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Warum Sie nicht mitkriegen, dass Sie MCS haben

Krank ohne Grund? Nein Gründe gibt es

Menschen mit Multipler Chemikalien-Sensitivität (MCS) reagieren auf verschiedene Chemikalien. Zum Beispiel Autoabgase, Parfüm, Lösemittel aus Bodenklebern, Farbgerüche etc. können die Symptome auslösen. Das kann man sich vorstellen wie eine Allergie. Allerdings sind die Symptome nicht nur Atemwegssymptome, sondern können genauso gut Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Verdauungsbeschwerden, Störungen im Herz- Kreislaufsystem, Nervenbeschwerden, Muskelschmerzen, psychische Symptome, kurz Alles, beinhalten. Wohlgemerkt können, manche Patienten reagieren z.B. vorwiegend mit Migräne oder Atemwegsbeschwerden, während andere nie Migräne oder Atemwegsbeschwerden hatten.

Wie erkennt man MCS?

Wie erkennt man nun MCS? Eigentlich klar: Sie riechen irgendwas oder essen etwas Bestimmtes, und dann geht es Ihnen schlecht. Ansonsten haben Sie wohl auch kein MCS. So einfach ist es leider nicht. Angenommen, Ihnen geht es ständig schlecht. Sie haben zum Beispiel ununterbrochen Kopfschmerzen. Weiter angenommen, die kommen von dem Duftstoff in Ihrem Weichspüler, den Sie ständig nehmen. Sie haben ständig die damit gewaschenen Sachen an und schlafen im damit gewaschenen Bettzeug. Wie wollen Sie merken, dass es vom Weichspüler kommt?

Das ist es, was die Diagnose von MCS so schwierig macht. Man kann Menschen die Symptome einer Blinddarmentzündung so gut einbläuen, dass sie ins Krankenhaus gehen, wenn sie sie feststellen. Aber bei MCS kann man keine perfekt einschlägigen Symptome nennen. Stattdessen ist ein Patient, der MCS hat und es meistens nicht weiß, ständig von den Stoffen, die er nicht verträgt, umgeben. Wie soll er dann herausfinden, von welchen der Stoffe er Probleme bekommt? Unsere ganze alltägliche Umwelt ist ja chemisch.

MCS früh erkennen

Dabei ist es extrem wichtig, eine Tendenz in Richtung MCS früh zu erkennen. Schreitet die Krankheit fort, kann es zu einem Zustand kommen, in dem ein Leben in einer normalen Umgebung nicht mehr möglich ist. Das Überleben des Patienten ist dann nur in einer völlig abgeschotteten Umgebung möglich, und Symptome werden schon durch einen Mitmenschen mit Parfüm oder durch ein vorbeifahrendes Auto mit dem Benzingeruch aus dem Auspuff ausgelöst. Aus leichten Symptomen werden schwerste.

Eine leichte Form, eine Gefährdung, gibt es bei ca. 15-30% der Bevölkerung. Das ist nicht dramatisch, meist meidet der Patient die für ihn schlimmsten Stoffe intuitiv („Ich kann in keinen Bus gehen, da wird mir sofort schlecht.“ „Duftkerzen kommen mir nicht in die Wohnung.“ „Ich könnte keine Gummifabrik betreten.“). Solange man den Patienten nicht in eine stark belastete Umgebung, wie eine komplett verschimmelte Wohnung oder einen Neubau mit vielen Lösemitteln, eine Fabrik etc. bringt, passiert meistens nichts.

Schadstoffe minimieren – Diagnosehilfe und Behandlung zugleich

Wenn Sie unter chronischen Beschwerden leiden, die sich nicht erklären lassen, kann eine Minimierung der Schadstoffe im Umfeld eventuell helfen. Wenn es Ihnen dadurch besser geht, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Beschwerden durch Schadstoffe ausgelöst werden. Lassen Sie sich von Ihrem Gefühl bzw. Ihrer Nase leiten. Ideal wäre eine nicht mehr neue, also nicht frisch mit Farben und Bodenklebern ausgestattete Wohnung, die auch nicht verschimmelt ist. Weitere Infos finden Sie in dem Blog: Gesundheitsvorsorge: Einfach billig – Schadstoffe und Keime

Sie sind kein Ökochonder: MCS ist nicht Psycho!

Dramatisch ist, dass MCS-Patienten häufig nie ihre echte Diagnose erhalten und psychiatrisiert werden. MCS gehört nicht zur üblichen Differentialdiagnostik, obwohl es sehr häufig ist. Und MCS selbst wird häufig als psychisch bezeichnet. Warum wohl? An MCS-Patienten verdient keiner. Die bleiben daheim und meiden Chemikalien. Psychiatriepatienten dagegen sind profitabel. Psychiatrien, Psychopillen, Therapien, da klingeln die Pharmakassen. Denken Sie daran. Die wirtschaftlichen Interessen einiger Personenkreise sollten Sie nicht daran hindern, herauszufinden, warum Sie krank sind. Und andere auch nicht. Schicken Sie diesen Blog als Link herum, posten Sie ihn in Foren, in denen Sie mitschreiben! Damit tragen Sie zur dringend nötigen Aufklärung über MCS bei.

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity Network, 19. August 2009

Weitere interessante Artikel von Amalie:

MCS: Akupressur zur Symptomlinderung, Teil 1

Glücklich ohne Schmerzen

Akupressur ist eine Methode, die MCS-Patienten gefahrlos anwenden können, da nur die eigenen Finger benötigt werden und keine Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten zu erwarten sind. Das macht Akupressur zu einer optimalen Methode, um Symptome zu lindern. So kann man Akupressur zum Beispiel bei Heuschnupfen anwenden, wenn man die chemischen Sprays und Tabletten nicht verträgt.

Akupressur zur Symptomlinderung bei MCS

Was läge näher, als Akupressur auch bei MCS-Symptomen zur Symptomlinderung einzusetzen? Heilung könnte man davon zwar nicht erwarten, aber vielleicht eine Verbesserung der Symptome. Amalie hat es versucht. Es gibt in der Traditionellen Chinesischen Medizin (kurz TCM) keine langjährigen Erfahrungen mit der „neuen“ Krankheit MCS, und keine Informationen zu entsprechenden Akupressurpunkten, nur einige Akupunkturversuche aus den USA. In den Texten, die es dazu im Internet gibt, steht aber nicht, welche Punkte genadelt wurden, sodass man diese dann akupressieren könnte.

Also muss Amalie sich etwas anderes einfallen lassen. Mein erster Versuch war, einfach möglichst viele Symptome abzudecken. Das hätte dann eine ganz individuelle Punktkombination ergeben, weil schließlich nicht jeder die selben Symptome hat wie ich. Aber es hat sowieso nicht geklappt. Egal, wie exakt ich die Punkte entlang der Symptome wählte – es ging daneben. Wirkung: Keine. Also habe ich es erst mal aufgegeben.

Erst mal kein Erfolg – Die richtigen Punkte sind nicht so leicht zu finden

Dann hatte ich eine schwere Lebensmittelreaktion. Es war eine ziemlich ungewöhnliche Reaktion, ungewöhnlich stark und andere Symptome als sonst. Ich nehme an, mit dem Sojakäse, den ich gegessen hatte, war wirklich etwas nicht in Ordnung, auch wenn nicht nur ich davon gegessen hatte und die anderen, die auch davon gegessen hatten, gesund blieben. Es fing spätabends an, ging die ganze Nacht. Höhepunkt drei Uhr morgens, um fünf dann besser. Und die ganze nächste Woche noch was davon gehabt. Ich habe in der Nacht alle Punkte nach Symptomen ausprobiert, kein Erfolg.

Ich wusste allerdings nicht, dass es der Sojakäse war, weil ich den sonst immer gut vertragen hatte, sondern ich hatte es einem anderen Lebensmittel zugeschrieben. So aß ich denselben Sojakäse, ein anderes Päckchen, aber dasselbe Produkt, zwei Wochen später noch mal. Wieder die Reaktion. Sehr viele Symptome auf einmal, diesmal noch stärker. Bauchbeschwerden, Benommenheit, Schwindel, Zittern, innere Unruhe, das Gefühl, nicht richtig Luft zu bekommen und starke Rückenschmerzen. Dazu eine starke Erschöpfung, aber es war unmöglich, mich hinzulegen, ich musste sitzen bleiben.

Eine neue Idee – Übertragen und Experimentieren

Um die Nacht zu überstehen, beschloss ich, einige Punkte gegen die Erschöpfung zu drücken, die diese Situation so unerträglich machte. Die üblichen Punkte dafür hatten aber schon das letzte Mal nichts gewirkt, und taten es auch diesmal nicht. Also schlug ich in meinem ausgedruckten Material zu Akupressur nach, mit einer neuen Idee. Bei MCS glaubt der Körper zumindest, vergiftet worden zu sein. Egal, ob die Dosis nun der Reaktion entspricht.

Also suchte ich nach einem Punkt, den man bei einer echten Lebensmittelvergiftung, oder bei einer Vergiftung durch Verschlucken einsetzen würde. Ein Punkt, der sich auf meiner ausgedruckten Punkteliste durch alle Vergiftungserscheinungen von Einatmen über Verschlucken bis Lebensmittelvergiftung zieht, ist der Punkt Lunge 9, dort in den 36 wichtigsten Akupressurpunkten die Nummer 12.

Der Ansatz ist gefunden – Keine Heilung, aber deutliche Besserung

Und siehe da: Nach einer Viertelstunde konnte ich mich hinlegen. Die Symptome ließen nach, auch die Unruhe. Erst mal begann ich heftig zu zittern, besonders mein Bein und meine Schulter. Unterdrückte ich das, gingen die Symptome wieder los. Ich hoppelte richtig, aber dafür verschwanden die Muskelschmerzen, die Bauchbeschwerden ließen nach, die Benommenheit und die unnatürliche Erschöpfung nahmen ab. Gegen fünf Uhr morgens war das Ganze überstanden, am nächsten Morgen war die Reaktion weg, keine tagelangen Nachwirkungen.

Ich begann erst mal, den Punkt nun immer einzusetzen, wenn ich etwas abbekam. Beeindruckend war der Effekt, als ich versehentlich alle Fenster aufgelassen hatte, und am einen Fenster Benzin und am anderen Fenster ein leichter, aber noch deutlich merkbarer Waschmittelgeruch hereinkam. Ich ging in das Waschmittelzimmer, das für mich kleinere Übel. Ich habe das Glück, einen Luftreiniger zu besitzen, war aber durch die Reaktion zu nervös und lärmempfindlich, um ihn anzumachen. Ich konnte mich nicht genug konzentrieren, um meine Maske zu finden.

Ich drückte versuchsweise einfach den Punkt. Die Reaktion verschwand nicht, besserte sich aber so weit, dass ich den Luftreiniger anmachen konnte, und ruhig warten, bis der Waschmittelgeruch verschwunden war. Maske brauchte ich nicht mehr. Ich konnte sogar lesen, um mich abzulenken. Das ist insofern erstaunlich, weil ich bei einer Reaktion sonst keinen zusammenhängenden Satz lesen kann.

Was sind die Energieleitbahnen und Meridiane?

Danach begann ich zu recherchieren. Der Punkt Lunge 9 ist ein Punkt auf dem Lungenmeridian. In der TCM geht man davon aus, dass der Körper von Energieleitbahnen, den Meridianen, durchzogen wird. Diese sind nicht identisch mit Adern oder Nerven, sondern etwas Zusätzliches. Es gibt zwölf Leitbahnen, von denen jeweils zwei zusammengehören. Ein Teil ist ein „Yin“-Meridian, der andere Teil ist ein „Yang“-Meridian, wobei Yin und Yang Bezeichnungen für entgegengesetzte Energien sind, die sich ausgleichen müssen. Man könnte Yin als ruhiges, passives Prinzip und Yang als aktives Prinzip bezeichnen. Diese sollten einander das Gleichgewicht halten.

Diese Teilung in zwei entgegengesetzt wirkende, sich ausgleichende Prinzipien, findet man auch bei den bisher wissenschaftlich bewiesenen Funktionen des menschlichen Körpers. So kommen alle Muskeln paarweise, ein Beugemuskel und ein Streckmuskel vor. Wir haben auch Venen und Arterien, die sauerstoffarme Blut zum Herz hin und das sauerstoffangereicherte von Herz weg transportieren.

Auch gibt es z.B. beim vegetativen Nervensystem den Entspannung übertragenden Parasymphaticus und den Aktivität und Aufregung übertragenden Symphaticus, auch Vagus-Nerv genannt. Diese steuern die Verdauung oder den Herzschlag, sodass wir z.B. beim Rennen schneller atmen und das Herz schneller schlägt, ebenso wenn wir uns aufregen. Ein Ungleichgewicht in der Muskulatur entsteht, wenn z.B. immer nur der Beugemuskeln und der Streckmuskel nicht beansprucht wird. Das gibt Schmerzen und Verspannungen. Ein langfristiges Ungleichgewicht im vegetativen Nervensystem kann den Körper auf die Dauer belasten.

Unwissenschaftlich? Überhaupt nicht – Die praktische Wirkung zählt

Auch wenn man die Meridiane noch nicht – ich sage bewusst noch nicht – mit irgendeinem Gerät wissenschaftlich gesichert nachweisen kann, warum sollte es nicht ein weiteres solches Regelsystem im Körper geben, das Informationen und Energien verteilt? Auch wenn wir die Energien noch nicht messen können? Ich bin mir sicher, dass die Existenz der Meridiane irgendwann wissenschaftlich belegt werden wird. Bereits die Qi Gong Expertin Josephine Zöller beschrieb in der 80er Jahren Forschungsansätze, die die Meridiane im Bindegewebe nachweisen, als Übertragung minimaler elektrischer Impulse wie in den Nerven, nur eben zwischen Bindegewebszellen.

Momentan ist mir der experimentelle Nachweis für die Wirkung, den ich an mir selbst erleben kann, genug. Es macht keinen Sinn, mit etwas zu warten, bis es wissenschaftlich sichtbar gemacht werden kann, wenn man es im Experiment schon nachweisen kann, wenn man aus etwas Nutzen ziehen kann, obwohl man es nicht erklären kann. Hätte man zu Zeiten der Pest ein Antibiotikum gehabt, ohne zu wissen, dass es Bakterien gibt, sondern durch zufällige Feststellung der Wirkung, es hätte sicher auch genutzt, ohne dass man die Bakterien nachweisen hätte können. Und die Akupressur beruht auf Jahrtausenden unermüdlicher Beobachtung und Dokumentierung ihrer Wirkung – wohl die wissenschaftlichste Methode überhaupt.

Was ist der Lungenmeridian?

Zurück zum Punkt Lunge 9 und dem Lungenmeridian. Der Lungenmeridian, der Yin-Teil, mit dem ihm verknüpften Dickdarmmeridian, dem Yang-Teil, steht für die „empfindlichen“ Schleimhäute, die Blutgefäße, für alles Empfindliche, und für den Kontakt des Körpers mit der Umwelt.

Ist die Lungen- und Dickdarmenergie ausgeglichen, gibt das dem Körper z.B. eine gute Abwehr gegen Erkältungen und wohl auch eine vergleichsweise hohe Widerstandskraft was Schadstoffe angeht. Ungleichgewichte und Schwächen des Lungen/Dickdarm-Meridians äußern sich in Atemwegserkrankungen, Allergien, Entzündungen, Infektanfälligkeit, Erschöpfung… Das Thema: Allergien und Entzündungen. Passt MCS nicht in diesen Kreis?

Die Wurzel des Übels finden – Ein Erklärungsversuch

Die „Verstopfung“ im Lungenmeridian kann zum Beispiel durch eine Überlastung mit Chemikalien entstehen. Oder durch nicht vertragene Milchprodukte, ein hochgradiger, geradezu klassischer Auslöser für stagnierende Energie in der Lungenleitbahn. Bei mir waren es von Kindheit an unverträgliche Milchprodukte, die wohl eine große Rolle gespielt haben. Besserungen gab es erst, seit ich vor über zwei Jahren aufgehört habe, diese Produkte zu essen. Kalte, stagnierende Energie, der so genannte „Schleim“ sammelt sich jedenfalls in der Lungenleitbahn an und wirkt als Blockade. Die Lungenenergie ist geschwächt. Das kann zu Allergien führen, zu Infektanfälligkeit, schneller Erschöpfung, Asthma – oder eben zu MCS. Denke ich mir zumindest.

Was kann der zentrale Punkt Lunge 9?

Der Punkt Lunge 9 löst „Schleim“, so wird eine stagnierende, verstopfende Energie bezeichnet, und baut die Lungenenergie auf. Zugleich ist der Punkt Lunge 9 noch mit der Milz verknüpft. Die hilft in der TCM dem Körper dabei, Fremdstoffe zu verarbeiten und Nahrungsmittel zu verwerten. Wohl daher wird dieser Punkt, der so viel mit der Fähigkeit des Körpers, mit einem Fremdstoff umzugehen, bei Vergiftungen eingesetzt. Diesen Einsatz findet der Punkt nur in der Akupressur bei der Stanford University, auf Internetseiten, die sich mit Akupunktur befassen, fand ich nichts dazu. Wenn man darüber nachdenkt, lassen sich damit auch auf einem energetischen Ansatz viele Nahrungsmittelunverträglichkeiten erklären.

Ich kam mit dem Punkt Lunge 9 zu einem guten Zufallsergebnis. Ich habe deutlich weniger Ahnung von der TCM als die Akupunktur-Ärzte in den USA, die teilweise mit deutlich anderen Konzepten oder anderen Leitbahnen arbeiten. Mein gesamtes Wissen ist Laienwissen. Ich habe mit experimentellem Ansatz gearbeitet, durch Assoziieren und Probieren. Das hat ein gutes Ergebnis erbracht. Die theoretische Herleitung hinterher ist vielleicht noch sehr lückenhaft, würde sie ein TCM-Fachmann beurteilen. Aber die Wirkung stimmt. Vielleicht kann ein experimenteller Ansatz, den man sich bei Akupressur ja gefahrlos leisten kann, manchmal mehr als eine Theorie, die erst nachher in die Praxis übertragen werden soll.

Meine eigene „Fallstudie“: Deutliche Besserung

Ich würde schätzen, dass sich meine Sensitivität um ein Drittel bis die Hälfte reduziert hat. Jemand, der mit Parfüm an mir vorbei geht, ein Gang in den Keller oder Hausgang ist kein Problem mehr. Die Reaktionen verlaufen auch deutlich schwächer. Für ältere Bücher brauche ich keine Lesekiste oder Zellglastüte mehr. Ich hatte früher auch Probleme, wenn ich viel saures Obst gegessen habe. Jetzt kann ich die Sommerbeeren und die Aprikosen und Pfirsiche ohne anschließendes Bauchweh genießen.

Die Besserung geht langsam voran, jede Woche etwas mehr. Ich leide außerdem nicht mehr unter ständigem Durstgefühl, die Verdauung ist besser, ich habe gesündere Haut, schlafe besser und überstehe eine Erkältung leichter als früher. Was für mich persönlich sehr schön ist, ist, dass sich meine Halswirbelsäule und meine Augen, deren Pupillen bei Reaktionen früher „steif“ wurden, sich so weit gebessert haben, dass ich wieder Radfahren kann.

So. Genug der Theorie. Ich habe eine Akupressurmethode entwickelt, mit mehreren anderen Punkten, die die Wirkung von Punkt Lunge 9 verstärken. Dieser Blog bekommt einen Teil 2. Dort beschreibe ich, wie jeder die genannte Akupressurmethode selbst ausführen kann. Es ist sehr einfach, da alle Punkte an der Hand liegen, muss man sich nicht „verbiegen“ dafür. Man braucht nur die Disziplin, viermal täglich zehn Minuten lang zu akupressieren.

Teil II erscheint morgen.

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity Network, 14. August 2009-08-14

Hinweis: Die oben genannten Hinweise sind kein Ersatz für eine medizinische Behandlung oder einen Arztbesuch.

Gesundheitsvorsorge einfach und billig – Keime und Schadstoffe

Für Gesundheit kann man selbst viel tun

Selbst auf die Gesundheit achten, hält die Familie gesund

Was, zwei so große Themen sollen in einem Blog behandelt werden? Schon klar: Umfassend informieren ist da nicht drin. Es geht darum, wichtige Eckpunkte aufzuzeigen, praktische „Merksätze“ zu geben, die uns im Alltag Orientierung zu geben. Auch der dritte Teil dieser Blogserie wurde für alle die geschrieben, die sich nicht ein speziell auf ihre Wünsche zurechtgeschnittenes Haus ohne Schadstoffe leisten können.

Arbeitsplätze: Krank durch Schadstoffe, keine Hilfe

Die Schadstoffe am Arbeitsplatz sind die Schlimmsten. Leider kann man hier als Einzelperson für sich selbst wenig verbessern. Die dramatischste Schadstoffbelastung findet in Fabriken und Werkstätten sowie im Handwerk statt.

Dagegen nehmen sich Großraumbüros – die vollgestopft und laut sind, nahezu Fabrikcharakter annehmen können – und Kaufhäuser oder Läden noch fast harmlos aus, aber auch hier gibt es viele, unvermutete Schadstoffe.

An dieser Stelle ein großes Lob an Alle, die gemeinsam als Arbeitnehmer Verbesserungen erreicht haben – Und wir denken immer an die, die krank geworden sind und nun an ihrer Krankheit und finanzieller Not leiden.

Praktisch für den Einzelnen empfehlen lässt sich wenig, nur ein Jobwechsel, wenn man merkt, dass man wirklich krank wird. Möglichkeiten: Schlecht. Klar.

Wohnungen: Achtung vor Plattenbau und Schimmel

Bei unserer Wohnung haben wir immerhin etwas mehr Einfluss. Auch hier setzt das Geld die Grenzen. Bei der Wohnungssuche können wir dennoch einiges beachten. Wer Glück halt, findet eine Wohnung in einem gemauerten Gebäude. Grund: Plattenbauten aus Beton sind oft hochgradig schadstoffbelastet (u.a. PCB), besonders die aus älterem Baujahr.

Das Zweite, worauf man ein Auge haben sollte, ist Schimmel. Dieser ist sehr schädlich. Es schimmelt offensichtlich oder riecht entsetzlich muffig? Dann bitte nicht mieten. Oft erkennt man Schimmel auch an Tapeten, die lose sind oder bereits am Gebäude, wenn schwarze Flecken auf der Außenwand zu sehen sind. Marode Fallrohre, Risse im Verputz, Algen können Hinweise auf Feuchte sein. Es ist auch gut, wenn Mieter in ihren Häusern die Sanierung von Baumängeln und Schimmel verlangen.

Fußboden: Vorsicht, Schadstofffallen

Beim Fußboden kann man auch in Fallen tappen. Allerdings lassen sich Lösungen finden. Erst mal gilt: Alt ist besser. Lösemittel in Klebern haben hier oft schon „ausgegast“. Optimal sind altes Parkett und Fliesen, während die typischen Problemfaktoren Laminat, Gummi, Plastik und so weiter heißen. Und brandneu sind die Schlimmsten. Gefahr droht auch aus den Klebern unter den Fußbodenbelägen. Bei Parkett und PVC-Platten, den Plattenböden aus Plastik, muss man darauf achten, dass sich kein schwarzer Kleber darunter befindet, der enthält gefährliche Schadstoffe (PAK’s, Bitumen, Teer). Ein unangenehmer Geruch kann immer ein Warnsignal für Schadstoffe sein.

Klartext reden: Mieter sind Verbraucher!

Wenn Sie also auf Wohnungssuche sind, sollten sie auf diese Faktoren achten. Und: Mieter sind Verbraucher. Verbraucher müssen klar machen, was Sie von den Anbietern wollen, und was nicht. Also: Wenn Sie die Wohnung sowieso nicht nehmen, sagen Sie dem Vermieter hinterher ruhig, wieso.

Möbel: Schadstoffarm kann auch billig sein

Und auf was sollte man bei der Einrichtung achten? Klar: Bio wäre besser, es gibt sogar Biomöbel. Die folgenden Tipps sind für alle, die keine Millionäre sind und daher nicht ihren persönlichen Baubiologen vor jedem Kauf zu Rate ziehen können. Wie bei Lebensmitteln gilt hier: Auf Einfaches setzen. Und anders als bei Lebensmitteln: Wenn es nicht mehr so frisch ist, ist es besser. Alte Sachen haben oft schon ausgegast.

Allerdings ist der Kauf alter Möbel nicht immer angesagt. Was dort ist, kann schon überall gewesen sein. Und abbeizen und neu lackieren ist ein echtes Gesundheitsrisiko, vor allem, wenn die abgebeizten Möbel mit dem Geruch der Abbeize in der Wohnung ausdampfen oder wenn Massivholz mit sogenannten Holzschutzmitteln oder gegen Holzwürmer behandelt wurde.

Besser: Kaufen Sie möglichst einfache Möbel, und lassen Sie sie erst eine Zeit woanders stehen, bevor sie ins Schlafzimmer kommen, das möglichst schadstoffarm sein sollte, damit der Körper sich dort erholen kann. Hier gehören am Besten einige Jahre alte, ausgedampfte Möbel hin.

Sehr einfache und relativ preiswerte Möbel gibt es aus hellem Holz (Ahorn, Esche) in einigen Bio-Möbelläden. Auch pulverlackierte Möbel aus Metall, z.B. für Regale, aus dem normalen Möbelhaus, sind oft schadstoffarm. Pulverlack ist der matte, leicht körnige Lack. Auch Aluminium schneidet in punkto Schadstoffe gut ab. Ansonsten hilft die Nase bei der Auswahl der Möbel. Ist das Möbelstück relativ geruchsneutral? Dann sind zumindest mit einiger Wahrscheinlichkeit auch wenige Schadstoffe dran.

Immer der Nase nach gehen

Überhaupt macht es Sinn, nach der Nase zu gehen. Unsere Nase kennt als unser eigenes Sinnesorgan unsere persönlichen Toleranzgrenzen, und ist damit besser als jede Theorie, was man bevorzugen oder meiden sollte. Dabei gilt: Je weniger etwas riecht, desto besser ist es. Auch billige Produkte müssen keine Schadstoff-Bomben sein. Die Palette reicht von stark gesundheitsschädlich bis sehr schadstoffarm.

Daher empfiehlt es sich, die eigene Nase als besten Schadstoff-Detektor einzusetzen. Schließlich will man sich in der Wohnung erholen und wohlfühlen können, statt schädlichen Einflüssen ausgesetzt zu sein. Also ob eine neue Wohnung, ein Bett, ein Tisch oder ein Schrank, Sie müssen es riechen können.

Schadstoffarme Kleidung

Auch bei Kleidung kann man auf den Geruch achten. Und: Neue Kleidung vorm ersten Tragen einmal waschen. Damit lässt sich die Schadstoffmenge schon deutlich reduzieren. Und es ist nicht nur billiger, sondern auch gesünder, Kleidung zu kaufen, die nicht in die Reinigung muss – Chemische Reinigung ist Gift. Sie tun sich keinen Gefallen damit, sich als teure Ausnahme mal ein „gutes Stück“ zu leisten, das in die chemische Reinigung muss. Das Geld ist auf Ihrem Konto wirklich besser aufgehoben.

Duftstoffe: Völlig nutzlose Chemiebomben

Eine Möglichkeit der Schadstoffvermeidung, die wirklich für jeden möglich ist, ist die Vermeidung von Duftstoffen. Duftstoffe sind überall – Waschmittel, Weichspüler, Kosmetik, Seife. Und Duftstoffe sind üble Chemie. Allerdings gibt es – nicht nur im Bioladen, sondern ganz normal – duftstofffreie Produkte für Allergiker.

Wenn wir Duftstoffe meiden, schonen wir unsere Gesundheit und die unserer Mitmenschen, genau wie wenn wir aufhören, zu rauchen. Duftstofffreie Produkte sind genauso teuer oder billig wie andere Produkte – klar, denn die Duftstoffe machen keinen praktischen Sinn, man kann sie in ein Produkt machen oder einfach weglassen.

Und was ist mit den Keimen?

Genau. Um Hygiene im Alltag sollte es in diesem Artikel auch gehen. Das hat viel mit Schadstoffen zu tun, sehr viel sogar. Wir ekeln uns natürlich vor Keimschleudern. Und diesen Ekel nutzt eine ganze Industrie aus, um damit ohne Rücksicht auf unsere Gesundheit Profit zu machen. Müllbeutel, antibakteriell. Desinfizierende Badreiniger. Desinfektionsmittel für Mini-Wunden im Hausgebrauch. Antibakterielle Pflaster. Töpfe mit antibakterieller Beschichtung.

Die Liste der Produkte ist endlos. Und tragisch. Was man uns für gesund verkauft, ist ein großes Risiko für unsere Gesundheit, kann sogar die Keime, die es vernichten soll, regelrecht anzüchten! Erstmal sind Desinfektionsmittel Gift. Das muss man so sagen. Sie sollen Keime töten, aber Gifte können nicht zwischen Mensch und Keim unterscheiden, sie sind einfach Gift.

Überdesinfizierte Umwelt: Das beste Laborschälchen für Bazillen

Und: Mit der Überdesinfektion züchten wir uns vielleicht die nächste Epidemie heran. Keime, gegen die kein Antibiotikum der Welt mehr hilft, gibt es bereits – und ja, es gab schon Tote. Bakterien wollen auch leben. Sie passen sich an, werden widerstandsfähiger und überleben Desinfektionsmittel. Die „Krankenhauskeime“, widerstandsfähige Sorten, gezüchtet in Mitten von Antibiotika und Desinfektion, sind längst für ihre nicht selten rasant tödliche Wirkung berüchtigt.

Was können wir tun? Ganz einfach: Regen Sie sich nicht über vermeintliche Keimschleudern auf, die uns die Werbung geschickt einredet. Sie putzen ihr Bad und ihre Küche, leeren den Müll regelmäßig aus? Prima, dann ist doch alles in Butter. Und dazu meiden Sie noch alle Produkte, die als „antibakteriell“, „desinfizierend“ usw. bezeichnet werden. So schützen Sie Ihre eigene Gesundheit und helfen, die Gesundheit Aller vor neuen, totalresistenten Killer-Bazillen zu schützen. Für die sind solche Produkte die beste Anzucht, ein Laborexperiment mit realem Risiko. Die Seife oder normales Spülmittel reinigen genauso gut. Und noch was:

Regelmäßiger Feinputz der Wohnung, also Staubwischen, auch auf und hinter Schränken und das Auswischen des Kühlschranks mit klarem Wasser, bringen der Gesundheit mehr als Überdesinfizieren. Feinputz reduziert nämlich Schimmelpilze, die sich besonders gern bei hoher Luftfeuchte im Staub vermehren. Und in bundesdeutschen Kühlschränken wird oft weniger auf Hygiene geachtet als in den Bädern.

Desinfektionsmittel und Antibiotika gehören nicht in die Hausapotheke

Zum Thema Pflaster: Es gibt auch Pflaster ohne Desinfektionsmittel, oft als „hypoallergen“ verkauft. Und: Desinfektionsspray ist etwas, das der Arzt anwendet, wenn es nötig ist, nichts für die heimische Hausapotheke, ebenso wenig wie antibakterielle Zahnpasta oder antibiotische Salben.

Wenn der Arzt Antibiotika verschreibt, sollte das nicht wegen einem Schnupfen geschehen, denn da wirkt es nichts, züchtet aber Resistenzen im Körper, wenn es auf zufällig anwesende Keime trifft. Wenn es sich nicht um einen absoluten Notfall handelt (den sollte der Arzt erkennen), sollte ein Antibiotikum nur nach einer Laboruntersuchung (zahlt sogar die Kasse) gegeben werden. Schlaue Patienten betteln dem Arzt kein „Mittel“ für ihre Erkältung ab.

Antibiotika: Nur nach Verschreibung und so selten wie möglich

Wird ein Antibiotikum gegeben, muss es nach Verschreibung genommen werden. Sie bekommen die Tabletten für zehn Tage verschrieben, fühlen sich nach drei Tagen wieder gut, die Tabletten wandern in den Schrank und wenn Ihnen das nächste Mal der Hals wehtut, nehmen Sie eine? Falsch und gefährlich! Die Zeit, die man ein Antibiotikum nimmt, hat einen Sinn. Nach dieser Zeit sind die Keime tot.

Nimmt man es kürzer, können besonders starke Keime überleben und schon hat man ein Bakterium mehr, gegen das das Antibiotikum nicht mehr hilft. Natürlich, wenn eine Allergie oder schwere Nebenwirkungen auftreten, muss ein Antibiotikum früher abgesetzt werden. Ansonsten sollte man die Zeit einhalten, damit die Keime auch tot sind.

Allgemein kann jedes Medikament schwere Nebenwirkungen haben und langfristige Schäden nach sich ziehen oder gar tödlich wirken. Gerade Antibiotika können echte „Hämmer“ sein. Also: So selten wie möglich, nur, wenn es sein muss.

Wo sind die wahren Keimschleudern?

Und wenn es um echte Keimschleudern geht, ist der Herd das beste Mittel dagegen. Fleisch, Fisch, Eier gehören immer gut durchgekocht bzw. gebraten, gebacken oder gegrillt. Hohe Temperaturen überstehen die berüchtigten Salmonellen nicht.

Die fühlen sich übrigens auch im Kartoffelsalat mit der Eier-Mayonaise wohl. Also: Kartoffelsalat nicht lange stehen lassen (dann vermehren sich die Keime), selbstgemachte Mayonaise immer sofort aufbrauchen oder besser die konservierte aus der Packung nehmen, wenn Mayo sein muss. Und Essen nicht lange herumstehen lassen, sondern, wenn man es später essen will, in den Kühlschrank setzen.

Ein Gewächshaus für Kariesbakterien, für faule Zähne und Mundgeruch, ist unser Mund bei schlechter Zahnhygiene. Also immer schön ordentlich putzen. Aber: Auch hier schaden „antibakterielle“ Zahncremes mehr, als sie nutzen. Selbst das Putzen mit Zahnbürste und Wasser an sich reinigt. Wichtig ist dagegen die Benutzung von Zahnseide. Einfache, billige Zahnseide, am Besten ungewachst, reicht da aber völlig aus.

Sie sehen – Man kann Schadstoffe reduzieren und Keimquellen vermeiden. Dabei müssen Sie der Werbung nicht glauben, gerade, was Keime angeht!


Autor: Amalie, CSN – Chemical Sensitivity Network, 6. August 2009

SERIE: Gesundheitsvorsorge einfach und billig

Duftstoffe lassen Asthmatikern, Allergikern und Umweltkranken im Alltag keine Chance

Duftstoffe lassen manchen nur noch die Einsamkeit

Duftstoffe lassen manchen Menschen nur noch die Einsamkeit

Vielen Verbrauchern ist nicht offensichtlich, dass es sich bei synthetischen Duftstoffen um Chemikalien handelt. Den Anwendern ist es völlig unbewusst, dass Duftstoffe viele gesundheitliche Langzeitschäden, wie z. B. Asthma und Allergien verursachen können. Viele in Parfums bzw. parfümierter Kosmetika beinhaltete chemischen Zusätze sind in der Medizin als Auslöser für Krebs, Immunschäden, Kontaktekzeme, neurotoxische Schädigungen, lebenslange Duftstoff-überempfindlichkeit, Genschäden etc., bekannt.

Gesundheitsschäden durch sorglosen Umgang mit Parfum & Co.

Zahlreiche in Parfums, parfümierter Kosmetika sowie in parfümierten Alltagsprodukten zum Einsatz kommenden Inhaltsstoffe / Chemikalien, gelangen durch Aufnahme über die Atemwege sowie über die Haut in den menschlichen Organismus, wo sie sich schleichend im Fettgewebe einlagern können. Sogar in Muttermilch sind manche der Chemikalien nachweisbar.

Parfum, Kosmetika und andere mit Duftstoffen versehene Produkte erlangten in den letzten Jahren bei den Verbrauchern stark zunehmende Beliebtheit. Die Werbetrommel für Aromatherapie, Wellness und Dergleichen wurde in groß angelegten Kampagnen intensiv betrieben, was nun Früchte zu tragen scheint.

Die Verbraucher vermuten sich mit Düften etwas Gutes zu gönnen. Doch dieser Luxus kann viele unangenehme Folgen haben – die Konsumenten wiegen sich in trügerischer Sicherheit. Dass die Anwendung von Parfum negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnte, ist der Mehrheit völlig unbekannt.

Derzeit bringt fast jeder Star und jedes Sternchen eine eigene Duftserie auf den Markt – das schafft solches blindes Vertrauen beim Kunden. Doch bekanntlich ist nicht alles Gold was glänzt und der sorglose, wie auch an Intensität zunehmende Umgang mit Duftstoffen, kann für die ahnungslosen Verbraucher schwerwiegende Gesundheitsschäden, mit kaum vorstellbaren Einschränkungen für das ganze weitere Leben zur Folge haben.

Duftstoffe nach Nickel häufigste Auslöser von Allergien

Die Zahl der Duftstoffallergiker nimmt drastisch zu. Duftstoffe zählen nach Nickel zu den häufigsten Auslösern von Allergien. Massive Einschränkungen im persönlichen Lebensumfeld sind die unumgänglichen folgenschweren Konsequenzen einer Duftstoffallergie.

Duftstoffe in der Kritik des UBA

Aus einer Pressemeldung des UBA aus dem Jahr 2004 geht bereits hervor, dass rund 2500 verschiedene Duftstoffe in unseren Alltagsprodukten wie z. B. wie in Wasch- und Reinigungsmitteln, Kosmetikprodukten, Parfum, Raumsprays, Raumluftverbesserern und Duftkerzen, Müll- und Staubsaugerbeutel, aber auch an öffentlichen Plätzen, Räumen, Geschäften durch sogenanntes „Airdesign“, Anwendung finden.

UBA warnt vor Einsatz chemischer und natürlicher Duftstoffe

Aufgrund des starken Allergie-Potentials verschiedener Duftstoffe – das wissenschaftliche Beratungskomitee der Europäischen Union (SCCNFP) hat einige als besonders stark Allergie auslösend eingestuft – empfiehlt das Umweltbundesamt, lieber zu lüften anstatt zu beduften. Das UBA empfiehlt explizit den zurückhaltenden Einsatz von parfümierten Produkten, z. B. der anderenorts so hochgelobten Wellness- und Aromatherapie, wie auch von Duftlampen, Räucherstäbchen und Ähnlichem. Auch gibt das UBA an, dass Menschen mit umweltbezogenen Gesundheitsstörungen, wie z. B. MCS – Multiple Chemikalien Sensitivität, oft stark unter Duftstoffen leiden. Das UBA räumt bestimmten Duftstoffen eine schwere Abbaufähigkeit in der Umwelt sowie ein Anreichern in Umwelt, Mensch und Tier, ein.

Einsatz von chemischen Duftstoffen ohne gesetzliche Grenzen

Da Raumbeduftung über Lüftungsanlagen oder Duftsäulen nicht der Gefahrstoffverordnung unterliegt, sind die Hersteller nicht verpflichtet die Inhaltsstoffe ihrer Duftgemische zu deklarieren. Der Geschäftszweig des Airdesigns bzw. Duftmarketings hat also völlig freie Bahn im Einsatz ihrer chemischen Duftstoffe, sprich Chemikalien, mit denen die ahnungslose Kundschaft in so manchem Geschäft oder Wellness-Tempel usw., oft ohne deren Wissen und Einfluss, konfrontiert wird.

Das UBA empfiehlt im Jahr 2008 in einer Pressemeldung, Wasch- und Reinigungsmittel ohne Duftstoffe zu verwenden und berichtet über die Vermarktung von inzwischen 2500 bis 3000 verschiedenen Duftstoffen durch die Industrie. Das UBA gibt an, dass, wenn der Gehalt der als besonders Allergie auslösenden Duftstoffe (Chemikalien) in Waschmitteln, von 0,01 Prozent überschritten wird, dies durch die Hersteller auf der Verpackung angeben werden muss. Ebenfalls führt das UBA an, dass neben möglichen Kontaktallergien durch Duftstoffe, auch weitere Unverträglichkeiten entstehen können.

Stiftung Warentest zu natürlichen und künstlichen Aromastoffen

Auch die Stiftung Warentest kritisiert künstliche wie auch natürliche Aromastoffe und spricht in ihrem Test aus dem Jahr 2004 von Raumluft-belastenden Chemikalien, beim Einsatz von Duftkerzen und Duftölen in Räumen. Die Raumluftbelastung an Terpenen wurde bei der Anwendung von Duftölen als besonders hoch eingestuft und überschritt den vorgegebenen Richtwert für Terpene in Wohnräumen um ein mehr-hundertfaches. Die Tatsache, dass Duftstoffe flüchtige organische Verbindungen sind, ist den meisten Käufern derartiger Produkte wohl kaum bewusst.

Mögliche Auswirkungen von Duftstoffallergie und MCS unterschätzt

Das Krankheitsbild der Duftstoffallergie hört sich für gesunde Menschen im ersten Moment nicht so schlimm an. Allergien und Unverträglichkeiten haben doch viele, werden manche denken.

Es gibt neben Duftstoffallergikern zunehmend auch mehr MCS-Kranke (Multiple Chemical Sensitivity), die Duftstoffe häufig als Hauptauslöser ihrer Beschwerden bezeichnen. Über die vielen folgeschweren gesundheitlichen und sozialen Konsequenzen einer solchen Duftstoffallergie und / oder Chemikalien-Sensitivität für das weitere eigene Leben, macht sich keiner so recht Gedanken bzw. es ist sich niemand des massiven Ausmaßes bewusst.

Die Realität und der Alltag für diese Personengruppen sind hart

Auf Grund der Tatsache, dass Duftstoffe fast allgegenwärtig sind, ist es für Duftstoffallergiker und Chemikaliensensible kaum noch möglich, am öffentlichen Leben teilzuhaben. Die in gesunden Zeiten möglichen Freizeitaktivitäten werden in unvorstellbarem Ausmaß eingeschränkt.

Weil es jeden treffen kann, sollte man sich Gedanken darüber machen, wie sich das eigene Leben plötzlich ändern und was es tatsächlich bedeuten könnte, wenn auf einmal bspw. Folgendes nicht möglich wäre:

  • Kino- und Theaterbesuch,
  • Einkaufsbummel
  • Weggehen mit Freunden und Bekannten
  • Besuche derjenigen in ihren Wohnungen
  • Mitfahren in anderen PKW’s bzw. in Öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Vereinssport oder Fitnessstudio
  • Essengehen im Lieblingsrestaurant
  • Faulenzen am Strand oder Baggersee

Nicht zu verschweigen, sogar der Besuch einer öffentlichen Toilette wird zum Alptraum, weil diese zumeist mit bedufteten WC-Steinen oder automatischen Duftspendern ausgestattet sind.

Wenn Selbstverständliches zum Gesundheitsproblem wird

Vieles das für andere selbstverständlich ist, wird für Duftstoffallergiker und Chemikaliensensible zum Problem.

Einige Beispiele aus dem Alltag:

Die Betätigung der Wischanlage im Auto: Durch die zugesetzten Duftstoffe in Scheibenreinigungs- und Frostschutzmittel kann dies zur Qual werden und möglicherweise einen Asthma-Anfall, starken Schwindel, Migräne und vieles mehr auslösen.

Duftstoffe von Kollegen am Arbeitsplatz: Sie können zum unüberwindbaren Hindernis werden. Das kann sogar bedeuten, dass man den Job aufgeben muss. Und das „nur“, weil man plötzlich hochallergisch und in unvorstellbarer Intensität, mit starken Gesundheitsbeschwerden auf Duftstoffe reagiert.

Die gemeinschaftlich genutzte Waschküche im Mietshaus: Sie kann nicht mehr betreten werden, weil die Chemikaliengerüche der durch die Mitbewohner benutzten Waschmittel- und Weichspüler und Trocknertücher Gesundheitsreaktionen hervorrufen.

Aufenthalte auf Balkon oder Terrasse: Plötzlich unmöglich, wenn der Nachbar seine duftende Wäsche aufgehängt hat oder Duftkerzen verwendet.

Der Gang durchs Treppenhaus zur eigenen Wohnung: Wegen der Ausdünstungen aus der Waschküche eskaliert er zum Spießrutenlaufen.

Einbuße der Lebensqualität bei Duftstoffallergikern und MCS-Kranken

Richtig vorstellen, was es heißt ein Leben als Duftstoffallergiker oder MCS-Patient führen zu müssen, können sich gesunde Menschen höchstwahrscheinlich nicht. Die zuvor beschriebenen Auswirkungen von Chemikaliensensitivität und Duftstoffüberempfindlichkeit auf die eigene Lebensqualität sind wirklich enorm.

Der Gesetzgeber ist gefragt zeitnah dafür Sorge zu tragen, dass krankmachende Produkte aus den Regalen verschwinden. Im Hinblick darauf, dass es jeden treffen kann, wäre man sicherlich gut beraten das eigene Konsumverhalten von Duftstoffen kritisch zu überdenken und sich zu überlegen, ob der Gebrauch dieser Alltagschemikalien tatsächlich notwendig ist. Schließlich gibt es mittlerweile viele unparfümierte Produkte, die die eigene Gesundheit aber auch die der Mitmenschen, sozusagen ohne Aufwand äußerst positiv und nachhaltig beeinflussen können.

Autor: Maria, CSN – Chemical Sensitivity Network, 5. August 2009

Stellungnahme des UBA zu Duftstoffe in Farben und Wandabwicklungen

Duftstoffe in Farben können Gesundheitsbeschwerden auslösen

Statt Abbau von Barrieren für Behinderte werden neue unüberwindbare Barrieren geschaffen

Das Umweltbundesamt (UBA) warnt seit Jahren von dem Einsatz von Duftstoffen und weist auf Gesundheitsgefahren hin. Ein Umdenkprozess konnte dadurch leider noch nicht eingeläutet werden. Die Zahl der Asthmatiker, Duftstoffallergiker und Menschen mit Chemikalien-Sensitivität hat in den letzten Jahren zugenommen. Einer der Gründe hierfür ist der zunehmende Einsatz von Duftstoffen auch außerhalb der privaten Haushalte. Raumbeduftung, Einsatz von Duftsprays, gelgefüllte Duftspender, automatische Duftvernebler und die Verwendung von Parfums, duftstoffhaltigen Wasch- und Pflegeprodukten hat dramatisch zugenommen.

Duftstoffe in Wandfarben – Eine neue Barriere für manche Behinderten

Als innovative Neuheit wurde zu Anfang des Jahres von einer Firma ein Patent für Farben und Wandabwicklungen vorgestellt, diese enthalten Duftstoffe, die über Jahre an die Umgebungsluft freigegeben werden. CSN nahm dies zum Anlass, das UBA zu konsultieren und um Stellungnahme zu bitten, da davon auszugehen ist, dass solche duftstoffhaltigen Farbsysteme dafür sorgen, dass sich z.B. Personen, die unter MCS oder Asthma leiden, in solchen Gebäuden nicht aufhalten können. Entsprechende wissenschaftliche Literaturhinweise, Studien und Abstracts wurden beigefügt.

Der Offene Brief des CSN nebst Anlagen wurde nachrichtlich auch an die Verbraucherzentrale Bundesverband e.V., Dr. Michael Müller MdB – Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Umwelt Natur und Reaktorsicherheit – und an den Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. gesendet.

Die Antwort des Umweltbundesamtes drückte Sorge über den Einsatz von Duftstoffen in Innenräumen aus. Der Antwortbrief des UBA ist im Anschluss an die nachfolgende CSN Anfrage zu lesen.

Offener Brief bzgl. Pressemitteilung der Firma Wacker Chemie AG vom 31.3.2009

Sehr geehrter Herr Dr. Straff,

am 31. März 2009 informierte die Firma Wacker Chemie AG, München, in einer Pressemitteilung über eine Neuentwicklung zum Einsatz von Duftstoffen in der Bauindustrie.

Im Wortlaut:

„Unter dem Motto „Inspired By Excellence“ präsentiert der Münchner WACKER-Konzern auf der vom 31. März bis 2. April 2009 in Nürnberg stattfindenden European Coatings Show (ECS) nachhaltige Produktlösungen aus den Kompetenzbereichen Coatings, Construction und Adhesives

CAVAMAX®/CAVASOL® Cyclodextrin-Duftstoff-Komplexe für innovative Coatings

WACKER hat ein System entwickelt, mithilfe von Cyclodextrinen Duftstoffe in Bauanwendungen trotz der hohen Flüchtigkeit und der chemischen Empfindlichkeit dieser Stoffe effektiv einzusetzen. Die ringförmigen Zuckermoleküle schützen empfindliche Substanzen in ihrem Inneren und setzen sie nach dem Trocknen und Abbinden des Beschichtungsstoffes kontrolliert frei. Damit bietet sich erstmals die Möglichkeit, ätherische Öle und andere Duftstoffe in unterschiedlichen

nichthydrophoben Anwendungen der Bauindustrie, wie Beläge, Putze, Anstriche, Spachtelmassen und andere Beschichtungen sowie Dichtstoffe, einzusetzen.“

Im Hintergrundpapier April 2006, „Duftstoffe: Wenn Angenehmes zur Last werden kann“ stellte das Umweltbundesamt fest:

„Aus Gründen der Vorsorge empfiehlt das UBA, Duftstoffe in öffentlichen Gebäuden – wie Büros, Kaufhäusern und Kinos – nicht einzusetzen, um die Gesundheit empfindlicher Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zu beeinträchtigen. Sofern trotzdem Riech- und Aromastoffen in die Raumluft sollen, darf dies nur mit Zustimmung aller Raumnutzer erfolgen, um Belästigungen zu vermeiden. …

Das UBA rät davon ob, Riech- und Aromastoffen gezielt über Lüftungs- und Klimaanlagen in Gebäuden zu verbreiten, vor allem, falls dies ohne Kenntnis der Raumnutzerinnen und -nutzer erfolgt. Aus Sicht des UBA birgt ein solcher Zusatz im Zweifelsfall – bei bisher weitgehend unbekannten Risiken – eher gesundheitlichen Schaden als Nutzen für die Verbraucherinnen und Verbraucher. „

Cyclodextrin-Duftstoff-Komplexe können in Belägen, Putzen, Anstrichen, Spachtelmassen, Beschichtungen sowie Dichtstoffen eingesetzt werden.

Bitte teilen Sie uns mit, wie der Verbraucher in Zukunft davor geschützt werden kann/soll, dass er unwissend in Innenräumen wohnt, arbeitet, oder Gebäude betreten muss, die durch den Einsatz von CAVAMAX®/CAVASOL® beduftet werden.

Bestimmte Personengruppen in unserer Bevölkerung haben erhebliche Probleme mit Duftstoffen, hierunter fallen bekannterweise auch Schwangere und Chemotherapie-Patienten. Für weitere Personengruppen stellen Cyclodextrin-Duftstoff-Komplexe eine regelrechte Gesundheitsgefahr dar, hierzu zählen Allergiker, Asthmatiker als auch für jene Menschen, die an einer Multiplen Chemikalien Sensitivität (MCS) erkrankt sind. Mithin ist durch den Einsatz solcher Systeme mit einem Anstieg gerade eben dieser Erkrankungen zu rechnen.

Nicht nur chemische Duftstoffe können zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Durch neuere Studien wurde bekannt, dass ätherische Öle ebenfalls nicht unbedenklich sind. Neben luftgetragenen Risiken für Allergiker, wird von Wissenschaftlern auch für gesunde Raumbenutzer Bedenklichkeit signalisiert. Insbesondere in den Sommermonaten mit höherer Ozonbelastung ist in Räumlichkeiten in denen ätherische Öle in der Raumluft enthalten sind, mit Schadstoff- und Feinstaubeintrag durch Oxidationsprozesse zu rechnen. Erkenntnisse, die u. a. in Studien von Nazaroff et al/ Berkeley University (2006) und Weschler et al/ University Texas (2004) nachgelesen werden können. (Anlage)

Abschließend möchten wir noch darauf hinzuweisen, dass der Einsatz von Farbsystemen die Duftstoffen enthalten, in öffentlichen Gebäuden im Rahmen der am 23.03.09 auch in Deutschland in Kraft getretenen UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen festgeschriebene Nichtdiskriminierung verstößt, da er insbesondere in Gebäuden wie Schulen, Krankenhäusern,

Pflegeeinrichtungen, Behörden und Veranstaltungsgebäuden für Teile der oben angesprochenen Personengruppen, neue (teils unüberwindbare) Barrieren errichtet.

Auch Personen, die unter Einfluss von Duftsstoffen bisher noch keine gesundheitlichen Probleme entwickelt haben, empfinden Duftstoffe oft als lästig und störend. Mithin will niemand durch Duftstoffe beeinflusst werden.

Dieser offene Brief wird zeitgleich im Blog des Chemical Sensitivity Network http://www.csn-deutschland.de/blog veröffentlicht.

Wir bitten Sie um eine Stellungnahme.

Mit freundlichen Grüßen

Silvia K. Müller

CSN – Chemical Sensitivity Network

Das Umweltbundesamt schrieb eine Antwort auf die CSN Anfrage vom 24.06.2009:

Umweltbundesamt, Dr. Wolfgang Straff, Dessau, 15.07.2009

Sehr geehrte Frau Müller,

vielen Dank führ Ihr Schreiben. Es zeigt uns, wie wichtig unsere Arbeit in diesem Bereich ist. Wie Sie richtig zitieren, empfiehlt das UBA, Duftstoffe in öffentlichen Gebäuden nicht einzusetzen. Diese Empfehlung gilt nach wie vor.

Als wissenschaftliche Bundesoberbehörde gehört es zu unseren Aufgaben, sowohl die politischen Entscheidungsträger, als auch die allgemeine Öffentlichkeit über Fragen des Umweltschutzes und auch der gesundheitlichen Zusammenhänge zu informieren und Empfehlungen auszusprechen. Aus diesen Empfehlungen ergibt sich allerdings keine rechtliche Verbindlichkeit – weder für private, noch für juristische Personen. Wir beurteilen die Anwendung von Duftstoffen in Innenräumen – insbesondere dann, wenn dies zur Maskierung mangelhafter Raumluftqualität erfolgt – aus lufthygienischen Gründen kritisch. Trotzdem teilen wir nicht Ihre Auffassung, dass eine Exposition gegenüber Duftstoffen zwangsläufig mit gesundheitlichen Problemen bestimmter Personengruppen verbunden sein muss. Dies gilt nach unserer Auffassung auch nicht für Schwangere und Chemotherapiepatienten und -patientinnen.

Besorgte Verbraucherinnen und Verbraucher sollten darauf achten, dass bei Renovierungsmaßnahmen solche Produkte zur Anwendung kommen, die keine unerwünschten Inhaltsstoffe enthalten. Eine Orientierung gibt das Umweltzeichen „der blaue Engel“, bei dessen Vergabekriterien Aspekte des Umwelt- und des Gesundheitsschutzes eine Rolle spielen.

Sowohl Qualität der Außen- als auch der Innenraumluft ist für das UBA ein wichtiges Thema. Es wird sich auch weiterhin mit der hygienischen Problematik der Anwendung von Duftstoffen befassen.

Mit freundlichen Grüßen,

Im Auftrag

Dr. W. Straff

Die beliebtesten Artikel der ersten sechs Monate des Jahres 2009 im CSN Blog

Blog Top10 Chemical Sensitivity

Für alle Statistikfans haben wir ausgewertet, welche Artikel im CSN Blog im ersten Halbjahr 2009 am Häufigsten gelesen wurden.

Schaut Euch auch die Kommentare zu den Artikeln an, denn bei manchen Blogs waren sie es, die dafür sorgten, dass der Artikel so oft angeklickt wurde.

Die CSN Silvester-Party beispielsweise lief über die Kommentarfunktion und hatte 305 Kommentare, mit denen MCS Kranke für andere Stimmung erzeugten.

Wir wünschen interessante Lektüre,

Euer CSN Blogger-Team

Zum Lesen der CSN Top10 einfach die Artikel anklicken:

Genormt, Manipuliert, Krank – Was Duftstoffe machen

Saubere Luft statt Chemikalien in der Luft

Wir wollen saubere Luft. Angenehme oder neutrale Gerüche. In unsere gute Luft stecken wir Geld und Aufwand. Alles gegen den Mief. Wir putzen, sind reinlich und ordentlich. Aber das ist nicht alles. Wir setzen auch Stoffe ein, die für uns gut riechen. Das ist nichts Neues. Schon immer nutzten Menschen wohlriechende Stoffe für sich, zum Beispiel den Duft von Blumen, Kräutern oder Obst. Denken Sie an getrocknete Rosenblüten, Blumensträuße oder duftende Säckchen mit Lavendel aus Eigenanbau im Garten. Der Geruch von Blumen und Kräutern aus dem Garten oder von der Wiese, oder der Duft der kochenden Marmelade auf dem Herd im Sommer. All das war sicher nicht jeden Tag da, sondern ein kleines Highlight im Alltag.

Doch die Industrie hat gelernt, mit den guten Gerüchen kräftig Profit zu machen. Wenn es heute nach Blumen riecht, braucht man nicht mehr zu erwarten, eine echte Blume zu finden. Der Blumenduft wird im Labor entwickelt und dann in der Fabrik in großer Menge hergestellt. Mit Blumen, Holz, Obst oder nach was es auch immer riechen soll, hat das absolut nichts mehr zu tun.

Grauer Alltag statt Dufthighlights – Aller riecht nach der gleichen Chemie

Den Stand des Highlights haben die angenehmen Düfte auch längst verloren. Wir bemerken sie nicht mehr, weil sie ständig in unserer Nase sind.

Duftstoffe sind überall. Gemeint ist nicht nur das Parfüm zum absichtlichen Aufsprühen oder das Raumspray. Tatsächlich sind nahezu alle Waschmittel, Kosmetika, Seifen und Shampoos, Putzmittel sind mit Duftstoffen versetzt. So wird auch aus dem vermeintlichen Highlight grauer Alltag. Und wie wollen wir riechen, wie der erste sonnige Tag im Frühling riecht, wie ein heißer Sommer riecht, Regen oder Wald, Laub und Erde in der Herbstsonne, der erste Schnee… Sicher haben Sie bei den letzten Begriffen durchaus an bestimmte Gerüche gedacht. Sommer. Wie riecht Sommer? Nach Sonnencreme? Dann geht Ihnen vom restlichen, natürlichen Geruch der Pflanzen, der Erde und des Essens in dieser Zeit so einiges durch die Lappen.

Wie der Duft des Sommers zur Industrie-Norm wird

Dabei ist der Duft in der Sonnencreme nicht für die Wirkung nötig. Es werden auch für Allergiker duftfreie Sonnencremes produziert, die genauso gut wirken. In der Sonnencreme wirken mineralische oder chemische UV-Filter. Nach den typischen Sonnencremegerüchen riechen die aber nicht. Die typischen Sonnencremegerüche, wo kommen die her? Da überlegen sich Marketingspezialisten, welche Gerüche wir mit Sommer und Sonne verbinden könnten. Dann entwickeln sie einen Duft. So riecht dann Sonnencreme. Wenn der Geruch sich bewährt, also die Leute das Produkt viel kaufen, riechen bald alle anderen Produkte so ähnlich.

Schon hat Deutschlands Sommergeruch eine Industrienorm. Dann riecht Sommer eben so. Und wenn wir gerade keine Sonnencreme brauchen, ist der entsprechende Sommergeruch im passenden Weichspüler oder im Parfümflakon. Dabei haben warme Sommertage eine große Bandbreite an Gerüchen, mit denen jetzt nicht heißer Asphalt und Gummireifen unterm Einfluss zu hoher Temperaturen gemeint sind. Denken Sie an abgemähte Wiesen oder hohes Gras, an Erdbeeren im Stroh wenn die Sonne darauf scheint, an einen milden Regenguss…

Kleiner Tipp: Mal raus in die Natur gehen, ohne Parfüm und Sonnencreme (vor viel Sonne kann auch ein Hut und ein Shirt schützen), in den Wald oder an einen See, im Morgentau oder in der Abenddämmerung, bei Sonne und Hitze oder nach einem lauen Regen. Mal sehen, wie es da riecht. Und wie vielfältig die natürlichen Gerüche sind.

Profitieren tut nur die Industrie

Die Industrie darf uns die Gerüche nicht wegnehmen. Sie sind schließlich ein Stück von unserem Leben. Und die künstlichen Gerüche sind überall. Tatsächlich ist es kaum möglich, den Chemiefabrikdämpfen aus dem Wege zu gehen. Jeder trägt ein anders Parfüm, überall mischen sich die Ausdünstungen von Weichspülern, Kosmetika, Putzmitteln. Diesen Mix kennt jeder, nimmt ihn entweder noch wahr oder bemerkt es gar nicht mehr. Was bringen uns Parfümgerüche, wenn wir so daran gewöhnt sind, dass wir sie nicht mehr merken? Eben. Nichts, nur die Firmen definieren ihre Produkte über deren Geruch. Da klingeln ein paar Kassen, für uns springt aber nichts raus.

Duftmarketing – Was verbirgt sich dahinter?

Aber es geht noch eine ganze Nummer fieser. Duftmarketing nennt sich der neueste Trick. Gut, ganz so neu auch nicht mehr, einige Jahre alt und ganz groß im Einsatz. Wir achten nicht mehr darauf, was wir riechen, weil wir ständig irgendetwas riechen und es absolut nichts zu bedeuten hat. Dennoch nimmt unsere Nase die Gerüche wahr. Was, wenn sich nun ein Geruch darunter mischt, mit dem unser Gehirn etwas verbindet? Als Verbraucher werden wir ganz gezielt manipuliert! Wie geht das?

Zum Beispiel stehen Sie in der Stadt auf der Straße und wollen bummeln gehen. In ein Cafe vielleicht, vielleicht auch erst mal die Blumen vorm Blumenladen ansehen oder im Kleidergeschäft mit der neuen Sommermode herumgucken. Also, so viele Möglichkeiten, wohin nun? Sie denken auf einmal an Ihren letzten Urlaub. Sommer, Sonne, Strand. Sie wissen zwar noch nicht, wohin Sie dieses Jahr fahren und haben viel passende Urlaubsgarderobe im Schrank. Trotzdem, Sie gehen mal in das Geschäft hinein. Später im Auto fragen Sie sich, warum Sie noch so eine Strandtasche gekauft haben, Sie haben doch schon vier von der Sorte im Schrank. Sie nehmen sowieso nur zwei mit.

Eiskalt reingelegt

Was ist hier passiert? Eine Möglichkeit: Sie wurden mit einem Duft, der so leicht war, dass Sie ihn kaum wahrgenommen haben, ihr Gehirn aber sehr wohl, geschickt manipuliert. Das Kleidergeschäft setzte schon auf das Duftmarketing. Sie beduften ihr Geschäft und den Eingangsbereich gezielt mit einem Duft, den wir mit Urlaub verbinden. Zum Beispiel mit einem so ähnlich wie in der Sonnencreme. Wir denken automatisch an Urlaub und angenehme Dingen, fühlen uns von der Quelle der Gerüche und Empfindungen angezogen. Dann kaufen wir viel leichter etwas.

Hier ist es der Industrie nicht nur gelungen, Ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen, sondern auch, Ihre Gefühle zu manipulieren. Gerüche und Gefühle stehen seit jeher in enger Verbindung, das ist im Gehirn nun mal so angelegt. Aber Kaufen, Geschäfte machen, das sollte eigentlich auf der sachlichen Ebene bleiben, oder? Sie können Duftmarketing durchaus als unverschämten Übergriff auf Ihre Intimsphäre, Ihre Gefühle ansehen.

Duftstoffe sind Chemikalien, die krank machen

Die künstlichen Düfte nehmen uns aber nicht nur angenehme Erfahrungen mit natürlichen Gerüchen, Dufthighlights im Alltag, weg, und manipulieren uns beim Kaufen. Sie machen auch noch krank. Die Zahlen der Duftstoffallergiker und Chemikaliensensiblen, das sind Personen, die nicht nur auf Duftstoffe, sondern auch auf andere chemische Stoffe wie Lösungsmittel usw. mit Krankheitssymptomen reagieren, steigen stetig. Ob Asthma oder Kontaktekzem, offensichtliche Allergie oder dauernde unspezifische Beschwerden wie Kopfweh, Schwindel oder Übelkeit, Duftstoffe machen Millionen von Menschen einfach nur krank!

Fast 20% der Bevölkerung krank von Duftstoffen

In Amerika wurden sogar Studien dazu gemacht. So haben die Wissenschaftler Caress und Steinemann in den USA Telefonumfragen durchgeführt.

Frage: Wer hat Probleme mit Duftstoffen?

In den Gebieten, in denen befragt wurde, fühlten sich 30,5% der Gesamtbevölkerung sich von den Duftstoffen an Mitmenschen belästigt, denken Sie an das unerträglich penetrante Parfüm eines Sitznachbarn z.B. im Wartezimmer. Dem Rest ist es wohl einfach egal, die merken es eben nicht mehr, wenn es überall nach Chemie riecht. In der Gesamtbevölkerung beklagten aber in der einen Befragung 19%, in der anderen ca. 11%, dass sie schwere gesundheitliche Probleme mit Duftstoffen hätten.

Das sollte uns zum Nachdenken bringen. Wer chemikaliensensibel ist oder schwere Duftstoffallergien hat, kann kaum mehr aus dem Haus gehen und verliert nicht selten seinen Arbeitsplatz, weil er oder sie die ganzen Duftstoffe um sich herum gesundheitlich nicht mehr erträgt. Das sind nicht gleich die 19% der Bevölkerung, aber wenige sind es nicht, die es so schwer trifft. Und für was das alles? Den praktischen Nutzen von Duftstoffen, außer dem für die Kassen der Konzerne, den muss uns noch mal einer weiß machen.

Verbraucher können und müssen handeln

Was können Sie tun? Wenn Sie es leid sind, manipuliert zu werden, Ihren Geruchssinn in Industrienormen pressen zu lassen, und dabei mit ihren eigenen Duftstoffdämpfen kranken Mitmenschen zu schaden? Hier finden Sie Tipps, was Sie als Verbraucher tun können, um klar zu machen, dass die Industrie nicht alles mit Ihnen machen kann.

Ob Allergien oder nicht, duftstofffreie Produkte bevorzugen. Fragen Sie nach Produkten für Allergiker, und achten Sie drauf, dass tatsächlich „ohne Duftstoffe“ draufsteht. Bitte merken Sie sich, diese Produkte kosten nicht mehr und sind ganz normal im Supermarkt zu erhalten! So gibt es in Drogerien ganze Produktserien mit duftstofffreien Körperpflegeprodukten und Spülmittel zum niedrigen Preis.

Sie riechen, ob ein Produkt ohne Duftstoffe ist, und Sie lassen sich nicht hereinlegen. Das „natürliche ätherische Öl“ ist erstens nicht immer so natürlich, weil es z.B. mit üblen Lösungsmitteln aus den Pflanzen gelöst wird, und zweitens ist das Normen von Gerüchen, Manipulation und das Erzeugen von Allergien damit auch möglich. Glauben Sie also nicht, wo Bio draufsteht, ist was Besseres drin. Bei Kosmetik ist es oft nur was Teureres. Die Standards für Biokosmetik sind nicht mit den strengen Regeln für den Anbau von Biolebensmitteln zu vergleichen.

Auch mit Aromastoffen in Fertiglebensmitteln werden die Verbraucher auf einen Einheitsgeschmack hin manipuliert. Wenn Sie sich das nicht gefallen lassen wollen, machen Sie so viel wie möglich selbst, meiden Fertignahrung. Aroma (egal ob „natürlich“ davor steht), Glutamat, E-Nummern? Wenn Sie eine Alternative haben, lassen Sie das Produkt im Regal. Weniger Fertigfutter, mehr selbst machen oder auf Einfaches setzen. Also wenn die Zeit knapp ist lieber Brot belegen oder Spaghetti kochen statt Büchse öffnen, und am Wochenende richtig schön kochen.

Lassen Sie sich beim Kauf nicht manipulieren. Kaufen Sie nur, was Sie kaufen wollten. Keiner sollte Sie mit Tricks zum Kaufen bewegen dürfen, Sie brauchen Ihr Geld schließlich noch! Wenn Sie wissen, dass Sie öfters spontan etwas Kaufen, was Sie nicht geplant hatten, schreiben Sie sich am Besten immer auf, was Sie kaufen wollen, wenn Sie etwas brauchen, und kaufen nur das. Wenn Sie wissen, was Sie wollen, kann Ihnen keiner was andrehen!

Sie finden die Duftstoffmanipulation richtig gemein und wollen helfen, etwas dagegen zu tun? Informieren Sie. Jeder hat das Recht zu wissen, wie Verbrauchermanipulation versucht wird, und wie man sich wehren kann. Binden Sie zum Beispiel diesen Link auf Ihre Website ein. Schicken Sie den Link herum. Stecken Sie da, wo die Manipulation stattfindet, im Supermarkt, Infoblätter an das Brett mit den Flyern…

Autor: Amalie für CSN – Chemical Sensitivity Network, 10. Juli 2009

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Das Risiko steigt – unser Engagement auch! Kostenlose Duftstoff-Infokarten klären auf

Kostenlose Infokarte über Gefahren durch Duftstoffe

Duftstoffe zählen laut Expertenauskunft zu den Top-Allergieauslösern und stellen auch für Asthmatiker, Menschen die unter Migräne leiden, Schwangere und insbesondere für Personen mit Chemikaliensensitivität ein großes gesundheitsbeeinträchtigendes Problem dar. Doch nicht nur für diese Mitmenschen sind Parfums, Aftershaves, Weichspüler, Raumduftsprays ein Risikofaktor, sondern für jeden, denn sie bestehen weitgehend aus Chemikaliengemischen, die im Stande sind die Gesundheit von jedem zu beeinträchtigen.

Parfums enthalten häufig mehrere hundert chemische Einzelsubstanzen. Von einigen die regelmäßig darin zu finden sind, weiß man in der Medizin, dass sie Krebs, Nerven- und Immunschäden, Allergien, Hautekzeme, Geburtsschäden und vieles mehr auslösen können. Aus Rücksicht auf die Gesundheit aller, nicht nur der bereits erkrankten Mitmenschen, sollten wir in der Öffentlichkeit auf Duftstoffe verzichten. Nicht zuletzt der eigenen Gesundheit zuliebe.

Kostenlose Infokarte über Gefahren durch Parfum, Aftershave, Duftstoffe

Kostenlose Infokarte über Gefahren durch Parfum

Werden Sie aktiv

Um die Aufklärung über die Gefahren, die in Parfums und Duftstoffen stecken, zu erleichtern hat CSN spezielle Duftstoff-Infokarten gestaltet und drucken gelassen, damit sie jeder in seinem Umfeld verteilen kann.

Die Duftstoff-Infokarten können Sie kostenlos gegen einen frankierten und adressierten Rückumschlag anfordern. Wenn Sie Interesse an den Duftstoff-Infokarten haben, frankieren Sie bitte den Rückumschlag (Langformat) für 10 Infokarten mit 1.45€ (weitere Mengen sind auf Anfrage möglich) und senden Sie diesen an CSN – Chemical Sensitivity Network, Mühlwiesenstr. 2, 55743 Kirschweiler.

CSN wünscht viel Erfolg beim Verteilen!

ZUM NÄHEREN INFORMIEREN ÜBER DUFTSTOFFE ANKLICKEN >>>

Informationen über Duftstoffe und gesundheitliche Einschränkungen durch Duftstoffe

Die nackte Wahrheit über MCS – Multiple Chemical Sensitivity

mcs-die-nackte-wahrheitVergangene Woche wurde in der Onlinezeitung Delirio ein Beitrag über MCS veröffentlicht, bei dem Eva Caballé, eine spanische MCS Aktivistin die den Blog NO FUN betreibt, sich der Kamera nackt darbot und die nackte Wahrheit über MCS schrieb.

Für andere Länder sieht es oft so aus, als hätten die an MCS Erkrankten in Deutschland mehr Hilfe, medizinische Versorgung und Unterstützung, weil MCS in unserem Land als körperlich bedingte Krankheit mittels eines ICD-10 Codes einklassifiziert ist und auch als körperlich bedingte Schwerbehinderung gelistet ist. Die Realität für MCS Kranke in Deutschland ist jedoch hart und bitter. Auch hierzulande werden Chemikaliensensible ausgegrenzt und vom gesellschaftlichen System fallengelassen. Obendrauf werden die Erkrankten häufig systematisch psychiatrisiert. Medizinische Versorgung, die speziell auf Chemikaliensensible ausgerichtet ist und auch die dazu erforderlichen umweltkontrollierten Räumlichkeiten aufweisen kann, sucht man vergebens. In öffentlichen Gebäuden wurde bisher keine der allgegenwärtigen „unsichtbaren Barrieren“ aus dem Weg geräumt, wie sie bspw. Duftspender auf Toiletten, duftende chemische Putzmittel oder parfümierte Angestellte für Menschen, die an MCS erkrankt sind, darstellen.

Wir Chemikaliensensiblen in Deutschland können uns den spanischen MCS Kranken anschließen, denn auch uns lässt man nackt und ohne Hilfe liegen.

Die nackte Wahrheit über MCS

Die nackte Wahrheit über MCS

von Eva Caballé

Wir werden nackt geboren, dann geben sie uns Duftstoffe, parfümierte Windeln, Kleidung, die mit Weichspüler gewaschen ist, Cremes mit allen möglichen Duftstoffen, und sie fahren uns herum in Kinderwagen aus Plastik, währenddessen wir ziemlich verschmutzte Luft einatmen.

Wir wachsen heran und sie machen uns glauben, dass wir alles erreichen können, was wir nur wollen, dass wir unsere Zukunft selbst bestimmen können. Dass Glücklichsein damit zusammenhängt, alles zu kaufen und dass der Staat da ist, um uns beschützen und über uns zu wachen – auch wenn ich daran meine Zweifel hatte.

Eines Tages wachst Du auf und nichts macht mehr Sinn. Du machst die Nachttischlampe an und Deine Augen fangen an zu brennen; Du öffnest das Fenster und Du nimmst neue Gerüche wahr, die Dir den Atem nehmen. Du machst das Radio an und die Musik hämmert in Deinem Kopf, so stark, dass Du Angst haben musst, er würde jeden Augenblick explodieren. Und Du hast keinen Kater. Es ist schlimmer. Es nennt sich Multiple Chemical Sensitivity (MCS) und es ist bleibend. Dein Körper hat „genug“ gesagt, ist zusammengebrochen und versucht, all das abzulehnen, von dem sie sagen, dass es zum Glücklichsein dazugehört. Dein Leben hat eine unvorhergesehene Wende genommen, Dein Geist verändert sich, Deine Zukunft entschwindet, Du hast weder körperliche noch mentale Energie. Die Krankheit drängt Dich dazu, Dein Leben hinter einer Maske zu verbringen und in Isolation vom Rest der Welt zu sein.

Multiple Chemical Sensitivity ist nicht merkwürdig oder eine Seltenheit. Es betrifft etwa 5% der Bevölkerung. Es ist eine chronische Krankheit, nichts Psychisches, das Symptome verursacht als Reaktion auf minimalen Kontakt gegenüber alltäglichen und unnötigen chemischen Produkten, wie Bleichmitteln, Raumduftsprays, Parfums, etc. Wir leben eingesperrt in unseren Häusern, aber es ist nicht erforderlich, dass wir rausgehen, um eine Zusammenbruch zu bekommen. Die Kleidung deines Nachbarn, die zum Lüften draußen hängt, nimmt Dir den Atem, sorgt dafür, dass Du Dich krank fühlst, bis Du dann bewusstlos wirst – Danke an die wundervollen, toxischen Weichspüler.

Nichts als die nackte Wahrheit über MCS

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkennt bislang nicht an, dass MCS-Kranke der Hilfe bedürfen, und erwartet, dass sie zahllose weitere Studien bekommt, die deren Hilfsbedürftigkeit beweisen. Das Europäische Parlament schließt MCS in eine wachsende Anzahl von Krankheiten ein, die mit Umweltfaktoren in Zusammenhang stehen. Der Grund dafür ist der Druck, den die chemische und pharmazeutische Industrie ausübt, damit die Krankheit nicht anerkannt wird, weil MCS durch chemische Produkte verursacht wird, die wir alle konsumieren. Die ökonomischen Interessen stehen ganz klar vor unserer Gesundheit. In Ländern, in denen das Problem anerkannt ist, wie in Deutschland, werden medizinische Hilfe und finanzielle Unterstützung geboten. In einigen anderen Ländern wird gerade darüber nachgedacht.

Und wie ist die Situation in Spanien? Wir existieren nicht für unsere vaterländische Regierung. Zusätzlich zu dem Drama, an MCS zu leiden, lassen sie uns im Stich, ohne medizinische Hilfe und ohne Recht auf soziale Unterstützung, wenn wir nicht mehr arbeiten können. Sie lassen uns nackt und ungeschützt liegen, wie Menschen zweiter Klasse, weil wir der Beweis dafür sind, dass unser derzeitiges Gesellschaftssystem versagt hat. Auch wenn niemand es so sehen will oder Maßnahmen ergreift, es zu ändern.

Sie nehmen uns auch jede Hoffnung, die wir haben, uns einmal besser zu fühlen. Die Pharmakologen finanzieren nur dann Forschung, wenn sie einen Profit damit erzielen können. Als Ergebnis dessen werden seltenere Krankheiten nicht erforscht, nicht einmal MCS, das 5% der Bevölkerung betrifft. Die chemische und pharmazeutische Industrie weiß, dass wir krank werden, weil wir vergiftet sind und dass die Lösung kein Medikament ist, das sie reich machen kann. Die Lösung ist ein Wandel im derzeitigen Gesellschaftssystem, Reduzierung der riesigen Mengen von chemischen Produkten, denen wir jeden Tag ausgesetzt sind. Offensichtlich darf dies nicht sein, und so bestreiten sie, dass MCS existiert, weil ihre ökonomischen Interessen aufs Spiel gesetzt würden.

Die chemische Industrie, unterstützt von der Regierung, hat nicht das Recht, die Bevölkerung einer unfreiwilligen Exposition gegenüber chemischen Substanzen zu unterwerfen, deren Wirkung noch ungewiss ist. Wenn wir MCS entwickeln, müssen wir alle Parfums wegwerfen, Weichspüler, Plastik, etc…um wieder nackt zu sein. Wir werden wiedergeboren, aber es ist ein neues Leben, dass wir uns nicht ausgesucht haben. Wir wissen durch die wissenschaftliche Forschung, die bereits getan wurde, dass MCS auch genetische Komponenten hat, so dass nicht jeder es entwickeln kann. Aber das rettet Dich nicht davor, Gifte zu akkumulieren, bis Du Krebs hast oder eine andere Krankheit, die mit der Umwelt in Zusammenhang steht.

Diejenigen, die unter MCS leiden, fordern, dass ihre Krankheit anerkannt wird; wir fordern die gleichen Rechte zu erhalten wie alle anderen chronisch kranken Menschen; wir fordern, dass die Gesellschaft das Risiko, dem sie ausgesetzt ist, wahrnimmt; wir fordern, dass die Regierung die Bevölkerung beschützt und verhindert, dass sie krank wird, und das die Industrie die Verantwortung und die Kosten übernimmt für die Schäden, die sie anrichtet.

Wir wollen nicht, dass sich irgendjemand wieder nackt fühlt, als Ergebnis, weil er unter MCS leidet.

Die nackte Wahrheit über Multiple=

Deutschsprachige Übersetzung und dt. Antext: Silvia K. Müller, CSN – Chemical Sensitivity Network

Der Originalartikel erschien in der Onlinezeitung Delorio in der Ausgabe DesNudo

In den USA publizierte Canary Report eine englischsprachige Übersetzung: The naked Truth

HET ABC van MCS in den Niederlanden publizierte „The naked Truth“ in Teil 1 und Teil 2

Vielen Dank an Delirio und Eva, dass wir den Artikel übersetzen und mit den Originalbildern präsentieren durften!

Bessere Aussichten für Umweltkranke? Konferenz Gesunde Umwelt in Innenräumen

Umweltkranke und Menschen mit Chemikalien-Sensitivität / MCS, die bereits auf geringste Konzentrationen von Schadstoffen in Innenräumen reagieren, warten gespannt auf das Ergebnis der Konferenz GESUNDE UMWELT IN INNENRÄUMEN die vom Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt in Berlin ausgerichtet wurde. Wenn sich neue Regelungen zur Verbesserung der Innenraumluft in Innenräumen daraus ergeben, könnte dies für Menschen mit Chemikalien-Sensitivität, Asthmatiker und viele Millionen Allergiker mehr Lebensqualität bedeuten und ein erster Schritt in Richtung Barrierefreiheit für diese Behinderten sein.

umweltbundeamt-uba

Presse-Information 041/2009 – Gemeinsame Presseinformation mit dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit:

Konferenz Gesunde Umwelt in Innenräumen

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Michael Müller, hat heute in Berlin eine Konferenz zur Luftqualität in Innenräumen eröffnet: „Umweltschutz ist vorsorgender Gesundheitsschutz. Wir müssen überall dort tätig werden, wo Umweltfaktoren zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Da wir uns 80 bis 90 Prozent des Tages in Innenräumen aufhalten, ist die Sorge um die Raumluftqualität ein wichtiger Bestandteil der Prävention von gesundheitsbezogenen Umweltbelastungen“, sagte Müller. Die gemeinsam von Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt ausgerichtete Konferenz soll heute und morgen (23. und 24. Juni) klären, welche Probleme es aktuell in Innenräumen gibt, wie diese gesundheitlich zu bewerten sind und welche politischen Handlungsoptionen sich daraus ergeben.

Zu Hause, in der Schule, im Büro oder in Verkehrsmitteln – die Menschen in Deutschland halten sich den überwiegenden Teil des Tages in Innenräumen auf. Sie sind dort vielfältigen Belastungen ausgesetzt: Chemische Stoffe wie Lösemittel oder Weichmacher, feiner und ultrafeiner Staub oder Mikroorganismen wie Bakterien und Schimmel. Einige Innenraumschadstoffe, die in der Vergangenheit eine Rolle spielten, sind dank politischer Bemühungen und konsequenten Handelns verschwunden, beispielsweise das Holzschutzmittel Pentachlorphenol, chlorierte Lösemittel wie Perchlorethylen oder auch Asbest.

Andere, neue Stoffe sind an ihre Stelle getreten: So finden sich heute mehr als 200 flüchtige und schwer flüchtige organische Verbindungen in der Innenraumluft. Die Raumluftkonzentrationen hängen dabei von den eingesetzten Materialien ab, von Bauprodukten über das Inventar bis zu beispielsweise Reinigungsmitteln. Die Belastung hängt auch von dem Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer sowie von der Gebäudekonstruktion und -situation ab. In vier Fachforen werden auf der Konferenz die Themen Energiesparen und gute Raumluft, Emissionen aus Bauprodukten, Emissionen aus Laserdruckern und Kopierern sowie der zunehmende und aus gesundheitlicher Sicht problematische Eintrag von Duftstoffen in die Raumluft behandelt.

Literatur:

UBA, Pressemitteilung: Gesunde Umwelt in Innenräumen, Dessau-Roßlau, 23.06.2009

Bildmaterial UBA