report gibt das Ende der Entgasung mit 03:00 Uhr UTC an. Damit fand sicher eine große Freisetzung ihren Abschluss. Jedoch werden bis zum 20. März zahlreiche Öffnungs- und Schließarbeiten der Ventile berichtet, was sporadische Erhöhungen über den verringerten Freisetzwerten verursacht haben könnte, die ähnlich wie bei Block 1 verlaufen sollten. Schließlich wurde zwischen dem 1. und 24. April eine weitere Zunahme der Druckkessel-Temperaturen berichtet.

A4 Block 4

Wenige Informationen wurden über das Lagerbecken für abgebrannte Brennstäbe von Block 4 veröffentlicht (das aufgrund seines großen Inventars das gefährlichste war). Dessen Wassertemperatur wurde am 13. März um 19:00 Uhr UTC mit 84° C angegeben. Bei solchen Temperaturen ist eine gewisse Freisetzung von Radionukliden bereits wahrscheinlich. Am 14. März kam es um 21:00 Uhr UTC in Block 4 zu einer größren Wasserstoffexplosion. Diese könnte oder könnte auch nicht von den abgebrannten Brennstäben verursacht worden sein. Laut Berichten wurde am 19. März um 23:21 Uhr UTC damit begonnen, über dem Becken Wasser zu versprühen. Ohne weitere Informationen zu besitzen können wir für die Freisetzung lediglich einen Anteil der gleichen Größenordnung wie für die Reaktorkerne annehmen, weniger als 1% des Cäsium-Inventars, von dem man annimmt, dass es hauptsächlich zwischen der Wasserstoffexplosion und dem Besprengen mit Wasser freigesetzt worden ist.

Nach den Wasserstoffexplosionen war ich nicht der einzige, der sich fragte, ob die Lagerbecken für abgebrannte Brennstäbe in den oberen Stockwerken der Reaktorgebäude und die Druckbehälter selber, diese intakt überstanden haben. Solche Fragen wurden zu diesem Zeitpunkt in den Leistungsschutz-bewehrten Profimedien nicht gestellt und wir alle hofften, dass eine oder mehrere Kernschmelzen, die nach den obigen Schilderungen längst stattgefunden hatten und von denen die Behörden und Betreiber wissen mussten, noch zu verhindern sind. Bezeichnend ist auch, dass es zu Block 4 mit dem größten Gefahrenpotential die wenigsten Informationen gibt.

Wie perfekt TEPCO und die japanischen Behörden alles verschleiert und verharmlost haben und wie die Medien, die aus Chernobyl wohl etwas gelernt hatten, mitgespielt haben, weiß man nun also, selbst wenn die Studie von den Peers verworfen werden sollte.

Betont werden muss auch, dass es nicht der Tsunami war, sondern dass bereits das vorausgegangene Erdbeben zu Kernschmelzen geführt hat, weil der Strom für die Kühlung ausfiel. Und sind teilweise baugleiche AKWs bei uns erdbebensicher? (3)

Der Größenwahn nicht des Menschen an sich, sondern jener, die ohne Rücksicht auf Mensch und Natur ihre Geschäfte machen, glaubt, absolut alles managen zu können und jedes Risiko eingehen zu dürfen. Inzwischen gibt es darauf eine Antwort: #OWS!

Autor: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network, 26.10.2011

Ressourcen:

  1. Stohl, A., Seibert, P., Wotawa, G., Arnold, D., Burkhart, J. F., Eckhardt, S., Tapia, C., Vargas, A., and Yasunari, T. J.: Xenon-133 and caesium-137 releases into the atmosphere from the Fukushima Dai-ichi nuclear power plant: determination of the source term, atmospheric dispersion, and deposition, Atmos. Chem. Phys. Discuss., 11, 28319-28394, doi:10.5194/acpd-11-28319-2011, 2011. Freigegeben unter CC: by
  2. Crowdsourcing Japan’s radiation levels
  3. Fukushima-Reaktoren in unserer Nachbarschaft: Baugleiche AKWs laufen weiter

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Fibromyalgie durch Gifte in Textilien?

Fibromyalgie unter Arbeiterinnen in der Textilindustrie stärker verbreitet

Fibromyalgie (FM) ist eine durch chronische Schmerzen, Müdigkeit, verringerte Schlafqualität und multiple Tender-Points charakterisierte Erkrankung. Ein Wissenschaftlerteam aus der Türkei führte eine umfangreiche Studie durch, um festzustellen, wie häufig Fibromyalgie bei Arbeiterinnen in der Textilindustrie vorkommt. In der Allgemeinbevölkerung stellte eine im Vorfeld durchgeführte Erhebung fest, dass rund 3,6% der türkischen Bevölkerung unter Fibromyalgie leiden.

Bei den Arbeiter/innen in der Textilindustrie lag die Häufigkeit fast doppelt so hoch. Als Ursache könnte der hohe Einsatz von toxischen Chemikalien in der Textilindustrie verantwortlich sein.

Fibromyalgie – Schmerzen über Schmerzen

Schmerzen und Symptome, die durch Fibromyalgie eintreten, können so stark sein, dass sie zu Arbeitsunfähigkeit führen und den Aktionsradius des Erkrankten auf seine eigenen vier Wände schrumpfen lassen.

Die Studienteilnehmer der türkischen Studie, die unter Fibromyalgie litten, hatten allesamt Schmerzen am ganzen Körper. 12,5% von ihnen klagten über Gelenkschmerzen. 14,6% wiesen Raynaud-Syndrom auf, was zu schlecht durchbluteten, weiß/blau verfärbten, ständig kalten Händen und Füssen führt. Insgesamt wiesen 41,6% des Studienkollektivs Schlafstörungen auf, 87,5% hatten Kopfschmerzen und 52% litten unter Reizdarm.

Frauen leiden häufiger unter Fibromyalgie als Männer

Die Teilnehmer der in zwei Stufen durchgeführten Feldstudie, waren zum größten Teil weiblich. Wie aus anderen internationalen Studien bekannt, leiden vor allem Frauen unter Fibromyalgie. Unter Männern ist die Erkrankung weniger verbreitet.

Die Textilarbeiterinnen (523) und Textilarbeiter (132) aus vier Fabriken wurden im Rahmen der Studie, an der drei verschiedene Universitätskliniken beteiligt waren, gebeten, einen umfangreichen Fragebogen auszufüllen. Stellte sich heraus, dass ein Proband unter starken Schmerzen litt und weitere für Fibromyalgie kennzeichnende Symptome aufwies, wurde er von einem erfahrenen Rheumatologen gründlich untersucht. Bei den Patienten, die 11 von 18 Tenderpoints nach den ACR 1990 FM Einstufungskriterien aufwiesen, wurde Fibromyalgie diagnostiziert. Anschließend wurden weitere detaillierte klinische und Laboruntersuchungen durchgeführt.

Fibromyalgie bei Arbeitern in der Textilindustrie verbreitet

Die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie sind hart. Erst in letzter Zeit wird dieser Industriezweig durch Reportagen in den Medien gründlicher durchleuchtet. Die Arbeiter im Textilbereich sind vielen Chemikalien ausgesetzt, von denen man weiß, dass sie der Gesundheit erheblich schaden können. Es wäre eine interessante Aufgabe für künftige Wissenschaftler, eine internationale Erhebung im Bereich der Textilindustrie durchzuführen, um zu ermitteln, ob Arbeiter in anderen Ländern wie Indien, Bangladesch, Vietnam, ebenfalls vermehrt unter Fibromyalgie leiden und welche weiteren Erkrankungen besonders oft und über dem Bevölkerungsdurchschnitt vorkommen. Laboranalytische Untersuchungen auf Chemikalien im Körper der Textilarbeiter/innen wären sicherlich geeignet, manchen Umkehrschluss zu ziehen.

Autor: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network, 20. Oktober 2011

Literatur:

Cobankara V, Unal UO, Kaya A, Bozkurt AI, Ozturk MA., The prevalence of fibromyalgia among textile workers in the city of Denizli in Turkey, Int J Rheum Dis. 2011 Oct;14(4).

Weiterführende Informationen:

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Pestizide belasten Gewässer stärker als gedacht

Liste der zu kontrollierenden Chemikalien sollte zügig aktualisiert werden

Leipzig – Pestizide sind ein größeres Problem als lange angenommen. Das geht aus einer Studie hervor, für Daten zu 500 organischen Substanzen in den Einzugsgebieten von vier großen europäischen Flüssen ausgewertet wurden. Dabei zeigte sich, dass 38 Prozent dieser Chemikalien in Konzentrationen vorkommen, bei denen Wirkungen auf Organismen nicht auszuschließen sind. Dieses Ergebnis zeige klar, dass die Verschmutzung mit organischen Chemikalien ein europaweites Problem sei, schreiben Wissenschaftler im Fachmagazin „Science of the Total Environment“. Die meisten der Substanzen, die in der in der Studie als Risiko für die Umwelt eingestuft wurden, waren Pestizide, deren Mehrzahl sich nicht auf der europäischen Liste prioritärer Stoffe findet, welche regelmäßig überwacht werden müssen. Deshalb sei eine Überarbeitung der Chemikalienliste, die die EU-Wasserrahmenrichtlinie den nationalen Behörden zur Beobachtung vorschreibt, dringend notwendig.

Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie ist es, dass Oberflächengewässer und Grundwasserkörper bis 2015 einen guten ökologischen und chemischen Zustand erreichen sollen. Der chemische Zustand wird anhand einer Liste bewertet, auf der 33 sogenannte prioritäre Schadstoffe aufgeführt sind. Da insgesamt über 14 Millionen Chemikalien auf dem Markt sind und davon über 100 000 im industriellen Maßstab produziert werden, müssen sich die Behörden bei ihren Kontrollen auf eine überschaubare Anzahl an Schadstoffe beschränken. Europaweit arbeiten Wissenschaftler daher an Methoden, um herauszufinden, welche Stoffe das sein sollten.

Einen wichtigen Beitrag dazu leistet jetzt eine Studie, die Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) zusammen mit Kollegen in Frankreich, der Slowakei, Belgien und Spanien erstellt haben. Dazu werteten sie eine Datenbank aus, die im Rahmen des EU-Forschungsprojektes MODELKEY entstanden ist und die fünf Millionen Einträge zu physiko-chemischen Daten enthält. Der Schwerpunkt der Arbeit lag dabei auf den organischen Schadstoffen, die bei über 750.000 Wasseranalysen in den Einzugsgebieten der Flüsse Elbe (Tschechien/Deutschland), Donau (10 Europäische Anrainerstaaten), Schelde (Belgien), und des Llobregat (Spanien) registriert wurden. Der Europäischen Kommission zufolge handelt es sich dabei um die erste Studie, die ein System entwickelt hat, das organische Schadstoffe nach Bewertungskriterien und Handlungsbedarf klassifiziert.

Eine der am häufigsten registrierten Verbindungen war Diethylhexylphthalat (DEHP), ein Weichmacher aus der Chemieproduktion, der die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen kann und daher ab 2015 in der EU verboten ist. Daneben folgen mit Bisphenol A (BPA) ein weiterer Weichmacher, der ebenfalls als fortpflanzungsschädigend gilt, sowie mit Diclofenac und Ibuprofen zwei Arzneistoffe, die häufig in Schmerzmitteln eingesetzt werden.

Insgesamt stuften die Wissenschaftler 73 Verbindungen als potenzielle prioritäre Schadstoffe ein. Rund zwei Drittel davon sind Pestizide, also so genannte Pflanzenschutzmittel, die in der Landwirtschaft eingesetzt werden, um die Kulturen vor Krankheiten, Schädlingen oder Unkräutern zu schützen. Die problematischsten Pestizide waren dabei Diazinon, das in Deutschland und Österreich bereits nicht mehr zugelassen ist, und die in Mitteleuropa erlaubten Stoffe Azoxystrobin und Terbuthylazin. „Beide Pestizide stehen nicht auf der Liste der 33 prioritären Schadstoffe, die die Behörden EU-weit kontrollieren müssen“, erklärt der UFZ-Forscher Dr. C. Peter von der Ohe. „Terbuthylazin ist strukturell sehr ähnlich den beiden prioritären Stoffen Simazin und Atrazin, die längst nicht mehr zugelassen sind. Dies ist ein Beispiel wie kleine Änderungen der chemischen Struktur zu einer scheinbaren Verbesserung des chemischen Zustands führen, ohne dass die Gefährdung für aquatische Ökosysteme tatsächlich abnimmt.“ Die Wissenschaftler halten daher die regelmäßige Überarbeitung der Liste prioritärer Stoffe für sehr wichtig. Die Mehrzahl der aktuell problematischen Stoffe ist nicht gelistet, während eine ganze Reihe der überwachten Chemikalien längst verboten und nicht mehr im Gebrauch ist. „Überrascht waren wir auch, dass Substanzen, die bisher als harmlos eingestuft wurden wie HHCB, das als synthetischer Moschus-Duftstoff in Körperpflegemitteln eingesetzt wird, in der Umwelt in bedenklichen Konzentrationen vorkommen“, ergänzt Dr. Werner Brack vom UFZ, der die Europäische Kommission in verschiedenen Gremien und Projekten bei der Überarbeitung der Schadstoffliste berät. „Aus unserer Sicht sollte bei der Weiterentwicklung der Wasserrahmenrichtlinie darauf geachtet werden, dass in Zukunft nicht nur das Vorkommen von chemischen Stoffen beobachtet wird, sondern auch deren Wirkungen registriert werden“, schlägt Brack vor.

Bei aller Kritik, dass die Wasserbehörden in Europa zurzeit den Pestiziden zu wenig Aufmerksamkeit widmen und die prioritäre Schadstoffliste überarbeitet werden sollte, zeigt die Studie nach Meinung der Wissenschaftler auch erste Erfolge der Wasserrahmenrichtlinie. Ein Drittel der von der EU vor einigen Jahren als prioritär eingestuften Schadstoffe stellen inzwischen keine Gefahr mehr für die untersuchten Flüsse dar.

Am 12./13. Oktober 2011 fand in Dresden eine Konferenz zum Integrierten Wasserressourcenmanagement (IWRM) statt. Etwa 400 Wissenschaftler und Mitarbeiter von Politik, Verwaltung, Unternehmen und der Entwicklungszusammenarbeit aus über 50 Ländern widmen sich in über 100 Vorträgen, Diskussionen und zahlreichen Posterbeiträgen der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wasser. Behandelt werden aktuelle Fragen des Wassersektors wie z.B.: Wie kann die Wasserbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels nachhaltig geplant werden? Welche Technologien tragen zu einer effizienten und sparsamen Nutzung von Wasser bei? Wie kann deutsches Know-how in Schwellen- und Entwicklungsländern genutzt werden? Wie kann ein flexibles und integratives Wasserressourcen-Management konzipiert werden? Die Konferenz wird vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) organisiert, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und von der International Water Association (IWA) sowie dem Global Water Systems Project (GWSP) unterstützt.

Autor: Helmholtz Gesellschaft für Umweltforschung, Pestizide belasten Gewässer stärker als gedacht, 13. Oktober 2011

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Forschung: Selbstreinigende Baumwolle beseitigt Pestizide, Bakterien

Wissenschaftler der UC Davis haben ein selbstreinigendes Baumwollgewebe entwickelt, dass Bakterien abtötet und giftige Chemikalien wie Pestizidrückstände zersetzt, wenn sie Licht ausgesetzt sind.

„Das neue Material hat potenzielle Anwendungsfähigkeit bei Schutzkleidung im biologischen und chemischen Bereichen des Gesundheitswesens, für Arbeiter Nahrungsmittel- und Agrarbereich, sowie für militärisches Personal“, sagte Ning Liu, der die Forschungsarbeit als Doktorand in Professor Gang Sun‘s Gruppe an der UC Davis, Abteilung für Textilien für Bekleidung, durchführte.

Eine Veröffentlichung, in der die Forschungsarbeit beschrieben wird, erschien am 1. September 2011 im Journal of Materials Chemistry.

Liu entwickelte eine Methode, um eine Verbindung, die als Anthrachinon-2-Carbonsäure oder 2-AQC bekannt ist, in Baumwollstoffen zu integrieren. Diese Chemikalien geht so eine starke Verbindung mit der Zellulose in Baumwolle ein, dass es schwierig ist, sie auszuwaschen, im Gegensatz zu aktuellen Selbst-Reinigungsmitteln. Anders als einige weitere experimentelle Substanzen, die auf Baumwolle angewendet worden sind, hat sie keine Auswirkungen auf die Eigenschaften des Gewebes.

Wenn 2-AQC dem Licht ausgesetzt ist, werden sogenannte reaktive Sauerstoffspezies wie Hydroxyl-Radikale und Wasserstoffperoxid produziert, die Bakterien abtöten und organische Verbindungen wie Pestizide und andere Schadstoffe zersetzen.

Wenngleich 2-AQC teurer ist als andere Verbindungen, sagen die Wissenschaftler, dass billigere Mittel zur Verfügung stehen.

Die wissenschaftliche Forschungsarbeit wurde von der National Science Foundation, der US Defense Threat Reduction Agency und der Jastro Shields Graduate Research Fellowship vom UC Davis College für Agrar-und Umweltforschung finanziert.

Autor:

UC Davis, Self-cleaning cotton breaks down pesticides, bacteria, September 27, 2011

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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Elektromagnetische Hypersensitivität und Multiple Chemical Sensitivity: Zwei Seiten derselben Medaille?

In mehreren Ländern sind EHS, MCS und Fibromyalgie mittlerweile als funktionale Behinderungen anerkannt

Etliche Fachleute aus verschiedenen europäischen Ländern stimmen zu, dass es sich bei elektromagnetischer Hypersensitivität um eine reale, körperliche Erkrankung handelt, und für einige scheinen diese Beschwerden direkt etwas mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS) zu tun zu haben. Dies ist das Resultat des Kongresses „Mobilfunk, Wi-Fi, Wi-Max: Gibt es Gesundheitsrisiken?“, der am 14. Juni 2011 im Palazzo Marini, der Abgeordnetenkammer in Rom, abgehalten wurde. Diese Veranstaltung, die von A.M.I.C.A., der Vereinigung für umweltbedingte und chronisch toxische Verletzungen organisiert wurde, sollte über die Gesundheitsgefahren einen Überblick verschaffen, welche mit dem Gebrauch kabelloser Geräte verbunden sind.

Onkologe Prof. Dominique Belpomme, Professor am Universitätsklinik-Zentrum „Necker-Enfants Malades“ (Kinderklinik), Präsident von ARTAC (Anti-Krebstherapie-Forschung) präsentierte in seinem Vortrag „Diagnostische und therapeutische Protokolle zur Unverträglichkeit elektromagnetischer Felder“ die Ergebnisse einer klinischen Untersuchung von mehr als 450 Patienten, welche von 2008 bis 2011 in diese einbezogen wurden. Er und sein Team benutzten eine neue Technik für die Diagnostik von Menschen, die über gesundheitliche Reaktionen auf elektromagnetische Felder berichten, eine Erkrankung, die er vorzugsweise als „Intoleranz Elektromagnetischer Felder“ oder „EFI Syndrom“ und weniger als „Elektromagnetische Hypersensitivität“ definiert.

Bei der neuen Technik handelt es sich um den „Gepulsten Echo-Doppler“, eine gepulste Doppler-Echokardiographie des Gehirnes, welche den Echodoppler mit einer Computerauswertung kombiniert, um die Hirndurchblutung zu bestimmen. Anders als andere Methoden ist diese nicht gefährlich und es kommt dabei keine ionisierende Strahlung (Radioaktivität) zum Einsatz. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Menschen mit Elektromagnetische Felder Intoleranz das Gehirn schlechter durchblutet ist als bei der Kontrollgruppe, insbesondere der linke Teil des limbischen Bereiches des Gehirnes. Dies ist ein ganz besonderer Bereich, denn es ist der „archaische“ Teil des Gehirnes, der viele Körperfunktionen kontrolliert.

„Diese Ergebnisse sind sehr bedeutend“, sagte Belpomme auf dem Kongress, „denn zum ersten Mal können wir mit objektiven Tests Elektromagnetische Felder Intoleranz als körperliche Erkrankung belegen.“

Sein Team hat weitere Testmethoden angewendet, wie etwa die Konzentration von Histamin, Protein S100B und Hitzeschock-Proteine Hsp70 und Hsp27 im Blut. Bei rund 70 Prozent der untersuchten Patientengruppe lag ein ernsthafter Vitamin D Mangel vor, bei etwa 1 bis 2 Prozent der Patienten waren die Proteine Hsp27 und Hsp70 erhöht, während mehr als 40% der Stichprobe einen erhöhten Histaminspiegel hatten, ein Sachverhalt, der sich vollständig mit der Interpretation dieses Syndroms als körperliche Erkrankung deckt.

Bei ungefähr 10 Prozent der Patienten war Protein S100B erhöht, ein Marker für die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke (BHS). Bei einem Drittel der Stichprobe wurde eine Reduktion von Melatonin im Urin festgestellt und dies kann bei diesen Patienten eine Erklärung für Symptome wie Müdigkeit, Schlaflosigkeit und Depressionen sein.

Diese Veränderungen ähneln denen, die man bei Patienten mit Multiple Chemical Sensitivity (MCS) (PDF) findet sehr, besonders hinsichtlich der Reduktion der Hirndurchblutung, der neurogenen Entzündungen, der Zunahme des oxidativen Stresses und der Schwächung der Abwehrkräfte. Die Tatsache, dass elektromagnetische Felder (EMF) eine Öffnung der Blut-Hirn-Schranke zur Folge haben, könnte mit dem Schutz des Hirnes vor toxischen Chemikalien ungünstig zusammenwirken. Es ist in der Tat nicht ungewöhnlich, dass Patienten mit dem EFI Syndrom MCS-Symptome haben, während Erkrankte mit MCS auch auf EMF reagieren.

Die Erhöhung des oxidativen Stresses bei elektrosensitiven Patienten wurde auch von Dr. Valeria Pacifico festgestellt, die in Rom über „Metabolische Biomarker für unausgeglichene Oxidationsreduktion und der Anfälligkeit gegenüber nicht ionisierender Strahlung“ referierte. Sie arbeitet im Team von Dr. Chiara De Luca im Versuchslabor BILARA am dermatologischen Institut von Immaculata in Rom, das zahlreiche Arbeiten über die Rolle des oxidativen Stresses bei Umwelt-Sensitivitäten veröffentlicht hat. (1, 2)

„Um eine Diagnose für dieses Syndrom zu stellen, müssen wir zuerst den Patienten zuhören und überprüfen, ob die Symptome besser werden oder verschwinden, wenn sie sich von EMF-Quellen fern halten“, erklärte Prof. Belpomme. Um nachzuweisen, ob die elektromagnetischen Felder die wirkliche Ursache für die bei diesen Patienten festgestellten Veränderungen sind, mussten die Patienten die Untersuchungen drei Monate vor und drei Monate nach einem Zeitraum wiederholen, in welchem sie EMF mieden. Die Ergebnisse zeigten, dass sich nach der Zeit der Vermeidung die Werte dem Normalen annäherten.

Aufgrund der starken Korrelation zwischen EMF Exposition und Alzheimer Erkrankung, welche sechs epidemiologische Studien belegten, geht Belpomme davon aus, dass jeder elektrosensitive Patient mit Gedächtnisstörungen auch auf Alzheimer untersucht werden sollte. Er weist darauf hin, dass es sich bei Alzheimer um den Verlust des Langzeitgedächtnisses handelt, während das EFI Syndrom oft zum Verlust des Kurzzeitgedächtnisses führt, doch dieses Symptom könnte als Vorläufer der Alzheimer Erkrankung angesehen werden.

Prof. Olle Johansson, assoziierter Professor der experimentellen dermatologischen Einheit der Abteilung für Neurowissenschaften am Karolinska Institut und Professor am königlichen Institut für Technologie in Stockholm referierte in Rom über „Das Vorsorgeprinzip: Von der Bioinitiative zum Seletun Konsens„. Er widmete seinen Vortrag den Menschen die von EHS und MCS betroffen sind, weil „diese ein sehr schweres Leben haben“.

Er ist einer der engagiertesten Wissenschaftler, welche sich für neue Biologie gestützte Sicherheitsrichtlinien für EMF einsetzen. 2006 war er anlässlich der ICEMS-Resolution in Benevento, danach 2007 in London für eine neue Resolution und er gehörte auch zu jener Gruppe unabhängiger Wissenschaftler, die 2007 den berühmten Bioinitiative Report veröffentlichte, dessen politische Agenda starke ökologische Bedenken enthielt. Aufgrund dieses Berichtes unterzeichnete das Europäische Parlament am 4. September 2008 tatsächlich eine Resolution, um zu bekunden, dass die aktuellen Sicherheitsbeschränkungen für EMF überholt sind und um die europäischen Regierungen vor der Zunahme neuer Umwelterkrankungen wie EHS, MCS und dem dentalen Amalgam Quecksilber Syndrom zu warnen.

Vor nicht allzu langer Zeit gehörte Prof. Johansson zu der Gruppe von Wissenschaftlern, die jenen Seletun Consensus vorbereiteten, der Februar 2011 in den Rezensionen von Environmental Health (3) veröffentlicht wurde. Er stellt fest, dass die derzeitigen Standards die Weltbevölkerung nicht vor elektromagnetischen Feldern schützen und dass alle EMF jetzt reduziert werden sollten, anstatt auf einen definitiven Beweis für die Gefahr zu warten. Er erklärt ebenfalls, dass Menschen, die EHS Symptome berichten, als von einer funktionellen Behinderung Betroffene angesehen werden sollten.

In Schweden sind z.B. EHS, MCS und Fibromyalgie längst als funktionelle Behinderungen klassifiziert. Dies bedeutet, dass von diesen Erkrankungen betroffene Menschen nicht als Patienten angesehen werden, sondern dass es die Umwelt ist, die sie behindert macht und dass folglich die Umwelt verändert werden muss. Eine derartige Klassifikation stellt die volle Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen dar, welche am 30. März 2007 von Regierungsvertretern unterzeichnet wurde. Diese Konvention sollte genügen, um alle Regierungen zu drängen, die richtigen Lösungen für Barrierefreiheit und die besten Sozialregelungen für Menschen mit umweltbedingten Sensitivitäten zu finden und die Diskriminierung zu beenden.

Autor: Francesca Romana Orlando, Journalistin und Vize-Präsidentin von A.M.I.C.A.

Übersetzung: BrunO für CSN – Chemical Sensitivity Network

Literatur:

  1. De Luca C. et al., Biological definition of multiple chemical sensitivity from redox state and cytokine profiling and not from polymorphisms of xenobiotic-metabolizing enzymes, Toxicology and Applied Pharmacology, YTAAP-11818; No. of pages: 8; 4C.
  2. De Luca C. et al., The Search for Reliable Biomarkers of Disease in Multiple Chemical Sensitivity and Other Environmental Intolerances, Int. J. Environ. Res. Public Health 2011, 8, 2770-2797; doi:10.3390/ijerph8072770
  3. Fragopoulou A ed al., Scientific panel on electromagnetic field health risks: consensus points, recommendations, and rationales, Rev Environ Health. 2010 Oct-Dec; 25(4):307-17.

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Vitamin C hilfreich für Kinder mit Asthma

Positive Wirkung von Vitamin C bei Kindern mit Asthma nachgewiesen

Ob und wie sehr Vitamin C bei Kindern mit Asthma hilft, ist abhängig von deren Alter, ihrer Exposition gegenüber Schimmelpilzen oder Feuchtigkeit in ihrem Schlafzimmer und von der Schwere ihres Asthma, laut einer wissenschaftlichen Studie, die in der Fachzeitschrift „Clinical and Translational Allergy“ veröffentlich wurde.

Vorschläge, dass Vitamin C in der Behandlung von Asthma von Vorteil sei, reichen bis in die 1940er Jahre zurück, aber die Erkenntnisse aus kontrollierten Studien waren widersprüchlich.

Dr. Mohammed Al-Biltagi von der Tanta Universität in Ägypten und Harri Hemila von der Universität Helsinki in Finnland untersuchten die Wirkung von 0,2 Gramm Vitamin C pro Tag bei 60 asthmatischen Kindern im Alter von 7 bis 10 Jahren. Die Wirkung von Vitamin C auf das forcierte exspiratorische Volumen pro 1 Sekunde (FEV1) wurde durch das Alter und die Belastung durch Schimmelpilze oder Feuchtigkeit verändert. Bei den jüngeren Kindern, im Alter von 7,0 bis 8,2 Jahre, ohne Einwirkung von Schimmelpilzen oder Feuchtigkeit, erhöhte die Vitamin-C-Gabe die FEV1-Ebene um 37%. Bei den älteren Kindern im Alter von 8,3 bis 10 Jahren und einer Exposition gegenüber Schimmelpilzen oder Feuchtigkeit in ihrem Schlafzimmer von länger als einem Jahr vor Studienbeginn, erhöhte Vitamin C die FEV1 Niveau nur um 21%.

Die Wirkung von Vitamin C auf die Asthma-Symptome änderte sich durch das Alter und mit der Schwere der Asthmasymptome. Bei jüngeren Kindern im Alter von 7,0 bis 8,2 Jahre mit leichten Asthma-Symptomen wurde der größte Nutzen von Vitamin C festgestellt. Bei älteren Kindern im Alter von 8,3 bis 10 Jahren, bei denen schwere Asthmasymptome vorlagen, war der Nutzen von Vitamin C am geringsten.

Dr. Al-Biltagi und Hemila kamen durch ihre Forschungsergebnisse zu der Erkenntnis, dass es starke Hinweise gibt, dass die Wirkung von Vitamin C bei asthmatischen Kindern heterogen ist. Die Wissenschaftler vertreten die Auffassung, dass es wichtig ist, weitere Studien durchzuführen, um ihre Ergebnisse zu bestätigen und die Gruppen von Kindern genauer zu identifizieren, die den größten Nutzen von Vitamin C-Supplementierung hätten.

Autor:

University of Helsinki, Vitamin C may be beneficial for asthmatic children, Aug. 30, 2011

Übersetzung: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

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