Archiv der Kategorie ‘Gedichte, Geschichten‘

Gedicht: Funktion

Funktionieren wie ein Zahnrad - wer nicht funktioniert fliegt raus


Funktion

Solang ich funktioniere
ist alles wunderbar
doch wenn es dann mal nicht geht
dann wird es offenbar.

Ich bin eine Last
die vielen nicht passt
ein Mensch mit Unverträglichkeiten
kann plötzlich wohl so keiner leiden.

Zuviel muss man beachten
wo früher wir nur lachten
nun wird es viel zu schwer
da kommt der Abschied her.

So funktionier‘ ich weiter
bleib auf der „Mitmach“ Leiter
und sollt`es nicht mehr gehn
dann muss ich es verstehn.

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Mona’s Geschichte: Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und eine Geschichte der Glasprinzessin:

Naturchaos * Heilung * Rotkehlia, das Rotkehlchen erzählt aus seinem Leben * Dazwischen * Sonntagsgeschichte: Papo Mio’s Oase für Umweltkranke * Isolation –  Sonntagsgedicht der Glasprinzessin * Vertigo * Wohlig * Am Bug * Ich nehm Dich mit* KinderlachenEinsicht – Aussicht Im Walde * Tausendschönchen * Karrusell * Der Piano-Player * Von Mara zu Joy * Finden * Geborgenheit * Hereinspaziert

Wer kann MCS verstehen?

Verzweifelter Ehemann einer jungen Frau

Gestern telefonierte ich mit einem Freund, dessen Frau auch MCS hat. Er hatte mir vorgestern eine Mail geschickt, auf meine Mail hin und ausgedrückt, dass es kein Mensch verstehen könne, der es nicht erlebt hat, wie es sich anfühlt, seine Frau anzuschauen, während sie langsam vor den Augen verschwindet. Seine Frau wiegt nur noch 40 Kilo!

Dieses traurige Wortbild habe ich in meinem Gedicht aufgegriffen und einfach „fließen“ lassen, ohne es am Ende durch eine positive Aussage zu relativieren. Dass hat nichts mit Pessimismus oder Aufgabe zu tun, sondern einfach nur mit den schmerzenden Gedanken, die jemand empfindet, der das täglich erlebt und der noch nicht weiß, ob eine Therapie anschlagen wird. Ich habe ihn natürlich noch einige Tipps und Überlegungen mit auf den Weg gegeben. Seine Frau fliegt im November noch einmal nach Dallas, weil der erste Besuch einfach viel zu kurz war.

Nun zum Gedicht:

wer kann verstehen

wer kann verstehen,

der es nie erlebt,

wie es sich anfühlt,

den eignen partner zuzuschauen,

wie er langsam

vor den augen verschwindet?

wer kann dabei zuschauen

wie die waage täglich

die bittre wahrheit spricht?

essen ohne nutzen,

weil es nicht ankommt

wo es zu fleisch werde

wer will es verstehen,

wenn das verstehen

die hoffnung nimmt?

wir gehen den weg,

eine trennung nur auf zeit,

bis wir mit namen gerufen,

von dem,

der alle namen kennt.

—–

Autor: Gerhard, CSN – Chemical Sensitivity Network, 10. Oktober 2009

Weiterer Artikel von Gerhard:

Weitere Gedichte von Gerhard:

Gedicht: Nur weil ich hinabsteige

MCS Alptraum - Treppen hinabsteigen durch ein Treppenhaus mit Parfüm, Zigarettenrauch...

Nur weil ich hinabsteige

Hinabsteigen

die Treppen unseres Hauses

wie immer

früher

Ja früher

dass es nicht mehr gibt

Hinabsteigen

und gebissen werden

von den Wölfen

der Duftwüsten

Zähne des Parfüms,

Schwanzschläge des Tabakrauches,

Geruchsklauen die mich würgen,

nur weil ich hinabsteige

die Treppen unseres Hauses…

—-

Autor: Gerhard für CSN  – Chemical Sensitivity Network, 4. Oktober 2009

Weitere Gedichte von Gerhard:

Gedicht: Hereinspaziert

Clown - Ein Mensch hinter einer Maske

Hereinspaziert

Hereinspaziert und schaut euch an

was unser Clown so alles kann

er macht den Koffer auf und zu

die Lacher kommen dann im Nu

er torkelt hin und hüpft umher

die Kinder kreischen immer mehr

er dreht sich um – steht auf dem Kopf

die Münzen fallen in den Topf.

Doch hinter seiner Maske dann

sieht man den

alten und verzagten Mann

so viele brachte er zum Lachen

kann sich nicht selber glücklich machen.

So springt er weiter auf der Bühne

er spielt die Rolle wunderbar

wie gut – das wird nicht jedem klar

er spielt sie – bis er nicht mehr kann

der arme, alte, kranke Mann.

Spieln `nicht auch wir so unsre Rollen

die Frage ist oft – nicht das Wollen

auch wir stehn mit unsren Masken dann

die Leute schauen uns komisch an

und keiner weiß – wer ist dahinter

fragen tun manchmal nur die Kinder.

So wie der Clown das alles kann

ist es zu schaffen – irgendwann

die Scheu zu überwinden

die Maske umzubinden

und uns trotzdem zu finden.

—–

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Mona’s Geschichte: Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und eine Geschichte der Glasprinzessin:

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Gedicht: Selbstdiagnose

MCS nimmt alles: Freiheit, Freunde, Würde,... 

MCS ist keine Krankheit wie jede andere, es ist eine Krankheit, die alles nimmt, und nicht nur das, wie das nachfolgende Gedicht zum Ausdruck bringt:

 

Selbstdiagnose

 

Wenn dich Krankenhäuser krank machen

statt gesund

wenn dich Ärzte auslachen

statt dich ernst zu nehmen

wenn dich deine Mitmenschen für verrückt erklären

statt dich zu fragen, was dir wirklich fehlt

wenn Freunde davon laufen, statt dir die Treue zu halten

weil sie sich überfordert fühlen

wenn du die Selbstisolation wählen musst

weil du sonst zu Grunde gehst

wenn du auf diesem Planeten leben musst

als wärest du ein Außerirdischer

und gerade deshalb niemand Mitleid

mit dir hat,

dann hast du MCS.

—-

 

Autor: Gerhard für CSN  – Chemical Sensitivity Network, 20. September 2009

 

Weitere Gedichte von Gerhard:

Zeitkritisches Gedicht: Verfluchtes Pack

Gedicht: Was bleibt von mir?

Gedicht der Glasprinzessin: Geborgenheit

Jeder kann dem anderen Geborgenheit geben

Geborgenheit

Eingekuschelt in Geborgenheit

Arme – die dich halten und wiegen

Hand in Hand am See entlang

ein Augenblick

Wärme

Nähe

Wohlergehen.

Eingepackt in Geborgenheit

das Gefühl von Heimat

ein Lächeln auf den Lippen

ein Augenblick

sehende Augen

helfende Hände

Begegnung.

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Mona’s Geschichte: Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und eine Geschichte der Glasprinzessin:

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Zeitkritisches Gedicht: Verfluchtes Pack

MCS - Multiple Chemical Sensitivity kann jeden erwischen

Verfluchtes Pack

 

Und er sah arrogant herab

auf die Kranken

die nach seinen Messungen

überhaupt nicht krank.

 

Verfluchte Meute diese,

wollen stören unser Geschäft,

dass die Wirtschaft gesund hält.

 

Wer ist krank?

Das bestimmen

immer noch wir!

Überdrehtes Pack,

will uns noch belehren

was Krankheit ist.

 

Sollen sie doch meiden,

was duftet, schmeckt und

voller Farbe.

 

Hilfe!

Luft, Luft…

… dreht sich alles,

was ist los mit mir?

 

Hilfe!

Hört mich denn

niemand?

… muss wohl an diesem Parfüm…

…s´war doch so teuer…

 

Hilfe!

Niemand hört mich,

dieses verfluchte Pack…

—-

Autor: Gerhard für CSN – Chemical Sensitivity Network, 12. September 2009

 

Dieses zeitkritische Gedicht wurde von Gerhard geschrieben. Seine Frau hat schwere Chemikalien-Sensitivität (MCS). Eine Krankheit die jeden treffen kann, auch die, die Chemikalien-Sensitivität bewusst in Abrede stellen.

 

Weiteres Gedicht von Gerhard: Was bleibt von mir?

Gedicht: Was bleibt von mir?

Hilfe - Jeder benutzt Duftstoffe, was bleibt für uns?

Was bleibt von mir?

Du bist ein mensch, du bist ein mensch,

doch ich kann dich nicht riechen.

Du riechst nicht wie ein mensch,

so riecht nicht ein mensch,

es stinkt wie blanke chemie.

Du nennst es duft,

es ist aber gestank,

es ist betäubende chemie.

Die welt hat vergessen

wie riecht die natur,

wir sind kanaris,

für uns eine tödliche spur.

Du bist ein mensch, du bist ein mensch,

doch ich kann dich nicht riechen.

Die nase fast taub,

das gehirn rebelliert,

spür tausend hiebe.

Du bist ein mensch?

Warum bringst du mich um?

Du hast ein zuhaus,

warum riecht es nicht nach dir,

warum riecht es,

als würgten mich stählerne hände?

Wenn du nicht wie du riechst,

deine Wohnung nicht nach dir,

deine wäsche nach duftnote vier,

was bleibt von dir?

Düfte verduften nicht,

treiben keile ins gehirn,

was bleibt von mir?

Für Manu, bleib stark!

Autor: Gerhard Becker für CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. September 2009

Gerhard’s Frau hat schwere MCS und ist im Moment in einer Spezialklinik in den USA. Wir wünschen viel Erfolg und Besserung.

Gedicht der Glasprinzessin: FINDEN

Neunzig Jahre und lächelnde Augen, lachendes Gesicht

Finden

Verwirrend such ich

durch dichten Nebel

die Wärme von Menschen

finde nur Stein.

Herzen bewegen sich wenig

erkaltete Liebe lässt erstarren

wo ich auch hinblick

die Türen schließen sich.

Und doch; ganz dahinten

find ich graublaue Augen

in einem gelebten Gesicht

und siehe da: es lächelt.

Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Mona’s Geschichte: Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und eine Geschichte der Glasprinzessin:

Naturchaos * Heilung * Rotkehlia, das Rotkehlchen erzählt aus seinem Leben * Dazwischen * Sonntagsgeschichte: Papo Mio’s Oase für Umweltkranke * Isolation – Sonntagsgedicht der Glasprinzessin * Vertigo * Wohlig * Am Bug * Ich nehm Dich mit* Kinderlachen * Einsicht – Aussicht * Im Walde * Tausendschönchen * Karrusell * Der Piano-Player * Von Mara zu Joy

Gedicht der Glasprinzessin: Von Mara zu Joy

Lächeln, smilie statt verbittert

Von Mara zu Joy

Einst war ich Joy

und irgendwann

dann

Mara.

Und als ich Mara war

war es ein langer Weg

um wieder Joy

zu werden.

Mit Disziplin suchen

nach Joy

sie sich nicht nehmen

zu lassen.

Sie anziehen

und behalten

kostet ungeheure Kraft

in einer entarteten Welt.

Mara wird man schneller

Ereignisse stürmen ein

und stampfen dich

um Mara zu sein.

Joy ist versteckt

sie will gefunden werden

sie möchte

erarbeitet werden.

Joy ist leicht

Mara ist schwer

sie hängt wie ein Gewicht

an dir.

Und zieht in deine Seele

ein

sie trennt dich von

anderen

sie will dich für sich.

Joy hat viele Freunde

sie ist beschwingt

und angenehm

so hat sie Gelingen.

Wen wählst Du?

Mara heißt: bitter

Joy heißt: Freude.


Dieses Gedicht wurde von Mona, der „Glasprinzessin“ geschrieben. Mona hat schwere Chemikalien-Sensitivität / MCS und muss fast die ganze Zeit draußen in der Natur verbringen.

Mona’s Geschichte: Mona die „Glasprinzessin“ – ein einsames Leben mit Wind und Wetter

Weitere Gedichte und eine Geschichte der Glasprinzessin:

Naturchaos * Heilung * Rotkehlia, das Rotkehlchen erzählt aus seinem Leben * Dazwischen * Sonntagsgeschichte: Papo Mio’s Oase für Umweltkranke * Isolation – Sonntagsgedicht der Glasprinzessin * Vertigo * Wohlig * Am Bug * Ich nehm Dich mit* Kinderlachen * Einsicht – Aussicht * Im Walde * Tausendschönchen * Karrusell * Der Piano-Player